Tiergefährten - Kapitel 8

Die Rückkehr der Braut

Kapitel 8 der Briefspielgeschichte Tiergefährten

Stille war wieder in Ulmaceaes Baum eingekehrt, nur ein gedämpftes Zetern des eingesponnenen Übels in den Händen des Spinnenmannes Rotlöckchen unterbrach die zauberhaften Melodien. Die beiden Gänsefrauen Akka und Bakka schöpften klares Wasser aus einem Bächlein und befreiten die wieder verjüngte Elvrun von dem heilenden Schlamm. Diese war noch immer in einem tiefen Schlaf, doch versicherte die Dryade, dass diese nun außer Gefahr war. Der kleine Tsadoro spielte mit dem Kröterich Onyx und gluckste fröhlich vor sich hin. Die Menschen hingegen schienen noch etwas nachdenklich, während Salgar und Simunius anfingen, ein fröhliches Liedchen ohne Worte anzustimmen. “Wir müssen zurück in unsere Welt, wir sind schon viel zu lange hier”, unterbrach der Rabenmann Mafaldo die Stimmung. “Und das da kann auch nicht hier bleiben”, grollte Ulmaceae und deutete auf das Übel.

Relindis fühlte sich gleichermaßen erschöpft und glücklich. Ihr steckten die Suche nach Elvrun und die Begegnung mit deren Gedankenbild ihres Vaters, noch mehr aber die Sorge und das Ringen um ihre Schwägerin in spe in den Knochen; andererseits hatte das selige Lächeln Elvruns, das das letzte war, was sie in deren Gedanken gesehen hatte, ihr Herz warm eingehüllt und erfüllt. Ihre Gedanken kreisten noch immer um das gemeinsam erlebte. Nun aber hob sie ihr Haupt. Mafaldo hatte Recht - Nivard wartete auf seine Braut - sie konnte nur beten, dass nicht zuviel Zeit vergangen war, seit sie hierher gekommen waren. Und natürlich gehörten sie alle nicht in diese Welt. Sie mussten nach Hause, Menschen wie Tiere, so schnell wie möglich - auch wenn es noch ein paar Dinge zu klären galt, nicht zuletzt mit Elvrun. Aber sie hatten ja auch noch eine gewisse Wegstrecke zurückzulegen, bis sie im Traviatempel von Herzogenfurt eintreffen würden. "Ja, lasst uns alle zusammen nach Dere heimkehren, und dann gemeinsam Elvrun zu ihrer Hochzeit geleiten."

"Sollen wir Deine Schwester aufwecken?" fragte Akka eifrig nach, auch wenn sie insgeheim bedauerte, die friedlich schlafende aus ihrem Schlummer zu reißen. Aber wenn sie sich doch gleich auf den Heimflug machten… Außerdem war die Gänsefrau neugierig, was genau so eine Hochzeit bei den Menschen war.

"Nein, warte bitte noch einen Moment, gute Akka." Es waren da noch ein paar Dinge, die es zu klären galt. Relindis erhob sich und näherte sich vorsichtig und einen wohlweislichen Sicherheitsabstand haltend dem gefangenen Übel. "Wird das Netz den Weg überstehen und auch noch in unserer Welt halten?" fragte sie in die Runde und sah dabei besonders Rotlöckchen und Ulmaceae an. "Wir müssen dieses Übel an einen sicheren Platz bringen und ganz unschädlich machen. Da es ein Feind unserer Göttin, der gütigen Mutter Travia zu sein scheint, würde ich es am liebsten mit vor deren Tempel bringen. Mutter Elva, Vater Winrich und das Tempelpaar wissen sicher Rat, wie es endgültig getilgt werden kann", schlug die junge Geweihte vor. Es sei denn, Ulmaceae oder einer aus dem Kreise der Gefährten hätte eine bessere Idee...

“Neinneinnein, noch ist es nicht so weit”, der alte Rabe schüttelte den Kopf, “erst müssen wir zur Königin. Sie wartet auf uns und auf die Hochzeit. Außerdem”, er sah Salgar an, “muss ein Wächter endlich lernen Wache zu halten, anstatt seiner Neugier nachzugehen. Die Königin muss wissen, dass er das”, er deutete auf das schreiende Knäuel aus Gänsefüßen und Spinnenseide, “in ihr Reich gelassen hat. Auch, wenn es versteckt war, es hätte nie das Tor passieren dürfen. Was, wenn es die Königin befallen hätte? Neinnein! So ein Fehler darf nicht nochmal geschehen. Wir können Es dann in unsere Welt mitnehmen, aber sollten vorher noch festlegen was zu tun ist. Ihr Menschlein versteht ja unsere Sprache nicht."

