Haffax Feldzug Gallys Eine Knappen Sache

Eine Knappe(n) Sache (13. ING morgens)

Inhalt:

  • Tödliches Gift in einer der Pferdetränken stürzt frühmorgens nicht nur nordmärker, sondern auch albernische und windhager Knappen, deren Aufgabe es war die Tiere ihrer Schwertherrn zu versorgen, in Chaos, Entsetzen, Wut und Tränen. Etliche Streitrösser verenden qualvoll, bzw. müssen durch barmherzige Klinge erlöst werden.
  • Nicht wenige der jungen Leute im Alter von 15 bis 20 begreifen dabei, dass der Krieg ernste Realität ist. Dabei hat jeder so seine eigene Art, mit der Überforderung umzugehen: unkontrollierbare Wut, Lethargie und Tränen mischen sich mit klarem Realismus und Besonnenheit.
  • Der Knappe des Rabensteiners, Boronian von Schwertleihe, fällt ebenfalls dem tückischen Gift zum Opfer, er hatte ebenfalls von dem Wasser getrunken. Aber er kann durch beherztes Eingreifen einer Geweihten vom Tod gerettet werden, während der Baron von Rabensteiner das vorhandene Heilelixier lieber seinem edlen Pferd einflößt statt seinem Zögling.
  • Beim blutigen Todeskampf der Pferde gibt es auch andere Verletzte unter den Knappen, die von den sterbenden Leibern eingequetscht werden. Auch hier zeigt so manch einer, was er gelernt hat.
  • Alle Pferde sterben und mit ihnen das Vermögen der Ritter, das müssen die jungen Leute ihren Schwerteltern erst einmal beichten.
  • Zusammen begraben die jungen Leute dann die Pferdekadaver.
  • Schnell ist von einem Attentäter die Rede und einen Verdächtigen gibt es auch: einen Mann mit Hund, der zuvor nahe der Tränke gesehen wurde. Er wird leider niemals gefunden.
  • Der vom Tod gerade noch gerettete Boronian stattet seinem Vater einen Besuch ab. Gespräche über die eigene Vergänglichkeit inklusive.

Beteiligte Knappen und ihre Herkunft:

Knappen und Rösser sind doch überall gleich

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Ein sanfter Frühnebel lag über den weiten Wiesen der Baernfarnebene. Tautropfen funkelten wie kleine Sterne am Boden, und ein rosa Hauch durchzog das Land. Das Praiosmahl schickte sich an, langsam über dem Feldlager der Kaiserlichen aufzugehen, bisher nur begrüßt von einigen Vögeln. Diese flöteten ihren Morgengesang der schwindenden Nacht hinterher und begrüßten den neuen Tag. Zusammen mit einigen Knappen. Die noch müden Gestalten liefen, die Pferde ihrer Herren im Schlepptau, in Richtung des kleinen Baches, welcher wie ein silbernes Band eine Meile hinter den letzten Zelten durch die Ebene schlängelte. Da der Bach nicht breit genug war, um allen Pferden zu tränken und auch zu schnell versandet wäre, hatten sich die Trossmeister der Kaiserin etwas einfallen lassen müssen. Das Ergebnis war eine lange Pferdetränke aus groben Holz gezimmert, die in der Nähe des Baches errichtet worden war. So musste nur das kühle Nass mit Eimern vom Bach in die Tränke umgefüllt werden, und schon konnten alle trinken. Auch einige Vögel ließen sich gern dort nieder, solange noch niemand in der Nähe war.

Besagte Knappen hatten Glück. Das Los hatte sie für heute der nahen Tränke zugeteilt. Viele ihrer armen Leidensgenossen war Phex weniger hold gewesen, so mussten diese das begehrte Nass aus Gallys heranschleppen. Das bedeutete eine Stunde Marsch und Aufstieg, die langen Serpentinen empor, mindestens eine weitere Stunde anstehen und dann, mit vollen Wassereimer, wieder eine Stunde zurück. Nein, eben jene Glückspilze, die die Tränke ansteuern durften, konnten sich auf dem Weg zur selbigen noch ein wenig Zeit lassen und…. tratschen. Nur ein einzelner Mann war zu sehen, der – einen bulligen, großen Hund an seiner Seite – von der Tränke den Weg zurück ins Lager einschlug.

In aller Frühe des Tages wachte der Knappe von Lucrann von Rabenstein auf, geweckt von dem Scharren der Pferdehufe in der Nähe und den ersten Vögeln, welche noch vor der Dämmerung ihr vornehmes Lied anstimmten, allen voran die Amsel. Er seufzte leise, sah im Halbdunkel einer letzten brennenden Kerze zu seiner noch schlafenden Mitknappin und streckte sich auf der harten Feldpritsche einmal aus. Diese Dinger aus einfachem Holz mit der viel zu dünnen Auflage waren viel zu klein! Ein Mann von seiner Größe brauchte da schon zwei, um anständig schlafen zu können, was auch ein Grund war, weshalb er immer vor dem Rest des Rabensteiner Lagers auf war, egal wie spät es am Abend geworden war. Nun gut, ob der Baron noch schlief, dies vermochte er nicht zu sagen. Doch er würde sich niemals lauthals beschweren über die Schlafstatt, wie er es früher vielleicht im Übermut getan hätte, vielmehr genoss er es, einige Augenblicke für sich alleine zu haben in der Kühle und Frische. Zudem konnte er im ersten Licht des Tages den eigenen Gedanken nachhängen. Vielleicht würden ihm einige schöne Zeilen einfallen, welche er aufschreiben konnte, wenn er diese Schönheit aus roten Farben in den Wolken besah. So stand er langsam und leise auf, um ja keinen der anderen zu wecken. Selbst Tsalind ließ er noch schlafen, sonst würde diese ihn wieder ankeifen, dass die Dämmerung noch nicht eingesetzt hätte. Ein kurzer Blick glitt zu dem Pagen, welcher nur noch halb auf der Pritsche lag. Er schmunzelte, denn irgendwie mochte er den Jungen. So nahm er seine eigene Decke und legte ihn über diesen, damit er es schön warm hatte. Er schlich aus dem Zelt, nur in seine schwarzen Leinenhosen, die schwarze Tunika mit der silbernen Borte, den schwarzen Gambeson und den Wappenrock gehüllt. Seine Kettenrüstung ließ er, ebenso wie seine Plattenrüstung, noch auf dem Rüstungsständer, und nur ein Langschwert bewaffnete ihn.

Als er aus dem Zelte das seine Heimat für die nächsten Wochen ward trat, sog er die süße morgendliche Luft ein und ging leicht beschwingten Schrittes zu den Pferden, welche nicht weit entfernt in einem mit Seilen abgesperrten Geviert standen. Er schnalzte dreimal und aus der kleinen Gruppe Elenviner löste sich ein einzelnes Tier und kam in eleganten Schritten zu ihm. Ein Lächeln stahl sich auf das Gesicht des Jünglinges, als er sachte den Hals des schwarzbraunen Hengstes streichelte: "Guten Morgen mein lieber Thalloro. Hast du Durst mein Freund? Lass uns zur Tränke gehen, ja?" er sprach leise, doch seine Stimme, welche seit er zu einem Manne wurde immer tiefer und dröhnender ward, klang trotzdem weiter als beabsichtigt. Er trat zu den Tieren, welche hier standen, und nestelte die Halfter der Rösser gekonnt mit Stricken aneinander, wie er es seit Tagen zu tun pflegte. Selbstredend war das edle Tier seines Herren das Erste in dieser Reihe aus wunderschönen Pferden. Nur seinen eigenen Hengst reihte er nicht ein, vielmehr nahm er sich einen Augenblick Zeit und bürstete sein Fell, doch sein Tier hatte gut mitgearbeitet und sich in der Nacht nicht zu sehr im Dreck gewälzt hatte. Er hievte sich mit einem schwungvollen, und für den großen Jungen nicht schweren, Satz sanft auf den Rücken des eigen ausgebildeten Rosses und streichelte dessen schlanken und muskulösen Hals dabei.

Ohne Sattel zu reiten machte ihm Freude, denn er konnte jeden einzelnen Muskel des wunderbaren Pferdes und jede Bewegung spüren. So machte sich die illustre Runde durch den morgendlichen Nebel auf den Weg zu der nahen Tränke, Boronian vorweg auf seinem Pferd, um dessen Fesseln sich die dünnen Schwaden schlängelten wie Wasser um einen Kiesel, die anderen Rösser an der linken Hand in einer Reihe, vornehm tänzelnd durch die Aussicht auf frisches und klares Wasser. Als er den Mann mit dem Hund erblickte, dröhnte ein freundliches: "Den Zwölfen zum Gruße an diesem schönen Morgen" aus seiner Kehle. [Boronian (Mel) 26.03.2016]

Gemächlichen Schrittes führte Ruada vom Draustein die ihr anempfohlenen Pferde aus dem Lager in Richtung der Tränke. Immer wieder wandte sich die junge Frau dabei verstohlen um, hoffte sie doch insgeheim, Faolyn zu erspähen. Doch von dem Knappen des Bredenhager Heermeisters war nichts zu sehen. Vermutlich hatte Morgan Kerkall wieder eine seiner gefürchteten frühmorgendlichen Übungen anberaumt. Ruada seufzte. Was half es ihr, dass ihr eigener Schwertvater ihr Freiheiten ließ, wenn sie nichts damit anzufangen wusste? Wenn doch wenigstens Thalania... Ruada stutzte. Es war schwer, sich daran zu gewöhnen, doch ihre Base war nicht länger Knappin des ‚Löwen’. Arlan Stepahan hatte die Ältere auf den Silkwiesen zur Ritterin geschlagen. Nicht auszuschließen, dass sie sich dennoch um die Pferde kümmerte, doch vielleicht würde dies nun auch der junge Hartudan von der Natter übernehmen, der den Baron von Draustein seit dem Zug der Edlen in die Wildermark begleitete. Ruadas Gedanken wanderten zu der bevorstehenden Schlacht, in der es für sie und die anderen galt, sich zu beweisen, um vielleicht in nicht allzu langer Zeit selbst den Ritterschlag zu erlangen. Ein lauter Ruf ließ sie hochfahren. Rasch blickte sie sich um und erspähte einen fremden Jüngling, der seinerseits einige Pferde zur Tränke führte. Die rothaarige Knappin verharrte und betrachtete den schwarzhaarigen Burschen abschätzig. Er mochte etwa gleich alt sein, doch fühlte sich Ruada im Vergleich zu ihm klein und zerbrechlich. Sie vermochte nicht zu sagen, ob es allein daran lag, dass er – im Gegensatz zu ihr – hoch zu Ross thronte, doch seine Statur wirkte mehr wie die eines Bullen. Abwägend wanderte ihr Blick zu dem unbekannten Mann, den der andere soeben begrüßt hatte. [Ruada (Simone) 26.03.16]

Boronian wartete noch die eventuelle Erwiderung des Mannes ab, während er an diesem und dessen Hund gemächlich vorüber ritt. An der nahen Tränke angekommen, rutschte er elegant vom Rücken des Pferdes und strich ihm freundlich über die Flanke. Der Blick glitt zu der jungen Frau, welche sich mit ihren eigenen Tieren den Weg zur Wasserstelle erarbeitete und er lächelte ihr freundlich zu: "Auch Euch wünsche ich einen erfrischenden und ruhigen Morgen, edle Dame".

Ruada stutzte. ‚Edle Dame?’ So wurde sie sonst nur von Knechten und Mägden angesprochen – oder von solchen, die ihren Stand nicht einzuschätzen wussten. Die junge Frau grinste. „Guten Morgen“, antwortete sie höflich. Ob sie ihn aufklären sollte? Doch noch während die Knappin des Drausteiner Kanzlers überlegte, fuhr ‚der Bulle’, wie sie den Anderen insgeheim nannte, bereits in seinem Tun fort.

Er band die einzelnen Rösser mit den langen Stricken an einfache und kurze Holzpfosten, welche vor der Tränke angebracht waren, damit diese sich nicht in die Quere kamen beim Trinken. Denn wie beim Menschen auch kam nicht jeder mit jedem zurecht. Auch Thalloro band er an, bevor er zufrieden sein Werk betrachtete. Anschließend besah er sich kurz die hölzerne Wanne, dass auch kein Unrat oder anderes in dieser lag, was nicht dorthin gehörte. Doch bis auf einen einzelnen dürren Vogel, dessen lebloser Körper jedoch im Gras vor der Tränke lag, sah Wanne und Inhalt erfrischend und sauber aus. So tauchte er die eigene Pranke in das kühle Wasser, um daran zu riechen und - so es wie frisches Wasser roch - einmal daran zu nippen. Denn das Wohl der Tiere lag ihm sehr am Herzen.

Ihm fiel nichts Auffälliges am Wasser auf. Es war klar und geruchslos und vor allem nicht trüb, sondern sehr einladend.

Als auch dies geschehen ward, denn er traute den eigenen Augen mehr als denen anderer Knappen oder Pagen, nahm er seinen bei den Eimern deponierten Ast, welcher lang und dick genug war, um bis zu vier hölzerne Eimer an diesem und über die Schultern zu hängen, und schlug mit großen Schritten den Weg zum Bach ein. [Boronian (Mel) 27.03.2016]

Ruada zuckte die Schultern und wollte gerade ebenfalls mit ihrer Arbeit fortfahren, als der Hund des Fremden plötzlich anschlug.

Im Weitergehen griff der Mann seinem tierischen Begleiter ins Fell, um ihn unter Kontrolle zu bekommen und rief den beiden jungen Leuten ein „Tschuljung“ zu, bevor er im Morgendunst mit dem Köter in Richtung der Zelte verschwand.

Caerfan, das Streitross ihres Herrn, riss den Kopf hoch, und der überraschten Knappin glitt der Führstrick aus der Hand. Als der Yasalintirer seiner neu gewonnenen Freiheit gewahr wurde, schnaubte er einmal kurz und trabte dann in Richtung des Bachufers, wo der andere Knappe soeben dabei war, Wasser zu schöpfen. „Achtung“, rief sie diesem zu, ließ kurzerhand ihr eigenes Ross los und eilte dem nervösen Tier nach. [Ruada (Simone) 27.03.16]

Der Rabensteiner Knappe, welcher am klaren Bache stand und einen Eimer nach dem anderen langsam mit dem kühlen Nass füllte, sah auf. Er blickte zu der jungen Frau, welche er aus einfachen Gründen der Höflichkeit als edle Dame angesprochen hatte, auch wenn sie wie er Knappe zu sein schien. Dann fiel der Blick auf das Ross, welches anmutig und gleichzeitig ein wenig nervös wirkte und auf den Bach zulief. Er ließ den Eimer am Fluss stehen und trat mit leichtem Schritt so an das Tier heran, dass er geschickt den Führstrick greifen konnte. Das Pferd - ob der unerwarteten Annäherung des Fremden - wollte sich dessen erwehren und versuchte sich dem Griff durch vornehmes Steigen zu entziehen, was Boronian durch die Stärke seiner Arme und die lange Erfahrung mit Pferden zu verhindern wusste. Er stellte sich mit einer fließenden Bewegung dem Hengst in den Weg und zwang ihn mit sanftem, aber zugleich festem Arm nach unten, während er dem Tier freundschaftlich in die Nüstern blies, um sich vorzustellen. Mit beruhigendem Bass sprach er das Tier an: "Na, mein Schöner, kannst es wohl nicht mehr erwarten zu trinken, hm? Aber du musst den anderen ein Vorbild sein, sonst wollen alle zum Flusse und dann gibt es bald nichts mehr. " er hätte sicherlich auch einfach nur irgendetwas sagen können, verstehen würde das Tier ihn nicht, doch für den jungen Mann, welcher seit vielen Jahren mit der Aufzucht und Ausbildung von Streitrössern vertraut war, war wichtig, dass die Tiere wussten, warum etwas geschah. So versuchte er den Hengst zu beruhigen, während die Knappin sich näherte.

Schon von weitem nahm Gereon das Schnauben und das Durcheinander wahr, welches die beiden Knappen dort am Bachufer veranstalteten. Er runzelte die Stirn, hatte er doch gehofft heute Morgen früh genug aufgestanden zu sein, um alleine an der Tränke zu stehen. Er seufzte, als er an dem nun führerlosen grasenden Tier vorbeikam, dessen Besitzerin sich am Bachlauf mit dem Knappen des düsteren Rabensteiner Barons unterhielt. Mit einem leisen Schnalzen und einigen ruhigen Worten lockte Gereon es an, um es gemeinsam mit den Tandoscher Pferden in Richtung Tränke zu führen. Beruhigend klopfte er dem fremden Ross den Hals. (Catrin (Gereon) 27.03.16)

Keuchend erreichte nun auch Ruada den Bachlauf. „Danke“, stieß sie hervor, „manchmal denke ich, er macht das absichtlich.“ Beruhigend tätschelte sie Caerfan den Hals, während sie mit der Linken nach dem Führstrick griff. Dann lächelte sie den fremden Knappen an und reichte ihm die Rechte zum Gruße. „Ich bin Ruada... vom Draustein“, fügte sie nach leichtem Zögern hinzu. Sie hoffte, der Andere würde verstehen, dass sie ein Du dem förmlichen Ihr vorzog. „Ich bin Knappin von Rhéged Taladan, aus dem Gefolge des Drausteiner Barons. Und du scheinst ein Händchen für Pferde zu haben.“ Neugierig blickte sie den schwarzhaarigen Hünen an. [Ruada (Simone) 27.03.16]

Gerne übergab Boronian der Knappin den Führstrick des Pferdes, welches er versuchte zu beruhigen. Als sie sich vorstellte, lächelte er und gab ihr seine kräftige Pranke zum Handschlag, ohne allzu fest zuzudrücken: "Hallo Ruada, ich bin Boronian von Schwertleihe. Mein Herr ist der Baron von Rabenstein." Wurde der große Mann etwa verlegen? Nach dem Handschlag kratzte er sich am Bart, und die grünen Augen musterten Caerfan einen kleinen Moment: "Naja... auf Rabenstein ziehen wir unsere eigenen Elenviner und bilden sie auch aus. Seit der Pagenzeit lerne ich alles, was ich wissen muss. Vom Stallsäubern bis zum Zureiten." Er wurde ein wenig rot auf den, unter dem starken Gesichtshaar versteckten, Wangen, wollte er doch nicht angeben: "Die Rösser, welche ich führe, sind nur so brav, weil ich die meisten kenne seit sie Füllen waren. Oder ich." Er musste leise lachen. "Du bist aus Albernia, oder? Wie ist es in eurem Lager? Und verrätst du mir den Namen dieses wunderschönen Tieres?" Er drehte sich dabei, ohne unhöflich wirken zu wollen, wieder zum Bach um auch die letzten beiden Eimer zu füllen. Anschließend drehte er sich um, erblickte Gereon und hob die Hand zum Gruß, bevor er die Holzeimer mit dem dicken Ast auffädelte und sich über die Schultern hing. Jetzt konnte es langsam zurück zu den anderen Tieren gehen, welche sicherlich Durst hatten. [Boronian (Mel) 27.03.2016]

„Caerfan – er gehört meinen Schwertvarter“, murmelte Ruada abwesend. Die übrigen Fragen des Knappen ließ sie zunächst unbeantwortet. Stattdessen wartete sie, bis Boronian die Eimer geschultert hatte und machte sich dann gemeinsam mit ihm auf den Weg zu der Tränke. „Von Schwertleihe, sagst du?“, fragte sie dabei betont beiläufig. „Bist du mit dem Vogt des Flussgrafen verwandt – Hesindion Gorm?“ [Ruada (Simone) 27.03.16]

"Öhm... Gorm von Schwertleihe? Ja, irgendwie sind wir verwandt. Er ist mein Onkel, auch wenn ich ihn nie wirklich gesehen habe. Aber man hört die muntersten Geschichten über ihn." Er stutzte einen kleinen Moment, lief aber mit den Eimern weiter: "Ist es denn ein Problem, wenn ich 'von Schwertleihe' im Namen trage? Bitte sage das nicht, denn ich hege keinen Groll gegen dich oder jemand anderen. Ich stehe in meines Herren Dienst, sieh mich also als Knappen des Barons von Rabenstein, wenn dir das besser gefällt." Er sah hinunter zu dem Mädel und fragte sich, mit wem sein seltsamer Onkel, der Vogt, wohl einen Zwist hatte. Nun, wenn man nach den Geschichten ging, wohl mit einigen. [Boronian (Mel) 27.03.2016]

„Nein, nein, keine Sorge“, erwiderte Ruada rasch. „Mein Schwertvater hat mich diesbezüglich wohl ein wenig verdorben. Aber ich persönlich bilde mir schon gern selbst eine Meinung.“ Versöhnlich lächelte sie Boronian an. „Du fragtest nach der Stimmung im albernischen Lager“, lenkte sie zu einem anderen, wenn auch nicht zwingend unverfänglicheren Thema über. „Auch dort bleibt die hohe Politik sicher nicht ganz außen vor. Aber insgesamt spürt man doch, dass es gegen einen gemeinsamen Feind geht.“

Kurz hielt die Knappin inne und betrachtete den Nordmärker Knappen nachdenklich. „Naja...“, fuhr sie zögernd fort, „hier und da wurden durchaus Wetten darauf abgeschlossen, ob die Nordmärker Truppen diesmal pünktlich erscheinen würden. Bitte“, beeilte sie sich hinzuzufügen, „nicht falsch verstehen, ich bin nur der Bote. Außerdem habt ihr die Zweifler ja erfolgreich Lügen gestraft.“ Verschwörerisch zwinkerte sie Boronian zu. „Vielleicht solltet ihr euch an den Gewinnen beteiligen lassen.“ [Ruada (Simone) 27.03.16]

"Es gab Wetten darauf, dass wir zu spät kommen?" der große Junge überlegte, dann schmunzelte er leicht, was man unter dem dichten Bart nicht besonders gut erkennen konnte: "Wenn ich davon gewusst hätte, ich hätte darauf getippt, dass wir einige Tage nach dem anberaumten Datum eintreffen würden." Er schüttelte, leise lachend, den Kopf. Immerhin waren die Nordmärker nicht gerade für Pünktlichkeit berühmt. Dass sie es dennoch rechtzeitig ins Heerlager geschafft hatten, grenzte fast an ein Wunder und ließ hoffen, dass die Götter es in dieser Schlacht gut mit ihnen meinten.

„Man muss auch zu seinen Fehlern stehen können“, nickte Ruada anerkennend und grinste. „Sieht dein Dienstherr das ebenso locker wie du?“ [Ruada (Simone) 28.03.16]

"Beim Baron von Rabenstein gibt es vor allem Disziplin und absoluten Gehorsam, gepaart mit Waffenübungen bis zur Erschöpfung." Er dachte nach und fand, dass es ein wenig abwertend klang, daher setzte er nach: "Aber schlecht ist’s nicht. Er will eben, dass wir alles können, was wir wissen müssen", und dachte an die vielen Male, da er ihnen einen Gegner stellte, welcher mit zwei Waffen agierte. Er seufzte leise in Gedanken an die blauen Flecken und Schürfwunden, welche diese Trainingseinheiten meistens bedeuteten. Doch während er am Anfang regelmäßig kaum noch stehen konnte, so hielt er sich mittlerweile tapfer. Wenn er auch noch viel zu lernen hatte. [Boronian (Mel) 28.03.2016)

„Hey!“, wurde Gereon indes von einem blonden jungen Mann angerufen, der einen Tralloper und einen Warunker recht unsanft hinter sich herzerrte und sich mühte, die Wasserstelle möglichst schnell zu erreichen. „Was tust Du da? Das ist doch Ruadas Pferd“, tönte Faolyns Stimme von Weitem. [Faolyn(Tom) 27.3.2016]

„Et lief herrenlos rum.“ murrte Gereon den jungen Mann an, als er an ihm vorbeilief. Der schien einige Götterläufe älter zu sein als er selbst und hatte offensichtlich kein besonderes Gespür für die schönen, vierbeinigen Lebewesen. Er pflockte das Tier der fremden Knappin so rasch er konnte neben den Rabensteiner Pferden an, wo er auch seinen eigenen Schecken und die zwei weiteren tandoscher Pferde, die er mitgebracht hatte, festband. Das Seil des schwarzen Hengstes seiner Herrin hingegen befestigte er etwas abseits der anderen. ‚Nur zur Sicherheit‘ seufzte er innerlich. (Catrin (Gereon) 28.03.16)

Als der blonde Jüngling rief, sah Boronian zu diesem und den beiden Tieren, welche er hinter sich zerrte. Ein leises: "So soll man doch nicht mit Rössern umgehen..." stahl sich über seine Lippen, nicht böse oder anklagend, eher verwundert über den anderen. [Boronian (Mel) 27.03.2016]

Auf Ruadas Gesicht zeichnete sich ein Lächeln ab. „Ach, Laryna wird von Morgan so sehr verwöhnt, da wird sie das mal aushalten“, meinte sie und deutete auf den Tralloper. Und Genny und Faolyn sind ein eingespieltes Gespann.“ Der Blick der Knappin verharrte auf der schlanken Gestalt des Jünglings und für einen Moment schien es, als habe sie Boronian vollends vergessen. Dann gab sie sich einen Ruck und fuhr zu sprechen fort: „Du musst wissen: Beim Heermeister von Bredenhag geht es in der Ausbildung ebenfalls ein wenig rauer zu. Aber nicht minder herzlich“, schmunzelte die Knappin. [Ruada (Simone) 27.03.16]

Faolyn verlangsamte seinen Schritt als er entdeckte, dass sich Ruada wieder erwartend doch in der Nähe ihres Pferdes aufhielt. Er hatte sie nicht gesehen, weil der Bachlauf etwas tiefer lag. Stattdessen hob er die Linke samt Führstrick, in Richtung Gereons „Nichts für ungut, ein Versehen meinerseits“ rief er diesem zu und ging die letzten Schritte bis zur Tränke in gemächlichem Schritt. [Faolyn(Tom) 27.3.2016]

„Nix für unjut“ brummte der blonde Junge ihm in demselben merkwürdig kehligen Ton zu, den seine eigene Stimme vor einigen Jahren angenommen hatte. [Catrin (Gereon) 28.03.16)]

Währenddessen kam ein weiteres Gespann bei der Wassertränke an. Eine junge Frau mit offenen langen, rostbraunen Haaren parierte den sandfarbenen Wallach ihres Herrn gekonnt durch und glitt vom Rücken des horasischen Zuchterfolgs, auf den ihr Schwertvater so stolz war, weil er unter anderem noch ein paar Tricks beherrschte, wie ‚Pfötchengeben‘, stolzieren und sich im Stand um die eigene Achse drehen. Eigentlich durfte sie den Wallach nicht reiten, aber sie wusste, dass der junge Baron noch tief schlief und hatte kurzerhand aufgesessen, um die freudlose Strecke zur Tränke im lockeren Trab zu überbrücken. Der Rücken des Tieres schwang beim Traben so sachte, als hocke man gemütlich auf einem Sack Wolle. Deswegen ritt die junge Plötzbogen ihn immer wieder gern – wenn auch meist heimlich. Ihr eigenes Tier war ein nicht ganz so edler als vielmehr sehniger Dunkelbrauner, der an einem Führseil folgte. Selbiger zog es dann auch vor, sich das fette Gras einzuverleiben, das hier wuchs, während der rassige Horasier sofort dem hölzernen Bottich zustrebte. Ira ließ ihn gewähren, denn ihr Blick fiel auf die Anwesenden, allen voran auf ihren Vetter, dann auf die Unbekannte an dessen Seite, mit der der junge Mann in einem munteren Gespräch vertieft schien, trotz, dass er so schwer an den Eimern schleppte. Das Mädel hatte sie noch nicht gesehen, aber rote Haare waren ihr schon mal sympathisch. Sie schmunzelte und schalmeite ein freches „Oh, Damenbesuch, Boronian? Du hast doch trotzdem nichts dagegen, dass ich die Gäule saufen lasse? – Morgen zusammen!“ Ihr Blick war aus stahlblauen Augen heraus und fing auch die anderen beiden Knappen ein. Sie hatte beide bisher noch nicht gesehen. Was aber nichts heißen musste, denn das Lager war groß und der Knappen gab es hier viele. [Ira(Tanja) 28.3.16]

Gereon verdrehte ebenfalls bereits die Augen und wartete ungeduldig darauf, dass Boronian endlich sein Schwätzchen beendete und mit dem Wasser herankam. Mit einem Nicken begrüßte er Ira. „Jeht net zu enah an en heran.“ Und deute dabei mit einem warnenden Blick auf den Rappen.

Als er die wilde Plötzbogenerin auf dem Ross ihres Herren erblickte, hellte sich die Miene ein wenig mehr auf: "IIIIRAAAA!" grollte es wie Donner über den freien Platz. Ja, er freute sich, dass er sie sah, hatte er doch nicht gewusst, dass sie ebenfalls an der Tränke eingeteilt war. Boronian sah entschuldigend ob der lauten Klänge zu Ruada, war er sich seiner Stimmgewalt doch noch nicht so gewahr: "Meine Base." gab er zu verstehen und ging ein wenig schneller, wobei er drauf achtete, nicht zu viel Wasser zu verschütten. Auf Iras Anmerkung, ob er denn Damenbesuch hatte, erwiderte er erst einmal nichts. Bei der Tränke angekommen ließ er sich die Eimer von Gereon abnehmen.

Dieser hob die Eimer vom Ast des Rabensteiner Knappen herunter – „Isch jeeh jleisch noh ehmal.“ – Und schickte sich an, die Eimer schnellstmöglich in die Tränke zu entleeren. [Catrin (Gereon) 28.03.16]

"Danke dir", entgegnete Boronian und warf einen Blick zu den vier Tieren, welche er mitgebracht hatte. Das seines Herren, sein eigenes und, da er in guter Laune war, auch die Pferde von Tsalind und dem jungen Pagen Sean.

Anschließend ging er mit großen Schritten zu Ira, denn Ruada würde – dem Blick in ihren Augen nach zu urteilen – wahrscheinlich erstmal den Jungen begrüßen, welchen sie Faolyn nannte. Bei der unwesentlich jüngeren Plötzbogenerin, die er jedoch um mehr als einen Kopf überragte, angekommen, zog er diese einen Schritt weg von dem sandfarbenen Hengst und hob sie gekonnt hoch, um sie einmal rumzuwirbeln, wie er es schon als – nun, nicht viel kleinerer – Page zu tun pflegte. Seit dem letzten längeren Treffen der beiden war einiges an Zeit verstrichen und er hatte nochmal gut Muskeln zugelegt: "Wusste nicht, dass du hier bist. Wie geht es meiner Lieblingsbase?" lachte er und setzte das Mädel wieder ab: "Und seit wann darfst du dieses Prachttier reiten?" [Boronian (Mel) 28.03.2016]

Kaum mit den Füßen wieder auf dem Boden, verpasste Ira dem großen Bärtigen eine Maulschelle. Halb im Spaß, halb aus der Notwendigkeit heraus, klar zu machen, dass sie so kindische Sachen nicht mehr mit sich machen lassen wollte. Allerdings, bei Boronian drückte sie schalkhaft beide Augen zu. Sie freute sich nämlich auch sehr, den Verwandten zu sehen. Sie hatte ihn gestern schon erspäht, als es zu diesem Tumult gegeben war. Aber da war keine Zeit gewesen, sich ihm bemerkbar zu machen. Er hatte neben seinem Schwertvater in erster Reihe gestanden. Hätte sie ihn nicht hier getroffen, sie hätte bei Baron Jost Verian später am Tag für einen kurzen Besuch bei anverwandten Knappen freigebeten.

"Schleimer! Außerdem hast du keine andere!" antwortete Ira grinsend, während sie sich den Wappenrock mit dem Abbild eines weißen Drachen zurecht zog, der vom Herumwirbeln etwas aus der Form geraten war.

Der junge Mann lachte leise in den Bart, als sie ihm diese züchtigende Maulschelle gab, und hielt sich gespielt die Wange: „Haben Wohlgeboren an Muskelkraft zugelegt?“

"Du würdest dich wundern. - He, was hast du da für einen Pelz im Gesicht, ist das ein Biber?" Sie fasste in den dunklen Vollbart Boronians und zog liebevoll-neckisch an den Haaren. "Oder willst du drüben in Tobrien die Leut' erschrecken?" Sie lachte. "Steht dir aber. Siehst damit aus wie dein Vater." Aus Iras Mund war das durchaus ein Kompliment und auch sonst durfte der junge Herr von Schwertleihe, der ob seiner außerehelichen Herkunft nicht immer einfache Tage gesehen hatte, solche Vergleiche gerne hören.

„Ich züchte dies possierliche Tierchen, denn auf den gar zu langen Ritten verstecke ich in diesem mein Proviant. Einiges an Suppe kann man darin gut unterbringen.“ Er zwinkerte ihr zu, um darüber hinweg zu kommen, dass er sich doch geschmeichelt fühlte. Nette Worte waren beim Rabensteiner selten. Nun, eigentlich waren Worte generell sehr rar. [Boronian]

Wie immer gnadenlos ehrlich, machte seine Cousine ihr Kompliment allerdings schon gleich wieder zunichte, in dem sie Boronian ein "Macht dich aber alt." an den Kopf warf. Anschließend tätschelte sie besänftigend die Brust des Hünen und sah sich nach den Pferden um. "Sooo, dann wollen wir das 'Prachttier' mal auffüllen – das ich offiziell natürlich übrigens NIE geritten habe, du verstehst?! Gift und Galle bewahre, wenn der Sturmfelser davon hört, dann spuckt er selbiges und ich muss wieder vor der Tür stehen, wenn er sich die Dirnen ins Bett holt." Sie schüttelte sich gespielt angewidert und lachte noch einmal scherzhaft auf.

Den Wink verstehend sah Boronian, übertrieben scharf nachdenkend, zu den Wolken in den Himmel: „Ich dachte, du bist zu Fuß gekommen und hattest die Tiere geführt? War doch so?“ "Jaja, ganz genau." Nebenbei nahm sie die Zügel des Falben an sich und den Führstrick des Dunkelbraunen vom Boden auf und dirigierte beide, den einen mehr, den anderen weniger freiwillig, zu dem Bottich. [Ira (Tanja) 29.3.16]

Boronian blickte in Richtung Gereon, wie dieser mit Wasser näherkam. Immerhin waren die ersten vier Eimer schon fast versiegt, soviel Durst hatten die hier wartenden Tiere.

Ruada hatte derweil Caerfan ebenfalls an der Tränke angebunden. Behutsam tätschelte sie dem nervösen Tier den Hals, ehe sie sich ihren Weg durch die zahlreichen Pferdekörper hindurch in Richtung Faolyns bahnte. Sie wartete, bis auch er die beiden ihm anvertrauten Rösser angepflockt hatte, dann trat sie näher und lächelte ihn erwartungsvoll an. „Ich dachte schon du kommst nicht mehr“, flüsterte sie. Dabei strich sie ihm zärtlich über den Arm. Kurz blickte sie sich um, und als sie keine bekannten Gesichter entdeckten, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und hauchte Faolyn einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. [Ruada (Simone) 28.03.16]

Diesem stand indes nicht der Sinn nach Zärtlichkeiten. Stattdessen schlang er einen Arm um ihre Hüfte, legte die andere Hand an ihren Hinterkopf und presste sie fest an sich. Dabei küsste er sie stürmisch und leidenschaftlich. Als sich ihre Lippen wieder trennten, grinste er sie schelmisch an. „Und mir das entgehen zu lassen?“ [Faolyn(Tom) 27.3.2016]

Ruada schloss die Augen und erwiderte den Kuss nicht minder leidenschaftlich. Als sich ihre Lippen voneinander lösten, lag ein zufriedenes Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie schlang ihrerseits die Arme um Faolyn und verschränkte sie hinter dessen Rücken. Dann legte sie den Kopf in den Nacken und zwinkerte ihm zu. „Die anderen Knappen meinen, du gehst zu grob mit den Pferden um“, neckte sie. „Vermutlich würden sie das gleiche über deinen Umgang mit Frauen sagen. Auch wenn ich da gänzlich anderer Meinung bin.“ Und mit diesen Worten ließ sie ihre Hände unter die Kleidung Faolyns wandern und vergrub ihre Lippen in dessen Halsbeuge. [Ruada (Simone) 28.03.16]

Der Niamroder Knappe drehte den Kopf etwas und blickte sich, über das Haupt der Drausteinerin hinweg, um, besah sich kurz die anderen Knappen und zuckte dann leicht mit den Schultern. Gespielt nachdenklich fragte er dann: „Hmm, findest Du es eigentlich sehr eigensinnig, dass mich in dieser Beziehung nur interessiert, was Du davon hältst?“[Faolyn (Tom) 29.3.2016]

Ruada hob den Kopf und folgte Faolyns Blick. Dann sah sie zu dem Blondschopf auf, und ein feines Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. „Eigensinnig vielleicht“, antwortete sie, „aber vollkommen nachvollziehbar.“ [Ruada (Simone) 29.03.16]

Während die anderen sich untereinander begrüßten, war Gereon direkt noch einmal losgestiefelt, neues Wasser zu holen. Er würde allein für seine Pferde fünfmal laufen müssen und das nur dann, wenn er sie morgen wieder tränken würde, was er zu vermeiden gedachte. Also beeilte er sich Wasser aus dem Bach in die Eimer einzufüllen. Dabei ließ er seinen Blick schweifen und schaute sich aufmerksam in der Umgebung des Wasserlaufs um. Er selbst testete das fließende Nass auf seine Qualität, um dann selbst einige Schlucke zu trinken.Es war kalt, wie erwartet, und klar. Dann stapfte er mit fast vollen Eimern zurück zur Tränke, freilich nicht so schnell wie der Koloss zuvor, doch dennoch mit der Leichtigkeit des trainierten Jünglings. [Catrin (Gereon) 28.03.16]

Auf dem Weg zu den Trögen bemerkte er, dass sich der Nebel unmerklich vom Boden gelöst hatte. Jenseits der Gruppe um den Schwertleiher schälten sich weitere Pferde und Personen aus dem Nebel. Ein Mädchen mit einem Tragejoch auf dem Rücken und zwei zusammen gebundenen Ledereimern über der Schulter führte einen Tobimora-Falben zusammen mit einem leichteren Warunker Fuchs zur Tränke. Das große Streitross hatte eine eigentümliche Färbung, es war ein Mausfalbe, der bereits seit Gratenfels mit den windhager Streitern den nordmärkischen Heerzug begleitete.

Das kräftige Mädchen mit den kurzen braunen Haaren war den Knappen als schweigsam bekannt, stets früher als alle anderen bemüht, ihre Dienste zu verrichten und schien sich von anderen grundsätzlich fern zu halten. Der Ritter, dem sie diente, beschirmte sie ebenfalls, umso erstaunlicher, dass sie heute so spät an der Tränke war.

Fast gleichzeitig mit Gereon erreichte sie nun die Tränke und begann dann mit geübten Griffen beide Pferde an einem der letzten freien Plätze festzubinden. Scheu musterte sie kurz, fast verstohlen, die verschiedenen Knappengruppen, bevor sie die Eimer von der Schulter nahm und in das Tragjoch einhängte. Dann wandte sie sich nun selbst dem Bach zu. [Maik (Thyria) 28.03.16]

„Scheiße!“, entfuhr es Siana halblaut als sie die Ansammlung der Pferde und Knappen sah und durch den Nebel energisch auf die zertrampelte Wiese hinaus stiefelte. Sie zog Josolds Tralloper, ihr eigenes und auch das Ersatzpferd hinter sich her. Bei dem Andrang würde sie für die Packpferde doppelt so lange brauchen. Frustriert wechselte sie die Stricke in die Rechte und schob sich dann mit der Linken einen Kanten Brot in den Mund. ‚Warum haben die nicht mehr Tränken gebaut?‘ [Maik (Siana Falkraun) 28.03.16].

Der mürrischen jungen Falkraun folgten in ein wenig Entfernung zwei weitere Albernier. Einer davon ebenfalls ein Falkraun, ein großer, stolzer junger Mann, mit schulterlangem braunem, offen fallenden Haar, in einem weißen Wams mit blauen Ärmeln. [Ardan (Sebastian)]

Die andere Gestalt war eher das Gegenteil ihres Begleiters: klein und schmal und weiblich, mit zu einem strengen Zopf gebundenen blonden Haaren, den sie über die Schulter nach vorn gelegt trug; die Knappin steckte in einem gelb-schwarzen Wappenrock. Beide waren im Gespräch und schienen sich gut bekannt. [Invher (Tanja) 29.3.16]

Wütend begann Siana derweil zu kauen und ging langsam weiter – vielleicht war dahinten an der Stirnseite der Tränke noch Platz…

„Jeh net zu nah eran, kannst deine Pferdcher hier abstelle!“ rief Gereon der fremden Knappin warnend zu und bedeutete ihr kurz zu warten. Hatte er den Rappen seiner Herrin doch wohlweislich abseits der anderen festgemacht. Und genau dorthin war die fremde Knappin nun unterwegs.

Nachdem er den letzten Eimer entleert hatte, stampfte er dann auch sogleich zu den anderen Pferden, die er hergeführt hatte, um sie neben den Hengst zu stellen und so Platz für Sianas Tiere zu machen. Er tätschelte seinem eigenen stichelhaarigen Mischling den Hals, wobei er das nahe Geturtel von Ruada und Faolyn geflissentlich ignorierte. Allerdings sprach er absichtlich etwas lauter als üblich auf die Tiere ein während er ihre Stricke löste. ‚Nur für den Fall, dat se mich nid jehört hann.‘ dachte er bei sich. [Catrin (Gereon) 29.03.16]

„Pferdcher?...“

Ruada horchte auf. „Siana“, flüsterte sie Faolyn ins Ohr und ließ widerwillig von dem jungen Niamrod ab.

