Ein Rosenproblem

Szenen aus Witzichenberg – Alltägliches und Tiefsinniges:
Ein Rosenproblem

Ort: das Hospital

Zeit: Hesinde 1044 BF, in Vorbereitung auf die Weihe des Elenviner Rahjatempels.

Personen:

mit Dank für Ideen an:

  • Elina (Scholarin) (E. B.)


Ungewöhnlich geknickt wirkend, kommt Dario zu Circe, einen Brief in der Hand: "Wir haben ein Rosenproblem!"

'Wir?', liegt Circe schon auf der Zunge, aber Dario sieht ernsthaft unglücklich aus. "Erzähl."

D. (wedelt mit dem Brief): "Das hier ist ein Bericht aus Elenvina: eine albernische Baronin will dem Elenviner Rahjatempel zur Weihe eine Rose aus Baburin schenken. Woraufhin Hochwürden Tassilo auf die Idee kam, noch eine Rose aus Albenhus mitzubringen und künftig Tempelrosen zu sammeln! Da kann ich doch schlecht mit einer Theria-Hospital-Rose ankommen!"

C.: „Ja, da stimme ich zu. Die dritte Rose ist dann phantasielos.“

D. (nickt deprimiert): „... und keine von einem Tempel. Nicht einmal eigene Zucht. Mit meinem Ableger brauche ich da gar nicht zu erscheinen.“

Nuphara: „Naja, wenn man die Rose mit 'Haselbusch' schön wachsen ließe – ich wende den ja nicht mehr an – aber wenn ...“

D.: "Wenn-wenn-wenn. Wenn du ihn nicht mehr anwendest – warum eigentlich nicht? – ist das ohnehin erledigt. Was mach' ich jetzt? Ich meine, den Rosenableger bekomme ich auch anderswo unter, aber davon kommt noch kein neues Geschenk für den neuen Rahjatempel angeflogen!“

Etwas ratlos weist Elina auf den schönen Rosenableger hin, der doch nun schon da sei ...

D. (winkt etwas genervt ab).

C.: "Nein, natürlich liefert das keinen Ersatz. Laß uns überlegen, bevor wir ein paar beladene Kamele durch die Wüste schicken! Guter Wein ist auch keine Alternative, ein Rebstock auch nicht. Ein Musikinstrument?"

D.: "Wirkt auch unbeholfen, weil ich keines so richtig gut spielen kann."

Beim Stichwort „Spielen“ wirft Elina zurückhaltend das doch für den Abend geplante Rote-und-Weiße-Kamele-Spiel ein.

D. (grummelnd): „Ja, sicher. Bloß ...“

Das Spielbrett wird ausgelegt, Kamele und Ladungen verteilt, eine Karaffe Wein bereitgestellt. Kamele ziehen hierhin und dorthin, Ladungen wechseln Besitzer und Standort, man philosophiert über Alternativen zum aktuellen Zug, zu Rosen, zur Darstellung der Kamele, zu Rosen, ... – Die Partie endet im Chaos, weil man zu oft von »Dem Geschenk« auf die Partie, von dieser zu Geschenken im Allgemeinen, wieder auf die Partie, erneut zu Rosen, Rahjatempeln et cetera hin- und herwechselt und durcheinanderdebattiert.

Nuphara hockt auf einer Stuhllehne, die vorderen Gliedmaßen verschränkt, und schaut zunehmend verwirrt von einem zum anderen.

"Brauchen Rosen nicht auch Dünger?“, fragt sie unsicher in eine Pause.

D. schaut sie groß an. Halb geknickt, halb sarkastisch kommentiert er: "Ja, sicher. Am besten verdünnte Mistjauche und Pferdeäpfel. Davon herrscht bei Rahjatempeln und in Elenvina ja auch ein sooo großer Mangel."

Nuphara: „Aber wenn das nicht mehr so furchtbar stinken würde?“

Elina stimmt eifrig zu. Vor allem bei Topfrosen sei das doch gut!

D.: "Ich weiß nicht ..." (Etwas aufmerksamer und einen Hauch positiver:) "Aber eigentlich ... warum nicht? Das wäre wirklich eine Idee."

