Nilsitz Jagd Jagdgruppe2

Kapitel 13: Jagdgruppe 2 (7. Ingerimm)

Von Zangen und Hauern

Gelda zog die Luft scharf durch die Nase und blickte in den Himmel. Sie schloss ihre Augen und bete stumm zu ihrer Herrin Ifirn. Erst seit kurzem war sie sich gewiss, dass die Tochter Firuns an ihrer Seite war. Fast hätte der grimme Gott ihr Leben im letzten Winter gefordert, doch seine Tochter hatte anders entschieden. Gelda versuchte sich zu beruhigen und hörten dem Kläffen der Hunde zu. Erst als diese immer mehr entfernt hatte, öffnete sie ihre Augen und schaute sich nach ihren Gefährten um. Sie war bereit. Es war der Bergvogt aus dem Kosch, der sich als nächstes Einfand und die Altenbergerin mit einem gewinnenden Lächeln begrüßte. “Firun zum Gruße junge Dame. Ich hoffe ihr seid ausgeruht und wild entschlossen es mit einem Keiler aufzunehmen?” Tharnax trug an jenem Morgen dunkle Wildlederkleidung, die am Torso um eine genietete Weste aus überlappenden, dicken Lederlappen ergänzt wurde und über die Lenden bis auf die Oberschenkel herabreichte. Seine Stiefel waren ebenfalls genietet und hatten schon bessere Tage gesehen. Ohne Zweifel aber waren sie eingelaufen und geeignet für das Terrain. Über der rechten Schulter des Zwergen lag eine schwere Armbrust mit außergewöhnlich starkem Bogen. An seinem breiten Gürtel erkannte Gelda die dazugehörige Spannvorrichtung samt Kurbel, die wohl nur auf die Armbrust aufgesetzt wurde, wenn dies notwendig war um sie zu spannen. Daneben hing ein kleiner Köcher mit sicher ein dutzend Bolzen darin. In der linken hielt Tharnax zudem eine Saufeder, dessen Schaft etwas kürzer war als üblich, was zu den Proportionen des Angroschos passte.

Doratrava traf ein wenig nach den anderen ein, da sie erst noch ihre Sachen aus der Jagdhütte hatte holen müssen. Sie trug ihre straßentauglichen Lederhosen, ihre festen, aber nicht allzu klobigen halbhohen Lederstiefel, ein helles Leinenhemd und darüber ihren dunkelgrauen Kapuzenmantel. Den Rucksack mit dem Proviant und sonstigen möglicherweise nötigen Utensilien hatte sie auf den Rücken geschnallt, den geliehenen Jagdspeer trug sie locker in der rechten Hand. Im Gürtel steckten vier Wurfdolche, diesmal hatte sie auch ihren zweiten Gürtel mit weiteren vier Wurfdolchen quer über die Brust gespannt. Ein schwerer Dolch befand sich in einer Scheide an ihrer linken Seite. Die weißen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, was man gut sehen konnte, da bei dem schönen Wetter keine Notwendigkeit bestand, die Kapuze aufzusetzen.

Die Gauklerin betrachtete ihre Freunde und die Zwerge und war sich deutlich bewusst, dass ihre Ausrüstung zu wünschen übrig ließ. Aber sie hatte sich nunmal zur Jagd gemeldet, es würde schon gut gehen. Sie war entschlossen, das Beste aus dem Tag zu machen, ohne sich Hals über Kopf in unwägbare Abenteuer zu stürzen, allerdings war da wieder diese kleine, fiese Stimme in ihrem Kopf, die ihr etwas über die Lebensdauer von guten Vorsätzen zuflüsterte … Borix war schon einige Zeit draußen gewesen, da er bereits alle Sachen zum Frühstück dabei hatte. Er war noch ein wenig durch das Lager gegangen und hatte mit einigen Wachen, die er noch aus seiner aktiven Dienstzeit oder der Ausbildung zu den Gebirgstruppen kannte, geplaudert und sich dadurch fast verspätet. Ähnlich wie Tharnax führte er eine schwere Armbrust und jede Menge Bolzen auf dem Rücken mit. Im Gürtel steckte der schwere Zwergenschlägel, um die angeschossene Beute endgültig zu erlegen. “Ich sehe, das ich zwar spät komme, aber wenigstens nicht der letzte bin”, grüßte er in die Runde und schaute wo Nivard blieb. Nivard war zwar zunächst im Schlepptau von Gelda zum Treffpunkt unterwegs und wäre eigentlich mit ihr gemeinsam zuerst eingetroffen, hätte ihn nicht die dort wartende Baronin von Ambelmund kurz vor dem Ziel abgefangen und in ein kurzes Gespräch verwickelt. Daher stieß er nun als letzter zur bereits versammelten Gruppe.  Er trug seine gut jagdtaugliche Alltagsmontur bestehend aus einer eng geschnürten ledernen Hose und Stiefeln, einer robusten, wollenen Obertunika im Grün der von Tannenfels und einer braunen Untertunika, was ihm im Walde recht gut Tarnung bieten würde.   Mit sich führte er neben seinem am Gürtel baumelnden Schwert als Zeichen seines Standes in der Hand einen Speer und auf dem Rücken neben einem kleinen Proviantrucksack ein Arsenal, das einem Krieger auf Jagd alle Ehren machte: zu einem einfachen Langbogen samt Köcher und Pfeilen hatte er sich angesichts der Berichte von Spinnen und Riesenschrötern dafür entschieden, fürs Grobe auch noch seinen Streitkolben mit zu führen.  Leicht peinlich berührt blickte er in die Runde: “Ich bitte um Entschuldigung, falls Ihr auf mich warten musstet - ich wurde kurz aufgehalten! Seid Ihr alle bereits fertig zum Aufbruch?” Doratrava nickte diesmal nur, ganz uncharakteristisch auf Kommentare verzichtend, wenn sie auch noch immer über das Arsenal des Kriegers  - und auch der Zwerge - staunte und sich dagegen fast nackt vorkam. Nun ja, andererseits fragte sie sich, wie man mit all dem Gerümpel im Wald vorwärtskommen wollte, ohne überall hängenzubleiben, aber das würde sie ja jetzt bald sehen.

Alsdann endlich alle Teilnehmer versammelt waren, ging es auch schon los, man brach in den Wald auf. Schnell verschluckte die dichte Wand aus Laub und Tann Recht rasch, die Gruppe war kaum ein halbes Stundenglas von der Jagdhütte entfernt, fanden sich schwer deutbare, dafür aber frische Spuren auf dem Waldboden. Die  Jagdhelfer rätselten eine Weile, konnten damit aber dennoch nur wenig anfangen, wussten nicht welches Tier Urheber der Abdrücke war. 

Ein gewaltiger Käfer

Die beiden Zwerge hingegen waren sich recht schnell einig, dass es sich bei dem gesuchten Waldbewohner um einen Großen Schröter handeln musste. Kein Wunder, galt daß mit einem dicken Chitinpanzer und langen, gefährlichen Greifzangen versehene Tier doch ebenso als Delikatesse wie Spinne bei den Angroschim. Ein Umstand der bei den beiden anwesenden Vertreter der kleinen Rasse für einige Motivation sorgte.

Nachdem die Zwerge untereinander über die Vor- und Nachteile der Schröterjagd und seiner Möglichkeiten der kulinarischen Zubereitung philosophiert hatten, wendete sich Borix zu den drei menschlichen Gefährten: “Nun, ein Schröter ist ein recht wehrhaftes Tier und auch - unter den Angroschim - eine respektable Jagdtrophäe. Aber für euch wäre doch eher ein Keiler oder gar ein Bär die gewünschte Beute?” "Bedenkt aber was für eine schöne Trophäe seine Zangen sind. Sie sind ähnlich groß wie ein Geweih und machen sich sich er ausgezeichnet an der Wand der Jagdhütte", gab Tharnax zu bedenken.  "Außerdem würde sich der Vogt sicher für diesen Festtagsschmaus bei uns bedanken. Schwarzkittel gibt es viele hier in den Wäldern. Nach ihnen können wir immer noch Ausschau halten."

Gelda ging in die Hocke und betrachte die Spur des Schröters aufmerksam, während sie den Zwerge zuhörte. “Ich denke das der Schröter eine gute Beute wäre. Ich würde es versuchen wollen. Und beim erlegen zähle ich auf eure Erfahrung. Ich denke ich kann die Fährte gut folgen!” Sie blickte auf und wartete was ihre anderen menschlichen Gefährten dazu zu sagen hatten. ‘Wenn sie es so will, dann soll sie es so haben’, dachte Borix. Nivard ging neben Gelda in die Hocke und besah ebenfalls nachdenklich die Fährte. Einen großen Schröter zu erlegen wäre in der Tat mehr als respektabel - und mal etwas anderes als immer “nur” Rot- oder Schwarzwild. Allerdings machte er sich etwas Sorgen um Gelda und Doratrava - er würde darauf achten, dass sich diese in einem etwaigen Nahkampf mit einem so schwer gepanzerten Tier keinen unnötigen Gefahren aussetzten. Sagen würde er das vor allem Gelda aber nicht, schätzte er sie doch so ein, dass dies ihren Stolz, sich dann erst recht zu beweisen, nur befeuern würde.

Schröterjagd

“So sei es, lasst uns den Schröter jagen!” pflichtete er stattdessen Gelda bei. Nach einer kurzen Pause, während der er in die Runde blickte, fuhr er fort: “Bei einem so wehrhaften Tier sollte aber jeder wissen, was er zu tun hat, wenn wir auf es stoßen. Mit Bolzen und Pfeilen alleine werden wir diesem wohl kaum ganz den Garaus machen können, oder was meint Ihr?” sah er fragen zu den beiden Angroschim. “Wahrscheinlich sollten nach einer ersten Beschussphase ein oder zwei Leute das Viech stellen, und die anderen beschießen es weiter von einer Flanke? Oder habt ihr einen besseren Plan? Ich erkläre mich jedenfalls zum Nahkampf bereit, wer wäre noch dabei? Und wer geht auf die Flanken?” “Ich habe keine Ahnung von so einem Riesenkäfer und tue, was ihr mir sagt”, meinte Doratrava in die Runde. “Wie ist das Tier denn so? Ist das schwerfällig oder flink? Hat es verwundbare Stellen?” Sie deutete auf einen der Dolche in dem Gürtel quer über ihre Brust. “Mit dem Dolch solltet Ihr lieber nicht zu nahe an das Tier kommen”, meinte Borix, “da braucht es größere Kaliber.” Damit deutete er auf den Schägel an seinem Gürtel. “Das ist ein Panzerknacker.”

"Ihr Unterseite ist weich", begann Tharnax eine Antwort. "Aber sie umzudrehen ist kaum möglich wegen ihres niedrigen Schwerpunktes. Das sollten wir gar nicht erst versuchen, dazu bräuchten wir auch Stangen oder ähnliches. Die Schäfte der Spieße sind dafür kaum stabil genug. Nein, ich würde vorschlagen wir verpassen ihm ein paar Bolzen und gehen dann in den Nahkampf über. Dabei sollten zwei seine Zangen beschäftigen, während die anderen versuchen seinen Panzer zu durchdringen und ihn zu erlegen." Mahnend blickte er in die Runde. "Es wird aber nicht mehr geschossen, sobald jemand den Schröter direkt angeht, dass ist zu gefährlich. Ich will mir keinen Pfeil einfangen im Gerangel."

