Von Rang und Namen - Die Brautschau beginnt!

Kapitel 4-5: Von Rang und Namen - Die Brautschau beginnt!

Friedliche Wölkchen zogen am Himmel und nahmen der heißen Mittagssonne etwas von der Hitze. Nordrun, die Bardin, blickte zur Praiosscheibe und schätze die Zeit. “Rondra, eindeutig Rondra.”, murmelte vor sich hin. Mit knappen Gesten gab sie Toras, der Trommler, ein Zeichen. Der junge Mann mit dem blonden Pferdeschwanz und einfacher, braunen Leinenkleidung, nahm seine Trommel, lief über die Festwiese und stellte sich neben der Treppe zum Pavillon der Altenberger auf. Langsam begann er rhythmisch zu trommel, um dann immer lauter zu werden. Als Nordrun sich sicher war, dass die Gäste ihre Aufmerksamkeit auf den Trommler richtete, war es der Geweihte der Rahja, der sich auf die Stufen des Pavillons stellte. Toras hörte auf mit dem trommeln und Rahjel sprach:

“Hohe Herrschaften, liebste Gäste! Der Moment ist gekommen, um die Brautschau zu beginnen. Aller Anfang beginnt mit einem Augenaufschlag und ich bin mir sicher, dass ihr euch alle schon untereinander betrachtet habt. Doch nun wird es Zeit, sich besser kennenzulernen. So bitte ich alle Werber für einen möglichen Ehebund nach vorne auf die Festwiese zu treten und sich vorzustellen. Selbstverständlich darf das auch der Vormund im Namen des Werbers tun.” Der Unwille war in den letzten Worten des Geweihten fast nicht zu überhören. Er schloss kurz die Augen und fuhr dann fort. “Im Anschluss, zur Traviastunde, laden wir Geweihte euch Werber ein, zu einem göttergefälligen Spiel, um sich noch besser kennenzulernen. Nach dem Spiel, zur Boronstunde folgt dann das Lustwandeln im Park.” Nun winkte er die Gäste, und eine leise Melodie fing an im Hintergrund zu spielen. Nun strahlte Rahjel wieder und wartete bis die Gäste sich vor dem Pavillon versammelt hatten.

Rajodan verabscheute diese Farce. Seine Tochter war weder Kuh noch Pferd, dem man ins Maul griff, um seine körperlichen Befindlichkeiten zu erkennen. “Nun?” fragte der Baron seine Tochter. Aber seine Tochter zuckte mit den Achseln. “Er sagte doch, der Vormund.” Wütend funkelte der Eisensteiner daraufhin seine Tochter an und fuhr mit kalter Stimme fort: “Ich will nicht, dass du einen dieser unwichtigen Wichte ehelichst.  Ich will, dass du lernst dich zu präsentieren. Aber wenn du nicht augenblicklich dieses Getue sein lässt, werde ich dich an den nächstbesten verheiraten. Und zwar sofort. Hörst du? Du hast die Möglichkeit, dich zu beteiligen. Oder nicht. Es ist deine Wahl. Aber glaube mir, dass ich dich dort unten vorstelle, wird dir nicht eben wohltun!” Mit gerunzelter Stirn stand sie auf. Warf ihre Serviette auf den Tisch und schlenderte zögerlich auf die Festwiese.

“Und nun sagt mir, wer möchte sich vorstellen?”, fragte Rahjel von Altenberg die Werber.

Thankred & Sabea

'Na endlich kam man zum Wesentlichen.' Das hatte auch wirklich lange genug gedauert. Ohne Zögern, ohne Zaudern trat der Junker aus dem Isenhag vor, um sich vorzustellen. Thankred begann mit einer Verbeugung. Es war eine wenig elegante, mehr steife Geste, die deutlich machte, dass der Ritter wenig Umgang am Hofe pflegte. Kaum hatte er seinen Rücken wieder durchgestreckt, erhob Thankred die Stimme, wohlwissend, dass sein Name kein ‘gewöhnlicher’ war. “Ich bin Thankred Hartowuld von Trollpforz.” Er ließ den Namen wirken und grinste über beide Ohren, ja nickte sogar bekräftigend, als gemurmel und leichtes Gelächter zu vernehmen war. “Für all diejenigen die meinen Namen amüsant finden mögen”, setzte er dann weiterhin schmunzelnd wieder an. “Lasst euch gesagt sein, dass er aus einer Zeit stammt, da die Nordmarken noch von einem König regiert wurden. Die Junker von Trollpforz besitzen also nicht nur einen Ahnherren, der Humor besessen hat, sondern sie sind auch Teil einer sehr alten Blutlinie. Älter als die der meisten Anwesenden.” Thankred straffte sich und wurde nun wieder ernster. “Ich bin hier um um die Hand von Sabea von Altenberg zu freien.” Der Blick des Hünen glitt unverhohlen zur genannten Maid. “Ich erblickte ihre liebliches Antlitz vor einiger Zeit bei einem Besuch in Elenvina. Als ich nun von der Brautschau hörte, wusste ich, dass ich hierher kommen musste, um ihr Herz zu gewinnen, denn ich hatte bereits in der Kapitale des Herzogtums ihren Namen erfragt.” Mit einem Nicken in Richtung der Dame von Altenberg trat Thankred wieder zurück und schwieg. War sich aber bewusst, dass man sich an ihn erinnern würde.

Als Hamar von Altenberg das Gerücht hörte, das ein Junker seine Sabea freien wollte, war er überrascht und glücklich. Doch als Thankred von Trollpfortz sich vor versammelten Gästen vorstellte und offenbarte, dass er der Freier war, stockte ihm der Atem. Der Name Trollpfortz war ihm in der Tätigkeit als erster Kammerdiener durchaus bekannt. Ungehobelt und weit jeder guten Etikette, genauso wie er sich gerade präsentiert hatte. Als er einen Blick zu seiner Gemahlin Rondela wagte, sagte dessen fassungsloser Gesichtsausdruck und der offen stehende Mund alles. Nur das Kichern seines Jüngsten holte ihn wieder aus dem Schrecken. ´Oh, Sabea, du wirst doch nicht …”

Neugierig wanderten die Augen Sabeas über die Männer der Nordmarken und blieb wieder bei dem großen, hübschen und blonden Ritter mit Schnauzbart und Narbe hängen, als sie ihren Namen von dem wuchtigen Mann mit mächtigen Bauchansatz und struppigen Bart vernahm. ´Wie? Was? Hab ich da gerade meinen Namen gehört?´ Sofort schaute sie sich den Junker genauer an und ihre linke Augenbraue wanderte misstrauisch nach oben. Sie machte einen Schritt nach vorne. Sofort schnellte die Hand ihrer jüngsten Schwester Gelda nach vorne und hielt sie am Arm. Geldas Blick sollte ihr eigentlich vermitteln nicht zu reagieren, doch Sabea wäre nicht Sabea, wenn ihr das jetzt wichtig gewesen wäre. So schüttelte sie den Griff ab und ging noch einen Schritt voran. “Na, nicht so schnell, Herr Trollpfurz!”, erschallte ihre laute Stimme. “Sehe ich aus wie eine Jungfer, die erobert werden möchte?” Nun wurde ihr bewußte, dass alle sie anschauten. “Dann mach ich doch gleich weiter.” Das empörte Aufstöhnen einiger ihrer Verwandten ignorierte sie beflissen. Sabea war eine große Frau, ganze 189 Halbfinger, mit breiten Schultern und kräftigen Körperbau. Sie trug ihre kastanienroten Lockenmähne offen wie eine Löwin und hatten ihre kräftigen Arme in die Hüfte gestemmt. Anstatt ein Kleid mit Mieder zu tragen, trug sie ein besticktes, grünes Gewand aus Seide, das mit einem breiten Gürtel locker zusammengehalten wurde. Aber selbst die Weite des Gewandes, konnte ihren, gar so mächtig zu beschreibenden Busen, nicht verbergen. Trotz ihrer wuchtigen Erscheinung, erschien ihr Gesicht von einer gewissen Sanftheit, mit schönen, mandelförmigen und grünen Augen, Sommersprossen und einem sinnlichen Mund.

“Ich bin Sabea von Altenberg, Tochter von Hamar und Rondela von Altenberg. Viele hohe Herrschaften aus dem ganzen Reich kennen mich, denn ich bin einer der Heroldin des Kanzleiviertels in Elenvina. Auch wenn ich nie das Handwerk am Schwert erlernt habe, so habe ich das Gemüt meiner Mutter, der Ritterin Rondela von Altenberg, geerbt. Als die schändlichen thorwaler Barbaren unsere geliebte Capitale angriffen, war ich eine der Ersten, die dieses stinkende Gesindel wieder aus der Stadt geworfen hatte. Seit diesen Tagen trage ich mit Stolz den Titel “Heldin von Elenvina!” Zufrieden lächelte sie und blickte wieder in die Runde. “Ich bin hier, um einen Mann für mich zu Freien. Doch brauche ich jemanden, der keine Angst hat vor großen Herausforderungen! Sollte aber jemand so mutig sein, mich zu freien, so kann ich nur sagen, das diese Festung, ”sie schlug dabei ihre Linke auf ihre Brust, “noch nie erobert wurde!” Mit diesen Worten wanderte ihr Blick erst zu dem Junker Thankred und dann zu dem blonden Ritter Dorcas. Zufrieden schritt sie wieder zurück. Mit zunächst überraschte Miene, hatte der Junker verharrt, als Sabea vorgetreten war um das Wort zu ergreifen. Die Verwunderung war aber schnell Bewunderung gewichten. Das, was sie sagte, gefiel ihm und noch mehr, wie sie es tat. Darum lachte Thankred dann auch dröhnend, als das letzte Wort verklungen war. Oh wie ihm diese Frau gefiel. Und dennoch, nun wusste er, dass er einen Rivalen hatten. Er hatte Sabeas Seitenblick als das erkannt was es war, eine Herausforderung an beide Werber. Es galt. Alles oder nichts.

Thankred strich noch einmal sein Gehrock glatt und drückte das breite Kreuz durch. Dann trat der Junker wiederum vor die Versammelten und erhob erneut fest seine Stimme. “Ich bin sicher nicht der galanteste der anwesenden Herren, habe sicher nicht die besten Manieren und bin auch nicht derjenige, bei dem sich Tsa besonders viel Mühe und Rahja besonders viel Muße genommen hat”, sprach Thankred mit viel Selbstironie, aber auch Selbstsicherheit. “Trotz dieser Tatsachen und ja, wohl auch genau deswegen aber besitze ich Leidenschaft und Überzeugung in allen Dingen, die ich tue. Für mich gibt es nur die eine”, der Blick des Junkers glitt abermals zu Sabea von Altenberg. “Ich werde meine Worte also nicht an die anwesenden Damen richten, sondern nur an euch.” Thankred trat weiter vor und fiel vor Sabea auf ein Knie herab. “Der Isenhag, meine Heimat, ist ein Landstrich von herber, von wilder Schönheit, ebenso wie ihr es seid. Die Winter sind lang und hart. Dort kann nur Leben, wer stark vom Körper und vom Willen ist, unbeugsam.

Der Frühling und der Sommer sind unvergleichlich schön, euch fast ebenbürtig. Die Wälder sind urtümlich, unbezwingar und reich an Wild. Die Felder auf dem Hochplateau, am Rande des Wedengrabens fruchtbar. Komm mit mir in das Land zwischen Großem Fluss und Eisenberge. Ich kann euch sicher kein luxuriöses Leben bieten, wie es am Hofe üblich ist, aber dafür ein durchweg selbstbestimmtes Dasein ohne jedwede gesellschaftliche Zwänge. Ihr würdet neben mir in einer Burg wohnen, die einst die Trolle errichtet haben, deren gewaltige Mauern niemals geschliffen wurden und wo bereits seit bosperanischer Zeit die Junker von Trollpforz leben und herrschen. Durchstreift mit mir die tiefen Wälder, dort wo Firun und Ingerimm weit mehr Bedeutung besitzen, als ihre Geschwister und ich schenke euch jene Freiheit, wie sie nur in der Abgeschiedenheit des Isenhag möglich ist. Schenkt mir starke Kinder und ich öffne euch die Herzen meiner Untertanen.“ Thankred lächelte über sich selbst. So viel Charm und wie nannte man das noch gleich, Eloquenz hatte er sich gar nicht zugetraut. “Sagt mir, wie ich ‘diese oh wundervolle Festung’ erobern kann. Ich werde an keinen Spielchen Teilnehmen und ich will auch keine Geweihten kennenlernen, alles was ich begehre seid ihr.” ´Nerven hat er, das muss man ihm lassen.´ Sabea wartete bis der Junker mit seiner Prosa fertig war. Dann lachte sie laut und wurde dann wieder ernst. “Nein.” war ihre Antwort. Sie drehte sich leicht und zeigte ihm die ´Schulter´. “Ich werde hier niemand eine Anleitung geben, wie mein Herz zu erobern ist. Ich kann aber nur eines sagen. Ein Mann der sich zu fein für ´Spielchen´ ist und auch den Respekt von Geweihten der Zwölfe verweigert, wird vor verschlossen Toren stehen bleiben. Und nun erhebt euch und lasst den anderen Männern und Frauen eine Möglichkeit, sich vorzustellen. Ich bin nicht die einzige Festung die erobert werden möchte!” Sabea reckte ihr Kinn und schlug die Augenlider nieder. Eine Geste, die so gar nicht zu der großen Frau passen wollte. Aber eines musste sie sich eingestehen, der Junker hatte ihre Aufmerksamkeit geweckt.

Sabea jedoch kannte den Junker nicht und schätzte ihn vermutlich obendrein falsch ein. Thankred stand zu seinem Wort, zu jedem einzelnen. Enttäuscht kam er wieder aus dem Ritterfall hoch. Die Abfuhr schmerzte. Doch nicht nur diese Schmach war ihm zuteil geworden. Er hatte sich getäuscht, auch diese Einsicht, die Erkenntnis seiner eigenen Gefühlsverblendung traf ihn. Thankred hatte gehofft Sabea zu einem Gespräch auf Augenhöhe bewegen zu können, damit sie sich kennenlernten. Er war davon ausgegangen, dass sie eine Frau mit ausreichendem Rückgrat war dies zu tun und nicht wie all die anderen sich dem albernen, angesetzten Protokoll zu unterwerfen. Irrtum. Es galt sein Wort. Spiele würde er nicht bestreiten. Solche Dinge sollten die Höflinge, all die Schranzen und Gockel tun, er nicht. So etwas passte nicht in seine Lebenswirklichkeit. Mit hoch erhobenem Kopf, aber deutlich angesäuerter Miene verließ Thankred den Festplatz. Als Sabea auf ihren Platz zurückkehrte, wartete dort ein ernst dreinblickender Rondradin auf sie. “Meinen Glückwunsch. Damit habt Ihr den Junker erfolgreich vertrieben. Ist es generell Eure Art Männer vor den Kopf zu stoßen, wenn sie Euch ihre Zuneigung gestehen?” Enttäuscht schüttelte der Geweihte den Kopf. “Ich hätte mehr von Euch erwartet.”

Sabea schaute den Geweihten ungläubig an. Jähzorn schlich sich in ihr Gemüt, das sie jedoch widerwillig runter schluckte. Was maß sich dieser an, sie in Frage zu stellen? Während sich ihre Finger in ihr Gewand vergruben, schaute sie Rondradin mit misstrauischen Blick an. “Euer Gnaden … nur weil sich ein daher gelaufener Mann sich vor mir in den Staub wirft, muss ich doch diese Prosa nicht annehmen. Ich hätte eher erwartet das der Kampfgeist geschürt wurde, aber ich hatte mich getäuscht. Er ist weg. Wer mich will, wäre geblieben. Und hätte nach einem anderen Weg gesucht diese Festung zu erobern. Es ist doch jedem klar, dass ich kein Hoffräulein bin, das sich wegen lieblichen Worte einfach ehelichen läßt und dann die Beine breit macht.” Nun hatte sie sich in Rage geredet. Sabea holte tief Luft. “Verzeiht die letzten Worte. Es scheint kein passenden Mann für mich zu geben.” Stolz reckte sie ihr KInn, doch ihre Augen verrieten ihre Enttäuschung. Scheinbar ungerührt ließ der Geweihte Sabeas Ausbruch über sich ergehen. “Doch, den gibt es und Ihr habt ihn gerade fortgejagt. Versteht Ihr es nicht? Ihr habt Eure Worte vielleicht als Aufforderung verstanden um Euch zu kämpfen, aber bei ihm kam nur Euer ‘Nein’ an. Dabei dachte ich, dass Euch Spielchen und Winkelzüge verhasst sind und Ihr direkte Worte schätzt. Aber scheinbar habe ich mich in Euch wirklich getäuscht und der Junker von Trollpforz ebenfalls.” Rondradin sah sie traurig an.

“Habt ihr den nicht gehört was der Junker gesagt hat? Er würde mir die Herzen seiner Untertanen nur öffnen, wenn ich ihm Kinder schenke. Als was wollte er wirklich?” fragend schaute sie Rondradin an. ”Und, er hat klar gemacht das er keinen Geweihten sehen möchte. Ja, ich bin eine Frau von klaren Worten … das fand ich ja auch gut … aber die Götter sind mir schon wichtig.” Mit beleidigte Miene schaute sie zur Seite. “Davon jagen war nicht meine Absicht. Aber ich fand seine Worte doch sehr … blumig.” “Das mit den Geweihten habt Ihr falsch verstanden, glaube ich. Er hat nur keinen Sinn darin gesehen mit den drei Geweihten hier zu sprechen, so sehe ich das jedenfalls. Mir gegenüber war er höflich und auch ansonsten hatte ich nicht den Eindruck, dass er etwas gegen Geweihte hat.” Rondradin musterte Sabea eingehend. “Ich sehe doch Eure Enttäuschung. Kommt, springt über Euren Schatten und holt ihn zurück. Sprecht in Ruhe unter vier Augen mit ihm und dann könnt Ihr ihn immer noch ablehnen. Gewährt einem naiven Geweihten, der gerne glückliche Menschen sieht, diesen Wunsch.”

Sie kniff die Augen zusammen und wagte wieder einen Blick auf Rondradin. “Ihr meint ich hätte das falsch verstanden? Und er ist keiner dieser ´Gockel´? Und auch kein ´Lüstling´? Wenn dass so ist, kann auch ich versuchen ihn zu erobern. Würdet ihr mich begleiten … so als Schlichter?” Rondradin sah zum erstenmal eine verletzliche Sabea. Rondradins Blick war sanft und voller Wärme als er dem ihren begegnete. “Das würde ich sehr gerne, Sabea.” Er hätte nie gedacht Sabea einmal so zu sehen. Zu sehr unterschied sich dieses Bild von dem Üblichen. “Vertraut mir, er ist weder ein ‘Gockel’, noch ein ‘Lüstling’ und ganz sicher kein ‘Würstchen’.” Er lächelte sie aufmunternd an und bot Ihr seinen Arm. Nun grinste sie wieder, legte aber ihren Arm um den Geweihten und drückte ihn Kumpelhaft. Und nahm dann seine Arm an. “Na dann lass uns den Junker finden.” Beide traten ihren Weg in den Park an.

Nivard hatte Sabea bereits in Twergenhausen als, nunja, herb kennenlernen dürfen. Eine richtig liebreizende Reaktion auf die aufrichtigen Worte des Trollpforzers hätte er daher nicht erwartet, aber dass sie den Junker so schroff behandeln würde... er konnte dessen Abgang daher mehr als gut nachvollziehen. Das ganze war nicht dazu angetan, seine eigene Aufregung zu lindern.

Linnart

Als sich der urtümliche Junker aus dem Isenhag und die Altenbergerin wieder zurück zu ihren Plätzen begaben, bewegte sich Linnart vom Traurigen Stein, immer noch über das sich eben gebotene Schauspiel schmunzelnd, in Richtung Festwiese. Um den Schein der Normalität zu wahren war es wohl oder übel auch notwendig gewesen die Vorstellungsrunde mitzumachen, auch wenn ihm selbst nicht mehr viel daran gelegen war. Es fiel dem Bannstrahler nicht schwer sich vor Menschen zu präsentieren, war er durch seine Profession doch gewohnt durch Auftreten und Präsenz Autorität auszustrahlen. Selbstbewusst und mit kräftigem Schritt trat er vor die Festgesellschaft. "Die Zwölfe Euch allen zum Gruße ...", hob er deutlich vernehmbar an, "... Praios, Travia und Rahja ihnen voran. Mein Name ist Linnart vom Traurigen Stein und wie schon bei meinem Vorredner mag dieser dem einen, oder der anderen ein Lächeln auf die Lippen zaubern, was ich an diesem schönen Tag, da die Herrin Rahja auf uns herab lächelt, jedoch nicht störend finde." Linnart stoppte seine eloquente Vorstellung für einen Moment und blickte freundlich lächelnd in die Gesichter seiner Zuhörer. "Aufgewachsen bin ich inmitten der wunderschönen Weinberge Kyndochs als Erstgeborener des Edlen Thymon vom Traurigen Stein und meiner bezaubernden Frau Mutter Adda von Halberg." Abermals folgte eine kurze Pause. "Ich diene auf heilige 12 Götterläufe befristet dem Orden vom Bannstrahl Praios im Rang eines Ritters und Venerati Lumini im Kloster St. Aldec in den Linnartsteiner Landen und freue mich darauf hier interessante Menschen kennen zu lernen." Linnart empfand für sich, dass dies genug der Vorstellung war. Er verneigte sich grüßend, bevor er Platz für den nächsten Werber machte. "Ich wünsche allen Anwesenden ein schönes Fest. Mögen Travia und Rahja mit uns allen sein."

Etwas abseits der anderen Damen, die vor Bewunderung nur so dahinschmolzen, grübelte Sina. Vom Traurigen Stein … mit einem von denen würde ihre Schwester doch in ein paar Monden einen Bund eingehen. Dieser Bannstrahler wäre also bald mit ihr verwandt. Irgendwie.


Amiel von Altenberg stellte sich neben seiner Base Elvrun, die Travianovizin, und flüsterte ihr ins Ohr. “Wäre das nicht etwas für dich? Ich habe gehört, dass die Traurigsteiner eine lebensfrohe Familie sind. Und dieser Linnart scheint mit beiden Beinen im Leben zu stehen. Genau was du suchst.” Er lächelte, sie errötete. Die zarte Frau schaute sich den Bannstrahler genauer an.

Gelda von Altenberg versuchte unbeteiligt zu wirken, doch ein abschätzender Blick schlich sich in ihr Gesicht. ´Linnart. Hmmmm. Gut sieht er ja aus. Aber Bannstrahler? Vielleicht ein wenig zu streng. Hmmm.´

Maura, die Doctora, gab ihrer ältesten Tochter eine Schubs, damit mit diese sich endlich von ihrem Stuhl erhob. Die vollschlanke Frau, Praiosgeweihte ihres Zeichen, erhob sich. “Schau nur Praiona, ein schöner Recke der dem Herrn Praios nahe steht.” flüsterte die Mutter ihr zu. Immer noch die Honigbrezel kauend schaute Praiona den Bannstrahler an. ´Oh, der ist aber hübsch ...´ Ein strahlendes Lächeln machte sich in ihrem runden Gesicht breit.

Durinja von Altenberg spielte verträumt mit ihren Fingern an einer ihrer Locken. Sie wußte, dass nicht viele Frauen hier, ihr das Wasser reichen konnte, wenn es ums Aussehen ging. Ihr Blick wanderte auf und ab, den Traurigsteiner von Kopf bis Fuß betrachtet. Die Kleidung war edel. Gepflegt. Ein Weingut. Gedanklich merkte sie sich Linnart vor.

Sabea schaute sich immer noch nach dem Junker von Trollpfortz um und würdigte Linnert nur einen kurzen Blick. ´ Einmal gehustet und der ist weg. ´ Unbewußt schüttelte sie den Kopf.

Als Elvan von Altenberg sich Linnart betrachtete musste er an den reisenden Praiosgeweihten Griffbert von Elenvina und seinem Gefährten dem Bannstrahlknappen Praioswin Dankert von Gareth denken. Zwei Männer in Liebe verbunden, doch misstrauisch beäugt von allen. ´Ja, die Frauen werden ihn lieben.´ Zu sehr blieb der Blick des Mannes bei den Damen hängen. Er wandte sich ab von dem Bannstrahler.

Baron Roklan von Leihenhof beobachtete seine Verwandten vom Pavillon aus. Der ´vom Traurigen Stein´ war eine gute Partie. Und er hatte recht. Lucasta sprang an. Das junge Mädchen in ihrem weinroten Kleid, schob sich nach vorne und schenkte dem Bannstrahler kokette Blicke. Roklan war zufrieden. Zumindest versucht sie es.

Celissa bemerkte, dass Ringard durchaus angetan auf den Auftritt des Traurigsteiners reagierte. Auch das noch! Obgleich sie den Götterfürsten fürchtete und achtete, wäre ein Bannstrahler so ziemlich der letzte, den sie sich als Gemahl ihrer Tochter wünschte. Im Zwielicht der Wälder konnte man es sich nicht leisten, die Konturen so scharf zu zeichnen, wie es jener Orden gerne tat. Ein scharf gesetzter Blick zur rechten Zeit vergegenwärtigte auch Ringard ihre Einschätzung, wie ihr enttäuscht zuckender Mund bewies.

Als Linnart sich zurück zum Sonnenschutz begab, konnte er einige Blicke auf sich ruhen fühlen und er versuchte - als Charmeur, der er als Sohn seines Vaters nun einmal war - so viele lächelnde Gesichter der jungen Damen zu erwidern, wie es ihm auf seinem Weg möglich war. Auch war es ihm ein willkommener Vorwand gewesen um sich noch unter den Anwesenden umzusehen. Im Speziellen suchte er ein hübsches blaues Augenpaar, in dem er sich heute schon verloren hatte und nachdem Sehnsucht in seiner Brust brannte. Andesine erwiderte den Blick Linnarts, als dieser endlich das von ihm gesuchte Augenpaar entdeckte. Seine Sehnsucht spiegelte sich in dem tiefen Blau ihrer Augen mit ebensolcher Intensität. Die Hand mit seinem Ring hatte sie an ihr Herz gedrückt. Der junge Ritter atmete tief durch als er ihr ansichtig wurde. Nicht, dass er sich Sorgen gemacht hätte, sie wäre bereits aufgebrochen oder hätte es sich inzwischen anders überlegt, aber dennoch beruhigte es ihn ihre blauen Augen zu sehen. Das dauerhaft auf seinen Lippen gelegene Lächeln wurde noch einen Tick intensiver und seine Augen nahmen einen besonderen Glanz an. Etwas wehmütig setzte er den Weg zu seinem Platz fort.

Adamar

Als kein anderer hervor trat, sich weiter zu bewerben, schritt Adamar voran, er hoffte nur, dass alsbald die Damen sich anschließen würden. “Adamar von Rothammer, Baronett vom Firnholz” sagte er laut seinen Namen, wobei er eine Verbeugung tat wie er so oft gelernt und geübt hatte. Es war nichts als eine Verbeugung, auch wenn er sich selbst lächerlich damit vorkam. “Meine Frau Mutter ist die Baronin von Firnholz zum Firnholz (er wies stolz mit der ausgestreckten Hand auf sie, mit nach oben offener Handfläche), ich selbst bin Knappe beim Baron Roklan von Leihenhof. Ich hoffe, demnächst meinen Ritterschlag zu empfangen und zähle 20 Götterläufe. Ich habe noch eine Schwester im Alter von 16 Götterläufen, mein Vater der Edle Loncald Praiosmar von Rothammer, am Rothammerpass, ist leider bereits schon vor 10 Götterläufen in Borons heilige Hallen aufgenommen worden. Ich habe noch keine der Edlen Damen ins Auge gefasst, um die ich werben möchte. Sollten die Anwesenden Damen Fragen an mich haben, werde ich mich gerne in der Kunst der Konversation üben, Ich würde mich über geistreiche und angeregte Gespräche wahrlich freuen.” einen kurzen Moment überlegte der junge Mann, der seinem Vater fast aus dem Gesicht geschnitten ähnlich sah, nur viel jünger, dann sagte er noch: “Sollte es von Interesse sein, ich war in Begleitung meines ehemaligen Schwertvaters Traviadan von Schwertleihe, Baron von Schwertleihe und Oberst der Flussgarde beim Feldzug gegen Haffax dabei, wo ich nicht nur ihn, sondern auch meinen Oheim und meinen Cousin verlor, umso wichtiger erscheint es mir, hier und heute, die Festivitäten zu begehen, denn wir alle haben nur ein Leben und dies sollten wir auskosten und genießen.” dann trat er zurück, um noch anderen die Möglichkeit zu geben sich gebührend vorzustellen.

Elvrun von Altenberg fasste sich ergriff an ihre Travia- Amulett, dass um ihren Hals hing. ´Der arme Adamar.´ Ihr war fast so, als ob sie seine Traurigkeit über den Verlust der Kriegsopfer spüren konnte. Sie musste sich eingestehen, dass er etwas hatte, das sie anziehend fand. War es das schüchterne Lächeln? Ein sanftes Lächeln schlich sich über ihren sinnlichen Mund. Wie es schien, ist ihm Familie wichtig. Elvrun würde den Knappen weiter ins Auge fassen.

Für einen Moment hatte Adamar die Aufmerksamkeit von Durinja von Altenberg. Allerdings fehlte ihr das gewisse ´Edle´ und als sie seine Mutter sah, war ihre Interesse gänzlich verschwunden.

´Hmm. Ein Knappe. Sogar ein Vorbild Knappe. Aber irgendwie … hmmm … ich weiß nicht´. Gelda von Altenberg war unentschlossen.

Die Vögtin von Schweinsfold, Alrike von Henjasburg, zupfte sich nachdenklich das linke Ohrläppchen. ´Adamar von Rothammer´ wiederholte sie seinen Namen in ihren Gedanken. Ihr Blick wanderte zur Baronin von Firnholz. ´Mal schauen wie er sich so anstellt, vielleicht wäre er etwas für meine älteste Boromada. ´ Als der Blick der Baronin sie traf, lächelte sie ihr zu.