Zum erstenmal, seit dem Beginn der Reise in das Land der Lilienkönigin, legte sich ein leicht verstörter Zug auf Mafaldos Anblick. “Wie ich schon sagte, wir sind schon zu lange hier.” Doch dann glätteten sich seine Züge wieder, als er seinen alten Lehrmeister ansprach. “Wir müssen nicht alle zur Königin. Du kennst sie am besten, gehe zu ihr und erkläre alles. Ich werde die Menschen wieder zurückbringen.” Damit deutete er auf die beiden Traviageweihten, den Ritter und die Knappin. “Auch das Bündel dort nehmen wir mit, wir sollten es erst gar nicht in ihre Nähe bringen. Also, entscheidet euch.”

Onyx war zufrieden. Na ja, fast, aber er war nunmal gerade keine Kröte und seine Herrin würde er bald wieder treffen. Wie niedlich das Kleine war. Onyx Zunge hing seitlich aus seinem grossen Mund, während er Tsadoro auf seinem Bauch hopsen ließ. Ach, wie gerne hätte er ihn mitgenommen, aber die Kleinen machten nur Ärger. Und als Kröte würde er sich wieder auf etwas anderes freuen. Er sah sich zu den Gefährten um. Bald würden sie aufbrechen.

“Ich kann helfen, die anderen zurück in die andere Welt zu bringen”, schaltete sich nun Tsalrik ein, der trotz seiner jungen Jahre einer der Wächter des Ulmentors war. Er wusste auch, dass Mafaldo einen Zauber über die Menschen legen würde, der es ihnen unmöglich machte, sich an all das hier zu erinnern. Silvagild davon ausgenommen, denn seine große Schwester war als Kind oft hier gewesen, genauso wie ihr Vater, ihre Großmutter und viele Generationen zuvor. Dass sie von dieser Welt hier wusste, gehörte zur Aufgabe der Junkerin. “Das Kind sollte mit seiner Mutter mit”, setzte der Jüngling dann hinzu und wies auf Tsadoro. “Es hat hier nichts verloren.”

Silvagild nickte daraufhin knapp. Sie freute sich, dass die Sache schlussendlich gut ausgegangen war. Das musste man feiern! “Mach das, Brüderchen. Ritter Hardomar wollte mich noch zur Hochzeit am Hof der Lilienkönigin begleiten”, sie lächelte vergnügt. “Und ich meine vorhin gehört zu haben, dass auch der Kater Aslan und die Biene Maya eingeladen sind. Möchte sich uns noch jemand anschließen?” Sie sah fragend in die Runde.

“Hihi, dann hab ich wohl keine Wahl. Aber ich werde nicht lange bleiben können. Die Königin hört das Flügelschlagen und riecht Schnee und Eis, wenn ich in ihrer Nähe bin. Als Kind des Frühlings und Herrin des Sommers kann sie das nicht leiden. Und Caligo muss ebenfalls mit. Mir scheint nämlich, als ob er bereits mit dem Bräutigam vermählt wäre. Hihihi.”

Caligo, der wieder einmal den funkelnden Ring an seinem Finger betrachtete, blickte auf: “Kra? Hat jemand meinen Namen genannt?”

“Ist das der Bundring von Meister Reingani ?”, sah Salgar neugierig zum Rabenmann. Nun war auch die Aufmerksamkeit von Ulmaceae geweckt. “Oh, das könnte dem Liebchen helfen.” Nun winkte sie Caligo zu sich, deutet dann aber auch auf Relindis.

“Bundring?” merkte Relindis leise auf. Gespannt ging sie zu Ulmacea. “Was hat es mit diesem auf sich?” Wie er Elvrun wohl helfen könnte?

Caligo warf dem Albino einen bösen Blick zu. `Der Alte hat sicher wieder geplappert, sonst wüssten die nichts davon.` “Ähm, ja. Das ist der besagte Ring. Hier.” Er zog den Ring vom Finger und reichte ihn Ulmaceae. `Mist! Jetzt muss ich mir drüben einen neuen besorgen.`

Salgar zog einen zweiten aus seiner Tasche und reichte es der Dryade. “Ich muß geschehen, das ich selten, solch eine kräftezehrende ´Krankheit´ begegnet bin. Das Liebchen da hätte es fast nicht geschafft. Und ich muß gestehen, was auch immer dieses ´Übel´ war, es hat eine Wunde hinterlassen, die ich nicht schließen konnte. Es wird immer in ihrer Seele sein und könnte Zweifel auslösen.” Doch nun erhellte sich ihr Blick als sie auf die Ringe schaute. “Meister Reingarnis Ringe könnten aber helfen, sie sind von seiner Kraft durchdrungen und stärkt die Seelenbindung Zweier. Erst dachte ich, das Salgar einen tragen könnte, doch das hätte sie wahrscheinlich auf immer an unsere Welt gebunden. Doch”, nun blickte sie Relindis an,” wenn du jemand in eurer Welt finden könntest, der gewillt ist diesen Ring zu tragen, wird ihr immer mit seiner Seelenkraft zu Seite stehen, sollte Elvruns in Gefahr sein.” Dann hielt sie der Geweihten beide hin.

