Papier ist geduldig (Teil VI) - Das Verhör

Nachdem Lares kurz die Ereignisse bei der Druckerei für Lukardis umrissen hatte, handelte dieser schnell und entschlossen. Lares wurde zusammen mit Alrik, dem Lehrling, zurück zur vermeintlich noch immer brennenden Druckerei geschickt. Sie sollten die anderen Mitstreiter dort abholen und zu einem neuen Treffpunkt bringen, wo man sich in Ruhe beraten und die Befragungen durchführen konnte. Der Magister war sich bewusst, sollte die Druckerei Beyerle bisher noch nicht die Aufmerksamkeit der Inquisition genossen haben, jetzt würde sie es. Deswegen schlug er als Treffpunkt das Stadthaus derer von Grauningen vor. Ein, wie er hoffte, sicherer Ort.

Vor der Druckerei

Ruhe war vor der Druckerei eingekehrt. Vier Gardisten der Stadtwache standen noch immer vor der Druckerei und bewachten diese. Die Angestellten standen in einer Gruppe zusammen und berieten sich. Schließlich löste sich Gorm aus der Gruppe und trat auf die Adligen zu. „Verzeiht Hohe Herrschaften, aber was passiert nun mit uns? Braucht Ihr uns noch oder können wir zurück an die Arbeit gehen. Wir müssen uns vergewissern, dass in der Aufregung vorhin nichts zerstört oder beschädigt wurde.“ Er sah mit betretener Miene zu Boden. In diesem Moment kam Lares mit dem jungen Lehrling im Schlepptau die Gasse entlang gelaufen.

[Basin] Schließlich hatte sich Basin ebenfalls nach draußen begeben, aufgrund seiner Neugierde konnte er nicht mehr sitzen und zugleich war die Luft draußen viel angenehmer für seinen Hals. Als sich der hünenhafte Gorm näherte und mit seiner Frage an die Gruppe herantrat, hatte sich der Knappe wieder aufgerichtet um ihm zu Antworten. "Nun zuerst einmal meinen Dank für Eure Unterstützung und das herausführen aus dem verrauchten Druckereigebäude. Was Eure Frage angeht, abgesehen von Punkten auf die ich gleich zu sprechen kommen werde, könnte es sein, dass wir noch Auskunft bezüglich Aussagen der Flüchtigen bedürfen. Bis dahin allerdings gäbe es noch winzige Kleinigkeiten zu klären. Als wir hier eintrafen, wart ihr mit der Flüchtigen uneins wer mit uns reden solle! Wieso und wie setzte sie sich durch? Was könnt Ihr und eure Berufsgenossen uns über die Flüchtige berichten? Und gab es einen Arbeitsplatz oder auch einen Ort in der Druckerei an dem sich die Flüchtige häufig und ungestört aufhielt?" Kaum das er die letzte Frage gestellt hatte sah er wie Lares zurückkehrte und musste sich in Gedanken ordnen. 'War nicht die Aussage das Lares Pamina und der Neue - wie hieß er nochmal Grimbald? - dem Burschen hinterher geeilt war?' Ging es ihm durch den Kopf und bewog ihn zu einer fixen Ergänzung. "Und es wäre gut wenn wir diese Punkte möglichst zügig klären könnten!"

Gorm dachte einen Moment nach. „Pamina ist noch nicht so lange bei uns und führt sich trotzdem so auf als ob ihr die Druckerei gehören würde. Sie meinte wohl, sie sei was Besseres, weil sie eine richtige Lehre in einer Druckerei gemacht hat und nicht einfach nur angelernt wurde, wie der Rest von uns.“ Er schnaubte. „Nach allem was ich weiß, kommt Pamina aus dem Horasreich. Sie ist gelernte Gesellin der Druckkunst und auf der Walz, jedenfalls hat sie das behauptet.“ Der Hüne zuckte die Schultern und fuhr fort. „Ihr persönlicher Arbeitsbereich ist der Tisch hinten im Eck. Ich bin ja nur froh, dass es kein echtes Feuer wahr.“

[Basin] Mit leichtem Nicken quittierte Basin die Aussagen des Hünen, beim letzten Punkt fiel dieses merklich deutlicher aus. „Dann würde ich sagen schauen wir uns den Arbeitsbereich einmal an. Würdet Ihr vorgehen?“ Kaum das sie sich ins Innere bewegten setzte Basin jedoch schon nach. „Habt ihr oder einer der anderen die Flüchtige außerhalb der Druckerei angetroffen? Wenn ja, wo und mit wem?“

[Loriann] Sie fand erneut, dass an Basin ein Rechtsgelehrter verloren gegangen war. Oder ein Händler. Jedenfalls konnte der junge Richtwalder äußerst präzise mit Worten umgehen, das imponierte ihr irgendwie. Sie selbst verstand es zwar auch, Reden zu schwingen, aber im Vergleich zu denen, die der junge Mann, der Knappe aus Schnakensee, da von sich gab, fand Loriann ihre eigene rethorischen Fähigkeiten geradezu langweilig. Es gehörte ja nicht nur ein flottes Mundwerk dazu, sondern auch ein aufgeweckter, klarer Geist, welcher die Worte in Pfeile oder eben wohldosierte Äußerungen mit variabler Wirkung verwandeln konnte, damit sie nicht, wie ein Teppich, den Gegenüber erschlugen. Und Loriann musste sich mit einem Schmunzeln eingestehen: 'aufgeweckt' war dann doch eher ein Attribut der Jugend. Weil sie den Eimer mit dem qualmenden Stück irgendwas schon an sich genommen hatte, bevor Basin und die anderen aus der Druckerei getreten waren, hing sie sich diesen nun in die Ellenbeuge und folgte Basin und Gorm noch einmal mit Hinein. Sie wollte aber auf jeden Fall dem Jüngeren Bühne bieten, also hielt sie sich im Hintergrund und hörte nur zu.

[Basin] Am Arbeitsplatz angekommen verschaffte Basin sich einen schnellen Überblick, eh er eine genauere Untersuchung in Angriff nahm. Grom hielt er gelegentlich Dinge hin und ließ sich Nutzen oder Anwendung erklären. Der Gehilfe gab bereitwillig Auskunft über den Inhalt der verschiedenen Tiegel. Soweit Gorm es erkennen konnte, waren die Pulver und Flüssigkeiten in den Tiegeln harmlos und ihre Anwesenheit in einer Druckerei durchaus normal. Dann widmete sich Gorm der Beantwortung von Basins Fragen. „Pamina war schon immer ein wenig eigen, wenn Ihr wisst was ich meine. Sie ist zwar am Anfang mal mit uns in die Nachtklause gegangen aber später dann nicht mehr. Sie hat auch nie versucht Anschluss zu finden und Versuche von unserer Seite hat sie abgeschmettert.“ Er seufzte und schüttelte den Kopf. „Ich weiß ja noch nicht mal wo sie wohnt oder ob sie einen Liebsten hat.“ Gorm stutzte, dann fuhr er langsam fort. „Wobei, es ist schon eine Weile her, da habe ich sie mit einem jungen Burschen im Schlepptau gesehen. Sie müssen zuvor in einer Taverne gewesen sein, denn der Gute hatte schon gewaltige Schlagseite, wie man so sagt. Er kam mir auch bekannt vor, es könnte sein, dass er bei den Garoschaxens arbeitet.“ Seine Stirn hatte sich in Falten gelegt, als er an den Abend zurück dachte. „Ja genau, das war dieser Lantfrid.“ Glücklich darüber, sich an den Namen erinnert zu haben, grinste er Basin an.

[Loriann] Der Mund der Reussensteiner Kriegerin ging einen Moment lang überrascht auf. Dann zogen sich ihre Augenbrauen zusammen und sie nickte langsam vor sich hin. Offenbar machte in Lorianns Augen etwas von dem, was Gorm gerade eben noch erzählt hatte, Sinn. Oder sie kam zu einer anderen Erkenntnis, die sie aber momentan noch für sich behielt.

[Basin] Im Stillen musste der Knappe sich eingestehen nicht wirklich mit einem vielversprechenden Fund gerechnet zu haben, dennoch hatte er ein ganz klein wenig darauf gehofft und war nun enttäuscht. Dieses Gefühl verflog jedoch ebenso schnell wie es sich eingestellt hatte als sich die Bedeutung der Worte des Hünen in das Passel einfügten. 'So kam es also das die Typen der Druckerei Garoschax ihren unrühmlichen Einsatz fanden.' Dachte er bei sich, klatsche vernehmlich in die Hände und danke anschließend Gorm. "Ihr seid ein guter Mann Herr Gorm und ich hoffe das sich die Wogen für Euch in Bälde glätten mögen. Nochmals vielen Dank für Eure Hilfe." Flux zog er seine Sachen in die richtige Position und kehrte zielstrebig in Begleitung Lorianns zur Gruppe seiner Gefährten zurück. "An ihrem Platz fand sich nichts verdächtiges, doch haben wir womöglich von Gorm erfahren wie die Typen in den Besitz der Schmierfinken gelangte." Direkt an Lares gewandt fügte Basin an: "Ich hoffe deine Jagd war von Erfolg gekrönt und wir können die Überprüfung des Hinweises direkt in Angriff nehmen?"

[Lares] Lares kehrte schnellen Schrittes zur Druckerei zurück. Den jungen Lehrling nahm er mit und entließ ihn, als er erleichtert feststellte, dass das Haus nicht (mehr) brannte. Als er zur Gruppe aufschloss, ging er direkt auf Basin zu, nachdem er hörte, wie er nach ihm rief und nach der Jagd fragte. Er trat nahe an den Knappen heran und flüsterte ihm zu: „Basin, wir sollen Stillschweigen bewahren. Alles Weitere gleich.“ Dann wandte er sich an die anderen. Er sprach mit gedämpfter Stimme, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit als bereits verursacht auf die Gruppe zu ziehen. „Wir müssen los. Bitte folgt mir. Ich erkläre euch gleich, wohin wir gehen und was wir dort machen.“ Sein ernster Gesichtsausdruck rief nachdrücklich zum Aufbruch.

[Basin] >Basin wandte sich an die beiden Wächter die noch immer hier Posten bezogen hatten. „Meine Herren ich glaube wir sind hier fertig, herzlichen Dank für Ihre Mitarbeit und für die Feldflasche.“ Kaum war die Flasche wieder bei ihrem Besitzer kehrte er in den Kreis der Gruppe zurück: „Also ich wäre soweit.“

[Loriann] Loriann nickte schmunzelnd über Basins Art, die Dinge zu regeln und klopfte kurz auf das Holz des Eimers, den sie immer noch über ihre Armbeuge gehängt trug. Dass das ein wenig seltsam aussah störte Loriann wohl nicht. "Ich hab unser Beweisstück. - Gehen wir!"

[Lares] Nachdem sich die Gruppe dem zügig ausschreitenden jungen Mann angeschlossen und von der Druckerei abgesetzt hatte, setzte Lares an, sie in die Vorgänge um die Jagd einzuweisen. „Wir sind auf dem Weg zu Meister Lukardis Anwesen. Durch einen glücklichen Zufall gelang es diesem, Grimbald – dem Neuzugang – und mir, Pamina in flagranti zu fassen. Sie wollte sich aus der Stadt absetzen. Habt ihr noch etwas herausgefunden?“

[Basin] Problemlos hielt er Schritt, musste sich sogar ein wenig zügeln um seinen Gefährten nicht vorauszueilen. „Trotz aller Eile sollten wir womöglich einen Schritt langsamer gehen, bei den Löscharbeiten habe ich sehr viel Rauch eingeatmet und das Atmen fällt mir gelegentlich noch etwas schwer.“ Unschwer war zu erkennen das er keine Probleme hatte, sein Ziel war es aber auch Tsalinde nicht unnötig anzustrengen. „Aber gut dass du sie gefasst hast, so können wir herausfinden ob meine, auf Herrn Gorms Aussage beruhende, Überlegung tatsächlich stimmt. Ich gehe zumindest davon aus zu wissen wie die Garoschax-Typen in den Besitz der Verfasser dieser Wisches gelangt sind, denn unser Herr Gorm sah Pamina in Begleitung eines sehr angetrunkenen Lantfrid.&ldquo

[Lares] Etwas irritiert betrachtete Lares den zackig gehenden Basin, dann drosselte er das Tempo ein wenig. Wird schon seine Gründe haben, dachte er sich, wobei er sich kaum vorstellen konnte, dass der Knappe unter irgendwelchen Beschwerden litt. Als Basin von Lantfrid sprach blieb Lares jedoch abrupt stehen und starrte seinen Altersgenossen an. „Weißt du, wo der ist? Am Besten, wir schnappen uns den jungen Mann auch noch gleich, um beide zusammen zu verhören! Vielleicht lockert das ein paar Zungen, wenn man die Mittäter zusammenbringt. Die singen sofort, wenn man vom Geständnis des anderen erzählt, nicht wahr?“ Ein breites Grinsen verzerrte seine eingefallenen Gesichtszüge. Der dunkle, lichte Haaransatz schien sich noch etwas mehr hinter den Kopf verkrochen zu haben. Seine Augen funkelten bedrohlich, so als ob er Freude am Bestrafen der beiden Finsterlinge empfand. Die nagende Stimme in seinem Hinterkopf, die ihn daran erinnerte, dass Meister Lukardis auf sofortige Rückkehr zum Anwesen drängte, brachte er zum Schweigen. Wenn sie mit einem weiteren Tatverdächtigen auftauchen würde, hätte er sicher nur Lob, keinen Tadel…

[Basin] Bewusst Lares' Stehenbleiben ignorierend lief Basin einfach weiter gradeaus, nur kurz drehte er den Kopf um nach hinten zu antworten: "Soweit ich hörte nahm der Magister sich bereits seiner an. Zudem glaube ich nicht, dass er sich an vieles erinnert… und nun weiter, ich habe keine Ahnung wo das Anwesen liegt!"