„… Wasch isch n dasch…,“ setzte die junge Falkraun verdutzt an, hielt inne und brach dann in schallendes Gelächter aus, das sie den größeren Teil des letzten Bissens kostete. Der Zungenschlag des anderen war zu lustig. Wenn sie mit vollem Mund sprach, hörte sich das so ähnlich an!

Musste sie jetzt noch fremde Sprachen lernen – bei Nordmärkern? Das war ja mal ein kruder Dialekt! Gerade noch rechtzeitig verstärkte sie den Griff um die Führleinen der Pferde, als der scheckige Tralloper vor ihrem Ausbruch zurückwich.

„Du sprichst ganz schön komisch“, setzte sie nun an den blonden Jungen gewandt nochmal an.

Gereons Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, aus denen er das Mädchen streitlustig anfunkelte. Seine Sprache war ein ständiges Ärgernis für seine Schwertmutter, konnte er sich doch den harten Eisensteiner Dialekt nicht abgewöhnen. Er beherrschte durchaus ein anständiges Hochgarethi und sogar wenige Brocken Bosparano, doch war es ihm schlicht und ergreifend zu anstrengend ständig darauf zu achten: "Werte Dame, wenn es Euch allzu schwer fällt, die Sprache des einfachen Mannes zu verstehen, werde ich selbstverständlich wie es Euer Wohlgeboren verlangt, stante pede in der anständigen Hochsprache mit euch kommunizieren." Dazu machte er einen formvollendeten Knicks.

„Geht doch!“, meinte Siana belustigt. „Da kann ich sogar noch was von dir lernen! Und die Mädels können dich auch verstehen, was ja manchmal kein Fehler ist...“. Sie wies vielsagend mit dem Kopf hinter sich zu der etwas jüngeren Knappin, die ihren Vetter begleitete und sah dann Gereon wieder an. [Maik (Siana Falkraun) 29.03.16].

Der wiederum blickte ihr in die großen grauen Augen. Umrahmt wurde ihr hübsches Gesicht von einer wallenden braunen Lockenmähne. Und als er beim Näherkommen ihrer Feenküsse gewahr wurde, starrte er sie wohl einen Moment zu lange an: "Muss hinne mache!" murmelte er und wandte sich dann rasch ab. Er hatte in letzter Zeit einige Probleme mit gewissen Körperfunktionen wenn Mädchen in der Nähe waren, deren nicht unbedingt jeder ansichtig werden sollte. [Catrin (Gereon) 29.03.16]

„Heh, was...“, doch ein komischer Kerl dachte Siana, bevor sie sich an ihre Aufgabe erinnerte: „...was ist jetzt mit deinem sperrigen schwarzen Gaul?“ Dann erst sah sie die Lücke, die ihr Gereon verschafft hatte.

Boronian war unterdessen auf dem Weg zu Gereon, welcher gerade die Eimer wohl vergessen hatte. Er trat neben den leicht verlegenden Jüngling und nahm ihm sachter, als man es von einem Bullen wie ihm erwartet hätte, die Eimer und den Trageast ab. Ein schickes Tragejoch, wie das Mädel hatte, welches jetzt auf dem Weg zum Bach ward, den hatte er nicht dabeigehabt. Also musste man improvisieren.

„Tschuldige, hatte ich vergesse.“ Murmelte der athletische Junge, der nur unwesentlich kürzer allerdings nicht so massig wie Boronian selbst war. Und schickte sich an, so rasch es ihm möglich war, die anderen tandoscher Pferde um den schwarzen Rappen zu positionieren. [Catrin (Gereon) 29.03.16]

Ruada nutzte den Moment und trat hinter Morgans Tralloper hervor, um Siana Falkraun zu begrüßen. Dabei bemühte sie sich, möglichst unbeteiligt zu wirken. „Na, keine Zeit fürs Frühmahl gehabt“, neckte sie die Jüngere. [Ruada (Simone) 29.03.16]

Die war noch abgelenkt durch den halben Riesen, der gerade zu dem sprachbegabten Blondschopf getreten war: Der hatte nämlich noch nicht auf ihre Frage geantwortet – unverschämt! „Was…!“, und Ruada konnte einen der seltenen Momente feiern, in denen Sianas große Klappe versagte. Doch das konnte nicht lange vorhalten: „Das, na ja...,“ sie wedelte mit einem letzten Rest Brot in der Hand herum, „...ich kann ja nicht alleine von Luft und Liebe leben nicht wahr?“. Breit grinsend, machte sie einen langen Hals und winkte auch Faolyn hinter dem Pferd zu. [Maik (Siana Falkraun) 29.03.16].

„Hallo Siana, schön dich zu sehen“ gab dieser freudig zurück, um breit grinsend in Ruadas Kerbe zu schlagen, „hätte gar nicht erwartet, dich so früh schon hier zu treffen.“ [Faolyn (Tom) 30.3.2016]

„Tut mir leid, wenn ich deine Erwartungen enttäuschen muss, Faolyn,“ entgegnete die Jüngere schnippisch. „Ich kann mir ja auch immer ein bisschen mehr Zeit für alles lassen, denn ich bin wirklich nur wegen den Pferden hier.“

Faolyn presste die Lippen zusammen und sein Blick drückte Verständnis und Anteilnahme aus, als hätte Siana ihm von einem schweren Schicksalsschlag erzählt. „Ach Siana“ sagte er freundschaftlich „du musst einfach Geduld haben. Irgendwann wird sicher jemand deinen verborgenen Liebreiz entdecken. Vielleicht befindet er sich bereits hier,“ er machte eine allumfassende Geste mit seiner Hand. „was ist zum Beispiel mit dem redegewandten jungen Mann dort drüben?“ wobei er auf Gereon zeigte. „Oder einem stattlichen Nordmärker wie jenem?“ diesmal deutete sein Finger auf Boronian. „und wenn das alles nichts hilft“ Faolyn zog die Schultern hoch und hielt die Hände entschuldigend mit den Handflächen nach oben „wird deine Familie sicher jemand finden, der bereit ist mir dir den Traviabund schließt…“ [Faolyn (Tom) 31.3.2016]

Wütend schoss Siana zurück: „Scheiß auf die Kerle, Faolyn. Die sind nur Zeitverschwendung und taugen eh meist nichts, wie du ja weißt. Und was eine Hochzeit betrifft, schlimmer als bei deiner Schwester kann‘s ja nicht mehr kommen oder?“ [Maik (Siana Falkraun) 31.03.16].

„Meinst Du?“, antwortete Faolyn in nachdenklichem Plauderton, die Aufgebrachtheit Sianas ignorierend „Mir kamen die beiden doch recht glücklich vor und ich bin mir sicher, dass sie bereits eine Menge Spaß miteinander hatten. Was nun deine Ansicht über Männer angeht,“ Faolyn nahm sich die Zeit Siana sein charmantestes Lächeln zu schenken „teile ich deine Einstellung. Ich würde auch nie mit einem Kerl das Lager teilen, Frauen sind da eindeutig die bessere Wahl.“ [Faolyn (Tom) 31.3.2016]

„Die Runde geht eindeutig an Siana“, mischte sich nun Ruada ein und bedachte Faolyn mit einem bedauernden Schulterzucken. „Wobei mich eins schon interessieren würde...“ Geschickt drängte sich die Knappin zwischen die beiden Streithähne. Ein wenig bedauerte sie es schon, Faolyn die kalte Schulter zeigen zu müssen, doch hatte sie nun wirklich keine große Lust darauf, sich das Ganze noch länger anzuhören. Sie sah der Jüngeren in die Augen und schwieg eine Weile. Dann sagte sie mit ruhiger Stimme: „Weißt du, wie der Zufall es will haben wir uns vor nicht allzu langer Zeit noch darüber unterhalten... Woran misst denn du Glück und Unglück eines Ehebunds?“ [Ruada (Simone) 31.03.16]

Faolyn blickte bei ihren Worten Ruada ungläubig an, teilte sie wirklich diesen unspezifischen Männerhass? Er öffnete schon den Mund, schluckte dann jedoch seine Erwiderung herunter und ließ die beiden Frauen kopfschüttelnd stehen. [Faolyn (Tom) 31.3.2016]

„Na ja, glücklich finde ich das nicht gerade, in der Fremde zu weilen und dann zu erfahren, dass ich ein Kind habe und die Frau dann auch noch nehmen muss.“ Und da sie sich nun sicher sein konnte, dass Faolyn weit genug weg war, schob sie langsam nach: „Ich habe gehört, Ewaine soll auch nicht gerade einfach sein. ...aber wer ist das schon?“, überlegte Siana und blickte hinter Faolyn her. „Liebst du ihn?“, ohne Ruada anzusehen, war die Frage gedankenlos heraus, doch jetzt als sie ausgesprochen war, blickte die Jüngere betroffen auf.

„Was?“ Ruadas Augen weiteten sich. Mit einer Mischung aus Überraschung und Argwohn musterte sie Siana. „Was soll die Frage?“ Ihre Worte klangen scharf, und Ruada spürte, wie sich ihr Körper anspannte. „Du willst mir doch nicht wirklich weismachen, dass du mir zuliebe deine spitze Zunge im Zaum halten würdest. Warum also interessieren dich meine Gefühle? Zumal du deinen Standpunkt ja bereits mehr als deutlich gemacht hast...“ [Simone (Ruada) 25.06.16]

„Ja richtig, ich halte ihn nach wie vor für nicht gut genug für dich - aber wenn du ihn wirklich liebst, dann wählen durch dich die Götter und er muss wohl der Richtige für dich sein. Ganz egal was ich denke! Also?“ [Siana (Maik) 30.06.16]

Verwirrt blickte Ruada die Jüngere an. Was sollte das Gerede von den Göttern? Und warum hatte Siana ihre Frage nicht beantwortet? „Das mag so sein“, murmelte sie abwägend. „Und dem Willen der Götter würdest du dann wie genau begegnen?“ [Simone (Ruada) 30.06.16]

„Mit etwas mehr Wohlwollen vielleicht. Ach, keine Ahnung, aber ich würde versuchen, mich ihm gegenüber mehr zusammenzureißen. Aber noch hast mir ja noch nicht gesagt, dass du ihn liebst...“

„... weil ich immer noch nicht sicher bin, ob dich das etwas angeht.“ Nachdenklich betrachtete Ruada ihr Gegenüber. „Was ich aber weiß ist, dass jede deiner Spitzen gegen ihn auch mich trifft. Und ich nehme einfach mal an, dass das nicht in deinem Sinne ist. Jedenfalls wüsste ich nicht, dass ich dir dazu Anlass gegeben hätte. Ob nun Wahl der Götter oder nicht – er ist mir verdammt wichtig und ja, ich denke, ich liebe ihn. Und dich mag ich, trotz deiner rotzfrechen Art, oder vielleicht auch deswegen. Und ich fände es schön, wenn wir uns auf diesem Feldzug nicht schon vor den entscheidenden Schlachten gegenseitig zerfleischen würden.“ Die Worte waren einfach so aus Ruada herausgebrochen, und als sie nun geendet hatte, holte sie einmal tief Luft und blickte Siana offen an.

Die Jüngere erwiderte den Blick anfangs forschend, dann mit einem schiefen Lächeln. Schließlich nickte sie langsam und schloss: „Du hast Recht.“

Überrascht blickte Ruada sie an, dann lächelte auch sie. „Danke“, antwortete sie knapp. „Und jetzt lass uns sehen, dass wir hier fertig werden.“ [Simone (Ruada) 30.06.16]

Als Invher und Ardan sich mit ihren Tieren der Tränke auf Rufweite angenähert hatten, grüßte der junge Mann Pferde und Aufpasser mit einem ehrlichen, aber nicht sehr originellen „Guten Morgen!“ Sein eigenes, geschecktes Pferd, welches er anders als die beiden Tiere seines Herrn bisher am Halfter geführt hatte und welches nun dem Wasser entgegenstrebte, streichelte er beruhigend über die Nüstern. „Wir kommen auch bald dran“, erklärte er ganz so, wie man mit einem Menschen reden würde, während sie sich der Tränke weiter näherten. [Sebastian (Ardan Falkraun), 29.03.16]

Invher wollte auch etwas sagen. Sie hatte sich zu Herzen genommen, Gelegenheiten beim Schopf zu greifen, die sie zwangen, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen. Doch als sie hinter ein paar Pferdeleibern ihren Schwarm Faolyn erblickte, war ihr Mund augenblicklich staubtrocken und sie wandte sich in einem Anflug alter Gewohnheiten schnell mit dem Blick ab zu 'Eddar', dem schlachtenerfahrenen braunen Hengst ihrer Schwertmutter, der just in dem Moment ein vorfreudiges Wiehern von sich gab und den Kopf hob, um kräftig die Mähne zu schütteln. Eddar war zwar nicht mehr der Jüngste, doch unter den Hengsten versuchte er sich stets noch immer aufzuspielen. Vor allem, wenn er fremde Stuten witterte, denen er mit lautem Rufen ankündigte, dass er den Platz bald betreten würde. Er, der Pferdekönig. Oder so ähnlich.

Die junge Knappin, die ihn und eine gemächlich daherschlendernde Fuchsstute an der Rechten führte, während sie in der linken Hand einen Eimer hielt, sah sich mit Unwohlsein das Gedränge an der Tränke an. Hatte sie sich mittlerweile an die Pferde der Seenländer Streiter mehr oder weniger während der langen Anreise und im Winterlager gewöhnt, sah sie dort an der Tränke beinahe nur fremde Tiere. Und von dieser Erkenntnis bekam sie unweigerlich nasse Hände. Der kratzige Kloß im Hals und die Aufregung waren es wohl, die Invher stolpern ließen und ihr Fall veranlasste 'Eddar' – nun von Invhers Hand befreit – die restlichen Schritte zur Tränke anzutraben, und sich selbstbewusst wiehernd zwischen die Leiber zu schieben, um als selbsternannter 'Platzhirsch' genau in der Mitte der gezimmerten Tränke zu saufen.

Die Fuchsstute Invhers tat sich, anders als ihr aufbrausender Gefährte, erst einmal an dem saftigen Gras gütlich. [Invher (Tanja) 29.3.16]

„Autsch“, rief Ruada, als eines der Rösser ihr einen schmerzhaften Stoß in die Rippen versetzte. „Passt doch auf“, rief sie, ohne sich weiter darum zu scheren, was eigentlich vorgefallen war. [Ruada (Simone) 29.03.16]

Doch das sollte sich rasch ändern als der mächtige Mausfalbe nach dem Warunker neben Ruada schnappte: Der kleinere Fuchs wich geübt aus und drängte die Knappin gegen die Flanke des Trallopers.

Panik stieg in der Knappin auf, und ohne lange zu überlegen duckte sie sich unter den mächtigen Körper von Morgan Kerkalls Streitross.

Die Pferdeleiber stießen zusammen und mit einem schnappenden Geräusch lösten sich die im Taumel junger Liebe nur nachlässig geknüpften Führstricke Faolyns.

Ruada machte einen Satz zur Seite und brachte sich so vor fliegenden Hufen in Sicherheit. Die Knappin brauchte einige Zeit, um sich zu sammeln, und während sie noch darüber nachsann, welches Glück sie gehabt hatte, dass nichts Schlimmeres passiert war, fiel ihr Blick auf den sich lösenden Knoten. Rasch griff sie nach dem baumelnden Strick und umschloss ihn mit ihren noch immer zitternden Fingern.

Gerade als Boronian mit den Eimern losziehen wollte, hörte er das Wiehern des großen Hengstes und sah aus den Augenwinkeln, wie dieser antrabte und sich zwischen die anderen quetschte. Ein prüfender Blick zeigte ihm, dass dieses Tier sich nicht zwischen die Rabensteiner Rösser stellte, sodass kein Grund zum Handeln bestand. Sollten die anderen Knappen ihre Pferde selbst wieder auseinanderbekommen. Also schulterte er die Eimer, winkte Ira nochmal zu und deutet ihr an, Wasser holen zu gehen.

Diesmal würde er die Eimer soweit füllen, dass er vorsichtig gehen musste. Immerhin waren viele Tiere an der Tränke, und da es nur eine Tränke gab, würde jeder öfter gehen müssen, um die eigenen Pferde zu versorgen. Und er konnte sicherlich schwerer tragen als so mancher andere hier. Es war einfache Gewissheit, und dieser Logik nach würde er auch öfter gehen. Denn jeder hatte nach dem Tränken der Pferde noch andere Aufgaben. [Boronian (Mel) 29.03.2016)

Ira schloss sich Boronian kurzerhand an, nachdem sie ihre beiden Rösser erst einmal versorgt wusste. Dass die mit dem Zopf ihr Pferd nicht im Griff hatte, entlockte Ira nur ein Kopfschütteln. Kommentieren musste sie's aber nicht. Sie nutzte lieber die Gelegenheit zum Plausch mit ihrem Vetter. Während er den ersten Eimer schöpfte, kniete sie am Bachlauf nieder, um sich mit dem kalten Wasser die Hände und das Gesicht zu waschen.

"Ist Ulinai eigentlich auch hier?" wollte sie von Boronian wissen, während sie ein paar Schlucke aus der Handfläche schlürfte.

„Ulinai? Nein, die hab ich noch nicht gesehen. Würde mich aber nicht wundern, wenn sie sich vom Rabensteiner Lager fernhält. Sie weißt ja, dass Vater mit dem Baron gut auskommt.“ Er überlegte einen Moment, konnte sich aber nicht erinnern, seine Halbschwester gesehen zu haben. „Und wie läuft es beim Jost? Wetten, du erziehst ihn dir?“ und grinste in den Bart, während er die anderen Eimer füllte.

Die Plötzbogenerin schmunzelte, sie focht aber doch mit dem ausgestreckten Zeigenfinger in Boronians Richtung. "He! Er ist wirklich in Ordnung! Egal, was du von ihm gehört haben solltest!" Sie legte den Kopf schief und sinnierte lachend: "Weißt, wenn ich dran denke, für den Aufbruch fertig gemacht hat er sich als Baronet und vom Hof geritten ist er dann als Baron. Trotzdem ist er jetzt nicht übermäßig härter als er es noch als irgendwann-mal-Nachfolger war. - Aber zu deiner Frage: ja, ich hab ihn im Griff, na hör mal!" gab sie mit einer Selbstverständlichkeit zum Besten, die fast schon an Selbstüberschätzung grenzte, und zwinkerte Boronian zu. Der kannte sein Bäslein und wusste, dass Ira ein freches Mundwerk besaß, mit dem sie oft scherzte, ihr aber doch ein gesunder Menschenverstand innewohnte und sie daher nicht alles so locker nahm, wie ihre Sprüche.

Ira war indessen aufgestanden und sah Boronian gelassen beim Wasserschöpfen zu.

Der schwarze Hengst von Gereons Schwertmutter war nicht sonderlich erfreut durch die in Schwingung versetzen Leiber und dass er nun seinen Platz teilen musste. Also schnappte er einige Male in der Luft nach seinen Artgenossen und hob dann majestätisch den Hals und boxte mit seinem Kopf nach dem Knappen, als wolle er ihn antreiben, endlich mehr Wasser zu besorgen. "Jo, du bis de Meister, isch weess et!" sagte er zu dem Tier, schnappte sich seine beiden eigenen Eimer und stiefelte erneut zur Wasserstelle.

Als er an der jungen Invher vorbeikam, die vor ihm im Matsch lag, bot er ihr seine freie Hand an: „Brauchste ne Hand?“ Vorsorglich presste er seine Eimer dabei gegen seinen Unterleib. [Catrin (Gereon) 29.03.16]

Ardan war nach dem Missgeschick zunächst damit beschäftigt gewesen, in weiser Voraussicht seine eigenen Tiere schnell an die Tränke zu führen und sie dort festzumachen, wollte er doch verhindern, dass diese sich ebenfalls selbst zu Wasser verhalfen und losrissen, wie der Hengst von Invhers Schwertmutter. Als er sich anschließend umsah, stand der fremde Knappe vor Invher und wollte ihr bereits aufhelfen, weshalb Ardan erst einmal gar nichts tat und nur zuschaute. Invher rappelte sich auf und warf ihrem Begleiter Ardan, der ob Invhers Missgeschick ratlos die Augenbrauen hochgezogen hatte – weil er sich fragte, was Invher wohl diesmal dazu gebracht hatte, nervös zu werden – einen zornigen Blick zu. Die angebotene Hand schlug sie aus. "Nee, passt schon, danke." Ein leises "blöder Eddar" stahl sich über ihre Lippen, während sie den Zopf wieder in Position brachte und dann etwas unschlüssig vor Gereon stand. Ihr Blick fiel auf den Eimer, den der Knappe recht unnatürlich vor sich hielt. Im Gesicht der Schwertmaid war kurz abzulesen, dass sie davon irritiert war. Invher nahm, ohne den fremden Jungen darauf anzusprechen, ihren eigenen Eimer wieder auf und sah zu dem Bachlauf hinüber. "'Ähm, wo... kann man hier...?" [Invher (Tanja) 29.3.16]

Faolyn hatte sich indes seine beiden hölzernen Eimer gegriffen, wog diese kurz in den Händen und fragte sich wieder einmal warum die Dinger immer schon ungefüllt so schwer sein mussten. Aber er wollte sich nicht nachsagen lassen, dass er nicht seinen Beitrag leistete. Gut gelaunt ging er an Invher vorbei und grinste diesen freundlich mit den Worten „Sei gegrüßt Invher.“ Darauf hoffend, dass sie sich noch an ihn erinnerte. „Komm, ich zeig Dir wo die anderen ihre Eimer ins Wasser getaucht haben.“ [Faolyn(Tom) 29.3.2016]

Gereon war kurz davor gewesen rot zu werden, als das Mädchen auf seinen Eimer gestarrt hatte. Als ihn Faolyn nun davon befreite, stapfte er halb dankbar, halb erbost zu den anderen Nordmärkern an die Wasserstelle.

Einer Eingebung folgend, ergriff der ältere Falkraun die Zügel der grasenden Fuchsstute und sprach: „Lass dein Mädchen bei mir, ich führ sie an die Tränke, dann kannst du Wasser holen“, und bedeutet Invher mit der freien Hand, dass sie gehen könne. Dann scherzte er: „Ich warte hier, bis die Arbeit getan ist.“ Und fügte etwas ernster hinzu: „Das gibt beim Bach sonst nur Gedränge.“ [Sebastian (Ardan Falkraun), 29.03.16]

Die Seenländerin kam hingegen ins Stottern, als der hübsche Niamrod ihr wieder einmal Geleit antrug und stammelte etwas, was sich nach „Oh äh hallo Faolyn, ich wusste gar nicht, dass du da bist“ anhörte. Allerdings durchzogen von Ähms und Hms und ja, ein Dings war auch wieder dabei. Fast wie als hätte der schneidige Blondschopf ihr eine unsichtbare Leine umgelegt, folgte sie dem älteren Knappen mit hochrotem Kopf ans Bachufer. [Invher (Tanja) 29.3.]

Boronian blickte zu den anderen, welche jetzt auch langsam anfingen, sich in Richtung des Baches zu begeben. Zufrieden, dass nicht er alleine die gezimmerte Tränke füllen musste, hob er freundlich die Hand: „Hier drüber sind tiefere Stellen.“ Und hielt sich diesmal zurück, um nicht wieder über den ganzen Platz zu grölen. [Boronian (Mel) 29.03.3016)

Gereon murmelte, während er auf den Riesen zuging, leise vor sich hin: „Erst wed man von der een usjelaaht, dann kann det andre den Jaul net züjele, und plämpft misch änoch aan: Nä, passt scho! …Mäddche, kann isch jut drop verzichte! Een Jedriess immer met denne. Zum Verrecke werd isch misch net met so eenem einlasse! Dat kannste gloove!“

Das schweigsame Mädchen vom Mausfalben erhob sich vom Bachlauf, wo sie geschickt die Eimer gefüllt hatte – barfuß, wie Gereon trotz seiner Tirade auffiel.

Doch es war der lange Blick aus ihren unergründlichen, fast schwarzen Augen, der ihm zu schaffen machte: Da er ja gerade ihr Geschlecht verunglimpft hatte, erwartete er Wut oder was vielleicht noch schlimmer gewesen wäre - Spott. Doch ihr Blick war leer und im dunklen Spiegel ihrer Augen, sah er beunruhigt einen Abgrund und die scheinbare Bedeutungslosigkeit seiner persönlichen Befindlichkeiten. [Maik (Thyria) 28.03.16]

Und mit einem etwas lauterem: „Elendisches Weibsvolk“ klatschte er seinen Eimer zum Füllen so hart auf die Wasserfläche, dass es spritzte. [Catrin (Gereon) 29.03.16]

"He, kneif mal die Backen zusammen, Kleiner!" ward er sofort von der jungen Frau, die an Boronians Seite stand und die auch ein paar Spritzer abbekommen hatte, gerügt. "Du bist doch der von der verrückten Tandosch, oder? Sag mal, bringt die dir so einen Quatsch bei?" Ira fand, dass ein paar Tropfen nicht schlimm waren, aber dass jemand abfällig über ihresgleichen schimpfte, wollte sie nicht unkommentiert lassen. Zumal sie von ihrem Schwertvater wesentlich andere Töne gewohnt war. Allerdings untermalte ein eher amüsierter Gesichtsausdruck ihren Protest. [Ira(Tanja)29.3.]

Gereon Augen verengten sich und die Muskeln unter seinem nun feuchten Gewand spannten sich an, was unter anderen Voraussetzungen durchaus ein netter Anblick gewesen wäre. Scharf sog er Luft ein, [Catrin (Gereon) 30.03.16]

doch der Rabensteiner Knappe blickte zu seiner Base und lachte leise, schöpfte mit der Hand ein wenig Wasser und spritzte sie damit nass: „Halb nass ist verschwendet“ und zwinkerte ihr freundlich zu. Zu dem armen Gereon blickte er und stellte auch den letzten vollen Eimer endlich ab: „Na, reg dich mal ab, du weißt doch wie sie sind – und dafür müssen wir sie lieben.“ [Boronian (Mel) 29.03.2016]

Gereon ließ die Luft aus seinen Lungen entweichen und lachte Boronian halb gequält an: „Wenn de meenst. Kannst mer jo beizeiten mal erkläre wie de dat hinkrickst.“ Dann wandte er sich zu Ira um und auch der kleinste Funken Humor war aus seinem Blick verschwunden. Nur absolute Unnachgiebigkeit sprach aus seinen Augen: „Und DU.“ Er deutete mit ausgestrecktem Arm auf die junge Frau, wobei erneut Wasser aus dem Eimer auf sie spritze. „Saach nix jegen meine Herrin! Oder…“ und sein Ton wurde noch eine Nuance schärfer: „ich zeisch dir, wat is, wenn du die Treu enes Eisensteiners herausforderst!“ Dann packte er seine beiden Eimer und wollte zur Tränke zurücklaufen, drehte sich aber noch mal zu Ira: „Da ich weiß, dass ihr meinen Zungenschlag ab und an nicht versteht, sag ich es dir noch mal auf meinem besten Garethi: Es ist viel höflicher, es 'unkonventionell' zu nennen!“ berichtigte er Iras Worte, die seine Baroness 'verrückt' genannt hatte. Er zwinkerte ihr zu, patschte extra nochmal mit dem Eimerrand ins Nass, um sie zu ärgern, und lief los [Catrin (Gereon) 30.03.16]

Hinter ihm brach die Hlutharswachterin in schallendes Gelächter aus.

Ein wütendes Wiehern von der Tränke unterstrich Gereons Worte und übertonte sogar Iras Lachen als sich Eisenhuf mit einem erneuten Biss zu dem Warunker gegenüber nun endgültig Platz verschaffte. Thyria ließ Tragjoch und die gefüllten Eimer fallen, um die Hände frei zu bekommen, doch es war zu spät, da der Tobimorer auch in Eddars Richtung bereits kräftig austeilte. Der wollte sich das natürlich nicht gefallen lassen und schnappte erbost nach dem Artgenossen, warf den Kopf zurück und trat ohne Rücksicht aus. Er erwischte Iras Dunkelbraunen neben sind, der wiederum in gleicher Weise Vergeltung übte, Eddar in die Flanke. Lautes Wiehern erhob sich über der Tränke, mischte sich jetzt auch noch der horasische Falbe mit der gekräuselten Mähne mit ins Gekeife ein, der sich nicht nur von Eddar, sondern auch von dem Tobimorer gestört und damit animiert fühlte, seine eigene Herrlichkeit mit wildem Kopfnicken und Aufbäumen zu demonstrieren.

Die außen stehenden tandoscher Tiere wurden ob der hitzigen Stimmung ebenfalls unruhig, und schlugen mit den Köpfen. Der schwarze Hengst der Baroness keilte nach hinten aus und versuchte sich vom Führstrick zu befreien. Da ihm dies nicht gelang, schaffte er sich Platz, indem er nach dem Wallach neben sich schnappte, der seinen schweren Leib daraufhin erschreckt in die entgegengesetzte Richtung bewegte, und erneut Bewegung in alle Pferdekörper brachte.

„Bei den Göttern!“ polterte der Rabensteiner Knappe, als er das sich an der Tränke ausbreitende Chaos mitbekam. Er knurrte leise, ein Geräusch, welches seine Base so wohl noch nicht vernommen hatte. Er schien gerade tatsächlich ein wenig wütend zu werden ob des leichtfertigen Umganges mit den wertvollen Rössern. Nicht nur, dass diese Grünschnäbel ihre eigenen Tiere nicht unter Kontrolle hatten, nein, jetzt gefährdeten sie auch die der anderen. Es waren immerhin Streitrösser, sie waren ausgebildet, zu kämpfen, nicht, um sich gegenseitig zu mögen. Also ließ er seine Eimer stehen, welche er gerade zu der Tränke bringen wollte, und lief mit schnellen Schritten zu den anderen.

Zwischen den hin und her wogenden Pferdeleibern glitten Ruada die Führstricke endgültig aus der Hand und noch schlimmer: der Tralloper über ihr kam frei und stieg gegen den Fuchs. Ruada hielt den Atem an und beschirmte ihren Kopf mit den Armen.

Das mächtige Streitross drängte den Warunker gegen die Tränke, dann donnerten die Hufe Dreck spritzend in den durchweichten Boden vor der Tränke und Laryna war frei. Bockig trabte sie gefolgt von Genny auf die von letzten Nebelstreifen belegte Wiese hinaus. Derweil erklang durchdringendes Pfeifenschrillen und verhinderte an der Tränke das Schlimmste, als es die Aggression des Tobimorers abrupt zum Halt brachte.

Ruada stieß einen derben Fluch aus, dann nahm sie die Beine in die Hand und eilte hinüber zu der Stelle, wo Gereon Branwyn angepflockt hatte. Rasch löste sie den Führstrick und tätschelte dem Warunker kurz den Hals. Dann zog sie sich an dem massigen Pferdeleib hoch. Kurz korrigierte sie ihren Sitz, dann beugte sie sich vor und flüsterte ihrem treuen Ross ins Ohr: „Auf, ihnen nach.“ Der alte Wallach schien zunächst unwillig, war er doch bisher noch nicht getränkt worden, doch dann beugte er sich dem Willen seiner Herrin und setzte sich in Bewegung – den flüchtenden Bredenhager Rössern hinterher. [Ruada (Simone) 30.03.16]

Thalloro, Boronians eigener schwarzbrauner Hengst, war durch die Bewegungen, welche jetzt auch bei ihm ankamen und durch die sich anspannende Stimmung ebenfalls in Kampfeslaune. Er hob den Kopf in die Luft und wieherte laut. Er war verhältnismäßig groß und breit für einen Elenviner, weshalb Lucrann ihn wohl für den Knappen gewählt hatte. Dessen Rappe stand erstaunlich ruhig an seinem Platz, war er doch von den anderen Rabensteiner Pferden eingekesselt. Die Tiere von Tsalind und Sean wurden langsam ebenfalls nervös, sodass Boronian gerade noch rechtzeitig angelaufen kam. Mit einigen geübten Handgriffen und Worten beruhigte er seine Tiere, welche er seit Füllenzeit kannte.

In eine der im Chaos entstandenen Lücken schlüpfte fast unbemerkt die weißbeschuhte Fuchsstute Invhers und tat sich am erfrischenden Nass gütlich. Sie besaß, wie der Rappe des Barons von Rabenstein, ein erstaunlich ruhiges Wesen, denn der Krawall ließ sie scheinbar genauso kalt und dem Schieben, Schubsen und Treten wich sie gekonnt aus. Sie verfolgte den Tumult zwar sehr aufmerksam, wie an ihrem Ohrenspiel zu erkennen war, trank jedoch zufrieden.

Thyria blies im Laufen noch mehrere Male in das Mundstück, dann erreichte sie das Ross ihres Herrn.Auch der Falbe suchte bereits in der Tränke wieder an das Wasser zu gelangen und schien nach dem Abgang des Trallopers beruhigt. Besorgt prüfte Thyria seinen starken Führstrick und wandte sich dann dem zitternden Warunker zu, den sie von der Herrin Yofenia erhalten hatten. Blut rann unter dem Langhaar aus einem Biss hervor und ließ sie nicht lange zögern: Rasch trennte sie mit ihrem kurzen Messer aus dem einfachen Hemd einen langen Streifen, tauchte ihn in das Wasser der Tränke und begann die Wunde sorgsam auszuwaschen, während sie beruhigend summte und dem Zittern der Flanken Einhalt gebot.

Als sie sich streckte, gab – von ihr unbemerkt – das Hemd den Blick auf ihren Rücken über der einfachen Hose frei: in der Morgensonne leuchtete großflächig ein Geflecht aus langen, schmalen Narben.

Dies blieb von dem aufmerksamen Knappen nicht unbemerkt. Er blickte nur kurz hin, bevor er zu ihr eilte und sich ansah, was an Schaden entstanden war an dem Ross. Doch sie schien zu wissen, was sie tat, weshalb er sich den anderen Pferden zuwandte und mit einigen prüfenden Blicken und Handgriffen diese untersuchte. Ihm war dabei egal, wem die Tiere gehörten. [Boronian (Mel) 30.03.2016]

Als Ira das laute Wiehern des Horasiers ihres Herrn vernahm, sprang sie Boronian nach und brüllte ein lautes "ELION, SCHLUSS!" über den Platz. Sie wagte sich ungern zwischen die aufbäumenden Rösser. Zu oft hatte ihr Schwertvater schon gewarnt, dass der Huftritt eines Streitrosses Schädel spalten konnte. Und hier waren gleich mehrere von diesen unberechenbaren Brocken in Wallung geraten. Aber was sollte sie machen…

Oje, hoffentlich passiert hier nicht noch ein größeres Unglück, dachte Ira, als sie an einigen Tieren die blutigen Schrammen sah, die von den Bissen und eisenbeschlagenen Hufen stammten. In jedem Fall würde das Ärger geben, so oder so. Noch einmal versuchte sie, den Horasier bei seinem Namen zu nennen, während sie sich ihm vorsichtig näherte. "ELION! Du eitler Geck, jetzt ist Schluss mit dem Scheiß. Hörst du! ENDE! SENSE! AUS!" rief sie den Falben an und griff hart ins Zaumzeug, als sie seinen Kopf erreichte. Ira hängte sich mit voller Kraft in das Halfter, damit der Hengst seinen Kopf nicht mehr heben und sich beruhigen konnte. Sie hatte gelernt, mit dem Temperamentsbolzen nicht zimperlich zu sein und ihn schon mal zu seinem Glück zu zwingen. Zumindest versuchte sie es gerade.

Gereon schien der einzige, der nicht in Hektik ausbrach, er leerte schnell aber ohne erkennbare Eile seine Eimer in die Tränke, blickte kurz in Richtung der Pferde, um die sich nun Boronian und die Windhagerin kümmerten, welche sich auf den ersten Blick ausreichend gut auszukennen schienen. „Komm meenen net zu nah!“ Rief er dem Hünen noch zu, als er sich umdrehte und in völliger Gelassenheit zu Thyrias Eimern ging und die Reste des kostbaren Wassers in die Tränke rettete. [Catrin (Gereon) 30.03.16]

Faolyn indes stand breitbeinig mit offenstehendem Mund im seichten Wasser des Baches, einen Eimer im Wasser und mit Entsetzen in den Augen auf das Geschehen bei den Pferden starrend. „Au verdammt!“ stieß der junge Knappe aus, als er den Pferden nachsah, die Ruada gerade verfolgte. Augenblicklich ließ er den Eimer fallen und setzte, laut fluchend, den Pferden nach. Vorbei an der artig wartenden Invher, der er zuvor ihren Eimer gefüllt hatte. Nach 50 Schritt verlangsamte er sein Tempo etwas, selbst die Sinnlosigkeit einsehend, zu Fuß galoppierenden Pferde zu verfolgen. Stattdessen wütete und zeterte er ein wenig wo er stand und stapfte dann grimmig weiter in die Richtung, in die die Pferde verschwunden waren. [Faolyn (Tom) 30.3.2016]

Im Hexenkessel

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(+0 Minute bis +3 M.)

Gereon schüttelte den Kopf ob des versammelten Chaos, „Dee sin doch all doll im Kopp.“

Der große Mann, welcher ebenfalls nicht hektisch, sondern in Anbetracht der Situation betont ruhig und mit fester Hand arbeitete, um die Tiere nicht weiter zu beunruhigen, drehte sich zu dem jungen Gereon und sprach, mit sehr ruhiger Stimme: "Kannst du bitte deine Tiere beruhigen? Solange nicht alle Rösser ruhiger werden, wird der Hexenkessel hier weiter brodeln". [Boronian (Mel) 30.03.2016]

„De wern sisch scho widder einkriege!!“ entgegnete Gereon, lief aber nun auf Boronian zu: „Die Stricke sind nischt kotz jenusch jebunde!“ und er begann mit routinierter Hand die Stricke, die zu lang gebunden waren, zu kürzen. Dabei sprach er mit einem beruhigenden Brummen auf die Tiere ein. [Catrin (Gereon) 30.03.16]

Invher war mal wieder überfordert und fiel ob der unübersichtlichen, gefährlichen Situation in alte Verhaltensmuster zurück, die sie nur mit viel Mühe, Zutun und Übungen gelernt hatte zu überwinden: die Angst vor großen, unberechenbaren Viechern, wie sie sie gerade vor sich an der Tränke stehen sah!

Eddar, der Hengst ihrer Herrin, der Ritterin Cuana ni Beornsfaire, bockte noch immer gegen die anderen, schielte nach wie vor nach allen Seiten und schnappte mal hier hin, mal dort hin. Er wirkte langsam müde, trotzdem: Was die Knappin jetzt überhaupt mal so gar nicht vorhatte war, das verrückte Tier einzufangen. Dafür fühlte sie sich einfach zu… schwach.Sie bewunderte, wie die Rothaarige am Kopf des Falben hing. So wurzelte sie an Ort und Stelle, die Augen auf das Geschehen gerichtet und unfähig, irgendetwas zu tun. [Invher (Tanja) 30.3.16]

Boronian untersuchte gerade eins der Pferde, als er etwas Seltsames bemerkte. Die Farbe des Fells wechselte von Braun zu Lila. Und das Lila vor seinen Augen zog auch noch Schlieren, gerade so wie Seife im Wasser. Sein Blick verklärte sich, verschwamm, als er glaubte, Blut aus den Nüstern eines Pferdes schießen zu sehen. Er merkte, wie der Boden zu schwanken begann, die Pferde schief auf der Wiese standen und seine Ohren von einem gewaltigen Rauschen erfüllt wurden. Mit einer letzten bewussten Anstrengung dachte er noch ‚weg von den Pferden‘, setzte konzentriert einen Fuß vor den anderen und musste lachten, als er lilafarbenes Gras erblickte, das ihm irgendwie entgegensprang. Dann umfing gnädige Dunkelheit den Geist des Knappen. Er schlug auf dem Boden auf, Blut schoss aus seiner Nase, den Ohren und auch den Augen und Mund.

Nur Augenblicke nach den schrecklichen Schreien und Zucken des Knappen Boronian, geschah auch Fürchterliches bei den Pferden: Blut schoss aus ihren Augen und Ohren, den Nüstern und Mäulern und sie schrien vor Schmerz! Ausnahmslos alle Pferde, die zu diesem Zeitpunkt noch an der Tränke standen und kurz vorher gesoffen hatten, knickten ein. Manche bäumten und zuckten so verkrampft hin und her, dass sie sich die Beine brachen. Bleiche Knochen stießen durch Fleisch und Haut, der Gestank von Blut war allgegenwärtig und das Wiehern, der sich in Todesqualen wälzenden Pferde, fuhr allen durchs Mark.

Ira hatte dem horasischen Mistvieh gerade als letzten Ausweg eine gegen die empfindlichen Lippen gehauen, als der Falbe sich aufbäumte, diesmal nicht um sich aufzuspielen, sondern vor Todesschmerzen. Sein Schreien betäubte Iras Ohren, befand sie sich mit diesen doch recht nahe am Kopf des Tieres, so ließ sie denn vor Schreck das Halfter los. Im ausweglosen Kampf mit den plötzlichen Krämpfen erwischte der Hengst sie mit der sich nach allen Seiten wild schüttelnden, bluttriefenden Schnauze im Gesicht, was Ira selbst einen lauten Schmerzensschrei entlockte, der allerdings unterging, denn reihum sackten die massigen Leiber unter Brüllen zusammen wie Kartenhäuser:

Nach nur wenigen Momenten hatte sich die Wiese in ein Schlachtfeld verwandelt, auf dem gut 40 Pferde in blutnassem Gras lagen und um ihr Leben schrien. Von der weiter entfernen Tränke der Greifenfurter, die jetzt, da der Morgennebel sich verzogen hatte, fast schon zu sehen war, waren ähnliche schreckliche Geräusche zu hören.

