Die Höhle des Schädelgottes

Kapitel 3: Die Höhle des Schädelgottes

Untergrund von Yar´ Dasham, 30. Rahja 1045 BF

Vorsichtig zwang sich der Knappe Lechdan als erster durch das Loch, wobei er einen knappen 30 Halbfingerlangen freien Fall hatte . Danach umfing ihn die Dunkelheit und erst das mitgebrachte Licht offenbarte langsam seine Umgebung. Ein Tunnel, der sich durch Gestein zog und leicht nach unten führte … das Ende war in der Finsternis verschwunden. Der Boden war steinig und kleine Tierknochen lagen verteilt. Lechdan mußte gleich an Nagetiere denken, doch der Tunnel war groß und breit genug für größere Wesen … wie Menschen zum Beispiel. Seine Schritte hallten und in der Ferne hörte er … Schreie. War das ein Lebenszeichen der entführten Frauen? Ifirnia und Mokko waren gefolgt und schauten Lechdan erwartungsvoll an.

Er wartete, bis die beiden aufgeschlossen hatten und bedeutete ihnen, die Köpfe zusammen zu stecken. "Rasch!", flüsterte er, "Es ist Gefahr im Verzug. Wir können nicht auf die anderen warten. Wir müssen schnell und leise zugleich sein und die Lage auskundschaften." Er blickte die beiden anderen erwartungsvoll an. Ifirnia nickte nur, faßte ihr Entermesser fester, bereit lozulaufen.

Traurig schaute Mokko in die Dunkelheit. “Ich bin bereit.”, sagte er entschlossen. Lechdan fasste Mokko an der Schulter, drückte sie und schaute ihm in die Augen. “Wir finden sie.” Dann wandte er sich in die Richtung, aus der die Schreie gekommen waren und machte sich im Laufschritt auf den Weg. Dabei achtete er auf den Boden. Wer weiß, was sich unter den vielen Knöchelchen noch verstecken mochte. Ifirnia folgte, ebenfalls im Laufschritt. ‘Ruhe behalten, wachsam bleiben’, mahnte sie sich. Ihr Mund war trocken, und sie hatte einen Kloß im Hals.

Während die Jugendlichen im Loch des Kellers verschwanden, stemmten sich die Eindringlinge gegen die Kellertür und der Sturm rüttelte an die Kellerklappe, die nach draußen führte. Baldos und Ulinai hielten die Tür im Auge, während Wando die Fässer vor der Klappe bewachte. Der Gouverneur starrte in das Loch, doch dann fühlte er, wie seine Arme und Beine schwer wurden. Ein Gefühl in seinem Rücken schien ihn zurückzuziehen, bis er verstand, dass etwas nach ihm rief. Nichts was hörbar war für die anderen, mehr in seinem Geiste. Vorsichtig drehte er sich um und musste zu dem Stein mit dem Schädel schauen. Fast einladend wirkte es. Hatte er ein Funkeln in dessen Augenhöhlen erkannt?

Ugdalf stutzte kurz und drehte sich dann langsam, so als trüge er eine schwere Last, in Richtung des “Schädelsteins”. Er betrachtete diesen eine geraume Weile sehr konzentriert, während er gleichzeitig versuchte, sich auf die Rufe in seinem Geiste zu fokussieren, um zu erfahren, was diese ihm mitteilen wollten. ‘Was geschieht hier nur?’ flüsterte kurz eine Stimme der Vernunft vom Rande seines Bewusstseins aus. Baldos, der eigentlich die Tür bewachte, blickte sich immer wieder um, um zu erfassen, was bei den anderen geschah und ob man auch bald durch das Loch klettern konnte. So bemerkte er das plötzliche Interesse des Gouverneurs an dem einen Stein. Ugdalf wirkte wie hypnotisiert. Oder täuschte er sich? Sicherheitshalber sprach er ihn an. „Euer Wohlgeboren, ist alles in Ordnung mit Euch?“

