NSP2022 Rüstung

Neuspielerplot 2022

Gratenfelser Geschichten

Von BorBar, DanSch, Waldi und Iseweine (SL) und Schwarzweiher, Dunkelstein, Auroth, Wildklamm, Eisenfels, Graupen, Erzwacht, Weidenthal, Brinborn, Aelgarsfels, Kaltenklamm, Kranickteich, Ingrafall, Boesalbentrutz und Jorik

15. - 29. Phex 1045 BF Ort: Junkergut Neukrashof, Dorf Erzenschöffer in der Grafenmark Gratenfels sowie die Baronien Kranick, Schnakensee und Tommelsbeuge in der Landtgrafschaft Gratenfels

Zusammentreffen in Neukrashof

Neukrashof, 15. Phex 1044 BF

Ein sonniger Frühlingsmorgen lag über dem Land praioswärts der Reichsstraße III, die vom Greifenpass in den Koschbergen aus kommend in Richtung Albernia führte. Die Grafenlande Gratenfels, die Baronie, die direkt dem Grafen Alrik Custodias, Herr der gleichnamigen Grafschaft unterstand, umschloss die Stadt Gratenfels und bildete zugleich die Grenze zum Kosch. Praioswärts der Straße, im flachen Hügelland auf die Koschberge zu, erstreckte sich das große Junkergut Neukrashof, schon seit vielen Generationen im Besitz des Hauses Greifax. Wenige Meilen abseits der Straße lag Dorf Neukrashof mit dem Sitz des Junker Oldebors. Innerhalb weitläufiger Getreidefelder, Weiden und eines großen Obsthaines lag innerhalb eines stabilen, durch eine zusätzliche Hecke umschlossenen Etters das Dorf Neukrashof. Auf einer Anhöhe neben dem Dorf thronte das befestigte Gutshaus, mehr eine kleine Burg, mit zwei wuchtigen Tortürmen, einem Hauptturm und schmalen, schießschartenartigen Fenstern in den dicken Außenmauern und einem kleinen Innenhof, um den sich Wohn- und Gesindegebäude und einige Stallungen scharten. Nicht ganz so sonnig, aber doch von Neugier und Spannung geprägt war die Stimmung im großen Rittersaal des Gutshofs, in dem sich alle Getreuen, Freunde und Weggefährten des Junkers auf seinen Ruf versammelt hatte. “Es freut mich, dass Ihr meiner Einladung Folge geleistet habt.” Oldebor Greifax, der Junker von Neukrashof, saß an der Stirnseite der langen Tafel und hob seinen Weinkelch. Der Kriegsmann, dessen dunkelbraunes Haar sich an den Schläfen bereits silbern färbte und dessen gepflegter Vollbart gleichfalls die Farbe von Salz trug, betrachtete mit Wohlgefallen seine Getreuen, die sich auf seinen Ruf hin versammelt hatten und die nun, nach einer kleinen Erfrischung aus frischem Brot, Schmalz und Schinken, jeder einen Becher mit Bier oder Wein, je nach ihrem Geschmack, vor sich stehen hatten.

Der Ritter trug sein Wappen auf der Brust seines Lederwams; "ein blauer Keil auf silbernem Grund, ein silbernes Schwert senkrecht in dem blauen Keil". Er war 45 Götterläufe alt. Das sah man besonders an seinem leicht grau melierten schwarzen gut geschnittenen Vollbart. Die Haare des Ritters, ebenfalls in der gleichen Farbe, waren leicht lockig, etwas zu lang aber nicht so lang, dass sie dem Ritter vor die Augen oder auf die Schulter fielen. Der Blick seiner braunen Augen war selbstbewusst und wachsam zugleich. Seine langen aber kräftigen Finger schlossen sich um den Kelch, der auf seinem Wunsch zuvor mit Bier gefüllt worden war. Seine Körpergröße maß 182 Halbfinger und seine muskulöse Gestalt und die breiten Schultern zeigten, mit seinem Langschwert an der Seite, dass dieser Ritter ein erfahrener Kämpfer war. Der Ritter erhob seinen Kelch mit den Worten: “Euer Wohlgeboren, ich bin Wolfmar von Wildklamm und auf Geheiß meines Vaters, Erdwain von Wildklamm, vertrete ich ihn bei dieser Versammlung, zu ihr gerufen habt. Zudem übermittle ich Grüße von Emmeran von Plötzbogen, meinem Herrn.”

Irminella von Eberbach, Vögtin von Gräflich Bösalbentrutz, die bislang aufrecht sitzend den Worten ihres Gastgebers gelauscht hatte, erhob ihren Weinbecher. Gekleidet war sie in feine Stoffgewänder in den Farben ihres Hauses, auf die auf Brusthöhe das Wappen des Hauses derer von Eberbach gestickt worden war. Ihre braungelockten Haare fielen ihr locker über ihre Schultern. "Ich danke Euch für Eure Einladung und die gebotene Gastfreundschaft, Euer Wohlgeboren." Bei diesen Worten blickte sie über die gedeckte Tafel und lächelte. Anschließend ließ sie ihren Blick über die Anwesenden schweifen. Dabei blieb ihr Blick bei Herrat von Bauernfeind und Thimorn von Hauerberg ein wenig länger hängen als bei den übrigen Gästen. Farold von Eychstädt, dem Ritter von Rittergut Brinborn, das, wie ihr eigenes Gut, ebenfalls der Baronie Tommelsbeuge untergeordnet war, nickte sie nochmals zu, nachdem sie sich vor Beginn des Bankettes bereits kurz begrüßen konnten.

