Leg deine Hand in meine und lass uns ewig sein

Die Gegensätze vereinigen sich und die Welt wurde erhellt durch ein goldenes Licht. Durch mich geboren bleibt, wer schon immer war.

Leben und Tod nur Traum

Ich wurde geboren, als das All entstand. Und ich halte alle Welten immer noch in der Hand. Ich habe Macht über jede Form von Leben. Ich kann dir alles nehmen oder alles geben. Meine Worte können töten, meine Blicke verletzen. Doch ich habe mich entschieden, diese Waffen niemals einzusetzen. Meine Lektionen können heilsam sein lässt du dich drauf ein.

Denn ich halte das wundersame Gleichgewicht aller Welten und aller Sterne im Raum. Durch mich wird dein Licht in die Ewigkeit treten und Leben und Tod nur Traum.

Ich bin bei dir – die ganze Zeit. Ich verzeih dir nicht, tut es dir selbst nicht leid. Ich beobachte dich mit jedem Schritt, den du tust, nehme dich mit, wenn du mich rufst.

Ich erschuf eine Welt, die jetzt fast vernichtet ist. Ich trank vom Wasser des Lebens, das für dich vergiftet ist. Eure Blockaden durchbreche ich mit reiner Energie, die jeden Widerstand bricht und Harmonie. In der Gesamtheit der Dinge schafft eben diese Kraft Trost für dich. Und vielleicht tröstet es dich, denn ich erlöse dich. Die meisten weinen am Ende, denn sie erkennen ihre Größe nicht. Feind deiner selbst – du bist kein Gegner für mich.

Ich sehe deine Lebenslügen, sehe, wie du dich betrügst, auf der Suche nach Vergnügen, weil du dir nicht mehr genügst. Doch du verschwendest dein Leben jeden Tag, jede Stunde aufs Neue. Was euch Menschen an Liebe fehlt, das gebt ihr euren Göttern. Doch diese Welt steht am Rand und endet hier das Leben, dann vergib dir die Schuld und ich werde dir vergeben. Doch wenn du voller Schmutz und mit dir selbst nicht einig bist, wirst du durch meine Flammen gehen, bis du gereinigt bist.


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Leg deine Hand in meine und lass uns ewig sein

(aus: Die Geschichte der Kinder Mirils und Der gefallene Stern)

Hesinde 1045 BF

„`Leg deine Hand in meine und lass uns ewig sein´.“ Der alte Erzmagier grinste. „Das soll der Schelm gesagt haben, bevor die beiden gemeinsam entrückt und an diesen Ort gekettet worden sind.“ Die Graumagierin schaute ihn skeptisch an. „Woher weißt du das?“ Er schien sichtlich vergnügt bei dem Gedanken an die Szene des Verderbens seines Widersachers und dessen, der sein Schicksal war. „Die Steine reden. Die alten Mauern der Burg Eisenstein erzählen die Geschichte. Ich gehörte zur Untersuchungskommission, die die Ereignisse um Gorwin von Eisenstein-Schleiffenröchte untersuchte, die im Tsa 1043 BF von der Rahjakirche aufgedeckt worden sind...“ Die jüngere Magierin, die aber auch schon fortgeschrittenen Alters war, schaute ihn erneut verblüfft an. „Ihr durftet eine Kommission der Praioskirche begleiten?“ Der Erzmagier nickte. „Als Experte. Da schätzen sie sogar Graumagier, wenn sie ihnen nützlich sein können.“

„Warum sind die beiden nicht wie die anderen von Zulipans Leuten in der siebten Sphäre gelandet?“ Die Graumagierin kam auf das Thema zurück. Was vor 450 Götterläufen auf der Burg Eisenstein geschehen war, fand sie bei weitem spannender, als das, was dort vor knapp zwei Götterläufen passiert war. „Alle, die mit dem Hexenmeister von Angbar an dem Beschwörungsritual mitgewirkt hatten, sind mit ihm in die Niederhöllen gefahren. Warum die beiden nicht?“

„Das war `Satinavs Rache´.“ Der greise Magier lugte die jüngere Kollegin unter seinen buschigen Augenbrauen an. „Zuviele versuchen seit Liscom von Fasar an den Dogmen der Zeit zu rütteln. ... Aber ob die beiden an einem besseren Ort sind?“

Die alternde Magierin dachte über die Frage nach. Das war schwer einzuschätzen. Wer wusste schon genau, was das Schicksal von Thargunitoth und Grynematz wirklich war? Und wer wusste wie es jemandem in den Niederhöllen erging? Sie stellte stattdessen eine andere Frage, die sie bedrängte: „Was hat den Schelm getrieben? Warum hat er solch schlimmes Unheil über die Menschen gebracht? Schelme sind doch von Tsa gesegnete und werden von Kobolden erzogen sind sie keine üblen Zeitgenossen, die anderen etwas Böses wollen.“

