Tiergefährten - Kapitel 2

Eine verzweifelte Braut

Kapitel 2 der Briefspielgeschichte Tiergefährten

Leise schluchzen hielt sie das Baby im Arm, das weinend in einer orangen Decke gewickelt war. Sie hatte eine frühe Stunde gewählt, um möglichst niemandem im Park zu begegnen. Elvrun war verzweifelt. Heute sollte sie den Traviabund mit ihrem Verlobten Nivard von Tannenfels eingehen, ein Ereignis, das sie eigentlich mit Freude entgegen sah. Doch als sie Herzogenfurt vor einigen Tagen betrat, holte sie ihre eigenen Schatten … und Sünden wieder ein. Noch im letzten Götterlauf hatte sie befürchtet ihre Familie, ja ihre Göttin Travia , ins Unglück zu reißen. Dumm und naiv war sie gewesen, als ihr Oheim, Vater Winrich von Altenberg-Sturmfels, sie bat, sich um einen Verletzten und asylsuchenden Gaukler aus dem Süden zu kümmern. Von der anfänglichen Fürsorge wurde Liebe. So dachte sie zumindest. Doch kaum hatte sie sich den Versuchungen hingegeben, verschwand ihre Geliebter plötzlich über Nacht. Doch zurück ließ er ein ´Tsa Geschenk´ und eine verzweifelte Novizin. Es war ihrem Vetter Amiel geschuldet, der den Oheim davon überzeugen konnte, die Novizin nach Herzogenfurt zur Großmutter zu schicken. Elva von Altenberg war selbst einst Tempelmutter eines Gänsetempels und die einzige, die vielleicht helfen konnte. Und so war es dann auch. Die Alte begegnete ihr mit Strenge … aber auch Herzensliebe. Das Kind wurde geboren, doch mußte sie es loslassen. Um einen Skandal zu verhindern, brachte die Großmutter es im Waisenhaus unter und Elvrun mußte sich mit vollem Herzen der Traviakirche widmen … und ging die traviagefällige Verlobung mit dem jungen von Tannenfels ein. Acht Monde waren seit der Geburt vergangen und es gelang ihr, die Erinnerung an ihren Sohn zu verdrängen. Mit ihrer Weihe zur vollwertigen Geweihten der Travia am Anfang dieses Mondes, war sie sich sicher, dass auch sie Vergebung im Angesicht der Göttin fand. Selbst als sie an den Ort zurückkehrte, wo ihr Kind geboren und die Verlobung ausgesprochen wurde, gelang es ihr, fast keinen Gedanken, an ihre Sünde zu verschwenden. Doch der gestrige Tag änderte alles. Am morgen hatte sie den Brunnendienst übernommen und half den Bürgern Herzogenfurt, das Wasser zu schöpfen. Dann war da dieser Mann. So recht konnte Elvrun sich nicht mehr erinnern, wie er aussah, nur das er eine charismatische Stimme besaß. Kurz hatten sich ihre Hände berührt und ein leichter Schwindel hatte sie erfasst. Nach dieser Begegnung hatte sie eine Rastlosigkeit erfasst und ihre Gedanken schienen sie nicht mehr loszulassen. Immer wieder gingen ihre Gedanken zu ´Tsadoro´, dem Kind, das sie zurückgelassen hatte. Auch die Nacht war schlaflos und geprägt von dem höhnischen Lachen der charismatischen Stimme und wilden Alpträumen. Und am Morgen wußte sie, was zu tun war. Es gab nun einen Ausweg, wieder Vergebung vor den Augen der heiligen Mutter Travia zu erlangen: sich und ihre Sünde von Dere zu tilgen! Und so brach sie in aller Heimlichkeit am Morgen ihrer Hochzeit zum Waisenhaus auf und entführte den Jungen. Noch immer von einer inneren Stimme getrieben zielte sie den Park, besser gesagt den großen Teich, an. Hier im Schutze des Schilfs wollte sie ihres und Tsadoros Leben beenden und Dere von ihrer Sünde befreien.

