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Winter in Senalosch

Winter in Senalosch
Autoren: RekkiThorkarson und Frank
Winter 1040 B.F. (Vorspiel DasWeisseBlatt)



Borix, der Sohn des Barax war nach einer langen Karriere als Sappeur und Artillerist im Garderegiment Ingerimms Hammer auf eigenen Wunsch hin ehrenhaft aus seinem Dienst entlassen worden. Der zuletzt als Hauptmann eines in Albenhus stationierten Banners fungierende Soldat, erhielt als Dank für erbrachte Leistungen und seine jahrzehntelange Treue ein geräumiges, aus Stein errichtetes Stadthaus samt großzügiger Werkstatt und Schmiede in Senaloschs Stadtteil Felsenruh, indem er und seine Familie bequem unterkamen. Die Lage des Hauses, direkt am Fuße des Berges, also am Übergang zum Stadtteil Isarnon, deutete auf gebührende Wertschätzung. Und so ratterte an einem regnerischen Herbsttag ein Planwagen gezogen von zwei
Ponys durch das Isenhager Tor nach Senalosch. Auf dem Bock, eingehüllt in dicke
Lodenmäntel, die Filzhüte tief in die Stirn gezogen, saß ein älteres Zwergenpaar. Der
Patriarch, mit wallendem kupferroten Bart in dem sich schon die ersten grauen
Strähnen zeigen, hatte die Zügel in der Hand, neben ihm seine Gattin deren hellgraue
dicken Zöpfe naß über den Mantel hingen.
Hinter dem Wagen stapften fünf weitere Zwerge. Vier männliche Zwerge, die sehr
ähnlich aussahen und eigentlich nur an der Barttracht zu unterscheiden waren. Auch sie
in dicke Lodenmäntel gehüllt. In ihrer Mitte ging ein junges Zwergenmädchen, dass trotz
des schlechten Wetters fröhlich schwatzte und auf alles Neue am Wege hinwies.
Der Weg führte die Familie, um die es sich scheinbar handelte, nach Felsenruh. Sie
verschwanden in dem Haus, das dem Patriarchen als Verdienst seiner Militärkarriere
verliehen wurde.
Die Bergkönige vom Eisenwald und aus Xorlosch, die das Regiment weitestgehend für das
Herzogtum unterhielten, hatte eigens für alle nach dem Feldzug nach Mendena
ausscheidenden Soldaten einen Gesandten geschickt, welcher die Besitzurkunde und einen
Dankesbrief für Borix überbracht hatte. Nach der Rückkehr aus dem Osten hatten viele,
ältere Soldaten den Dienst quittiert und nicht wenige von ihnen setzten sich in der
Hauptstadt des Bergkönigreiches Eisenwald nieder, welches gleichzeitig die Kapitale der
Vogtei Nilsitz darstellte.
Borix hatte zwar dem aktiven Militärdienst abgeschworen, aber sein Oberst, Dwarosch, der
Sohn des Dwalin, konnte ihn dafür gewinnen das neu auszuhebende Regiment
beziehungsweise die darin beinhalteten, zwei Banner Sappeure mit auszubilden. Dem meist
nur als Oberst benannten Anrgoschim war es wichtig gewesen, dass die Erfahrung Borix
nicht verloren ging und dieser konnte Dwarosch diesen Wunsch nicht ausschlagen. Und
letztlich brauchte ein Angroschim eine Aufgabe.
Borix hatte erst einmal genug vom Kämpfen. 60 Jahre hat er sein Leben im Dienste
“Ingerimms Hammer” aufs Spiel gestellt und manchmal nur die Stärke einiger Barthaare
war sein Lebensfunke davon entfernt in Angroschs Hallen zu wechseln.
Aber das Glück war immer auf seiner Seite und so ist außer einem vernarbten Körper
und vielen Erinnerungen nichts von Dauer geblieben.
Mit seiner Frau Murloschtaxa, zärtlich “Murla” genannt, mit der er seit seiner Feuertaufe
zusammenlebt, hatte er fünf Kinder, die alle in Albenhus, dem Geburtsort Murlas und
seit dem Beginn Borix’ Militärdienst ihrem Wohnort, das Licht Deres erblickt haben.
Vor gut 50 Jahren kamen erst die Vierlinge Borix, Boram, Bengurr und Baschtasch und
im Jahr, als Bergkönig Arombolosch die Rückkehr Borbarads prophezeite, die Tochter
Murixe zur Welt.
Es waren bereits einige Wochen ins Land gezogen, man hatte den Umzug aus Albenhus
vollzogen und sich bereits ein wenig eingelebt in der Hauptstadt am Berg, der einst so
farbenfrohe Herbst war einem besonders grimmigen Winter gewichen, als ein Bote die
Bitte vortrug, dass Borix beim Vogt vorstellig werden möge. Borindarax, der Sohn des
Barbaxosch, vom Grafen des Isenhag Ghambir, dem Sohn des Gruin bestellte Vogt, wolle
seinen neuen Mitbürger kennenlernen und mehr über dessen Sippe erfahren.
Der Bote bat Borix sich am selben Abend, zur sechsten Stunde in der Residenz des Vogtes,
auf der obersten Terrasse des in den Fels gebauten Teiles der Stadt einzufinden. Das Haus
stünde rechts von dem großen Tor in den Berg, dem stark bewachten und noch stärker
befestigten Eingang nach Isnatosch.
Und so trat der alte Kämpe zur besagter Zeit den beschwerlichen Weg den Berg hinauf an.
Unzählige, steinerne Treppenstufen und steile Kopfsteinplasterpassagen durch die nur
spärlich von vereinzelte Sturmlaternen beleuchteten Stadt harrten darauf bezwungen zu
werden. Dabei ließ Firuns grimmiger Atem seine Fackel bedenklich flackern und immer
wieder fast erlöschen. Heute Abend vielen trotz beißender Kälte auch schwere Flocken von
Alveran gen Boden und hüllten alles in ihren weißen, nur durch die bereits
herausgebrochene Dunkelheit matt erscheinenden, weißen Ton.
Eng zog Borix seinen dicken blauen Winterumhang um die Schultern und stapfte durch
die kalten Straßen. Da es sich um einen offiziellen Empfang handelte, hatte der alte
Zwerg seine abgelegte Uniform gereinigt und diese wieder vollständig angelegt. So trug
er unter dem Winterumhang den dunkelblauen Wappenrock seines alten Regimentes
über dem Ringelpanzer. Über der Brust war auf dem Wappenrock das silberne Schild
mit dem schwarzen Hammer aufgenäht, außerdem waren die Insignien seiner
Hauptmannswürde zu erkennen. Über dem Wappenrock trug er den breiten Ledergürtel
an dem die schwere Sappeursaxt, Dolch, Trinkflasche und ein Lederbeutel hing. In der
rechten Hand hielt er den schweren Hammer, der dem Regiment den Namen gab, links
die Fackel. Auf dem Kopf trug er einen steifen Filzhut, die Kettenhaube lagt als Kapuze
auf dem Rücken. Die dunkle Lederhose steckte in den schweren Lederstulpenstiefel, die
bis kurz unters Knie reichten.
Leicht fluchend versuchte er nicht auf den Buckeln des Pflasters auszurutschen und war
kurz vor der vereinbarten Zeit am Ziel und klopfte leicht mit dem Stiel des Schlägels
gegen das Tor der Residenz.
