Schwarz steht der Tann - Akt 2

Die Schatten werden länger

Akt 2 der Briefspielgeschichte Schwarz steht der Tann

Im Heiligtum

Fortsetzung nach Ankunft Khorena, Tsamitrius und Llyilliala

´Das wird ja immer besser, das muss der Jahrmarktsplatz des Waldes sein´ ging es Tsamitrius zynisch durch den Kopf. Vorsichtig berührte er die überschwängliche Khorena am Ellenbogen. “Eine Schwester?”, raunte er ihr zu.

“Wer würde sich sonst so tief in den Wäldern aufhalten? Außer entlaufenen Jungfern natürlich.” meinte Khorena leise schmunzelnd. Aber eigentlich war ihr gar nicht zu lachen. Sie hatte gewusst, dass sie in diesen Wäldern Goblins treffen könnte und sich damit abgefunden. Doch dann auch noch Tsamitrius, Elfen und jetzt eine fremde Frau? Das waren zuviele Zufälle. Aber vielleicht lag es auch einfach an dieser besonderen Nacht und der Macht des Ortes. Khorena musterte die fremde Frau und seufzte. “Fragen wir sie, was sie hier macht.” Die Tsatuara-Priesterin tat zwei Schritte auf die Lichtung, verharrte aber dann plötzlich. Schnell zog sie eine dunkle Brille sowie eine Ledermaske hervor und legte beides an. Erst dann sprach sie die Sitzende an. “Die gütige Mutter zum Gruße.” Lupina indes war Khorena nicht von der Seite gewichen und wirkte angespannt.


Noch ein Mensch. Dafür, dass dieses Heiligtum recht abgelegen in den Wäldern lag, war hier ja ganz schön was los, zumal die Frau auf der Lichtung den beiden anderen Menschen nicht bekannt zu sein schien. Und warum maskierte die junge Frau mit dem Wolfshund sich jetzt? Das wurde ja immer seltsamer, sogar für menschliche Verhältnisse. Llyilliala machte es sich auf einem Baum mit dichtem Blattwerk am Rande der Lichtung bequem und beobachtete weiter.

Wer dem Aberglauben des einfachen Volkes Glauben schenkte, dem schrie der Anblick der Frau das Wort HEXE förmlich in den Sinn. Reich war die junge Frau von Rahja mit Schönheit und Weiblichkeit beschenkt worden. In leuchtend roten Locken fiel ihr langes Haar ein gutes Stück über die Schultern. Feenküsschen zierten ihre Wangenknochen und ihre Stupsnase, während smaragdgrüne Augen die beiden Besucher mit offensichtlicher Verwunderung musterten. Augen, deren Anblick ihr jugendliches Aussehen mit einem Schlag in Frage stellten. Nur mühsam nahm der Betrachter das restliche Bild war. Ihr moosgrünes Kleid, dass ihre Weiblichkeit auf verführerische Art trotz seiner scheinbaren Einfachheit unterstrich.

“Ich grüße Euch, an diesem besonderen Ort.” Erklang ihre weiche Stimme. Sie grüßte und hieß nicht willkommen, denn diese Besucher waren ihr nicht willkommen.

Khorena musterte ihr Gegenüber ausgiebig durch die bernsteinfarbenen Gläser ihrer Brille, bevor sie zu einer Antwort ansetzte. “Ich muss gestehen, dass ich nicht damit gerechnet habe, heute Abend hier so viel Gesellschaft zu finden. Sagt, gehört der Elf in den Bäumen zu Euch?” meinte sie im Plauderton. Ihre Mimik wurde von der ledernen Maske mit den feinen goldfarbenen Metallapplikationen vollständig verdeckt.

Die Unbekannte richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Sprecherin. Weder Menschen noch Elfen, sollten an diesem Abend, an diesem Ort weilen. In dieser Nacht, gehörte die Höhle den Kindern Mailam Rekdai, nur wenige Menschen waren ihnen dabei willkommen. Sie selbst gehörte zu einem kleinen Kreis, einem Kreis derer, die die Rotpelze duldeten. Womöglich war dulden in ihrem Fall aber auch das Falsche Wort, Aedha war bereits vor sehr langer Zeit in diese Region gekommen und hatte mehrere Generationen lang um ihre Vorherrschaft gestritten. Die Goblins duldeten sie also nicht, sie fürchteten ihre Macht.

Auf diese Gäste jedoch, würde das nicht zutreffen. Still musterte sie die eigenwillige Erscheinung der Sprecherin, ihre Bernsteingläser und diese Maske. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, beinahe so, als würde sie sich über das Gesehene amüsieren. “Auch ich habe nicht mit derart viel Besuch gerechnet...” Antwortete sie mit ihrer samtig weichen Stimme. “..., denn keiner von euch sollte sich heute Nacht hier aufhalten.”