An der Tränke donnerte der Tobimorer im Aufbäumen gegen die Schmerzen seine Hufe fast auf die Kruppe des Warunker Fuchses. Geistesgegenwärtig schlug Thyria mit einem gutturalen Keuchen auf das kleinere, verängstigte Tier ein, so dass Eisenhuf durch die Seitwärtsbewegung nur zwei tiefe blutende Striemen in dessen Flanken hinterließ. Angstvoll nahm der Fuchs nun Reißaus, während der blutende Mausfalbe auf die Seite stürzte. Seine Hufe wühlten den schlammigen Boden um Thyria auf und zerschlugen dann in Agonie die Seitenwand und den Boden der Tränke. Holz splitterte und ein blutiger Schnitt öffnete sich wie von Zauberhand auf Tyrias Wange. Wasser ergoss sich in schmalem Rinnsal auf den schlammigen Boden unter der geborstenen Tränke. Doch das bemerkte Thyria kaum, da sie mit ansehen musste, wie auch der ruhigere Fuchs - als er mit einem Sprung über einen todgeweihten Pferdeleib setzte und in Sicherheit schien - ebenfalls stürzte und nicht mehr hochkam: Um sie herum schienen die Niederhöllen ausgebrochen, während Eisenhuf und die anderen Pferde qualvoll verendeten.

Doch in einem Alptraum war Thyria geboren und so vermochte nun auch der nahende Tod der versammelten Pferde ihre stumpfe Seele kaum zu erschüttern. Trotzdem zog sich ihr stiller und unbewegter Abschied von ihrem einstigen Lebensretter für andere einen unerträglich langen Augenblick hin, während die Hufe des Tobimorers sie ein ums andere Mal nur knapp verfehlten.

Doch dann ging alles sehr schnell: entschieden brach sie einen wohl 2 Spann langen und spitzen hölzernen Keil an einer geborstenen Planke ab. Das gesplitterte Holz riss ihr die schwieligen Handflächen auf, ohne dass sie es merkte. Blutend griff sie nach den im Gürtel steckenden leichten Lederschuhen, zog sie hervor und wartete nur Lidschläge auf den richtigen Moment. Dann schoss sie vor, warf sich geschickt auf die Brust des Mausfalben und trieb den hölzernen Dorn mit brutaler Entschlossenheit in das Herz des Streitrosses - ihren eigenen Körper nur geschützt durch die doppelten Sohlen.

Fassungslos sah sich Gereon um. Ein Alptraum. Er dachte kurz nach. Sah zur Tränke, dann zum Fluss und tat das einzige, was ihm sinnvoll erschien: Er steckte sich seine langen Finger in den Hals, bis er eine zähe Masse aus Magensaft, Schleim und Fladenbrocken erbrach. Schließlich hatte auch er von dem Wasser getrunken.

Dann rannte er auf Boronian zu, zog mit einer Kraft, die er sonst nicht kannte, den schweren Jungen von den Pferden weg und steckte seine nun stinkenden Finger so weit er konnte in dessen Rachen. Den Kopf des Knappen hielt er dabei in seinen eigenen Schoß gedrückt, bis er die Feuchtigkeit von Erbrochenem spürte. Er blickte sich um, und brüllte: „Spuckt aus, wenn eer Wasser jetrunken habt!“ und nach einer Pause: „Jibbet noch ein Pferd? Dann reite eener ins Lajer, JETZT!“ Er bettete Boronians Kopf sanft auf das Gras und drehte ihn so, dass alles Erbrochende aus seinem Mund abfließen konnte. Dann stand er auf. [Catrin (Gereon) 30.03.16]

Ardan, der sich auf der Wiese ein wenig die Beine vertreten hatte, war zusammengezuckt, als das Geschrei ihn ablenkte. Sein Vorhaben, sich während der freien Zeit ein wenig die Glieder zu dehnen, war nicht mehr länger existent, als der junge Mann ungläubig, ja fassungslos die ihm dargebotene Szene zu begreifen versuchte.

Erst Gereons Worte rissen ihn aus seiner Starre. ‚Ein Pferd?‘, fragte er sich viel zu langsam, weil ihn der Anblick der auf furchtbare Weise sterbenden Tiere kurz überforderte. ‚Natürlich, ein Pferd!‘ Er schallt sich einen Dummkopf und eilte zu einem fremden Tier hin, das sich im Tumult losgerissen hatte und orientierungslos über die Wiese trudelte. Er fing es rasch ein, wobei er etwas gemeiner war, als er vorgehabt hatte, weil er das Tier an der Mähne packte und sich daran ungestüm auf den Rücken zog.

„Ich beeile mich!“, rief er noch, bevor er die Schenkel in die Flanken des Tieres drückte, um aus dem Stand in den Galopp einzuschwenken, und das fremde Tier vom Bachlauf fort zum nordmärkischen Lager zu dirigieren, weil das den kürzeste Weg darstellte.

Wirklich weit kam er allerdings nicht: das Reittier brach nach kurzer Distanz ebenfalls krampfend zusammen. Der Grenzmärker Knappe sank mit dem massiven Pferdeleib wie von unsichtbarer Hand gezogen nieder und schlug unerwartet hart sauf dem Boden auf, als das Tier sich schreiend auf die Seite warf. Dem Knappen entfuhr ein Aufschrei, als er zwischen Erde und Pferdeleib eingeklemmt wurde. Er spürte die Muskeln und Sehnen seines Beines ächzen, sein Brustkorb faltete sich unter der überschweren Last zusammen und seine Hüfte bohrte sich in den Wiesengrund. Ardan wusste, dass er sein Bein freibekommen musste, unbedingt, und so trat er mit ganzer Wucht gegen irgendetwas, was er mit seinem noch freien Bein erreichen konnte, den Bauch, die wild zuckenden Beine, irgendetwas, damit das Tier nicht einfach liegen und stattdessen in Bewegung blieb. Dass er dem Tier dabei womöglich Schmerzen zufügte, war ihm in dem Moment völlig egal. Er wollte von dem Ross nicht niedergewalzt werden. [Ardan (Sebastian), 18.04.16]

Derweil hatte Ira Mühe, den Überblick zu behalten. Ihr Schädel dröhnte durch den Schlag, den Elions massiver Schädel ihr verpasst hatte und von dem Geschrei der Tiere. Sie taumelte zwischen fellbewachsenen, wild zuckenden Gliedern, herausragenden spitzen Knochen und einem Strom aus Blut auf die freie Wiese, wo sie mit dem Rücken zu dem Grauen an der Tränke erst einmal auf die Knie hinfiel und um ihre eigene Besinnung rang. [Ira (Tanja) 30.3.]

Unweit von dem Platz, an dem die Plötzbogenerin auf die Erde gefallen war, war auch die Knappin mit dem blonden Zopf ins Gras gesunken und heulte. Bitterlich. Wegen des schrecklichen Bildes, das sich ihr bot und wegen der Gewissheit, dass sie rein gar nichts tun konnte, außer zuzusehen, wie diese Tiere den Todeskampf verloren. Eddar lag gekrümmt auf einem anderem, ihr fremden Pferd, sein Hals über dessen Rücken überstreckt, noch hob und senkte sich seine breite Brust. Das Maul weit aufgerissen, die blutige Zunge hing aus seinem Rachen heraus, der aussah wie aufgeschlitzt, die Augen waren weiß verdreht und blutverschmiert. Ihre eigene Fuchsstute war auf der Stirnseite der Tränke zusammengebrochen, Invher sah die zuckenden Beine mit den hübschen weißen Stiefelchen und vergrub das Gesicht in ihren Händen. Sie wünschte sich gerade, bei Kinnon, Morgheas und Larric, den Söhnen ihrer Schwertmutter zuhause im Nordhag zu sein. Denn da war die Welt – hoffentlich – noch in Ordnung. [Invher (Tanja) 30.3.

Im Nordmärker Lager (parallel zur Szene „Im Hexenkessel“)

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Die Sonne lugte noch nicht ganz über den Horizont, als sich die Bewohner des Rabensteiner Lagers zu einem Frühgottesdienst versammelten. Die Knappen hatten wieder einmal getrödelt und den morgendlichen Gang zur Tränke mit den Streitrössern über Gebühr ausgedehnt.

Leicht drang der Duft von Räucherkräutern die Nasen der Anwesenden, schwach, und immer nur am Rande der Aufmerksamkeit. Mit leiser, einprägsamer Stimme las ihre Gnaden Marbolieb einen Vers aus dem schwarzen Buch in altertümlichem Bosparano. Ein stilles Gebet schloss sich an, bis die dunkle Gestalt der Boroni wieder ihre Stimme erhob. „Kampf und Krieg sind vielerlei Dinge, nicht allein der Streit mit der Waffe. Die Götter werden euch Wege weisen, auf denen ihr strauchelt. Tragt sie im Herzen, und ihr werdet die Kraft finden, aufzustehen und weiterzugehen. Nur dann, wenn ihr um jeden Schritt kämpft, wird eure Seele wachsen und schwer genug reifen, wenn Rethon sie wiegt. Möge der Herr seine Schwingen über Euch breiten und Euch seine Gnade erweisen, Euch schützen vor seinen und und unseren Feinden, und über Euren Weg und Euer Ende wachen.“

Sie zeichnete das Boronsrad über den gesenkten Köpfen der Gläubigen. Stille legte sich wie eine Decke aus Morgendunst über sie. Und wurde jäh zerrissen, als von fern Schreie und lautes Heulen von Wesen in Todesnot erklangen.

„Was?!“ Der alte Baron sprang auf, und seine Ritter taten es ihm nach. Das klang aus der Richtung der Pferdetränke. Und erinnerte den Einäugigen unheilvoll an eine Erfahrung im Grangorschen, die das Ende seines vorletzten Streitrosses bedeutet hatte, als einige Schlächter in den Pferdestall seiner Herberge einbrachen und ein Gemetzel veranstalteten.

„Ihr kommt mit.“ Eine Handbewegung umfasste die beiden Ritter, zwei der Armbruster, Yervan, den Medicus, und die Priesterin. „Sean, lauf los und hol’ Ihre Gnaden Ivetta.“

Wie viele Pferde mochten an der Tränke sein? 50? 60? Zu viele – und mit ihnen alle Knappen. Lucrann verbiss sich einen Fluch, griff stattdessen nach seinem Waffengurt und einer größeren Gürteltasche, und holte das erste der Trosspferde aus dem Gatter, das er greifen konnte. Weder gesattelt noch gezäumt war das Tier, das, ungnädig darüber, statt des Frühstücks Arbeit zu erhalten, mit dem Kopf ruckte und versuchte zu steigen. Wenig half ihm das – mit einer geschmeidigen Bewegung schwang sich Lucrann auf seinen Rücken und drängte das Tier neben die Geweihte, die gerade sichtlich verdattert nach ihren Habseligkeiten gegriffen hatte. Er streckte ihr wortlos die Hand entgegen und zog die Frau mit einem geschickten Griff hinter sich auf den Pferderücken, ehe er dem Tier die Fersen in die Seiten hieb. Ein ‚haltet euch fest’ benötigte Marbolieb nicht als Aufforderung – sie griff nach dem Mann vor ihr und klammerte sich fest, als ginge es um ihr Leben, als das große Tier – der Gaul des Medicus – aus dem Stand in den Galopp sprang und mit wenig geschmeidigen Bewegungen in Richtung Tränke polterte.

*

Sean rannte! Er rannte durch das Lager, bog hier in eine Zeltgasse ein. Einen Knecht fuhr Sean panisch an: "Wo finde ich das Zelt von Ihrer Gnaden Ivetta?" Der hagere Angesprochene stutzte, blinzelte und zuckte mit den Schultern. "Wer isch denn Ivedda?" Sean ächzte. "Die Perainegeweihte, wer denn sonst!"

Als sei es das natürlichste der Welt, zu wissen, wer denn Ivetta war. "Ah, do muschd do lang." Er wies mit wackelndem Finger in eine Richtung und sofort stob der Page weiter. Nach nur kurzer Suche fand er das Zelt der Perainegeweihten, über dem das Banner sowohl der Therbûniten als auch ein weiteres mit einem naturfarbenen Storch auf grünem Grund zwischen zwei goldenen gebogenen Ähren darauf wehte. Ein in eine einfache grüne Leinenkutte gekleideter Priester oder Akoluth war gerade mit einigen Putzarbeiten vor dem Zelt erledigt. Sean stürzte auf ihn zu. "Bitte, Euer Gnaden, finde ich Ihre Gnaden Ivetta im Zelt?" Der rundliche Mann mit dem freundlichen Gesicht und mehr Haaren am Kinn als auf dem Kopf nickte. "Bruder Fuxwin reicht aus, mein Sohn, ich bin ein Diener der Ähre. Ihre Hochwürden Ivetta von Storchengarten ist im Zelt, bei der An…" Sean sauste an ihm vorbei und platzte gerade mitten in einen kleinen Göttinnendienst. Doch glücklicherweise in das Ende, denn die Geweihten und Laiendiener erhoben sich gerade aus ihrem Gebet. Er ging direkt zu der Person, die vor dem Tisch mit der Göttinnenstatue gerade einige Utensilien verstaute. "Eur Gna...Hoch…würden?" presste der atemlose Jüngling hervor. Die Frau drehte sich um.

"Was gibt es, mein Kind?" fragte sie freundlich. "Oh, du bist doch einer der Pagen des Barons von Rabenstein?"

Sean nickte. "Bitte… Herr… braucht… Hilfe." Sean war völlig außer Atem.

Ivetta legte ihm die Hand auf die Schulter. Ihr Gesichtszug wurde ernst. Der Herr von Rabenstein brauchte Hilfe? Das deutete auf eine Katastrophe hin, die vermutlich irgendetwas mit schwerst verletzten Pferden, Knappen oder Bütteln zu tun hatte. Oder allem.

"Tränke…Pferde…Verletzte… Knappen… Boroni schon da."

Gütige Peraine, betete die Hohepriesterin stumm. Warum musste sie nur recht haben?
"Bran!" Sofort sprang der Novize herbei. "Ich hole ihn." Er bog scharf ab und griff nach dem schweren Arztkoffer, den Ivetta eigens für Lager und Kriegszug bereitet hatte. Die Hochgeweihte ließ noch zwei Herzgute Schwestern der Therbûniten zu sich rufen, die ihrerseits mit verschiedenen Heilutensilien vollgestopfte Taschen trugen. "Sean, wir gehen ins Lager. Bitte gehe doch noch zum Lager meines Neffen Baron Roklan von Galebquell. Es ist bei den Gratenfelsern zu finden. Bitte ihn in meinem Namen darum, doch Magistra Heidruna von Galebfurten zu entsenden. Sie kann auch helfen." Der Page nickte, stammelte ein Danke und verschwand.

"Bran, gib mir den Koffer." Sie nahm dem Novizen den Koffer ab. "Bitte eile ins Lager der Windhager und bitte auch Schwester Richild um Hilfe. Ich weiß nicht, was genau vorgefallen ist, aber bei der Anzahl an Pferden und Knappen sollten wir vorbereitet sein. Eine helfende Hand mehr kann nicht schaden." Sofort machte sich der Novize auf den Weg. Ivetta und die beiden Therbûniten brachen ebenfalls eilenden Schrittes auf, direkt in Richtung Tränke, nicht ahnend, welches Chaos sie dort erwarten würde. (Nils [Ivetta] 31.3.2016)

*

Jost Verian von Sturmfels Maurenbrecher lag noch im Bett, während auf der Wiese die Pferde zu zucken begangen. Unter seinen Fellen bewegte sich träge eine der Trosshuren. Die blonde Cella hatte in den letzten Nächten gewusst, mit ihren festen Brüsten und dem schönen, runden Gesäß seine trüben Gedanken zu vertreiben, die nicht nur um den Korb kreisten, den die Junkerin von Boltansroden ihm gegeben hatte, und das, obwohl er so ehrlich und zuvorkommend zu ihr gewesen war. Ihn beschäftigen viele Dinge. Nicht nur das Herzeleid mit den Weibern.

In seinen Träumen stand er wieder auf dem Burghof des Hlûthars Stuhl, bereit die Verantwortung über die Baronie zu übernehmen, während sein Vater mit den Truppen aus Hlûthars Wacht gen Osten zog. Dunklen Schatten gleich flogen die Bergkrähen ihre Kreise über der alten und ehrwürdigen Burg. Manche zumindest fanden sie ehrwürdig, er hingegen fühlte sich hier oben, weit über den Wäldern und dem Fluss, eingeengt und vom alten Muff der Feste erstickt. Um ihn herum standen die Bediensteten seines Vaters, der, genauso alt und ehrwürdig wie die Burg, gerade seine Abschiedsworte an die Zurückbleibenden gerichtet hatte. Im Traum wusste er, was gleich kommen würde, und er wollte es panisch verhindern. NEIN, NICHT, LASS DIR HELFEN, ICH BIN NOCH NICHT SO WEIT! Brüllte er in den auffrischenden Wind, aber niemand schien ihn hören zu können. Nicht sein Vater, der sich am Sattelknauf festhielt, um sich gleich hinaufzuziehen, nicht Sigiswolf, sein Freund seit Kindertagen, niemand! Er wollte losstürmen, konnte aber keinen Fuß bewegen, war festgewachsen im alten Stein der Burg. Er zog und riss an seinen Beinen, bis er glaubte, sie würden gleich abreißen, aber nichts dergleichen geschah. Nur wieder derselbe Moment, den er beinahe jede Nacht zu verhindern trachtete, es aber nicht konnte: Sein alter, grauhaariger Vater kam nicht auf sein Ross. Sein Gesicht lief rot an, er schwitze vor Anstrengung und die Arme und Beine begangen zu zittern. Auch zitterte das Banner der Hlûthars Wacht, der Ritter mit seinem Schwert knatterte im beginnenden Sturm, die Schatten der Bergkrähen schossen hin und her und bedeckten den dunkler werdenden Himmel. Wieder schrie er sein NEIIIIN in den Wind, ohne gehört zu werden. Wieder deutete sein Vater mit traurigem Gesicht auf ihn, sprach die Worte, die Jost seitdem mit dem Gewicht dieser alten, schäbigen Burg auf den Schultern lasteten und beinahe erdrückten: Er wird euch in die Schlacht führen und sicher wieder nach Hause bringen! Übergebt ihm das Banner. Jost wehrte sich, wollte das Banner nicht, aber es sprang in seine Hände und die Stange, an der es befestigt war, brannte sich in sein Fleisch, verwuchs mit ihm auf immer und ewig. Jost aber blickte zu seinem Vater, und die Schatten der Lüfte formten sich zu einem brüllenden Drachen, der mit weit ausgebreiteten Flügeln aus Angst auf der einen und Trauer auf der anderen Seite seinen Vater verschlang. Er hörte noch das panische Wiehern des Streitrosses seines Vaters, als es mit diesem vom Drachen umschlungen wurde, da wachte Jost auf. Und wunderte sich, wieso er immernoch panisches Pferdewiehern hören konnte. Zwar nur leise, so als ob es weit entfernt wäre, aber hörbar. Verwirrt und noch von den letzten Festen der Nacht umwoben, die sich erst langsam wie Spinnenweben vom Wind zerreißen ließen, schüttelte er den Kopf. Neben ihm bewegte sich ‚Cella‘, wie sie sich nannte, schlief aber weiter. Er deckte ihren lockenden Leib zu und stand auf, die letzten Nebelfäden der Nacht hinter sich lassend. Er goss sich einen Eimer Wasser über seinen nackten Körper, trocknete sich ab und kleidete sich an. Er beschloss, heute nur seine weinrote Lieblingshose, ein feines Seidenhemd nach Belhankaner Schnitt mit lockerer Schnürung und weitem Ausschnitt in sanftem blau, einen feschen Federhut mit weiter Krämpe und einen Gürtel für sein Rapier anzuziehen. Mit knurrendem Magen schlüpfte er in seine Stiefel, blickte kurz zum Wappenrock, ließ ihn aber hängen. Der zerstörte nur die Wirkung des Hemdes, fand er. So trat er vors Zelt, um zu sehen, was die Pferdeschreie zu bedeuten hatten, beschlich ihn doch eine nagende Sorge um Elion, seinen horasischen Liebling. Seinen Hauptmann der Wache, Brumhold, grüßte er knapp, wobei er dessen anzügliches Grinsen über die Geräusche der letzten Nacht übersah. Da wieder mal kein Knappe und kein Bannerträger in Sicht war, bat er seine Wache, ihm kurz Brot und Wasser zu bringen, während er sich streckte. [Chris(Jost Verian)10.04.16

Auf der Wiese (Ruada/Faolyn/Thalania/Rhonwen/Finn)

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(+1 M. bis 5.M.)

Ruada zügelte ihr Ross, als sie vor sich die Schemen der beiden Bredenhager Pferde erkannte, die genüsslich an den saftigen Grashalmen rupften. Mit einem leisen Seufzen ließ sie sich von Branwyns Rücken gleiten und näherte sich Laryna und Genny an, ohne dabei jedoch den Führstrick ihres eigenen Warunkers loszulassen. Auf eine weitere Überraschung konnte sie an diesem Morgen getrost verzichten. ‚Nur noch ein paar Schritte – das war ja einfacher als gedacht’, dachte Ruada erfreut, doch just in diesem Moment hob Morgans Tralloper den Kopf und legte die Ohren an. Also blieb Ruada nicht viel mehr übrig als innezuhalten. Teilnahmslos ließ sie ihren Blick über die nebelverhangene Wiese gleiten, als sie eine ihr wohlbekannte Gestalt ausmachte.

Thalania hatte sich schon früh aus ihrem Zelt geschlichen, um ein wenig Ruhe zu finden. Ihre Pflichten als Knappen waren nun von ihren Schultern genommen, doch hatte sie schnell festgestellt, dass man von einer jungen Ritterin nicht weniger erwartete. Sie vermisste die dunklen Wälder ihrer Heimat und das emsige Summen des Heerlagers ließ sie immer unruhiger werden. Die Kühle des Morgens und die Stille hatten ihre Lebensgeister wieder geweckt und sie war gerade auf dem Rückweg zum Lager um sich um ihr Pferd zu kümmern.

Sie verfolgte einige Tierspuren am Boden vor sich als sie des Schnaubens von Pferden gewahr wurde und aufsah.

Langsam, aber stetig bewegte sich Ruada vorwärts, bis sie nah genug heran war, um die weiße Mähne des gewaltigen Tieres fassen zu können. Und tatsächlich gelang es ihr, ihre Hand fest darin zu vergraben, ehe Laryna sich ihr entziehen konnte. Genny, die Warunker Stute Faolyns, hingegen nutzte die Gelegenheit und brachte rasch einige Schritt zwischen sich und die Drausteiner Knappin, ohne jedoch zu bemerken, dass sie dabei Thalania geradewegs in die Arme lief. In einigem Abstand zu der Ritterin zeichneten sich nun zwei weitere Gestalten gegen den hartnäckigen Nebel ab. Als Ruada sie erkannte, nahm sie die beiden Führstricke in die Rechte und winkte Rhonwen Ildborn und Finn Glenngarriff fröhlich zu und erhielt zur Antwort ebenfalls ein Winken von Rhonwen, während Finn eher verkrampft wirkte und mit dem großen Rappen, den er führte, zu kämpfen schien. Finns Schimmel hingegen trottete unbeteiligt hinterdrein.

Schmunzelnd sah Thalania Faolyns Stute an und nutzte die Ablenkung durch Ruada um das Pferd ebenfalls an der Mähne zu packen. Genny zuckte kurz, doch die bekannte Stimme und das leise Murmeln der jungen Frau, schienen sie zu beruhigen. Schnell suchte die weiche Pferdenase den dünnen Lederbeutel am Gürtel der jungen Frau. „So so, der Hafer war ja eigentlich für Gwen. Ich nehme nicht an, dass du dir eine Belohnung verdient hast,…“ Trotzdem griff sie in den Beutel und zog eine halbe Handvoll Getreide hervor, dass sie der Stute vor die Nase hielt.

Faolyn, der mittlerweile bis auf 50 Schritt herangekommen und stehengeblieben war, um Ruadas Versuch Morgans Pferd einzufangen nicht zu vereiteln, setzte sich nun wieder in Bewegung, um die Pferde zu übernehmen. [Faolyn (Tom) 1.4.2016]

Die Drausteiner Knappin bemerkte sein Nahen erst, als er bereits wenige Schritt heran war. Mit einem Ruck drehte sich Ruada um. Als sie Faolyn erkannte,wurde ihr Lächeln noch eine Spur breiter. Mit triumphierendem Blick hob sie die Hand, mit der sie Larynas Führstrick hielt, und zwinkerte ihm zu. [Ruada (Simone) 02.04.16]

Faolyns Gesichtszüge indes blieben ernst und ungerührt, und sein „Danke“, als er ihr den Strick des Trallopers abnahm klang zwar ehrlich, aber freudlos. Auch sein unverzügliches Wegdrehen in Richtung seines Pferdes zeugte davon, dass er sich noch immer unversöhnlich zeigte. [Faolyn (Tom) 2.4.2016]

Ruada brauchte einen Moment, um das Verhalten des Knappen zu deuten. Dann dämmerte es ihr. Der Streit mit Siana... natürlich. Die junge Frau stieß hörbar die Luft aus und rollte mit den Augen. ‚Soll er doch schmollen’, wisperte eine Stimme in ihrem Kopf, ‚spätestens die nächste Übungseinheit mit Morgan wird sein Mütchen schon kühlen.’ Doch Ruada kannte ihre Schwächen, und ihr Bedürfnis nach Harmonie war sicherlich eine davon. Also zwang sie ihren Stolz nieder, trat näher an Faolyn heran und legte ihm behutsam eine Hand auf die Schulter. „Ich wollte doch nur nicht, dass ihr auch noch anfangt, euch zwischen den nervösen Gäulen zu prügeln“, flüsterte sie liebevoll in sein Ohr und unterstrich ihre Worte, indem sie ihm zärtlich mit der Hand über den Rücken streichelte. [Ruada (Simone) 02.04.16]

„Ach so“ gab er vermeintlich verstehend zurück „und da musstest Du mir natürlich in den Rücken fallen und dich mit dieser quakenden Schnepfe gegen mich stellen. Gab ja auch keine Möglichkeit sich neutral zu verhalten.“ Er schnaubte verächtlich. „Ich habe einfach nicht damit gerechnet, dass du so etwas tun würdest, obwohl du wusstest wie ich zu Siana stehe“, sagte er fast flüsternd, während er kopfschüttelnd zu Boden sah. [Faolyn (Tom) 2.4.2016]

"Entschuldige", flüsterte Ruada. "Ich habe mich wohl einfach mitreißen lassen." Sanft strich sie ihm über die Wange. "Ich wollte dir sicher nicht in den Rücken fallen. Aber ich dachte auch nicht, dass du wegen ein wenig Spöttelei gleich alles in Frage stellst." Traurig blickte Ruada Faolyn an. "Zweifelst du denn immer noch an mir... an uns? Über den Punkt sind wir doch eigentlich hinaus, oder?"

"Ich zweifel nicht an dir", antwortete er fast schon zu vehement, als wolle er diesen Gedanken im Keim ersticken. "Ich.....Ich...Ich weiß auch nicht...". Hilflos fuchtelte er mit den Händen und musste erneut ansetzen: "Es...Es hat einfach weh getan." Mit großen Augen sah er sie an, um dann doch an einem Gedanken zu verharren, der seine Augen wieder kleiner werden ließ. "Wie kannst Du es als Spöttelei betrachten? Ich dachte Arnbrecht hat dir mal etwas bedeutet, und du lässt sie über seine Liebe herziehen und heißt es auch noch gut?"

"Siana wollte dich aus der Reserve locken. Und du bist ihr direkt ins Messer gelaufen", antwortete Ruada, ohne lange zu überlegen. Dann hielt sie kurz inne und dachte über Faolyns Worte nach. "Irgendwie kann ich ihre Aussagen nicht ernst nehmen, weißt du?

Sie hat doch keine Ahnung, sticht nur einfach wahllos dorthin, wo sie vermutet, dass es weh tut. Meinst du wirklich, eine ernsthafte Diskussion würde hier etwas bringen?"

"Nein", warf Faolyn ein, "aber es ihr durchgehen zu lassen, kommt sicher auch nicht in Frage."
Die Knappin legte die Stirn in Falten. "Ich weiß nicht, vielleicht war es ein Fehler, nicht drauf einzugehen. Aber ich habe in dem Moment einfach mehr den Wettstreit gesehen." Entschuldigend zuckte sie mit den Schultern. "Es ist wie es ist. Ich kann es jetzt nicht mehr ändern. Also: Nimmst du die Entschuldigung an?"

Der Knappe sah sie lange an dann stieß er die Luft langsam aus. "Ich weiß, dass du nichts ändern kannst. Natürlich nehme ich deine Entschuldigung an." Faolyn bemühte sich zu lächeln und den Stich in seiner Brust zu ignorieren, darauf hoffend, dass diese Wunde bald verheilte.

Zweifelnd blickte Ruada ihn an. "Komm her", flüsterte sie dann sanft, trat näher heran und legte ihre Arme um ihn. "Ich wollte dir nicht weh tun." [Ruada (Simone) 03.04.16]

Als er ebenfalls seine Arme um Ruadas Leib schlang, folgte Morgans Streitross dem Zug des Führstricks, den Faolyn noch in Händen, hielt und dieser spürte seinen Atem im Nacken, als er die Drausteinerin leidenschaftlich küsste. Von dem Stich in seiner Brust war indes nichts mehr zu spüren. [Faolyn (Tom) 03.04.16]

Thalania schmunzelte in sich hinein. Sie gönnte den beiden ihr Glück von Herzen – auch wenn ihr die Zuneigungsbezeugungen manchmal auch gehörig auf die Nerven gingen. Höflich aber bestimmt räusperte sie sich laut.

Vom Gedanken an mehr Hafer angelockt trottelte Genny brav hinter Thalania her, als sie sich den beiden näherte. „Hallo ihr beiden.“ Begrüßte sie Ruada und Faolyn. „Alles in Ordnung? Sind die Pferde durchgegangen?“ [Thalania (Alexandra) 02.04.2016)

Rhonwen hatte sich derweil auf den Rücken ihres Pferdes geschwungen und trabte nun mit dem Fuchs ihres Herrn als Handpferd ebenfalls heran. „Das wollte ich auch grade fragen“, warf sie ein und ließ sich neben den anderen vom Rücken ihres Pferdes gleiten.

„Und Finn behauptet, er hätte schon dort hinten“, sie wies zurück in Richtung des Lagers, „panisches Wiehern gehört, aber ich habe nichts dergleichen gehört. Ist was passiert?“ [Rhonwen und Finn (Nina), 02.04.2016]

„Naja“, seufzte Ruada, „ist halt ein heilloses Durcheinander dort oben.“ Mit der freien Hand deutete sie in Richtung der Tränke. „Zu viele verwöhnte Rösser, die ihre Launen an anderen ausleben mü...“ Die Knappin stutzte. Da stimmte doch etwas nicht. Das waren doch... Schreie. Entsetzt beobachtete die Knappin, wie an der Tränke ein Pferd nach dem anderen von wilden Zuckungen befallen wurde. „Bei den Göttern“, stieß Ruada tonlos hervor. [Ruada (Simone) 02.04.16]

Thalania kniff die Augen zusammen. Dann begriff auch sie was sie dort sah. „Oh Rondra,…“ hauchte sie. „…die Pferde…“ sprach sie das offensichtliche aus. Dann ergriff sie Panik. Hartudan hatte ihr angeboten, ihre Stute Gwen heute zusammen mit dem von Arlan zu versorgen. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals als sie ihre Freunde kurzerhand stehen ließ und losrannte. Tonlos schickte sie ein Stoßgebet an Rahja. (Thalania (Alexandra) 03.04.2016)

Nun sah auch Rhonwen hinüber. „Ach du…“, sie schluckte den Fluch hinunter. „Finn, du hattest Recht! Die Pferde! Beeil dich!“, rief sie dem Distelknappen zu.

Der Angesprochene legte die letzten Schritte im Dauerlauf zurück und wurde von dem Rapphengst seiner Herrin fast über den Haufen gerannt, als er bei den anderen zum Stehen kam. Auch sein Blick ging hinüber zur Tränke. „Ich hab’s ja gesagt…“, murmelte er betroffen. Rhonwen indes ergriff Ungeduld: „Wir sollten helfen!“ [Rhonwen und Finn (Nina), 03.04.2016]

„Aber doch wohl nicht mit den Pferden. Die könnt ihr nicht in dieses Chaos bringen!“ Faolyns Blick war ebenfalls von Entsetzen gezeichnet. So sehr er wünschte die anderen würden sich von dort fern halten, wusste er aber auch, dass Ruada noch Rhegeds Pferd dort hingebracht hatte. Er sah von einem zum anderen „Einer muss die Pferde hier behalten, und sie zurück ins Lager bringen damit die anderen versuchen können zu helfen“ [Faolyn (Tom) 03.04.16]

„Das stimmt allerdings“ bestätigte Finn, der sich gerade wieder unfreiwillig von Yolande von Wolfshains Pferd in eine Rangelei verwickeln ließ. „Ich würde das ja machen…“, er riss unwirsch mit beiden Händen am Führstrick, um den Rappen daran zu hindern, ihn fortzuzerren, und ließ dabei seinen Schimmel los, der zufrieden zu grasen begann. „Aber ich bin schon mit diesem Biest alleine überfordert.“ Als hätte der Hengst zugehört, schnappte er in diesem Moment nach Finns Hand und verfehlte sie nur knapp, weil dieser noch rasch die Finger wegzog. [Finn (Nina) 03.04.2016]

"Komm schon her", sagte Faolyn und griff den Führstrick des Rappen, "ich nehme die Pferde. Seht zu, dass ihr Euch beeilt!"[Faolyn (Tom) 04.04.16]

Ruada hob Gennys Führstrick auf, den Thalania bei ihrem überstürzten Aufbruch achtlos hatte ins Gras fallen lassen, und betrachtete die beiden Warunker nachdenklich. Dann sah sie Faolyn fragend an: „Schaffst du es, sie alle zurück ins Lager zu bringen? Wir könnten die einzelnen Stricke vielleicht verbinden...“ [Ruada (Simone) 04.04.16]

"Das wird schon gehen, ich habe ja Zeit. Ihr seid es, die sich beeilen sollten." [Faolyn (Tom) 04.04.16]

Mit einem knappen Nicken und einem leisen „Danke“ übergab Ruada Faolyn die Pferde, drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, und machte sich dann auf, Thalania zu folgen. [Ruada (Simone) 04.04.16]

[Ende bei +5 Minuten]

Wieder an der Tränke (Ankunft Lucrann/Marbolieb)

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(+3 M. bis 10. M.)

Kein sichtbarer Feind empfing den Baron von Rabenstein – aber ein vollkommenes Schlachtfeld. Er parierte sein Pferd durch, dass es sich beinahe auf die Hinterhachsen setzte, Marbolieb ins Rutschen kam und sich entsetzt festklammerte. Lucrann sprang vom Pferd, half seiner Begleiterin zu Boden und sah sich um. Die anderen Reiter waren ein gutes Stück zurück und hatten ihre liebe Not mit den ungesattelten Tieren. Abseits lag Boronian, über ihn gebeugt der Tandoscher Knappe. Am Boden, mitten unter den zuckenden Pferdeleibern, lagen auch die Rabensteiner Tiere. Lucrann holte Luft, setzte zu einem Kommentar an, warf einen Blick auf die Priesterin und schluckte, was ihm auf der Zunge lag. „Ihr nehmt Boronian“ bat er Marbolieb stattdessen, während er selbst, den zuckenden Hufen ausweichend, sich zu seinen Pferden aufmachte, sich gewiss, dass der Junge sich bei Ihrer Gnaden in den allerbesten Händen befand.

Stinkend nach Erbrochenem, einige Stückchen seines Frühstücks hingen noch in den blonden Haarspitzen des tandoscher Knappen Gereon: „Gift, im Wasser glaube ich.“ Erleichterung durchflutete ihn, dass die Geweihte dort war und ihm half.

Die Boroni nickte nur, bevor sie sich neben Boronian hinkniete und dem ohnmächtigen Burschen die Hände auf Stirn und Brust legte. Ihre Augen schlossen sich und nur die Lippen bewegten sich in stummem Gebet, als sie die milde Tochter des Unergründlichen um Gnade und Heilung für den geschundenen Leib des Jungen bat.

Die Priesterin begab sich in eine gnädig schwarze Kugel aus schwebender Stille, in der sie alles Unwesentliche ausblendete. Nur noch der junge Knappe und sie selbst waren von Belang, keine Pferde, kein Lucrann, keine schreiende Knappen. Sie konnte fühlen, wie das Leben aus dem jungen, sonst vor Kraft strotzenden Leib wich. Ihr Gebet um Lebenskraft war wie das Schöpfen von Wasser in eine löchrige Wanne hinein. Die Lebensgeister schwanden beinahe schneller, als sie den Körper dazu bringen konnte, zu atmen und das geschundene Herzu dazu, noch einen Schlag zu tun. Bald war dies der Rhythmus ihres Gebetes, nur noch ein Schlag, und dann noch einer, und noch einer. Sie wusste bald, dass sie diesen Kampf nicht mehr lange austragen konnte, dass der Zeitpunkt sehr bald kommen würde, an dem sie loslassen musste.

Boronian fühlte keinen Schmerz mehr. Sein Herz, dass zu Anfang noch raste wie ein kleiner Vogel mit den Flügeln schlug, machte nur noch vereinzelte, dumpfe Schläge. Ein leises ‚wumm, wumm, wumm‘ war das einzige Geräusch, das er wahrnehmen konnte. Und doch, er spürte die Präsenz einer guten Seele, die verzweifelt versuchte, ihn hier zu halten. Denn aus dem ‚wumm, wumm‘ seines Herzens wurde das mächtige, langsame Flügelrauschen eines Raben, dessen Federn die Sphären durchdrangen, dessen äonenalter Blick Frieden und die weltenumspannenden Krallen Geborgenheit verhießen. Boronian wusste, ER war gekommen, seinetwegen. Bald musste es soweit sein, er wusste es, mit der sicheren Gewissheit, in der er seinen Namen nennen konnte, dass es nun nicht mehr lange dauern würde, bis er in die ewige Ruhe und Stille eingehen würde, die jenseits des Schleiers auf IHN wartete. Bald….

Gereon verfolgte das Tun der Götterdienerin interessiert, riss sich dann aber von diesem Blick los und wandte sich stattdessen erneut Invher zu, hob sie zu sich hoch, strich ihr über das Haar. Ohne Zweifel, sie gehörte nicht hierher. Dennoch wollte er sie im Arm halten und beschützen.

Die blonde Albernierin, ähnlich alt wie er, ließ sich dankbar gegen Gereons Brust fallen. Egal wer der Kerl war, wie er im Moment roch, oder wie er hieß… sein Trost tat Invher gut. Und so scheute sie nicht, auch in Gereons Arm ihren Tränen freien Lauf zu lassen. [Invher (Tanja) 31.3.]

Gereon drückte ihren Kopf gegen seine Brust und streichelte mit seinen schmutzigen, klebrigen, stinkenden Fingern über ihren Kopf. Währenddessen sah er sich um: Ira bewegte sich, also ging es ihr gut. Hinter dem Rabensteiner sah er eine Bewegung über einem toten Pferderücken. Das Mädchen mit den leeren Augen hatte das getan, was ihm auf den Nägeln brannte. Nur die, die sie Siana genannt hatten, das Mädchen mit den niedlichen Feenküssen, konnte er nirgends entdecken. (Gereon [Catrin], 31.03)

Der Rabensteiner indes fixierte eine der umstehenden Knappinnen. „Du da. Was ist passiert?“

Das Mädchen, das er dafür hielt, mochte wohl 16 oder 17 Sommer zählen und hatte sich gerade von einem zuckenden Pferd erhoben. Sie war in einfache, zerrissene Kleider gekleidet, war blutbespritzt und stand barfuß im blutigen Gras: In der triefenden Hand ein kurzes Messer von dessen Klinge noch träge Blut auf die rutschigen Halme tropfte. Sie bedachte ihn mit einem seltsamen Blick, zuckte die Schultern, wies zum Bach und wandte sich zu einem der letzten waidwunden Pferde zu.

Auch eine Methode. Wieso hätte sie auch mitbekommen sollen, was um sie herum vorging? [Tina (Lucrann) 01.4.2016]

Lucrann bemerkte, dass die Bewegungen des Pferdes, neben dem sie gestanden hatte, abebbten und sah das Blut aus dem Hals in den Matsch strömen. In der noch kühlen Luft stieg ein Dunstschleier über dem klaffenden Kehlschnitt auf.[Maik (Thyria) 31.03.16]

Der alte Baron überließ sie ihrer Beschäftigung – mochte sie im Blut waten, wenn ihr danach war, und kümmerte sich um die dringlicheren Probleme:

Neben den Pferden der Knappen lag auch sein Rapphengst, blutigen Schaum vor Nüstern und Maul und mit verdrehten Augen, die nur noch das Weiße zeigten. Vorsichtig, darauf bedacht, nicht von einem rudernden Lauf getroffen zu werden, kniete er sich mit steifen Beinen neben den Schädel seines Pferdes. Keine äußerlichen Verletzungen hatten die Streitrosse – bis auf diverse Risse und Brüche, die sie sich im Todeskampf selbst zugezogen hatten. Das Fell des Tieres war von hellem, klebrigem Schweiß bedeckt, und sein Atem kam unregelmäßig, zitternd und gurgelte in seiner Lunge. Lucrann schenkte sich nutzlose Flüche. Er holte eine Phiole aus seiner Gürteltasche und löste den mit Wachs versiegelten Korken mit einer viel zu geübten Bewegung, griff das Pferd am Maul und zwang es, den Inhalt des Fläschchens zu schlucken. Das potente Antidot war ursprünglich für andere Verwendungen vorgesehen. Der Schwarze war längst zu schwach, um gegen die Behandlung aufzubegehren. Welches Gift auch immer verwandt wurde – um ein Pferd damit zu Boden zu bringen waren gewaltige Mengen notwendig – etwa das Zehnfache jener für einen kräftigen Menschen. Und das war teuer. Enorm teuer.