[Loriann] "Da muss ich Basin beipflichten. Wir haben gesehen, was Pamina mit ein paar wenigen Inkredienzen zusammenbrauen kann…" Sie blickte angeekelt auf den Klumpen auf dem Eimerboden, der mittlerweile zu rauchen aufgehört hatte, dann auf den erstaunten Lares. "Wer weiß, was sie noch alles brauen kann. …Wer weiß, wer sie wirklich ist." Das letzte fügte sie etwas leiser, besorgter, hinzu. 'Mir hat sie ja schon zu Beginn nicht gefallen.'

[Lares] Der Knappe blickte von Loriann zu Basin, dann kurz auf dem Boden, um wieder loszulaufen. „Gut, folgt mir.“, murmelte er etwas verlegen und führte die Gruppe zum Anwesen des Magus. Er war sich zwar sicher, vorher keinen Lantfried gesehen zu haben und konnte sich auch nicht erinnern, dass etwas von Ergreifung des jungen Mannes gesprochen wurde, doch er wollte keine erneute Abfuhr riskieren. Zu irritiert war Basin – und zu Recht hatte Loriann wenn sie sagte, Pamina sei unberechenbar. Hoffentlich hatte sie der Zauberer im Griff.

Nicht lange, und die Gruppe traf am Anwesen des Magus ein. Ein eindrucksvolles Gebäude war es, dessen Eingangstür auf das Klopfen der Gruppe rasch von einem ältlichen Diener geöffnet wurde. Mit wenigen Begrüßungsworten führte dieser die jungen Leute zu dem Magus, der sich mit Grimbald und Pamina im Saal aufhielt.

Das Anwesen des Magus

Lukardis von Grauningen führte Grimbald von Finsterbinge, Pamina Delicado und Albin Beyerle durch die Seitengassen Elenvinas. Schließlich kamen sie am Ziel an. Ein schmucker Hof mit einem großen zweiflügligen Tor erhob sich vor ihnen. Die Wände des dreistöckigen Gebäudes waren sauber verputzt und strahlten in einem reinen Weiß, das nur von den Butzenglasfenstern und den dazugehörigen Fensterläden in den Farben derer von Grauningen durchbrochen wurde. Rasch trat Lukardis an das Tor heran und pochte mit seinem Stab dagegen. „Marbert, öffne das Tor. Ich bringe Besuch mit.“

[Grimbald] „Puh, das nenn ich mal ein Anwesen.“ Rutschte es Grimbald heraus, während er sich mit der Rechten durch die schwarzen Haare fuhr. Gerade noch rechtzeitig unterdrückte er den Drang weiterzureden. In Gedanken aber fragte er sich, was ein Zauberer wie Lukardis mit einem solchen Hof machte. Er hatte sich Zauberkünstler immer in der obersten Etage eines hohen Turmes oder auch in großen Höhlen mit verwinkelten Gängen vorgestellt, in denen Sie in einem großen Kessel rühren oder dicke Bücher wälzen. Der jungen Frau eine Hand auf die Schulter gelegt, ging er brav hinter dem Magus her, wo immer der die kleine Gruppe auch hinführen mochte.

Das perfekte Abbild eines ältlichen Domestiken öffnete die Mannspforte im Tor. Ein weißer Haarkranz krönte das alte Haupt. Unter weißen buschigen Brauen lugten tiefblaue Augen hervor. Der Mann war von hagerer, vom Alter gebeugter Gestalt und trug die gepflegte Dienstuniform eines Hausdieners. „Magister Lukardis, Ihr seid schon zurück?“ Er lugte an dem Magier vorbei. „Und Ihr habt Gäste mitgebracht.“ Stellte Marbert mit einem leicht vorwurfsvollen Ton fest. Der Magister ignorierte den Tonfall scheinbar und gab dem Domestiken leise ein paar Anweisungen. Während Marbert davoneilte, führte Lukardis die Gruppe durch das Anwesen zu einem kleinen Saal. Beherrscht wurde der Saal von einer langgezogenen Tafel an der sicher ein Dutzend Personen Platz fand. Die Wände waren schlicht gehalten, nur mehrere Kerzenhalter waren angebracht worden um bei Bedarf den Raum zu erhellen. Ein großer Kamin am Kopfende der Tafel versprach Wärme, falls es kalt werden sollte. Über ihm thronte das Wappenschild von Grauningen und gemahnte, wessen Heim dies war.

Lukardis deutete einladend auf die hochlehnigen Stühle an der Tafel. „Bitte setzt euch, während wir auf die anderen warten.“ In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und Marbert kam herein, bewaffnet mit einem großen Tablett auf dem zwei große Karaffen und mehrere Zinnbecher standen. Er stellte sie wortlos auf dem Tisch ab und verbeugte sich kurz, bevor er die Tür beim Hinausgehen wieder schloss.

[Grimbald] Grimbald setzte sich und bedeutete Pamina, neben ihm Platz zu nehmen. Durstig von der ganzen Rennerei starrte er die Karaffe an, hielt sich aber an die Etikette. Sollte er es wagen, bereits jetzt eine Frage zu stellen….? Nein, diesmal würde er sich zurückhalten, auch wenn es ihm schwer fiel.

Nicht lange, und die restlichen Leute der Gruppe betraten, hereingeführt von dem ältlichen Domestiken, den Raum. „Gut, dass Ihr hierher gefunden habt. Setzt Euch, und nehmt Euch zu trinken. Ich gehe davon aus, dass Ihr euch untereinander abstimmen möchtet.“
Langsam erhob der Magister sich und bat Meister Beyerle, den Lehrburschen Alrik sowie Pamina, ihm zu folgten. Gemeinsam verließen die Viere das Zimmer. Ohne ein weiteres Wort schenkte Marbert den Gästen ein und nahm wieder neben der Tür Aufstellung, sein gesamtes Gebaren ein Bild indignierter, vornehmer Reserviertheit.

[Basin] Er hatte schon davon gehört dass viele der Hochgeborenen und einige der Wohlgeborenen in der Kapitale am Großen Fluss ein Stadthaus unterhielten, für ihn jedoch war es das Erste welches er von innen sah – Nerek hielt wenig auf den städtischen Trubel und all dem eitlen Gestelz, nun und während seiner Zeit hier gab es keine entsprechende Gelegenheit. So wanderte der Blick des jungen Knappen umher und sog das Gesehene voll Neugier auf. Im Saal angelangt hatte er knapp die Anwesenden begrüßt und sich hinter einem Stuhl aufgestellt. Es geziemte sich nicht sich selbst vorzustellen und so wartete er ab bis die Hektik sich legte und Ruhe einkehrte. „Praios zum Gruße. Ich nehme an Ihr seid die bereits erwähnte Unterstützung? Auch wenn Ihr die Bekanntschaft einiger unserer Runde gemacht haben mögt. ..." Zügig stellte er die Anwesenden vor, wobei er säuberlich absteigend nach dem ihm bekannten Titeln ging und die Damen - bei gleichem Stand - vorweg nannte. "… Der Herr von Kropfenhold wird wieder zu uns stoßen, sofern und sobald es ihm seine Verpflichtungen gestatten." Kurz ließ Basin eine Pause in der er einen Schluck trank und sodass Grimbald die Gelegenheit erhielt zu sagen wer er ist.

[Basin] Dann fuhr Basin auch schon fort: "Leider ist mir nicht bekannt wie weit ihr bereits im Bilde seid, doch denke ich tut eine kurze Zusammenfassung uns allen gut. Unsere Gruppe teilte sich und suchte als erstes die Dienerschaft des Götterfürsten in der Wehrhalle und die Druckerei Garoschax auf, so erfuhren wir dass die heilige Inquisition sämtliche Ausgaben eines Gesangsbuches konfiszierte. Es weist jenen speziellen Fehler auf, welcher auch in dieser Schmutzschrift vorkommt und wurde bei ‚Garoschax und Tochter‘ hergestellt. Wobei diese speziellen Typen zum Tsatag des Gehilfen Lantfrid verschwanden und dieser nochmals genauer zu den Vorgängen zu befragen wäre. Angeblich sah ein Mitarbeiter der Druckerei Beyerle diesen gut angeheitert in Begleitung der Verdächtigen Pamina. Diese scheint erst kürzlich aus dem lieblichen Feld hierhergekommen zu sein und mied persönlichen Kontakt zu ihren Mitstreitern. Während wir auf die Rückkehr Meister Beyerles warteten, ergriff sie die Flucht und deckte diese durch einen stark rauchenden Klumpen." Flüchtig wies er auf den Eimer in Lorianns Nähe.

[Loriann] Die nickte und klopfte mit dem Fingerknöchel auf das Holz des Eimers, den sie bei der Nennung hochzielt. „Raucht zum Glück nicht mehr.“ scherzte sie kurz. Nur wer wirklich dabei gewesen war, wusste, wie schnell, wie dicht und vor allem wie beißend der Rauch sich ausgebreitet hatte. Loriann sah kurz zu Tsalinde, der das gar nicht gut bekommen war. Zum Glück fehlte ihr nichts weiter.

[Basin] "Sofern ich nichts vergessen habe, sollten wir überlegen wie wir die Namen der Hintermänner und Komplizen erfahren."

[Fedora] Nachdem Basin eine so wunderbare Zusammenfassung gebracht hatte, kam Fedora nur auf eine Idee: „Vielleicht sollte der Magister auch einen Blick auf den Klumpen werfen, nur um sicher zu gehen, dass wir alle keinen giftigen Substanzen ausgesetzt waren. Ansonsten halte ich es wie immer: Geradeheraus - wir befragen diese Pamina – Was genau braucht ihr denn für eine Strategie??? Wollt ihr Euch die Fragen zurecht legen? Also gut:“ Fedora begann die Fragen aufzuzählen, die ihr spontan einfielen...: „Habt ihr die Schmierschriften gedruckt? Seid ihr dabei alleine gewesen? - Sie hat uns doch gesagt, dass man dazu mehrere Leute bräuchte. Des weiteren: Wer beauftragte Euch? An wen liefert ihr die fertigen Schmähpapiere aus? Wieviel wird Euch dafür gezahlt? Wie verläuft der weitere Weg der Verbreitung und was wisst ihr noch...? …. Reicht das an Fragen für den Anfang? Lasst uns doch sehen, wie gesprächig diese Person ist – nun da sie der Mithilfe beim Druck dieser Pamphlete fast schon überführt ist! Sie hat sich ja quasi selbst zu erkennen gegeben, durch ihren Ablenkungsversuch und die vergebliche Flucht. Wir sollten jetzt nur nicht noch mehr Zeit verlieren.“ Fedora verschränkte die Arme, sie wollte endlich Antworten, und keine längeren Strategiebesprechungen mehr! Wieder war sie innerlich aufgewühlt über das Verhalten des Magisters, immerhin hatte er noch vor nicht allzu langer Zeit das Tempo der Ermittlungen für zu langsam betrachtet und nun verzögerte er die absolut notwendige Befragung der Druckereigehilfin.... - Fedora war ungehalten und konnte das kaum verbergen.

[Basin] Unbeeindruckt von Fedoras Ungeduld klatschte Basin locker in die Hände und lächelte freundlich. Ihr Wild war in die Enge getrieben, jetzt galt es das ganze sauber zu beenden. Anders als seine übliche Jagdbeute wollte er Pamina jedoch nicht ausweiden, sondern möglichst viele Informationen erhalten. "Ich für meinen Teil wollte weniger eine Strategie, als vielmehr die Fragen sammeln die wir zu stellen gedenken. Sofern keiner Einwände hat ..." Fragend schaute er in die Runde und blieb letztlich bei Marbert hängen.
„... oder Magister Lukardis sich nicht noch vorab mit uns austauschen möchte. Würde ich vorschlagen fortzufahren."

[Fedora] „Also, Basin, fallen Euch denn noch weitere Fragen ein? Die naheliegendsten hatte ich ja bereits formuliert. Ich persönlich bin ja daran interessiert, die Hintermänner und die Verteilung dieser Schundblätter aufzudecken, aber wer sagt uns eigentlich, dass sie darüber wirklich Kenntnis hat? Grimbald, was meint ihr? - ihr habt die Frau schließlich aufgehalten und in Gewahrsam genommen, ihr solltet sie ebenfalls befragen!“ Da auch Grimbald von dem ältlichen Domestiken Wasser eingeschenkt bekommen hatte, konnte er seinen Durst ja in der Zwischenzeit löschen. Daher wartete Fedora bis Grimbald das Glas absetzte und ihr antworten wollte. „Und Lares, ihr seid der Flüchtenden immerhin von der Druckerei aus gefolgt, vielleicht solltet auch ihr Euch an ihrer Befragung beteiligen. Habt ihr noch weitere Fragen, die wir ihr stellen sollten?“

[Basin] Den Blick vom Domestik abwendend schaute Basin wieder zu Fedora. „Welche Fragen ich zu den Euren hinzufügen würde? Nun unter der Annahme das sie ihre Beteiligung zugibt …“ Einmal tief durchatmend, zählte er an den Fingern auf. „Wo wurden die Seiten gedruckt? Wer leistete Euch Beihilfe? Wie/Woher bezieht Ihr die Materialien? Wie tretet Ihr mit Eurem Auftraggeber in Kontakt? Wo wurdet Ihr angeworben? Wohin wolltet Ihr fliehen? Habt Ihr noch irgendwelche Dinge aus der Hand Eures Auftraggebers? Nun, ich glaube das sollte es gewesen sein. Gibt es weitere Vorschläge?“ Nach der Aufzählung hatte er sich einen Schluck gegönnt und schaute anschließend fragend und zugleich auffordernd in die Runde.