Fulco von Kranickteich schaute sich in der Runde der versammelten Edelleute um. Wie gewohnt bei solchen Veranstaltungen trug er einfache Lederkleidung mit dem Wappen derer von Kranickteich, das Schwert an der Seite. Seine blonden Haare kurz seit dem Haffaxfeldzug, der Körper allerdings weiterhin trainiert und definiert. Er war sich immer noch nicht sicher, was der Gastgeber mit seiner Einladung bezweckte, was der wirkliche Grund für ihre Anwesenheit war.  Er beobachtet das ganze lieber noch etwas, bevor er sich äußerte. Er trank also an seinem Ferdoker Hellen und wartete auf das, was da kommen mag. Die Anwesenheit zweier Diener der Götter beruhigte ihn jedoch sehr. Ebenso war er erfreut, das der Sohn seines ehemaligen Schwertvaters, Ulfried Tommeldan von Argenklamm unter den Anwesenden war. Er freute sich sehr darauf, mal wieder ein paar Worte mit dem jungen Mann zu wechseln. Bei seiner Ankunft hatte er natürlich die anderen Edlen seiner Baronie - Rondragon von Spiegelberg, Krispinian von Tsawalden sowie Leodegar von Aelgarsfels- freundlich begrüßt. 

Leodegar von Aelgarsfels stand etwas abseits, einen Becher in der Hand und seinen üblichen, mürrisch wirkenden Gesichtsausdruck zur Schau tragend. In der einen Hand hielt er einen Becher mit Gerstensaft, die andere war in die Seite gestützt. Über seinem Kettenhemd trug er den Wappenrock in den Familienfarben, weiß mit grünen, roten und schwarzen Elementen und um die Schultern einen Pelzüberwurf aus Biberfell. Sein Schwert war wie üblich an der Seite festgeschnallt und es wirkte überdurchschnittliches groß im Vergleich mit dem kleinen Gerüsteten.

Neben der wuchtigen Eingangstür zu dem stattlichen Rittersaal lehnte eine irritierend hochgewachsene, massig gebaute Frau und blickte nervös zwischen den Anwesenden hin und her. Die imposante Gestalt war in einen weiß-roten Wappenrock gekleidet, auf dem zentral ein Löwenkopf prangte. Mit flinken Fingern fuhr sie wieder und wieder über den Griff des Rondrakamms, den sie in einem dunkelbraunen Schwertgehänge trug. Die schwarzen Haare hingen ihr zur rechten Seite leicht ins Gesicht, auf der linken Hälfte des Schädels fehlte jedoch jeder Haarwuchs. Stattdessen verunzierte eine schlecht verwachsene Narbe das eigentlich ästhetische Gesicht der Dame. Offensichtlich musste sie ein Prankenhieb schwer verletzt haben; das linke Auge schien die Klaue knapp verfehlt zu haben, verfolgte doch ihr huschender Blick jede Bewegung im Raum. Doch das Augenlid war nicht verschont geblieben, sodass sie das linke Auge unnatürlich zusammenkniff. Herrat von Bauernfeind war ungeduldig. Alles an ihr wirkte auf dem Sprung - und nur Disziplin und Selbstbeherrschung hielten sie davon ab, dieser Unrast Ausdruck zu verleihen.

Wie ein Zerrbild der agilen, energischen Frau stand Eblaus von Niedersprötzing am Fenster des Rittersaals und blickte nach draußen in den strahlenden Sonnenschein, der sich über das Land gelegt hatte. Der ganz in Weiß gekleidete Mann hatte seine Hände auf den Fenstersims gelegt und ruhte in sich. Den Vorgängen um sich herum im Saal, ganz zu Schweigen der Worte, die gesprochen wurden, schien er keine Bedeutung beizumessen. Seine leicht ergrauenden braunen Haare stahlen sich in ungebändigten Locken unter einer leicht schief sitzenden strahlend-gelben Kappe hervor. Mit einem dünnen, langen Finger bemühte er sich, die Strähnen zurück unter die Haube zu streichen, doch wo eine Locke ihren Weg unter den Hut fand, hatten sich zwei neue gelöst.