„Grynematz ist ein `Schwarzschelm´.“ In der Stimme des greisen Magiers war Erstaunen vernehmbar, dass seine Kollegin das nicht wusste. „Das sind Schelme, denen die Fähigkeit verloren gegangen ist, jeder Situation mit unerschütterlichem Optimismus zu begegnen. Sie gehen langsam am Sarkasmus zu Grunde. Zugegeben: Davon gibt es den Göttern sei dank, nicht allzu viele. Ein berühmter Schwarzschelm unserer Zeit, der übrigens viele Ähnlichkeiten mit Grynematz hat, ist Torxes von Freigeist, der Ewige Wanderer, der Herold des Dämonenmeisters.“

Ynis Witrin war immer wieder überrascht, was der wache Geist des Erzmagiers alles wusste und mitbekam. Beide gehörten der Großen Grauen Gilde des Geistes an. Doch der Erzmagier war weit älter als Ynis Witrin. Wie alt? Das wusste sie nicht. Die Graumagierin stammte aus dem Sveltland und hatte ihr bescheidenes Heim im Adlerhaag in den Brinasker Marschen nahe Riva. In Riva hatte sie einen Lehrauftraf am Stoerrebrandt-Kolleg. Seit einigen Monden weilte sie jedoch in den Nordmarken. Sie wohnte bei Shavall-Dón vom Steyneychenwaid, dem greisen Erzmagier, der vor einem Götterlauf hier in Elenvina die Stadtvilla des zwergischen Baumeisters Palladiosch, Sohn des Vitrufax gekauft hatte, der selbst eine Landvilla am Breewald in der Baronie Eisenstein gebaut und bezogen hatte.

„Aber was hat Grynematz zu einem Schwarzschelm werden lassen?“ Die Graumagierin hakte nach. „Er ist doch behütet aufgewachsen in der `Aal Bosch´ in der Baronie Eisenstein. Sein Ziehvater ist doch der Kobold Luch Halbschuh, der friedlich und liebevoll ist.“

„Bei dem was du von Luch Halbschuh weißt, vermischen sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.“ Shavall-Dón schüttelte den Kopf. „Mit siebzehn Jahre ist Grynematz zum ersten Mal dem Magier begegnet, den die Menschen in den Nordmarken `Tunich-Guhd´ nennen. Er muss ihn wohl so verärgert haben, dass der Magier ihn in den Limbus schleudern wollte. Doch das misslang. Der Frevel von Liscom von Fasar hat die Beschaffenheit der Zeit bis zu jenem Tag so sehr geschädigt, dass es zu einem Unfall kam. Vielleicht war es kein Unfall. Kein Zufall. Vielleicht ereignete sich das sehr bewusst. Vielleicht war das bereits `Satinavs Rache´. Grynematz wurde jedenfalls in der Zeit zurückgeworfen. Jeder Tag an dem er erwachte, war der Tag vor dem vorigen Tag – vorgestern. Ein schrecklicher Fluch. Außerdem war sein Schicksal mit dem des Magiers `Tunich-Guhd´ eng verknüpft und er lebte fortan stets in seiner Gegenwart. Nur kam er ihm quasi entgegen, während der Magier `ganz normal´ in die Zukunft schritt...“

Was der greise Magier erzählte war unerhört. Dinge von Zeit und Raum die auch das Verständnis einer gebildeten Magierin überschritten. Woher wusste er das alles? Er erstaunte sie immer wieder. „Ein Fluch?“

„Ja, so mag man es vereinfacht nennen. Der Magier und der Schelm sind seit den Ereignissen in den Magierkriegen an diesen Ort gebunden, den wir leichthin `Die Öde´ nennen. So wie einst der Jhrarhra-Zauberer Ssad´Navv selbst von Kha an das Schiff der Zeit gekettet wurde. Das darf man `Fluch´ nennen, oder? Auch wenn die beiden nicht klassisch verflucht worden sind. ... Dieser Fluch jedenfalls und der Einfluss und die Einwirkung des Magiers auf ihn ließ Grynematz von Jahr zu Jahr, von Jahrhundert zu Jahrhundert verbitterter werden. Dabei wurde er jedoch über die Jahre immer mächtiger. Er altert zwar nicht – zumindest im Vergleich zur Welt außerhalb. Grund dafür muss sein, dass die Wirkung der Zeit an diesem Ort eine andere ist. Der Ort scheint nahe an Globulen zu liegen, deren Zeit anders verläuft. Grynematz alterte also nicht, nahm aber an Wissen und Macht zu. Sein Schicksalsgenosse jedoch war an jedem Tag, an dem Grynematz dem Magier erneut begegnete, immer einen Tag jünger und darum auch weniger wissend und mächtig. Bald war es der Schelm, der dem Magier weit überlegen war. In ihm wuchs der Plan, dass er sich an `Tunich-Guhd´ rächen wollte, den er für dieses üble Schicksal verantwortlich machte. Grynematz ging einen Pakt mit Asfaloth ein.“