“Seid Ihr die Hüterin dieses Orts? Ich dachte eigentlich, die Goblins würden über diesen Ort wachen. Jedenfalls wurde ich gewarnt, mich ohne Einladung von den Felsen auf der anderen Seeseite fernzuhalten.” meinte Khorena immer noch freundlich. “Mir wurde gesagt, dass ich dieses Hei… diesen Ort unbedingt in einer Vollmondnacht besuchen soll, denn dann soll dieser Ort von magischer Schönheit erfüllt sein.”

Als sie noch so jung war, wie sie noch immer aussah, war sie ein Wildfang gewesen. Ungebunden, Aufbrausend und Herrisch. Inzwischen war sehr viel Zeit vergangen und zahlreiche Erlebnisse hatten sie wichtige Lektionen gelehrt. “Wer immer dir von diesem Ort berichtete, war unwissend. Ein Tor der dich und deine Begleiter an einen Ort entsandte, an dem ihr nichts verloren habt. Oder diese Person wollte dir Leid zufügen.” Die Arme ausbreitend, drehte sich die rothaarige einmal im Kreis. “Dies ist ein Ort der Macht und mit eurer Anwesenheit stört ihr den Lauf der Dinge.” Als sie wieder zum Stillstand kam, blickten ihre unendlich grünen Augen wieder die ungewollten Gäste an. “Auch ich hüte diesen Ort, doch ist er für mich nur einer von vielen.”

Khorena schüttelte den Kopf. “Nein, das würde sie nie tun. Sie sagte mir, dass dies ein heiliger Ort der Großen Mutter ist, weshalb ich auch hier bin.” Sie blickte auf in den rasch dunkler werdenden Abendhimmel. “Außerdem ist es nun zu spät um wieder zu gehen. Sie hat ausdrücklich davor gewarnt, diesen Ort vor Sonnenaufgang wieder zu verlassen. Also habt I… hast du meinen Vetter und mich für diese Nacht am Hals.” Sie legte den Kopf schief und grinste hinter ihrer Maske. “Dies ist Tsamitrius, ich höre auf Khorena und wie dürfen wir dich nennen?” Die Brillengläser richteten sich nochmals auf die Bäume. “Und dieser Elf gehört wirklich nicht zu dir?”

“Du darfst mich Aedha nennen...” Sagte die Rothaarige in einem leicht Gönnerhaften Tonfall. “... und was den Elf betrifft, muss ich mich wohl kaum wiederholen.” Den Beiden keine Beachtung schenkend, lief sie anschließend an ihnen vorbei und blickte in den dunkler werdenden Wald. Womöglich suchte sie etwas oder vergewisserte sie sich, dass es nicht noch mehr ungewollte Besucher geben würde? Auch richtete sich ihr Blick zum verblassenden Himmelszelt, bald schon würde unzählige kleine Lichtpunkte die volle Mada umgeben und sich ihre Macht auf dem Dereleib entfalten. In dieser Nacht sollte das Leben, die Fruchtbarkeit und die ekstatische Verbindung geehrt werden, sie konnte nur hoffen, dass ihre Besucher all dies nicht ruinierten.

Eigentlich hatte Llyilliala keine Lust, sich mit den Menschen auseinanderzusetzen, wenn es denn alles Menschen waren. Diese Aedha hatte etwas Seltsames an sich … wie auch immer, sie beschloss, das Versteckspiel aufzugeben, nachdem diese Khorena ihre Anwesenheit schon dem halben Wald verraten hatte. Flink huschte sie den Baum hinunter und trat auf die Lichtung hinaus.

Die Menschen sahen eine für eine Elfe mit etwas über 85 Halbfingern recht kleine Gestalt auf sich zukommen, gehüllt in unauffällige Wildlederkleidung in Grün und Braun, einen Köcher samt Bogen über dem Rücken, mit einem Wolfsmesser an der Seite, auf der anderen Seite trug sie eine Umhängetasche. Ihre glatten, schwarzen Haare hatte sie mit mehreren Bändern zu einem lange Zopf gebunden, der ihr bis in die Mitte des Rückens fiel. Ihre leicht schräg gestellten Elfenaugen waren von heller Farbe, die man in der beginnenden Dämmerung nicht genau ausmachen konnte.

“Seid gegrüßt. Ich bin Llyilliala von Lar’ilayant und nicht euer Feind.”

Freund und Feind, wählte noch immer ein jedes Individuum für sich selbst. Sie selbst, sah in diesen Fremden weder das eine, noch das andere. Für sie waren diese drei Unbekannten, Fremde die etwas störten von dem sie keine Ahnung hatten. Wenn auch ohne die Zweistimmigkeit, so erwiderte Aedha den Gruß der Elfe in der durchaus wohlklingenden elfischen Grußformel.

Llyilliala hob leicht eine Augenbraue und legte den Kopf fast unmerklich schief, als lauschte sie einem fernen Ton. Sie sprach das Garethi zwar mit deutlichem Akzent und sehr melodisch, hielt die Zweistimmigkeit aber weitgehend heraus, da das viele Menschen irritierte. Zudem hatte sie absichtlich darauf verzichtet, die elfische Grußformel zu verwenden, da es genügend Menschen gab, die noch nie einen Elfen gesehen, geschweige denn begrüßt hatten und deshalb mit Unverständnis auf einen elfischen Gruß reagierten. Jetzt im Gegenzug auf Isdira begrüßt zu werden, überraschte sie deshalb. Aber sie nahm es darüber hinaus ohne sichtbare Regung zur Kenntnis und musterte zunächst die drei Menschen vor ihr abwartend.

