Neunte Vorbereitungen

9. Stunde - Bereitmachen zum Aufbruch

Borax nickte entschlossen, als Alfons ihn aufforderte sich den Tatort und die Schlösser anzusehen, er würde sofort aufbrechen und alles dafür Notwendige besorgen. Er stand mit dem Agenten des Greifenthrones auf, hatte er doch nur auf dieses Zeichen gewartet, hielt dann noch inne und ließ sich die Vollmacht aushändigen. „Ich werde sogleich in die Stadt gehen, das benötige Werkzeug erstehen und mich dann wieder hier einfinden. Seid so gut und instruiert jemanden, der mich dann an den Tatort geleitet. Er verneigte sich leicht. Meine Damen, meine Herren, auch Ihnen ein gutes Gelingen. Lasset uns gemeinsam einen Bund schmieden, der das drohende Unheil abwendet. Simia mit euch.“ Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und enteilte mit zackigen Schritt. (Borax)

Die gesiegelten Briefe sah Dhana sich voll Verwunderung an. Sicher, es war der einfachste Weg, doch auch einer, der schnell auffliegen würde, wenn man ein solches Schriftstück fände. Immerhin waren alle, welche hier standen oder saßen, nicht wirklich bekannt in Elenvina. Alfons hatte es ja bereits erwähnt. Doch auch andere Gedanken kamen ihr, als sie den Gesprächen zuhörte, welche die wohl gelehrten Damen führten. Schriftanalyse, das war nichts für sie. Auch mit Waffen kannte sie sich nicht wirklich aus. Die Leiche ansehen... ob es wohl jemanden gab, der die verbotene Kunst der Anatomie beherrschte? Sie sah zu Arlan, welcher wohl die Leute bei Hofe befragen wollte. Sicher, eine sehr gute Idee, wenn man es richtigmachte. Auch das mit der Taube war sicherlich interessant, sollte man sie zu ihrem Stall zurückverfolgen können. "Verzeiht, Alfons, könnte der Täter auch durch ein Fenster in der Garnison eingedrungen sein? Gerne würde ich Borax begleiten um zu sehen, wie einfach es ohne Magie oder besondere Hilfsmittel ist, Einlass zu erhalten." sie dachte den Satz in Gedanken zu Ende und schweifte wieder ein wenig ab, sich das Papier abholend. (Dhana)

Die Eisensteinerin schnappte kaum hörbar nach Luft, als der penetrant-dreiste Mann sie mit ihrem Vornamen anredete. Allerdings hatte er sich ja bereits während des gesamten Morgens ziemliche Unverschämtheiten geleistet. Sie fixierte ihn scharf, bevor sie sich an Hechgard wandte: „Werter Herr von Hetzenberg, würdet ihr uns freundlicherweise euer kleines Glassteinchen für den Morgen überlassen? Ich nehme an, es verbessert die Sicht auf winzige Details? Oder benötigt ihr es?“ Sie blickte Hechgard an, während sie langsam zum Schreibtisch hinüberging, wo sie kurz zögerte. Dass der dreiste Mensch hier einfach nach Gutdünken in der Privatsphäre Grimbertas herumwühlte, war kaum überraschend, aber sie hatte doch Skrupel an einem fremden Schreibtisch Schubfächer und Laden zu öffnen. Doch glücklicherweise erspähte sie direkt auf der Ablagefläche, Feder, Tinte und einige leere Bögen Papier. . (Imma)

Verdutzt reagierte Hechgard auf die Frage von Imma: „ Oh werte Dame, gern leihe ich euch mein Leseglas aus. Nun leider ist es mit meinen Augen nicht ums beste bestellt daher hilft es mir beim Lesen. Aber für euch kann es sicher noch vom größeren Nutzen sein.“ Mit einem freundlichen Lächeln reichte er ihr das Glas. „Aber was mir beim Betrachten des Schreibens auffiel ist jenes Zeichen. 2 gekreutze Stäbe, die ich als Zepter interpretieren würde, so wie ein Rechteck oder Winkel ein Werkzeug was Steinmetze verwenden. (Hechard)

