Haus von Weiher und Sichel (Perainetempel Galebquell


Geschichte

Die Anfänge

Jahrtausende alt ist die Geschichte dieses Platzes als Heiligtum der Peraine. Schon früh nach Annexion des Gebietes an der Galebra in das Königreich Nordmarken und somit in das Bosparanische Reich erschienen hier im Orte 'Chraaz-Bulum' Priester der Göttin Paranja und siedelten sich an. Sie errichteten ihrer Göttin zu Ehren einen schlichten Ritualplatz, der schließlich überdacht und befestigt wurde. Gemeinsam mit den Priestern der Paranja von Curvus Galebra zelebrierten sie ihre archaischen Rituale, rodeten aber auch den Wald, bereiteten ihn für die Bauern vor, umsorgten die Neusiedler und dienten so mit jedem verrichteten Werk ihrer Göttin.
Erste Hohepriesterin des Tempels war die alte, aber weise Aretia. Sie organisierte den täglichen Ablauf, leitete die Riten und Zeremonien und war den Trodinaren an der Galebra eine gute Ratgeberin. Nach ihrem Tod folgte ihr Sohn Zeodes ihr als Hohepriester nach und so vererbte sich die Würde der Hohepriesterschaft in der Familie der Aretia.
Zeodes war es auch, der nach immer wiederkehrenden Überfällen von Rotpelzen aus den Koshim die Hilfe der wildniskundigen Priester des Leuthanios erbat. Rund um das Heiligtum standen nun nicht mehr nur die Hütten der Paranja-Priester, sondern auch ein geräumiges Haus der Leuthanios-Kleriker.

Zank der Schwestern

Als schließlich etwa eine halbe Tagesreise nördlich von Chraaz-Bulum Quellen entdeckt wurden, deren Wasser heilsame Kräfte besaß, da sah Zeodes dies als Zeichen seiner Göttin. Hochbetagt entsandte er seine Enkelin Jelinya mit einigen Priestern, Laiendienern und Bauern, die dort ein weiteres Haus der Göttin gründen sollten.
Obzwar das Haus Aretias nun zwei Hohepriester stellte, schwand sein Einfluss auf die örtlichen Machthaber. Der Trodinar bezog Residenz im Castell Galebrae bei Curvus Galebrae. Die Hohepriesterin des dortigen Tempels aus dem Hause Laias vom Hofe war eine hochgeschätzte Ratgeberin des Trodinaren und sie zögerte nicht, diesen Einfluss auch für ihr Haus und auch ihre Familie zu nutzen.
Der Zwist zwischen den Gemeinschaften der Paranja im Süden Galebras und der Satu im Norden des Trodinats ging auch am Tempel von Chraaz-Bulum nicht spurlos vorbei. Die Kleriker Leuthanios verließen das Heiligtum und schlossen sich den Satu-Dienerinnen an. Die Priester Paranjas zogen sich zurück in ihr Heiligtum und befestigten es bis zu einem veritablen Wehrkloster. Allerdings musste die Hohepriesterin Richmin Aretias auch den Tempel der Heilenden Quellen aufgeben. Hier gründeten nun die Satu-Priesterinnen unter ihrer Hohepriesterin Tyracosta einen Tempel.
Um den Tempel von Chraaz-Bulum herum wuchs nun aber auch eine Siedlung. Fischer, Bauern, Handwerker; sie alle bauten hier Häuser und gründeten Familien. Der Trodinar setzte dann nicht der Paranja geweihten Sohn der Hohepriesterin Alessia Aretias als Nobilen, und damit Verwalter des Ortes ein. Er begründete das Geschlecht der Aretias von Chraaz-Bulum. Um den häufiger werdenden Attacken der Satu- und Leuthanios-Diener etwas entgegensetzen zu können, riefen Alessia und der Hohepriester des Tempels zu Curvus Galebra, Robanos Laias vom Hofe schließlich die Priester des Shinxir zu Hilfe. Die Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Kirchen erreichten nun einen Höhepunkt. Der Nobile von Chraaz-Bulum und der Präfekt (wie die neue Amtsbezeichnung der Herrscher lautete) von Curvus Galebra waren selbst eingebunden in Kämpfe gegen verschiedene Marodeure; sie konnten nicht in diesen Zwist eingreifen.
Gerade die Priester des Tempels von Chraaz-Bulum gingen mit erstaunlicher Härte gegen die 'Diebinnen der Heilenden Quellen' vor. Alessia und ihre Nachfolgerin Teremin ließen gar die Töchter der Satu-Dienerinnen entführen, um sie in Chraaz-Bulum zu Priesterinnen Paranjas auszubilden. Erst als die Kirche der Satu an internen Machtkämpfen zerbrach, kehrte wieder Ruhe ein. Die Priester Parainas nahmen wieder die Heilenden Quellen in Besitz und übernahmen die Tempel Satus im Norden der Präfektur Galebra. Nach dem Silem-Horas-Edikt und dem Verbot zahlreicher Kulte, mussten die Dienerinnen Satus in die Wildnis verschwinden. Erstaunlicherweise war es der Hohepriester Isirun Aretias, welcher seinen Ahninnen zum Trotz den Zauberpriesterinnen Satus heimlich die Hand reichte. Die Kirche der Paraina und die Zauberpriesterinnen Satus schlossen Frieden und die Kirche schützte die Zirkel.