Relindis schluckte schwer, als sie von der verbleibenden Wunde in Elvruns Seele vernahm, obschon sie darüber nicht ganz und gar verwundert war, nach allem, was sie von deren schrecklichen Auswirkungen gesehen hatte. Arme Elvrun! Doch welch großes Geschenk, dass die so hilfsbereite Dryade einen dieser Ringe ihrer baldigen Schwägerin und den anderen einem Vertrauten geben würde! “Danke!” hauchte sie leise, ergriffen von der Güte Ulmaceaes.
Zwei Ringe, die die Seelenbindung ihrer Träger stärken… denen damit eine Kraft innewohnte, die man symbolisch den Trauringen zusprach… für Relindis war offensichtlich, wer der zweite Träger sein sollte. “Wenn Du Elvrun die Ringe tatsächlich zum Geschenk machen möchtest, Ulmaceae, so soll der zweite am besten an der Hand meines Bruders Nivard stecken, der noch heute Elvruns Gemahl werden soll. Er wird gewillt sein, ihr ohnehin immer zur Seite stehen wollen!” Da war sich die junge Geweihte sicher, auch wenn die beiden vor der Trauung dringend noch einmal Zeit für ein Gespräch finden sollten - immerhin gab es da so einiges zu erklären, besonders den kleinen Jungen, den Elvrun aus dieser Welt mitbringen würde.

“Dann wird das so sein!” sagte die üppige und nackte Dryade und drückte Relindis die Ringe in die Hand.

***

“Also bis bald, liebe Spinne!” begann sich Maya von Rotlöckchen zu verabschieden. Irgendwie war sie sich allerdings nicht sicher, ob sie ihm wirklich in der anderen Welt begegnen wollen würde. Andererseits waren sie Gefährten, waren durch dick und dünn gegangen und hatten gemeinsam ein großes Abenteuer bestanden.
Das Lächeln des Kater erwiderte sie strahlend, hüpfte kess seitlich an ihn heran und gab ihm erneut einen Hüftstoß. “Auja, lieber Kater! Jetzt wird gefeiert!” zwinkerte sie Aslan zu. Dann ergänzte sie mit träumerischer Stimme: “Jetzt geht es wieder zur Lilienkönigin…”

Hardomar nickte derweil Silvagild zustimmend zu und gesellte sich an ihre Seite. “Die hohe Dame hat ja auch versprochen, auf mich aufzupassen. Es ist mir daher eine Ehre und große Freude zugleich, Euch begleiten zu dürfen und sogar auf zwei Hochzeiten zu tanzen. Das wird gewiss ein vergnüglicher und unvergesslicher Abend!” Während er sprach, beobachtete er Maya, wie sie dem Kater einen Hüftstoß gab und er überlegte kurz, wie Silvagild wohl auf einen solchen reagieren würde; er musste schmunzeln und flüsterte dann scherzend zu der Knappin: “Verzeiht, dass ich Euch nicht auch einen solchen Hüftstoß gebe, vielleicht später nach ein paar Gläsern Wein…”

Die Knappin lachte vergnügt. "Ich denke nicht, dass Ihr am Hof der Lilienkönigin noch Augen für mich haben werdet, hoher Herr …", feixte sie, "... vielmehr werde ich auf Euch aufpassen müssen, dass Ihr mir nicht abhanden kommt."

‘Augen für mich...’, vernahm Hardomar Silvagilds Stimme und er schaute in jene strahlenden Augen, welche in der Feenwelt eine besonders faszinierende Wirkung hatten.
“Meint Ihr…?” antwortete Hardomar noch immer schmunzelnd. ‘Hat sie das wirklich ernst gemeint? Denkt sie, ich würde jedem Rockzipfel hinterher rennen? Oder waren diese Dryaden tatsächlich dermaßen verführerisch?’ grübelte er. Für Hardomar, welcher am heutigen Tag im Begriff war, ernste Gefühle für Silvagild zu entwickeln, schien dieser Gedanke schier unvorstellbar. “Das kann ich mir kaum vorstellen, aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.”

