Pilgerreise Auf Aves Pfaden

Auf Aves Pfaden

Ort: Kosch bis Rommilyser Mar

Zeit: von PER 1044 BF

Personen: Oberst Dwarosch, Mirlaxa- Tochter der Borongeweihten MarboLieb, sowie Assara- Tochter des Korgeweihten Radomir von Tandosch

Inhalt: Im Peraine 1044 begeben sich der Sohn des Dwalin, die junge Kor- Jüngerin Assara und die Zietochter des Oberst auf eine Pilgerfahrt nach Tobrien.

Eine Briefspielgeschichte von RadoMir und RekkiThorkarson.

Ferdok

Der Weg ins Herz des Reiches war lang und der Oberst hatte viel Zeit zu grübeln und düstere Gedanken auszubrüten. Und so oft Assara auch versuchte das Thema anzuschneiden und mit dem Angroschim über sein Gegrübel zu reden, erntete sie doch nur ein unwilliges grummeln oder knurren. Über das nordmärkische Albenhus und die Zwergenpforte zwischen Koschgebirge und Eisenwald ging es gen Rahja, was bedeutete, dass man mit Drift auf die erste, größere Siedlung im Fürstentum Kosch traf. Schon in Ferdok, jener schönen und von zwergischer Kultur stark mitgeprägten Stadt, schrieb Dwarosch einen langen Brief an Borindarax. Der Oberst bat seinen Freund darin, er möge versuchen herauszufinden wo Marbolieb sei. So viele Kloster des Boronkultes konnte es nach der Meinung Dwaroschs kaum geben. Oder basierte diese Annahme auf bloßer Hoffnung? Man gönnte sich eine Nacht Ruhe im Gasthaus Hammer und Amboß, doch schon am Morgen des nächsten Tages ging es weiter auf der Reichsstraße, der Hauptstadt des Raulschen- Reiches entgegen- Gareth.

Garetien

Garetien empfing die Reisenden mit riesigen Feldern links und rechts der Straße, die sich erstreckten, so weit das Auge blicken konnte. Bauern und Tagelöhner arbeiteten emsig, um die Äcker zu bestellen und die Saat auszubringen. Der Reichtum dieser Lande fußte auch auf diesem, fruchtbaren Boden und dem gemäßigtem Klima. Dies war die Königin unter den Provinzen der Reiche der Menschen, hier lebten die meisten von ihnen, zumindest was das Mittelreich betraf. Es war sein Zentrum, das Herz des Reiches. Doch Dwarosch und Assara sahen nicht nur schöne Dinge. Im Jahre 1043 nach dem Fall Bosparans waren sich die Grafschaften Garetiens in einer blutigen Fehde gegenübergestanden, so zumindest wurden die Kämpfe betitelt. Für den Oberst war dies jedoch nur Beschönigung. Es war Krieg. Den reichen Grafen und Baronen ging es um mehr Land, mehr Macht und noch größeren Reichtum. Das sie das Raulsche- Reich nur drei Jahre nach dem letzten Feldzug gegen den Osten, der noch immer nicht vollständig zurückerobert war, ins Chaos stürzten und von innen heraus ausbluteten, kümmerte sie anscheinend wenig bis überhaupt nicht. Immer wieder begegneten die aus den Nordmarken stammenden Reisende Bewaffnete. Manchmal waren es reguläre Truppen einer Grafschaft, die die Banner der einzelnen garethischen Baronien besaßen, aber auch vieler Söldnerhaufen wurden sie ansichtig. Assara sprach auf der Reise oft mit dem Oberst über die politischen Situationen und die verschiedenen Ansichten, und ein ums andere Mal entspann sich zwischen den beiden ungleichen Reisegefährten eine lebhafte Kontroverse die meist dann endete, wenn Mirlaxa etwas für sie besonders aufregendes fand, wie etwa eine ihr unbekannte Blume. Und immer wieder versuchte die junge Frau auch, Dwarosch einen Teil der Last seiner dunklen Grübeleien um Marbolieb abzunehmen und mit ihm darüber zu reden, doch bei jedem ihrer Versuche biss sie auf sturen zwergischen Granit. Ansonsten war als Devise klar, man ging dem Waffenvolk aus dem Weg, denn die Stimmung war vielerorts angespannt bis offen aggressiv. Zwar war bei ihnen nicht viel zu holen, doch allein die als ungewöhnlich in ihre Zusammenstellung zu bezeichnende Reisegruppe erregte Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit, die in dieser Hinsicht nicht unbedingt von Vorteil war. Eine aus Nervosität blank gezogene Waffe konnte rasch zu mehr führen als dem ersten Blut.