Fedora lächelte der Vögtin zurück, im Endeffekt war es zwar an den Eltern die Traviafeierlichkeiten auszurichten und die Kinder zu vermählen, aber Adamar war alt genug, seine Braut selbst zu suchen. Sicher war es Fedora ein Anliegen gewesen, dass Adamar sich als Werber hier vorstellte, und wenn die Vögtin es wünschte, wollte sie gerne ein Gespräch mit ihr führen, wer weiß, welche der Damen in Frage kamen, aber Fedora wusste auch, welchen Schatz sie da hatte und würde wohl kaum den erstbesten Bewerberinnen den Vortritt lassen, wenn sich Adamar vielleicht ganz anders entscheiden würde. Sie nickte der Vögtin aber dennoch zu, um zu signalisieren, dass sie sehr wohl bei der Auswahl der Werberinnen um ihren Sohn ein Wörtchen mitzureden hatte, und sie durchaus gesprächsbereit war. Vermutlich am besten im Beisein Adamars.

Lucasta von Leihenhof ließ sich sofort anmerken, dass sie nicht viel von Adamar hielt. Sie hoffte inbrünstig, dass der ´Aufpasser´ ihres Vetters, nicht die Nerven hatte, um ihre Hand zu werben. Mit verschränkten Armen vor der Brust starrte sie in die Luft.

Adamar bemerkte die schnippische Geste der kleinen Lucasta. Er ging zu ihr: “Lucasta, Keine Sorge, um Deine Hand werde ich nicht anhalten!” Er lachte. Es war als wolle er seine kleine Halbschwester oder Cousine freien, nein, das würde ihm kaum in den Sinn kommen.

Nachdem er sich von Lucasta abgewandt hatte, schaute sich Adamar um, waren da nicht mehr Blicke gewesen, die ihn während seiner Vorstellung taxiert hatten? Er stand unschlüssig, man merkte ihm an, dass dies nicht ganz sein Parkett war, aber er nickte den Damen zu, die sich interessierten, und war offen für jeden, der ihn ansprechen wollte.


Keine schlechte Partie. Sogar eine exzellente. Baronshaus, noch dazu in Nordgratenfels. Eigentlich weit über der Kragenweite der viertgeborenen eines Ambelmunder Edlengeschlechts. Anderseits, Nordgratenfels - vielleicht nicht ganz aussichtslos. Celissa nickte Ringard zu. Diese war sich nicht sicher, wie sie die Andeutung auffassen sollte. Baronsgemahlin, das wäre was. Aber Firnholz?

Andesine

Die Ritterin war die Nächste die vortrat. Sie strich das Kleid glatt und faltete die Hände züchtig vor ihrem Schoß. "Travia und Rahja zum Gruße. Ich bin Andesine von Wasserthal, Ritterin der Nordmarken und Vögtin von Gut Pappeln in Meilingen." Die junge Frau bedachte die Anwesenden mit einem strahlenden Lächeln. "Es ist mir eine Freude heute die Möglichkeit zu haben viele neue Bekanntschaften zu schließen und dabei den Mann zu finden, der mich zum Altar führen wird." Während sie sprach, spielten ihre Finger mit dem kleinen weißgoldenen Ring an ihrem Daumen. Andesine hoffte, dass Linnart den Wink verstand. Andesine warf der Menge noch einen letzten Blick zu, bevor sie sich wieder zurückzog.

Die Wasserthalerin zog den jungen Bannstrahler in ihren Bann. Ganz so als wäre gerade Sankt Gilborn höchstselbst auf einer gleißenden Himmelstreppe herab geschritten, fiel es ihm schwer seine Augen von ihr und der sich ihm bietenden Szenerie zu nehmen. Er seufzte verträumt und erst ihr Hinweis auf den Altar holte ihn wieder ins Hier und Jetzt zurück. Linnart bemerkte ihre damit einhergehende, kleine Geste und lächelte in ihre Richtung.

Durinja von Altenberg musterte ihre Konkurrentin. ´Hübsch. Aber keine Eleganz. Dann fiel ihr der weißgoldene Ring auf, mit dem die Wasserthalerin spielte. ´Bei Phex … was für ein schönes Schmuckstück …”

Mit schüchternen Blick beobachtete der neunzehnjährige Talfano die Ritterin. ´Das ist also Herr Rondradins Schwester.´ Zu sehr erinnerten ihn Frauen am Schwert an seine Mutter und Schwestern. Mit Erleichterung wußte er sofort, das Andersine sich nicht für ihn interessieren würde. Den Blick den sie dem Bannstrahler zuwarf, sagte ihm alles.

Amiel von Altenberg wagt ebenfalls einen Blick. Wäre da nicht das Versprechen an seine Großmutter, würde er noch gar nicht ans heiraten denken. Andersine war eine gutaussehende Frau, sicherlich eine gute Wahl. Aber wie würde sie es mit Tsa halten? Sie war eine Ritterin, ihr Bruder ein Rondrageweihter. Dinge mit dem Schwert zu regeln schien demnach greifbar. Der junge Rechtsgelehrte hegte seine Zweifel.

´Sehr interessant.´ Milian von Altenberg wußte sofort, das Andesine von Wasserthal eine gute Partie war. Allerdings waren die Wasserthaler politisch nicht ganz wichtig. Es hatte ihn aber überrascht, dass der Baron von Rabenstein ihren Bruder als Schwiegersohn haben wollte. Vielleicht war doch mehr an der Familie, als man bisher gehört hatte. Allerdings war seine Aufmerksamkeit auf die Baronin gerichtet, aber wichtig war es, auch einen ´Ersatz´ zu finden. Milian merkte sich die Vögtin vor.

Elvan von Altenberg rieb nervös seinen Kinnbart. Ich spürte wie seine Mutter ihn beobachtete, also tat er so, als ob er interessiert war. Andesine war bestimmt eine gute Frau, aber der Funke der Interesse war nicht vorhanden. Ihr Bruder wiederum wäre eine bessere Wahl. Der Schreiber lächelte ihr zu.

Lucrann von Leihenhof sah den Blick seines Vetters Roklan, der ihn dazu brachte sich die Wasserthalerin anzuschauen. ´Eine Vögtin. Zumindest könnte sie die Junkerei verwalten.´ Nachdenklich prostete er Andesine zu.

Unsicher strich er sich eine Strähne seines langen, strohblonden Haar aus dem Gesicht. Ingeras von Leihenhof war nervös. Seine Mutter wünschte sich, das er eine Braut findet und es war auch sein Wunsch. Doch welche war die richtige für ihn? Er wünschte sich, dass seine Mutter hier wäre. Würde sie mit dieser zufrieden sein? Langsam suchte er den Blick seiner Schwester Lucasta. Hilfesuchend riss er die Augen auf, brachte aber kein Wort über seine Lippen. Als Lucasta ihn zu nickte, entspannt er sich. Wenn sie Andesine mag, dann ist sie wohl ein Versuch wert.

Ritterin und Vögtin aus Meilingen, ein freundliches und gleichzeitig züchtig wirkendes Wesen. Eine gute Partie, und gar nicht außer Reichweite, befand Celissa. Sie sah in Richtung Nivard, der leider nicht bei ihr stand. Aber der hatte ganz offensichtlich keine Augen für Andesine. Wie schade, dass sich ihr Sohn unbedingt bereits festlegen musste...

Überrascht davon, doch mehrere interessierte Blicke auf sich gezogen zu haben, lächelte Andesine herzlich in deren Richtung. Es war ein schönes Gefühl, doch nur bei dem Blick eines ganz bestimmten Mannes waren ihr wohlige Schauer üben den Rücken gelaufen und das Lächeln noch strahlender geworden. Warum nur konnte nicht gleich im Anschluß das Lustwandeln im Park beginnen?

Sina

Nun schritt Sina selbstbewusst nach vorne, ließ ihren Blick über die Versammelten schweifen und lächelte dabei lieblich. Sie war mit ihren langen schwarzen Haaren und gebräunter Haut unverkennbar eine der exotischeren Frauen auf diesem Fest. "So viele bedeutende Namen und Familien … Leider kann ich damit nicht dienen. Ich, Sina Artigas, bin Hofdame am herzöglichen Hof in Elenvina und keine gebürtige Nordmärkerin. Meine Familie, die leider nur noch aus meiner älteren Schwester Verema besteht, stammt aus Almada und war dort lange Zeit ansässig, bis wir aus, sagen wir mal politischen Gründen, die Heimat gewechselt haben. Verema ist Junkerin in Almada und Zuchtmeisterin des herzöglichen Gestüts in Elenvina. Ich stehe allem und jedem erstmal offen gegenüber." Sie zwinkerte in die Runde. "Scheut euch nicht und traut euch. Wer weiß, was der Abend noch bringen wird."


Linnart war noch damit beschäftigt gewesen Andesine auf ihrem Weg aus dem Rondeau nach zu starren, als die nächste Kandidatin seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Nicht aufgrund ihrer Optik, obwohl diese auf jeden Fall etwas für sich hatte, sondern wegen des Namens. ´Artigas´, sann er dem eben gehörten nach, ´kleine Schwester von Verema, der Zuchtmeisterin am herzoglichen Gestüt.´ Oder anders gesagt; die kleine Schwester der Zukünftigen seines Onkels. Der Bannstrahler musste lächeln - scheint so als würde die junge Dame bald zu seiner Familie gehören.

´Hübsch, aber nutzlos.´ Milian von Altenberg zupfte sein Wams zurecht. ´Ist das einer der Katzen der Baronin?´ Der Blick des Edelmanns folgte der Katze, die sich um die Beine der Gäste schlich.

Elvan von Altenberg war interessiert. ´Eine Edeldame aus Elenvina. Keine wichtigen, politischen Verpflichtungen und sie wohnt in der Hauptstadt. Ansehnlich ist sie auch. Vielleicht ...´ Er versuchte ein Lächeln.

Talfano von Altenberg konnte sich an Sina erinnern. Seine Mutter Rondela arbeitete im herzöglichen Gestüt und die Artigas Geschwister waren ihm demnach bekannt. Nie hätte er sich vorgestellt die hübsche Almadanerin freien zu können. Nun, ein Versuch wäre es wert. Zum erstenmal, seit Beginn der Vorstellung grinste er.

´Sehr beeindruckend.´ Amiel von Altenberg war sichtlich angetan von der exotischen Schönheit. Sina Artigas schien offen und spielerisch. Dem Rechtsgelehrten gefiel das.

Als die junge Artigas sich vorstellte, konnte Lucrann von Leihenhof die Missstimmung im Gesicht seines Vetters Roklan sehen. ´Nicht wichtig genug, ha.´ Innerlich freute er sich. `Immerhin, ist sie hübsch und man kann sich auf jedem Hofball mit ihr sehen lassen.” Auch wenn er nicht wirklich interessiert war, prostete er der Hofdame zu und freute sich über den grimmen Blick seines Vetters.

Eine neue Dame, eine neue Entscheidung. Diesmal dauerte es nicht lange, bis Ingeras von Leihenhof wusste, was zu tun war. Lucastas abweisender Blick verriet ihm, das Sina nicht die Richtige war.

Als Belfionn vom Schlund die junge Sina bei ihrer Vorstellung zu hörte, spürte er, wie sein Blut in Wallung geriet. Vom ersten Moment an, wo er sie am Sonnenschutz sah, war's um ihn geschehen. Kritisch, vielleicht auch ein wenig zu ernst, schaute der Geweihte des Feuergottes die anderen Männer an, um fest zu stellen, was diese wohl dachten. Aber als ihr Blick ihn traf, konnte er nicht anders als ihr zu zulächeln. Er betete zu Ingerimm und Rahja und hoffte, dass er ihr Herz nicht schon jetzt verloren hatte.

Hübsches Ding, musste Celissa feststellen, und Kontakte zum Herzogenhof - eigentlich keine schlechte Partie. Ihr entgingen auch nicht die neidvollen Blicke ihrer Tochter, zu ihrem Missfallen. Aber nein, die passt so gar nicht zu Nivard oder in unser Haus.

Nach ihrer Vorstellung sah sich Sina genau in der Menge der Zuschauer um und registrierte die Reaktionen. Sie verabschiedete sich mit einem koketten Lächeln, obwohl sie sich über so manchen Blick ärgerte. ´Nordmarken, nicht Almada. Blöde Schwester, nur ihretwegen bin ich hier ...´, dachte sie, doch verlor sie dabei nicht ihr Lächeln. Kaum war sie außer Sichtweite der Gäste, suchte sie einen bestimmten Mann auf. Sie senkte artig den Blick. „Euer Ehren, es war nicht zu übersehen, dass Ihr mich nicht wählen würdet.“ Sie schüttelte scheinbar frustriert den Kopf. „Ja, liegt es an mir, daran, dass Ihr Euch schon in eine andere verschaut habt, oder etwa an den lästigen Umständen, dass wir Dank eines seltsamen Handels bald irgendwie verschwägert sein werden, wenn ich mich nicht irre?“

"Sina, richtig?", antwortete Linnart ihr vertraut, "Warum denkt Ihr denn, dass ich Euch nicht wählen würde?" Er sah sie lächelnd an. Natürlich würde er sie nicht wählen, doch hatte dies nichts mit der Tatsache zu tun, dass sie bald die Schwägerin seines Onkels sein würde. Nein, es lag an etwas ganz anderem - jemand anderem. "Ihr seid ein wahrer Blickfang und ein jeder Mann, der Euch nicht an seiner Seite haben möchte ist ein entweder blind, oder ein Dämlack." Der junge Adelige lächelte charmant. ´Oder hat sein Herz bereits anderwertig vergeben ...´, setzte er dann in Gedanken dazu. Just in diesem Moment schritt eine Magd mit einem Tablett gefüllter Weinkelche vorbei. Linnart griff nach zwei Trinkgefäßen und reichte eines an die Almadanerin weiter. "Habt Ihr Euch schon umgesehen? Hat es bereits einer der anwesenden Männer geschafft, Euer Interesse zu wecken?"

Sina nahm den Wein und lächelte etwas gequält. "Ja? Seid Ihr dann ein Dämlack oder blind?" Sie hob den Kelch und prostete ihm zu. "Na dann, auf Eure Auserwählte ... mit der werde ich dann auch ... irgendwie ... verschwägert sein?" Kurz lächelte sie etwas gelöster. "Ach, mein lieber Verwandter in spe ... es gibt hier einige interessante Männer. Aber überlegt mal, von den wirklich guten Partien wird mich keiner nehmen, da ich hier nichts gelte ... Dank meiner Schwester wurde ich eine Hofdame, anstatt mir einen guten, wohlhabenden Ehemann in Almada zu finden ... ich werde das Beste daraus machen. Keine Sorge, ihr interessiert mich weder, noch würde ich so eine Scharade spielen, wie Verema dies tut. Ich will einen richtigen Mann. Aber sagt doch, wer ist Eure Auserwählte?"

"Gute Partien sind in den wenigsten Fällen ... richtige Männer ...", der Bannstrahler musste ob der Worte seines Gegenübers schmunzeln, "... Macht und Einfluss gehen hierzulande nicht selten mit Weichheit und Mimosentum einher - vor allem im jungen Alter." Er führte den Weinkelch an seine Lippen und nahm einen Schluck daraus. Wieder keiner seiner Weine. Hatte sich der Bursche damit aus dem Staub gemacht? Oder servierte man den Rebensaft bloß den höhergestellten Gästen. "Auch solltet Ihr Euer Licht nicht unter den Scheffel stellen." Linnart nickte ihr aufmunternd zu. "Ihr stammt einer Junkerfamilie aus der wohlhabenden Grafschaft Ragath ab und Eure Schwester ist nicht nur almadaner Junkerin, sondern verkehrt als herzogliche Zuchtmeisterin auch in den höchsten Kreisen des Herzogtums. Ihr seid bestimmt keine einfache Kammerzofe ...", der Linnartsteiner stoppte und ließ kurz seinen Blick über die anwesenden Männer schweifen, "... und ein jeder der ehrgeizigen Werber sollte Euch ins Auge fassen. Alles andere wäre eine Fehleinschätzung der hier anwesenden Männer." So ernst der Gesichtsausdruck des Ritters nun schien, er sollte sich sogleich wieder aufklaren. "Ich werde Euch im Übrigen verzeihen, dass Ihr in mir keinen richtigen Mann seht." Abermals folgte ein Schmunzeln. "Nun, ich werde es Euch nicht beweisen, dass Eure Annahme falsch ist, denn Ihr habt richtig erkannt, dass ich mein Herz heute schon verschenkt habe. Meine Angebetete ist die Dame von Wasserthal ...", Linnart sah sich kurz nach ihr um, "... Andesine scheint direkt einer Heiligengeschichte entsprungen zu sein, ist sie doch intelligent, gütig, bedacht, familiär und wunderschön." Der Ritter nahm noch einmal einen Schluck aus dem Kelch. Als er von Andesine sprach, begannen seine Augen zu leuchten. "Meine Frage habt Ihr jedoch nicht beantwortet. Welcher der Männer würde Euer Interesse wecken und wäre es Euch wirklich wichtig eine ... gute Partie ... zu ehelichen?" Sina folgte Linnarts Blick zu Andesine. “Na, da waren Euch gleich mehrere Götter hold … hübsche Frau.” Sie lachte heiter und ihre Augen blitzten lebensfroh. “Irgendwie nett, dass wir bald versippschwägert sein werden. Der genaue Grad der Verwandtschaft fällt mir nicht ein. Und noch etwas zu mir … ich habe schon ein paar interessante Männer gesehen ...” Sie spielte kokett mit einer Haarsträhne und senkte etwas die Stimme. “Nach und nach werde ich mit ihnen sprechen. Und mir sind andere Dinge wichtiger, als die Abstammung. Ich will mich schließlich später nicht langweilen.”

Der Bannstrahler legte seinen Kopf schief und lächelte. Hatte sie nicht gerade eben noch darüber geklagt, dass keine bessere Partie sie in Erwägung ziehen würde? "Na dann werdet Ihr bestimmt fündig werden, Sina. Ich denke, dass es hier so einige Männer gibt, mit denen Ihr Euch nicht langweilen werdet." Linnart proteste ihr zu. "Wichtig ist, dass Ihr dem Ganzen eine faire Chance gebt. Auch ich kam gegen meinen Willen hier her und musste erkennen, dass schöne Dinge geschehen können, wenn man sich offen darauf zubewegt und sich nicht aus Trotz oder Unwillen davor verschließt." “Wie schön, dass wir bald zu einer großen Familie gehören, Linnart.” Eigentlich wollte sie sich mit einem gewagten Scherz verabschieden, aber der junge Mann schien ihr zu edelmütig und viel zu brav. “Mal sehen, vielleicht habe ich ja Glück. Ihr könnt ja nun einfach abwarten, die Menschen beobachten und das Fest geniessen. Wenn ich einen hab, suche ich Euch wie zufällig auf und ihr gebt mir ein Zeichen.”

Der junge Mann musste lachen. “Wollt Ihr dann wirklich meine Meinung hören, Sina?” Er fand den Gedanken daran amüsant, dass jemand einen Ritter vom Orden des Bannstrahl Praios´ um solcherlei Rat fragen würde. “Ich denke, das solltet Ihr für Euch selbst entscheiden, aber …”, Linnart dämpfte seine Stimme etwas, “... wenn Euch jemand zu nahe treten sollte oder Ihr sonst Hilfe braucht, bin ich für Euch da. Ihr gehört ja quasi zur Familie.” Spitzbübisch lächelte sie ihn an. “Ich nehme mir schon nur einen, der mir gefällt. Aber es ist doch eine nette Aufgabe, ich vertraue auf Euer Gespür, mein Lieber.” “Hmmm …”, brummte Linnart, “... ja, warum eigentlich nicht? Es kamen ja so einige Werberinnen und Werber mit Familienmitgliedern hier her, die sie zu Rate ziehen können.” Abermals prostete er der Almadanerin zu und nahm einen Schluck vom Wein. “Ihr könnt auf mich zählen, aber die letztendliche Entscheidung liegt bei Euch.” “Gehabt Euch wohl, braver Mann.” Sina nickte Linnart zu Abschied zu und schlenderte weiter. Der Bannstrahler blickte der jungen Frau noch einige Momente lang nach, dann schüttelte er schmunzelnd seinen Kopf. Ob sie viel mit ihrer älteren Schwester gemein hatte? Linnart war sich sicher, dass sein Onkel mit Verema eine gute Frau bekommen würde.

Rahjalind

Wiewohl sie nun, da seine Gnaden Rahjel sich dem Junker von Trollpfortz zugewandt hatte, während dieser Zeremonie die Kirche der Rahja repräsentierte, wollte auch Rahjalind sich den Gästen vorstellen. Immerhin war sie ja offiziell auch als Gast und Werberin hier, auch wenn sie sich nicht erwartete hier heute mit einem Verlobten nach Hause zu gehen. Die junge Frau kontrollierte flüchtig den Sitz ihres Kleides, setzte ein vollendet schönes Lächeln auf und schritt dann im gemächlichen Schritt vor die Festgesellschaft. "Rahja zum Gruße hohe Damen und hohe Herren." Ähnlich wie bei ihrem Bruder, schwang auch bei der jungen Frau ein gehöriges Maß an Selbstbewusstsein in ihrer kräftigen Stimme mit. "Nur nicht schüchtern sein, es darf und soll sich jeder vorstellen." Sie ließ theatralisch ihren Blick über die versammelten Gäste schweifen. "Das ist die einfachste Möglichkeit für sich selbst Werbung zu machen. Mein Name ist Rahjalind vom Traurigen Stein. Ich bin die jüngere Schwester von Linnart und diene der Herrin Rahja in den letzten Zügen meines Noviziats. Ich tanze, musiziere, singe und male gerne und würde mich darüber freuen hier den einen oder anderen interessanten Menschen kennen zu lernen." Rahjalind schlug beinahe schüchtern ihre Augenlider nieder, doch war dies eher der Dramaturgie und weniger ihrem eigentlichen Gefühlszustand geschuldet gewesen. "Und vielleicht findet sich auch ein Mann, der mit meiner Profession und meiner Liebe zur Herrin und ihren Gaben umgehen könnte." Sie ließ eine kurze Verbeugung folgen. "Möge die Liebliche mit uns sein und viel Glück und Freuden beim Werben." Dann zog sie sich wieder auf ihren Platz zurück.

´Sieh an, sieh an. Was für eine schöne Stute.´ Milian von Altenberg befeuchtete seine Unterlippe mit seiner Zungenspitze. Ein lasiver Blick traf die junge Novizin. ´Falls das hier zu langweilig wird, wäre ein rahjanische Abwechslung nicht schlecht.´ Der Edelmann war interessiert, auch wenn es nicht dabei um eine Brautwerbung ging.

Talfanos Herzschlag ging schneller. ´Was für eine schöne Novizin´ Bewundernd schaute er Rahjalind an, er hatte schon so viel von den Geweihten der Liebesgöttin gehört und was sie alles so mit einem veranstalteten. Ihm war aber auch klar, dass das nur seinen eigenen Träumen und Vorstellungen geschuldet war und scholte sich gleich. Er konnte regelrecht die Stimme seines Vaters und seiner Tante Prianna hören. ´Nicht doch so ein unsittliches Luder.´ Talfano von Altenberg wußte, das sie viel von ihm, dem zukünftigen Rechtsgelehrten, erwarteten. Und eine traviasittliches Eheweib. Er seufzte resigniert.

´Hmmm … eine zukünftige Rahjageweihte wäre doch was. Wir könnten viel Spass haben. Tanzen, Musizieren, Singen und vor allem Malen mache ich auch gerne. Und rahjanische Freuden wird sie genug im Tempel haben. Hmmm. Ob sie es ernst mit dem heiraten meinte?´ Elvan von Altenberg überlegte.

Amiel von Altenberg erfreute sich am Anblick der Novizin. Er mochte Menschen die lebensfroh waren, so wie Rahjalind. Allerdings wenn er schon eine Braut suchte, sollte sie auch Zeit für das Aufziehen von Kindern haben. Mit einem ehrlich gemeinten “Auf die Liebliche” nahm er einen kräftigen Schluck von seinem Wein.

Lucrann von Leihenhof war überrascht, das die Novizin eine mögliche Verlobung mit einem Brautwerber in Aussicht stellte. Und er merkte sofort, das er bei ihr eine Ausnahme machen würde. Jemand wie Rahjalind könnte er sich an seiner Seite vorstellen. Die rauschenden Feste die sie erleben würden sah er regelrecht vor seinem inneren Auge. Der sonst so stille Junker, hob sein Kelch. “Auf die Liebliche!”

Ingeras von Leihenhof versuchte erst gar nicht, sich etwas mit Rahjalind vorzustellen. Der abschätzige Blick seiner Schwester Lucasta reicht aus, um weiter auf den Boden zu starren.

Der große Dorcas von Paggenfeld war in guter Stimmung. Eine Rahjageweihte wäre etwas, das keinem seiner Familienmitglieder sauer aufstoßen würde. Die Liebesgöttin war sogar die Hausgöttin seiner Familie und seine Schwester war ebenfalls im Noviziat dieser. Auch wenn er kein Kostverächter war, so bemerkte er, das er trotzdem immer wieder zu einer ganz bestimmten Frau rüber schielte.

Aureus & Vitold

“Nun denn, es gilt!”, sagte er mehr zu sich selbst, trank den letzten Schluck und reichte Vitold wortlos seinen leeren Becher. Dann zupfte er seine Kleidung zurecht, setzte ein Lächeln auf, welches allerdings eine Spur Unsicherheit erahnen ließ und trat vor. Eine tiefe Verbeugung mit fließendem Kratzfuß folgte. Nachdem er sich wieder auf- und den Hut gerichtet hatte, schaute er in die Runde und sprach:”Ich bin Aureus Praioslaus von Altenwein, Sohn der ehrenwerten Aurelia von Caldenburg, jüngerer Bruder der Lichtträgerin Praiodara Calderine von Altenwein, Junker von Altenwein, Gründungsmitglied des Schwurbundes nach Vorbild des Heiligen Orgil und gedenke mich hier nach einer möglichen Braut umzusehen, auf dass die drei Schutzgötter dieses Festes Hand in Hand meine Schritte lenken mögen.” Er verneigte sich ein weiteres mal und schritt dann zurück in die Menge, nahm von Vitold seinen Kelch entgegen und winkte einem der Diener zu ihn wieder zu füllen. Er war ein wenig bleich um die Nase, was durch das Rot seiner Gewandung noch deutlicher hervortrat. Vitold schaute ihn amüsiert an und hatte bereits einen kecken Spruch auf den Lippen, doch diesmal kam Aureus ihm zuvor:”Spart Euch das Baldurstolz. Jetzt seid ihr dran.” Die Worte waren erfüllt von Schadenfreude, doch als er hochblickte, grinste er breit über das ganze Gesicht und er gab dem Ritter einen freundschaftlichen Faustschlag gegen die Schulter. Vitold war erst überrascht, doch dann grinste auch er:”Dieser Punkt geht an Euch, Altenwein, aber glaubt ja nicht, dass ich den Schwanz einziehe. Das tue ich nie.” Der letzte Satz war mit einem anzüglichen Grinsen und einem gespieltem Augenzwinkern versehen. Ohne auf eine Antwort zu warten begab sich nun auch Vitold auf die “Bühne”. “Rahja zum Gruße. Vor euch steht Vitold von Baldurstolz, Edler zu Hinterwald und stolzer Ritter seiner Hochgeboren Rajodan von Keyserring auf Eisenstein. Mich drängt es eine Familie zu gründen.” Er schlug sich mit der Faust auf die Brust, neigte den Kopf und verließ ebenso zackig, militärisch den Platz, wie er gekommen war.


´Aureus von Altenwein, der schöne Aureus!´ Elvan von Altenberg schmachtete innerlich. In Nilsitz waren sie sich begegnet und hatten gezecht. Er hatte gehofft das sie sich erkennen würden. Aber wie immer wurde der Schreiber enttäuscht. Aureus liebte die Damen und die Damen liebten Aureus. Auch jetzt sah er die interessierten Blicke der holden Weiblichkeit. Elvan seufzte. Doch dann kam dieser Vitus. Ziemlich grob … aber eine absolute Augenweide! Sofort musste er an den Herzog und seine Männer denken. Seine Knie wurden weich und leichte Röte stieg ihm ins Gesicht. ´Bei Rahja, ich hoffe das bemerkt keiner.´

Elvan war nicht der einzige Mann, der diesen Beiden Aufmerksamkeit schenkte. Milian von Altenberg, der Höfling vom gratenfelser Hof, wusste sofort wenn er Konkurrenz bekam. ZU gutaussehend und zu selbstbewusst, genau dass, was viele Damen vom Hofe anzog. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn diese Brautschau ein einfach Spiel geworden wäre. Milian wappnete sich innerlich.

Milians Anspannung entging nicht jedem. Seine ambitionierte Base Durinja von Altenberg ahnte, was ihren Vetter beschäftigte. Die gutaussehende Hofdame aus Elenvina stellte sich in Position, sodass die Männer einen guten Blick auf sie hatten. In ihren Augen war Aureus der Interessantere von beiden, Vitold höchstens ein Spielzeug zum Zeitvertreib.

Angebiedert von Durinjas Darstellung konnte Gelda von Altenberg nur leicht mit dem Kopf schütteln. Sie kannte Aureus von der Jagdhütte in Nilsitz, hatte aber nicht viel mit ihm zu tun. Sie hatte andere Dinge zu tun. Zur Jagdkönigin zu werden zum Beispiel. Ein Lächeln schlich sich in ihr Gesicht. ´Nun, Herr von Altenwein … mal schauen ob das mehr Schein als sein ist.´ Vitus war eindeutig nichts für sie.

´Sieh einmal an, liebste Gelda.´ Mit einem Lächeln im Gesicht beobachtete Elvrun von Altenberg ihr Base. Anscheinend gefiel ihr die beiden Männer. Die zarte Novizin musste sich eingestehen, das ihr Aureus sehr gefiel, allerdings fühlte sie sich zu Vitold ein bisschen mehr hingezogen. Ihr gefiel die Grobheit die der Ritter besaß, der sicherlich jemand brauchte um ihn zu zähmen. Genau das richtige für eine Geweihte der Travia.

´Natürlich, Elvrun, die dumme Gans!´ Die schwergewichtige Praiona von Altenberg schaute sich ihre kleine Schwester von oben bis unten an. Die beiden Edlen haben ihr sehr gut gefallen, aber als sie ihre Basen Durinja und Gelda sah und dann noch den interessierten Blick Elvruns, wusste sie, das sie mit den schlanken und jüngeren Dingern nicht mithalten konnte. Noch einmal schaute sie sich sehnsuchtsvoll die beiden Bilderbuch-Ritter an. Mit traurigen Blick wandte sich die Praiosgeweihte ab.