"Wieso, stimmt was nicht?" erkundigte sich nun auch Wando. Der Klang in Baldos Stimme hatte ihn alarmiert herumfahren lassen. Im Halbdunkel war nur wenig zu erkennen, aber er wollte seinen Posten nicht verlassen. Der Gouverneur wandte sich Baldos zu und antwortete mir ruhiger und fester Stimme: “Ja, danke der Nachfrage. Ich war für einen Moment kurz mit meinen Gedanken bei unseren Gefährten und fragte mich, wie es ihnen wohl derzeit geht. Aber genug geplaudert, wir haben noch Einiges an Arbeit vor uns.” Auf die übrigen Anwesenden wirkte Ugdalf nun deutlich gelassener und zuversichtlicher, als es trotz der nach wie vor schwierigen Lage bisher der Fall gewesen war. "So sei es!" bemerkte Wando, mehr zu sich als an Ugdalf oder Baldos gerichtet. 'Einiges an Arbeit' hieß 'noch länger am Leben zu bleiben'. Dies war nach seinem Eindruck bislang zwar noch nicht die brenzligste Situation, in der er je gesteckt hatte. In die anderen war er aber mit zuvor handverlesenen Mitstreitern geraten. Die hier konnte er zu wenig einschätzen. Allzubald schon aber würde er dies können... war wenigstens zu befürchten. „Gut“, antwortete Baldos, war sich jedoch sicher, dass nicht alles gut war. Das Verhalten des Gouverneurs sorgte den Nordmärker. Er glaubte nicht, dass Ugdalf lediglich an die Kinder gedacht hatte. Er würde ihn wohl im Auge behalten müssen. Als hätte er nicht schon genug damit zu tun, die Tür zu bewachen.

Ein lautes Krachen bestätigte die Sorge der Verteidiger: die Kellertür brach aus ihren Angeln! Ulinai fluchte laut auf. “Verdammte Scheiße, sie kommen durch!” “Jetzt gilt es!”, rief Ugdalf. “Versammelt euch vor dem Tunneleingang; da können wir uns besser verteidigen als verteilt im Rest des Kellers und können auch nicht vom Rückzugsweg abgeschnitten werden. Achtet zudem auf ausreichende Deckungsmöglichkeiten für den Fall, dass sie Bogenschützen vorausschicken. Los!” Nachdem der Gouverneur seine Anweisungen erteilt hatte, huschte ein grimmes Lächeln über sein Gesicht. Einen Trumpf für den bevorstehenden Kampf hob er sich noch auf.

„Ja, ganz wie Ihr sagt!“ rief Baldos und schritt rücklings, mit gezogenem Schwert die Tür im Blick behaltend zu dem Durchgang zurück. Wando bezweifelte, ob der Befehl Ugdalfs die richtige Taktik in dieser Situation war. Er hätte versucht, die Kampfkraft der Verteidiger auf die Fässer vor dem Kellereingang zu fokussieren und alles zu tun, dieses Bollwerk so lange wie möglich zu halten. Die neue Position wäre schwerer zu verteidigen. Aber in Situationen wie dieser war Diskutieren keine Option. Also befolgte er die Anweisung Ugdalfs und positionierte sich, wie ihm geheißen. Keine Minute zu früh: Kaum hatte er die Rückzugsstellung erreicht, da brach auch die Luke , die nach draußen führte. Noch zeigte sich niemand, doch der Sturm saugte die ersten Kisten nach draußen. Die Fässer, die vor der Tür standen, wurden langsam aber sicher von der Tür gedrückt, anscheinend waren es einige, die dagegen drückten.

Gut, hier hatte der Gouverneur Recht behalten, räumte Wando in Gedanken ein. Doch ging es jetzt ohnehin nicht um Recht haben oder nicht. Auf ihrer neuen Position würden sie nicht lange überleben, wenn sich der Raum gleich mit den Angreifern füllte. “Wohin jetzt?” raunte er Ugdalf zu. “Ins Loch, oder hinaus in den Sturm? Hier wird es jedenfalls gleich verdammt ungemütlich…” “Das Loch ist für uns zu klein. Vielleicht können wir uns dazwischen quetschen … in den Sturm wäre ein Todesurteil!”, brüllte Ulinai. Ihre Verzweiflung stand ihr im Gesicht,während sie sich gegen die Fässer stemmte. “Sicher?” hinterfragte Wando, mit lauter Stimme gegen das nun ohrenbetäubend gewordene Tosen ankämpfend. “In dem Loch sind wir doch genauso geliefert, falls wir dort festhängen und sie uns entdecken… gibt es in der Nähe noch irgendein anderes festes Gebäude, das wir mit Glück erreichen könnten? Außer diesem Palast und dem Tempel?” Seine Frage galt vor allem Ugdalf. “Wenn sie uns rausstürmen sehen,” gab er außerdem zu bedenken, “dann lassen sie vielleicht auch von den anderen ab und versuchen stattdessen, uns zu verfolgen.”