Gareth

In der Hauptstadt des Raulschen Reiches jedoch schien das geschäftige Treiben durch die Fehde 'draussen' nicht beeinflusst zu sein. Die Straßen waren voll, Menschen aus allen Herren Ländern bevölkerten sie. Es war Markttag, als Dwarosch, Mirlaxa und Assara durch das im Efferd gelegene Angbarer Tor die Metropole betraten, welches vom Ingerimm- Heiligen Rys dem Schnitter geschaffen worden war. Ihr Weg führte sie zunächst zur Herberge Schwert und Panzer im Schlossviertel, wo man sich einquartierte und ein ausgiebiges Mahl einnahm. Danach zog es die drei jedoch wieder hinaus in die Stadt, zu viel gab es zu sehen und erkunden. Darüber hinaus aber gab es auch Orte, denen man einen gezielten Besuch abstatten wollte, wie die Tempel des Kor und der Rondra, sowie den Wachenden Greifen, ein Monument aus Gold und Messing, welches ständig von Sonnenlegionären bewacht wurde. Den gesplitteten Berg, die Überreste der fliegenden Festung vor Gareth schaute man sich hingegen nur aus der Ferne an. Der Dämonenbrache wollte Dwarosch nicht zu nahe kommen. Nur zu gut erinnerte er sich an einen nächtlichen Ausflug auf das verfluchte Feld der ersten Dämonenschlacht, den er als junger Mann und grünschnäbliger Söldner einer Wette wegen unternommen hatte. Leichtsinn und Selbstüberschätzung hätte ihm fast das Leben gekostet. "So viel Kampf. Zorn und Wut. Ich spüre das Schlachtfeld bis hier. Es jagt mir Schauer über den Rücken und ich kann nicht sagen, ob sie wohlig oder grausig sind. Die Schlacht muss unglaublich gewesen sein. ER wird zufrieden hierhergeblickt haben!", sagte die junge Novizin mit bewegter Stimme. "Kämpfer in seinem und aller anderen Götter Namen, die gegen die Dämonen kämpfen und siegen." Die junge Frau schaute wie in weite Ferne. Der Oberst schnaubte. “Ja, sie siegten. Aber vergiss nie- diese Schlacht, ebenso wie die zweite Dämonenschlacht sind Beweis des tiefen Falls eines einzelnen Sterblichen, die den Kontinent erschüttert haben mit ihrer Blasphemie. Tausende sind gestorben- Seelen wurden auf ewig verloren an die Niederhöllen. Dies sollte uns allen auch eine Mahnung sein. Kor mag die Dämonenbrache als ihm heiligen Boden ansehen, ebenso wie seine Kirche, doch sollten wir nie vergessen, was dem zugrunde liegt.”


