Im Hort des Mantikor

Im Hort des Mantikor

Autoren: RekkiThorkarson, Max, Björn

Ende Ingerimm 1040 B.F.

Der Oberst in Tandosch

Nach seinem Besuch in Brüllenbösen zog es Dwarosch und seine kleine Schar Soldaten weiter gen Efferd, nach Tandosch. In der gleichnamigen Stadt am Rodasch wollte der Oberst des Eisenwalder Garderegimentes Ingerimms Hammer nicht nur den Lehnsherr der Baronie aufsuchen, sondern auch den einzigen Tempel des Herren der Schlachten im ganzen Herzogtum Nordmarken besuchen. Hierfür hatte er sich eine ganz besondere Opfergabe ausgesucht, da er schon länger geplant hatte diese kleine Wallfahrt zu begehen.

Die Stimmung unter den Angroschim war ausgesprochen gut, denn ihre bisherige Reise war ein durchgehender Erfolg gewesen. Man hatte sich mit allen Lehnsherren einig werden können und auch vielfach Zusage für Unterstützung bei dem geplanten Unterfangen erhalten. In dieser Gewissheit hatten der Oberst und sein Adjutant Boringarth auf dem Weg bereits beraten, wohin man sich wenden sollte, wenn der Isenhag neu kartographiert war. Sicher, dies griff vielleicht einigen wichtigen Korrespondenzen mit den Herren kaiserlicher Lehen in der Grafschaft vor und auch alle Barone und Vögte hatte er noch nicht um Erlaubnis gefragt, doch das Momentum zählte. Keiner würde sich seine Sache verschließen, wenn bekannt wurde wer ihm schon alles zugesagt hatte. Außerdem glaubte Dwarosch einerseits nicht an bedeutende Einwände, schließlich diente das Unterfangen der Sicherheit aller und andererseits musste man schon Visionen haben, wenn man Projekte verwirklichen wollte, welche politische Interessen so vieler Adlige betrafen. Ohne einen langen Atem und vorausschauende Planung erreichte man nichts.

Es war ein warmer, wenn auch gleich bedeckter Tag im anbrechenden Rahja- Mond, am Übergang von Frühling auf Sommer, als Dwarosch und seine Männer das letzte Stück des Weges hinter sich brachten. Eine leichte Brise aus Richtung Efferd verschaffte den Tag über etwas Abkühlung, welche die acht zwergischen Soldaten nur begrüßen konnten, marschierten sie doch in Rüstung und mit Gepäck auf dem Rücken.
Aus Brüllenbösen kommend waren sie dem Treidelpfad entlang des Rodasch gefolgt. Nun am Ende einer weiteren Flussbiegung konnten sie von einer Hügelkuppe die Stadt Tandosch erblicken. Ohne begrenzende Mauer wucherte die Stadt in alle Richtungen und umschloss dabei eine steil aufragende Klippe. Besonders der Hafen, in dem gerade zwei Schiffe entladen wurden und der Marktplatz erinnerten aus der Entfernung an ein Ameisennest. Auf den ersten Blick ließen sich der Efferd-Tempel im Hafen und der Traviatempel am Marktplatz ausmachen. Einen Ort der Ruhe hingegen bildete der Boronanger samt Schrein, der von einer Weidenhecke umfasst war. Erst auf den zweiten Blick erkannten sie den Kor-Tempel, ein neuer Gebäudekomplex mit Kaserne, Waffenhalle, Exerzierplatz sowie eigenem Boronanger, eingefasst von einer Wehrmauer.
Von der Residenz der Baronsfamilie war nicht viel zu sehen. Lediglich das tandoscher Banner flatterte über den Zinnen eines Turmes, der sich auf der Klippe erhob. Ein Geschütz darauf beherrschte den Rodasch. Die Klippe wirkte künstlich eingeebnet, doch abgesehen von ein paar Bauten – sie wirkten aus der Entfernung wie Stallungen – war nichts weiter zu erkennen. Jedoch schrie für die kampferprobten Zwerge der Hohlweg, der die Klippe hinauf führte, danach von Angroschim erschaffen und mit Fallen versehen worden zu sein. Es stand also zu erwarten, dass sich die tandoscher Feste in der Klippe befand.

Radomir saß an seinem Schreibtisch und wälzte die Dokumente vor sich. Die Zahlen zeigten ihm, dass die Finanzen des Tempels stimmten. Er unterzeichnete die letzten Schriftstücke und verstaute sie dann in der Ledermappe, die neben ihm lag. Er schwitzte, aber er genoss die Wärme. Müde rieb er sich die Augen und lehnte sich zurück. Er hasste diese Art von Arbeit, aber er wusste auch, dass es zu seinen Aufgaben gehörte.
Als er sich gerade von dem verdünnten Wein nachschenkte klopfte es und Assara, seine Adjutantin trat ein.
„Euer Gnaden“, sie schlug sich sie rechte Faust auf die Brust, „ die Gäste werden in kürze Hier sein.“
„Sehr gut. Stellt das kühle Fass Bier aus dem Keller in die Halle und lass die Truppe antreten. Ich komme gleich.“
Mit einem weiteren Gruß machte die junge Frau kehrt und verließ das Büro. Er nahm einen großen Schluck Wein und erhob sich. Dann zog er das Kettenhemd an, legte Arm- und Beinschienen an, zog den flammend roten Kampfmantel darüber und langte nach dem breitkrempigen schwarzen Hut.
Kurz prüfte er den Sitz der Schienen aus Zwergenstahl und trat dann auf den Balkon, um das antreten seiner Dukatengarde zu beobachten.
Assara brüllte die notwendigen Befehle und die Söldner nahmen Aufstellung. Jeweils zehn standen rechts und links des Tores akkurat ausgerichtet Spalier. Die mattschwarzen Rüstungen sauber geputzt, den schwarzen Umhang mit dem roten Pantherkopf um die Schultern, das Schwert an der Seite und das rot-schwarze Schild vor der Brust.
Wieder einmal, seit KOR ihm diesen Platz gewiesen hatte und der Baron ihn hier in der Baronie in Dienst nahm, erfüllte Stolz sein Herz.
Seine Gedanken kreisten in die Vergangenheit, zurück in die Bal Honak Arena in Al'Anfa. Dort hatte er zum ersten Mal den Ruf des blutigen Vernommen. Dort hatte er sein Noviziat geleistet und seine Weihe erhalten. Dann war er aufgebrochen und nach Hause gekommen. Doch das er hier zum Hauptmanngeweihten werden würde, damit hatte er nicht gerechnet. Nun, er war sich sicher, was auch immer der Plan des Mantikors mit ihm sein mochte, er würde die Zusammenhänge erst erkennen, wenn er das ewige Schlachtfeld betrat.
Er wandte sich um und schritt durch den Raum. Der grosse KOR-Spiess stand in seinem Halter hinter dem Schreibtisch. Er nahm ihn und sprach ein kurzes Gebet, wie jedes mal wenn er die geweihte Waffe in die Hand nahm und ging hinaus.
„Eine grosse Kanne kaltes Bier und einen Imbiss, wenn ich mit meinem Gast wiederkomme!“, sagte er zu dem Hausknecht, der auf dem Flur wartete. „Und schickt einen Boten zum Baron, daß die Zwerge eingetroffen sind. Bewegung!“
Ohne eine Antwort abzuwarten ging er die Treppe hinunter und trat auf den Hof. Die Luft war schwül und der Himmel bleigrau.
„AAACHTUUUNK!“, brüllte Assara als er in den Hof kam. Er wunderte sich jedes mal, wo die relativ kleine drahtige Frau diese Stimme herholte.
„EUER GNADEN, TRUPPE WIE BEFOHLNEN ANGETRETEN!“
„Danke Assara. RÜHRT EUCH!“, donnerte seine tiefe Stimme durch den Hof.
Er trat zu seiner Adjutantin und sprach leise mit ihr. Dann stelle sie sich an ihren Platz und schaute auf das geschlossene Tor, an dem zwei Knechte warteten es auf ein Zeichen hin zu öffnen sobald es klopfte.
Radomir wusste, das der ins Holz geschnitzte Mantikor nun mit geöffnetem Maul und erhobenen Schwanz auf der anderen Seite des Tores die Besucher erwartete.

Die Angroschim strebten, nachdem sie die Stadt betreten hatten, ohne große Umwege dem Tempel des Kor entgegen. Der Oberst hoffte, dass er seine Mannen für die Zeit des Aufenthaltes in Tandosch in dessen Kaserne würde unterbringen können. Doch nicht nur deshalb musste der Sakralbau ihr erste Anlaufpunkt sein. Etwas in Dwarosch zog ihn zum Hort des Mantikors. Zu lange hatte er keinen dem Schlachtengott geweihten Boden mehr betreten. Die Schreine die er nach der Schlacht um Mendena vor dessen Mauern und später auf Burg Nilsitz hatte errichten lassen mochten ein würdiger Ort für die Andacht sein und auch wenn er den fauligen Atem des grimmen Schnitters allzu oft in seinem Nacken spürte, so sehnte er sich nach jenem Platz, an dem er IHM ohne Hast Nahe seien konnte.
Dwaroschs Beziehung zum Sohn Angroschs und Rondras war zwiegespalten. Der Zwerg wusste das er bereits in jungen Jahren von Kor auserwählt worden war und nun bereits seit vielen Jahrzehnten, ja mittlerweile gar einem Jahrhundert sein Werk vollbrachte, seinem großen Plan folgte, auch wenn er diesen nicht kannte und noch weniger verstand. Doch dies hieß nicht das Dwarosch Kors Mittel guthieß. Krieg konnte unausweichlich, ja erforderlich sein, doch seine Randerscheinungen, alle die Verrohung, Vernichtung, das unbeschreibliche Leid und der allgegenwärtige Tod der mit ihm einherging konnte schließlich niemand gutheißen. Nein! Aber Dwarosch wusste auch um SEINE Bedeutung, der zwingenden Notwendigkeit SEINER Existenz als Bewahrer der Schöpfung, denn nur ER war der wahre Gott des Krieges, der Kettenhund der Zwölfe. Diese Erkenntnis war Basis seiner Verbindung zu Kor.