Das Neue Reich und die Heilige Hamwide

Die folgenden Jahrhunderte verliefen ruhig für die Gemeinschaft der Paraina-Priester im nunmehr Neuen Reich. Der Präfekt von Galebra wurde zum erblichen Baron ernannt, der Nobile von Grazbul konnte nun sein Amt weiter in seiner Familie vererben. Die Hochgeweihten richteten ihre Tempel auf bestimmte Aufgaben aus. Die Hüterin Hamwide Aretias vom grazbuler Tempel sammelte um 15 nach Bosparans Fall Schriften zur Heilung und zur Kräuterkunde, rief angesehene Heiler und Ärzte zu sich. So formte sie aus ihrem Tempel und ihrer Gemeinschaft einen Hort der Heilung. Sie legte auch den Grundstock zum gutsortierten Kräutergarten, der auch den heutigen Tempel auszeichnet. Der Tempel in Galebracurvum dagegen richtete sich auf Viehzucht, Acker- und Gemüseanbau aus. So teilten sich die beiden Haupttempel der Göttin in der Baronie Galebra die wichtigsten Aufgaben ihres Kultes.
Hamwide hatte sich von einem zwergischen Schmied aus der Binge in den Hügeln eine bronzene Sichel schmieden lassen, deren rotbuchener Holzgriff feine Intarsienarbeiten zeigte. Mit ihr schnitt sie immer hingebungsvoll die unter ihren kundigen Händen gewachsenen Kräuter. Und es schien schon damals, dass die mit dieser Sichel geschnittenen Kräuter deutlich länger ihre wirksamen Kräfte behielten als andere.< Es war das Jahr 23 nach dem Falle Bosparans, als Hamwide eine Pilgerfahrt zu den heilsamen Quellen bei Gormel in der Grafschaft Ferdok unternehmen wollte. Noch eine Nacht kehrte sie im Haus der Schützenden Störchin in Galebracurvum ein und besprach sich mit dem Hüter Robaran aus dem Hause Laias vom Hofe. Am folgenden Morgen brach sie allein, nur mit ihrem Maultier über den Quellpass auf. Und erreichte das andere Ende des Passes nie. Erst ein Jahrtausend später sollten die Gebeine und die Sichel der nunmehr heiliggesprochenen Hamwide heimgeführt werden. Ihre Tochter Satura Aretias folgte ihr als Hochgeweihte des Tempels nach und band die beiden Heiligtümer der Quelle und der Ufer wieder enger aneinander.