Das zweite Fläschchen in seiner Gürteltasche enthielt einen gewöhnlichen Heiltrank. Im Vergleich selbst zu einem ungeschulten Gaul wie jenem des Medicus ein geringer Preis, und Konya war beileibe kein ungeschultes Tier – auch dieser fand seinen Weg in den Schlund des Rappen. Lucrann strich dem unglücklichen Vierbein über die Stirn. Mehr als zu warten blieb nicht.

Dann hörte er, wie sich der tandoscher Knappe räusperte. Dabei hielt er den weinenden Mädchenkopf einer blonden Knappin an seine Jungenbrust gedrückt, fragte aber mit erstaunlich ruhiger und ungerührter Stimme: „Gestattet Ihr uns die Tiere zu erlösen?“ Dabei blickte er zu den Pferden, die sich in ihren letzten Todeskrämpfen wanden, lauschte ihren schrillen Schreien und roch das Blut, die Angst und den Tod, der aus all ihren Poren zu ihm herüberschwappten. Etwas Flehendes trat darauf in seinen Blick und er setzte ein brüchiges „Bitte!“ hintenan, als habe er Zweifel, ob ein Anhänger Borons all das Grauen genauso empfinden konnte wie er. [Catrin (Gereon) 30.03.16]

Der musterte den Jungen mit einem kühlen Blick, in dem Angesichts des schmerzerfüllten Lärms, der sie umgab, eine fast schon erschreckende Ruhe lag. Langsam erhob sich der Schwarzgekleidete. „Hast Du das schon einmal getan?“

Der Junge sah ihn mit einem Gesichtsausdruck an, als habe er noch nie eine dümmere Frage gehört. [Catrin (Gereon) 30.03.16]

Der Baron zog seinen Dolch, kniete sich neben das Ross seines Pagen. In seinem Todeskampf hatte sich der Braune die Vorderläufe gebrochen, die in einem widerlichen Winkel zur Seite ragten. Lucrann legte dem zuckenden Tier die Hand auf den Kopf, streichelte ihm beruhigend über den Schädel und setzte die Spitze der Klinge an der winzigen Kuhle hinter dem Schädel des Tieres an. Ein kurzer Stoß, und die Beine des Tieres zuckten ein letztes Mal.

„Vermeide Blut. Das lockt Dinge an, die Du nicht in Deiner Nähe willst.“

Mit den gleichen ruhigen, gelassenen Bewegungen erlöste er das nächste Tier. Eine Regung dabei war ihm nicht anzusehen. [Tina(Lucrann) 31.3.2016]

Während der Rabensteiner die beiden Tieren erlöste, wandte sich der Junge an die blonde Albernierin in seinen Armen, strich ihr ein letztes Mal über den Kopf. Sie sah ihn aus verheulten roten Augen an und ließ bereitwillig zu, dass er sie sanft von sich schob, obwohl sie die tröstenden Umarmung als sehr angenehm empfand und er sie gerne noch hätte etwas länger halten können. Einfach so. Ohne irgendwelche Gedanken. Nur, weil er für sie in diesem Moment da war. Gereon brach den Augenkontakt, als der sich nach den Tieren umwandte, die in ihren letzten Zügen lagen und für die es keine Hoffnung mehr auf Heilung gab.

Invher war überfordert. Wie gelähmt sah sie mit an, wie der Knappe, der ihr eben noch Trost gespendet hatte, nun ihren Pferden das Leben nahm. Dem braunen Eddar ihrer Herrin und auch der hübschen Fuchsstute. Invher war ihm seltsam dankbar für diesen Dienst, denn sie hätte es selbst nicht tun können. Nein, selbst dann nicht, wenn die Herrin es verlangt hätte. Unfähig irgendetwas zu tun und von so viel Grauen regelrecht niedergeschlagen, sank sie erneut zur Erde. Ihr Kopf wandte sich mechanisch in Richtung der Lager, wohin Ardan aufgebrochen war, um Hilfe zu holen. Als sie einen Berg auf der Wiese entdeckte, der dort nicht hingehörte und der ihr komisch vorkam, schaute sie genauer: ein Pferd lag dort zappelnd neben dem Trampelpfad. Hoffentlich würde Ardan bald zurück sein und-- Bei den Zwölfen!! Invher klappte der Mund auf zu einem tonlosen Schrei, als sie aus der Entfernung noch eine andere Bewegung bei dem abseits in Todesqualen liegenden Pferd wahrnahm, die nicht zu dem Tier gehörte. Sie hatte auf einmal ein ganz ganz schlechtes Gefühl, also stand sie auf, um besser sehen zu können. Nur einen Augenblick später rannte sie los in Richtung des Wegs… [Invher (Tanja) 29.4.]

Der Dunkelfuchs des Rabensteiners blähte, seiner Reiter und aller Aufmerksamkeit endlich ledig, die Nüstern angesichts des ausgeprägten Blutgeruchs, wich zurück und folgte dann mit langem Hals der Witterung nach Wasser, indem er in vorsichtigem Bogen dem Trog zustrebte. [Tina (Lucrann) 30.3.2016]

„Dat Pferdche!“ rief Gereon Ira zu, die noch immer in der Nähe des Trogs am Boden saß und deutete hinter sie auf das Tier, das sich an die Wasserstelle schlich. [Catrin (Gereon) 30.03.16]

Die sah schwer atmend auf und registrierte das Unheil. Beim Aufstehen merkte sie die Kollision mit dem Pferdekopf mehr als am Boden, aber dann riss sie sich zusammen. Nein, dieses Pferd musste nicht auch noch sterben! Und sie machte sich auf, den Dunkelfuchs einzufangen, ehe er mit seinen Lippen an das schändliche Wasser gelangen konnte. [Ira (Tanja)31.3.]

Nach wenigen beruhigenden Worten und einer gezielten, geschmeidigen Bewegung, die niemand von einem Knappen erwartete, erlöste Gereon das nächste Tier. Stockte dann aber doch, und rief in unbestimmte Richtung: „Hilfe, ich brauche Hilfe. Sofort!“ [Catrin (Gereon) 31.03.16]

Ein Berg schien auf ihr zu lasten, presste ihr die Luft aus den Lungen und den Kopf in den blutigen Matsch. Der reichte ihr fast bis zu den Lippen und sie fühlte die warme Flüssigkeit vor ihrem Gesicht ansteigen. Den Kopf und den linken Arm vermochte sie nicht zu bewegen. Im Arm hatte sich außerdem bereits ein taubes Gefühl ausgebreitet.

Doch das machte ihr keine Angst, da sie - nun bei Bewusstsein - gegen die Dämonen ihrer Vergangenheit ankämpfen musste: die Gürtelringe bohrten sich durch den schweren Pferdekörper in die breiten Narben auf ihrem Unterleib und dieser Schmerz beschwor die Angst und die Bilder ihres sicheren Todes herauf.Sie war zurückgeworfen auf den Moment, der ihr Leben verändert hatte, indem ihr die eigene Sterblichkeit offenbar geworden war, als das Wildschwein sie aufschlitzte wie eine Puppe: ‚Ich hätte tot sein müssen!‘. Doch der Graf hatte damals ihr Leben gerettet – und auch Albarius.
Der Blutgeruch drang nun zu ihr durch und die alten Narben der Hauer pochten an ihrem Bauch. ‚Nein, so nicht! Es hat damals nicht geendet und wird es auch heute nicht!‘, schwor sie sich aufbegehrend und spannte die Muskeln ihre rechten Armes an, bis sie ihre Hand freibekam… [Maik (Siana) 31.03.16]

Gereon fasste kurz nach der freien Hand, um Siana zu zeigen, dass ihr geholfen wurde und begann damit, sein Bein als Hebel unter den Körper des toten Tieres zu schieben, um sie zu befreien [Catrin (Gereon) 31.03.16]

Alleine hatte der Tandoscher keine Chance, die schwere Gestalt des toten Pferdes zu bewegen. Lucrann wischte seinen Dolch an Thalloros Fell sauber und trat zu dem Jungen. Zu zweit schafften sie es, das Tier soweit anzuheben, dass das Mädchen darunter wieder etwas Bewegungsfreiheit bekam. [Tina(Lucrann) 01.4.2016]

Obwohl dieser Baron ihm bis ins Mark suspekt war und er sich in seiner Gegenwart aufs Äußerste unwohl fühlte, sprach Gereon ihn an, mit seiner knarzigen, kehligen Stimme, die immer wieder zwischen einem beginnenden Bass und der schrillen Stimme einer Dohle beim Paarungsgesang schwankte: „Es war das Wasser inner Tränke, Hochgeboren. Euer Knappe war de erste heut morje. De erste prüft immer de Tränke und machtse sauber, so musses sin und er war da escht jewissenhaft. Es war sischer die Tränke, isch selbst hann vom Wasserlauf jetrunke. Und isch gläuve, die annere Tränke sinn och verjiftet worn. Von der greifenfürter Siet hammers och plärre jehürt.“ Dann stockte er kurz: „Vor uns war ein Mann anner Tränke, isch hann ihn nur von weiterwesch jesinn, aber euer Knappe und eene Albernierin, verschiedene Farben inne Oochen und n Wappen mit ner rut Kutt, die hamm mittem jeredt, n jroßen Hund hatt er dabei jehabt!“

Der alte Baron nickte auf die Erklärung des Knappens. Er würde die Wappenfarbe prüfen – und zweifarbige Augen, diese waren ihm bislang nur bei den Bewohnern Zwackelfegens, eines kleinen Ritterlehens im Eisenwald, vermehrt begegnet ... eine für viele Generationen isolierte Bevölkerung in einem Bergtal war keine gute Sache – ähnlich, wie wenn eine Zuchtlinie Pferde zu oft nur in sich gekreuzt wurde.

In einem Schwall hatte Gereon die Worte aneinander gereiht und erst als er geendet hatte, gemerkt, dass er wieder in die Wortwahl seiner Heimat gefallen war. Langsam spürte er auch das Gewicht des Pferdeleibs über seinem Bein und er hoffte Siana würde sich selbst herausziehen können. [Catrin (Gereon) 30.03.16]

Und tatsächlich - unter dem mächtigen Leib des toten Trallopers kam ein Wappenrock in Sicht, der wohl früher blau über weiß gefärbt war und fast unkenntlich blut- und Schlamm verschmiert war. Die Hand und der freie Arm verschwanden im Halbdunkel unter dem Pferd und der in den Schlamm gepresste Körper bäumte sich gegen die Flanke des Streitrosses auf.Luft! Jede Faser ihres Körpers lechzte danach und mit dem Willen der Todgeweihten schob Siana ihr Kinn über die Lache von wässrigem Blut, die über ihre Nase anzusteigen drohte. Wie ein Fisch schnappte sie nach Luft und zwängte sich dann Stück für Stück unter dem Körper hervor, bis sie ausgepumpt wie eine vollkommen blutüberströmte Schreckgestalt zu Füßen des Barons und des Knappen im Matsch lag.

Gereon ließ erleichtert den Pferdekörper sinken, keinen Moment länger hätten seine Knochen dieses Gewicht getragen, dessen war er sich sicher: „Allet klar?“ Er ließ sich neben dem blutig-schlabbrigen Mädchen auf die Knie fallen und begann behutsam ihre Glieder nach Brüchen abzutasten, wie es seine Mutter unzählige Male bei ihm selbst getan hatte. [Catrin (Gereon) 2.04.16]

Ihr atemloses Keuchen begleitete für einige Augenblicke sein Tun.

Seine Hände fuhren über ihren Arm und spürten den vom Blut warmen und von den Eingeweiden weichen schleimig-matschigen Überzug über ihrem Körper. Kurz musste Gereon tief einatmen, doch der Geruch von Blut und Tod brannten so scharf in seiner Nase, dass er sich so schnell fing, wie nie zuvor. [Catrin (Gereon) 2.04.16]

Dann kehrte ihr Bewusstsein zurück, sah den Knappen an ihrer Seite und fühlte wie er ihren Arm abtastete. Das war zu viel! Instinktiv stieß sie seinen Arm zur Seite und versuchte aufzuspringen - dieser einäugige ältere Mann mit der Hexensträhne und den blutigen Handschuhen wirkte alles andere als vertrauenerweckend. Doch ihre zitternden Beine versagten ihr spontan den Dienst, sodass sie erstaunlicherweise zwar hochkam, aber sogleich auf den Bauch des Trallopers sank. Hier kauernd blickte sie sich mit offenen Mund um, angesichts des Alptraums, der auf die Tränke herniedergefahren war.

Lucrann musterte die Knappin eingehend vom Scheitel zu den Zehen. Überraschend zäh war die Kleine, auch wenn sie dasaß wie ein halb ertränkter Hund. Der eindringliche Blutgeruch, der über der gesamten Szene lag, drang in seine Nase und streichelte seinen Gaumen. Mit einer Willensanstrengung riss er seinen Blick los und stand abrupt auf. Fünf weitere Atemzüge. Nachdem die Knappin noch immer keine Anstalten machte, wieder in sich zusammenzusacken, würde sie das nun wohl auch nicht mehr tun. Metallischer Blutgeschmack – Verheißung und Bedrohung gleichermaßen. Er wandte sich ab und schritt mit steifen Schritten zu seinem Pferd, um nachzusehen, ob es ihm nun besser ging. [Tina (Lucrann] 2.4.2016]

Gereons Augen verengten sich zu Schlitzen und er funkelte dem Mann erbost hinterher. Hier war sie nun endlich, die Gelegenheit sich seiner wachsenden Wut zu entledigen. Der Wut gegen einen unbekannten Feind, einen Feind, der Tränken vergiftete, sich aber nicht offen zeigte. „Wat jenau tut de da, de Plötschkopp, isser verdötscht?!“ murmelte er, und nur, weil die junge Frau nichts gebrochen hatte, hieß es nicht, dass in ihrem Inneren nicht etwas zerborsten war, hatte sie immerhin Minuten unter dem schweren Körper des Tralloppers gelegen.

Der tandoscher Knappe ballte seine Fäuste, die Knöchel seiner Finger wurden schneeweiß und seine Stimme schrie dem Baron laut hinterher, aus seinen grünen Augen stoben Funken: „Wat seder für en Tünnes, dass ired Läaven vune Pääd över dat vun dem Mädsche stellt!“ In seiner Wut stampfte er mit seinem Fuß auf, Blut, Matsch und Reste der Pferdeeingeweide, spritzten auf.

Der reagierte nicht auf das Geschimpfe des Knappen – vermutlich hatte er es nicht einmal gehört.

Was sollte man auch von diesem Mann erwarten, dachte Gereon wütend, dieser huldigte ja dem Tod lieber als dem Leben. Dann streifte sein Blick das immer noch um Atem ringende Mädchen und trat auf sie zu. Ohne zu Zögern fasste er sie in einem sicheren und festen Griff und trug sie erst einmal aus diesem Teppich aus Blut und Tod heraus. [Catrin (Gereon) 2.04.16]

Währenddessen hatte Ira den durstigen Neuankömmling abfangen können und alle ihre Kräfte eingesetzt, das Tier daran zu hindern, nicht in Panik auszubrechen, als um ihn herum die Messer in die Artgenossen niederfuhren und es schnell seltsam still wurde, weil der Tod kam und alle verstummen ließ. Zum anderen hatte sie die Zeit damit verbracht, den Dunkelfuchs davon zu überzeugen, nicht zum Wasserlauf zu stapfen, um dort den Durst zu stillen, sondern eher den leckeren Haferkörnern in Iras Hand zuzusprechen. Wieder einmal lobte die Plötzbogenerin sich für die Angewohnheit, bei der Arbeit mit diesen dämlichen Muskelbergen immer etwas Getreide in der Hosentasche zu haben, um selbige zu überlisten. Bislang hatte sich noch jedes Ross von einer kleinen Leckerei kaufen lassen. Ja, so nützlich diese Tiere im Kampf waren, und so kräftig ihre Leiber, ihr Kopf war dumm wie das Stroh, das sie fraßen. Zumindest, wenn es um Futter ging, und von dem vertilgte ein wohl beübtes Streitross Unmengen. Ira hatte sich schon oft gefragt, wo Elion die Rationen Hafer nur hinfraß. Jetzt war er tot. [Ira (Tanja) 5.4.16]

Sturmritt zur Tränke (Richild/Aeladir)

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(ca. +5.M.)

Aeladir von Waldbachtal trug nur seine leichte Leinentunika über der Lederhose und hatte gerade rechtzeitig seinen zweiten Stiefel gefunden. Nun saß er auf Thyrias Packpferd und trieb den bereits etwas altersschwachen Gaul den ausgetrampelten Pfad in Richtung auf die Wasserstelle an. Querab auf der noch nebelverhangenen Wiese konnte er in weiter Entfernung mehrere Pferde und einige Reiter ausmachen. Doch was sein Herz mit Angst erfüllte waren die leiser werdenden Rufe der sterbenden Pferde an der Tränke. Hastig ließ er den Gescheckten seine Fersen spüren und trieb ihn weiter an, das Dreck und Grassoden hochgeschleudert wurden.

Richild spürte die Besorgnis ihres Vetters und war sich sicher, dass etwas Fürchterliches dort vorne geschehen war. Sie hielt Aeladir umklammert und suchte die tröstliche Wärme seines angespannten Körpers, während sie sich für das Grauen wappnete, das sie bereits jetzt hören konnte... (Maik [Richild und Aeladir] 01.04.2016)

Vor der Tränke (Thalania/Ardan/Invher)

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Jeder Schritt trug Thalania näher an das Grauen heran: Die mächtigen Körper der Streitrösser standen nicht länger, sondern lagen fast ausnahmslos. Noch hier und da ging ein Zucken durch die blutigen Leiber. Hinter der Reihe der ersten Pferde erhob sich die teilweise von Hufen zerschlagene Tränke.

Vereinzelt erhoben sich Menschen zwischen ihren gefallenen Tieren: Zur Linken, dort wo der breite Pfad von der Tränke zum Heerlager wegführte, konnte die junge Ritterin die ihr nur flüchtig bekannte Knappin von Cuana ni Beornsfaire sehen, die mit wild peitschenden Zöpfen auf ein einzelnes Pferd zulief. Es lag wohl 50 Schritt von der Tränke entfernt auf dem Weg und die blonde Knappin – klein und zierlich für ihr Alter – hatte es fast erreicht, als sie einen erschreckten und ungläubigen Schrei ausstieß: „ARDAN?!“

Thalanias Geist konnte das ganze Ausmaß des Schreckens gar nicht erfassen. Ihren ersten Instinkt sich neben einem der toten Tiere zu übergeben, kämpfte sie entschlossen zurück. Der Schrei der blonden Knappin lenkte ihren Blick auf eine halb zerquetschte Gestalt unter einem der Rösser.

So wie Ardan da lag, musste man das Schlimmste annehmen: Sein Gewand war von der Brust abwärts blutdurchtränkt und er selbst lag halb unter dem übel zugerichteten Kadaver eines Pferdes begraben, ohne sich zu rühren. Der Falkraun wäre auch gerne so regungslos geblieben, denn Erschöpfung und Schmerz zerrten an seinem Geist und wollte ihn in eine gnädige Ohnmacht ziehen. Über sich hörte er irgendwann die bekannte Stimme Invhers. Doch der Gedanke, dass das verletzliche Mädchen, welches er gernhatte, gleich verzweifelt in Tränen ausbrechen könnte, versetzte seinem Herz einen Stich, der seinen Geist klar werden ließ wie nach einem kalten Bad. Er schlug die Augen auf und suchte nach ihr, erblickte undeutlich eine Gestalt im roten Wappenrock. "Helft mir." Kraftlos hob er die Arme und drückte erneut gegen den Pferdeleib, der vielleicht das Siebenfache seines eigenen Körpergewichts wiegen mochte. "Ist unter mir zusammengebrochen", erklärte er. "War zu langsam." (Ardan [Sebastian], 02.05.16)

Invher, noch bleicher als sonst, verfiel in alte Muster. Sie kniete stocksteif neben Ardan und blickte unschlüssig zwischen ihm und dem Pferdeleib hin und her, bevor sie der verzweifelten Einladung des Falkrauns folgte und seinen Arm griff, um daran zu ziehen. [Invher (Tanja) 8.5.]

Mit wenigen Schritten hatte Thalania den Weg zu Invher überwunden. Das Ardan noch bei Bewusstsein war, erleichterte sie zunächst. „Warte.“ sprach sie Invher kurz entschlossen an. „Wenn du nur an seinem Arm zerrst, wirst du nichts erreichen.“ Sie kniete sich zu den beiden in den Schlamm und wandte sich an Ardan. „Wir schaffen dich hier raus. Halte noch einen Moment länger durch. Das Pferd ist sehr schwer. Ich lasse euch beide kurz allein und suche ein Stück Holz, das ich als Hebel benutzen kann.“

Dann drehte sie sich zu Invher und musste etwas überlegen, ehe ihr der Name des Mädchens einfiel. „Du bist Invher, richtig?“

Die junge Cullarin nickte und war ganz offenbar nicht in der Lage sich selbst anzuleiten. Thalania konnte ihr ansehen, dass sie wohl helfen wollte, aber nicht wusste, wie. Oder zumindest nicht, wie sie es sinnvoll tun konnte.

Sie hatte ein wenig Mitleid mit ihr und versuchte sie flüsternd zu beruhigen. „Kannst du mir helfen? Du musst bei Ardan bleiben bis ich ein passendes Stück Holz gefunden habe, mit dem wir den Pferdeleib anheben können. Pass einfach auf ihn auf. Halt seine Hand oder so, beruhige ihn und… versuche, ihm nicht deine Angst zu zeigen. Versuch', stark zu sein, ja?“ Sie wartete kaum die Antwort der Knappin ab, ehe sie ihr aufmunternd auf die Schulter klopfte und gen Brunnen stapfte. Phex war Thalania an diesem düsteren Tag hold, denn einer der Pfosten an dem die Pferde angebunden gewesen waren, war locker. Jedoch erforderte es sehr viel Kraft und einige sehr undamenhafte Flüche, ehe sie die beinahe zwei Schritt lange Querstange gelöst hatte und in Richtung des Eingeklemmten schleifen konnte. (Thalania (Alex, 29.06.16))

Währenddessen übte sich Invher in Konversation. Sie hielt die Hand ihres Freundes und hatte sich so neben ihn hingesetzt, dass sie nicht ständig auf den Pferdeleib blickte, unter dem der junge Mann eingezwängt war. Invher schob mit Mühe die furchtbaren Gedanken beiseite, die sich in ihr auftaten, wenn sie an all die Verletzungen dachte, die der Falkraun sich zugezogen haben konnte. Stattdessen plapperte sie wirres Zeug, um ihn abzulenken – und vor allem aber auch sich selbst. Sie fragte ihn beispielsweise, ob er heute Morgen schon etwas gegessen hatte und wenn ja, was es gewesen war, ob er sich schon auf die Kaiserin freue, wie er geschlafen habe, ob er sich nicht einen Bart wachsen lassen wolle, weil ihm das gut stehen würde, und so weiter … Als Thalania dann mit dem Pfosten anrückte, war Invher dankbar, diese Last nicht mehr alleine tragen zu müssen. [Invher (Tanja) 15.7.]

Allerdings vermochten die beiden jungen Frauen alleine nicht, den schweren Pferdekörper anzuheben. So riefen sie um tatkräftige Hilfe.

Finn, der bis eben noch einige Schritte entfernt verharrt hatte, wurde durch die Rufe der jungen Frauen aus seiner Schockstarre gerissen und eilte hinzu. Doch auch der kräftige Distelknappe vermochte noch nicht den Ausschlag zu geben. (Finn (Nina) 21.07.2016)

Erst mit dem ebenfalls hinzutretenden Rabensteiner Baron zusammen schafften sie es schließlich, das tote Tier anzuheben, um Ardan drunter hervor zu ziehen.

Der Einäugige betrachtete den zerfledderten Burschen und tastete mit geübten Händen seinen Brustkorb nach gebrochenen Rippen ab. „Kannst Du Deine Beine bewegen?“ Gelassen und ruhig klang die dunkle Stimme des Nordmärkers, so, als sei das Blutbad wenige Schritt weiter gänzlich ohne Bedeutung. Schwer lang der metallische Geruch in der Luft, frisch und warm. Nicht lange, und die Raben würden kommen und mit ihnen die Fliegen in der Hitze des Tages. [Lucrann (Tina) 20.7.16]

[Ende bei ca. +8/9 Minuten. --> wweiter bei „Späte Hilfe“

An der Tränke (Rhonwen/Ruada/Thyria)

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Vor der Tränke mühte sich indes ein dunkel gekleideter Edelmann mit einem blonden Knappen an einem Tralloper und auch jenseits der zerschlagenen Wasserrinne war Bewegung auszumachen: Dort kniete eine schwarz gewandete Gestalt am Boden und nicht weit entfernt schälte sich aus einem Nebelstreif der Bachniederung ein rothaariges Mädchen mit einem Dunkelfuchs am Führstrick.

Angestrengt ließ Ruada ihren Blick über die Pferdeleiber schweifen. Als sie den leblosen Körper Caerfans entdeckte, spürte sie, wie sich ihr Magen kurz zusammenkrampfte. Sie kam zu spät. Mit gesenktem Blick näherte sie sich dem Streitross ihres Herrn. Die Glieder des Tieres waren unnatürlich verdreht, und der Blick aus den kalten, toten Augen zeugte von seinen Todesqualen. Die Knappin spürte Wut in sich aufsteigen. Wut auf denjenigen, der das hier zu verantworten hatte, aber auch Wut auf sich selbst, die sie es nicht hatte verhindern können, dass ihr Herr erneut ein Reittier einbüßte. Nur mühsam gelang es ihr, die Fassung zu bewahren. [Ruada]

Nicht lange nach Ruada hatten auch Rhonwen und Finn die Szene erreicht. Doch während der Distelknappe an die Drausteinerin herantrat und ihr zögerlich eine tröstende Hand auf die Schulter legte, als er das Pferd ihres Herrn erkannte, ballte Rhonwen wütend die Fäuste und ging noch einige Schritte weiter. [Rhonwen]

Auf der anderen Seite der Tränke blickte ihr eine Gestalt wie aus den Niederhöllen entgegen: die Wange blutverschmiert, stachen dunkle Augen aus dem Gesicht des kurzhaarigen Mädchens. Das Hemd zerrissen, bespritzt mit Blut - ebenso auch die Rechte mit der sie ein kurzes Messer gefasst hielt. [Thyria]

Als ihr Blick auf das Mädchen fiel, zuckte Rhonwen kurz zusammen, erkannte dann jedoch Thyria. Unter anderen Umständen hätte sie sich wohl nicht an den Namen von jemandem erinnert, mit dem sie nur einen kurzen Zusammenstoß bei einem Turnier gehabt hatte, doch dieser Fall war ein besonderer. Nicht nur, dass Thyrias Herr einer verfemten Familie angehörte und ein höchst auffälliges Streitross ritt, nein, vor allem war Rhonwen in Erinnerung geblieben, dass man ihr die Zunge herausgeschnitten hatte. Kurzentschlossen lief Rhonwen dem Mädchen entgegen - weiter an die geborstene Tränke heran: „Thyria! Bist du verletzt?“ (Rhonwen (Nina) 23.05.2016)

Thyria schreckte auf. Vergangenheit und Gegenwart hatten sich wieder zu einem Alptraum von Blut und Tod vermengt: wieder hielt sie ihr Messer und rammte es in lebendiges Fleisch, während ihr das Blut warm und klebrig über die Finger spritzte. Diesmal jedoch war es ein Akt der Gnade und keiner der Rache, wie selbst ihr stumpfes Herz erkannte. Dennoch schaute sie Rhonwen wie blöde an, bevor sie langsam die Bedeutung der Worte der Älteren in der grünen Cotte begriff: obwohl die Begegnung mit der Albernierin wohl fast zwei Götterläufe zurücklag, konnte sich die fremde Knappin noch an ihren Namen erinnern! Wie mochte das sein, wo sich die Wenigsten an den stummen Hund an der Seite ihres Herren erinnern konnten? Beschämt wandte sie den Kopf in Richtung Lager, wo mehrere Knappen wohl 50 Schritt entfernt versuchten, einen Kadaver anzuheben. Doch galt ihr Blick der Hoffnung, dass Aeladir auftauchen würde, um sie zu erlösen von dem, was getan werden musste. Noch immer behinderten aber Nebelschleier die Sicht oder waren das ihre Tränen? Das durfte nicht sein! Sie durfte keine Schwäche zeigen! Über ihre grimmigen Gesichtszüge rannen langsam heiße Tränen, tropften auf den Kadaver des Pferdes und mengten sich mit dessen Blut. [Thyria]

Langsam ging Rhonwen näher heran. Sie zeigte ihr die Handflächen, da sie nicht wusste, wie das Mädchen reagieren würde. Thyria wirkte verstört und nun da Rhonwens Blick auf den leblosen Pferdekörper fiel, konnte sie das mehr als nachvollziehen. Sie stockte. Für einen Moment glaubte sie, sich übergeben zu müssen. [Rhonwen]

Auch Thyria folgte Rhonwens Blick zum blutüberströmten Pferdehals, dessen mächtige Adern sie mit ihrem entschlossenen Schnitt durchtrennt hatte. Doch durch den Tränenschleier sah sie nur rotes Blut und verschwommene Umrisse. Unruhe brandete in ihr auf und ließ sie schlucken. Es kam ihr vor als, würde eine schwere Last sie niederdrücken und ein Wispern in ihren Ohren erklingen: Stimmen, die zurückkehrten aus ihrem so lange verdrängten Alp – die hervorkrochen, lockten, an ihr zerrten und ihr Gift versprühten. Brausend erklang in ihren Ohren der Chor der Toten und Erschlagenen, deren Blut sie geholfen hatte, zu vergießen. Und nun schickte er sich an, sie in die tiefsten Abgründe herabzuziehen, ihr Leben wieder zu verdunkeln, wo sie scheinbar irrig die Hoffnung gehegt hatte, im Zwielicht zu wandeln [Thyria (Maik), 26.07.2016].

Die Bredenhagerin riss sich dann aber doch zusammen und wandte sich wieder zu Thyria. Vorsichtig trat sie neben die Jüngere und legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. Mit der anderen griff sie nach dem Messer, um es ihr zu entwinden. „Lass ab, er ist tot.“ (Nina (Rhowen), 21.07.2016)

Der Sog riss an ihr, drohte sie zu bezwingen und wieder ins Dunkel zu stürzen: Fetzen von Worten, kaum mehr als geflüstert im Sturm der entfesselten Seelen, wehten in der hereinbrechenden Dämmung an ihr vorbei: ‚...er ist tot‘… ‚tot‘…. ‚tot‘….Und sie sah sich mit dem Messer in der Hand über dem blutenden Mann stehen. Der Geruch von Blut und Brand stieg ihr in die Nase, während das Feuer gierig die Reste des Dorfes verschlang und ihre Augenbrauen versengte. Sie war die Letzte, unwürdig und doch bereit, es zu vollenden, da er sich wehrlos und schwach in dunkler Lache krümmte. Doch dann hatte sich seine Stimme erhoben...

„Thyria!“ Es war erneut Rhonwens Stimme, die, obwohl eindringlicher als zuvor, aber nicht in der Lage schien, das Mädchen in seiner düsteren Vision zu erreichen. Die Knappin hatte ihr das Messer entwunden und hielt noch immer ihre Schulter gefasst. Nun rüttelte sie die andere unsanft. „Reiß dich zusammen!“ Der in weite Ferne gerichtete Blick glasiger Augen machte Rhonwen Angst. Beherzt gab sie Thyria eine schallende Ohrfeige, um sie aus ihrer Starre zu wecken. (Nina, 20.09.2016)

...schlagartig wurden die Stimme und ihre so plastischen Erinnerungen abgeschnitten. Ihr dämmerte wieder wo sie war - ihre Wange brannte und sie sah zu Rhonwen auf. Mit dem besudelten Ärmel ihrer Cotte wischte sie sich über die Augen und hinterließ quer über Nase und Wange einen blutigen Streifen in ihrem Gesicht. Zielsicher griff sie nach Rhonwens Hand an ihrem Messer. (Maik [Thyria], 22.09.16)

Diese ließ sie gewähren und gab das Messer widerstandslos wieder frei. Ihre andere Hand ruhte aber noch immer auf Thyrias Schulter. Vielleicht war es das schlechte Gewissen darüber, dass sie den Falbhengst auf dem Treffen der Besten aufgeregt und die andere Knappin in Schwierigkeiten gebracht hatte, aber Rhonwen fühlte sie irgendwie verantwortlich. „Brauchst du noch Hilfe?“ (Nina, 23.09.2016)

[--> Überleitung zu „Bürde der Lebenden“

Sianas Rettung (Gereon/Ruada/Siana)

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(+7 bis 10/11 Min.)

Langsam ließ sich Ruada zu Boden gleiten und schloss die Augen. ‚Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen.’ Es half. Langsam begann sie, ihre Umgebung wieder klarer wahrzunehmen. Es war still geworden. Nur vereinzelt hörte sie noch Stimmen. Doch der Todeskampf der Tiere schien abgeebbt zu sein.

Unbeholfen erhob sich die Drausteinerin und strich noch einmal über Caerfans Fell. Dann wandte sie sich von dem Yaquirtaler ab und blickte sich nach den anderen um. (Simone [Ruada] 02.05.16)

Doch hinter Ruada, auf ihrer Seite von der Tränke, hörte sie angestrengtes Schnaufen. Ihr Blick fiel auf den mächtigen graufalben Tobimorer, der vor der Tränke im Matsch lag, mit einem hölzernen Dorn im Herzen. Und einige Kadaver weiter stand der Mann in schwarzer Kleidung über dem nun knienden Jungen, der eine Blut bedeckte, im Matsch liegende Gestalt untersuchte. Diese schnellte plötzlich hoch und sank dann unsicher auf den Bauch des toten Streitrosses des Josold von Firunsgrund.

‚Siana’, schoss es Ruada durch den Kopf. Eilig stolperte sie in Richtung des Trallopers, ohne dabei auf ihre Umgebung zu achten. Ein erstickter Schrei entfuhr ihr, als ihr Fuß gegen ein Hindernis stieß. Mit rudernden Armen versuchte sie den Sturz zu bremsen, doch es gelang ihr nicht. Dumpf klatschte sie auf den sumpfigen Boden. Als sie sich aufrappelte, bemerkte Ruada, dass der Druck in ihrem Brustkorb nachgelassen hatte. Beiläufig wischte sie sich den blutigen Schlamm von ihrer Kleidung und schaute besorgt in die Richtung, in der sie Siana Falkraun vermutete. Der Schwarzgewandete hatte sich abgewandt, und gerade als sie ihren Weg fortsetzen wollte, sah Ruada, wie ein blonder Knappe einen leblosen Körper von der Unglücksstelle forttrug. Sie setzte ihm nach und erreichte die beiden gerade in dem Moment, als der Bursche Siana auf einem freien Flecken feuchten Grases absetzte. Besorgt ließ sich Ruada neben der Jüngeren zu Boden gleiten und berührte sie leicht an der Schulter. „Siana“, keuchte sie, „was ist passiert?“ Ruada wusste selbst nicht, worauf genau ihre Frage abzielte. Sicher, es lag ihr viel daran zu erfahren, ob die junge Falkraun ernstlich verletzt war. Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Was war hier geschehen? Hilfesuchend blickte sie zu dem Nordmärker Knappen auf. Jetzt erst erkannte sie, dass es sich um eben den Jüngling handelte, den Siana noch kurz zuvor aufgrund seines Zungenschlags so derbe verspottet hatte.

„Dat Pferd is opp se drop jefalle. Isch jläuve nit dat se wat jebroche hätt. Aber se wollt misch dat nit untersuche lasse.“ Dann musterte er Ruada skeptisch: „Weißte, wie man sowatt nachguckt, oder soll ischs dir zeige? Denn irjendjemand sollte dat mal nachschaue.“

„Ich hab es schon gesehen, allerdings noch nicht selbst Hand angelegt.“ Zögernd legte Ruada ihre Hände auf Sianas Arm und Schulter. Dann schaute sie den Knappen fragend an. „Was soll ich tun?“

Gereon runzelte die Stirn. Erklären? Er schüttelte den Kopf. „Isch kanns dir nur zeije.“ Dann nahm er Ruadas Arm vosichtig in seine Hände und tastete ihn langsam ein Stück ab, wobei er ihr Hemd mit Blut und Matsch beschmierte. „Musste janz langsam maache. Dropp achte ob wat jeschwolle is, oder du den Knoche verschiebe kannst. Merkste schon, denn wenn wat is, dann wirdse vermutlisch schreie oder zucke.“ Abrupt ließ er sie los und legte seine Hände an seine eigene Brust. „Leischt breche vurallm die Rippe. Da musste dat su maache.“ Und sie sah wie seine Hände vorsichtig seine Rippen entlangfuhren. „Allet verstande?“ [Catrin (Gereon) 26.06.16]

Ruada nickte nachdenklich, diese Lektion ihres Schwertvaters hatte sie bislang nicht sonderlich verinnerlicht. Zaghaft begann sie, Sianas Arm abzutasten, ebenso wie es der Knappe zuvor gezeigt hatte. Dabei beobachtete sie angestrengt das Gesicht der jungen Falkraun. Als diese weiter keine Regungen zeigte, nahm sie sich den anderen Arm vor, um sich dann schließlich auf den Brustkorb zu konzentrieren. Es war schwierig, die Rippen durch den Stoff von Wappenrock und Cotte zu spüren. Kurz überlegte Ruada, die Kleidungsstücke einfach aufzureißen, besann sich dann jedoch eines Besseren und tastete aufmerksam weiter. Ruada war so in ihre Aufgabe versunken, dass das jähe Aufbäumen Sianas sie vollkommen unvorbereitet traf. Ein ersticktes Stöhnen entrann der Kehle der Knappin. Vorsichtig tastete Ruada erneut die Stelle ab, die sie soeben berührt hatte. Diesmal blieb Siana stumm, verzog jedoch erkennbar das Gesicht. Der Knochen schien ganz, wie die Drausteinerin erleichtert feststellte. „Ich weiß nicht genau, aber ich glaub, gebrochen ist da nichts. Magst du mal fühlen?“ Fragend blickte sie Gereon an. [Simone (Ruada) 26.06.16]

Keine sonderlichen Wohlgefühle schien diese Bitte in dem auszulösen. Dennoch ließ er sich neben den beiden auf seine Knie nieder. Unter allen Umständen wollte er verhindern ein Mädchen DORT anzufassen. Andererseits hatte seine Mutter ihm oft genug gesagt, dass – wenn man Pech hatte - eine gebrochene Rippe die Eingeweide durchbohren und zu einem grässlichen Tod führen konnte. Zwar hatte er geglaubt, sie würde maßlos übertreiben, wollte ihn nur mit diesen Geschichten von seinem nächsten Querfeldeinritt abhalten. Doch wusste er‘s? Also atmete er tief ein - die Luft erzeugte erneut einen schweren, metallischen Blutgeschmack in seinem Mund. Auf den konzentrierte er sich, als er vorsichtig die Rippen des Mädchens abtastete. [Catrin (Gereon) 26.06.16]

Noch immer benommen, stöhnte Siana erneut als die Finger nun zum wiederholten Male über ihren waidwunden Rippenbogen fuhren: „Habt ihr's da jetzt?“, stieß sie unter Schmerzen hervor, schlug die Augen auf und blickte Gereon fast vorwurfsvoll an. „Meine linke Hüfte... und der Oberschenkel. Tut beides auch weh!“ [Siana (Maik) 30.06.16]

Gereon ließ rasch von ihren Rippen ab. Der Oberkörper des Mädchens war zwar trainiert, dennoch hatte er gespürt, dass ihr Körper um vieles weiches war als seiner - einmal hatte er sogar kurz ihre Brust gestreift. Und das hatte sich – seltsam gut angefühlt. Wie der wundervolle Ausweg aus diesem grauenvollen Tag. Er schluckte: „Dat janze wär längst eröm, wärste eben nit so jrabitzisch jewesen!“ blaffte er sie an, während seine Hände nun auch vorsichtig ihre Hüfte und die Oberschenkel abtasteten.

Ihr schmerzerfülltes Aufkeuchen verhinderte eine Entgegnung, kurz schloss sie die Augen bevor sie, zornig auf sich selbst und über den Tod von Josolds Ross, Gereon wütend anblickte.