“Das klingt nach einem Plan!” nickte Nivard zustimmend. “Wie gesagt, kann ich mich gerne seinen Zangen stellen. Wäre einer von Euch beiden auch dabei?” fragte er in Richtung der beiden Angroschim. “Und ihr beiden erlegt ihn von der Seite, Gelda und Doratrava, ja?” Sein Gesicht hatte einen entschlossenen Ausdruck angenommen. “Dann lasst uns den Brummer aufspüren gehen!”  “Ich werde mit euch von vorne an das Tier heran gehen”, war Borix Antwort. “Aber seid vor den Zangen auf der Hut, der Schröter ist ganz schön flink. Schlagt auf den Kopf oder die Fühler.”  Nivard bestätigte Borix’ Hinweis mit einem bestimmten Nicken. So würden sie es machen. Doratrava nickte, leicht geistesabwesend, wie es schien. Soso, weiche Unterseite, aber schwer umzudrehen … wenn man aber … hm … “Wie groß ist so ein Schröter denn?” wollte die Gauklerin noch wissen. “Also nur der Panzer, ohne Beine und Zangen.” Sie zögerte kurz, als ihr noch etwas einfiel: “Ach ja, aber Augen hat er schon, oder? Nicht bloß Fühler oder sowas?” “Zwei Schritt in etwa werden die älteren Tiere”, gab Tharnax trocken zur Antwort. “Die Augen liegen seitlich am zuvorderst liegenden Abschnitt des Körpers.” Der Zwerg schüttelte den Kopf. “Sind sind klein. Macht euch nicht zu viele Hoffnungen sie im Eifer des Gefechts zu treffen.” “Wir werden versuchen ihm ein paar Bolzen auf den Kopf zu schießen”, legte nun Borix seinen Plan dar. “Dann ist er vielleicht schon soweit hinüber, dass der Kampf schnell vorbei ist.” Dann begann er den Zustand seiner Armbrust zu überprüfen, nicht das sie versagte, wenn man sie am meisten brauchte.

Auf zur Tat

“Folgen wir also der Fährte und holen uns die erste Trophäe!”

Derjenige Jagdbegleiter, der sich als Anführer ihrer Helfer erwiesen hatte nickte. Anshold, so war sein Name schien die Entscheidung zu begrüßen, dass man auf Schröterjagd gehen wollte.  "Benötigt die Herrschaften unsere Hilfe, um die Spur weiter zu verfolgen", fragte er, um das weitere Vorgehen zu besprechen.  “Das schaffen wir, Anshold. Danke für eure Dienste”, sagte Gelda und nickte der Jagdgruppe zu. “Ich hab die Fährte im Auge”. Ohne lange zu warten ging sie los, von Spur zu Spur immer tiefer den Wald hinein. Die junge Frau war nun in ihrem Element, sehr konzentriert und bewegte sich dabei vorsichtig, gewandt und flink wie eine Katze. Nivard folgte Gelda auf dem Fuße. Stumm bewunderte er ihre Entschlossenheit, und ihre anmutig fließenden Bewegungen, mit denen sie vorauspirschte. Gleichzeitig war er aufs äußerste angespannt, bereit, sich jeder Gefahr in den Weg zu werfen, auf die die junge Frau voraus stoßen würde. Er spürte, dass sich Gelda hier viel sicherer fühlte, vielmehr sie selbst war, als auf dem Tanzparkett oder in feiner Gesellschaft (wenngleich sie auch dort eine gute Figur machte, wie er fand). Die Wahrnehmung des jungen Kriegers war aufs äußerste geschärft, und aller Anspannung zum Trotz genoss er, was er wahrnahm. Hier würden sie sich verstehen, auch ohne Worte.

Doratrava hätte zwar gern noch die ein oder andere Einzelheit erfragt, aber ihre Gefährten schienen ja ganz wild auf die Jagd zu sein, also hatte sie auf die Ermahnung Tharnax’ nur stumm genickt und war ihnen in den Wald gefolgt. Bisher war dieser noch nicht so dicht, dass das Gerümpel ihrer Jagdbegleiter diese sonderlich behinderte, zum Glück. Sie bewunderte Gelda für die Sicherheit, mit der sie der Fährte folgte, und kam nicht umhin zu bemerken, wie Nivard versuchte, dicht an ihr dran zu bleiben. Sie lächelte ein wenig in sich hinein und genoss ansonsten erst einmal einen schönen, wenn auch recht eiligen Waldspaziergang. Um die Gefahren würde sie sich sorgen, wenn es soweit war. Und ob sie mit ihren Dolchen nichts erreichen konnte, würde man sehen. Zwei Schritt war so ein Käfer groß! Da konnte sie ja darauf reiten … .

Bedeutend länger als gedacht musste die Gruppe der Fährte des Schröters folgen, bis Gelda stehen blieb und alarmierend den Arm hob. Sie hatte den sich schnell vorwärtsbewegenden Riesenkäfer als erstes vor ihnen ausgemacht. Die Altenbergerin und ihre Jagdkameraden bewegten sich in einer lockeren Formation durch den Wald. Die Jagdhelfer und ihre Hunde hatten sich indes weit zurückfallen lassen. Zu jenem Zeitpunkt befand sich die Jagdgesellschaft in einem eher von dichtstehenden, hohen Nadelbäumen dominierten Teil des Waldes. Kaum Licht drang zum Boden durch, mattes Zwielicht herrschte.

Dennoch konnte man den etwa dreißig Schritt vor ihnen schreitenden Schröter im Gewirr der Stämme und tiefhängender Äste ausmachen, denn er war das einzige was sich bewegte und er war groß. Doratrava begriff, warum er Großer Schröter genannt wurde. Eine Angabe über seine Ausmaße zu hören war die eine Sache, den mit seinen Scheren sicher zweieinhalb Schritt langen Käfer jedoch leibhaftig vor sich zu haben etwas ganz anderes.

Doratrava musste schlucken, als sie das Ungetüm in seiner ganzen Pracht vor sich sah. Sie blickte unsicher zu ihren Gefährten und wartete erst einmal auf konkrete Anweisungen.  Sie hatte sich zwar auch ein paar eigene Gedanken zur Kampftaktik gemacht, mit der die anderen sicher nicht rechneten - und sicher auch nicht der Schröter. Aber jetzt, im Angesicht der Gefahr, zögerte sie und wollte ihren Gefährten nicht mit voreiligen Aktionen in die Quere kommen. Zumindest redete sie sich das ein, während ihr Herz bis zum Hals schlug.  Der koscher Bergvogt indes war Veteran vieler Schlachten und blieb ganz Herr seiner Sinne in der gegebenen Situation. Gelassen, ohne seine Augen von dem Schröter zu nehmen, nahm er die Armbrust von der Schulter und stellte sie mit dem Metallfuß auf den Waldboden ab, um daraufhin die Winde von seinem Gürtel zu nehmen, einzurasten zu lassen und sie zu drehen. “Gehen wir auf die Flanken Borix”, fragte er währenddessen leise in Richtung seines Freundes? “Vielleicht erhält zumindest einer von uns dann noch einen zweiten Schuss, wenn die anderen seine Aufmerksamkeit erregen, bevor es haarig wird."

Wenige Momente später legte Tharnax an, wobei er den Schaft seines Spießes gegen das Holz der Armbrust gepresst hielt, so dass dessen Spitze in die exakte Richtung wie der Bolzen deutete.  Fast genauso schnell, wie der Koscher hatte Borix seine Armbrust parat und begann sie so schnell es ging zu spannen, um dem Schröter möglichst viel seiner Lebenskraft zu nehmen, spannte er die schwere Gandrasch-Armbrust doppelt: erst mit dem Geißfuß, und anschließend setzte er die Kurbel, beides hatte er an dem Bolzenköcher hängen, an um die Armbrust bis zur vollen Kapazität spannen. Zum Schluss kam dann der Bolzen auf den Lauf. “Ich bin soweit”, nickte er Tharnax zu. Auch Gelda musste erst einmal schlucken bei der Größe der Kreatur. Dann winkte sie Nivard und Doratrava an sich ran und flüsterte:”Was haltet ihr davon wenn Doratrava und ich mit den Speeren ebenfalls an den Flanken gehen und du Nivard das Wesen bei den Zangen ablenkst. Vielleicht könnten wir auch versuchen auf die Augen zu stechen?”. Sie schaute beide abwartend an.

Nivard nickte entschlossen, während er seinen Streitkolben griffbereit zurechtnestelte. “Ich werde ihn von vorne beschäftigen. Aber passt bloß auf, dass keiner mehr mit der Armbrust anlegt, wenn ihr von der anderen Seite kommt. Und wartet, bis ich seine Aufmerksamkeit wirklich auf mich gelenkt habe, bevor ihr an ihn rangeht. Nicht, dass ihr noch an meiner Statt den Nahkampf bestreiten müsst” Dann griff Nivard seinen Speer, mit dem er den Schröter zuallererst bearbeiten wollte, in der Hoffnung, ihn damit ebenso binden wie auf etwas Distanz halten zu können. “Wollen wir?”

Gelda nickte und hielt sich an die linke Flanke. Da Gelda die linke Flanke nahm, begab sich Doratrava auf die rechte, nachdem sie Nivard ebenfalls Zustimmung signalisiert hatte. Irgendwie fühlte sie sich seltsam, schwebend, unwirklich. Was tat sie da? Gestern war ihr das alles noch lustig und spannend erschienen, vor allem die Übungen mit dem Schubkeiler hatten sie sehr erfreut. Aber heute, heute war es ernst. Heute war sie Mitglied einer Jagdgruppe, wo jeder sich auf den anderen verlassen musste. Jeder Fehler konnte den eigenen Tod oder den eines Gefährten bedeuten. Und doch … und doch versuchte ihr Verstand, ihr Vernunft einzubläuen, während ihre Gefühle eine andere Sprache sprachen. Eine unwirkliche Sprache. Sie sah den Schröter, hörte die Worte ihrer Gefährten, war sich der Situation bewusst - aber so, als blicke sie von ferne auf ihren eigenen Körper und den ihrer Begleiter und Freunde. Es war ein Spiel, ihr konnte nichts passieren, und  - sie rannte los, mit einem Schrei auf den Lippen, den Speer nach vorne gereckt, das Blut wallte in ihren Augen Adern, das Rauschen des Waldes in ihren Ohren. Sie wurde schnell und schneller, kaum vermochten ihre Gefährten ihren Bewegungen zu folgen, und schon war der Käfer in unmittelbarer Reichweite.

Voraus

Nivard erschrak sehr, als er Doratrava jäh voraus stürmen sah.“Mach langsam, Du bist sonst vor mir da.” rief er ihr noch zu, während er seinen Schritt ebenfalls beschleunigte, jedoch ohne mit der Gauklerin mithalten zu können. Er hoffte, dass wenigstens alle anderen wussten, was sie taten, und taten, was abgestimmt war. Und dass Doratrava jetzt nicht mitten in die Zangen lief. Mit dem Speer in der Hand versuchte er, von vorne auf das riesige Insekt einzudringen. Hoffentlich akzeptierte das Vieh ihn als seinen Hauptgegner … . Die Sehnen knallten und nahezu gleichzeitig wurde der riesige Leib des Insekts durchgeschüttelt. Beide Bolzen hatten getroffen und waren am vorderen Teil des Torsos durch das Chitin gedrungen, dass den Schröter schützte. Einen erkennbaren Effekt hatten die Projektile jedoch nicht erzielt. In den Körper des Riesenkäfers kam nun jedoch Leben, dies zumindest hatte man erreicht. Hektisch pendelten seine Fühler hin und her. Ein aggressives, klackerndes Geräusch war zu vernehmen. Angriffslustig öffnete er seine Zangen und drehte sich zu der anstürmenden Doratrava.

