Ein Gefallen auf Zwergisch

Ein Gefallen auf Zwergisch

Ein Gefallen auf Zwergisch

Autor: RekkiThorkarson

Rahja 1041 B.F.

Mit einem tiefen Seufzen ließ sich Dwarosch in das dampfende, heiße Wasser gleiten und setzte sich auf einen der tiefen, flach geschliffenen Sitze im Gestein unterhalb der brodelnden Wasseroberfläche. Er lehnte seinen Kopf zurück und schloss die Augen mit einem glückseligen Mienenspiel. Tief atmend genoss er die vor Feuchtigkeit nebelig- schwangere Luft, welche nach Mineralen schmeckte und bei jedem Menschen vermutlich zu gräßlichen Reizhusten geführt hätte.

Welch eine Gnade, dass die Bergwacht Kashdarlosch nur wenige Wegstunden von Senaloschs Toren durch den Eisenwald entfernt lag. Hier, in einem abgelegenem, tiefen Tal, eingeschlossen von hohen Bergen des Massivs war es ein Hort der Ruhe. Und so war es auch nicht verwunderlich, dass viele, vor allem ältere Angroschim hier lebten. Zudem galten die heißen Quellen der Bergwacht von Isnatosch als heilig und ihn wurden positive Auswirkungen auf die Gesundheit nachgesagt. Der Oberst schätzte vor allem die Abgeschiedenheit und die damit verbundene Ruhe. Aber es hatte auch einen praktischen Grund warum in die verborgen liegenden Höhlen Kashdarloschs gekommen war.

Ihm gegenüber saß ein ihm nicht unbekannter Zwerg, der wie er zur Sippe des Rogmarog vom Eisenwald gehörte und zudem der Vater seines besten Freundes war, Barbaxosch. Das Oberhaupt seines Klans hatte erst kürzlich seinen zweihundertsten Geburtstag gefeiert. Wie auch Borax besaß Barbax, wie er unter den Seinen gerufen wurde, feuerrotes Haar und grüne Augen mit goldenen Sprenkeln, jedoch war er wesentlich beleibter als sein Sohn. Barbax Statur war die eines jeden Politikers, zumindest in Dwaroschs Vorstellung.

Barbax war groß und schwer, nicht dick, aber dennoch füllig wie ein Ferdoker Brauerei- Zugochse, ja, dieser Vergleich war ziemlich zutreffend und brachte den Oberst zum schmunzeln.

“Garoschem Barbax”, eröffnete der Sohn des Dwalin mit ruhiger, gelassener Stimme, ohne sein Gegenüber durch den Nebel des aufsteigenden Wasserdampfes hinweg anzusehen.

Dieser jedoch öffnete die Augen und blickte verwundert zu Dwarosch hinüber, offenkundig überrascht Dwarosch an diesem Ort zu sehen. “Garoschem. Der Herr Oberst”, kam seine Entgegnung dennoch ruhig, als wenn er es gewohnt war seine Stimme unter Kontrolle zu haben. “Es freut mich dich zu sehen. Was verschlägt dich nach Kashdarlosch?”

Dwarosch ließ ein wenig Zeit verstreichen bevor er immer noch mit dem Kopf in den Nacken gelehnt schlicht “du” erwiderte.

“Ich?” Kam es diesmal mit deutlicher Verwunderung in der Stimme zurück.

Der ehemalige Söldner ließ wiederum Zeit verstreichen. Zeit in der Barbax ihn musterte. Dwarosch wusste wie seine bullig- muskulöse Statur auf andere wirkte, welche beunruhigenden Gefühle das Mal Kors auf seiner Brust auszulösen vermochte.

Er nahm den Kopf hoch und sah den Vater von Borindarax ernst an. “Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.”

Neugierig huschten die Augen seines Gegenübers hin und her, Dwarosch hatte sein Interesse geweckt. “Was könnte ich für dich tun?”

“Du gehörst zu den Beratern des Rogmarog. Du hast sein Ohr. Unterbreite ihm einen Plan als wäre es der deine. Seine Tunneljäger und die Gebirgsjäger von Ingerimms Hammer könnten gemeinsame Anstrengungen unternehmen das Reich Isnatoschs von dem zu säubern, was die Sicherheit unserer entfernt lebenden Klans tief unter dem Gebirgsmassiv bedroht.”

“Warum bittest du das ehrwürdige Väterchen nicht selbst darum dieses Vorhaben umsetzen zu dürfen, du bekleidest doch jetzt ein angesehenes Amt und hast schon zu anderen Anlässen mit ihm gesprochen?”

“Dies war die Idee deines Sohnes”, Dwarosch grinste frech. “Borax ist der Meinung das Fargol mir zwar zustimmen würde, er aber enthusiastischer sei, mehr Männer einbringt, wenn diese Idee aus den Reihen der seinen erfolgt, also quasi wenn es die Initiative Isnatoschs ist die dieses Unterfangen auf die Beine stellt.”

Barbax kratzte sich nachdenklich den Bart. Dann begann auch er zu grinsen. “Da könnte mein Sohn tatsächlich recht haben. Das ehrwürdige Väterchen ist bei Ideen die von draußen kommen oftmals sehr zurückhaltend”, und es war klar, dass Barbax damit nicht nur alles meinte was über dem Eisenwald lag, sondern auch seinen Sohn, den Vogt von Nilsitz und ihn, der ein militärisches Amt in den Nordmarken bekleidete. “Hingegen wenn er es so hinstellen kann, dass es unsere beziehungsweise seine eigene Idee war…”

Er ließ den Satz unbeendet. Beide schwiegen eine Weile.

“Gut.” Barbax nickte kurz. “Sobald ich zurück in Senalosch bin werde ich mich nach Rogmaratosch begeben und vorsprechen.”

“Ich schulde dir etwas”, bedankte sich der Oberst bei seinem Gegenüber. Der jedoch machte eine wegwerfende Geste.

“Du schuldest mir nichts Sohn des Dwalin. Nichts was dem Wohle unseres Volkes, der Sicherheit Isnatoschs dient, ist ein Gut mit dem wir Handel treiben dürfen.”

Dwarosch nickte zufrieden. Er hatte Barbax bei der Ehre gepackt und damit richtig eingeschätzt.

Barbax stand auf. “Ich lasse dir über Borax eine Nachricht zukommen.” Damit verließ er das brodelnde Becken über die in den Fels gehauenen Stufen und entfernte sich.

Dwarosch legte den Kopf wieder in den Nacken und schloss die Augen. Die Weichen waren gestellt. Jetzt mussten die Loren nur noch fahrt aufnehmen.