Der hatte sich spontan entschlossen, die Untersuchung selber fortzusetzen, denn die todgetränkte Luft half mittlerweile ohnehin nicht mehr gegen den völlig unangebrachten Aufruhr in seinem Inneren und die Knappin schien sich ebenfalls der Situation ergeben zu haben. Siana stöhnte zwar an einigen Stellen, die er schmerzvoll berührte, auf. Doch war er recht geschickt und hatte rasch ihren restlichen Körper abgetastet - Ihren warmen Körper - ihre geschwungenen Hüfte - ihre straffen Schenkel. Verdammter Mist! Tief atmete er ein, blickte sich um, Kadaver und Tod. Tod und Blut. Blut und Schmerz. Schmerz und Leid:_ „Isch jläuve, dat da nischts jebroche is. Haste jroßes Jlück jehabt! Janz jroßes Jlück. Phex und Perraine sei dank!“ _Leid und Elend. Elend und Plage. Plage und Not. „Vielleischt mag deine Freundin dir beim oppstehe helfe. Und im Lajer, jehter besser nochemal zum Lazarett! Du hast da n paar fiese Bluterjüsse“ Not und Qual. Qual und Vergeltung. Vergeltung und Rache. Rache, Wut, Zorn…

„Wohl eine Vermutung was? Richtig nachgesehen hast du ja nicht!“, stieß Siana hervor, setzte sich auf und stemmte sich dann – schneller als beide es für möglich gehalten hätten – aus eigener Kraft aufs rechte Bein. Wackelig hielt sie sich an Ruadas Schulter fest, während sie sich erneut umblickte. [Siana]

Überrascht blickte die Ältere sie an, sagte aber nichts. Wenn sie ehrlich war, war Ruada froh, eine Aufgabe zu haben. [Ruada]

Gereon erhob sich und stand nun unmittelbar vor der verletzten Albernierin. Für den Bruchteil eines Augenblicks kam ihm der Gedanke, ihr anzubieten ihren Körper noch einmal RICHTIG abzutasten, wenn es sie so sehr danach verlangte. Doch hatten die düsteren Gedanken, auf die er sich konzentriert hatte, gerade erst das unangemessene Behagen niedergerungen und sein Blut wieder normal zirkulieren lassen. Und außerdem ließ der Blick auf seine Umgebung, die toten Tiere und ihr dreister Undank zugleich wieder die Wut in ihm wachsen. Seinen Zorn auf diesen feigen Giftmischer. Seinen Hass auf die Verräter. Er drehte den Kopf zu Ruada: Ihr beide kommt sicher jetzt klar.“

Er warf Siana noch einen letzten grollenden Blick zu und zischte ihr noch ein: „Undankbares Jör!“ zu, bevor er sich anschickte wütend davon zu stapfen. [Catrin (Gereon) 30.06.16]

„Danke!“, beeilte sich Ruada mit einer Antwort, ehe Siana Gereon noch weiter verärgern konnte. Der Versuch eines Lächelns glitt über das Gesicht der Knappin. [Simone (Ruada) 10.07.16]

Der Junge nickte ihr nur kurz zu und lief dann in Richtung Tränke davon. Ließ sie allein mit der grollenden Siana. [Catrin (Gereon) 10.07.16]

Bürde der Lebenden (Gereon/Thyria)

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(+8 M. bis 11 M. )

Der tandoscher Knappe hatte sich von Siana entfernt und stieg über eines der Pferde, die Thyria erlöst hatte. Seine Wut hatte sich inzwischen ins Unermessliche gesteigert: Er wollte etwas zerstören, jemanden verletzten oder noch besser selbst verletzt werden. Er wollte Schmerzen spüren. Körperliche Schmerzen, denn damit konnte er umgehen: Sie kamen, er ertrug sie, und sie gingen wieder. In seiner Wut ergriff er einen Eimer, der in seiner Nähe lag und schleuderte ihn mit einem gewaltigen Schrei gegen die Tränke, wo er mit einem lauten „WUMMS“ zerschellte. Dann wandte er sich selbst in die Richtung und begann mit seinen Fäusten gegen das zerborstene Holz zu hämmern. Splitter drangen in seine Hände, warmes Blut rann seine Arme herunter, doch er ballte die Fäuste nur noch fester und schlug immer härter zu. [Catrin (Gereon) 2.04.16]

Doch bevor er sich vollkommen in die Umarmung des selbstgewählten Schmerzes geben konnte, kam unerwartete Hilfe von außen: ein wohlgezielter Tritt brachte ihn im Moment seines nächsten Schlags aus dem Gleichgewicht. Er taumelte ein paar Schritte zurück, und bevor er sich fangen konnte, sah er aus den Augenwinkeln einen Schemen auf sich zuschnellen: spürte einen Schlag gegen sein Steißbein, der ihn im nächsten Moment wie einen gefällten Baum rückwärts zwischen die Pferdeleiber fallen ließ.

Seine Wut flammte erneut auf, wer auch immer gewagt hatte ihm in den Hintern zu treten, würde sein blaues Wunder erleben. Wütend ballte er die Fäuste, doch ein ihm fremder Anflug von Angst legte sich kalt um sein Herz, als er trotz seiner kaum gebändigten Wut und den blutenden, schmerzenden Fingerknöcheln keinerlei Gefühl mehr in den Beinen spürte. Der Junge atmete erleichtert aus, als er nach einem kurzen Moment das vertraute Kribbeln in den Beinen spürte. Augenblicklich kehrte seine Wut zurück. Er würde dem Angreifer ein paar Zähne ausschlagen. Seine Fäuste ballten sich erneut und frisches Blut sammelte sich in seiner Hand.

Neben ihm ging Thyria in die Hocke und strich ihm fast zärtlich die Haare aus dem Gesicht, ihre dunklen Augen zogen ihn in ihren Bann, während Blut und Matsch durch sein [Hemd] drang. [Maik (Thyria) 05.04.16]

Entsetzt, dass es ein Mädchen gewesen war, die ihn mit solcher Wucht umgeworfen hatte, verlor sich seine Wut schlagartig. Was verbirgt sie nur hinter diesen Augen? Fragte sich der tandoscher Knappe und fasste nach ihr. Seine große Hand umschloss ihr Handgelenk schnell, bevor sie es wegziehen konnte. Und drückte sie ein wenig von sich weg, behielt aber ihr Gelenk umfasst, ohne dass der Griff hart oder einengend gewesen wäre. Währenddessen verlor sein Blick nie ihre Augen. Sein Handabdruck färbte ihren Unterarm rot und das Blut, das sich zuvor in seiner Faust gesammelt hatte, lief ihren Unterarm herunter. (Catrin (Gereon)

Sie erwiderte den Blick – auch als sie ihm ansatzlos die Linke in den Unterleib drosch.

Fast dankbar ob des kurzen Schmerzes verharrte sein Blick auf ihr. Er selbst blieb zunächst liegen, abwartend, dass seine Beine wieder genug Gefühl hätten, ihn zu tragen.

Langsam erhob sich Thyria wieder, tat einen Schritt zurück und blickte immer noch auf ihn herab. Gedankenverloren streifte sie sein warmes Blut mit dem Zeigefinger von ihrem Unterarm und steckte sich dann langsam den Finger in den Mund.

Fasziniert und abgestoßen blieb ihm der Mund offen stehen: „Du bis scho n wenisch merkwödisch!“ seufzte er. Nicht etwa angewidert, sondern seine Worte klangen vielmehr wie eine irritierte Feststellung.

Wortlos beugte sie sich zu ihm hinab und reichte ihm die Hand. Dabei glitt ein schmaler, metallischer Gegenstand an einer Lederschnur über den Rollsaum des blutigen und nunmehr zerrissenen Leinenhemdes, baumelte für einen kurzen Moment über ihrem flachen Busen bis sie sich wieder aufrichtete.

Das Blinken des Metalls lenkte Gereons Aufmerksamkeit auf die Kette und ihre Brust. Er nahm ihre Hand und zog sich an ihr hoch. Dicht vor ihr kam er zum Stehen und blickte ihr wieder in die Augen. „Dankeschön!“

Sie nickte und wandte sie sich um als ein durchdringendes schrilles, metallisches Pfeifen zu vernehmen war.

[--> Überleitung zu "Späte Hilfe"

Kaum war sie losgelaufen, hörte Gereon ein leises Wiehern und Schnauben hinter sich und die Schamesröte stieg ihm ins Gesicht. Während auch hinter ihm das Pfeifen zu hören war, wandte er sich abrupt ab und lief zu seinen Pferden. Die zwei Hengste der beiden tandoscher Offiziere, die er mitgenommen hatte, als er am Morgen aufgebrochen war, hatten wohl nicht lange leiden müssen, erdrückt von den anderen Pferdeleibern, die wie Spielkarten übereinander gefallen waren. Doch sein eigenes Pferd: blutigen Schaum hatte es vorm Maul, rote Striemen aufgerissenen Fleischs, dort wo es versucht hatte sich im Todeskampf von seinem Strick zu befreien. Die Hinterläufe waren gebrochen, scheinbar hatte es sich noch einige Momente auf ihnen aufgebäumt. Sein Tod war ohne Zweifel schmerzhaft gewesen. Seine Schande.

Einzig Mantikor, der Rappe seiner Herrin, hielt sich tapfer in den letzten Atemzügen seines Lebens. Der Leib des Stichelhaarigen drückte den Schwarzen auf die Seite und seine Vorderläufe waren gebrochen. Das Blut, das aus Ohren und Nase gelaufen war, war inzwischen geronnen und glitzerte kupfern in den Strahlen der morgendlichen Praiosscheibe. Ein letztes Mal atmete der Knappe ein, legte Mantikor seine Hand auf den Hals und nahm seinen Dolch. Der Rappe schien plötzlich völlig ruhig in Erwartung seiner Erlösung und Gereon sah ihm in die Augen bis das Licht darin zur Gänze erloschen war.

Erdrückende Stille legte sich nun über den Ort, der tandoscher Hengst war das letzte sterbende Tier gewesen – die Todesschreie endeten.

Nachdem Mantikor in seinen Armen gestorben war, blieb der tandoscher Knappe einige Momente neben seinen Pferden knien. Leise ohne Laut bewegten sich seine Lippen und er streichelte jedem einzelnen der vier Tiere, die er lebendig hergebracht hatte und die nun tot vor ihm lagen, den Kopf. Dann richtete er sich auf, um sich zu orientieren. Um Boronian, der immer noch am Boden lag, stand eine wachsende Menschentraube. In Iras bleichem Gesicht konnte er selbst auf die Entfernung ihre Sorge und Angst lesen. Er schickte ein stilles Stoßgebet gen Alveran.

Die albernischen Knappen waren zwischenzeitlich zurückgekehrt, soviel hatte er mitbekommen. Doch was sie danach getan hatten oder wo sie nun waren, [konnte er im Moment nicht ausmachen]. Auch Invher schien verschwunden. Besorgt blickte er sich um. Vorhin hatte er sie kurz aus den Augenwinkeln auf die Wiese eilen sehen. Auch dort standen nun einige Menschen, scheinbar über ein totes Pferd gebeugt, und auch Invher war bei ihnen. Beruhigt, dass es ihr gut zu gehen schien, streifte sein Blick den Platz vor der Tränke.

Das blutdürstige Mädchen, das ihn vorhin so unsanft umgeworfen hatte, und die Kratzbürste, die er unter dem Pferd gefunden hatte, schienen ebenfalls wie vom Erdboden verschluckt. Aber es mochte auch an seinen Sinnen liegen, die nun, nachdem alles vorbei war, zu rebellieren schienen. Für den Moment war seine Wut verflogen und er spürte bloß noch ein dumpfes Beben der Resignation in seinem Inneren.

Er würde zurück ins Lager müssen, bevor er die Pferde begraben konnte. Doch noch nicht jetzt. Er brauchte einen Moment. Also machte er sich – fast schlafwandlerisch – daran seinen Pferden die Führstricke und Leinen abzunehmen. Über seinem Arm begann ein großer Ball aus Flachs, Leder und Tau zu wachsen. Und auch fremden Pferden mühte er sich alles, was noch nutzbar sein konnte, abzunehmen. [Gereon (Catrin) 6.4/7.5]

*

Nachdem sie dem fremden Dunkelfuchs erfolgreich die Verlockung des Bachlaufes ausgeredet und sie das Tier am kurzen Zügel führend einen weiten Bogen fort von jeder Gefahr durch eventuell schädliches Wasser geführt hatte, kam sie wieder in die Nähe der Tränke und erbleichte. Zum ersten Mal bot sich Ira der volle Blick auf das gesamte Grauen:

Über- und ineinander verkeilte Pferdekadaver bildeten seltsame Formationen, die Tränke war zerbrochen. Strenger Blutgeruch hing in der Luft, welcher die ersten Fliegen des Tages anlockte. Scharenweise krochen sie, angelockt von der metallischen Süße, aus ihren unsichtbaren Verstecken, um sich im Fleisch vergangenen Lebens die Bäuche zu füllen. Schmarotzer! Ira wischte übelgelaunt ein paar von ihnen aus ihrem Gesicht. Sie wollten wohl offenbar auch den Lebenden die Augen leertrinken.

Dann entdeckte Ira beim Näherkommen etwas, was ihren Blick magisch anzog: eine Fremde in einer schwarzen Kutte, die über einem Körper saß, der ausgestreckt am Boden lag. Er war ihr nicht sofort aufgefallen in dieser Ansammlung an verrenkten Leibern, aber ja, es lag dort drüben jemand im blutigen Gras. Und Ira erbleichte, denn der Körper war ihr Vetter. "BORONIAN!!" rief sie laut und zerrte den Gaul im Eilschritt hinter sich her. Mit bebendem Herzen überwand sie die Distanz zu der Frau in Schwarz und sank, selbst leichenblass vor Sorge, an der Seite des Bewusstlosen und der Boroni nieder. [Ira (Tanja)

Späte Hilfe (Ankunft Richild/Aeladir)

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(ca. +8 Minuten)

Das Grauen hatte nach dem Tod der letzten vergifteten Pferde von seiner überwältigenden Dimension eingebüßt: kein schmerzerfülltes Atmen und Wiehern war mehr zu vernehmen als die beiden Windhager heran ritten. Nur Menschen schienen sich zwischen den zerbrochenen Leibern der Rösser zu bewegen. Mal sammelten sie sich, mal stolperten sie einzeln und fassungslos durch das Leichenfeld.

Nie hatte Richild die Pole der Ewigkeit deutlicher gesehen als an diesem Morgen: Berge von totem Fleisch auf dem waidwunden Antlitz der Erde und daneben das saftige Grün der vor Leben strotzenden Wiesen der Baernfarnebene. Leben und Tod lagen wahrlich dicht beieinander – die äußersten Pferdeleiber ruhten bereits inmitten von grünem Gras.

Doch der Geruch von Blut und Tod ließ das Packpferd etwa 50 Schritt vor der Tränke unvermittelt steigen.

Aeladir zwang den alten Warunker zum Halt und griff instinktiv nach seiner Base hinter sich. Keinen Augenblick zu spät, da die tränenüberströmte Richild durch das Aufbäumen des überanstrengten Gauls überrascht worden war. Aeladirs Finger schlossen sich um den Arm der Dienerin der Alten Mutter und lenkten ihren Sturz, so dass sie für einen kurzen Moment an seinem Arm pendelnd schließlich unsanft auf dem Boden zum Stehen am.

Das Herz schlug ihr bis zum Hals als sie losrannte, kaum, dass sie stand. Sie war Aeladir dankbar, verschob allerdings jedes überflüssige Wort auf später – vielleicht benötigte jemand dort drüben Hilfe?

Der Ritter verweilte noch für einen kurzen Moment im Sattel und hielt angestrengt Ausschau nach Thyria und Eisenhuf. Doch der Mut sank ihm, da außer einem dunklen Fuchs wirklich keines der Rösser mehr stand. Weiter hinten an der beschädigten Tränke sah er Tyria und einen jungen Burschen für einen kurzen Moment miteinander ringen, bevor die beiden sich trennten. Wenigstens lebte sie!

Aeladir glitt vom Rücken des Packpferds, langsam und von Trauer erfüllt: Der mächtige Tobimorer war das schwierigste Pferd gewesen, dass er bislang besessen hatte. Ein Freund und Lebensretter. Der Grund dafür, dass er Thyria als Waffenmagd angenommen hatte.

Missmutig folgte er seiner Base in das Leichenfeld und benutzte seine Pfeife.

Richild lief, während hinter ihr die Pfeife schrill erklang, hastig auf eine kleine Gruppe von Menschen an einem toten Pferd zu. Dass sie mehrere Personen kannte, beschleunigte noch ihre Schritte ebenso wie die Gewissheit, dass sie gerade damit beschäftigt waren, einen Verletzten unter dem Kadaver hervorzuziehen. Sie hoffte zumindest auf einen Verletzten, da sich mehrere Knappen energisch beteiligten – daneben auch der düstere Baron von Rabenstein. Neben dem dunkel gewandeten, gleichmütigen Zyniker schien die Schwester der albernischen Fürstin wie ein strahlender Stern der Hoffnung – zumindest wenn man großzügig Schweiß und Schmutz übersah. Die junge blonde Knappin und der ältere Knappe an ihrer Seite waren ihr dagegen nicht bekannt.

Da! Gerade kamen die Bemühungen der Vier zum Erliegen und sie beugten sich über einen Körper. Wortfetzen des Rabensteiners wehten ohne Sinn heran: es gab noch Hoffnung.

Der ältere Knappe drehte sich um, als hätte er sie tatsächlich schon kommen gehört, war aber offenbar geistig zu langsam, um ihr auch rechtzeitig Platz zu machen. (Finn (Nina) 20.09.2016)

„Lasst... mich durch!“, stieß Richild nach dem Spurt atemlos hervor, drängte sich durch die verschwitzten Leiber vor und kniete sich neben dem Versehrten nieder. (Maik [Richild] 17.09.16)

Ankunft der Heiler (Ankunft Ivetta/Gefolge)

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(+9 M. bis +15 M./abgeschlossen)

Als Ivetta endlich am Ort des Geschehens ankam, wurde sie eines Schlachtfeldes ohne blanke Waffen gewahr. Mehrere Dutzende Pferde lagen bewegungslos auf dem Boden. Die letzten Momente ihres Todeskampfes hatte aus den stolzen, starken Leibern gebrochene, blutüberlaufene und grotesk verformte Wesen gemacht. Blut hatte das Gras getränkt und dampfte noch in der kühlen Morgenluft. Mehrere Knappen hatten den geliebten Tieren bereits die letzte Gnade erwiesen.

Rasch hatten sie die windhager Schwester der Säerin passiert und sahen nun, da sie das Werk der Göttin verrichten wollten, keine Möglichkeit mehr – es schien zu spät.

Auch den Rabensteiner Baron sah sie bei einem Pferd knien, regungslos, seine Hand auf den Kopf des stolzen Tieres gelegt. Fast schon wollte Ivetta resignieren, da erblickte sie doch noch eine Regung, eine Bewegung die Leben verhieß. Marbolieb, die Borongeweihte aus dem Gefolge Lucran von Rabenstein, betete in stiller Inbrunst, über den beinahe regungslosen Körper einen jungen Mannes gebeugt.

G egenüber der Geweihten kniete eine junge Frau in einem roten Wappenrock, sie trug einen Pferdeschwanz, der aber recht locker saß und einige wirre Strähnen vermisste, ihr Gesicht war von einem blutigen Striemen durchzogen, der jedoch glücklicherweise so aussah, als sei er aus Versehen aufgemalt. Die Rothaarigen hatte die Zügel eines Pferdeum die Schulter gehängt, welches sich bester Gesundheit erfreute und nervös den Kopf in die Richtung der Neuankömmlinge drehte, als die Perainegeweihte sich näherte. [Ira (Tanja) 5.4.16]

Ivetta erstarrte einen Moment angesichts des unglaublichen Massakers vor ihren Augen. Scharf sog sie die Luft durch ihre Nasenflügel ein und ließ ihren Blick schweifen. „Gift!“ hauchte sie. „Elfgyva, Tesse.“ Herrschte sie die beiden Dienerinnen der Ähre an, die sie begleiteten. „Nehmt die Gegengifte und verteilt sie. Untersucht die Symptome. Seid ihr euch sicher, welches Gift es ist, meldet es mir.“ Die Geweihte heftete ihren Blick auf die kleine, kräftige Frau mit dem nussbraunen Haar und dem runden, sommersprossigen Gesicht. „Tesse, für wie viele Heilungen reicht dein Kraft“

Die angesprochene Frau, eine studierte, gering magisch begabte Alchimistin aus Norburg, schüttelte den Kopf. „Für eine, höchstens zwei, Hochwürden.“

„Tu es!“ Sofort griffen die beiden Akoluthinnen der Peraine – Elfgyva eine ausgebildete Medica aus Albenhus – in den Arztkoffer und holten einige Fläschchen heraus.

Ivetta verschaffte sich z und ihr Blick fiel auf Boronian, den Knappen des Barons von Rabenstein. Sie fühlte beinahe körperlich, dass der Lebenswille des angehenden Ritters beinahe schon erloschen war. Sie eilte an die Seite der Borongeweihten. „Schwester in Boron…“ wandte sie sich an die Priesterin des Raben. „Lass mich ihm helfen.“

Ira stand sofort auf, um Platz zu machen und trat auch einen guten Schritt zurück. Froh, dass eine Priesterin der Göttin der Heilung hier war, wich sie gerne. Boronian mit der Borongeweihten zu sehen, hatte in ihr ein mulmiges Gefühl ausgelöst, dieses besserte sich nun ein wenig durch die Entschlossenheit der Perainegeweihten.

Räblein, halt durch! Sie wird dir helfen! Sie wird dich kurieren, denn hör mal, du musst mir doch erzählen, was passiert ist und wir müssen doch darüber lachen, so wie früher!

Ira verbot sich zu weinen, obwohl ihr gerade sehr danach war und sie sich wirklich zusammenreißen musste, damit sie es nicht tat. Auf dieses eitle Vieh von Schwertvater konnte sie gut verzichten… auf Boronian nicht. Sie wollte nicht, dass er vor seiner Zeit dahingerafft wurde. Nicht durch irgendein Drecks-Gift! Wütend machte sie die Feigheit, die hinter dieser Tat steckte. Gift! Nur ein Ungläubiger konnte diese Hinterlist einsetzen. Egal ob gegen Tiere oder gegen Menschen. Es war beidesmal zu verdammen!

Sie wollte eigentlich nicht beten, sie wollte eher dem drohen, der verantwortlich war für dieses ganze Unheil und sie wollte seinen Kopf. Wegen der Pferde. Wegen dem Gift. Wegen Boronian! Trotzdem gedachte sie in Gedanken den Mächten, auf denen ihre Hoffnung lag: Oh gütige Mutter Peraine und ihr anderen Götter Alverans, diesen Tod hat er nicht verdient. Wenn ihr ihn schon haben wollt, dann lasst ihn wenigstens im Kampf sterben, aber nicht so, …nicht so scheißdämlich und hundsfeige, kommt schon! Muss ich euch erst anflehen?! [Ira (Tanja) 5.4.16]

Die Borongeweihte, welche mit der ihr innewohnenden Kraft des göttlichen Raben Boronian am Leben gehalten hatte, sah auf. Ihr Blick war verklärt, als weile sie nicht hier. Die Perainegeweihte verstand. Boronian war bleich, sprichwörtlich totenbleich. Er atmete nur noch flach, Blut troff ihm in dicken Fäden aus Nase und Ohren. Bald schon würde Golgari ihn holen. „Nicht jetzt, noch nicht! Herrin Peraine, wenn es DEIN Wille ist, lass mich diesem jungen Recken mit all meiner Kraft helfen!“ Sie riss dem Knappen das Hemd auf und legte beide Hände auf die Brust über das Herz. Sie konnte es kaum noch fühlen, es schlug nur noch schwach und unregelmäßig. Die Priesterin nahm die Symptome war. Den Schaum, das Blut, die Zuckungen – und beinahe instinktiv sortierte sie all diese Anzeichen ein und traf eine Diagnose.

„Gebende Peraine, gütige Herrin, hilfreiche liebende Mutter…“ Ivetta sprach dieses Gebet kraftvoll, mit Inbrunst, und sie wusste, Elfgyva und Tesse hörten ihre Worte und begannen ebenfalls mitzubeten. „…gib mir die Kraft, das schädliche Gift zu finden. Gib mir die Kraft, das schädliche Gift zu fassen. Gib mir die Kraft, das schädliche Gift zu tilgen aus diesem Leib, ihn zu heilen.“ Sie griff jedoch nicht nach der ihre Seele umgebenden und schützenden göttlichen Kraft, sondern langte höher, nahm mit ihrem Geiste aus ihrem gröberem, aber nichtsdestominder starken Fundus. Sie pumpte diese Kraft aus diesem Netz, durch ihr Herz, durch ihren Kopf, durch ihre Arme in den Leib des jungen Recken. „Purgeris!“ Wieder und wieder sprach sie diese Zauberformel aus dem Bosparano und ließ ihre Kraft, die Peraine von Hesinde für Ivetta erbeten hatte, in den Körper Boronians fließen. „PUR-GE-RIS!“ Das Gift war stark, kalter Schweiß trat Ivetta auf die Stirn. Es war schon im ganzen Körper, sie musste ihre Kraft sich verteilen lassen, ausströmen lassen. Sie fühlte in den Körper hinein, das Gift stemmte sich ihr entgegen, finster, niederhöllisch kalt. Doch die Priesterin ließ nicht los – die lodernde Wärme ihrer Kraft drängte die Kälte des Giftes zurück, nach und nach, immer weiter, bis es sich in das Herz zurückzog. Die Kraft umgab das Herz mit einer warmen, schützenden, liebevollen Aura, dann preschte sie in einem finalen Angriff vor und zerschlug das Gift!

Bumm.

Bumm-bumm.

Bumm-bumm. Bumm.bumm.

Ivetta lächelte. Das Herz, es schlug! Wieder! Es schlug!

Doch sie konnte nicht innehalten. Sie nickte der Borongeweihten zu. „Achtet auf ihn.“ Sobald sie sicher war, dass Boronian es überleben würde, stand sie auf. Wandte sich dem nächsten Opfer zu. „Peraine, es gibt noch viel zu tun. Hilf mir!“ Wie viele Giftopfer konnte sie retten? Konnte sie alle retten? Sie sah sich blitzschnell um. (Nils [Ivetta] 31.03.2016)

Schmerz war in jeder seiner gemarterten Zellen, es schien, als ob der große und kräftige Körper aus nicht mehr zu bestehen schien als purem Schmerz. Er wollte schreien, doch er schaffte nicht einmal einen tieferen Atemzug. Er wollte weinen, doch keine Flüssigkeit außer Blut rann aus ihm hinaus. Er wollte um sich schlagen, den unsichtbaren Feind vernichten, doch nicht einmal für ein Zucken reichte es. Stand er? Lag er? Dies vermochte er nicht zu sagen. Nicht einmal, dass eine gute Seele sich neben sich setzte und für ihn betete bekam er mit.

Und dann: Ruhe. Stille. Einzig das unregelmäßige Schlagen des eigenen Herzens hörte er, doch so leise es auch war, für ihn klang es wie Trommeln des Krieges, welche sich immer weiter entfernten, wie ein Schlachtzug welcher von dannen zog. Er war tot. Gewissheit legte sich über ihn wie sanfter Nebel am Morgen. Thalloro, sein treuer Freund, ebenso. Und die anderen Tiere. Trauer? Nein. So war es nun einmal. Endlich verstand er. Akzeptierte er. Der Lauf der Dinge.

‚Hallo?‘ wollte er in die allesumgebene Dunkelheit fragen, doch ein Wort entglitt ihm nicht. Er dachte es. Oder, spürte es? Und wie als Antwort umfing ihn schwarze Leere, warm und wohlig. Ohne Angst, ohne Schmerz. Ohne Leiden. Kein Körper, an den er gebunden war, keine Hülle, welche ihn festhielt. Nur er, alleine und Ewig. Plötzlich eine zweite Stimme. Nein, keine Stimme. Aber sie war da. Und es war sie. Er erkannte sie auf Anhieb, auch wenn sie bereits gehen musste, kurz nachdem er angekommen war. Sie war hier. Wartete. Auf ihn? ‚Es war in Ordnung‘, ließ sie ihn verstehen: ‚es musste sein‘. Er war nicht böse. Wie hätte er ihr auch böse sein können? Lange waren sie einfach nur. Beieinander. Genossen es.

Dann eine Stimme. Er hörte, doch merkte er sie nicht. Nicht so wie er sie merkte. Oder die anderen. Diese neue Stimme, rein und gut, rief nach ihm, ihre Worte waren Leben. Zurückkommen sollte er. Sollte er? Er wurde eines Rauschens gewahr, welches allgegenwärtig zu sein schien, doch hatte er es zuvor noch nicht bemerkt. ER war hier. Wegen ihm. Boronian stockte. Wegen ihm? Ja. Hätte er weinen können, so hätte er es getan. Vor Rührung. Jemand kam für ihn. Nur wegen ihm. Weil er der war, wer er war. Nicht wegen seiner Herkunft. Nicht wegen seiner Kraft. Nicht wegen dem, was er war und was er sein könnte. Nicht wegen seiner Taten. ER war hier. Wegen ihm. Das erste Mal beachtete ihn jemand, weil er es war, nahm sich Zeit für ihn.

Selbst sie hatte er nie für sich gehabt. Nie alleine die Aufmerksamkeit genießen können in der kurzen Spanne die sie sich kennen lernen durften. Und der andere? Wollte ihn loswerden. Wollte er? Wegen der Neuen. War es so? Und der Herr? Nicht seine Stimme war es, die sprach. War er überhaupt hier? ‚Spielt es eine Rolle‘ wollte eine andere Stimme wissen, die er selbst war. Nein. Es spielte keine Rolle.

‚Was nun?‘ fragte er sich eine Äone, die nicht länger dauerte als ein Wimpernschlag. Bei ihr waren noch andere, es fühlte sich warm an, sicher. Ewig. Doch etwas war da, in ihrer Mitte. Man könnte es sehen nenne, doch tat er es mit der Seele, nicht mit den Augen. In der Gruppe, die Ewigkeit hieß, stand eine andere. Er selbst war dort. Groß. Stark. Ein erfahrener Mann. Und nicht alleine. Andere waren mit ihm. Doch erkennen konnte er keinen. Zu fern schien alles. Ein Gedanke waberte im friedvollen schwarz an ihm vorbei. Er stockte. Nein. Es konnte noch gelingen. Noch durfte er nicht aufgeben. Seine Aufmerksamkeit glitt zu ihr. ‚Es ist in Ordnung‘, ließ sie ihn verstehen, dass ihm warm in der Seele wurde: ‚wir warten`.

Eine weitere Stimme gesellte sich zu der anderen von außen. Oder löste sie ab? Er spürte einen Sog, sah einen Hoffnungsschimmer im tiefen Schwarz der angenehmen, wohligen Welt. Die Schwingen waren noch immer da. Warteten geduldig. Hatten Zeit.

Er sammelte seinen Willen. Auch wenn er kein Zauberer war wie die Mutter oder die Schwestern. Kampflos gab er nicht auf. In ihm sammelte sich Entschlossenheit. In jeder Faser, in jedem Gedanken. Noch nicht. Seine Zeit würde kommen, wie sie für jeden kam. Doch noch nicht. Schmerz würde ihn erwarten. Leid. Und Freundschaft.

Ivetta und Marbolieb merkten eine Veränderung in dem Körper des jungen Mannes. Er war schwach, ja, fast war es, als würde er ihrem Griff entgleiten. Auch wenn das Gift durch die gütige Herrin Peraine aus dem niedergeworfenen Körper gebannt war, so wurde der Geist schwächer. Doch dann, jäh bevor sie die Hoffnung aufgeben wollten, kam eine Veränderung. Das Herz machte einen Sprung. Dann noch einen. Er kämpfte. Kämpfte sich zurück. Es war seine Entscheidung, dass wussten beide genau. Sie hatten seinen Körper gerettet, doch er wollte leben. [Boronian (Mel) 31.03.2016]

*

Während Ivetta sich um den mit dem Tode ringenden Knappen bemühte, suchten Tesse Uhl und Elfgyva Selbling nach weiteren Vergifteten, die sie noch retten konnten. Viele waren es nicht, zahlreiche Pferde waren dem Gift bereits erlegen. Die kleine kräftige Tesse näherte sich dem Rabensteiner, der neben einem der Pferdeleiber kauerte, und sah, wie sich der mächtige Brustkorb seines Pferdes zwar kaum wahrnehmbar, aber doch noch hob und wieder senkte. Der Baron hob den Blick aus seinem einen Auge – schwarz und ohne jedes Licht erschien es der Dienerin der Ähre, und was sie darin las, ließ sie schlucken.

„Benötigt Ihr Hilfe?“

„Helft ihm.“ Bat der Mann mit den schwarzen Haar, durch das sich deutlich Silbersträhnen zogen, wies auf den Hengst neben sich, in dessen Lungen jeder Atemzug gurgelte. (Tina[Lucrann] 01.04.2016)

Die Alchimistin, ausgebildet in Norburg, erkannte, dass noch Leben im Hengst war. Sie kauerte sich neben das Tier. Ein Pferd heilen. Die Vergiftung eines Pferdes beseitigen. Die Halle des Lebens zu Norburg genoss einen ausgezeichneten Ruf auch und gerade in der Tierheilkunde. Womöglich war es sogar die einzige gildenmagische Akademie, die sich überhaupt um die Heilung von Tieren ebenso bemühte, wie um die von Menschen. Oder Elfen und Zwergen. „Ich versuche mein Bestes.“ Sie kauerte sich neben das mächtige Tier und legte ihm die Hand auf den großen Brustkorb. Tief atmete sie ein. Dann wieder aus. Und noch einmal ein. Sie rief sich ihre eigene Ausbildung an der Halle des Lebens in Gedächtnis. Tochter einer einfachen ouvenmaser Händlerfamilie war sie mit magischen Kräften geboren worden – doch leider waren sie nicht stark genug gewesen für eine formelle gildenmagische Ausbildung. Doch hatte sich ihre Mutter entschlossen, ihr die ebenfalls teure Ausbildung zur Alchimistin an der Halle des Lebens zu ermöglichen. Und dies war der richtige Weg gewesen – denn dort hatte sie zu Peraine, zur Göttin des Lebens, gefunden. Und schlussendlich auch zum Orden der Therbûniten. Hier diente sie nun mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten der Göttin und allem Leben. „Herrin, Peraine, gütige Mutter, steh mir bei. Gib mir die Kraft, auch diesem Lebewesen zu helfen. Dieses Pferd ringt mit dem Tode und möchte doch leben. Bitte, lass meinen Zauber nicht scheitern.“

Erneut atmete sie ein und noch einmal aus, dann zapfte sie ihr persönliches Kraftreservoir an, verborgen in ihrem Geiste und ihrer Seele. Sie öffnete es und ließ die Kraft herausströmen. Durch ihren Geist und Verstand. Dort verdichtete sie die Flüsse und wob sie zu einem konzentrierten Netz. Diese Fäden lenkte sie durch ihre Hände in den Körper des Pferdes. „Purgeris!“ befahl sie dem magischen Netz und dem unter ihr liegenden Leib. Das Netz glitt nach einem ersten Widerstand in den Körper. Doch es war zu schwach. Es musste stärker werden. Sie nahm noch mehr Kraft, fügte sie dem Netz hinzu, fester wurden die Fäden, dichter, fingen erste Giftspuren ein. „Purgeris!“ befahl sie erneut mit der Zauberformel, die sie einst in Norburg erlernt hatte. Schweiß trat ihr auf die Stirn, Lichtpunkte tanzten vor ihren Augen. Das Leben des Pferd rann aus seinem Leib, es strömte durch ihre Finger und das magische Netz hindurch. Das Gift war zu stark. Tesses Gesicht verlor die Farbe, doch sie hielt den Blick. Es durfte nicht sein. ‚Peraine! Gütige Mutter, hilf mir! Hilf diesem Lebewesen, es bittet um DEINEN Schutz!’ Sie gab ihre Sehnsucht, ihre Hoffnung und auch ihren Trotz hinzu – und noch mehr Kraft. „PURGERIS!“ scharf klang dieser magische Befehl, Widerstand würde die Akoluthin nicht dulden. Die Kraft strömte nun heiß durch ihren Körper über die Hände in das Pferd. Sie sah es nicht, nahm es nicht wahr, doch ein dünner Blutstropfen fiel aus ihrer Nase auf die Erde. Die Lichtpunkte wurden stärker, grelle Lichtblitze. Sie spürte Widerstand im Körper und versuchte ihn zu brechen, zu überwinden, zu zerschlagen.

Ihr Kreislauf brach, sie sackte zusammen, schnappte nach Luft, schloss die Augen, versuchte sich zu orientieren, zu halten. (Nils [Tesse Uhl] 01.04.2016)

*

Zu jenem Zeitpunkt traf der Rest der Rabensteiner Gefolgsleute ein. Die beiden Armbruster musterten das Schlachtfeld und schluckten, während Jervan di Arrias, der Medicus, hastig von seinem geborgten Gaul rutschte, seine Kutte raffte, sich seine Umhängetasche unter den Arm klemmte und sich umsah. Er war ein hochgewachsener, glattrasierter Braunhaariger in den Fünfzigern, und schon durch sein Amt ein gewisses Maß an Kummer gewohnt. Doch dies hier ... der Alchemist schluckte. Und tat das, was ihm am Sichersten schien – er trat zu seinem Dienstherrn, kniete sich neben die zusammengesunkene Gestalt der jungen Frau, pr üfte deren Puls und nahm einen der Heiltränke aus seiner Tasche, für’s erste unschlüssig, wem er diesen einflößen sollte. Nach einer kurzen Einschätzung der Lage entschied er sich für die sichere Lösung: Das Pferd. Jervan seufzte. Und bettete Tesses Haupt auf seinen Schoß, eine Hand am Hals der Frau, deren Herz schnell, aber gleichmäßig pochte – und einem auf dem tiefschwarzen Fell des Pferdes, dessen viel zu schneller Herzschlag sich langsam, ganz langsam beruhigte. Und in einen ruhigen, gemessenen Takt fand. Poch. Poch. Poch. So, wie es sich gehörte. Und wie es gut war.

Jervan senkte das Haupt. Wie, um der guten Herrin willen, war er nur bis zu diesem Ort gelangt? [Tina (Lucrann bzw. Jervan) 2.4.16]

Das Fell des Schwarzen zuckte unter seiner Hand, als wäre diese eine lästige Fliege, die es zu verscheuchen galt. Als sichtbare Welle zog sich die Bewegung über den Hals und die Seite des Rappen, nochmals und nochmals. Die schweren, eisenbeschlagenen Hufe zuckten und gerieten gefährlich in die Nähe der ohnmächtigen Frau. Röchelnd holte das Tier Luft und zuckte mit dem Kopf, zog die Vorderbeine unter den Leib und hieb seinen mächtigen Schädel auf den Arm des Medicus, im vergeblichen Bemühen, auf die Beine zu gelangen.

„Du bleibst schön liegen, mein Freund!“ Entschieden drückte er den Schädel Konyas wieder zu Boden. Jervan hatte keinesfalls vor, selbst unter dem Körper eines taumelnden Pferdes begraben zu werden - egal ob Elenviner oder Tralloper. Und er kannte seine Fellträger aus vielen Jahren, besser, als er sich dies zu Zeiten seiner Ausbildung jemals hätte träumen lassen. Statt dessen tätschelte er die Wangen der jungen Frau, kramte in seiner großen Umhängetasche nach einem Fläschchen und hielt es ihr schließlich unter die Nase. Ein beißender Geruch nach Ammoniak, Lavendel und Minze stieg auf. [Tina ( Jervan) 4.4.16]

Abrupt schlug die Akoluthin Peraines wieder die Augen auf. Mehrfach blinzelte sie. „Was?“ Sie sah sich um, nach rechts, nach links. Dann fasste sie sich mit beiden Händen an den Schädel. Tesse war blass, bleich. Totenbleich. Als wäre sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht gewichen. Dann heftete sie ihren Blick auf den schweren Leib des schwarzen Pferdes. „Ist er?“ Sie schluckte. „Lebt er?“ (Nils [Tesse] 06.04.2016)

„Keine Sorge.“ Jervan verkorkte das Fläschchen wieder und verstaute es wieder in seiner Tasche – keine einfache Aufgabe mit nur einer Hand. „Seht her.“ Er nahm seinen Arm vom Kopf des Hengstes. Prompt ruckte der mächtige Schädel nach oben und mit lautem Schnaufen versuchte Konya, auf die Beine zu gelangen. „Hoo, mein Hübscher. Schön langsam!“ Er fasste das Halfter des Tieres mit beiden Händen und verhinderte, dass das Pferd sich aufrichtete. „Ihr habt wohl daran getan – aber sagt, wie geht es euch? Kann ich Euch helfen?“ [Tina (Jervan) 6.4.16]

*

Inzwischen hatte sich Ivetta einen Überblick verschafft. Pferde. Tote Pferde überall. Pferde im letzten Überlebenskampf, in den letzten Zügen. Es war ein Elend, ein reines Massaker, ohne Klingen. Grauenvoll. Der Geweihten traten Tränen in die Augen. Doch – Peraine sei Dank – die Knappen waren zum großen Teil unverletzt. Oder nicht schwer. Doch Boronian war noch schwach, sehr schwach. Sein Leben stand noch auf Messers Schneide, Golgari war noch nicht wieder in Borons Hallen zurückgekehrt. Die Priesterin fühlte seinen Puls, schwach, flackernd. Sein Herz schlug, seine Haut gewann wieder an Farbe, als das Blut zurückkehrte, doch jedes neue Unglück konnte sein Leben erneut fordern.

Ivetta schwankte, die Kraft rauschte durch ihren Kopf, es begann zu hämmern. Der Zauber war anstrengend gewesen, hatte sie sehr gefordert. Sie schloss für einen Moment die Augen, bevor die tanzenden Lichtpunkte zu grell wurden. „Peraine, hilf mir, ich brauche jetzt alle Kraft, um dieses Leben und auch weitere zu retten.“ Betete die Geweihte.

Dann kauerte sie sich erneut neben Boronian nieder. Sie sah Marbolieb an, der Blick der Boroni aus großen, stark geweiteten Pupillen sah beinahe durch Ivetta hindurch. Dann griff die Perainegeweihte in ihre Umhängetasche und holte eine Kürbisflasche heraus. Sie entkorkte das Gefäß und sofort stieg ein frischer Geruch nach Oliven und Knoblauch aus der Öffnung. Vorsichtig goss sie einen Schluck Öl in ihre rechte Hand, stellte die Flasche beiseite und verrieb das Öl in beiden Händen. Dann begann sie die blanke Brust Boronians mit dem Öl sanft einzureiben.