Tharnax indes fluchte lauthals - "Närrin" und ließ die Armbrust zu Boden sinken, um den Spieß mit beiden Händen zu packen und loszustürmen. So war das nicht geplant gewesen.  Und wieder war Tharnax ein wenig schneller als Borix, der die kostbare Armbrust vorsichtig ablegte und dann mit gezücktem Schlägel von vorne auf den Kopf des riesigen Käfers zu lief. Verdammt, wieso drehte das Vieh sich jetzt? Wenn sie von vorne mit dem Speer angriff, musste Doratrava sich direkt zwischen die Zangen begeben, dazu hatte sie trotz ihrer unpassenden Hochstimmung keine Lust. Wirklich Zeit zum Überlegen hatte sie nicht, also fiel die Entscheidung in Bruchteilen von Sandkörnern. Sie rammte den Speer vor dem Schröter, aber noch außerhalb der Zangenreichweite in den Waldboden und lenkte ihren eigenen, beträchtlichen Schwung in die Höhe, was sie über die Zangen hinweg katapultierte, allerdings ohne den Speer loszulassen, so dass dieser wieder aus dem Boden gerissen wurde. Sie versuchte, den Überschlag in der Luft so zu lenken, dass sie auf dem Rücken des Tieres aufkam, um dann den Speer mit all ihrem Schwung senkrecht von oben zwischen Kopf und Panzer in den Nacken des Schröters zu rammen. Zwar hatte die Spitze des Speeres der Gauklerin nicht perfekt den Raum zwischen den Chitinplatten getroffen, doch glitt er über die nahezu glatte Oberfläche des Panzers und geriet so doch noch zum Ziel und somit ins weiche Fleisch des Schröters, der daraufhin mit ruckartigen Bewegungen versuchte die Ursache des Schmerzes abzuschütteln.  Die eigene Geschwindigkeit und der unglückliche Umstand, dass der Speer sich wegen dieser Bewegungen zwischen den Chitinplatten verkantete führte dazu, dass er kurz hinter seiner Spitze brach und Doratrava einige mehr oder minder unfreiwillige Stolperschritte erst über den Käfer und herunter von ihm machen musste, um nicht zu stürzen.

Zu ihrem Glück waren in diesem Moment die andere Jäger heran, die die Aufmerksamkeit des Riesenkäfers auf sich zogen, denn der Schröter hätte sonst vermutlich die Chance erhalten, sie von hinten zu Attackieren.  Wild schnappte die Zangen des Rieseninsekts auf und zu, die er zugleich einem Besen gleich kurz über dem Boden hin und her warf, um alles was sich ihm in den Weg stellte von den Beinen zu fegen.

Nach ihrem unfreiwilligen Abgang vom Rücken des Schröters hechtete Doratrava zunächst einfach nach vorne, um aus der Reichweite des Tieres zu kommen, dann fuhr sie herum und zog gleichzeitig nahezu instinktiv einen Wurfdolch aus ihrem Gürtel. Sie hatte nun keinen Speer mehr und würde den Namenlosen tun, sich mit ihrem Schweren Dolch erneut in den Nahkampf zu stürzen. Sie musste nun erst einmal wieder den Überblick gewinnen und sehen, wo sich eine Lücke bot. Das Gefühl, ein Spiel zu spielen, war verflogen und Ernüchterung und Ernst gewichen.

Der Angriff Doratravas kam so plötzlich, das Gelda nicht viel Zeit zum Nachdenken blieb. Ein Wutlaut verließ ihre Lippen und lenkte ihren Speer direkt in die Flanke des Ungetüms. Hätte Nivard Zeit dazu gehabt, hätte er vielleicht Doratravas tollkühne Handlung bewundert und den Wahnsinn, der sie offensichtlich ritt, verflucht. Hatte er aber nicht, und so stürzte er sich geistesgegenwärtig frontal dem Schröter entgegen, auf die nun wieder frei gewordene Zangen- und Mundpartie zu, um diese mit dem Speer zu bearbeiten und zu binden, bevor sie sich Gelda zuwenden konnte. Als Borix dann an dem Käfer heran war, schlug er dem mächtigen Tier mit dem Schlägel auf den Schädel.

Während Borix und Nivard also versuchten den Großen Schröter zu binden und dabei höllisch aufpassen mussten nicht von seinen Beißwerkzeugen erwischt zu werden, versuchten Gelda und Tharnax dem Käfer durch gezielte Stöße ihrer Spieße zu erlegen.  Der Schlägel von Borix hatte das Rieseninsekts schon zwei Mal heftig an der Kopfpartie erwischt und den Chitinpanzer an dieser Stelle reißen lassen. Aber auch Nivard war es gelungen seinen Speer einmal zwischen die Mandibeln ins Weiche zu stoßen.  Beide, Mensch und Angroscho waren der Meinung, dass das Tier etwas langsamer geworden war, dass ihre Angriffe Wirkung zeigten, als es entgegen seiner bisherige Taktik einen Satz nach vorne machte.

Borix schaffte es gerade noch außer Reichweite zu springen, doch Nivard an seiner Seite wurde durch diese Aktion des Zwergen soweit behindert, dass er von den Zangen des Schröters  von den Füßen geholt wurde. Jetzt galt es schnell zu handeln, oder der Tannenfelsener würde in die Zange genommen werden. Gelde und Tharnax indes hatten ihre Spieße zwischen den Chitinplatten tief ins Fleisch getrieben des Schröters getrieben und stemmten sich beide mit ganzer Kraft gegen den Leib des Tieres, um die Waffen immer tiefer zu stoßen.  Das Vorpreschen des Rieseninsekts dann, riss Tharnax fast von den Beinen, so fest hielt er den Schaft des Spießes. Gelde hingegen tänzelte leichtfüßig mit der Bewegung des Tieres mit. Beide nahmen sie im Augenwinkel war, dass Nivard stürzte und das die Situation somit brenzlig wurde. Schwer kam der Krieger auf dem Boden auf, die Luft wurde ihm aus den Lungen getrieben. Zu seinem Glück war der Waldboden an dieser Stelle recht weich vom Nadelstreu, dennoch spürte er pochende Schmerzen in der rechten Schulter, doch fern, als wäre diese nicht mehr Teil seines Körpers. Der Gedanke an Gelda verdrängte alles andere, kurz durchzuckte ihn der Einfall, sich unter den Körper des Schröters zu rollen, um die weiche Unterseite zu bearbeiten, doch dazu befand sich der Körper des Tieres zu nahe am Boden, und die Zangen und Mandibeln bildeten einen wehrhaften Wall.

Nivards blitzschnelle Überlegungen wurden jäh unterbrochen, als beide Zangen von der Seite gegen seine Arme krachten. Diesmal war der Schmerz in seiner Schulter nicht mehr fern, sondern sehr nah und real und drohte, ihm das Bewusstsein zu rauben. Mit aller Kraft biss er die Zähne zusammen, damit das nicht passierte, und versuchte sich aus der Umklammerung zu drehen, doch ohne Erfolg. "Beine!" schrie in diesem Moment Gelda mit sich überschlagender Stimme. Tharnax reagierte sofort und trat dem Schröter das rechte Vorderbein weg, während Gelda dasselbe mit dem linken versuchte - doch ohne Erfolg, sie hatte das Gefühl, gegen einen unbeweglichen, harten Baumstamm getreten zu haben. Schmerz durchzuckte ihren Fuß, der Schröter schüttelte sich unwillig, nur leicht aus dem Gleichgewicht gebracht. Dann ließ er überraschend Nivard fallen und schwenkte seine Zangen ruckartig nach rechts, was Tharnax nicht erwartet hatte. Mit einem lauten Aufschrei wurde der sicher nicht leichte Zwerg von der rechten Zange in den Bauch getroffen und mehrere Schritt gegen einen Baum geschleudert, wo er benommen liegenblieb. Borix hatte indessen versucht, wieder an den Kopf des Tieres heranzukommen, ohne Nivard zu gefährden, doch das überraschende Manöver des Käfers ließ ihn erneut zur Seite stolpern. Einen zwergischen Fluch auf den Lippen ließ er seinen Schlägel mit voller Wucht auf die linke Zange des Biests krachen, woraufhin ein zwei Spann langes Stück absplitterte und sirrend haarscharf an Geldas Ohr vorbei in den Wald flog. Doratrava war schier das Herz stehengeblieben, als Nivard zu Boden gegangen war. Sie sprang auf und holte mit dem schon in ihrer Hand befindlichen Wurfdolch aus. Leider machte das Vieh ihr nicht die Freude, das Maul zu öffnen, sonst hätte sie den Dolch dort hinein versenkt, also versuchte sie, mit einem kraftvollen Wurf das Auge zu treffen. Leider zuckte der Käfer just in diesem Moment erneut in eine andere Richtung, so dass der Dolch das Auge knapp verfehlte und von der harten und glatten Chitinschicht abgelenkt klirrend irgendwo hin flog, wo sie ihn nicht mehr sehen konnte. "Verdammt!" entfuhr es ihr, als ihr Tharnax' Speer ins Auge fiel, der noch immer in der Seite des Schröters steckte. In einer fließenden Bewegung sprang sie drei Schritt zurück, um Anlauf zu nehmen, dann warf sie sich nach vorne und stürzte sich mit voller Geschwindigkeit auf den Speer, um ihn mit gewaltiger Wucht tiefer in den Körper des Tieres zu treiben.

Auf der anderen Seite hatte Gelda sich gerade ebenfalls ihres Speeres besonnen und riss und zerrte seitlich an diesem, um die Wunde zu vergrößern. Als Doratrava aber wie ein Geschoss in der anderen Flanke einschlug und tatsächlich Tharnax' Speer einen kompletten halben Schritt tiefer trieb, gab der Schröter einen unwirklich klingenden, schrillen Schrei von sich und drehte sich einmal in rasender Geschwindigkeit um seine Achse - Gelda wurde ihr eigener Speerschaft aus der Hand gerissen, dann traf sie die linke, gesplitterte Zange des Tieres, riss ihr mit der messerscharfen Bruchstelle den linken Arm auf und schleuderte sie zu Boden. Doratrava hielt sich instinktiv an Tharnax' Speer fest - und schaffte es tatsächlich, nicht davongeschleudert zu werden, wenn sie auch am Speer hängend durch die Luft flog. Doch als der Käfer seine Drehung abrupt beendete, trug ihr Schwung sie weiter und sie krachte längs auf die rechte Zange des Schröters. Zu spät hatte sie versucht, doch noch loszulassen, sie konnte sich nur noch ein wenig zur Seite drehen. So erwischte sie eine nach außen gerichtete Zacke an der Zange nicht mitten in der Brust, sondern riss ihr "nur" die Seite auf. Mit einem erstickten Aufschrei fiel sie zu Boden. Borix hingegen hatte sich geistesgegenwärtig fallen lassen, als der Käfer seine Pirouette drehte. Noch im Fallen schlug er mit dem Zwergenschlägel seitlich aus. Die Spitze des langen Hammers bohrte sich tief in die weiche Unterseite des Tieres, dann wurde die Waffe Borix nahezu aus der Hand gerissen, als der Käfer sich weiter drehte. Doch eisern hielt er daran fest und wurde zwei Schritt über den Boden geschleift, während sich ein Schwall dunklen Blutes aus der sich durch den Ruck erweiternden Wunde über ihn ergoss.

Als die Drehung des Schröters endete, hatte sich Nivard mühsam wieder aufgerichtet und aus der unmittelbaren Reichweite der Zangen begeben. Hin- und hergerissen zwischen seinem Bedürfnis, nach Gelda zu sehen, und der Notwendigkeit, ihrer Jagdbeute endlich den Garaus zu machen, entschied er sich für letzteres. Er hatte seinen Spieß nicht verloren und sah die günstige Gelegenheit, diesen seitlich in das kaum gepanzerte Fleisch seitlich am Kopfansatz des Käfers zu stoßen. Zwar spürte er vor allem seinen rechten Arm kaum noch, doch mit aller Gewalt setzte er sein Vorhaben in die Tat um. Mit lauten Knirschen drang die Waffe in den Hals des Schröters ein, wieder ertönte ein hohes Quieken. Da tauchte plötzlich Borix neben ihm auf und ließ seinen Schlägel erneut auf den Kopf des Tieres krachen. Von der anderen Seite des Schröters ertönte ein Schrei, irgend etwas zwischen Wut und Triumph, denn Gelda hatte sich mühsam aufgerappelt und dem abgelenkten Tier ihr Jagdmesser seitlich tief in den Bauch gerammt.

