Ulfried Und Die Gute Nachricht

Ulfried und die gute Nachricht

„Das Ganze würde einen Preis haben. Einen hohen Preis. Und du wärest diejenige, die ihn zu bezahlen hätte.“ Der Baron sah in die dunklen Augen seiner Tochter, die den seinen so unglaublich ähnlich waren. Prianna nickte. Sie wusste das. Rajodan lächelte. „Ja, Euer Hochgeboren, ich kenne diesen Preis. Nur bitte ich darum, dass es keine von ihnen erfahren soll.“ Sein Lächeln wurde breiter. Das war ja vorauszusehen gewesen. „Eine weitere Bitte?“ Sie schüttelte ihr glattes, dunkles Haar, wobei sie ihr energisches Kinn nach vorn streckte. „Nein. Eine Bedingung. Eine Bedingung für das alles.“ Er nickte mit einem boshaften Grinsen. Wen auch immer das Schicksal treffen würde, auf diesen armen Tropf kamen harte Zeiten zu. Wahrlich harte Zeiten.


Ulfried sah seinen alten Freund und Lehnsherren irritiert an: „Das ist … ein Witz, oder? Ihr erlaubt Euch einen Scherz?“

„Nein.“ Sprach der Herzog ernst und mit einem Wumms landete ein schwerer Krug vor dem Dienstritter, den dieser sogleich aufnahm und fast in einem Zug leerte, während Hagrobald sich neben ihn auf einen der Stühle fallen ließ und den zweiten Krug an seine herzöglichen Lippen zog. Beide schwiegen. „Du brauchst einen Erben.“ Begann der Herzog einen zweiten Versuch: „Den hatte ich.“ Blaffte der Ritter seinen Herrn an. Nur eine kleine Erinnerung für den anderen, in wessen Dienst sein einziges Kind umgekommen war. „Concabella ist eifrig bemüht, die Nordmärker Adeligen in Travias Umarmung zu schicken.“ Ulfried hatte es geahnt. Irgendwann würde dieser Kelch nicht mehr an ihm vorübergehen. Er hatte sich stets sämtlichen Kuppelversuchen entziehen können. Immerhin hatte er einen Erben gehabt. Und während er ihn hatte, war er nicht bereit gewesen, sich mit einer krittelnden und unzufriedenen Gattin herumärgern. Wozu auch? Doch nun war es anders. Sein Sohn war vor fast vier Götterläufen zu Boron gegangen und er selbst war nicht in Tobrien geblieben, was durchaus im Bereich des Möglichen gewesen war. Denn es war durchaus knapp gewesen. Mehr als knapp. Und mehr als einmal. Ob es allerdings besser war von der Herzogengemahlin in Travias Schoß gestoßen zu werden als in Borons Armen zu liegen, dessen war er sich nicht gänzlich sicher. Er seufzte. „Und, hat sie schon jemanden spezielles ins Auge gefasst?“ fragte er mit angesäuerter Miene, während er den Rest seines Bieres herunterkippte. Es wollte ihm nicht recht munden. Erst recht als er den Namen hörte. Ihren Namen. Unter Husten spuckte er die Hälfte des Bieres wieder aus, das er eigentlich seine Kehle hinabrinnen lassen wollte. „Das ist ein Witz?“ Der Herzog schüttelte belustigt den Kopf. „Nein, Concabella ist es sehr ernst damit.“

Der Ritter von Schleiffenröchte spürte wie es seine Kehle zuschnürte. Diesmal würde er sich nicht entziehen können. Diesmal nicht. Das spürte er.

-- Main.CatrinGrunewald - 29 Apr 2018