“Bevor ihr geht, möchte ich mit euch sprechen Tsalrik, Silvagild und Salgar.” Blass und ausdruckslos schaute der Rabenmann Mafaldo die Wächter an.

“Nur zu…” nickte Hardomar. “Ich gehe mir kurz mal da drüben die Hände waschen.” Er begab sich zu einem kleinen Wasserbassin, in das er kurz seinen Kopf eintauchte und sich erfrischte.

Das Ulmentorer Geschwisterpaar trat an den Raben heran. "Worum geht es Mafaldo?", fragte der junge Tsalrik.

“Ihr drei seid die Hüter der Tore. Ihr wisst, dass Fremde diesen Ort vergessen sollten, um diese Welt, das Reich der Lilienkönigin, nicht in Gefahr zu bringen. Doch”, nun blickte er alle drei tiefgründig an, “ist es auch wichtig, Verbündete zu haben. Auf beiden Seiten.” Sein Blick ging flüchtig zu Hardomar und zu Relindis. “Es ist nicht meine Aufgabe zu entscheiden, da ihr hier seid. Entscheidet weise, wem ihr das Wissen über diesen Ort, das Geschehen von heute, lasst. Die Verantwortung liegt in eurem Blut.” Damit drehte er sich um und ließ die Hüter stehen.

Tsalrik blickte auf seine ältere Schwester, die den Wink verstand. Mit nun wieder grasgrünen Augen musterte sie den Hadinger. "Ihr habt mir geschworen, mein Geheimnis für Euch zu behalten und ich vertraue Euch", meinte Silvagild dann eindringlich. "Ihr wisst damit mehr über mich und meine Familie, als die meisten anderen und ich bin mir sicher, dass Ihr versteht, wie wichtig es ist, dass Ihr über das schweigt, was Ihr hier heute erlebt und gesehen habt. Nicht nur um meinet- oder meines Bruders Willen, sondern für diese gesamte Welt hier." Kurz maß sie daraufhin ihren Bruder mit einem Seitenblick. "Ich sehe es als eine Chance für das Reich der Lilienkönigin, wenn Ihr Euer Gedächtnis behaltet … Ihr seid vertrauenswürdig und wir brauchen da draußen Verbündete. Die Zeiten werden nicht einfacher." Nun ließ die Ulmentorerin ein Lächeln folgen, das schön war, zu dem sie sich jedoch zwingen musste.

Hardomar kam von dem Bassin zurück. Er wischte sich die nassen Haare nach hinten, welche trotzdem noch immer lockig und widerspenstig abstanden. Als Silvagild ihn musterte, schaute er ihr direkt und offen in die Augen, und fragte sich, was wohl in ihr vorging. Er hörte ihrer Erklärung aufmerksam zu und antwortete erst, als sie alles ausgesprochen hatte. Mit großen Augen blickte er sie weiterhin an und erklärte mit tiefer Ernsthaftigkeit: “Aber selbstverständlich, ich werde doch immer für Euch da sein und Euch sowie Euer Geheimnis schützen.” Ihm ging die Frage durch den Kopf, ob wirklich geplant worden war, seine Erinnerungen an diese Welt zu löschen. So erstaunt er darüber war, dass so etwas überhaupt ging, so war es vermutlich eine Standardprozedur, die zu Recht ihren Sinn hatte. Um so mehr bewegte ihn das in ihn gesetzte Vertrauen. “Ich halte mein Versprechen”, sagte er sanft, aber eindringlich.

“Schön”, lächelte die junge Knappin mit Schalk in ihren Augen. “Es wäre auch zu schade wenn Ihr die Audienz bei der Königin vergessen würdet.”