Der Schröter schüttelte sich ein weiteres Mal, was Nivard erneut von den Beinen warf, da er seinen Spieß nicht loslassen wollte, während Borix zurücksprang - doch dann sackte das Tier mit einem letzten klagenden Laut zu Boden und rührte sich nicht mehr. Endlich! Mit einem lauten Stöhnen rappelte sich Tharnax auf, als der Käfer seine letzten Zuckungen bereits vollendet hatte. Der Zwerg hielt sich die Rippen und machte ein nicht gerade glückliches Gesicht, während er sich aufrichtete und den Rücken durchstreckte. Eine kleine Platzwunde am Kopf zeugte davon, dass sein Aufprall sehr unsanft gewesen war. Blut klebte in seinen Haaren. Dennoch galt seine Sorge zunächst den anderen.  "Jemand ernsthaft verletzt", fragte er laut und blickte sich um, suchte den Blickkontakt zu seinen Jagdgefährten, während er zum Schröter hinüber humpelte.  Die Jagdhelfer kamen nun auch herbeigeeilt und halfen den sich am Boden befindenden beim Aufstehen.

Verletzt

Doratrava lag keuchend am Boden und hielt sich die Seite. Blut quoll zwischen ihren Fingern hervor und ihr war schwindlig. Auf die Frage des Zwergen hin versuchte sie sich aber aufzurappeln und kam immerhin bis auf die Knie, bevor ein stechender Schmerz sie innehalten ließ. Sie blinzelte ein paar Mal, um ihre Sicht zu klären, und erblickte in nächster Nähe Nivard, der halb unter dem Kopf des Käfers begraben lag. “Nivard?” rief sie mit großer Sorge in der Stimme, bevor ein erneuter scharfer Stich in ihrer Seite sie zischend die Luft einsaugen ließ. Doch sie zwang sich, auf Händen und Knien zu dem Krieger zu kriechen und schüttelte ihn an der Schulter. “Nivard?” rief sie noch einmal, drängender. "Ogerkacke!" Tharnax fluchte lauthals, als er durch die Worte der Gauklerin darauf hingewiesen Begriff, in welcher Lage sich der Tannenfelsener befand. Der Zwerg beschleunigte seine Schritte und eilte weiterhin hinkend zum Kopf des Riesenkäfers.  "Orkendreck. Ich brauche jemanden der den Burschen hier rauszieht, wenn ich den Kadaver anhebe", rief er und ersuchte damit um Beistand.

Nivard röchelte halb benommen unter dem Auflastdruck des riesigen Insektenleibs, der ihn halb begrub. Auf Doratravas Schütteln kam er langsam wieder zu sich. Sein klarer werdender Blick ruhte einen Moment auf ihren Augen. Dann huschte er umher. “Dora...trava, … Deine Seite… sieht… nicht gut aus. ” presste der junge Krieger, selbst schmerzverzerrt, hervor. “Du… musst…” stöhnte er, “Dich… verbinden lassen.” Hinter Doratrava hatte er inzwischen auch Borix und Tharnax ausgemacht. Aber wo war Gelda? Wo war Gelda! Nivard stöhnte auf, “Gelda? Wo ist Gelda?” Mit seiner Sorge kam Leben in den Tannenfelser. Allem Wehe zum Trotz mobilisierte er seine Kraftreserven und versuchte, die Beine anzuziehen, um das Vieh von sich zu stemmen. Aussichtslos. Der verdammte Brummer war viel zu schwer. “Doratrava? Kannst Du Gelda sehen?” “Nivard!” rief Doratrava erleichtert, doch dann ließ der Schmerz in ihrer Seite sie sich wieder zusammenkrümmen und aufkeuchen. Sie brauchte einen Augenblick, um seine Frage zu verstehen, doch als die Worte in ihren umnebelten Geist gesickert waren, zwang sie sich zu einer Antwort. “Gelda ist hinter dem Schröter. Sie … blutet? Aber sie steht! Mach’ dir keine Sorgen!” Dann wurde es schwarz um sie.

Die Erleichterung, dass Gelda offenbar glimpflich davongekommen war, schlug jäh in Schrecken um, als Doratrava neben Nivard zu Boden sackte. “Schnell!” keuchte er. “Kommt… schnell… her. Dora… trava…. hat es schwerer… erwischt!” ‘Heiliger Kurim, beschütze sie.’ Er betete inständig, dass die Gauklerin nicht lebensbedrohlich verletzt war. ‘Ein solch grausamer Blutzoll wäre viel zu hoch für diesen vermaledeiten Käfer!’ Mit seinem linken Arm, der ein wenig Bewegungsfreiheit hatte, versuchte er, nach der jungen Frau zu greifen, bezahlte dafür aber sogleich mit einem stechenden Schmerz in der Schulterpartie. “Doratrava! Bleib hier! Doratrava, bleib bei mir, hier! Los. Komm zu Dir!” gab er so laut von sich, wie es seine gepressten Lungen erlaubten.

Gelda war noch ganz benommen vom Kampf und dem Siegesrausch. Erst langsam meldete sich der Schmerz von der Wunde am Arm, aber diesen ignorierte sie, als sie Nivard und Doratrava ihren Namen riefen. Sofort ging sie zum Kopf  der Bestie und sah wie Doratrava zusammen sackte. Bevor diese allerdings gänzlich zu Boden fiel, fing die Altenbergerin sie auf. Langsam setzte sie die Gauklerin am Boden ab. “Doratrava, bleib bei uns! Und du, Borix und Tharnax, helft Nivard vom Schröter weg”, wies sie die beiden an. Mit ihrer Rechten griff sie in ihre Gürteltasche und holte eine Prise Riechsalz heraus. Den Göttern sei dank, eine besorgte Doctora als Tante zu haben! Zielsicher hielt sie es Doratrava unter die Nase. Als der Schröter zu Boron gegangen war, hatte sich Borix erst einmal selber aufgerappelt. Es war bei letzten Angriff zurückgesprungen und hatte es geschafft nicht noch auf den am Boden liegenden Nivard zu treten. Dann stand er da und schaute auf den toten Käfer.  “Bei Angroschs Klöten!” fluchte er leise vor sich hin. “Ich habe tatsächlich unsere Trophäe zerschlagen!” Wie gebannt schaute er auf die beschädigte Zange und schreckte erst als er mehrfach seinen Namen hörte. Er blickte auf und sah wie Nivard unter dem Schröter eingeklemmt lag. Er lief zu dem Tannenfelsener und gemeinsam mit Tharnax begann er den Körper des Käfers anzuheben. “Los, Du blindes Huhn!” rief er seinem alten Waffengefährten zu. “Da hilft es nichts, Du musst viel weiter links anfassen. Na los! Bei drei nochmal! Eins … zwei … dreeeeiiiii!”

Und so gelang es endlich den stöhnenden Nivard unter dem Riesenkäfer hervorzuziehen.  Tharnax ließ den Kadaver achtlos und mit schmerzverzerrtem Gesicht fallen, als es geschafft war. Sogleich ging der Koscher Bergvogt in die Knie und hielt sich von neuem die Rippen. Ganz klar, auch er hatte etwas abbekommen. Der Schröter hatte seine Chitinplatten teuer verkauft. “Ogerkacke”, fluchte der Sohn des Thorgrimm sichtlich verärgert. “So alt bin ich doch noch gar nicht und doch habe ich das Gefühl, dass meine Knochen langsam morsch und brüchig werden.” Wütend schüttelte der Zwerg den Kopf, begann dann aber schief zu grinsen, als sein Blick auf Borix fiel.  “Du Wühlschrat hast eine der schönen Zangen zerdeppert und das wo ich mehrere Jahrzehnte keinen so großen Schröter mehr gesehen habe. Wir werden sie richten müssen. Nein, du wirst das tun müssen.” Tharnax lachte, aber nicht hämisch, es klang vielmehr nach Erleichterung, dass sie alle noch einmal glimpflich davongekommen waren. “Ja, ja”, murrte der Angesprochene. Dann schaute er Tharnax genauer an: “Was ist mir Dir? Hast wohl was abgekriegt? Soll ich Dir helfen oder lässt das Deine Eitelkeit nicht zu?” Der Angesprochene grunzte erst etwas ungehalten über die Frage, doch kurz darauf seufzte er müde und nickte Borix zu. “Ich glaube ich habe mir zwei, drei Rippen geprellt. Ich hoffe das keine gebrochen ist. Allein komm ich jedenfalls so nicht aus dem ganzen Leder heraus.” Nach einer Pause ergänzte er. “Ich wäre dir dankbar, wenn du mir hilfst und es dir ansiehst.” “Ach komm”, freundschaftlich wollte Borix ihm auf die Schulter schlagen, dann fiel ihm ein, dass das auch die Rippen seines Freundes erschüttern würde und seine Hand blieb in der Luft hängen. “Dann lass uns mal schauen …”  Borix begann an den Verschlüssen der Lederweste des Koschers zu nesteln und sie vorsichtig aufzumachen. Als die Weste geöffnet war und er dem Zwerg das Hemd über den Kopf gezogen hatte, winkte er einen der Jagdhelfer herbei, denn tatsächlich war ein Teil der unteren Rippen Tharnaxs in ein ungesundes grünblau gefärbt.

“Du hast doch sicherlich ein paar Verbände dabei für alle Fälle?” Der Jagdhelfer nickte nur stumm und kramte in seiner Umhängetasche. Als Borix den Verband bekommen hatte, sagte er: “Jetzt beiß' die Zähne zusammen!” Dann begann er den Verband unter festem Ziehen um den Oberkörper des Gefährten zu wickeln und nach jeder Runde noch einmal fest nachzuziehen. Ein paar Wicklungen später war er dann fertig. “Das sollte bis heute Abend reichen - wenn Du Dir nicht noch mehr Blessuren bei unseren nächsten Jagdbeuten bekommst.” Der Koscher nickte grimmig. “Wir wollten ja eigentlich eine Wildsau erlegen. Dennoch müssen wir wohl erstmal abwarten, wie schwer es die anderen erwischt hat, bevor wir weitere Pläne schmieden.”

Borix nickte, reichte Tharnax sein Hemd und half im abschließend wieder in die Weste. Als Gelda Doratrava das Riechsalz unter die Nase hielt, dauerte es nicht lange, bis sie sich stöhnend regte, gleich darauf folgte ein schmerzhaftes Aufseufzen, als die Gauklerin sich ungeschickt bewegte und die Verletzung an der Seite sich vehement bemerkbar machte. Ihr aufgerissenes Hemd war schon ganz nass vom vielen Blut, ihren Mantel hatte sie vor dem Angriff irgendwo weiter hinten im Wald zu Boden fallen lassen. Sie schlug die braunen Augen auf und blickte die über sie gebeugte Gestalt, die sie nur undeutlich erkennen konnte, unfokussiert an. “Ar… Arbosch?” flüsterte sie mich schwacher Stimme. “Was meintest du mit Ainth…” Doratrava brach ab, als ihre Sicht etwas klarer wurde und sie rote Haare und grüne Augen erkannte. Ein völlig verwundert klingendes “Gelda?” kam mehr gehaucht aus ihrer Kehle. Ihr drohten die Augen zuzufallen, doch mit sichtlicher Anstrengung kämpfte sie um ihr Bewusstsein. Gelda konnte nicht anders, als fasziniert zuzusehen, wie die braune Farbe ihrer Augen plötzlich dunkler, fast schwarz wurde und dann in diesem lichtlosen Brunnen ein violetter Funken aufglomm, der die Pupillen von innen heraus erleuchtete, das Schwarz immer mehr an den Rand drängte und schließlich ersetzte, das alles im Zuge weniger Sandkörner. “Gelda!” Doratrava fasste ihre Freundin mit erstaunlicher Kraft am rechten Arm und versuchte sich in eine sitzende Position zu ziehen, aber ein erneuter Stich in der Seite ließ sie aufstöhnend zurücksacken. “Geht … geht es dir gut? Und Nivard! Nivard?” Die Gauklerin hob ihre Stimme, brachte aber trotzdem nur ein Krächzen zustande. “Er muss unter dem Käfer vor … und die Zwerge! Tharnax?” Schwer atmend hielt Doratrava inne, ihr fehlte die Luft, um noch mehr zu sagen. Der Blick ihrer nurmehr leuchtend violetten Augen bohrte sich tief in Geldas grüne, als suche die Gauklerin auf diese Weise Halt, wo sie es körperlich nicht mehr vermochte. 