[Lares] Lares Mundwinkel zuckten kurz nach oben, nachdem Fedora ihn dazu aufforderte, selbst Fragen zu stellen. Es schmeichelte seinem Ego, dass der Knappe in die Befragung eingebunden wurde, doch meinte er, dass es zu kindisch wirken würde, jetzt über beide Ohren wie ein Schneekönig zu strahlen. Also verkniff er sich das Lächeln und starrte stattdessen in seinen Krug. Er hob das Trinkgefäß an, schwenkte es hin und her, so als ob er einen guten Wein testen wollen würde, seine Augen gebannt auf die Wasseroberfläche gerichtet. „Hmm, unsere Gefangene ist eine Horasierin, richtig? Ich frage mich, was sie hier im Lande macht. Vielleicht ist sie in ihrem Heimatland gerichtsbekannt oder gar direkt für einen Auftraggeber aus ihrer Heimat aktiv? Wir sollten auf dieses Faktum bei der Befragung eingehen. Genauso interessant finde ich ihr alchemistisches Wissen. Die Kenntnisse für die Zubereitung einer rauchenden, aber nicht brennenden Masse hat nicht jeder. Auch meine ich nicht, dass das Druckerhandwerk solcherlei Qualifikationen erfordert. Vielleicht erlaubt uns das Rückschlüsse auf den Dienstherrn?“ Beim Wörtchen Qualifikation musste er schmunzeln, trank dann einen Schluck und blickte von seinem Glas auf.

„Worauf ihr beide noch nicht eingegangen seid, ist das Verhältnis zum Druckerlehrling Lantfried. In welcher Beziehung die beiden zueinander stehen – wie die Tatbeteiligung beider Akteure beschaffen war – könnte noch von Bedeutung sein. Ist Pamina die Drahtzieherin, das effektive Werkzeug, oder nicht doch eine von vielen Getäuschten? Auch fehlt uns noch ein Tatmotiv. Ich meine zwar, mutmaßen zu können, dass sich Lantfried wohl die falsche Angebetete aussuchte, können auch stille Wasser tief sein. Bei Pamina habe ich noch keine Anhaltspunkte für die Tat, mit Ausnahme des schnöden Mammons natürlich.“ Er räusperte sich. „Ich möchte auch zu bedenken geben, dass wir bei Horasiern natürlich jederzeit mit einer Daimokratin zu rechnen haben. Man hört so manches Gemunkel aus der Nähe der Hauptstadt Unseres ehrwürdigen Reiches, da soll das Pack wieder umgehen. Habe ich etwas vergessen? Bitte ergänzt mich!“ Der junge Mann blickte Grimbald durchdringend an. Die unruhige, zurückgezogene, finstere Art war zeitweise verschwunden, stattdessen zählte Lares alle Fragen auf, die ihm in den Sinn kamen, ohne auf ihre möglichen Implikationen zu achten.

[Grimbald] Mit offenem Mund hatte Grimbald den Anwesenden zugehört, beinahe unfähig all dies in der kurzen Zeit einzuordnen und zu verstehen. Besonders beindruckt hatten ihn die Mutmaßungen und Schlussfolgerungen von Lares, den er nun mit etwas anderen Augen sah. Anerkennend nickte er diesem zu. Anschließend stand er auf und sah Basin an, bevor er sich ihm und den anderen unbekannten Anwesenden zunächst vorstellte. „Mein Name lautet Grimbald von Finsterbinge. Ich komme aus dem schönen Raboschsalm in Angroschsgau. Verzeiht, wenn ich die „sehr vielen“ Informationen zunächst sacken lassen muss, aber das ist doch mehr als ich erwartet hatte.“ Mit einem Blick auf Fedora fuhr er fort: „Lasst uns doch erst mal sehen, was die Gehilfin und die anderen, die ich leider nicht kenne, von sich aus erzählen. Dann lasst uns die anderen Verdächtigen mit einem vermeintlichen Geständnis der Gehilfin konfrontieren und sehen was sie zu sagen haben. Wir könnten ihnen ja auch nahe legen, dass sie, wenn sie ihre Tat ebenfalls gestehen und den Rädelsführer nennen, mit einem milderen Urteil zu rechnen hätten, da Sie hiermit der Gerechtigkeit dienen und Ihrem Willen zur Besserung demonstrieren würden. Auf jeden Fall sollte die Befragung jemand durchführen, der damit erfahren ist. Vielleicht könnten wir auch das alte ‚Guter Gardist, böser Gardist‘ mit ihnen spielen“ >Hierbei sah er abwechselnd Basin und Fedora an, die er sich dabei gut vorstellen konnte. Grimbald setzte sich wieder und griff nach dem Becher, den er in einem Zug leerte und sich neu einschenkte.

[Basin] "Wie es scheint sind wir alle ähnlicher Ansicht, gibt es noch weitere Anmerkungen oder können wir loslegen?"

[Lares] „Sehr gerne“, schmunzelte er und ein wölfisches Grinsen trat auf sein Gesicht.

[Loriann] Nachdem sie alle Vorschläge und Fragen der anderen still angehört und ebenfalls eine Erfrischung zu sich genommen sowie die Vorstellung des Finsterbingers mit einem freundlichen Nicken erwidert hatte, warf Loriann noch einmal einen Blick auf den Eimer mit dem Beweisstück. Nach wie vor hielt sie es für eines der wichtigsten Dinge in dieser ganzen undurchschaubaren Sache, zumindest was den bisherigen Stand der Ermittlungen anging. Der Klumpen überführte Pamina. Zweifelsfrei. Aber er gab leider bislang keine Antworten auf die anderen offenen Fragen. "Ob Daimokratin oder einfach nur Handlanger für andere Mächte… Diese Pamina hat zumindest so viel Dreck am Stecken, dass sie vor uns geflohen ist und versucht hat, ihre Flucht mit diesem rauchigen Was-auch-immer zu decken. Für mich ist das – genauso wie für dich, Fedora – ein Geständnis, dass sie zumindest in uns eine Gefahr erkannt hat und möglicherweise mehr über die Sache weiß, als wir vermuten. Ich bin auch dafür, dass der Herr Magus mal einen Blick drauf wirft, eventuell ist schändliche Magie im Spiel. Oder jemand, der sich mit der Kunst der Alchimie auskennt." stimmte Loriann zum einen der Baroness Fedora zu, ehe sie ihre Meinung zu Lares' und Basins Vorschlägen kund tat: "Von mir aus könnt ihr gerne eure Spielchen machen." Sie schmunzelte kurz mit einem Blick zu Lares, dessen Grinsen sie entfernt an ihre eigene Tochter erinnerte, die genauso spitzbübisch dreinblicken konnte. "Ich werd mich im Hintergrund halten. Ich bin aber da, falls ihr ein schnelles Schwert braucht, oder einfach nur noch etwas mehr, hm, 'Nachdruck'. … Vielleicht wäre es gut, wenn ein paar von uns trotz allem, dass wir im Haus eines Magus' sind, die Umgebung im Auge behalten. Wir wissen nicht, was Pamina für eine ist, noch wissen wir, ob vielleicht sogar jemand versucht ihr zu Hilfe zu kommen. Wir sollten alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. … Ähm, wie war das überhaupt vorhin, ist sie da ohne Probleme zu machen mit dir mitgekommen??" Die Frage ging an Lares.

[Lares] Lares schmunzelte auf die Frage hin und warf Grimbald einen Blick zu. „Naja, viel Wahl hatte die – Dame – nicht, nachdem sie unserem neuen Mitstreiter hier in die fest zupackenden Arme lief…“

[Grimbald] „Ach das war ein Leichtes, nachdem Lares sie mir förmlich in die Arme getrieben hat…“ Der Knappe wurde ihm zusehends sympathischer. Wer hätte das mal gedacht. „Gut, dann sollten wir dem Magus unsere Entscheidung mitteilen. Wenn wir die Verdächtigen getrennt verhören wollen, sollten wir meiner Meinung nach mit Pamina beginnen. Würdet ihr, er sah nacheinander Basin, Fedora und Lares an, die erste Befragung durchführen? Lasst uns erst mal sehen, was sie zu sagen hat. Wenn alles soweit geklärt ist, würde ich dem Magus dann Bescheid sagen. Einen Blick in die Runde werfend, machte er Anstalten sich zu erheben.

[Basin] Er freute sich das Grimbald ebenfalls fortfahren wollte, immerhin hatte er es bereits zweimal vergebens versucht. Als dieser sich nun erheben wollte kam Basin ihm zuvor und wandte sich an den betagten Domestik. „Könntest ihr so frei sein und euren Herrn informieren, ich denke ihr wisst besser darum wohin sich Magister Lucardis mit seinen anderen Gästen zurückgezogen hat. Meinen verbindlichsten Dank.“ Auch wenn die Formulierung Hohn vermuten ließe, schwang einzig aufrichte Freundlichkeit in seiner Stimme mit. „Sehr wohl.“ Der Diener neigte den Kopf – es sah aus, als habe er eine Verbeugung versucht, sei dann aber über den Stock gestolpert, den er offensichtlich schon vor Jahren verschluckt hatte. „Ich hole den Herrn.“ sprachs, machte sich von dannen und kehrte wenige Augenblicke später mit Magister Lukardis und in dessen Schlepp der Druckerin zurück. Dieser führte Pamina zu einem freien Platz an die Längsseite des Tisches und bedeutete ihr sich zu setzen. Auf diese Weise saß sie ihren Inquisitoren gegenüber. Lukardis schenkte ihr noch einen Becher verdünnten Weines ein und ging dann zu seinem Platz am Kopf der Tafel, wo er selbst Platz nahm. Währenddessen war sein Lakai wiederum aus dem Raum geeilt nur um kurz danach mit Feder, Tusche und Papier zurückzukommen, welche er seinem Herrn reichte. Aufmunternd blickte Lukardis in die Runde. „Ich werde das Gesagte niederschreiben, auf das nichts vergessen werde. Beginnt doch bitte mit der Befragung.“ Die Worte wurden in einem freundlichen Ton gesprochen und von einem Lächeln begleitet. Pamina indessen versuchte eine ruhige Miene zu wahren, was ihr aber nicht ganz gelang. Mit leicht zitternden Händen ergriff sie den Becher und nahm einen Schluck des überraschend milden Weines.

[Basin] Ungerührt hatte Basin die Vorgänge verfolgt. Mit einem Nicken quittierte er die Ankündigung des Magisters alles zu dokumentieren und wandte sich anschließend freundlich und ruhig an die Verdächtige. "Es freut mich das Ihr wieder zu uns gefunden habt verehrte Pamina, vor allem wenn man bedenkt das sich unsere Wege fast fluchtartig trennten. Da wir uns mittlerweile sehr sicher sind das Ihr mehr vermögt als nur Vermutungen aufzustellen, wollen wir Euch hier und jetzt die Gelegenheit bieten uns alles zu berichten was ihr bezüglich des Euch bereits vorgezeigten Schreibens und dessen Ursprung wisst. Wenn auch reichlich spät, würde sich Eure Kooperation voraussichtlich mildernd zu Euren Gunsten auswirken. Sollte sich allerdings herausstellen das Ihr uns trotz dieser Geste des guten Willens Informationen vorenthaltet, wäre jedwedes Entgegenkommen nichtig. Ich würde also vorschlagen das Ihr uns nun ein wenig berichtet, wobei für jedes Thema nachträglich unsererseits angesprochene Thema als Mangel Eurer Kooperationsbereitschaft gewertet wird." Als der Knappe geendet hatte war es schwer einzuschätzen ob er an das Gute im Menschen appellierte oder bereits derart abgebrüht war.

[Lares] Lares stand auf und fing an, den Tisch langsam zu umkreisen. Mit betont lauten, festen Schritten machte er klar, welcher Rhythmus dieser Befragung zugrunde lag. Als er am alten Domestiken vorbeischritt, beugte er sich kurz zu diesem hinunter und flüsterte ihm ins Ohr: „Bereitet bitte einen Becher schweren Weines vor. Sollte unser Gast nicht gesprächig sein, können wir das Gespräch hinauszögern – und ihre Zunge womöglich etwas lockern.“ Als der Knappe den Tisch einmal umrundet hatte, blieb er hinter Pamina stehen, genau in ihrem toten Winkel, sodass sie ihn auch nicht sehen würde, wenn sie sich nach ihm umdrehte. Während Basin sprach, konnte man von ihm nur ein spöttisches Lachen vernehmen. Er hatte beschlossen, den ‚bösen Büttel‘ zu spielen, nachdem Basin offensichtlich objektiv und vermittelnd auftrat. Ein kurzer Blick auf Fedora versuchte kenntlich zu machen, sich auf das Spiel einzulassen und die letzte Rolle wahrzunehmen.

Lukardis verfolgte das Treiben Lares‘ mit Missbilligung im Blick, sagte aber nichts. Wenigstens greift er nicht gleich zur Folter, tröstete sich der Magister, der da an eine zurückliegende Episode mit dem anderen Mersinger seines Bekanntenkreises denken musste.

Pamina sah Basin forschend an. „Ich werde Euch erzählen was ich weiß aber zuerst möchte ich wissen wie genau sich meine Mitarbeit begünstigend auswirken wird. Denn wisset, ich bin nur ein Werkzeug in dieser Kampagne, nicht mehr. Zudem verstehe ich nicht ganz den Tumult den die Pamphlete wohl ausgelöst haben müssen. In meiner Heimat sind Schmähschriften ein übliches Mittel derer man sich bedient, will man einem anderen ein wenig in seine Schranken weisen. “ Die Stimme, zu Beginn noch zitternd, fand im Laufe der Rede ein wenig von ihrer gewohnten Kraft zurück. Die Druckerin nahm noch einen kleinen Schluck aus ihrem Becher und sah Basin fragend an.