“Dann müssten wir uns an ihnen vorbei nach draußen kämpfen, wo immer noch der Sturm tobt.”, entgegnete Ugdalf, “und hoffen, dass dieser nicht zu stark ist und wir irgendwo noch eine Versteckmöglichkeit finden. Feste Häuser hat es jedoch zumindest in der Nähe nicht, dafür sind der Ort zu klein und dessen Bewohner zu arm. Aber gut, wir können unser Glück draußen versuchen.” Der Gouverneur machte einige Schritte vorwärts, stolperte offensichtlich über etwas und stürzte mit der Schulter gegen den Steinquader mit dem mysteriösen Schädel, bevor er sich rasch wieder aufrappelte. Wando sah es als erstes. Mit einen mahlenden Geräusch öffnete sich aus der Steinwand des Kellers eine Tür. Vielleicht einen halbenfinger Breit hatte sie sich geöffnet. "Was ist das? Wusstet Ihr davon?" Wando packte sofort eine fieberhafte Faszination angesichts der wenigstens für ihn überraschenden Entdeckung. Gleichzeitig beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Wenn die Neugier alleine einen trieb, hatte auch die Vorsicht noch ihren Platz. Hier jagten sie aber unbekannte Feinde in großer Hast an verborgene Orte, die nicht minder gefährlich sein mochten. Er hoffte, dass sie nicht vom Regen in die Traufe gerieten. Aber es gab keine Alternative.

"Egal! Sehen wir nach, was dahinter ist. Und wie man es von der anderen Seite wieder schließt. Schnell." Eilig machte sich Wando daran, zu prüfen. ob sich der Spalt weiter öffnen ließ. Gleichzeitig versuchte er mit Blicken einen ersten Eindruck zu erhaschen, was sich dahinter verbarg. Vor allem aber hielt er seine Nase an die Öffnung - der Geruch offenbarte gerade in alten Gemäuern allzuoft Gefahren und Geheimnisse, die dem Auge verborgen blieben. “Was?! Wo kommt … ?”, rief Ulinai und schaute Baldos an. “ Auf drei lass ich hier los.” „Also gut, wenn Phex uns einen Weg zeigt, sollten wir ihn nutzen.“ Eine andere Option sah auch Baldos nicht mehr. „Auf drei!“ Die ´neue´ Tür ließ sich einfach weiter aufmachen und sehr abgestandene Luft, die nach Keller und abgestandenem Wasser roch, begrüßte Wandos Nase.

“Nein, wusste ich nicht”, erwiderte Ugdalf auf Wandos Frage lapidar. “Aber wir sollten die Gelegenheit nutzen und diesen neuen Durchgang rasch für unseren Rückzug nutzen; das scheint mir die einzig vernünftige Option im Vergleich zu unseren Angreifern drinnen und dem Sturm draußen zu sein.” "Die da draußen machen uns die Entscheidung jedenfalls nicht allzu schwer." Wando sah sich um. "Jeder eine Lampe und nichts wie rein da mit uns! Schauen wir, was sich unter Eurer Residenz noch so alles verbirgt.” Eine grimme Vorfreude erfasste den Entdecker. Bei aller gebotenen Eile trat der Gehrheimer besonnen in den Raum hinter der Geheimtür und begann diesen sogleich auszuleuchten. Wer wusste, ob jene Pforte nicht nur versteckt, sondern auch noch gesichert war. Als die anderen durch den Durchgang waren und nur noch Ulinai und Baldos die Tür bewachten, fing er an zu zählen: „Eins, zwei, …“ “Drei!” Ulinai ließ die Fässer los und hastete mit Baldos zu dem Durchgang. Mit lautem Geschrei brach eine Flut an Gestalten von der Tür und der Klappe in den Keller.

Eine Weile folgten die Jugendlichen einem natürlichen Tunnel, der sich nun nach links windete. Ein echotisches Krachen und Geschrei hallte aus der Richtung, aus der sie gekommen waren, doch auch vor ihnen begann ein dröhnendes Wimmern. Lechdan glaubte, einen dünnen Hilfeschrei in der Ferne zu vernehmen. Der Baronet hielt inne und lauschte in die Dunkelheit. Seine Sinne waren geschärft, die Muskeln angespannt und das Herz schlug ihm bis zum Hals. Natürlich hatte er schon den ein oder anderen Übungskampf hinter sich, doch das hier war ernst. Der Gegner würde nicht im letzten Moment innehalten und ihn verschonen.