Und so war der Sohn des Dwalin ein wenig in Gedanken verloren, als er mitsamt seinen sieben gerüsteten Brüdern und an dessen Kopf das Tor in der Wehrmauer durchmaß, über den Exerzierplatz, den Tempelvorhof schritt und schließlich unmittelbar vor dem Sakralbau, ihrem Ziel zum Stehen kam.
Wie vom Donner gerührt riss der Oberst da die Augen auf und war unmittelbar wieder im hier und jetzt. Das Tor zum Inneren zeigte jenes Abbild Kors, welches er schon so oft erblickt hatte, wie auch auf dem zurückliegenden Feldzug in Mendena- den mächtigen, unwiderstehlichen Leib des Mantikors mit weit aufgerissenem, furchteinflößendem Maul und hoch aufragendem, lauerndem Stachelschwanz.
Nach dem mit so viel Blut und Tod erkauften Sieg über die Hauptstadt der Fürstenkomturei hatte Dwarosch IHN gesehen, wie er mit SEINEM fürchterlichen Skorpionsstachel sterbende Soldaten weiter verwundet hatte, bis sie schließlich schreiend starben. Immer wieder war der Stachel herniedergefahren, damit sich die Verlorenen auf SEINEM ewigen Schlachtfeld einfanden, um SEINE Heerscharen zu verstärken.
Doch es war Nacht gewesen, dichter Nebel war vor den Stadtmauern gelegen und die Schrecken der Schlacht hatten noch seinen Geist dominiert. Dwarosch wusste heute nicht mehr ob er IHN wirklich gesehen hatte, leibhaftig. Doch was er wusste war, dass ER dort gewesen war. Und wenn er auch nur SEIN Abbild gesehen hatte, so hatte es ihn dennoch erschüttert.
Dwarosch trat ganz nah an das Tor und streckte seine Rechte aus. Er ließ seine Finger die Konturen des Reliefs abfahren. Ja, das war ER, so wie ER ihm erschienen war, auch zu anderen, früheren Tagen seines Lebens. Es war eine wunderschöne Arbeit, doch beklemmend, fast ja verstörend real für ihn selbst, der IHN schon so nahe gewesen war.
Kurz schloss der Oberst die Augen, tastete nach der Ruhe in sich, die er während des Zweikampfes stets verspürte, wenn er die Schwächen seines Gegners auslotete. Dwarosch fand sie, atmete tief ein, wieder aus und kloppte kräftig gegen das Portal.

Als er das Klopfen vernahm straffte sich Radomir. Er fasste den KOR-Spieß fester und nickte seiner Adjutantin zu. Sie bellte einen Befehl, die Gardisten sprangen ins Hab acht, und die beiden Bediensteten zogen die Portalflügel auf.
Die Zwerge marschierten ein, nachdem sich das Tor zur Gänze geöffnet hatte. Die Gardisten drehten sich Paarweise, so wie sie sich gegenüberstanden, um 90 Grad mit der Front zu ihrem Hauptmann, und zwar in dem Moment, in dem der letzte Zwerg an ihnen vorbeigeschritten war. Einige der Besucher drehten den Kopf, doch Radomir konnte ihr Minenspiel nicht sehen. Aber der Angroschim der vorne lief musste der Oberst sein, den sein Baron ihm angekündigt hatte.
Dem Oberst stockte zum zweiten Mal der Atem. Er KANNTE den Geweihten, der dort wartete. Auch wenn die große, massige Gestalt mit den Rüstteilen aus Zwergenstahl, dem flammend roten Mantel und dem schwarzen Hut nun um einige Götterläufe älter war. Kurzzeitig war Dwarosch wieder in Al'Anfa. In der Bal Honak Arena. Er war sich felsensicher, dass er Radomir dort hatte Kämpfen sehen, auch wenn das weit mehr als zehn Götterläufe zurück liegen mochte. Radomir den Blutigen hatten sie ihn genannt, doch konnte das möglich sein? Er sah in seiner Erinnerung, wie der Kämpfer nach dem Sieg seinem Gegner das Herz herausriss und neben dessen Kopf in den Sand der Arena legte, um sich danach mit blutverschmierten Händen und laut lachend von der Menge feiern zu lassen. Und nun stand Radomir hier, als Geweihter den Mantikors.
Bevor Dwarosch seine Überlegung fortsetzen konnte donnerte die Stimme des Geweihten durch den Innenhof: „Oberst Dwarosch, Sohn des Dwalin. Im Namen dessen, der lachend über das Schlachtfeld schreitet und im Namen des Barons Irian von Tandosch begrüße ich, Radomir von Tandosch, Euch und Eure Kameraden im Tempel des Schwarzen Mantikors. Tretet auf den geweihten Boden und seid uns als Gast willkommen.“
„Im Namen Kors danke ich Euch, Hauptmanngeweihter des Tempels“, antwortete Dwarosch, dessen Stimme vor Überraschung nicht ganz so fest klang wie er es beabsichtigt hatte. Radomir stieß das Ende seines Kor Spießes auf den Boden, und die Frau mit den kurzgeschorenen Haaren brüllte Befehle über den Hof. Die Gardisten machten kehrt und marschierten aus dem Hof, so dass der Geweihte allein mit den Gästen und seiner Adjutantin zurückblieb. Er schritt vor und streckte dem Oberst die Hand entgegen. „Ich freue mich, Euch begrüßen zu können, Oberst. Dies ist Leutnant Assara ter Boven, meine Adjutantin. Wenn ihr erlaubt wird sie mit Euren Gefährten in kühle Kasernenhalle gehen, ich habe dort einen kleinen Imbiss und kühles Bier bereitstellen lassen. Euch möchte ich in meine Räume einladen, auch dort wartet ein Imbiss auf Euch. Wenn ihr mich begleiten wollt, ich führe Euch hinauf.“ Mit diesen Worten und einer einladenden Geste deutete er auf eine Treppe am größten Gebäude im Innenhof.

„Es wird mir eine Ehre sein“, entgegnete der Zwerg dem Geweihten. Dann drehte er sich zu seinem Adjutanten Boringarth um und gab diesem mit einem kurzen Kopfnicken zu verstehen, dass die Soldaten dem Leutnant in die Kasernen folgen sollten.
Bald darauf folgte der Oberst Radomir in dessen privates Refugium. „Ich denke unsere Wege haben sich schon früher gekreuzt“, richtete der Zwerg schon unterwegs das Wort an Radomir, während sie nebeneinander her schritten „Ich war nicht sehr oft in Al’Anfa, was daran liegen mag, dass ich trotz meines Alters Schiffe nie sonderlich zu schätzen gelernt habe, aber meine Besuche in der Arena habe ich sehr bildlich in meinen Erinnerungen bewahren können. Ihr wart einst ein gefeierter Gladiator, richtig?“
Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, dennoch hatte der Geweihte den Eindruck, als wolle der Angroschim eine endgültige Bestätigung seiner Annahme.