Imma lächelte, nahm das Leseglas an sich und ging langsam zurück zu ihrem Platz, wo sie sogleich damit begann, alles aufzuschreiben, was sie besprochen hatten. Schneller als gedacht brachte sie mit wenigen Strichen zu Papier, was besprochen worden war. Kaum ein Stocken unterbrach ihre flinken Handbewegungen und wenige Minuten später räusperte sie sich und sah zu den anderen auf. „Entschuldigt kurz, ich habe einmal versucht unsere Ansätze zu dokumentieren, wie es der Herr von Grundelsee vorgeschlagen hatte. Eine recht gute Idee, um nichts aus den Augen zu verlieren: Wir haben vier Grundsteine, die wir verfolgen möchten: Zum einen der Brief selbst: Hier wollen Lioba von Schleiffenröchte und ich versuchen Informationen zu erlangen und unsere Werte Magistra hat sich erboten etwas zu dem Siegel in Erfahrung zu bringen. Zum zweiten der Attentäter: Hier wissen wir nur, dass er sich Eisvogel nennt und wohl vertraut mit dem Elenviner Adel verkehrt. Wenn wir ohnehin in der Hesindebibliothek weilen, können wir auch versuchen etwas mehr zur Symbolik des Eisvogels herauszufinden. Zum dritten der Mord: Hier wird der Sohn des Gorborax versuchen, mehr über den Einbruch und die Klinge zu erfahren. Vielleicht wollen ihn gleich einige der Waffenkundigen unter uns begleiten? Zum vierten: potentielle Verbündete: Herr von Kranickteich hatte sich erboten, einige Befragungen durchzuführen? Habe ich etwas vergessen?“ . (Imma)

„Zur Taube ist mir noch etwas gekommen. Ich habe mich nämlich sehr mit dem Postwesen beschäftigt und hier und da einige gute Ideen dazu, wie man es verbessern könnte, aber dazu ein anderes Mal. Erstens: Die Taube muss in einem Stall gehalten werden, darf also nicht frei fliegen, weil sie sonst zum Zielort fliegen würde. Nun - Wäre das vielleicht ein Ansatzpunkt, wer in letzter Zeit oder allgemein Tauben im Stall hält? Zweites: Der Zielort ist fest, weil die Taube dort mindestens einen verbracht haben muss, um sich den Ort einzuprägen. Sollte es das Heerlager sein, könnte dort recherchiert werden, wer dort noch wieviele Tauben hat.“ (Hechgard)

Imma ergänzte das Gesagte auf ihrem Zettel, bevor sie ihn weitergab. „Kennt ihr oder generell einer von uns sich denn mit Tieren aus? Dann könnte derjenige sich einmal die Taube ansehen, die den Brief getragen hat? Und wenn jemand mit anatomischen Gegebenheiten versiert ist, könnte er sich auch einmal den Leichnam ansehen, vielleicht kann man daraus etwas schließen?“ Sie endete mit ihrem Redeschwall und atmete einmal tief ein, was erneut ihren Busen in Schwingung versetzte und ihr Dekolleté betonte. Diesmal jedoch war es niemandem vergönnt, einen langen lüsternen Blick darauf zu werfen, wandte sich Imma doch schnell Lioba zu, um mit ihr das weitere Vorgehen zu besprechen, sobald die anderen bereit wären. . (Imma)

Als Imma anmerkte, dass es offenbar auch darum geht, den Feldzug zu boykottieren, blickte Lioba sie ernst an und nickte anerkennend. „Richtig. Es klingt ja so, als sei dieser ‚Vater‘ unter den Unsrigen gen Osten unterwegs…“ Lioba wurde ganz anders bei dem Gedanken. Aber er war wichtig. Über den Schock, dass es einen Anschlag auf die Herzogenmutter geben sollte, hatte sie selbst diesen Aspekt fast aus den Augen verloren. (Lioaba)

Schon als Borax erneut über die Schlösser gesprochen hatte, begann sich ein Gedanke in Lioba zu regen, den sie noch nicht ganz zu fassen vermochte. Als nun aber auch noch Alfons offenbarte, dass der Brief aus Richtung der Magierakademie kam, erklang wie von selbst die noch junge, zornige Stimme ihres Bruders in ihrem Geist. ‚Rede nicht solchen Unfug! Magie ist nichts Romantisches wie diese dummen Märchen dir weismachen wollen! Damit kann man alle möglichen Schändlichkeiten anrichten! Täuschen und Tricksen - sogar Verbrechen begehen…!‘ Lioba schauderte leicht und wandte sich dann selbst an die einzige Magierin im Raume: „Gelehrte Dame, könntet… Ihr vielleicht auch darüber nachdenken, ob es… nun, magische Aspekte gibt, die wir bedenken sollten? Ob man zum Beispiel auf irgend einem magischen Wege verschlossene Türen überwinden kann?“ (Lioba)

