Tag 3: Gesellige Zusammenkunft am Abend des 3. Tages


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“Scheiße, das Bier jetzt haben wir uns echt verdammt noch mal verdient.”
(Ira, während sie sich über die tropfnass verschwitzte Stirn fährt)
"Aber wie! Ich nehm aber erstmal einen Kübel Wasser übern Kopf und zieh mich um!"
(Grimo, ebenfalls verschwitzt, dem der Asseldreck auch stinkt.)


“Lasst uns auf einen guten ersten Arbeitseinsatz trinken. Ist ja, den Göttern sei dank, nicht sooo viel passiert. Gut, ein paar Blessuren gab es… Zum Glück war Gereon nicht dabei, dem würde sicherlich jetzt eine Hand fehlen oder so.“
(Ira lachend, mit Blick auf die Verletzungen ihrer Gefährten: Quendas Verstauchung, Aureus‘ Bruch, Mihoals Kratzer, Koarmins Kratzer, Brun wurde auch gerettet, etc.)
„Trinken wir darauf, dass zum Glück keine Schramme für immer bleibt…. (Prostet zu den Verletzten)... Trinken wir auf neue Freunde (prostet zu den Angroschim)... und neue Kameraden (prostet zu Amadis, Praiolind, Mihoal und Brinjan)... Darauf, dass Praios nicht gar so heiß gescheint hat (Prostet zum Himmel)...und dass uns Rondra mit Mut und Kraft ausgestattet hat (prostet Hochwürden Grimo zu)... und dank auch an Frau Marsilea, die uns alle hier so gut verpflegt hat, beziehungsweise es immer noch tut (prostet Grimos Gemahlin zu).”
(Trinkspruchs Iras)
“Auf die getane Arbeit.”
(Andragrimm, der seinen Humpen hebt.)
“Baroschem!”
(Die Entgegnung aller Zwerge)
"Baroschem! Prosit! Auf euer aller Wohl! Auf alle Kameradinnen und Kameraden!"
(Grimo, zurück prostend)
"Baroschem! Kangroscha!"
(Marsilea, ebenfalls einen Becher voller Bier hebend, deutlich radebrechend, denn sie kennt nur einzelne Worte Rogolan)
“Auf die Arbeit und das Geschaffte”
(Brun, Ira und den anderen zuprostend)


“Findet Ihr nicht, Frau Ira, dass Mihoal nicht ein wenig merkwürdig ist?”
(Die 9-jährige Pagin Koarmin zu ihrer Schwertmutter Ira, die über Tag ein längeres Gespräch mit Koarmins 10 Jahre älteren Bruder geführt hatte. Eigentlich hatte Koarmin ihren Bruder nie so richtig kennengelernt, da er selbst Page wurde, als sie noch nicht geboren war, und im fernen Vallusa lebte. Und dennoch fühlte das Mädchen sich auf eine ihr nicht erklärliche Weise mit ihm verbunden. Erst in den letzten drei Jahren, seitdem Mihoal mit seinem Schwertvater den Dienst im Eisensteiner Rahja-Tempel tat, war das Mädchen ihrem Bruder verschiedentlich begegnet.)
“Merkwürdig? Merkwürdiger als du?”
(Lacht und wuschelt Koarmin durchs Haar)


“Och, ein schöneres Dach wäre recht. Neu tünchen ... Gerne! Mehr braucht es aber an Orgils Mausoleum nicht! — Die Tempelruine später zu einer Kapelle umzubauen, ist eine gute Idee. — Der Bau einer Pilgerherberge wäre schön, aber die Pilger kommen bisher im Dorf und bei mir im Tempelhof unter und können das auch noch eine Weile lang weiterhin tun. Das eilt am wenigsten.”
(Hochwürden Grimo bei den Plänen des Orgilsbunds, was man zukünftig noch alles hier verändern kann)


