Schwarz steht der Tann - Akt 3: Unterschied zwischen den Versionen

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Wie vom Donner gerührt und nicht nur ein wenig betreten starrte Rondrard zu der Frau, die unmittelbar vor dem Einsetzen der Trommeln so fürchterlich in Zorn ausgebrochen war - das musste, das konnte nur Aedha sein. Und das schlimme war, dass sie Recht hatte. Die Trommeln waren es, die ihn wieder halbwegs zu sich kommen ließen: einige Momente lauschte er gebannt dem Schlagen, dann suchte er wieder den Blickkontakt mit Befinna. Mit einem Lächeln, das ihr die Furcht nehmen sollte, dem aber auch die Verunsicherung, die nicht zuletzt der Auftritt jener Frau gerade ausgelöst hatte, anzumerken war, sagte er nur: “Deshalb.” Auch wenn das immer noch nur die halbe Wahrheit war.
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Es fiel Tsamitrius schwer, sich auf diesen Ort der Macht einzulassen. Wie es schien zog er die Leute an, wie die Motten das Licht. Aedha war ihm unheimlich und hatte ihn zutiefst verunsichert. Selinde mußte unbedingt von ihr erfahren. Schützend hatte er sich vor Khorena gestellt, in der Hoffnung, das sie besser wußte, mit dem Wutausbruch umzugehen. Doch auch wenn sich diese frau wünscht das alle hinfortgehen würden, war es um diese Zeit, mitten im Wald, für die meisten unmöglich. Und was hatte die Ambelmunder hier zu suchen? Offensichtlich war das Thema das er ansprach ´unangenehm´. Sollte es so sein. Vielleicht war es noch wichtig, vielleicht auch nicht. Die Elfe war ihm ein Rätsel und der stumme Mann … wahrscheinlich ein Diener Sumus. Jeder hatte anscheinend etwas seltsames an sich … somit musste er sich nicht viele Gedanken um Khorena machen. Was eigentlich noch fehlte wäre … ein Rotpelz. Amüsiert über den Gedanken blickte er auf zu einer der Baumkronen. Sein Kauz Strix saß dort oben und hatte die Lichtung im Auge. Beim Einsatz der Trommeln, schaute er seine Base an. “Sind das die Rotpelze? Gibt es heute einen Tanz zu Ehren der großen Mutter?” fragte er, den als Stimme dieser müßte sie ja wissen, was zu tun war.
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Als Mutter Waldlieb die Trommeln vernahm, ließ sie von Lupina ab und stand auf. “Ich denke schon”, antwortete sie auf die Frage des Hexers. Sie hob den Kessel wieder auf, auch um ihn vor Lupina zu schützen. “Falls sie hier tanzen wollen, sollten wir ihnen nicht im Wege stehen.”
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Llyilliala legte den Kopf schief und lauschte. Sie war in ihrem Leben schon vielen Goblins begegnet. Viele waren Strauchdiebe und Räuber gewesen, Verzweifelte, Entwurzelte. Doch Goblins, die noch in einem intakten Sippenverband lebten, hatte sie meist als kriegerisch erlebt, vor allem um die Rote Sichel herum und in der Grünen Ebene. Wie das wohl hier war? Allzu viel Angst schienen die Menschen ja nicht zu haben, wenn man von dieser jungen Edeldame absah, die den Eindruck eines gefangenen, verschüchterten Rehs auf sie machte. Sicherheitshalber hielt sie sich im Schatten der Bäume, so dass das Licht des Madamals sie nicht gleich jedem weiteren Neuankömmling enthüllte.
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"Die Rotpelze?", fragte Befinna in hysterischem Ton. "Und du wusstest davon?" Ihr Blick legte sich auf Rondrard.
