Orks in Paggenau

Orks in Paggenau

Orks in Paggenau

Autor: RekkiThorkarson, Rodaschquell

Phex 1042 B.F.

Es war Anfang Phex, die Monde in denen der grimme Herr des Winters die Lande in seinem eisigen Griff gehalten hatte waren gerade vorbei, die Flüsse liefen aufgrund der Unmengen an Schmelzwasser über und die Natur begann sich mit ihrem grünen Kleid zu schmücken, als eine Brieftaube die Residenz des Vogtes von Nilsitz im hoch gelegenen Stadtteil Isarnon in der von Zwergen dominierten Stadt Senalosch erreichte.
Zunächst wurde diesem Umstand nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt, hatte seine Wohlgeboren Borindarax, der Sohn des Barbaxosch doch weitreichenden Kontakt zu fast allen Vögten und Baronen der Grafschaft Isenhag etabliert. Doch kurze Zeit später, als die rechte Hand des Vogtes, Boindil, der Sohn des Borintosch die Zeilen überflog, wurde die Tragweite der Nachricht deutlich, so dass der Soldat die Treppe in die tiefen Kellergewölbe, welche der Vogt als Arbeitsräume nutzte, herunter rannte und dabei fast ins Straucheln geriet.
Borindarax, welcher Boindil aufgrund seiner laut hörbaren Hatz bei eintreten in seine Stube überrascht ansah, streckte nur die Hand aus, als er registrierte, dass der Ältere ein winziges Stückchen Pergament in Händen hielt. Hastig überflog er die in wahnwitzig kleinen Lettern verfasste Nachricht.

Gegeben zu Burg Rodaschblick am 2.Tage des Phex-Mondes im Jahre 1042 nach dem Fall des vielgetürmten Bosparan

Euer Hochgeboren, gar furchtbare Nachrichten sind es, mit denen ich mich an Euch zu wenden gezwungen bin.
Eine große Rotte von widerlichen Schwarzpelzen treibt ihr Unwesen in den Ausläufern der Ingrakuppen, und rasches Eingreifen ist notwendig.
Ungeachtet der Frage, wie es ihr überhaupt gelingen konnte, unbemerkt so weit nach Süden vorzudringen, müssen wir uns dieser Bedrohung rasch annehmen.
Wie meine Ritter mir anhand der Berichte von Flüchtlingen mitgeteilt haben, hat eine Gruppe von geschätzt vierzig Orks am 28.Tage des Tsa-Mondes das Gut Mistelhof des gräflichen Lehens Paggenau überfallen, geplündert und teilweise niedergebrannt. Ein Teil der Bewohner konnte sich glücklicherweise nach Burg Greifenhöck retten. Andere Güter und Weiler der Umgebung wurden gewarnt, können jedoch nicht alle geräumt werden.
Rodaschquell wird tun, was immer seiner Macht steht, um sich zu wappnen, doch fürchte ich, dass unsere eigene Hausmacht nicht ausreicht, einer solchen Bedrohung in kurzer Zeit angemessen begegnen zu können.
Ich habe meine Ritter angewiesen, Warnungen in alle Winkel des Lehens zu tragen und mit den Bütteln dafür zu sorgen, dass die braven Bauern sich so gut es geht bewaffnen, damit die Siedlungen nicht völlig unvorbereitet und schutzlos sind. Euch, Euer Hochgeboren, raten wir dringlichst dazu, es genauso zu halten.
Ich habe in dieser Angelegenheit seine Hochgeboren Graf Ghambir um Hilfe ersucht und auch die umliegenden Baronien und Vogteien gewarnt.
In der Hoffnung, dass meine Nachricht Euch rechtzeitig erreicht und wir schon bald in der Lage sein werden, diese furchtbare Bedrohung abzuwenden, verbleibe ich.

gezeichnet Liana Alyandéra Morgenrot von Rodaschquell


Borindarax ließ die Hand mit dem Zettelchen erschrocken auf die Oberfläche seines großen Schreibtisches fallen und sah auf. Seine Augen waren geweitet, der Blick ernst, aber entschlossen.
“Informiere den Oberst, unverzüglich. Die Gebirgsjäger müssen ausrücken!”