“Ist es eigentlich denkbar, dass ein Knappe aus dem Ardaritenorden in den Orgilsbund aufgenommen werden könnte?”
(Mihoal in die Runde der Orgilsbünder, deutliches Interesse zeigend, nachdem er die Gemeinschaft in diesen Tagen kennengelernt hatte.)
“Die Frage die sich dabei stellt, ist die der Loyalität! Auch wenn es eine theoretische Frage ist. Welchem Orden würde diese im Zweifelsfall gelten? Die Ardariten sind groß und einflussreich…”
(gibt Wunnemar skeptisch zu bedenken)
“Nun, warum denn nicht? Ein Edler oder Baron (hier schenkte er Wunnemar einen kurzen Blick) muss ja auch zeitweise die Loyalität zwischen seinem Lehnsherren und einem Orden oder Bund abwägen. Die Ardariten sind Rondra gefällig und über Zweifel erhaben, denke ich. Wenn der Anwärter die Ideale und weitere Anforderungen des Bundes erfüllt, sehe ich keinen Grund, eine Aufnahme zu verwehren.”
(Brun, Wunnemar widersprechend)
"Ich denke, die Ardariten würden das nicht zulassen. Vermutlich auch die Kirche nicht."
(Einwurf von Aureus)
“Wir sollten das mal prüfen und dann auf dem nächsten Konklave mit allen diskutieren.”
(Vorschlag Iras zur Güte)


"Ich habe den Geruch dieser Biester noch immer in der Nase!"
(Amadis vor sich hin, die Nase rümpfend)
“Mir geht es ebenso. Widerlich.”
(Brinjan, der pikiert an sich riecht)
"Und deshalb gehen auch wir uns jetzt waschen! Auch wenn's kalt ist ..."
(Praiolind, selber nicht allzu begeistert)