Der Hohe Herr Rondragon von Spiegelberg kam mit gemischten Gefühlen der Einladung nach. Zum einen freute er sich auf eine Zusammenkunft mit dem Ausblick, dass etwas verkündet wird, welches von großer Tragweite sein kann. Zum anderen war ihm das Geschnatter derjenigen schon im höchsten unpässlich, die um Aufmerksamkeit haschten. Rondragon war ein Mann des Schwertes und nicht der geschliffenen Worte, deren er wenig abverlangen konnte und sie eher als lästiges Basengesülze abtat.  Bereits bei der Ankunft war er höchst erfreut seine Nachbarn Krispinian von Tsawalden, Leodegar von Aelgarsfels und Fulco von Kranickteich zu entdecken. Mit allen Dreien tauschte er ein Lächeln und seinen Respekt aus. Bevor Rondragon sich setzte, schaute er sich jeden Teilnehmer einmal genauer an. Falls sich ein Blickkontakt ergeben sollte, so nickte er kurz zu. Gekleidet war Rondragon in Kette mit Wappen. Zu erkennen war ein schwarz-weiß  gezackter Schildhaupt, mittig ein goldener Handspiegel auf Blau. Seitlich hing sein Langschwert. Für den interessierten Betrachter kurz vorgestellt. Rondragon war ein muskulöser, groß gewachsener Mann mit breitem Kreuz und trug sein kinnlanges schwarz gewelltes Haar offen. Seine tiefblauen Augen wirkten klar und sein Dreitagebart kann sich als sehr gepflegt bezeichnen. Sein Gang war zielgerichtet, er wirkte ernst und gefasst. Nachdem der Gastgeber seine Anrede beendete und Irminella von Eberbach, Vögtin von Gräflich Bösalbentrutz dem Wohlgeborenen für die gebotene Gastfreundschaft dankte, hob er auch seinen Becher.

Der Hohe Herr Lysander Quintin von Eisenfels ließ es sich nicht nehmen, in voller Montur aufzutauchen, der Anlass rechtfertigte den Aufzug auf jeden Fall, es war der erste Besuch am Grafenhof für den, dann doch noch recht jungen, Ritter. Unter dem geviertelten Waffenrock, zwei Viertel schwarz, die weißen Eisenhutfeh auf blauem Grund gegenüberlagen, trug er seine Kettenrüstung, darunter, anstatt eines Gambeson, seine robuste Lederkleidung, die durchaus als leichte, alltagstaugliche Rüstung zu verstehen ist! Ausserdem Arm- und Beinschutz aus Metall, schwere Reiterstiefel dienten ihm als Schuhwerk. Mittlerweile saß er am Tisch und begutachtete die anderen Personen im Raum, noch war ihm keine Person bekannt, er war sich aber sicher, dass sich das wohl bald ändern würde! Seine Stimmung war gut, seine neue Knappin Peranna von Graupen hatte sich bisher als echter Gewinn herausgestellt, könnte eventuell auch daran gelegen haben, dass man verwandt und sich deshalb einfach näher war. Bisher klappte alles wunderbar, es gab keinen Grund zu mäkeln. Doch zurück zum Thema!  Mit einem Becher Bier in der Hand, das letzte Stückchen Schinken verzehrend, schaute er erneut, mit unglaublich strahlend blauen Augen über die Runde, während er sich in dezenter Zurückhaltung übte, ohne den Eindruck zu erwecken, sich nicht beteiligen zu wollen, ganz im Gegenteil! Er wirkte frisch, aufmerksam und auch recht gut gelaunt!