Bei Alfons‘ Eröffnung, dass er sie alle vorübergehend zu Sonderermittlern erklärte, sog Lioba überrascht die Luft ein. Fast sofort stellte sich aber auch so etwas wie Stolz darüber ein und sie saß direkt noch etwas aufrechter. Dass Alfons diese Verkündigung mit etwas abschloss, das man euphemistisch als Warnung betrachten konnte, ließ sie dann zwar noch einmal schwer schlucken, aber natürlich hatte sie nicht vor, sich etwas zuschulden kommen zu lassen. Also nickte sie Alfons als Zeichen ihres Einverständnisses ernst zu. Dass er sie vorhin mit ihrem Vornamen angesprochen hatte, war ihr bei all dem, was es gerade zu verarbeiten gab, glatt entgangen. (Lioba)

Als Borax dann zu ersten Erledigungen aufbrach und sich mit so trefflichen Worten verabschiedete, neigte Lioba das Haupt und erwiderte: „Mögen auch die Zwölfe mit uns allen sein.“ Simia, die der Zwerg zu verehren schien, sagte ihr selbst nicht besonders viel, aber sie wollte seinen guten Wunsch auf ihre Art durchaus erwidern. (Lioba)

Dann lauschte Lioba aufmerksam der Zusammenfassung Immas. Sie überlegte kurz, ob ihre Kenntnisse über Tiere wohl ausreichen würden, um bei einer Untersuchung der Taube behilflich zu sein, musste dies dann aber sich selbst gegenüber verneinen. Sie wusste genug, um eine Taube zeichnen zu können. Das war aber im Grunde auch schon alles. Über Wildschweine hätte sie vielleicht mehr zu sagen gehabt…Lioba blickte in die Runde, ob jemand anders noch etwas sagen wollte, und machte sich ansonsten ebenfalls bereit, sich näher mit Imma zu besprechen (Lioba)

„Werte Dame von Schleiffenröchte“, die Besorgnis in ihrem Blick, ruhte nun auf Lioba, „dürfte ich, bevor wir uns gemeinsam ans Werk machen, den Vorschlag machen, dass wir uns einfach mit den Vornamen anreden und auf unsere förmlichen Anreden verzichten. Ich weiss, es mag euch vielleicht ungehörig erscheinen, aber mich strengen die Regeln der Etikette, die man hier befolgen muss, ein wenig an. Und mir scheint auch, dafür fehlt uns die Zeit. Auch wenn ich die unverzeihlichen Ungehörigkeiten dieses Herren Spion aufs entschiedenste ablehne, glaube ich zumindest, dass dieses Zugeständnis an die Etikette sein muss.“ Sie zögerte kurz und suchte in den grünen Augen ihrer Gegenüber nach einem Zeichen der Missachtung. (Imma)

Allerdings war darin keine zu finden. Stattdessen schmunzelte Lioba ein wenig. (Lioba)

„Wenn ihr dies genauso seht, freue ich mich, wenn ihr mich Imma nennen würdet, ansonsten möchte ich mich allerhöflichst für diesen Vorschlag entschuldigen.“ Kurz abwartend blickte sie Lioba an. . (Imma)

„Werte Imma“, antwortete Lioba lächelnd, „ich bin ganz Eurer Meinung. Es ist effektiver, nicht zu förmlich miteinander zu sein. Es gibt nichts, wofür Ihr Euch entschuldigen müsstet. Ich finde, es ist gar nichts dagegen einzuwenden“ – sie schoss einen Seitenblick auf Alfons ab – „nachdem man sich höflich darauf geeinigt hat.“ (Lioba)

„Nun, ich würde vorschlagen, ich sehe mir die Ausdrucksweise und Worte dieses Briefes an. Vielleicht fällt mir etwas auf. Ein Wort vielleicht oder ein Ausdruck, den man in einer bestimmten Region bevorzugt verwendet. Es würde euch überraschen, was man alles über einen Autor herausfinden kann, allein durch seine Art zu schreiben, seine Art sein Denken zu strukturieren… (Sie seufzte ein wenig, als müsse sie sich zwingen, ihre Passion für das Schreiben zu zügeln) . (Imma)