Die massive, von breiten Eisenbändern getragene Tür mit dem springenden Bock darauf,
dem Wappen der Vogtei, öffnete sich kurz darauf mit einem deutlich zu vernehmendem
Knarren.
Im Rahmen der Tür kam ein junger, weißblonder Angroschim zum vorschein, welcher
einen Wappenrock trug, auf dem der springende Bock thronte. Der Zwerg war in Kette
gerüstet und machte mit dem breiten Kurzschwert am Gürtel einen durchaus
wehrhaften Eindruck. Sein Bart war in zwei dicke Zöpfe geflochten, welche ihm bis auf
die breite Brust reichten. Sein Haupthaar indes war zu einem adretten Seitenscheitel
drapiert.
“Garoschem. Ihr müsst Borix sein. Mein Name ist Boindil. Ich diene in der Stadtgarde
und bin heute Abend wachhabender Offizier hier.” Der Soldat trat beiseite und machte
den Weg frei in einen kleinen Vorraum. “Bitte, tretet ein und legt ab. Ich werde euch
sodann nach unten geleiten.” Borix merkte dem Jüngeren dessen Respekt an,
anscheinend wusste dieser, wer vor ihm stand.
“Garoschem Boindil!” grüßte Borix, den jungen Offizier. “Ihr habt Glück heute hier drin
Dienst zu tun. Draußen ist der Winter angekommen und war kein schöner Weg.”
Dann zog er sich erst die dicken Handschuhe aus und reichte diese mit dem Hut und
Umhang dem Zwerg. “Soll ich meine Waffen ablegen?”
Als Borix abgelegt und seine Waffen in einem Holzgestell an einer der Wände gehängt
hatte, brachte Boindil den Veteranen durch das scheinbar komplett vertäfelte Haus. Sie
gingen eine ebenfalls aus Holz bestehende Wendeltreppe hinab, vorbei an einem
Kellerstockwerk, welches scheinbar mehrere Räume hatte. Im Schein der Laterne an
einer der steinernen Wände erkannte Borix mehrere, schwere Türen. Je tiefer die beiden
Angroschim gingen, um so wärmer, angenehmer wurde es.
“Ja, hier ist es gemütlich”, freute sich Borix und rieb sich erfreut die Hände. “Sagt, was
lagert Ihr hier im Keller? Oder dürft Ihr nicht darüber sprechen.”
Boindil zuckte kurz mit den Schultern. Dieses Haus und seine Keller sind seit jeher ein
Teil der Verwaltung der Stadt. “Ich nehme an hier unten stapeln sich Dokumente,
Schriftrollen und Bücher. Es soll sogar einen Kellerraum geben der mit Koschbasalt
ausgekleidet ist. Gesehen habe ich ihn jedoch nicht.”
Im zweiten Kellergeschoss, dort wo die Stufen endeten, führte Boindil den Gast durch
einen Durchgang, welcher mit zwei schweren Vorhängen verhängt war in ein großes
Gewölbe, mit nur grob behauenen Wänden. Lediglich der Boden war einigermaßen eben
gearbeitet.
Hinter einem prunkvollen Schreibtisch aus poliertem, rötlich schimmerndem Holz saß
Borindarax und sah von den vor ihm liegenden Papieren auf, als die beiden den Raum
betraten.
“Angaruschoromdrosch, Garoscho Borindarax!” grüßte Borix den Vogt und blieb dann
erst einmal stehen.
An einer der Wände war ein großer, offener Kamin gemauert, dessen ebenfalls aus Stein
gefügter Abzug in die Decke führte. Ein Feuer erzeugte angenehme Wärme, welche so
tief im Gestein besser gehalten werden konnte, als an der Oberfläche.
Der rothaarige Vogt, welcher noch bedeutend jünger schien als Borix stand auf, schenkte
seinem Gast ein Lächeln und trat auf ihn zu. Er trug ein edles Wams und darüber
ebenfalls den grünen Wappenrock mit dem Bock darauf, jedoch kein Zeichen seines
Amtes. “Garoschon, Sohn des Barax. Ich bin Borindarax. Bitte setzt euch.” Er wies mit der
Hand auf zwei Lehnensessen, welche nah beim Kamin standen, zwischen denen nur ein
kleiner, niedriger Holztisch stand. “Ich danke euch dass ihr meiner Bitte nachgekommen
seit. Ich möchte euch kennenlernen.”
Dankend nahm der Zwerg das Angebot an und ließ sich in einem der Sessel nieder. “Habt
Dank für die Einladung und das gemütliche Plätzchen, dass Ihr hier in Angroschs Schoß
habt. Das ist doch etwas anderes als das eisige Wetter über der Erde.”
Er lehnte sich in den Sessel zurück und griff in den Lederbeutel am Gürtel und holte
einen Tabakbeutel und sein Pfeifchen heraus. “Darf ich Euch etwas von meinem Kraut
anbieten? Mit einem Pfeifchen plaudert es sich leichter. Doch nun erzählt bitte, warum
Ihr einen alten verbrauchten Hauptmann kennen lernen wollt.”
“Sehr gerne.” Borax nestelte an einem kleinen, ledernen Säcken am Gürtel und holte
seinerseits eine beinerne Pfeife heraus. Beim platznehmen blickte er zum noch im
Durchgang stehenden Soldaten. “Seit so gut und sagt Topaxandrina das unser Gast zum
Essen bleibt”, was dieser nur mit einem Nicken quittierte und ging.
Während Borax sich nun ebenfalls seine Pfeife stopfte, nahm dieser den
offenen Gesprächsfaden auf. “Nun, wie mir mein Freund Dwarosch berichtete seit ihr
zwar ein wahrer Veteran an Dienstjahren, aber gehört noch lange nicht zum alten Eisen.”
Der Vogt schmunzelte und griff nach einem brennenden Holzspan, um sich die Pfeife
anzustecken. “Ich wollte euch darüber hinaus einfach kennenlernen. Ihr bringt ja nicht
nur eure Frau mit nach Senalosch, sondern auch fünf Kinder. Über solchen Zuwachs
kann ich nur hoch erfreut sein.”
Während sich erste Rauchschwaden aus Borax Mund lösten, lehnte er sich über den
Tisch und reichte den Span an seinen Gast weiter. “Erzählt mir von euch. Woher stammt
ihr? Wer sind eure Frau und eure Kinder, wie alt sind sie und welche Berufe üben sie
aus? Oder benötigen sie gar noch einen Meister, bei dem sie in die Lehre gehen können?”
“Na, jetzt weiß ich auch, warum Ihr nach dem Essen verlangt habt”, antwortete der
ältere Zwerg mit einem Schmunzeln. “Es ist eine lange Geschichte, aber ich versuche
Eure Fragen zu beantworten.” So erzählte Borix von seiner Jugend in Xorlosch, der Zeit
nach seiner Anglagorum erst mal was von der Welt sehen wollte und dann in den Dienst
der Albenhuser getretten ist wo er viel - vielleicht zu viel - vom Dererund gesehen hat.