Ynis Witrin erschrak, als ihr Gegenüber den Namen des Erzdämons aussprach. Doch dieser schien unbekümmert zu sein und fuhr mit seiner Erzählung fort. „Dann schien seine Stunde gekommen. Der Krieg der Magier tobte in Aventurien. Der Hexenmeister von Angbar bereitete auf dem Eisenstein ein großes Beschwörungsritual vor, um die Zwerge zu vernichten. `Tunich-Guhd´ war sein Gehilfe. Grynematz griff ein und störte das Ritual chaotisch. Alle Beteiligten wurden in die Niederhöllen gerissen. Nur Grynematz und Thargunitoth nicht.“

„Die beiden waren stattdessen an die `Öde´ gebunden...“ Ynis Witrin versuchte deutlich zu machen, dass sie diesen Teil der Geschichte verstanden hatte. Aber Shavall-Dón konkretisierte diese Angabe. „Die beiden sind an einem seltsamen Ort. Der Magier ist dort gebunden. Auf gewisse Weise ist Grynematz mit ihm dort gebunden. Aber im Gegensatz zu seinem Schicksalsgenossen kann der Schelm diesen Ort verlassen. Er wacht dann aber am nächsten Morgen, der am Tag vorgestern ist, wieder beim Magier auf. Seine Hand in die des Magiers gefügt.“ Damit spielte der Erzmagier auf die Worte an, die der Schelm angeblich zu `Tunich-Guhd´ gesagt haben sollte, als beide an diesen seltsamen Ort entrückt wurden.

Er schmunzelte und fuhr fort. „Im Laufe der Zeit verstand `Tunich-Guhd´ es, diese Situation zu nutzen. Es war zwar ein wenig verwirrend, denn aus des Magiers Perspektive wusste der Schelm am Folgetag nicht mehr, was ihm der Magier am Tag zuvor gesagt hatte. Dafür wusste Grynematz erstaunlich viel über die Zukunft und über das, was der Magier in der kommenden Zeit von ihm verlangen würde. Diese Umstände waren für den Magier irritierend und nicht immer leicht einzuordnen. Aber im Laufe der Jahre schaffte er es, sich diese Umstände zu Nutzen zu machen.“

Ynis Witrin seufzte. Der greise Magier erzählte so gelassen und vergnügt von einer Situation, die für die Menschen in den Nordmarken und vielleicht darüber hinaus eine dräuende und unberechenbare Gefahr darstellte. Das schien ihn beim Erzählen wenig zu bekümmern und er plauderte darüber als ob es das Ergebnis des jüngsten Spiels der Elenviner Hengste und wie die aktuelle Imman-Meisterschaft verläuft sprechen würde.

Unbekümmert erzählte Shavall-Dón weiter. „`Tunich-Guhd´ fand heraus, dass auch er nicht ewig und dauerhaft an diesen Ort gebunden war. Es gab Sternenkonstellationen und Umstände, die es ihm erlaubten, diesen Ort zu verlassen. Das hatte etwas mit dem Sternbild des Uthars zu tun: Drei Sterne und in ihrer Mitte ein Pulsar. ...“

Überraschend hielt der Erzmagier nun doch inne. Er blickte sich suchend um. Da saß auf einem der Ohrensessel des Salons, wo auch die beiden Älteren sich unterhielten, ein junger Mann. Er lauschte die ganze Zeit gespannt der Unterhaltung der beiden Graumagier. „Du bist einer der sieben?“, fragte ihn nun der greise Magier.