Ich kenne mich leider nur sehr wenig mit Geheimschriften auf, aber ich denke dieser Alfons wird das sicherlich geprüft haben. Vielleicht ist es uns auch gemeinsam möglich zu erkennen, ob der Brief mit Linker oder rechter Hand geschrieben wurde. Außerdem hoffte ich Ihr könntet vielleicht erkennen, welche Art Tinte verwendet wurde oder andere interessante Punkte der nun –handwerklichen- Seite der Federführung erkennen. Ich habe am Morgen vernommen, dass ihr eine anerkannte Malerin seid.“ Als Künstlerin des Wortes achtete Imma die Profession der jungen Gratenfelserin und diese Gewogenheit schwang in jedem ihrer Worte mit. „Daher denke ich, dass Euch sicher das ein oder andere auffallen wird. Wenn wir dann mehr wissen, könnten wir den werten Herrn von Quakenbrück fragen, woher die Herzogenfeste ihr Papier bezieht. Darüber hinaus würde ich vorschlagen bei Hochwürden Elador im Hesindetempel vorstellig zu werden, ob er die Herkunft und Qualität des Papiers erkennt. Wir können auch Händler und Hersteller von Papier aufsuchen. Vielleicht kann sogar ein Meister des Mühlenhandwerks mehr sagen als die zuvor genannten edlen Herren.“ Die Rickenbacherin bremste sich, sie kannte bereits aus ihrer Familie, dass ihr Redefluss bisweilen gestoppt wurde. Sie hoffte ihrer Gesprächspartnerin nicht zu viele Worte in zu kurzer Zeit zugemutet zu haben. Zuhause wurde sie oft einfach jäh unterbrochen, wenn sie zu viel Redezeit für sich beanspruchte, also musste sie sich unter Fremden in Selbstbeherrschung üben. . (Imma)

Lioba lächelte erneut, als sie wieder Gelegenheit bekam, sich zu äußern. „Einverstanden. Leider kenne ich mich mit Geheim-schriften gar nicht aus“ gab sie zurück – letzteres mit deutlichem Bedauern. „Aber ich besehe mir gern Tinte und Papier. Mal sehen, was mir dazu einfällt.“ Überfordert schien Lioba von den vielen Worten nicht unbedingt. Doch schienen sie dazu zu führen, dass sie selbst nicht so viel sprach – ob sie nun Imma nicht unterbrechen wollte oder fand, dass diese schon alles Wichtige gesagt hatte, gab sie nicht zu erkennen. (Lioba)

Nachdem das geklärt war, wandte sich Imma wieder Lioba und dem Brief zu. Dieser lag zwischen den beiden und Imma versuchte sich voll und ganz auf den Brief zu konzentrieren. Dazu sah sie auf die Buchstaben hinab bis diese sich schlangengleich zu winden schienen. Völlig eingenommen von der Welt der Buchstaben, nahm sie nun nichts und niemanden mehr wahr: Der Ausdruck, den jemand beim Schreiben wählte, war sehr spezifisch, wie ein Maler einer bestimmten Schule zugeordnet werden konnte, war der schriftliche Stil ähnlichen Kriterien unterworfen. Auf den ersten Blick erkannte sie, dass es keine orthographischen Fehler gab, kein Komma war zuviel gesetzt. Die Schrift floß flüssig über den Bogen des Briefes. Bei so einem Stil musste es ganz eindeutig jemand sein, der viel schrieb, vermutlich jemand mit fundierter Ausbildung. Ihr Blick blieb weiterhin an einigen Ausdrücken hängen: Vielmals Dank. Dies war eine nicht überall übliche Floskel. Vielmehr deutete dieser Ausdruck auf einen Nordmärker hin. Die Kaiserlichen. Sie dachte kurz nach, irgendwie kam ihr das bekannt vor. Oh ja, ihr Bruder Hagrian hatte erwähnt, dass man sie abfällig in den Schattenlanden so bezeichnete….. Liebevolle Grüße. An den Herren Vater. Durchaus üblich, aber genausgut möglich, dass es sich um den Teil einer Codierung handelte. Mit Geheimschriften kannte sie sich allerdings nicht gut aus. Über die ein oder andere hatte sie gelesen, doch sie würde den Spion später danach fragen, er kannte sich sicher mit diesen zwielichtigen Seiten der Schreiberei aus. Sie erinnerte sich zudem an einen der Gelehrten, mit dem sie in Elenvina über Literatur diskutiert hatte. Der hatte behauptet, Frauen würden anders schreiben als Männer. Während diese kurz und prägnant Aussagen formulierten, würden Frauen mehr Worte verwenden, um dasselbe zu sagen. Nun der Brief würde dann auf einen Mann hindeuten, allerdings traute sie dieser Art Analyse nicht, daher war diese Annahme eher vage. Dann sah sie sich die Strichführung an. Es gab verschiedene Techniken, das Schreiben zu erlernen. Auch wenn den wenigsten Schriftkundigen dies bewusst war, so lernten die meisten die Schrift, wie auch ihr Lehrer sie gelernt hatte und dieser wie der seine und so fort. Auch dadurch ergaben sich regionale Muster. Sie versuchte zu erkennen, wo der Schreiber die Feder aufgesetzt hatte und in welche Richtung er die Tinte gezogen hatte. Imma durchsuchte ihre Erinnerungen nach den Informationen, die sie brauchte. Ganz eindeutig war dies ein nordmärkisches Schriftbild. Und das Schriftbild war ein fast unfälschbarer Hinweis, selbst einer geübten und begabten Schreiberin wie ihr war es fast unmöglich so etwas vorzutäuschen. Mit so flüssiger Schrift – Nein, der Meuchler musste ein Nordmärker sein. Auch zur Händigkeit hatte sie bereits einen Verdacht, doch wollte sie dazu lieber Lioba hören, denn die hatte mit Sicherheit in dieser Frage die bessere Expertise. Also notierte sie zunächst die anderen Informationen: sehr gebildeter Nordmärker. . (Imma)