[Basin] So richtig konnte Basin das Verhalten von Lares nicht einordnen, fast schon musste er auflachen angesichts dieser gestellten Drohgebärde. Doch gab es vorerst wichtigeres zu klären. „Es mag sein das die Verbreitung derartiger Schriften in Eurer Heimat üblich ist, doch sollte Euch bereits aufgefallen sein das man es hier etwas anders hält. Ihr kennt den Text und die darin enthaltenen Anschuldigungen. Nicht nur das die Rechtmäßigkeit der Herzogenwürde des Geschlechts derer vom Großen Fluss in Abrede gestellt wird, nein zugleich ist es ein Affront wider ihre Kaiserliche Majestät, seine Erhabene Weisheit den Boten des Lichts und somit die zwölfgöttliche Ordnung.“ Derweil ruhte sein Blick ungebrochen auf Pamina und suchte nach Anzeichen für Verstehen und Einsicht. „Um allerdings wieder auf den Punkt zu kommen. Ihr habt Euch der Mittäterschaft im Falle des Hochverrats am Herzogtum Nordmarken und seines Herzogs schuldig gemacht, einem Vergehen welches mit dem Tode bestraft wird. Keiner von uns wird Euer Richter sein, Hochverrat wird von Adligen im Rang eines Grafen oder höher verhandelt und Graf der Mark Elenvina ist – wie ihr vermutlich wisst – Frankwart vom Großen Fluss. Ich vermag Euch nichts zu garantieren, als das wir uns – bei entsprechender Kooperation – dafür einsetzten werden, dass Ihr weder am Strang gerichtet noch zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt werdet.“ Pamina sank aschfahl in ihren Stuhl zurück. Sie brauchte ein paar Augenblicke bevor sie wieder sprechen konnte. Sie sah Basin direkt an. "Dann habe ich Euer Ehrenwort." Das war keine Frage. "Wo fange ich an? Es mag jetzt zwei Jahre her sein, dass ich nach Elenvina kam und eine Anstellung bei der Druckerei Beyerle fand. Mir wurde recht schnell klar, dass ich mehr von der Druckkunst wusste als Meister Beyerele oder sonst einer, der dort arbeitete. Leider wurde mein eingebrachtes Wissen nicht so honoriert, wie ich es gerne gehabt hätte. Jedenfalls fand ich eines Abends ein Schreiben in meiner Kammer. Man fragte nach ob ich Interesse an einem kleinen Nebenverdienst hätte. Ich sollte einen bereits formulierten Text in großer Auflage drucken. Als Zeichen meiner Bereitschaft sollte ich am nächsten Tag meinen roten Schal tragen. Also trug ich ihn am nächsten Tag und abends wartete ein weiteres Schreiben daheim auf mich. Es enthielt genauere Angaben was von mir gefordert würde und welche Maßnahmen zur Verschleierung der Herkunft der Schriftstücke ich zu treffen habe." Sie atmete tief durch und nahm einen weiteren kleinen Schluck um sich die Kehle zu befeuchten, dann sprach Pamina weiter. "Das Papier und die Tinte wurden mir zur Verfügung gestellt. Woher sie kamen kann ich nur vermuten. Jedenfalls war immer eine Kiste mit den benötigten Mitteln da, wenn ich sie brauchte. Die Lettern musste ich mir allerdings selbst besorgen. Also brachte ich den Schlüssel des Gesellen der Druckerei Garoschax an mich und lieh mir einen Setzkasten aus. Zu meinem Unglück war darin diese fehlerhafte Letter enthalten. Natürlich durfte niemand erfahren was ich da machte, so dass ich nur drucken konnte, wenn keiner in der Druckerei war. Also wartete ich auf solche Abende wo die Familie Beyerle ausging, um erst spät in der Nacht wieder heimzukehren." Pamina ruckte ein wenig auf ihrem Stuhl herum um eine bequemere Position zu finden und fuhr dann fort. "Die fertigen Pamphlete übergab ich dann an eine Kontaktperson. Den Namen habe ich nie erfahren, aber es handelt sich wohl um eine Karawanenführerin, die in Richtung Dohlenfelde aufgebrochen ist. Sie hat braunes, zotteliges Haar und braungebrannte Haut. Wenn ich sie traf, trug sie stets einen breitkrempigen Hut mit Fasanenfeder und rauchte Pfeife. Außerdem lispelt sie." Nun leerte Pamina den Becher vollends und stellte ihn zurück auf den Tisch. "Meinen Auftraggeber habe ich dagegen nie zu sehen bekommen. Wer immer es ist, er schickte mir immer nur kurze schriftliche Nachrichten, die ich nach dem Lesen zu verbrennen hatte, was ich auch tat. Ich fühlte mich jedenfalls soweit sicher, bis Ihr auf ein Mal in der Druckerei standet. Von da an war ich von dem Bestreben erfüllt, Euch möglichst schnell loszuwerden und dann zu fliehen. Deswegen benutzte ich auch dieses Kleinod, welches ich aus meiner Heimat mitbrachte." Sie deutete auf den Eimer. "Nur ein harmloses Rauchtöpfchen, mehr nicht." Sie lehnte sich erschöpft zurück und dachte nach, ob sie vielleicht noch etwas ausgelassen hatte, aber ihr mochte nichts einfallen.

[Lares] Diese Entwicklung überraschte Lares ungemein. Das ging eindeutig schneller und problemloser als erwartet. Wer braucht schon Verhörmethoden, wenn die Verhörten einfach so geständig waren? Allerdings verblieb er noch an seinem Plätzchen im Blickschatten. „Der große Unbekannte ist natürlich eine gute Wahl, wenn man selbst nicht zur Verantwortung gezogen werden möchte – nicht wahr?“, spottete er. „Wie habt ihr die Kontaktperson informiert, dass die Ware bereit steht? Wann habt ihr sie getroffen?“ Wenn sie am Ende ein solches Treffen würden arrangieren können, könnten sie vielleicht auch die Mittelsperson verhören. „Ach und noch etwas: Lantfried, Garoschax' Geselle, wusste der von eurem Unterfangen?“

[Loriann] Nicht, dass sie als rechthaberisch gelten wollte, aber Loriann hatte es ja gewusst! Gewusst, dass an dieser Pamina etwas faul war. Das bestätigte sich nun und das fand die Reussensteinerin ganz … wohltuend. Die Ungereimtheit, die Lares zur Sprache brachte, war ihr bei all dem, was Pamina von sich gegeben hatte, auch aufgefallen. Und sie war froh, dass der Mersinger die Delinquentin darauf gezielt ansprach, sonst hätte sie es selbst getan. So besah sie sich das Gespräch, das die beiden Knappen mit der Druckerin führten, weiterhin aus dem Hintergrund. Dabei beobachtete sie nicht nur die betreffenden Personen, Pamina vor allem, sondern sah auch immer wieder zu den Fenstern hin. Sie wog sich keineswegs in Sicherheit darüber, dass sie hier im Haus eines ehrenwerten Magus waren. Wenn es diesen unbekannten Puppenspieler, der so geheimnisvoll mit Pamina umgegangen war, wirklich gab, dann bestand doch auch die Möglichkeit, dass er wusste, wo seine Marionette nun war und was mit ihr geschah.

Loriann winkte Praiobert am Rande zu sich und flüsterte ihm zu, ob es nicht klug wäre, in Erfahrung zu bringen, wer sonst noch im Haus war bzw. stellte sie ihm die Frage, ob nur sie allein den perfiden Gedanken hatte, dass dieses Verhör vielleicht von außen vereitelt werden konnte.

[Basin] Weiterhin äußerlich entspannt lauschte Basin den Ausführungen, während er die Einwände seiner Gefährten zwar zur Kenntnis nahm allerdings als auf das falsche Ziel ausgerichtet befand. "Nun, da ich an Eure Kooperationsbereitschaft glaube und zudem davon überzeugt bin das wir an der Aufrichtigkeit des jeweils anderen interessiert sind ..." Flüchtig huschte ein entschuldigendes Lächeln über die Lippen des Richtwalders, ging er doch davon aus das diese unterschwellige Drohung nicht von Nöten war. "… nehme ich an das Ihr uns nach besten Wissen und Gewissen berichtet. Ich persönlich erachte es als nicht sonderlich abwegig das man sich Euch gegenüber nie offenbarte. Ihr seid das entbehrliche Bauernopfer ohne gefährdendes Wissen, etwas das wir versuchen werden zu widerlegen." Noch immer hinter seinem Stuhl stehend, streckte er einmal den Rücken durch und lehnte sich anschließend wieder auf die Stuhllehne. "Man muss Euch beobachtet und sich Zugang zu Eurer Unterkunft verschafft, ich nehme an dies war Euch bewusst und ich für meinen Teil hätte gern in Erfahrung gebracht für wen ich Arbeite. Habt Ihr diesbezüglich potentielle Kandidaten und Verdächtige ausgemacht? Die Übergabe Eurer Erzeugnisse an die Karawanenführerin - erfolgten diese an einem bestimmten Treffpunkt, zu einer bestimmten Stunde oder gar in Zyklen die auf die Regelmäßigkeit ihrer Anwesenheit in der Stadt schließen ließen? Auch wenn Ihr die Briefe verbrannt habt, sichert das geschriebene Wort Euren Lebensunterhalt. War die Handschrift geschult, krakelig, männlich, weiblich oder gab es gar auffällige Formulierungen? Und nur nebenbei, wie viel hat man sich Eure Dienste kosten lassen?" Auffordernd schaute er auf Pamina herunter, bevor diese jedoch Antworten konnte fügte er noch an. "Wobei etwas wäre da noch, Tinte und Papier wurden Euch stets gestellt, wie muss ich das verstehen?" Ein wenig mit sich zufrieden gönnte er sich anschließend einen Schluck zu trinken, ein Gedanke ließ ihn jedoch nicht los. 'Wenn die Tinte gestellt wurde, wie konnte es dann sein das diese der der Druckerei Beyerle entsprach? Hatte womöglich Meister Beyerle ebenfalls die Hände im Spiel und war der Mittelsmann der im Geheimen Pamina instruierte?'

Lares‘ Worte hatten Pamina sichtbar getroffen und sie überlegte fieberhaft um eine befriedigende Antwort liefern zu können. Auch die Blicke, mit welchen Loriann sie belegte, verstärkten nur ihre Nervosität und beinahe panisch durchforstete sie ihr Gedächtnis nach erläuternden Informationen. Erst auf die Worte von Basin hin beruhigte die Druckerin sich wieder ein wenig und sie nickte eifrig als er ihr Bestreben zu helfen ansprach. „Dürfte ich bitte noch einen Becher Wein haben?“ Fragte sie und wartete artig bis ihr nachgefüllt wurde. Dann nahm sie einen kleinen Schluck und hob an. „Meinen Auftraggeber kenne ich nicht, wie ich es schon gesagt habe. Ich nehme an, damit ich in einer Situation wieder dieser nichts über ihn oder sie ausplaudern kann. Die Anweisungen wurden durch einen Spalt unter der Tür durchgeschoben, jedenfalls nehme ich das an. Wenn ich Nachrichten für meinen Auftraggeber hatte, brachte ich sie zu einem Haus in der Nähe des Travia-Tempels. In der rückwärtigen Mauer gab es einen losen Stein, den ich entfernte und dann die Nachricht in dem entstandenen Loch deponierte. Alsdann habe ich den Stein wieder eingesetzt. Einmal habe ich mich versteckt und gewartet wer die Nachricht abholen würde. Aber ich wurde enttäuscht. Ein Straßenjunge hat die Nachricht abgeholt und ist dann im Straßengewirr untergetaucht. Ich konnte ihm zwar folgen und sah dann, wie er die Nachricht an einen anderen Jungen übergab und dieser machte sich sogleich auf um die Nachricht weiterzutragen. Nach dem dritten Wechsel dieser Art verlor ich dann die Spur in der Nähe des Hafens. Am folgenden Tag fand ich eine neue Nachricht in meiner Kammer und ich wurde davor gewarnt, noch einmal meinem Auftraggeber nachspüren zu wollen. Dies hätte ernsthafte Konsequenzen.“ Sie erblasste erneut, als sie an diese Nacht zurückdachte. Eilig trank sie einen Schluck und fuhr dann fort. „Jedenfalls unterließ ich weitere Versuche dieser Person nachzuspüren. Zugegeben, ich wollte auch die ausgelobte Belohnung von 25 Dukaten pro Lieferung erhalten. Ich sprach vorhin von meinen Nachrichten und möchte Euch nun sagen was ich darin schrieb. Ich notierte darin die Tage an welchen Meister Beyerle abends nicht in der Druckerei war und den genauen Termin an welchem ich den Druck vornehmen wollte. Dadurch wurde mir stets rechtzeitig Tinte und Papier geliefert. Der Tinte habe ich anschließend noch die Mischung beigefügt, die für das gute Druckbild verantwortlich ist, für das die Druckerei Beyerle bekannt ist. Sobald ich dann eine entsprechende Menge an Pamphleten fertig hatte, legte ich wiederum eine Nachricht in das Versteck und ein paar Tage später bekam ich Nachricht wann ich die Pamphlete zu übergeben hatte. Drei solcher Treffen gab es und das letzte ist vor 4 Tagen gewesen. Bei diesen Gelegenheiten übergab mir die Kontaktperson auch das Geld." Wieder griff sie zum Becher und trank einen Schluck. Dabei sah sie von einem Anwesenden zum anderen, schließlich kehrte ihr Blick wieder auf Basin zurück und sie fuhr fort. "Ihr fraget mich nach Auffälligkeiten der Handschrift. Es war eine geübte Hand, welche die Feder führte. Geschwungene Buchstaben und eine ausgesprochen schöne Handschrift, sehr gut lesbar. Es gab auch keine Schreibfehler, Verschmierungen oder Tintenkleckse, wie man sie bisweilen zu sehen bekommt. Der Schreiber befleißigte sich zudem einer gehobenen Sprache, wie man es von Patriziern oder Adligen erwartet."