Radomir stockte kurz und blieb stehen. Es war angenehm kühl in dem Gang. „Ihr habt mich kämpfen sehen, Dwarosch? Das muss fast 15 Götterläufe her sein. Ich war Sklave, und habe mir in der Arena meine Freiheit erkämpft. Dort habe ich auch den Ruf des blutigen vernommen und ihm jeden Kampf und jedes Herz meiner Gegner als Opfer dargebracht.“ Der Zwerg schluckte. Sklave. Er fühlte das er besser nicht hätte Fragen sollen.
Radomir wandte sich dem Oberst zu und blickte ihm fest in die Augen. In seinen dunklen Augen schien es im Halbdunkel des Steinflures zu glimmen. Dwarosch fühlte sich, als würde sich die Dunkelheit um sie herum verdichten und der Mantel des Geweihten rot zu leuchten. Er blinzelte, dann war alles wieder normal. Radomir lachte und legte dem Oberst die Hand auf die Schulter, an der der kleine Finger fehlte.
„Macht euch keine Sorgen, weder seid ihr mit der Frage an ein Geheimnis gekommen, noch habt Ihr mich in irgendeiner Weise verletzt. Ich weiß, dass ER meine Schritte von Anfang an gelenkt hat, auch in die Sklaverei. Und von dort in die Arena. Ich habe mit dem Richter der neun Streiche nach einem Kampf darüber gesprochen, und auch er ist dieser Meinung. Es hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Inzwischen zähle ich zu den Mystikern unserer Bruderschaft des Blutes, denn immerhin bin ich mit meinen 42 Götterläufen schon alt, jedenfalls für einen KOR-Geweihten. Aber SEIN Plan mit mir scheint noch nicht an seinem Ende angekommen zu sein.“
Dwarosch war fasziniert von dem was er hörte. „Eine Frage noch, euer Gnaden. Ich habe euch bei einigen eurer Kämpfe euch angefeuert, und ich muss auch erwähnen, dass ich eine gute Summe mit einer Wette auf euch gewonnen habe, es war ein Kampf gegen vier Gegner damals. Wisst ihr, wie viele…. „Dwarosch brach ab, wusste nicht wie er die Frage formulieren sollte, doch Radomir wusste sofort, worauf er hinaus wollte. Er straffte sich und erlaubte sich ein klein wenig Stolz in seiner Stimme mitschwingen zu lassen. „358 Herzen habe ich IHM geopfert. 358 und meinen kleinen Finger. Die unter meiner Wut im Feld gefallenen nicht mitgerechnet. Doch nun kommt, ich denke ihr könnt ein kühles Bier und einen Imbiss vertragen. Heut Abend geleite ich dann Euch und Eure Begleiter hinauf auf die Burg, seine Hochwohlgeboren lädt zum Bankett.“
Mit diesen Worten drehte er sich um und machte zwei Schritte, um die Tür zu seinem Arbeitsraum zu öffnen und den Gast, der noch immer an derselben Stelle stand und das eben gehörte verarbeitete, einzulassen. Der Oberst beeilte sich, den Raum zu betreten und kam in ein einfaches, aber gemütlich eingerichtetes Arbeitszimmer. Ein großer Schreibtisch mit einem schweren gepolsterten Sessel dominierte den Raum. Er stand vor einer Tür, die wohl auf den Balkon führte den er vom Hof aus gesehen hatte. Rechter Hand stand ein Tisch mit vier Stühlen, auf dem kalter Braten, Honig, Butter und frisches Schwarzbrot mit Zwiebeln stand. Dazu eine große Kanne und zwei Humpen. Der unverkennbare Duft von kühlem Schwarzbier stieg ihm in die Nase. Am auffälligsten war das Waffenregal an der Wand. Dort befand sich ein Schwert in einer schwarzroten Scheide, auf der ein KOR-Symbol aus Zinn angebracht war. Darüber lag im nächsten Halter eine Streitaxt, darüber ein massiver, eindeutig von Zwergen gefertigter Streithammer, darüber eine Streitaxt. Unten im Waffenständer stand ein schwarzroter Schild. Was den Oberst jedoch am meisten in seinen Bann schlug war das edel gearbeitete Holzschwert, das ganz oben im Waffenständer lag. Es war aus Mohagoni gefertigt und hatte einen hellen Griff mit Schildpattintarsien.
„Das Schwert meiner Freiheit, mir gegeben nach meinem letzten Kampf vom damaligen Wahrer des Codex. Er nahm mich aus der Sklaverei ins Noviziat.“ Erklang die dunkle ruhige Stimme Radomirs, der dem Blick seines Gastes gefolgt war.
„Doch nun kommt, lasst uns ablegen und zu Tisch gehen, ehe noch das Bier warm wird.“
Mit diesen Worten stellte er den KOR-Spieß in die Halterung neben dem Waffenregal und begann, sich der Armschienen, Beinschienen und Plattenschultern zu entledigen. Doch auch ohne die Rüstteile sah er noch massig und gefährlich aus. Dann zog er dem Oberst, der sich ebenfalls seines Gepäcks entledigt und ‚Marscherleichterung‘ durchgeführt hatte, den Stuhl zurück und schenkte Bier in beide Humpen.

So setzten sie sich. Und während sie tranken und aßen sprachen die beiden über Al’Anfa und die derzeitigen Ambitionen der Pestbeule des Südens in Uthuria, auf dem Südkontinent Kolonien zu errichten. Auch die durch den Wettstreit im Südmeer wieder aufgeflammte Feindschaft zum Reich des Horas war interessant genug, um angesprochen zu werden.
Der Oberst genoss es sichtlich mit einem militärischen Strategen auf Augenhöhe zu diskutieren und so verstrich einiges an Zeit, bei vielen unterschiedlichen Themen.
Als sie bereits bei dem dritten Humpen angekommen waren und Dwarosch die Pfeife mit seinem Lieblingskraut aus Brabak an Radomir weiterreichte, auf das dieser davon kosten konnte, lenkte der Oberst das Gespräch jedoch auf das für ihn wesentliche.
“Eure Gnaden, um euch den Grund meines Besuchs erklären zu können muss ich etwas weiter ausholen. Wie ihr vielleicht wisst bin ich während des vergangenen Feldzuges gen Mendena, nach der Schlacht als der Tersalschlaufe zum Oberst der Isenhager ernannt worden. Nach der siegreichen Heimkehr erhielt ich in Elenvina meine offizielle Bestellungsurkunde von unserem Herzog. Was ihr hingegen wahrscheinlich nicht wisst ist, dass ich seiner Hoheit die Zusage abgerungen habe meine Männer auch im Namen des Mantikors ausbilden zu dürfen.
Meinen Glauben an den Herrn der Schlachten fand ich schon in jungen Jahren, noch bevor ich die Hallen und Tunnel Isnatoschs verlassen habe. Der Mantikor erschien mir tief unter dem Eisenwaldmassiv, als ein riesiger Tatzelwurm einen Erztranstport nach Makamesch angriff und fast alle mitreisenden Zwerge tötete. ER erweckte damals etwas in mir. Kampfeswille, die eisige Ruhe im Angesicht des Feindes und das Gespür für die Schwäche des Gegners. Und mehr als nur das. Doch wage ich nicht nur es weiter in Worte zu fassen, ich vermag es auch nicht.
Dies Erlebnis war der Beginn von über einhundert Jahren Kampf in SEINEM Namen. Ich zog hinaus und bereiste den ganzen Kontinent, um meinen Waffenarm gegen gutes Gold zu verkaufen. Ja, ich bin ein ehemaliger Söldner und stolz darauf. Dem Feldzeichen der Korknaben diente ich allein über fünf Jahrzehnte.
Heute bin ich natürlich kein Söldner mehr, doch suche ich dennoch danach Kor auf andere Weise zu dienen. Der Sohn des Agam, unser Hochkönig lehrte mich Strategie und Taktik und gab mir somit das Werkzeug, dass von Nöten war das Eslamsbrücker Tor, den Zwinger für Kaiserin und Herzog zu öffnen. Ich bin davon überzeugt, dass all dies zu SEINEM Plan gehörte.
Jedoch habe ich weit mehr als die Hälfte meiner Soldaten auf dem Feldzug verloren, es war ein teurer erkaufter Sieg.” Dwarosch seufzte und Radomir spürte, dass der Zwerg die Bürde seiner Aufgabe, der Berufung der er folgte, spürte.
“Doch bald schon wird Ingerimms Hammer wieder auf Sollstärke sein und wieder in den Dienst gestellt werden. Ich habe Angroschim aus Isnatosch, Xorlosch, Dumron Okosch und Angoramtosch angeworben. Ja sogar Hügelzwerge sind dabei, ebenso wie Menschen. Sie alle werden unsere Reihen verstärken und die großen Lücken in Reihen der Veteranen schließen.” Stolz klang in seiner Stimme. “Schon zum ersten Ingerimm des kommenden Jahres werden wir wieder zu alter Stärke gefunden haben.
Doch da ist etwas was nicht in meinen Händen liegt.” Dwarosch warf den Geweihten einen vielsagenden Blick zu. “Ich diene nicht dem Mantikor und mein Verhältnis zu ihm ist”, er atmete tief ein und aus, “nicht immer von einfacher Natur. Ich will es so sagen. Doch das sind persönliche Belange und dürfen das große Ganze nicht behindern.
Ich errichtete ihm einen Schrein auf Burg Nilsitz, neben dem an der Stadtmauer Mendenas vor dem Abzug in Richtung Heimat. Mehr jedoch vermag ich nicht. Eure Gnaden, ich möchte euch bitten dem Sohn Rondras und Angroschs, denn das ist Kor in der Glaubenswelt meines Volkes, einen Tempel zu weihen. Einen Tempel für mein Volk.“
Dwarosch ließ seinen Worten Raumm bevor er fortfuhr.
„Ich habe mit dem Vogt von Nilsitz, Borindarax, dem Sohn des Barbaxosch gesprochen und ihm von dieser Idee berichtet. Er ist ein guter Freund und wie ich Mitglied der Sippe des Mogmarog vom Eisenwald. Borax residiert im oberirdischen Teil von Senalosch und zeigte mir dort eine alte, verlassene Klanshalle unter Dunkelweg. Dies ist der Teil von Senalosch, in dem die Kohle, wie auch der Großteil der Eisenwaren gelagert und umgesetzt wird. Die gepflasterten Straßen sind häufig schwarz von Kohlenstaub, daher rührt der Name des Viertels. Jedenfalls ziehen von dort aus auch bewaffnete Handelszüge los, welche das Erz und selbstverständlich auch anderen Waren aus dem Eisenwald auf die Märkte großer Städte bringen. Zumeist sind es Amboßzwerge, die sich dort als Söldner verdingen, doch auch Vertreter andere Völker kann man antreffen.
Senalosch ist jedoch mehr als nur eine einfache Stadt der Angroschim. Isnatosch ist das älteste Reich meines Volkes und zudem das mit der größten Ausdehnung. Nach dem Untergang von Isnalosch, unserer alten Hauptstadt, wächst nun das neue Zentrum Senalosch stetig und soll nach den Plänen unseres Mogmarog ein Bollwerk, eine Zuflucht für alle Kinder Angroschs werden im hereinbrechenden, neuen Zeitalter.
Dort, genau an diesem Platz, tief unter der Erde, wo man dutzende Schritt Fels über sich weiß, möchte ich einen Platz für IHN errichten lassen. Eben dort wo mein Volk lebt.
Albrax verkündete den Angroschim das Heldenzeitalter und ich weiß, dass er die Wahrheit spricht. Die Völker meiner Rasse müssen sich auf das was kommen mag vorbereiten, oder sie drohen in die Bedeutungslosigkeit zu versinken, wenn nicht gar schlimmer.
Das Regiment, die Wehr meiner Heimat, des Isenhag, dem Kernland der Angroschim, soll mein Beitrag dazu sein. SEINE Lehren, auch wenn diese in der Auslegung meines Volkes etwas von der euren abweichen mag, sollen die unsrigen wieder stark machen, zäh und unnachgiebig, so wie es mein Volk einst war, als wir Krieg gegen die Drachen führten.”