In Sicherheit

Nivard war kaum dazugekommen, sich mit brüchiger Stimme bei Tharnax und Borix für seine Bergung zu bedanken, da waren die beiden Angroschim bereits wieder mit sich und dem Schröter beschäftigt. Der junge Krieger drehte sich zur Seite. Sein Brustkorb und seine rechte Schulter ebenso wie seine Arme schmerzten noch immer niederhöllisch vom Zangengriff des Hexapoden. Er hatte wenigstens einige Prellungen und Quetschungen davongetragen, hoffentlich war keine Rippe gebrochen. Seine Blicke aber suchten Doratrava und Gelda.  Erleichtert sah und hörte er, dass Doratrava wieder bei Bewusstsein war - offensichtlich hatte sie doch keine unmittelbar lebensbedrohliche Verletzung davongetragen.   Als er versuchte, sich aufzurichten, sackte er zunächst vom erneuten Schmerz zurück, dann biss er jedoch die Zähne zusammen und schleppte sich auf allen Vieren zu den beiden jungen Frauen.

“Wie geht es euch? Seid ihr schlimmer verletzt?” Er wurde wieder der klaffenden Wunden der beiden gewahr. “Wir müssen Eure blutigen Striemen sofort reinigen und verbinden!” Er sah sich nach seinem Rucksack um, den er vor dem Angriff auf den Schröter auf den Waldboden abgelegt hatte, darin musste sich auch noch ein Fläschlein stark Alkoholisches befinden, das ihnen gleich gute Dienste leisten würde. Und danach sicher auch. “Ich hol schnell was zum Auswaschen Eurer Wunden…” raunte er noch zu Gelda und Doratrava, doch wirklich schnell wollten ihm die wenigen Schritte zu seinen Habseligkeiten gerade nicht gelingen. Schließlich kam er aber, inzwischen wieder auf zwei Beinen, zurück und begann, eine grünliche Flasche herauszunesteln. “Habt ihr irgendetwas dabei, das als Verband taugt?” fragte er geschäftig nach, hielt jedoch inne, als er in Doratravas glasig Gelda ansehende violette Augen blickte. Die seinen folgten diesen und sahen schließlich fragend in die grünen der jungen Altenbergerin.

Als die Blicke von der Gauklerin und Gelda sich trafen, war die Altenbergerin erst überrascht vom Wechselspiel der Augen und spürte dann einen plötzliche Drang sie zu küssen. Ihr wurde heiß und Kalt, ihre Gedanken und Gefühle überschlugen sich. Alles was sie in diesem Moment nur wollte, war für Doratrava da zu sein, sie zu lieben und sie zu schützen. Ja, Doratrava war die Liebe ihre Lebens! Die Stimme von Nivard und Borax unterbrachen diesen Bann allerdings. So schnell wie dieses Gefühl über sie kam, so verflog es doch gleich. Etwas verwirrt schaute sie Nivard an und brauchte einen Moment zu antworten. “Verband? Was?” Nachdem Borix die Frage Nivards gehört hatte, schickte er den Jagdhelfer mit der Verbandtasche zu den drei Menschen. “Er hat Verbände, braucht ihr Hilfe beim Anlegen?” Gelda neigte sich zu Borix. “Ja … Verbände. Eine Gute Idee. Jetzt wurde sie auch wieder gewahr ihrer eigenen Wunde am Arm. “Kannst du erkennen, wie schlimm die Wunde von Doratrava ist, Nivard?”, fragte sie den Krieger.

Vom Blutverlust geschwächt war Doratrava noch immer nicht ganz bei sich, aber dieser Blick … so hatte sie bisher nur einmal eine andere Frau angesehen, und diese hatte ebenfalls rote Haare gehabt. Schon neigte sich Gelda ein winziges bisschen vor und öffnete leicht die Lippen. Jetzt wurde es auch der Gauklerin heiß und kalt und sie wusste nicht, was sie tun sollte. Für den Moment war der Schmerz in ihrer Seite vergessen. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf und durchs Herz, Freude, Reue, Angst, düstere Vorahnungen, rauschhaftes Entzücken. Schon hob sie wie von selbst den Kopf ein wenig, um Gelda entgegenzukommen, da brach die blutjunge Altenbergerin den Blick und schaute zu den Männern.

Aufseufzend ließ Doratrava sich zurückfallen, sofort kam der Schmerz in ihrer Seite zurück und ließ sie aufstöhnen. Sie schloss die Augen. Was war das gerade gewesen? War das ein böses Spiel? Erst die Einladung letzte Nacht, bei Gelda zu schlafen, woraus nichts geworden war, und jetzt … aber nein, Gelda war ihre Freundin und wollte sicher kein Spiel auf ihre Kosten treiben. Sie verjagte mühsam alle Gedanken an rote Haare und rote Lippen und gab sich statt dessen der Erleichterung hin, dass offenbar keinem der Jagdgefährten etwas Ernsthaftes widerfahren war. Wieder flatterten ihre Augenlider und ihre Sicht verschwamm … warum nur … .

“Die Wunde sieht gar nicht gut aus, die Seite ist aufgerissen, und es sickert noch ordentlich Blut hinaus, zu viel Blut!” bewertete Nivard Doratravas Zustand, und fügte in Richtung Gelda hinzu: “Wir müssen schnell machen!”, bevor er seine Stimme in die Runde hob: “Wir brauchen die Verbände, schnell!” Zu Gelda murmelte er dann wieder: “Wir müssen sie oben herum entkleiden, die Wunde schnell säubern, und dann einen straffen Verband anlegen. Willst Du, oder soll ich, Gelda?” Nivard war es etwas unangenehm, als Mann den Oberkörper einer in Not befindlichen Frau entblößen zu müssen, aber was sein musste, musste im Zweifel sein. “Doratrava! Doratrava! Doratrava, bleib bei uns, komm, bleib wach!” Einer der Jagdhelfer, jener der die Jagdgesellschaft bereits mit Verbandszeug versorgt hatte, ging neben Doratrava in die Knie und musterte die Wunde.

"Sollen wir das Horn blasen und Hilfe rufen, hohe Herrschaften? Die Eisenwalder können die Verletzten sicher schnell zur Jagdhütte bringen, sollte dies notwendig sein?" Doratrava bekam nur halb mit, wie Nivard und Gelda ihr das zerrissene, schmutzige, blutige Hemd auszogen. Sie trug nichts darunter, denn für ihre kleinen Brüste benötigte sie kein Brusttuch, um deren Gewicht zu halten, wie es bei manchen üppigeren Frauen wohl üblich war. Ihre makellos weiße Haut glühte fast in Licht der wenigen Sonnenstrahlen, die den Weg zum Boden fanden. Nur dort, an der Seite, wo der Schröter sie mit seinen Zacken erwischt hatte, klaffte ein hässlicher, blutender Riss von bestimmt einem halben Spann Länge. Ohne nähere Untersuchung war nicht festzustellen, wie gefährlich die Verletzung wirklich war, aber die Gauklerin hatte zweifellos viel Blut verloren.

Doch als die Stimmen der Jagdhelfer durch den Nebel um ihre Gedanken drangen, bäumte sie sich auf. "Nicht ... mir geht es gut ..." krächzte sie und fasste erneut nach Geldas Arm. Ihre violetten Augen glühten auf. Sie wollte bei ihren Freunden bleiben und nicht bei der ersten Jagd ihres Lebens nach dem allerersten Zusammenstoß schmählich ausfallen. Immerhin war sie nun wieder hellwach ... oder ... ? Nivards erster Impuls war es, das Angebot der Jagdhelfer für Doratrava anzunehmen, und er war auch nach wie vor der Überzeugung, dass dies das beste für sie wäre. Aber er wollte sich auch nicht allzu schnell über den Willen der Freundin hinwegsetzen. “Wir versorgen sie erstmal hier, und dann sehen wir gleich weiter!” antwortete der junge Tannenfelser dem Jagdhelfer, während er bereits einen Lappen mit etwas Schnaps aus seiner Flasche tränkte und sich schnellstens daran machte, die Wunde vorsichtig zu säubern. “Jetzt stillhalten, Doratrava, auch wenn es etwas brennt!” Er sah zu Gelda: “Kannst Du sie zur Not festhalten? Oder ihr einen Schluck aus der Flasche geben?”  Besorgt schaute Gelda die Gauklerin an und dann Nivard. “Bist du dir sicher?”, stellte sie die Frage an beiden und nahm dem Krieger die Flasche aus der Hand. “Meine schöne Freundin. Du bist wirklich eine wahre Heldin. Aber vielleicht nicht auf diesem Schlachtfeld. Die Jagd ist nichts für dich … jedenfalls noch nicht.” Ihre Stimme klang liebevoll, aber auch besorgt. ”Ihr da, blast das Horn, wenn die Hilfe kommt, gehen wir beide zurück.” Bestimmend hatte Gelda das Wort an die Jagdhelfer gerichtet. “Die Wunde scheint tief zu sein. Das sollte sich meine Tante, die Doctora, anschauen.” Sie legte Doratravas Kopf behutsam auf ihren Schenkeln ab, entkorkte die Flasche und nahm einen tiefen Schluck vom Tannenspitz.

“Gelda …”, hauchte Doratrava mit schwacher Stimme, “nicht … wer soll euch denn nächstes Mal in Schwierigkeiten bringen, wenn ich nicht mehr da bin?” Die Gauklerin lachte ein wenig, wenn es sich auch mehr wie ein Röcheln anhörte. Allerdings fühlte sie sich tatsächlich gerade nicht in der Lage, große Sprünge zu machen, auch wenn sie sich das nicht eingestehen wollte. Und heute Abend musste - nein wollte sie ihre Vorführung machen, koste es, was es wolle. Wie sie das in ihrem derzeitigen Zustand bewerkstelligen wollte, hatte sie keine Ahnung, aber es war ja jetzt erst Vormittag, das würde schon werden … irgendwie. “Gelda … der Schnaps war für meine Wunde, nicht für dich … oder habe ich da etwas falsch verstanden?” Doratrava lächelte die junge Altenbergerin liebevoll an, auch wenn der Gedanke an die Schmerzen, die der Alkohol in ihrer Wunde entfachen würde, ihr den kalten Schweiß auf die Stirn trieb. “Nivard … sag’ du auch mal was!” forderte sie den Krieger auf, immer noch in schmerzhaftem, spielerischem Tonfall, der so gar nicht zu ihrem Zustand passen wollte.