Kein halbes Stundenglas später preschten Botenreiter aus dem doppelflügeligen Isenhager Tor in der hohen und massiven Stadtmauer Senaloschs. Sie würden die auf Burg Nilsitz, Burg Trollpforz, Burg Colbrozim und die in den Kasernen von Albenhus stationierten Banner des Eisenwalder Garderegimentes Ingerimms Hammer in Alarmbereitschaft versetzen.

Das viert Banner des schweren Fussvolks, die Malmardorum und das erste Banner Schützen der Isnadorum würden aus Albenhus, der Stadt am Großen Fluss los marschieren, während das leicht gerüstete zweite Schützenbanner, die sogenannten Gebirgsjäger von Senalosch aus sofort aufbrechen würden.
Die fünfzig Angroschim dieses letztgenannten Banners waren sowas wie die Speerspitze der militärischen Verteidigung des Isenhag und ihr neuer, seit dem Feldzug amtierender Oberst war gewillt sie über deren Grenze einzusetzen. Dank einer neuen, militärischen Karte, welche nicht nur für reguläre Truppen unbegehbare Gebirgspässe, sondern auch Tunnel- und Höhlensysteme beinhaltete und einer exzellenten Ausrüstung fürs Hochgebirge, konnten sie in kurzer Zeit jeden Ort der Grafschaft und natürlich auch deren Grenze erreichen. Gräflich Paggenau war ein Grenzlehen des Isenhag und gehört zur Landgraschaft Gratenfels, der größten Grafschaft der Nordmarken.

Im Eil-, ja fast Gewaltmarsch durchmaß das Elitebanner die sich vor ihnen schier unendlichen ausbreitenden Tunnel Isnatoschs in Richtung des anderen, großen Reiches der Angroschim im Firun. Ihr Oberst marschierte an der Spitze, spornte sie an und trieb sie erbarmungslos zur Höchstleistung.

Dwarosch spürte den fauligen Atem des Mantikor in seinem Nacken, in der ewigen Dunkelheit unter dem Berg, wie dereinst auf dem Weg nach Makamesh als ER ihn erwählt und zu seinem Werkzeug gemacht hatte.
Diese Mission war aus zweierlei Gründen besonders.
Die Orks waren sowas wie der Erbfeind der Angroschim, die Rasse, die ebenso wie die Zwerge bedeutend vor den Güldenländern den Kontinent bevölkert und mit denen es in der Geschichte so oft Kriege gegeben hatte.
Aber es war eben nicht nur das. Es war mehr als der Hass auf die Schwarzpelze. Nein, Dwarosch ahnte, dass dieser Einsatz Kors Pläne tangierte, das ER es war der ihn voran peitschte.

Die Soldaten waren aus Mortrazrom, den Kasernen Senaloschs aufgebrochen und lange unter Tage unterwegs gewesen. Sie hatten die Schlucht des großen Flusses in tief liegenden, uralten Tunneln unterwandert, die weitläufigen Ausläufer des Reiches Xorlosch efferdseitig gestreift und schließlich die Ingrakuppen im Firun des Gebirges verlassen.

Der anbrechende Morgen hatte sie mit eisiger Luft und Dauerregen begrüßt, was die Stimmung unter den Zwergen nach den zurückliegenden Gewaltmärschen nicht unbedingt verbesserte.

Xadresch fluchte und spieh aus. Wäre er doch nur in Senalosch geblieben. Ihm tat jeder einzelne Knochen im Leib weh, darüber hinaus war er der Erschöpfung nahe und völlig durchnässt. Er schüttelte widerwillig den Kopf, für sowas wurde er doch langsam zu alt, auch wenn er gerade einmal einhundertzwanzig Jahre alt war. Den Gedanken daran, dass er freiwillig mitgekommen war, verdrängte er schnell aus seinem Geist. Als es hieß es wären Orks an den Ausläufern der Ingrakuppen gesichtet worden, da hatte er ja schließlich auch nicht überlegt, sondern war mit dem Banner Gebirgsjäger gezogen, auch wenn er nur der Ausbilder an der Armbrust war und eigentlich den aktiven Dienst an der Waffe quittiert hatte.
“Nur ein toter Ork ist ein guter Ork”, knurrte der Scharfschütze mehr zu sich selbst, doch der Oberst neben ihm hatte es vernommen und grinste wölfisch. “Diese Einstellung schätze ich so an dir”, gab Dwarosch zur Antwort.

Fortsetzung