Radomir sah den Zwerg lange an, nachdem dieser geendet hatte. Seine Miene war steinern. Nichts ließ seine Gedanken erkennen. Dann stand er auf und ging zum Schreibtisch. Er stütze sich auf und schaute auf seine Hände, musterte die Narbe, wo einst der kleine Finger gesessen hatte. Dann stellte er sich hin und streckte sich. Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und blickte aus dem Fenster.
„Dwarosch, nur das ich Euch richtig verstanden habe. Ihr möchtet, dass ich für Euer Volk einen Tempel des Mantikors weihe, der in Euren unterirdischen Hallen liegt.“ Es war mehr eine Feststellung. Er beobachtete die sich zusammenballenden Wolken, die sich Dunkel an der Mündung des Flusses zusammenballten.Es würde regnen, das sagten ihm die zahlreichen Narben.
Der Zwerg sog an seiner Pfeife und bliess den Rauch aus. „Aye, Euer Gnaden“, war alles was er sagte.

Radomir drehte sich um. „Ihr könnt Euch denken, dass ich jetzt keine Antwort geben werde, weder positiv noch negativ. Ich muss darüber meditieren und mit dem Wahrer des Kodex sprechen. Dies werde ich heute Nacht tun. Jedoch, eins kann ich Euch sagen:“
Der Blick des Geweihten wurde hart, und bohrte sich in die Augen des Zwerges.
„Der blutige schenkt nicht. SEIN Segen ist nicht umsonst, das wisst ihr so gut wie ich. Ihr sagt, Euer Verhältnis zu IHM ist nicht immer leicht. Das ist es nie.
Sobald ich eine Antwort gefunden habe werden wir weitersehen.
Morgen früh zur neunten Stunde, der Stunde die SEIN ist, werdet Ihr mir auf dem Kampfplatz vor diesem Tempel gegenüberstehen. Der Kampf soll uns die Richtung weisen.“

Dwarosch nickte zunächst stumm und schluckte schwer. Es viel ihm nicht leicht die Kontrolle über seine Mimik aufrecht zu erhalten. Sicher, er hatte sicher mindestens vier Mal so lange auf dem Schlachtfeld gestanden wie der Geweihte, über einhundert Jahre, doch war er inzwischen mehr Feldherr als Krieger. Dennoch, was hatte er erwartet. Er hatte gewusst, dass Kor es ihm nicht einfach machen würde.
Der Blick Radomirs brannte fast in seinen Augen. Er sah Szenen aus der Arena, als der Mann vor ihm vier gerüstete Gegner nur mit einem Kurzschwert bewaffnet mit freiem Oberkörper niedermachte und ihnen dann die Herzen herausschnitt.
Dwarosch hatte oft in den heiligen, Stählernen Hallen von Lûr gekämpft, in der Arena seines Volkes und war nur einmal besiegt worden, von Albrax, seinem Hochkönig selbst, doch was ihm nun bevorstand war etwas zur Gänze anderes. Noch nie hatte er gegen einen Diener Kors gestritten. Und auch wenn Radomir in der Zwischenzeit gealtert war zweifelte der Zwerg keine Sekunde daran, dass ihm ein harter Tanz bevorstand.
Noch einmal atmete der Oberst langsam tief ein und aus, sammelte sich, legte sich die nächsten Worte genauestens zurecht, weil er Radomir nicht kränken, aber dennoch seinen Standpunkt klarmachen wollte.
„Euer Gnaden, ich habe Kor nie etwas geschenkt außer materielle Opfer- Waffen, Schilde, Rüstungen und Gold, viel davon, von alledem. Niemals jedoch habe oder werde ich mich IHM weihen oder IHM Körperteile darbieten. Dies wiederstrebt allem an das ich glaube.
ER hat mich nicht gefragt ob ich ihm dienen wollte. Nein, ER hat sich mit Gewalt in Leben gedrängt, es dominiert, ER ließ mich keine Wahl und hetzt mich seit über einem Jahrhundert vor sich her. Dies ist alles was ich bereit bin zu geben.
Ihr und ich werden IHM zu ehren morgen die Waffen sprechen lassen. Wir werden IHM von unserem Blute opfern, das Gebet der Klinge sprechen und IHN entscheiden lassen. Kor wird uns SEINEN Willen offenbaren, das weiß ich so wie ich hier vor euch sitze eure Gnaden.

„Es Sei!“ sprach der Geweihte. „Doch nun, Oberst Dwarosch, wird es Zeit. Folgt mir, ich möchte Euch das Heiligtum zeigen, das IHM geweiht ist.“
Der Zwerg erhob sich und leerte seinen Humpen. Dann nahm er die schwere, lederne Umhängetasche in der sich seine Opfergaben an den Herrn der Schlachten befanden und schritt gemeinsam mit Radomir über den Flur. Sie gingen die Treppe wieder hinab und standen kurz darauf vor einem weiteren Tor, in die SEIN Symbol geschnitzt war. Die Tür war aus nahezu schwarzem Mohagoni, in die das Symbol KOR´s mit Blutulmenholz dunkelrot eingearbeitet war. Vor dieser Tür hielt Radomir und sah den Zwerg an. „Noch ist dies einer der wenigen IHM Geweihten Tempel im Norden. Lange haben wir daran gearbeitet, und nun, auch dank der Hilfe einiger angehöriger Eures Volkes, können wir hier stehen und IHN ehren.“
Der geweihte zog ein kleines Messer aus dem Gürtel und schnitt sich in die rechte Handfläche. Dann legte er die Hand auf den Türgriff, der wie ein Mantikorschwanz gestaltet war und öffnete die Tür. Er trat beiseite und ließ seinen Gast eintreten.
Im inneren des Tempels war es dunkel. Rechts und links neben den Altar glommen rauchend zwei grosse Schalen, in denen Räucherwerk verbrannt wurde und tiefroten Rauch von sich gab. Auf dem Altar lag eine grosse Ausgabe des Kunchomer Codex auf einem Schwrz-Roten Brokattuch. Die Wände waren geschmückt mit Waffen, Schilden und zum Teil zerrissenen Feldbannern. Vor dem Altar stand eine große Opferschale, auf der aus einer Vertiefung heraus Blut durch das Symbol KOR´s auf den Boden fliessen konnte. Doch dies alles erfasste Dwarosch nur am Rande. Sein Blick hing wie gebannt an der fast zwei Schritt grossen Statue aus schwarzem Granit, welche hinter dem Altar stand. Eingehüllt vom dunklen Rauch, der sich aus den Schalen erhob und um den brüllenden Mantikor aus Stein wallte, leuchteten SEINE Augen rot, die Krallen glänzten Silber. „Rubine!“ dachte Dwarosch. „Und Silberüberzogene Krallen…“
Ihn schwindelte, und er wusste im ersten Moment nicht, ob das vom Räucherwerk kam, oder ob es SEINE Kraft war, die ihn schwindeln liess.“
Radomir trat an dem Zwerg vorbei und ging zu der Opferschale, in die er neun Tropfen seines Blutes fallen ließ und bei jedem Tropfen einen der Beinamen Kors Sprach. Dann drehte er sich um.

„Dwarosch, Sohn des Dwalin. Ich lasse Euch in SEINER Halle allein und sorge dafür, dass ihr ruhe habt. Wenn Ihr Euer Zwiegespärch beendet habt, kommt wieder in die Schreibstube meiner privaten Räumlichkeiten, dann werden wir aufbrechen und dem Baron unsere Aufwartung machen.
KOR mit Euch!“
Mit diesen Worten ging er an dem Zwerg vorbei und schloss die Tür. Dwarosch war allein.

Mehre Atemzüge stand der Oberst inmitten des Tempels und sammelte sich. Der Tag war bisher sehr aufwühlend gewesen, doch er war nicht ungünstig verlaufen. Dwarosch hoffte, dass sich alles fügen würde, wenn er seine Ziele nur weiterhin fest im Auge behielt. Das galt auch für die Weihe eines Kor- Tempels in Senalosch. Ja, seit dem Feldzug, seit Mendena schien sein Weg wieder klar vor ihm zu liegen.
Noch einmal atmete Dwarosch tief ein und aus, dann trat er näher an den Altar heran und stellte eine schmucklose Holzkiste mit groben, eisernen Beschlägen auf dessen Oberfläche. Er entriegelte ihren kleinen Schließmechanismus an der Stirnseite und öffnete sie langsam. Dann sah er wieder zur Statue des aufrecht stehenden Mantikors auf und begann laut zu beten.
"Herr des Krieges und der Schlachten, schwarzer Mantikor, donnernder Himmelsreiter, Gevatter des Todes, Mitleidloser, Herr der neun Streiche, der der DU lachend über das Schlachtfeld schreitest, Sohn Angroschs und Rondras- blicke auf mich herab und siehe mein Opfer.“
Dwarosch entnahm einen blank polierten Kubus aus der Kiste und hob ihn über den Kopf. „Ich bringe dir ein über dem heiligen Feuer deines Vaters geschmolzenes Stück Unmetall der Kriegsmaschinen des Erzfrevlers mit dem Schwertkreuz darauf als Zeichen deines Sieges über den einstigen Marschall Borbarads.“ Wie tief Kor tatsächlich in das Schicksal des Schattenmarschals verwickelt war konnte der Oberst nicht einmal erahnen.
Sorgsam platzierte Dwarosch den Stahlwürfel vor sich auf dem Altar und griff dann wiederum mit beiden Händen in das Behältnis und schöpfte eine gräuliche, erdige Substanz aus der Truhe. Während er sie über die Oberfläche des Altars verteilte sprach er feierlich weiter. „Blutgetränkte Erde aus dem Zwinger des Eslamsbrücker Tor von Mendena. Vermengt mit der Asche der Totenfeuer unserer Streiter die für die gerechte Sache der Götter und somit auch für dich gefallen sind und nun auf deinem ewigen Schlachtfeld stehen.“
Dwarosch trat zwei Schritte zurück und griff nochmals in die Umhängetasche, aus der er vorher bereits die Kiste herausgeholt hatte. Diesmal entnahm er ihr ein sorgsam zusammengefaltetes, großes Stück Tuch. Erneut sah er auf zu den Rubinaugen des Mantikors.
„Doch das größte Geschenk ist eines der zwölf Mal verfluchten, roten Banner mit der siebenstrahligen Dämonenkrone darauf, welches ich einst im Osten errang."
Dwarosch entfaltete das Banner Borbarads, welches so viel Schrecken, Leid und Tod gebracht hatte und breitete es als weiteres Zeichen des Sieges auf dem Boden vor dem Altar aus. An den Seiten war es zum Teil ausgefranst und wies darüber hinaus auch einige Brandzeichen auf. „Sie soll diesen, DEINEN Hort schmücken und von DEINER Macht künden.“
Nach diesen Worten trat der Oberst wieder an den Altar heran. Mit einer fließenden Bewegung zog der Oberst das Gladius aus seiner Scheide am schweren Stiefel, kniete sich nieder und legte die Klinge in seine Hand. Kurz zuckten die Mundwinkel des bulligen Zwergen, dann rann Blut in die Vertiefung des altertümlichen Kurzschwertes aus bosparanischer Zeit. Dwarosch löste die Hand wieder von der Schneide und presste sie fest gegen die reliefverzierte Seitenfläche des Altares.
„Ehre DIR, denn der Sieg ist der DEINE!
Bitte schenke meinem Volk einen Ort an dem sie zu DIR beten können, an dem DU ihnen deine Präsenz zeigst, dich ihnen offenbarst.“