Der Hilferuf

Leicht irritiert verfolgte indes der Jagdhelfer das hin und her auf seine Frage hin. Als dann die Entscheidung einseitig verkündet wurde, schien er fast erleichtert endlich eine konkrete Antwort bekommen zu haben. Ohne weiter Zeit zu verlieren, oder besser Gelegenheit zu geben die Meinung noch einmal zu ändern, erhob er sich und schritt zu den anderen Jagdhelfern, um Signal zu geben. Gleich darauf ertönte das Horn. Es hatte einen tiefen Ton, der sicher weit tragen würde. Drei Mal wurde es gestoßen. Die Pausen zwischen den langgezogenen Tönen währte viele Herzschläge lang. Dann würde das Horn abgesetzt und abgewartet, doch nichts geschah. Drei weitere Male musste die besagte Signalfolge wiederholt werden, bis ein anderes Horn aus der Ferne antwortete. Man hatte ihren Ruf nun vernommen und würde sicher umgehend Soldaten auf den Weg schicken. Von da an wurde im regelmäßigen Abstand ein einzelner Hornstoß abgegeben, damit die Helfer, die nun unterwegs waren, sich grob orientieren konnten wohin sie sich zu wenden hatten. 

Schröterzangen

Da die oberflächliche Versorgung der Gruppe abgeschlossen war und man auf das Eintreffen der Hilfe wartete, konnte sich Borix nun mit den Zangen des Schröters beschäftigen. Vorsichtig um sie nicht noch weiter zu beschädigen begann er erst die eine zur riesigen Zange vergrößerte Mandibel aus dem Oberkiefer zu brechen. Immer wieder musste er den Dolch ansetzen bis er sie aus dem Maul des toten Käfers gebrochen hatte. Endlich lag die erste Hälfte der Jagdtrophäe unbeschädigt im Gras. Und sogleich fuhr er mit der zweiten Zange fort, hier war noch mehr Vorsicht geboten, denn durch seinen Schlag war ja bereits ein Stück abgebrochen und ein Riss war an der Bruchstelle zu erkennen. Aber auch diese Zange konnte nicht lange unter den geschickten Finger des Zwergs an ihrer von Tsa vorbestimmten Stelle bleiben. Er nahm beide Zangen auf und reichte sie einem der Jagdhelfer zur Verwahrung. Dann fing er an das abgebrochene Stück im hohen Gras zu suchen. Vielleicht konnte man die Stücke später mit dünnem Draht wieder zu einer ganzen Zange zusammenfügen, dachte er während er mit suchendem Blick das Gras durchkämmte. “Hier”, rief Tharnax aus einer gänzlich anderen Richtung. Als Borix sich zu ihm umwandte zwinkerte der Koscher ihm mit seinem verbliebenen Auge zu. “Hast du deinen Augen am Arsch?” Der Bergvogt lachte und warf seinem Freund das verlorene Stück der Zange zu. Borix fing reflexartig. Es war günstig herausgebrochen und würde sich wohl am besten mit zwei, drei kleinen Schrauben zusammenfügen lassen, dass erkannte der handwerklich begabte Zwerg sofort.

Auch das lose Stück der Zange gab Borix dem Jagdhelfer zur Aufbewahrung, dann erst nahm er wahr, dass die drei Menschen anscheinend doch sehr viel mehr abgekommen hatten als er im ersten Moment wahrgenommen hatte. Das Signalhorn war nicht unnötig geblasen worden.  Die Frauen würden die Jagd wohl abbrechen, eine Entscheidung die für die beiden sicherlich bei den erlittenen Verletzungen das Beste war, aber für das Ergebnis ihrer Jagdgruppe würde es sich wohl eher als Nachteil erweisen, denn mit einer kleineren Gruppe - bei der die anderen auch noch Blessuren hatten - würde es schwierig werden den Titel des Jagdkönigs zu erringen.

Während Gelda auf die Jagdhelfer wartete, damit diese sich um Doratrava kümmerten, sah sie zu den Zwergen hinüber, die offensichtlich ungeduldig wurden und weiter die Jagd führen wollten. Sie ging zu Nivard. “Was denkst du, schaffst du das mit den beiden? Ich meine, ich habe nur ein Kratzer abbekommen. Aber eine von uns sollte mit Doratrava mit!” sagte sie besorgt und strich ihm behutsam über die Schulter. Nivard griff Geldas Hand auf seiner Schulter und wandte sich ihr ganz zu. “Schaffen werde ich es wohl, aber mit Euch beiden…” sein Blick ging kurz zu Boden, dann sah er wieder auf,  “mit Dir… wäre es eine schönere Jagd geworden. Und sicher auch eine erfolgreichere. Aber Doratrava braucht Dich gerade wohl wirklich mehr, als wir.” Er lächelte Gelda an, aber es war zu erkennen, dass er alles andere als glücklich über die Trennung der Gruppe war. “Wir jagen für Euch beide mit, und unsere Beute widmen wir Euch beiden. Natürlich nur, wenn diese Eurer würdig ist,” beeilte er sich, hinzuzufügen. Ob eine Spinne als würdig einzustufen wäre? Er verscheuchte den Gedanken. Stattdessen hielt er weiter Geldas Hand, als ob er diese nie wieder loslassen wollte. Und verlor sich einmal mehr in ihren grünen Augen. Er verspürte den inneren Drang, Gelda zu küssen. Ob er dies wagen sollte? Dürfte? Langsam näherte er sich ihr… und in seinem Bauch tanzten die Schmetterlinge … .

“Tut euch keinen Zwang an …” hauchte Doratrava, die sich ein wenig vergessen vorkam. Oh, sie konnte sie lesen, vielleicht besser, als sie selbst. Konnten aber ihre Gefährten auch sie lesen? Sie verschluckte sich fast bei diesem Gedanken, was einen erneuten Stich durch ihre Seite schießen ließ. Sie stöhnte unwillkürlich auf. Verdammte Jagdhelfer! Niemand hörte auf sie! Sie wollte weitermachen … andererseits … zurück mit Gelda … aber Nivard … verdammt, warum war das alles so schwierig? Rahja … war grausam. Sie gab sich einen Ruck, versuchte sich aufzurichten, aber der Schmerz tobte derart in ihrer Seite, dass sie fast aufschrie. Doch  … sie … war … kämpfen … gewohnt … nicht ohne Kampf und Schmerz lernte man seinen Körper beherrschen, wie sie es tat. Sie griff nach Geldas und Nivards Armen und zog sich hoch. “Seht ihr”, keuchte sie unter Tränen, “ich kann schon fast wieder springen …” Dass derweil weiteres Blut aus ihrer Wunde sickerte, ignorierte sie geflissentlich.

Bevor Geldas Lippen in Nivards Reichweite kamen, wurden beide ein wenig von der Gauklerin nach unten gerissen, was den magischen Moment zerstörte … zumindest für den Krieger.  “Mutig bist du, aber du solltest schnellsten jemanden sehen, am besten meine Tante. Oder das wird mit keinem Auftritt heute mehr. Immerhin bist du auf diesem Feld unschlagbar.” Gelda lächelte sie an und griff der Gauklerin stützend unter die Arme, damit diese nicht gleich wieder umfiel. Wo blieben nur die Jagdhelfer? “Firun mit euch, bringt den Sieg nach Hause”, raunte sie den drei übriggebliebenen Jägern im Vorgriff auf den Abschied zu. “Habt Dank!” antwortete Borix. “Wir werden versuchen Euch würdig bei dem Rest des Tages zu vertreten und mit Euch zusammen heute Abend Jagdkönig - oder besser Königin - werden.” “Bringt ihr Doratrava so heil es in ihrem Zustand möglich ist ins Lager.” raunte Nivard zurück. “Und pass auch auf Dich auf, Gelda.” Der junge Tannenfelser ließ die beiden Frauen widerstrebend allein und begann damit, gewissenhaft seine Ausrüstung zu überprüfen, um dem soeben erhaltenen Auftrag nachher auch gerecht werden zu können.

Der zwergische Heiler

Irgendwann hörten Jäger und -helfer Rufe aus dem Wald zu ihnen dringen.  Sogleich rannte einer der Gemeinen in die entsprechende Richtung und führte kurz darauf eine Gruppe von acht Angroschim zum Platz auf dem die Jagdgruppe den Schröter gestellt und erlegt hatte.  Fünf der Zwerge trugen Kettenrüstungen und waren schwer bewaffnet. Die anderen  waren lediglich in robustes Leder gekleidet. Zwei hatten lange Holzstangen auf den Schultern, um die Plane aufgerollt war. Offensichtlich handelte es sich dabei um Tragen. Der Letzte Angroscho trug eine schwere Umhängetasche und kam sogleich im Laufschritt zu Doratrava, als er dieser Ansichtig wurde und ließ sich neben ihr auf die Knie fallen.  "Ich bin Apporix", stellte er sich knapp vor, während er sich bereits daran machte, die improvisiert versorgte Wunde mit einer großen Schere, die er aus seiner Tasche hervorholte, wieder freizulegen. “Ich diene als Wundarzt und werde mich ab jetzt um euch kümmern. Habt ihr große Schmerzen?

Doratrava, die sich bis zur Ankunft des zwergischen Arztes auf Gelda gestützt hatte, war versucht, die Situation mit einer flapsigen Bemerkung herunterzuspielen. Aber da ja schon entschieden worden war, dass sie in Begleitung Geldas zurück zur Jagdhütte gehen musste, sah sie keinen Sinn darin und antwortete mit schwachem Lächeln wahrheitsgemäß: “Wenn ich mich nicht bewege, geht es. Aber bei jeder ungeschickten Bewegung fühlt es sich an, als ramme mir jemand einen Dolch in die Seite. Im übrigen will ich euch gar nicht zur Last fallen. Geldas Tante”, die Gauklerin deutete auf ihre Freundin, “ist auch Ärztin, Gelda wollte mich zu ihr bringen.” Doratrava holte tief Luft, aber auch das war nicht ohne Schmerzen möglich, so dass sie unwillkürlich das Gesicht verzog und erst einmal schwieg, eine Reaktion von Apporix abwartend.

"Niemand möchte mir freiwillig zur Last fallen, denn immer wenn ich Hand anlegen muss, ist irgendjemand mehr oder minder ernsthaft verletzt", entgegnete der Zwerg mit einem Schmunzeln.  "Im Übrigen seid ihr mindestens bis ins Lager meine Patientin." Das 'meine' betonte Apporix besonders, so dass klar war, dass er keinen Widerspruch dulden würde. Er nahm seine Arbeit sehr ernst.

"Wenn ihr es wünscht, könnt ihr dort aber gerne jemand anderen hinzuziehen. Jedoch bestehe ich darauf mit jener Person zu sprechen, um ihr meine Beurteilung eures Falls mitzuteilen zu können. Einverstanden?" “Darauf kann ich mich einlassen, denke ich”, antwortete Doratrava mit schiefem Lächeln in leicht ironischem Tonfall. “Was meinst du, Gelda?” Dann wurde ihre Miene etwas ernster. “Was meinst du - Ihr? - denn - wie schlimm ist es? Kann ich heute Abend auftreten?” Bange Erwartung sprach aus ihrer Stimme, unwillkürlich suchte ihre Hand die der neben ihr stehenden Gelda und verschränkte sich haltsuchend in dieser.

Der Zwerg hielt inne und sah auf. Er schien mit der gestellten Frage nicht viel anfangen zu können, denn sein Gesicht zeugte von Unverständnis. “Auftritt”, kam es ihm langsam und zweifelnd über die Lippen, einer Gegenfrage gleich. Auffordernd blickte er daraufhin nacheinander in die Gesichter der beiden Frauen. “Sie ist eine Gauklerin. Habt ihr gestern nicht ihren Auftritt gesehen, Meister Apporix?”, sagte Gelda und lächelte ihn an. “Meine Tante, die Doctora von Altenberg, hat in Vinsalt studiert. Die kennt sich auch gut aus und weiß wie keine hässlichen Narben entstehen. Und ganz nach dem Motto dieses Festes “Völkerverständigung”, wäre es doch ganz interessant wenn ihr euch austauscht?” Gelda sagte das mehr als Feststellung den als Frage. Doratrava nickte Gelda dankbar zu. Keine Narbe hörte sich gut an, sehr gut sogar. Vom Kampf mit den Kopfgeldjägern vor wenigen Tagen war quer über ihre Brust eine feine Linie zurückgeblieben, und wenn das trotz Arboschs oder wessen immer Behandlung so war, war  vermutlich auch die Schramme, welche der Armbrustbolzen über ihren Rücken gezogen hatte, nicht ohne Spuren verheilt. Ob da die Doctora nachträglich noch etwas machen konnte? Dann sah sie den Zwerg verständnislos an. Konnte es sein, dass dieser nicht bei der gestrigen Feier gewesen war? Das konnte sie sich kaum vorstellen. “Wo warst du denn gestern Abend?” platzte sie heraus, ohne Rücksicht auf die Etikette zu nehmen.