Khorena kraulte die Wolfshündin, welche sich schützend vor die junge Frau gestellt hatte, hinter den Ohren. Was dem großgewachsenen Tier offensichtlich gefiel. “Schön dich kennenzulernen.” Sie blieb lieber beim Garethi, auch wenn sie dem Isdira in Grundzügen mächtig war. “Darf ich fragen was dich hierher führt?” Insgeheim ärgerte es Khorena ein wenig, dass Tsamitrius sich dermaßen im Hintergrund hielt und ihr die Rolle der Sprecherin ihrer kleinen Gruppe aufzwang. Ihm wäre es leicht gefallen Aedha zu beweisen, dass sie ebenfalls Kinder der Großen Mutter waren. Sie selbst hätte das im Grunde auch machen können, doch dann hätte sie Aedha einen Blick auf ihre Augen gewähren müssen und das war… problematisch.

“Eine Suche”, antwortete Llyilliala knapp. Sie war nicht der Feind dieser Menschen, das hieß aber noch lange nicht, dass sie ihnen vertraute. “Und euch?” Sie blickte von einem zur anderen, sich durchaus bewusst, dass Aedha nicht zu den anderen gehörte.

Ganz seiner Art geschuldet, hielt der wortkarge Hexer sich zurück. Vorsichtig ließ er die Erdenkraft in seinem Blick sammeln und richtete diesen dann auf Aedha. War sie wirklich eine Tochter Tsatuaras? Doch blieb der Zauber ihm die Antwort schuldig.

Tsamitrius nickte kurz und drehte sich zur Elfe und versuchte möglichst unbeeindruckt zu wirken. “Ebenfalls eine Suche.”, war seine knappe Antwort.

Mehrere Herzschläge lang sah Llyilliala den Mann noch an nach seiner gespiegelten Antwort, dann drehte sie sich zu Aedha. “Und du hast bereits gefunden … ?” Man konnte aus ihrem Tonfall nicht genau heraushören, ob das nun eine Frage oder doch eher eine Feststellung war.

Ging es nach ihrem Verständnis, so endete eine Suche nicht. Die Jugend verlor lediglich das Interesse, weil es andere Fragen für wichtiger erachtet, vergaß oder dem Irrglauben erlag die Antwort bereits zu kennen. Noch immer die melodische Sprache der Elfen sprechend, richtete Aedha ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Elfe. “Es ist nicht die Suche, welche mich in dieser Nacht hierher zog. Es ist der Wunsch an werden, sein und vergehen teilzuhaben.”

Während sie sich mit der Elfe unterhielt, sann die rothaarige Frau zugleich über die beiden anderen Störenfriede nach. Das Mädchen mit ihrer komischen Maske und ihren Bernsteingläsern und dieser Bursche. Sein Versuch, sie zu erkennen, hatte sie verhindert. Zugleich hatte er sich damit als Hexer ihr gegenüber offenbart und dabei waren Hexer ein eher seltener Anblick.

“Komm Vetter, setzen wir uns einfach da drüben hin und warten auf den Vollmond.” meinte Khorena laut genug um das Gespräch auf Isdira zu übertönen. “Scheinbar sind wir bei diesem Gespräch da nicht erwünscht.” Damit ließ sich Khorena ein paar Schritt entfernt auf einem umgefallenen Baumstamm nieder, mit dem Rücken zu Aedha. Die junge Frau strich Lupina durchs Fell, während sie das kurze Aufflackern von Zorn erfolgreich niederkämpfte.

Ohne sich umzudrehen, ließ sich Aedha die Spitze nicht nehmen. “Es ist nicht das Gespräch bei dem ihr unerwünscht seid, es ist der Ort.” Wenn auch diesmal in Garethi gesprochen, verlor ihre Stimme nichts von ihrer Weichheit. “Zur Sommer- oder Wintersonnenwende mag man euch Grünschnäbel willkommen heißen, in dieser Nacht jedoch, ist dem nicht so.”

“Da ich diesen Ort noch nicht kenne”, erwiderte Llyilliala, die bisher noch kein Wort auf Isdira gesprochen hatte, weiterhin auf Garethi, “und du offensichtlich mehr weißt als die, die du ‘Grünschnäbel’ nennst: erkläre uns doch, was das für ein Ort ist und warum du heute erwünscht bist, andere aber nicht?” Aufgrund des Akzents und des leichten zweistimmigen Unterklangs waren die Emotionen der Elfe nur schwer aus der Stimmlage zu erkennen, wenn denn welche mitschwangen. Auch ihre Mimik schien nichts als milde Neugier auszudrücken.