Das Krächzen der Raben am Himmel deutet sie als das wohlwollen Borons, währenddessen sie den jungen Hund auf der Wiese kaum wahrnahm. Von irgendwoher ertönte das Schnattern von Gänsen, das in ihren Ohren die mahnende Stimme ihrer Herrin war und sie antrieb, noch schneller zum Teich zu gelangen. Der blitzende Blick einer Katze traf Elvrun und fast hätte sie eine quakende Kröte am Ufer des Teiches getreten. Doch all dies hielt sie nicht auf. Vorsichtig setzte sie den Jungen ab und kniete sich zu ihm. Tränen liefen ihr die Wangen hinunter, während sie vorsichtig einen scharfen Dolch aus der Tasche ihrer Robe zog. Kurz lenkte sie das Summen einer Biene ab und sie hielt inne. War da ein Gesang in der Luft? Oder war es der Biene geschuldet? Vorsichtig schaute die Geweihte sich um. Das achtäuige Spinnentier, das auf einem nahen Baum saß, krabbelte neugierig näher ans Geschehen, doch blieb es unentdeckt von der jungen Menschenfrau.

***

Vom Baum herab sah Corax etwas blitzen. Er schwang sich in die Luft, neigte im Flug seinen Kopf und erkannte einen Menschling am Ufer des Sees. Der Menschling hielt eines von dieses Glitzerdingern, die immer nach Blut rochen und von ihnen oft genutzt wurden, auch, um Blut hervorquellen zu lassen. Im anderen federlosen Flügel hielt der Menschling ein Kücken. Der Größe nach so alt, wie ein Jungvogel, der sein Nest verließ, doch Corax wusste, dass es bei Menschlingen länger dauerte, bis sie flügge wurden. Das Küken war gerade erst geschlüpft. Fragend tastete er nach seiner Gefährtin. Sie hörte ihn, aber antwortete nicht. Das konnte nur bedeuten, dass sie sich nicht einmischen wollte und die Entscheidung ihm überließ. Er drehte einen großen Bogen, nahm den Menschling ins Visier. “Kraaaa, kraaa!”, rief er aus vollem Schnabel und landete vor ihr im Wasser. Neugierig sah er den Menschling an. Was Corax nicht wusste, die Menschen verbanden den weißen Raben mit Etilia, der Schutzheiligen der Hoffnung in Zeiten der Einsamkeit und des Verlustes.

´Und die Hoffnung versinkt in den kalten Fluten´, ging es Elvrun durch den Kopf, als sie den weißen Raben auf das Wasser aufschlagen sah. Nun packte sie das Messer fester und eine Welle der Traurigkeit durchdrang sie. Das Gelächter in ihrem Kopf wurde stärker, doch das Wimmern des Kindes holte sie wieder zurück. Sie schmiss das Messer von sich und umarmte ihren Sohn. “Tsadoro, Tsadoro. Was soll ich nur tun?” Mit verweinten Augen schaute sie in den Himmel. Den Nebel, der sich rasch über dem Teich ausbreitete, sah sie nicht. Und in einem Augenblick war auch sie von dem weißen Dunst umgeben.

Der Rabe Corax spürte die Welle der Magie, die aus der Pforte der Feen nach Dere brach. Auch er verlor die Sicht auf die Menschenfrau.

Derweilen spürte auch Mafaldo die Magie der Feen, die sich vom See her ausbreitete. Die junge Frau mit dem Kind war auch ihm nicht entgangen und er wusste, dass hier etwas passierte, das nicht im Sinne seiner Seelengefährtin war. Ihm war klar, dass er alleine hier nichts aufhalten konnte und so entschied er sich, nach Verbündeten zu suchen. Der Kolkrabe ließ seine eigene Magie frei laufen und suchte nach anderen wie ihm. Nach einigen Flügelschlägen fand er sie auch, denn sie funkelten in einem rot-glühenden Licht vor seinen dunklen Auge auf. Er zog einen großen Kreis und rief einen geistigen Ruf aus, in der Hoffnung, dass sie verstehen würden und folgten.

Auch Corax ließ seine Magie wirken, doch nicht, um Freunde zu finden. Wenn die Feen sich den Menschling und sein Küken geholt hatten, dann durfte er sie nicht allein lassen. Und vor allem keine Zeit verlieren. Er suchte nach dem Tor und flog hindurch, den Ruf Mafaldos ignorierend.