Seine ersten großen Gefechte hatte er noch unter Kaiser Reto im Maraskan-Feldzug
erlebt. “Ja, auch auf diese vermaledeite Insel habe ich meinen Fuß gesetzt. Aber die Fahrt
über das Meer war schlimmer als der Krieg”, fügte mit leichtem Grinsen hinzu. Der
Ogersturm, die Answinkrise und der Aufstand der Schwarzpelze, die Belagerung von
Greifenfurt. Immer waren die Sappeure aus Albenhus gefragt und mussten an vorderster
Front eingreifen. Zwischendurch konnte er sich am Wachstum seiner Söhne Borix,
Boram, Bengurr und Baschtasch beobachten, die obwohl zu Anfang ganz gleich später so
unterschiedlich wurden. Und als dann endlich das Töchterchen geboren wurde, drohte
das Unglück über Aventurien herein zu brechen. Und alle Kämpfe vorher waren nur ein
‘Fliegenschiss’ gegen das was dann kam. “Aber von dem Grauen brauche ich Euch nichts
zu erzählen und auch nicht davon, was alles noch seit dem geschah, denn ich denke, dass
Ihr das alles selber erfahren habt.”
Er nahm einen tiefen Zug aus der Pfeife.
Eine Angroschna mit felsgrauen Haaren und breiten Hüften trat unvermittelt durch den
schweren Vorhang und kam zu den beiden sitzenden herüber. Ihr Wollkleid war am
gesamten Oberkörper geschnürt, vermochte aber den sehr weiblichen Eindruck nicht zu
verbergen. Sie trug einen dampfenden Topf in den Händen, welchen sie mit einem
Lächeln zwischen Barix und Borix auf den Tisch abstellte, ohne weitere Wort, denn es
war offensichtlich dass sie die Unterhaltung nicht stören wollte.
Sie verschwand daraufhin kurz wieder aus dem Raum, nur um dann wieder mit zwei
Eisentellern und Löffeln zurückzukehren. Topaxandrina deckte ein und öffnete den
Deckel des Topfes, woraufhin der Vogt verzückt die Lippen spitzte.
“Ah, wie ich mich darauf gefreut habe, Großer-Schröter mit Pilzen. Und glaubt mir Borix,
hierbei sind die Pilze das besondere, denn sie stammen von einer der tiefsten
Anbaustellen des Königreiches, über dem wir leben. Sie enthalten so viele Mineralien
das ein Mensch daran keine Freude hätte.” Er zwinkerte und bat die Angroschna mit
einer Geste aufzufüllen.
“Ja, das klingt gut”, nickte Borix zufrieden, “Euer Herr will, dass es Euch gut geht. Auf
dem Markt bekommt man so etwas kaum.”
Da das Essen den alten Zwerg die düsteren Zeiten aus dem Kopf verdrängte, begann er
von seiner Frau und den Kindern zu erzählen. “Murla, so nenne ich meine Gemahlin”,
hob er an, “hat am eigenen Leib bei der Geburt der Vierlinge erfahren wie schwer es sein
kann Mutter zu werden. Danach hat sie beschlossen für andere Zwerginnen da zu sein
und ist Hebamme geworden. Nun wisst, dass in der Kriegen viele von uns starben, aber
nur wenig geboren wurden. So war es noch wichtiger, dass diese wenigen gesund und
munter bleiben.”
Wieder kam ein Päuschen an dem er an der Pfeife zog. “Ist ganz schön warm und trocken
hier unten”, war die nächste Bemerkung bevor er wieder mit erzählen anhub.
Borax stutze und schüttelte dann ganz offensichtlich den Kopf über sich selbst. “So ist es
immer, wenn ich lese oder Geschichten zuhöre vergesse ich alles. Erzählt ruhig weiter,
ich hole uns etwas was die Luft angenehmer machen wird.” Der Vogt zwinkerte Barix zu
und erhob sich. Während sein Gast weiter berichtete ging er rüber zu seinem
Schreibtisch und holte ein poliertes, silbernes Tablett mit einer Kristallkaraffe und
mehreren, kleinen Gläschen von einem hölzernen, dreibeinigen Beistelltisch.
“Unsere vier Söhne sind jetzt alt genug um in ihrem Beruf eine gewisse
Meisterschaft erlangt zu haben und sind uns eine Freude. Borix, der Älteste der
Vierlinge, trägt nicht nur den Namen seines Vaters, er ist auch in seine, äh meine,
Fußstapfen getreten und ist in der Zwischenzeit Fähnrich in Ingerimms Hammer.“
Borax nickte anerkennend. “Das heißt er gehört auch zu den Sappeuren, oder ist er
einem anderen Banner beigetreten? Hier in Senalosch werden meines Wissens nach
primär die Schützen ausgebildet. Sie bilden auch einen Teil der Wehr der Stadt.”
“Nein, zu den Sappeuren ist er nicht gegangen, er wollte schließlich nicht unter seine
Vater dienen. Hatte Angst das ich ihn entweder zu sehr oder zu wenig rannehme.” Barix
grinste in sich hinein. “Er ist also zu den Schlägelschwingern gegangen, aber da hat er
sich ganz gut geschlagen und jetzt ist er Fähnrich und wird dann wohl bald auch zum
Hauptmann befördert. Denn jetzt bin ich ja weg und zweimal Hauptmann Barix wäre
zuviel für die Truppe.” Sein Schmunzeln wurde breiter.
“Ah ich verstehe. Da das schwere Fußvolk sich auf Senalosch und Burg Nilsitz verteilt ist
seine Stationierung hier nachvollziehbar, wenn der Rest der Familie hier verweilt.”
“Ja, das wäre es”, nickte Borix nachdenklich. “Aber vielleicht wäre es besser für seine
Karriere, wenn er in Albenhus bliebe. Sonst sieht das so aus als würde er nur befördert,
weil sein Vater hier im Ruhestand weilt.”
Der Vogt stellte das Tablett auf den Tisch und setzte sich wieder zu Barix. Er entkorkte
die Karaffe, hob sich an und roch an der schmalen Öffnung. Borax grinste versonnen.
“Echtes Xorloscher Felsenfeuer, genau das richtige für einen solch, schönen Abend.”
Schnell waren zwei Gläschen, welche ebenfalls aus feinstem Kristall gefertigt waren
gefüllt. Borax reicht eines an Barix und erhob seins zum anstoßen. “Auf euren
Nachwuchs, möge er euch viel freude bereiten und auch weiterhin mit Stolz erfüllen!”
“Auf unseren König, den Grafen und Euch!” antwortete der Ältere, dann leerte er das
Glas in einem Zug.
Borax stürzte den Inhalt hinunter und genoss ganz offensichtlich den scharfen
Geschmack und das folgende, wohlige Brennen. Sofort nachdem er sein Glas abgestellt
hatte, füllt er es wieder und tat es so auch in Barix Falle.
“Ein edles Schlückchen habt Ihr, sehr schön!”
“Bitte, erzählt weiter. Ich komme unterdessen nur meinen Pflichten als Gastgeber nach.”
“Der Zweite meiner Söhne, Boram, hat das ehrwürdigste Handwerk der Angroschim
erlernt. Er ist in der Zwischenzeit ein guter Waffenschmied geworden, denn er hatte ein
paar gute Lehrmeister und ist bereit jetzt selber jungen Zwergen das Handwerk zu
lehren.”
“Hervorragend”, der Vogt strahlte, “Gute Schmiede kann Senalosch immer brauchen. Hat
er schon eine passende Anstellung? Ich glaube ich muss euch beizeiten einmal besuchen
und mich mit ihm unterhalten, wenn dies euch recht ist.”
“Da unser Haus ja eine eigene Schmiede hat, konnte er sich seit unserem Einzug schon
ein wenig arbeiten. Aber um seine Waren auch hier in der Stadt verkaufen zu dürfen,
müsste er Mitglied der Gilde sein. Da könntet Ihr doch vielleicht ein gutes Wort einlegen,
wenn Ihr gesehen habt wie seine Arbeit ist. Ich glaube, dass würde ihn sehr freuen.”