Unter der Herrschaft der Sonne

Mit der Machtergreifung der Priester des Praianos und der folgenden Herrschaft der Sonnendiener änderte sich vieles auch für die Priester der Paraine. Jenseits der Berge wurde das Fürstentum Kosch in eine Lichtei umgewandelt, das herrschende Haus der Grafschaft Gratenfels näherte sich dem Wahrer der Ordnung in Gratenfels an. Ein Lichtbringer des Praianos wurde mit einigen Sonnenrittern in die Lande an der Galebra entsandt, um die lokalen Begebenheiten zu observieren.
Erst entdeckte der Lichthüter Lumerian vom Berg die archaischen Fruchtbarkeitsriten an den Heilenden Quellen, um die sich ein kleines Dorf gebildet hatte. Ausgestattet mit enormen Vollmachten verbot er diesen Kult, schloss den Tempel der Paraina und verteilte die verbliebenen Priester auf die beiden Tempel in Galebracurvum und Grazbul. Während die Hüterin des Tempels der Schützenden Störchin die Zeichen der Zeit erkannte und sich den Praianosgeweihten unterstellte, versuchte der Hochgeweihte Aarmuth Aretias vom Heilenden Haus zu Grazbul mit letzter Kraft, seinen Kult zu bewahren.
Der Kampf war jedoch aussichtslos; die Sonnenritter schlossen auch diesen Tempel und verbannten diejenigen Priester, die sich weigerten, den allumfassenden Ritus der Priesterkaiser anzuerkennen. Die anderen wurden in verschiedene Tempel und Kapellen ihrer Göttin entsandt. Aarmuth Aretias zog sich in die Wildnis zurück, verbarg sich im schwer durchdringbaren Wald und wurde schließlich von den Hexen des Zirkels der Koschberge aufgenommen. Seine Tochter Perdia war ohne sein Wissen zu einer Tochter Satuarias ausgebildet worden. Die Zauberpriesterinnen Satuarias erinnerten sich des alten Bundes der Paraine-Kirche und der Dienerinnen Satus; und nahmen nun Aarmuth schützend auf. Aus seinen Lehren und dem Glauben der Hexen an die Sumu-Tochter Die Dienerinnen Satuarias sollte sich noch während der Herrschaft der Priesterkaiser der Zirkel der Dreiheiligen Mutter formen, wie er heute noch besteht. Die Dienerinnen Satuarias und Ave:Peraine als Sumus Töchter, die beide versuchen ihre niedergeworfene Mutter wieder zu beleben.
Aarmuth erlebte nicht mehr, wie sowohl der Tempel der Heilenden Quellen wie auch sein eigenes Göttinnenhaus entweiht wurden. Der Tempel der Heilenden Quellen wurde in einen Tempel des Praianos umgeweiht, das Dorf um diesen Tempel herum erhielt den Namen Lechminsweier. Das Haus Paraines in Grazbul stand einige Generationen leer, bis der Nobile Praiomir es dann doch als Vorratslager für Nahrungsmittel nutzte.

