Orakelgrotte am Großen Fluss


In der Zwergenpforte direkt am Fluss nahe Albenhus, fast unmittelbar vor der koscher Grenzstadt Thûrbrück, liegt direkt am Fluss ein kleiner Efferdempel, mit vollem Namen Tempel zur efferdgefälligen Wacht von Flussvaters Felsen nahe einer hoch über den Fluss ragenden Klippe. Die Zwerge gaben dem Felsen den Namen 'Barosch', und so nennen ihn seit vielen Generationen auch die Menschen der Umgegend. Dieser Felsen geriet bei einem Teilabsturz im Jahre 1028 BF wieder in die Aufmerksamkeit der Anwohner und einiger Besucher- wurde hierbei doch ein Weg ins Feenreich, genauer in die Domäne des Flussvaters, geöffnet. Diese Grotte ist heute unter dem Namen Orakelgrotte bekannt. Die Efferdkirche ließ noch im selben Götterlauf den Tempel in der Nähe errichten und wacht seitdem über diesen Ort. Gegründet wurde er nach einem Treffen von Adligen und Vertretern des Albenhuser Bundes. Die Händler erhofften isch den durchgehenden Ausbau von Treidelpfaden und den Abbau von Stapelrechten (was zwanzig Götterläufe danach noch nicht geschehen ist), während die Adligen ebenso energisch gegen den Beschnitt ihrer alten Rechte eintraten. Die Verhandlungen anno 1028 BF arteten in solchen Streit aus, dass der Flussvater, dadurch in seiner Ruhe gestört, ein Stück des Baroschs in den Fluss warf und die Streitenden in sein Reich holte, um sie zur Friedfertigkeit aufzufordern. Fortan gewarnt, stifteten die Barone und Händler gemeinsam als Mahnmal den Tempel zur efferdgefälligen Wacht von Flussvaters Felsen.

Der Tempel bietet gläubigen Kapitänen und Schiffern einen Ort, nicht nur Efferd, sondern auch dem Flussvater für die erfolgreiche Passage der gefährlichen, nur mit Lotsen zu durchfahrenden Zwergenpforte zu danken - oder um eben eine solche zu bitten. Ein Segen der Geweihten im Sinne des Flussvaters, der hier als Diener Efferds angesehen wird, gilt als glückverheißendes Omen.

Tempel und Grotte liegen direkt am Ufer und sind beide nur über ein Schiff zu erreichen. Ein Wunder efferdgefälliger Handwerkskunst ist der Anlegesteg im ungetümen Gewässer des Großen Flusses. Jedoch vermögen ur kleine Schiffe an dem dreiarmigen, hölzernen Steg anzulegen, der, gleich einem Dreizack, zu einem Holzweg zusammenwächst. Vorbei an einer Statue der heiligen Liaiella führt dieser zum Eingang des Tempels, ein unspektakulärer, schmuckloser Steinbau, der sich an den dahinter aufsteigenden Schieferhang schmiegt. Seine Fundamente sind inzwischen mit Moos, Farnen und Mauerkraut überrankt und bieten zahlreichen Schnecken und Schleichen ein Heim.

Im Inneren ist der Tempel deutlich größer, als er von Außen den Anschein hat, da er in den Hang hinein gebaut wurde. Der Tempelraum ist eine düstere, viereckige Halle, die nahezu ihre gesamtes Licht durch die Fenster neben dem Eingang bezieht. An der hinteren Schieferwand geben Phosphorpilze ein schemenhaftes, bläuliches Licht von sich, während neben ihnen murmelnd ein Rinnsal aus der Wand rinnt, dessen Wasser sich in der Mitte des Raumes in einem kleinen Becken sammelt.
Inmitten des4 x 4 Schritt messenden Bassins steht auf einem Sockel ein Altar aus Sodalith, vor dem der Tempelvorsteher die seltenen Messen abhält. Im Halbkreis um das Bassin sind Holzbänke aufgestellt, im Becken selbst blinken Münzen und andere Opfergaben.

Rechts und links in der rückseitigen Wand führt noch je eine Tür in weitere Räume. Linkerhand befinden sich die Wohngemächer Efferdans sowie ein Raum für Novizen, rechterhand zwei weitere große Zimmer. Eines ist ein Aufenthaltsraum für eine Schiffsmannschaft, ausgestattet mit Hängematten, Waschzubern, Tischen und Hockern, zum anderen ein privater Raum für Gespräche.
Die dicken Mauern aus gewachsenem Fels verhindern, dass Worte nach außen dringen - und dämpfen auch die nimmermüde Stimme des großen Flusses, der gleichwohl stetig und dauerhaft über das kleine Haus wacht.

Die Metropolitin in Albenhus, die eine Gegnerin des Flussvaterglaubens ist, sieht den kleinen Tempel mit Argwohn, doch in bestem efferdgefälligen Stursinn steht Seine Hochwürden Efferdan Klammwacht, der Hüter und Hochgeweihte des kleinen Tempels, dem entgegen.

Die Orakelgrotte selbst liegt einige Schritt überhalb des Tempels und ist nur durch eine umständliche Kletterpartie erreichbar.
Auch hier grüßt am Einang eine kleine Statue der Liaiella mit warnendem Blick, als wolle sie zur Aufmerksamkeit auffordern. Mehrere kleine Neckerstatuen, einige in Form aufrechtgehender Barsche, verstärken diesen Eindruck. Der Boden der Grotte besteht aus Sodalithplatten, aus denen auch der Altar im Tempel gefertigt wurde, die Fugen sind mit phosphoreszierendem Gestein gefüllt, der einzigen Lichtquelle in der Grotte.
Einige Steintafeln sind mit drastischen Warnungen beschriftet, diesen Ort nicht ohne einen Geweihten des Launenhaften zu betreten.

Tiefer im Grotteninneren wachsen Stalagtiten von der Decke und streben auf ihre Gegenstücke, Stalagmiten, die vom Boden aufsteigen. Die ständig präsente Feuchtigkeit bildet Bodennebel, aus dem ein Stalagnat (ein zusammengewachsener Tropfstein) aufsteigt, der zu einem Bildnis des Flussvaters geformt ist. Es zeigt diesen mit dreizackiger Krone, einen Efferdbart in der Rechten und die Linke drohend zur Faust geballt. Vor ihm sind grobe Bänke und ein kleiner Zeremonientisch aufgestellt.
Hinter dem Bildnis endet die Grotte in einem grünlichen, blubbernden Tümpel.

Seine Gnaden Efferdan nutzt dieses Wasser gerne, um die Betenden beim Segen zu benetzen. Wer auf die Idee käme, in den Tümpel einzutauchen, fände hier - meist - ein Feentor in das Reich Flussvaters. Doch würde sich dieser Badegast wohl verwundern, ist das Tor doch hier nur in eine Richtung gangbar und es würde das Einverständnis des gerne schlecht gelaunten Herren des Großen Flusses erfordern, um an anderer Stelle sein nasses Reich wieder verlassen zu dürfen.


Quellen: AGF S. 208