Tag 4: Rondra-Andacht zum Ende (Tempel)


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Am Ende des gemeinsamen Arbeitsdienstes fanden die Mitglieder des Orgilsbunds mit ihren Freunden noch einmal zu einer Andacht im Tempel zusammen. Es würde ein kleiner Götterdienst zum Abschluss des überstandenen Abenteuers gegen die Asselplage sein und danach würde sich die Gemeinschaft von ‚Asseljägern‘ in alle Winde zerstreuen.
Hochwürden Grimos erster Gruß galt dabei seiner Herrin:
"Rondra! Herrin! Donnernde! Dein Schwert bin ich, Dir zur Ehre streite ich! Gewähre mir Kraft und Zuversicht, solange ich auf Dere weile!"
Diesmal barg der Geweihte das Schwert in der Scheide, als er sich umwandte. Aufrecht, mit erhobenen Armen sprach er:
"Herrin Rondra! Heiliger Orgil! Schaut, wie wir Eure heiligen Stätten gesäubert haben vom Ungeziefer, das Pilger und Volk bedrohte! Schaut, wie Ritter und Knappen in gemeinsamer Mühsal das Land hier von dieser Plage befreiten! Nehmt unser Werk gnädig auf und mit Wohlgefallen!" Von einem Ständer beim Altar nahm er ein Buch mit farbigen Lesebändchen (und einigen eingelegten Strohhalmen, wie manche zu erkennen glaubten), schlug es auf und begann zu lesen, vielmehr, trug frei vor:
"Aus der Vita Sankt Orgils: Orgilius aber rodete den Wald und baute feste Wege durch den Sumpf. Er vertrieb das giftige Gewürm und den stinkenden Tatzelwurm und machte das Land urbar, so daß er Tempel und Häuser darauf errichten konnte."
Er legte das Buch beiseite.
"Laßt uns Rondra lobpreisen. Die meisten von Euch werden das Lied ja kennen:
Rondra, Rondra, Leuin zu Alveran!
Gelobet seist Du vor allen! ..."

Mihoal kniete wieder mit seinem nicht gezogenen Knappenschwert vor sich haltend und sang voller Inbrunst mit.
Der Galebfurtener legte Quendan, der zu seiner Rechten stand, die Hand auf die Schulter, während gesungen wurde. Eine Geste, die die Selbstverständlichkeit des Umgangs der beiden, aber auch die Fürsorge des Schwertvaters zu seinem Knappen ausdrückte.
Ja, fürwahr, sie hatten hier gezeigt, was sie gemeinsam im Stande waren zu erreichen. Ira konnte einen gewissen Stolz auf den von ihr mitgegründeten und bis hierher getragenen Orden und ihre Bundgeschwister in sich spüren, in dem auch ganz entfernt in ihrem Geist ein feines Summen mitschwang, welches der Ritterin ein feines Schmunzeln entlockte.
Brun schloss kurz die Augen, bevor er recht inbrünstig, aber eher schief mitsang. Ja, der Bund war bisher eines der besseren Dinge in seinem Leben, er war wirklich froh, bei der Gründung dabei gewesen zu sein.

Nach der zweiten Strophe zeigte Grimo mit erhobener Hand das Ausklingen an. Dies sollte ja keine Große Messe werden!
"Heute nehmen wir Abschied voneinander. Wir alle wissen, wie leicht es ein Abschied für immer sein kann. Doch wir wollen auseinandergehen mit der Erfahrung, einander beigestanden zu haben, und der Gewißheit, einander nimmermehr zu vergessen. Wir trennen uns als Kampfgefährten, denn auch das Tilgen von Schmutz oder Ungeziefer ist ein Kampf. Wir haben derische Monstrositäten besiegt, wie es Generationen von Rittern vor uns taten, die gegen Wölfe, Schwarzpelze, Tatzelwürmer kämpften. Denn so ist es ihre Pflicht vor Rondra und ihren Geschwistern. Gehen wir nun auseinander, aber mit Zuversicht im Herzen und Treue zueinander und zum Heiligen Orgil! Mögen die Donnernde und ihre Geschwister euch beschützen und bewahren, ganz besonders in den kommenden Drachentagen! ­ So sei es!"
Der junge Rechklamm stimmte in das allgemeine Rufen mit ein: “So sei es!”
In diesen Ausruf stimmte auch der Rabenmärker Baron mit seinem Knappen unisono mit ein.
Auch der Kranickteicher stimmte in den Ruf mit ein “So sei es”
"So sei es." schloss auch Firin sein Gebet an die alveranische Leuin, leiser als die anderen, aber dennoch voll Inbrunst. Von diesen Tagen der gemeinsamen Ungezieferjagd würde er die Glut von Freundschaft und Verbundenheit in seinem Herzen mitnehmen, die ihn auch in der Kälte des Nordgratenfelser Winters wärmen würde. Dafür dankte er Rondra im Stillen.


Kurz danach, vor dem Tempel, grinste Marsilea ihren Gatten schelmisch an: "Das war aber nicht der Text, den Du mir kürzlich vorgelesen hattest!"
Grimo grinste zurück. "Schscht! Soll ich diesen aufrechten Rondra- und Orgil-Gläubigen vorlesen, dass Orgils erster Tempel hier im Land einem Gott namen Feqz geweiht war?! Ich werd' mich hüten!"



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