Ein neuer Anfang

Vergessen war das Göttinnenhaus sogar während Rohals Herrschaft. Doch hatten sich Legenden um Hüterin Hamwide und ihren Kräutergarten gebildet. Wuchsen doch noch immer jene heilsamen Kräuter und Pflanzen innert der wuchtigen Mauern des Tempels, welche Hamwide einstmals angepflanzt hatte.
Dûrfrida Beringer, Hüterin der Saat des Tempels zu Galebbogen, setzte sich schon zu Beginn ihres Amtes die Wiedererrichtung und -weihe des grasbühler Tempels zum Ziel. Aufgrund der eintretenden Krisen und wegen mangelnder finanzieller Mittel rückte dieses Ziel auf ihrer Liste zu erledigender Aufgaben immer weiter nach hinten. Erst im Jahr 1029 BF nahm sie die Verhandlungen mit Junker Ynbaht von Lichtenberg zu Grasbühl und Baron Roklan Boromar von Leihenhof zum Galebquell auf. Und nicht einmal einen Mond nach den ersten Gesprächen begannen die Aufbauarbeiten am Tempelhof. Es stellte sich nur noch die Frage nach der Hochgeweihten, welche den Tempel führen sollte.
Dûrfrida stellte sich schier bockig, sie akzeptierte die Weisungen der derzeitigen Kirchenführerin Shila_Al'Agrah hinsichtlich einer auswärtigen Kandidatin nicht. Sie wollte eine ihrer Schützlinge fördern, denn nur eine Priesterin aus Galebquell konnte Land und Leuten dienen. Infrage kamen Valeria Isolde von Galebfurten und Ivetta von Leihenhof zum Storchengarten. Während erstere jedoch als Hüterin des galebbogener Tempels ausgewählt wurde, fiel letzterer somit die Würde der Hüterin des grasbühler Tempels zu. Nicht ohne Kritik wurde die Entscheidung Dûrfrida Beringers angenommen, gerade Shila_Al'Agrah zeigte sich nicht amüsiert über die Wahl. War doch Ivetta von Leihenhof zum Storchengarten erst vor wenigen Jahren zur Priesterin geweiht worden, auch wenn sie etliche Jahre vorher im galebbogener Tempel ehrenamtlich gedient hatte. Doch ausgerechnet von Seiner Erhabenheit Leatmon Phraisop kam das Einverständnis zur Wahl. Seine Erhabenheit befürwortete die Entscheidung und begrüßte Ivetta als neue Hüterin eines so alten und traditionsreichen Tempels. Auch wenn er selbst der Tempelweihe nicht beiwohnen können würde, so sandte er doch seinen Segen.
Dass auch die Göttin die Weihe des neuen, alten Hauses herbeisehnte zeigte SIE durch den Fund eines alten Artefaktes. Ivetta und Valeria begaben sich auf die Reise zu den Heilenden Quellen von Gôrmel über den Quellpass und die Schwertschlucht. Auf dieser Fahrt wurden sie von götterlosen Räubern überfallen und flüchteten sich in ein verwinkeltes Höhlensystem. Dort fand Ivetta die Gebeine der einst verschwundenen Hamwide Aretias und auch ihre Sichel, die nach all den Jahrhunderten, die sie in den Höhlen ruhen mussten, immer noch sauber und scharf war. Ivetta gelang es, die Gebeine und die Sichel zu bergen und sie in das Göttinnenhaus zu Grasbühl zu bringen. Im Jahr 1034 BF wurde dann in feierlichem Rahmen und mit der Sichel der nunmehr heiliggesprochenen Hamwide als Fokus die Tempelweihe vorgenommen. Während dieses Rituals wurden sowohl Valeria als auch Ivetta zu Hohepriesterinnen ihres Kultes geweiht, trat doch Dûrfrida Beringer von ihrem Posten zurück und beschied sich mit der Aufgabe der weisen Alten.
Ivetta von Leihenhof zum Storchengarten, Tante des Barons von Galebquell, wurde die nach Jahrhunderten erste Hohepriesterin des Hauses von Weiher und Sichel zu Grasbühl. Sie begann damit, den Tempel wieder als Schule der Heilung zu etablieren und nahm Kontakt mit den Anconitern in Albenhus unter Ector von Vinsalt und den Therbûniten unter Shila al'Agrah auf. Die junge Hochgeweihte rief Heiler und Kräuterkundige in ihr Göttinnenhaus und bereits sechs Monde später wurde sie als Äbtissin des Therbûniten-Spitals zu Weiher und Sichel berufen.

Nachdem sie die Leitung über das neugeweihte Heiligtum der Peraine, das Haus der Segensreichen Mutter auf dem Junkergut Storchengarten übernahm, wurde auch das Kloster der Therbûniten dorthin verlegt. Es stellte sich die Frage nach einem neuen Hüter der Saat - Ivetta empfahl den Tempelpriestern die Wahl und Akzeptanz ihres Schützlings Halwart Ruebensieb. Sie musste ihn überzeugen und erst nach meditativem Rückzug nahm er das Amt an. So wurde der einstige Söldner der Hüter der Saat und Tempelvorsteher eines bedeutenden Heiligtums der Göttin.

Die Tempel- und Klosteranlage

Außerhalb der Palisaden des Dorfes Grasbühl, welches sich dort an die Ufer der Galebra schmiegt, wo sie einen Bogen nach Süden vollzieht, findet sich ein schlichter Gutshof, dessen niedrige Mauern aus festem, grobem Stein gefügt sind. Durch das breite Tor mit zwei Flügeln aus schwerem Eichenholz tritt der müde Reisende ein in eine Welt der perainegefälligen Betriebsamkeit.