Im Angesicht der Ereignisse, die Garetien zu jenem Zeitpunkt prägten, war es wenig verwunderlich, dass der Tempel des Manticores im Stadtteil Meilersgrund von Söldnern nur so wimmelt. Im Haus der Gottheit, in dem Metenax Einhand seine Weihe erhalten hatte, brachte der Oberst ein Opfer. Er hatte zu diesem Zweck extra einen Arbach, einen orkischen Krummsäbel mit geflammter Klinge mitgeführt. Sie stammte aus der Beute des Scharmützels vor den Toren von Wolfenhag. Einige Münzen kamen hinzu. Außerdem überreichte Dwarosch einem der Geweihten ein Bündel Briefe seines Freundes Metenax, die an die Tempeloberen gerichtet waren. Assara betrachtete das fast schon hektische Treiben im Tempel. Ein wenig wünschte sie sich, dass es im Tandoscher Tempel auch so zugehen würde. Zumindest manchmal. Sie kniete am Altar nieder und sprach aus vollem Herzen ein leises Gebet an den blutigen, schnitt sich mit ihrem Dolch in die Hand und ließ das Blut in die Opferschale tropfen. Dann legte sie eine Dukate in das Blut und sprach: "Schwarzer Prinz. Du welcher lachend über das Schlachtfeld schreitest, um Angst und Tod unter die Feinde zu tragen und die göttliche Ordnung zu verteidigen. Seit meiner Geburt bin ich Dein. Führe mich in Schlachten, in denen ich mich Deiner würdig erweisen kann. In DEINEM Namen will ich kämpfen. In DEINEM Namen will ich siegen. Mit DEINEM Namen auf den Lippen will ich auf das ewige Schlachtfeld kommen. Mein Blut, mein Herz und mein Leben ist DEIN! Nimm mich an als DEINE Dienerin." Dann schloss sie die Augen und fühlte in sich, um seiner Kraft in sich nachzuspüren. Dwarosch Gebet an Angrosch Sohn hingegen viel weit weniger enthusiastischer aus und war überdies in stiller Kontemplation gesprochen. Die Reise nach Tobrien tat er nicht SEINETwegen, sondern um eine friedvolle Göttin zu ehren, um eine Schuld zu begleichen. Und dennoch, Dwarosch war SEIN, auch wenn seine Seele IHM niemals gehören würde. Dies zu akzeptieren hatte Dwarosch viel gekostet, doch Kor und er hatten sich irgendwie ‘arrangiert’. Assara würde dem Herrn der Neun Streiche dienen und ihm alle Ehre bereiten, dies war die Überzeugung des Oberst. Er würde alles tun, um sie zu dem bestmöglichen Werkzeug zu machen, dass IHM dienen konnte und das hieß in erster Linie- zu einer tödlichen Waffe und kühlen, berechnenden Strategin. Die Kirche des Kor hatte ihre Daseinsberechtigung, dieser Tage mehr denn je, denn überall auf dem Kontinent schwelten die Konflikte. Rondras Tugenden schienen mancherorts fast schon ein überbleibsel aus einer vergangenen Zeit zu sein, die viele mit einer Art von innerer Romantik betrachteten. Dennoch, Dwarosch vermisste jene zurückliegende Zeit. Energisch nickte der Oberst, als Assara ihr Gebet beendete hatte. Dann strebte Dwarosch dem Ausgang entgegen. Er würde draussen auf Radomirs Tochter warten.