(Er läßt sein Kamel falsch laufen, lädt eine Ladung falsch ab und verliert haushoch.) "Ach Kamel...–dung! Ich geh ins Bett! Gute Nacht!"


Schon am nächsten Tag verschwindet Dario im Alchymischen Labor, vulgo Arzneiküche. In der Folge kommt er nur noch zu Mahlzeiten und gegebenenfalls einem Notfall im Hospital heraus. Oder dazu, um mehr Pferdeäpfel aus dem Stall oder Hühnermist vom hinteren Hof zu holen. Wenige Tage später bringt gar ein Bauer eine Schubkarre Schweinemist zum Hospital.

Danach wabern wundersame Düfte nach Weihrauch, Zimt und Rosen durch das Haupthaus des Hospitals.

Dario nimmt wieder an abendlichem Wein und Spiel teil. Nach dem Stand der Dinge gefragt, nickt er zufrieden: "Die Extraction läuft. Sieht gut aus."

Nuphara: "Riecht aber gräßlich! Und ich hab bald keine Zauberkraft mehr!" – Allerdings hört niemand auf sie.


Wieder einen Tag später, man sitzt gerade bei einem kleinen Mittagsimbiß, kommt eine Pflegerin hereingestürmt: "Meister Eraldo! Mit Verlaub! Aber so geht das nicht! Dieser Gestank ...!"

Circe und Elina riechen es nun auch, Dario ebenfalls. Alle Fenster werden aufgerissen, Nuphara sucht das Weite (vor allem aber die frische Luft), Dario stürmt ins 'Labor'.

Elina wedelt mit der Hand vor ihrer Nase herum, verbirgt diese schließlich in Falten ihres erlesenen Gewandes. Allein, es will alles nicht helfen.

Heftig fluchend kommt Dario zurück – selbst Circe kennt ihn so kaum, Elina hat einen solchen Ausbruch noch nie mitbekommen. Immerhin flucht er auf Tulamidisch.

Circe sieht Elina an, grinst dezent und deutet an, worum es beim Fluchen gegangen ist: „Es ging nur um Kamele und Tatzelwürmer und nicht um Gehörnte, obwohl man bei dem Düftchen durchaus an einen Tlaluc denken könnte. Keine Sprache ist besser zum Fluchen oder zum Feilschen geeignet als Tulamidisch.“ Sie entfernt einen Teil des ‘Duftes‘ mit einem 'Aeolitus Windgebraus' durch die geöffneten Fenster. „Besser?“

Es stellt sich heraus, daß der angesetzte Versuch begonnen hat zu gären, was Dario zu spät bemerkte, weil er die – von Nuphara gezauberten! – Düfte falsch interpretierte. Nun ist der entsprechende Kolben explodiert ...

Beim recht frugal ausfallenden Abendessen und einem kleinen Nachttrunk an Wein diskutieren Dario, Circe und Elina ein neues Rezept.


Zwei Tage später kommt Dario freudestrahlend zum Abendessen, schüttet ein kleines Säckchen von etwas, das aussieht wie versteinerte Hasenköttel, auf den Tisch: "Ich hab's!" (Dann wird ihm bewußt, daß auch geruchloser Dünger auf einem Abendbrottisch nichts zu suchen hat, wischt alles rasch wieder ins Säcken und verschwindet nochmals, um sich die Hände zu waschen.)

Immerhin: der Dünger hinterläßt nur wenig Staub, und er ist vor allem völlig geruchlos.

Nuphara jubelt, fliegt je einmal um Darios und Elinas Kopf herum, landet auf Elinas Schulter und wirkt einen ‘Luciferi Lichtertanz’ auf Dario.

In der Folgezeit stellt Dario eine ausreichende Menge Dünger her, daß sie als Gabe an den Rahjatempel taugt. Mit dem Flakon 'Kanäle von Grangor Nr. 5', Circes Gabe, wird der Beutel endlich zu einem Geschenkpaket geschnürt, welches schließlich als eines von zahlreichen weiteren den Gabentisch des neu geweihten Rahjatempels zu Elenvina schmückt.



Flakon Grangor5.jpg


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