Die junge Knappin im Dienste Lysander Quintins von Eisenfels war mit ihren etwa vierzehn bis fünfzehn Lenzen ein hellhäutiges und natürlich wirkendes Ding von etwa 155 Schritt, schlank und hübsch anzusehen, gesegnet durch einige leichte Praiossprossen um ihre schmale Nase als hätte sie Peraine persönlich dorthin gepflanzt. Ihre hohen Wangenknochen und ihre schmolligvollen Lippen strahlten rosafarben wie die reifen Honigmirellen der örtlichen Bauern des Graupenhofes, wenn es dort Erntezeit gewesen ist. Wenn sie über seine Witze lächelte, zeigte sich ein wenig ihrer schneeweißen Schneidezähne, die etwas zu lang geraten waren. Insgesamt hatte die Kleine ein katzenhaftes Antlitz, das man auch ihren Tanten der Graupenseite unterstellte. Sichtbare Narben hatte sie soweit keine. Dazu fehlte es ihr noch an Lebenserfahrung im Gegensatz zu ihrem Großvater Fradrik I. von Graupen, möge Boron seiner Seele gnädig geworden sein. Gewachsen war die kleine Peranna seitdem, körperlich inzwischen ertüchtigt, zur jungen Dame erblüht. Ihre Pagenzeit schien ihr nicht schlecht getan zu haben. Die Knappin besaß die bosparanienbraunen Augen des Ritters Rabanus von Graupen, ihres Vaters, die hilfsbereit doch ein wenig eitel in die Welt schauten. Ihr strohblondes Haar war leicht gewellt, ebenso wie seines, und ihr einst kurzer Pagenschnitt war durch die Lenze bis zu ihren Schultern herausgewachsen. Inzwischen ähnelte ihre Frisur einem überlangen Pagenschnitt ohne Stirnfransen aus welligem, glänzenden Haar, das ihr Gesicht umrahmte. Eine dünne geflochtene Strähne zierte ihr wohl gepflegtes Blondhaar. Sie wirkte insgesamt sehr sauber, ordentlich und anständig und stand während des gesamten Banketts mit dem wenig verantwortungsscheuenden Habitus des Hauses von Graupen hinter ihrem jungen Dienstherren. Eine Ähnlichkeit zu ihm war nicht zu verkennen weder im äußeren Antlitz noch in der Eitelkeit mit der beide gepflegt waren. Sie tischte ihm auf und bediente ihn ohne Hadern und Mäkeln. Man munkelte über ihn, dass Lysander Quintin von Eisenfels seit Kurzem eine neue Knappin zur Seite stand und dies war angeblich seine Base. Eine Knappin aus solidem Hause. Sie legte ihm die Serviette zurecht und räumte für ihn ab, wenn es Zeit zum Abräumen war. Die volle Montur, die er mit Stolz an sich trug, hatte sie ihm verantwortungsvoll auf Hochglanz gebracht, um bei diesem Treffen, seinem Ersten am Grafenhof, zu strahlen wie er es ja auch konnte. Über ordentlicher weißer Unterkleidung trug Peranna selbst einen Wappenrock in den Farben des Hauses von Eisenfels mit seinem blau-weiß-schwarzen unverkennbaren Wappen, so wie es sich für die Lehrzeit geziemte. Dazu trug die junge Dame eine saubere weiße Hose und gepflegte schwarze Lederstiefel, die sauber geputzt waren. Ja, sie glänzten, dass man sich darin spiegeln konnte! Man mag sich irren, doch man glaubte fast, der Duft nach Mirellen ging ihr nach, wenn sie sich zum Tisch beugte wie es die anderen Knappen taten, um ihre Dienstherren zu bedienen. Nur roch sicher keiner von ihnen dabei nach Mirellen! Das Auffälligste an ihr war wohl abgesehen von jener Tatsache, dass ihr ein goldenes Amulett um den Hals hing auf dem das Emblem des Hauses von Graupen zu erkennen war. Nun, für einen Siegelring war die Knappin auch eindeutig noch zu jung. Und das machte es deutlich: sie also war jenes Graupenmädchen, das in die Fußstapfen von Vater, Vetter und Großvätern treten wollte! Und sie schien dabei Ehrgeiz an den Tag zu legen. Trotz ihrer jungen Lenze ging ein Pragmatismus und eine Tatkraft von ihr aus. Wenn dem neuen Dienstherren etwas fehlte, dann kümmerte sie sich hilfsbereit darum: sie schenkte ihm nach, putzte ihm hinterher, achtete darauf, dass er gesättigt war. Wenn er satt war und das Bankett beendet, würde sie abräumen. Der Duft von Bier war auch eine Wohltat für ihre Nase. Doch davon hatte sie noch nicht viel in ihrem Leben gekostet. Essen durfte sie nicht mit ihm. Es roch aber gut. Wenn Gastgeber und Gäste sprachen, fügte sie sich der Etikette. Ja, sie hatte ihre Lektionen gelernt. Manche von ihnen eher widerspenstig. Doch dieses heutige Ereignis auf dem Neukrashof wollte das Graupenmädchen mit der inneren Ruhe des Hauses Graupen meistern, sie wollte tatkräftig sein und etwas hermachen. Schließlich wollte sie unbedingt auch eines Tages eine rondragefällige Ritterin werden. Es war ihr großer Traum. Viel größer war er als in der kratzigen grünen Leinenrobe einer Perainegeweihten zu beten und in einem Perainetempel zu versauern wie es ihre werten Eltern zuerst für sie andachten. Den Zwölfen sei Dank waren sie verständig und milde genug ihre Wünsche zu erhören. Denn Hilfsbereitschaft hin und Perainegefälligkeiten her… Peranna Sabea von Graupen hatte stets ihren eigenen Kopf bewiesen. Und obwohl sie ihren Vetter nicht sehr gut und persönlich kannte, hoffte sie ihm bisher gute Dienste geleistet zu haben und das auch weiterhin zu tun. Sich in die Tradition der Rittersleut’ hineinzustellen, wobei Lehrjahre wahrlich keine Herrenjahre darstellten, machte sie stolz und sie bemühte sich sehr, weil es ihr Herzenswunsch war. Ein bisschen hatte sie heute Abend auch das Gefühl dazuzugehören. Sie wagte einen flüchtigen Blick auf die hohen Herrschaften und die Anwesenden und senkte ihn bald wieder, um für ihren Dienstherren da zu sein. Er sollte auch weiterhin bei guter Laune bleiben. „Baroschem!“, war die tönende Stimme des Zwerges Xorgolosch Sohn des Fuldoram zu vernehmen. „Da habt Ihr Euch ja nicht lumpen lassen, Oldebor. Die besten Grüße von Vogt Barox und meine Empfehlung an Eure Küche! Auf die Gastfreundschaft! Auf Euch!“, prostete der jüngere, bullige Angroscho – aber was hieß das schon bei seiner Spezies? – in Richtung Kopf der Tafel. Der kraushaarige Erzzwerg trug die knopfbestückte, schwarze Lodenweste der xorloscher Bergleute über einem weißen Leinenhemd. Aus dunkler, buschiger Gesichtsbehaarung ragten zwei Narben an Kinn und Brauen, die von unliebsamen Erfahrungen der Vergangenheit zeugten. Gemeinsam mit dem Edlen Gorthak Sohn des Glorinthax war Xorgolosch bereits eine Weile vor Eröffnung der Tafel auf Neukrashof eingetroffen. Gorthak, Sohn des Glorinthax hatte es sich neben Xorgolosch bequem gemacht, einen Becher mit Bier in der Hand. Wie sein Sitznachbar auch war er ein Erzzwerg, wenn auch einige wenige Götterläufe älter. Anders als dieser, übte sich Gorthak jedoch in etwas mehr Zurückhaltung, denn er hob bei den Worten des Oldebor Greifax lediglich seinen Becher ein wenig in Richtung des Junkers und lächelte leicht, auch wenn dieses lächeln durch den schwarzen Bart verdeckt wurde. Dieser war von salzweißen Strähnen durchzogen und geflochten. Bekleidet war der Zwerg mit einem schlichterem schwarzen Wams, dessen einzige Besonderheiten ein paar unauffällige silberne Nähte waren. Hose und Stiefel waren ebenfalls von schlichter Eleganz, dem Anlass angemessen ohne zu sehr aufzutragen. Einzig der Anhänger, den der Angroscho trug, ein roter tropfenförmiger Feueropal eingefasst in einem weißen fast durchsichtigen Bergkristall und umrahmt von einer goldenen Fassung stach heraus. Es war nicht das erste Mal das Leomar hier war, die Besuche waren selten aber er hatte seine Mutter schon zweimal hierher begleitet. Leomar von Weidenthal war für die Außenstehenden klar als Ritter zu erkennen, schon die Kleidung verriet das, standesgerecht mit dem Wappenrock seines Hauses. Die Kleidung an sich war gut verarbeitet und praktisch. Relativ wenig Verzierungen waren angebracht. Das rotblonde Haar war ungewöhnlich für diese Region und war zwar nicht nach der neuesten Mode geschnitten aber man konnte sehen das sein Besitzer darauf achtete das es in seiner Form blieb. Der Bart war sauber gestutzt so als ob er erst heute Morgen frisch rasiert worden wäre. Trotz seines mit Anfang 30 immer noch  jungen Alters wirkte er als ob er einiges erlebt hatte, sein Gesicht zeichneten ein paar Narben und die rechte Schulter war noch etwas zurückgezogen so als ob sie vor kurzem verletzt worden wäre. Sein Blick schien die gesamte Halle zu erfassen, zu analysieren. Wachsam, als ob er mit irgendetwas rechnen würde. Als die ersten der geladenen Edlen begannen sich vorzustellen blieb Leomar zuerst sitzen, manche Namen sagten ihm etwas, manche waren neu für ihn und würden im Laufe des Tages in die entsprechenden geistigen Schubladen fallen. Schließlich erhob er sich nachdem sich der Zwerg namens Xorgolosch  vorgestellt hatte. "Rondra zum Gruße Herr Greifax. Leomar von Weidenthal, Ritter des Tals und Junker des Edlengut Weidenthal aus der Baronie Schnakensee. Es ist mir eine Ehre heute hier sein zu dürfen und danke euch für diese Einladung. Möge Travia ihre schützende Hand über dieses Treffen unter Freunden halten.” Er lächelte kurz in die Runde. "Und auf die neuen Bekanntschaften die wir hier schließen können.” Schloss er nach  einem kurzen Moment.