Zu Gast beim Baron

Nach seinem Opfer und inniger Zwiesprache, suchte der Oberst wieder den Geweihten auf. Gemeinsam mit seinen Soldaten traten sie dann den Weg hinauf zur Residenz seiner Hochgeboren, dem Baron von Tandosch an.
In Sichtweite des Hafens mündete eine Straße in den Hohlweg, der die Klippe hinaufführte. Bereits nach wenigen Schritten waren sich die erfahrenen Kämpfer sicher, dass der Weg von Fallen gespickt war, auch wenn diese nicht zu erkennen waren.
Als sie die Klippe bezwungen hatten befanden sie sich auf einem künstlich eingeebneten Plateau, auf dem nur wenige Gebäude standen. Stallungen und Wirtschaftsgebäude waren jüngeren Datums und von Menschen errichtet worden. Diese waren so weit vom Rand des Plateaus abgesetzt, dass Angreifer sie nicht vom Fuße der Klippe aus beschießen konnten. Darüber hinaus gab es lediglich einen alten Turm, ein Zeichen zwergischer Baukunst. Dieser war von Menschen mit einem Dach versehen und mit einem Geschütz bestückt worden. Von hier konnte das Geschütz den Fluss bestreichen.
Dwarosch bewunderte den Turm und nickte dann anerkennend. „Grund solide, so wie es seien soll.“
Auf dem Turm tanzte das tandoscher Wappen im Wind, es zeigte stilisiert genau den Turm auf dem es gehisst war. Am Eingang zum Turm lümmelte eine gelangweilte Wache.
Als Radomir den Soldaten der Wache hatte dort rumlümmeln sah, den Speer neben sich an die Wand gelehnt und gelangweilt mit seinem Messer hantierte schwollen ihm die Halsadern.
Der Oberst neben ihm bemerkte die Veränderung im eben noch recht entspannt gewesenen Geweihten und schaute ihn an. In Radomirs dunklen Augen begann es zu glimmen, so schien es ihm, und auch der Wachposten, der nun hektisch Haltung annahm und dabei seinen Speer fast fallen ließ als er ihn nehmen wollte, erkannte das es zu spät war.
"Bei Kors blutigen Krallen, ich glaube ich sehe nicht recht!", donnerte die dunkle Stimme wie eine Urgewalt über den Felsen, "Ist das deine Vorstellung vom Wache halten, elender Wurm? Welchen Eindruck macht das wohl bei unseren Gästen, wenn du hier rumgammelst anstatt wachen zu stehen wie es sich gehört! Und welcher Eindruck fällt dabei auf deinen Herren zurück? Für dieses Bild wäre ich geneigt dir im Namen des donnernden Zores einzuprügeln. Deine Strafe für dieses ungebührliche Verhalten werde ich mit dem Baron besprechen. Und auch an deinem Weibel wird das nicht spurlos vorbeigehen. Bis auf weiteres stehst du unter Aufsicht! Morgen früh mit Sonnenaufgang findest du dich im Tempel ein, hast du meinen Befehl verstanden, Soldat?"
Während der gesamten Triade war Radomir mit großen Schritten auf den immer kleiner werdenden Wächter zugestürmt und noch lauter geworden. Bei den letzten Worten stand er gerade noch zwei Spann von dem armen Kerl entfernt, und der Soldat war sichtlich erbleicht.
"Jawohl, Euer Gnaden", war alles was er herausbrachte.
Radomir drehte sich um. "Verzeiht, verehrter Dwarosch. Ihr müsst ein fürchterliches Bild von der Truppe unseres Barons haben. Seid versichert, das ist nicht der allgemeine Zustand", sagte er zu dem Zwerg, der mit seinen Männern inzwischen aufgeschlossen hatte.
Der Oberst musste sich ein Grinsen verkneifen, und sah wie sich hinter dem Geweihten das Tor öffnete und ein weiterer Soldat mit dem Haushofmeister erschien. Letzterer verneigte sich förmlich.
„Ich begrüße euch im Namen meines Herrn, in der Feste Tandosch. Wenn ihr erlaubt wird euch Alrik in die Kasematten bringen. Dort stehen kühles Bier und ein kräftiger Eintopf bereit.“, dabei klopfte er dem Soldaten auf die Schulter. „Und euch erwarten der Baron und seine Töchter. Wenn ihr mir bitte folgt.“ Damit drehte er sich um und trat wieder in den Turm.
Als die Zwerge und der Götterdiener ihm folgten erkannten sie, dass der Turm den Zugang zu einer Zwergenbinge sicherte, welche der Haushofmeister betrat. Die obersten Ebenen waren die üblichen Verteidigungsstollen, die mit Fallen gespickt sein mochten und in denen es möglich war, eingedrungenen Feinden in den Rücken zu fallen. Die Stollen wirkten gut und fachzwergisch gepflegt. Nachdem sie die Verteidigungsstollen durchquert hatten, führte Alrik Dwaroschs Männer in einen anderen Stollen zu den Kasematten.
Nach ein paar weiteren Ebenen erreichten sie schließlich die Berghalle. Das Feuer im Kamin tauchte den Raum in ein angenehmes Licht. Die Wände waren mit erbeuteten Waffen bestückt und über dem Kamin prangte eine orkische Kriegsstandarte, an der das getrocknete Blut des Trägers klebte. Die Halle wurde von einem großen Tisch beherrscht an dem der Baron und seine Töchter saßen. Alle drei erhoben sich und Irian kam auf die Gäste zu. „Ich heiße euch in Travias Namen herzlich willkommen in meinem bescheidenen Heim.“
„Angrosch zum Gruße eure Hochgeboren“, ließ Dwarosch mit seinem tiefen, freundlichen Bass vernehmen. „Ich freue mich euch und eure Kinder kennenzulernen.“ Dwarosch sah sich demonstrativ um und breitete die Arme mit einem Lachen aus. „Bei keinem anderen Lehnsherrn habe ich mich so zu Hause gefühlt wie hier. Travia sei es gedankt.“
Ein wissendes Lächeln umspielte Irians Lippen, war Dwarosch doch nicht der erste Zwerg der diese Halle besuchte. „Es freut mich, einen Kampfgefährten meiner Tochter und Abgesandten des Grafen hier begrüßen zu können.“ Er deutete auf seine Töchter. „Fiona kennt ihr, so brauche ich euch nur Iriane vorstellen, meine jüngste Tochter. Wenn ich meine letzte Reise angetreten habe wird sie die Baronie erben.“ Bei diesen Worten verließ Iriane den Tisch und schien Dwarosch entgegen zu schweben. Ihre schwarzen Locken bedeckten ihre Schultern, die von einem für ihre Verhältnisse sehr züchtiges Kleid halbwegs bedeckt waren. „Es ist mir eine Ehre.“ Erklang ihre helle Stimme als sie Dwarosch die Hand reichte. Im Gegensatz zu ihrer sanften Stimme war ihr Händedruck fest und zeugte von Selbstbewusstsein und Durchsetzungskraft.
Derweil hatte Irian seinen Waffenmeister mit einem Handschlag begrüßt, bei dem die Unterarme aneinander schlugen. Worte waren zwischen den beiden nicht notwendig, so oft wie sie Seite an Seite gekämpft hatten. Dann löste sich auch Fiona vom Tisch und trat an einen Beistelltisch. Hier entkorkte sie eine Karaffe und goss eine bernsteinfarbene Flüssigkeit in fünf Gläser. Als sie Dwarosch ein Glas reichte grinste sie ihn an. „Willkommen.“ Als die Gläser verteilt waren hob Irian das seine. „In Travias Namen, ich hoffe ihr habt Hunger mitgebracht. Der Koch hat angekündigt, dass auf uns Arbeit wartet.“
Daraufhin rieb sich der Zwerg freudig die Hände. „Von solcher Arbeit höre ich gern.“ Er lachte und ließ sich an dem Platz nieder, welcher ihm an der Tafel gewiesen wurde.
„Verratet mir wie alt diese Stollen sind, ist es bekannt? Wurden sie einst verlassen vorgefunden, oder direkt von Vertretern meines Volkres übernommen?“ Fragte Dwarosch interessiert.
Die Tandoscher nahmen ebenfalls Platz ehe Irian antwortete. „Der Stollen war schon lange verlassen, als meine Mutter mit Tandosch belehnt worden ist. Aber das Schloss der vorherigen Barone war zu weit vom Fluss entfernt, so dass sie sich hier niedergelassen hat. Ein Baumeister aus einem der in Tandosch ansässigen Zwergenclans wurde von ihr beauftragt, die Stollen wieder instand zu setzen. Er macht seine Arbeit sehr gut, ist immer noch damit beschäftigt und wird vermutlich auch noch im Dienste meiner Tochter stehen. Neben den immer wieder anfallenden Ausbesserungen arbeitet er sich immer tiefer in die Stollen vor, wir sind gespannt wie tief es noch geht.“
Nickend quittierte Dwarosch die Erklärung. Doch seine Neugierde war damit noch nicht befriedigt. „Ich würde euer Heim gern näher kennenlernen. Ist es möglich, dass ihr mich später ein wenig herumführt?“ Fragte der Oberst. „Ich würde mir auch gern das Geschütz ansehen und mir eine Meinung darüber bilden. Ich habe auf Burg Nilsitz, meiner momentanen Operationsbasis auch eine Rotze, welche über den Großen Fluss wacht.“