´Ach, Praiona´. Sabea von Altenberg bedauerte ihre Base, die Geweihte des Praios. Würde sie nicht so an sich zweifeln, hätte sie längst einen Mann und viele Kinder. Die große Altenbergerin kannte so etwas nicht. Wenn ein Mann ´viel´ Frau nicht vertragen konnte, dann ist er es auch nicht wert. Aureus von Altenwein würde nicht viel Widerstand leisten, aber mit Vitold würde sie sich messen wollen.

Die sechzehnjährige Lucasta von Leihenhof konnte kaum ihre Augen von Aureus nehmen. Errötend und nervös kichernd machte sie ihm schöne Augen. Der vorsichtige Blick ging zu ihren Vetter Roklan, der mit zufriedenem Gesichtsausdruck die Vorstellung betrachtete. Wäre dieser Ritter gut genug für ihn?

Aller Anspannung zum Trotz musste Nivard kurz grinsen, stiegen doch die Erinnerungen an einen gemeinsam durchzechten Abend in Nilsitz auf, in dem er mit Aureus, selbst mehr als nur ein bisschen betrunken, den noch besoffeneren Elvan zum Zelt geschafft hatte. Auch Ringards Mundwinkel zuckten. Hier waren einige vielversprechende Männer zu haben. Der Tag versprach, interessant zu bleiben, ja noch interessanter zu werden.

‘Vitold von Baldurstolz.’ Der Name rief bei Andesine Erinnerungen wach. Hatte nicht Palinor von ihm und vor allem von dessen Knappen erzählt? Der würde wahrscheinlich auch hier irgendwo sein. Sie musterte den Eisensteiner Ritter ausgiebig und befand ihn für durchaus interessant. Aber auch der Junker von Altenwein war ein echter Augenschmaus. Unbewusst spielten ihre Finger wieder mit dem weißgoldenen Ring. Aber beide waren nichts im Vergleich zu IHM. Ein kleines Gespräch würde sie sich aber nicht nehmen lassen.

Die Hofdame strich ihr dunkles Haar zurück und lächelte. Ach, irgendwie niedlich. Einen schönen Körper hat er, wenn wohl auch kein Geld. Sina fand Aureus sympathisch, es entging ihr nicht, dass mehrere Frauen ihm verträumte Blicke zuwarfen. Etwas unsicher war er… seine Männlichkeit,die ihr in einer Beziehung durchaus wichtig war...hm… wahrscheinlich hatte er mit braven Dienstmägden Erfahrung. Ihn wollte sie auch noch sprechen...

Bei seinem Abgang musterte der Baldurstolzer die Kandidaten und überlegte, welche Dame sich wohl auf diese Farce einer erzwungenen Ehe einlassen würde. Sicher die rundliche Praiosgeweihte, sie wäre überglücklich einen solch stattlichen Burschen wie ihn heiraten zu dürfen und würde daher alles für ihn tun. Aber, auch wenn er ein disziplinierter Krieger war und von einigen als Harter Hund bezeichnet wurde, ganz so gewissenlos und abgebrüht war er nicht, wie sie alle glaubten. Bisher ging es halt nur um ihn, doch hierbei würde ein weiterer Mensch, im schlimmsten Falle, geschädigt werden. Und er selbst würde zum Eidbrecher, wenn er sich auf einen Traviabund einließ, von dem zumindest er wusste, dass er nicht echt war. Weiter kam er mit seinen Überlegungen allerdings nicht, denn Rahjas Schleier umfing ihn, fesselte ihn und knüpfte ein Band zu einem der Kandidaten. Als sich ihre Blicke trafen, grinste er und zwinkerte, wohl wissend dass sich mehrere der Personen dieses Zwinkern zuschreiben würden. Alle Sorge war vergessen. Zumindest für den Augenblick und Vitold spürte etwas tief in seiner Brust, was er zuvor noch nie verspürt. Sicher, in seiner Jugend hatte es Verliebtheiten gegeben, doch entsprangen sie eher Levthans gierigem Wirken, denn der Heiterkeit seiner Mutter berauschender Feste. Das hier war was Neues. Es brannte, frohlockte, schmerzte. Jedes einzeln und doch zur gleichen Zeit formte sich Sehnsucht, nicht Verlangen. Formte sich Hoffnung, nicht Gier. Formte sich… Liebe! Ein Funke ward entfacht.

Kurz darauf erblickte er den blonden Junker. Dieser stand etwas abseits, hatte den Kopf gesenkt und starrte in seinen Weinkelch. Es schien, als versuchte er sich zu beruhigen, denn er atmete schwer. Vitold schlich sich an, legte den Arm um seinen Hals und sagte fröhlich:”Na, Kleiner. Hast Du Dir schon jemanden ausgeguckt?” Der jüngere erschrak, was aber auch dazu führte, dass er wieder die Kontrolle über seine Atmung erlangte. Verärgert wand er sich aus der freundschaftlichen Umarmung. “Nein, ich habe kaum hingesehen”, gab er leicht nervös von sich. “Allerdings habe ich zwei Gesichter erkannt. Elvan und Gelda, sie waren auf der Jagd. Wenn es etwas ruhiger ist, werde ich sie persönlich begrüßen.” Aureus ärgerte sich darüber, wieder einmal, zu spät gewesen zu sein. Aber den Hoftag konnte er nicht auslassen und wer konnte schon ahnen, dass die anschließende Aufklärungsmission sich so lange hinziehen würde. Aber zumindest war er jetzt hier und wollte sich auf das Fest konzentrieren, egal, wie es für ihn ausgehen würde. “Mit Elvan muss ich ohnehin nochmal sprechen”, sagte er dann etwas nachdenklich und mehr zu sich selbst. “Welcher von denen ist es denn?”, wollte Vitold wissen und bekam von Aureus einen Fingerzeig. “Und da vorne, das ist Gelda. Sie wurde Jagdkönigin, zusammen mit Nivard von Tannenfels, zwei Angroschim, die aber nicht hier sind und Doratrava der Gauklerin, welche vorhin ihre Kunststücke präsentierte.” Der Altenweiner deutete unauffällig auf die genannten Personen. Bei Doratravas Namen wanderte eine Augenbraue Vitolds in die Höhe, doch sparte er sich einen Kommentar. ‘ Elvan, so heißt Du also’, dachte er stattdessen. “Nun, ich weiß zwar nicht, was Du mit Elvan besprechen willst, aber es wäre besser es jetzt zu tun und nicht darauf zu warten, dass der Wein Dir die Zunge lockert”, sagte er in leicht tadelndem aber freundlichem Ton. Der Junker wollte zunächst eine patzige Antwort geben, besann sich aber und sagte:”Du hast Recht.” Er winkte einem der Diener, übergab ihm seinen Kelch und begab sich auf die Suche nach Elvan.

Praiona

Ein Zwicken in ihre Seite holte sie aus ihren Tagträumen. Gerade eben noch führte sie eine Pavane in ihren Gedanken durch, abwechselnd mit all den schönen Edelmännern die auf dem Fest waren. Praiona von Altenberg schaute ihre Mutter an. “Schatz, es ist soweit. Du solltest dich jetzt vorstellen.”, flüsterte Maura von Altenberg ihr zu. Die schwergewichtige Geweihte des Götterfürsten erhob sich von ihren Stuhl und lief leichtfüßig über die knarrenden Dielen des Pavillon. Ihr Ziel war die Treppe, um sich zu den anderen Werbern zu begeben. Vorher aber drückte sie ihrer Mutter noch ihr Sonnenzepter in die Hand. Die Lichtbringerin trug ihre einfache rotgoldene Robe mit halbhoher Filzmütze und zwei Sphärenkugeln am Gürtel. Ihr volles, dunkelbraunes Haar hatte sie zu einem Zopf geflochten, aber dennoch fanden einzelne Locken ihren Weg aus der gebundenen Form. Ihre großen und ausdrucksstarken grün-braunen Augen strahlten vor Freude und ein glucksendes Lachen begleitete sie. Praiona erlaubte sich sogar eine galante Drehung, die ihre Robe leicht ins Schwingen brachte, bevor sie den ersten Fuß auf die Treppe setzte. Der Zweite jedoch verfehlte die Stufe und trat ins Leere. In weniger als einen Augenblicks stürzte die dreißigjährige und mindestens 100 Stein schwere Geweihte den Pavillon hinab und landete auf der Festwiese. Der Schrei war ein kurzer, gefolgt von einem Stöhnen. Aureus hatte den Pavillon der Altenbergs fast erreicht. Ihm war nicht ganz wohl, denn er wusste nicht, wie er das Gespräch beginnen sollte, das es zu führen galt. Ein kurzer Schrei riss ihn aus seinen Gedanken. Eine Filzmütze landete auf seinem Fuß und etwas weiter lag eine Geweihte auf der Erde und stöhnte. Er beugte sich zu ihr herab und reichte eine Hand:”Darf ich Euch aufhelfen Euer Gnaden?” Auch wenn die Situation an Komik reich war, kam es ihm nicht in den Sinn zu lachen, schließlich war auch seine Schwester vom Herrn Praios erwählt worden. Der Schrei der Geweihten rief auch Linnarts Gedanken zurück ins Hier und Jetzt. Alarmiert fuhr er herum und sein aufmerksamer Blick konnte sogleich die Urheberin erkennen. Wie ein Khomgepard sprintete er los um der Lichtbringerin zur Hilfe zu eilen. Schwer atmend angekommen sah er bereits einen anderen Ritter über Praiona gebeugt. "Euer Gnaden ... seid Ihr verletzt?"

Ein lautes Lachen unterbrach die Stille, das direkt vom Pavillon des Hochadels kam. Niemand anders als die greise Traviageweihte Elva, Älteste des Hauses Altenberg, klopfte auf den Tisch und hielt sich den Bauch vom Lachen. Die Stimme ihre Sohnes Winrich “Mutter! Ich bitte dich!”, ließ ihr Gelächte langsam wieder verstummen.

Mit dem Gesicht nach unten lag sie da, die Robe bis zu den Kniekehlen hochgerutscht. Folgten man den strammen Waden, so stellte man mit Überraschung fest, das die Geweihte ein Paar in goldgelb-gefärbte, seidene Tanzschuhe trug. Leicht benommen stemmte Praiona sich hoch, wobei sich der Zopf fast gänzlich löste und ihre dunkle Lockenpracht sich Bahn brach. Sie erblickte den hübschen Junker und ergriff seine Hand. ´Ist das etwa … ein Prinz?´ Ihr Gesicht hellte sich sofort auf und sie verfiel wieder in ein glucksendes Kichern, während Aureus sichtlich Mühe hatte, ihr auf die Beine zu helfen. Ein weiterer Edler reichte ihr ihre Filzmütze. Sie erkannte den Bannstrahler sofort. Selig schaute sie ihn an, ohne dabei die Hand des Altenweiners loszulassen. “ Mir … mir geht es gut. Ich war nur ein wenig … ungeschickt.” Nachdem die Filzmütze wieder auf ihren Haupt saß, griff sie mit der freien Hand die des Traurigensteiners. Nun war sie sich der Audienz bewusst, der sie zum größtenteils besorgt und erschrocken ansah. Beflissen ignorierte sie die Blicke und stellte sich vor. “Praios zum Gruße, schöner Adel der Nordmarken! Ich bin die Donatora Lumini Praiona von Altenberg aus der Wehrhalle des Herrn Praios zu Elenvina. Ich fühle mich sehr geehrt mich euch allen vorstellen zu dürfen. Als Erste der jungen Generation meines Hauses, ist es mein Wunsch, nun endlich den Bund der Ehe einzugehen.” Noch immer die beiden Edlen an den Hände haltend, reckte sie ihr Kinn und lächelte beiden zu. “So habt keine Angst, den dieses reine Herz hier ist heute nicht gekommen um zu richten oder zu predigen, sondern Freude wie die ersten Strahlen der Sonne am Morgen zu verbreiten.” Praiona machte eine leichte Verbeugung und ließ sich von den beiden Männern wieder die Treppe nach oben führen.

Ademar von Leihenhof, ebenfalls Geweihter des Sonnengottes, beobachtete das Spektakel vom Rande der Festwiese aus. Zu weit war er, um zu reagieren als seine Schwester im Glauben vom Podest stürzte. ´Ach herrje, Schwester Praiona. Warum immer so vom Unglück verfolgt?´ besorgte schüttelte er den Kopf. Doch dann fiel ihm etwas auf. ´Sind das Tanzschuhe?´ Sofort musste der Mystiker an seinen Traum von letzte Nacht denken. Ein Sternenfall und Tanzschuhe. Nachdenklich begann er zu grübeln.

Elvan

Dem Wink seiner Mutter folgend machte sich Elvan von Altenberg auf, sich auf die Festwiese zu stellen, so dass alle Gäste ihn sehen konnten. Der dreiundzwanzigjährige Mann war von schlanker Gestalt und sein Gesicht würde von den meisten als wohlgestalten beschrieben. Hohe Wangenknochen, ein feines Kinn, aufgeweckte, blaue Augen, feine und sinnliche Lippen, eine gerade und etwas spitze Nase, wurden umrahmt von einem fein-säuberlich rasierten, dunkelbraunen Bart der sich an seinem Kiefer lang zog. Er trug einen blau-weißen und edlen Wams, dazu eine kurze, leicht aufgebauschte Hose in denselben Farben. Blaue Strumpfhosen fanden ihren Abschluß in feine Schnallenschuhe. “Mein Name ist Elvan Winrich von Altenberg. Meine Eltern sind der ehrwürdige Gefährte von Wind und Woge Juno von Altenberg, sowie die bekannte Doctora Maura von Altenberg. Zumindest die Gäste aus Elenvina sollten sie kennen.” Er lächelte kurz und schaute schüchtern zum Pavillon hinauf, um den Blick seiner Mutter zu suchen. “Ich erlernte die schönen Künste des Lesens, des Schreibens und vor allem der Kalligraphie im Tempel der Allwissenden in Elenvina. In diesem Jahr wurde ich persönlich von der Herzogenmutter Grimberta Haugmin vom Großen Fluss und vom Berg zum herzöglichen Schreiber berufen. Mir war es auch vergönnt die Kinder des Herzogenpaares zu porträtieren.” Elvan atmete kurz durch und sprach dann weiter. “Es ist nun ein Wunsch, eine Braut an meiner Seite zu führen und ich hoffe, dass dieser Wunsch hier und heute auf offene Ohren und offene Herzen stößt.”Dann verneigte er sich kurz. Der Schreiber fühlte sich erleichtert und schritt zurück zum Pavillon.

Das war also der junge Mann, den Rondradin ihr gestern noch ans Herz gelegt hatte. Sogar eine Kohlezeichnung von Palinor und Rondradin hatte ihr kleiner Bruder dabei, welche von diesem Elvan stammte. Begabt war er, ohne Frage. Zudem ein gutaussehender junger Mann und wahrscheinlich der Traum einer jeden Schwiegermutter, dachte Andesine ein wenig wehmütig bei sich. Zu gern hätte sie gewusst, was ihre Mutter zu all dem hier und ihrem Favoriten - nein - ihrer Wahl, gesagt hätte. Egal, jetzt stand Elvan im Fokus. Auf jeden Fall jemand mit dem sie sich unterhalten wollte.

Elvan hatte sofort Rahjalinds volle Aufmerksamkeit erlangt. Ein hübscher, eher in sich gekehrter - vielleicht auch etwas verträumter - Künstler, soweit sie das beurteilen konnte. Es war die Art von Mann, für die sie immer schon eine Schwäche hatte. Die Novizin war schon als Mädchen in der Gegenwart von Künstlern aufgewachsen - Barden, Bänkelsänger und auch Maler. Ihre Mutter Adda umgab sich stets gerne mit derlei Volk und trat des Öfteren als Gönnerin auf - wohl auch mit dem einen oder anderen rahjagefälligen Hintergedanken. Eine Vorliebe, die sie wohl zum Teil auch ihrer Tochter weitergegeben hatte. Unterbewusst spielte die junge Dame mit einer dunkelblonden Haarlocke, als sie den Altenberger musterte. Nun, vielleicht würde sich ja ein nettes Gespräch ergeben ... oder gar mehr?

Der Edle zu Hinterwald besah sich den Kalligraphen eingehend. Das hübsche Gesicht, die vollen Lippen und die geschickten Finger. Was sie wohl alles anstellen konnten? Und was mochte sich noch unter dem feinem Tuch verbergen, dass dieser modebewusste junge Mann trug? Er grinste bei dem Gedanken. Was hatte er gerade gesagt? Es ist EIN Wunsch, nicht es ist MEIN Wunsch! Unumwunden blickte er Elvan an. Er musste wissen, woran er war. Als dieser zurück blickte und sie sich direkt ansahen, zwinkerte er ihm zu.

Es war ihr durchaus bewusst wieso sie und ihre Base hier auf dieser Brautschau weilten, es war der Wunsch der Familie das sie beide den Traviabund schlossen. Persönliche Belange hatte es dabei nicht zu geben, das Wohl und der Wunsch des Hauses hatte an erster Stelle zu stehen. Den Zahn von romantischen Träumereien wurde ihnen allen dabei sehr früh gezogen. Dieser Elvan war immerhin in ihrem Alter, zumindest etwas das für ihn sprach. Außerdem lebte er in Elenvina, ebenso wie sie was Verhandlungen um ein späteres gemeinsames Heim erheblich vereinfachen würde. Das er zudem ausgebildeter Schreiber war, passte sehr wohl ins Bild das ihre eigene Familie pflegte und wahrte - sein Posten als Schreiber auf der Herzogenfeste hingegen stellte jedoch lediglich ein minimalen Faktor dar, immerhin waren die Oberhäupter ihres Hauses traditionell zur ritterlichen Ausbildung am Hof des Herzogs und auch im Anschluss stets dem Hirschenthron nahe.

Nivard konnte die Anspannung Elvans auch in diesem Moment spüren - war es nur die Aufregung vor und während seines Auftritts (die er selbst gerade mehr als gut nachvollziehen konnte), oder jene, die er bereits seit Wochen bei seinem Freund ausmachte, wenn es sich um diese Brautschau drehte. Jedenfalls wünschte sich Nivard sehr, dass Elvan hier sein Glück finden möge. Und hoffte auch ein bisschen darauf, dass es mit Ringard sein möge. Ringard nahm Nivards auffordernden Blick, sich den Vorgestellten näher zu besehen, durchaus wahr, auch wenn sie so tat, als hätte sie diesen nicht mitbekommen. In der Tat gefiel ihr der junge Mann - auch wenn er gänzlich anders war, als der große Ritter Dorcas, der sie bislang sehr beeindruckt hatte. Sowohl seine sanfte Ausstrahlung, sein kluger Ausdruck als auch sein modischer Auftritt wirkten sehr anziehend auf sie. Nivard musste sie wirklich miteinander bekannt machen.

Elvrun

Nun war Elvrun von Altenberg an der Reihe. Wie sie es von ihrer Mutter gelernt hatte, setzte sie ein Lächeln auf und schritt würdevoll vom Pavillon die Treppen hinunter. Die junge Frau wirkte zart und zierlich, ohne aber gewisse weibliche Rundung dabei zu vermissen. Eine einfache, orange Leinenrobe war ihr auf die Taille zugeschnitten, dem Saum zierten braune Gänsemotive. Ihr rotes Haar waren zu zwei Zöpfen geflochten und gingen ihr bis zur den Hüften. Auf ihre Brust ruhte ein Anhänger einer Blume, der an einer goldenen Kette um ihren Hals hing. Sie war blasser als ihre Familienangehörigen und somit wirkten ihre grünen Augen leuchtender und Milde spiegelte sich in ihnen wieder. Die leicht spitze Nase und ihr Schmollmund ließ sie unschuldig wirken. Sie erhob ihre Hand zum Gruße. “Im Namen der gütigen Mutter Travia, grüße ich euch. Ich bin Elvrun Gandril von Altenberg, Tochter von Juno und Maura Altenberg. Am Tag meiner Geburt war es klar, dass ich einst den Dienst an der Gütigen antreten werde, hatte doch meine Tante, die Tempelmutter Gandril einen Wahrtraum. Leider weilt sie nicht mehr unter uns und warten nun in Travias Herberge.” Ihr Blick wanderte zu ihrem Oheim Vater Winrich und schenkte ihm ein tröstendes Lächeln. “Im nächsten Travia werde ich zur ordentlichen Dienerin geweiht, im Gänsetempel zu Elenvina. Mein Oheim Vater Winrich von Altenberg-Sturmfels war und ist mir ein getreuer Mentor und so habe ich alles gelernt, was eine zukünftige Geweihte, Ehefrau und Mutter wissen sollte. Und so stehe auch ich vor euch, um mich zu zeigen und, so Travia es wünscht, einen Ehemann zu finden, dem ich treu zur Seite stehen kann, in guten wie auch in schlechten Zeiten, und um eine Familie zu gründen, um Dere weiterhin mit einem Kinderlachen zu beglücken. Es wäre mir eine Freude ein jeden Herren kennenzulernen und zu sehen ob wir zueinandern gehören. Möge uns die Götter in ihrer Weisheit beistehen.” Elvrun machte einen höflichen Knicks, blieb aber bei den Gästen stehen und kehrt nicht zum Pavillon zurück. Als Elvrun zu sprechen begann, lag Linnarts Aufmerksamkeit wieder gänzlich auf der jungen Novizin. Er legte seinen Kopf schief und musterte seine Gesprächspartnerin von gerade eben noch einmal eingehend. Irgendetwas passte nicht so ganz in jenes Bild, das sie zu zeichnen versuchte. Ihr melancholischer Blick war seinen aufmerksamen Augen nämlich nicht entgangen. Die Altenbergerin war eine hübsche, fromme, junge Frau und er hoffte, dass sie sich hier nicht unter ihrem Wert verkaufte ... oder verkauft wurde. Der Blick des Bannstrahlers löste sich von der Novizin und ging hin zu Vater Winrich, den sie in ihrer Vorstellung mehrmals erwähnt hatte. Möge es nicht nur Travia, sondern auch Rahja fügen, dass Elvrun einen Mann fand mit dem sie glücklich wurde. Etwas abseits von den anderen Werbern, aber durchaus so nahe, dass er der Vorstellung gut folgen konnte, stand Tar’anam mit vor der Brust verschränkten Armen und unnahbarem Gesichtsausdruck, dem man keine Gefühlsregung ansehen konnte. Thalissa hatte ihn nach dem Geplänkel mit Roklan von Leihenhof explizit hierher geschickt, um sich “die Damen wenigstens einmal aus der Nähe anzusehen”, wie sie sich ausgedrückt hatte. Da der alte Krieger nicht von einer unmittelbaren Gefahr für seine Schutzbefohlene ausging, hatte er sich der Bitte gefügt, und so betrachtete er nun Elvrun, welche die alte Traviageweihte Elva für ihn ins Gespräch gebracht hatte. Sein Blick war intensiv, taxierend, nicht unähnlich dem, welchen er einem unbekannten Gegner im Zweikampf zuwerfen würde. Aber er verzog keine MIene und gab ansonsten mit keiner Regung preis, ob er an dieser Kandidatin mehr Interesse hatte als an einer anderen - oder ob er überhaupt an einer Kandidatin Interesse hatte. Das also war Elvrun. Nivard hatte die Schwester Elvans bislang nur von jenem und ihrer Mutter Maura in den wärmsten Farben beschrieben, von letzterer sogar nahezu angepriesen bekommen. Auf der Anreise hatte er sie aber nur aus der Ferne gesehen, und noch nie die Gelegenheit gehabt, mit dieser zu sprechen. In der Tat strahlte diese in ihren Blicken und ihren Worten eine Wärme und Güte auf ihn aus, die jene Erzählungen zu bestätigen schienen. Aber er war Geldas wegen hier.

Amiel & Durinja

Hand in Hand kam ein Pärchen die Treppen des Altenberger Pavillon herunter. Beide waren im Anfang ihrer zwanziger Lebensjahre und lächelten fröhlich in die Runde. Der Mann war an die 185 Halbfinger groß, hatte kräftige Schultern und wirkte wie ein Lebemann. Er trug sein dunkelbraunes und gewelltes Haar schulterlang, hatte einen gepflegten Bart, sinnliche, volle Lippen und seine sanften grünen Augen strahlten Ruhe aus. Am Leib trug er eine bestickte, grüne Tunika, der es nicht gelang, sein Schmerbäuchlein zu verbergen. Um den Hals trug er ein Amulett in Form einer Eidechse, die in allen Farben des Regenbogen schimmerte. Die Frau an seiner Seite war atemberaubend schön. Sie war schlank und trug ein Traum von einem Kleid. Silbergraue Seid kombiniert mit blauen Brokat und Droler Spitze. Angefangen von einer Kopfbedeckung im selben Stoff mit Schleppe. Ein Korsett gab ihr ein anschauliches Dekoltee und schlanke Taille. Der Rock war ausladend und raschelte bei jedem Schritt. Der Ring mit blauem Saphir und das Amulett mit dem Smaragd, das zwischen ihren Brüsten ruhte, waren ein Vermögen wert. Ihr Gesicht war aristokratisch und würdevoll, volle Lippen zeugten von Sinnlichkeit und ihre sanft geschwungen Augenbrauen betonten ihre Augen. Diese gar bargen etwas besonderes. Das linke Auge war in einem warmen Nussbraune, während das rechte in einem hellen Frühlingsgrün erstrahlte. Ihr braunes Haar war seidig und lief kaskadenartig ihre Schultern bis zur Taille hinab. Ihre Haltung und ihre Bewegungen machten eines deutlich: Sie war die vollendete Edeldame. “Auch wir grüßen Euch, gute Nordmärker! Diese Edeldame neben mir ist meine Schwester Durinja Elva von Altenberg. Unser Vater ist der gute Advocatus Tassilo von Altenberg, der seine Kanzley in unserer Capitale Elenvina führt. Unsere Mutter Rinalda Folkmina von Grötzingen war eine vollendete Hofdame, die leider viel zu früh in Borons Hallen berufen wurde. Um in die Fußstapfen unsere Mutter zu treten, wurde meine Schwester schon früh in die Künste der Diplomatie, Etikette und in der Wissenschaft der Sternenkunde geschult. Zur Zeit steht sie im Dienste der Baronessa Caltesa von Immergrün in Elenvina, um ihren letzten Schliff in der hohen Kreisen des Hofes zu vollenden. So möge sich jeder Edelmann von Größe trauen ihr hier und heute den Hof zu machen, auf das sich die beste Paarung finden läßt.” Er neigte sich und warf Durinja einen Blick zu. Diese wiederum ergriff selbstsicher das Wort. “Edle Damen des Herzogtums, schaut auf diesen Mann. Sein Name ist Amiel Rupoldo von Altenberg. Ihm war es vorherbestimmt den Weg einzuschlagen, wie es schon viele Altenberger vor ihm getan haben. Der Weg des Rechts! Auch er, wie unser Vater, wurde an der Tempelschule des Rechts am Haus der Sonne in Gratenfels geschult und steht nun im Dienste des Gänsetempels in Elenvina. Nicht nur ist er ein gebildeter Edelmann, der äußerst kinderlieb ist”, sie lachte kurz fröhlich auf, ” er ist auch ein hervorragender Koch!” Schnell hatte sie ihre Fassung wieder gewar. “So fordere ich euch auf, ihr Edeldamen der Nordmarken, euch meinen Bruder näher zu betrachten. Mögen die Götte die Richtigen zusammenführen.” Mit einem vollendeten Knicks machten die beiden einen Schritt zurück in die Menge.


Rahjalind seufzte beim Auftritt Durinjas laut vernehmlich. Sie kannte diese Art von Frauen leider nur zu gut; hübsch anzusehen, doch vom Glauben beseelt, dass es Rahja und Hesinde mit ihnen alleine am Besten gemeint hatten, obwohl unterhalb einer angenehmen Oberfläche nicht viel dahinter war. Ja, es war auch der Typ von Frau gewesen, für den ihr Bruder Linnart eine fragwürdige Vorliebe entwickelte. Dumpfbacken, die ihre Nase so hoch trugen, dass es hineinregnen konnte und die meinten, mit den anderen spielen zu können. Die Novizin schob missgünstig ihre Augenbrauen zusammen. Sie hoffte, dass ihr Bruder zu schätzen wusste, welch großes Geschenk die Herrin ihm mit Andesine gemacht hatte. Dennoch würde sie jetzt gerne ein Auge auf ihn werfen, doch konnte die junge Rahjadienerin ihn nicht ausmachen. Mit Glück war er gerade am Abbort und bekam die Vorstellung dieser Schnepfe nicht mit. Dem adretten jungen Herrn an der Seite der Zofe schenkte sie in ihrer Erregung nur wenig Aufmerksamkeit, obwohl er diese auf jeden Fall verdient gehabt hätte. Im Pavillon der Altenberger sitzend biss sich derweil Linnart vom Traurigen Stein auf seine Unterlippe. Oh ja, was für eine Frau ... er musterte die Altenbergerin mit angetanenem Blick. Ihr eleganter Wuchs, die sinnlichen Lippen, die einen förmlich dazu aufforderten daran zu knabbern ... und dann auch noch diese Augen. Der Bannstrahler suchte Halt an seinem Trinkgefäß. Doch nicht nur das, auch ihre Ausstrahlung und der Gang zogen ihn in seinen Bann - er kannte Frauen wie sie eine war nur zu gut und es bedarf ihn keiner Anstrengung sie richtig einzuschätzen. Durinja strahlte Ärger aus, sie war eine Herausforderung. Eine Frau, mit der man sich Tag ein, Tag aus messen musste und die ein Garant für eine leidenschaftliche und intensive zwischenmenschliche Beziehung war. Auch hatte der Bannstrahler, anders als die meisten anderen hier, wohl auch das emotionale Rüstzeug dazu um in ihrer Gegenwart nicht gleich zu einem sabbernden, willfährigen Lakaien zu mutieren. Doch so schnell die Begeisterung für die Zofe in ihm aufflammte, so schnell verrauchte sie auch wieder. Ja, hätte man ihm Durinja gestern vorgestellt, hätte er seinen Launen nachgegeben und um sie geworben. Er hätte sie erobern wollen und sei es nur für eine stürmische Romanze. Doch hier und jetzt ... er war der festen Überzeugung, dass sich ihm die Götter heute offenbart hatten. Linnart war nun in einem Alter, wo es nicht mehr an erster Stelle stand ein aufregendes Schmuckstück an seiner Seite zu haben ... nein, er musste Verantwortung übernehmen, eine Familie gründen und es waren Dinge wie Vertrauen und Geborgenheit, die dabei an erster Stelle zu stehen hatten. Er war sich sicher, dass Andesine ihm diese Art von Frau sein konnte. Durinja, im Gegensatz dazu, wohl eher nicht. Frauen wie sie hatten in erster Linie sich selbst im Sinn. Darüber hinaus musste er sich ehrlich sein, dass auch die Wasserthalerin eine wunderschöne Frau war. Sie war nicht nur eine potenzielle Gemahlin, die sich jeder Mann für eine gemeinsame Zukunft wünschen sollte, sondern genauso von Rahja gesegnet wie Durinja - wenn nicht sogar noch mehr. Linnart mochte ihre Natürlichkeit sehr. Er seufzte. Der Ritter sehnte sich nach ihr, dennoch prostete er Durinja grüßend zu. PRAios und alle Götter zum Dank war der Mersinger noch nicht mit seiner Pagin zurückgekehrt, bevor sich Durinja vorstellte. Zwar war die Altenbergerin ohne Frage eine wunderschöne und begehrenswerte Frau. Doch zugleich war sie die Ausgeburt dessen, was Lares an seinen Standesgenossen zutiefst verabscheute: Treue, Ehre und Pflichtgefühl mussten für diese falsche Schlange Fremdwörter sein. Nur auf den eigenen Vorteil bedacht, intrigant und hinterhältig. All die Untugenden, die den schwarzhaarigen Ritter zur Weißglut treiben konnten. Aber PRAios und alle Götter zum Dank…

Sina zog die Augenbrauen missbilligend zusammen. Mit dem Weib wollten weder sie, noch ihre Schwester (wobei die deutlich weniger von Etikette hielt) verschwägert sein. Irgendein Mann, oh nein, viele Männer, würden sich um die bemühen. Garantiert. Sie hoffte, Andesine wäre schlau, auch ihr künftig ferner Verwandter, der sich so klug und eloquent gab, aber als Mann eben doch einfach zu manipulieren und nur darauf aus war, Kämpfe, wie um solche Damen, auszufechten. Sie würde ihn im Auge behalten. Anders als er, interessierte sie sich für seine Wahl.