Nach den ersten Worten Oldebors erhob Farold von Eychstädt feierlich seinen Bierkrug und nahm einen tiefen Schluck. Danach musterte er die illustre Runde mit ernstem Blick. Als er Irminella von Eberbach entdeckte, erwiderte er lächelnd ihr freundliches Nicken. Tommelsbeuge war also nicht schlecht vertreten. Sein dunkles Haar sah etwas zerzaust aus, während die blauen Augen eine tiefe Ruhe ausstrahlten. Farold war ziemlich gespannt auf den Grund der Einladung auf das Greifaxer Junkergut, schließlich hatte sich hier ein stattliches Aufgebot an Gratenfelser RitterInnen versammelt. Ihm waren zwar nicht alle Gesichter bekannt, doch konnte er glücklicherweise die Wappen einordnen.  ‘Vielleicht frage ich Thimorn nachher ein wenig ab‘, dachte Farold. Er war sich allerdings sicher, dass sein Knappe die meisten Wappen auf Anhieb erkennen würde, schließlich stand Thimorn von Hauerberg kurz vor der Schwertleite. Auf seinem Platz hinter dem Ritter stand der junge, aber dennoch großgewachsene Knappe bereit die Wünsche seines Schwertvaters zu erfüllen. Stumm, fast etwas eingeschüchtert lies Thimorn von Hauerberg seine wachen Augen durch die vielen unbekannten Gesichter schweifen und verglich sie mit seinen Vorstellungen von Helden aus Geschichten, denen er in seiner Kindheit nur allzu gerne gelauscht hatte. Damals war es nichts als ein Traum gewesen, einmal als Ritter an so einer Versammlung teilzunehmen, Kriegsrat zu halten und dann gemeinsam gegen dunkle Mächte zu ziehen. Und jetzt saß er tatsächlich hier unter Rittern, Edlen und Geweihten. Zwar nur Knappe, aber das spielte für ihn kaum eine Rolle. Trotz seiner Unsicherheit war ihm sein Stolz anzumerken. Den ganzen letzten Tag hatte er damit zugebracht, seine und die Ausrüstung seines Schwertvaters auf Hochglanz zu polieren und tatsächlich gab es an Kettenhemd, dem Rock mit dem Wappen seines jungen Hauses und dem Knaben selbst keinen sichtbaren Makel. Er versuchte sich so wenig wie möglich von seinem knurrenden Magen ablenken zu lassen, während er gespannt auf die weiteren Worte des Gastgebers lauschte. Am hinteren Ende der Tafel saß Jorik, gekleidet in eine weiße schlichte Leinenweste, unter die er eine Tunika aus perainegrün gefärbtem Leinen druntergezogen hatte. Das schwarze lang gewellte Haar lag locker über Stirn und Seiten und verlieh dem jungen Mann ein legeres aber dennoch gepflegtes Äußeres. Die tiefbraunen Augen waren gerahmt von sorgsam gestutzten schwarzen Brauen. Eine helle weiße Leinenhose und braune flache Schuhe rundeten die schlichte städtische Gestalt ab, und auch ansonsten war der junge Mann eher von jener durchschnittlichen Statur, die man häufig in den Städten des Mittelreiches antrifft. Mit seinen eindreiviertel Schritt war Jorik offenbar einer der kleineren Teilnehmer des heutigen Abends, aber das störte ihn nicht weiter. Sie waren schließlich alle aus dem selben Grund hier. "Na dann, zum Wohle!", wünschte Jorik den Anwesenden mit süßlicher Stimme. Dabei ließ er den Kelch einmal andeutungsweise kreisen, wobei er den hohen Leuten und deren Bediensteten ein freundliches Lächeln schenkte. Als sein Blick die junge Knappin des Herrn von Eisenfels streifte, schenkte er ihr ein kurzes Nicken. ‘Eine so junge Dame unter all diesen hohen Damen und Herren. Interessant.’, dachte er bei sich. Jorik schätzte das Bodenständige am Leben, und die junge Dame bildete einen spannenden Kontrast innerhalb der wohlgeborenen Gesellschaft. Zuletzt bedachte er den Junker mit einem tiefen und langen Blick in die Augen, bevor er den Kelch an die Lippen führte. Je länger das höfliche Gespräch zwischen den Anwesenden dauerte, desto Neugieriger uns Ungeduldiger wurde Fulco. Er beteiligte sich zwar höflich am Gespräch mit seinen Tischnachbarn, aber er war nur begrenzt mit den Gedanken bei der Sache. Was wollte Oldebor nun genau von dieser versammelten illustren Gesellschaft? Nun lumpen lassen hatte sich der Gastgeber nicht, es wurde gut aufgetischt. Fulco beobachtet weiterhin die Anwesenden mit großem Interesse. Wenn er sich nicht sehr täuschte, ging es einigen der Anwesenden ebenso wie ihm.  