Die Nordmärker boten ein nicht ganz gewöhnliches Bild, als sie durch die Metropole liefen. Das kleine Menschenkind mit den großen Augen, dass auf den Schultern des bulligen Zwergen saß und die wehrhaft wirkende Frau sorgen für einiges Aufsehen. Die drei jedoch kümmerte es nicht. In Neu-Gareth dann fand Dwarosch, wonach er gesucht hatte- einen Spielzeugladen. Der Verkäufer, der ihnen sogleich entgegenkam, als sie das Geschäft betraten machte große Augen, verkniff sich jedoch jeglichen Kommentar, wollte er sich doch anscheinend die Kunschaft nicht vergraueln. Noch größere Augen jedoch machte Mirla, die sogleich von Dwarosch von den Schultern gehoben wurde und begann durch den Laden zu flitzen, um hier und dort zu schauen, was es zu entdecken gab. Der Oberst indes hatte eine recht konkrete Vorstellung von dem was er seiner Mirlaxa kaufen wollte- ein Steckenpferd und ein überaus schönes Exemplar befand sich in einem Regal über dem Verkaufstresen. Zwar war der Preis unverschämt nach Ansicht des Zwergen, sicher konnte sich nur das gehobene Bürgertum der Stadt sich solche Dinge leisten, doch die Barschaft des Oberst würde es verkraften. Auch Assara hatte leuchtende Augen, auch wenn sie versuchte es zu verbergen. Ihre Kindheit hatte auf Schlachtfeldern und im Kor-Tempel stattgefunden, also nicht die Plätze an denen Spielzeug zu erwarten war. Sie schaute hier und da, ging hinter Mirla her, schaute sich mit ihr zusammen verschiedene Spielzeuge an und lachte mit dem kleinen Mädchen. Dwarosch beobachtete die beiden sehr genau, und es war fast ein wenig unwirklich das die junge Frau, die gerade eine Spieluhr aufzog und seiner Ziehtochter hinhielt worauf beide mit leuchtenden Augen der Melodie lauschten und die sich drehende kleine geschnitzte Elfe beobachteten, dieselbe Frau war die ihrem Vater an Waffenfähigkeit und Kampfkraft in wenig Nachstand und lachend mit Blut beschmiert den Tod unter ihre Feinde tragen konnte. Ein wenig schmunzelte er, als dieser Vergleich sich in seine Gedanken schlich. Als sie das Spielzeuggeschäft nach nahezu einem halben Wassermaß wieder verließen war sich Dwarosch ziemlich sicher, dass er Mirla nicht wieder herausbekommen hätte, ohne ihr ein Geschenk zu machen. Das Steckenpferd, auf dem das kleine Mädchen nun jauchzend vor Assara und dem Oberst hergallopierte, war geeignet dazu. Assara hatte ein kleines Holzpüppchen für Mirla gekauft, dass sie bei ihrem wilden Ritt fest im Arm hielt. Es war eine unbeschwerte Zeit, die Dwarosch im Rückblick nicht missen wollte.

Rommilys

Die einstige Hauptstadt des Fürstentums Darpatien, welches nach dem Jahr des Feuers aufgelöst worden war, danach der bedeutendste Ort, der Mittelpunkt des Kirchenstaates der Traviamark gewesen war und nun das Zentrum der Rommilyser Mark darstellt, empfing die Reisenden entsprechend dem hier dominierendem Glauben- traviagefällig. Assara, Dwarosch und Mirlaxa betraten die Stadt am Darpat durch das Kaiser- Raul- Tor, welches sich direkt am neuen Markt mit der Markthalle von Neustadt befand. Auf dem Platz wurde zur Mittagszeit, die Praiosstunde mochte gerade vorbei sein, Musik gespielt und Schausteller präsentierten allerlei Kunststücke. Die Menschen waren freundlich und stolz darauf die dunklen Jahre überstanden zu haben. Rommilys war sich, seinen Werten, den Werten der gütigen Herrin Travia stets treu geblieben. Die Nordmärker bezogen Quartier in einem Gasthaus in Donnerfeld, einem kleinen Viertel, welches sich um den Tempel der Heiligen und Unerschütterlichen Leuin gruppierte. Das Gasthaus Ochsenknecht war klein, dafür aber grundsolide und besaß darüber hinaus eine deftigen Küche und gutes Bier. Es würde sie nur eine Nacht beherbergen, dies aber auf angemessene Art und Weise, denn das Gasthaus war eben auch auf die Bedürfnisse des kleinen Volkes ausgerichtet, was sich unter anderen in der entsprechenden Größe von einigen Stühlen und Betten äußerte. Während des Essens fragte Assara: "Sagt, Oberst, was haltet Ihr davon, wenn ihr mir während der nächsten Wochen die Sprache der Angroschim beibringt? Ich weiß das Fiona es kann, und mir wäre es eine Freude es zu lernen. Vor allem, weil ich dann Eure Flüche verstehen kann." Dwarosch lachte zur Antwort. Noch mit vollem Mund deutete er mit der Gabel auf Assara und zwinkerte ihr zu. „Die Flüche sind das komplizierteste an unserer Zunge. Leider muss ich dir vorher alles andere beibringen“, stimmte er ihrem Vorschlag zu. Tatsächlich sollte eben dies, das Lehren und Erlernen des Rogolans für die gesamte, verbleibende Reise ein angenehmer Zeitvertreib werden, vor allem auf Wanderschaft.