“Aiobhe wird bald 13. Ich bin mir nicht sicher, Ira, ob ich sie als Knappin bei mir behalten soll. Vielleicht tut es ihr gut, wenn sie die Knappen-Zeit bei einem anderen Schwertvater oder einer anderen Schwertmutter verbringt. Immerhin bin ich ihre Cousine und sie sollte vielleicht auch mal ein anderes Haus kennenlernen. Außerdem ist sie auch irgendwie anstrengend, finde ich. Was meinst du? Was soll ich tun, Ira?”
(Isotta fragt bei einem Bier ihre Mentorin, wie es weitergehen soll mit ihrer Pagin.)
„Hm, mir ist ehrlich gesagt tatsächlich auch schon aufgefallen, dass ihr euch… öh wie soll ich sagen… dass es bei euch etwas, hm schwierig ist. Nicht so harmonisch, wie man denken könnte, jedenfalls. Was findest du an ihr so anstrengend?“
“Na, sie ist halt manchmal so altklug. So wie ihr Vater, dieser Zaubergecke. Ich weiß nicht. Ich denke manchmal, Miril hat ihre sieben Kinder doch sehr verzogen. Schau dir mal Mihoal an, mit was für seltsamen Gedanken er hier rumläuft…”
"Seltsame Gedanken? Was meinst du?”
“Ja, hat er dir nicht auch vorgejammert, dass es hier in den Nordmarken doch so überaus langweilig sei und so?”
“Ja, schon. Ich kann ihn ja ein bisschen verstehen. Für jemanden, der an den Grenzen der Schwarzen Lande aufgewachsen ist, kommt einem der Dienst im Rahjatempel furchtbar öde vor.”
“Vielleicht. Aber es gibt eben Pflichten. Aber der feine, junge Herr ist ja was Besseres…”
“Hm… bitte nimm mir das jetzt nicht übel, Isotta, aber, naja, kann es sein, dass du Mihoal insgeheim gram bist, weil er die Weihe anstrebt und DU deswegen diejenige bist, beziehungsweise du diejenige sein musst, die das Lehen für eure Familie erhalten muss, was in deinem Fall heißt, dass du da jetzt nach einem Rittergemahl schauen musst?”
“Mmh. Der Baron macht einem das Leben nicht leicht.”
“Wem sagst du das….”
“Mihoal wäre da schon die beste Lösung gewesen für die Probleme unserer Familie. Aber er zieht sich da fein raus… Aber wir waren doch jetzt gar nicht bei ihm, oder? Ich wollte doch wissen, ob es nicht besser wäre, wenn Aiobhe nicht bei ihrer Cousine ausgebildet würde. Was meinst du?”
“Isotta, ich bin doch bloß ehrlich zu dir. - Aber klar, wir wollten uns über Aiobhe unterhalten. Also es gibt sie ja generell schon, die Ritter, die von einem Verwandten ausgebildet werden. Folcrad zum Beispiel, sein Schwertvater ist auch sein Vetter. Bei Aureus war es ebenso. Ich persönlich denke, es tut dem Charakter gut, wenn man als junger Mensch mal ‚rauskommt‘ aus dem Umfeld, das man bisher kannte.“ (Lacht kopfschüttelnd:) „Scheiße, ich erinnere mich, dass ich damals furchtbares Heimweh hatte, als ich nach Hlutharwacht in Pagenschaft kam, das war so grausam weit weg von Paggenau, wo ich bis dato aufgewachsen war, der Baron Ulfried war so streng und die Burg so alt und düster und im Winter so unglaublich arschkalt. Aber da war ich zumindest nicht die Tochter von Ritterin Bridlin und Buchhalter Gerebern, sondern ich war einfach nur ich. Gut, man ist ja immer das Mitglied seines Hauses und so weiter, bla bla, aber weißt du was ich meine. Aber ich denke, mir hat es im Großen und Ganzen nicht geschadet, dass ich irgendwohin in die Fremde gehen musste, wo ich niemanden kannte. Wie war das denn bei dir? Überleg doch mal.“
“Ich glaube, mir hat das sehr gut getan, dass Ado mein Schwertvater war und ich in Tannwald erzogen wurde. Auch war ich ja einige Jahre mit ihm in Albernia. Da habe ich viel gelernt von ihm. Ich bin ihm sehr dankbar. All das hätte ich im heimischen Breewald sicher nicht gelernt - in der Enge und in den Zwängen der Scheuburg. Ich denke, auch Aiobhe würde das gut tun.”
„Darf ich dich fragen, warum du Aiobhe eigentlich angenommen hast? Wie kam das?“
“Ich war damals ja noch keine Ritterin, als ich sie als Pagin aufgenommen habe. Ich war Edelmagd in Tannwald. Aiobhe sollte einfach lernen, wie es in so einem Dienstverhältnis hergeht. Auch gab es von ihrem Vater ein stattliches Lehrgeld. Das brauchte ich, um mir die Ausrüstung zu kaufen, damit ich Ritterin werden konnte. So war das eben.”
“Das heißt, du hast sie angenommen, um der Familie einen Gefallen zu tun und dann wurde das zu einem Geschäft. Verstehe. Hm, um ehrlich zu sein, kommt es mir eher vor wie - Nein, schon gut, du hast Geld gebraucht, das kann ich schon nachvollziehen.”
“Ja, ich glaube auch, dass Galahan es gut gemeint hat. Ich meine, es war ja schon eine Überwindung für ihn, dass noch einmal eines seiner Kinder in die Richtung Ritterschaft geschickt wurde. Das mit Mihoal hatte er ja schon kaum verkraftet. Und das ging nur, weil der Junge bei Galahans Bruder Knappe wurde. Dem vertraut er wohl sehr.”
„Vielleicht solltest du mal mit Galahan und Miril darüber sprechen. - Oder hast du grundsätzlich das Gefühl, dass Aiobhe sich mit der Knappschaft schwer tut? Dann solltest du ebenfalls mit ihren Eltern darüber sprechen, aber dann darüber, ob die Kriegerakademie nicht eine Alternative für sie wäre…“
“Ja, vielleicht. Aber meine Großmutter legt sehr viel Wert auf das Rittertum und wünscht sich sehr, dass ihre Enkel und Enkelinnen anstreben, Ritter und Ritterinnen zu werden. Bei den meisten hat das ja nicht geklappt. Kennst du denn vielleicht einen Ritter, den man mal fragen könnte, ob er Aiobhe als Knappe aufnimmt?”
“Puh… so auf die Schnelle nicht. Ich kann mich aber mal umhören. Trotzdem sollte vielleicht die Frage geklärt sein, ob der Ritterstand überhaupt etwas für sie ist. Die Wünsche deiner Großmutter in allen Ehren, aber wenn einem das nicht liegt, macht eine Ausbildung in meinen Augen keinen Sinn.”
“Meinst du, das Mädchen sollte lieber eine andere Ausbildung bekommen. Aber was denn?”
“Dazu kenne ich Aiobhe zu wenig. Das musst du beurteilen. Was macht sie denn gerne?”
“Na, sie tut schon ihre Pflichten als Pagin. Vielleicht manchmal etwas übervorsichtig und bedächtig. Aber zuverlässig. Keine Ahnung. Oje. Ich denke, ich werde mal mit Tante Miril reden. Danke für den Rat. Es wird mir jedenfalls mehr und mehr klar, dass sie besser nicht bei mir Knappin werden sollte.”
“Sprich mit beiden, Miril und Galahan. Und mit eurer Großmutter solltest du auch sprechen! Letztlich ist es dein gutes Recht, das Angebot der Knappschaft zurückzuziehen! Ich würde dir trotzdem vorschlagen, dass du Noitburg nicht außen vor lässt.”
“Ja, da hast du recht. An Großmutter vorbei werde ich da nichts regeln können. Aber das weißt du ja, du kennst sie.”