Direkt neben Fulco von Kranickteich saß ein schmächtiger junger Bursche mit kurzem, lockigem braunen Haar, der wohl gerade einmal die 20 Götterläufe gesehen haben musste, und knetete aufgeregt seine Hände. Er trug eine hochgeschlossene Weste aus dunklem, rauhem Wildleder, die vorne mit Schnallen geschlossen wurde und hier und da mit Nieten aus Messing verziert gewesen ist. Darunter lugte ein dunkelgrünes Hemd mit langen Ärmeln hervor. Als der junge Bursche den Saal einige Minuten zuvor betrat, einen hölzernen Gehstock in der Hand, schien er freudig überrascht, in der Runde Fulco von Kranickteich zu erspähen. Mit einem lauten: “Onkel Fulco!”, setzte er sich humpelnd in dessen Richtung in Bewegung, das rechte Bein nur hinkend, und die metallene Spitze seines Gehstocks hinterließ klackende Geräusche auf dem Holzboden. Während er sich seinem Ziel näherte, wich die Freude aus seinem Gesicht und sein Kopf lief hochrot an. Den Blick noch immer auf den Edlen von Kranickteich gerichtet, setzte der Junge stammelnd hinzu: “Ähm…äh…Euer Wohlgeboren, es freut mich, euch zu sehen!”, und verneigte sich kurz vor seinem Gegenüber, der ihn freudig in die Arme schloss. Nach der innigen Begrüßung nahm Ulfried von Argenklamm direkt neben dem Edlen von Kranickteich Platz und musterte unsicher die anwesenden Personen, ihren Blicken wich er jedoch aus. Lediglich Oldebor schien er, ob bewusst oder nicht, kaum wahrzunehmen.

Krispinian von Tsawalden, Edler zu Dunkelstein, erhob sein Glas auf die Worte Oldebors. Dem etwa 40 Götterläufe zählenden, groß gewachsenen Mann mit hellbraunem, lichter werdendem Haar sah man auf den ersten Blick an, dass er im Gegensatz zu anderen Teilnehmern nicht der Rondra diente: In einfache, aber edle Kleidung gehüllt nahm er an der Tafel Platz.  Aus einer Familie stammend, die in Gratenfels seit Generationen treu als ministeriale Verwalter gedient hatten, war er voller Freude zu diesem Treffen gereist: Endlich wurde seiner Familie die Ehre zuteil, auf die schon sein Großvater gewartet hatte! Krispinian nickte allen Anwesenden freundlich zu, insbesondere seinen alten Jugendfreund Rondragon von Spiegelberg begrüßte er herzlich lächelnd, ebenso Wolfmar von Wildklamm und Fulco von Kranickteich, einen seiner direkten Nachbarn. 