“Das ist richtig, die Gilden haben enormen Einfluss und natürlich auch dadurch ihre
Privilegien und Vorrechte hier in Senalosch. Ich werde morgen einmal mit dem
Gildenvorsteher der Schmiede sprechen. Dies Problem sollte sich lösen lassen. Wir
müssen diese verwaltungsspezifische Formalie ja nur etwas voranbringen.”
“Das wäre gut, dann steht er auf seinen eigenen Füßen. Es geht ja immer nur um Papiere
und nicht um das Wissen und die Fähigkeiten.”
“Bengurr, mein Dritter, hat sich schon für um alles was blinkt und glänzt gekümmert und
war dann der, der immer seinen Freunden alles verkaufen konnte und abends immer
eine Tasche voller Kupfermünzen hatte. Bei seinem Talent war es naheliegend, dass er
Händler wird.”
“Ein solches, phexisches Talent, wie es die Menschen sagen, darf man nicht vergeuden.
Ihr habt gut daran ihn diesen Weg gehen zu lassen. Am Ende verkauft er gar die
Schmiedearbeiten seines Bruders?” Dem Vogt schien diese Idee zu gefallen. “Sagt,
arbeitet er als fahrender Händler, oder will er an der Warenbörse in Senalosch anfangen,
hat er Pläne?”
“Er ist im Moment noch etwas unentschlossen und nutzt im Moment noch seine
Kontakte, die er in Albenhus hatte und fährt mit seinem Wagen hin und her.” Borix nahm
noch einen Schluck aus dem Gläschen. “Naja, seitdem der Schnee fällt ist er zu Hause und
langweilt sich ein wenig, aber das vergeht spätestens, wenn es im Marktmond wieder
auf den Straßen möglich ist mit dem Wagen zu fahren.”
“Ich will stark hoffen das der Winter bald abklingt. Momentan bereitet er mir etwas
Kopfzerbrechen. Senalosch muss wegen seiner Größe aus der Region versorgt werden
und wir liegen ziemlich abseits. Die Straßen sind derzeit zu verschneit für schwere
Fuhrwerke und einzelne Lastentier- Kolonnen vermögen immer nur für kurze Zeit
Entlastung zu bringen. Ich möchte vermeiden, dass die Lebensmittelpreise so rapide
steigen das die einfache Bevölkerung arg hungern muss.
Unsere menschliche Bevölkerung verträgt die Pilze nicht, die wir im Notfall aus den
tiefen des Berges bekommen. Noch haben wir Vorräte, aber wer weiß wie lange wir auf
sie angewiesen seien werden.”
“Ihr meint, es würde helfen, wenn er auch noch mit seinem Karren um diese Jahreszeit
losfährt. Wo doch schon die schweren Wagen nicht durch den Schnee kommen, wie soll
es seinem kleinen Wagen gelingen? Oder habt ihr einen anderen Weg im Sinne?”
“Oh nein, ihr missversteht mich. Es hat keinen Sinn zu versuchen an der Oberfläche
große Mengen Waren zu transportieren bei dem Wetter. Ich habe nur laut gedacht in
diesem Falle. Nein, im Notfall muss es unter dem Berg entlang gehen. Dank der
unterirdischen Transportwege zu den menschlichen Städten an der Via Ferra haben wir
zumindest diese Option noch offen. Der Weg nach Makamesch ist meine favorisierte
Route.
Aber bitte, erzählt mich auch von eurem jüngsten Sohn. Wir sind nicht
zusammengekommen, um über Notfallplanungen zu diskutieren.”
“Baschtasch, der jüngste, war immer voller Neugier und interessierte sich nicht nur für
die Welt der Angroschim, sondern für alles was auf Dere kreucht und fleucht. Und er
begann über alles, was er gesehen hatte Bücher zu schreiben.”
“Moment. Wollt ihr sagen euer vierter Sohn schreibt Bücher?” Borax schien überrascht,
aber nicht auf eine negativen Weise. Seine Neugier schien geweckt und so setzte er
gleich nach. “Erzählt mir mehr. Was sind das für Bücher und wie würdet ihr seinen
Beruf, die Art der Werke betiteln?”
“Der Kleine schreibt Bücher über seine Reise, dass was er gesehen hat, was er erlebt
hat.” Wieder nippte der Zwerg am Glas. “Über die Geschichten, die sich die Leute
erzählen und all so etwas. Es mögen jetzt schon drei dicke Bücher sein, die er
geschrieben hat.” Ein langer Zug an der Pfeife unterbrach seine Erzählung. “Ich weiß
nicht, ob das wirklich ein Beruf ist, aber das ist was er macht.”
“Ist es!” Sagte der Vogt mit Nachdruck und Überzeugung in der Stimme. Ich, der es Zeit
seines Lebens kaum vermocht hat unser Königreich zu verlassen, lese solche Bücher
sehr gerne. Und glaubt mir ich habe viele gelesen. Sie handelten von den Küsten
Thorwals bis hinunter zu den dampfenden Dschungeln Meridians, oder der riesigen
Wüste Khom mit aller exotik der Händlerstädte an ihrem Rand. Nennt mir die Titel der
Bücher eures Sohnes und wo ich sie erstehen kann. Habt ihr Exemplare daheim? Ich
brenne darauf sie zu sehen.”
“Er hat seine Bücher bisher keinem gezeigt und ich weiß auch nicht, ob sie einen Titel
haben. Ich glaube aber nicht. Aber ich glaube, er würde Euch gerne die Bücher zu lesen
vorbeibringen. Ja, er würde sich freuen!”
“Sagt,” der Vogt kraulte sich nachdenklich den Bart. “Würdet ihr Baschtasch jetzt, also im
Winter auf eine Reise gehen lassen, wenn er es möchte, sich aus freien Stücken dafür
entscheidet und dies auch entsprechend begründen kann?”
Der Zwerg lachte leise auf. “Sagt ihm, es gibt was Aufregendes und Neues zu erkunden
und er wird für Euch überall hingehen, egal wie das Wetter ist. Da kennt er nichts und so
unerfahren ist er ja auch nicht mehr.”
Der Vogt wirkte im Folgenden nachdenklich, als ob ihm eine Idee gekommen sei, die im
Geiste noch weiter reifen musste. Als Borix daraufhin abbrach von seiner Familie, seinen
Kindern zu berichten, gab Borax ihm durch eine Geste seiner Hand zu verstehen das er
bitte weiter erzählen möge.
“Und vor nun 25 Götterläufen kam unser Goldstück zur Welt, Murixe, unsere Jüngste und
das einzige Mädchen. Sie ist noch auf der Suche nach einem Beruf, aber ihr Interesse gilt
ähnlich wie bei Bengurr den Zahlen. Nur das sie aus den Zahlen nicht versucht Gewinn
zu schlagen, sondern dass sie aus ihnen die Zukunft und die Zusammenhänge Deres
erkennen will.”
Freudestrahlend im Gedanken an seine Tochter lehnte er sich zurück und nahm ein paar
tiefe Züge aus der Pfeife.
“Ihr fragtet nach einem Lehrmeister, ja, für Murixe könnten wir noch einen Meister
gebrauchen sie ist noch so jung und formbar.”