[Basin] Bis zum Ende ihrer Ausführungen hatte er Aufmerksam zugehört und seine Schlüsse gezogen, erst anschließend hatte Basin seinen Platz verlassen um neben dem Magister stehend zügig die Notizen zu überfliegen und mit seinen Vermutungen anzugleichen. Scheinbar zufrieden kehrte er an seinen ursprünglichen Platz zurück und fuhr im bisherigen Gespräch fort. "Von ungefähr wie vielen Exemplaren sprechen wir bei entsprechender Menge oder anders wie groß waren die Lieferungen?" Mit einem deutlichen fragenderem Unterton setzte er nach. "Verstehe ich das richtig das ihr durch das zuführen einer speziellen Mischung das typische erhobene Bild der Druckerei Beyerle erzeugt habt? Sollte das Fehlen eines Teils seiner Mischung Meister Beyerle nicht auffallen?"

Der Druckerin huschte ein flüchtiges Lächeln über das Gesicht als sie stolz erwiderte. „Tatsächlich führt der Meister genau Buch über die Mengen an dem fertig gemischten Zusatz, der wie Ihr richtig bemerkt habt, das erhobene Schriftbild erzeugt. Allerdings kümmert er sich nur wenig um die vorhandenen Mengen der Grundzutaten für diese Mischung. Mir wurde die Aufgabe übertragen darüber Buch zu führen und nötigenfalls neue Zutaten zu kaufen. Erlaubt mir bitte, mich an dieser Stelle bei Euch zu entschuldigen. Ich habe bei unserem Gespräch in der Druckerei gelogen, als ich sagte, ich wüsste nicht wie man die Mischung ansetzt. Der Meister mischte diesen Zusatz zwar im Geheimen aber es war mir möglich anhand der weggenommenen Grundzutaten die Mischung zu rekonstruieren.“ Sie wurde wieder ernster und fuhr fort. „Die genaue Anzahl an gedruckten Pamphleten kann ich leider nicht nennen, schließlich habe ich sie nie gezählt. Hm, etwas über 100 Pamphlete je Lieferung, von welchen es drei gab.“

[Lares] Sie jagten also tatsächlich einen Verräter. Die Zähne des jungen Mersingers knirschten, seine Hände hatte er zu Fäusten geballt und tief in die Taschen seiner Hose gerammt. Ein Verräter! Aus den Nordmärker Reihen? Der würde leiden dürfen, das schwor er sich. Mit Mühe kämpfte er die angestaute Wut beiseite. „Wenn euer Auftraggeber so geschickt war, dass ihr keine Chance hattet, ihm auf die Schliche zu kommen, dann muss es sich um eine einflussreiche Person gehandelt haben – wenn man zugrunde legt, dass ihr euch auch nur ein wenig angestrengt hättet“, betonte Lares scharf. „Ihr meintet, die Sprache, der euer Auftraggeber befleißigte, würde nahelegen, dass es sich um eine Person von Rang oder Adel handelte. Könnt ihr womöglich auch sagen, ob die Person Idiome oder besondere Begrifflichkeiten verwandte, die man einer gewissen Herkunftsregion zuordnen könnte? Ich weiß, ihr seid hier fremd – doch so viel werdet ihr von der hiesigen Sprache schon mitbekommen haben!“

Pamina zuckte zusammen als Lares das Wort an sie richtete. Den Knappen in ihrem Rücken hatte sie beinahe vergessen. „Man drohte mir mit ernsthaften Konsequenzen, wenn ich dem Unbekannten weiter nachgespürt hätte. Ich fürchtete um mein Leben!“ Dieser Knabe war ganz anders als der einfühlsamere Basin und sie musste den Drang, ihm eine Antwort schuldig zu bleiben, beinahe schon mit Gewalt unterdrücken. Mit mühsam beherrschter Miene und kaltem Tone antwortete sie Lares dann doch. „Ich kann sagen, dass es den verwendeten Begriffen nach weder ein Almadaner noch ein Horasier war. Aber aus welcher Provinz der oder die Unbekannte stammt, kann ich nicht beantworten.“ Sie griff nach dem Becher und trank einen großen Schluck.

Das Kratzen der Schreibfeder auf Pergament, welches die Befragung leise begleitet hatte, verstummte. Sorgfältig streute Magister Lukardis ein wenig Löschsand über Notizen. Dann blickte er von seinen Notizen auf und ließ seinen Blick prüfend über die Anwesenden wandern. „Gibt es sonst noch Fragen an die Dame?“ Wollte er mit betont neutralem Tonfall wissen.

[Basin] Wie um das von Magister Lukardis eingeläutete Ende zu unterstreichen klatschte Basin in die Hände und sprach wie bisher mit ruhiger und freundlicher Stimme an Pamina gerichtet. „Sofern Ihr Euch nicht an einige Beispiele erinnert, fallen – zumindest mir – keine offenen Punkte ein.“ Anschließend drehte er sich langsam einmal im Kreis und wandte sich an seine Gefährten: „Falls sonst keine weiteren Fragen bestehen, …“ Seine Drehung endete und Basin war wieder bei Pamina angekommen und beendete seinen Satz: „… würde ich sagen danken wir Euch für Eure Kooperation.“

[Loriann] In Paminas Rücken regte sich nun doch noch jemand. Loriann kämmte sich mit der Linken ein Haar hinters Ohr und räusperte sich, als sie das beschlossene Ende doch noch um ein paar Augenblicke verzögerte. "Moment. Eine Frage hätte ich noch: Würdet ihr denn die Handschrift eures Auftraggebers wiedererkennen?" wollte sie mit höflichem Ton wissen… aber eigentlich war ihr nicht nach lieblichem Getue. Es war mehr auch eine rhetorische Frage, denn die Antwort darauf kannte Loriann schon. Sie würde Ja lauten. Und indem Pamina irgendeine Handschrift als die ihres Auftraggebers ausgab, konnte sie wunderbar einen Falschen beschuldigen. So viel zum Thema Kooperation. Loriann glaubte Pamina nicht - vielleicht gerade, weil diese so bereitwillig Erklärungen abgegeben hatte. Ähnliche Vorgehensweise kannte Loriann von ihrer halbwüchsigen Tochter, die war da mittlerweile auch recht geschickt darin, mit einer falschen oder zurechtgebogenen Wahrheit zu manipulieren. Für Loriann passte das alles nun mal nicht zusammen: zuerst die Geheimniskrämerei und die aufwändige Flucht mit dem Rauch, und dann das kinderleichte 'Einfangen' dieser Dame und ihr offenes Geständnis, so lapidar vorgetragen, als wäre es eine Gute-Nacht-Geschichte am Bett eines Kindes. Fiel das denn keinem sonst auf? Sie sah einmal zu Basin hin, fast flehend. Dann zu Magister Lukardis. Hatte denn keiner das Gefühl, dass ihnen hier jemand einen gewaltigen Bären aufzubinden versuchte? Der Magister bemerkte den Blick, den Loriann Basin und ihm zuwarf und machte eine beschwichtigende Geste mit der Hand, während ein flüchtiges Lächeln seine Lippen umspielte. "…Ah, und noch eine Frage sei gestattet. Frau Delicado, würdet ihr auf Praios und seine Zwölfgöttlichen Geschwister schwören, dass ihr uns mit euren Worten soeben die Wahrheit gesagt habt?" In der Regel hatte Lorianns Tochter Maire nach diesen Worten klein bei- und die Finte zugegeben.

Pamina schluckte kurz, nickte und hob an um etwas zu sagen, als der Finsterbinger sie unterbrach.

[Grimbald] Grimbald erhob sich in dem Moment, in dem Loriann mit Ihrer Frage geendet hatte. Bedächtig schob er seinen Stuhl zurück an den Tisch und bewegte sich unter den Blicken aller, auf die Verdächtige zu. „Nur zu…., schwört… Frau Delicato.“ sprach er dabei beiläufig zu der Verdächtigen, während er langsam weiter auf Sie zu ging. „Eure Aussagen in Ehren,“ hier umspielte seinen Mund ein feines Lächeln, „aber seit euch gewiss, dass weitere Fragen auf euch zu kommen werden. Und diese Fragen werden euch nicht so gestellt werden, wie wir es nun zunächst mit euch versucht haben. Ihr sollt Wissen, das es sich hier um eine einmalige Gelegenheit handelt. Habt ihr die Pamphlete gelesen? Natürlich, ihr habt sie ja gedruckt. Ich denke ihr wisst, wer der Zwölfgöttlichen darin angerufen und so in Verbindung mit dieser schändlichen Tat gebracht wurde.“ Diese Worte ließ Grimbald erst mal wirken, während er weiter auf Sie zuschritt. „Sobald ihr euren Schwur abgelegt habt, bitte ich um Preisgabe eures Wohnsitzes, hier in dieser Stadt. Ich denke, dass uns eine Durchsuchung eurer Heimstatt hoffentlich dabei helfen könnte, eure Aussagen zu untermauern.“ Bei der Verdächtigen angekommen, blickte er ihr von oben herab, tief in die Augen und wartete auf eine Reaktion.

[Basin6] Die Fragen seiner Gefährten mochten nur recht und billig sein, doch hatte er sich bereits für seine Rolle in dieser Befragung entschieden. Zugegeben musste er diese nicht spielen, denn eine offene, freundlich ruhige und vertrauenswürdige Art war Basin schon immer zu eigen. So nahm er sich vorerst aus dem Gespräch heraus, folgte diesem interessiert und versuchte nun gelegentlich mit einem freundlichen Lächeln, Nicken oder Zwinkern zu weiteren Antworten zu motivieren. „Drohungen sind an dieser Stelle absolut überflüssig, Frau Delicato hat bereitwillig Auskunft gegeben.“ Kommentierte Lukardis die Worte Grimbalds mit einer gewissen Schärfe in der Stimme. Vielleicht lag es auch daran, dass er dem jungen Adligen sein Verhalten bei ihrem ersten Treffen immer noch nachtrug. Der Magister erhob sich von seinem Stuhl, trat an Pamina heran und legte der Druckerin beruhigend die Hand auf ihre Schulter, worauf sie kurz zusammenzuckte. Dabei warf er dem neben ihm stehenden Grimbald einen finsteren Blick zu bevor er seinen Blick auf Pamina ruhen ließ. „Den Schwur ob der Richtigkeit Eurer Aussage wäre ein guter Schritt um Eure Aufrichtigkeit zu beweisen, meine Dame.“ Wandte sich Lukardis ruhig und höflich an Pamina. „Zudem könntet Ihr mir erlauben, die Richtigkeit Eurer Worte auf arkanem Wege zu bestätigen.“ Er fühlte wie Pamina sich kurz versteifte, weshalb er sich beeilte hinzuzufügen. „Habt keine Furcht, weder werde ich Euch dabei Schmerzen oder auch sonst irgendwie Schaden zufügen. Wir werden uns nur unterhalten und Ihr könnt es jederzeit beenden.“

[Grimbald] Grimbald mochte den Zauberer immer weniger. Er war nicht nur nachtragend und eingebildet, sondern auch…. naja halt ein Zauberer. Sollte er Sie doch mit seiner Magie drangsalieren, wenn er es für besser hielt als ein wenig Druck aufzubauen. Immerhin hatte Sie Ihre Tat schon gestanden. In Raboschsalm ging man mit solchen Personen anders um. Aber bitte, sollte er Sie nur mit seinen magischen Samthandschuhen anpacken.

[Basin] Mit einem erleichterten und sehr leisen Seufzer reagierte Basin auf das Einschreiten des Magisters. Dieser wollte Fortschritte, das hatte er bereits im – beziehungsweise vor – dem Teehaus klar zur Sprache gebracht, glücklicherweise wollte er diese nicht um jeden Preis. Er selbst hielt nicht viel von Gewaltanwendung um andere zum Reden zu bringen, zu oft wurde gestanden und berichtet was nicht begangen oder sich nie zugetragen, einzig um dem Schmerz zu entrinnen. Lieber wollte er auf die Aufrichtigkeit seines Gegenüber vertrauen und würde deshalb vermutlich als Blauäugig abgestempelt werden, aber er war sich sehr sicher seine Augen sind Moosgrün. Allerdings glaubte er auch nicht blindlinks alles was ihm erzählt wurde, was vermutlich der Hauptgrund dafür war das er, anders als viele und ganz besonders seine Landsleute die Magie nicht rundheraus verabscheute.

Pamina schwieg einen Moment lang bevor sie antwortete. „Ich werde den Eid ablegen und mich auch der Befragung durch den Magus stellen.“ Die Anspannung wich aus ihren Zügen und machte etwas anderem Platz. War es Müdigkeit, Erleichterung oder Resignation? Vielleicht ein wenig von allem. Lukardis tat einen Schritt zurück um Pamina Raum zum Aufstehen zu geben und nahm dabei die Hand von ihrer Schulter. "Dann steht nun bitte auf und sprecht mir nach. Ich, Pamina Delicato schwöre hiermit feierlich, dass ich alle mir gestellten Fragen nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet und kein falsches Zeugnis abgelegt habe. Dies schwöre ich beim Götterfürsten Praios, seinem wahrheitsbringendem Licht und seinem Strafgericht. " Die Rechte zum Schwur erhoben wiederholte Pamina die Schwurformel, welche Lukardis ihr vorsagte. Danach nickte er zufrieden und bedeutete Pamina sich wieder hinzusetzen. Magister Lukardis wandte sich den anderen Anwesenden zu. "Wenn es keine Einwände gibt, würde ich nun gerne die Ergebnisse dieser Befragung auf arkane Weise überprüfen. Wer zusehen mag, sei dazu herzlich eingeladen, aber er muss sich ruhig verhalten. Jedwede Störung mag sich nachteilig auswirken und ich werde den Störenfried persönlich zur Rechenschaft ziehen." Mahnte der Magister, dessen Blick bei den letzten Worten auf Grimbald von Finsterbinge verharrte. "Wer hierbei nicht beiwohnen mag, kann sich gerne ins Nebenzimmer zu Meister Beyerle begeben. Dort wird auch gleich eine Kleinigkeit zum Essen aufgetischt werden." Fuhr Lukardis mit deutlich freundlicherer Stimme fort und deutete auf die Tür, durch die er vorhin hereingekommen war.