Der Tempel

Direkt gegenüber dem wuchtigen Tor steht das große Hauptgebäude des Tempels und Klosters. Ein schlichtes Bauwerk aus festem grauem Gestein ist es, nur zwei Stockwerke hoch aber etwa fünfzehn auf zwanzig Schritt in der Fläche messend. Das breite Giebeldach wurde mit festen, gebrannten Biberschwanzschindeln aus Ton gedeckt und hält Wind und Regen stand. Die große Tür mit den bronzenen Beschlägen, welche einen Storch mit einer Sichel in den Krallen darstellen, steht in aller Regel offen. Denn wer die Nähe Peraines sucht, soll mit offenen Armen empfangen werden.
Der Besucher betritt zuerst kleine Halle des Tempels, den sogenannten Tempelraum. Hier gruppieren sich schlichte Holzbänke vor einem steinernen Standbild der Göttin. Peraine wird hier als gesunde, freundlich lächelnde Matrone dargestellt, deren langes Haar von einem Kopftuch gehalten und deren kräftiger Körper von einer bodenlangen Tunika verhüllt wird. In der Armbeuge des angewinkelten linken Armes trägt sie einen fein gemeißelten Korb mit Ähren, Obst, Gemüse und Brot. Die Hand des ausgestreckten rechten Armes ruht auf dem Rücken eines kräftigen Widders mit prachtvollem Gehörn. Der gerade Rücken des Tieres kann auch als Altar fungieren, auf dem die Opfergaben an die Göttin dargebracht werden.
Drei einfache Holztüren führen vom Tempelraum fort:
Die Tür am nordöstlichen Ende des Tempelraumes führt in den Reliquienschrein. Auf einem Podest, einer schmalen Säule, ruht die Sichel der Heiligen Hamwide, jenes uralte sakrale Artefakt, welches die Hohepriesterin Ivetta von Leihenhof zum Storchengarten aus verborgenen Höhlen barg. In schlichten Schränken werden auch die unmittelbar für die Hochfeste notwendigen liturgischen Gerätschaften aufbewahrt. Diese werden von der Hochgeweihten zu den jeweiligen Festen hervorgeholt, gereinigt und vorbereitet. Dieser Raum ist nicht besonders groß, umfasst nur die Hälfte der Breite des Tempels. Licht fällt durch zwei einfache quadratische Fenster an der Rückwand, vor denen dünnes Leder hängt und die mit grün gestrichenen Holzläden verschlossen werden können. Über eine Bodenluke gelangt man in einen kleinen Kellerraum, trocken ausgekleidet von zwergischer Hand, in dem die Hochgeweihte allerhand potentes Heilkraut und andere Zaubermittel aufbewahrt. Diese Bodenluke wird von einem fein gewebten Teppich aus grüner Wolle mit einem naturfarbenen Storch darauf verborgen. Tatsächlich stehen hier unten in der trockenen Dunkelheit einige schwere Truhen, verschlossen mit schweren Schlössern zwergischer Herkunft, deren Schlüssel immer am Gürtel der Hohepriesterin hängen. Dort lagern verschiedene getrocknete Kräuter; heimatliche wie Wirsel, fernländische wie Talaschin oder gar exotische wie Xordai; und auch alchemische Heilmittel wie simple Heiltränke unterschiedlicher Qualität.
Die Tür am nordwestlichen Ende des Tempelraumes öffnet den Blick in eine weite Halle mit etlichen Feldbetten, die mit Vorhängen und Aranischen Wänden voneinander getrennt werden können. Dies ist das Lazarett oder freundlicher ausgedrückt: die Krankenstube des Tempels. Sämtliche Verletzten oder Erkrankten der Region, die hierher in das Haus von Weiher und Sichel gebracht werden, erhalten hier ein Lager mit Kissen und Decke. Diese werden in einfachen Holzkisten am Fußende des jeweiligen Feldbettes gelagert. Dort können auch die Habseligkeiten der Patienten aufbewahrt werden. In Notzeiten können aus dem Kellerraum, zu dem eine Bodenluke am oberen Ende des Saales führt, weitere Feldbetten organisiert werden. Das Lazarett erreicht man auch über eine separate Tür am oberen Ende des Saales. Dieser Tür gegenüber, auf der anderen Gebäudeseite, liegt die Kräuterkammer des Tempels. Hier bereiten die Geweihten ihre Tinkturen zu, trocknen die Kräuter aus dem Garten und nehmen andere, handwerkliche Tätigkeiten vor. Bei gutem Wetter jedoch (und soweit Kraut und Material nicht zu lichtempfindlich sind) arbeiten die Diener des Tempels lieber in Hof und Garten.
Die letzte Tür aus dem Tempelraum, welche sich an dessen südlichen Ende befindet und westwärts weist, öffnet sich ein schmaler Flur, der einzig zu einer Holztreppe führt. Unter der Treppe lagern verschiedene, häufig benutzte Gegenstände wie Besen, Kehrschaufeln, Lappen und ähnliches mehr.
Die Treppe hinauf gelangt man in das Obergeschoss. Dort finden sich die Schlafräume der Priesterinnen und Priester. Dauerhaft dienen hier derzeit drei Priester der Göttin, darunter die Hohepriesterin, drei Akoluthen und drei Novizen. Die Priester bewohnen eigene kleine Zellen, nur wenige Rechtschritt messend. In jeder Zelle stehen gleichermaßen für den einfachen Geweihten wie für die Hochgeweihte ein schlichtes Bett, ein Schrank sowie ein Tisch mit Stuhl bereit. Weitere Einrichtung muss vom Priester selbst angefertigt oder erworben werden. Für die Akoluthen stehen zwei Dreibettzimmer bereit, je eines für männliche und eines für weibliche Kirchendiener. Die Diener der Ähre sind hier im Haus ausnahmslos auch Herzgute Brüder und Schwester der Therbûniten, die sich der Heilkunst verschrieben haben. Die Priesterkammern liegen beidseits des Flurs im am Südende des Tempelbaus, dort befindet sich auch eine ähnlich perainegefällig schlicht eingerichtete Gästekammer. Dann folgen den Flur weiter geradeaus (also nordwärts) die Gemeinschaftsräume der Akoluthen. Die Novizen nächtigen in einem Schlafraum im Wirtschaftsgebäude.
Der Flur führt weiter geradeaus und endet dort dann in einer Tür zur Schreibstube, welche somit direkt an die Akoluthengemächer angrenzt. Die Schreibstube durchmisst die gesamte Breite des Tempels, nur das Amtszimmer der Hochgeweihten ist noch einmal separiert. In der Schreibstube findet einmal der theoretische Unterricht der Novizen statt, andererseits werden hier auch Bücher, Rezepte und Anleitungen von Priesterin und Akoluthen verfasst oder kopiert. Hier hat die Hohepriesterin auch einige schwere Regale aufstellen lassen, die bereits jetzt mit profanen, magischen und sakralen Werken, insbesondere zur Heilkunst glänzt.
Das Amtszimmer der Hochgeweihten ist ein ebenfalls schlichter Raum mit einer kleinen, aber sehr fein gearbeiteten Statue der Göttin, wie sie Kräuter erntet. Hier empfängt sie Gäste, so notwendig, hier verfasst sie ihre Briefe und hier verwahrt sie die Archive des Tempels und das Tempelbuch, in dem für jeden Tag ein Eintrag erfolgt.
Das Geschoss unter dem Giebeldach bietet Stauraum für weitere, derzeit nicht benötigte Möbel und andere Einrichtungsgegenstände. Hier sorgen die Priester dafür, dass das Chaos nicht überhandnimmt, wenn wieder einmal ein Schrank ausgedient hat, aber möglicherweise dereinst noch gebraucht werden kann.