Caligo hatte gerade einen fetten Wurm gefunden, als er eine Welle der Magie spürte und kurz darauf den Ruf des Raben. Er schluckte den Wurm hinunter, nahm Anlauf und schlug mit den Flügeln. Schnell näherte er sich dem Rufer.

Da war Bakka ja! Mit einem Gefühl der Erleichterung schwamm Akka auf ihre Schwester zu, die ihrerseits jedoch kaum Notiz von ihr zu nehmen schien, sondern sich brennend für ein Zweibeinerweibchen interessierte, das sich offensichtlich im Röhricht verirrt hatte. Es hatte ein Küken dabei! Auch Akkas Neugier war geweckt. Gleichzeitig schlugen ihre Instinkte an. Irgendetwas stimmte hier nicht. Einen Warnruf vorausschickend, der ihrer Schwester ebenso wie der Zweibeinerin galt, beschleunigte sie ihren Weg auf Bakka zu. Kurz bevor sie diese erreichte, verschwamm jedoch jäh die Sicht auf Mutter und Küken, schien Nebel diese geradezu zu verschlingen. Wo kam der denn her, so plötzlich?
Die junge Wildgans hatte gerade das letzte Stückchen zu ihrer Schwester aufgeschlossen, als sie den Ruf vernahm. Akka schaute sich zunächst irritiert um, wusste nicht, woher und von wem dieser kam, doch wurde ihr instinktiv klar, dass sie diesem folgen mussten. Es war ihr, als ob eine aus ihrem Schwarm um Hilfe riefe, auch wenn sie spürte, dass es keine Gans war, von dem dies rührte.
“Kommst Du mit?” schnatterte sie Bakka zu, sicher, dass jene es genauso wahrgenommen hatte.

Bakka war ebenfalls aufgebracht und ihr Blick ging zwischen der Menschengans und ihrer Schwester Akka. Dann breitet sie flatternd ihre Flügel aus und rannte in den Nebel … wo plötzlich Mutter, Küken und Bakka verschwand. Noch bevor Akka verstanden hatte , was hier passiert war, hörte sie in Rufen einer Menschenfrau, die im orangen (Feder)Kleid, ganz in der Nähe war.

Nanu! Noch ein Zweibeinerweibchen mit so einem leuchtenden Gefieder, das an die Blätter manchen Baumes im jetzt erstmals für sie gekommenen Herbst erinnerte. Warum rief sie so laut in ihre Richtung? Akka nahm die Rufende in Augenschein. Meinte jene das andere Weibchen, das sie gerade im Schilf gesehen hatte? Ob die beiden auch Gelegeschwestern waren, wie sie und Bakka? "Na, dann komm doch!" signalisierte sie der Menschenfrau. Sie war sich ganz sicher, dass von dieser keine Gefahr eingehen würde. "Meine Schwester ist auch schon wieder verschwunden!" Dann schwamm sie direkt in den Nebel hinein.

***

Im Amphitheater war Elvrun nicht gewesen. Wo konnte sie nur stecken? Relindis blickte sich ratlos um. Keine Spur von ihrer zukünftigen Schwägerin. Dafür sah sie die Wildgänse. Es musste noch der Schwarm sein, den sie vorgestern hatte niedergehen sehen. Merkwürdig, dass sie noch immer hier waren.
Eine jüngere Gans watschelte gerade auf sie zu. Auch sie schien auf der Suche zu sein, so wie sie ihren Hals reckte und ihren Kopf hin und her bewegte. Wen oder was sie wohl vermisste? Relindis verfolgte sie ein Weilchen mit den Augen. Ah, das Gänslein schien wohl fündig geworden zu sein - jedenfalls stakte sie auf einmal recht zielstrebig ins Wasser des Teichs der 'Lilienprinzessien' und hielt auf eine etwa gleichaltrige Gans zu, wie deren Gefieder verriet.
War das ein gutes Zeichen, das die gütige Mutter ihr gesandt hatte? Ganz sicher war es das, sie musste nur ebenso emsig weitersuchen wie diese Gans. Warum nur hatte sie dann noch immer so ein flaues Gefühl?
Gerade wollte sie weitereilen, da ließ sie der aufgebrachte Schrei der Gans erschrocken herumfahren. Woher kam auf einmal all der Nebel? Und da, schimmerte da nicht etwas orangenes darinnen? War das etwa Elvrun? Was machte die denn im Teich? Ehe sie die Braut ihres Bruders genauer ausmachen konnte, war diese jedoch ganz hinter dem Tröpfchenschleier verschwunden. "Elvrun!" rief sie ihr hinterher. "So warte doch."
Als Antwort erschallte nur ein gespenstisches Krächzen durch den Park, unmittelbar darauf schwammen beide Gänse ebenfalls auf den Nebel zu.
"Elvrun! Bist Du das?"
Die erste der beiden Gänse war nun ebenfalls wie vom Erdboden verschluckt. Der Kopf der anderen, es musste die sein, die vorhin an ihr vorbei gewatschelt gekommen war, fuhr zu der jungen Geweihten herum. Im Blick des heiligen Tiers ihrer Göttin lagen Frage und Aufforderung.
Relindis verstand. Ohne auf ihre Gewandung oder neugierige Blick zu achten sprang sie in den Teich und watete geradewegs auf die wabernde weiße Wand zu, in der nun auch die zweite Gans verschwunden war.