„Sieben?“, erwiderte der junge Mann, nur 16 Götterläufe zählend, mit einer Gegenfrage. „Eure Magnifizienz? Meint ihr meine Geschwister und mich?“

„Fionn ist der jüngste Sohn von Innozenz.“, mischte sich Ynis Witrin ein. „Wie einst sein Vater habe ich ihn aufgenommen und bilde ihn aus. Er tritt in die Fußstapfen seines Vaters.“

„Wohl kaum.“, sagte der Erzmagier zur Überraschung der beiden anderen. „Er ist eins der Kinder Mirils.“

Die Lehrmeisterin des Jungen war etwas irritiert. „Ja, er ist der Sohn von Miril und Innozenz. Die beiden haben sieben Kinder.“

„Zusammen haben die beiden sieben Kinder.“ Shavall-Dón wirkte etwas rechthaberisch. „Miril hat sieben.“

Nun wirkte auch Fionnuisce leicht verstört. Der Erzmagier unterstellte schlechthin, dass sein Vater außerhalb seines Traviabundes noch weitere Kinder hatte. Damit war er nicht der erste, der so etwas behauptete. Aber bei weitem war er der weiseste und gebildetste, der sich zu einer solchen Behauptung aufschwang.

„Möchtest du vielleicht eben mal hinunter in die Stadt gehen und mir etwas Tabak für meine Pfeife kaufen?“ Das war eigentlich weniger eine Frage als eine deutliche Aufforderung. Der Erzmagier sah den Adepten eindringlich an und drückte ihm ein paar Heller in die Hand. Als Fionnuisce den Salon und die Villa verlassen hatte, nahm Shavall-Dón seine Pfeife vom Beistelltisch neben ihm und stopfte sie gemütlich mit Tabak, den er offensichtlich gar nicht entbehrte. Dann schaute er wieder zu Ynis Witrin, die in dem anderen Ohrensessel am Kamin ihm gegenüber saß.

„Nun, wo war ich stehen geblieben? ... Drei Sterne und in ihrer Mitte ein Pulsar. Das Sternbild des Uthars. ... `Tunich-Guhd´ ahnte nicht, dass ganz in der Nähe Trolle am Ende des vierten Zeitalters dieses Sternenbild auf dem Weißenstein im heutigen Rittergut Breewald abgebildet hatten, dort wo heute die `Scheuburg´ steht. ... Eben dort wo dein junger Zögling herstammt...“

Ynis Witrin verstand. Fionnuisce hatte schon genug mitgehört. Ob das alles gut für seine Ohren war? „Weiß Innozenz das alles?“

„Ich denke, nicht.“ Der Erzmagier zündete mit mehreren Zügen seine Pfeife an und paffte dann nach dem ersten richtigen Zug den Rauch in den Salon. „Wenn er zuviel von den Hintergründen wüsste würde das ihn womöglich von seiner Aufgabe als `Wächter´ ablenken. Er weiß auch wenig über sein wahres Potential. Es wäre viel zu gefährlich, wenn er sich seiner selbst und all dieser Umstände bewusst wäre... Ich denke, es reicht, wenn wir uns um einen zu machtvoll gewordenen Magier sorgen müssen...“

Ynis Witrin verstand nicht ganz was der Erzmagier andeutete. Nach einem weiteren Zug an seiner Pfeife kam Shavall-Dón zurück auf das Thema. „Zurück zu diesem Magier, um den wir uns sorgen. `Tunich-Guhd´ hatte heraus gefunden, wie er von Zeit zu Zeit die `Öde´ verlassen konnte. Es kam auf die Sternenkonstellation an. Allerdings war er dabei auf Unterstützung von Außen angewiesen. So versuchte er sich mit Hilfe des Schelms Verbündete in der Welt dort draußen zu verschaffen. Das gelang ihm auch immer wieder. Aber immer wieder gelang es im Gegenzug tapferen und mutigen Streitern von draußen, dem Magier diese Möglichkeiten wieder einzuschränken. Es war ein ständiges Ringen.“

„Das ist unsere Aufgabe, nicht wahr?“, wand Ynis Witrin ein. „Wir müssen ihn aufhalten. Dafür brauchen wir Innozenz.“ Sie schaute den Erzmagier nachdenklich an. „Aber was ist das für ein Ort, an dem der Magier und der Schelm gebunden sind?“

Shavall-Dón guckte die Graumagierin forschend an. „Glaube nicht, dass wir das alleine vermögen. Und `Tunich-Guhd´ ist sicherlich nicht unser einziger und schwierigster Gegner. Er ist allerdings eine Schlüsselfigur. ... Jedenfalls fand er im Laufe der Zeit heraus, dass an diesem Ort verschiedene uralte mächtige Trollzauber wirkten. Es war der Eingang eines Trollpfades. Das hatte er mittlerweile verstanden. Doch wie war dieser Trollpfad beschaffen? Es war kein Zugang in den Limbus und dennoch konnte man von hier aus an andere Orte reisen. Bedauerlich für ihn war, dass er hier an den Eingang gebunden ist, so dass er nicht auf diesem Pfad zu reisen vermochte. Doch es musste ein bedeutender Trollpfad sein. Die Echos und Signale die der Magier empfing, deuteten auf sehr außergewöhnliche und bedeutende Orte hin, die am anderen Ende des Pfades lagen. Er ahnte etwas von Tharun und Thalami Sora, sogar von den Niederhöllen und gar von Alveran.“