Der Auftrag

“Ich begrüße euch hier in meiner bescheidenen Halle.” Die Augen des Junkers blitzten, als er die Versammelten musterte und auf die einzelnen Grüße jeweils mit einem Nicken antwortete.  “Der Grund, weshalb wir uns hier versammelt haben, ist delikater Natur. Darum erwarte ich, dass alles, was wir heute hier an diesem Ort besprechen, strikt sub rosa bleibt.” Er blickte in die Gesichter der Versammelten und setzte hinzu. “Unter dem Siegel der Verschwiegenheit von Rahjas Rose. So ihr dies nicht einzuhalten vermögt oder wünscht, steht es euch frei, jetzt zu gehen.”

„Ich verstehe!“ Amüsiert strich sich Xorgolosch Sohn des Fuldoram über den schwarzen, von drei schlichten Metallklemmen gehaltenen Bart. „Ich denke, ich spreche nicht nur für mich, wenn ich sage, dass wir den weiten Weg auf Euer einladendes Anwesen nicht für einen Happen Schinken und ein gutes Gesöff angetreten haben. Ich gab Euch einst mein Wort, also bleibe ich und stehe Euch bei!“ An seinen Tischnachbarn Gorthak Sohn des Glorinthax gewandt fügte er mit zusammengebissenen Zähnen ein um Ernstheit bemühtes: „Wenn es ihm um Angelegenheiten der Norgamasch geht – warum schreibt er das nicht vorher? Ich hätte meinen Stollentreiberkoffer mitgebracht.“ hinzu.

Der angesprochene lehnte sich leicht und langsam zu seinem Nachbarn herüber. Auf Rogolan und so leise, dass es nur Xorgolosch hören konnte antwortete Gorthak “Willst Du sie ein- oder ausgraben?” Danach lehnte er sich wieder entspannt zurück und harrte der weiteren Ansprache des Gastgebers, die ohne Zweifel kommen musste. Der Edle von Erzwacht schmunzelte, verzog die Mundwinkel dann anzüglich und richtete seine Aufmerksamkeit mit einer beiläufigen aber eindeutigen Geste seiner Interpretation von Oldebors Rahjabezug wieder der Tafelrunde zu.

Leomar nickte zur Bestätigung. Es war zu erwarten gewesen dass es um etwas … Diskretes gehen würde. Er hatte diese Vermutung seit er die Einladung erhalten hatte. "Mein Wort habt ihr."  Als er sich wieder setzte glitt der Blick über den Tisch und stoppte bei jedem der anwesenden kurz.  Dann wartete er darauf, dass der Gastgeber fortfahren würde.

Thimorn hatte schon seinen Mund geöffnet, biss sich aber gerade noch im rechten Moment auf die Lippen. Es war nicht an ihm jetzt zu sprechen. Auch wenn der Junker von Neukrashof auch nach dem Hause Hauerberg geschickt hatte, war er doch der Knappe des Hohen Herrn von Eychstädt. Neugierig fixierte er den erfahrenen Ritter. Er würde schon wissen, wie man den Worten ihres Gastgebers angemessen begegnen sollte. 

Ulfried blickte sich hilfesuchend im Saal um und musterte die Anwesenden flüchtig. Selbstverständlich wäre es für ihn kein Problem, eine delikate Angelegenheit nicht gleich mit seiner Familie zu besprechen, doch was, wenn die Angelegenheit nicht nur delikat, sondern sogar so brisant wäre, dass deren Verheimlichen einen Verstoß gegen seine Lehenspflichten gleich käme? Er schloss für einen Moment die Augen, senkte seinen Kopf und dachte angestrengt nach. Er brauchte Klarheit. Doch käme es nicht einem Affront gleich, wenn er jetzt begänne, Bedingungen zu stellen? Ihm wurde heiß und kalt zugleich. ‘Fulco muss eine Lösung haben!’, schoss es ihm durch den Kopf und er blickte nach links zu dem alten Freund seiner Familie.

Fulco hörte aufmerksam zu. Endlich kam der alte Haudegen zur Sache. Er bemerkte die wachsende Unsicherheit von Ulfried und versuchte ihm beruhigende Blicke zu zu werfen, er machte eine beruhigende Geste in Richtung des jungen Mannes.  ’So schlimm kann es ja nicht werden, es sind Diener der Götter anwesend‘ dachte er sich. Zudem war er viel zu Neugierig um jetzt die Hallen zu verlassen. Dazu gab es immer noch Gelegenheit. Dass es sich um etwas von Brisanz handeln musste, war bei der Art der Einladung ja schon klar gewesen. Fulco hob seinen Becher prostete dem Gastgeber zu und antwortete “Meine Verschwiegenheit sei euch gewiß.” 