***

‘Da ist es wieder’, erschrak Maya. Schon einmal hatte die kleine Mauerbiene in ihrem langen, wirklich langen Leben dieses Phänomen erlebt. Dieser Nebel und dieses merkwürdige Gefühl einer Welle, welche von diesem Ort ausging, lockten die Neugier und Aufmerksamkeit der kleinen pummeligen Biene an.
Deutlich vernahm sie auch den Ruf des großen geflügelten Wesens. Normalerweise mied die kleine Biene ja die Anwesenheit solch unheimlicher Kreaturen, jedoch ließ dieser Hilferuf Maya nicht kalt. Sie nahm all ihren Mut zusammen und brummte eilig dem großen schwarzen Raben entgegen.

Der Wildkater Aslan schenkte der Menschenfrau nicht wirklich Beachtung und setzte stattdessen seine Körperpflege fort. Erst als ihn das Schnattern der Gänse und das aufgeregte Krächzen der Raben auf die Nerven fiel, erhob er sich aus seiner gegenwärtigen Position und sah sich um. Der Vierbeiner konnte es auch ganz deutlich fühlen. Die Aura des Gartens konnte er schon zuvor deutlich fühlen, er kannte ähnliches aus den Wäldern seiner Heimat, doch nun war dieses Gefühl um ein Vielfaches stärker als noch vor wenigen Momenten. Irgendetwas stimmte hier nicht. In gemächlichen Tempo, schließlich galt es den Anschein der Gleichgültigkeit zu wahren, näherte er sich dem Ursprung der Aufregung an.

Die Vogelspinnerich Rotlöckchen blieb stattdessen auf seinem Ast sitzen und beobachtete die Szenerie aus sicherer Entfernung. Sollen andere in der ersten Reihe stehen, er würde im Hintergrund bleiben. Genauso würde es seine Gefährtin Frenya auch halten - seine acht schwarzen Augen hatte Rotlöckchen jedoch aufmerksam auf das Geschehen vor ihm gerichtet.

‘Sie will schwimmen gehen! Die Menschenfrau will schwimmen gehen mit ihrem Welpen!’, stellte Tharga fest. Tharga mochte die Welpen der Menschen, sie rochen gut, außer hin und wieder mal, dann rochen sie nicht gut, aber zumindest noch interessant. Aber Tharga wusste schon, dass die Menschenwelpen völlig hilflos waren. Sie konnten nichts! Sie lagen nur da und taten nichts, völlig lebensuntüchtig. Allerdings, das was das Menschenweibchen da tat, sah auch nicht sehr lebenstüchtig aus. Instinkte, die eher bei einem Hüte- als einem Hetzhund zu verorten gewesen wären, schlugen bei ihr an. Sie setzte sich zügig in Bewegung - und bei Tharga war zügig ein gestreckter Lauf.
Als sie am Ufer angekommen war, bellte die Hündin einmal kurz auf, versuchte sich zwischen Wasser und Frau zu drängen. Tharga wusste, sie war eine gute Schwimmerin. Sie mochte das Wasser, außer das warme mit Seife im Zuber.
Sie näherte sich der Frau, mit aufgestellten Ohren, aber ohne die Lefzen zu heben.