“Dies…”, sagte sie und drehte sich ein weiteres Mal im Kreis. “... ist ein Heiligtum der großen Mutter Tsatuara, aber auch der Mutter-Göttin Mailam Rekdai deren Dienerschaft ihnen, wenn das Madamal voll am Himmelszelt steht, treffen abhält und Rituale ausführt. In diesem Mond, sind es die Kinder Mailam Rekdai die sich hier versammeln und sie dulden keine Fremden.” Einzeln blickte sie die ungebetenen Gäste, ebenso wie deren tierischen Begleiter, an. “Einigen Wenigen, zu denen du mich zählen kannst, ist es hingegen gestattet ihrem Ritual beizuwohnen.” Dabei erklärte sie dennoch, noch immer nicht aus welchem Grund ihr dieses Recht zugestanden wurde.

“Und … was macht diesen Ort zu einem Heiligtum, noch dazu mehrerer … Götter?” fragte Llyilliala weiter. Solange sie schon unter Menschen lebte, hatte sie doch mit der Art, wie diese, und auch andere Spezies wie Orks oder eben auch Goblins, die Kräfte, die sie nicht verstanden, in eine ihnen genehme Form pressten und dann auch noch anbeteten, noch nie etwas anfangen können.

Ein belustigtes Lächeln umspielte die sinnlichen Lippen Aedhas. “Dies ist kein Heiligtum, wie es die Diener der Zwölfgötter kennen. Es ist ein Ort der Macht! Hier konzentriert sich die Kraft der Natur und ist in Nächten wie dieser besonders stark, sodass die Töchter Tsatuarias und Kinder Mailam Rekdai größere magische Rituale zu wirken vermögen.” Wohlwissend, dass mit diesem Grünschnabel auch ein Sohn ihrer Göttin zugegen war, hatte Aedha die Macht ihrer Töchter betont.

Da war sie wohl zu einem ungünstigen Zeitpunkt hierher gelangt, dachte Llyilliala bei sich. Einem Zeitpunkt, der allerlei Menschen und Goblins anlockte, viel mehr, als es sonst der Fall war, so dass sie sich nicht ungestört umsehen konnte. Sinnend sah sie zu Khorena und Tsamitrius hinüber, abwartend, ob diese auch noch etwas zu dem Gespräch beizutragen hatten. Offensichtlich war ihnen nicht bewusst, hier unerwünscht zu sein, oder es war ihnen egal - oder ein wichtiger Grund trieb sie hierher.

Die ihnen den Rücken zukehrende Frau machte keinerlei Anstalten sich in das Gespräch einzubringen, tatsächlich hatte sie sich auch ein gutes Stück von ihnen entfernt und streichelte ihren Wolfshund. Der wortkarge Hexer tat es ihr gleich, auch wenn sich der Kauz, Strinx, weiterhin in den Baumkrone verbarg.

Neuankömmlinge, noch mehr!

Kaum dass sich die beiden Töchter und der Sohn Tsatuaras sowie die Elfe widerwillig beschnuppert hatten und mit der unliebsamen Einsicht abzufinden begannen, diese Nacht nicht ganz alleine eins mit der großen Mutter verbringen zu können, wurden ihre Erwartungen an die Abgeschieden- und Verborgenheit dieses heiligen Ortes ein weiteres Mal herb enttäuscht.

Llyillialas Ohren vernahmen sie zuerst, kurz darauf sprang Lupina aufgeregt auf, versuchte schnuppernd Witterung aufzunehmen und starrte schließlich, deutlich angespannt und leise knurrend in Richtung des Weges, den sie vorhin selbst gekommen waren: Irgendwer näherte sich von dort.

Schon beim ersten vom Lied des Waldes abweichenden Geräusch hatte Llyilliala in einer fließenden Bewegung den Bogen aus dem Köcher gezogen, die Sehne gespannt und einen Pfeil aufgelegt, um dann stehend und mit zwar gesenkter, aber bereit gehaltener Waffe auf das zu warten, was da kam.

Erst spät schälten sich mehrere Gestalten aus dem immer dunkleren Halbschatten des Weges, immer wieder ver- und enthüllt von vorbeiwehenden Schwadenfetzen. Im selben Moment, da der Hexer und die drei Frauen diese sehen konnten, hob der vorderste der Neuankömmlinge, offenbar ein Gerüsteter, die Hand, worauf seine Begleiter, zwei oder drei an der Zahl, innehielten und ihrerseits angestrengt auf die Lichtung starrten.

Auf einmal löste sich Lupina und stürmte schwanzwedelnd auf die fremde Gruppe zu.

Die Reaktion des eben noch knurrenden Wolfshundes überraschte Llyilliala, aber sie blieb wachsam und versuchte an den Reaktionen ihrer unfreiwilligen Gesellschaft abzulesen, ob ihr eine Gefahr drohte oder nicht.

