Das Hochzeitsmenü

Ort: Burg Fischwacht in Freiherrlich Tommelsbeuge in der Baronie Tommelsbeuge

Zeit: Anfang Phex 1045 BF

Personen:




"Verzeiht die Störung, Euer Hochgeboren, die Küchenmeisterin Simis lässt fragen, wann es Euch genehm sei, die Speisenfolge für das Fest zu besprechen."
Disibold hatte seinen Kopf durch die einen Spalt geöffnete Tür ins Scriptorium Geribolds gesteckt, so wie er es im Grunde immer tat. Von vor der Tür vernahm der Baron Tommelsbeuges Türe aufgeregtes Geflüster und Getuschel. Geribold hob seinen Kopf, blickte Disibold kurz streng an, legte dann aber ein Lächeln auf.
"Gehe ich Recht in der Annahme, dass Simis ohnehin schon vor der Tür steht, Disibold?"
Der angesprochene nickte knapp und zwirbelte seinen geölten Bart.
"Dann schick sie rein.", sagte Geribold knapp.
"Sehr wohl, Euer Hochgeboren. Wenn Ihr mich fragt, ein wunderbares Menü."
Mit diesen Worten verschwand der Kopf aus dem Türspalt und die beiden Damen betraten den Raum mit vielen ergebenen Knicksen.
Besonders Waliburia war sehr schüchtern, so fern von ihrem eigenen Herd. So überließ sie das Reden ihrer Kollegin, die zwar jünger, aber weltgewandter und temperamentvoller als Waliburia war.

Wie die meisten typischen Witzichenberger, war sie ein umgänglicher, ruhiger und in sich ruhender Charakter. Selten hatte sie in ihrem Leben ihre Heimat verlassen, und so bedeutete die Reise nach Tommelsbeuge, wo sie die dortige Küchenmeisterin bei den Vorbereitungen für das 'große Fest' kennenlernen und unterstützen sollte, um dann später auch beim Fest selbst zu helfen, ein wichtiges Ereignis in ihrem Leben. Mit großen Augen blickte sie auf den Baron, der ihr zwar nicht unbekannt war, hatte er ja auf Burg Tannwirk seinen Knappendienst absolviert, doch in seinem neuen Amt einen sehr würdigen Eindruck machte.

"Euer Hochgeboren", hob Ariana Simis an.
'Wir haben uns besprochen und ein Menü für die Feier anlässlich Eures Traviabundes kreiert. Dürfen wir es Euch vortragen?"
Geribold nickte Ariana auffordernd zu. Diese räusperte sich, um sich auf ihre Rede einzustimmen.

"Das Entrée wollen wir mit Süßwein und Apfelkompott beginnen. Dann folgen die Vorspeisen mit einer Biersuppe Angbarer Art, begleitet von einem kräftigen Brot. Außerdem kleine Käsesoufflés und Geflügelpastetchen."
Kurz musste Ariana Luft holen und blickte auf ihren Herren, in der Hoffnung auf seinem Gesicht bereits eine erste Zustimmung zu entdecken, doch dieser blickte die junge Köchin mit unergründlichem Blick an. Also setzte sie fort:
"Für die Hauptgerichte haben wir uns folgendes überlegt: Schweinebraten Dunkelsteiner Art mit Kruste in einer schmackhaften Biersauce, Tafelspitz mit Witzichenberger Grüner Soße, Hühnchen am offenen Feuer gegrillt und Forellen in einem Mantel aus Butter, Kräutern und Zitrone".

Erneut holte sie Luft und warf Geribold einen prüfenden Blick zu. Noch immer zeigte sich auf seinem Gesicht keine Reaktion. Ein erstes, verständiges Nicken war die einzige Reaktion, die Ariana erhielt.
"Als Beilagen haben wir uns für Knödel, Dereäpfel, Linsengemüse, Erbsen – Möhren – Gemüse und gedünsteten Fenchel entschieden, sofern Euer Hochgeboren zustimmt.
Für das Zwischengericht, wenn Gaukler und Barden ihre Darbietungen bringen, schlagen wir ein Gebäck von Käse und Thymian, Käsespießchen mit Dörrobst und Stückchen von frischen Birnen, kleine Apfelpastetchen und eine weitere Witzichenberger Spezialität, den Spundekäs‘, dazu feines helles Brot sowie kräftiges Landbrot, vor.
Dann empfehlen wir einen größeren Abstand, bevor wir zum Nachtisch kommen, zu welchem die Hochzeitstorte angeschnitten werden soll. Dazu haben wir an ein Sorbet aus rotem Bosparanjer gedacht, denn wir haben noch Eis im Gewölbe, und einer feinen Creme aus Vanille mit flambierter Oberfläche. Für die letzten beiden Gänge dann das Übliche wie eine Käseplatte."

Zufrieden beendete Ariana ihre Rede und warf Waliburia einen zufriedenen Blick zu und gemeinsam richteten sie ihre erwartungsvollen Blicke auf Geribold. „Ich danke den Damen für die Ausführungen.“ Einen Moment lang herrschte Stille, Ariana trat auf der Stelle von einem auf den anderen Fuß. Dann zeigte sich endlich ein Lächeln auf dem Gesicht Geribolds und sofort spiegelte es sich auch in Arianas Gesicht.

"Eine veritabel formidable Speisenfolge, meine Damen. Genau so werden wir es machen!", sprach er dann.

Er nickte noch einmal und schaute dann wieder auf den Brief, den er soeben verfasst hatte, als Disibold Schwarzlist ihn unterbrach – das Zeichen für Ariana und Waliburia zu gehen.



Autoren: Boesalbentrutz, Windwanderer SGS