[Loriann] Essen? Nein, das würde noch warten müssen. Sie verspürte zwar bei dem Hinweis eine gewisse aufkommende Bedürftigkeit, aber sie wollte um keinen Preis verpassen, wie der Magister Magie wirkte! Loriann wollte schon immer mal sehen, wie das bei einem ausgebildeten Erwachsenen vor sich ging. Und wie sich die Verdächtige dabei machte.

[Grimbald] Auch wenn ihm Magie weder behagte, noch seine Neugier ihn dazu aufforderte zu bleiben, würde er es tun. Und sei es nur, um diesen aufgeblasenen Bücherwurm mit seiner Anwesenheit zu ärgern. Grimbald wusste immer noch nicht, was das Ganze bringen sollte. Die „arme“ Pamina wäre schon nicht vor Angst aus dem Fenster gesprungen. Wer sich mit Verschwörern einlässt, fremdes Eigentum, wie zum Beispiel die Drucklettern entwendet und dann noch die Gutgläubigkeit seines Arbeitsgebers ausnutzt während man ohne Rücksicht auf dessen Ruf und damit seine Lebensgrundlage, diffamierende Schriften in dessen Werkstatt druckt, hatte Grimbalds Ansicht nach ein dickeres Fell als Ihnen glauben gemacht werden sollte. Pamina wusste mehr als sie den Anwesenden gesagt hatte, dessen war sich der junge Raboschsalmer sicher. Dabei war es ihm Einerlei, was Lukardis mit seinen Zaubertricks erreichen mochte, oder nicht. Aufgebracht und mit einigen roten Flecken halsabwärts gezeichnet, bewegte Grimbald sich auf seinen Stuhl zu, während er mehr zu sich selbst, aber durchaus hörbar murmelte: „Ihr seid der Magier, Meister Lukardis.“

[Basin] Mit einem kaum merklichen Kopfschütteln zog er seinen Stuhl vor, drehte ihn um und ließ sich, die Arme auf der Lehne liegend, erstmals darauf nieder. Dabei kugelte er sich innerlich vor Lachen. Einen Schwur auf den Götterfürsten und dessen heiliges Strafgericht mittels Hesindegabe zu überprüfen konnte auch nur einem Magier einfallen. Er kannte so Einige die Angesicht dessen schäumen und Ketzerei wittern würden, ihm selbst aber gefiel dieser phexinspirierte Plan ausgezeichnet und so saß er still da und war gespannt auf das was da kommen würde.

[Lares] Bei den Zweifeln, die Grimbald und Loriann äußerten, grinste der junge Merisinger ein wenig in sich hinein. Also war es nicht nur er, der Zweifel an der Glaubhaftigkeit der Aussage hegte. Basin war ein aufrichtiger Kerl, zumindest hatte er bisher nichts Gegenteiliges gemerkt. Jedoch: Er war einfach zu gutgläubig und vielleicht ja auch dem Charme der attraktiven Horasierin aufgesessen? Naja, man würde sehen, wer Recht behielt. Dass ein einfacher Schwur – auch wenn er auf den Götterfürsten selbst abgeleistet wurde – eine notorische Lügnerin nicht abschrecken würde, war abzusehen. Es war ja kaum zu erwarten, dass PRAios selbst herabstiege, um die Frevlerin mit seinem Bannstrahl zu geißeln. Mit magischen Mitteln die Wahrheit zu erzwingen, war praktisch, allerdings trügerisch. Sollte er nur machen, dachte sich der Knappe. Es würde kaum ein spannendes Schauspiel geben. Ob der Zauberer nun die Wahrheit erzwang oder Pamina verschonte, würde er auch beim Betrachten des Verhörs nicht erfahren. Lares machte drei zackige Schritte zur Tür, drückte die Türklinke nach unten und verließ den Raum. Er würde noch einmal in sich gehen und womöglich einige Worte mit dem alten Druckermeister wechseln. Vielleicht würde dieser noch einige interessante Ideen in Bezug auf die Herkunft des Materials haben.

Lukardis wartete geduldig, während jene, die der Prozedur nicht beiwohnen wollten, den Raum verliesen. Erst dann setzte er sich auf einen Stuhl, der Paminas eigenem Stuhl direkt gegenüber stand. Der Magister sah sich nochmals in der Runde um. "Bitte unterlasst Einmischungen jeder Art, sobald ich begonnen habe. Jede Störung und sei sie noch so gering mag katastrophale Auswirkungen haben. Eventuell mag euch mein Verhalten zuweilen ein wenig sonderbar erscheinen, aber das ist Teil der Prozedur." Mehr an Pamina gerichtet fuhr er fort. "Bevor wir mit der eigentlichen Befragung beginnen, möchte ich mich gerne versichern, dass Ihr nicht unter Einfluss eines Zaubers steht oder standet." Pamina nickte kurz und Lukardis lehnte sich erfreut vor. Für den unbedarften Beobachter schien es als ob der Magister Pamina anstarren würde. Kurz hatte er leise eine kurze Formel gemurmelt und dann begonnen Pamina intensiv zu betrachten. Dabei war es als ob kurz ein goldener Schimmer über seine Augen gehuscht wäre. Nach weniger als 60 Herzschlägen blinzelte Lukardis dann und lehnte sich zurück. "Die Möglichkeit einer magischen Beeinflussung der Dame können wir ausschließen. Soweit ich erkennen kann, hat niemand versucht sie mittels Magica Con.. " er unterbrach sich und verbesserte sich "...mittels Beherrschungsmagie zu beeinflussen. Außerdem weist Frau Delicato eine magische Begabung auf, die der von Koschbasalt ähnelt." Erklärte Lukardis weiter und gönnte sich ein kurzes Grinsen.

"Nun denn, beginnen wir mit der eigentlichen Untersuchung." Wieder beugte er sich etwas vor und ergriff sanft die Hände der Druckerin. Dabei lächelte er sie an, sah ihr direkt in die Augen und sprach wieder leise eine kurze Formel. Dieses mal war beim Magier keine Veränderung wahrzunehmen. Dafür konnte man eine Wandlung beim Verhalten der Druckerin wahrnehmen. War sie gerade noch ein wenig ängstlich und nervös gewesen, so schien es jetzt als ob sie einem alten Freund gegenüber sitzen würde. Die Augen strahlten voller Freude und ihre Wangen bekamen wieder Farbe. Immer noch hielt der Magier die Hände Paminas und für einen neu hinzu gekommenen Beobachter musste es scheinen, als ob Liebende Händchen halten würden. "Meine liebe Pamina, wir müssen uns unterhalten." Hob Lukardis mit einem sanften und beruhigendem Tonfall an. "Aber natürlich, mein lieber Freund." antwortete Pamina. Lukardis lächelte und begann dann, die Aussage von Pamina Wort für Wort auf ihren Wahrheits- und Vollständigkeitsgehalt durchzugehen. Eine Stunde mochte dieses zweite Verhör, was mehr wie ein Plausch unter guten Freunden wirkte, gedauert haben, dann lehnte sich der Magister erschöpft aber zufrieden zurück. Pamina blinzelte mehrmals und griff nach ihrem Becher. Lukardis sah ihr zu, wie sie einen Schluck trank und wandte sich dann an seine Mitstreiter. "Hier habt es selbst hören können. Pamina Delicato hat uns alles gesagt wessen sie sich erinnert und nichts zurückgehalten."

[Grimbald] Mit zu Schlitzen verengten Augen hatte Grimbald sich das Schauspiel angesehen. Ob es sich dabei um eine unbewusste Abwehrreaktion gegen den Blick des Magus handelte oder ob er damit den in ihm aufsteigenden Würgereiz unterdrücken zu versuchte, sei dahin gestellt. Fest stand jedoch, dass Grimbald keine Ambitionen hegte so etwas noch mal zu sehen. Zumindest schien nun klar, dass Pamina wirklich nichts verborgen hatte und er dem Magus gegenüber in Zukunft wohl noch etwas vorsichtiger sein würde. Wer weiß, was der noch alles mit seinem Hokus-Pokus anrichten konnte. Ein Grummeln in seinem Bauch erinnerte Grimbald daran, dass er Lares ein wenig beneidete, der sich vermutlich gerade den Wanst mit Leckereien vollgeschlagen hatte. Der Drang, einfach aufzustehen und den Raum zu verlassen, wuchs in ihm zu fast übermenschlicher Größe an. Nur das eben Erlebte und der Blick des Magus, hinderten ihn noch daran. Außerdem kam er sich gerade, wegen seines Auftrittes vor dem Verhör des Magus, ein wenig dämlich vor. Dabei wollte er Pamina nur etwas unter Druck setzen, damit Sie auch wüsste, um was es hier ging. Er war sich sicher gewesen, dass Sie mehr gewusst hatte. Tief in ihm war dieses Gefühl immer noch vorhanden, auch wenn es derzeit keinen Sinn zu machen schien, etwas darüber zu äußern. Plötzlich kam ihm noch ein weiterer Gedanke. Vielleicht war der Magus ja an dieser Intrige beteiligt. Vielleicht deckte er die Verdächtige ja. Was wusste er schon vom dem Zauberer. Nichts. Zumindest würde das seine prompte Einmischung in das Verhör erklären, als Pamina zu sehr unter Druck gesetzt wurde. Als sich in diesem Moment Ihre Blicke kreuzten, beschloss Grimbald diesen Gedanken aber vorerst für sich zu behalten. Aber nur vorerst…

[Loriann] Anders als Grimbald fand Loriann die 'Darbietung' von Lukardis überaus interessant. Ach, so war das also, wenn jemand zauberte, der selbiges beherrschte? Sie hatte sich das irgendwie anders vorgestellt, mit mehr Brimborium, vielleicht mit etwas, was sichtbar machte, dass hier gerade Magie am wirken war – so jedenfalls kannte sie es ja bisher. Loriann war trotzdem nicht enttäuscht, denn dieser besonderen Sitzung beizuwohnen hatte durchaus auch etwas Entspannendes. Loriann verlor, während sie einfach nur da saß und dem Magister höchst konzentriert bei seiner 'Kunst' zusah, sogar den Gedanken, von außerhalb könnten ihre Untersuchungen vereitelt werden.

[Basin] Es hatte länger gedauert als gedacht, Magister Lukardis ging äußerst gründlich vor und so blieb Basin nichts anderes übrig als den langsam aufkeimenden Hunger hinzunehmen. Auch wenn der Magier es zuvor angekündigt hatte war er ein wenig enttäuscht, hatte er doch ein wenig mehr Spektakel erwartet. Ein Blitzen, Donnern, Rauchen oder fernen Grollen, doch nicht das geringste Anzeichen. Erst starrte er Pamina finster an und verkündete keine Zeichen eines magischen Wirkens und dann hält er Händchen und besprach alles ausführlich neu. Magie war wirklich ein schwer begreifliches Ding, doch wovor genau fürchteten sich nun die meisten Leute? Allerdings drängte sich während des Gespräches langsam aber sicher ein viel wichtigerer Gedanke in den Vordergrund. Die vielen kleinen Schlucke mochten zwar gut für seinen Hals gewesen sein, ließen jedoch einen Abort immer verlockender erscheinen. Froh das die Unterredung geendet hatte erhob er sich leise und verschwand aus dem kleinen Saal, nur um sich kurz darauf ebenso leise wieder hinein zu begeben.

Lukardis streckte sich und sah sich im Raum um. "Sollen wir es für heute dabei bewenden lassen? Es ist schon spät und die Sperrstunde rückt näher. Ihr solltet eure Schlafquartiere aufsuchen. Unsere Geständige bleibt hier, ebenso die Familie Beyerle. Ich denke, es ist in unserem Interesse, sie dem Zugriff der Inquisition vorerst zu entziehen."

[Grimbald] Das ließ Grimbald sich nicht zweimal sagen. Mit einem festen „Ja, da habt ihr wohl recht“ stand er auf, schob seinen Stuhl zurück und bewegte sich in Richtung der Tür. Plötzlich fiel ihm ein, dass er gar nicht wusste, wo er übernachten sollte. Bisher war keine Zeit, sich eine passende Bleibe zu suchen. Er beschloss, Lares zu fragen, wo er nächtigen würde, um sich ihm eventuell anzuschließen. Vielleicht konnte man ja dort auch noch zusammen etwas Kräftigeres trinken. Dieser Zaubererfusel war nichts für ihn.

[Basin] In dem Moment als Basin sich wieder leise in den Raum begab, hatte der Magister soeben das Schweigen durchbrochen. Selbstverständlich wollte er nicht gegen die Sperrstunde verstoßen, zumal der Tag Anstrengung und Aufregung im Übermaß geboten hatte. So fiel ihm seine Erwiderung auch nicht schwer, auch wenn er eine kleine Ergänzung nicht unterbinden konnte. „Nur zu gern stimme ich Euch zu, allerdings würde ich zuvor gern euer Angebot zu einer Kleinigkeit zu Essen annehmen wollen. Haben wir alle doch neben ein wenig süßem Gebäck doch schon lange nichts richtiges mehr gegessen und zumindest ich könnte ein paar Happen vertragen.“ Wie um seine Aussage zu untermalen, machte sich der Knappe auch gleich auf den Weg um endlich Lares nach Nebenan zu folgen.

[Fedora] Aufmerksam hatte die Baroness alles verfolgt, sich ganz still verhalten, als der Magier die gesamte Befragung nochmal mit Hilfe der arkanen Fähigkeiten durchgenommen hatte, und so langsam hing ihr der Mager in den Kniekehlen. Als Grimbald und Lares nun das Thema Essen ansprachen, und der Magister Lukardis sie so nett eingeladen hatte, kam wieder etwas Leben auf, und auch sie erhob sich: „Habt Dank für Eure Einladung Magister Lukardis, gern nehme ich das Angebot ebenfalls an.“ Sie wandte sich Loriann zu und wartete, bis auch sie mit in den Nebenraum kommen wollte, um dort zu speisen.