Wäre Khorena nicht so abgelenkt gewesen, hätte sie ebenfalls die feine Witterung wahrgenommen. Sie stand langsam auf und klopfte sich die Blätter und das Moos von ihrem Kleid, während ihr Blick die Düsternis zu durchdringen suchten, in die Lupina davonstob. Ein Luftzug trug erneut eine deutliche Duftspur der Neuankömmlinge mit sich und Khorena meinte, eine davon zu erkennen. Tsamitrius erhob sich und ließ seine Hand an sein Wolfsmesser gleiten, das er am Gürtel trug. Ihm gefiel die Entwicklung an diesem Ort ganz und gar nicht. Zuviel Interesse verschiedene Leute. Wäre es ein Hexentreffen gewesen, sähe die Sache anders aus. Vorsichtig wartete er ab.

Innerlich spannte sich die Hexe an, noch mehr unwillkommener Besuch. Diese einfältigen Wichte wagten es ihrer Torheit, an diesem heiligen Ort, zu einer Nacht mit vollem Madamal hier zu erscheinen!

***

Rondrard hatte, seit sie das Heiligtum nahezu mit dem letzten Licht des ersterbenden Tages erreicht hatten, kein Wort mehr gesprochen. Er wollte, dass Lioba und vor allem Befinna die besondere Stimmung dieses Ortes auf sich wirken ließen. Sie sollten die Erhabenheit der riesigen und uralten Bäume erspüren, den Odem der großen Mutter, der sie umwallte und liebkoste, atmen und sich ganz und gar der ungezügelten Kraft der Natur hingaben - genau, wie er es selbst gerne getan hätte, wäre es nicht an ihm, Ausschau nach den Goblins zu halten, denen diese Stätte heute Nacht eigentlich gehörte, und darauf acht zu geben, dass besonders Ulfaran, aber auch die anderen, sich an die ungeschriebenen Gesetze, die hier galten, hielten.

Wieder schob er einen üppigen, vom warmen Schwaden ganz feuchten Farnwedel zur Seite und entblößte damit vor ihrer aller Augen das diffuse Restlicht der Abenddämmerung und den heller werdenden Schein des Madamals, die von einer Lichtung kommend gemeinsam ihren Pfad erhellten.

Sie waren an ihrem Ziel für diese Nacht.

Doch was war das? Da war noch jemand an diesem Platz -und das in dieser Nacht!? Erschrocken hielt er an, so dass die ihm nachfolgenden beinahe auf ihn aufgelaufen wären, hob seine Hand und deutete den anderen, still zu sein. Angestrengt versuchte der Ritter auszumachen, wer sich vor ihnen hier eingefunden hatte.

In diesem Moment kam ein Wolf - oder war es nur ein großer schwarzer Hund? - auf sie zugestürmt.

Als Befinna dieses Ungetüm erspähte, versteckte sie sich Schutzsuchend hinter Rondrard. “Wo sind wir hier? W … Was sind das für Leute?”, kam es scheu hinter dem Rücken des Tannenfelsers hervor. Ihr Herz sprang ihr beinahe zum Hals hinaus, doch immerhin konnte sie Wunnemine und den Gecken nirgends erspähen.

“Wenn ich das wüsste.” flüsterte Rondrard über die Schulter zurück, während er sein Schwert zog. “Hier sollte heute niemand sein.” Zumindest nicht so viele Menschen… “Bleib am besten hinter mir.” Mehr konnte er in dem Moment nicht antworten, musste er sich doch auf die Attacke der heranpreschenden Bestie gefasst machen. Irgendetwas kam ihm jedoch an deren Angriffsverhalten merkwürdig vor...

Mutter Waldlieb indes schob sich an dem Ritter vorbei und stellte sich zwischen ihn und den freudig grüßenden Hund und wartete sein näherkommen ab, um ihn ihrerseits zu begrüßen. Zu den zweibeinigen Anwesenden sprach sie: “Steckt Eure Waffen weg. Dies ist ein Ort des Lebens und nicht des Todes!” Ihre Stimme war freundlich, zeugte aber auch von Autorität, die keinen Widerspruch duldete. Dann ließ sie den Hund zunächst an sich schnuppern und fing an ihn zu streicheln.

Der legte sich bereitwillig auf den weichen Waldboden und ließ sich die Streicheleinheiten mit einem wohligen Winseln gefallen. Seine feuchte Schnauze und seine Zunge versuchten die Wohltaten der Geweihten zu erwidern, deren Hand bald nass geleckt vom Speichel des Hundes war.

Den Worten Mutter Waldliebs zunächst widerwillig Folge leistend hatte Rondrard sein Schwert weggesteckt - auch wenn dies ein heiliger Ort Tsatuaras war, wollte er sich nicht wehrlos dem Angriff eines Raubtiers aussetzen. Erst als dieses heran war, erkannte auch er dessen freundliche Absichten, und beim Zuschauen der Liebkosungen Liobas schließlich den Hund selbst. “Lupina? Bist Du das? Was machst Du denn hier?” Dann blickte er in Richtung der im Dämmerlicht noch immer schlecht zu sehenden Menschen auf der Lichtung. “Khorena?”