Marsilea hat sich zur Feier des Abends eine Blüte ins Haar gesteckt.
Grimo tritt auf sie zu, etwas theatralisch, küßt ihr die Hand: "Wie bezaubernd Ihr Euch geschmückt habt, Frau Weidenbaum! Ich vermag ja kaum zu unterscheiden, wer die Blüte ist und wer ihre Trägerin!"
Beide lachen und seufzen fast gleichzeitig.
M.: "Oh Baron Wolfhold, du bist zu scharmant!"
Kokett lächelnd nimmt sie die Blüte, pustet darüber, und viele kleine Blüten fliegen Grimo-Wolfhold ins Gesicht. Schnell ist der Zauber wieder verschwunden, und Marsilea steckt sich die echte Blüte wieder ins Haar.
M.: "Wär schön, wenn er hier wär."
G. nickt nur.


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(Zweites Gespräch zwischen dem Rondrageweihten Grimo Steinklaue und dem Knappen Mihoal Adlerkralle von Rechklamm.)

Am dritten Abend hatte sich der Knappe Mihoal wie zufällig mit seinem Bierkrug in Grimos Nähe gesellt. "Hochwürden", grüßte er ihn und hob den Krug.

"Mihoal!", prostete Grimo erfreut zurück. "Komm, setz Dich."

Eine Zeitlang saßen sie schweigend nebeneinander.

"Mihoal, Dich beschäftigt etwas", sagte Grimo schließlich. "Sehr. Wenn Du reden willst ...?"

"Hchm", räusperte sich der junge Mann, "ja, ... ich möchte Euch etwas fragen. Wie habt Ihr damals erkannt, dass die Herrin Rondra Euch ruft? Und zu was sie Euch ruft? Oder haben andere das für Euch bestimmt?"

Schon bei der ersten Frage begann Grimo zu schmunzeln. Einen Moment lang hing er seinen Erinnerungen nach.
"Meine Mutter gehörte der Stadtwache von Traviansfurt an", begann er langsam. "Kleine Stadt im West-Trollzackischen, tut nichts zur Sache. Ich habe sie bewundert. Ich habe auch Söldner bewundert, Ritter natürlich noch mehr, am meisten habe ich die Diener der Leuin bewundert, wenn ich bei Verwandten in Perricum war. ­ Selber bin ich keiner Prügelei aus dem Weg gegangen."
Er lachte leise.
"Immerhin so weit bin ich meinen hehren Idealen gefolgt, dass ich mich nie an Schwächeren vergriffen habe. ­ Ich war zwölf, glaube ich. Da habe ich mich gegen Pöbel gestellt, der eine alte Frau bedrohte, weil sie irgendwas Falsches über den Kaiser gesagt haben sollte ..."
Einen Moment runzelte Grimo die Stirn.
"Irgendsowas. Jedenfalls hab ich sie verteidigt, am Ende mit einer Glefenspitze als 'Schwert', die mir die Hand blutig riß."
Wieder überlegte er.
"Ich weiß gar nicht mehr genau, wie meine Eltern reagiert haben. Es gab eine mäßige Rüge von einem Praiosgeweihten ... ­ Sechs Wochen später erschien ein Knappe Rondras in Traviansfurt. Eine Sensation! Ich habe erst nach einer Weile gemerkt, dass er mich beobachtete. Er sprach mit Nachbarn, er sprach mit meinen Eltern, wie ich später erfuhr. Irgendwann auch mit mir. Ziemlich streng. Was ich mir dabei gedacht hätte, ein Schwert führen zu wollen? Mich als Verteidiger aufzuführen? Was ich denn von Rondra wisse? All sowas. Ich weiß noch, dass ich ...", er suchte nach Worten, "also stell Dir vor, vor Dir als Jung-Knappen wäre Famerlor persönlich gelandet und Du hättest ihm Rede und Antwort stehen sollen! Ich hab zwischendurch sogar vergessen zu atmen."
Wieder lachte er leise.
"Am Ende nahm er mich mit nach Perricum. Er zu Roß, ich mit meinem Bündel zu Fuß nebenher. Ich wurde durchs Tor der Löwenburg geführt ..."
Grimo lächelte versonnen.
"Mit Knien weich wie Hirsebrei. Aber irgendwie blieb ich aufrecht. Auch während der Prüfungen, den mündlichen, körperlichen ... Vier Tage später war ich Novize der Herrin Rondra."
Endlich blickte er Mihoal wieder an.
"So war das. ­Und was ist mit Dir?"