Nachdem sie eine Weile vollkommen ungezwungen über dies und jenes gesprochen hatten, prostete Dwarosch Fiona breit lächelnd zu und blickte dann zum Baron. „Eure von mir hochgeschätzte Tochter hat mich im Feldlager von Gallys ziemlich beeindruck mit ihrer kunstfertigen Aufmachung.“ Er nickte in Gedanken an jenen Tag des Feldzuges. „Nicht zu vergessen ihr makelloses Rogolan. Kennt ihr die Geschichte?“
Irian hatte Fiona kurz gemustert eher er sich wieder Dwarosch zuwendete. „Kunstfertig kann man die nennen, wurde nach ihren Vorstellungen in Xorlosch angefertigt.“ Bei diesen Worten war Irian ins Rogolan gewechselt, dessen Akzent ebenfalls direkt aus den Stollen Xorloschs zu stammen schien, auch wenn es für einen Seefahrer und Akoluthen des Efferd ungewöhnlich wirken mochte. „Wenn man in einer Zwergenbinge aufwächst lernt man das.“ Dann wechselte Irian wieder ins Garethi um Radomir vom Gespräch nicht auszuschließen. „Rogolan zu beherrschen ist recht hilfreich, wenn ein Teil der Bewohner Zwerge sind.“
„Selbstredend.“ Gab der Oberst bewundernd zurück.
„Hat Fiona euch berichtet, dass wir uns erst vor kurzem bei euren Nachbarn in Brüllenbösen begegnet sind?“
Irian nickte doch bevor etwas sagen konnte wurde die hintere Tür der Halle aufgestoßen und ein Zwerg mit einer großen Kochmütze erschien darin. Ihm folgten zwei menschliche Küchenhilfen, die einen Tablett-Tisch trugen und begannen Suppenschalen mit einer gelblichen Suppe zu servieren. „Angroschapfel- Suppe an Schmand nach brabaker Art.“ Irian musste grinsen, in Brabak mochte es Vieles geben, aber keine Angroschäpfel. Der Küchenzwerg musste wieder seiner Eingebung gefolgt sein und etwas Neues komponiert haben, dem Namen nach hatte er dabei auf die Gewürze zurückgegriffen die Tandosch importierte.
Schmunzelnd wandte sich Dwarosch an den Koch. „Mein Gaumen ist seit so langer Zeit die menschliche Küche gewohnt, dass ich fast schon froh bin, dass ihr uns keine Höhlenspinne oder Großen Schröter auftischt.“ Er lachte, roch dann aber versonnen und voller Vorfreude an dem Essen.
Der Koch schüttelte verständnislos den Kopf, Späße über seine Speisen waren nicht seine Sache. Als die Küchenhilfen die Schalen unter seinem strengen Blick unfallfrei serviert hatten verschwand der Koch und auch die Küchenhilfen zogen sich zurück um das Gespräch nicht zu stören.
Nach einem kurzen Dank an Travia, eröffnete Irian die Tafel. Die Suppe war eine ungewöhnliche aber sehr interessante Komposition. Dann nahm er den Gesprächsfaden wieder auf. „Mit dem Vogt von Brüllenbösen arbeiten wir eng zusammen. Es hat sich gezeigt, dass uns beidem am Wohle des Landes gelegen ist und wir uns mit unseren Fertigkeiten gut ergänzen.“
Dwarosch sah von seinem tiefen Teller auf und schien ein wenig verwundert. „Sprecht ihr von einem Bund unter Nachbarn den ihr mit Brüllenbösen etabliert habt?“ Fragte er zwischen zwei Löffeln Suppe, dennoch war es mehr eine Feststellung. „Bitte, erklärt mir doch, was diese Zusammenarbeit umfasst?“
Der Oberst hob eine Augenbraue und nickte. „Vordergründig könnte man eher die Unterschiede zwischen euch und Barox sehen. Ihr seid mehr dem Großen Fluss zugewandt, er sicher mehr den Ingrakuppen, doch er ist wie eure Vorfahrin für Verdienste belehnt worden. Ihr gehört beide nicht dem alt eingesessenen Adel an. Eine Tatsache die verbinden kann, wenn man die zum Teil sturen, alten Adelsgeschlechter der Nordmarken sieht, welche es sich gemütlich eingerichtet haben.“ Das Lächeln des Zwergen verdeutlichte, dass er wusste sich auf glattem, politischen Parkett zu bewegen. Doch die leicht spöttische Note und seine vorher getätigte Wortwahl suggerierten seinen Zuhörern, dass der Oberst dem Prinzip des Erbadels nicht unbedingt viel abgewinnen konnte.
Unvermittelt fragte Dwarosch. „Der Sohn des Burgamon ist ein gern gesehener Gast in Isnatosch und Xorlosch. Ich habe meinen Besuch bei ihm sehr genossen, er ist wie ihr ein zuvorkommender Gastgeber. Würdet ihr euch als Freund des Vogtes bezeichnen?“
"Ich würde es eher gutnachbarschaftliche Geschäftsbeziehung nennen. Freundschaft ist dieser Tage etwas sehr rares. Dennoch ist es ein Verhältnis, das dabei ist sich darüber hinaus zu entwickeln. Aber ihr wisst selbst, Oberst" Radomir griff sich ein Stück Brot um den Teller damit auszuwischen, "das wahre Freundschaft nicht auf Geschäften beruhen kann, denn Freundschaft ist kein Handelsgut." Er sah zu Irian und dann wieder zu dem Zwerg.
"Manchmal sind mir Feinde lieber als Freunde, dann habe ich eine Chance die Messer kommen zu sehen. Versteht mich nicht falsch, aber ihr seid erfahren genug um zu wissen was ich meine."
Nachdenklich und auch ein wenig abwesend ob der rhetorischen Frage nickte der Oberst. Nur ungern erinnerte er sich an die vielen, unliebsamen Begebenheiten seines frühen Söldnerdarseins, als vermeintlich gute Kameraden wegen eines höheren Soldes die Seiten gewechselt hatten. „Das weiß ich sehr wohl.“
Dwarosch nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Humpen und vertrieb die düsteren Gedanken an die Vergangenheit. „Da wir gerade bei den Nachbarn sind. Verratet ihr mir wie ihr zu dem Haus Keyserring steht?“
Deutlich erkannte Iran die Neugierde in der Stimme des Zwergen, die vermuten ließ, dass er seine eigene Meinung zu dem Baron von Eisenstein hatte.
„Nun, wie Radomir schon ausgeführt hat ist echte Freundschaft ein rares Gut in diesen Tagen. Doch neben der gutnachbarschaftlichen Beziehung zu Brüllenbösen verbindet mich mit Barox eine enge Freundschaft, wie auch seine Söhne und Fiona eine solche Freundschaft verbindet.“ Irian gönnte sich einen Schluck Wein, betrachtete dabei grübelnd den Weinkelch, während er die kommenden Worte suchte. „Das Haus Keyserring in der Nachbarschaft zu haben macht das Leben spannender. Wir wissen wie groß die jeweils andere Kampfkraft ist, wo wir stehen und was wir voneinander zu erwarten haben. So hat es sich unabgesprochen ergeben, dass wir beide nur wenige Büttel an der gemeinsamen Grenze stehen haben.“
“Hmmm”, der Oberst nickte ein wenig nachdenklich. “Ein stilles Übereinkommen also. Womöglich aber auch ein trügerischer Frieden.”
Dwarosch wog den Kopf abwägend leicht hin und her. “Mir gegenüber war das Oberhaupt der Familie Keyserring distanziert und taktierend. Er erscheint auf mich wie ein kluger Mann, der stets um seinen Vorteil bemüht ist. Ich halte ihn jedoch nicht für ungefährlich. Es ist sicher ratsam ihn weder zu unterschätzen, noch ihn aus den Augen zu verlieren für seine Anrainer.” Unweigerlich schmunzelte Dwarosch. ‘Alles Eigenschaften die nicht ganz unvorteilhaft sind, wenn man das Amt was er bekleidet bedenkt’, dachte er bei sich, doch seine Worte wählte er diplomatischer. “Spannend trifft es wohl recht gut.
Vielleicht interessiert euch in diesem Zusammenhang, dass der Baron von Eisenstein dem Anliegen, weswegen mich mein Weg nun auch zu euch führt, zwar zunächst skeptisch gegenüberstand, er ihm aber schließlich stattgegeben hat und mir seine Unterstützung zugesichert hat.”
Irian musste grinsen. Er hatte zwar schon von seiner Tochter vernommen warum der Angroshim in Tandosch auftauchen wollte, doch endlich kam Dwarosch auf sein Anliegen zu sprechen.
In diesem Moment erschienen die Diener, angetrieben von zwergischen Koch, trugen die Teller ab nur um wenig später mit dem nächsten Gang zu erscheinen den der Koch wieder ankündigte. „Lammkotelette a la Benbuckula.“ Aufgrund des vorherigen Kommentares von Dwarosch fühlte er sich genötigt die Speise etwas zu erläutern. „Geschmort wurden sie in den Bananenblättern, diese sind nicht zum Essen gedacht, sondern dienen lediglich dazu das Fleisch vor der direkten Hitze zu bewahren und so mit den Gewürzen eine besondere Geschmackskomposition zu erzielen.“ Dazu reichten die Diener Scheiben süßer Angroschäpfel, in heißem Fett ausgebacken. Dann zogen sie der Koch mit den Dienern zurück.
„Ich fürchte ich habe eurem Koch unbewusst gekränkt“, gestand der Oberst kurz darauf, nachdem er den ersten Bissen des Lammkotelettes voller zur Schau gestellter Anerkennung gekostet hatte. „Dabei habe ich nur einen Scherz machen wollen“, erklärte er weiter. „Viele Menschen sind abgeschreckt, wenn sie das erste Mal von unserem Essen kosten. In Senaloschs Gasthäusern wird so gekocht, dass die Gerichte beiden Rassen bekommen und niemand hinterher an Bauchschmerzen oder üblerem leiden muss. Aber natürlich stehen zumeist mineralische Gewürze auf den Tischen, so dass die Angroschim nachwürzen können“, schränkte er leicht ein. Er blickte vielsagend auf seinen Teller herab. „Das hier ist vortrefflich. Sagt, wo bekommt ihr die Bananenblätter her?“
„Der Gute hält sehr viel von seiner Kochkunst und versteht dabei recht wenig Humor. Das Meiste davon hat er sich auf seiner Wanderschaft selbst angeeignet und es übersteigt inzwischen bei Weitem seine Kampffertigkeit. Als meine Mutter mit Tandosch belehnt worden ist war er zufällig wieder einmal hier und hat sich spontan entschlossen hier als Koch tätig zu werden. Als eine seiner wichtigsten Aufgaben betratet er es dabei den Kindern hier in der Berghalle Rogolan beizubringen. Aber ihr fragt nach den Bananenblättern …“ Irian machte eine kurze Pause während er nach passenden Worten suchte. „Die importieren wir selber.“ Ein Lächeln huschte über Irians Gesicht als er daran dachte wie er auf dem Adelskonvent einen Abgesandten der Südmeerinsel zu bestechen versuchte und der Bestechungspreis der Aufbau von Handelsbeziehungen wurde. „Vor einiger Zeit war Phex mir hold und es gelang mir gute Handelsbeziehungen ins Südmeer zu etablieren.“
“Ahja”, der Oberst wirkte auf einmal sehr interessiert, drohte das Gespräch doch kurz in Banalitäten abzugleiten. “Ich bin hier daheim in den Nordmarken fast ausschließlich auf Pfeifenkraut aus dem Lieblichen Feld, also beispielsweise den Eternen und dem Yaquirtal angewiesen. Der Methumis- Tabak ist zumeist auch von guter Qualität, aber richtigen Mohacca aus dem tiefen Süden kann ich nur sehr selten erstehen. Fernsegler legen nur sehr wenige in Elenvina oder Albenhus an und in Senalosch noch weniger”, er lacht tief und dröhnend über seinen eigenen Scherz. “Sagt, bestünde da unter Umständen die Chance an Kraut aus Brabak oder Al’Anfa heranzukommen? Ich spreche von regelmäßigen Lieferungen. Genug Abnehmer werden sich finden in Isnatosch.”
Irian musste grinsen, wie sich die Geschäfte so verselbständigten. „Nun, da gibt es zwei Probleme. Zum einen werde auch ich keinen Fernsegler nach Isnatosch schicken können.“ Dabei verriet ihn sein Grinsen. „Und zweitens stellen sowohl Brabak als auch Anfa ein Problem dar. Zwischenhändler treiben dort den Preis unnötig in die Höhe, der Hafen muss angesteuert werden was einen Zeitverlust bedeutet und Zölle und Liegegebühren machen es auch nicht günstiger. Aber …“ Irian gönnte sich einen Schluck Wein. „… wenn ihr denn mit Tabak direkt aus dem Südmeer anfreunden könntet, wäre ich in der Lage einem Händler den entsprechenden Wink zu geben um Isnatosch damit zu versorgen. Nach dem Essen können wir uns ein Pfeifchen davon gönnen.“
“Das nenne ich Mal einen veritablen Vorschlag.” Der Oberst strich sich zufrieden über den Bart. “Wenn ihr weiter so gastlich zu mir seid komme ich euch öfter besuchen”, feixte er.