“Naaaaa, du bist ja eine Schöne. Jaaaa, eine Schöne bist du.” Sie kraulte den Hund hinter den Ohren und ließ die stürmischen Liebkosungen über sich ergehen. Den Suppentopf konnte sie gerade noch außer Reichweite abstellen. “Befinna komm her, ich will euch miteinander bekannt machen, sonst sieht sie Euch als Feindin an.”

Der Blick der Baroness ging zwischen den unbekannten Menschen, dem Wolf und Mutter Waldlieb hin und her. Man konnte ihr die Überforderung in diesem Moment förmlich ansehen. Es schien als wäre nur ein einziges Wort aus dem Ausspruch der Geweihten in ihrem Geist hängengeblieben. “Ähm Feindin … wer?”

Unter der Maske begann die junge Adlige zu grinsen. “Rondrard? Was bringt dich denn hierher?” rief sie erfreut und eilte auf ihn zu. Von der Geweihten und der Frau neben ihr schien keine Gefahr auszugehen, jedenfalls wenn man das Verhalten Lupinas zu Grund lag, deren Menschenkenntnis Khorena rückhaltlos vertraute. Einzig der andere Mann der Gruppe schien nicht zu recht zu den anderen zu passen. Woran das lag, konnte Khorena nicht sagen. Aber nun umarmte sie den großen Ritter vor sich voller Herzlichkeit.

Befinna beobachtete die Szenerie immer noch unsicher. Warum trug diese Frau eine Maske? Sie machte ihr Angst, genauso wie dieser große Hund. Hilfesuchend sah sie erst zu Rondrad, doch wandte ihr dieser den Rücken zu. Dann drehte sie sich zu Ulfaran, der bis zu diesem Zeitpunkt ruhig geblieben war. Vielleicht kannte er ja diese Menschen hier.

Ulfaran sah ihr fest in die Augen und brummte. Sein Blick verriet: Hab keine Angst. Er legte eine Hand auf ihren Arm. Trotzdem beobachtete er die Frau aus dem Augenwinkel. “Der Hund tut dir nichts. Er ist ein friedliches Geschöpf.”

Wie zur Bestätigung fühlte Befinna etwas Feuchtes gegen ihre Finger stupsen. Der schwarze Wolfshund schnupperte an ihrer Hand und stupste diese auffordernd erneut an. Offenkundig wollte er gestreichelt werden.

Zögerlich streckte die Baroness ihre Hand nach dem Tier aus und begann sanft den Kopf zu streicheln. Als Befinna bemerkte, dass Lupina die Streicheleinheiten gefielen, lächelte sie.

***

So schnell Llyilliala den Bogen kampfbereit gemacht hatte, so schnell entspannte sie ihn und verstaute ihn wieder auf dem Rücken, da keine unmittelbare Gefahr zu drohen schien. Zwar konnte sie die Situation noch nicht richtig einschätzen und musste sich jetzt mit noch mehr Menschen auseinandersetzen, deren Absichten sie nicht kannte, aber sie beschloss, von sich aus kein Zeichen der Feindseligkeit auszusenden. Immerhin hoffte sie ja immer noch, etwas von den Menschen zu erfahren über diesen Ort, wenn sie sich nun schon mit ihrer Anwesenheit abfinden musste.

Vorsichtig ging Tsamitrius auf die Gruppe zu. Anscheinend kannte seine Base Khorena einem davon. Er ließ kurz seinen Blick schweifen, kannte aber keines der Gesichter. Zumindest erkannte er anhand der Kleidung eine Dienerin der Ährengöttin. Demonstrativ stellte er sich neben Khorena, sagte jedoch kein Wort.

“Dasselbe könnte ich Dich fragen.” erwiderte Rondrard, zunächst zögerlich vor lauter Überraschung, dann jedoch sichtlich erfreut und fester die Umarmung seiner Base. “Wir suchen hier nur Zuflucht… Zuflucht vor der Nacht… ist eine längere Geschichte…” blieb er mit einem Seitenblick auf Befinna und angesichts des Annäherns eines ihm unbekannten Mannes zunächst vage. Als er Khorena seine Aufmerksamkeit wieder ganz zuwandte, schien der Gesichtsausdruck des jungen Ritters schlagartig umwölkter - ihm war nicht entgangen, wie nahe Ulfaran erneut an Befinna gerückt war.

“Aber mit Dir hätte ich hier und heute nicht gerechnet… und schon gar nicht mit all den anderen. Was sind das für Leute?” fragte er, misstrausich zu Tsamitrius und dann zu den beiden anderen linsend, die für ihn noch immer nicht mehr als halbe Schatten im Dämmerlicht waren.