"Ich ...", offensichtlich überlegte der Knappe, wie er es sagen sollte. "Ich verspüre einen starken Drang, für die Leuin ins Feld zu ziehen, für sie zu kämpfen, für die Menschen, gegen die dunkle Bedrohung dieser Zeit. Vielleicht sogar, dass ich mein Leben ihr weihen lassen sollte. Aber all das steht im Kontrast zu dem, was ich die letzten drei Jahre gemacht habe. Mein Schwertvater hat sich aus diesem Kampf zurückgezogen. Wir sind aus Vallusa hierher in die friedlichen Nordmarken. Ja, Ihr habt gesagt, dass es auch hier Bedrohungen gibt, Hochwürden. Aber mein Leben kommt mir seither so ereignislos vor. Im Osten war ich so nah dran an dem, was mein Herz mir sagt ..."

Ernst, auch prüfend sah der Geweihte den Knappen an, schweigend.
"Mihoal", sagte endlich, "der Dienst an Rondra, zumal als Novize, besteht nicht nur aus Taten, nicht nur aus Kampf. Er besteht aus Lernen. Er besteht aus Zuhören. Aus Hineinhören in sich selbst. Aus Erlernen von Gebeten, Legenden, Liturgien. Aus Wachestehen. Aus Gehorchen."
Er wandte die Augen nicht von Mihoal.
"Der Schwertbund beschützt auch die Tempel von Rondras Geschwistern, überall. Was, wenn es nicht mehr Dein Schwertvater ist, der Dich abkommandiert zum Wachestehen an einem Tempel der Schönen, sondern die Senne?"

Mihoal schwieg nachdenklich. Insgeheim warf er seinem Schwertvater vor, dass er sich aus der Gefahr und Herausforderung zurückgezogen hatte. “Es ist … wo bin ich der Leuin nützlich? Ja, vielleicht soll ich den Tempel bewachen, es ist die Anordnung des Ordens und es ist richtig, die Befehle zu befolgen. Und dennoch spüre ich, dass es das nicht ist, ... Es ist nicht meine Bestimmung. Versteht Ihr, was ich meine?”

“Ja", erwiderte Grimo ernst. "Was, meinst Du, ist Deine Bestimmung?"

“Nun”, antwortete Mihoal vorsichtig, “ich kann es natürlich nicht mit Gewissheit sagen. Aber meine großen Vorbilder starben im Kampf: Mein Großvater Kilian, ein Ardaritenritter, und seine Knappin Koarmin, später der Leuin geweiht, ... Ich glaube einfach nicht, dass ich in dieser Welt bin, um irgendwo im Isenhag darauf zu warten, dass die Feinde und Widersacher Rondras es einmal bis in die Nordmarken schaffen …”

"In die Nordmarken s-c-h-a-f-f-e-n?!" Grimo lacht bitter heraus.
"Mihoal, sei unbesorgt! Die sind schon da!"

Der junge Rechklamm hob ungläubig die Augenbrauen. “Dafür ist es hier aber doch sehr friedlich, Hochwürden. Dieses Land wurde nicht vom Feind verwüstet und verdorben. Ja, auch die Nordmarken haben viele Opfer gebracht, das weiß ich. Mein Breewalder Großvater und mein Onkel sind in den Schlachten wider den Dämonenmeister gefallen, mein anderer Onkel Abbo schwer versehrt, hat ein Bein im Feld gelassen. Auch ehre ich alle Recken, die wider Haffax gezogen sind oder sich sonstwie gegen Borbarads Schergen gestellt haben. Und dennoch: Hier ist doch alles friedlich. Wo sind sie denn? Wo ist der Widersacher der Leuin?” Mihoal redete sich unangemessen in Rage vor dem Geweihten.

