Geschichte Alte Bekannte und neue Gesichter

Alte Bekannte und neue Gesichter

Dramatis Personae:

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Gratenfels, 12. Tsa 1045 BF

Schreiben Ihrer Wohlgeboren Tsaja Eberwulf von Tannwirk, zu Gast im Hause der Gwynna von Siebenstein, Stadt Gratenfels, an Seine Hochgeboren Geribold von Fischwachttal, Baron zu Tommelsbeuge, Burg Fischwacht, Baronie Tommelsbeuge

Mein liebster Geribold!

Mit Hilfe der Zwölfe bin ich sicher in Gratenfels angekommen und habe im Hause von Gwynna von Siebenstein Quartier bezogen. Obwohl die Dame mich persönlich noch nicht kannte, hat sie mich auf das herzlichste Willkommen geheißen und gut untergebracht. Es ist mir doch angenehmer bei Freunden untergekommen zu sein, als allein in einem Hotel. Meine Freundin Lara hatte ihrer Schwester geschrieben und gebeten, mich aufzunehmen und mir Gesellschaft zu leisten.

Einem jungen Mann aus Tommelsbeuge bin ich hier auch schon begegnet. Leodegar von Eberbach, dem Bruder unserer Witzichenberger Knappin Amadis! Wahrlich! Gratenfels ist klein! Leodegar hat in Witzichenberg auf Bussardstein bei Travin das Falknerhandwerk erlernt und vervollkommnet seine Fertigkeiten nun bei Gwynna am Grafenhof. Ich war wirklich viel zu lange weg von Witzichenberg und habe einiges verpasst.

Und dass nicht nur Gratenfels ein Dorf ist, sondern ganz Dere, beweist eine Begegnung, die ich heute Nachmittag in der Stadt vor dem Hotel Koschblick hatte! Ich habe eine Bekannte aus Almada getroffen. Die Dame ist eine Geweihte der Herrin Hesinde. Ihre Gnaden Alassia Marnion aus dem Hesinde Tempel zu Punin. Wir kennen uns eher oberflächlich, haben uns aber trotzdem gleich erkannt.

Wir beschlossen, uns ein wenig auszutauschen und begaben uns in das Gasthaus “Zum Greifen”, um etwas Tee und Gebäck zu uns nehmen. Ihre Gnaden Marnion hat auf ihren Reisen viel von Dere gesehen, war sogar Ihrer Majestät in die Wildermark gefolgt und hat dort in der “Märkischen Schlacht” gekämpft! Wie tapfer! Sie ist immer viel gereist und es scheint, dass sie ein Leben außerhalb der Tempelmauern bevorzugt, aber auch genug vom Umherziehen hat. Sie ist eine angenehme Gesellschafterin und versteht es, auf das angenehmste zu plaudern, ohne dabei oberflächlich zu sein. Mich würde interessieren, was Du von ihr hältst! Sie hat etwas in ihren Augen, das mich ahnen lässt, dass auch ihr im Krieg Schlimmes begegnet ist. Dabei erweckt sie nicht den Eindruck, ihren Glauben oder ihre Lebensfreude verloren zu haben. Leider wird sie Gratenfels bald verlassen und über den Greifenpass nach Angbar und später weiter nach Punin reisen. Wir haben beschlossen, brieflich in Kontakt zu bleiben.

Mein Herr Papa hat beschlossen, uns zur Vermählung ein Service zu schenken. Ich habe mir heute schon verschiedene angeschaut. Besonders gut gefällt mir ein Dekor, das sich “Valluser Veilchen” nennt. Wenn Du aber lieber ein schlichtes weißes Service möchtest, vielleicht mit Deinem Wappen und einer Baronskrone geziert, dann lasse es mich rasch wissen, damit ich es bestellen kann. Ich sende die Gardistin Berinka Gumbeltritt mit diesem Brief zu Dir, in der Hoffnung, dass sie Dich auf Burg Fischwacht antreffen möge. Sie könnte Deine Antwort gleich mit zurück nach Gratenfels bringen.

Etwas bin ich in Sorge, dass die Schwermut Dich vielleicht befallen könnte! Wie sehr wünsche ich mir, endlich dauerhaft bei Dir zu sein und alle trüben Gedanken fort lachen zu können!

Deine Tsaja