Noch am Abend, nachdem man kräftig gegessen hatte, suchten Dwarosch und Mirlaxa den Angrosch- Tempel von Rommilys auf, um an einer späten Messe teilzunehmen. Die Stadt hatte eine größere Gemeinde der kleinen Rasse, ebenso wie Zwerch, die zweitgrößte Stadt der Mark. Danach holten die beiden Assara von der Gaststube ab und gemeinsam begab man sich zu den viel gerühmten Darpatthermen, um die von den unzähligen Stunden marschierens straparzierten Muskeln im heißen, dampfenden Wasser zu entspannen. Assara genoss das heiße Wasser, spürte wie die Wärme durch ihren Körper zog und ihre Muskeln sich entspannten. Einige der anderen Gäste der Therme schauten interessiert oder verwundert zu dem Angroschim und der jungen Frau, diese ließen sich davon jedoch nicht stören. Seufzend tauchte Assara unter, und als sie wieder hoch kam fragte sie: "Dwarosch, ob man hier eine Massage bekommen kann?" Doch bevor der Oberst antworten konnten erschien ein junger Mann am Rande des aus dem Stein gehauenen Beckens und sagte: "Selbstverständlich. Wenn Ihr mir folgen wollt?" Sie nickte und erhob sich langsam. Das Wasser lief an ihr herunter und sofort wurde ihr leicht kalt, auch wenn die Temperatur in der Therme sehr angenehm war. Sie nickte Dwarosch kurz zu und folgte dann, mit einem zu kleinen Leinentuch mehr schlecht als recht bedeckt, dem Jüngling. Neben Dwarosch erklang eine Stimme: "Wäret Ihr auch an einer Massage interessiert?" Er schaute auf und sah als erstes muskulöse Beine. Dann ein Lendentuch, einen flachen Bauch mit einem blauen Hautbild, ein Brusttuch und schließlich das Gesicht einer fast zwei Schritt großen, breitschultrigen Thorwalerin, die ihn Freundlich anlächelte. "Deine Muskeln sehen aus, als könnten sie starke Hände gebrauchen", wechselte die tätowierte Frau in eine vertraulichere Ansprache. Der Oberst legte den Kopf noch weiter in den Nacken, als er es zuvor hatte tun müssen, um die Hünin im ganzen zu betrechten und lachte. “So ihr Herausforderungen liebt bin ich euer Mann”, brachte er breit grinsend hervor und schickte sich seinerseits an, dass Becken mit dem heißen Wasser zu verlassen. Warum auch hätte er dieses Angebot ablehnen sollen? Nach etwa einem Wassermaß trat Assara wieder in die große Halle mit den dampfende Becken. Sie grinste und glänzte vom Öl, mit dem der junge Mann ihren Körper eingerieben und bearbeitet hatte. Sie fühlte sich irgendwie.. weich. Seufzend legte sie sich auf die Liege an der Wand und bedeckte sich mit einem Leinentuch. Der Jüngling hätte gern noch mehr mit ihr gemacht, das hatte Sie an seinem Blick gesehen, doch das KOR-Amulett um ihren Hals und die Narben auf ihrem Körper hatten ihn von allzu anzüglichen Versuchen abgehalten. Dann kam die Kanne mit dem kühlen Bier, die sie nach der Massage geordert hatte. Sie schenkte sich gerade einen Becher voll, als auch der Oberst zurück kam. Sie hielt ihn einen Becher hin und schaute ihm entspannt entgegen. “Vortreffliche Idee”, sprach Dwarosch, noch bevor er sich mit einem Seufzen auf die Liege gegenüber der von Assara gesetzt hatte. Dwaroschs Haut war stark gerötet, vor allem um seinen Stiernacken. Das Lächeln aber, welches der Angroscho zur Schau stellte, zeugte von sichtlicher Entspannung. “Von Swangard Asgrimmsdottirs Händen werde ich heute Nacht träumen”, sagte er, bevor er einen tiefen Schluck aus seinem Becher nahm. “Tatsächlich bin ich eingeschlafen, nachdem sie mit mir fertig war. Ohne den Bediensteten der Therme, der die Liege reinigen wollte, würde ich vermutlich immer noch in Borons Armen schlummern.” Dwarosch lachte leise. “Der Weg in die Thermen hat sich gelohnt.”