Sie schaute ihm dabei direkt in das Gesicht, auch wenn seine Augen geschlossen waren. Sie versuchte zu lächeln. Doch es fiel ihr angesichts des sie umgebenden Leides sehr. Nun suchte sie in sich die Nähe ihrer Göttin, die Schnur, einer seelischen Nabelschnur gleich, welche sie mit ihrer Schutzgöttin, der gütigen Mutter, verband. Und sie spürte die Freundlichkeit, die Nachsicht und die Liebe, welche Peraine für sie und für alle sterblichen Wesen empfand. Dieses Glück erfüllte die Geweihte und ließ ihr wieder einmal bewusst werden, wie kostbar das Leben doch war. Und welche ungeheure Pflicht, Bürde und auch Ehre es war, in den Dienst der Göttin berufen worden zu sein. Sie schöpfte Kraft und Zuversicht aus diesem Glück und nahm geistig diese Zuversicht. Warm stieg es in ihr auf, strömte durch ihre Adern bis in ihre Hände. Auch die schlangen Finger erwärmten sich und auch das Öl, welches dann auch auf der Haut des Knappen glänzte.

„Herrin Peraine…“ Ivetta atmete deutlich durch die Nase ein und entließ den Atem durch ihren Mund. Voll klang ihre Stimme, die Zuversicht, die Peraine ihr schenkte, sollte in jedem einzelnen Wort erklingen. „… schenke diesem Sterblichen Lebenskraft. Denn sein Leib bedarf der Heilung in DEINEM Namen!“ Sie betete dieses kleine Gebet mit kräftiger, offener Stimme wieder und wieder, während sie sanft das mit Knoblauch gereinigte Olivenöl als warmen Film auf der Brust Boronians verteilte. Der Knoblauchgeruch strömte aus, umgab Ivetta, Marbolieb und Boronian und auch noch Ira, die einen guten Schritt abseits stand, einer schützenden Hülle gleich. Es war eine reinigende Hülle, erfrischend und belebend. Die aus göttlichem Vertrauen geborene Zuversicht übertrug sich auf den Knappen, schwach und leblos unter ihren Händen (Nils [Ivetta] 01.04.2016).

Ivetta rieb die Brust des jungen Mannes fast schon zart mit dem duftenden Öl ein, ihre Gebete an Peraine folgend. Langsam kam die Wärme zurück in den Körper von Boronian, durchströmte das Blut ihn gleichmäßig. Er hatte durch sie das Gift verloren, zudem einen guten Teil seiner Kraft zurückgewonnen - und doch schien es, als ob er selbst noch einen Augenblick länger dort verharrte, wo er gerade war. Der Knappe selbst entschied, dass er zurückkommen wollte.

Mit einer geschmeidigen Gewegung in der noch leicht kraftlosen Pranke umschloss er sanft und dankend die Hand der Frau, welche ihn salbte. Doch der Blick seiner gerade geöffneten Augen fiel ruhig auf die Augen der Borongeweihten. Er war nicht aufgeregt, und wenn er noch Schmerzen hatte, ignorierte er diese für den Moment, da er eine unergründliche Ruhe ausstrahlte, die sich nur langsam verflüchtigte. Das Wissen um IHN und um Unabänderlichkeit und Vergänglichkeit hatte ihn berührt und niemand konnte dies verstehen wie Marbolieb, welche dem Ewigen diente.

Nach einigen Atemzügen, welche schnell kräftiger wurden, versuchte er sich aufzurichten und umzusehen, eine Hand noch immer auf der der Geweihten. Er konnte bereits erahnen, wie es hier aussieht, doch war es noch weitaus brutaler, als in seinen kühnsten Gedanken. Er blickte sich um, sah sein eigenes Tier tot am Boden liegen. Ein leiser, mitfühlender Seufzer entglitt ihm. Doch noch war er zu selig, zu gefangen in dem, was er gerade erlebt hatte, um zu trauern. Wenn es auch für Rösser etwas gab, wie er es erlebt hatte, dann musste er nicht trauern. Dann ging es ihnen an einem anderen Ort gut, auch wenn es schade war, keinen so treuen Kameraden in der Schlacht zu haben.

Die Schlacht. Ein grimmiger Ausdruck stahl sich in sein Gesicht. Sie war bereits hier. Haffax hatte es geschafft, noch bevor alles wirklich begonnen hatte, die Moral der Leute zu senken und Chaos zu stiften. Wer auch immer es war, er hatte eine gute Arbeit geleistet. Ob der Mann mit dem Hund etwas damit zu tun hatte? Man sollte ihn finden.

Es dauerte eine Weile, er suchte nach Worten, doch er fand keine, welche ihm passend erschienen. Danke? Was war geschehen? Welches Gift war es? Viel einfacher war es gewesen, seine Gedanken sprechen zu lassen. Sie drückten aus, was er mitteilen wollte, nicht einfach nur eine Botschaft. Langsam begann er zu verstehen. Doch er suchte mit dem Blick noch etwas, noch jemanden. Seinen Paten. [Boronian (Mel) 03.04.2016]

Keine zehn Schritt entfernt kniete dieser neben einer braunberobten Gestalt zwischen den Leibern einiger Pferde. Als habe er den Blick seines Knappen bemerkt, hob er den Kopf und die Augen der beiden trafen sich. Was auch immer er im Blick Boronians las – der Baron kam zu seinem Knappen herüber und ging neben diesem mühsam in die Knie. Still, ohne den Blickkontakt zu brechen, legte er dem Jungen die Hand auf die Schulter und Boronian spürte, wie sich die tiefe Ruhe, die sich seiner ermächtigt hatte, im verbliebenen Auge des Älteren widerspiegelte. [Tina (Lucrann) 3.4.2016]

Der Knappe richtete sich ein wenig mehr auf und stützte sich auf dem durch den Nebel noch leicht feuchtem Gras ab. Als sein Knappenherr den Blick erwiderte, brach auch er ihn nicht ab. Oder konnte er es einfach nicht? Dutzende Fragen und Antworten schwirrten in seinem Kopf umher, doch war er unfähig, auch nur eine zu formulieren. In seinen Augen mochte sich alles und nichts spiegeln, doch seine Seele rief innerlich noch einmal nach der ihr. Sie war dort gewesen. Er hatte sie endlich getroffen. Etwas, was vielleicht Friede war, hatte sich über ihn gelegt, war in ihn gedrungen und strahlte aus ihm hinaus. Er war mit ihr im Reinen, auch wenn er nicht gewusst hatte, dass er es vormals nicht war. Und während das Rauschen der unsichtbaren Schwingen in seinem Geiste langsam wieder leiser wurde, sah er mit etwas festerem Blick seinen Paten an, welcher bei ihm kniete. [Boronian (Mel) 03.04.2016]

Der umfasste die Schulter des Jungen. Blut glänzte auf dem schwarzen Leder seiner Handschuhe und netzte den schwarzen Stoff von Boronians Wappenrock. Keiner der beiden schenkte dem irgendwelche Aufmerksamkeit. Einen Lidschlag lang währte die Ewigkeit, und mit ihr das Wissen von Liebe und Tod, Schmerzen und Frieden, von Zeit und Unendlichkeit.

Schweigen, das die Endgültigkeit umschlang wie ein umfassender Mantel.

‚Es ist gut’, sagte die Berührung des Einäugigen. ‚So, wie es ist.’

Langsam, wie die Nacht dem Morgengrauen wich, drangen die Geräusche des Schindplatzes, in den die Tränke sich verwandelt hatte, über die beiden. Das Hier und Jetzt forderte sein Recht ein; grell das Licht des Praiosmals, das die Nebel vertrieb.

Langsam erhob sich der alte Baron, ein schwarzer Schemen vor den zurückweichenden Nebelschwaden, und streckte Boronian die Hand entgegen. [Tina (Lucrann) 4.4.2016]

Der Knappe nahm die Hand seines Herrn und ließ sich beim Aufstehen helfen. Ja, wenn man es sich betrachtete, so war es durchaus ein wenig förmlich. Als ob er das Versprechen, welches ihm zu Anfang der Knappenzeit abgerungen wurde, mit dieser einfachen Geste untermauerte. Dies war sein Obherr, er sein Knappe. Der Blick riss nicht ab, doch stahl sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Es war also gut. Als er die Hand losließ, nickte er ihm zu und besah sich dann bewusst das Chaos. Doch vielmehr suchte er die Leute, welche heute Morgen mit ihm hier waren. Ging es ihnen gut? Und wo war Ira? [Boronian (Mel) 04.04.2016]

Während der gesamten Zeit hatte die Hlutharswachter Knappin mitgefiebert, mitgehofft, sogar still mitgebetet und ja, auch finstere Pläne geschmiedet. Nun, da ihr Vetter wieder auf den Beinen war, konnte sie einfach nicht anders. "Räblein?" rief sie ihn vorsichtig bei dem Spitznamen, den er aus Kindertagen besaß, und als er sich zu ihrer Stimme umdrehte, machte sie rasch einen Schritt auf ihn zu und fiel ihm einfach um den Hals. [Ira (Tanja) 5.4.16]

Der Rabensteiner, im Begriff, sich abzuwenden, hob angesichts des Kosenamens Boronians eine Augenbraue, reagierte aber nicht weiter darauf. Er schritt zu den beiden Priesterinnen und legte beiden die Hände auf die Schultern. „Danke.“ [Tina (Lucrann) 5.4.16]

Boronian sah zu seiner Base, welche ihm nun entgegenflog und versuchte, festeren Stand zu finden, doch war er noch nicht standfest genug in diesem Moment. Als Ira sich ihm um den Hals warf, knickte er unweigerlich ein und kniete mit ihr im feuchten Gras, welches seine Hosenbeine nun auch auf der vorderen Seite durchweichte. Noch etwas Anderes bewirkte es. Sie hing an ihm, hielt ihn fest und vergrub sich in seinen blutigen und nach dem wunderbaren Öl riechenden Sachen, strahlte Wärme und Besorgnis aus. Er legte beide Arme vorsichtig um sie, ein wenig unbeholfen, um ihr zu zeigen, dass alles wieder gut war. Er blickte noch einmal mehr zu Lucrann und dieser wusste, dass nun wirklich alles gut war. Dieses Erlebnis musste er verarbeiten, und sicherlich würde es einige Abende dauern, doch es würde ihn wohl gestärkt aus allem hervorgehen lassen. Und vielleicht ein wenig schweigsamer und andächtiger.

Der Junge strich dann Ira durch das Haar und fand langsam seine Worte wieder: "Geht es dir gut?" Ja, diese Worte waren gut. Innerlich nickte er. [Boronian (Mel) 05.04.2016]

„Machst du Witze??“ Ira sah ihn mit einem mehr als erleichtertem Lächeln an. Ihr Blick wurde dann aber dunkel, während sie ihm fast zärtlich, aber von deutlichem Schmerz und auch von ihrer Wut getrieben, die verdreckte Klamotte an der Schulter glattstrich, und die Intimität aufhob, indem sie sich zurückzog und aufstand. Sie streckte Boronian die Hand hin, um ihm aufzuhelfen. „Ich bring ihn um. Wer auch immer es war, ich bring ihn um!“ Ihr Blick wanderte über die toten Pferdeleiber und unverständlich schüttelte sie den Kopf. Sie wünschte sich ein Schwert und einen Schuldigen, dem sie es ins Herz rammen konnte. [Ira (Tanja)5.4.]

Müde gab der alte Baron seinen Bütteln einen Wink, sämtliche überlebenden Teile der Rabensteiner Entourage aufzusammeln und zurück ins Lager zu schaffen. Hier gab es nichts mehr zu tun. Ein gebeutelter Knappe und ein zitterndes, vollkommen erschöpftes Pferd war alles, was vom morgendlichen Ausflug zur Tränke geblieben war. Nicht lange hatte der Gegner für seinen ersten Zug benötigt – und es höflicherweise bei einem Warnschuss bewenden lassen. Auch wenn Lucrann diesen feigen Angriff auf Heller und Kreuzer sowie mit einem guten Zins zurückzahlen würde. Die gleiche Menge Gift in einem der Brunnen, aus dem sich das Lager versorgte, wäre effektiver gewesen. Sei’s drum – vorbei war das Spiel noch lange nicht. Es hatte gerade erst begonnen. [Tina (Lucrann) 5.4.16)

Vorbei, und doch nicht

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(ab 15. Min)

Gerade war Gereon dabei die Rabensteiner Tiere von Leder und Strick zu befreien, als er einige aus dem Gefolge des einäugigen Barons bemerkte, die sich ebenfalls ihren Pferden zuwandten. Also übergab er ihnen die Stricke, die er ihren Pferden bereits abgenommen hatte, und blickte sich um. Der Baron schien mit seinen Leuten den Rückweg ins Lager antreten zu wollen. Boronian stand wieder und Gereon seufzte erleichtert auf, als er ihn bemerkte. Dann überbrückte er die wenigen Meter zu dem großen Knappen und wandte sich ihm zu. „Perraine sei Dank! Wat bin isch froh, datte stehst! Isch hatt schon jedaacht, Golgaris Schwingen hätten disch davonjetrage.“ Er strahlte den anderen an und schlug ihm aufmunternd mit der Hand zweimal gegen den Bauch, weil er auf die Schultern nicht hinaufreichte. In seinem Blick konnte Boronian noch die vergangene Sorge und die Erleichterung erkennen. (Catrin [Gereon] 8.5.)

Boronian sah bei Gereons Worten an sich herab. Ungläubig und doch ebenso froh, unter den Lebenden zu weilen. Ja, Golgaris Schwingen waren nah gewesen. Aber dieser hatte ihn heute nicht geholt. Das fühlte sich seltsam erbauend an. „Nein, ich bin noch hier. Und ich habe auch nicht vor, das so schnell zu ändern.“ Der Rabensteiner Knappe schien seltsam ausgeglichen und ja, irgendwie entrückt, wie es den Anschein hatte. [Boronian]

Schon sammelten sich aber die Rabensteiner um die Tränke zu verlassen. Der Baron stützte höchstselbst die Borongeweihte, während eine ansehnliche Frau in grober Kutte gerade der nordmärkischen Äbtissin und deren Heilerin Wasser aus ihrer Flasche gab.

Boronians Base Ira hingegen blickte düster drein. „Aber der, der uns das hier angetan hat, der DIR das angetan hat, wird dafür bezahlen! Und wenn ich ihm ganzen verdammte Lager der Kaiserlichen suchen muss.“

Ira ließ eine Faust in die Handfläche klatschen. „Was ist? Gehen wir den Kerl suchen und köpfen! Ich will sein Blut an meinem Schwert sehen. Haben wir irgendwelche Hinweise? Oder ne Idee, wer das gewesen sein könnte?“ [Ira]

Boronian musste über Iras Tatendrang schmunzeln, obwohl ihm eigentlich nicht zum Lachen zumute war, wenn er all die anderen so anschaute. Aber ihm war hingegen leicht ums Herz. "Wenn, dann war es vermutlich der Mann mit Hund, der uns heut Morgen entgegengekommen ist." antwortete er, bevor sein Blick wie von Geisterhand gelenkt in die Richtung davonflog, in die der Mann fortgegangen war. [Boronian]

Schluchzen und Geschäftigkeit an der Tränke lenkten die Hlûtharswachterin für einen kurzen Moment ab. "Hä, was für ein Mann?" Ira wandte sich bei Boronians Worten um und guckte grimmig. Aber bevor er antworten konnte, hob sie die Hand. "Warte, ich muss da erst mal kurz… Das macht mich wahnsinnig." Sie machte auf dem Absatz kehrt und stapfte entschlossen zu dem angepflockten Pferd hinüber, bei dem die jüngere Knappin mit dem blonden Zopf im Gras neben einem liegenden Knappen kniete und bitterlich in ihre Handflächen weinte. [Ira]

Daneben saß eine weitere Schildmaid in einem ehemals wohl größtenteils weißen Wappenrock im blutigen Gras. Ein grimmiges Schreckgespenst, über und über mit Blut besudelt. [Siana]

Im Hintergrund riss der Streiter, der spät auf dem ungesattelten Pferd herangeritten war, zusammen mit albernischen Knappen (Finn und Rhonwen) zwei längere Planken aus der Tränke. Dann hieß er seine schweigsame Knappin rasch bei den toten Pferden nach Zügeln zu suchen und lud den beiden Knappen das Holz auf: „Bringt dies zu eurem Ardan, damit wir eine Trage bauen können.“ Damit wandte er sich ab und suchte nach einer Satteldecke bei den Kadavern.

Ira trat genervt an die Weinende heran. "He, du! Hör mal endlich auf zu heulen, das erträgt man ja nicht. Die Viecher sind tot! Und Ärger kriegen wir wohl alle. Dein Geheule ändert auch nichts daran! Verdammt, wir müssen jetzt den Verursacher finden – und nicht rumstehen und gar nichts tun!" Sie besann sich um eine gemäßigtere Wortwahl, weil ihr weder die Heulsuse noch die Vogelscheuche bekannt waren, und setzte sogleich etwas weniger forsch hinterher: „Macht ihr mit bei der Suche?“

Langsam sah Siana auf.

Während Invher schluchzend hervorwürgte: „Die Pferde… sind… tot.“ Die Jüngere blickte Ira dümmlich aus ihren rotgeweinten, geschwollenen Augen an und blinzelte.

Die Plötzbogenerin lachte müde auf. "Stell dir vor, das sind sie. He, dich bringen ein paar tote Pferde aus der Fassung, ehrlich? Na, dann wart mal ab, wenn wir in die Schlacht ziehen! Willst du dann auch heulen, wenn um dich herum deine Freunde sterben? Dann viel Spaß beim Draufgehen!" Iras Worte hatten etwas Schneidendes und kamen wie ein gnadenloser Pfeilhagel über das fremde Mädchen nieder.

Es blickte Ira entsetzt an. Beinahe wütend wischte es sich jetzt Augen und Wangen trocken und starrte ins Gesicht der Nordmärkerin. Die Pfeile hatten getroffen.

Und nicht nur die Blonde. Nun war auch die blutverschmierte Vogelscheuche auf den Beinen und hinkte die wenigen Schritte auf Ira und Invher zu: „Halt endlich dein blödes Schandmaul, dämliche Pute. Heute ist schon ein Freund von mir gestorben und viel hat bei Ardan und dem da drüben“ – sie nickte in Richtung Boronian – „nicht gefehlt, also geh‘ dich woanders austoben.“ [Siana]

„Und wer bist DU, dass du mir das Maul verbieten willst, hä?“ brummte Ira missmutig und sah die Albernierin aus zusammengekniffenen Augen zornig an. Sie wollte hier Überblick in diesem Chaos schaffen, auf die Jagd nach dem Verursacher gehen, und diese dämliche Kuh wollte… was? Streit? [Ira (Tanja) 19.9.]

Hinter ihr blieb die mit Holz beladene Rhonwen stehen und verfolgte mit hochgezogenen Augenbrauen die letzten Worte der Nordmärkerin. Noch ehe Siana, die sich unter den albernischen Knappen längst einen gewissen Ruf als Streithammel erarbeitet hatte, den Streit weiter forcieren konnte, war Rhonwen an die ihr unbekannte Ira herangetreten und drückte ihr unvermittelt die schweren Holzplanken in die Arme: „Hier, nimm mal! Wir müssen eine Trage für ihn bauen“, sie deutete auf Ardan, „kannst dich gleich nützlich machen!“ (Rhonwen [Nina], 20.09.20)

<a style="color: #660033" name="__DdeLink__17637_228977306" title="__DdeLink__17637_228977306"></a>Wütend sah Siana von Rhonwen zu Ira, bereit, das letzte Wort zu behalten. Trotzdem riskierte sie einen raschen Seitenblick zur aufgelösten Invher. Mit einem Kopfnicken versuchte Siana der Gleichaltrigen zu bedeuten, sich ebenfalls nützlich zu machen. (Maik [Siana], 21.09.16)

Kurz überrascht von der Schwere der Holzplanken, hätte sie diese beinahe fallen gelassen. Unwillig drückte sie die Bretter Rhonwen zurück gegen die Brust. „Nee, dafür hab ich keine Zeit. Jemand muss diesem Kerl hinterher! Und wenn ihr alle andere Dinge machen wollt, muss ich eben allein gehen.“ Aus Ira sprach da der Frust, etwas bewegen zu wollen in einer Welt, die sich just nach einem halsbrecherischen Überschlag extrem langsam und überaus zäh nur drehte. [Ira (Tanja) 21.09.]

Aus Richtung des kleinen Bachlaufs kamen in dem Moment Ruada und Thalania mit Wassereimern heran, mit deren Inhalt sie vorhatten, Siana notdürftig zu säubern, während sich ihrerseits zwei nordmärker Knappen den jungen Frauen näherten.

„Ey, ihr verdötschte Höhner! Wat kabbelt'er üch denn do?!“ Gereon wandte sich mit Boronian der Gruppe um Ira zu und schüttelte den Kopf. Weiber! Eine allein konnte schon schwierig sein, aber nun fünf von der Sorte auf einen Haufen… [Gereon (Catrin) 20.7.]

Froh, sich nicht weiter mit diesen Albernierinnen auseinandersetzen zu müssen oder mit unsinniger Arbeit, für die es schon genug Hände gab, trat Ira aus dem kleinen Kreis heraus und den beiden jungen Männern entgegen. „Boronian, erzähl’s mal den anderen: Ihr habt vorhin einen Mann mit Hund gesehen, an der Tränke, als ihr zuerst da wart –“

Der Angesprochene war nur so dahin geschlurft, als habe er alle Zeit der Welt. Bei den Knappinnen angekommen, nickte er in die Runde, bevor er sprach:

"Ja. Er war heute früh mit seinem Hund dort spazieren, noch vor uns Knappen. Ruada,“ er sah die anwesende Drausteinerin an, „und ich kamen nach ihm an der Tränke an. Vielleicht hat er etwas gesehen. Ich will ihn später suchen gehen, wenn ich mich umgezogen und meinem Herren Rede und Antwort gestanden habe." Er seufzte. [Boronian (Mel) 05.04.2016]

Ira zog ihr Gesicht zusammen. Offenbar war das eine oder sogar gleich mehrere anderen Aussagen aus Boronians Mund nicht zu ihrer Freude. "Als würden wir einen Zeugen suchen… Aber wir suchen einen TÄTER!“ Sie ballte ihre Fäuste: „Er war also an der Tränke, sagst du. Wie lange ist das wohl her... Scheiße, ich hab gerade kein Zeitgefühl! Hm, theoretisch könnte er jetzt ja schon überall sein. Wisst ihr noch, wie er ausgesehen hat?" Ira sah ihren Vetter an. Dann Ruada.

„War ein Gemeiner“, antwortete Ruada schulterzuckend. So genau hab ich ihn mir nicht angesehen. „Aber er hatte so einen bulligen Kö<a name="OLE_LINK10" title="OLE_LINK10"></a><a name="OLE_LINK9" title="OLE_LINK9"></a>ter dabei, groß, sehnig, kurze Schnauze.“ Missmutig blickte sie die Nordmärkerin an. „Ich bin mir nich’ mal sicher, ob ich den wiedererkennen würde, wenn er mir über den Weg liefe.“ [Ruada (Simone) 22.09.16]

<a name="OLE_LINK91" title="OLE_LINK91"></a><a name="OLE_LINK8" title="OLE_LINK8"></a>„Aber den Hund würdest du doch sicher wiedererkennen, oder? Denk nach!“ Ira war euphorisch. Endlich ein brauchbarer Hinweis.

Gereon reichte es allmählich. Bevor Ira noch weitere Fragen zu Hund und Besitzer stellen konnte, unterbrach er ihre ‚Ermittlungen‘ und blaffte Ira stattdessen mit seiner brüchigen Jungmännerstimme an: „Isch denk doch, dat n paar kleene Mädcher wie ihr fünf, sischer ohne Probleme mit eenem Mann zurechtkomme, der inner Lage war sowat," und seine Hand zog einen Kreis in der Luft, "anzurichte!“ Dabei zog er die Blicke der anderen auf sich, denen dabei als erstes auffiel, wie der tandoscher Knappe aussah: geradezu erbärmlich. In seinen Haarspitzen hingen immer noch Reste von Erbrochenem, ebenso auf seinem Hemd. Das war nicht nur total zerknittert, sondern auch durchweicht von Matsch und Blut. Seine eigenen Hände bezahlten immer noch für die Prügel auf die Tränke, so dass ständig tiefrote Rinnsale seinen Arm herunterliefen und dort gerannen. Doch das Schlimmste war vermutlich sein Geruch: Eine Komposition aus den Duftaromen aller Flüssigkeiten, die sich in seinem Hemd gesammelt hatten. [Gereon (Catrin) 10.4.]

Siana wusch sich derweil das Gesicht und die Hände und drückte den Eimer wortlos und auffordernd Gereon vor die Brust.

Rhonwen erhob sich langsam von ihrer Arbeit mit den Holzbohlen. Sie richtete sich vor Gereon zu ihrer vollen Größe auf, die der seinen in nichts nachstand: „Erstens stehen hier keine kleinen Mädchen vor dir, Bursche, sondern größtenteils albernische Schildmaiden, die dir an Jahren und Erfahrung einiges voraushaben und für die der Ritterschlag – im Gegensatz zu dir – bereits in greifbarer Nähe ist.“ Die Albernierin gestikulierte zu Ruada und Thalania. „Außerdem scherst du uns andauernd mit dieser aufgedrehten Schnattergans hier, die ihre Fähigkeiten ganz offenbar maßlos überschätzt, über einen Kamm. Wenn du dich nicht noch weiter unbeliebt machen willst, rate ich dir, denk nach, bevor du den Mund aufmachst.“ (Nina, 21.09.2016)

Schnattergans? Ira drehte den Kopf. Ihre Euphorie hatte durch Gereons Worte schon eingebüßt. Rhonwens Kommentar blies sie jetzt ganz davon und hinterließ das Gefühl von Ehrbeschneidung. Tat diese eingebildete Küstenziege doch gerade so, als wären sie und die Ihrigen bessere Menschen. „Sagt mal, hast du sie noch alle?“ Der Hlutharswachter Knappin blähten sich die Nasenflügel. Wahrscheinlich hielt sie davon ab, der Bredenhagerin gleich eine zu verpassen, weil diese älter war.

Rhonwen allerdings ignorierte die offensichtliche Wut der Jüngeren gänzlich und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.

Völlig verdattert – Was zur Hex nochema sollte er denn mit diesem Eimer? – fühlte er wieder die brennende Wut in seinen Eingeweiden. Diese verdammten Weiber! Hatten sich fast alle verpisst und ihre Pferde alleine gelassen. Und wer hatte sich hier drum kümmern müssen? Wer hatte bei so vielen den letzten erlösenden Stich tun müssen? Hatte es ihm gefallen, das zu tun? Oh nein!! Aber er hatte es getan! Und war das einer von denen aufgefallen? Hatte einer von ihnen sich bei der stummen Pfeiferin oder ihm bedankt? Oh, nein. Er ballte die Fäuste, was durch das Blut in seinen Handflächen ein ekelhaftes Knartschen hervorrief. Die dummen Hühner pickten sich lieber gegenseitig die Augen aus.

Nein! Sie da hatte auch noch die Dreistigkeit ihm zu sagen, ER solle nachdenken. ER!! Doch noch bevor er den undankbaren Albernierinnen sagen konnte, wohin sie sich ihren verdammten Ritterschlag stecken konnten, wurde er durch Iras wütendes Schnauben abgelenkt: „…Glaubst du eigentlich, du bist was Besseres?“ klatschte die in ihrem Zorn der Älteren vor die Rübe, und sein Zorn entlud sich stattdessen in Richtung der Nordmärkerin. Er wollte, dass diese dummen Weiber endlich still waren. Angefangen bei der großmäuligen Plötzbogen, aber auch alle anderen!

„Ira, verdammp! Dat Bohlenweib hät räsch! Du schnatterst nur eröm un unnerschäätz die Lück, die dat do jedon han!“ Herrschte er sie an, bevor sie ihrerseits Rhonwen wegen der ‚Schnattergans‘ angehen konnte. Den Eimer hielt er dabei weiterhin einfach in den Händen, ohne recht zu wissen, was er damit sollte. [Gereon (Catrin) 22.9.]

„Was bitte ist jetzt dein Problem, Rickenbach?“ blökte Ira ihn verärgert an. Noch einer, der Stunk wollte? Es war zum Verzweifeln.

Ihr war sehr wohl klar, was Gereon mit dem Kübel machen sollte, weil ihr seine Verletzungen aufgefallen waren. Doch störte sie im Moment mehr, dass alle auf sie einschlugen, Gereon miteinbezogen. [Ira (Tanja) 22.7./22.9.^^]

„Mein Problem? Schoma dran jedacht, dat son Jift sischer teuer is. Haste noch nie jehört: Wer den Tod bezahlt, muss tief inne Tasche greife! Also ist dein TÄTER nit nur absolut skrupellos, er is och reisch. Oder sein Auftrachjeber isset. Gläuvste su jemand lässt sisch von DIR fange? – Nem kleinen Mädche?!“ Dann begann Gereon zu lachen. „Aber geht ruhisch, isch mach derweil hier de Arbäit für üsch mit. Die Tiersche begrave un so.“ [Gereon]

Gereon hatte kaum ausgesprochen, als der Ruf des Barons von Rabenstein über den Platz hallte. Das Gefolge des Barons stand abmarschbereit ein Stück die Wiese entlang und der einzige, der noch fehlte, war der Knappe seiner Hochgeboren.

Dieser hätte zu gern verhindert, dass sich alle hier an die Gurgel gingen, doch er beugte sich dem Befehl seines Paten und Schwertherrn und verabschiedete sich von den Knappen, ehe er dem Gefolge des Barons entgegenschlurfte. [Boronian]

„Ja, schon gut, kein Problem, leg dich lieber hin, du siehst ziemlich fertig aus,“ hatte Ira dem geschätzten Vetter noch mit auf den Weg gegeben, als er vor allem sie entschuldigend angeblickt hatte. Innerlich grummelte sie, äußerlich lag ihre Stirn in ungnädigen Sorgenfalten, ihre Fäuste stemmten sich in die Seite, als sie sich nach Boronians Abschied noch einmal fordernd an die anderen wandte. Sie wagte die versöhnliche Geste:

„Also. Wer von euch kommt jetzt mit, diesen Dreckskerl suchen??“, <a name="__DdeLink__8075_750115098" title="__DdeLink__8075_750115098"></a>auffordernd blickte sie Gereon, Ruada, Thalania, Rhonwen und Siana an.

„Ich nehm‘ ja an, dass DU schon mal nicht mitkommst, den Hundemann zu jagen. Stimmt's, oder hab ich recht?", Ira blickte zuletzt die verheulte albernische Knappin an. [Ira]

Invher wusste gar nicht, was sie der anderen eigentlich getan hatte. Immer schimpfte die nur mit ihr. "Ich, also… ähm… hm… weiß nicht, keine Ahnung. Soll ich?" Die letzten beiden Worte kamen ob Iras Wortgewalt nur scheu über Invhers Lippen und sie warf einen Blick zu Ardan, der ein paar Schritt entfernt am Boden lag und gerade versucht hatte, sich aufzurichten. Mühsam stieß er hervor: "Was immer die Pferde getötet hat, es war kein gewöhnliches Gift...", der Grenzmärker Knappe bemühte sich, ruhig zu sprechen und sich die Schmerzen nicht anmerken zu lassen. "… ein gewöhnliches Gift kann Mensch und Tier töten, aber es macht nicht, dass Knochen brechen und Blut umher spritzt!“. Während er sprach, kochte die Wut über seine Hilflosigkeit in ihm hoch.

„Denk nach! Was immer in dem Wasser war - oder ist - hat mit sehr verruchter Magie zu tun. Und du willst einem ‚Giftmischer‘ nacheilen, der Dutzende Tote gefordert hat, ohne eine Waffe in die Hand zu nehmen? Invher mag ängstlich sein, aber aus gutem Grund! Immerhin ist sie wenigstens so schlau, nicht vor der Schlacht ihren eigenen Tod zu suchen!" Seine Worte waren eindringlich und sein Blick verärgert. "Und falls du es vergessen hast: sie war nicht die einzige, die nicht geholfen hat. Auch ich konnte nichts tun, um die Pferde zu retten…", er brach ab, als sich die Schmerzen nun aber doch in sein Gesicht zwangen. [Ardan (Sebastian), 18.4.16]

“Du kannst ja gerne irgendwelchen Geistern hinterjagen...”, nahm Siana wieder Bezug zur Aufforderung und Frage von Ira, “...aber ich werde jetzt meinen Vetter ins Lager zurückschaffen und meinem Schwertvater die Scheiße hier beichten und dass Schneef tot ist!” [Siana]

Rhonwen nickte zustimmend. „Ich hätte mich etwas gewählter ausgedrückt, aber Siana hat Recht.“

Ruada nickte nur stumm. Sie wollte nur fort von hier, fort von diesem Blutbad, fort von dieser keifenden Knappin, die sich offenbar einbildete, alle hier herumschubsen zu können, und vor allem wollte sie sich nicht noch mehr Ärger einhandeln als sie ohnehin bekommen würden. Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich zu Rhonwen um, um dieser mit dem Bau der Trage zu helfen. [Simone (Ruada) 22.09.16]

Aus Richtung der Tränke eilte auch bereits der Waldbachtaler Ritter mit einer Satteldecke herbei. Etwas weiter dahinter kamen seine Knappin Thyria und der letzte der Albernier, der Distelknappe Finn, mit Zaumzeug heran.

„Siehste, selbst de Albernier sin su schlau un erkenne wie hirnverbrannt dinge Plan is. Boronians Schwertvatter wird sisch scho kümmere. Mer künne us her umme Pferdche sorje.“ Wenn die dumme Trine trotz sämtlicher guter Ratschläge dem Hundemann nachjagen wollte, würde er sie begleiten müssen. Denn scheinbar hatte sie den Verstand verloren. Und solche Menschen sollte man vor sich selber schützen. „Dat wirdn Haufe Arbeit de Tiersche zu verjrave! Blev da un helf jefälligst.“ [Gereon]

Ein Haufen Arbeit, ja, da hatte Gereon nicht unrecht. Ein Haufen zerfetzter Leiber. Und wenn Ira ehrlich war, dann besaß auch der Albernier Recht mit seiner Warnung, denn eigentlich war es völlig blödsinnig und lebensmüde, was sie da vorhatte. Insgeheim wusste Ira das. Doch die bittere Tatsache, ansonsten nicht mehr tun zu können, als ‚aufzuräumen‘, war schwere Kost, gegen die sie sich so vehement versuchte zu wehren, weil es nicht ihrem Naturell entsprach, einfach aufzugeben. Trotzdem tat sie es jetzt.

Sie warf dem albernischen Knappen brummend einen kurzen Blick aus zusammengekniffenen Lidern zu, dann noch einen der Zopf-Maus. Als sie die Hilflosigkeit in dem bleichen Gesicht der Knappin wahrnahm, hoffte sie inständig, dass ihr Leben im anstehenden Krieg nicht von Personen wie Invher abhängig sein würde. Und der Kerl, der die kleine Heulsuse jetzt noch in Schutz nahm, der würde sich auch noch umgucken, da war Ira sich sehr sicher.

„Ach, lasst mich doch ALLE in Ruhe!" grummelte sie biestig und fauchend wie eine Katz mit ausgefahrenen Krallen, wandte sich ab und trat sie auf die feuchte Wiese heraus. Ihre zornigen Schritte führten sie schnell in Richtung der Pferdeleiber. Vor dem erstbesten blieb sie stehen und kickte ein paar Mal sinnlos mit dem Fuß gegen den großen Berg aus Fleisch und Tod, laut "Scheiße, scheiße, scheiße!" fluchend. [Ira (Tanja) 9.4./21.9.]

Gereons scharfe Rüge schallte zu ihr herüber: „Hee! `S hätt mähr Respekt verdinnt, als dat!“

Aeladir blickte auf, sah die Knappin ein letztes Mal zutreten und blickte sich zu Thyria um. Die Satteldecke fiel achtlos zu Boden, als er nun begann, direkt auf Ira zuzugehen.

"Ach, was willst du. Es ist doch schon hin!" entgegnete die Hlutharswachter Knappin dem Tandoscher barsch, in dem sie einfach über die Distanz hinwegbrüllte, ohne ihn dabei anzusehen. [Ira]

„Oh, wirklisch, dat wär uns allen janet opjefalle.“ Blaffte Gereon zurück. „Juut, dat du uns dat nochmal sächst!“ Die hatten doch alle schwer einen an der Knispel.

Das Gesicht des seit Gratenfels recht zugänglichen Ritters war steinern, als er nun an Ira herantrat, während von hinten die wütenden Worte von Gereon heranwehten: „Isch werd jetzt zurück laufe. Meiner Schwertmoder allet verzälle und mitner Schöpp unner Zang widderkumme.“ Dann nahm er den Ball aus Riemen und Stricken, die die Tandoscher Pferde getragen hatten und ging mit raschen Schritten in Richtung des Nordmärker Lagers davon.

Elende Drecksviecher! Warum habt ihr auch unbedingt gleich alle sterben müssen?!... Iras Wut bestand wegen des Giftmischers, aber da sie diesem nicht habhaft werden konnte, brauchte sie andere Wege, die verstörende Ohnmacht loszuwerden, die sie empfand. Und wenn es nicht an den anderen Knappen ging, dann doch wenigstens an denen, die sich garantiert nicht mehr darüber beschweren würden…

Die Knappin des Baronets von Hlutharswacht holte gerade wieder zu einem Tritt aus, ...

...als Aeladir<a name="__DdeLink__11064_717758484" title="__DdeLink__11064_717758484"></a> - mühsam beherrscht - hervorstieß: „Tritt ihn und ich werde Hand an dich legen, dass du zu Jost zurückkriechen wirst. Sei froh, dass meine Base und die Äbtissin deinen Frevel nicht gesehen haben, doch mögen dich die Götter strafen für deinen Hochmut und Mangel an Respekt vor Freundschaft, Leben und Tod gleichermaßen.“ [Maik/Aeladir]

Augenblicklich ließ die Knappin das Bein sinken und starrte verstört in das bekannte Gesicht des Windhagers, von dem sie bislang nur sanftere Töne gewohnt gewesen war. Ja hatten es denn wirklich alle auf sie abgesehen? Gänzlich anderer Meinung als der Ritter schüttelte sie den Kopf „Mit Verlaub, Wohlgeboren, keinen Respekt vor diesen Dingen hatte derjenige, der das hier,“ dabei holte ihr Arm weit aus, „zu verantworten hat!“ Aus Ira sprach Verzweiflung und Unverständnis. Ihre Worte hatten durch ihre große Wut jedoch auch einen Unterton, den sie in diesem Moment nicht im Zaum halten konnte – so viel Ohnmacht war in der jungen Frau. [Ira]

Der Ritter legte seine Hände langsam auf ihre Schultern, um sie zu wach zu rütteln: „Das mag sein und niemand bedauert dies alles mehr als ich, aber du vergisst dich selbst, deine Tugenden als angehende Ritterin und was du deinem Schwertvater schuldest. Komm zu dir und tu‘ mit Anstand, was dein Herz oder Geist dir befiehlt.“ Seine dunkelgrünen Augen schienen ihr für einen kurzen Moment eindringlich in die Seele zu blicken... [Aeladir]

Anstand? Als ob es darauf noch ankam. Ihre Fäuste ballten sich trotz Aeladirs Versuch, zu der Knappin durchzudringen, und ihre Schultern blieben angespannt. „Ich will diesen Kerl tot von meinem Schwert fallen sehen.“ In ihren Augen funkelte es düstern. „Und wenn niemand mitkommt, gehe ich ihn eben allein suchen. – Oder haltet ihr das etwa auch für keine gute Idee?“ brummte sie verärgert, während die Finsternis in ihrem Blick eine persönliche Note bekam. [Ira]

Der Ritter nahm seine Hände von ihren Schultern, zuckte gleichgültig mit den Schultern, da er keine Lust hatte, mit der Knappin zu streiten: „So die Götter mit dir sind, wirst du nicht gänzlich alleine sein, wenn du einem Spion Haffax‘ gegenüber trittst.“ Kurz blickte er sich um. Dort war niemand, der sich ihr anschließen wollte, weshalb er sie wieder durchdringend ansah: „Rache ist oft ein falscher Ratgeber und verleitet dich allzu leicht auf ein vom Feind bereitetes Schlachtfeld. Die Entscheidung und dein Leben liegen wohl nur in deiner eigenen Hand. Nutze diesen kostbaren Augenblick.“ Damit wandte er sich um und ging zurück zu Thyria und den albernischen Knappen die zwischenzeitlich aus Planken, Zaumzeug und Satteldecke eine improvisierte Trage erstellt hatten. Gerade steckten helfende Hände die Planken durch die Lederschlaufen, um den liegenden Knappen aufzunehmen. [Aeladir]

Die Base des Ritters stützte derweil die verzückt und abwesend lächelnde Äbtissin, die von ihren teils angeschlagenen Akoluthinnen begleitet wurde.