Die Graumagierin öffnete erstaunt ihren Mund, brachte aber keinen Ton heraus. Shavall-Dón genoss es, dass seine Erzählung nun an Dramatik zugenommen hatte. „Die Verbindung zu den Niederhöllen war es im Übrigen, die den Fehlschlag der großen Beschwörung des Hexenmeisters von Angbar noch intensiver herbeigeführt hat, als das Eingreifen des mit Asfaloth paktierenden Schelms. Wenn der Hexenmeister von dem Trollpfad und dieser Verbindung gewusst hätte, so wäre er vielleicht auf den Gedanken gekommen, dass es keine gute Idee ist, an einem solchen Ort eine große Beschwörung vorzunehmen.“ Der Erzmagier grinste süffisant.

„Ein zweiter mächtiger Trollzauber war eine mächtige trollische Verhehlung. Mithilfe dieses Zaubers wurde dieser Ort vor der Außenwelt verborgen. Da draußen war inzwischen an der Stelle, wo der Meteorit eingeschlagen war, ein karger und lebensfeindlicher Ort entstanden, den die Menschen `die Öde´ nannten. Doch der Zugang zum Trollpfad blieb ihnen verborgen.“

Die Graumagierin bemerkte, dass ihr Mund offen stand und schloss ihn leicht verschämt. Sie konnte immer noch nicht begreifen, was sie hörte.

„`Tunich-Guhd´ gelang es jedoch, von Zeit zu Zeit den Verhelungszauber zu durchbrechen. Er fand die Reste einer Art Trollburg in diesem Eingangsbereicht des Trollpfades. Dieses Gemäuer bezog er als Wohnstatt. Durch das Wirken des Magiers wurde das Gemäuer immer mal wieder für die Außenwelt sichtbar. Es wirkte aber wie eine Illusion oder eine Fata Morgana mitten in der Öde. Die Menschen, die mittlerweile um die Existenz des Magiers und des Schelms wussten, begannen dieses Gemäuer, das sie verschiedentlich bei ihren Reisen durch die Öde sahen, bald `Tunich-Guhds Turm´ oder `Tunich-Guhds Schloss´ zu nennen. Den Namen `Tunich-Guhd´ hatten die Menschen dem Magier gegeben, nachdem er sich ihnen mit seinem Magiernamen Thargunitoth offenbart hatte. Klugerweise vermieden es die Menschen, den Namen einer Erzdämonin auszusprechen und fanden stattdessen den Namen `Tunich-Guhd´ passend.“

Ynis Witrin zuckte erneut innerlich zusammen. Schon wieder sprach der greise Magier den Namen eine Erzdämons aus.

„Es war kein Zufall, dass der Magier und der Schelm an diesen Ort gebunden wurden. Sie waren Opfer von `Satinavs Rache´. Der Wächter der Zeit hatte erkannt, dass von diesem Ort der Ausgang des Karmakorthäons abhängen konnte. Es ist der Zugang zum Durchbruch und zur Verbindung zwischen den Sphären. Neben Satinav haben aber sicher auch alle anderen streitenden Entitäten ein Interesse, diesen Ort zu kontrollieren: die Zwölfgötter, der Namenlose, die Erzdämonen... Und alle spielten ihr Spielchen. Der Magier und der Schelm waren zu ihrem Spielball geworden.“

Der Erzmagier schloss seine Erzählung. Das war auch genug für diesen Tag, dachte Ynis Witrin. Just in diesem Moment trat ihr Zögling in den Raum. Er brachte einen Tabakbeutel. Irritiert sah Fionnuisce, dass Schavall-Dón bereits Pfeife rauchte. „Ich hatte wohl noch Tabak da.“, sagte dieser als er den fragenden Blick des Adepten sah. „So!“ Der greise Magier klopfte seine Pfeife über einer Schale aus und stand auf, erstaunlich behände für sein augenscheinliches Alter. „Ich schlage vor, wir gehen eine Runde spazieren. Vielleicht hinunter in die Stadt? Was meint ihr?“ Er reichte der Magierin auffordernd seine Hand. „`Leg deine Hand in meine und lass uns ewig sein´.“

E N D E


Autor: Innozenz m.c.