Eine Harte Schule Drohung

Kapitel 6: Drohung

Rahjalind hoffte, dass man ihr den Missmut nicht allzu sehr anmerkte, als sie das Badezimmer verließ. Die junge Frau strich sich hektisch den Mantel zurecht und versuchte ihre nassen Haare in eine ansehnliche Form zu bringen. Immerhin trat sie nun ihrer Mutter entgegen, und sie wusste, auf was Adda achtete. Sie wollte sich nicht ewig nachsagen lassen, wie schleißig sie mit ihrer Aufmachung im Tempel sei – ja, ihre Mutter würde ihr das tatsächlich ewig vorhalten. Rahjalind nahm sich einen Kelch Wein und setzte sich an einen der Tische auf ein bequemes Polstermöbel. Sie schlug ihre Beine übereinander - was dazu führte, dass der so schon zu kurze Mantel noch weiter nach oben rutschte – und betrachtete mit schief gelegtem Kopf ihre Mutter, die gerade dabei war, die rituelle Waschung zu vollziehen.

Adda war Rahjalind optisch nicht unähnlich. Beide Frauen bestachen durch ihre langen honigblonden Haare und die smaragdgrünen Augen. Beide hatten sie hohe Wangenknochen und ein wunderschönes, symmetrisches Gesicht. Die junge Novizin war jedoch größer gewachsen als ihre Mutter und ihr Körper war mädchenhafter und schlanker. Adda war hingegen eine mit rahjagefälligen Kurven gesegnete Frau; ihr Becken war breit, der Hintern und die Schenkel wohlgeformt und die üppigen Brüste symmetrisch.

„Mutter …“, begrüßte Rahjalind sie knapp, als die Ältere sich in eines der transparenten Tücher gehüllt hatte, und ließ ein Nippen an ihrem Kelch folgen.

„Hallo, Liebes.“ Addas Blick musterte ihre Tochter eingehend. „Gewagt …“, setzte sie dann hinzu, als sie jenen kurzen Mantel begutachtet hatte, den Rahjalind trug.

„Schön, dass du hier bist … Alegretta wird sich freuen.“

„Und du?“, entgegnete die ältere der beiden dann.

„Möchtest du etwas Wein …“, Rahjalind umging ihre Frage, und als Adda ein Nicken folgen ließ, erhob sie sich und füllte ihrer Mutter einen Kelch. Dass der Hintern der Novizin unter dem Mantel vorblitzte quittierte die Halbergerin mit einem Augenrollen.

„Dieses Mädchen …“, kam die Edeldame dann jedoch zur Sache, „… Dora… äh …“

„Doratrava.“

„Genau …“, sie nickte bestätigend, „… diese Doratrava. Sie ist seltsam.“ Kurz biss sich Adda auf ihre Unterlippe. „Irgendetwas ist an ihr, dass mir nicht gefällt. Hast du ihre Augen gesehen?“

Rahjalind nickte knapp, wollte aufbegehren, doch schnitt ihr ihre Mutter das Wort ab.

„Sei nur vorsichtig, mit wem du verkehrst …“, fuhr die Halbergerin dann in gemäßigtem Ton fort. „Ich kann dir nichts verbieten, aber wenn ich das Gefühl habe, dass dieses Mädchen Grenzen überschreitet oder dir mit ihrer Art gefährlich wird …“, sie stoppte, hob ihre Augenbrauen und nahm dann einen Schluck Wein, „… ich würde keinen Moment zögern, Onkel Adelhelm einzuschalten. Mir ist es egal … was … sie ist. Eine Elfe, ein Feenabkömmling oder sonst was. Den heiligen Orden vom Bannstrahl wird es aber interessieren. Vor allem wenn sie ihren Zauber auf naive, aber rechtgläubige Mädchen wirkt.“

Das Kinn der Novizin hatte sich während der Rede ihrer Mutter nach unten bewegt und alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen.

„Ich hoffe wir verstehen uns …“, fügte Adda dann noch hinzu und stellte ihren Kelch ab, „… sie ist da? Habe ich recht?“

Rahjalind nickte, was ihrer Mutter ein tiefes Seufzen abrang. „Wie stellt sie sich das denn vor?“ Der Ton wurde schärfer. „Dass sie bis ans Ende eurer beider Tage hier in deinem Dunstkreis herumschwebt? Du bist eine Dienerin Rahjas, Kind. Und noch dazu von Stand. Hab Freude und Spaß mit wem du willst, aber wenn ich das Gefühl bekomme, dass diese …“, sie spie das kommende Wort förmlich aus, „… Beziehung … zwischen euch beiden dir oder deiner Aufgabe schadet, dann …“ Adda stoppte und befand, dass dies genug der Worte waren. „Wir verstehen uns?“

Die Novizin war ein junges Mädchen und eine folgsame Tochter. Auf ihrer Zunge brannte eine Vielzahl an Worten. Worte der Entgegnung und der Hysterie. Worte, was sie sich einbildete, ihr das Leben diktieren zu wollen. Doch über ihre Lippen kam … nichts. Stattdessen nickte sie langsam.

„Aber nun freue ich mich auf mein Bad.“ Addas Stimme war von einen auf den anderen Herzschlag wieder fröhlich und nett. Sie erhob sich. „Keine Angst, noch tue ich deiner Freundin nichts.“ Dann wandte sie sich der Tür in den Baderaum zu.

Kapitel 5: Adda

Kapitel 7: Travia