Die Worte des Waldbachtalers hallten nach, als sich Ira dem kleinen Trupp zusah, wie dieser sich auf den Rückweg ins Lager machte. Noch stand sie da und wusste nicht, wohin. Ihr Herz befahl ihr, das letzte verbliebene Pferd zu schnappen und der Spur des Mannes zu folgen. Ihr Geist riet ihr jedoch dringend auf den windhager Ritter zu hören – und auch auf alle anderen Stimmen, die zu ihr gesagt hatten, dass sie es sein lassen sollte, weil es zu gefährlich war. Eine Scheißentscheidung! Uneins mit sich selbst und höchst unzufrieden mit sich wie auch ihrer Situation blickte die Knappin von dem Berg toter Schlachtrösser zu dem Weg, der in die Lager führte. In der Ferne konnte sie Gereon als kleinen Punkt auf der nebelschwangeren Wiese ausmachen. Da bemerkte sie, dass sie allein zurückbleiben würde, wenn jetzt alle gingen. Und da kroch plötzlich Beklemmung in ihr hoch. Was würde ihr Schwertvater erwarten? Würde er es mutig finden, dass sie sich alleine auf die Suche nach so einem Kerl machte? Würde er sogar mitgehen wollen? Oder würde er sie schelten, weil sie nur einen einzigen unheilvollen Gedanken daran verloren hatte, einem unberechenbaren Mörder nacheilen zu wollen?

Noch während die Plötzbogen ihren unbefriedigenden Gedanken nachhing, färbte sich der diffuse Nebel, der in diesen frühen Morgenstunden über der Baernfarnebene hing, mit einem lauten Knall gelblich und dunkle Schwaden verpufften in den Himmel. Das Geräusch, wie das einer Explosion, zerriss die Totenstille, die nach dem Ableben der Rösser wieder in der Ebene herrschte, und kündeten von der nächsten Katastrophe irgendwo im Bereich der beiden fürstlichen Heerhaufen Albernia und Kosch.

„Ach du Kacke…“ Das Unglück der Dortigen ward zur grausamen Entscheidungshilfe Iras, deren Ziel nun klar schien. So nahm sie die Füße in die Hand und rannte los. An der Gruppe um den Windhager, die nordmärker Perainegeweihten und die albernischen Knappinnen vorbei. Gereon hinterher. Zu Jost, ihrem Schwertvater. Der musste endlich wissen, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging!

Beichte

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Fiona wartete schon eine Weile auf ihren Knappen. Der war heute früh mit den Pferden zur Tränke aufgebrochen und schon überfällig. Das sah ihm ganz und gar nicht ähnlich. Auch wenn man ihm nur allzu schwer diesen fürchterlichen Eisensteiner Zungenschlag abgewöhnen konnte, war er zuverlässig und sehr diszipliniert. Plötzlich bemerkte die Baroness einen Anstieg des Lautstärkepegels, aufgeregtes Raunen pflanzte sich wellenartig unter den tandoscher Soldaten fort. Irgendetwas war scheinbar im Gange und als sie ihren Blick in die Richtung des halblauten Tuschelns schwenkte, sah sie Gereon auf sich zustapfen. In der Hand einen Ball aus Leder, Tauen und Schnüren, doch ohne Pferde.

Als er näherkam, folgten ihm neugierig einige der Soldaten. Er sah zerzaust aus. Sein Rock war zerknittert und seine Stiefel schimmerten von kupfernem Matsch. Je näher er kam, desto offenkundiger wurde sein desaströses Aussehen. Erbrochenes hing in seinem Haar, ein riesiger Fleck von Galle und Geifer bedeckte seinen Schoß und nicht nur seine Stiefel glänzten rötlich im Licht der Praiosscheibe: seine ganze Kleidung war von blutigem Dreck bedeckt.

Gereon warf die mitgebrachten Seile auf einen Haufen und kniete vor Fiona nieder. Den Blick gesenkt. „Herrin! Verzeiht mir!“ Sie blickt auf ihn herab und sah seine zerschundenen Hände, von denen aus Blut seinen Arm herabgelaufen war und konnte auch einige Brocken halbverdautes Fladenbrot in seinen Haarspitzen ausmachen.

Etwas Entsetzliches musste passiert sein, schoss es ihr durch den Kopf, und dann stieg ihr sein Geruch in die Nase: Der Junge roch nach Dreck, kaltgewordenem Schweiß, Pferdepisse, Erbrochenem und als hätte er sich in Blut gesuhlt. Kurz: Er roch nach Tod, jenem allzu vertrauten und treuen Begleiter auf allen Schlachtfeldern. Was auch immer geschehen war, Gereon hatte gekämpft und überlebt. Schnell prüfte sie seine Hose und zu ihrer Freude hatte er sich nicht vor Angst eingenässt. Einen Moment versuchte sie vergeblich zu erkennen, was für ein Kampf es wohl gewesen sein mochte.

Bewusst versuchte sie die Schärfe zu unterdrücken, die üblicherweise in ihrer Stimme lag. „Steh auf.“ Und bevor Gereon etwas sagen konnte hob sie die Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger. Dabei schüttelte sie den Kopf. „Ganz ruhig. Tief atmen.“ Sie wartete bis der Atem ihres Knappen sich sichtbar beruhigt hatte. „Was ist passiert? Aber langsam und deutlich.“

Mittlerweile hatten sich auch einige Soldaten eingefunden und beobachteten aus der Ferne, was vor sich ging. Als der Junge aufgestanden war und ihr in die Augen blickte, erkannte sie nicht die Wut, die sie erwartet hatte. Sie erkannte Trauer, Fassungslosigkeit, Schmerz, Schuld und vorallem Zorn. Viel Zorn. Er wartete einige Atemzüge, doch die Anspannung, die sie an seiner ganzen Haltung ablesen konnte, blieb, dann brach es wie ein Wasserfall aus Fionas Knappen heraus:

„Isch hab heute früh die Pferde an die Tränke geführt. Es warn noch andere Knappen dort. Aus unserem Lager, aber auch von den Alberniern. Boronian- also der Knappe des Rabensteiner Barons, Boronian von Schwertleihe, er war als erster da un hat die Tränke gesäubert un dat Wasser geprüft. Wir hamm dann gemeinsam die Tränke gefüllt. Und nach einer Weile, die Pferde hattn schon alle getrunken. Also nach einer Weile“

Sie sah wie er seine Fäuste ballte und frisches Blut zwischen seinen Fingern hindurchrann. Er selbst schien das gar nicht zu bemerken: „Also nach einer einer Weile, fingen alle Pferde zu schreien an, sie wieherten und bäumten sich auf. Sie keilten nacheinander aus. Sie rissen sich die Mäuler blutig, weil weil, weil sie wegrennen wollten. Sie hatten Todesangst und Schmerzen. Ihre Knochen brachen, sie hatten Wunden, sie starben. Sie starben einfach so. Die anderen Knappen, ich weiss nicht mehr, was sie gemacht haben. Isch, isch hab mir gedacht, es muss irgendwat im Wasser sein, un dann, dann hab isch mir den Finger in den Hals gesteckt, so tief ich konnte. Isch hatt aber nur vom Bach getrunken, nur Boronian, der hatte ja dat Wasser inner Tränke probiert. Weil, weil das machen wir immer, aber nicht wegen Gift, sondern wegen Dreck und Vogelmist und manchmal ist es schon abgestanden, und es macht immer der erste, der da ist.“

Er atmete nochmals tief ein: „Jedenfalls war Boronian getaumelt und gestürzt. Wie, genau wie die Pferde. Isch hab ihn gepackt und von den Pferden weggezerrt, weil isch dacht halt, sie würden ihn sonst erdrücken. Un dann, dann hab isch ihm auch den Finger innen Hals gesteckt. Unn geguckt, dass er nit drann erstickt, als er, als er… Aber es hat nit geholfe. Er iss nit widder uppjewacht.“

Seine Stimme brach beim Sprechen, doch er atmete noch einmal tief ein und fuhr dann konzentrierter fort: „Dann kam schon der Rabensteiner Baron mit einer ganzen Horde von Menschen und später noch mehr- auch Perrainegeweihte. Isch weiss nit wiewievele, aber es waren viele. Un isch weiss auch nit, wie die so schnell da sein konnten. Vielleischt, vielleischt wegen, wegen, naja, er hatte auch Borongeweihte dabei und die haben vielleicht, vielleicht Golgaris Flügelschlag gespürt oder so. Jedenfalls hatten die lauter Tränke dabei, für das Pferd des Barons und für Boronian.“

Erneut ballte er die Fäuste und Wut und Zorn sprach aus seinen Zügen. Erneut rann frisches Blut aus seiner Hand: „Dann hab isch angefangen die Pferde zu erlösen. Eine andere Knappin hatte schon vor mir angefangen, aber isch hab dann mitgemacht. Aber isch, isch hab den Baron gefragt, ob isch soll, weil isch wusst ja nit, isch wusste ja nit, ob er noch mehr Tränke dabei hatte. Aber er hat gesagt, es ist okay. Er wollte mir sogar zeigen, wie man es richtig macht, weil er konnte ja nit wisse, dat isch dat schon weiss. Isch hab dann noch eine der Albernierinnen unter einem der Pferde gefunne. Und dann den Baron gefragt und der hat mir geholfen sie zu befreien. Aber dann wolltse keine Hilfe mehr, isch hab sie dann zu ner Perrainegeweihten gebracht.“

Er machte eine kleine Pause, weil er nun zu dem Teil kam, für den er sich zutiefst schämte. „Dann, dann, Herrin, isch war so wütend, isch weiss ja, isch soll misch lernen zu züjele, aber isch konnts nit. Isch hab, isch hab geschrien unn isch hab, isch hab einen Eimer kaputt jeschlagen. Es war alles so so unescht. Und die Pferde schrien vor Schmerzen und es war überall Blut. Unn dat dat iss doch so unrecht. Wer macht denn nur so was? Isch mein, isch mein, wer KANN so was tun? Frevel an Tsa, an Perraine, an Rajha. Unn isch konnt einfach nit, dann hab isch, halt den Eimer kaputt jemacht. Unn gegen die Tränke hab isch uch jeschlagen. So fest isch konnt.“

Er fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht, wobei er einen roten Striemen seines Blutes hinterließ. Er atmete nochmals tief ein: „Dann hab isch unsere Pferde… Zwei sind sofort gestorben, erdrückt, weil die anderen draufgefallen sinn. Mein Eyar, er war auch schon tot, als isch zu ihm kam. Isch glaube er musste leiden. Sehr leiden. Aber isch hab zuerst nur an misch gedacht und dann an Boronian und dann die Knappin. Isch hätt direkt zu unseren Pferden gehen sollen, aber isch hab nit dran gedacht. Vielleischt hätt isch ihm soviel Leid ersparen können.“

Gereon sah seine Herrin an und nun erkannte sie keinen Zorn mehr in seinen grünen Augen, nur noch reine Schuld, die seine Seele belastete. „Rajha möge mir vergeben! Nur noch Mantikor konnte isch helfen. Er war schwer verletzt und hatte Schmerzen. Aber er hat immer weiter gekämpft un sisch gewehrt gegen den Tod. Isch hab ihm in die Augen gesehen, als isch ihn erlöst hab. Und er war plötzlich ganz ruhig. Er war nit allein, isch war bei ihm als er starb und er war ganz ruhig. Dann, dann war alles vorbei und plötzlich war alles so still. So still. Isch hab noch die Stricke eingesammelt und bin hergekommen.“ Er deutete auf den Haufen, der einige Schritte neben ihm lag und sie erkannte das Zeug der tandoscher Pferde.

Dann fiel er erneut vor ihr auf die Knie, als wäre das die Position, die er sich im Moment selber zugestehen wollte: „Vergebt mir, isch wollte das nicht. Isch hatte die Verantwortung für das Wohlergehen der Tiere. Und nun sind sie alle tot. Sie sind alle tot. Und isch konnte nit mal allen von ihnen einen schmerzlosen Tod schenken. Rahja möge mir vergeben!“

Mantikor tot! Einen Moment starrte Fiona ins Leere, dann schüttelte sie traurig den Kopf. „Steh auf, hab ich gesagt.“ Stumm wartete Fiona bis sich ihr Knappe wieder erhoben hatte und sah ihm in die Augen. Die Augen, die sonst niemals still standen hatten nun Gereon fixiert. „Es war gut und richtig, dass du dich zuerst um die Menschen gekümmert hast. Sie sind es, die gegen das Dunkel ankämpfen. Und dennoch ist es schön zu wissen, dass Mantikor seine letzten Momente nicht alleine verbringen musste.“ Sie schluckte kurz. „Erinnere dich an das, was ich dir gesagt habe als wir uns mit einer Waffenübung auf die Seelenprüfung vorbereitet hatten. Wir sind nicht auf einem Kriegszug gegen ein Land das den Göttern folgt oder gar auf einem Turnier. Dieser Feind missachtet Rondras Ehre und trachtet danach diese Ehre zu verderben. Heute hast du zum ersten Mal das Wirken des Feindes erlebt. Daher dürfen wir uns nicht nur auf Rondras Mut und Ehre verlassen, sondern müssen uns auch auf die Wege Kors besinnen.“

Gereon ballte seine Fäuste. Einiges was seine Herrin ihm im Namen Kors abverlangen wollte, fühlte sich für ihn – ja einfach falsch an. War jemand geschwächt oder einer Situation nicht gewachsen, so wollte er sich nicht auf oder über, sondern VOR diese Person stellen. Der Drang zu schützen und der Widerwille jemandes Schwäche auszunutzen war fest in ihm verankert. Dennoch hatte Rachsucht in seinem Inneren Einzug gehalten: Ein Messer in die Kehle des Pferdemeuchlers zu rammen und sein Blut genauso spritzen zu sehen, wie das der toten Pferde, würde ihn zutiefst befriedigen, das spürte er. Und es machte ihm Angst. Sie erkannte den Widerstreit zwischen Blutdurst und Ehrhaftigkeit in seinem Blick als er schließlich leise sagte: „Sind wir wirklich so viel schwächer, wenn wir den Wegen unserer Götter folgen? – Denn auch Kor würde sicher nicht Rahjas heilige Tiere schänden!?“ Er sah sie an, in seinem Blick lag die Hoffnung, sie könne ihm durch ihre Worte wiedergeben, was er durch das Blutbad verloren hatte- das absolute Vertrauen in die Götter und darin, diesen Krieg zu gewinnen.

„Nein, die Götter geben uns Kraft und Stärke, weisen uns den richtigen Weg und sind Schutz und Stütze für unsere Seelen. Doch lassen sie uns die Freiheit unsern Weg selber zu gehen. Die Schwachen hingegen, diejenigen die nicht in der Lage sind ihren Weg zu finden, fallen den Einflüsterungen der Dämonen zum Opfer.“ Fiona kannte den Widerstreit im Inneren ihres Knappen nur zu gut. „Auch wenn wir Rondras Wegen folgen, so sind auch ihre göttlichen Geschwister und die übrigen Alveranier da, die uns anleiten mögen. Wenn wir deren Wege und Gaben ignorieren, sind wir berechenbar und der Feind wird uns vernichten da er im Voraus weiß, wie wir handeln. Aber nehmen wir ihm dieses Wissen, wirst du den Moment erkennen an dem Rondras Mut und Ehre uns den Sieg bringen.“

Gereon nickte langsam, als seine Herrin geendet hatte. „Woher… isch mein wann…. Herrin, isch mein die Götter sie sind nit immer… es ist nit leischt ihnen immer …, er atmete nocheinmal tief durch, „Herrin, nur wann folge isch welchem Gott? Woher weiß isch, wann es klug ist Rondra zu folgen und wann … eher einem andern?“ Er sah sie fragend an. Er schien endlich verstanden zu haben, dass Rondra alleine ihnen nicht zum Sieg verhelfen würde, doch riss diese Erkenntnis nun neue Fragen auf.

Ein seltenes Lächeln huschte über Fionas Gesicht. „Du hast ein gutes Herz, hör einfach darauf. Wie vorhin beim Tränken der Pferde, da hast du genau richtig gehandelt. Du hast zuerst die Kampfgefährten gerettet und dann Rahjas heiligen Tieren auf dem letzten Gang beigestanden. Lass einfach nicht zu, dass Hass dich auffrisst und dein Herz versteinert. Schließe den Hass und Zorn ein in eine Kapsel aus Liebe für die Tiere, die so qualvoll verendet sind. Du wirst erkennen, wenn es soweit ist diese Kapsel zu öffnen.“

Eine Weile blieb der Junge still. Er musste einen Moment darüber nachdenken, dann nickte er. „Is aber nit so leischt“ sagte er leise.

(Gereon [Catrin]/ Fiona [Max] 16/5/16)

<a name="_Im_Rabensteiner_Lager"></a>*

Unglücklich stand Konya im Rabensteiner Lager, unter einer dicken Pferdedecke und mit einem Seil angebunden, und verstand nicht so recht, was heute mit ihm passiert war. Der Schwarze hielt den Kopf gesenkt und spielte überlegend mit den Ohren. Zumindest wurde er heute von sehr vielen Zweibeinern besucht, die ihm Leckereien und Streicheleinheiten brachten, auch Boronian war darunter, so oft er konnte – soweit gut – ihm widerlich schmeckende Dinge ins Maul schoben und seltsames Zeug auf das Fell rieben, dass er durch den Strick nicht erreichen konnte. Nicht gut. Gar nicht gut. Unzufrieden hob der Elenviner den Kopf und rief, so laut er konnte. Nichts geschah. Konya trat gegen den Wassereimer vor ihm, um seinem Anliegen, schlimme Langeweile und generelle Unzufriedenheit mit der Situation, Nachdruck zu verleihen.

Mit einer Geste schickte der Baron Tsalind hinaus, sich um den Schreihals zu kümmern. Wortlos erhob sich die Knappin, die ihre Rüstung poliert hatte, und sprang nach draußen. Die Geschehnisse des Morgens hatten sie merklich mitgenommen, und sie schwankte sichtlich zwischen Zorn und Mitgefühl für Boronian.

Dieser hatte sich in der Zwischenzeit mit kaltem Wasser und etwas Seife gewaschen so gut es ging und auch die Kleider gewechselt. Bis die Kraft wieder vollständig in ihn zurückkehrte, würde er auch seine Plattenrüstung ablegen und nur seine Kettenrüstung tragen. Zudem hatte er einen Spaten bereitgestellt, um sich später um die toten Rabensteiner Tiere kümmern zu können.

Lucrann stützte sich auf seine Ellbogen, legte die Fingerspitzen gegeneinander und musterte den Knappen mit einem langen Blick. „Was geschah heute morgen? Detailliert.“

Dieser erwiderte den Blick ruhig, wusste er doch, dass dieses Gespräch kommen würde. Und er war nicht unvorbereitet, dachte er doch schon lange über die passenden Worte nach: „Wie immer bin ich früh aufgestanden, um zur Tränke zu gehen. Auf dem Weg sah ich einen Mann mit einem Hund, einen Spaziergang zu machen. Die Tränke war sauber, das Wasser klar, ich war der Erste. Eine Albernierin mit ihren Rössern waren die nächsten. Ich erinnere mich, dass der Hund bei einem ihrer Pferde anschlug“ er beschrieb den Mann, so gut er konnte: „Ich habe wie immer das Wasser gekostet, ob es einen seltsamen Geschmack hatte oder abgestanden war. Dem war nicht so. Dann kamen noch viele andere Knappen mit Tieren, die ihre Pferde nicht unter Kontrolle hatten, sodass ein kleines Chaos entstand. Ich wollte mich gerade um einige der völlig nervösen Tiere kümmern, da wurde alles violett um mich. Der Trog und auch das Gras. Mir wurde seltsam, ich wollte nur noch weg.“ Er stockte und sah auf den Boden, als er daran dachte, was wohl in der Zwischenzeit geschehen war.

Der einäugige Baron ließ seinen Knappen ausreden. Immerhin war damit auch die Frage nach dem Gift geklärt. Er strich sich über seinen schmalen Oberlippenbart, ehe er antwortete. „Ich habe Dir gesagt, nie als erster zu trinken.“ Zwar in einem minimal anderen Kontext, doch eine so geringe Abstraktion sollte sogar ein Knappe bewältigen können.

„Nächstes Mal werde ich daran denken. Doch dauerte es auch einige Augenblicke, bis es wirkte. Ich konnte zweimal neues Wasser holen, ehe ich etwas spürte.“ Er schaute ein wenig grimmig, doch dann dachte er wieder an die wohlige Schwärze und blickte seinen Paten an: „Es fühlte sich so… richtig an. Ich hatte es verstanden, alles.“ Seine Augen wurden leicht glasig.

„Nächstes Mal, Boronian, kann Dein letztes Mal sein.“ Der Blick, mit dem Lucrann den Jungen betrachtete, ließ die Temperatur im Zelt um mehrere Grade sinken. „Mit der Götter Hilfe hast Du eine Dosis Purpurblitz überlebt. Nur durch die starke Verdünnung hattest Du derart viel Zeit.“ Es war selten, dass der Baron um eine Sache so viele Worte machte.

"Ja, Herr" was konnte er auch anderes sagen? Er hatte Recht, und nochmal würde so ein Fehler ihm sicherlich nicht unterlaufen. Er verstand, dass er viel Glück hatte, gleich zwei Geweihte an seiner Seite gehabt zu haben.

Er ließ einige Atemzüge verstreichen und betrachtete den Jungen, mit einem eigentümlich eindringlichen Blick, der tiefer zu reichen schien als nur bis auf Kleidung und Haut. „Der Unergründliche ist Wahrhaftigheit. Tiefe Wahrheit.“ Beider Blicke kreuzten und hielten sich, ein Echo der Begegnung am Morgen. „Dich selbst kannst Du täuschen, niemals ihn.“ Wie viele Lügen bot doch das Leben und wie leicht und schmackhaft ließen sie sich glauben – ein nur vermeintlich einfacher Weg. Von tiefer Schwärze war das verbliebene Auge des alten Rabensteiners, wie ein ruhiger, dunkler See ohne jeglichen Grund.

Boronian schien diese Wahrheit, diesen Blick in seinen grünen Seelenspiegeln aufzusaugen. Er schloss einen Moment die Augen, nickte leicht und kratzte sich an seinem Bart, wie auch der Vater es manchmal tat. Als er sie wieder öffnete, war der Blick ruhiger, er erinnerte sich an die Momente der Stille, die Ruhe und... "Er war da. Für mich. Fast hätte ich mich treiben lassen... doch... " er schüttelt angedeutet den Kopf: "Noch nicht. Später."

Der Ältere schwieg. Einen Atemzug lang oder fünf. „Ein Versprechen. Dein Weg wird Suchen sein. Doch am Ende empfängt Er Dich als alter Freund.“

Noch immer suchte er die Worte, mit welchen er beschreiben wollte, was geschehen war. Doch es gab sie nicht. Er verstand, es legte sich auf ihn, eng um seine breiten Schultern und hüllte ihn wie eine dicke Decke ein. Lucrann würde es sehen. "Mein Weg wird Leid und Schmerz, doch Freundschaft erwartet mich ebenso." kam es leise, fast unhörbar aus seinem Munde: "Und er wird mich wieder in sich aufnehmen als sein Kind." diese Wahrheit, in Worte gefasst, hätte in vielen Ohren sicherlich seltsam und nicht gerade lebensbejahend gewirkt, doch strömten sie für ihn eine solche Tröstlichkeit aus, wie es nichts auf der Dere bewirken konnte.

Nur zu genau schien der Baron seinen Knappen zu verstehen. Leise kam auch seine Antwort und doch schwang in ihr der Frieden einer Sommernacht und die Weichheit von geschorenem Samt gleichermaßen.

„Bewahre Dir dieses Wissen. Es wird Dich durch Deine dunkelsten Stunden führen und dir Trost sein, wenn alle Hoffnung versiegt.“

Furcht vor dem Tode, so war sich Lucrann sicher, würde Boronian nicht mehr davonlaufen lassen. Vielleicht andere Dinge, mit Recht oder Trug – doch diese Angst würde ihre Zähne nicht mehr in seinen Knappen schlagen. Angst, die eigentliche Triebfeder der niedersten Beweggründe der Menschen.

„Jetzt aber lebe Dein Leben – und lebe es bis zur Neige.“

Auf dass Deine Seele schwer ist, wenn Rethon sie wiegt, mein junger Knappe.

Geh’ Deinen Weg und schaffe Dir Deine Zukunft, die Dein Eigen sein wird. So wie meine Tage gezählt sind, so beginnen die Deinen.

Langsam erhob sich der alte Baron, dem vertrauten Stechen in seinen Knien wie stets keine Beachtung schenkend. „Begleite mich heute Abend zur Andacht.“ Lehrreich in mehr als einem Bereich versprach diese zu werden.

Boronian nickte seinem Paten zu, ja, er würde das Leben genießen, alleine um ihr von seinen Erfahrungen berichten zu können. Vielleicht gab es später sogar einmal eine Familie, welche auf ihn wartete. Doch diese Gedanken waren noch weit weg vom Hier und Jetzt. Als Lucrann aufstand, erhob auch er sich, ein wenig langsamer und bewusster als er es sonst zu tun pflegte. Erwachsener. Gerne würde er am heutigen Abend zur Andacht gehen. Er hatte sogar das Bedürfnis, dort zu sein und vielleicht den Frieden, welchen er kennen lernen durfte, in anderer Art erneut zu spüren. Und auch wenn er vorher noch sein treues Pferd begraben wollte, brannte etwas anderes, etwas ebenso wichtiges in ihm: „Ich möchte meinen Vater gerne sehen, wenn die Zeit es erlaubt.“

Der Rabensteiner hielt inne. „Dann eile Dich mit Deinen Aufgaben. Mit den Pferden sollen Dir Tsalind und zwei der Knechte helfen. Danach hast Du für den Rest des Nachmittags frei.“ Was bedeutete, dass Boronian heute Abend zur Andacht als Begleitung dabei sein würde. Der Mittag für den Knappen versprach vollgepackt mit Arbeit zu werden.

Als er aus dem Zelt ging, blickte er in die sich langsam erhebende Praiosscheibe und spürte deren wärmende Strahlen auf dem Gesicht. Etwas fiel ihm ein, ein Gefühl, ein Gedanke und er musste Schmunzeln, als er sich mit der kräftigen Hand an die Stelle fasste, wo sein Herz unter dem Stoff schlagen musste. Anschließend suchte er Tsalind, bei welcher er auch Sean fand. Ja, sie waren sowas wie seine Familie, ebenso wie Lucrann quasi sein Ziehvater war. Er mochte nicht immer etwas Gutes darin gesehen haben, doch jetzt fügte sich die Idee, welche die Götter dahinter haben mussten, langsam zusammen. Mit großen Schritten ging er zu den beiden und drückte sie einmal fest an sich, gemeinsam. Etwas dazu sagen tat er nicht. Und auch wenn beide sich wehrten, einen Moment lang hielt er sie fest, ehe er sie wieder aus dem festen Griff befreite.

Boronian suchte Spaten, zwei Knechte und Tsalind. So machte sich die rabensteiner Abordnung zurück zu der blutgetränkten Wiese, um etwas abseits an einem stillen und schönen Flecken – Boronian bestand darauf – mit der unglücklichen Arbeit zu beginnen. Im Laufe der nächsten Stunden hoben sie drei große und breite Gräber aus, und während der andächtigen Stille, welche nur unterbrochen wurde von dem Geräusch einer Schaufel, legte sich eine friedliche Kugel um die Beteiligten. In der Mittagshitze entledigte sich Boronian seiner Oberbekleidung und grub nur in Hose und Schuhen weiter, selbst das von dem Pagen Sean gebrachte Mittagsmahl ließ er ausfallen für diese Aufgabe. [Melanie (Boronian) 6.4.2016]

*

Ira hatte sich das alles anders vorgestellt. Sie hatte Verständnis, Bestätigung und vielleicht sogar ein ‚Gut gemacht‘ erwartet, und wenn nicht das, dann wenigstens einen mitleidsvollen Gesichtsausdruck, oder alternativ ein ‚Du konntet ja nichts dafür.‘ Doch Josts Worte waren von schneidender Gewalt gewesen und sein Schlag ins Gesicht nicht nur wörtlich.

Wie es geschehen konnte, dass sein geliebtes Ross, das Geschenk seines Schwertvaters zum Ritterschlag und seitdem treuer Freund, in den letzten Augenblicken seiner Existenz auf Dere in ein fremdes Gesicht hatte blicken müssen. Warum nicht sie das Messer geführt habe, welches Elion aus dem Leid erlöst hatte. Was ihr einfiel, ihm als Schwertvater nicht Bescheid geben und stattdessen gleich einem Agenten von Haffax hinterher rennen zu wollen, leichtfertig, undurchdacht. Wie sie sich ohne seine Erlaubnis in dieses Risiko stürzen konnte, das genauso unvorhersehbare Überraschungen bereit halten würde wie die, dass die Pferde plötzlich vergiftet worden waren. Und wie sie leichtfertig ihr Leben hätte riskieren wollen, nur um ihre eigenen Bedürfnisse nach Rache zu befriedigen.

Für alle diese Dinge hatte Jost sie angebrüllt wie ein waidwunder Bär und eben wie ein solcher war er vor ihr auf und ab gegangen, hatte gestikulierend Kreise gezogen und am Ende seine Strafe verkündet: Keinerlei Vergnüglichkeiten mehr die kommenden Wochen! Das hieß keine freie Dienstzeit, kein Ausgang, kein Treffen mit Vetter Boronian oder dem Knappen des Eichsteiners oder anderen Mitknappen, keine Unternehmungen im Heerlager und auch keine Ausflüge nach außerhalb. Stattdessen strenger Unterricht in den Dingen, die der Baronet von Hlutharswacht an dieser Stelle am wichtigsten fand: zum einen die Achtung vor Freunden, selbst wenn es sich dabei um ein Pferd handelte – denn Jost wusste, dass Ira Elion nie gut hatte leiden können. Zum anderen sollte harter Frondienst ihr die überhebliche Selbstüberschätzung austreiben und mangelnder Spaß den Blick auf ritterliche Tugenden wie Mäßigung, Weisheit, Selbstbeherrschung öffnen. Vor allem aber hoffte er, ihr begreiflich zu machen, dass sie sich nie, unter keinen Umständen, solchen Gefahren allein und übereilt stellen durfte, schien die Verlockung wie auch die Wut noch so groß.

Ira hatte die neuen Regeln missmutig hingenommen, denn ihr Los bedeutete eine quälend lange Zeit Verdammnis. Eine Verdammnis, die sie nur in Teilen akzeptieren konnte, weil sie in einigen der vorgebrachten Punkte anderer Meinung war als ihr Schwertvater. Doch was brachte das Lamentieren…. Auf ihre Meinung gab Jost nach dieser Sache herzlich wenig.

So war da auch herzlich wenig Spielraum für Diskussionen gewesen, zumal er ihr in seinem erbosten Monolog mehr Dinge verbot, als es vielleicht die Situation rechtfertigte – das gab er später zu. Geändert hatte es nichts.

Jetzt, im Nachhinein, war ihr nicht mehr ganz klar, warum sie sich trotz dieser Erkenntnis zu folgendem Kommentar hinreißen ließ. Und zwar war ihrem Mund irgendwie ein freches „Aber eure Stiefel putzen soll ich schon noch, oder?“ entfahren, woraufhin Jost, der sonst anderen, friedlicheren Erziehungsmethoden anhing, ihr zum ersten Mal in ihrem und auch seinem Leben eine Ohrfeige verpasste. Eine wütende, enttäuschte, derbe, schmerzhafte Ohrfeige. Wie ein Peitschenhieb über das Gesicht der 17-jährigen.

Ira spürte das Rotglühen ihrer Wange und das heiße Pulsieren von Blut unter der geröteten Haut noch allzu deutlich, als sie sich mit Hacke, Eimer und Spaten zurück zum Ort des Geschehens machte. Dorthin hatte ihr Schwertvater sie nun geschickt. Damit sie wenigstens jetzt einen sinnvollen Beitrag leisten konnte. Und als Vorgeschmack dessen, was kommen würde. [Ira (Tanja) 30.9.]

Die Beerdigung der Pferde

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Gereon hatte mit seiner Schwertmutter gesprochen und sich direkt danach auf den Weg zurück zur Todestränke gemacht. Schaufel und Hacke lagen über seiner Schulter und er trug einen großen, ledernen Beutel an der Seite, in dem diverse Zangen bei jedem seiner Schritte dumpf und metallisch gegeneinander schlugen. Neben ihm liefen zwei Knechte, denen die tandoscher Baroness befohlen hatte ihm zu helfen.

Boronian war im Lager des Rabensteiners geblieben, um sich von der furchtbaren Vergiftung zu erholen. Aber Gereon hatte sich von einer jungen Borongeweihten erklären lassen, wo er die Pferde zu begraben hatte.

Die Nordhager Knappin war anfangs zusammen mit ihrer Schwertmutter, der Nordhager Ritterin Cuana ni Beornsfaire, zum Ort des großen Sterbens zurückgekehrt. Eine Weile hatten sie dann trauernd und schweigend vor den toten Rössern gestanden und die Ritterin hatte tröstend – doch auch ebenso trostsuchend – die Hand auf die Schulter ihrer Knappin gelegt gehabt. Ein teurer Freund ward für die Ritterin verloren. Für Invher, die sich stets vor dem aufbrausenden Eddar fürchten musste, der sie auch schon etliche Male gebissen und getreten hatte und dem sie deswegen keine Träne nachheulte, gab es jedoch diese Trauer nicht. Invher weinte hingegen, weil sie alle tot waren und der überaus grausame, schmerzhafte, unwirkliche Tod von einem Moment auf den anderen über sie alle hereingebrochen war, nicht nur über die Pferde. Noch immer fühlte Invher sich, als habe sie ein böser Traum im Griff, der sie erst aufwachen ließ, wenn dieser Krieg vorbei war. Dass es hier ums Sterben und Überleben ging, und um nichts Anderes, hatte sie jetzt erst richtig begriffen. Und es machte ihr eine scheiß Angst! Nicht nur, dass so etwas wie mit den Pferden auch jederzeit auch mit den Wasservorräten im Lager passieren konnte. Mit Wasser, aus dem Invher dann eventuell auch trank – Götter! Diese Vorstellung verbannte sie sogleich aus ihrem Kopf… Sie hatte mit ansehen müssen, welch große Qual der Gifttot der Tiere gewesen war. Sie betete darum, so etwas nie wieder erleben zu müssen, schon gar nicht am eigenen Leib! [Invher ni Cullairn (Tanja) 23.9.]

Nachdem sie das Grauen eine ganze Weile sprachlos zu zweit angeblickt hatten und dann ein leises Gebet an Rahja über die Lippen der Ritterin Beornsfaire geschlüpft war, drückte diese Invhers Schulter mit festem Griff, bevor sie dem Mädchen, das mit den Nerven am Ende schien, mütterlich über das zerzauste Haar strich. Erst danach trat Cuana seufzend zwischen die stummen Leiber, um Eddar ein letztes Mal ihre Ehre zu erweisen. Er hatte sie lange Jahre über getragen, ihr treu gedient, im Krieg gegen die Orks und im Krieg gegen die Nordmärker. Nun lag er da, alles andere als friedlich und doch seltsam still. Man sah ihm und seinen Artgenossen deutlich an, dass er gewaltsam aus dem Leben gerissen worden war, aber auch, dass sich jemand erbarmt hatte, sein Leiden nicht unnötig zu verlängern. Der Schnitt an dem muskulösen Pferdehals zeugte von einer gnädigen Klinge. Sie verscheuchte erfolglos das Heer von Fliegen, die sich am geronnene Blut erfreuten, während sie an Eddars Kopf trat und sich dort niederkniete. Cuana war es egal, ob sie sich dabei dreckig machte – sie wollte dem tapferen Freund noch einmal die Wange tätscheln, über die Mähne streichen und ihm ins Ohr flüstern, dass er es gut gemacht hatte. Zum letzten Mal.

Als die Ritterin von diesem Gang zurückkam lag neben Trauer und Fassungslosigkeit auch Zorn im Gesicht der Edlen. Sie ballte die Fäuste und ihre Nasenflügel blähten sich.

„Bitte verhilf ihm zu einer gnädigen Ruhe. Deiner Stute auch.“ Sie übte sich in Beherrschung, das konnte Invher sehen, trotzdem waren Cuanas Gedanken gerade zu tiefst erschüttert und von dem Wunsch nach Vergeltung durchzogen. Auch das konnte Invher aus dem Gesicht ihrer Schwertmutter lesen. „Ich, hm… werde mich derweil nach anderen Pferden umschauen, ja. – Ja, das ist eine gute…hm, Idee. … Wir sprechen dann später, Invher…. Wenn du hier fertig bist, meine ich. – Kommst du klar? Invher?“ [Cuana ni Beornsfaire (Tanja) 23.9.]

Etwas Liebevolles schwang in der Stimme ihrer Schwertmutter mit, obwohl diese angesichts der Umstände mit der eigenen Fassung rang. Die Frage ihrer Schwertmutter hatte Invher fast schon erwartet. Tapfer sah die Schildmaid daher zu der Frau auf und nickte stumm, doch war ihr einfach nur noch zum Heulen zumute. So machte sie sich – nachdem ihre Schwertmutter zurück ins Lager gegangen war, um ihrerseits ein oder zwei Nordhager Knechte zu schicken, die helfen sollten – unter Schluchzen daran, zu schauen, ob sie dem blonden Nordmärker Knappen nicht irgendwie zur Hand gehen konnte. Invher hatte nämlich keine Ahnung, wie sie diese große Aufgabe, die ihr schlicht nicht machbar erschien, bewerkstelligen sollte. Einen Spaten hatte sie dabei. [Invher (Tanja)]

Die drei Tandoscher hatten schon einen großen Bereich mit den Hacken umsäumt. Und die beiden Knechte gruben bereits still und mit zusammengebissenen Zähnen in die Tiefe. Und sie gruben schnell - als wollten sie diesen Ort so rasch es irgend ging wieder verlassen. Gereon hatte seine Schaufel neben den wachsenden Erdhügel geworfen und lief in Richtung Tränke als Invher auf ihn zukam und er stehenblieb, um auf sie zu warten: "Gehts dir juut?" [Gereon (Catrin) 11.4.]

Invher blickte den Jungen mit einer Mischung aus Unverständnis und Nervosität an. Immerhin: der war ihr sympathischer als diese furchtbare – wie hatte Rhonwen sie genannt? – Schnattergans! Irritiert musterten ihre großen Augen den immer noch am ganzen Körper wild besudelten Nordmärker, dessen breite Hände wieder frische, blutende Verletzungen aufwiesen. Von Gereon ging der herbe Duft von metallischem Blut und getrocknetem Erbrochenen aus. Und ausgerechnet ER fragte SIE, ob es ihr gut ging?

„Ja, äh …klar!" antworte sie und korrigierte dabei ihre eingefallene Körperhaltung, wie um zu demonstrieren, dass sie durchaus im Stande war, ihm zu helfen.

öpIhr Blick heftete sich auf Gereons geschundene Hände: "Aber du! Deine Hände!" [Invher]

Als sie nach seinen Händen greifen wollte, zog er sie weg: „Dat mach isch später. Iss nit su schlimm….“ Er deutete auf das Loch, das die beiden Knechte, die dasselbe Wappen trugen wie er, bereits begonnen hatten auszuheben. „Ne Boronjeweihte hätt uns jesäacht, wumer jrave solle! Willste dabei helfe?“

Gereon deutete auf die beiden Knechte und seufzte. Er fand es schlimm, dass sie die Tiere begraben mussten. Sie zu verbrennen wäre einfacher gewesen - und besser für die Fruchtbarkeit des Landes. Aber dafür hätten sie nun mal so viel Holz gebraucht, wie es der Tross unmöglich entbehren konnte. Also gruben sie. [Gereon]

Wollen wollte sie nicht. Aber es wurde von ihr erwartet, dass sie es tat, also half Invher bei Kräften und soweit es ihr möglich war, zu arbeiten, ohne, dass ihr Schweiß und ab und zu auch Tränen die Sicht vernebelten. Wie wild hub sie Schaufel um Schaufel das Erdreich aus und sah nur auf, wenn sich weiter Knappen zu ihnen gesellten. Schnell hatte sie Blasen in den Handflächen und Schmerzen im Rücken, den Armen und ein Stechen in der Brust von der Anstrengung. Aber sie wollte sich vor den anderen nichts anmerken lassen. Denn sie wollte nicht, dass sie wieder jemand für eine untätige Heulsuse hielt, wie es diese Ira getan hatte. Deren boshafte Worte saßen jetzt noch wie ein Stachel in der sensiblen Invher.

Die Seenländerin warf hin und wieder einen verstohlenen Blick zu eben jener Nordmärkerin hinüber, die sich irgendwann hinzugesellt hatte und seitdem beim Ausheben der Grube half. Wie auch ein paar andere Knappen, die mit ihnen allen dasselbe Los teilten. Invher mochte dieses Mädchen nicht, denn es war selbstherrlich und gemein und außerdem laut und wirsch und… einfach nur dämlich. So hielt sie sich in der Nähe von deren jüngerem Landsmann auf, in der Hoffnung, so würde sie nicht wieder zur Zielscheibe von Iras Ärger werden. Es fiel Invher aber auch auf, dass die Hlutharswachter Knappin stiller war, als am Morgen zuvor. [Invher (Tanja) 24.9.]

<a style="color: windowtext" name="__DdeLink__10961_1886910884"></a>An der Tränke war Getöse zu hören und ließ Invher müde herumfahren: dort war das merkwürdige schweigsame Mädchen mit einem Warunker Fuchs und einigen Seilen dabei, ein mächtiges totes Ross aus den ineinander verkeilten Kadavern zu lösen. Im Augenwinkel bemerkte Invher vom Pfad her weitere Bewegungen: Ein einzelner Mann in kurzer blauer Cotte führte einen Warunker mit aufgeladenen Gerät den Pfad aus Richtung des albernischen Lagers zur Tränke heran. Als er den äußeren Kreis des Todes erreicht hatte, hielt er inne.