Etwas neidisch hatte Ringard den Auftritt Durinjas beobachtet - sicher würden dieser die Herzen vieler Männer am heutigen Tage zufliegen, im Gegensatz zu ihrer Sympathie für diese Edeldame. Ganz im Gegensatz zu deren Bruder, der viel natürlicher und nahbarer wirkte - und dabei sehr süß. Und als Advocat aus Elenvina auch eine interessante Partie war.

Lucrann

´Was muss, das muss´ Mit leichten Herzklopfen drängte sich Junker Lucrann von Leihenhof nach vorne. Das Reden an sich fiel ihm nicht schwer, es war eher die Menge an Leuten die ihn hemmten. Doch dies war nicht der Zeitpunkt von seinen eigen Ängsten in Beschlag genommen zu werden. Erstens schaute sein Vetter der Baron Roklan zu, zweitens waren da seine jüngeren Verwandten, den er Vorbild sein wollte. Lucrann war hoch gewachsen, dabei von schlanker-sehniger Statur, ja fast dürr zu bezeichnen. Sein Gesicht war scharf geschnitten, wahrte dabei aber eine annähernd herzförmige Form und wurde von einem Busch aus sorgsam geschnittenen, dunkelbraunen Haaren eingerahmt. In diesem Gesicht leuchteten ein Paar wacher, meerblauer Augen, leicht schräg gestellt, und erinnerten den Kundigen an die Augen von Nivesen. Doch wirklich auffällig an dem Junker waren seine großen Hände mit den langen kräftigen Fingern. Seine Kleidung war einfarbig gehalten und zeugten von der Verwendung eines teuren Hesindigo-Blau. Und so trug der Junker ein aufwändigen Brokatwams mit abgesetzten Ärmeln, sowie Hosen, die etwa bis Kniehöhe gepludert waren, dazu Stiefel aus weichem Leder und ein Barett mit Federschmuck. Als Schmuck trug er einen einzigen tropfenförmigen Ohrring am linken Ohr. Eine Pomander hing an einer schmalen Kette, dessen Abschlussring an seinem Finger steckte und den herrlichen Geruch von Rose verbreitete. “Graciosas und Graciosos! Nun ist es an mir mich vorzustellen. Ich bin der Cavalliere Lucrann von Leihenhof, Junker zu Liannon in der Baronie Berg. Mein Vater ist der Ancuiras von Leihenhof, Baronet von Galebquell und meine Mutter war Auxilia von Ibenburg, die Junkerin von Liannon. Meine Knappenzeit verbrachte ich im Horasreich, genauer gesagt in der Baronie Sewamund. Signor Darion Amarinto von Amarinto ist mein Schwertvater von dem ich in die edlen Tugenden der Ritterschaft unterwiesen wurde. Tapferkeit ist ein Wort das ich mit mir verbinden würde. Und genau dieses war es, das mich zu großen Taten im Krieg der Drachen, dem horasischen Thronfolgekrieg, verleiten ließ. Mir wurde der Titel, zusammen mit meinem Ritterschlag, des Cavalliere verliehen. Erst seit dem, habe ich mein nordmärkisches Erbe angetreten und bin nun der Herrscher vom schönen Liannon. Auch ich bin hier, um die Damen von hoher Geburt kennen zu lernen.” Lucrann verbeugte sich und machte eine einladende Geste mit seiner Hand.


Rahjalind hatte sich nach dem Auftritt Durinjas wieder beruhigt und verfolgte die Vorstellung des Junkers mit einem sanften Lächeln auf ihren edel geschwungenen Lippen. Fürwahr ein interessanter Mann, der es verstand zu leben. Sie dachte kurz an ihr gemeinsames Gespräch zurück und errötete dabei leicht. Vielleicht gab es hier ja wirklich einen Mann für sie.

Jetzt kamen aus Ringards Sicht die interessanten Männer - nach Amiel von Altenberg war der Junker von Liannon gleich ein weiterer höchst vielversprechender Kandidat - einer, der zu kämpfen und zu leben wusste und an dessen Seite es sich sicher leben ließ. Und hübsch noch dazu.

Zu gern hätte Angrond der schönen Durinja den Hof gemacht, doch verließ ihn der Mut. Wer war er schon das er einer solchen Dame den Hof machen konnte? Noch nicht einmal ein Ritter, sondern ein Knappe. Kein Edler oder Junker, sondern nur der Erbe einer Lehensritterin. Mit welchen Erfolgen sollte er sich als Brüsten und mit welchen Besitzungen seine Absichten untermauern, allein der Schmuck der zwischen ihren Brü… Mit scharmesroten Gesicht schüttelt er unwillkürlich den Kopf. Allein der Schmuck den sie trug, war derart Kostbar das er nicht wüsste wie er ihr im unwahrscheinlichen Fall ihrer Gunst Bezeugung diesen Luxus erhalten sollte.

Der Mann war irgendwie interessant. Sina merkte ihn sich, um im Verlauf der Feier ein Gespräch mit ihm zu suchen. Schade, dass sie bisher so wenig Zeit gehabt hatte. Und wenn man die weibliche Konkurrenz betrachtete, hatten die Herren deutlich mehr Auswahl, als die Damen.

Lucasta & Ingeras

Als der Vetter von Lucasta und Ingeras von Leihenhof gesprochen hatte, sahen die beiden sich genötigt nun auch nach vorne zu treten. So griff sie ihren Bruder an die Hand und schritt vor die Leute. Die sechzehnjährige Lucasta hatte eine schlanke Taille, doch Hüfte und Schultern waren eher breit, genauso wie ihre Kieferkontur und ihre Wangenknochen. Das strohblonde Haar war streng und praktisch zu einem rückenlangen Zopf geflochten. Das weinrote Kleid war nicht aus der neuesten höfischen Mode. Ingeras von Leihenhof war älter als seine Schwester, doch sein zartes Gesicht, die schlanke hochgewachsene Statur ließ ihn gleichaltrig und zerbrechlich wirken. Viel hatten die Geschwister nicht gemeinsam, bis auf das strohblonde Haar und die dunkelgrünen, leicht schräg stehenden Augen. Ein blaues, seidenes Hemd und die dunkelgrüne, halblange Samthose ließen ihn noch leichter wirken. Für den Unkundigen hätte er von weitem mit einem Elf verwechselt werden können. “Wir sind … ich bin Lucasta von Leihenhof und das hier ist mein Bruder Ingeras.” Sie stockte kurz und spürte die Röte in ihr Gesicht steigen. “Und den Göttern zum Gruße.” Die Leihenhöferin holte tief Luft. “Unsere Eltern sind die Erbvögte von Niedergalebra und Brickenklamm, Raxia von Leihenhof und Odumir von Schleiffenröchte. Wir Leben auf dem Junkergut Niedergalebra und dort werde ich von meiner Mutter in der Verwaltung dieser gelehrt. Eines Tages werde ich die Erbvögtin von Brickenklamm sein. Es sei denn, mein Ehemann wünscht mich an seinem Hofe.” Unsicher schaute sie nach der holprigen Vorstellung in die Runde. Sie spürte wie sich der Schweiß ihren Rücken hinunter bahnte. Dann spürte sie den hilfesuchenden Blick ihres Bruders auf sich. “Oh … mein Bruder Ingeras wird wohl Erbvogt von Niedergalebra werden. Er wurde von unser Mutter am Schwerte gelehrt, sowie das Lesen und Schreiben. Auch er sucht eine liebevolle Braut.” Ingeras nickte zur Bestätigung der Worte seiner Schwester, wirkte aber sehr unglücklich dabei. Lucasta wiederum fand ihre Selbstsicherheit zurück. “Auf das wir ein schönes Fest haben und zueinander finden!” Nun war sie stolz auf sich, dass erste mal in der Öffentlichkeit gesprochen zu haben.


Lucasta war die zweite Dame, welche man Tar’anam ans Herz gelegt hatte. Wie immer erfüllte er das, was er als seine Pflicht ansah, und betrachtete die junge Frau vom Rand der Zuschauer aus, und wie immer ohne eine sichtbare Regung, mit vor der Brust verschränkten Armen. Auch die im Vergleich zu manch anderen wenig ausgefeilte Qualität der Darbietung konnte ihm keine Reaktion entlocken. Aber wenn er schon mal hier war, konnte er nun auch noch ein Weilchen hier bleiben. Das hielt seine Schutzbefohlene hoffentlich davon ab, noch weitere “Spielchen” auf seine Kosten zu treiben.

Lucasta war in etwa im Alter Rahjalinds jüngerer Schwester Cella. Doch schien die Leihenhoferin eine ganz andere Persönlichkeit zu haben - eine, die der Novizin etwas besser lag als jene ihrer kriegerischen, jungen Schwester. Es wurde ihr dennoch schon recht bald klar, dass Lucasta wohl nichts für ihren Bruder war - alleine schon des Alters wegen. Linnart hatte, was dieses Thema anging, seine eigenen Ansichten. Öfter schon lag er ihr damit im Ohr, ´dass er sich bestimmt zu keinem Kind ins Bett legt´, auch wenn 15 oder 16 Sommer gesellschaftlich keinesfalls als zu jung für die Ehe galt. Ja, Bauern wurden oftmals gar mit 14 oder 15 verheiratet. Und dann war da natürlich auch noch Andesine, die ihrem umtriebigen Bruder so gut tun würde - vielleicht würde sie sich gut mit ihr verstehen und die Ritterin wäre ihr eine große Schwester. Trotz allem erwischte sich die junge Rahjadienerin bei dem Gedanken, dass eine kleine Schwester, die sie in Sachen Mode, Schmuck und Präsentation ihrer Reize beraten könnte, eine schöne Sache wäre. Vielleicht würde sie dennoch einmal das Gespräch mit der jungen Leihenhoferin suchen, deren Bruder Rahjalind nur sehr wenig Beachtung schenkte.

Ingeras von Leihenhof, künftiger Erbvogt von Niedergalebra, vom Alter würde es wohl hinkommen…. Dachte sich Fedora vom Firnholz, als sie die Vorstellung der beiden Leihenhofkinder von Roklan verfolgt hatte. Aber zumindest das Mädchen machte weder einen gebildeten, noch in irgendeiner Weise selbstsicheren Eindruck. Auch der Junge war ihr ein Rätsel, Fedora vermutete gar eine eingeschränkte Geistesstärke bei dem Jungen. Ihn am Schwert und in Lesen und Schreiben zu unterrichten, machte aus ihm keinen gebildeten Mann, aber vermutlich waren die beiden auch noch nie auf solchem Parkett gewesen und es war ja auch noch kein Meister vom Himmel gefallen. Man musste der Kleinen schon zugestehen, dass sie die öffentliche Vorstellung dennoch ganz gut gemeistert hatte, aber der Bursche war mager, klein, zurückhaltend, stumm, unsicher … und aus dem Rennen. Entschied Fedora. Ob sie Roklan trotzdem fragen sollte?

Milian

Prianna von Altenberg konnte nicht an sich halten. Als ihr einziger Sohn und Stolz sich vor die Menge der Werber stellte, erhob sie sich von ihrem Platz um besser sehen zu können. Wie ein Königsadler stand sie gerade und stolz und erlaubte sich ein schmales Lächeln. Der junge Edelmann schritt gemächlich die Stufen vom Pavillon hinunter. Ihm war bewußt das die Augen der Gäste ihm folgten … und die seiner Mutter. Er wußte wie wichtig diese Brautschau für sie war. Er durfte sie nicht enttäuschen. Milian von Altenberg war 186 Halbfinger hoch gewachsen und besaß einen athletischen Körper. Er trug einen körperbetonten, seidenen Wams, darüber einen Überwurf aus roten Samt mit goldenen Saum und Borte. Die Hose war aus rotem Samt mit goldener Schamkapsel. Weiße Stulpenstiefel schlossen das Ganze ab. Auf der Brust ruhte eine dicke, goldene Kette mit dem Emblem des Götterfürsten als Anhänger. Auf seinem Kopf trug er ein Barrett das ebenfalls weiß war und eine rote Feder zierte. Milian trug sein dunkelbraunes Haar kurz, sein dunkler Bart war nach horasischen Stil gestutzt und betonten seine sinnlichen Lippen. Seine grünen Augen waren umrahmt von sehr dunklen Wimpern und ließen diese aufmerksam, aber unergründlich wirken. Die meisten würden sein Gesicht als gut aussehend bezeichnen. Eine Ähnlichkeit zu seinem Vetter Elvan von Altenberg war unverkennbar, auch wenn dieser wesentlich selbstbewusster auftrat. “A Montem est Montem et Manet in Monte! Ein Berg ist ein Berg und bleibt ein Berg!” Mit diesen Worten eröffnete Milian seine Vorstellung. “Der Wahlspruch meines Hauses, das alte und ehrwürdige Geschlecht derer von Altenberg sagt genau das aus für was ich stehe. Mein Name ist Milian Tilberian von Altenberg. Ich bin der Sohn der Venerator Lumini und Rektorin der Tempelschule des Rechts im Haus der Sonne zu Gratenfels, Prianna Imelda von Altenberg. Mein Vater war der Sonnenlegionär Tilberian Barnabas aus dem stolzen Haus derer von Schweinsfold. Auf dem Weg über den Greifenpass, im Dienste zum Schutze des Lichtboten, fand er auf tragische Weise, aber aufopferungsvoll den Tod. Seit dieser Zeit ist meine Heimat der Gratenfelser Grafenhof. Im Scheine des Götterfürsten lernte ich und nun diene ich dem Haushofmeister Rondhalm von Winterspitz als erster Höfling am Hofe des Landgrafen Alrik Custodias aus dem Haus derer von Greifax. A Montem est Montem et Manet in Monte! So sollte sich eine Braut finden, so verspreche ich, dass ich an ihrer Seite weilen werde wie ein Berg. So zeigt euch, lustwandelt und tanzt mit mir, auf dass wir das stolze Herzogtum Nordmarken nach Praios Ordnung und Recht in eine fruchtbare Zukunft führen.” Mit diesen letzten Worten verneigte er sich, legte einen Kuss in seine Linke und ließ diesen frei in den Himmel. Oder ging dieser eher in die Richtung des Pavillon des Hochadels?

"Wie ein Berg, huh ...", murmelte sie, "... das ginge auch eloquenter. Welche Frau möchte einen unbeweglichen, langweiligen Gesteinsbrocken an ihrer Seite?" Rahjalind lächelte skeptisch. Milian war ein hübscher und selbstbewusster Mann - vielleicht etwas zu selbstbewusst und von sich selbst eingenommen für ihren Geschmack. Die Novizin bezweifelte, dass der Höfling an diesem Tag mehr als einen Zeitvertreib in ihr sehen würde. Auch war ihr nicht entgangen, dass sein Hauptaugenmerk am Ende der Vorstellung in Richtung der hochadeligen Damen ging. Die weißen Stiefel zu diesem Ensemble empfand die Rahjadienerin jedoch als nicht zu verzeihenden Stilbruch - vielleicht würde sie ihm dies bei Gelegenheit mitteilen.

Wie in der Herzogenstadt Elenvina, hatte das Haus Ahnwacht auch in den Machtzentren der nordmärkischen Grafschaften jeweils ein Haus. Lechdane Praiodis Marbolena von Ahnwacht war es zugetragen worden ihre Pflichten in der Landgrafschaft auszuüben und die Stammbäume des gratenfelser Adels zu pflegen, zu bewahren und regelmäßig Veränderungen gen Elenvina zu melden. Eine Partie die ebenfalls in Gratenfels lebte, wäre da natürlich eine ausgezeichnete Wahl. Allerdings entging ihr nicht das dieser Mann scheinbar lieber nach höheren greifen würde, als einer einfachen Adligen wie ihr. Dennoch wollte sie es gern auf einen Versuch ankommen lassen. Dezent warf sie sich deshalb in Pose, machte dem Berg schöne Augen und würde schauen ob die Hoffnungen des Erhört würden oder sich ihr eine Chance auftat. Milian war ein mehr als ansehnlicher Mann, eloquent und elegant und in guter Position am Gratenfelser Hof, Aspekte, die sowohl Ringard als auch Celissa für diese ansprachen. Beide waren sich aber ebenso bewusst, das ein Mann wie Milian niemals eine viertgeborene Tannenfels wählen würde - es sei denn… schließlich war es Rahja.

Talfano & Gelda

Gelda von Altenberg konnte ihren Bruder ansehen, wie nervös er war., denn er war der nächste. Kurzerhand entschloss sie sich aufzustehen und ihn an die Hand zu nehmen. “Lass es uns wie Durinja und Amiel machen, Brüderlein. Das stehen wir zusammen durch.” Auch wenn sich die Beiden meistens nicht grün waren, nahm er ihre Geste dankbar an. Zusammen traten sie als letzte Altenberger vor die Gäste. Talfano von Altenberg war schon recht groß gewachsen, aber der erste Flaum auf Kinn und Oberlippen, deutete darauf hin, das er die zwanzig Sommer noch nicht erreicht hatte. Er hatte die selben mandelförmigen, grünen Augen wie seine Schwester Gelda und trug seine dunkelbraunen Haare kurz. Die Nase wies einen ordentlichen Bogen auf und seine buschigen Augenbrauen verliehen ihm etwas strenges. Der Jüngling trug eine weiße Gelehrtenrobe, deren Kragen und Säume rot waren und mit Goldfäden aufgestickte Sonnen und Greifensymboliken aufwiesen. Gelda war einen halben Kopf kleiner als er und wirkte, trotz ihrer 16 Götterläufe, älter. Gehüllt war sie in einem weiß-blauen seidenen Kleid, der Kopf umhüllt von einer Kopfbedeckung die nur das Gesicht und einige Strähnen ihres roten Haares freigaben. Ihre Haut war so hell wie feinstes Porzellan, edle, aber noch junge Gesichtszüge zeugten von einem starken Willen, der Mund kirschrot bemalt. “Ich grüße euch”, fing Talfano an. Seine Stimme brach kurz. “Ich bin Talfano Selindian von Altenberg und bin Studioso an der Tempelschule des Rechts im Haus der Sonne zu Gratenfels. In nicht allzu ferner Zukunft werde ich meinen Eid auf den gerechten Richter Praios schwören und als Advocatus in die Welt hinaustreten. Meine Eltern dienen mir hier als Vorbild. Hamar und Rondela von Altenberg haben sich vor dem Tempel der Travia in Elenvina kennengelernt und durch ein Zeichen der Treuegöttin zueinander gefunden. Vor 26 Götterläufen haben sie ihren Eid vor Travia geschworen und waren sich immer eine Stütze. Nach solch einem Bund strebe auch ich und hoffe das sich jemand unter den Edeldamen finden lässt. Möge uns Travia ein Zeichen senden. “ Er verneigte sich, doch sein Blick fiel dabei auf Luzia von Keyserring. Er spürte wie die Röte in sein Gesicht fiel und gab an seine Schwester ab. “Als letzte aus dem Haus Altenberg möchte ich mich schon einmal bei euch allen bedanken.” Sie lächelte und schaute in die Runde. “Ich bin Gelda Rohaja von Altenberg und wurde vor 16 Götterläufen von der Ritterin Rondela zur Welt gebracht. Meine Mutter hatte schon immer ein Händchen für Pferde und so gelangte sie zum herzöglichen Gestüt in Elenvina und dient heute dort der Gestütsmeisterin. Meine Eltern stellten schon früh fest, dass ich die selbe Neigung geerbt hatte und begleitete ich sie schon früh in die herzöglichen Stallungen. Mir selbst wurde die Ehre zuteil dort als Zureiterin zu dienen. Aber wie es der Adel verpflichtet bin ich aber auch in die Tugenden eine Dame von Stand unterwiesen worden. Erst vor einigen Wochen war ich beim gräflichen Vogt Borindarax, Sohn des Barbaxosch nach Nilsitz geladen worden, um die Eröffnung der Jagdhütte mitzuerleben. Wie schon einige von euch gehört haben mag, habe ich dort, mit 4 weiteren Jagdgefährten, den Titel ´Jagdkönigin von Nilsitz 1042 BF´ verliehen bekommen. Ein Titel auf dem ihr sehr Stolz bin.” Sie holte kurz Luft und sprach dann ruhig weiter. “Ein guter Bekannter hat mir vor nicht allzu langer Zeit gesagt, niemals von einer Herausforderung zu fliehen. Nun, hier bin ich. Ich nehme die Herausforderung an, den Mann zu finden, mit dem ich den Bund des Lebens eingehen kann.“ Die junge Altenbergerin machte einen kurzen Knicks und ging mit ihren Bruder zurück zum Pavillon.

´Was für ein nettes Geschwisterpaar´, dachte Rahjalind bei sich. Talfano fand sie niedlich, doch bezweifelte sie, dass er mit einem Eheweib umgehen konnte, welches der Herrin Rahja geweiht war. Ihrem Partner musste nämlich klar sein, dass die Göttin und ihre Aufgaben als ihre Dienerin für Rahjalind stets an der obersten Stelle stehen würde. Der junge Altenberger hatte dahingehend wohl etwas anderes verdient. Von Gelda hatte sie an diesem jungen Tag schon so einiges gehört. Nichts für ihren Bruder, doch war sie wohl eine junge Dame, der die Männerherzen in Scharen zuflogen. Ein kleiner Teil in ihr neidete ihr das, dennoch wünschte sie ihr hier und heute das nur das Beste.

Nach der schönen Durinja war die jüngere Gelda ein Kontrast, doch Angrond bei ihr bessere Chancen. Sie erschien ihm weniger höfisch und darauf aus an einem Barons- oder gar höheren Hof als Hofdame zu verweilen. Tatsächlich erschien sie ihm bodenständig und außerdem würde es, wenn es denn dazu käme, sicherlich eine Möglichkeit geben eine Zureiterin in der Nähe von Waldenberg mit einem ansprechenden Posten zu versehen.

Celissa und Ringard von Tannenfels waren besonders gespannt auf die Auserwählte Nivards. Offensichtlich war diese sicher zu Pferd, wusste sich in den Wäldern und auf der Jagd zurecht zu finden und verstand aufzutreten - Eigenschaften, die einer von Tannenfels nicht schlecht zu Gesicht stünden, wie die Edle von Tannenfels wohlwollend feststellte. Sicher würde Nivard ihr jene Dame noch näher vorstellen. Dessen Herz schlug derweil höher und ließ sich nicht davon irritieren, dass Gelda anders als er für sie noch keine Präferenz zu seinen Gunsten ausgesprochen hatte oder auf andere Weise auf ihn eingegangen war.

Runegard, Arsan & Angrond

Nachdem sie sich alle Kandidatinnen angesehen sehen und ihrer Vorstellung gelauscht hatten, erging es den beiden vairningern Arsan Thomundson und Runegard vom Schwarzen Quell ganz ähnlich. Denn keiner von Ihnen sah unter den Damen eine mögliche Braut der sie Angesichts ihrer Verpflichtungen ein Leben bieten können würden, das sie hier zur Schau stellten. Waidwacht, das Arsan gemeinsam mit seiner Tante verwaltete, war abgelegen in den Wäldern, direkt an der Grenze zu Schnakensee und damit vermutlich nicht was diese Damen überzeugte. Als Vogt von Effertingen hingegen konnte Runegard immerhin mit der Nähe zur Reichsstraße und damit zu Gratenfels punkten, aber waren diese jungen Dinger etwas für einen Mittvieriger wie ihn? Dennoch war es auch an ihnen sich vorzustellen. Als erstes trat dabei der Vogt von Effertingen vor. Mit seinem durchschnittlichen Wuchs hob er sich nicht von der Menge ab, dabei sah jedoch selbst das ungeübte Auge das der Ritter gut regelmäßig seinen Körper stählte. Sein halblanges, leicht gelocktes fast schwarzes Haar verlieh ihm dabei ein durchaus ansprechendes Äußeres. “Rondra zum Gruße. Mein Name ist Runegard vom Schwarzen Quell. Von Aleydis von Aspolan wurde ich zum Ritter ausgebildet und diene seit meiner Schwertleihe dem Baronsgeschlecht von Vairningen, wie es in meiner Familie seit der Kaiserlosen Zeit tradition ist. Ich bin ihnen vollstreckendes Schwert und schützendes Schild, aber auch Schatzmeister der Baronin und ihres Gatten Vogt in Effertingen.” Mit seinen 47 Götterläufen war er sicherlich nicht der jüngste Werber, dennoch vermochte seine Erscheinung auf die Frauenwelt Eindruck zu machen.

Dem Vogt folgte Arsan Thomundson, dessen adrette Erscheinung seine markanten Züge wohlwollend kaschierte. “Arsan Thomundson, ist meine Name.” Begann er etwas ungelenk. “Auch meine Familie dient den Baronen von Vairningen. Manch einer mag meinen Vater Marcorion Thomundson kennen gelernt haben oder bereits die Bekanntschaft mit meinem Bruder Rimberg, dem Burghauptmann der Vairnburg gemacht haben. In Elenvina wurde ich zum Krieger ausgebildet und trage seitdem in den Wäldern der Baronie zur Sicherheit der Bevölkerung bei. Seit dem Tod meines Vaters, wurde mir zudem die Aufgabe anvertraut das Gut Waidwacht im Firun der Baronie an der Grenze zu Schnakensee zu verwalten.” Tatsächlich erklärten seine Worte den Eindruck den er auf die Menschen hatte, so waren seine Kleider durchaus weltoffen und städtisch während er selbst offensichtlich aus einem anderen Holz geschnitzt war.

Als letzter Vairninger trat Angrond vor die Leute. Der Knappe war etwas schüchtern, schließlich war er es nicht gewohnt vor vielen Leuten zu sprechen. War es doch sonst an seinem Schwertvater zu sprechen, während er an dessen Seite stand und Haltung warte. “Ich bin Angrond von Fuchsberg und derzeit noch Knappe bei Adelrat Thomundson dem Ritter zu Weihern. Meine Mutter ist Riochild von Fuchsberg, die Rittfrau zu Waldenberg deren Nachfolge ich einst antreten werde.”

Die junge Rahjalind blickte interessiert auf die Vorstellung der drei Vairninger. Rundegard war ihr, trotz ansehnlichem Äußeren, zu alt. Sie musste nicht heiraten, niemand zwang sie dazu - ja, es musste sich überhaupt erst ein Mann finden lassen, der sich eine Rahjiani zur Frau nehmen würde. Sollte Rahja und ihre prüde Schwester Travia es dennoch fügen, dann würde sie jedoch keinen Mann an ihrer Seite wollen, der älter war als ihr Vater. Egal wie ansehnlich oder gut situiert er auch sein mochte. Arsan und Angrond fand sie im Gegenatz dazu jedoch angenehm interessant. Ersterer war auch etwas älter als sie selbst, doch befand sich der Vogt immer noch in einem Alter, wo sie längere Zeit Freude an ihrer Verbindung haben würde können. Auch wenn sie die Aussicht in der Nordgratenfelser Wildnis zu leben nicht wirklich prickelnd fand. Den Knappen Angrond fand sie niedlich. Vor allem seine schüchterne Vorstellung wärmte ihr das Herz und ihre Backen nahmen einen leichten Rotton an. Vielleicht würde sich im Laufe des Tages ja eine Möglichkeit ergeben ihn kennen zu lernen.