“Hm”, der Vogt überlegte, kratzte sich den Bart und sog an der Pfeife. “Die wirklich
bedeutenden Zahlenmystiker leben nicht hier oben, sondern tiefer im Berg, oder in
Xorlosch. Wenn ihr eurer Tochter wirklich eine solche Ausbildung angedeihen lassen
wollt, dann müsst ihr bereit sein sie dort unterzubringen denke ich.”
“Ja, das haben wir schon befürchtet.” nickte der Alte ein wenig traurig. “Aber
irgendwann muss jedes Kind lernen auf seinen eigenen Füßen zu stehen. Wir werden
uns damit abfinden müssen, es ist ja nur zu ihrem besten. Aber sagt, kennt Ihr jemanden
bei dem Sie in die Lehre gehen könnte?”
“In Xorlosch, ja. Wenn ihr wollt, so werde ich einen Brief aufsetzen und fragen ob ihr mit
eurer Tochter einmal vorstellig werden könnt? Dank der Brieftauben sollte das auch
recht schnell gehen. Sie kümmern sich weniger um das Wetter und müssen keine
Umwege machen den Fluss zu queren. Wer weiß, wenn der Frühling da ist habt ihr
vielleicht eine Einladung nach Xorlosch.”
“Mein Dank gebührt Euch!” Borix freute sich sehr über die Möglichkeit, dass Murixe
ihren Traum in der Heimstatt der Erzzwerge verwirklichen kann. “Der heutige Abend
war sehr erfolgreich, aber Ihr wollt doch nicht nur, dass es meinen Kindern gut geht.”
Borix guckte den Vogt fest ins Gesicht, er vermutete, dass der Vogt sicherlich noch eine
Gegenleistung fordern würde.
“Borix, lasst mich euch um etwas bitten. Aber seid gewiss, dies hat nichts mit dem
Gefallen zu tun, den ich euch im Falle eurer Tochter tun werde. Es ist in meinem eigenen
Interesse, dass die neue Generation die bestmögliche Ausbildung bekommt, ihren
Stärken entsprechend.”
Der Vogt stand auf, steckte sich die Pfeife in den Mundwinkel und ging gemässigten
Schrittes zu seinem Schreibtisch hinüber. Er nahm hinter ihm Platz und kramte in einer
der Schubladen. Als er sich zurück zu Borix begab, trug er ein kleines Kästchen bei sich.
Es war zehn auf zehn Finger in der Grundfläche und in etwa ebenso hoch, eine Art
Kubus. Aus dunklem Holz gefertigt war es mit Schnitzereien verziert und in bunten
Farben bemalt, die an die Pracht des Frühlings erinnerten. Borax stellte das Kästchen
zwischen sich und seinen Gast auf den Tisch. Borix erkannte, dass es sich bei den
Schnitzereien ganz offensichtlich um die Andeutung von Zweigen und Ästen handelte,
die Maserung eines Baumes. Die Farben waren auf den eingearbeiteten Blütenblättern
aufgetragen.
“Bitte, nehmt sie und seht hinein”, forderte der Vogt seinen Gast auf.
Neugierig betrachte der Zwerg die Kiste. Erst alle Seiten von außen, dann tasten seine
Finger über die Schnitzereien und er betrachtete die Farben und Motive. “Das ist doch
kein Werk der Angroschim, oder?” fragte er den Vogt.
“Oh doch, das ist es.“
“Ich hätte es fast für ein Werk der Bunferatoschim gehalten. So kann man sich täuschen.”
Erstaunt schüttelte Borix leicht den Kopf.
Dann neugierig geworden, öffnete der das Kästchen und blickte hinein.
In der Schatulle kam ein wunderschönes, ebenfalls aus Holz geschnitztes Schwalbennest
mit zwei der Vögel darin zum Vorschein. Die Vögel waren offensichtlich ein Pärchen, die
vier Eier ausbrüteten, wovon eines bereits aufgebrochen war. Der kleine Nachwuchs
streckte seinen Eltern das Schnäbelchen entgegen.
“Ich finde Holz ist kein Material für einen Zwerg, aber ich bin begeistert vom
handwerklichen Geschick des Meisters, der dieses Kleinod hergestellt hat”, meinte der
Hauptmann voller Bewunderung und schaute sich die Vögel und das Nest von allen
Seiten an. Dabei berührte er sanft alle Teile des Kleinods und strich vorsichtig über die
Oberflächen. “Wirklich wunderbar!”
Während Borix sich daran machte das seltsame Kästchen und dessen Inhalt ausführlich
zu inspizieren, holte der Vogt weit aus. Es war im ganz offensichtlich ein Anliegen seine
Beweggründe darzulegen.
“Es ist kein Geheimnis das ich ein Anhänger Simias bin. Viele konservative,
einflussreiche Brüder und Schwestern kritisieren mich deswegen, seit langem. Aber ich
werde die Geschichte nicht verleugnen. Simia geleitete unsere Verwandten aus dem
sterbenden Lorgolosch, rettete so die Brillianzwerge vor dem Untergang und schenkte
uns ihre bunten, sieben Flammen als Zeichen, dass die alten Völker einen Platz haben im
hereinbrechenden, neuen Zeitalter, der Heldenzeit, wie es Albrax allen Angroschim
prophezeit hat. Simia ist eine der jungen Götter und sie steht für Erneuerung und
Inspiration, Erfindungsreichtum, Gemeinschaft und Handwerkskunst. Einige dieser
Aspekte sind die Leitlinien meiner Politik, wie ich sie mir für die Zukunft vorstelle. Wir
das ursprüngliche Volk Angroschs können nicht länger in der Vergangenheit leben und
die ehernen Gesetze als ewig erachten. Auch wir müssen uns erneuern, wie die
Brillianzwerge es mit der Gründung Angraloschs getan haben im Raschdulswall. Aber
ich schweife ab, verzeiht.” Kurz überlegte er, legte sich seine Worte neu zurecht und
fasste einen neuen Ansatz.
Borix schwieg, die Götter außer Angrosch haben ihn nie weiter interessiert. Er
respektierte und akzeptierte sie, aber zu jedem der Zwölfe - wie die Menschen sie
nennen - und gar Ihren Kindern zu beten, fehlte ihm der Glaube. Daher war ihm Simia
vom Namen her ein Begriff, aber das war auch alles.
Die Handwerkskunst mit der das Werkstück gefertigt worden war konnte nur einer
außergewöhnlichen Begabung und auch Inspiration entsprungen sein. Am Ende hatte
nicht nur Borax etwas übrig für Simia, sondern auch der Künstler, dachte Borix so bei
sich.
Bevor Borix nach dem Künstler und seiner Begabung und dem Talent fragen konnte,
erzählte der Vogt schon weiter.
“Es geht im Kern darum, dass wir auch aufgeschlossen sein müssen gegenüber Neuem.
Wir müssen altes auf seine Zeitmäßigkeit prüfen und wenn nötig abstreifen, erneuern,
wandeln, neue Wege beschreiten.