Einige Zeit später, das Essen war beendet und man war dazu übergegangen das besagte Kraut aus dem Südmeer zu probieren, kam Dwarosch schließlich auf den eigentlichen Grund seines Besuchs zu sprechen. „Hochgeboren. Wie ihr sicher bereits ahnt, hat mein Besuch einen handfesten Hintergrund und ich bin nicht nur hier, um eure Gastfreundschaft zu genießen.“
Genüsslich atmete der Oberst eine Rauchwolke würzigen Qualmes aus und räusperte sich. „Ich bin derzeit, in Absprache mit Herzog und Graf Ghambir, dabei eine neue militärische Karte des Isenhag erstellen zu lassen. Neu an ihr wird vor allem sein, dass sie nicht nur die üblichen Straßen und Wege beinhaltet, sondern auch für normale Truppenkontingente unpassierbare Bergpässe und Schluchten. Zudem habe ich die Erlaubnis der Bergkönige von Xorlosch und Isnatosch bestimmte Tunnel abseits ihrer inneren Verteidigungsringe zu kartographieren, welche uns in bestimmten Regionen schnelle Passagen gewähren können.
Der Gedanke dahinter ist mit einem Banner Gebirgsjäger, leicht gerüsteter und für das Hochgebirge speziell ausgebildeter und ausgerüsteter Soldaten, so schnell wie möglich an jedem Punkt der Grafschaft seien zu können. Die Gebirgsjäger schaffen Entsatz, wenn wir angegriffen werden, eine Belagerung stattfindet, oder auch nur Gefahr droht, sie erkaufen den regulären Truppen Zeit anzurücken. Sie sind die Elite.
Derzeit laufen bereits Marschübungen in mehreren Baronien und Vogteien des Isenhag und ich bin gekommen, um auch euch um Erlaubnis zu bitten, auf dem Grund und Boden Tandoschs entsprechend vorgehen zu dürfen. Wir reden von etwa einem Halbbanner und einigen Vermessungstechnikern und Kartographen für keinen ganzen Götternamen Hochgeboren.
Ich werde euch selbstverständlich einen Offizier als Ansprechpartner benennen und ihr könnt die Arbeiten zu jeder Zeit überwachen, so ihr dies als notwendig erachtet. Vorausgesetzt ihr gebt mir die Erlaubnis.
„Selbstverständlich dürft ihr das.“ Irian machte eine kurze Pause um den Tabak zu genießen. „Doch bitte ich um eine genaue Abschrift der Karten. Vermutlich hat noch niemand Tandosch so exakt vermessen wie es Kartographen der Angroschim machen. Und ihr solltet das Wasser als Transportweg nicht vergessen bei eurer Planung. Über den Fluss kann man unbemerkt Truppen in Rücken des Feindes transportieren, ihn von seinem Nachschub abschneiden, seine Truppen mit nächtlichen Überfällen zermürben, den Krieg in sein Land tragen wenn es am Fluss liegt und vieles mehr. Vielleicht mögt ihr mit euren Leuten einmal eine Übung mit uns machen. Zwerge über Wasser sind … zumindest unerwartet.“
Herzhaft lachend hielt sich Dwarosch den Bauch. „Ja, da kann ich euch nicht wiedersprechen. Diese Lektion habe ich bereits in jungen Jahren von Albrax gelernt. Unterschätze nie das Moment der Überraschung.“ Der Zwerg nahm einen kräftigen Schluck Bier und wischte sich mit der Hand über den Mund. „Was meine Hauptleute jedoch von eurem Vorschlag halten wird sich zeigen müssen.“ Erneut lachte er dröhnend. „Da muss ich unweigerlich an die Belagerung von Greifenfurt denken. Daran wie der Foggwulf die Blockade mit seinen Drachenschiffen durchbrochen hat. Pfundskerl.“ Der Oberst wirkte kurz abgelenkt und in alten Erinnerungen gefangen.
„Was das andere betrifft“, setzte er schließlich deutlich nüchterner erneut an, „so kann ich euch natürlich die Karte eures Lehens aushändigen, wenn sie fertig ist. Ich würde es mir sogar nicht nehmen lassen sie persönlich hierher zu bringen, nur wird die große, vollständige Karte des Isenhags und später hoffentlich des ganzen Herzogtums nur in der Kanzlei des Herzogs vorliegen, nebst einer Anfertigung in den Kasernen von Senalosch. Seine Hoheit ließ sich in diesem Punkt nicht erweichen. Sie ist von zu hohem, strategischen Wert.“

Der Abend währte noch bis tief in die Nacht hinein und während man gutem Kraut und reichlich scharfem Schnaps zusprach, teilte man reichlich Anekdoten und auch längeren Erzählungen zur Erheiterung.