Aurelia & Lechdane

Als Aurelia von Ahnwacht vor trat, schaute sie in RIchtung Elvans den sie sich bei seiner Vorstellung ein wenig ausgeguckt hatte. Sollten die Götter zeigen ob ihre Wahl zu mehr führen sollte. Mit einem höfischen Knicks in die Runde stellte sie sich vor. “Die Götter zum Gruße. Mein Name ist Aurelia von Ahnwacht und dies ist meine Base Lechdane von Ahnwacht. Vermutlich hat ein jeder bereits vom Haus unserer Ahnen gehört. Durch seine Hoheit den Herzog, wurde uns die Pflicht und Ehre auferlegt die Stammbäume des nordmärkischen Adels zu hüten, zu pflegen und fortzuführen. Ich diene der Familie dabei in Elenvina.” Zugleich hatte sie ihre Base Lechdane mit sich gezogen um nicht allein vor den Leuten zu stehen. Und während Aurelia die Eröffnung übernommen hatte, hatte sich Lechdane weiterhin mit einer Strähne spielend Milian betrachtet. Trotz ihrer Nervosität und Ablenkung gelang es Lechdane rechtzeitig den Faden ihrer Base aufzunehmen. “Wie meine Base bereits sagte, mein Name ist Lechdane von Ahnwacht. Mir wurde die ehrenvolle Aufgabe anvertraut künftig die Stammbäume der Landgrafschaft zu hüten und fortzuschreiben, weshalb ich vor einigen Monden mein Leben im Stadthaus von Gratenfels begonnen habe. Wer unsere Familie kennt, der weiß das unsere Mitglieder im Nieder- und Hochadel des gesamten Herzogtums vertreten sind und Traviabünde stets einer sehr einfachen und klaren Vorgabe folgen. Das erste Kind aus einem Bund wird den Namen derer von Ahnwacht tragen, während alle folgenden Kinder der Familien des Partners angehören werden.” Natürlich gab es hierbei eine Ausnahme, aber die betraf lediglich das Familienoberhaupt und ihre Erbin. Da Ravena jedoch nicht hier war, schien es als hätte ihre Mutter bereits Pläne für sie geschmiedet und somit musste diese Besonderheit wohl auch nicht erklärt werden. Als die Stimme Aurelias im Rondeau erklang, lag die Aufmerksamkeit Linnarts vom Traurigen Stein auf den beiden jungen Frauen aus dem Haus Ahnwacht. Sie waren ganz nett anzusehen und aus hoch geachteter Familie. Vielleicht war aber gerade letztere Tatsache ein nicht zu überwindendes Problem. Zu angesehen und auf den eigenen Ruf bedacht. Abkömmlinge solcher Häuser kokettieren in den seltensten Fällen mit seiner Familie. Nach einem kurzen Schulterzucken, nahm er einen Schluck aus seinem Trinkgefäß. Nein, die beiden stellten keine realistische Partie für ihn dar.

Dorcas & Belfionn

Einem nach den anderen stellten sich die Gäste vor und Dorcas von Paggenfeld wartete ab. Er und sein Vetter Belfionn hatte sich einen guten Platz gesucht um sich all die schönen Bewerber anzusehen. Der zwei Schritt große Ritter nahm nochmals einen Schluck aus seinem Kelch und machte dann einen Schritt nach vorne. Sein blondes Haar hatte er zu einem Zopf geflochten, das ihn bis zur Rückenmitte ging. Der Kaiser-Alrik-Bart war frisch gewichst und seine Kleidung saß akkurat. Eine feine Narbe im Gesicht, eine Erinnerung an die Schlacht gegen Helme Haffax, teilte seine linke Augenbraue. Seine haselnussbraunen Augen und sein breites Lächeln lassen den Paggenfelder immer gut gelaunt wirken. Hatte eine leichte Kleidung gewählt aber auf seiner Brust prangte das Wappen deren von Paggenfeld: auf gelben Schild zwei aufsteigende Pferde. “Rahja zum Gruße!” Dorcas machte eine Verbeugung. “Ich bin Dorcas von Paggenfeld und bin auf dem schönen Gut Paggenfeld in gräflich Paggenau geboren. Meine Familie hat die Ehre das gräfliche Gestüt zu führen und eines Tages werde ich das Erbe meines Vaters, der Edle Tsadan von Paggenfeld, antreten. Meine Knappenzeit verbrachte ich bei meiner Schwertmutter Garlinde von Gorfarhrstann, die in der Schlacht bei Mendena gefallen ist. Meinen Ritterschlag hab ich diesen Götterlauf durch Herzog Hagrobald vom Großen Fluss erhalten. Seit 2 Monden stehe ich nun im Dienste der Baronin Selinde von Schweinsfold.” Er verbeugte sich wieder, aber diesmal in die Richtung des Hochadels. “Rahja ist die Schutzherrin meines Hauses und so bin ich offen für die Liebe. Ich freue mich euch alle kennenzulernen, Ob aus dem Horasreich, Almada oder den Nordmarken!” Mit einem breiten Grinsen ging er zurück und schob seinen Vetter in die Mitte der Aufmerksamkeit. Anders als Dorcas strahlte Belfionn nicht. Dieser trug das schwarze Haar zu einem langen Zopf geflochten und er trug über seinem linken Auge eine schwarze, lederne Augenklappe. Ein Bartschatten betonten seine markanten Gesichtszüge. Er trug ein rotbraunes, enges Leinenhemd, darüber eine Schmiedeschürze, die um der Hüfter von einem schwarzen und breiten Ledergürtel mit einer bronzenen Gürtelschließe zusammengehalten wurde. Seitlich an einem Haken hing eine Laterne und an der anderen Seite ein Halfter mit einem Schmiedehammer. Die kräftigen Oberarme waren frei und offenbarten verschlungene Brandmale. Der Geweihte des Ingerimm versuchte entspannt zu wirken und sprach mit kräftiger Stimme: “Dem himmlischen Schmied zum Gruße! Eigentlich war ich nicht auf der Suche nach einer Braut, aber mein Vetter hier”, er deutet auf Dorcas, “ hat mich überzeugt Travia und Rahja eine Chance zu geben. Nun”, er machte eine kurze Pause, “ ich bin Belfionn vom Schlund, Geselle des Ingerimm. Meine Mutter Rondralda stammt aus dem Haus von Paggenfeld und dient der göttlichen Leuin in Gratenfels. Mein Vater Orlan war ein Therbuniter aus Garetien, weilt aber schon einigen Götterläufen nicht mehr unter uns. Mein Leben wäre ebenfalls viel zu früh geendet, hätte der Vater des Feuers, Ingerimm, nicht anders entschieden. Ich überlebte ein großes Feuer als kleiner Junge. Nun,” er machte wieder eine kurze Pause,”lange Geschichte kurz. Ich verbrachte mein halbes Leben im Raschtulswall, besser gesagt am Schlund im Pilgertempel des Herrn. Nach dem furchtbaren Krieg im Osten, bin ich in meine Heimat zurückgekehrt. Und nun ja,nun bin ich hier.” Er schlug in seine kräftigen Hände, rieb sie kurz und ging rückwärts zurück zu seinem Vetter.

Sina streckte sich, lauschte und sah genau hin. Normalerweise freundlich und adrett lächelnd war sie nun vor allem konzentriert, ernst und in Gedanken… Der Tag war immer noch lang, aber als beide Männer gingen, suchte sie deren Blick und hatte feuchte Hände bekommen. Die junge Novizin Rahjalind beäugte Belfionn skeptisch. ´Geweihter des Ingerimm ... dennoch hätte er sich zu so einem Anlass besser kleiden sollen´, dachte sie bei sich und fand es beinahe schon amüsant, dass der junge Mann hier in seiner Arbeitskleidung und mit Laterne, zwischen all den edel gekleideten und frisierten Damen und Herren, wie ein Fremdkörper wirkte. Nein, der Geselle Ingerimms gefiel ihr nicht. Dann wanderte ihre Aufmerksamkeit auf den blonden Hünen an seiner Seite. Ja, der Paggenfelder war das komplette Gegenteil des Schmieds. Der gefiel ihr. Groß, breitschultrig und stark ... dazu auch noch aus einem ihrer Herrin gefälligen Haus. Die Rahjadienerin musterte ihn eingehend und spielte verträumt mit einer Locke ihrer honigblonden Haare. Dorcas gefiel Ringard wirklich - sie musste bei der Vorstellung des ebenso warmherzigen wie charmanten Hünen unwillkürlich lächeln. Nivard beneidete seinen Freund ein wenig für seinen souveränen Auftritt - er würde sicher keine Schwierigkeiten haben, heute seine Herzdame - wer auch immer dies sein mochte - für sich zu gewinnen. Jedenfalls wünschte Nivard ihm dafür von Herzen viel Glück.

Dorcas nahm nochmal ein Schluck aus dem Kelch und blickte unauffällig in die große Runde und erwartete einige Reaktionen auf seine Offerte. Belfionn trat wieder an Dorcas Seite. Belfionn war ruhiger als sein Vetter, der jetzt doch anfing leicht zu schwitzen. “Wahrscheinlich ist gegen Dämonen zu kämpfen einfacher als eine Braut zu finden.” dachte sich Dorcas und tupfte seine leicht glänzende Stirn ab. Beide schauten weiter und warten auf die anderen Werber.

Luzia

Mit geradem Rücken und nervösem Blick trat nun ein junges Mädchen nach Vorne. Sie räusperte sich. Und blickte auf. Klare, hellblaue Augen lagen in einem schmalen Gesicht. Eine kleine, gerade Nase saß- fast keck- inmitten weicher, makelloser, leicht gebräunter Haut. Sie war jung. Kaum 16 Winter. Doch das Kleid betonte die Silhouette einer erblühten Frau: hohe, sanft gerundete Brüste, schmale Schultern und Hüften, deren sanfter Schwung ein wohlgeformtes Hinterteil andeuteten. Zwar war dies eindeutig keine Kriegerin, aber ihr Aussehen und ihr Gang deutete an, dass dieses Exemplar der weiblichen Werber, sehr wohl einen Körper hatte, der sich irgendeiner Art regelmäßige betätigte. “Mein Name ist Luzia von Keysering, Baroness von Eisenstein.” sagte sie laut. “Ich bin gemeinsam mit meinem Vater angereist, da meine baldige Verheiratung sein Wunsch ist.” eine kurze Pause betonte nochmals ihre letzten Worte: “Ich wurde seit meiner frühen Kindheit in der Hesindeschule und dem Praiostempel in unserer Baronie unterrichtet. Ich spreche und schreibe neben unserer Sprache auch Rogolan und ein wenig Tulamidya. Außerdem wurde ich gemeinsam mit meinen Schwestern in den Grundlagen der Rechtskunde und Diplomatie unterwiesen. Daneben unterstütze ich seit einigen Jahren meine Schwester bei der Haushaltsführung unseres Schlosses.” Sie räusperte sich um das Herzklopfen zu unterdrücken, dass sie schnell und viel zu hoch sprechen ließ. Sie hatte noch nie vor so vielen Menschen reden müssen. Noch dazu Menschen, die sie bewerteten. “Daneben beherrsche ich zwei Musikinstrumente, singe und verstehe mich auf diverse Handarbeiten.” Wie sehr sie diesen Mensch verabscheute, den ihr Vater da verkaufen wollte. Sie schluckte nervös: “Wirklich gerne aber.” und sie betonte die Worte, indem sie lauter und vielleicht auch etwas schriller sprach als zuvor: “gehe ich reiten und begleite meinen Vater auf die Jagd. Ich mag die Berge und die Wälder zuhause. Städte sind mir ein Graus.” fügte sie noch trotzig an. Bevor sie sich zurückzog. Wo war nur Lissa? Sie hatte den Blondschopf ihrer Schwester seit einiger Zeit nicht gesehen. Wenn sie sie fixieren konnte, würde sie vielleicht die Menschenmenge vergessen, die um sie herum stand und sie anstarrte. Nun flammte auch ihr Gesicht knallrot auf und sie starrte auf ihre Schuhe. Plötzlich wurde ihr übel.

Linnart vom Traurigen Stein musste bei Luzias Anblick sanft lächeln. Sie würde dereinst bestimmt zu einer wunderschönen Frau reifen und ihre Unsicherheit und Nervosität weckten in diesem Moment seinen Beschützerinstinkt. Auch, dass sie sich auf das Verwalten von Anwesen verstand und eine belesene junge Frau zu sein schien, ließ sie interessant erscheinen. Und das obwohl ihm Luzia noch etwas zu jung war und er in so einem Fall auf mindestens 2 Jahre Verlobungszeit bestehen würde. Ja, wenn Rahja ihn heute nicht schon erwischt hätte, dann ... vielleicht. Der Ritter wäre auf jeden Fall dreist genug dazu gewesen es zu versuchen. Auch und gerade weil ihn der Baron von Eisenstein wohl nicht einmal zu ihr vorgelassen hätte. Linnart schmunzelte einen Moment lang bei dem Gedanken daran vor sich hin, dann sah er wieder in Andesines Richtung. Er seufzte. Rahja hatte ihn heute schon so reich beschenkt.

Thalissa hatte den anderen Werbern und Kandidaten bisher nur beiläufige Beachtung geschenkt, aber da sie nun mit Luzia schon eine Weile am Tisch gesessen und sogar einige Worte mit ihr gewechselt hatte, machte sie bei ihr eine Ausnahme. ‘Warum tut sie das?’ kam ihr in den Sinn, als die Baronin sich Luzias Vorstellung ansah, ‘warum verkauft sie sich so unter Wert?’ Thalissa gab sich die Antwort gleich selbst: ‘Weil sie sich gar nicht verkauft - verkaufen will. Weil sie nur gezwungenermaßen hier ist - wie so einige der Gäste, will mir scheinen.’ Nachdenklich rollte sie ihren Weinkelch zwischen den Fingern. Irgend etwas an der jungen Dame sprach eine Saite in ihr an. Tja, wenn sie selbst einen Sohn hätte, vielleicht hätte sich da etwas einfädeln lassen. Aber so …

Es war fast so, als ob ihn jemanden einen kleinen Klaps in seinen Nacken verpasste, gefolgt von einem Kribbeln. Als Talfano von Altenberg die junge Luzia sah, war's um ihn geschehen. Ja, er fand die Vorgängerin äußerst anziehend, aber diese hier war anders. Luzias Auftreten und auch ihre Unsicherheit fühlten sich vertraut an. Bei ihr hatte er nicht das Gefühl, zu wenig zu sein. Mit rosigen Gesicht beobachtete er die Eisensteinerin.

Die allerdings nur geradeso ein wenig die Versammelten betrachtet hatte, weil sie mehr mit dem Grün des Rasens oder ihren Schuhspitzen zu tun hatte, und nun schnurstrack auf einen heraneilenden Ritter zuhielt. Auf dem Rückweg von der Gaststätte - sie hatten eilig Lissa in ihr Wechselkleid gepackt, dessen Band sie immer noch festbinden musste - fürchtete der Mersinger schon, die ganze Veranstaltung verpasst zu haben. Herr PRAios, wenn diese Mieder und Rüschen und Bänder und weiß der Dreizehnte noch alles, nicht so unfassbar kompliziert wären! Man lernte erst zu schätzen, wie viel Mühe in so einer hübschen Dame steckte, wenn man selbst mitgeholfen hatte, eine Dame herzurichten. Auch das war für den Ritter mehr als neu. Sonst war Lissa ja eher der pragmatisch-handfeste Typ, was einer Ritterin, zumal einer Pagin gut anstand. Beim Training versaute man sich ja sonst jede feine Kleidung. Aber plötzlich beschlich ihn ein ganz übles Gefühl und eine unfassbare Sorge packte ihn. Er konnte zuerst nicht so richtig greifen, was genau seinen Kopf zum kreisen brachte, doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: “Basilissa! Wann ist eigentlich deine Schwester dran?! Die Götter mögen verhüten, dass wir sie verpasst haben!”

Von weitem sah Lissa, wie ihre Schwester von der Wiese zurück trat. “Sie war gerade dran.” sagte sie enttäuscht und gleichzeitig schaute sie sich interessiert um, ob jemand Interesse bekundete. Während sie rasch in Richtung der Werber liefen. Und dem kleinen Naseweiss entging nicht, wer Luzia intensiv hinterher lugte, als diese auf sie zulief.

Lares

Lares huschte mit Lissa im Schlepptau zurück auf die Festwiese. In der Zwischenzeit hatten sich alle anderen Werberinnen und Werber vorstellt. Schon wollte der Herold des Fortgang der Veranstaltung verkünden, da zupfte der Ritter sein Wams zurecht, nahm einen tiefen Atemzug und trat ebenfalls vor. “Die Götter zum Gruße auch von mir. Ich scheine”, er blickte einen kurzen Moment in die Runde “den Abschluss zu machen.” Der junge Mann wirkte, als er vor den Versammelten sprach, deutlich selbstsicherer, als er es noch vor wenigen Minuten gewesen war, geschweige denn, sich selbst zugetraut hätte. Man hatte insgesamt den Eindruck, er sei einige Zentimeter gewachsen, jetzt, wo er mit durchgestrecktem Rücken und gerecktem Kinn seine Vorstellung zum Besten gab. Die tief in den Höhlen liegenden finsteren Augen, der bleiche Teint und die hohe Stirn schwanden hierdurch jedoch nicht. “Mein Name ist Lares von Mersingen, Edler zu Rosenhain. Wir stammen aus dem älteren Haus unseres berühmten Geschlechts. Den Pfalzgraf zu Weidleth darf ich meinen Onkel nennen. Selbst bin ich Erbe des Lehens zu Rosenhain in der lieblichen Baronie Rodaschquell. Wir genießen dort die Vorzüge eines auskömmlichen Gutes, wobei wir ausgezeichnetes Rosenöl herstellen, das in alle Herren Länder verkauft wird. Ich bin mir sicher, die eine oder andere anwesende Dame hat schon einmal die Essenz unserer Blumen auf der Haut gespürt. Als ehemaliger Knappe des Allwasservogts und Landritter von des Herzogs Gnaden verbindet mich unverbrüchliche Treue mit dem Herzogenhaus. Ich wünschte mir, heute hier eine Frau zu finden, der ich ein liebevoller Gatte, ein stolzer Partner auf Augenhöhe und ein tapferer Mitstreiter für eine gerechte Sache sein kann.” Der Mersinger nickte und schwieg einen Augenblick, dann machte er sich auf den Weg zurück zum Pavillion der Niederadligen, wo seine Pagin wieder in frischen Kleidern auf ihn warten sollte.


Der Mersinger sucht eine Braut…. Lächelte Fedora. Es war tatsächlich etwas ungewöhnlich. Sie kannte Lares, hatte mit ihm schon Abenteuer bestanden, er war gescheit, konnte mit dem Schwert umgehen, und irgendwie schien er Fedora immer älter vorzukommen, als er eigentlich war. Vermutlich war es das, was Fedora so irritierte. Rosenwasser… sie roch es immer an dem Rahjageweihten, wenn sie in Elenvina auf ihn traf, wie war noch sein Name…? Sie hatte die blonden langen Locken und das ebenmäßige Gesicht vor sich, aber der Name fiel ihr nicht ein… Sie mochte den übermäßigen Duft des konzentrierten Rosenwassers nicht sehr, sie selbst bevorzugte Tannennadel und Lavendel, wenn es denn überhaupt ein intensiver Duft sein sollte. Sie musste später ein Wort mit Lares wechseln, aber vermutlich würde sich ganz von selbst ergeben.

Linnart sah interessiert auf. ´Ah, das war doch der Knabe, der mich vorhin zur Rede gestellt hatte ...", dachte er bei sich, "... hm ... Ritter Lares von Mersingen ... und ich hätte ihn für einen Knappen gehalten.´ Der Bannstrahler schmunzelte für einige Herzschläge, dann wandte er sich wieder ab. Vielleicht würde er noch einmal das Gespräch mit ihm suchen. Rahjalind erkannte in Lares den jungen Mann, der der Dame von Wasserthal zur Hilfe geeilt war, als ihr geliebter Bruder seine Finger nicht von Andesine lassen konnte. Sie blickte sich um. Wo steckte Linnart denn nun schon wieder? So missmutig er über die Dauer der Anreise auch gewesen war, hier auf dem Fest zeigte sich ihr großer Bruder äußerst umtriebig. Die Novizin musterte den Mersinger eingehend. Er war, kurz gesagt, nicht ihr Typ gewesen. Rahja meinte es nicht allzu gut mit ihm, doch schien er ein guter Mann zu sein, der seine Ehefrau mit Sicherheit einmal glücklich machen würde. Dennoch war der Funke nicht übergesprungen und sie wandte ihre Aufmerksamkeit anderem zu.

Durinja von Altenberg schlug ihre langen Wimpern nieder, nur um dann den Mersinger mit ihren zweifarbigen Augen ins Visier zu nehmen. Die junge Hofdame war sichtlich in seinen Bann geschlagen. Ein ehrwürdiges Haus, ein Erbe, das streben nach Ruhm. Ihr war klar das er eine gute Partie wäre.

´Auch interessant. Ob er auch gut am Bogen ist? Ich hoffe er ist nicht ganz so ernst wie er momentan wirkt. Rosenöl. Hmmmm. ´ Gelda von Altenberg packte ihn gedanklich zu ihrer ´Kennenlernen -Liste´.

Die zarte Elvrun machte einen kritischen Gesichtsausdruck. Lares von Mersingen hörte sich nach einem perfekten Ehegatten an. Doch mit seinen letzten Worten machte er wohl klar, dass er eher nach einer Frau am Schwerte sucht. Oder vielleicht nicht?

´Immerhin kein Praiot. Aber einen guten Namen.´ Auch eine Möglichkeit für einer ihrer Töchter. Die Junkerin von Herzogenfurt wiegte nachdenklich ab.

‘Wahrlich, keine schlechte Partie. Wahrscheinlich sogar eine zu gute.’ wog Celissa innerlich ab. Die Augen ihrer Tochter verrieten ihr aber, dass bei dieser kein Funke übergesprungen war.

Andesine hatte sich schon gefragt wo Lares so lange blieb. Andererseits, wahrscheinlich hatte er darauf bestanden, dass sich Basilissa erst mal wusch, bevor sie das neue Kleid anzog. Bier klebte recht schnell auf Kleidung und Haut, zudem war der damit verbundene Geruch nicht unbedingt etwas, was man an einer Pagin riechen wollte. Mit einem Empfinden echter Sympathie verfolgte die Ritterin den Auftritt des Mersingers. Er war also auch ein Landritter, so wie sie. Noch ein Grund mehr, weshalb sie ihn mochte. Andesine schenkte Lares ein Lächeln, das dieser etwas überrascht erwiderte, als er sich zum Pavillon aufmachte.

Auf dem Weg sah er die Kleine allerdings kurz vor dem Pavillon- mit ihrer Schwester stehen. Was machte Basilissa da nur? Lares erkannte Luzia zuerst nicht. Deswegen eilte er besorgt auf die beiden Mädchen zu. Dann ging ihm ein Licht auf und er schritt bedachter zu den beiden. Als er in Hörweite war, hielt er zuerst einen Respektsabstand, um auf sich aufmerksam zu machen, dann trat er näher. Er wollte abschätzen, wie es den beiden Mädchen ging und versuchte dazu erst einmal Zeit zu gewinnen. “Die Götter mögen Euch gegrüßt sein, Fräulein von Keyserring. Schön, Euch wiederzusehen. Wie gefällt Euch die Feier?”

Sie seufzte ein wenig: “Um ehrlich zu sein…. Es war die Entscheidung meines Vaters mit mir hierher zu kommen. Von mir aus… muss ich mich nicht so bald unter das Joch der Ehe begeben.” trotzig reckte sie ihr Kinn vor, was Lares schon öfters bei Lissa gesehen hatte, wenn sie mit einer Sache nicht einverstanden war. Basilissa musterte ihre Schwester. “Aber… sieh mal, womöglich ist der Mann, der für dich bestimmt ist, ganz nah. Viel näher… als du meinst. Und du verpasst ihn, weil du dich weigerst … einfach mal hinzugucken.” Dem Mersinger klappte für einen Augenblick die Kinnlade runter. PRAios sei Dank war Luzia gerade mit Lissa beschäftigt, denn sein Gesichtsausdruck war gerade absolut nicht “ritterlich”. Luzia sah sie irritiert an. Lares starrte genauso verdutzt auf seine Pagin. Oh verdammt nochmal, warum hatte er das nicht kommen sehen! Sie sah noch einmal zu Lares, dessen eigene Überraschung sich nicht unmittelbar verbergen ließ, um dann ihren Blick wieder auf ihre jüngste Schwester zu richten. Was hatte der Mann ihrer Schwester nur erzählt? Was hatte die Kleine erwartet? Dass ihre Schwester ihren Schwertvater heiraten würde? Was musste Luzia nun von ihm denken? Dass er ihre kleine Schwester für ein abgekartetes Spiel missbrauchte? Sympathisch war er ihr zwar immer gewesen. Immerhin war er es, der damals ihre Schwester gefunden hatte, als sie davongelaufen war und sich verirrt hatte. Und er war belesen und sehr praiostreu. Aber sie hätte ihm nicht zugetraut ihrer kleinen, ungestümen Schwester solche Flausen in den Kopf zu setzen: “Was, wenn ich gar nicht heiraten will?” fragte sie Lissa mit einem immer noch irritierten Unterton. “Du weißt doch, der Herr PRAios und die anderen Götter haben uns allen einen gewissen Platz im Leben und eine Aufgabe gegeben. Entscheidend ist dein Wille, deine Aufgabe im Leben anzugehen. Dadurch wirst du über dich hinauswachsen.” wiederholte die Jüngere fast exakt die Worte mit denen Lares ihr diese Veranstaltung schmackhaft hatte machen wollen und sah ihn dabei auffordernd an: “Ist es nicht so?” Luzia sah nochmals mit irritiertem Stirnrunzeln, aber einem aufkommenden Grinsen zu Lares hinüber. Zu Lächeln stand ihr gut. “Ist es so?” fragte nun auch sie den jungen Ritter, wenn auch mit einem etwas anderen Tonfall als ihre kleine Schwester.

“Ja, das ist so.” Lares stand zu seinem Wort. Immer. Und so hatte er es seinem kleinen Schützling beigebracht. Dass seine Worte in dieser hochnotpeinlichen Situation eine völlig andere Konnotation erfuhren, das hatte er nicht ahnen können. Aber: Was gesprochen wurde, wurde gesprochen und was wahr ist ist wahr. “Entscheidend ist, für sich zu erkennen, welchen Platz die Götter für uns vorgesehen haben. Das ist nicht immer ganz einfach. Noch schwieriger ist es, dass auch andere Menschen erkennen müssen, wofür man selbst bestimmt ist. Die Eltern, der Partner, der Lehensherr und und und. Manchmal muss man dafür Irrwege gehen oder … ausbüchsen.” Liebevoll tätschelte der Mersinger den Rücken der kleinen Lissa und konnte sich selbst ein Grinsen nicht verkneifen. Dann schaute er auf und blickte Luzia aus unergründlichen schwarzen Augen an. “Wozu haben die Götter Euch auserkoren?”

Luzi grinste. “Die Götter? Das weiß ich nicht. Mein Vater hingegen, hat mich auserkoren, einen Ehemann zu suchen.” Lissa strahlte sie an: “Aber, was wenn…. Wenn die Götter es auch möchten? Travia zum Wohlgefallen wäre es!” fuhr sie fort, wieder blickte sie ihren Schwertvater an, als wollte sie eine Bestätigung seiner eigenen Worte hören: “Aber, wenn man das ernst meint, muss man auch gucken! Und … die Augen offenhalten. Sonst sieht man ja gar nicht, wer… nun ja… wer überhaupt Interesse hätte.” “Ach und du… hast das wohl getan?” fragte Luzia vorsichtig nach, woraufhin Lissa eifrig nickte. “Ja… Ich habe genau gesehen, wer wie geguckt hat.” Luzia griff nach dem Saum des Ersatzkleides, das Lissa eben noch nicht angehabt hatte. “Viel kannst du ja nicht gesehen haben, denn eben hattest du noch ein anderes Kleid an.” Lissa riss den Saum aus Luzis Hand, die daraufhin amüsiert auflachte: “Jawoll. Ich habe dich gesehen und den Herrn von Mersingen! Jawoll. Und ich habe genau aufgepasst, wer guckt!” wieder schob sich trotzig ihr kleines Kinn nach vorne. Luzi schluckte und sah hilfesuchend zu Lares hinüber. Es hatte jemand geguckt? Wirklich? Heiße Röte stieg in ihr auf. Entflammte ihre Wangen. “Ähm...Basilissa! Sag mal wirst du dich benehmen und deine Schwester nicht in schrecklichste Verlegenheit bringen? Du willst ihr doch helfen, oder nicht?”, stammelte der Mersinger, jetzt ebenfalls sichtlich verlegen. Auch seine Backen waren nun gerötet und seine Gedanken kreisten, wobei er beim besten Willen nicht wusste, wohin. “Sprich doch nicht in Rätseln und zweideutigen Andeutungen. Du weißt doch: Ehrlich und geradeheraus ist die Devise. Also: Wer hat deiner Meinung nach wem nachgeschaut?” Heimlich wusste er die Antwort auf die Frage schon. Jetzt jedenfalls war er es, der guckte. Die rotwangige, verschämte, aber heißblütige Luzia gefiel ihm auf eine Art und Weise, wie er dies nicht von sich kannte. Und klein bei gab sie auch nicht. Deswegen sprach er auch nicht mit Lissa, obwohl seine Worte ihr galten. Sein Blick war an Luzia hängen geblieben. Er beobachtete jede Regung. Er wollte ihre, nicht Lissas Reaktion sehen, wollte ihre, nicht Lissas Antwort hören. Nur ganz im Inneren regte sich sein Gewissen, das ihn dafür scholt, seine kleine Pagin dafür zu missbrauchen.

“Ich… ich weiss nicht, wie sie heissen, aber ich könnte sie euch zeigen.” Sie nickte wie um ihre Aussage zu bestätigen. Wie, was? Sie wusste nicht, wie er hieß? Nein, das konnte nicht wirklich sein. Das heißt, jemand anders? Herr von Mersingen war plötzlich durch und durch beleidigt, doch er wusste nicht warum. Irgendwas hatte er da in den falschen Hals bekommen. Die Verunsicherung in dem Ritter wuchs mit jedem Wort. Frauen waren einfach nicht seine Spielwiese!

Wieder schoss Röte in Luzias Gesicht. “Ähm, nein, nein. Besser nicht.” beeilte sie sich ihre Schwester zu beschwichtigen. Lissa würde sie womöglich nur in Verlegenheit bringen. “Ich denke, es schickt sich nicht, wenn du mir oder dem Herrn von Mersingen so offen … jemanden zeigst.” “Aber… wie …. Wisst ihr denn dann, auf wen ihr achten solltet?”Verwirrt sah sie Lares an. “Und...ich meine.. Wolltet ihr nicht...ähm….eure Aufgabe erfüllen. Vor Travia und Praios?” Irritiert sah sie Lares an. War es nicht das, was er ihr gesagt hatte. Auch Luzia sah ihn nun interessiert an. Und grinste schief. Lissa war immer so forsch. Interessant zu sehen, wie er damit umging.