Die Stallungen

Rechterhand des Tempels befinden sich die Stallungen. Das zweigeschossige Steingebäude bietet einmal Boxen für die drei Maultiere der Priester und das Pferd der Hohepriesterin (welche eher zufälliger weise eines besitzt) sowie für die wenigen Ziegen und Schafe und die treue Milchkuh des Hofes. Gemeinsam mit den Hühnern und den Gänsen werden die Tiere regelmäßig auf den direkt an den Stall angrenzenden Pferch getrieben, damit sie sich bewegen und gute Milch und viele Eier liefern. Die Bewohner des Tempels kümmern sich beinahe schon rührend um die von Peraine gesandten Nutztiere, legt doch gerade Hochwürden Ivetta erstaunlicher Weise viel Wert auf die Pflege der Kinder der Göttin.
Die Maultiere dienen zum Transport von Mensch und Last, aber auch zum Ziehen der Karren, die ebenfalls einen Platz im Stallgebäude gefunden haben. Die Hühner und Gänse liefern Eier, Federn und auch Fleisch, wenn die Zeit gekommen ist. Die Ziegen geben gute Milch und die Schafe ein wenig Wolle, wenngleich die Menge nicht ausreicht, den gesamten Tempel zu versorgen. Daher müssen die Geweihten auf dem Markt Grasbühls häufig ihre Eier und Milch gegen Wolle und Leinen tauschen.
Sofern es noch nicht zu kalt ist, werden das Pferd, die Maultiere, die Schafe und Ziegen aber auch auf die direkt an den Tempelhof grenzenden Weiden getrieben, um dort zu grasen. Ein Novize hat dabei die Aufgabe, das Vieh zu hüten.
Auf dem Dachboden des Stallgebäudes, direkt unter dem giebeligen Schindeldach, lagern Heu und Stroh, Futtersäcke, Futtereimer und zahlreiche andere nützliche Gegenstände.