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Eine hysterische Baroness direkt vor ihm und eine offensichtlich zur Furie gewordene weise Frau auf der Flanke, das ganze untermalt von den Trommeln der Goblins - da waren letztere - wenigstens in diesem Augenblick - tatsächlich zu seiner geringsten Sorge geworden. Schweißgebadet nickte der  Ritter zunächst nur, dann hob er Befinna gegenüber beschwichtigend die Hände und versuchte ihr schonend die Umstände nahezubringen: “Wir sind mitten in ihrem Gebiet, das hier ist ein heiliger Ort für sie… ebenso wie für uns.” begann er zunächst, um dann hastig hinzuzufügen: “Aber Du brauchst sie nicht zu fürchten - Wenn wir uns an die Regeln halten, werden uns die Goblins schon in Ruhe lassen.” Rondrard grübelte, auch wenn er gerade kaum einen klaren Gedanken fassen konnte, wie viel er ihr noch zumuten sollte und entschied sich dann, wenngleich mit erheblichen Restzweifeln, für die Flucht nach vorne: “Heute…” druckste er zunächst, “heute sollten wir eigentlich gar nicht hier sein - da hat sie schon Recht… aber ich wusste nicht, wo wir sonst noch hätten hin können, vor der Dunkelheit...”
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Befinna schien das nicht wirklich zu beruhigen. "Du wusstest nicht wohin und meintest es sei eine gute Idee ein Heiligtum der Rotpelze als Unterschlupf zu suchen? Und du wusstest es und hast mir absichtlich nichts davon erzählt, obwohl ich dich einige Male danach gefragt habe?" Die Baroness schnaubte und ballte ihre Hände zu Fäusten. "Und wer ist sie?", sie deutete auf Aedha: "Etwa die Statthalterin der Goblins? Sie sieht mir nicht danach aus. Und welche Regeln? Das sind Tiere!" Es sprudelte eine Mischung aus Enttäuschung und Zorn aus der jungen Frau. Ihre Wangen waren gerötet und sie sah sich Hilfe suchend unter den anderen um. Ja, sie lief davon und wären nun nicht Rondrard und die anderen an ihrer Seite … wer weiß was ihr inzwischen passiert wäre. Doch daran dachte Befinna gegenwärtig nicht. In diesem Moment fühlte sie sich verraten und meinte von einem drohenden Käfig in eine lebensbedrohliche Falle geflohen zu sein.
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Ulfaran setzte sich derweil in das Gras und ließ das Geräusch der Trommeln auf sich wirken. Die wilden Wesen waren genauso wie sie selbst Kinder der Mutter Sumu, doch im Gegensatz zu diesen Schreihälsen, die noch erleben würden, welche Folgen es hatte, diese mit Füßen zu treten, hatten die Goblins noch ein Gespür für den schwachen Herzschlag der Allmutter.
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“Der Ritter kann dir die Antworten nicht geben, die du suchst, Kind. Setz dich hin, hier, zu mir”, sagte er bestimmend zu Befinna. “Mach die Augen zu. Von den Goblins droht dir keine Gefahr. Ich weiß mit ihnen zu sprechen. Hör auf die Trommeln - sie sind der Herzschlag der Welt. Das wird dir die Angst nehmen.”
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"Was weißt Du schon darüber, welche Antworten ich zu geben vermag oder nicht?" fuhr Rondrard den Druiden an. Dessen ganze Art machte ihn wütend. Sprach kaum ein Wort, doch war deutlich seine Geringschätzung ihnen allen Gegenüber zu spüren, sein Überlegenheitsgefühl. Vor allem aber fühlte er, dass er selbst dabei war, den Kampf um den Zugang zu Befinna gegen diesen Kerl zu verlieren. Was wollte dieser eigentlich von der Baroness? An Selbstlosigkeit als treibendes Motiv konnte und wollte er nicht glauben.
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Version vom 1. November 2021, 00:31 Uhr