Den Geräuschen nach war sein Schwertvater in Gefahr und mit ihm seine Gäste, darunter Lechdans Schwester. Doch, wenn sie nun umkehren würden, um ihnen zu helfen, dann würden die Entführten auf jeden Fall sterben und Lechdan vertraute darauf, dass sein Schwertvater sich verteidigen und siegen würde. “Wir schließen auf”, stellte er fest, “aber wir sollten uns weiter sputen.” Der junge Freund des Knappen schluckte, doch wirkte er wieder unerschrocken. So wie Lechdan ihn kannte. “Du hast recht, Lechdan. Wir müssen voran. Das schaffen wir!” Mit kräftigem Griff drückte Mokko seine Schulter. Lechdan legte seine Hand auf Mokkos und nickt bekräftigend. Dann blickte er zu Ifirnia. Diese nickte beklommen. “Los!” Der Schwertleiher verlor kein weiteres Wort und machte sich wieder flink, doch auch vorsichtig auf den Weg.

Nur nach wenigen Schritten endete der Gang in eine Höhle, in dem sich der Wind gefangen hielt, das Dröhnen war nun so laut, dass man kaum seine eigenen Worte verstehen konnte. Das Licht der Drei flackerte und spendete wenig Sicht in die Ferne. Doch war sich Lechdan sicher, das sie nicht alleine waren. Ihm war es, als ob er zwei Gestalten ausmachen konnte, die an einem käfigartigen Gebilde rumhantierten. Lechdan musste seine Panik niederringen. Dann drückte er Mokko seine Fackel in die Hand. Er blickte Ifirnia an und hielt zwei Finger hoch. Dann deutete er auf sie und wies in die Richtung, wobei er einen Bogen nach links beschrieb. Dann deutete er auf sich und wies einen Bogen nach rechts. Fragend blickte er sie an. Mokko nickte verständig und blieb stehen. Er würde sich erst bewegen, wenn Lechdan ihm dazu ein Zeichen geben würde.

Ifirnia nickte ebenfalls, fasste ihr Entermesser fester und ging vorsichtig links herum in Richtung der Gestalten. Sie achtete darauf, auf gleicher Höhe mit Lechdan zu bleiben. ‘Goblins’, versuchte sie sich zu beruhigen, ‘das sind bloß sowas wie Goblins.’ Oder sowas wie dieser Mistkerl, der sie einmal nachts auf dem Rückweg zur Kriegerschule hatte in eine Gasse zerren wollen. Mit dem war sie auch fertig geworden. Lechdan hielt sich rechts, wie verabredet. Das Kurzschwert, dass er zu Übungszwecken als Knappenschwert nutzte, war, PHEX sei Dank, ein echtes und entsprechend gepflegtes Schwert. Er achtete auf die Umgebung, nicht, dass noch eine Überraschung in den Schatten lauerte, und natürlich auf die Gegner. Er merkte, wie sich seine Muskeln anspannten, diverse Lektionen seines Schwertvaters prasselten gleichzeitig auf ihn ein, so dass er fast alles vergaß. Ein mulmiges Gefühl stieg in ihm auf, doch konzentrierte er sich auf das Hier und Jetzt.

Momente später waren die beiden nahe genug, um zu erkennen, was sie da vor sich hatten. Ein Käfig aus Bambus gebaut mit einer Gefangenen: Rizella! Diese kauerte furchtsam in einer Ecke und wimmerte vor sich hin. Doch alleine war sie nicht. Vor dem Käfig standen zwei Gestalten, die grässlicher nicht sein konnten. Ihre Körper wirkten menschlich, doch ihre Haut war bleich wie Schnee. Die Gesichter waren Fratzen mit schiefen Mündern, verdrehten Nasen und ungleichen Augen. Dass beide männlich waren, war auch unverkennbar, denn sie waren nackt. Die groben Hände wirkten wie Krallen und beide gaben unverständliche, gequälte Laute von sich. Bei dem grausigen Anblick erschrak der Baronet und ließ einen entsprechenden Laut ertönen. Gleichzeitig schnellte sein Schwertarm nach vorn, doch verfehlte er sein Ziel. `Mist`, dachte er und fasste das Schwert fester, während er mit großen Augen auf den Gegenschlag wartete. Kreischend wich die Kreatur aus, doch dann starrte es wütend zurück. Mit erhobenen Krallen stürzten beide Ungeheuer sich Lechdan entgegen. Der Knappe setzte zu einem zweiten Hieb an und traf. Blut spritzte und die erste Kreatur schrie.