Lares war hin und hergerissen. Eigentlich war er neugierig. Sehr sogar. Dann aber musste er der gewandten Luzia recht geben. Offen machte man so etwas einfach nicht. Aber andererseits musste es einen Weg geben, wie die Kleine den beiden helfen konnte, ohne alle Anwesenden zu düpieren. Und eigentlich legte er Wert auf die scharfe Auffassungsgabe seiner Pagin. Schließlich hatte sie recht. Er war nicht ohne Grund hier. Einen kleinen Moment zu lange ruhten seine Augen auf Luzia, dann hatte er plötzlich eine Erleuchtung. Er bückte sich zu Lissa hinunter und flüsterte ihr ins Ohr: “Zeigen, das wäre zu auffällig. Aber du kannst uns ein Zeichen geben: Wenn wir jemandem nahe kommen, der … geguckt … hat, dann ziehst du einfach unauffällig an meinem Hosenbein. Und bei Luzia machst du das auch so, nur mit ihrem Kleidsaum. Was hältst du davon? Wenn du einverstanden bist, dann weih deine Schwester ein. Aber leise!”

Die Kleine strahlte Lares an und nickte verschwörerisch. Dann zupfte sie ihrer Schwester am Kleidersaum und bedeutete ihr sich zu ihr runterzubeugen. Lares hörte halblautes Tuscheln und sah ein zögerliches Nicken seitens Luzia. “Eine gute Idee, Herr von Mersingen.” Sie zwinkerte ihm zu. Beide wussten, dass der zusätzliche Effekt Lissa zu beschäftigen, fast noch wichtiger war. Luzia strahlte daher Lares an. Und ihr echtes, unverfälschtes Lächeln, machte sie noch eine Spur hübscher. Ihre blauen Augen ruhten auf Lares und ein zarter Rotton überzog ihre Wangen. “Dann… sind wir nun so etwas wie .. Verbündete, nicht wahr?” fragte sie zögerlich. “Verbündete”, lächelte der Mersinger, nickte und tätschelte seiner Pagin beiläufig den Kopf. Dann wollte er noch etwas sagen, wollte sagen, ‘Freunde’, doch das Wort wollte nicht hinaus. Stattdessen verlor er sich in dem aufrichtigen, liebevollen Lächeln, das zeigte, wie gern Luzia ihre Schwester hatte. Seine Augen gingen auf Wanderschaft, betrachteten ihr Gesicht, ihre Haare, die Art, wie sie auf dem Kleid ruhten. Er musste sich beherrschen, seinen Blick nicht tiefer wandern zu lassen. Das wäre ungehörig, ermahnte er sich. Wahrscheinlich war es das, was Lissa meinte, wenn sie sagte, jemand ‘guckte’. Ein Zwinkern verbarg darauf kurz die strahlend blauen Augen, die sich nach dem Wiederöffnen sofort von Lares abwandten und ihren Blick zu Lissa warfen. “Na, erzähl mal, was du wieder angestellt hast.” Wieder glitt ihre Hand über das Kleid der Jüngeren: “Hast du Saft darüber geschüttet?”

“Ich trage es sogar heute.”, platzte es aus Lucasta von Leihenhof heraus. Tatsächlich war der Rosenduft ihr Favorit. Mit leicht geröteten Gesicht winkte sie Lares zu. Die Sechzehnjährige war sichtlich angetan. Ein Kommentar, der Lares wieder die Aufmerksamkeit auf die umstehenden Gäste zurückholte. Der Kopf des Ritters schnappte hoch und löste sich widerwillig von der größeren Schwester seiner herzerweichend bemühten Pagin. Hatte da gerade jemand gerufen? Ja tatsächlich. Eine junge Dame, die er zuvor noch nicht gesehen hatte, winkte begeistert zu ihm hinüber. Das irritierte ihn. Warum winkte sie? Der junge Mann war ersichtlich durcheinander. Gefühle hatten ihn schon immer überfordert und FRAUEN waren einfach nur gefährlich. Verlockend gefährlich. Da musste man seine Konzentration genauso zusammenhalten wie bei einem ordentlichen Schwertgefecht. Und genauso fokussiert war er auch, dass er vergaß, dass er sich eigentlich gerade vorgestellt hatte. Die Dame hatte doch gerufen, dass sie etwas trug, nicht? Was bitte sollte sie denn tragen? Etwas zum anziehen, Schmuck, und… ach ja: Rosenduft. Aber das war doch nur eine rhetorische Floskel! Der Mersinger hatte nicht erwartet, dass er Recht haben würde, was den Duft anging. Er grüßte vornehm zurück, wobei er seine Haube einen kurzen Moment absetzte und eine leichte Verbeugung andeutete. Aber Luzia und Lissa waren ja noch da. Das Timing war gerade einfach wirklich nicht gut. “Ähm...ihr beiden entschuldigt mich einen Augenblick - ich werde gerufen”, platzte es aus ihm heraus und löste die innere Anspannung mit einem Schlag. “Ich komme gleich wieder, versprochen. Ihr zwei habt euch schon eine Weile nicht mehr gesehen. Ich bin mir sicher, ihr habt viel zu besprechen, oder?” Dann trabte er in Richtung der unbekannten Dame Lucasta.

Als Lucasta sah, dass der Mersinger zu ihr rüber kam, verschwand ihr Lächeln vor Schreck für einen kleinen Moment. Mit einem Tritt auf den Fuß ihres Bruders Ingeras signalisierte sie ihm, sich etwas von ihr zu entfernen. Die sechzehnjährige Lucasta hatte eine schlanke Taille, doch Hüfte und Schultern waren eher breit, genauso wie ihre Kieferkontur und ihre Wangenknochen. Das strohblonde Haar war streng und praktisch zu einem rückenlangen Zopf geflochten. Das weinrote Kleid war nicht aus der neuesten höfischen Mode, saß aber angegossen. Leicht nervös griff sie nach dem Ende ihres Zopfes und spielte mit den Fingern daran. Leicht kokett begann sie mit ihren Schultern zu wiegen und erwartete den Mersinger.

Der Habitus der Dame gefiel ihm nicht. Lares musste ein Augenrollen unterdrücken. Er war doch hier nicht auf dem al’anfanischen Basar. Sofort bereute er es, die süße Luzia mit ihrer Schwester allein stehen gelassen zu haben. Was die zwei wohl tuscheln würden? Aber jetzt konnte er nicht mehr umdrehen. Das wäre unschicklich und sicherlich ein Affront gewesen. Er stapfte also auf Lucasta zu, blieb bei ihr stehen, verbeugte sich höflich und stellte sich als “Lares von Mersingen vor. “Ihr habt nach mir gerufen, nicht wahr? Unser Rosenöl passt zu Euch. Ich freue mich, dass Ihr Gefallen daran findet.”

“Eigentlich habe ich das nicht. Ich meinte nur, dass ich das Parfum aus eurem Haus trage. Aber ich fühle mich geschmeichelt. Lucasta von Leihenhof, ich bin die Base von Baron Roklan von Leihenhof zu Galebquell. Es ist mir eine Ehre!” Sie machte einen höflichen Knicks. Ihr Blick verriet Hoffnung. Na und unhöflich war sie auch noch. Sollte er etwa einfach nur ignorieren, dass Sie hinsichtlich des Parfüms reagierte? Na das konnte ja heiter werden. “Schön, Euch kennen zu lernen. Die Base des Herrn Baron, sagt Ihr. Die Familie Leihenhof ist weit verzweigt, wie mir scheint. Wer sind Eure Eltern? Sind diese heute auch hier zu Gast?” “Meine Eltern sind die Erbvögtin von der Junkerei Niedergalebra, Raxia von Leihenhof und der Erbvogt von der Junkerei Brickenklamm, Odumir von Schleiffenröchte. Leider sind beide nicht hier, aber mein Vetter, der Baron. Ihr seid mit meinem Haus bekannt?” fragte sie forsch.

“Nicht mit Eurer gesamten Verwandtschaft, aber mit Ivetta von Leihenhof durfte ich bereits Bekanntschaft machen. Ich habe ihre umsorgende Art zu schätzen gelernt. Und selbstlos ist sie auch. Eigenschaften, die jeder Dame - und jedem Herrn - gut anstehen. Erzählt mir von Euch, damit ich noch eine Dame des Hauses zu meiner Bekanntschaft zählen kann.”, scherzte der Ritter oberflächlich. Zugleich stellte er fest, dass Lucasta keinesfalls als ‘gute Partie’ durchging. Eine Erbvogtei. Besser als nichts, aber war sie überhaupt erbberechtigt? Er würde sie nach Geschwistern fragen müssen. ´Oh er ist echt an mir interessiert. Aber was soll ich erzählen? Viel hab ich ja nicht erlebt.´ Leichte Röte stieg ihr ins Gesicht. “Ich … ja, also … liebe den Elenviner Hof. Und Rosenparfüm. Meine Lieblingsfarbe ist Rot. So wie die Rosen.” Lucasta kicherte verlegen. “Ich bin jetzt schon eine Unterstützung für meine Mutter. So eine Verwaltung ist schon ein ganzes Stück Arbeit. Doch sagt, was macht ihr so?” Sichtlich überfordert mit der Konversation schaute sie ihn hilfesuchend an.

Ach du Schande. Die war ja wirklich ein Totalausfall. Der Ritter maßregelte sich selbst, nicht vollends in äußerlich sichtbare Verachtung zu verfallen. Luzia und Lucasta, oder wie war noch gleich ihr Name, waren gleichalt, aber der Vergleich fiel erschreckend zu Lasten des Mädchens vor sich aus. “Ihr wart zu Gaste am Hof in Elenvina? Dann ist es ja bedauerlich, dass wir uns bisher noch nicht dort begegnet sind”, murmelte der Ritter und versuchte dabei ein Lächeln zu bewahren, obwohl sich sofort sein schlechtes Gewissen ob der offensichtlichen Lüge meldete. Herr PRAios sieht alles! “Was führte Euch in die Hallen unseres Herzogs?” Ihre Frage überging der Mersinger bewusst. Wenn er darauf antwortete, dann würde das Gespräch ja noch länger werden. “Ja … das war sehr schön dort.”, log sie. Dann griff sie rasch die Hand ihres Bruders Ingeras. “Oh, verzeiht euer Wohlgeboren. Mein Bruder hier muss dringend auf die Latrine. Wenn ihr uns entschuldigen würdet?” Lucasta lächelte ihn übermütig an. Ingeras schaue etwas verloren, nickte dem Junker aber bestätigend zu.

“Aha. Das ist nun eine Sorge Eures Bruders, die dieser nicht zu lange unbeachtet lassen sollte. Das wäre ein bedauerliches Missgeschick”, meinte der Mersinger ganz beiläufig. “Ich bin mir sicher, Ihr könnt mir im Laufe des Tages mehr von Euren Entdeckungen in unserer schönen Herzogenstadt erzählen. Es war sehr...erfrischend...Eure Bekanntschaft gemacht zu haben.” Lares deutete noch einmal eine Verbeugung an und wandte sich dann ohne weiteres Federlesen zum Gehen, um dem Mädchen den Abgang nicht noch mehr zu erschweren.

Der Mersinger kehrte zum Pavillion zurück, wo sich Lissa und Luzia noch immer unterhielten. Warum war er auch nur eine Minute fortgegangen. So vertraut, wie die beiden Mädchen miteinander umgingen, das berührte sein Herz. “So, hier bin ich wieder. Entschuldigt bitte meine Abwesenheit.”

Luzia schenkte ihm ein ehrliches Lächeln. “Ich hoffe nicht, dass euch das Pflichtbewusstsein zurück zog? Es käme mir nicht richtig vor, euch von all den heiratswilligen Damen fernzuhalten.” Oh- Luzi, was redest du nur für einen Unsinn, schalt sie sich innerlich, während Lissa für ihre Verhältnisse einmal ziemlich still war und die Umgebung zu beobachten schien. “Oh nein, ich…” wollte zu Euch zurück, dachte der Mersinger und war drauf und dran, das auch einfach auszusprechen, doch dann fiel ihm auf, was er dachte und wurde puderrot. “Wir sind doch...Verbündete, schon vergessen?”, sagte er stattdessen. “Hat Basilissa Euch erzählt, warum wir zeitweise forteilen mussten? Es tut mir Leid, dass wir Eure Vorstellung verpassten.” Er hätte sie gerne gehört - und gesehen. “Ja. Sie ist manchmal ein echter Tollpatsch, der Ärger anzieht wie… Praios das Licht.” sagte sie und strich Lissa dabei zärtlich durchs Haar, wobei sich die Kleine etwas verspannte. “Nein, so ist das nicht. Sie ist tapfer, mutig und stürzt sich ins Abenteuer. Und wo gehobelt wird, da fallen Späne, so sagt man”, meinte Lares wohlwollend. “Und sie lernt schnell dazu. Ich bin sicher, aus ihr wird eine gute Ritterin, jedenfalls, wenn ich ihr ein guter Lehrer sein kann. Wollt Ihr mir die Geheimnisse verraten, die Ihr den Anwesenden schon offenbart habt?”, scherzte er.

Luzi zuckte mit den Achseln. “Ich habe nur das beschrieben, was Vater in mir sieht. Eine junge Frau, die unterwiesen ist, einen Haushalt zu führen und ihren Ehemann zu unterhalten mit allerlei Rahjagefälligen Dingen.” Sie zögerte kurz und wurde knallrot: “Ähm… Musik, Tanz und Kunst, Ihr versteht.” Sie räusperte sich laut: “Handarbeit, Haushaltsführung.” Oh verdammt, das hatte sie schon gesagt: “Wir wurden früh in der Hesindeschule und im Praiostempel unterwiesen. So dass wir alle, unserer Aufgabe nachkommen und einen guten Ehemann finden.” sagte sie halb sarkastisch: “Und ich sagte, dass ich die Wälder liebe, den Wind und die Jagd. Und Städte nicht mag.” Sie seufzte. “Ich kann mir nicht vorstellen in einer Stadt zu leben. In Elenvina war ich mit Vater einige Male. Es ist so eng. Es fühlt sich.. Für mich… so bedrückend an. Versteht Ihr, was ich meine?”

“Ja, ich kann das nachvollziehen. Ich habe am herzöglichen Hof gedient und lebte, wenn mich seine Hochwohlgeboren der Allwasservogt mich nicht gerade für eine Angelegenheit fortschickte, in der Stadt. Zuvor hatte ich mehrere Jahre an der Wehrhalle verbracht. Ich bin das Stadtleben gewöhnt, aber die Freiheit eines Waldes, einer weiten Wiese sind unvergleichlich schön im Vergleich. Für einen Ritter ist die Stadt kein Terrain, für einen Advocatus der einzig denkbare Lebensraum.” Er seufzte, ersichtlich hin- und hergerissen. “Aber Ihr habt gesagt, Ihr schildertet, was Euer Vater von euch erwartet. Damit seid Ihr ihm eine gute Tochter. Doch was wünscht Ihr Euch?”

Sie zuckte mit den Achseln. “Wisst ihr, ich habe keine Profession - wie ihr. Also keine… richtige.” fügte sie hinzu. “Ja, mein Vater hat uns in allem unterweisen lassen, was eine Ehefrau braucht, - was JEMAND braucht, der ein Lehen führen muss. Aber…. Dazu brauche ich einen Mann. Einen Gatten mit einem Lehen. Selbst WENN ich das nicht wollte, was bliebe mir anderes übrig? Gesellschafterin? Hofdame? Der Preis beider Anstellungen wäre es wahrscheinlich unterwürfig in einer Stadt zu leben. Und das….” sie schluckte: “kann ich mir kaum vorstellen.” Lares nickte betreten. Die Sechzehnjährige war deutlich reflektierter, als ihr Alter dies vermuten ließ. Das allerdings machte sie bedrückt und traurig. Dieser Blick in die Zukunft klang schauerlich. Sie schaute etwas betreten auf, als sie ihren Blick zu Lares schweifen liess. “Verzeiht mir die Vertraulichkeit.” Der Mersinger winkte ab. “Euer Zutrauen ehrt mich. Ich hoffe, ich verdiene es. Fahrt bitte fort.” Dann lächelte sie: “Ich kann mir nur nicht vorstellen, hier, auf so einer Veranstaltung einen Mann zu treffen und dann zu entscheiden mit ihm mein Leben verbringen zu wollen. Ich meine, es geht nicht um Wochen oder Monde. Noch nicht mal um Jahre. Es geht um Jahrzehnte. Um mein GANZES Leben.” Ihre Gedanken glitten zu ihrer Mutter. Angeblich war sie einmal eine schöne Frau gewesen. Und heute? Sie war nur ein Schatten ihrer selbst. Einsam, traurig und ungeliebt. Und Luzi? Sie wollte nicht wie ihre Mutter werden. Sie wollte sich nicht verlieben und heiraten und dann jahrelang auf einen Mann warten, der lieber in der Fremde weilte als bei ihr. So wie es auch ihrer Schwester gerade wiederfuhr. Sie schüttelte ihr Haar, entliess dabei sanft den Duft der Seife, die sie zum Waschen verwendet hatte. Ein Duft, den sie liebte, nach Kiefern und Waldveilchen. “Glaubt ihr nicht, dass eine so wichtige Entscheidung…. Viel mehr Zeit braucht als das hier?” und sie deutete in das Rund der Veranstaltung.

Diese Frage traf den Nagel auf den Kopf. Lares Blick folgte der Hand der schönen jungen Dame. Er ließ seinen Blick über die Versammlung schweifen. Überall tuschelnde und vertraute Gespräche. Lauter romantische Tändelei - oder lauter Geschachere um das Erbe der Frauen und Männer, deren Lebensschicksale zurücktreten? Hatten sich denn schon Liebende gefunden? Und waren das nicht nur (kurzfristige) Romanzen? Luzia entwaffnete den schlagfähigen, selten um das richtige Wort verlegenen Ritter. “Hmm”, brummte er. Eine irritierend lange Pause folgte. Er konnte doch mit dieser Antwort nicht zufrieden sein! Er hatte doch seiner kleinen, süßen Pagin anderes erzählt. “Wisst Ihr, ich glaube, Ihr habt Recht. Die Entscheidung, mit wem man sein Leben verbringen möchte, ist eine der Schwierigsten im Leben. Davon hängt nicht nur das eigene Lebensglück ab. Das Schicksal der eigenen Untergebenen, die Zukunft der Familie und vieles mehr sind damit verbunden. Und je glücklicher das Paar ist, desto mehr wird das Land gedeihen.” Er schluckte. “Aber der heutige Tag eröffnet wenigstens die Möglichkeit, einander kennenzulernen. Eine Entscheidung kann man nur treffen, wenn man eine gute Grundlage dafür hat. Nicht wahr Lissa, sich umgucken?” Er lächelte. Dann sah er wieder Luzia in die Augen. “Ich glaube, Ihr seid eine kluge Frau. Ihr stellt die richtigen Fragen. Das ist bewundernswert.”

Sie lächelte schief. “Naja” Eigentlich wusste sie doch gar nicht, was sie wollte. “Es ist nicht klug, nicht zu wissen, was man will.” Seufzend schaute sie Lares direkt an: “Nur was ich nicht will, weiss ich. Wie...wie steht es mit euch?” Er legte den Kopf schief. Seine hochgezogenen Augenbrauen zeigten, dass auch er mit der Frage zu kämpfen hatte. “Eine wunderschöne, kluge Ehefrau, die treu zu den Nordmarken, dem Reich, mir, den Göttern steht, unseren Kindern eine liebevolle Mutter, mir eine geliebte Partnerin - sprich die Verkörperung aller guten Tugenden auf Deren, ist. So viel zu den Idealvorstellungen…” Der Mersinger schüttelte den Kopf. “Nein, im Ernst: Ich will Eurer Schwester ein Vorbild und guter Lehrmeister, meiner zukünftigen Frau ein gütiger und freigiebiger Ehemann und meiner Familie ein würdiger Nachfolger sein. Ich möchte unser Lehen zum Blühen bringen und den Stiefel des Vogts unserer Baronin im Nacken loswerden. Und ich will Kinder haben.” Das kam aus tiefster Seele. Lissa hatte ihren Schwertvater selten so offen und vom Herzen sprechend gesehen - außer ihr selbst gegenüber vielleicht. Aber die Kleine grinste nur in sich hinein und beobachtete weiter die Gäste. Das lief ja ganz hervorragend. “Seht ihr, da seid ihr schon ein ganzes Stück weiter als ich.” Sie lächelte ihn an: “Ich weiß noch nicht, was ich will. Kinder - sicherlich- irgendwann. Aber wann, das weiss ich nicht. Ich habe das Gefühl, wenn ich mich jetzt binde, dann.. Dann verlöre ich etwas von mir.” Zumal sie noch gar nicht wusste, wie ihr Leben sein sollte: “Ich kenne so wenig von der Welt. Vielleicht ängstigt mich auch das. Selten war ich ausserhalb von Vaters Baronie. Und dann soll ich einfach woanders hin verheiratet werden? Als wäre ich eine Pflanze, die man ausbuddeln kann und woanders einsetzt.” ihre Stimme war immer leiser geworden. “Am liebsten würde ich bleiben, wo ich bin. Prianna wird bald heiraten und dann nach Elenvina gehen. Ich könnte ihre Aufgaben übernehmen. Den Haushalt führen für Vater. Doch das ist wohl keine Möglichkeit, die ernsthaft in Betracht kommt.” Wenn sie daran dachte, nie mehr in den Eisensteinen zu sein. Woanders zu leben. Womöglich in einer Stadt. Wurde es ihr Angst und bange. Das zeigte das leichte Zittern in ihrer Stimme. “Ihr seht. Ich weiss nicht so sehr, was ich will, im Gegensatz zu euch. Und ich hoffe wirklich, dass ihr unserem kleinen Wildfang hier, soviel von der Welt zeigt, dass es ihr einmal nicht so gehen wird wie mir.” Liebevoll sah sie zu Basilissa hinunter und strich ihr über das blonden Haar.

“Angst ist kein guter Berater.” Das wusste der Mersinger nur zu gut. “Angst hindert uns daran, neues zu entdecken und das Schöne der Welt zu genießen. Und Angst hindert uns daran, über uns selbst hinauszuwachsen.” Lares nickte bedächtig und schwieg für einen Moment, denn in seinem Kopf - oder vielmehr in seinem Herzen - reifte ein ganz verrückter Gedanke. “Wenn Ihr Euch sorgt, dass Ihr keine Chance habt, die Welt zu sehen, bevor Ihr Euch entscheidet, dann solltet Ihr vorher die Welt sehen, oder? Und das ist keinesfalls schön, das allein zu tun. Ich weiß, mein Angebot ist unschicklich und sicherlich ein wenig ungestüm. Aber: Was haltet Ihr davon, wenn Ihr Euch uns anschließt, wenn wir nach Rosenhain reiten? Ich hatte eh vor, der Baronin von Radoschquell einen Besuch abzustatten. Dann könntet Ihr womöglich sogar unsere Baronie kennen lernen und die hohe Dame Morgentau kennenlernen. Dann hättet Ihr sogar eine Elfe getroffen. Was sagt Ihr?” Dann setzte er noch schnell hinterher: “Aber natürlich nur, wenn Euer Vater einverstanden ist.” Erst hatte sich ein Strahlen auf Luzis Zügen ausgebreitet, was sich beim letzten Satz spontan verflüchtigte. “Das wird wohl das größte Problem sein. Mein Vater… hat eine sehr eigene Meinung dazu, was ein Mädchen tun darf und was nicht. Und alleine-ohne Anstandsdame- mit einem Unverheirateten Mann durch eine fremde Baronie zu ziehen, gehört sicherlich nicht dazu.” Schwer fühlte sich ihr Herz in der Brust an. “Aber gefallen hätte es mir wohl.” “Wir könnten Vater überzeugen. Bestimmt.” Lissa meldete sich plötzlich und hakte in das Gespräch ein, das sie als stille Zuhörerin verfolgt hatte. Die Vorstellung mit ihrer Schwester gemeinsam zu reisen, gefiel ihr. Doch Luzi lachte nur. “Nein, sicher nicht.” Der Baron war allerdings in letzter Zeit erstaunlich zugänglicher. Seit jenem Fest, an dem ihm ein Bolzen ins Herz gefahren war. Irgendwas hatte sich seitdem geändert. Nur benennen konnte es die junge Frau nicht.

“Oh er hat doch gerade seinen heiß ersehnten Erben bekommen. Vielleicht…. Erlaubt er es ja doch.” zögerlich brachte Lissa dieses Argument vor und Luzia legte den Kopf ein wenig schräg. “Ich denke Lissa, sowohl ich als auch der Herr von Mersingen, sind wohl beide Praios zu sehr verbunden, um uns Vaters Zustimmung dazu zu ergaunern.” Ihre Worte klangen ehrlich, und dennoch enttäuscht. Sie war ihrem Vater ähnlich, zumindest in dieser Hinsicht. Gerade heraus. “Braucht Ihr eine Anstandsdame? Ich kann mir nie und nimmer vorstellen, dass Ihr etwas tätet, dass sich nicht ziemt.” Lares lächelte schief, während sich in seinem Hinterkopf ganz leise der Gedanke einschlich, dass er womöglich eine Anstandsdame brauchen würde. “Mir liegt es selbstverständlich fern, etwas zu erschleichen. Wir werden ihn darum bitten, wir werden ihm die Gründe darlegen und wir werden ihm aufzeigen, dass eine positive Entscheidung nicht nur für Euch, sondern auch für seinen Wunsch, Euch zu verheiraten, Vorteile hat.” Lares war in den für ihn charakteristischen, nüchternen Tonfall gewechselt. Er klang, als wäre diese Problematik ein casus, den es zu lösen galt. “Ich sehe nicht, dass ich ihn dazu anlügen müsste - wenn dem so wäre, hätte ich das auch nicht vorgeschlagen. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ich Eure Ehre oder Euren guten Ruf kompromittierte. Und sollte dies der Fall sein, so werde ich jede erdenkliche Strafe auf mich nehmen, denn ich hätte sie verdient. Lasst es uns versuchen. Mein Oheim sagt immer: Wer nicht kämpft, der hat schon verloren.”

Luzi grinste. “Ja, wer nichts wagt, der hat schon verloren.” und ihre Augen glitzerten auf dieselbe Art, wie es Lares schon hundertfach bei der kleinen Lissa gesehen hatte. Man nannte es die eisensteiner Sturköpfigkeit, manche fanden sie lästig und manche nützlich. Lissa jedenfalls biss sich immer wieder durch, wenn sie nur wirklich wollte. Dann wurde die Aufmerksamkeit der Gruppe auf eine neuerliche Vorstellung gezogen.

Anniella

Denn plötzlich trat Fedora Madalin vom Firnholz nach vorne: "Meine Hohen und Edlen versammelten Anwesenden, nicht nur mein Sohn Adamar, der sich bereits persönlich vorgestellt hat, steht zur Werbung, so wie die anderen jungen Menschen, die sich hier zu Wort gemeldet haben. Ich bin außerdem auf der Suche nach einem geeigneten Kandidaten für meine liebreizende Tochter, die sich bereits seit einiger Zeit in Ausbildung bei Hartuwal Cassius von und zu Hornisberg, Ritter in Diensten Ivetta von Leihenhofs, befindet. Ich fürchte, sie wird nicht persönlich zugegen sein, um aber Interessierten dennoch einen Eindruck zu geben, habe ich ein Porträt von ihr mitgebracht. Sie zählt inzwischen 16 Lenze, und ist wie ihr Bruder in der Abstammung der Häuser Rothammer und Firnholz. Solltet ihr also gerne mehr wissen wollen, stehe ich für Eure Fragen offen." damit zog auch Fedora sich wieder zurück, begleitet von erstaunten Blicken. Weit aufgerissen starrten sie vor allem die Augen ihres eigenen Sohnes an. Anscheinend war er von der Tatsache, dass auch um seine kleine Schwester geworben werden sollte, ziemlich überrascht.

‘Den Zwölfen sei Dank, war Onkel Dorcas nicht hier’, dachte Rondradin bei sich. Der hätte sicherlich versucht seinen Sohn der Baronin von Firnholz schmackhaft zu machen. Auch Palinor war gerade 16 Götterläufe alt, aber sein Herz gehörte bereits einer anderen, auch wenn sein Vater darauf keine Rücksicht genommen hätte. Dafür war Dorcas von Wasserthal zu sehr am gesellschaftlichen Aufstieg der Familie interessiert. Während er darüber nachdachte, ging ihm auf, dass die Baronin gar nicht den Namen ihrer Tochter genannt hatte. Seltsam.

Baronin Fedora suchte nach einem Mann für ihre Tochter? Ernstlich? Diese Partie musste doch für sich stehen und keinesfalls der Werbung bedürfen. Mehr als überrascht kam der Mersinger ins Grübeln. Rein rational betrachtet wäre es vollkommen idiotisch, sich nicht um diese Dame zu bemühen. Doch irgendetwas hielt ihn davon ab, auch nur darüber ernsthaft nachzudenken. Diese Geschichte kam ihm komisch vor. Eine liebreizende Tochter, die nicht in der Lage war, ihren Liebreiz hier vor aller Augen zu zeigen? Eine Knappin - sollte sie etwa von ihrem Schwertvater nicht die Erlaubnis erhalten haben, hierherzukommen? Oder war es etwa noch schlimmer: Wusste die Arme - wie hieß sie eigentlich - gar nicht um ihr Glück? Lares runzelte die Stirn und verscheuchte die Zweifel. Schon aus Gründen der Vernunft war es zwingend, dass er sich diese Option offen hielt. Ähm, irgendwie. Deshalb suchte er Fedoras Blickkontakt und setzte demonstrativ eine ‘interessierte’ Miene auf, so gut ihm das gelang.