Apporix schien die Frage zunächst zu ignorieren und ging mit einem leichten Kopfschütteln wieder an die Arbeit. Dann jedoch räusperte er sich in einem leichten Anflug von Ärgernis. “Werte Damen, ich hatte Dienst im Lazarett. Folglich war ich nicht in der Jagdhütte. Wenn ich dies noch erwähnen dürfte, die gilt im übrigen für weit mehr als zweihundert weitere meiner Brüder und Schwestern, die für die Sicherheit dieser Veranstaltung sorgen. Ach und wenn es nach mir geht, dann braucht ihr einige Tage strenge Bettruhe. Wenn jene ‘Dorctora’ das anders sieht, hat sie etwaige Spätschäden zu verantworten - nicht ich.” Daran hatte die Gauklerin gar nicht gedacht. Natürlich, es gab genug Bedienstete und Wachen, die hatten während der Feier ihren Aufgaben nachgehen müssen, wie hatte sie das nur vergessen können. “Entschuldige, Meister Apporix, ich wollte dich nicht ärgern oder verspotten”, versuchte sie den Zwergen zu beschwichtigen. Auf die Bemerkung bezüglich der Bettruhe ging sie sicherheitshalber nicht ein. Sie wollte nicht gleich als widerspenstige Patientin abgestempelt werden, wer weiß, was der Meister sonst mit ihr tat, damit sie in seinen Augen keine Dummheiten anstellte. Hoffentlich schaffte es Geldas Tante, sie irgendwie auf die Beine zu bringen. Nach der Feier würde sie sich mit Freuden Ruhe gönnen. Aber eben erst dann.

Für den Zwergen schien das Thema jedoch bereits abgehakt. Die Entschuldigung nahm er zwar zur Kenntnis, denn seine Miene hellte sich daraufhin zumindest wieder etwas auf, antworten tat er Doratrava aber nicht mehr, sondern konzentrierte sich auf seine Arbeit.  Nachdem Apporix schließlich die Wunde erneut gereinigt und dann mit einem festen Druckverband versehen hatte, eine Prozedur die noch einmal nicht ohne Schmerzen vonstatten lief, rief er seine beiden Kameraden mit der Trage herbei.  Gemeinsam verfrachteten die drei Angroschim Doratrava auf die Feldtrage und fixierten sie an Oberschenkel und Schulterpartie. So war sie transportfertig.

Die Tragetechnik der Zwerge indes war außergewöhnlich, etwas dass die Menschen so noch nicht gesehen hatten. Beiden Träger legten sich eine Art Geschirr über Nacken und Schultern, welches mit Schnallen unterhalb den Achseln befestigt wurde. Schnüre, die durch die Tragestangen gezogen wurden, verliefen ebenfalls durch Eisenringe am Geschirr, so dass die Träger nicht nur Armkraft, sondern auch andere Muskelgruppen darauf verwenden konnten, die Last zu transportieren.

Abmarsch

"Wir sind abmarschbereit", verkündete Apporix kurzerhand, nur um dann nochmal seinen Blick über die anderen Jäger schweifen zu lassen. "Ich hoffe alle anderen kommen ohne fremde Hilfe zurück." Nivards Blick hatte sich kurz neugierig in der außergewöhnlichen Tragevorrichtung verfangen, löste sich aber auf die Frage Apporix’ wieder: “Ich bin zuversichtlich, dass weitere Wunden mit Firuns Segen nur noch in unsere Beute geschlagen werden, jedoch nicht in uns. Zumindest werden wir alles daran setzen. Ich wünsche Euch einen guten und unbehelligten Rückweg zum Lager!” Er sah in Richtung Geldas und Doratravas: “Und Euch beiden eine rasche Heilung! Bis heute Abend!” Sein Blick blieb noch ein Weilchen an den beiden hängen, vor allem an Gelda, während sich der Trupp langsam entfernte und im Dickicht außer Sicht geriet.  Dann wandte er sich Borix und Tharnax zu: “Wir haben von den beiden Damen eine Mission aufgetragen bekommen - nämlich als Sieger zurückzukehren. Lasst sie uns nicht enttäuschen!” Er wollte jetzt alles daran setzen, den Titel des Jagdkönigs zu erringen. Wahrscheinlich würde er Gelda damit mehr beeindrucken als mit einem Gedicht.  “Wollen wir also wieder die Fährtensuche aufnehmen?”  Borix nickte Nivard zu. “Wenn Ihr bereit seid, dann können wir sofort aufbrechen.” Dann blickte er aber Nivard und Tharnax ernst an: “Aber bitte bedenkt, wir sind hier auf einer Jagd und nicht auf einem Feldzug. Wenn ihr beide - die ja auch einige Blessuren abbekommen habt - nicht mehr könnt, dann hört auf. Es soll nur Spaß machen!” Dann nahm er seine schwere Armbrust wieder auf, prüfte ihren Zustand und hängte sie sich wieder auf den Rücken.

Der Koscher winkte auf die Ermahnung hin nur verschmitzt lächelnd ab. "Ich bin längst im Ruhestand wie du weißt. Es besteht also keine ernsthafte Gefahr, dass ich meinen fetten, haarigen Arsch riskiere." Mit einem Seitenblick auf Nivard ergänzte er noch, "und ich denke unser junger Freund hier will diesen Wald nicht zu einem Schlachtfeld machen, sondern nur die hübschen Damen beeindrucken. Ich jedenfalls hatte nur die Weiber im Kopf, als ich so alt war wie er." ‘Na, das hat sich noch nicht geändert’, dachte Borix, aber um nicht länger zu diskutieren, behielt er diesen Gedanken für sich.

Nivard musste auf Tharnax’ Einschätzung hin recht breit grinsen - Zwerge und Menschen ähnelten sich in manchen Dingen eben doch sehr, gerade in den wichtigen. Dies und seine Wangenröte zeigten deutlich, dass er sich ertappt wähnte, auch wenn er die Zusammenhänge etwas… gewählter… beschrieben hätte. Aber im Grundsatz hatte der Angroschim Recht. “Man muss immer wissen, wofür oder für wen man auszieht, egal ob es in die Schlacht oder wie hier die Jagd, ist. Und kann es ein höheres Ziel geben, als einer guten und schönen Frau durch sein Streben zur Freude und Ehre zu gereichen?” Wahrscheinlich klangen seine Idealvorstellungen von Ritterlichkeit und Minne etwas hochgestochen in diesem Kreise, kam ihm direkt, weswegen er seine grünliche Flasche nochmals aus dem Rucksack zog, entkorkte und das, was Gelda von seinem Tannspitz übrig gelassen hatte, der Runde anbot. “Auf die Frauen! Auch wenn ich sie nie verstehen werde. Und die Jagd!” Beide Zwerge nickten zur Entgegnung. In dieser Sache waren sich alle drei einig. “Dann können wir also!” nickte Borix schließlich den Jagdhelfer zu und gab diesen damit das Zeichen wieder eine Spur zu suchen. Die um zwei Personen geschrumpfte Jagdgruppe setzte sich also wieder in Bewegung. Die grobe Richtung musste sie zwangsläufig ebenfalls wieder zur Jagdhütte zurückführen, denn sie waren bereits einige Wassermaß unterwegs und das Einsetzen der Dämmerung würde nicht mehr ewig auf sich warten lassen.

Die erlegte Beute, die großen Zangen des Riesenhirschkäfers führten sie auf ihrem Weg ebenso mit sich, wie den um die Beine beschnittenen Rumpf des Tieres. Letzterer wurde an eine improvisierte Holzstange gebunden mitgeführt. Die Gemeinen übernahmen diese überaus mühsame Arbeit.

Die drei Jäger waren bereits ein wenig erschöpft, aber durchaus zufrieden und das galt ebenfalls für die Jagdhelfer, schließlich hatten sie die Herrschaften auf die richtige Fährte gebracht. Für den blutigen Kampf, den der Schröter geliefert hatte, konnten sie ja nichts. Lediglich die Hunde waren noch voller Tatendrang und kaum ruhig an den Leinen zu halten.  Gedämpfte Gespräche wurden geführt und so mancher freute sich auf das wärmende Feuer des Kamins in der Jagdhütte und etwas deftiges zu Essen, vielleicht gar einen Brand, um den Tag und die erfolgreiche Jagd gebührend zu Feiern.

Plötzlich jedoch war das alles vergessen, denn  die Hunde schlugen an und bellten, warfen sich ins Zeug und trachteten danach ihre Führer voran zu ziehen. Kurz darauf, noch bevor man hätte reagieren können, war ein vielfaches, noch leises Quieken zu vernehmen. Laute, die die Jäger nur von Schweinen, oder eben Wildschweinen kannten. Dazu kam Hufgetrappel, dass beständig lauter wurde.  “Hört ihr das?” fragte Borix seine Begleiter grinsend. “So wie das klingt kommt da die Schweinereiterei! Dann wollen wir sie mal würdig empfangen!”

Mit einem Schwung nahm er die Armbrust vom Rücken und begann sie so schnell als möglich einfach zu spannen - das sollte für eine Wildsau reichen. Auch Nivard griff sich seinen Bogen und legte einen Pfeil auf. Wahrscheinlich würde er damit keine Sau ganz zur Strecke bringen, aber wenigstens so stark verletzen, dass er ihr damit im anschließenden “Nahkampf” den Garaus machen konnte. Seine Muskeln spannten sich, und seine Sinne waren voll auf die anstehende Begegnung ausgerichtet. Wildschweine waren einerseits eine dankbare Beute, anderseits aber durchaus wehrhaft. Wenn sich die Jagdgruppe aber nicht sehr tölpelhaft anstellte, sollten sie hier reichlich ernten können. Beim Ausharren kam ihm nur die Frage, was die Wildschweine derart aufgeschreckt und in ihre Richtung getrieben haben könnte. Sie hatten doch gar keine Treiber dabei. Auch Tharnax eilte sich seine Armbrust zu präparieren. Währenddessen ließ er die anderen in ruhiger, aber lauter Stimme an seinen Gedanken teilhaben.

"Wenn sie in Sichtweite kommen, muss sich jeder von uns in den Schutz eines Baumes stellen. Die größte Gefahr ist, dass wir über den Haufen gerannt werden. Sie können womöglich unter uns fahren wie eine Gerölllawine im Frühjahr. Das Leittier rennt immer voran. Er muss unser Ziel sein. Lasst uns auf ihn zielen. Er ist aller Wahrscheinlichkeit nach der dickste Brocken." Die Gemeinen hatten sich bereits mit den Hunden zurückgezogen, als das Getrampel und Gequieke immer lauter wurde. Nur noch wenige Herzschläge, dann würde es soweit sein. Die drei Jäger vermochten sogar schon vereinzelt Bewegungen durch das Gewirr der Stämme und Äste erkennen. Die Wildschweine würden knapp an ihnen vorbei rennen, wie es aussah. Nivard nickte eilig und schlug sich rasch an den nächsten Baum, eine mächtige, alte Eiche - dies war nicht seine erste Saujagd, und natürlich hatte Tharnax voll und ganz Recht. Die runzlige, raue Borke an der Schulter legte er nochmals mit Pfeil und Bogen an, bereit, aus seiner Deckung hervorzutreten und von schräg hinten auf das Leittier zu zielen und zu schießen, sobald dieses in Sicht- und Reichweite käme und seine Stellung passiert hätte. Anspannung und eine grimme Vorfreude erfassten ihn, er war bereit, mit sein Jagdglück und Kurims Segen zu testen.