Sagt euch die Göttin Ifirn etwas? Sie ist ebenfalls eine junge Göttin, ebenso wie Simia, so
sagt man. Sie wird vornehmlich im Norden verehrt, wo ihr Vater Firun dem Land jedes
Jahr unter seinem Eis und Schnee zum Stillstand bringt. Zu ihr betet man, wenn man
Firun um Milde bitten möchte.“
“Ich glaube an Angrosch”, gestand er Zwerg, “Von den anderen Göttern und deren
Kinder habe ich schon gehört, sicherlich. So habe ich auch schon von Simia und Ifirn
gehört, schließlich war ich lange Zeit unter den Kurzlebigen. Aber ihre Funktion im
Glaube der Gigrim ist mir leider”, fügte er bedauernd hinzu, “nicht genau bekannt. Aber
bitte kommt zur Sache …”
“Das werde ich, keine Sorge.” Der Vogt schmunzelte. “Jedoch muss ich euch zunächst
noch eine Erklärung zu dem Kunstwerk nachreichen damit ihr die Sache auch im Ganzen
nachvollziehen könnt.
Zunächst einmal, es ist eine wahrlich schöne Arbeit, nicht wahr? Ich habe sie bereits vor
vielen Jahren in Auftrag gegeben. Es gibt da einen wahren Meister seines Faches drüben
in der Vogtei Oberrodasch und in der Tat, es ist einer unserer Brüder, er stammt
ursprünglich aus Xorlosch. Muragosch hat damals als Baumeister das Rittergut errichtet,
das mag über einhundert Jahre her sein, zumindest hat er mir das berichtet. Irgendwie
ist er dort oben hängen geblieben. Das Gut liegt auf einer Bergflanke nahe den Wolken.
Das Kästchen und dessen Inhalt waren mir bisher sowas wie ein kleiner Schrein Simias,
gleichzeitig aber auch Hort der Inspiration.
Jetzt, wo ich die kleine Simia- Statue im zweifach, Angrosch und Ingerimm geweihten
Tempel von Senalosch mit einem Ableger der Flamme aus Xorlosch habe errichten lasse,
brauche ich dieses Schmuckstück nicht mehr. Da Simia und das in der Schatulle
enthaltene Schwalbennest für den Frühling und Simia selbst für die Erneuerung steht,
was man ja in gewisser Weise für den fortwährenden Wandel der Jahreszeiten sehen
kann, soll es nun einer neuen Bestimmung zugeführt werden.” Eindringlich blickte Borax
seinen Gast an.
“Lasst euren Sohn das Nest zum Ifirn Schrein oben auf Hûtharswacht bringen, es ist
meines Wissens nach der einzige in den Nordmarken. Er soll es dort der milden Göttin
opfern. Was meint ihr?”
“Nun, wenn es sein Wunsch ist, werde ich ihm meinem Sohn nicht verwehren”,
antwortete Borix nach kurzer Überlegung. “Und ich gehe davon aus, wenn Ihr ihm von
dieser Geschichte erzählt, dann wird es sein Wunsch sei Euch diesen gefallen zu tun.
Zumal wenn Ihr Euch für seine Bücher erwärmen könnt.”
Borix war sich sehr sicher, dass sein Sohn zu dieser Quest aufbrechen würde. “Wollt Ihr
selber mit sprechen oder soll ich es ihm sagen und er wird hier vorstellig?
Weil sprechen solltet ihr vorher miteinander, denn es gibt noch einiges vor Antritt einer
solchen Reise zu klären“
“Ich werde selbst mit ihm sprechen. Bitte sagt ihm, dass er gerne die nächsten Tage
abends hierher kommen kann. Er wird mich immer antreffen sobald es dunkel ist. Ich
habe viel zu tun mit der Aufnahme der Amtsgeschäfte, dass ich mir derzeit keine Ruhe
gönnen kann. Ich möchte ihm auch einen Brief für den Baron von Hlûtharswacht
mitgeben und selbstverständlich neben der Opfergabe auch ein Handgeld für die Reise.
Bitte richtet ihm aus das ich seine Bücher lesen möchte. Vielleicht kann er sie gleich
mitbringen.”
“Ich werde es ihm sagen”, nickte der Alte. Dann bedankte er sich beim Vogt für die
vorzüglichen Speisen und die Getränke.
Der Weg nach Hause ging irgendwie leichter, dabei war es nicht sicher, ob es am
abfallenden Weg lag oder daran das Borix vom Feuer beflügelt war.
Zu Hause angekommen berichtete er Murla und seinen Kindern von dem Gespräch.

*
Am folgenden Abend brachte Boindil einen anderen Gast in das tief liegende
Kellergewölbe zu Borax. Der vierte Sohn Borix, Baschtasch betrat hinter dem blonden
Soldaten den Raum und sah den Vogt hinter seinem Schreibtisch sitzen. Er brütete über
einer Vielzahn Papieren und Folianten. Als er sich gewahr wurde, dass er Besuch hatte,
sah Borax auf und seine grüblerischer Miene wandelte sich schnell zu freudiger
Erregung. Ganz offenbar freute sich Borindarax über die Ablenkung von der trockenen
Arbeit mit den Zahlen. Er stand auf und trat auf den Sohn Borix zu.
Dieser verneigte sich höflich vor dem Vogt. “Euer Hochgeboren, Ihr habt durch meinen
Vater nach mir schicken lassen. Ich bin Baschtasch, Sohn des Borix.”
Vor dem Vogt stand ein jüngerer Zwerg, der von den Zügen her seinem Vater sehr
ähnlich sah. Das war aber auch die einzige Ähnlichkeit. Den wo Borix militärisch
gewandet und gewappnet war, war Baschtasch in bequeme und zweckmäßige Kleidung
gewandet. Den festen Reiseumhang und den Hut hatte er schon am Eingang ausgezogen.
Nun trug er nur noch kniehohe lederne Stiefel, in denen eine dunkle, dicke Lederhose
steckte. Der Oberkörper war mit einem dicken dunkelroten Flanellhemd bekleidet, das
von einem breiten Gürtel, der unterhalb des ‘Wintervorrats’ hing, in Form gehalten
wurde. Am Gürtel war eine Gürteltasche und ein Dolch befestigt, sonst war der Zwerg
unbewaffnet. In der rechten trug er einige dicke Bücher, die er mit einem Riemen
zusammen geschnürt hatte. Vor der Brust hing ein kupferrorter, in viele kleine Zöpfe
geflochtener Bart. Die braunen Augen blickten flink und aufmerksam in dem Zimmer
umher.
Erwartungsvoll stand er im Eingang und wartete darauf, was folgen würde.
“Ich bin hocherfreut dass du mich so schnell besuchen kommst Baschtasch”, wählte der
Vogt einen vertrauten Ton. “Dein Vater hat mir viel von dir erzählt und ich war sehr
neugierig dich persönlich kennenzulernen, auch aber sicher nicht nur wegen den
Büchern die du geschrieben hast. Er hat dir sicher berichtet das ich dich um einen
Gefallen bitten möchte. Komm, setzt dich”, Borax machte eine einladende Geste in
Richtung der Sitzecke vor dem großen, offenen Kamin, indem ein Feuer brachte und das
Gewölbe angenehm warm hielt.
Erstaunt über den freundlichen und väterlichen Ton, folgte er der Einladung und nahm
auf der Sitzecke Platz. Er wirkte ein wenig steif und gehemmt. Die Bücher legte er neben
sich ab.
Nachdem sich sein Gast gesetzt hatte nahm auch Borax Platz und eröffnete das Gespräch
mit einer Frage. “Nun, erzähl mir doch erst einmal was dein Vater dir berichtet hat von
seinem Besuch?”
“Es sagte, dass Ihr meine Bücher sehen wollt und mit eine Reise vorschlagen wolltet”,
antwortete Baschtasch sehr zögerlich.
“In der Tat, das möchte ich. Aber zuerst einmal erzähl mir von deiner Schreibtätigkeit.
