Tommelsbeuger Hochzeit

Die Trauung

Eine Szene aus dem Briefspiel zur Tommelsbeuger Hochzeit, im Anschluss an Die Ankunft der Gäste.


12. Peraine 1046 BF, im Burggarten der Burg Fischwacht in Tommelsbeuge.

Die Braut wurde von ihrer Ziehmutter Liliane auf der einen Seite, von ihrer Nichte Melinde, die Baronin zu Witzichenberg und Familienoberhaupt war, auf der anderen zwischen den Gästen hindurch geleitet. Diese hatten auf Stühlen vor dem Pavillon im Garten der Burg Platz genommen, in dem in Kürze die Zeremonie abgehalten werden sollte. Geribold wartete dort bereits auf seine Tsaja. Er knetete seine Hände, war demnach offensichtlich nervös - doch strahlte er über das ganze Gesicht.

Tsaja trug ihr Kleid aus aus Gold und Silber gewirktem Stoff, die Taille hoch angesetzt, der Rock lose fallend und sich nach unten verbreiternd. Die langen Ärmel waren geschlitzt, darunter erschienen die Spitzenärmel des Untergewandes. Der Ausschnitt des Kleides war rund geschnitten. Das Dekolleté zierte ein prächtiges silbernes Collier aus floralen Elementen mit einem großen Saphir, einem der Herrin Travia zugeordneten Symbol der Beständigkeit, in der Mitte und kleineren Adamanten an den Seiten.
Dazu trug die Braut passende Ohrgehänge. Die prächtigen, langen, schwarzen Haare fielen offen über den Rücken bis zu den Hüften, an den Seiten waren sie mit silbernen Kämmen, ebenfalls floral verziert, zurückgesteckt. Das Gesicht war fein gepudert und die Augen mit schwarzem Kohlestrich umrandet. Die Augenlider glitzerten leicht silbern. Auf dem Weg zu ihrem Geribold blickte sie scheu und ernst in die Gesichter der versammelten Gäste.

Schließlich standen Seine Hochgeboren Geribold von Fischwachttal sowie seine zukünftig angetraute Tsaja Eberwulf von Tannwirk im reich mit Blumenkränzen geschmückten Pavillon vor Seiner Hochwürden Gundoin Baduar von Kranick.

Die Gäste wiederum hatten auf Stühlen, die man eigens für die Zeremonie im Garten des Burggeländes aufgestellt hatte, Platz genommen. Die Unterhaltungen, die die Hohen Gäste untereinander führten, verstummten, als Seine Hochwürden die Hand hob und allen damit bedeutete, dass die Zeremonie nun beginnen sollte:

"Hochgeschätzte Gäste,

wir alle sind heute auf Burg Fischwacht zusammengekommen, um den heiligen Bund der Ehe, den Seine Hochgeboren Geribold von Fischwachttal, Baron zu Tommelsbeuge und Ihre Wohlgeboren Tsaja Eberwulf von Tannwirk, Truchsessin von Witzichenberg, hier und heute vor der Herrin Travia zu schließen gewillt sind, zu bezeugen."

"Am gestrigen Tag baten die beiden Liebenden die milde Herrin um ihren Segen, der ihnen heute, so Travia will, geschenkt werden soll. Tretet also vor Euer Hochgeboren und tretet vor Euer Wohlgeboren.”

Geribold von Fischwachttal und Tsaja Eberwulf von Tannwirk traten einen Schritt nach vorn und näher aneinander. Zuvor hatten sie eine gute Armeslänge Abstand voneinander gehabt. Geribold legte seine Hand auf die Tsajas. Sie lächelten sich kurz an und wandten dann wieder ihre Blicke auf Hochwürden von Kranick, der ihnen ein oranges, aus einfachem Stoff bestehendes Band über die übereinandergelegten Hände legte.

“Dieses Band ist eine Metapher der Vereinigung Euer beider Leben. So wie sie es buchstäblich tut, seid ihr fortan auch im Sinnbildlichen miteinander verbunden – in Liebe und Freude, aber auch in Schmerz und Trauer."

"Ihr sagtet mir bereits, dass Ihr die Verantwortung, die ein solcher Bund euch auferlegt, kennt und bereit seid, sie zu tragen. Hat sich daran etwas geändert?”

Seine Hochwürden blickt die beiden Liebenden mit freundlichem Lächeln und erwartungsvollem Ausdruck in den Augen an. Als sowohl Geribold als auch Tsaja mit einem knappen:
“Nein, Euer Hochwürden”,
geantwortet hatten, fuhr er fort:

"Dann will ich euch nun fragen, schwört Ihr, Geribold von Fischwachttal und schwört Ihr, Tsaja Eberwulf von Tannwirk euch die ewigliche Treue vor der Herrin Travia?"

Zeitgleich antworteten die beiden Liebenden wie aus einem Mund:

"Wir schwören es!"

“Dann tauscht nun die Ringe aus, die ihr füreinander vorgesehen habt.”, sprach dann Seine Hochwürden.

Zunächst steckte Tsaja Geribold den Ehering an den Finger, woraufhin er dasselbe bei ihr tat. Sie saßen ganz vortrefflich.

“Durch das Band verbunden, durch die Ringe in der Gesellschaft als vereint erkannt und durch die Liebe füreinander geeint, erhaltet ihr den Segen der Herrin Travia, der euch auf immerdar in ewiger Treue verbindet."

"Möge die milde Mascha euch in kalten Zeiten Wärme spenden."
"Möge euch die heilige Dythlind in Zeiten des Hungers speisen."
"Möge die hingebungsvolle Liebe des wackeren Ohms zu seinen Mitmenschen euch Leitbild sein."
"Und mögen diese Kohlen euer Herdfeuer niemals verlöschen lassen.”

Seine Hochwürden übergab dem Hochzeitspaar eine recht schmucklose Kohlenpfanne, in der Kohlen, die fortan das Herdfeuer auf ewig brennen lassen sollten, rotglühend leuchteten.

“Geht nun hin Geribold von Fischwachttal und geht auch ihr hin, Tsaja Eberwulf von Tannwirk zu Fischwachttal, feiert euren Bund im Namen der Herrin, den ihr soeben vor ihr geschlossen habt."
"Geht nun hin und ehrt ihre Prinzipien."
"Geht nun hin und lebt ein Leben ewiger Treue, Liebe und Hingabe zueinander.”

Seine Hochwürden lächelte breit, als er den letzten Satz seiner Zeremonie sprach:

“Ihr dürft den heiligen Bund der Ehe, den ihr soeben geschlossen habt, mit einem Kuss besiegeln.”

Das frisch vermählte Paar blickt sich tief in die Augen und gibt sich dann einen Kuss. Schließlich drehen sie sich, sich gegenseitig an den Händen haltend, zu ihren Gästen um und strahlen in die erlesene Runde.
Die beiden stiegen die wenigen Stufen des Pavillons hinab und ließen sich beglückwünschen.
Man stand noch eine Weile beisammen, bevor man sich gemeinsam in den Festsaal begab.



Hier geht die Tommelsbeuger Hochzeit weiter:
Es folgt Das Bankett.