Als Borix sah, dass seine Gefährten alle in Sicherheit hinter den Bäumen waren, trat auch er hinter eine dicke Buche mit ihren weit ausladenden, tiefhängenden Äste, um von dort aus das Leittier der ankommenden Wildschweine aufs Korn zu nehmen. Langsam versuchte er mit einigen tiefen Atemzügen weiter zur Ruhe zu kommen und dann den Schuss sicher auf das rennende Schwein zu setzen.  Es kam wie durch die Geräusche angekündigt und somit bereits erwartet. Kaum zehn Schritt von den geschützt stehenden Jägern brach eine von ihrer Stärke her riesige Rotte Schwarzkittel durch das Unterholz. Die Tiere liefen allesamt hinter einem kolossalen Keiler hinterher dessen Fell bereits eine leicht gräuliche Farbe angenommen hatte. Borix nahm aus dem Augenwinkel heraus wahr, dass Tharnax mit einem kurzes Schritt aus der Deckung trat und zielte. Nivard hingegen verzögerte, wartete darauf, dass das Leittier sie passiert hatte. Nun galt es.

Wildschweine

Noch einmal holte Borix tief Luft, dann hielt er den Atem an und verfolgte mit der Armbrust den alten, grauen Keiler. Als er sich sicher war, dass der Bolzen - falls er wider Erwarten als Querschläger enden würde - keinen seiner Gefährten treffen könnte, zog er am Abzugshebel. Die Sehne entspannte sich mit einem Zischen und der Bolzen surrte durch die Luft und schlug einen Lidschlag später in die Flanke des Keiler ein. Aber der Keiler war schneller als Borix vermutet hatte und so schlug er nicht hinter dem Schulterblatt in das Herz ein, sonder erst in die Bauchdecke. Der Keiler lief relativ unbeeindruckt von dem Schuss weiter, was dazu führte, dass Borix lauthals zu fluchen begann. Ebenso wie der Bolzen seines Freundes, trat das Projektil des koscher Bergvogts nicht exakt dort ein, wo es hätte geschehen sollen. Tharnax hatte auf die Stirn des Tieres gezielt, um ihm den Schädel zu durchbohren, doch der Keiler senkte im letzten Moment den Kopf, so dass sich der Bolzen in den breiten Nacken grub. Nivard hingegen behielt die Ruhe, ließ sich auch von Borix Fluchen nicht aus der Konzentration bringen. Jetzt endlich war die Position des Keilers geeignet für einen Schuss - Nivard atmete ein kleines Bisschen seines letzten Atemzugs aus, hielt dann die restliche Luft an und entließ die Sehne in die Freiheit - mit ihr seinen Pfeil, der sich von schräg hinten in die Flanke des stattlichen Tieres schlug. Der Schwarzkittel strauchelte und fiel, überschlug sich und blieb schließlich reglos liegen. Zufrieden und mit einem kurzen, an den Heiligen Kurim gerichteten Dankspruch ließ Nivard den Bogen sinken und vergegenwärtigte sich rasch der Position und des Verhaltens der restlichen Wildschweinrotte. Ob er bereits auf das getroffene Tier zuschreiten konnte? Der Rest der Rotte nahm vom verenden ihres Leittieres in jenem Moment keine wirkliche Notiz. Die Tiere rannten einfach weiter. Es waren weit mehr als zwanzig. Ein exaktes Zählen war jedoch nicht möglich da alles viel zu schnell ging und die Jäger ohnehin einen anderen Fokus besaßen. Was die Tiere in Bewegung gesetzt hatte blieb indes offen. Nach nur wenigen Herzschlägen war es schließlich vorbei. Wenig mehr als das sich entfernende Hufgetrampel und der tote Keiler deutete darauf hin, dass die Wildschweine sie gekreuzt hatten.  “Ein formidabler Schuss, Herr von Tannenfels!” lobte Borix Nivard als er sah wie sich der Keiler überschlagen hatte. “Na alter Koscher, da zeigt uns der Junge aber wie man ein Schwein richtig erlegt.” Und tatsächlich, auch Tharnax war voll des Lobes für das Geschick des Tannenfelseners. Vorsichtig nach dem Rest der Rotte Ausschau haltend, trat Borix aus seiner Deckung unter der Buche hervor, hängte sich die Armbrust wieder über die Schulter, nahm den Schlägel in die Rechte und ging zu dem toten  Keiler hinüber. Einen Schritt vor dem Schwein hielt er an und stupste den Schwarzkittel mit dem Hammer an ob nicht noch etwaiges Leben in dem Basse steckte.

Als er überzeugt war, dass er tot war, kniete es sich neben das mächtige Tier und zog den Bolzen aus der Flanke. “Wollen wir nur  das Gewaff mitnehmen oder den ganzen Keilerkopf?” Nivard freute sich sichtlich über die lobenden Worte aus dem Munde des erfahrenen Angroschim. “Mein Pfeil gab dem Keiler aber nur den Rest - bereits durch Euch war er schon schwer getroffen.” gab er dieses zurück. Er stellte sich neben Borix und betrachtete mit ein wenig Stolz das erlegte Tier. “Ein Prachtexemplar von einem Keiler! Ich würde auf jeden Fall den ganzen Kopf mitnehmen. Er wird die Festhalle sicherlich großartig schmücken, meine ich!”

Er hoffte sehr (und ging davon aus), dass, wenn der Kopf erst einmal als Trophäe geborgen war, auch der Rest des Keilers seitens der Gemeinen aufgenommen würde… so viel köstliches Fleisch durfte keinesfalls im Walde zurückgelassen werden, das hatten ihn die harten Winter in den Wäldern Ambelmunds gelehrt. “Und der Rest wird heute Abend einen großartigen Braten abgeben.” "Ich würde vorschlagen wir lassen seine Gedärme und einen Großteil der Schwarte als Opfer an den Herrn der Jagd zurück und spießen den Rest einfach auf um ihn mitzunehmen." Tharnax nickte mit einem Schulterzucken in Richtung der Gemeinen, dann grinste er Borix schief an. "Ich werde mir das Fleisch dieses Keilers schmecken lassen. Das ist meine Trophäe und die wird mein stattlicher Leib vermutlich nie wieder hergeben." Lachend klopfte er sich selbst auf den leicht rundlichen Bauchansatz. Borix schaute seinen alten Freund skeptisch an und erwiderte: “Na, ob wir was von dem Keiler abbekommen wirst Du wohl zum einen Borindarax und zum anderen den Jagdergebnissen der anderen Gruppen überlassen müssen.

Wer weiß, was die alles erlegt haben oder nicht?” Dann forderte er die Jagdhelfer auf: “Schneidet den Kopf bloß vorsichtig ab, der muss schließlich noch als Trophäe für den Vogt herhalten!” - Welchen Vogt er damit meinte, ließ er allerdings offen - “Brecht den Keiler auf und macht wie mein Freund vorgeschlagen hat. Es sollten einige gute Stücke für das Essen heute Abend bei herauskommen. Und dann ziehen wir auf zurück zur Jagdhütte oder glaubt ihr, dass wir noch etwas fangen würden?” Die einhellige Meinung der Gemeinen darauf  war, dass sie sich eilen müssten nach dem Ausnehmen des Keilers. Die Dämmerung würde sie ohnehin unterwegs überraschen. Für die Dunkelheit war der Nilsitzer Wald zu dicht und die Bedrohung durch die Spinnen des Nachts noch größer.

Ohne weiter auf die Helfer zu achten, reinigte Borix noch den geborgenen Bolzen im Gras und steckte ihn wieder zurück zu den anderen in den Köcher. Anschließend entspannte er die schwere Armbrust, schnallte sie sich auf den Rücken und verstaute die Sehne in einer seiner vielen Taschen. Dann blickte er fragend zu Nivard und Tharnax: “Wollt ihr noch weiter oder treten wir den Rückweg an?” Müde schüttelte der Koscher den Kopf auf die Frage hin. "Mein Bedarf an Abenteuer ist gedeckt für heute. Wenn wir jetzt noch weiter jagen strapazieren wir unser Glück etwas zu sehr meiner Meinung nach." Tharnax nickte in Richtung der Gemeinen, die den Keiler inzwischen aufgebrochen hatten und hieb in die gleiche Kerbe wie diese zuvor. "Außerdem, auch wenn ich die Spinnensuppe echt genossen habe, möchte ich keinem dieser Biester im Dunkeln begegnen, wenn die Vorteile auf ihrer Seite sind." In Tharnax’ Worten lag sicherlich viel Wahrheit, das sah Nivard ein. Andererseits war er noch immer vom Ehrgeiz besessen, gemeinsam Jagdkönig zu werden - nicht um des Ruhmes willen, sondern zum Gefallen Geldas  - und um dieser zu gefallen. Ein riesiger Schröter und ein prächtiger Keiler waren jedoch bereits gute Argumente… nur, wer wusste, was die anderen Gruppen zu bieten hatten. Eine Spinne wäre ein weiteres, gewichtiges… er verwarf den Gedanken sofort. Stattdessen pflichtete er nach kurzem Abwägen Tharnax bei: “Ihr habt Recht - lasst uns zurück zum Lager kehren und dort unsere erfolgreiche Jagd begießen. Und nach den Frauen sehen, die wir allzu früh verloren haben.”

“Dann ist es wohl beschlossen”, stimmte nun auch der Angroschim zu. “Lasst uns zurück gehen und schauen, ob unsere Jagdbeute für den Jagdkönig ausreicht. Aber ich denke, dass wir gar nicht so schlecht dastehen und die beiden Damen recht stolz auf uns sein können”, fügte er mit einem Augenzwinkern in Richtung Nivard hinzu. Nun forderte er die Jagdknechte auf, dass sie sich mit der Last der Beute zurück zum Ausgangsort machen könnten. Obwohl Borix einen recht guten Orientierungssinn hatte, war er sich nicht wirklich sicher ob er nach dem ganzen Hin und Her durch den Wald den kürzesten Weg finden würde.  Nivard entgegnete Borix’ Augenzwinkern mit einem Grinsen - offensichtlich lasen nicht nur menschliche Frauen in ihm wie in einem offenen Buch - sei’s drum, so war es eben. Nun galt es den Weg zurück zu finden. War er in den heimischen Wäldern immer gut darin gewesen, den Pfad nach Hause zu finden, war er sich hier nicht ganz sicher - das kam davon, wenn man sich führen ließ, anstatt die Wegfindung selbst in die Hand zu nehmen, schalt er sich. Allerdings merkte er rasch und mit einem Gefühl der Zufriedenheit, dass er intuitiv in dieselbe Richtung gegangen wäre, in die sie nun die Jagdhelfer führten.

Die Schatten der Bäume wurden bereits immer länger und nur wenige Lichtstrahlen fanden noch ihren Weg durch das Blattwerk. Die fehlende Helligkeit weckte andere Sinne in den Wandernden - das Gehör nahm hier ein Knacken, da ein Rascheln wahr, das es am helllichten Tage noch überhört hätte  - und da, huschte da nicht etwas, etwas Vielbeiniges? Nein, wahrscheinlich war es nur die Fantasie der müden Jäger, die diesen einen Streich spielte. Für echte Furcht waren die Jäger zu gestanden und erfahren, dennoch waren alle froh, als sie schließlich im letzten Licht des verbleichenden Tages an der Jagdhütte angelangt waren, lockten doch die Aussicht auf ein wärmendes Feuer, bequeme Stühle, ein süffiges Bier und köstlich gebratenes Wildbret. Und manch einen die aufgeregt-bange Vorfreude auf ein Wiedersehen.