Eine Harte Schule Gefuehle

Kapitel 4: Gefühle

Du musst dich deiner Gefühle nicht schämen, wiederholte die Gauklerin mehrfach in ihrem Kopf, während sie zögernd in das rosafarbene Wasser stieg, das nicht nur Wasser war, und mit einem weiteren Stich im Herzen zusah, wie Rahjalind und Alegretta sich liebkosten. Auch ein Gefühl, sagte Doratrava sich fast sarkastisch, während sie auf der anderen Seite nichts dagegen machen konnte, dass ihre Erregung zunahm wie auch ihre Scham, so dass sich ihr ganzer Körper leicht rosa färbte. Ja, wäre sie allein mit Rahjalind gewesen … aber so, vor den Augen der zwar freundlichen, aber immer noch fremden Geweihten …

Schließlich stand Doratrava bis zu den Brüsten im Wasser und spielte etwas unschlüssig mit ihren langen Haaren. Ach was soll‘s, dachte sie dann und tauchte bis zum Hals ein, so dass sich ihre Haare wie ein silberner Fächer auf der hellroten Wasserfläche ausbreiteten. Sie stieß sich mit den Füßen leicht vom Beckenrand ab und trieb langsam auf dem Rücken liegend auf Rahjalind zu.

Die sie auch recht schnell erreichen sollte, war das Becken doch alles andere als groß. Auch meinte die Gauklerin, dass das Wasser, trotz dem Rosenwasser und sonstigen Ingredienzen, einen leicht salzigen Geschmack hatte – sehr dezent und nicht so, dass es unangenehm sein würde. Rahjalind und Alegretta hatten ihren Gast beim Entkleiden beobachtet und schenkten sich dann noch einmal einen Kuss.

Als ihre Freundin bei ihr ankam, strich Rahjalind ihr ein paar im Gesicht klebende, nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Schön, dass du uns Gesellschaft leistest …“, säuselte sie dann. „Hier im Hause der Rahja gibt es nichts für das wir uns schämen müssen. Alles was unsere Herzen erfreut, erfreut auch die Herrin.“

Du erfreust mein Herz“, flüsterte Doratrava Rahjalind ins Ohr, als sie direkt neben ihr schwamm, auf der von Alegretta abgewandten Seite, denn nur dort war Platz. „Du mehr als alles andere ...“ Wenn Alegretta und Rahjalind sich hier so vertraut liebkosten, dann … sie drehte sich zu ihrer Freundin, legte einen Arm über sie und küsste sie auf die rechte Brust. Sie sollte doch entspannen, genießen, sich freuen, Rahja nahe sein … fragend sah sie Rahjalind in die Augen.

"So ist es, man muss sich nicht verstellen oder versuchen, es jemandem Recht zu machen.“ Alegrettas Beine berührten unter Wasser sowohl Doratrava als auch Rahjalind, dann fasste sie jede der Frauen an der Hand, sie bildeten einen Kreis und die Geweihte sprach leise, wohl ein Gebet, ein Segen oder etwas in der Art. Beide fühlten sich fern jeder Sorge, frei von den Zwängen Deres und der Gesellschaft. Doratrava, benommen von den Eindrücken, spürte, dass Alegretta ihr einen sanften Kuss auf die Lippen gab.

Doratrava fühlte sich ein wenig überrumpelt von Alegrettas Aktion und Kuss, leider hatte Rahjalind gar keine Gelegenheit, auf ihren fragenden Blick zu reagieren. Doch so langsam, nicht zuletzt unter dem Einfluss des Gebets der Geweihten, erkannte sie, dass sie hier den Dingen einfach ihren Lauf lassen musste. Mal sehen, wohin das führte …

Die Gauklerin fühlte dem Kuss der Geweihten nach, versuchte ihn zu ergründen und einzuschätzen, bis sie sich bewusst wurde, was sie da tat. Sie schüttelte innerlich den Kopf und nahm in einfach als freundliche Geste – mit einem durchaus erotischen Unterton. Doch ihr liebevoller Blick galt Rahjalind, an der sie sich nicht satt sehen konnte.

Diese erwiderte ihren Blick, doch schien dieser nicht dieselbe Unbeschwertheit und Lockerheit in sich zu tragen, wie Doratrava dies vom Vorabend her kannte. Rahjalind war ein Kind der Liebe, eine junge Frau, die es liebte, die Gaben Rahjas unter die Menschen zu bringen. Dennoch war sie mit der bedingungslosen und aufopferungsvollen Liebe, die ihre Freundin ihr nach so kurzer Zeit entgegen brachte, heillos überfordert. Mit einem kurzen Seitenblick, der fast wie ein Hilferuf schien, bedachte sie Alegretta.

Diese behielt zärtlichen Körperkontakt zu Doratrava und strich ihr fasziniert über die hellen Haare. "Wie hübsch … sag, welcher Gottheit bist du am meisten zugetan?" Noch bevor sie antworten konnte, kündigte ein Gong einen neuen Gläubigen an. "Warte einen Moment." Ein hübscher Novize kam herein, Alegretta löste sich kurz von ihrer Partnerin, als dieser ihr etwas ins Ohr flüsterte. "Oh! Na sowas." Sie wandte sich überrascht Rahjalind zu. "Liebchen, wir bekommen noch einen Gast … Adda, meine Freundin, möchte sich das Bad nicht entgehen lassen. Sei so gut und beschäftige sie kurz, ja?"



Kapitel 3: Alegretta

Kapitel 5: Adda