Fedora war gar nicht aufgefallen, dass sie den Namen ihrer Tochter bei der Vorstellung gar nicht gesagt hatte. Lares Blick dagegen hatte sie wohl wahrgenommen, aber er war für Anniella doch definitiv zu alt. Sie runzelte die Stirn, dann aber begab sie sich zu ihm, ihre Gesichtszüge glätteten sich wieder und sie sprach ihn freundlich an: “Lares, Ihr denkt an eine Verbindung mit meiner Tochter?” “Baronin Fedora! Ich hatte nicht gedacht, dass Ihr tatsächlich in familiären Belangen hier seid.”, meinte Lares. “Ich halte den Gedanken einer Verbindung nicht für ausgeschlossen. Wenn die Tochter von ihrer Mutter gelernt hat, dann wird sie eine kluge Frau. Und das hat für mich große Bedeutung.” Der junge Ritter klang allerdings etwas reserviert - reservierter, als er sich eigentlich geben wollte. “Aber wisst, ich bin etwas erstaunt, dass Eure Tochter heute nicht persönlich hier ist. Sagt, woran liegt das?”

“Oh habt Dank für das nette Kompliment” erwiderte Fedora, setzte dann sofort die Erklärung nach: “Nun wie ich schon bei ihrer Vorstellung sagte, befindet sie sich in Ausbildung beim Ritter Hartuwal von und zu Hornisberg, dies ist ihre derzeitige Stellung und dort ist ihr Platz. Immerhin bestimmt ihr derzeitiger Knappenvater wo sie sich aufhält, und da er in Diensten Ivetta von Leihenhof steht, und beide nicht hier zugegen sind, wird sich meine Tochter wohl eher in ihrer Nähe aufhalten, denn auf diesem Feste.” Der Mersinger, der diese Problematik nur allzu gut kannte, nickte knapp. Gleich anschließend sprach sie weiter: “Zudem ist es eine Entscheidung, die ich selbst erst vor Kurzem traf, und wie ihr ja vernommen habt, ihr es auch eher mein Sohn, der zuerst eine Braut finden sollte, da er schon einige Götterläufe mehr zählt. Ich dachte nur, es wäre eine gute Gelegenheit Brautwerber zu sehen, die sich vielleicht für eine Verbindung mit Anniella eignen, ... an Euch hatte ich dabei freilich nicht gedacht, daher überrascht mich Euer Werben doch etwas, muss ich zugeben.” Es sollte nicht abwertend oder reserviert klingen, sie war ehrlich überrascht, dass Lares in seinem Alter und seiner Stellung eine Verbindung mit einem 16-jährigen Mädchen in Erwägung zog, aber sie wollte die Reaktion von Lares abwarten, um nicht gleich unhöflicher Weise auf den Altersunterschied zu sprechen zu kommen. Lares hatte seinerseits interessiert zugehört, konnte sich aber die Verwunderung nicht erklären. Und doch lag die Baronin gar nicht so daneben: Echtes Interesse hegte er nicht. Allein rationale Erwägungen trieben ihn überhaupt dazu, diese Verbindung in Erwägung zu ziehen. “Könnt Ihr mir darlegen, warum nicht?”, erwiderte er.

“Oh, verzeiht mir! Es ist nichts gegen Euch persönlich. Im Gegenteil, ich schätze Euch sehr, ihr seid mir immer ein willkommener Mitstreiter, ein wirklich interessanter Mann und ich schätze Eure Gesellschaft, aber …" - fast geriet sie etwas ins Stocken… suchte wohl nach den richtigen Worten: “Nun, mir erscheint der Altersunterschied doch ein wenig zu groß, findet ihr nicht?” Na das überraschte den Mersinger gehörig. Das Alter? Das hatte er bisher keinesfalls als Problem gesehen. War es doch üblich, aus dynastischen Gründen mit weit größerem Altersunterschied zu heiraten. Und ein Tattergreis war er nun wirklich nicht. Da beschlich ihn ein bösartiger Gedanke, der ab sofort in seinem Hinterkopf herumspuken sollte: Luzia war auch (nur) 16. War das ein Problem? Warum dachte er nur jetzt darüber nach. “Nun ist es an mir, Euch für das Kompliment zu danken. Eure Worte ehren mich, sprecht Ihr doch tatsächlich aus Erfahrung. Doch ich denke nicht, dass mein Alter ein Ausschlussgrund sein sollte. So alt bin ich dann, den Göttern sei gedankt, noch nicht, dass ich kein guter Ehemann sein könnte.” Er lachte den eigenen Witz weg. “Hatte Euer Sohn bereits am heutigen Tag das Glück, eine geeignete Dame zu finden?” Vielleicht wäre dieses Thema unverfänglicher.

"Oh, das müsstet Ihr ihn fragen, ich fürchte, ich habe Adamar ebenfalls mit meiner Bitte, er möge sich hier als Brautwerber betätigen, genauso überrascht, wie die übrigen Anwesenden hier mit der Vorstellung meiner Tochter." antwortete Fedora dem Jungen Ritter. Sie fügte aber an: "Verzeihung, selbstverständlich wollte ich Euch nicht älter machen als ihr seid, tatsächlich aber kommt es mir wahrhaftig so vor, als wärt ihr bereits sehr viel älter. Das liegt in Euren Vorzügen: gute Bildung, Erziehung, Verantwortung, edlen Bluts, ihr wirkt älter als ihr seid, vielleicht rührt daher meine Einschätzung. Auch denke ich, dass gerade in diesen jungen Jahren doch der Altersunterschied eine erhebliche Rolle spielen kann, und wie ihr Euch wohl vorstellen könnt, habe ich ja auch das Wohl meiner Tochter im Blick bei einer solchen Entscheidung. Ihr seid wahrlich eine gute Partie…., wenn ich das so sagen darf, umso Erstaunlicher, dass ihr noch keine Braut die Eure nennt?" Es war eher als Frage gestellt und auch so gemeint, vielleicht hatte Lares auch schon jemand anderes im Blick, und sie nur der Neugier und der Höflichkeit wegen auf Anniella angesprochen?

“Ihr schmeichelt mir, Baronin. Ihr seid zu liebenswürdig und seht großzügig über meine vielen Verfehlungen und Schwächen hinweg. Dazu gehört, dass ich nicht der Geschickteste im Umgang mit dem schönen Geschlecht bin. Ich mache mir zu viele...Gedanken.” Zum Beispiel darüber, was sich lohnte, welche Ehe standesgemäß wäre, welche Braut eine gute Mutter wäre, ob er ein treuer Vater sein… Die Liste ließ sich unendlich fortsetzen. “Naja, bisher war es mir nur vergönnt, Novizinnen der heißblütigen Herrin Rahja vor dem Erfrierungstod zu retten und dafür mit der kalten Schulter abgestraft zu werden. Aber, wissen die Götter, ich bin nun nicht die Inkarnation dessen, was sich klein Alrike unter einem Ritter vorstellt. Für mich zählt beispielsweise nicht Ruhm, sondern Pflicht.” "Auch etwas, was Euch ehrt, und was ich an Euch schätze, ihr habt da eine solide Einstellung zu den Dingen. Und lasst mich Euch sagen: es ist noch niemand meisterlich vom Himmel gefallen. Ritterlichkeit habt ihr doch bei der Rettung der Rahjanovizin wohl bewiesen, wie mir scheint!" nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: "Und die Frage nach dem Dank - nun es ist auch die Frage nach der Erwartungshaltung. Auch wenn sie eine Novizin im Dienste der lieblichen Göttin ist, so steht es ihr doch frei ihren Dank anderweitig zum Ausdruck zu bringen. Ehrlich gesagt, stehe auch ich was den Rahjadienst angeht etwas reserviert gegenüber, aber es ist doch das Recht jeder Frau für sich zu entscheiden, wie nahe sie einem Manne kommen mag, auch und erst Recht, wenn sie eine Götterdienerin wird. Und das Noviziat dient ja auch ihr zur Orientierung und der Ausbildung. Aber hegt ihr denn den Wunsch diese künftige Rahjadienerin näher kennenzulernen? Und habt Ihr es ihr gesagt?" Fedora kannte die Geschichte um die Rettung nicht, und versuchte nur vage in der Luft zu stochern. “Nein. Und nein. Und ich begehrte weder Leidenschaft noch Gefügigkeit. Ein wohlmeinendes ‘Danke’ wäre genug gewesen.” Fedora konnte die Kränkung in den Augen des Ritters lesen. “Ich habe mich schließlich für sie zum Gespött der Leute gemacht - so, wie es jeder Ritter im Angesicht der Gefahr tun würde.” Dann schüttelte er kurz den Kopf. “Entschuldigt. Ich langweile Euch mit den Kamellen von gestern. Wir waren hier, um zu feiern und uns über Eure Tochter zu unterhalten. Ihr sagtet, sie würde die Knappschaft ableisten. Gefällt Ihr die Übung am Schwert? Liegt ihr die Ritterschaft?”

Aufgebracht und etwas schneller brachte Fedora nachdrücklich ein weiteres Mal ihr Bedauern zum Ausdruck: "Oh verzeiht meine ungeschickten Worte, nichts liegt mir ferner als Euch zu kränken! Ihr seid ein anständiger Mensch und ich weiß, dass solcherlei Dank nicht Euer Ansinnen war. Aber dass auch der Anstand und die Höflichkeit einer Rahjanovizin gut zu Gesicht stehen würden, sich für ihre Rettung wenigstens angemessen zu bedanken, nun da pflichte ich Euch bei. Aber was Anniella angeht: Sie hatte die Wahl bei der Geweihten der Peraine höchstselbst, im Storchengarten in ein Noviziat einzutreten oder sich in die Knappschaft bei dem Ritter der Geweihten zu begeben, und da sie ihre Wahl nun getroffen zu haben scheint, gehe ich davon aus, dass es ihr näher liegt. Sie ist ganz die Tochter ihres Vaters, immer aktiv, reitet und jagt gerne, sie hatte in ihrer Kindheit die Freiheit in Firnholz, in den Wäldern und Bergen, ich denke das hat sie geprägt, und auch dass sie lange mit ihrem Bruder gemeinsam aufwuchs." Lares nickte bedacht. “Es freut mich für Eure Tochter, dass sie die Freiheit hatte, zu wählen und eine Wahl getroffen hat, die ihr zu Gute kommt. Wie lange dient sie denn bereits als Knappin. Anders gefragt: In ihrem Alter wird eine Schwertleite in naher Zukunft nicht abzusehen sein, oder?” "Nein, sie ist erst seit gut zwei Götterläufen von Gevelsberg weg. Ich hatte sie während der Pagenschaft bei mir, vermutlich aus lauter Egoismus. Ich ließ ihr die Ausbildung angedeihen, die ich auch meinem Knappen Aureus und meiner Knappin Liobha gebe, und die ich selbst einst genoss. Aber es ist nun einmal der übliche Weg und der natürliche Lauf der Dinge, und wenn Kinder erwachsen werden, lässt man sie ziehen. Da sie aber ihre Knappenzeit ohnehin erst so spät angetreten hat, wird sie hoffentlich noch eine Weile unterrichtet. Aber seht ihr? Genau das meinte ich: sie zählt erst 16 Lenze, und eigentlich steht zunächst einmal ihre Ausbildung im Mittelpunkt, da wäre auch der Altersunterschied wiederum etwas zu groß." Zwischen den Beiden trat ein kurzer Moment der Stille ein. Lares blickte einen Augenblick in weite Ferne - wohin, konnte auch die Baronin nicht sagen. Dann antwortete er mit fester Stimme: “Werte Baronin, auf dieser Grundlage muss ich konstatieren, dass ich nicht um Eure Tochter werben werde. Dies ist weder in Euch noch in ihr begründet. Ich könnte es nicht verantworten, dass ihre Ausbildung so jäh unterbrochen würde. Doch wünschte ich mir, dass meine Frau an meiner Seite weilte - jedenfalls nicht überwiegend abwesend sei. Aber genau das setzte die Knappschaft voraus. Somit schließen sich diese zwei Momente gegenseitig aus und ich könnte es nicht vertreten, ihr nahezulegen, die Knappschaft zu beenden.” Er nickte und schickte sich an, sich zu erheben, dann allerdings überlegte er es sich anders. “Baronin, ohne Euch zu nahe treten zu wollen: Seid Ihr sicher, dass Eure Tochter unter diesen Umständen bereits das Band der Ehe schließen sollte?” Diese schwieg jedoch und zeigte ihm die kalte Schulter. Hier war alles gesagt.

Nivard

In wachsender Unruhe hatte Nivard den Vorstellungen der anderen jungen Edelleute gelauscht, einerseits darauf brennend, endlich nach vorne zu treten und um Gelda zu werben, bevor es noch ein anderer tat, anderseits genau diesen Moment fürchtend, wenn er coram publico und seiner eigenen Mutter seine Gefühle bekennen sollte. Jedes Mal atmete er erleichtert aus, wenn der männliche Kandidat nicht direkt um Gelda warb, und jedesmal ärgerte er sich wieder, dass er nicht die Gelegenheit beim Schopfe gepackt hatte, es endlich hinter sich zu bringen. Lag es daran, dass ihm das Feld für einen Augenblick vertrauter vorkam, nachdem die Baronin von Firnholz, an deren Seite er erst wenige Wochen zuvor eine abenteuerliche Begebenheit durchlebt hatte, gesprochen hatte. Oder daran, dass eine kurze Pause einkehrte, nachdem Fedora sich zurückgezogen hatte, die vielleicht darauf deutete, dass er offenbar nicht der einzige unschlüssige hier im Felde war. Vielleicht war es auch der Blick seiner Mutter, die den seinen kreuzte. Jedenfalls kratzte Nivard all seinen verbleibenden Mut zusammen - wieviel mehr hätte er gehabt, wäre es wieder einmal an der Seite Grimbertas in eine Anderswelt oder mit den Plötzbognern gegen eine Übermacht an Gegnern gegangen - offenbar gerade so genug, um endlich nach vorne zu treten. 'Rondra steh mir bei!' Dort stand er jetzt, fühlte unzählige Blicke auf sich ruhen, davon schwerwiegende. Schweiß trat ihm auf die Stirn, und das Blut schoss ihm ins Gesicht. Verzweifelt suchte er nach den Worten, die er sich doch schon so gut zurecht gelegt hatte… und die Zeit schien zu gerinnen... 'Wenn Dich der Mut verlässt, besinne Dich darauf, wofür Du kämpfst!' Nivard hob seinen Blick, suchte Rettung und fand sie im glänzend-schimmernden Grün jener Augen, für die er diese Tortur auf sich nahm, für die er bereitwillig bis in die Niederhöllen gestürmt wäre. "Mein Name ist Nivard von Tannenfels," hatte er sich endlich gefasst, während er im Übersprung noch rasch seine Obertunika straffte, "Ihr hohen Herren und Damen! Ich bin der zweitgeborene Sohn der Edlen von Tannenfels, Hüterin des östlichen Tanns in der Baronie Ambelmund, die heute ebenso wie meine Schwester Ringard hier weilt." Langsam in Fahrt gekommen trat er noch einen Schritt nach vorne. "Im vergangenen Jahr habe ich als einer der Jahrgangsbesten die herzögliche Kadettenschule zu Elenvina absolviert und mich seither bei Geleitschutz Plötzbogen verdingt, als Bedeckung für Edelleute und hochrangige Diener der Götter das Mittelreich weithin bereist.” versuchte er, sich in ein gutes Licht zu stellen, bevor er zum Wesentlichen seines Vortrags kam: “Mein Weg hierher führte über Nilsitz, wo ich bei der festlichen Jagd anlässlich der Einweihung des Jagdhauses mit dem Segen Firuns, Ifirns und des heiligen Kurims das Glück und die Ehre hatte, den Titel des Jagdkönigs zu erringen - nicht allein, sondern in einer Gemeinschaftstat von Angroschim und zwei mir teuer gewordenen Menschen. Eine der beiden berührte mein Herz so sehr, dass ich hier bin, um sie zu werben, um sie alleine.” Nivard musste schlucken, während sich seine Welt in diesem Moment voll und ganz auf die Beworbene verengte. “Um Dich, Gelda von Altenberg, die Du bereits meine Jagdkönigin warst, noch ehe wir zur Pirsch aufgebrochen waren. Noch viele Lieder will ich Dir singen, wenn Du mich lässt!" Nivards Mund war inzwischen gänzlich trocken geworden, und sein ganzer Leib schien zu glühen, ehe ihn ein schwaches, für die Umstehenden kaum wahrnehmbares Zittern durchlief. Das Gedicht, das er sich für diesen Anlass zurecht gelegt hatte, war für den Moment vergessen. Die erste Herausforderung schien überstanden!


Rahjalind bedachte auch den jungen Tannenfelser mit interessierten Blicken. Sein anfängliches Gerede über die Jagd langweilte die junge Novizin, doch fand sie es lieblich, dass neben dem Trollpforzer, ein zweiter Werber seine Favoritin namentlich genannt hatte. Auch, dass er ihr allem Anschein nach Lieder dichtete, wärmte ihr das Herz. Sie seufzte. Ach, was gäbe sie dafür auf diese Art und Weise von einem Mann verehrt und auf ein Podest gestellt zu werden. Sie wünschte Nirvad, dass er sein Ziel erreichen möge und ihm und seiner Angebeteten ein langes und glückliches Leben bevorstand. Zwiespältige Gefühle und Gedanken plagten Rondradin als er dem Auftritt Nivards folgte. Auf der einen Seite begehrte er die gleiche Frau wie Nivard und würde sie gerne zur Frau nehmen, wenn dies noch in seiner Macht gelegen hätte. Auf der anderen Seite wollte er Gelda in die Obhut jemanden geben, dem er vertrauen konnte sie glücklich zu machen, und dieser jemand war Nivard. Seine linke Hand schloss sich um den löwenhäuptigen Knauf seines Weiheschwerts und drückte zu. Die scharfen Kanten gruben sich in seine Handfläche und der Geweihte hieß den Schmerz willkommen, überdeckte dieser doch den Schmerz in seinem Herzen und klärte seine Gedanken. Sein Blick flog zu Gelda um ihre Reaktion zu sehen.

Elvan von Altenberg konnte nicht anders als glücklich zu lächeln. Nivard war ihm diesen Götterlauf ein guter Freund geworden. Innerlich hoffte er, ihn in seiner Familie begrüßen zu dürfen.

Elvrun von Altenberg war gespannt gewesen auf den jungen Krieger. Ihre Mutter hatte so einiges erzählt. Als er aber seine Worte direkt an ihre Base Gelda richtete, freute sie sich sehr für diese.

Verächtlich schweifte der Blick Durinja von Altenberg über den Krieger. ´ Was für ein schmächtiger Krieger. Tannenfels? Das gab es doch nichts außer Bäume, Bauern und Goblins. Ich hoffe Gelda hat da einen besseren Geschmack.´ Bedauernt schaute sie zu ihrer Base rüber.

´Ob er auch ein guter Tänzer ist?´ Praiona von Altenberg hörte Melodien in ihren Gedanken und sah sich mit dem jungen Krieger tanzen zusammen mit Gelda. Allerdings war Gelda nach der ersten Drehung verschwunden. Praiona und Nivard. Die Geweihte lächelte.

´Da ist er ja endlich.´ Ein Lächeln zauberte sich auf die sonst so nachdenkliche Gelda von Altenberg. Wie gerne würde sie jetzt aufspringen und sagen : Ja, hier bin ich! Dennoch. Doratrava hatte ihr geraten sich noch die anderen Werber anzuschauen. Und dann gab es auch noch Rondradin. ´Oh Rahja, was soll ich nur tun?´

Nivards Augen hingen noch immer an Gelda, und als er ihres Lächelns gewahr wurde, war der Rest des Festplatzes für einen Moment wie weggebannt. Sie sagte gar nichts. Hatte das etwas zu bedeuten? Da fiel ihm wieder sein Gedicht ein. Langsam und etwas unsicher begann er auf Gelda zuzugehen. Würde man ihn zu ihr lassen? Würde sie ihm entgegenkommen?

Noch immer saß Gelda an der Altenberger Tafel, und wie es schien, trat eine Altenberger nach dem anderen nach unten und stellte sich vor, dass hieß aber auch, das sie die letztere wäre. Schon der nächste Altenberger machte sich auf von Pavillon herunter zu schreiten. Nivard wurde gewahr, dass er Gelda jetzt nicht erreichen konnte. Wenigstens nicht unter Wahrung des Protokolls. So fügte er sich den Zwängen des Moments und harrte in unruhiger Erwartung auf ihr Herabkommen. Die Hängepartie seines Herzens dauerte bereits seit dem Abend ihrer Jagdkönig-Kür an. Auf die paar Stunden bis zur Entscheidung kam es jetzt auch nicht mehr an, versuchte er sich einzureden. Sie hatte gelächelt.

Der Wasserthaler wandte sich mit versteinerter Miene ab und verließ die Festwiese. Er musste hier weg! Etwas Ruhe und Stille, die Möglichkeit für sich zu sein, das brauchte er jetzt. Vielleicht der Park? Oder eine kurze Auszeit auf seinem Zimmer? Aber nein, das ging nicht. Schließlich hatte er Rahjel versprochen bei den Götterspielen mitzuhelfen und alles für das Armdrücken herzurichten. Er konnte Rahja förmlich vor sich sehen, wie sie über ihn lachte. Wollten die Prüfungen heute niemals enden? Als ob seine Gedanken eine Antwort erwartet hatten, riss das Krächzen eines Raben den Geweihten aus seinen Gedanken. Auf der Spitze des Gauklerzeltes saß ein tiefschwarzer Kolkrabe und musterte Rondradin. Zumindest schien es ihm so. Finster musterte Rondradin das Wappentier Rabensteins. War das ein schlechter Witz des Schicksals oder ein düsteres Omen? Er wusste es nicht. Vielleicht eine Erinnerung des Barons, dass er das Gespräch mit der Vögtin nicht vergessen sollte. Bitter lachte der Wasserthaler bei dem Gedanken auf. Er warf dem Raben einen letzten finsteren Blick zu, dann wandte er sich müde ab. Vielleicht konnte er Rahjel überzeugen ihn doch nicht in die Spiele einzubinden.

Ringard

"Nun geh schon! Zeig Dich von Deiner besten Seite!" gab Celissa ihr noch mit auf den Weg. Ein prickelnder Schauer rann über ihren Rücken, als Ringard schließlich als einer der letzten nach vorne trat. Sie wischte noch rasch eine Strähne ihres langen, dunkelblonden Haares, die sich keck in ihr schmales Gesicht verirrt hatte, aus jenem, bevor sie sich, ihr ärmelloses grünes Kleid samit ihres leinernen Unterkleids raffend, mit einem Knicks dem Publikum zuwandte. Ein Lächeln zuckte derweil über die Lippen ihrer Mutter: obgleich Ringard ein so gänzlich anderes Wesen besaß als sie selbst und ihre anderen Kinder, empfand sie in diesem Moment nicht nur ein wenig Stolz auf ihre Tochter. Wie stark sie dieses Schaulaufen bis hierhin meisterte. Und wie hübsch sie doch geworden war, auch wenn ihr die weiblichen Rundungen noch weitgehend fehlten. Sie wünschte sich so sehr, dass Ringard heute einen guten Mann fände, und an dessen Seite einen Platz im Leben, der besser zu ihr passte als ihr jetziger. Eine leichte Röte schoss in Ringards Gesicht, als sie ihre weiche, in Alt erklingende Stimme erhob: "Nun habe ich die Ehre, mich Euch vorstellen zu dürfen, hochverehrte edle Damen und Herren. Gestatten: Ringard von Tannenfels! Wie mein Bruder Nivard, der sich Euch bereits präsentierte, stamme ich aus Tannenfels im Südosten der Baronie Ambelmund. Als viertgeborenes Kind der Edlen konnte ich von Kleinauf die Haushalts- und Gesindeführung erlernen, und weiß darum, meinem zukünftigen Gemahl mit Geschick und Fleiß eine Heimstatt zu erschaffen und zu erhalten. Aus Tannenfels führte mich mein Weg an den Hof der Baronin Wunnemine von Fadersberg in Ambelmund, der ich bis heute als Hofdame diene. Die höfische Etikette und die Formen der hohen Konversation sind mir daher ebenfalls bestens vertraut..." 'Trag nicht zu dick auf, Mädchen.' dachte sich Celissa dabei - was gerade sie am meisten am Hofe Wunnemines schätzte, war, dass aufgeblasenem höfischen Gehabe kein allzu großer Stellenwert beigemessen wurde. Und weit mehr als Hofdame Wunnemines war Ringard die engste Vertraute der "Versteckten". "Ich bin hocherfreut, heute unter des Herrn Praios leuchtendem Sonnenschein und mit Rahjas Segen, Herren von edlem Geblüte kennenzulernen, und bin guter Hoffnung, unter diesen den mir von Travia bestimmten Gemahl zu finden." Mit einem weiteren Knicks zog sie sich aus dem Mittelpunkt zurück, die ersten Schritte noch gemessen. Ihr leicht hüpfender Schritt ganz am Ende ließ dem aufmerksamen Beobachter aber ihre bis dahin gut kaschierte Aufregung erahnen.

Ringard - so hieß sie doch? - war sicherlich niedlich und schien sich auch einigermaßen gut verkaufen zu können. Allerdings war der Mersinger bei “viertgeborenes Kind einer Edlen” ausgestiegen. So unter Wert musste er sich ja nun wirklich nicht verkaufen.

Auch der junge Ritter vom Bannstrahl hatte Ringards Vorstellung aufmerksam gelauscht. Ein nettes Mädchen, das sich sehr gut präsentieren konnte. Er blickte hin zum Pavillon der Niederadeligen, wo er die Mutter der jungen Dame vermutete. Die Edle konnte stolz auf die Präsentation ihrer jungen Tochter sein. Dass die Tannenfelserin eben bloß die Viertgeborene einer unbedeutenden Edlen ist, störte Linnart dabei nicht. Wichtig war genauso was sie als Mensch in die Verbindung mit einbringen konnte. Fleiß, Bildung, Verantwortungsbewusstsein, Ehrgeiz ... er braucht eine Frau, die ihn unterstützte und ihm den Rücken frei hielt. Alles weitere würde sich schon ergeben und man könnte innerhalb der ehelichen Gemeinschaft gemeinsam über die Grenzen, die ihrer beider Abstammung ihnen vorzugeben schien, hinauswachsen. Dennoch stellte die junge Ringard keine passende Kandidatin für ihn dar. Der Ritter betrachtete ihren mädchenhaften Leib ... sie war ihm wohl 5 bis 6 Sommer zu jung gewesen. Linnart legte nämlich auch Wert auf eine, auf Leidenschaft und Nähe basierende Partnerschaft und er war nicht gewillt einem halben Kind beizuliegen. Andere Männer hier mochten dahingehend anders denken, er hatte eine klare Linie. Noch einmal blickte er eingehend auf Ringard, dann nahm er einen Schluck aus seinem Kelch. Innerlich hoffte der Traurigsteiner, dass die junge Frau hier einen guten Mann finden würde und ihre Wünsche in Erfüllung gingen.

Im Pavillon der Altenberger (Während der Vorstellungsrunde)

Am oberen Ende der Treppe angekommen, bot der Bannstrahler ihr immer noch helfend seinen Arm dar. "Ich bitte Euch, Euer Gnaden. An diesem schönen Tag keine Unfälle mehr. Darf ich Euch bis zu Eurem Platz geleiten?" Auch der Junker stieg die Treppe hinauf. Oben angekommen lächelte er Gelda zu und nickte grüßend. Dann blickte er Elvan an und wurde nachdenklich. Die Frage des Traurigensteiners drang dumpf an sein Ohr und er wartete nun ebenfalls auf Praionas Antwort. Praiona kicherte wieder. Ich … verspreche es euch und ja, sehr gerne.” Mit stolzen Blick streifte sie die weiblichen Familienmitglieder, in der Hoffnung das diese vor Neid zerplatzen würden. ´Zwei Prinzen die sich jetzt schon um mich Ringen!´ Ihre Mutter, die Doctora Maura nahm ihre Tochter kurz in den Arm. “Habt vielen dank, euer Wohlgeboren vom Traurigen Stein und euer Wohlgeboren von Altenwein. Ich bin mir sicher, dass das ihrer Gnaden eure Hilfsbereitschaft nicht vergessen wird.” Tiefgründig schaute sie beide an. "Die Zwölf zum Gruße ...", Linnart grüßte die versammelten Altenberger mit fester Stimme, "... Praios, Travia und Rahja ihnen voran." Als Ritter vom Bannstrahl war er ein ausführendes Organ der Gemeinschaft des Lichts und aus diesem Grund war es ihm gleichermaßen Freude und Ehre der Lichtbringerin helfend zur Hand zu gehen, auch wenn es sich nur um eine solche Kleinigkeit handelte. “Wir haben nur getan was jeder gute Mann getan hätte, Doctora”, setzte er dann an Maura gewandt hinzu und erlaubte sich dabei für sich und Aureus zu sprechen.

“Wohl gesprochen”, bestätigte dieser und fügte noch eine Frage an, um die Zeit zu überbrücken:”Ihr ward ebenfalls auf der Jagd, nicht wahr? Wie hat es Euch gefallen?” Maura war überrascht von der Frage. “Oh, ja. Wollt ihr euch zu uns setzen?” Sie bot beiden Männern ein Platz an der Tafel an. Mit einem Wink signalisierte sie ihren Sohn, dass er jetzt an der Reihe war. Kurz suchte der Bannstrahler den Blick des Altenweiners, dann wandte er sich freundlich lächelnd der Doctora zu. "Habt dank für die Einladung, es wäre mir eine Ehre", er würde wohl nichts zu der Konversation über die angesprochene Jagd beitragen können, doch schien es ihm respektlos die Einladung einer der Gastgeberinnen auszuschlagen. Linnart stellte sich hinter den ihm zugewiesenen, freien Stuhl und wartete bis die beiden Damen und Aureus sich setzten um es ihnen gleich zu tun. Während er wartete, spielte er mit einem weißgoldenen Ring an seinem kleinen Finger. Dass eine hellere Hautstelle darauf hinwies, dass er einen solchen wohl auch auf der anderen Hand getragen hatte, konnte nur der aufmerksamste Blick erkennen.