Hell war die Nacht...

Akt 3 der Briefspielgeschichte Schwarz steht der Tann

Trommeln in der Nacht

Neben dem Treffen so vieler Menschen (und einer Elfe) nahezu unbemerkt war das Licht des Tages nunmehr gänzlich erloschen, und nur noch das vollrunde Madamal warf sein bleiches Licht milchig auf die nächtlichen Lande, ihm zur Seite die erst langsam aufstrahlenden Sterne, deren schwacher Schein die über die Wipfel wallenden Schwaden aber nur sporadisch zu durchdringen vermochte.
Wo sonst die Geräusche des Abends durch das Lied der Dunkelheit abgelöst wurden, setzte heute jedoch ein dumpfes Geräusch ein, das rhythmische Schlagen von Trommeln, gedämpft nur tönend, doch dennoch scheinbar zum Greifen nah. Seine Quelle war nur schwer auszumachen, schien das immer wieder an- und abschwellende Pochen zwar von einer Stelle zu rühren, doch von verschiedenen Seiten herangeweht zu werden.

Wie vom Donner gerührt und nicht nur ein wenig betreten starrte Rondrard zu der Frau, die unmittelbar vor dem Einsetzen der Trommeln so fürchterlich in Zorn ausgebrochen war - das musste, das konnte nur Aedha sein. Und das schlimme war, dass sie Recht hatte. Die Trommeln waren es, die ihn wieder halbwegs zu sich kommen ließen: einige Momente lauschte er gebannt dem Schlagen, dann suchte er wieder den Blickkontakt mit Befinna. Mit einem Lächeln, das ihr die Furcht nehmen sollte, dem aber auch die Verunsicherung, die nicht zuletzt der Auftritt jener Frau gerade ausgelöst hatte, anzumerken war, sagte er nur: “Deshalb.” Auch wenn das immer noch nur die halbe Wahrheit war.

Es fiel Tsamitrius schwer, sich auf diesen Ort der Macht einzulassen. Wie es schien zog er die Leute an, wie die Motten das Licht. Aedha war ihm unheimlich und hatte ihn zutiefst verunsichert. Selinde mußte unbedingt von ihr erfahren. Schützend hatte er sich vor Khorena gestellt, in der Hoffnung, das sie besser wußte, mit dem Wutausbruch umzugehen. Doch auch wenn sich diese frau wünscht das alle hinfortgehen würden, war es um diese Zeit, mitten im Wald, für die meisten unmöglich. Und was hatte die Ambelmunder hier zu suchen? Offensichtlich war das Thema das er ansprach ´unangenehm´. Sollte es so sein. Vielleicht war es noch wichtig, vielleicht auch nicht. Die Elfe war ihm ein Rätsel und der stumme Mann … wahrscheinlich ein Diener Sumus. Jeder hatte anscheinend etwas seltsames an sich … somit musste er sich nicht viele Gedanken um Khorena machen. Was eigentlich noch fehlte wäre … ein Rotpelz. Amüsiert über den Gedanken blickte er auf zu einer der Baumkronen. Sein Kauz Strix saß dort oben und hatte die Lichtung im Auge. Beim Einsatz der Trommeln, schaute er seine Base an. “Sind das die Rotpelze? Gibt es heute einen Tanz zu Ehren der großen Mutter?” fragte er, den als Stimme dieser müßte sie ja wissen, was zu tun war.

Als Mutter Waldlieb die Trommeln vernahm, ließ sie von Lupina ab und stand auf. “Ich denke schon”, antwortete sie auf die Frage des Hexers. Sie hob den Kessel wieder auf, auch um ihn vor Lupina zu schützen. “Falls sie hier tanzen wollen, sollten wir ihnen nicht im Wege stehen.”

Llyilliala legte den Kopf schief und lauschte. Sie war in ihrem Leben schon vielen Goblins begegnet. Viele waren Strauchdiebe und Räuber gewesen, Verzweifelte, Entwurzelte. Doch Goblins, die noch in einem intakten Sippenverband lebten, hatte sie meist als kriegerisch erlebt, vor allem um die Rote Sichel herum und in der Grünen Ebene. Wie das wohl hier war? Allzu viel Angst schienen die Menschen ja nicht zu haben, wenn man von dieser jungen Edeldame absah, die den Eindruck eines gefangenen, verschüchterten Rehs auf sie machte. Sicherheitshalber hielt sie sich im Schatten der Bäume, so dass das Licht des Madamals sie nicht gleich jedem weiteren Neuankömmling enthüllte.

