Salz Geist

Der Salzgeist von Turehall

In Turehall am Salzbrunnen trieb einst der Salzgeist sein Wesen. Er zeigte sich immer drei bis vier Tage vor einer Überschwemmung, schritt vom Großen Fluß auf die Stadt zu und rief: 'Raumt aus! Raumt aus!' So weit aber, wie der Geist in die Stadt hineinschritt, so weit trat jedesmal in den nächsten Tagen der Große Fluß über seine Ufer.

Der Geist, obwohl von der Geweihtenschaft gar nicht gut gelitten, tat niemandem etwas zuleide, wenn man ihm keine Beachtung schenkte. Sobald ihn aber jemand aus Neugier oder Mutwillen ansprach, erschien er ihm in der greulichen Gestalt eines zottigen Tiers mit tellergroßen, feurigen Augen, so daß den Vorwitzigen die Angst packte. Ganz schlimm erging es einem Salzsieder, der es gewagt hatte, ihn zu necken.

Als dieser einmal bei Nacht noch an der Arbeit war, steckte der Salzgeist seine gewaltige lange Nase durch einen Spalt in der Wand des Siedehauses und fragte: 'isch’ das koi Naas?' Der Sieder, nicht faul, füllte rasch einen Eimer mit kochendem Wasser, goß es dem Geist auf die Nase und rief: 'Isch’ des koi Guß?' Ehe er sich's aber versah, hatte ihn der Geist gepackt und über den Fluß hinweg in den Windhag geworfen, wo er mit zerschmetterten Gliedern liegenblieb, und dabei geschrien: 'Isch’ des koi Wurf?'

Der Salzgeist wurde daraufhin von einem Praiosgeweihten ausgetrieben und bislang nicht mehr gesehen.

Andere sagen, der Geist habe den Siedeknecht auf den Berg beim Eisernen Törlein geworfen, wo der Galgen stand, der danach aber abgebrochen wurde, weil die daran baumelnden Kadaver, wenn die Sonne gegen sie schien, in einige Häuser der Stadt ihre klunkernden Schatten warfen, was nicht appetitlich war, wenn sie über das Essen dahinglitten.

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Kategorie: Magisch

-- Main.IseWeine - 05 Sep 2010