“Ich erinnere mich an euch, Altenwein. Ihr hattet ordentlich gefeiert mit meinem Sohn Elvan. Der Gute war am nächsten morgen zu fast nichts zu gebrauchen.”Maura schmunzelte. “Meine Nichte Gelda ist ja Jagdkönigin geworden. Wie ist eure Jagd verlaufen?” “Leider nicht so glücklich. Ich habe mir ein paar Schrammen geholt, aber bin nun um ein paar Erfahrungen reicher und habe neue Freunde gefunden. Und ich muss gestehen: mein Morgen war auch nicht gerade der beste. Gibt es nicht irgendein zuverlässiges Heilmittel gegen Kater, Doctora?” “Ich kann euch Bollharscher Salz empfehlen. Ich kann euch gerne etwas später geben. Ich denke jetzt wäre es ja nicht nötig” Sie tätschelte seine Hand. “Öhm, ja, danke. Das wäre sehr liebenswürdig.”

Neben Praiona saß ihre jüngere Schwester, die im Gegensatz zu ihr zierlich und blass war. Als Praiona die Blick der neuen Tischgäste sah, stelle sie etwas schnippisch sie vor:” Oh, ja … das ist meine Schwester, das Gänslein Elvrun.” Diese wiederum warf ihrer älteren Schwester eine genervten Blick entgegen, ließ den aber wieder fallen und begrüße die Männer freundlich. “Travia zum Gruß, höchst erfreut.” Die neunzehnjährige und durchaus ansehnliche Travianovizin war in einem orangen, schlichten Gewand, doch ihre roten Haare waren akkurat zu zwei Zöpfen geflochten, die ihr über die Schultern bis zur Taille reichten. Linnarts aufmerksamem Blick war der kurze Anflug an Spannung zwischen den beiden Frauen nicht entgangen. Kurz zog er eine Augenbraue hoch, dann nickte er der jungen Novizin freundlich lächelnd zu. Es war wohl nichts mehr als die typische Häkelei zwischen Geschwistern gewesen. Elvrun jedoch war eine von zwei Altenbergerinnen, die ihm schon beim Aufmarsch der Familie ins Auge gestochen sind. Er hatte immer schon Frauen interessant gefunden, die seinen Beschützerinstinkt zu wecken vermochten. Dennoch war ihm bewusst, dass eine Novizin der gütigen Göttin sich in seiner Familie wohl nicht sehr zuhause fühlen würde - zu groß war der Unterschied zwischen dem Rahja nahestehenden Lebensstil ihrer Eltern und den Geboten Travias. Linnart hoffte, dass das bei Andesine anders sein würde ... wieder spielte er unterbewusst mit seinem verbliebenen, schlanken, weißgoldenen Ring und unterdrückte den in ihm aufkommenden Impuls, sich nach der Ritterin umzusehen, wie ein kleiner Junge, der das erste mal verliebt war. "Die Freude ist ganz meinerseits, junge Dame ...", antwortete der junge Bannstrahler charmant, ohne sich das in ihm herrschende positive Chaos anmerken zu lassen, "... einer jungen Dienerin der Gütigen wird bei diesem Anlass hier doch ihr Herz aufgehen. In welchem Tempel dient Ihr denn, Elvrun?"

Die zarte Frau schaute ihn mit ihren grünen Augen an und Linnart schien einen Hauch von Melancholie in diesen zu erkennen. “Ich diene im Gänsetempel zu Elenvina, dort wo mein Oheim der Tempelvater ist. Und ihr habt recht, dies hier ist eine traviagefällige Sache. Ich hoffe hier ist … der Mann mit dem ich den Ehebund eingehen kann.” Sie schenkte ihm ein seichtes Lächeln. Linnart entgegnete ihr ein warmes Lächeln, das man einem Mann von seiner Profession eigentlich gar nicht zugetraut hätte. "Ich bin mir sicher, dass Ihr hier einen guten Mann finden werdet, junge Dame", das Lächeln wich einem interessierten Gesichtsausdruck, "Wäre es Euch denn wichtig, dass Euer zukünftiger Gemahl in Elenvina lebt, oder würde es Euch freigestellt werden den Tempel zu verlassen?"

“Wenn es Travias Wunsch ist, werde ich dahin gehen wo mein Gemahl gebraucht wird. Ich kann von jedem Ort aus die Worte der gütigen Mutter verkünden.” Dann schien sie noch etwas blasser zu werden. “Könnt ihr mich kurz entschuldigen, es sieht so aus, als ich die nächste bei der Vorstellung bin.” Die Rückkehr ihres Bruders war wohl ihr Zeichen. Der junge Bannstrahler nickte ihr knapp zu, dann erhob er sich von seiner Sitzgelegenheit, bedachte sie mit einem Lächeln und setzte sich erst wieder, als Elvrun den Tisch verlassen hatte. Kurz noch blickte Linnart der wortkargen, jungen Frau nach, dann nahm er einen Schluck aus seinem Kelch.


Kurz nach seiner Vorstellung, kam Elvan zurück und setzte sich neben Aureus. Die Wangen des Schreibers waren noch ganz rosig vor Aufregeung. Die Anwesenheit des Altenweiners erfüllte ihn mit Freude. “Aureus! Schön euch zu sehen!” und umarmte den Adligen. Der Altenweiner war überrascht, ob der stürmischen Begrüßung, doch erwiederte er diese und klopfte Elvan dabei auf die Schulter:”Ich freue mich ebenfalls und entschuldigt bitte, dass ich Euch nicht eher begrüßen konnte, doch ich war beim Hoftag und meine Abreise hatte sich verzögert. Dank der Hilfe des Edlen zu Hinterwald, Ritter Vitold von Baldurstolz, bin ich soeben erst mit der Errichtung meines Zeltes fertig geworden. Gerade noch rechtzeitig zur Eröffnung des Festes, aber leider nicht rechtzeitig genug Euch aufzusuchen.” “Ach, ich hätte vorher auch keine Zeit gehabt, ihr kommt genau richtig. Eine schöne Vorstellung habt ihr geboten. Ich bin mir sicher das es den Damen gefallen hat. So, Vitold von Baldurstolz ist euer Reisebegleiter?” Elvan nahm erstmal einen kräftigen Schluck von seinem Wein. “Nein, wir kennen uns vom Feldzug in die Rabenmark. Er ist hier auf Wunsch seines Barons. Doch wird er mich auf dem Rückweg begleiten, denn sein Onkel wohnt in Altenwein und soll schwer krank sein. Er will ihn noch einmal besuchen und hat wohl auch eine Nachricht für ihn.” Aureus wirkte besorgt, als er sah, dass Elvan mehr trank, als es eigentlich üblich war, auch wenn es noch im Bereich des Schicklichen lag.

“Ach das ist ja nicht so erfreulich. Ich hoffe er kann seinen Oheim wird noch nicht zu Boron gerufen. Ich würde ihn gerne … kennenlernen. Er scheint ein interessanter Mann zu sein … so wie ihr es seid.” ein leichter nervöser Unterton schlich sich in seine Stimmlage. “Ähm...gerne. Ich war ohnehin gekommen, um mit Euch zu sprechen. Wenn Ihr wollt, können wir das tun, während ich Euch zu ihm führe. Es sei denn, Eure Pflichten halten Euch davon ab.” Er schaute kurz zu Maura hinüber. Der Blick wurde sofort aufgefangen. “Ich glaube die Herren sollten sich mehr den Vorstellungen widmen. Wir sind ja noch lange nicht fertig.” Ihr Blick schweifte der langen Tafel mit Altenbergern entlang. Elvan zuckte mit den Schultern und hob die Augenbrauen. “Später dann.” sagte er entschuldigend. “Ihr habt völlig recht, Doctora. Verzeiht meine Ungeduld”, sagte er beschwichtigend und flüsterte Elvan zu:”Ja, später”. Der Junker nahm sich die Zeit die einzelnen Gesichter der anwesenden Damen genauer zu betrachten, wer weiß, vielleicht saß seine zukünftige Braut ja hier am Tisch.

Und es dauerte auch nicht lange und sein Blick blieb bei der schönsten Dame an der Tafel hängen. Zwei verschiedenfarbige Augen umrahmt von langen, geschwungenen Wimpern schauten ihn interessiert an. Ihr Gesicht wirkte edel und war mit dezenter Schminke betont. Ihre vollen, sinnlichen Lippen lächelten ihn an. Ihr seidiges, braunes Haar floss ihr über die Schultern und ihr teures Kleid, betonte ihre weibliche, schlanke Figur. Sie erhob ihren Kelch und prostete ihm zu. Aureus lächelte zurück und erhob ebenfalls seinen Kelch. Ob sie eine passende Braut wäre, konnte er noch nicht sagen, doch ihre Augen faszinierten ihn. Zwei verschiedene Farben, das kam nicht häufig vor. “Zum Wohle.” Hatte sie sich schon vorgestellt? Vielleicht, als er auf dem Weg hierher war, da war er mit seinen Gedanken ganz woanders gewesen. Die Antwort der Schönen war das Zwinkern ihre linken und braunen Auge. Sinnlich nahm sie einen Schluck vom Wein. Es schien, als ob sie auf seine Aufwarten wartete. “Eure Augen vermögen wirklich jeden in ihren Bann zu ziehen. Fast könnte man darin ertrinken.”

Sie senkte ihren Blick und schenkte ihn noch einen Blick aus ihren braunen und ihrem grünen Auge. “Ich hoffe doch, dass ich eure Aufmerksamkeit habe, Wohlgeboren. Aber ertrinken solltet ihr nicht, ihr sehr so viel besser aus, wenn ihr unter den Lebenden weilt.” Ein Lachen entrann ihrem Mund. “Durinja Elva von Altenberg, sehr erfreut!” Sie nippte nochmals an ihrem Weinkelch. Den giftigen Blick den er von Praiona zugeworfen bekam, sah er nicht. “Oh, vielen Dank. Sehr erfreut” antwortete er und nahm ebenfalls einen Schluck. “Meine Aufmerksamkeit gilt allen Damen hier auf diesem Feste. Ist nicht auch der Nachthimmel am schönsten, wenn man sämtliche Sterne zu sehen bekommt? Solange man natürlich weiß, dass es nur einen Mond gibt, der alle Sterne überstrahlt.” Nun schaute sie ihn verschwörerisch an. “Der Losstern sollte nicht vergessen werden, denn es ist dieser der noch immer am hellsten scheint, wenn die Tote Mada herrscht. Schaut euch nur um, aber nur eine hier ist der Losstern unter all den Damen.” Wieder zwinkerte sie ihm zu. Ihre rechte Hand wanderte zu ihrem Dekollete und blieb bei einem Smaragdanhänger ruhen. “Ihr scheint Euch ja auszukennen in Himmelskunde. Ist das Euer Steckenpferd?” Der Junker war interessiert, war ihm dieses Wissensgebiet gänzlich unbekannt, anders als seine Schwester, auch wenn diese nur Grundkenntnisse besaß. Aber es imponierte ihm, wenn eine Frau in der Lage war ihm etwas beizubringen. Das zeugte von Selbstständigkeit.

“Das kann man so nennen. Die Nacht, die Sterne, das Funkeln hat mich schon immer fasziniert. Mein Vater hat uns ans Herz gelegt, zumindest einer Wissenschaft zu folgen. Aber nun sind wir am Tag und ich nehme es euch nicht übel, das ihr das hellste Funkeln hier nicht erkennen könnt. Es sei, ihr vertraut einer Sternenkundlerin.” Sie drehte sich wieder den Werbern zu und lächelte bei ihrem nächsten Schluck aus dem Kelch. “Meine Schwester würde ohnehin sagen, dass das Praiosmal der hellste aller Himmelskörper ist, wie soll ich denn in seinem Glanze etwas erkennen können.” Er lächelte ebenfalls. “Was also rät mir da die Sternenkundlerin?” Durinja lachte kurz auf und drehte sich wieder zu dem Junker. Zu einer Antwort kam sie aber nicht. Ein junger Mann mit dunklen Haar, Eidechsenamulett und Schmerbäuchlein stand neben ihr. “Verzeiht die Störung, aber wir sind jetzt dran.” Durinja nickte und stand auf. Doch bevor sie ging drehte sie sich nochmals zu Aureus. “Haltet euch an den Losstern.” Sie zwinkerte ihm wieder zu, diesmal mit dem Grünen. Während er das Pärchen die Treppen runterlaufen sah, bemerkte er erst jetzt den stechenden Blick von Praiona.

“Habt Ihr Euch bereits etwas erholt”, fragte er und lächelte. Sie schien hier irgendwie verloren, fast einsam unter all den Menschen und das erinnerte ihn an seine eigene Vergangenheit, die sich erst seit dem Haffax - Feldzug verändert hatte. “Vielleicht sollte ich Euch mit meiner Schwester bekannt machen, wenn sie wieder hier ist.” Ihr Blick wurde sofort wieder freundlich. Doch sie reagierte verwundert auf seine Aussage.” Was meint ihr mit - hier?” “Oh, natürlich, dass könnt Ihr ja nicht wissen. Wir waren zusammen auf dem Rabenmarkfeldzug und sie ist in Tälerort geblieben, um das Licht des Herrn dort zu verbreiten, wo lange Jahre die Dunkelheit herrschte. Wenn Eure Kirche zustimmt, will sie dort einen Tempel gründen. Sie hat bereits begonnen Pläne zu zeichnen.” “Tanzt ihr gerne?” kam die unerwartete Frage.

“Was?”, der Junker verschluckte sich gerade, so überrumpelt war er von dem plötzlichen Themenwechsel. “Nun, ähm, um ehrlich zu sein, ich bin nicht sonderlich geübt darin”, gab er kleinlaut zu. “Aber, wenn es Euch Freude bereitet, können wir ja ein paar Schritte wagen.” Er lächelte etwas unsicher und fügte dann hinzu:”Seid aber bitte gnädig mit Eurem Urteil.” Große Freude war in Praionas Gesicht zu erkennen. “Ich würde gerne mit euch eine Pavane tanzen später. Ich habe leider nicht oft die Gelegenheit dazu.” Mit einem glucksenden Kichern nahm sie ein Schluck von ihrem Wein. “Wenn Ihr es wünscht, gerne”, lächelte der Altenweiner, “Auch, wenn ich verstehe, dass Eure Kirche sich dem Ernst des Lebens, dem Recht und der Ordnung widmet, könntet ihr dann nicht dennoch einmal am Tag ein paar Minuten finden, wo ihr dieser Leidenschaft unbeobachtet nachgeben könntet? Oder ist Euer Herr derart streng, dass Euch selbst dies verwehrt wird?” “Wie gesagt, dazu gibt es wenig Zeit.” Praiona wirkte ein wenig bedrückt. Aureus Aufmerksamkeit wurde wieder unterbrochen, als die hübsche Zofe der Baronin von Rickenhausen den Pavillon betrat.

Er schaute kurz hinüber, nickte zum Gruß und wandte sich wieder seiner Gesprächspartnerin zu:”Es klingt, als würdet Ihr ein trauriges Leben führen, das tut mir leid. Kann Euch denn gar nichts aufmuntern?” “Ein zukünftigen Ehemann wäre schön.” Jetzt kicherte sie wieder und Aureus fühlte den abwartenden Blick ihrer Mutter, was er jetzt als nächstes sagen würde. “Wie soll er denn sein, Euer Ehemann? Schönheit und Jugend sind vergänglich. Worauf also legt Ihr wert?” Nun wurde ihr Blick verträumter.” Jemand der einem zur Seite steht. Ein Beschützer und ein Freund. Jemand der einen liebt . Jemanden mit dem man lachen und tanzen kann.” Wie von selbst griff sie nach seiner Hand. Die Doctora lächelte mit ihr, doch ihr Blick zeigte Sorge … oder war es Hoffnung?

“Und würdet Ihr bei ihm leben, selbst wenn es abseits aller Straßen ist, und Ihr dort keinen Tempel hättet?” Aureus wusste noch nichts von seinem neuen Zuhause, deshalb ging er zunächst vom Schlimmsten aus. Zumindest wusste er, dass es nicht in unmittelbarer Nähe einer Stadt lag. “Aber natürlich, euer Wohlgeboren. Die Stimme Praios kann ich auch ohne Tempel verkünden. Wo immer ich bin, da ist auch der Sonnenfürst. Habt ihr einen Praios-Tempel oder Schrein auf euren Gütern?” Eine gewisse Ernstigkeit schlich sich in ihre Stimme. “Um ehrlich zu sein, werde ich nach dieser Feierlichkeit zum ersten Mal meinen Fuß in mein Junkergut setzen. Ich kann Euch also nicht sagen, was mich und eine eventuelle zukünftige Braut erwarten wird. Ich kann Euch also auch nicht sagen, was ich zu bieten habe. Ritter Vitolds Onkel lebt dort und er ist bei ihm aufgewachsen, er kann sagen, wie es dort früher war.” Sie konnte ihm anmerken, dass diese Worte zugleich wahr und doch auch schwer waren. Vielleicht hätte er sich lieber vor dieser Antwort gedrückt, wäre sie nicht eine Geweihte des Herrn der Wahrheit gewesen.

“Wie aufregend!”, sagte Praiona und tätschelte seine Hand. Es war Maura die sich dann einmischte. “Praiona, Sonnenschein. Ich glaube wir haben den Herr Junker genug in Beschlag genommen. Ich bin mir sicher seine Freunde erwartet schon seine Rückkehr. Ihr werdet ja auch gleich alle bei den Spielen wieder treffen. Nicht war Herr Junker von Altenwein?” “Natürlich”, lächelte er,”ich habe Euch ja auch einen Tanz versprochen.” An die Doctora gewandt fragte er:”Ist denn der Herr Elvan in weitere Vorbereitungen involviert, oder könnte ich ihn Euch kurz entführen?” “Nur zu! Mit eine Wink gab sie ihn den Weg frei. Praiona schmachtete ihm hinterher. Aureus verabschiedete sich von den Altenbergern und ihren Gästen und strebte dem Gespräch entgegen, dass er solange vor sich her geschoben hatte.

Als Durinja von Altenberg zurück in den Pavillon schritt und Linnart die reservierte Reaktion des Altenweiner Junkers darauf vernahm, erhob er sich und schritt sanft lächelnd zum Tischende der hübschen Zofe. Bevor er hier nur herum saß und Maulaffen feilbot, konnte er sich doch wenigstens als Tischherr einer interessanten Frau anbieten. "Praios und Rahja zum Gruße, edle Dame", seine sanften eisblauen Augen fixierten ihr verschiedenfarbiges Augenpaar, während sich seine Lippen zu einem vielsagenden Lächeln verzogen. Der Bannstrahler trug ein weißes Hemd aus Seide, in das bei näherem Hinsehen Silberfäden eingesponnen waren und das, genauso wie sie edlen schwarzen Beinlinge, körperbetont geschnitten war. Seine Hände zierte dezenter Schmuck in Weißgold. Auf seiner Brust prangte ein goldenes Sonnenamulett. "Erlaubt, dass ich mich vorstelle: Linnart vom Traurigen Stein mein Name, aus dem schönen und von der Lieblichen reich gesegneten Linnartstein in der Baronie Kyndoch. Ich hoffe Ihr gewährt mir die Freude mich als Euren Tischherr anbieten zu dürfen?" Einen Augenaufschlag mit ihren geschwungen Wimpern gab sie ihm und hielt dann ihren Handrücken hin. “Erfreut.” sagte sie höflich.

Der Ritter verbeugte sich leicht, legte ihre schlanke Hand in die Seine und hauchte einen Kuss auf deren Rücken. Dann setzte er sich auf den freien Stuhl zur Rechten der Dame. ´Rechts schützt links´, hatte er gelernt, denn seine Familie legte immer schon Wert auf Etikette und anständiges Benehmen. "Was für ein liebliches Fest, meint Ihr nicht auch?" Linnart griff nach der Karaffe und bot ihr mit fragend erhobenen Augenbrauen an, ihren Kelch nachzufüllen, bevor er sich selbst nachschenkte. "All diese interessanten Menschen. Seid Ihr aufgeregt?" Durinja schenkte ihm ein Lächeln. “Aufregung ist etwas für einfache Damen, etwas , dass ich mir nicht erlauben darf. Man sollte in jeder Situation kontrolle darüber haben, was um einen geschieht. Aber ihr habt recht. Sehr interessante Leute hier. Und ich bin jetzt auch in sehr angenehmer Gesellschaft.” Ihr Blick gleitet über seine Kostbarkeiten. Sie nippte an ihrem Wein. ”Wir beide wären ein unschlagbares Paar”, fügte sie an.

Linnart legte seinen Kopf schief, während seine Augenbrauen nach oben wanderten. "Vorsicht meine Dame ...", antwortete er tief raunend, "... ich könnte diesen Ausspruch als eine nur sehr schwer abzulehnende Werbung verstehen." Der Ritter mochte derlei Geplänkel. "Was bringt Euch denn zu dieser Annahme?", fragte er dann interessiert und nahm seinerseits ebenfalls einen Schluck aus seinem Weinkelch. “Eine Dame von Dere macht ihre Hausaufgaben … und hat Augen im Kopf. Aber Vorsicht muss ich nicht walten lassen. Euer Geschmack trifft das ´Robuste´. Eure Liason mit der hohen Dame von Wasserthal ist mir nicht entgangen. Oder täusche ich mich ?” Sie hob eine Augenbraue und schaute ihn herausfordernd an.

Linnart lächelte charmant. Der Gedanke an Andesine beschleunigte seinen Herzschlag. "Ihr seid in der Tat gut informiert, meine Dame ...", ja, er hatte Durinja schon ganz richtig eingeschätzt, "... und dennoch empfindet Ihr uns als hypothetisch ... unschlagbares Paar. Vielleicht sollte doch ich derjenige sein, dem es gut anstünde Vorsicht walten zu lassen ...", der Ritter zwinkerte ihr zu, "... gerade weil ich um meinen Geschmack weiß. Was haben Eure Hausaufgaben mich betreffend denn noch ergeben?" Durinja strich mit ihren ordentlich gefeilten Nägeln, die mit einer seidigen, elfenbeinernen Farbe bestrichen waren, über den Hals ihres Kelches. Sie neigten den Kopf ein wenig in Linnarts Richtung, ließ aber ihren Blick weiter auf das Geschehen auf der Festwiese. “Ihr stammt aus einem jungen Haus, vermögend aber politisch noch unwichtig. Auch wenn es scheint das euer Hause ganz den Tugenden der Holden folgt, so seid ihr anders. Zielstrebiger. Und versteht mich nicht falsch. ´Jung´ und ´unwichtig´ meine ich nicht heruntersetzend. Jemand von euren Format kann das ändern. Mit der richtigen ´Partnerin´ natürlich.” Ein feines Lächeln zog sich über ihre Lippen. “Ob das Haus Wasserthal die Richtigen sind, mag zu bezweifeln sein.” Nun strich sie über die Tischplatte, langsam in Richtung Linnarts Hand.

Die dieser dort auch liegen ließ, sonst aber keine weiteren Anstalten machte. "Und lasst mich raten ...", raunte er ihr zu, "... Ihr wärt die richtige Partnerin?" Der Ritter ließ die Frage im Raum stehen, dann griff er noch einmal nach der Karaffe und schenkte nach. "Was sollte man denn über Euch wissen, Durinja von Altenberg?", fragte er dann, "Außer, dass Ihr eine ehrgeizige und schöne Frau seid, die sich ihrer Wirkung auf andere auch bewusst ist." “Das müßt ihr entscheiden. Nun, ich kann nur soviel sagen. Wem ich mein Herz geschenkt habe, den Liebe ich leidenschaftlich und wild. Aber ich habe auch Ansprüche. Vergleicht mich mit einer Löwin. Sie weiß um ihre Stellung, sie kämpft geschickt und gibt alles für ihre Familie, doch sie akzeptiert nur das Beste und einen Partner der ihr gerecht ist.” Ihr Finger hielt genau vor seinem an, ohne ihn zu berühren. Dann zog sie wieder ihre Hand zurück. “Sicherlich kann man seiner Verliebtheit folgen. Aber solch ein Bund kann ohne Herausforderungen und Feuer recht langweilig werden.” Dann drehte sich sich zu ihm. “Oh was ist den das?” schaute sie Linnart fragend an und griff mit ihrer Rechten hinter sein Ohr. Nur einen Augenblick später hielt sie diese vor seinem Gesicht und öffnete die Hand. Ein Mondstein in perlengröße lag darin. “Nimmt dies, Traurigsteiner. Und macht euch Gedanken.” Laszive funkelte sie ihn an.

Linnart betrachtete einige Herzschläge lang den schönen Stein. Seine Lippen umspielte ein Lächeln. Seine noch junge Treue zu Andesine war ungebrochen, dennoch wäre er unehrlich zu sich selbst gewesen, wenn er behauptete, dass Durinjas Worte keinen Eindruck auf ihn machten. Er hatte sich schon des öfteren Gedanken gemacht ob sich die Wasserthalerin in seiner Familie wohl fühlen würde. Er hoffte es inbrünstig - nicht allein um seinetwillen, sondern auch um ihretwillen. Er wollte sie nicht ins Unglück stürzen. "Wir beide sind uns da sehr ähnlich, meine Dame ...", sagte er dann charmant, "... auch ich kenne meinen Platz ... und meinen Wert." Er mochte nicht dem klangvollsten Haus entstammen. Ja, eigentlich war sogar das Gegenteil der Fall gewesen. Der Name, den er trug war jung und rief nicht selten Kopfschütteln hervor. Und seine Mutter entstammte zwar aus altem, einst sehr mächtigem Adel, auf dem nun jedoch der Odem des Verrats anhaftete. Dennoch würde er sich niemals mit weniger als dem Optimum zufrieden geben. Er hatte viel zu geben und war ein frommer Mensch. "Ich werde Euer Geschenk in Ehren halten. Wer weiß was dieser Tag noch so alles für uns bringen mag."

Sich durch die Menge der Werber schlängeln, erreichte der Diener Servusian und die Zofe Melisande den Pavillon der Altenberger. Ihr fiel sofort auf, dass einige Gäste sich zu ihnen gesellt hatten wie der Junker Aureus von Altenwein und der Bannstrahler Linnart vom Traurigen Stein. Die Doctora Maura erkannte die Zofe sofort und grüßte sie aus der Ferne. Servusian fühte sie direkt zu einem Edelmann und teuren Wams eines hochgestellten Höflings. “Hohe Dame della Yaborim, darf ich vorstellen: der edle Herr Milian von Altenberg!” Der Angesprochende war ein mittzwanziger, ebenfalls gutaussehender Mann. Seine grünen Augen trafen die ihre und ein feines Lächeln legte sich um seine Lippen. “Der Holden zum Gruße, hohe Dame!” Er deutet ihr sich zu setzen.

“Die Götter zum Gruße, edler Herr”, erwiderte Melisande mit einem leichten Knicks, dann nahm sie das Angebot an und unterzog den Edlen einer schnellen, aber gründlichen Musterung. Immerhin sollte sie sich ein Bild von ihm machen, zumindest hatte sie den Auftrag Thalissas dahingehend für sich ergänzt. “Melisande della Yaborim. Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen”, sprach sie unverbindlich lächelnd weiter. “Ihr könnt Euch denken, warum ich hier bin?” fragte Melisande dann nicht ganz der Etikette folgend und ein wenig frech. Ihre Miene verriet nichts, ihre dunklen Augen dagegen blitzten. Um sich ein Bild zu machen, musste man manchmal ein wenig improvisieren.

´Was für ein freches Ding. Und hübsch obendrein.´ “Aber sicherlich. Die Baronin hat mein Geschenk erhalten. Und nun möchte sie wissen wer ich bin.” Milian genoß den Blick der Zofe die seinen wohlgeformten Körper in seiner teuren und edlen Kleidung musterte. “Ich würde sie gerne kennen lernen. Von ihrer Schönheit erzählt man sich am gratenfelser Hofe. Ich werde mich gleich vor allen Vorstellen müssen, aber für die Baronin würde ich meine ganze Zeit widmen, wenn sie es den auch wolle. Sagt Melisande, habt ihr das Schmuckstück gesehen und denkt ihr, dass es gut zu ihr passt?” Nun hatte er ein Blitzen in seinen Augen.

“Es ist ein erlesenes Stück, dass auf jeden Fall ihre Aufmerksamkeit erweckt hat”, erwiderte Melisande ausweichend. “Dafür soll ich Euch ausrichten, dass Ihr Euch ein Gespräch mit ihr und einen Tanz verdient habt. Beides dürft Ihr selbst zur passenden Zeit einfordern. Dann könnt Ihr Euch selbst ein Bild machen, wie gut die Brosche zu ihr passt.” Die Zofe lächelte ein wenig sphinxhaft. Erneut musterte sie den Edlen und beschloss, noch ein wenig mehr für ihre Herrin zu tun. “Was erzählt man sich denn noch am gratenfelser Hof über die Baronin?” fragte sie mit einem entzückenden Augenaufschlag und strahlendem Lächeln. Ihre dunkle Haut brachte ihre weißen, regelmäßigen Zähne besonders zur Geltung. “Welcher Berufung geht Ihr denn dort nach?”

“Das sind gute Nachrichten, ich danke euch dafür. Bis jetzt habe ich nur gutes von ihr gehört. Eine schöne Frau, gebildet und bewandert in der Rechtskunde. Etwas , was man beim hiesigen Hofe gerne hört.” Das man sie allerdings als Fremde betrachtet, die hier im Gratenfelser Land nichts zu suchen hatte, geschweige dass ihre Tante schon auf suspekter Weise die Baronie erhielt, ließ er natürlich aus. Aber dennoch, war sie für Milian äußerst Interessant, und wäre ein willkommener Stich in die Brust seines Onkels Lambrinus von Schweinsfold. “Ich diene dem Haushofmeister Rondhalm von Winterspitz als sein erster Höfling bei Hofe.” Dann stand er auf. “Es ist Zeit das ich mich nun bei den Gästen vorstelle. Richtet eurer Herrin aus, ich werde auf ihre Einladung zurückkommen.” Mit vollendeten Geste bot er ihr die Hand an, um sich zu erheben. Elegant nahm Melisande die Hand, um sich aufhelfen zu lassen, und knickste zum Abschied. “Das werde ich tun. Viel Erfolg bei der Vorstellung”, wünschte die Zofe mit einem undeutbaren Lächeln, dann veließ sie den Pavillon. Allerdings ging sie nicht gleich zurück zu ihrer Herrin, sondern stellte sich zu ein paar anderen Zuschauern, um die Vorstellung des Edlen aus der Nähe zu betrachten. Sie wusste ja nicht, ob Thalissas Aufmerksamkeit gerade anderweitig gebunden war, da wollte sie lieber sicher gehen, keine Informationen zu verpassen.