Khorena entließ ihren Vetter aus ihrer Umarmung. "Deine Mutter hat vorgeschlagen, dass ich heute Abend hier verbringen soll. Leider sieht das diese Aedha ganz anders und wollte uns von hier wegschicken." Sie schnaubte wütend. “Meine Mutter… aha…” Rondrards Stirn kräuselte sich. "Dies hier ist Tsamitrius von Schweinsfold, mein Vetter mütterlicherseits und dies ist Rondrad von Tannenfels, der zukünftige Edle von Tannenfels." stellte sie ihre Vetter sich gegenseitig vor. Gerne hätte sie ihn ebenfalls als ihren Vetter vorgestellt, doch diesen Umstand hielten sie immer noch geheim. "Tsamitrius ist mir zufällig im Wald begegnet. Da es des Nachts gefährlich im Wald werden kann, habe ich ihn mitgenommen. Die Elfe Llyiallia da drüben ist uns dabei scheinbar gefolgt." vervollständigte Khorena ihre Vorstellung. "So, und wen hast du mitgebracht?"

Der junge Tannenfelser runzelte noch mehr die Stirn, als er von der ‘zufälligen’ Begegnung Khorenas und ihres Schweinsfolder Vetters, hier, tief im Ambelmunder Tann hörte. Dann nickte er Tsamitrius zum Gruße zu und stellte seine Begleiter vor. “Das hier sind Bef… Ihre Wohlgeboren, die Baroness Regintrud von Fadersberg, “wahrte er im Angesicht des ihm fremden Tsamitrius gerade noch so die Form, “und Mutter Waldlieb, stets auf Wanderschaft in diesen Landen im Namen der Bewahrerin des Lebens. Die große Mutter hat unsere Pfade heute in den Wäldern, nahe dieses Ortes, zusammengeführt.” Rondrard zögerte kurz, ehe er noch, mit einem deutlichen Abfall der Stimmlage fortfuhr: “Und das da neben der Baroness ist Ulfaran, er lebt hier in den Wäldern.” Mehr sagte er nicht über den Druiden, doch konnte Khorena deutlich heraushören und auch an der Mimik des jungen Ritters erkennen, dass Rondrard keineswegs glücklich mit diesem Begleiter war.

“Dass Aedha wenig begeistert über eure Anwesenheit ist, überrascht mich wenig. Unsere wird ihr sicher auch nicht schmecken.” Er kannte die weise Frau selbst nur vom Hörensagen, alt an Jahren sollte sie angeblich sein, doch zugleich von junger und verführerischer Gestalt, eine auserwählte der großen Mutter, deren Namen man hier in der Gegend mit Ehrfurcht aussprach. “Wir alle sollten heute gar nicht hier sein.”

Llyilliala war absichtlich zurückgeblieben und verließ sich auf ihr feines Gehör, um den Gesprächen zu lauschen. Eine seltsame Mischung von Lebewesen war das hier heute Nacht, und sie konnte verschiedenerlei Spannungen zwischen einzelnen von ihnen spüren, in die sie sich nicht einmischen wollte, auch nicht, als Khorena bei der Vorstellung über ihren Namen stolperte. Das kannte sie schon, kaum ein Mensch war in der Lage, diesen auch nur annähernd richtig auszusprechen.

Als Tsamitrius an ihr vorbeigegangen war, hatte sie plötzlich bemerkt, dass die Waffe an seiner Seite gar kein Rapier war, wie sie zuerst ohne Nachzudenken angenommen hatte, sondern ein Wolfsmesser wie ihres! So eine Waffe kaufte man sich nicht einfach beim nächsten Waffenhändler. Entweder er hatte unverschämtes Glück gehabt, eine solche Waffe irgendwo käuflich erwerben zu können, oder er hatte sie vom toten Körper eines Elfen oder einer Elfin genommen. Oder es steckte eine ganz andere Geschichte dahinter. Noch etwas, dem sie auf den Grund gehen musste.

Mit Schrecken fiel Rondrard jäh auf, dass er seinen Begleitern Khorena selbst noch gar nicht vorgestellt hatte - wie taktlos. “Befinna, Mutter Waldlieb,” den Druiden überging er, “darf ich euch Khorena von Foldenau vorstellen, die Tochter des Ritters Rondred von Foldenau aus der Baronie Schweinsfold und… eine gute Freundin unserer Familie.” Dass sie eine Priesterin der großen Mutter war und ihre verwandtschaftliche Beziehung verschwieg er tunlichst. “Sie weilte zuletzt zu Besuch in Tannenfels, doch hätte ich nicht damit gerechnet, dass das Schicksal unsere Wege hier und heute kreuzen lässt.”

Die Vorgestellte verbeugte sich elegant vor der Baroness und der Geweihten. “Es ist mir eine Freude, Euch kennenzulernen. Wohlgeboren. Euer Gnaden.” Sie deutete auf das große Tier mit beinahe einem Schritt Schulterhöhe. “Das ist Lupina, meine getreue Gefährtin und Leibwächterin.” Sie legte den Kopf schief und fügte dann halb belustigt hinzu. “Jedenfalls, wenn sie nicht gerade mit Streicheleinheiten bestochen wird.”