Zugleich mit Lechdan griff auch Ifirnia die monströse Gestalt auf ihrer Seite an, traf … und traf auch die anderen. Beide Männer wichen zurück und gaben ein grausiges Heulen von sich. Das herannahende Licht sagte dem Knappen, dass Mokko zu ihnen stürzte. “Befrei´sie, Mokko”, konnte Lechdan hervorbringen, bevor er den nächsten Schlag führte. Wieder traf er und bemerkte, wie sich das Schwert in den Bauch der Kreatur bohrte. Allerdings konnte er dem Hieb der Krallen nicht ausweichen und spürte einen scharfen, schmerzhaften Schnitt über seine rechte Wange. Lechdan biss die Zähne zusammen, um nicht zu schreien oder gar loszuheulen. Dann zog er sein Schwert aus dem Körper des Fremden. Ifirnia schlug erneut zu, verfehlte den Zurückweichenden, setzte nach und führte den nächsten Hieb. Das Heulen zerrte an ihren Nerven. ‘Das gab’s bei den Übungen nicht’, dachte sie, dann: ‘Die Frau retten!’ Dann die Worte eines ihrer Ausbilder: ‘Erst Gegner unschädlich machen!’ Sie griff weiter an.

Mokko rannte zu dem Käfig und suchte nach einer Tür … die er auch fand. “Rizella, geht es dir gut?”, fragte er die Gefangene. Die Wirten hatte eine Platzwunde am Kopf, doch schien diese nicht mehr zu Bluten. Nachdem sie die Stimmen der Jugendlichen vernommen hatte, kehrte ihr Mut wieder zurück. Sofort stürzte sie nach vorne, um Mokko zu helfen, die ´Tür´ zu öffnen. Als Lechdan noch ein zweites Mal nach der Kreatur schlug, fiel diese leblos zusammen. So wie es aussah, hatte auch Ifirnia ihren Gegner ausgeschaltet. Nur das Heulen des Windes dröhnte und er sah, das Mokko die Wirtin befreit hatte. "Wo ist Mihi", fragte er Rizella, "Hast du gesehen, wo sie hingebracht wurde?" “Sie … sie haben sie weiter verschleppt … da hin!” Ritella deutete zittern auf einen Durchgang, der kaum zu sehen war. Ifirnia wandte sich schaudernd von dem blutigen Leichnam ihres Gegners ab und sah nach den anderen. Brauchte jemand Hilfe? Lechdans rechte Wange wies einen blutigen Kratzer auf, den dieser entweder nicht bemerkt hatte oder ignorierte. Mokko schaute Lechdan und Ifirnia an. “Was machen wir als nächstes?”

"Wir holen Mihi und dann suchen wir einen Weg hier raus." “Kehren wir zum Keller zurück? Es ist bestimmt gefählich den Tunnel zu nehmen wo sie Mihi hin verschleppt haben.”, sagte die Wirtin. "Ich weiß nicht, ob der Keller noch sicher ist", gestand der Knappe, "Es klang so, als würde dort gekämpft. Außerdem überlassen wir Mihi nicht diesen Monstern. Wer weiß, was die mit ihr vorhaben!" Mokko, der die Fackel hielt, stellte sich zu Rizella. “Nimm meinen Arm, ich werde bei dir bleiben und wir folgen unseren Kriegern.”, der hübsche Junge versuchte ein Lächeln. “Du blutest”, sagte Ifirnia zu Lechdan. Im selben Moment wurde ihr bewußt, daß sie keinerlei Verbandszeug dabei hatte. Sie konnte sich einen Streifen Stoff aus ihrer Kleidung herausschneiden. Und dann? Ihr fiel nichts Weiteres ein. Außer, daß sie sich wünschte, daß dieser Alptraum bald ein Ende hatte. Der Knappe fasste sich an die Wange und zuckte kurz zusammen, als er einen scharfen Schmerz verspürte. Dann blickte er auf seine blutverschmierte Hand. "Mist, verdammter!", entfuhr es ihm. Ärgerlich wischte er sie an seiner Hose ab. "Werd' ich jetzt wohl mit klarkommen müssen." Er klang dabei längst nicht so selbstsicher, wie er erhofft hatte. "Wir müssen weiter - Mihi braucht uns!" Er wandte sich dem versteckten Durchgang zu. “Die Frau haben wir schon gefunden”, sagte Ifirnia und hoffte, zuversichtlich zu klingen. “Mihi finden wir auch noch!” ‘In Götter Namen’, fügte sie still hinzu und folgte Lechdan.