Pilgerreise Spuren der Verdammnis

Spuren der Verdammnis

Ort: Trollpforte

Zeit: PER 1044 BF

Personen: Oberst Dwarosch, Mirlaxa- Tochter der Borongeweihten MarboLieb, sowie Assara- Tochter des Korgeweihten Radomir von Tandosch

Inhalt: Im Peraine 1044 begeben sich der Sohn des Dwalin, die junge Kor- Jüngerin Assara und die Zietochter des Oberst auf eine Pilgerfahrt nach Tobrien.

Eine Briefspielgeschichte von RadoMir und RekkiThorkarson.

Durch die Trollpforte

Kalter Schauder überlief Dwarosch, als jenes Bauwerk in Sichtweite kamen, dass in seiner Vergangenheit, nach jener für den Kontinent so katastrophalen, dritten Dämonenschlacht, bei ihm so viele Albträume ausgelöst hatte. Die Trollpforte, oder besser der Todeswall, denn das war er für den Oberst, war das einstige verfluchte und von untotem Leben erfüllte Bollwerk, welches sich zwischen den Gebirgszügen der Schwarzen Sichel und der Trollzacken spannte. Auch Assara fühlte die besonderen Schwingungen des Ortes, wenn auch nicht so stark wie der Oberst. Dort, vor nun schon so vielen Jahren, hatte Dwarosch in einer Kommandoaktion an vorderster Front gekämpft und war unbeschreiblichen Schrecken begegnet. Doch für den einstigen Korknaben waren nicht die hunderte Skelette, die zu Kampfmaschinen pervertierten Tiere, oder gar die die Schöpfung verhöhnenden Dämonen das schlimmste gewesen. Nein, das war Dwarosch am tiefsten und nachhaltigsten erschüttert hatte, waren seine eigenen gefallenen Kameraden, die sich durch den unheiligen Boden zu Untotem Leben erhoben hatten, um ihn und die Seinen anzugreifen. Mehrere von ihnen hatte er zerhacken und die Köpfe abschlagen müssen, Gefährten, die für ihn wie Brüder und Schwestern gewesen waren. Kalter Schweiß stand dem sonst so abgebrühten Oberst auf der Stirn, als sie ein knappes Wassermaß später die große Bresche im Todeswall durchschritten, welches vor der Rückeroberung Altzolls und der heutigen Mark des Raben, geschlagen worden war. Es hieß, dass dabei gar das ‘Unleben aus dem unheiligen Bauwerk’ ausgetrieben worden war. "Dwarosch," fragte Assara leise als sie die Bresche erreichten, "kannst Du darüber reden? Was ist Dir hier geschehen?" Kurz wanderte Dwarosch Blick zu Assara. Seine Miene war ausdruckslos, aber sie spürte, dass er für den Moment dem verfangen war, was an diesem Ort geschah. „Heute kann ich es“, sprach er schließlich nach geraumer Zeit mit belegter Stimme. „Marbolieb verdanke ich dies. Er schüttelte den Kopf, sah aber stur den Weg entlang, dem sie folgten. „Worte können nicht wiedergeben was hier geschah Assara. Die Niederhöllen brachen über die Sterblichen hinein. Tapfere Ritter der Sturmleuin, die ihnen trotzten schlossen sich hinterher den Golgariten an, nur um all das vergessen zu dürfen, was ihre Augen sehen, ihr Verstand aber nicht, niemals würde erfassen können. Für mich waren es die zu untotem Leben erhobenen Brüder und Schwestern, die ich zum Teil schon seit Jahren kannte. Ihre leeren Augen und die bedingungslose Weise, wie sie mir nach dem Leben trachteten.“ Dwarosch seufzte. „Ich musste einigen von ihnen die Köpfe abschlagen, um meine Haut zu retten.“ Erneut schüttelte Dwarosch den Kopf, wie als wolle er damit die Bilder in seinem Kopf und die damit verbundenen, dunklen Gedanken vertreiben. „Ihre Gesichter vermögen mich dank dem Segen des Unergründlichen nicht mehr zu verfolgen, aber vergessen werde ich sie nie.“

Dwarosch wünschte sich, dass es wahr war, dass der Todeswall endgültig vernichtet worden war, doch seine Reste, die sich zu beiden Seiten bis zu den Gebirgszügen und sogar bis in sie hinein erstreckten, ließen ihn zweifeln. Und immer noch baumelten hier und da Teile von Skeletten an Galgen an der Mauer. Immer noch wirkte sie unheimlich auf den Zwergen und immer noch glaube er, er würde sich verändern, wann immer er blinzelte, oder kurzzeitig den Blick abwendete. Ja, der Oberst war sehr schweigsam in diesen Stunden. Die Spuren der Verdammnis, die ihn hier einst eingeholt hatten, ließen ihn noch immer noch völlig los. Die junge Novizin war angespannt. Sie hatte Mirlaxa auf dem Arm. Zum Glück schlief sie an ihre Schulter gelehnt und sah deshalb nicht, was um sie herum war. Sie erwachte immer kurz zwischendurch, döste dann aber friedlich weiter. Als die Reisenden auf der anderen Seite der Bresche wieder auf die freien Flächen kamen atmeten alle erleichtert auf. "Ich habe viel über die Schlachten hier gelesen. Den Zug der 1000 Oger, die Taktik von Haffax. Aber kein lesen kann einen darauf vorbereiten. Die Kraft, das Grauen, die Trauer, die aus dieser Erde kommt.", sagte Assara. „Führwahr“, sprach Dwarosch und die junge Menschenfrau spürte, dass auch er erleichtert war den düsteren Ort nun hinter sich zu lassen. „Hier, an diesem Ort haben Angroschim, Menschen, Trolle, Orks und Elfen- alle existierenden, kulturschaffenden Rassen gemeinsam gestanden, um der Dunkelheit zu trotzen. Und sie waren letztlich siegreich, auch wenn der Preis hoch war. Vielleicht und das ist meine Hoffnung, wird die enorme höhe des Preises in Zukunft dafür sorgen, dass so etwas nicht noch einmal geschieht, zumindest nicht in der Spanne meines Lebens.“