Rhéged Taladan ließ die drückende Hitze, das Summen von Fliegenschwärmen und den heranwehenden Geruch des Todes auf sich wirken, während seine Augen unter den Pferdekadavern nach Caerfan suchten. Der Jasalintirer war bereits das zweite Pferd, dass er in Friedenszeiten verloren hatte. Beòlac, der treue Yaquirtaler Fuchs, war vor fast sechs Götterläufen in den Grenzmarken von seiner Hand gestorben, nachdem er durch Rhégeds Reitfehler an den Toren von Seefeld von einer Pike versehrt worden war. Mühsam schüttelte er die alten Erinnerungen ab, auch damals hatte Gift Leben genommen: ‚Mögest du an die Tafel der Sturmbringerin befohlen sein... oder uns als Stern bescheinen‘. Mit einem warmen Lächeln bedachte der Weiße Löwe den verstorbenen Allwyn Farnwart und wandte sich der vor ihm liegenden Aufgabe zu. [Maik]<a name="_Im_tandoscher_Lager"></a>

Gereon war zu den Pferdekadavern hinübergegangen, während Invher begann, den beiden anderen Tandoschern beim Ausheben des Massengrabes zur Hand zu gehen. Er wollte sich um die Eisen kümmern. Man musste kein wertvolles Metall mit toten Körpern in Gräber werfen. Rondrageweihte mochten eine so tiefe Seelenbindung zu ihren geweihten Waffen haben, dass man bei ihnen eine Ausnahme machen musste. Aber auf Pferdehufeisen traf das jedenfalls nicht zu.

Er wollte als erstes sehen, ob er das alleine bewerkstelligen konnte. Bisher hatte Gereon immer nur mit anderen zusammen Hufeisen abgenommen, doch hier war die Sachlage anders: Die Pferde bewegten sich nicht mehr und hufschonend musste er auch nicht arbeiten.

Also lockerte er die Eisen mit einigen Schlägen des Prellhammers, begradigte die Nägel mit einer Zange und hebelte dann die Eisen mit großem Kraftaufwand von den Füßen der Tiere. So gelang es ihm innerhalb des nächsten Stundenglases fast alle Hufeisen der tandoscher Tiere abzunehmen. Nur einige hatten sich so hartnäckig geweigert sich von ihren Trägern zu lösen, dass Gereon es nach zwei oder drei Versuchen aufgegeben hatte. Er würde es gleich mit den anderen zusammen nochmal probieren.

Die monotone, schweißtreibende Arbeit war genau richtig gewesen, ihn von dem Grauen der beginnenden Verwesung um ihn abzulenken. Seine Muskeln schrien bereits seit einiger Zeit, doch unerbittlich mit sich selbst hatte er weiter gemacht. Schwer atmend sah er nun auf. Der Junge schluckte. [Gereon(Catrin) 22.10]

Zwei Nordhager Knechte, die von der Ritterin Beornsfaire geschickt worden waren, hatten ebenfalls kräftig mitgeholfen, ins Erdreich zu graben.

Weitere gebeutelte junge Frauen und Männer nebst einigen wenig erfreuten Gehilfen waren dazugekommen und so war das Loch größer geworden, der Berg erdigen Bodens daneben auf mehrere Schritt Höhe angewachsen. Einer der Tandoscher Knechte befand sich bereits zurück auf dem Weg, um weitere Helfer und Pferde aus dem Lager zu holen. Denn nun war es Zeit - Zeit die Kadaver hinüberzuziehen und im Erdreich zu versenken.

Neben dem Leichnam niedergebeugt, betete der Ritter aus Draustein zu Rahja angesichts dieses Frevels an den Geschöpfen der Lieblichen. Schließlich erhob er sich und auf ein gequältes Wiehern hin, blickte er zum schweigsamen Mädchen, das unterdessen den mächtigen Leib des Mausfalben bereits durch das höhere Gras in Richtung der Tandoscher ziehen ließ: eine beschwerliche Aufgabe für sie und den Fuchs, der sich an dem deutlich größeren Kadaver des Tobimorers verausgabte.

Rhéged Taladan führte seinen Warunker rasch auf das Schauspiel zu: „Heda halte ein! Ich helfe dir mit meinem Pferd!“

<a name="__DdeLink__1384_1587889652"></a>Weitere Momente verstrichen, bis das Mädchen irritiert innehielt und schließlich zuließ, dass der Ritter ablud und ebenfalls mit einem leichten Kummet seinen Warunker vor das tote Ross spannte. Gemeinsam schafften sie den Mausfalben in die Nähe der Tandoscher, auf die andere Seite des großen Aufwurfs von Boden und Grassoden.

<a style="color: #ff9999" name="__DdeLink__1998_829177066"></a>„Soll isch för üsch ooch dat Eise afnemme?“ Fragte Gereon die anderen Knappen, während er auf das noch leere Grab zuging. Besonders Invher schaute er etwas länger fragend an. [Gereon(Catrin) 22.10]

Die lag völlig schwitzend, die schmerzenden Arme und Beine von sich gestreckt, im Gras neben dem Aushub und wischte sich mit dem Handrücken ein paar lästige Fliegen aus dem Gesicht. Die Seenländerin wollte nur einen Moment ausruhen, bevor es weiterging, denn das Tagwerk war hier noch lange nicht vollbracht. Als Gereon sie ansprach, sah sie müde zu ihm hin und setzte sich stöhnend auf. „<a name="__DdeLink__7099_50966748"></a>Hä?“ [Invher (Tanja) 10.11.]

Er hob die Zange an und klappte sie mehrmals schnell auf und zu, was ein leises, metallisches Klicken verursachte. „Die Hufeisen?“ <a name="__DdeLink__1998_82917706611"></a> [Gereon(Catrin) 18.11]

„Was ist mit denen?“ Das müde Mädchen zog einmal kurz den Handrücken unter der Nase vorbei und schniefte, während es Gereon fragend ansah.

Ira nahm gerade einen Schluck aus ihrem Wasserschlauch und klatschte sich etwas davon an den Hals, weil dies für einen Moment Kühlung versprach. Gleich würde sie helfen, die Kadaver zu trennen und dann eines um das andere Vieh in der Grube zu versenken. Was für eine Drecksarbeit! Dreckstag! Drecksdrecksdrecksmorgen! Verdammter Drecksmorgen. Sie hatte die Frage nach den Hufeisen vernommen und auch, dass die Heulsuse mal wieder schwer von Begriff war. Unglaublich. Wie die es überhaupt in eine Knappschaft geschafft hatte war Ira ein einziges Rätsel.

„Ob deine Gäule die Hufeisen behalten sollen, will er wissen!“ rief sie genervt zu den beiden hinüber, bevor sie selbst antwortete: „Die von unseren kannst du abmachen – wenn du das unbedingt machen willst. Musst aber nicht.“

Sie selbst legte keinen Wert auf diese zusätzliche Arbeit. Aber wenn der Kleine meinte, er wolle… sie würde ihn nicht aufhalten. [Ira (Tanja) 25.11.]

Unweigerlich zuckte Invher, als Iras keifende Stimme an ihr Ohr drang. „Die Hufeisen, äh, ach so, ja. ..äh, ich meine nein. Nein, ich,.. -- Oje,.. müssen wir die echt dings, äh, abmachen?“ [Invher (Tanja) 25.11.]

'Elende Verschwender!‘ schoss es dem Jungen durch den Kopf. Doch bereits im nächsten Augenblick zögerte er, als er sich dabei ertappte, wie sein Vater zu denken. Worauf er die Stirn runzelte und sich über sich selber ärgerte. „Isch mach‘s einfach.“ Brummte er schlechtgelaunt. Er hatte gar nicht bewusst darüber nachgedacht, doch das Metall zu verschwenden fühlte sich irgendwie nicht richtig an…. Und das machte seine ohnehin schon miese Laune noch schlechter. War er seinem Vater doch ähnlicher als er glaubte?

Gereon hatte begonnen allen denen, die darum baten, zu helfen die Hufeisen abzunehmen. Die Arbeit war anstrengend und seine Muskeln schmerzten als der Tandoscher Knecht endlich mit Pferden und zwei weiteren Helfern zurückkehrte. Ein dumpfes Kribbeln machte sich in seinem Inneren breit. Etwas unterhalb seines Herzens- Es fühlte sich an, als würde eine unsichtbare Hand seine Innereien zusammenpressen. Nicht fest genug, um ihn zum Erbrechen zu bringen, aber fest genug, um ihm dieses Gefühl der Unausweichlichkeit zu geben, das er so sehr hasste. Er trottete zu den Ankommenden und nahm wortlos die Zügel einer schwarzen Stute, die sonst zu den Zugtieren des tandoscher Waffenmeisters gehörte. Ohne das kleinste Zögern schritt er zu den Kadavern hinüber. Jede Zurückhaltung würde dazu führen, dass er nachdachte und dann könnte er das alles vielleicht …. einfach nicht mehr …. so leicht... tun. Den Tandoscher Neuankömmlingen ging es anders. Bleiche Gesichter blickten dem Knappen ihrer Baroness entgegen als der mit ausdrucksloser Mine die Zügel des Pferdes übernahm. Er sah grauenhaft aus, genauso grauenhaft wie dieser Ort. Blut, Kadaver, Gestank, Tod. Ein Vorgeschmack der Schlachten, das fühlten sie alle.

Die Tandoscher zogen zunächst den Rappen ihrer Herrin aus der Masse der toten, langsam starr werdenden Leiber und schleiften das schöne, ehemals wilde Geschöpf vor das tiefe, dunkle Erdloch. Zuvor schnitt Gereon noch ein paar Büschel Schweifhaare vom Streitross seiner Herrin ab. Er wollte, wenn diese verdammte Grube erst wieder mit Erdreich überhäuft war, Grabmale fertigen. Die Schweifhaare sollten dem morbiden Ganzen eine persönliche Note geben. Die Blumen würden bald schon verwelkt sein. Eisen, Holz und Rosshaar verging nicht so schnell.

Tier um Tier folgte dem Rappen in das dunkle Erdreich. Die Zugpferde scheuten ein ums andere Mal – Das Blut und die toten Artgenossen witternd. Es dauerte Stunden, das Loch auszuheben und die Tiere hineinzulassen und die Sonne stand bereits hoch über ihnen allen, als sie endlich mit vereinten Kräften den letzten Kadaver hinabließen, egal, ob es Nordmärker waren oder Albernier.

S

elbst Ira, die sich vorgenommen hatte, nichts mehr mit dieser furchtbaren albernischen Heulsuse namens Invher anzufangen, half der Jüngeren letztlich, dem Ross ihrer Herrin die heraushängende, schon merklich versteifte Zunge zurück ins Maul zu stopfen. Jeder musste zugeben, dass der Pferdekopf des wilden Eddars danach gleich etwas friedvoller aussah.

*

Dann lag das letzte Tier in seinem Grab. Kurz hielten alle inne, blickten auf die Leiber in der schattigen Tiefe. Das ganze Grauen wurde ihnen erneut bewusst, als sie die verrenkten Glieder und die fahl glänzenden Felle betrachteten.

Ein Schauer überkam Gereon. Und so war es ihm recht, als die anderen nun darauf drangen das Loch zu schließen.

Während die anderen Grube und Leiber mit der letzten Erde bedeckten, wandte sich Gereon kurz ab und kehrte kurz darauf mit einer Anzahl göttergefälliger etwa gleich großer Ästen zurück. Er hatte dazu ein paar Weidenruten am Bach besorgt. An jede davon wollte er das Hufeisen eines anderen Pferdes anbringen. Als er um Hilfe bat, trat ausgerechnet die Heulsuse hinzu. Gereon merkte schnell, dass sie nicht ungeschickt mit ihren Händen war, aber wohl besser arbeiten konnte, wenn sie nicht unter Druck stand. Daher trieb er sie nicht zur Eile an und ließ sich ebenfalls Zeit – ihm fiel das leicht, war der Knappe der Baroness von Tandosch doch ebenfalls am Ende seiner Kräfte wie alle hier. Bald jedoch hatte Gereon an jede Rute eines der Eisen genagelt und Invher mit Göttergeduld aus dem Rosshaar des Schwarzen Tandoschers kleine Zöpfchen geflochten, die sie wickelnd und webend mit jedem Eisen verband.

Nachdem sich schließlich ein sanfter Erdhügel auf dem Pferdegrab erhob, der jedoch nicht von dem Gestank nach Blut ablenken konnte, der allgegenwärtig in der Luft lag, steckte die Knappenschar die Grabmäler in den Boden vor dem Grab. Zwölf an der Zahl. Weitaus mehr Pferde waren dem tückischen Gift zum Opfer gefallen, aber so war wenigstens allen der Götter gedacht. Und das konnte kein Fehler sein.

Gereon fiel vor den Hufeisen auf die Knie. Er wischte sich den Schweiß der Arbeit und das Blut aus dem Gesicht, bevor er in seinem besten Hochgarethi die Göttin Rahja mit brüchiger Stimme anrief:

„Oh liebreizende Herrin Rahja, wir bitten dich um Vergebung.

In deinem Namen wurden uns diese wunderschönen Wesen anvertraut,

wir sollten sie …. pflegen und …. schützen,

doch … wir konnten es nicht.

Lass nun die Seelen der Kinder deiner Himmelsrösser in dein ewiges Paradies einkehren,

Sulva, Mutter aller Pferde, und Tharvun, Vater ihrer Füllen, mögen uns vergeben.

Und wir geloben, ….. alles zu tun, dieses Land von denen zu befreien, …. die so schändlich gegen den Anmut, den Liebreiz und das Zutrauen deiner heiligen Geschöpfe vorgegangen sind.“

Die Tränen des Jungen tropften in das Erdreich, als er noch einige Momente vor dem mächtigen, riesigen Grabhügel kauerte. Schließlich erhob er sich und war bereit, den anderen zurück ins Lager zu folgen. [Gereon(Catrin)4.12]

„Gut gesprochen, Kleiner.“ Ira wartete, bis Gereon sich aus seiner Trauer erhob. Dann klopfte sie ihm lobend auf die Schulter. Sie selbst hatte keine einzige Träne vergossen. Sie hatte nur Wut im Bauch. Wut auf diesen Dreckskerl, den Giftmischer, den sie nicht hatte jagen dürfen. Auf Boron, der so etwas Furchtbares zugelassen hatte. Auf ihren Schwertvater, von dem sie sich missverstanden fühlte und ungerecht behandelt noch dazu. Und Wut auf alle diese Pferde, die gleich hatten saufen müssen wie Löcher, Josts Falbe Elion eingeschlossen. Oh, bewahre! Elion! Keine Träne würde sie diesem Vieh schenken. Nicht, nachdem was passiert war. Würde man sie für verrückt halten, weil sie so große Wut auf ein Pferd empfand? Ja. Na, und? Ira war es reichlich egal. Sie hatte für den Hengst ihres Schwertvaters ein kleines Gebet an Rahja geschickt und ihm jetzt unter Aufgebot aller ihrer Kräfte ein ewiges Bett bereitet. Mehr konnte ein so hinterlistiges Ross, wie Elion es gewesen war, nicht mehr erwarten.

Dass immer noch große Missgunst in ihr herrschte, konnte ihr Gegenüber spüren. Sie lag selbst in den Worten, die Ira sprach, und die ihr Lob gelangweilt klingen ließen, obwohl es vielleicht wirklich ehrlich und im Grunde nur nett gemeint war. „Schöne Worte. Du solltest Priester werden. Das kannste wirklich gut.“ kam es trocken über ihre Lippen. Im Gesicht der Hluthwarswachter Knappin zeichnete sich ihr Frust, ihre Wut, aber auch ihre Resignation ab. „He, wie heißt du eigentlich?“ schob Ira unvermittelt hinterher, als ihr klar wurde, dass sie gar nicht so recht wusste, wer der Kerl mit den verrückten Ideen eigentlich war. [Ira (Tanja) 16.12.]

„Gereon. Von Rickenbach. Jeborn in de Baronie Eisenstein. Im Isenhach. Unn veralbere kann isch misch selbst.“ Priester - diese Trine hatte ja wohl einen an der Knispel. Nur weil er ein Gebet kannte. Er trottete mit hängenden Schultern neben ihr her: „Isch hann schon ville Pferdsche beerdischt. Zuhaus. Bin aufm Jestüt oppjewaachse. Da kennt ma Rahjajebete zur Jenüge.“ [Gereon(Catrin) 17.12]

„Hm, verstehe.“ gab die Hlutharswachterin desinteressiert von sich. Sie hatte zwar wissen wollen, wer dieser Gereon war, aber ob er jetzt von einem Gestüt im Isenhag, oder einem Schweinestall in Albernia oder von einem Fischkutter in der Bernsteinbucht kam, war ihr doch mal gerade egal. Nun, immerhin erklärte seine Kindheit auf einem Gestüt, dass er diese Viecher so liebte.

Gereon zögerte ein wenig bevor er fortfuhr: „Du biss Ira, ne?“

„Da hatter aber fein aufgepasst. - Ja, Ira von Plötzbogen. Mein Schwertvater ist der Baron..Baronet von Hlutharswacht. Wer ist denn dein Schwertvater? Ach nee warte mal.“ Ira meinte sich grob an etwas zu erinnern, was zuvor mal gefallen war: „Du bist der von der Tandosch, richtig?“ Wahrscheinlich meinte sie es weniger lästerlich, als es vielleicht klang, doch war sie gerade alles andere als einfachen Gemüts. Gereon konnte auch nicht genau heraushören, ob sie das als Wertung von sich gab.

Hatten sie das nicht schon gehabt? „Jo.“ Antwortete er nur kurz angebunden.

„Scheinst mir ja nicht nur ein Händchen für Gäule zu haben, sondern auch für Mädchen…“ Dass sie auf seine Sympathie für die kleine Heulsuse ansprach, war leicht zu erraten. Sie selbst schien keine für die Albernierin aufzubringen. Hm, wenn er ehrlich war, schien diese Ira gerade keine Sympathie für alles aufzubringen.Entsetzt verharrte der Junge. „Föör Mädsche?“ Fragte er entsetzt. „Meenste, nur, weil isch nett zu der Kleenen war?“ Setzte er barsch nach, als er sich wieder in Bewegung setzte. „Nett sinn: Könnteste DU ja och mal probiere. Macht dat Leeve manchma eenfacher!“ Er überlegte kurz: „Warum biste eijentlich so derb mit der Kleen jewese? Mer kümmtet nit so füür dat se jern Knappin is. Un hääste nit jemerkt dat se Angst häät. Da muss man n biissche … jefühlvoll sinn. Wie mit den Pfercher.“

Ira stöhnte und kickte mit dem Fuß gefrustet in die aufgetürmten Erdhaufen eines Maulwurfshügels. „Was geht mich denn diese elende Heulsuse an? Als hätt ich nicht genug eigene Probleme. Mann!...“ Ihr Blick fixierte Gereon erneut. „Bist `n Gutmensch, was? Naja, solche muss es ja auch geben.“ Gab sie mit minimaler Anerkennung von sich und zuckte mit den Schultern, bevor sie lachte: „Dann brauchen wir anderen, die sich nicht dauernd die Schniefnasen putzen müssen, nämlich nicht zwanghaft nett sein zu Leuten, wie dieser Kleinen da. Was weiß ich, warum die Angst hat. Sie kam mir jedenfalls nicht vor, als wär sie aus Blütenstaub. Ach, ist mir auch egal. Muss jeder selber mit klarkommen. He! Wir ziehn in die verdammten kack Schwarzen Lande und in den Dreckskrieg gegen den scheiß Drecksverräter!... Ich hab jedenfalls keine Zeit, die Amme für so jemanden zu spielen.“ Und etwas leiser, ein wenig genuschelt: „Hab andere Probleme.“

Ihr fielen die Worte des Ritters Aeladir wieder ein, der sie bezüglich ihrer Ausdrucksweise gerügt hatte. Dämlicher Kerl! Ira betrachtete diese Rüge als völlig überflüssig. Der Ritter hatte sich ja geradewegs aufgespielt, als würde er ihr gegenüber irgendwelche Rechte besitzen. Einen Scheißdreck! Im Grunde konnte nicht mal Jost so mit ihr umgehen. Ira fühlte sich von der Welt gehasst und sie bereute es, diesen Gereon angesprochen zu haben. Denn der ging ihr nun auch auf die Nerven. Wie alt war der Kerl? 13, 14, höchstens 15. Das heißt immer noch zu jung um ihr, Ira, die sie 17 und damit definitiv älter war, etwas über gute Manieren beibringen zu wollen. Aber sie hielt an sich, auch wenn es ihr schwerfiel. Wenn sie sich jetzt mit diesem Gereon prügelte, oder auch einfach nur anlegte, und Jost dies herausfand, dann konnte sie sich einiges wirklich und endgültig abschminken. Und jetzt, da der alte Baron tot war, hatte sie in Hlutharswacht niemanden mehr von Belang, der sie vor dem Baronet in Schutz nehmen würde. Die alte Amme, die auf der Drachenburg den Haushalt führte, ausgenommen.

„Wie alt bist du eigentlich?“

„Fuffzehn!“ Entgegnete Gereon wirsch. Den Vorwurf ein Gutmensch zu sein verstand er nicht. Er dachte eigentlich nie darüber nach, nett zu sein. Meistens war er es. Einfach so. Meistens. „Unn du? Aussehen tuste wie 18, aber nach dem Jebabbel biste wohl eher jünger. Feetzen?“ Und den Gutmenschen könnte die Trine sich sonst wohin stecken.

Fetzen? Nein, Ira wollte sich eben NICHT fetzen, das war ja das Problem. Doch dieser Gereon hatte eine ebenso große Klappe wie Resistenz gegen Zurechtweisungen. Oder einfach kein Gespür, zu merken, wann man aufhören sollte. Er war ihr, was das anging, nicht unähnlich, doch das fiel Ira in diesem Moment nicht auf. Ihr fiel viel eher auf, dass sie keine Lust besaß, sich zum einen vor einem 15-jährigen zu rechtfertigen, noch, sich von einem 15-jährigen beleidigen zu lassen. Abrupt blieb sie stehen, wirbelte ihren Spaten herum und hinderte Gereon durch den Stiel des Werkzeugs am Weiterlaufen, in dem sie ihm das Stück Holz quer über die Brust hielt.

„Ganz recht. 18. ...Fast. Aber damit immer noch älter als du, Rickenbach, also Vorsicht, was du über mich und mein… Gebabbel… sagst. Ich verpass dir sonst eine Trense hiermit."

„Achzehn!! Dat isch nit laache!“ und der Junge ließ sein Säckchen vor seine Füße plumpsen und griff neben ihren Händen ebenfalls nach dem Stiel IHRER Schaufel: „Biste sischer, datt dinge Mutter disch da nit beloje hätt.... Um disch früher loszuwäre?“ Und kaum hatte Gereon die Worte ausgesprochen presste er mit ganzer Kraft sein Körpergewicht gegen ihre Schaufel und nach oben – im Versuch ihr einen Kinnhaken mit ihrem eigenen Werkzeug zu verpassen.

Tatsächlich traf das Holz traf die Hlutharswachterin im Gesicht. Zornig fluchend war es nun endgültig um Iras Beherrschung und ihre Nachsicht geschehen. Gewohnt, den Linkhanddolch zu führen, verpasste sie dem Tandoscher mit Links unerwartet einen Hieb mit der Faust ins Gesicht.

Der schlug zurück und wischte nicht nur ein Mal mit seinen verbundenen Händen über die Wangen der Älteren. Durch die Verbände sickerte immer noch Blut und so zog jeder Treffer, den Gereon bei dem Gerangel landete, eine blutige Spur nach sich. In seiner Wut vergaß er völlig, dass er sich gerade eben mit einem … Mädchen… schlägerte.

Der plötzlich einsetzende stechende Schmerz eines Trittes frontal zwischen die Beine ließ Gereon taumeln und er sank wie gefällt ins Gras. Vor seinen Augen flimmerte es und der Schmerz trieb ihm, der ansonsten nicht weinte, doch die Tränen aus den Augen.

Dass sie übers Ziel hinausgeschossen war, fiel Ira wie Schuppen von den Augen, als der junge Rickenbacher sich wimmernd vor ihr im Gras wälzte. „Au verdammt.“ Sie kam zwar nicht umhin, auch zu genießen, dass das Großmaul vor ihr lag und sich krümmte, der Sieg jedoch schmeckte bitter. Wohin hatte all die Wut sie da nur schon wieder geführt?

Seufzend reichte Ira Gereon eine Hand. „Hammer‘s jetzt dann?“ Sie mochte irgendwie nicht zugeben, dass sie sich für den finalen Tritt in die Eier schämte. Und so, wie sie Gereon einschätzte, glaubte sie zu wissen, dass auch er nicht unbedingt seine Schwäche zugeben wollte. Darum sparte sie sich auch die Entschuldigung. Sie waren beide nicht unschuldig.

Der Rickenbacher zog sich allerdings selbst auf die Beine. „Dat war nisch nett, du… du… ach,“ murmelte er, während er sich immer noch ein wenig krümmte. Ihm fiel gerade nicht ein, wie er die andere beleidigen konnte. Irgendwie schien ihm das auch nicht mehr so sinnvoll. „Dinge Schläje sinn jut… werd isch mir merken…“ sagte er stattdessen.

„Deine sind aber aber auch nicht ohne,“ murmelte Ira anerkennend und fasste sich an den schmerz-pulsierenden Unterkiefer. Ihre Gedanken zogen gerade zu dem vorausliegenden Moment, wenn sie ihrem Schwertvater erklären musste, dass sie ihre jüngsten Blessuren von einer Schlägerei hatte. Oh Freude.

„Isch geh dann ma…“ Ohne weiter darauf zu achten, was die Hlutharswachterin machte, wandte Gereon sich um und humpelte davon.

Ira hob noch schnell den Spaten vom Boden auf. Dann gingen beide wortlos gemeinsam zum Lager zurück. Irgendwie mochte sie den Kerl. Vielleicht würden sie sogar Freunde? Ja, irgendwie fand Ira das ganz erstrebenswert…

Vater und Sohn (Lager des Schwertleihers, während der Beerdigung der Pferde)

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Stolz flatterten die drei Schwerter auf dem gold-grünen Schild über dem Schwertleiher Zelt. Mit zahleichen Begleitern war der Baron dieses Lehens, Traviadan von Schwertleihe, auf den Feldzug gezogen. Der große, bullige Oberst der Flussgarde scheuchte gerade seinen Knappen, den jungen Adamar von Rothammer, über den Übungsplatz, als Boronian beim Lager ankam. „Schau einer an, was für ein seltener Besuch!“ dröhnte er über den Plan, als er Boronians ansichtig wurde. „Hast Du so viel Langeweile beim Rabensteiner, dass Du auf Wanderschaft gehen darfst?“

Der junge Knappe des Rabensteiner Barones ging mit großen und weiten Schritten auf das Lager zu und jeder, welcher ihn sah, wusste sogleich zu wem er gehörte. Größe, Statur, ja selbst das markante Gesicht waren wie eine Kopie des Barons von Schwertleihe. Er war sein Sohn, ein kräftiger junger Mann, ein Knappe und bald ein Ritter. Ein Kämpfer. Dies konnte niemand leugnen. Boronian, selbst in voller Rüstung und mit Schwert und Schild, sah zu seinem Vater mit unergründlichen, grünen Augen, wie dessen Bruder und Geweihter des Boron, Boromar, es manchmal tat und dachte einen Augenblick nach. Noch gestern hätte er ihm eine wohl flapsige Antwort auf eine solch gute Vorlage gegeben, doch war ihm nicht danach. Also hob er zur Begrüßung nur die rechte Pranke und stellte sich an den Übungsplatz. Ein innerer Drang, etwas, dass er nicht identifizieren konnte, zog ihn jedoch weiter. Nachdem er ein wenig den Tanz von Knappe und Schwertvater beobachtet hatte, ging er schließlich einen Schritt auf den Platz, den festen Blick auf den Knappen des Vaters gerichtet, ihm zeigend, dass er nun an der Reihe war. Er wollte mit seinem Vater fechten. Ihm zeigen, was er gelernt hatte. Anschließend würde noch genug Zeit zum Reden sein am Nachmittag. [Boronian (Mel) 10.04.2016]

Mit einem Blick auf den bulligen jungen Mann machte der Knappe hastig Platz. „Na, dann zeig einmal, was Du kannst!“ Traviadan ließ den Jungen kommen und tastete zwei Hiebwechsel lang dessen Geschwindigkeit und Präzision ab. Er beschränkte sich für auf Blocks und Paraden, bis er dann unvermittelt auf Boronian eindrang. Wuchtig kamen die Hiebe und bewiesen, dass der Schwertleiher Baron es in Sachen Kraft und Ausdauer wohl mit dem Jüngeren aufnehmen konnte. Wieder und wieder drosch Traviadan auf den Schild des Jungen ein, vermutlich mit dem Ziel, seinen Schildarm zu ermüden und die Deckung aufzubrechen.

Boronian, kein tumber Schläger, sondern bei einem sehr fähigen Lehrer ausgebildet, hielt sich die ersten Hiebe sehr zurück, sowohl bei Kraft als auch bei Schnelligkeit. Sein alter Herr sollte ruhig denken, dass der Junge ihm weit unterlegen sei. Bei den vielen Hieben verließ er sich auf seine eigene Parade, auf seinen Schild, der sicherlich einige Schläge aushielt und darauf, dass auch Lucrann gerne lange Schlagfolgen austeilte – vielleicht nicht so wuchtig, dafür umso präziser. Als der Vater dann selbst einmal einen Moment Zeit ließ, teilte er aus. Hoffentlich war es wuchtiger und schneller, als der Vater es erwartete und gab ihm etwas mehr Freiraum. Er würde ihm nichts schenken, auch wenn er sich sicher war, dass der alte Mann noch ein paar Asse mehr im Ärmel hatte und wohl besser war. Aber Angst, die hatte er nicht. Er würde auch einmal einen Schlag einstecken, dafür dann umso mehr austeilen. Vielleicht half es ihm, dass er beim Kämpfen nicht redete. Er war still, ließ sich provozieren und provozierte nicht. Und die grünen Augen blickten unergründlich in die Seelenspiegel des Vaters.[Boronian (Mel) 12.04.2016]

Und so entging ihm auch nicht das erstaunte Flackern in den Augen Traviadans bei seiner jähen Offensive. Der Ältere hielt dagegen und brach mit einem wuchtigen Hieb durch Boronians Deckung, traf schmerzhaft seinen Oberarm und trat, ohne den Blickkontakt zu brechen, gegen das Knie seines Sohnes.

Boronian hatte zwar mit einer schmutzigen Attacke gerechnet, aber vielleicht nicht mit einer solchen. Dennoch war der Vater jetzt sehr nah, um sein nun leicht schmerzendes Knie zu erreichen. Das nutzte er, um ihn mit einem Schlag mit dem Schild zurückzudrängen und eine neue Hiebfolge zu starten, ihn in die Defensive zu drängen. Auch er brach den Blickkontakt nicht ab, und jetzt zeigte sich eine neue Entschlossenheit in diesem. Erneut schlugen die beiden Kämpfer aufeinander ein und schenkten sich keinen Schritt, keinen Hieb, keinen Treffer.

Traviadan wartete einen Hieb ab, blockte das gegnerische Schwert mit seinem und hieb dann den Schild mit dem gesamten Schwung seines Körpers auf Gesicht und Körper seines Sohnes. „Ist das alles, was Du gelernt hast?“ polterte Traviadan.

Was eine etwas gewagte Aussage war, angesichts des üblen Hiebs mit dem Schild, der Boronians Schädel dröhnen ließ wie einen Tempelgong am Praiostag. Boronian schüttelte den Kopf leicht, um dieses Dröhnen aus dem Kopf zu bekommen. Er musste unwillkürlich an den Morgen denken, an die Momente auf der Wiese und wie dort auch, rann ihm ein wenig Blut aus der Nase. Doch noch wollte, noch konnte er nicht aufgeben. Einen letzten Versuch startete er, nicht wuchtig, sondern mit einer guten Finte, welche den Vater von den Beinen holen sollte. Kein direkter Treffer... sondern ein Manöver, ihn umzureißen. Doch merkte er langsam, wie die Beine weich wurden, die Arme träge. Aber er legte alles an verbliebener Kraft in diese letzte Aktion.

Die Finte war offensichtlich nicht das, womit Traviadan bei seinem Sohn gerechnet hätte. Mit einem extrem uneleganten Seitschritt schaffte er es, auf den Beinen zu bleiben, wobei ihm zugutekam, dass er die Abwehr seines Sohnes merklich zermürbt hatte. Er brachte sein Schwert in Abwehrhaltung und lachte polternd. „Nicht schlecht, junger Mann. Gar nicht schlecht. Der alte Rabe hat Dich ganz gut getrimmt, was?“ Er wies auf den Rand des Übungsplatzes. „Lass’ es gut sein.“ Ohne sich noch einmal umzublicken, stapfte er zur Umzäunung und warf seinem Knappen sein Schild zu. „Und jetzt erzähl’ – was hast Du auf dem Herzen?“

Boronian fing sich gerade noch, als sein alter Herr den Seitenschritt vollführte und atmete tief durch. Ein Glück, dass er sein Schwert senkte, eine weitere Attacke hätten Knappenarm und Schild nicht ausgehalten. Das kleine Kompliment, welches in den Worten des Vater mitschwang, quittierte er mit einem Lächeln und stapfte ebenso zum Rand des Platzes, den Blick über die Knappen schweifen lassend. Er suchte sich etwas zum Setzen und streckte die Glieder von sich, gerade das pochende Knie und suchte etwas, die blutende Nase abzuwischen: "Tränkt eure Tiere nur noch direkt vom Fluss oder Brunnen, nicht in der allgemeinen Tränke. Jemand vergiftet die Rösser" er knurrte leise: "Auch meinen Thalloro hat es erwischt - mit Purpurblitz. Und wenn Golgari sich nicht erbarmt hätte, würde auch ich nicht hier sitzen."

„Das war also das Getöse heut’ morgen.“ Traviadan streckte sich und wühlte in seiner Gürteltasche, bis er ein fast unbenutztes Schnupftuch zutage förderte. Wortlos strecke er es seinem Sohn entgegen. „Einen Ersatz für Deinen Gaul wirst Du sicher bekommen – noch sind wir am Anfang des Kriegszugs und der Rabensteiner geht ganz sicher nicht ohne ein paar Ersatzpferde ins Feld – darauf verwette ich meinen A... Schild, wenn’ s denn sein muss.“ Er verschränkte entschlossen die Arme. „Danke für die Warnung. So eine Saubande!“ Er schüttelte sich. „Schreib’s Dir selbst hinter die Ohren. Wenn Du im Kampf fällst, ist das eine Sache – aber verdammt noch Mal, keines meiner Kinder soll einem so feigen Anschlag erliegen!“ Aufgebracht schlossen sich seine Finger um das Heft seines Schwertes, und lösten sich kurz darauf wieder. „Ich mach’ dem Stab den Arsch heiß, dass sie in Wallung kommen.“ Seinem Sprössling schenkte er stattdessen ein irritiertes Stirnrunzeln. „Bist Du soweit in Ordnung?“

Boronian sah ein wenig verdutzt seinen Vater an, als er sich so aufregte. Einen solchen Ausbruch hatte er nicht erwartet, auch wenn er sein Sohn war. Immerhin sahen sich die beiden seit er knappe sieben Sommer zählte nur einige Tage in einem Götterlauf. Er schaute ihn ruhig an, nachdenklich. Viele Fragen hatte er in den letzten Stunden verdrängt, welche jetzt beantwortet werden wollten: „Ich… weiß es nicht… ich war bei Golgari, habe seine Nähe gefühlt, das Rauschen der Schwingen erspürt. Er wollte mich mit sich nehmen, doch ich wollte noch nicht.“ Er seufzte leise, Worte reichten einfach nicht. „Sie war da… Mutter… ich…“ ohne, dass er es merkte, sammelte sich Flüssigkeit in seinen Augen, nicht viel, aber sie war da: „Sie wartet auf mich. Auf uns alle.“ Er wischte sich die Augen ab und sah Traviadan direkt an: „Vermisst du sie?“ Fragen wie ‚Wie war sie‘, die brauchte er nicht stellen. Das hatte er gefühlt.

„Jetzt werd’ nicht gefühlsdusselig. Sie ist tot und wir leben – mehr gibt es da nicht. Achte darauf, dass Dich so ein Giftmischer nicht nochmal erwischt – und konzentrier’ Dich auf den Feldzug.“ Eine steile Falte hatte sich zwischen die Brauen seines Vaters gegraben, und sichtlich erbost verschränkte der Ältere die Arme, die in massiver Plattenrüstung steckten.

"Schon gut." er schüttelte leicht lachend den Kopf, wurde dann aber wieder ernst und schaute auf das eigene Schwert: "Von Gift halte ich mich freiwillig fern. Und ich sollte Lucrann nach einem größeren und schwereren Schwert fragen. Dieses hier ist viel zu leicht." er sah seinen Vater an, eine Idee im Kopf, und grinste dann: "Was hältst du von einem Bastardschwert?"

„Das paßt.“ Grummelte Traviadan, merklich zufrieden, dieses betbrüderliche Geschwatze abgebogen zu haben. „Der Rabensteiner wird Dir dann eines geben, wenn er die Zeit für reif hält.“ Er hieb seine Pranke auf den Rücken seines Sohnes, dass das Blech schepperte. „Komm, ich hab’ frisch gezapftes Bier da. Trinken wir einen Becher.“

Bier. Wann gab es das letzte Mal Bier? Das musste irgendwann einmal in Punin gewesen sein, abends, in der freien Zeit, welche ihm und Tsalind eingeräumt wurde. "Warum nicht." und erhob sich, nicht minder schneppernd, und knirschte mit den Zähnen als er das Knie belastete: "Aber erzähl es nicht Lucrann, du weißt, dass er Bier nicht leiden kann."

Traviadan grinste – nicht allein ob den Worten seines Sohnes, sondern auch ob der unbedarften Dreistigkeit, mit der sein Sohn seinen Knappenvater beim Vornamen nannte. Er hätte seinen Arsch darauf verwettet, dass er vor diesem deutlich mehr Respekt an den Tag legte. Er schenkte zwei Becher Bier aus einem Krug und schob Boronian einen davon hin. „Auf Dein Wohl!“ Knallend prallten die beiden Tonbecher zusammen. „Und was machst Du heute noch?“

Boronian stieß gerne mit ihm an und trank einen Schluck: "Das ist gut." Was er heute noch vorhatte? Seine Miene verdüsterte sich merklich: "Ira ist hier, auch die ihr anvertrauten Tiere sind unter den Opfern. Ich will nachher mit ihr zusammen schauen, ob wir über den Schweinehund was rausfinden. Der sollte aufpassen, nicht zu nah an meinen Waffenarm zu kommen. Also wenn meine Base nicht schneller ist."

„Da hast Du Dir eine Menge vorgenommen, Mein Sohn. Woran willst Du erkennen, wer der Giftmischer war? Glaubst Du, jemand der solche Mengen von diesem Zeug anwendet, lässt sich von ein paar Knappen, die noch grün hinter den Ohren sind, stellen? Und dann auch noch so spät? Wer weiß, wo dieser Kerl mittlerweile hin ist. “ Traviadan leerte seinen Kelch in einem Krug. „Wärst Du mein Knappe, würde ich Dich grün und blau prügeln, wenn Du in einer so hirnverbrannten Aktion zu Schaden kommst. Und gleich zweimal, wenn Du den Giftmischer tatsächlich findest, aufscheuchst und erneut verjagst.“ Er schenkte die Becher nochmals voll. „Prost!“

Boronian ließ sich auch noch einmal nachschenken: "Heute früh habe ich einen Mann mit seinem Hund spazieren gehen sehen, sie kamen von der Tränke. Bei der Menge an Gift wird er es wohl nicht gewesen sein, dazu fehlten Flaschen oder Krüge, aber vielleicht hat er jemanden gesehen." er zuckte mit den Schultern: "Ira war ziemlich fertig. Ich will nicht, dass sie sich überschätzt und ihr etwas passiert, wenn sie allein losgeht."

„Von dem Giftzeug habe ich keine Ahnung - da brauchst Du mich nicht fragen.“ Traviadan schüttelte den Kopf. „Aber wer so etwas tut, dem ist es egal, ob ein oder zwei Knappen hinter ihm her sind, oder eine ganze Ritterlanze. Wenn Du Dein Glück versuchen willst – meinen Segen hast Du!“ Er leerte den Tonbecher in zwei durstigen Schlucken und schob ihn demonstrativ von sich.

Boronian schob den Becher ebenfalls von sich und schmunzelte leicht. Ja, dafür das er heute früh beinahe draufgegangen wäre, hatte er erstaunlich gute Laune: "Ich werd dann mal zusehen, dass ich weiterkomme. Ira suchen und sehen, was sich dann noch ergibt." er sah seinen Vater an: "War schön, dich mal wieder zu sehen."

„Schau’ mal wieder vorbei.“ Mit einem aufmuternden Hieb auf dessen Schulterplatten verabschiedete Traviadan seinen Sohn. „Und zeig’, was Du bis dahin gelernt hast.“ Der Baron blickte dem jungen Mann nach, als dieser das Schwertleiher Lager. Aus Kindern wurden Leute. Und der Kriegszug hier war die ideale Gelegenheit für seinen Sprössling, Ruhm und Ehre an sein Banner zu heften – wenn er ihn überlebte. Traviadan dachte an die eigenen Erlebnisse beim Weiden-Feldzug vor über zehn Götterläufen und grinste. Ruhm und Ehre waren gut – die fassungslosen Gesichter besiegter Gegner aber noch um sehr viel besser!

[Melanie (Boronian), Tina (Traviadan) 16.4.16]