Wie ich sehe”, Borax nickte in Richtung der von Baschtasch mitgebrachten Bücher, “hast
du deine Werke mitgebracht. Ich bin sehr neugierig mehr von ihnen zu erfahren, wie du
dazu gekommen bist sie zu schreiben, wovon sie im einzelnen handeln und auch darauf
sie selbst zu lesen, wenn du gestattest.” Der Vogt nahm seine beinerne Pfeife vom Tisch
auf und bot Baschtasch Pfeifenkraut aus einer kleinen Metalldose an.
Dankend nahm der junge Zwerg eine Pfeifenladung und stopfte sie langsam und
überlegt in seine Pfeife, die er aus der Gürteltasche gezogen hatten. Dann zündete er sie
an und zog ein paar mal tief.
“Ihr habt ein erlesenes Kraut”, begann er zu reden. “Die Bücher, die Ihr meint, habe ich
hier.” Er deutete auf das Bündel neben sich. “Ich schreibe einfach gerne über das, was ich
so unterwegs alles gesehen habe. Über die Städte, die Gebäude, die Zwerge, Menschen
und auch Elfen. Ich schreibe über die Geschichten, die sie sich erzählen, über das was sie
glauben und vieles mehr. Es sind Mischungen aus Tagebüchern und Reiseberichten. Und
in dem kleinen hier, habe ich versucht einen Index zu erstellen, damit ich schneller
etwas finde.
Manche sage, ich bin einfach nur neugierig, aber ich möchte halt alles wissen. Und am
einfachsten ist es dazu, es gesehen und berührt zu haben. Vielleicht ist das nicht alles so
wie Väterchen Angrosch es für uns vorgesehen hat, aber - verzeiht wenn ich es so offen
sage - es ist mir egal.”
Auf den letzten Satz seines Gastes antwortete der Vogt mit einem tiefen, herzhaften
Lachen. Es dauerte eine Weile bis er sich wieder einkriegte und mit rotem Gesicht und
noch leicht außer Atem eine Erwiderung hervorbrachte.
Verwundert schaute ihn der junge Zwerg. ‘Was habe ich falsches gesagt?’ dachte er.
“Ich glaube wir sind uns in dieser Hinsicht sehr ähnlich werter Baschtasch. Auch ich
denke und handle nicht unbedingt immer nach den Normen unserer Gesellschaft. Und
um ehrlich gesagt habe ich gehofft das deine Leidenschaft, die Bücher und das Reisen,
dein Wissensdurst nicht nur deinen Geist erweitert, sondern auch deinen Blickwinkel
dahingehend gewandelt hat, dass du nicht alles so erzkonservativ betrachtest, wie leider
ein großer Bestandteil aller Angroschim.”
Nach dieser Aussage merkte der Vogt, dass Baschtasch ein Stein vom Herzen fiel. Er
hatte mit einer Rüge von dem Älteren gerechnet, hat sein Vater doch immer gesagt, dass
er diese Gedanken zwar denken kann, sie doch aber niemals irgendwem außerhalb der
Familie offenbaren sollte.
Borindarax nahm einen tiefen Zug von seiner Pfeife. Seine Miene zeigte noch immer eine
freudige Erregung. Ganz offensichtlich hatte das Gespräch eine Wendung genommen, die
dem Vogt gelegen kam. “Das Kraut stammt aus Brabak. Ich habe es in Albenhus bei
einem Händler erstanden, der es per Schiff aus dem tiefen Süden bekommt.”
“Ich habe davon gehört und auch schon mal ein paar Pfeifchen ähnlichen Krauts
geraucht, die mein Brüder von seinen Handelszügen mitgebracht hat.”
Baschtasch zog noch einmal an seiner Pfeife, dann stand er auf und reichte mit einer
leichten Verbeugung dem Vogt die Bücher.
“Bitte erwartet keine gelehrten Abhandlungen und geschliffene Sprache, ich habe sie
geschrieben so wie es mir zu dem Zeitpunkt des Erlebens in den Sinn kam.”
Dann setzte er sich wieder auf das Sofa.
“Danke! Sobald meine Verpflichtungen es zulassen, werde ich mich den Büchern
widmen. Reiseberichte sind meine Lieblingslektüre, da ich selbst zeit meines Lebens nur
wenig Gelegenheit hatte zu reisen. Zum Glück ist allen Angroschim unserer Sippe
gemein, dass sie wenig Schlaf benötigen. Meist lese ich des Nachts, wenn die andere
Arbeit ruht.” Borax zwinkerte seinem Gast zu.
“Aber Vater erzählte mir, dass Ihr eine Reise plant, an der ich teilnehmen soll?”
Erwartungsvoll schaute er den Vogt an.
Borax ließ den würzigen Tabakrauch genussvoll durch seine Nasenlöcher gleiten. Er
nahm sich Zeit, überlegte scheinbar gründlich wie er das eigentliche Thema des Abends
anging. “In der Tat, dem ist so. Was weißt du über Simia und Ifirn, Baschtasch?”
“Nun ich habe von ihnen gehört. Es sind Halbgötter, genau wie Aves und Nandus, zu
denen ich manchmal bete.” Er stockte nach dieser Offenbarung kurz und fuhr dann fort:
“Die Menschen sehen in ihnen die Kinder ihrer zwölf Götter und manche verehren sie
mehr als ihre göttlichen Eltern. Alle Wesensmerkmale dieser Halbgötter kenne ich nicht,
aber wenn ich mich nicht täusche, so ist Ifirn, die Tochter Firuns und einer
Menschenfrau, Simia der Sohn Angroschs - oder Ingerimms, wie ihn die Menschen
nennen - und Tsas.”
Er überlegte kurz, was ihm noch einfiel, dann fuhr er fort.
“Simia vereint die Fähigkeiten seiner Eltern, das Handwerk und die Erneuerung, und ist
der Gott der Erfindungen. Also alles was die Welt voranbringt.
Ifirn spiegelt die sanfte Seite des Winters wieder, während ihr Vater Kälte und Eis
bedeutet. Ihre Heimat liegt unter dem Agam Bragab, den sie von uns Angroschim
erhalten hatte. Aber die Geschichte des Polardiamanten ist ja allen Angroschim
bekannt.”
“Sehr gut. Wahrlich, wir sind Brüder im Geiste, darin kann nicht länger Zweifel bestehen.
Simia ist im übrigen die Gottheit der ich meine Aufmerksamkeit schenke und zu der ich
bete, neben dem Allvater.
Doch lass mich zum Kern der Sache kommen, der nunmehr durch deine Ausführungen
offen daliegt und nur noch benannt beziehungsweise weiter ausgeführt werden muß.
Der Winter den wir erleben bereitet mir Sorge. Die Versorgung der Stadt kann nicht
mehr lange aufrecht erhalten werden. Der Isenhag erlebt Eis und Schnee in einer kaum
gekannten Intensität und Ausmaß. Ich Schmiede derzeit schon Notfallpläne, um die
Stadt gegebenenfalls über Wege unter dem Berg zu versorgen. Unsere Tunnel reichen
bis unter nahezu jedes Gebirge des zentralen Kontinents. Das befahren der Straßen ist
seit nunmehr fast vier Wochen nicht mehr möglich und einzelne Lastpferde die hierher
durchkommen vermögen die Güterknappheit nicht zu lindern.”