Kors Ratschluss

Die Stunde der Entscheidung kam viel zu schnell in Dwaroschs Augen. Er hatte unruhig geschlafen in dem ihm zugewiesenen Offizierszimmer in den Kasernen des Tempels.
Nun, kurz bevor die neunte Stunde anbrechen sollte, stand er in seiner Vollkettenrüstung, Helm, dem Kor- geweihten Spieß aus dem alten Tempel unter Vinsalt und seinen großen Rundschild, der für ihn nicht nur Wehr, sondern ebenfalls eine Waffe war.
Rodamir stand ihm gegenüber.
Hoch aufgerichtet, nahezu einen Schritt grösser als der Oberst schaute er ihn an und lächelte. Nicht eine Spur von Nervosität war an ihm zu erkennen. Er trug ein brünniertes Kettenhemd, lederne Schultern und Kragen, einen breiten braunroten Gürtel und lederne mehrlagige Arm -und Beinschienen.
„Hört mich an!“, donnerte seine Stimme durch den Innenhof des Tempels und hallte von den Steinwänden zurück. Der Sand, mit dem der Kampfplatz bedeckt war war noch feucht, denn das Auge des Götterfürsten reichte noch nicht bis hinein. Die Dukatengarde stand um das Geviert, immer abwechselnd mit den Zwergen des Oberst. Die Adjutantin des Geweihten stand nicht weit von den Kämpfern entfernt und hielt seinen leichten Lederhelm und den gewaltigen KOR-Spieß mit den fünf riesigen Schneiden. Auf der umlaufenden Balustrade der inneren Mauer standen die Bediensteten und diejenigen aus Tandosch, die sich dieses Schauspiel nicht entgehen lassen wollten.
Baron Irian und seine Familie standen auf dem Balkon von Radomirs Arbeitszimmer und schauten hinunter.

„Dwarosch, Sohn des Dwalin. Ihr seid mit der Bitte an mich getreten den neuen Tempel dessen zu weihen, der lachend über das Schlachtfeld schreitet. Nun lasst uns herausfinden, ob diese bitte SEINE Zustimmung findet und ob ER mich für würdig erachtet.“
Der Geweihte zog seinen Dolch aus der Scheide, welche sich in seinem Rücken am Gürtel befand und fügte sich einen Schnitt zu aus dem er neun Tropfen Blut auf den Sand fallen ließ und blickte gen Alveran, bevor er hinauf brüllte:
„Schwarzer Mantikor, richte Deine Augen auf uns. Wir kämpfen in DEINEM Namen, ohne Schonung und bis zum ewigen Schlachtfeld, wenn es Dir gefällt einen von uns zu Dir zu holen! Zeige uns, ob unsere Pläne DIR zum gefallen sind."
Er senkte den Blick, in dem es zu lodern schien.
„Meinen Helm und die Waffe!“, sagte er laut, setzte den Helm auf den die junge schwarzhaarige Frau ihm reichte und nahm die Waffe in die Hand.

„Oberst Dwarosch, Sohn des Dwalin. Ich frage Euch, seid ihr bereit?“

Der Zwerg nickte. „Das bin ich“, sagte er mit ruhiger, leiser Stimme- nur um dann brüllend und in zwergischer Sprache anzufügen: „siehe herab und treffe deine Wahl!“

Das was folgte, nein vielmehr entbrannte, war ein tobendes Inferno, ein wahrhaft würdiges Gebet an der Waffe. Es begann langsam, ja taktierend. Lange umkreisten sich die beiden Kontrahenten, tauschten nur kurze Attacke- und Parade Abfolgen aus, um sich gegenseitig einschätzen zu können. Doch diese Phase währte nur kurz.
Dann strapazierten die Kämpfenden die Augen der um den Platz stehenden Diener des Tempels und auch die all der Schaulustigen, denn das es einen ganz besonderen Kampf geben würde hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Sehr schnell vorgetragene, wuchtige und dennoch perfekt gezielte Angriffsserien Radomirs wurden durch Dwarosch ebenso gekonnt pariert, oder gar ausgekontert, so dass dann der Zwerg in der Offensive war. Ausweichen war indes eher die Sache des Geweihten, das wurde klar, Dwarosch tat dies nur, wenn er unausweichlich dazu gezwungen wurde. Doch der Oberst war ein Meister mit dem Schild und so manches Mal musste Radomir seinen Oberkörper nach hinten werfen, um der vorschnellenden Metallkante der Wehr zu entgehen.
Der Kampf wog hin und her und keiner, weder Geweihter, noch Angroschim, gewannen die Oberhand und so mussten sie sich schließlich in regelmäßigen Abständen voneinander zurückziehen, um Luft zu holen, denn der Kampf währte lange, sehr lange.
Beide hatten sie inzwischen kleinere Verletzungen davongetragen und bluteten aus mehreren, aber eher unbedeutenden Wunden. Es waren keine klaren Körpertreffer gewesen, Angriffe, welche einen solchen Kampf entscheiden konnten. Nein, vielmehr hatten durch Schild oder Korspieß abgeleitete Hiebe es trotz Parade vermocht ihren weg zu Schulter, Oberarm oder Schenkel zu finden. Denn die Arme wurden irgendwann schwer.
Als das neunte Gefecht, des Gottes der Schlacht heilige Zahl, ihres Kampfes tobte kam es zur Entscheidung, in dem Moment da beide Kontrahenten sich sicher waren den entscheidenden Treffer zu landen.
Die Spieße stießen vor und hätten ohne jeden Zweifel ihr Ziel gefunden, das wusste Dwarosch ebenso wie Radomir, da erschien beiden der schwarze Mantikor in einer Vision. ER zeigte ihnen SEINE grässliche Fratze, fauchte und stieß seinen langen Skorpionsschwanz mit dem Stachel voran zwischen sie in den sandigen Boden. Die Macht SEINER Präsenz warf beide zurück und auf die Knie. ER hatte gesprochen.

Das Fauchen indes hatten auch die Zuschauer vernommen und es herrschte Aufruhr und Verwirrung, Panik drohte auszubrechen. Die Tempeldiener hatten ihre liebe Not die Menschen zu beruhigen.

Dwarosch atmete schwer als er den Helm abnahm und achtlos neben sich in den Staub warf. Er schwitze wie eine gehetzte Wildsau bei der Treibjagd und hatte das Gefühl seine Augen würden ihm aus den Höhlen hervorquellen, sein Puls raste, doch er fühlte sich großartig. Langsam und weiterhin in kniender Position verbleibend legte er den Kopf in den Nacken, sah in den Himmel und lachte. Sein tiefer Bass trug über den ganzen Platz.

Radomir atmete tief durch. Er erhob sich auf ein Knie und stützte sich auf seinen Spiess. ‚Du wirst auch nicht jünger, alter Mann!‘ sprach eine Stimme in seinem Kopf. Dann durchflutete ihn ein Gefühl von Kraft, Stärke und Glück. Das letzte Mal hatte er dies nach einer der großen Schlachten in Tobrien gefühlt. Er nahm den Helm vom Kopf und warf ihn von sich. Schweiß brannte in seinen Augen und er sah, wie sich die Wunden schlossen.
ER hatte eingegriffen. Hatte den Kampf beendet und ihn für Würdig befunden, den neuen Tempel zu weihen.

Er sah den knieenden Angroschim, der lachend den Kopf in den Nacken gelegt hatte. In das tiefe Gelächter mit einstimmend erhob er sich, trat auf Dwarosch zu und streckte ihm die Hand hin um ihm hoch zu helfen.

„Es gab wenige Tage in meinem Leben, da ich mir sicherer war SEINEM Willen zu folgen“, bekundete der Zwerg mit andächtiger Stimme, als er sich auf die Füße ziehen ließ.
„Ihr werdet Senalosch mögen eure Gnaden. Und nicht nur das. Die Gewölbe, die ihr weihen werdet sind SEINER würdig,“ sprach der Oberst ruhig weiter, bevor sich seine Züge zu einem Grinsen wandelten, das breiter kaum seien konnte.
„Heute Abend werde ich Bier und Brand zusprechen. Oh ja, das werde ich. Gewährt mir die Ehre und zeigt mir die Kneipen Tandoschs Radomir. So viele wie möglich. Lasst und diesen Tag feiern!“

„Es wird mir eine Ehre und ein Vergnügen sein, mein Freund. Auch wenn es derer nicht viele gibt.“
Er wandte sich um, gab seiner Adjutantin ein Zeichen und sprach dann zu den Versammelten:
„Ihr habt SEINE Macht gespürt und SEINE Stimme gehört. Geht nach Hause und vergesst diesen Tag nicht, als Rondras Scharfrichter seine Augen nach Tandosch lenkte. Nun geht, und erzählt es allen die nicht Zeuge waren.“
Und während die Bediensteten und Besucher sich zerstreuten kam die junge Frau mit einem Tablett mit zwei schäumenden Humpen zu den beiden Kämpfern zurück. Radomir reichte dem Oberst einen, den zweiten nahm er selbst.
„Dwarosch, Sohn des Dwalin. Das war einer der schönsten Kämpfe, die ich geführt habe.“
Damit stießen sie an und leerten die Humpen kalten Schwarzbieres.

„Dem kann ich nur beipflichten“, entgegnete der Oberst, als er mit dem Handrücken den Schaum aus dem Bart gewischt hatte. „Es wäre eine Schande, wenn es der letzte gewesen wäre. Wir sollten dies alsbald wiederholen.“