"Hier!", antwortete der Schwertbruder grimmig. "Hier im Land! Hier in der Baronie! Und wenn nicht Rondras Widersacher, dann die ihrer Geschwister! Selbst Rondras Land", er wies Richtung Alten Tempel, "und Orgils Grab waren einmal dem Angriff der Niederhöllen ausgesetzt! Ich weiß von Vampiren in den Nordmarken. Von Paktierern ... Gegenfrage: Bist Du dazu in der Welt, um im Kampf umzukommen, womöglich möglichst bald?"
Er schaute Mihoal wieder scharf an.
"Das kannst Du auch als Ritter! Wenn Du schon bei Vallusa, Rabenmark, Warunk, Tobrien, keine Ahnung, wo, gekämpft hast, dann weißt Du, was ich meine! Und man muß nicht geweiht sein, um an Rondras Tafel zu kommen."
Er atmete tief durch, fuhr ruhiger fort: "Was ist es, was Du willst? ­Ruhm?"

Der Knappe schaute den Geweihten verdutzt an. Er merkte, dass er auf ihn sehr hochmütig wirken musste. “Nein”, erwiderte er kleinmütig und mit leiser Stimme. “Es ist ein Drängen in meinem Herzen. Es erfüllt mich mit Unruhe. Ich kann es kaum beschreiben. Ich versuche es zu deuten. Vielleicht habt Ihr recht, Hochwürden. Vielleicht ist mein Platz hier und es erwartet mich hier meine Aufgabe und Erfüllung. Vielleicht bin ich am richtigen Ort und ich habe es einfach noch nicht erkannt.”
Mihoal schaute Grimo fast verzweifelt an. “Ich spüre dieses Drängen seit frühester Kindheit. Als ich dann nach Vallusa ging, dachte ich, das sei mein Weg, dorthin würde mich dieses Drängen haben wollen. Hochwürden. Ich finde keine Antworten auf meine Fragen …” Er brach ab. Der Knappe war sichtlich aufgewühlt.

Langsam nickte Grimo, blickte den Knappen weiter forschend, prüfend an.
"Erst einmal ist Dein Platz auf jeden Fall hier. Also, bei Deinem Schwertvater. Daß er Dich hat hierher kommen lassen, um wenigstens gegen Riesenasseln zu kämpfen, sagt mir, daß er zumindest ahnt, was Dich bewegt. - Sprich mit ihm! Er ist Dein Mentor. Und er ist selber der Herrin Rondra geweiht. Vielleicht läßt er Dich als Novizen mit einem anderen Diener der Leuin ziehen. Oder mit einem Ritter. Vielleicht mit Baron von Galebfurten nach Tälerort. Oder zu Einsätzen in den Nordmarken oder im Kosch, die Dir zeigen, daß auch hier aufrechte Kämpfer gebraucht werden. Es bringt dem Reich und den Verehrern der Zwölfe wenig, wenn die Grenzen befreit und befriedet sind, sich der Feind aber ins Herz frißt."
Die letzten Worte klangen bitter.
"Wenn Du willst, gebe ich Dir einen Brief an ihn mit", fuhr Grimo freundlicher fort. "Auch kannst Du mich jederzeit weiter fragen, brieflich oder bei einem erneuten Besuch. Mit Deinem Schwertvater oder ohne ihn. Für jetzt gebe ich Dir eine Aufgabe. Nein, zwei. Die erste: Schick Dein Grübeln heute abend hinaus oder schließ es irgendwo ein. Erfreue Dich an den Taten dieser Tage, sprich mit Deinen Schwestern, genieße das Zusammensein mit denen, die sich in Freundschaft im Orgilsbund vereint haben!"
Er hob seinen Bierkrug, stellte mißmutig fest, daß er leer war, und setzte hinzu: "Und genieße das Bier, von dem ich selber mir gleich noch was holen werde. ­Die andere Aufgabe: Begib Dich, wenn Dich die Unruhe wieder packt, weiter ins tiefe Tannicht Deiner Gedanken, Deiner Seele. Erkunde es, aufmerksam. Damit Du Deinem Schwertvater, mir oder wem immer sonst berichten kannst, wie es darin aussieht. ­Und noch eins: Rondra fordert nicht nur Ruhm, Mut, Kampf. Sie fordert auch Ehrlichkeit. Auch und besonders gegenüber sich selbst. Vermutlich wirst Du neben ein paar Antworten auch neue Fragen finden. Stelle sie nicht nur Dir selbst, stelle sie auch Deinem Schwertvater und anderen. So, wie Du einige jetzt hier mir gestellt hast, wofür ich Dir danke!"

