Wetten und Wein

Szenen aus Witzichenberg – Alltägliches und Tiefsinniges:
Wetten und Wein

Ort: das Sankta-Theria-Hospital in Witzichenberg

Zeit: RON 1045 BF, nach Rückkehr Circes vom Elsternschloß zu Klippag (NKK 2022)

Personen:


Diesmal war es Circe, die darauf brannte, ihren Bericht loszuwerden.

D.: "Moment!" - Er verschwand Richtung Küche und kam nach einer Weile mit Tee zurück. Dazu stellte er eine fein geschliffene Karaffe, die Minzlikör enthielt, und einen schlichteren Glaskrug mit Wasser. Er schenkte Circe und sich ein und zog sich auf seinen gegen Umkippen gut gesicherten, aber äußerst bequemen Lehnstuhl zurück. - "So. Schieß los!"

C.: "Ich muß dir etwas beichten. Ich habe einen Horasdor auf den Ausgang des Immanspiels gesetzt und verloren."

D. (zieht die Augenbrauen hoch): "Einen Horasdor?! In einer Immanwette?! Was ist passiert??"

C.: "Ich habe es der Baronin gesagt. Sie meinte daraufhin, sie bezahle mich wohl zu gut. Ich entgegnete 'oder zu schlecht, wenn ich mir auf diese Weise mein Salär aufbessern muß'. Wir haben uns kaputtgelacht."

D. (kopfschüttelnd, zugleich schmunzelnd): "Und? Hat sie dir dein Salär erhöht?"

C. (lachend): "Nein, aber auch nicht gekürzt."

D.: "Uff!" Trocken fuhr er fort: "Aber ich fürchte, wir müssen wohl auf die nächste Bestellung Goldfelser Morgenrot verzichten."

C.: "Laß uns lieber etwas mehr bestellen, um den Frust runterzuspülen."

D. lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und musterte Circe, nur mäßig erfolgreich um eine ernste Miene bemüht:
"Je nun, leider wurde auch mein Salär nicht überraschend erhöht. Wie gut, daß der Hylailer Seemost schon unterwegs ist, sonst hätten wir auch da noch den Rotstift ansetzen müssen! Dem Frust sollten wir freilich noch etwas mehr entgegensetzen."
Belehrend hob er den Zeigefinger und sagte dozierend:
"Frust ist der Gesundheit entschieden abträglich!"
Er ließ die Hand sinken und seufzte tief.
"Tja, dann muß es wohl Borquattaler sein, ach je."

C. (mit hörbarer Enttäuschung über ihre Unkenntnis:) "Ich stehe, wie man so sagt, auf dem Schlauch. Womöglich gar dem für Wein. Was ist das für ein Tropfen? Wieso kenne ich den nicht?"

D.: "Weil du dich so selten in Tavernen herumtreibst, in denen sowas ausgeschenkt wird."

C.: "Du glaubst gar nicht, wo ich mich schon überall herumgetrieben habe. Ach, das ist dieser trockene Rotwein aus Pertakis mit dem Allerweltsgeschmack, nicht wahr? Dann wundert es mich nicht, daß ich den Namen vergessen habe."

D.: "Nun, man kann ihn trinken ..."

C.: "Natürlich. Üblicherweise ist er in flüssigem Aggregatzustand. Allerdings stellt man schon beim ersten Schluck fest, daß er nicht schmeckt."

D.: "Je nach Herkunft und Charge ist es sogar ein ganz ordentlicher Landwein. Ich würde ihn allerdings eher im irdenen Becher ausschenken als im geschliffenen Glase."

C.: "Zumindest in meine Gläser kommt die Plörre nicht rein. Und unser Essen wird damit nicht gekocht, und unsere Pferde werden damit auch nicht getränkt!"

D. (mit zuckenden Mundwinkeln): "Du hast ja recht. Dann schlage ich eine Kiste Pranoster vor. Der ist bei Da Re gerade im Angebot. Nicht das schlechteste Tröpfchen!"

C.: "Pranoster wie in Pra' noster, qui es in Alverano?"

D.: "Könnte sogar daher kommen ..."

C. (kann auch kaum ernst bleiben): "Und welcher Thor hat das Tröpfchen dann so unpassend benannt? Kommt der aus Selem?" Nach einer Pause: "Nicht der Wein, sondern der Thor. Was wir beim Rosenstock vermieden haben, soll jetzt nicht durch die Hintertür ins Weinglas kommen. Oder hast du dir den Namen gerade ausgedacht, um mich aufzuziehen?"

D. (grinst jetzt offen): "Keineswegs, holde Adepta! Dieser Wein ist ganz normal bei Da Re gelistet. Ein von der Sonne Verwöhnter. - Aber vielleicht doch lieber Grünhainer Spätlese?"

C.: "Dann probieren wir die Spätlese und meinetwegen eine kleine Amphore von diesem 'Man-hätte-ihn-auch-nach-dem-Götterfürsten-benennen-können'. Du weißt, daß nicht nur das Auge mitißt, sondern auch das Ohr mittrinkt. Wenn der trotz des Namens gut ist, fragen wir mal höflich nach, ob die Da Res ihn nicht lieber unter dem Namen Rahnostra feilbieten wollen."

D.: "Da wird wahrscheinlich Daryl Brahl sauer."

Circe schaute irritiert.

D.: "Der Scheffe von der WYS. Das sind alles Sheniloer Weine, wenn ich das noch richtig im Kopf habe. Was mich darauf bringt ..."
Er schaute nachdenklich ins Leere.
"Ja, richtig. Die haben auch einen Sheniloer Hesindetropfen. Der ist allerdings leichter als unser geschätztes Morgenrot."

C.: "Dieser Hmhmhm-noster ist ein Sheniloer Wein? Dann wird er wohl erst seit kurzem unter diesem Namen angeboten - oder im übrigen Bosparanischen Reich unter einem anderen. Horaster ist es nicht, das wäre mir in Erinnerung geblieben."
Sie dachte nach.
"Oder ich werde langsam taub und blind."
Dann fuhr sie fort: "Leichter als Morgenrot sind die Hesindetropfen doch alle."

Dario überlegte weiter. "Solstono ... Wie wär's mit dem Schwarzen Solstono?"

C.: "Ja, den habe ich schon lange nicht mehr getrunken. Den gibt es hier?"

D.: "Ich frage Wohlgeboren Drachenstieg, ob sie den auch führt."
Er nahm Täfelchen und Griffel zur Hand und notierte:
"Also Solstono. Etwas Hesindetröpfchen kann nicht schaden. Und versuchsweise von diesem Götterfürstlichen. - Hoffentlich nenne ich den nicht aus Versehen Boronoster!"

C. lächelte: "Das machen wir dann, wenn wir ihn genießen - sofern er genießbar ist."

(Mit kleiner Verbeugung vor Shenilo und der WYS. Schön war die Zeit ...! Und Dank an Nyah Da Re. - F.)