Das Wirtschaftsgebäude

Südlich der Stallungen steht das Wirtschaftsgebäude, ein breiter, einfacher Fachwerkbau von zwei Geschossen Höhe. Im Erdgeschoss finden sich Küche und Speisesaal. Hier werden die einfachen, aber wohlschmeckenden Mahlzeiten zubereitet und dann gemeinsam von allen Bewohnern des Tempels (von der Hochgeweihten bis hin zur einfachen Magd) eingenommen. Die Hüterin der Saat Ivetta legt auch hier großen Wert auf die Gemeinschaft, denn alle Bewohner des Hofes arbeiten gemeinsam um Peraine zu ehren. Daher ist sie sich selbst auch nicht zu eitel, das Essen zuzubereiten und aufzutischen, wenn ihre anderen Pflichten es zulassen. Direkt der Küche angeschlossen sind zwei Vorratskammern, in denen Butter, Milch, Käse, Wurst, Brot, haltbare Gemüse und zahlreiche andere Lebensmittel lagern.
Im Obergeschoss sind zwei Schlafsäle untergebracht: einer für die drei Novizen, wenngleich hier durchaus Raum für bis zu sechsen wäre, und einer für das einfache Gesinde des Hofes. Derzeit sind dies die Köchin und Erste Magd, zwei weitere Mägde und zwei Knechte, die aus den umliegenden Dörfern stammen und hier ein Auskommen finden.
Auch unter dem Wirtschaftsgebäude wurde ein Keller gegraben und befestigt. Hier lagern weitere Vorräte, Gewürze, Leinenbahnen für Kleidung und Tücher, Leder, Werkzeuge und viele andere Güter mehr, welche Tag um Tag für die Arbeit benötigt werden.

Die Gärten

An der westwärtigen Mauer ließen die Geweihten drei Gärten einfrieden, welche nun gehegt und gepflegt werden.
Der nördlichste ist der Kräutergarten. Hier werden würzende und helfende Kräuter gezogen, die je nach Jahreszeit der Ernte sortiert sind. Den Priestern scheint es gar zu gelingen, weniger heimische Kräuter mit Vertrauen auf ihre Göttin zu ziehen, sodass man hier die am besten sortierte Gewürz- und Kräutertheke des gratenfelser Beckens zu finden vermag.
Südlich an den Kräutergarten grenzt der Gemüsegarten. Wie der Name verrät, werden hier etliche Gemüsesorten gesät. Kohl, Salat, Gurken, Rüben, Zwiebeln, Lauch, Knoblauch und anderes mehr wachsen hier. Die Geweihten achten darauf, den Boden nicht zu sehr auszulaugen und so trägt der Garten jedes Jahr reichte Ernte.
Am Südrand des Hofes liegt der Obstgarten. Hier wachsen Erdbeeren und Heidelbeeren an Sträuchern. Größter Stolz des Tempels sind aber der Apfelbaum und der Birnbaum, die saftige Früchte den Bewohnern anbieten. Aus diesen Früchten lässt sich gemeinsam mit den Beeren ein fruchtiger Most gewinnen, den die Priester einlagern und auch verkaufen.

Weitere Einrichtungen

Zwischen dem Tempelbau und den Stallungen wurde ein überdachter Brunnen gegraben, aus dem die Bewohner des Tempels Wasser für die Gärten und die Tiere schöpfen.
Demselben Zweck dienen auch die beiden großen Zisternen an der südöstlichen Mauer des Hofes, in denen sich Regenwasser sammelt. Aus beiden Quellen wird auch das für Liturgien und Rituale notwendige Wasser entnommen und vorher gereinigt und geweiht.
Besondere Zier des Tempels sind die drei Bienenstöcke an der westlichen Mauer. Die drei Völker sammeln fleißig Pollen und gewinnen so einen würzigen Honig, - wie auch das Wachs - von den Bewohnern zu vielerlei Zwecken eingesetzt wird.

Bewohner des Tempels