Der Knappe hatte Grimo sichtlich aufmerksam zugehört. Er hing quasi an den Lippen des Geweihten.
“Danke”, sagte er bewegt, “ich werde Euren Rat befolgen … Das mit dem Brief an meinen Schwertvater Gelon nehme ich gerne an.”
Dann wich der Ernst aus seinem Gesicht und ein Lächeln stieg in sein Gesicht: “Und die gestellten Aufgaben werde ich versuchen, zu erfüllen. Zunächst aber erstmal die erste der beiden.” Bei den letzten Worten grinste Mihoal. Er schaute seinen Krug an, der ebenfalls leer war. “Soll ich Euch ein Frischgezapftes mitbringen, Hochgeboren?”

"Gern!" Grimo grinste zurück und reichte ihm seinen Krug.

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"Was plant der Orden als nächstes?"
(Grimo in die Runde beim gemeinsamen Frühstück)
“Nun, ich denke die Schwertleihe von Gereon und das 3. Konklave dürften die nächsten Ereignisse sein, bei denen wir wieder zusammenkommen oder?”
(Brun, unsicher in die Runde schauend, ob er wieder etwas vergessen hatte…)
„Gereon ist einer unserer Brüder, der nun alt genug ist für seinen Ritterschlag. - Sagt mal, haben wir denn für das nächste Konklave schon einen Termin ausgemacht?“
(Ira erklärend für Grimo. Bei der Frage nach dem Konklave kramt sie selbst in ihren Gedanken) “Gab es nicht die Idee, das Konklave sofort im Anschluss an den Ritterschlag anzuschließen”
(Brun an Ira gerichtet)
"Stimmt. Die Idee hatte ich. Eine Reise, zwei Ereignisse. Ich kann auch Folcrads Vater zur Unterstützung der Vorbereitungen schicken. Schließlich hat er sich als Vogt des Bundes beworben. Da kann er ja auch schon mal anfangen."
(Aureus)
“Aber wir können uns nicht einfach so nach Tandosch einladen, zum Konklave meine ich. Das muss vorher angefragt werden. Das ist euch schon klar...?”
(Ira mit Blick darauf, dass Boronian genau diesen Einwand ihr gegenüber schon mal gebracht hat) “Ich hatte gehofft Gereon wäre hier, oder Folcrad, aber dann werde ich den Brief einem Botendienst übergeben.”
(Aureus, der nicht blöd ist, und bereits daran gedacht hat)
(Grimo verfolgt die Diskussion über Ritterschlag und Konklavetermin amüsiert, ohne viel mehr als ein “Ah ja” zu äußern.)


"Habt Ihr schon einen Ordenssprecher, jemanden, an den ich mich bei Bedarf wenden könnte? Und wo und wie ist dieser erreichbar?"
(Grimo interessiert)
„Wir haben einen ‚Ordensmeister‘, aber Boronian konnte dieses Mal nicht mit. Einen Ordenssprecher haben wir auch. Hier, unseren Aureus!“
(Ira, mit freundlichem Verweis auf ihren Bundbruder Aureus von Altenwein, der bisher schon ein paar Mal nach außen als Sprachrohr des Bundes aufgetreten ist)
"Sehr wohl, Hochwürden. Ich freue mich immer über Korrespondenz. Altenwein liegt aber nicht allzu weit entfernt. Ihr dürft mich gern besuchen."
(Aureus dienstbeflissen, freundlich. Mit ‚allzuweit‘ meint er eine 2-Tagesreise zu Pferd)
"Danke, Wohlgeboren! Das werde ich ins Auge fassen!"
(Grimo, offenbar nicht prinzipiell abgeneigt)


