SuW Bettgeflüster

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Teil 1: Bettgeflüster


Dramatis Personae:
Pagol Garmwart von Wiesenthurm (23, Ritter von Dorf Hirtenruh)
Mafalda (19, junge Hexe aus dem Tiefentann-Zirkel)


Dorf Hirtenruh am Rande des Tiefentanns, Nacht zum 01. Efferd 1043 BF:

Ritter Pagol von Wiesenthurm lag auf seiner Schlafstatt in seinem spärlich, durch einige Kerzen beleuchtetes Gemach. Der junge Mann war groß gewachsen und bestach durch einen schlanken und sehnigen Körperbau. Seine kurzen Haare waren verschwitzt, er wirkte zerstört, aber auf seinem Antlitz zeigte sich dennoch ein zufriedenes Lächeln. Der Ritter bestaunte die nackte Schönheit in seinem Raum, die an der Wasserschüssel stehend, mit einem weißen Leinentuch die Reste ihrer gemeinsamen Lust entfernte.

“Was schaust du so?”, fragte die junge rothaarige Frau mit der Vielzahl an Feenküsschen im Gesicht. Es gefiel ihr zwar mit diesem Blick bewundert zu werden, doch musste das der Mann nicht wissen. Sie mochte ihn, auch wenn sie wohl nicht mehr war als seine Hure.

“Ich bewundere dich …”, schmunzelte Pagol zur Antwort.

“So …”, kam es lauernd aus Malfadas Mund, “... und ich dachte du hättest bloß Augen für meine Meisterin, hm …”, sie zog eine gespielt beleidigte Schnute und hob ihre Schultern, “... wie auch immer. Ich lasse dich nun besser all …”

“... untersteh dich …”, fiel der Ritter ihr ins Wort und zog sie lächelnd zu sich auf die Bettstatt. “Bleib hier.”

“Ah …”, Malfada ließ ihn gewähren und blieb auf ihm liegen, “... warum denn das einmal? Normalerweise möchtest du mich … danach … nicht mehr sehen.” Skeptisch sah sie ihm in die Augen. “Was ist los?”

Der Angesprochene druckste einen Moment herum und es fiel ihm schwer ihren Blick zu halten. “Ich war gestern auf Burg Kerbelberg”, brach Pagol dann doch sein kurzes Schweigen und provozierte damit eine sofortige Reaktion der jungen Frau, die auf ihm lag. Mafalda richtete sich sogleich wieder auf. Sie wusste genau was nun folgen mochte.

“Was hat die Verrückte vor?”, kam ihr die offensichtliche Frage nur eher zögerlich über die Lippen.

“Etwas, das du deiner Meisterin mitteilen solltest”, antwortete der Ritter tonlos. Worte, die die junge Hexe nun gänzlich dazu bewogen sich wieder von der Schlafstatt zu erheben. “Ich habe erfahren, dass sie die Praioskirche um Hilfe ersucht hat.”

“Hilfe? Weswegen?” Mafalda schwante Übles.

“Angeblich sind zwei junge Frauen im Tiefentann verschwunden und Aurea ist der festen Überzeugung, dass ihr dahinter steckt”, Pagol ließ ein leises Seufzen folgen.

“Wir … nein! Welche jungen Frauen ...”, begehrte die junge Rothaarige auf, stoppte aber, als der Wiesenthurmer beschwichtigend seine Rechte hob.

“Unwichtig, es ist wohl lediglich ein Vorwand”, fuhr Pagol seelenruhig fort. “Und da ihre Mutter als Lichthüterin die Möglichkeit dazu hat, haben sie vor ein paar Tagen einen Boten nach Elenvina geschickt.”

“Elenvina?”

“Ganz recht und es würde mich nicht wundern, wenn die Weißen über Kurz oder Lang bei euch auf der Schwelle stehen”, der Ritter verzog kurz einen Mundwinkel. Er kannte Aurea von Züchtelsen seit ihren Kindheitstagen und er war töricht gewesen, sie trotzdem zu unterschätzen. Die junge Frau hatte seit einigen Monden die Zügel im Junkergut in der Hand und es war absehbar, dass sie als ihre erste Amtshandlung den Krieg zwischen dem hiesigen Adel und den Schwestern aus dem Tiefentann wieder aufleben lassen würden, der nun seit über 20 Sommern ruhte.

Mafalda schaltete daraufhin schnell und begann in ihr Kleid zu schlüpfen. “Athalzea muss davon erfahren. Sofort.” Mit diesen Worten stürmte die junge Frau in die abendliche Kälte. Ihre Koschkröte Onyx schien sie in entstandener Aufregung vergessen zu haben - das Tier saß auf der Anrichte mit der Waschschüssel und beäugte ihn mit gelangweiltem Blick.


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