Der Nebenraum

Der Raum, den Lares betrat war etwa halb so groß wie der Saal den er gerade verlassen hatte. In der Mitte des Raumes stand ein schwerer Holztisch auf dem ein Abendessen angerichtet war. Es gab einen großen Schinken, mehrere Dörrwürste, ein halbes Käserad und dunkles Brot. Daneben standen mehrere Kannen, die mit Bier, Wein und einem fruchtig, riechenden Tee gefüllt waren. An dem Tisch standen zwei Bänke, auf denen insgesamt vielleicht 6 Personen Platz nehmen konnten. Erhellt wurde der Raum von zwei Kandelabern, welche ebenfalls auf dem Tisch standen. Ein müde aussehender Albin Beyerle blickte von seinem Krug auf und sah kurz in Richtung der Tür um festzustellen wer da hereinkam. Alrik, der junge Lehrling hingegen, hatte sich in einem Eck zusammengerollt und schlief.

[Lares] Lares ließ seinen Blick kurz durch den Raum schweifen, während er, noch die Türklinke in der Hand, auf der Schwelle verweilte. Zufrieden und mit einem anerkennenden Nicken nahm er die Fülle der Speisen zur Kenntnis. Der alte Magus hatte untertrieben, als er vor einer ‚Kleinigkeit‘ zu Essen sprach. Auch wenn der Anblick verlockte, empfand er es als deplatziert, sich alleine zu bedienen. Naja, jetzt noch. Womöglich, nur ganz vielleicht, würde er sich später einen Happen genehmigen, wenn die anderen zu lange auf sich warten ließen. In der Zwischenzeit konnte er sich auf jeden Fall einen Becher Wein genehmigen, beschloss er und trat an den Tisch. Er wählte einen Platz direkt neben dem Druckermeister, griff sich einen Krug und schenkte ein. „Auch Euch noch ein Glas?“, fragte er und deutete an, die schwere Weinkanne weiterzureichen. Wenn man mit den Leuten ins Gespräch kommen wollte, dann musste der Standesdünkel auch einmal hintanstehen. „Ihr seid der ehrenwerte Meister Beyerle, richtig? Wir hatten ja noch keine Gelegenheit, uns bekannt zu machen. Lares von Mersingen mein Name, ich bin erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen. Verzeiht das Aufhebens um Euer Haus. Es war wahrscheinlich heute nicht euer bester Tag.“ Genau beobachtete der Knappe das alternde Gesicht.

Der ältere Mann bedeutete Lares, dass sein Krug noch voll sei und seufzte als er auf die Frage des Knappen einging. "Wem sagt Ihr das? Da gibt man jemanden Arbeit und wie wird es einem vergolten? Erst benutzt sie meine Druckerei für die Herstellung dieser Schundtexte und dann steckt sie meine Druckerei auch noch an!" Albin Beyerle schlug frustiert mit der Faust auf den Tisch. "Was soll nun aus meiner Familie und mir werden, frage ich Euch. Der Name Beyerle wird allzeit verbunden sein mit diesem Skandal und niemand wird mehr etwas mit mir zu tun haben wollen. Dabei hatte ich damit doch nichts zu tun." War er gerade noch wütend gewesen, hatte ihn gerade die Verzweiflung gepackt.

[Lares] Der Mersinger Knappe schreckte auf, als der betrübte Mann so kraftvoll auf den Tisch donnerte. Dem alten Herrn hatte er solch eine energische Geste nicht zugetraut. Er hatte Mitleid mit dem Häufchen Verzweiflung. Und leider, so musste er konstatieren, hatte er Recht. Seinen guten Namen würde er kaum mehr reinwaschen können. Hoffentlich hatten nicht allzu viele Unbeteiligte Wind von der Sache bekommen. Lares legte ihm behutsam eine Hand auf die Schulter. „Das ist uns völlig bewusst. Niemand würde nach dem Geständnis Eurer – ehemaligen – Gesellin Euch und Euer Haus verdächtigen wollen. So gut es uns gelang haben wir den Mantel des Schweigens über die Angelegenheit gebreitet. Es ist schon für unsere Ermittlungen von Bedeutung, nicht zu sehr aufzufallen. Ich bin zuversichtlich, dass Ihr bald wieder auf soliden Beinen stehen werdet. Womöglich können wir das Herzogenhaus davon überzeugen, euch unter die Arme zu greifen. Schließlich seid Ihr hier tragisches Opfer und nicht Täter.“ Lares trank demonstrativ einen tiefen Schluck aus seinem Becher, um den Druckermeister zum Mittrinken anzuregen. Vielleicht würde ihn der Alkohol etwas lockerer machen. „Könnt Ihr Euch vorstellen, woher die Druckertinte für das Druckwerk stammte? Eure Lagerbestände waren es ja nunmal abgesehen von den besonderen Ingredienzien nicht. Druckertinte findet man nicht an jeder Straßenecke, habe ich nicht Recht? Und das ganze Papier! Könntet Ihr euch vorstellen, wer so viel Material so einfach heranschaffen könnte?“

Der alte Mann starrte Lares über den Rand seines Kruges lange an, bevor er selbst einen Schluck trank. "Meint Ihr wirklich, dass ich mein Geschäft weiterbetreiben kann?" Ein kleiner Funke der Hoffnung glom, gleich einer kleinen Kerzenflamme in finstrer Nacht, in seinen Augen auf, wo vorher noch tiefschwarze Verzweiflung war. Nun, da Albin einen Ausweg sah, kehrte wieder Farbe in sein Gesicht zurück und sein Rücken straffte sich ein wenig. "Ihr wolltet etwas zu der Tinte wissen, die Pamina verwendete? Auch Magister von Grauningen fragte mich nach der Tinte und zeigte mir dieses schändliche Schriftstück. Die Mischung sieht aus als ob sie von den Geisslers gekommen wäre. Die Farbe ist ganz charakteristisch und unverwechselbar." Meister Beyerle, jetzt ganz in seinem Element, tat einen weiteren tiefen Schluck und sprach dann weiter. "Das Wasserzeichen im Papier zeigt deutlich seine Herkunft. Ich glaube, alle Druckereien in Elenvina beziehen dieses Papier. Ich müsste die Bücher prüfen, aber ich will nicht ausschließen, dass es aus meiner Druckerei stammt. Pamina war unter anderem für das Papier zuständig und hat selbstständig Bestellungen tätigen dürfen, wenn es knapp wurde. Ein Fehler wie ich nun feststellen muss." stellte Albin verbittert fest.

[Lares] Lares nickte kaum merklich. „Aus Fehlern lernt man – und macht sie am Besten kein zweites Mal“, meinte er lapidar und wischte mit der Hand jeden Zweifel weg. „Es wäre uns eine große Hilfe, wenn Ihr eure Bücher prüfen würdet. Jede Spur hilft uns weiter. Allerdings hoch spannend finde ich die Frage der Tinte! Wer es schafft, aus einer Druckerei solch wichtige Ingredienzien herauszuschmuggeln, braucht gute Verbindungen. Ich zumindest stelle mir vor, dass in Ihrem Gewerbe Verschwiegenheit wichtig ist – nicht nur bezüglich des Auftraggebers, sondern auch in Bezug auf das verwendete Material.“ Er zuckte mit den Achseln und trank einen tiefen Schluck. „Könntet Ihr Euch vorstellen, wer so ein Papier in Auftrag gegeben hätte?&ldquo

"Euer Wort in der Zwölfe Ohr." seufzte der Druckereibesitzer und nahm ein kleines Stück Käse. Er begutachtete den Käse von allen Seiten und dachte offenbar nach. "Ich würde es dem alten Geissler durchaus zutrauen, dass er seine Tinte unter der Hand verkauft hat und nun behauptet sie sei ihm gestohlen worden. Wahrlich, das würde ihm ähnlich sehen." Albin sah den jungen Knappen direkt an. "Wenn Ihr mich gestern gefragt hättet wer denn ein solches Machwerk drucken würde, dann hätte ich euch die Druckerei Geissler genannt. Eigentlich seltsam, dass sie es nicht getan haben." Er unterbrach sich, biss endlich vom Käse in seiner Hand ab und kaute eine Weile bevor er weitersprach. "Aber solche Gedanken überlasse ich Euch. Um Eure letzte Frage zu beantworten. Ich wüsste direkt niemanden der dieses Papier in Auftrag gegeben hätte. Wahrscheinlich jemand, der auf die Koradiner nicht gut zu sprechen oder unglücklich darüber ist, dass nicht Graf Frankwart Herzog ist. Aber das sind nur laute Überlegungen, keinesfalls eine Tatsache." Albin zuckte mit den Schultern und seufzte abermals. "Und dabei hatte dieser Götterlauf so gut begonnen." Der Meister schüttelte den Kopf und tat einen tiefen Schluck aus seinem Krug, der diesen leerte.

[Lares] „Lief das Geschäft gut? Waren große Aufträge dabei? Irgendwas Ungewöhnliches?“, fragte der Knappe nonchalant. Ihm kam fragwürdig vor, warum die Geisslers bisher kaum eine Rolle in den Ermittlungen spielten. Wenn diese mit krummen Geschäften schon im Vorfeld aufgefallen wären, dann hätte das doch schon Aufhebens erregen müssen, oder? Auf jeden Fall würden sie denen noch einen Besuch abstatten müssen. Vielleicht konnte Meister Beyerle ja noch genauer erzählen, welche Geschäfte seine Konkurrenz noch abzuwickeln pflegte. Aber eins nach dem anderen.

„In den letzten Götterläufen hatte uns die Druckerei Garoschax einen Kunden nach dem anderen weggeschnappt. Aber seit diesem Jahr geht es wieder aufwärts. Wir haben mehrere, stellenweise recht große Aufträge bekommen. Aber da war nichts Auffälliges dabei. Naja, und dann kamen wieder die Einladungen zu Abendgesellschaften, wie in den guten alten Zeiten.“ Der alte Mann verstummte und schüttelte traurig den Kopf. „Aber das wird jetzt wieder vorbei sein, nicht wahr?“

[Lares] „Kann es sein, Meister Beyerle, dass ihr eine etwas pessimistische Seele seid?“ Der Knappe schaute den Druckermeister mit hochgezogener Augenbraue kurz an. „Niemand kann auf Fatas Seiten blicken, nicht einmal der Herr Magus, der dort hinten zu Gange ist“, meinte er und deutete über seine Schulter. „Deshalb macht euch nicht zu viele Gedanken über Dinge, die ihr auf Euch zukommen lassen müsst. Vielleicht vermag Euch ein wenig Schadenfreude aufzubauen. Ich glaube kaum, dass Ihr der Einzige sein werdet, der nicht unbeschadet aus dieser Affäre herauskommt. Wenn wir gerade dabei sind: Was für Geschäfte pflegte Eure Konkurrenz so abzuwickeln? Ihr habt sicher einen Grund, wenn Ihr die Herrschaften Geissler für verdächtig haltet. Woher kommt der zweifelhafte Ruf dieser Leute?“

Albin schnaubte verächtlich als Lares auf die Geisslers zu sprechen kam. „Eine Bande von Halunken sind sie. Bei den Lagerhäusern direkt am Güldenschatten gelegen, gehen sie dem Druckerhandwerk nach. Manche munkeln, sie würden dort Fälschungen von offiziellen Dokumenten herstellen und alles drucken, solange es Dukaten bringt. Dem alten Geissler sagt man sogar nach, dass er nach einem Streit, die alte Papiermühle der Familie Haderer angezündet haben soll. Aber man konnte ihm nie etwas nachweisen.“ Das Feuer in den Augen des Druckereibesitzers verlosch und er legte seinen Kopf in seine Hände. „Die Familie Horch wird mich und meine Familie nie wieder zu sich einladen und die Geschäftsbeziehung beenden. Verdammt sei Pamina!“

[Lares] „Euren rechtschaffenen Zorn kann ich nur zu gut verstehen. Sie wird ihre gerechte Strafe vor dem Herrn PRAios noch bekommen, das verspreche ich euch. Was die Geschäftsbeziehungen angeht, vertraut ein bisschen auf die Nachsicht der Leute. Jedermann weiß, wie schwierig es ist, vertrauenswürdige Untertanen, Mitarbeiter oder ähnliches zu finden…“ ‚Vor allem ich‘, dachte sich der Knappe und nach noch einen Schluck. Er legte dem Drucker eine Hand auf die Schulter. „Und nun, erzählt mir Genaueres über die Geschäfte der Geisslers mit Dokumentenfälschungen. Vielleicht ergibt sich daraus eine Fährte.“

In diesem Moment öffnete sich die Tür und Grimbald betrat den Raum, dicht gefolgt von Basin und wenig später auch Fedora und Loriann.

[Fedora] Bald nach Basin, betraten die Firnholzer Damen den Raum mit einer großen Tafel, auf der duftende Brotlaibe ruhten, Wurstplatten und Käse aufgetischt waren, und an der sich Lares und der Druckermeister Beyerle unterhielten. Die letzte Frage, die Lares soeben gestellt hatte, bekam Fedora mit, und setzte sich neben die beiden, um die Antwort zu hören. Obwohl all die Speisen allzu verlockend aussahen, wartete sie doch auf diesen Bediensteten von Magister Lukardis, und war unschlüssig, ob sie bedient würde, oder sich selbst bedienen sollte. Sie wollte nicht gierig erscheinen, oder jemanden brüskieren, indem sie sich selbst bediente...So lauschte sie lieber dem Gespräch.