Befinna nickte der maskierten Frau zu. “Die Freude ist ganz meinerseits, edle Dame …”, kurz rang sie mit sich, ob sie die kommende Frage wirklich stellen sollte, doch da ihr gegenüber niemand willens war eine Antwort auf diese Frage zu geben, versuchte sie es bei Khorena: “Wisst Ihr was das hier für ein Ort ist? Und warum gerade heute Nacht hier so viele Leute zusammengekommen sind?” Die Baroness liebte das Bild vom einsam-romantischen Wald … hier war ein Auflauf wie zum Markttag in Ambelmund. Das verstörte sie genauso, wie Rondrards Schweigsamkeit was diesen Ort betraf.

Tsamitrius wußte, das er zumindest etwas sagen sollte, nachdem nun alle seinen Namen gehört hatten. “Meine Verwandte, die Baronin Selinde Tsasalda von Schweinsfold hat mich zu einer Verlobung des Haus Fadersberg geschickt, um ihre besten Grüße zu übermitteln … doch der Weg dauerte länger als ich dachte, und die Hohe Dame von Foldenau konnte ich nicht allein im Wald lassen. Wie ich sehe bin ich nicht der einzige, der den großen Abend verpasst.” Der hübsche Mann mit der feinen Narbe im Gesicht schaute Befinna an. Dann wanderte sein Blick zu Khorena, sollte sie erst einmal die Frage beantworten.

Als die Hochzeit angesprochen wurde, blickte Befinna zu Boden. Die aufkommende Blässe um ihre Nasenspitze blieb den Umstehenden erstmal verborgen.

Auch für Rondrard war die entfallene Hochzeit ein unliebsames Thema - hatte er doch Befinna selbst und von sich aus dabei geholfen, sich dieser durch ihre Flucht aus Ambelmund zu entziehen. Wenn die Baronin von seiner genauen Rolle in diesem Spiel Wind bekam, durfte er sich auf ganz schön was gefasst machen… obwohl, das durfte er auch jetzt schon... Hätte er geahnt, dass Befinnas Flucht sie dann nur in die Arme ausgerechnet dieses Druiden führen sollte… wahrscheinlich hätte er ihr ihren Wunsch immer noch nicht ausschlagen können, aber vielleicht eher versucht, ihr den Gang zu Ulfaran auszureden.

Unangenehm berührt jedenfalls von den Worten Tsamitrius’ sah auch Rondrard in eine andere Richtung, und merkte dabei nicht einmal, dass seine Augen auf der im Halbschatten nur aufgrund ihrer schlanken Gestalt zu erkennenden Elfe zu ruhen kamen. Ob das gut ging, eine Elfe in dieser Nacht an diesem Ort?

Sie konnte Rondrad hinter Befinna kurz den Kopf schütteln sehen und verstand. “Ich kann Euch leider nicht sagen, was dieser Ort für jeden Einzelnen hier bedeutet. Für mich, die ich das erste Mal hier bin, ist er ein Quell des Lebens. Ihr hättet ihn im Sonnenschein erleben sollen. Der durchdringende Waldgeruch, gewürzt mit dem zarten Duft verschiedener Kräuter und Waldblumen. Das beruhigende Rauschen des Windes in den Baumwipfeln, untermalt von den fröhlichen Klängen der Singvögel. Und dann das Bild, welches sich einem im Sonnenlicht bietet.” Khorena seufzte verzückt. “Dies ist ein Ort des Friedens und der Einkehr. Rondrad tat gut daran getan Euch hierher zu führen. Man sollte des nachts nicht im Wald herumwandern.”

“An diesem Ort ist man Mutter Sumu ganz nah”, warf Ulfaran ein und verstummte sofort wieder. Seine Worte hatten allerdings Gewicht - für ihn war diese Aussage ersichtlich bedeutend. Er sah sich um und spürte die Aura der Macht, die die Lichtung umgab.

Skeptisch ging Befinnas Blick zwischen Khorena und Ulfaran hin und her. War das alles? Warum hatte ihr Rondrard das nicht einfach sagen können? Oder war doch mehr im Busch? Eine Gestalt im Hintergrund nahm ihre Aufmerksamkeit ein. War das eine Elfe? "Und du konntest mir das warum nicht sagen?", richtete sie sich an den Tannenfelser.

Rondrard legte sich gerade die Worte für eine Antwort zurecht, als ihm diese abgenommen wurde.

Zu viele dieser Kinder wusste um diesen Ort. Zu viele von ihnen wussten um seine Bedeutung. Sie alle, missachteten was ungeschriebenes Gesetz war. Zorn wallte in der schönen Frau auf. Wut über diese Unverfrorenheit, über diese Ignoranz. Geschmeidig machte sie einige Schritte auf die Störenfriede zu, diese auch schon von einer Welle der Verunsicherung ergriffen wurden.

Noch immer war ihre Stimme wohlklingend, doch durchwirkt von ihrem Zorn, hatte sie furchterregendes. “Zeigt gefälligst Respekt! Keiner von euch sollte hier sein. Ihr alle…” Ihre smaragdgrünen Augen loderten wild, fast schien es dass sie jeden Moment Feuer speien würden. “... stört den Frieden dieses Ortes!”

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