Schwarz steht der Tann - Prolog

Prolog

der Briefspielgeschichte Schwarz steht der Tann

Am Lagerfeuer der Goblins - Prolog I

“Mailam Rekdai hatte bereits eine ganze Weile im Puur Mulla, dem großen Haufen gewühlt und dabei nicht nur viel Gutes und Schönes zu Tage gefördert, sondern auch manch Böses vertilgt. Das lag ihr zuletzt schwer im Magen, rumorte darinnen und drohte schließlich sogar, ihr die unversiegbar anmutende Kraft zu rauben. Doch statt sich in die Suhle zu werfen und zu ruhen, grub sie noch unermüdlicher, und ihr Rüssel täuschte sie nicht, fand sie doch in hellster Nacht einen sprudelnden Quell von einer Kraft, die sie gesunden und nimmermehr krank werden ließ, so viel Unrat sie auch von der Welt tilgte und zu fruchtbarer Erde wandelte. Und sie zeigte diesen Quell ihren Kindern, den Suulak, auf dass auch sie nimmermehr krank und schwach werden sollten, und alles war gut.

Dann aber kamen die Wjala bronija, die nackten und dürren, zaubermächtigen Feinde, denn sie gierten danach, diesen Quell für sich zu haben. Und mit ihnen die Wjassus Blogai, die bösen Geister, die alles daran setzten, den heiligen Ort zu besudeln und zu verderben.

Mutter Sau war außer sich, und so schickte sie ihren Gefährten Orvai Kurim, der die Wjassus Suulakai erst stark machte und dann mit diesen die Feinde davon jagte. So war Mailam Rekdais heiliger Ort den Suulak zurückgegeben, die ihn fortan für sie hüten sollten, und fast wäre alles wieder gut.

Einige der bösen Geister aber waren zurückgeblieben - sie versteckten sich in den Wäldern, die an diesen Stellen zu bösen Orten wurden, Orten, die kleine und große Suulak meiden sollten. Von dort aus streben sie noch immer danach, zu vergiften, was heil macht, und zu töten, was Leben schenkt. Sie fürchten das Licht des Tages und noch mehr das der Nacht. Aber wehe, beides erlischt! Denn dann erheben sich auch die Geister und ihre Gier treibt sie um.

Darum seid gewarnt, kleine Suulak: geht nie in die bösen Wälder, und nie bei Dunkelheit, wenn Euch Euer Leben lieb ist.”

Suncuua Taati Kurim am Lagerfeuer im Kreise der allerjüngsten ihres Stammes


Wildsau und Hirsch - Prolog II

Moorknitzi sisko puur orva taati puurlungai peura, pariksi orok wjalas-yö, tuluum suulak brydh blogai.

Weissagung der Suncuua Taati Kurim


Spurlos - Prolog III

Die große Kriegerin in den himmelblauen Farben war aufgebracht. Sehr sogar. Laut schrie sie den haarigen Mann an, der auch Suncuaa schon lange ein Dorn im Auge war: Anstatt zu jagen und für seinen Stamm zu kämpfen fristete er ein sippenloses Dasein in den Wäldern - in ihren Wäldern! - rief die Geister an wie eine Stammesälteste, stocherte ständig in Mailam Rekdais Haufen herum und tat so, als sei er von ihr auserwählt, obwohl er gar nichts von Mutter Sau verstanden hatte. Mit dunkler Stimme erwiderte dieser immer wieder kurz die Vorwürfe der Kriegerin, ein paar andere der Glatthäute schienen schlichten zu wollen. Der Junghirsch war auch darunter...

Suncuua konzentrierte sich gerade nicht gut genug auf die Worte, um genau zu verstehen, was auf der Lichtung gesprochen oder eher gebrüllt wurde. Wichtiger war, dass die Hunde nicht Witterung von ihr aufnahmen. Und vor allem, was mit der jungen Menschenfrau geschah, wegen der sie zusammen mit zwei ihrer Jäger der Gruppe bis hierhin gefolgt war, wo sie schließlich von ihren Verfolgern eingeholt worden war.

Tränen liefen die glatten Wangen des Mädchens hinab, immer wieder versuchte sie selbst zu Wort zu kommen, aber offensichtlich interessierte sich niemand für das, was sie zu sagen hatte. Der Streit wurde derweil immer lauter ausgetragen, selbst die Spürhunde waren inzwischen aufgebracht und legten sich kläffend in ihre Leinen. Die Hände einiger der Krieger gingen zu ihren Waffen.

In aller Aufregung schien keiner - fast keiner außer dem jungen Hirsch - davon Notiz zu nehmen, dass sich das so missachtete Mädchen jäh umdrehte und schluchzend davon taumelte.

Nur wenige Schritte und der Wald schloss sie in die Arme.

Die Augen der Ältesten blitzten zufrieden auf, als sie sah, wie die eilig herbeigerufenen Geister Mailam Rekdais Willen vollführten: Keine Fußabdrücke, keine Fährte - nicht für die Augen, nicht für die Spürhunde.

Sie deutete ihren Kriegern, sich mit ihr zurückzuziehen. Ihre Aufgabe hier war fürs erste erfüllt. Nur aus der Ferne hörte sie noch undeutlich, wie sich die Stimmfarben der Streithähne schlagartig änderten, Befehle an die Hundeführer gebellt wurden. Zu spät!

Das Mädchen gehörte jetzt den Wäldern.