Später bei der Koppel, am Dorfrand, nicht weit vom Tempel:
Grimo führt Ambramiela am Halfter auf die Weide, wo auch die anderen Pferde grasen, Ira kommt mit. Eine vielleicht dreijährige, deutlich kleinere, aber kräftige Rappstute kommt und begrüßt Brami mit freundlichem Schnauben.
"Darana, Bramis letztes Fohlen. Ich schätze, ich behalte sie." (erklärt Grimo)
„Ihr sagtet, Ihr kennt die Eisensteiner?" (Ira interessiert)
(Grimo nickt) "Einmal von einem Tempelbesucher, ansonsten von dem einen oder andern Turnier."
"Das freut meinen Onkel sicher, wenn ich ihm das sage. Wir - beziehungsweise er - züchtet Tiere, in denen Trallopper Kaltblut mit Elenviner Warmblut steckt. Ich selbst reite auch eine Stute aus dieser Zucht, Gise heißt sie… hm, naja, eigentlich Giseralda, aber für Kommandos ist mir das zu lange.“ (schmunzelt)
"Ja, wie bei Brami." (Grimo lacht ebenfalls) "Wie ist sie?"
„Ich bin sehr zufrieden. Eisensteiner sind treue und unerschrockene Tiere, sowohl unterm Sattel als auch an der Lanze in der Schlacht. Ich hab mit Gise schon an einigen Turnieren teilgenommen.“ "Ah! Welche?" (Grimo neugierig)
„Zuletzt das Hlutharsturnier in Hlutharswacht. Zuvor das Herzogenturnier, und auch mal das Garether Kaiserturnier ... zwei mal das Turnier der Ketten in Belhanka."
"Das kenne ich nur dem Namen nach ... - Habt Ihr Gise auch schon im Kampf geritten?"
„Ja. Vor einiger Zeit waren wir gemeinsam in der Rabenmark. Hat sie alles sehr, sehr gut gemacht. Ihr Charakter ist nahezu unerschütterlich, scheint mir.“ (Lobt sie die Pferde und es klingt sehr ehrlich.) „Naja, die Rickenbachs sind ein sehr rondragefälliges Haus, wäre seltsam, wenn die ängstliche Rösser ritten.“ (lacht)
(Grimo schaut auf die grasenden Pferde) "Welche ist es?"
„Ich hätte sie euch gern vorgestellt, aber ich bin mit Pirmin da. Das ist der Braune da hinten.“ (deutet auf ein recht unscheinbares Ross, das neben einem kräftigen Schimmel grast. Ira pfeift dann, worauf das Tier aufmerksam angetrabt kommt. Er ist von recht gewöhnlicher Gestalt, sein Kopf mit der schiefen Blesse und dem rundgebogenen Nasenrücken fast schon hässlich, sein Brandzeichen verrutscht und daher schlecht erkennbar, Schulter und Kruppe kantig. Alles in allem kein Pferd für die Weiterzucht, eher das eines Bauern oder Landsknechts.)
(Grimo mustert das Tier überrascht, prüfend).
„Ich weiß, er ist echt keine Schönheit. Aber treu und er war mir ein guter Kamerad auf dem Feldzug der Kaiserin, damals."
"Hm-hm" (Grimo nickt) "Mein erstes richtiges Schlachtross, Fasila, hatte nicht mal ein Brandzeichen. 'Warunker', wie man sie damals so schön nannte, aber recht groß und knochig. Fuchsstute. - Wo stammt Pirmin her?"
"Aus der Baernfarnebene. Wie er zu mir kam, das ist eine sehr traurige Geschichte. Als wir im Heer der Kaiserin bei Gallys lagerten, vergifteten Agenten von Haffax die Pferdetränken. Alle betroffenen Tiere krepierten sinnlos und qualvoll." (Da merkt er ihr Wut und immer noch Entsetzen darüber an, obwohl es schon lange her ist)
Grimo verzieht grimmig das Gesicht und gibt einen knurrenden Fluch von sich.
"Da musste dann schnell Ersatz her, denn eine Verzögerung wollte die Heerführung nicht zulassen. Also nahmen wir damals, was uns zur Verfügung gestellt wurde. War anfangs nicht einfach mit uns, nicht wahr, mein Großer? Aber die Reise in den Osten, die Gefahren und das gemeinsame entbehrungsreiche Leben mit Schwarzem Brot und faulem Wasser hat uns zusammengeschweißt, na, mein Junge? Und deshalb habe ich Pirmin behalten und reite ihn jetzt immer, wenn ich unterwegs bin. Er ist mein Freund. Ich weiß, was ich an ihm habe. Und er weiß, dass ich mehr in ihm sehe als ein Reittier." (Küsst den Wallach auf die Schnauze, lässt sich anschließend lächelnd mit den weichen Pferdelippen ebenfalls das Gesicht liebkosen)
Weiter über Pferde fachsimpelnd, schlendern Ira und der Geweihte zu den anderen zurück.


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