Nach diesen Worten richtete Farold den Blick von seinem Bierkrug auf zu Oldebor. Seine Augen fixierten den alten Junker nahezu regungslos.  ‚Eine Angelegenheit, die Diskretion verlangt? Das verspricht interessant zu werden’, dachte Farold. Das Ansuchen eines alten Greifax könne man ohnehin nicht so leicht ablehnen, sinnierte der Ritter weiter. Er blieb sitzen und nickte lächelnd.

Die aufmunternden Blicke von Ritter Fulco und die Entschlossenheit, mit welcher dieser seine Verschwiegenheit versprach, ließen auch in Ulfried die Zweifel weichen. Er blickte, erstmals seit er an dieser Tafel saß, direkt zu Oldebor Greifax, und pflichtete nickend bei: “Selbstverständlich habt ihr auch mein Wort!”

Jorik setzte wie schon zuvor sein gewinnendstes Lächeln auf und sah zu dem Junker herüber. Statt diesem in aller Schwurform seine Verschwiegenheit zuzusichern, wie es die Hohen Rittersmänner und -damen taten, nahm er lediglich einen Schluck und schaute ihn weiter erwartungsvoll an. In Gedanken amüsierte sich der junge Mann aufs Herzlichste. Er fragte sich, welche Konsequenzen Oldebor sich wohl der versammelten Mannschaft gegenüber vorbehielte, wenn diese jetzt einfach den Tisch verlassen und gehen würde.

Wolfmar von Wildklamm nickte Rondragon von Spiegelberg und Krispinian von Tsawalden zu und nach den letzten Worten von Oldebor Greifax, nahm der Ritter langsam einen kräftigen Schluck aus seinen Becher und schaute dabei spähend über den Becherrand, wie die anderen Gäste sich benahmen oder sich gar äußerten. Dann stellte der Ritter den Becher ab und inspizierte das Angebot an Speisen und nahm sich vom köstlich duftenden Bauernbrot, Schmalz und Schinken. Erst als er sich sein Brot belegte, wandte Wolfmar seinen Kopf in Richtung des Gastgebers: “Um Diskretion bitten, ist das Recht eines jeden. Dem Wunsch gewähre ich.” sagte er.

Als Eblaus das Wort “Verschwiegenheit” vernahm, drehte er sich kurz von seinem Fenster weg und setzte dazu an, dem Junker ins Wort zu fallen. Seine rechte Hand zaghaft erhoben tönte nur ein “Also…”, dann aber zuckte er mit den Schultern und blickte wieder hinaus ins Licht.

Irminella hatte aufmerksam zugehört und nahm ihren Weinbecher erneut auf und führte ihn an ihre Lippen. Während sie in kleinen Schlucken trank, blickte sie über den Becherrand und taxierte Farold von Eychstädt für einige Herzschläge. Dann setzte sie den Becher wieder ab und lehnte sich das erste Mal an diesem Abend zurück, um ihrer Zustimmung Ausdruck zu verleihen. 

Leodegar rückte mit zwei vorsichtigen Schritten näher an die Versammelten und ließ mit seinem ruhigen Bariton vernehmen: "Bei Rondra und ihrer Schwester der Schönen Göttin, Eure Geheimnisse werde ich treu wahren Greif-", die Stirn legte sich kurz in Falten als er sich verlegen an die Gepflogenheiten der Anrede erinnerte,"ich meine, Wohlgeboren."

"Ihr habt das Wort von Haus Tsawalden, Eure Worte werden außerhalb dieses Raums ungehört bleiben."  Nachdem Krispinian von Tsawalden das Wort ergriff, sah er sich in der Runde um. Meist wandten sich die Augen der Anwesenden ihm zu, wenn er die Stimme erhob. Er war dies gewohnt - eine Folge seiner wohlklingenden, tiefen Stimme.  "Wir alle hier sind begierig darauf, was Ihr uns berichten wollt." Krispinian erhob sein Glas in die Runde und nahm wieder Platz.  'War klar, dass diese Einladung nicht ohne Motiv erfolgte' , dachte sich Krispinian und kniff die Augen zusammen. Als er dem Blick seines alten Freundes Rondragon von Spiegelberg begegnete erkannte er, dass dieser wohl Ähnliches dachte.  ‘Rondragon ist eher ein Mann der Tat und ich ein Mann der Worte’, dachte sich Krispinian lächelnd. ‘Ich werde unmittelbar nach diesem Treffen eine Einladung an ihn aussprechen.’ 

Fulco musste aufgrund der Reaktion des Geweihten des Götterfürsten kurz schmunzeln, hatte sich aber schnell wieder im Griff. Es freute ihn, dass er Ulfried fürs erste  ein wenig seiner Nervosität nehmen konnte. Er ließ die Blicke weiter im Raum umherschweifen, um die Reaktionen der anderen Edlen aufzunehmen. Wenn Oldebor endlich mit der Sprache rausrückte, muste er sich mal wirklich mit Ulfried austauschen, sie hatten sich ja eine ganze Zeit nicht gesehen. Zudem Interessiert ihn die Meinung des intelligenten jungen Mannes.  Gleichzeitig würder er sich - je nach Art der Bitte des Gastgebers - gerne mit den anderen Edlen aus seiner Baronie besprechen.  

“Bei der Leuin, so soll es sein” Rondragon Stimme klang fest und bestimmend.