Praionas Traum

Kapitel 1-2: Praionas Traum

Praiona

Autoren: DanSch

Travia 1042 B.F., Elenvina ---

´Eins, zwei, drei, Drehung und Verneigen´. Praiona war in Gedanken. Mit
tappenden Finger spielte sie den Rhythmus der Kuslikana auf der Buchseite
des geöffneten Buches vor ihr. Am Abend zuvor kam ihre Mutter zu Besuch.
Einem Ereignis, das sie normalerweise nie viel Beachtung schenkte, doch
diesmal hatte sie etwas Aufregendes zu berichten. Die Alten hatten sich zu
einem Rat versammelt und hatten eine Entscheidung getroffen. Es wurde
beschlossen, dass die Jüngeren aus dem Hause Altenberg heiraten sollten, und
dazu würde es nun eine Brautschau geben. Praiona war ganz überrascht gewesen
und freute sich für ihre Geschwister und Vettern. Doch dann erklärte ihre
Mutter, das auch ein Mann für sie gefunden werden solle. ´Bei dem
Götterfürsten, daran habe ich ja noch nie gedacht! Praiona von Altenberg,
eine Braut?´ Sie lächelte bei diesen Gedanken und summte nun die Melodie
der Kuslikana vor sich hin. ´All die schönen Prinzen des Reiches. Sie
kommen, um mich zu erobern. Auf weißen Rössern, in blinkenden Rüstungen. Die
schönste Minne werden sie für mich singen und fordern mich zur Kuslikana
auf.´ Sie jauchzte schmachtend. Die Altenbergerin nahm den Takt des Tanzes
wieder mit ihren Fingern auf, aber diesmal zuckte der rechte Fuß mit. Vor
ihrem inneren Auge tanzte sie wild im Kreis, von schönen Männern umgeben,
die abwechselnd mit ihr den Tanz abschritten. Praiona spürte, wir ihr ganz
heiß wurde und blickte selig nach oben.

Ein lautes und unschönes Räuspern holte sie aus ihren Gedanken zurück. Der
eiskalte Blick des Tempelvorstehers traf sie hart. „Donatora Lumini von
Altenberg, wir würden es sehr begrüßen, wenn ihr mit der Andacht endlich
anfangen würdet!“ Dieser setzt nun ein gestelltes Lächeln auf und drehte
sich zu den Gläubigen in der Andachtshalle um. Die zwanzig Bürger und
Bürgerinnen, die heute Morgen zu Predigt erschienen waren, schauten noch
immer etwas irritiert und abwartend zur Kanzel auf, hinter der die Geweihte
des Herren Praios stand. Etwas verlegen lachte Praiona glucksend auf. „Aber
natürlich. Wo war ich nur mit meine Gedanken?“ Sie klappte das Buch zu, und
anstatt mit den traditionellen Begrüßungsworten zu beginnen, fing sie an
den Sonnegruß zu singen. Kopfschüttelnd stimmte der Tempelvorsteher mit
ein.