"Die Rotpelze?", fragte Befinna in hysterischem Ton. "Und du wusstest davon?" Ihr Blick legte sich auf Rondrard.

Eine hysterische Baroness direkt vor ihm und eine offensichtlich zur Furie gewordene weise Frau auf der Flanke, das ganze untermalt von den Trommeln der Goblins - da waren letztere - wenigstens in diesem Augenblick - tatsächlich zu seiner geringsten Sorge geworden. Schweißgebadet nickte der Ritter zunächst nur, dann hob er Befinna gegenüber beschwichtigend die Hände und versuchte ihr schonend die Umstände nahezubringen: “Wir sind mitten in ihrem Gebiet, das hier ist ein heiliger Ort für sie… ebenso wie für uns.” begann er zunächst, um dann hastig hinzuzufügen: “Aber Du brauchst sie nicht zu fürchten - Wenn wir uns an die Regeln halten, werden uns die Goblins schon in Ruhe lassen.” Rondrard grübelte, auch wenn er gerade kaum einen klaren Gedanken fassen konnte, wie viel er ihr noch zumuten sollte und entschied sich dann, wenngleich mit erheblichen Restzweifeln, für die Flucht nach vorne: “Heute…” druckste er zunächst, “heute sollten wir eigentlich gar nicht hier sein - da hat sie schon Recht… aber ich wusste nicht, wo wir sonst noch hätten hin können, vor der Dunkelheit...”

Befinna schien das nicht wirklich zu beruhigen. "Du wusstest nicht wohin und meintest es sei eine gute Idee ein Heiligtum der Rotpelze als Unterschlupf zu suchen? Und du wusstest es und hast mir absichtlich nichts davon erzählt, obwohl ich dich einige Male danach gefragt habe?" Die Baroness schnaubte und ballte ihre Hände zu Fäusten. "Und wer ist sie?", sie deutete auf Aedha: "Etwa die Statthalterin der Goblins? Sie sieht mir nicht danach aus. Und welche Regeln? Das sind Tiere!" Es sprudelte eine Mischung aus Enttäuschung und Zorn aus der jungen Frau. Ihre Wangen waren gerötet und sie sah sich Hilfe suchend unter den anderen um. Ja, sie lief davon und wären nun nicht Rondrard und die anderen an ihrer Seite … wer weiß was ihr inzwischen passiert wäre. Doch daran dachte Befinna gegenwärtig nicht. In diesem Moment fühlte sie sich verraten und meinte von einem drohenden Käfig in eine lebensbedrohliche Falle geflohen zu sein.

Ulfaran setzte sich derweil in das Gras und ließ das Geräusch der Trommeln auf sich wirken. Die wilden Wesen waren genauso wie sie selbst Kinder der Mutter Sumu, doch im Gegensatz zu diesen Schreihälsen, die noch erleben würden, welche Folgen es hatte, diese mit Füßen zu treten, hatten die Goblins noch ein Gespür für den schwachen Herzschlag der Allmutter. “Der Ritter kann dir die Antworten nicht geben, die du suchst, Kind. Setz dich hin, hier, zu mir”, sagte er bestimmend zu Befinna. “Mach die Augen zu. Von den Goblins droht dir keine Gefahr. Ich weiß mit ihnen zu sprechen. Hör auf die Trommeln - sie sind der Herzschlag der Welt. Das wird dir die Angst nehmen.”

"Was weißt Du schon darüber, welche Antworten ich zu geben vermag oder nicht?" fuhr Rondrard den Druiden an. Dessen ganze Art machte ihn wütend. Sprach kaum ein Wort, doch war deutlich seine Geringschätzung ihnen allen Gegenüber zu spüren, sein Überlegenheitsgefühl. Vor allem aber fühlte er, dass er selbst dabei war, den Kampf um den Zugang zu Befinna gegen diesen Kerl zu verlieren. Was wollte dieser eigentlich von der Baroness? An Selbstlosigkeit als treibendes Motiv konnte und wollte er nicht glauben.


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