***

Relindis Frage zum Los des 'Übels' war damit zwar nicht ganz beantwortet, doch wertete sie Mafaldos Bestätigung, dieses mit in ihre Welt zurückzuschaffen und den ansonsten ausbleibenden Widerspruch ihrem Vorschlag gegenüber als grundsätzliche Zustimmung. Sie selbst wollte so schnell wie möglich mit Elvrun und deren Sohn nach Herzogenfurt zurück. "Tsadoro nehmen wir auf jeden Fall mit - er gehört zu seiner Mutter." pflichtete sie Tsalrik bei. Ansonsten sah sie in die Runde, wer der Gefährten sich bereits hier verabschieden würde. Ein bisschen Wehmut ergriff sie dabei, ahnte sie doch, dass sie gerade die so selbstlos hilfsbereiten tierischen Freunde nicht mehr in dieser Gestalt wiedersehen und sprechen würde. Bei jedem verweilte ihr Blick, in dem ihre ganze Herzenswärme und Dankbarkeit mitschwangen. "Bevor wir uns hier bereits zu zwei Gruppen zerstreuen, möchte ich Euch allen, ihr lieben Geschöpfe der Mutter," womit Relindis alle, auch diejenigen meinte, die hier zu Hause waren, "danken, dass ihr bei der Suche und der Rettung Elvruns mitgeholfen habt. Vielleicht werden wir uns in unserer wahren..." sie korrigierte sich, "in unserer derischen Gestalt wieder begegnen und uns dann hoffentlich wiedererkennen. Jedenfalls werde ich Euch dies nie vergessen und Euch immer im Herzen bewahren." Sie ging reihum und umarmte vorsichtig jedes einzelne der Geschöpfe, solange diese noch einen Leib hatten, mit dem dieses ohne weiteres möglich war.

Tsalrik ließ sich gerne umarmen und ein Mensch war einmal eine schöne Abwechslung zu den ganzen Feenwesen, mit denen er sonst zu tun hatte. "Gern geschehen", antwortete er lächelnd. "Und gib gut auf Elvrun Acht. Auch wenn der Schatten sie verlassen hat, es wird vielleicht noch etwas dauern bis sie wieder die Alte ist. Das Kind und ihr Mann werden ihr jedoch bestimmt dabei helfen."

Auch Silvagild war niemand, die sich vor solcherlei Zuneigungsbekundungen abschrecken ließ. Gleich nach ihrem jungen Bruder trat sie an die Geweihte heran. "Wir sehen uns auf der Hochzeit, euer Gnaden", meinte sie flüsternd, wohl wissend, dass Relindis sich wahrscheinlich nicht mehr an all das erinnern würde können. Aber wer weiß, vielleicht hatten die Wächter ja ein Einsehen mit ihr.

Der Kater Aslan war auch niemand, der gehen wollte ohne sich zu verabschieden, wiewohl ihm die Vorfreude auf das kommende Fest anzusehen war. Einzig Rotlöckchen konnte mit derlei Sentimentalitäten nichts anfangen. Als Spinne waren ihm Gefühle fremd. Er war hier weil Frenya das wollte und tat, was Frenya von ihm verlangte.

“Hihi, Schülerin der Gans. Ich gebe Dir einen Ausblick: bald schon wirst Du ein Delphinkind treffen und einen der Haare hat. Doch bevor Dich die Stute tritt, musst Du durch purpurnen Nebel wandeln. Hihi.”

Verwirrt sah Relindis dem Rabenmann in die Augen, nachdem sie sich aus seiner Umarmung gelöst hatte. War das eine Prophezeiung, oder Rabenhumor? Sie beschloss, sich die Worte merken und über diese nachdenken zu wollen, wenn sich all die erlebten Wunder einmal in ihr gesetzt hatten.

Der stolze Caligo ließ die Umarmung über sich ergehen, ohne sie zu erwidern, von einem kurzen Rückenklopfen abgesehen.

"Ich bin ja froh, dass alles so glimpflich gegangen ist”, sagte Hardomar, nachdem er Relindis' fest und herzlich an sich gedrückt hatte. "Hoffentlich geht es Eurer Schwägerin bald wieder gut.” Er schenkte der Geweihten ein warmes Lächeln. “Bestimmt sehen wir uns dann morgen auf der Hochzeit der Baronin. Also, kommt gut zurück."

"Ich komme mit Dir, jaja." erwiderte Akka, als Relindis diese besonders lange drückte. "Du auch, Bakka, nicht wahr, nicht wahr?" fragte die Gänsefrau ihre Schwester. "Wir bleiben bei Euch!" fügte sie hinzu, ganz ohne lang darüber nachgedacht zu haben. Es fühlte sich richtig an.

“JaJa, ich auch!”, bestätigte Bakka und strich der schlafenden Elvrun eine Strähne aus dem Gesicht. Dann nahm sie den Knaben Tsadoro auf den Arm.

Relindis sah auf. Ihr Geist überlegte kurz, ob Akka nur vom Rückweg sprach, doch wusste ihr Herz bereits, was diese wirklich meinte, spürte das Band, das in der Kürze der Zeit zwischen ihnen gewachsen war. Sie schluckte kurz und umarmte Akka nochmals fester, deren Hände währenddessen zart über das Haar der jungen Geweihten gingen und begannen, dieses zurechtzuzupfen - wie es Gänseschwestern füreinander eben taten.

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