Im Haus der Göttin von Herd und Heim

Am nächsten Morgen, gleich nach einem kräftigen Frühstück brachen die Reisenden wieder auf. Eine Sache aber gab es noch zu tun. Der Friedenskaiser- Yulag- Tempel war ein Gotteshaus, welches jeder Reisende, der nach Rommilys kam, sehen musste. Es war das Zentrum der Travia- Kirche und Dwarosch hatte ein Anliegen, welches über das Bestaunen des uralten Sakralbaus hinausging. So bat er Assara auf Mirla acht zu geben, als sie den Tempel betraten und strebte dann dem Allerheiligsten entgegen. Unsicher schritt der Oberst durch die Bankreihen nach vorn, zum Altar. Er wirkte unschlüssig, als er dort angekommen auf die Seite trat, um nicht den Hauptgang zu versperren und niederkniete. Kurz schloss Dwarosch die Augen, ging in sich um sich zu sammeln, dann blickte er auf und sprach leise, an SIE gerichtet, der dieses hohe Haus gehörte: “Ich weiß, dass ich noch nie zu DIR gebetet habe oh Herrin von Haus und Heim, von Herdfeuer und Familie.” Er seufzte. Was tat er hier? War es das richtige? Er straffte sich. “Hier, im bedeutendsten aller DEINER Tempel richte ich das Wort an DICH. Es ist Mirlaxa, meine Ziehtochter, wegen der ich vor DICH trete. Ich gab mein Wort sie auch im Sinne der unteilbaren Zwölfe zu erziehen und ihr EURE Lehren zu vermitteln. Und dieses Versprechen ist mir heilig, auch wenn DU wissen wirst, dass ich im Angrosch- Glauben erzogen wurde und dessen Sohn folge. Dies aber ist heute ohne Bedeutung, denn heute möchte ich DICH ihres- Mirlaxas Willens um DEINEN Segen bitten. Ich bin ein Angroscho und kein Mensch, nicht der leibliche Vater, doch liebe ich dieses Kind, wie ich…” Der Oberst brach ab. Er hatte einen Sohn, doch den kannte er kaum. Was er für ihn empfand wusste Dwarosch nicht einmal genau. Liebte er Dwarix? Nochmals seufzte der Oberst und schüttelte den Kopf über seine Unsicherheit, über sich selbst. “Ich liebe dieses Kind und ich will sie als mein eigen Fleisch und Blut aufziehen. Bitte, betrachte dieses Ansinnen nicht mit Argwohn.”

Assara stand unterdessen, das kleine Mädchen auf dem Arm, am Rand des Mittelganges. Mirlaxa schaute staunend im großen Tempel umher, Assara jedoch beobachtete Dwarosch und lauschte seinem Gebet. Als der Zwerg geendet hatte setzte Assara das kleine Mädchen ab. Diese sauste los ehe sie sie festhalten konnte und flitzte zu dem immer noch kniendem Zwerg. Sie schlang ihre kurzen Arme um den Hals, vergrub ihr Gesicht in seinem Bart und seinen Haaren, drückte sich an ihn und flüsterte "Dado" in sein Ohr. Nur dieses eine Wort.