“Ja, Bengurr hat das schon festgestellt. Er konnte weder mit dem Wagen noch mit dem
Pony weit kommen. Und die Wege unter den Bergen darf er nicht benutzen.”
“Es ist für jemanden der sich dort unten nicht auskennt und die Runen nicht zu deuten
vermag sehr gefährlich. Die Tunnel und Abzweigungen sind schier unendlich, es ist ein
riesiges Labyrinth. Und selbst wenn man sich nicht verläuft kann man Wochen unter
Tage marschieren ohne einen Ausgang zu finden und Tageslicht zu sehen. Von den
Höhlenspinnen, Tatzelwürmern oder gar schlimmeren einmal abgesehen. Nein, es hat
einen Sinn das nur bewaffnete Gruppen mit erfahrenen Führer eine Erlaubnis
bekommen so tief in den Berg einzudringen, um zu diesen weitreichenden Stollen zu
gelangen.”
“Ja, all diese Gründe wurden ihm auch genannt, aber ich denke, dass es auch daran
liegen kann, dass er noch nicht Mitglied der Kaufmannsgilde ist und somit auch von
jedem anderen Kaufmann hier in Senalosch geschnitten wird”, bemerkte Baschtasch
bitter. “Er darf ja nicht einmal die Waren aus unserer Schmiede verkaufen. Und die
Mühlen der Gilden mahlen langsam, sehr langsam.”
“Diesbezüglich habe ich bereits deinem Vater die Zusage gemacht, dass ich einmal
versuchen werde die Dinge zu beschleunigen. Ich bin mit allen Gildenvorstehern aus
Senalosch bekannt. Aber selbst mit Gildenzugehörigkeit müßte er einen anerkannten
Führer überzeugen für ihn zu arbeiten und Mietlinge engagieren als Bedeckung.”
Borax ließ eine kurze Pause entstehen in denen er sich neu sammelte, um das
eigentliche Thema wieder aufzugreifen.
“Was unser Problem mit dem anhaltend starken Winter betrifft, so denke ich es ist somit
an uns, die wir bereit sind auch unkonventionelle Dinge zu tun, andere Wege zu gehen
und ich habe mich entschlossen einen Brauch wieder aufleben zu lassen, den es drüben
im Koschgebirge gibt. In der Baronie Schwertleihe, also noch zu den Nordmarken
gehörend, gibt es einen einsamen, fast unbekannten Schrein der Ifirn und ich möchte das
ihr dies hier für mich dort opfert.” Der Vogt beugte sich im sitzen vor und holte besagte,
hölzerne Schatulle hervor, welche er schon Baschtaschs Vater gezeigt hatte. “Vielleicht”,
so setzte der Vogt neu an, nachdem er das Kästchen an seinen Gast weitergereicht hatte,
“ist uns die Tochter Firuns dann gnädig und vermag ihren Vater milde stimmen, auf das
er alsbald den Frühling hereinbrechen lässt, der unsere Lage wieder entspannen würde.
Was das Kästchen betrifft, so war es einst sowas wie ein persönlicher Schrein der Simia
für mich, denn die Schwalbe ist dessen, göttliches Tier. Die naheliegende Symbolik der
Erneuerung, in Bezug auf den Lauf der Jahreszeiten, das Brüten, das Schlüpfen der
Jungen, der Frühling, all dies ließ mich auf diese Idee kommen.
Was sagst du zu meinem Vorschlag? Du wirst selbstverständlich ein Handgeld
mitbekommen, die Reise soll dein Schaden nicht sein.”
Baschtasch betrachte das Kästchen von allen Seiten und auch von innen, da gab er es
dem Vogt zurück.
“Ist es nicht etwas zu zerbrechlich für solch ein anstrengende Reise ins Gebirge? Oder
habt Ihr noch einen Behälter in den man das Kästchen sorglos verstauen kann? Ich
möchte Euch ja keine schlechte Kunde von der Reise zurückbringen und berichten
müssen, dass es auf halber Strecke zerbrochen ist.”
Dann lehnte er sich zurück und nahm noch einen tiefen Zug aus der Pfeife.
“Wann soll es denn los gehen? Gibt es noch andere Mitreisende oder soll ich es alleine
wagen? Ich müsste sicherlich noch vorher ein wenig über die geeignete Ausrüstung
nachdenken und diese entsprechend zusammenstellen.
Mein Vater sagt zwar immer, dass ich neugierig bin, aber das dürft Ihr bitte nicht mit
Unüberlegtheit verwechseln. Ich möchte zwar viel sehen, aber ich möchte auch heil
wieder zurückkommen und davon berichten können.”
Erwartungsvoll schaute er den Vogt an.
“Wenn du zusagst werde ich schleunigst einen Behälter aus Metall fertigen lassen damit
dem Schmuckstück unterwegs nichts zustößt.” Borax schmunzelte aufgrund seiner
eigenen Wortwahl. “Bei der Zusammenstellung der notwendigen Reiseausrüstung wird
dir Boindil helfen, wenn du möchtest. Ich hatte ihn auch im Sinn dich zu begleiten.”
‘Dann bin ich meinen Wachhund eine Weile los’, ergänzte der Vogt im Geiste.
“Gut! Ich sage zu”, antwortete der jüngere Zwerg ohne lange zu überlegen.
“Aber das habt Ihr Euch bestimmt schon gedacht”, fügte er schmunzelnd an. “Ich wäre
binnen einer Woche bereit oder sollte es schneller gehen?
“Jeder Tag den wir sparen könnte uns am Ende helfen die Situation ohne größeren
Aufwand zu lösen. Das heißt wenn unsere Bemühungen Früchte tragen, was niemand
voraussehen kann. Ich möchte dich dennoch bitten dich zu beeilen.”
“Wenn es Euer Wunsch ist, so werde ich mich beeilen. Aber drei Tage brauche wohl
trotzdem noch. Aber das muss einfach reichen, ich werde also am Morgen im Tag nach
übermorgen hier vor Eurer Tür stehen”, war die verbindliche Antwort Baschtaschs.
“Die Bücher lasse ich hier, lest sie bitte und gebt mir offen Kritik was Ihr davon haltet.
Bitte bedenkt, dass es keine weitere Abschrift gibt.”
“Ich werde sie in der Koschbasaltkammer lagern”, sagte Borax mit einem Zwinkern, aber
mit ehrlicher Vorfreude auf die Lektüre.
Dann stand Baschtasch auf, denn er glaubte, dass die Unterredung mit seiner Zusage
beendet sei. Außerdem ging er im Kopf bereits die Ausrüstungsliste durch.
Der Vogt erhob sich ebenfalls. Er machte einen zufriedenen Eindruck als er seinem Gast
die Hand zum Abschied reichte. “Boindil wartet oben im Wachraum auf dich. Sag ihm,
dass ihr auf Reisen gehen werdet, er ist bereits instruiert, dann kann er alles notwendige
in die Wege leiten.
Möge Aves deine Schritte lenken Baschtasch.”
“Ich hoffe, dass auch Ifirn einen Blick auf unser Vorhaben wirft und es gut heißt und vor
allem ihren eisigen Vater von unserem Weg ablenkt.”
Dann ging er zu Boindil um mit ihm den Termin der Abreise festzulegen. Nachdem das
geklärt war, beeilte er sich nach Hause zu kommen, um die Vorbereitungen in der
knappen Zeit durchführen zu können. ---

Kategorie: Briefspielgeschichte

-- Main.RekkiThorkarson - 13 Nov 2017