Grollig wich Onyx ein Stück zurück. Fast wäre er zertrampelt worden. Er wartete etwas, bis sich das Menschlein ins Wasser begeben hatte und lauerte ungefähr einen Schritt davon entfernt. Nur seine Glubschaugen waren zu sehen, aber er wollte wissen, was das Weibchen mit seinem Jungen - ihm selbst waren seine Nachkommen herzlich egal gewesen - vorhatte.

Doch kaum traute sich die Hündin näher verschwanden der Mensch mit seinem Kind direkt vor ihr im Nebel. Nur das Quaken einer Kröte war zu hören, während der Nebel einen Rückzug antrat.
All das sahen auch Kater, Kröte, Biene, Spinne und Rabe, für alle unverständlich, wie das Menschlein augenblicklich verschwinden konnte. Nur der große Kolkrabe, von dem ein magischer Ruf ausging, kreiste krächzend über dem Teich. Und ein jeder verstand seinen Ruf: “Zwei Menschlein in Not. Helft und folgt mir zwischen die Weiden!” Dann flog dieser schnurstracks den Nebel hinterher und verschwand zwischen den drei alten Weidenbäumen.

“Kraaaaa”, kam es zur Antwort und Caligo flog Mafaldo hinterher.

'Menschen in Not?' Aslan verzog seine Lefzen und entblößte damit einen seiner Reißzähne. Warum sollte ihn das denn interessieren? Wenn die Zweibeiner so töricht waren um sich in Gefahr zu begeben? Doch obsiegte die Neugier des Katers und er machte sich gemütlich trottend auf den Weg zu den Weiden.
Auch Rotlöckchen hatte nicht wirklich Gefühle wie Mitleid, oder den Drang zu Helfen entwickelt. Stattdessen führte er den Auftrag seiner Gefährtin aus. Frenya hatte ihn angehalten aufmerksam zu sein und genau das würde er auch sein. Der Achtbeiner setzte sich in Bewegung - hin zu den Bäumen.

In seinem Krötenhirn regte sich etwas, das Onyx wohl als fades Interesse gedeutet hätte. Jedenfalls ließ er sich mit einem lauten Platschen ins Wasser fallen, um dann ungewohnt flink zu der Frau mit dem Kind, in die Richtung der Weiden, zu schwimmen.

Gleichwohl Tharga die Erfahrung fehlte, erkannte sie doch das Wesen vielleicht nicht art-, aber doch geistig verwandter Tierbegleiter der Menschlein. Selbst wenn sich die Hündin nicht für die junge Menschenfrau und ihr Kind verantwortlich gefühlt hätte, hätte auch die Neugier alleine genügt, um die Wehrheimerin in den Nebel zwischen die Weiden zu führen.

‘Hui, wo sind die denn plötzlich’ wunderte sich die kleine Biene und folgte weiter neugierig dem Raben zwischen die Weiden hindurch.

***

Huch, was war das? In dem eben noch so ruhigen Teich herrschte doch ganz ordentlich Strömung! Eine, die direkt auf den Nebel zu floss. Dort wollte sie zwar hin - nein, eigentlich wollte sie nur Bakka und der Zweibeinerin mit ihrem Küken hinterher, aber jetzt war ihr dieser Sog doch unheimlich. Akka versuchte, sich mit wenigen Paddelschlägen ihrer Schwimmhaut-bewehrten Füße aus dem Stromstrich herauszulenken, doch zeigten ihre Mühen keinerlei Wirkung. Mittlerweile konnte sie nicht einmal mehr Schemen durch das weiße Wabern hindurch ausmachen. Doch das schlimmste war, dass etwas sie ganz plötzlich nach unten zu ziehen begann. Erschrocken zeterte sie eine Warnung nach vorne und nach hinten, wo sie Bakka und das Zweibeinerweibchen, das ihr gerade noch gefolgt war, vermutete, und begann hektisch mit den Flügeln zu schlagen.
Doch statt der Lüfte unter die Flügel schlug nur Wasser über diesen zusammen, das sich jäh viel kälter auf ihrer Haut anfühlte als gerade eben noch. Versank sie etwa gerade im Wasser. Die Welt um sie begann sich wie ein Strudel zu drehen, als die Sinne der jungen Gans schwanden.

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