[Loriann] Loriann machte es weniger kompliziert und bediente sich einfach. Das Brot roch einfach zu lecker. Außerdem war sie nach der ganzen Verhörerei dankbar für ein wenig Abwechslung. Zwar hatte die magische Untersuchung ergeben, dass Pamina die Wahrheit gesprochen hatte, aber unabhängig von dieser Tatsache brummte Loriann nun der Kopf. Daher ging sie zu einem der Fenster – irgendwie war das so ihr Ding, das mit den Fenstern – und öffnete es für ein paar Atemzüge Frischluft, während sie in eines der Brote biss und nur nebenher lauschte, was die anderen sprachen. Es interessierte sie ja schon, doch im Moment brauchte sie eine kurze Auszeit. Ihre Gedanken schweiften so auch für einige Momente ab, aus dem Raum, dem Haus und in die Stadt hinein. Sie musste an Roric denken, der mit Sicherheit nicht wusste, wo sie steckte und von dem sie hoffte, dass er sich deswegen keine Sorgen machte. Eingeschüchtert durch das große Publikum zögerte Albin Beyerle ein wenig. "Wie ich schon sagte, das sind die Gerüchte die man sich erzählt. Aber glaubt Ihr, die Geisslers würden nicht im Kerker sitzen, wenn es Beweise für die Gerüchte gäbe?" Frustriert donnerte er seine Faust auf den Tisch. "Wenn Ihr erlaubt, ziehe ich mich nun zurück. Ich muss ein wenig zur Ruhe kommen und überlegen wie ich meiner Frau erkläre, warum wir zukünftig nicht mehr zu den Horchs eingeladen werden." Müde erhob sich Meister Beyerle.

[Lares] Der junge Knappe blickte auf und mühte sich so etwas wie ein Lächeln ab. „Kopf hoch“, murmelte er und nickte dem alten Mann zu. Er lehnte sich auf der Bank zurück. Dabei konnte er spüren, wie heftig ihm der Wein zu Kopfe gestiegen war. Eigentlich vertrug er eine ganze Menge Alkohol, allerdings war der Tag lang gewesen und er hatte kaum etwas zwischen die Zähne bekommen. Das musste er unbedingt nachholen. Er griff sich einen Teller und etwas Brot, dann säbelte er mit einem Messer dicke Scheiben des köstlichen Schinkens herunter. Er musste sich beherrschen, die Speisen nicht einfach herunterzuschlingen. Er saß da, genoss das Essen und schwieg.

[Basin] Nur am Rande hatte Basin noch das Ende des Gespräches zwischen Meister Beyerle und Lares mitbekommen. Irgendetwas von wegen Dokumentenfälschungen und Geisslers, aber das hatte Zeit. Der Tag war auf seine Art anstrengend gewesen. Er hatte kein Problem damit von morgens bis abends bei schmaler Kost seiner Beute im Wald nachzustellen, aber heute musste er viel Energie fürs Grübeln und Kombinieren aufwenden. Ganz abgesehen davon das in ein verrauchtes Haus zu rennen, nicht die klügste Entscheidung für sein Wohlbefinden gewesen ist. Währenddessen war er zielstrebig in die Mitte des Raumes geschritten und bediente sich am schweren Holztisch. Ein wenig dünn geschnittener Schinken, etwas Käse, Brot und dazu einen Becher voll Tee. Anschließend ließ er sich gegenüber von Lares nieder, prostete ihm kurz zu und sah sich beim Essen im Raum um. Als er im Licht der Kandelaber sah wie sich der junge Alrik zum Schlafen zusammengerollt hatte, musste Basin unterdrückt gähnen. Nach dem Essen sollte er dringend in seine Unterkunft zurückkehren! An seine Mitstreiter gewandt fragte er dann: „Wollen wir dann die heutigen Ereignisse auf uns wirken lassen und uns morgen früh wieder hier treffen?“

[Fedora] Nachdem Meister Beyerle sich verabschiedet hatte, und die Gruppe unter sich war, tat es Fedora den anderen gleich, und bediente sich an den reichhaltig aufgetischten Speisen. Sie goss sich Wein ein und biss herzhaft in ein Stück Käse. Als sie den ersten Hunger gestillt hatte, und Basin die Frage nach dem Ende des Tages gestellt hatte, schluckte sie einen Bissen Brot herunter, und antwortete: „Eine gute Idee, wir sollten uns alle zur Ruhe begeben. Vielleicht kann uns Lares morgen nochmal berichten, was Meister Beyerle noch über diese Pamina zu berichten wusste, aber ich denke, er selbst ist nicht in die Verbrechen verwickelt, die sie selbstständig begangen hat. Sie hat eben nur seine Druckerei und Werkzeuge verwendet. Falls wir noch Fragen haben, müssen wir uns eben morgen nochmal direkt an ihn wenden, um die letzten Unklarheiten zu klären. Und dann müssen wir uns überlegen, wie wir der Hintermänner und Auftraggeber habhaft werden... Wir sollten uns einfach morgen früh wieder treffen, um die nächsten Schritte zu beraten, wenn der Magister so nett ist, uns ein weiteres Mal seine Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen? Dann schlage ich ein Treffen um die neunte Stunde vor.“

[Loriann] "Klingt vernünftig." Loriann nickte zustimmend, bevor sie sich an Fedora wandte. "Und wir sollten uns noch nach einer Unterkunft umsehen, Baroness. Ich, ähm, kenne diese Stadt nicht. Wo kommt man hier gut und günstig unter, weiß das jemand von euch?" Ein Blick in die Runde. Die Reussensteinerin dachte an ihre Börse, die nicht so viel hergab und daran, dass ein Aufenthalt in der Herzogenstadt teuer sein konnte. Und auch daran, dass sie ungern ihrer neuen Freundin auf der Tasche liegen wollte.

[Lares] Der Mersinger schreckte auf. „Was? Ja, ähm. Lasst uns das morgen besprechen“, stammelte er. Über das Essen und den Wein schien er etwas abgeschwiffen zu sein. Ein Bett würde das Problem lösen.

[Grimbald] In Gedanken versunken hatte Grimbald den Raum betreten und hatte sich auf die Bank neben Lares gesetzt, wobei er schweigend dem Bier und dem Essen zugesprochen hatte. Von dem Gespräch mit Meister Beyerle hatte er nur mitbekommen, dass es wohl noch eine weitere Druckerei geben sollte, die noch nicht besucht wurde. Er rutschte mit zunehmendem Biergenuss immer tiefer, bis nur noch sein Kopf über der Tischplatte zu sehen war. Erst als die beiden Damen den Raum betraten, setzte er sich wieder ordentlich an den Tisch und versuchte seine glasigen Augen davon abzuhalten, die beiden anzustarren. Jetzt da alle von Betten und Unterkunft sprachen, fiel ihm wieder ein, dass er noch kein Nachtlager hatte. Er sprach den Mersinger an und unterdrückte dabei einen tief in ihm schlummernden Rülpser. : „Lares, wo schlaft ihr? Könnt ihr etwas empfehlen.“ Er hatte den Entschluss gefasst, sich die Suche nach einem Bett so einfach wie möglich zu machen. Auch wenn er sich lieber den Damen angeschlossen hätte…, wenn er nur nicht so furchtbar ungeschickt im Umgang mit Frauen gewesen wäre. Kurz bedachte er die Baroness mit einem flüchtigen Blick, bemerkte aber sofort, wie ihm das Blut zu Kopf stieg. „Verdammt, nicht mal wenn ich abgefüllt bin, hört das auf“, schalt er sich in Gedanken. Er dachte kurz an seinen Vater, welcher, wenn er getrunken hatte, immer von einer Traube Frauen umringt war. Gut dies waren auch keine edlen Damen, sondern meist Dirnen, die auf leicht verdientes Geld aus waren oder angesetzt wurden, aber sein Vater hatte damit nie Probleme gehabt... Naja, wie dem auch sei, ein Bett musste her und zwar so schnell wie möglich. Außerdem musste er dringend mal den Abort besuchen, das Bier trieb mittlerweile fast unaufhaltsam. Auf eine Antwort von Lares wartend, begann er auf seinem Platz unruhig hin und her zu rutschen.

[Lares] Na da war ja mal einer nervös. Und immer dieses Gestarre! Wäre er nicht selbst müde und erschöpft gewesen – und hätte gerade noch Löcher in die Luft geschaut – hätte er Grimbald wohl eine Lektion in Tugendhaftigkeit erteilen müssen. So meinte er nur: „Ich habe selbst noch keine Unterkunft und es ist schon ein Weilchen her, seitdem ich zuletzt in Elenvina war. Insbesondere hatte ich damals die Möglichkeit, in der Wehrhalle zu nächtigen. Naja, und für Tavernen war ich auch noch zu jung… Aber wir werden schon einen Schlafplatz finden.“ Lares schaute sich im Raum um und zählte im Geiste durch. „Allerdings für alle am selben Ort? Hmm.“

Ein weiteres Mal öffnete sich die Tür und ein müde wirkender Lukardis betrat den Raum. „Leider kann ich Euch hier keine Übernachtungsmöglichkeit anbieten, die Gästezimmer sind allesamt belegt. In der Stadt gäbe es die Hotels Fischkönig und Goldenen Greifen. Aber auch die Pension Wellenblick hat einen guten Ruf, wie ich hörte.“ Er blieb im Raum stehen und stützte sich auf seinen Stab. „Wenn ihr es wünscht, können wir uns morgen früh gerne wieder hier treffen und das weitere Vorgehen besprechen.“

[Fedora] „Gut dann, wie wäre es mit der neunten Praiosstunde, so haben wir alle eine Mütze voll Schlaf und ein stärkendes Frühstück, bevor es weitergeht.“ zu Lorainn gewandt meinte sie: „Wir sollten zuallererst zum Dienstgebäude des Allwasservogts zurückkehren, unmittelbar dort haben wir unsere Pferde und unsere Begleiter zurückgelassen, sicher haben sich die beiden auch bereits um ein Nachtlager gekümmert! Ich gehe davon aus, Belfionn hat bereits etwas angemessenes gefunden und die Pferde vernünftig untergestellt. Wir sollten dorthin zurückkehren, wo wir uns trennten!“

[Loriann] "Das ist eine gute Idee." antwortete Loriann nickend und setzte ihre Hoffnungen darauf, dass Belfionn, wie Fedora sagte, einen Überblick hielt. Denn den konnte sie Roric als Fremder in dieser fremden Stadt, bei aller Liebe, nicht zutrauen.

[Fedora] Danach schickte sie sich an, sich vom Tische zu erheben, trat an den Magister heran, und sprach: „Vielen Dank für Eure Gastfreundschaft, und Speis' und Trank, wir werden uns dann morgen wieder hier einfinden.“ In die Runde gewandt, sprach sie: „Ich wünsche Euch allen eine geruhsame Nacht.“ Dann war sie drauf und dran, sich zum Aufbruch zu wenden, und wartete auf Loriann, die sich sogleich anschloss. Den Blicken, die Grimbald auf sie geworfen hatte, schenkte sie keinerlei weitere Beachtung. Sie hatte es wohl bemerkt und dachte sich auch ihren Teil dazu, aber sie war zu müde, um sich dazu zu äußern, und es war ja auch nichts weiter passiert...

[Basin] Basin hatte sich zum Thema Unterkunft überhaupt keine Gedanken mehr gemacht, hatte er sich doch noch bevor er beim Allwasservogt vorstellig wurde einquartiert und frisch gemacht. Sogar das gleiche Zimmer wie seiner Zeit am Rechtsseminar hatte er in der kleinen Unterkunft erhalten. Als Fedora nun allgemeine Aufbruchsstimmung heraufbeschwor, erhob auch er sich. Noch einmal die Trägheit niederringend bedankte auch Basin sich für die traviagefällige Bewirtung und wandte sich, eine gesengte Nachtruhe wünschend, langsam zum Gehen.

[Lares] „Hmm. Bis morgen.“, murmelte er. Er würde es in der Pension Wellenblick versuchen. Das klang seinem Knappengeldbeutel angemessen. Im Stillen verfluchte er seinen Vater auf’s Neue. Eine anständige Alimentierung wäre doch möglich gewesen.

[Grimbald] Ohne weitere Umstände stand der Raboschsalmer auf und folgte Lares. Dann blieb er aber doch noch stehen. „Lares würde es euch etwas ausmachen noch kurz zu warten, ich muss nochmal kurz den Abort besuchen.“ Dann können wir sofort los. Oder ihr erklärt mir kurz, wo ich die Herberge finden kann, dann komme ich nach.“ Etwas leiser fügte er noch hinzu: „ Ich würde dann auch noch etwas hochprozentigeres als ausgeben, als dieses Kinderbier, wenn ihr mögt.“ Mit einem albernen Grinsen, verschwand Grimbald durch die Tür und als er sich unbeobachtet wähnte, entwich ihm mit erleichtertem Gesichtsausdruck der zu lang unterdrückte Rülpser.

[Lares] Der Mersinger drehte sich verdutzt um und blickte Grimbald einen Moment nach. Jetzt auch noch Stadtführer, was würde heute noch alles folgen? Er meinte, sich an die Pension Wellenblick erinnern zu können, aber 100% sicher war er sich nicht. Naja, irgendwie würden sie da schon hinfinden. Wenn Grimbald endlich fertig würde… Der Knappe seufzte schicksalsergeben, verdrehte die Augen und stand sich die Beine in den Bauch.

[Grimbald] Sichtlich erleichtert machte sich Grimbald auf den Rückweg. Bevor er zurück zu Lares ging, öffnete er die Tür, in dem das Verhör stattgefunden hatte und blickte sich im Raum um. Viel war in der im Saal herrschenden Dunkelheit nicht zu sehen. Nur das Licht, das aus dem Gang in den Saal fiel erleuchtete einen kleinen Teil des Raums. Der Saal sah so aus, wie sie ihn zurückgelassen hatten, wenn man davon absah, dass sich niemand mehr darin aufhielt und der Tisch sauber abgeräumt worden war.

Als alle wieder zusammengefunden hatten, führte Lukardis sie selbst zur Pforte. Mit freundlichen Worten verabschiedete er sich, bevor er hinter dem Letzten die Pforte wieder schloss und zurück ins Helle ging.


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