Lioba ließ Imma erst einmal Zeit, den Brief auf ihre Weise zu studieren, und stellte ihrerseits erste Untersuchungen an, soweit dies mit dem auf dem Tisch liegenden Brief möglich war. Als sie an die Grenzen dessen gestoßen war, sprach sie Imma jedoch an: „Ist es möglich, dass ich den Brief einmal hochhebe? Ich würde gern sehen, wie sich Tinte und Papier in wechselndem Licht und besonders im Gegenlicht zeigen. Dabei kann ich gleich die Haptik des Papiers untersuchen. Es sollte auch nicht lange dauern.“ Lioba wartete höflich eine Antwort ihrer Sitznachbarin ab. (Lioba)

Es dauerte einen Moment bis Imma reagierte, so gefangen war sie in der Welt der Worte. Noch einigen Augenblicken jedoch, hob sie abrupt den Kopf, als erwache sie aus einer Art Traum. „Entschuldigt, aber ich war ganz konzentriert und habe euch nicht gleich gehört. Sicher ihr dürft gerne den Brief anheben und betasten, ich denke ich habe alles Relevante wahrgenommen.“ . (Imma)

„Ansonsten möchte ich die Vermutung aufstellen, dass der Brief mit der rechten Hand geschrieben wurde. Linkshändern fällt es schwer, die Tinte nicht zumindest ein wenig zu verwischen, weil sie zwangsläufig mit der Hand über das Geschriebene streichen.“ (Lioba)

Erfreut sah Imma die junge Frau an, „Ich hatte denselben Verdacht. Nun, wenn es auch nicht viel ist, so haben wir nun zumindest einen weiteren Hinweis.“ Sie freute sich und notierte dies direkt auf dem Stück Pergament, als sie kurz stockte und dann Lioba das Papier zuschob. „Nehmt dies zum Vergleich, vielleicht erleichtert es euch euer Vorhaben.“ . (Imma)

„Habt dank“, erwiderte Lioba, die nun ihrerseits für einige Momente in ihrer Untersuchung versank, beide Papiere zwischen den Fingern rieb, den Brief hoch hielt, in diese und jene Richtung kippte. (Lioba)

Die Antwort Alfons traf Boromar mit unerwarteter Wucht. „Eine Hinrichtung Ihrer Hoheit beim Bankett vor den Augen aller geladener Gäste…“, wiederholte Boromar. „Das wäre ein Desaster, eine Katastrophe. Welch einen Tumult es geben würde. Das würde das Herzogtum, nein das ganze Reich wahrlich bis ins Mark treffen.“ Er blickte sich ein wenig hilflos und verloren um, als wisse er nicht genau, was zu tun sei. Dann schüttelte er den Kopf, wie um diesen Eindruck loszuwerden, und schaute sich die Liste an, die Imma erstellt hatte und nickte ihr anerkennend zu. Er wirkte konzentriert, wie er die Augen zusammenkniff und kurz ins Leere schaute. „Ich würde mich anbieten, sowohl die Herkunft bzw. den Bezug des Papiers, auf dem der Brief geschrieben wurde, herauszufinden, als auch zur Garnison zu gehen und mit den Flussgardisten zu sprechen. So Phex uns hold ist, mag ja einer der Soldaten etwas Verdächtiges gesehen oder gehört haben. Dann könnte ich zusammen mit dem Herrn Angroscho dorthin gehen. In diesem Falle wird auch kein Führer notwendig sein, da ich mich in der Stadt auskenne.“ Schlug Boromar mit fragendem Blick in die Runde vor und trat dann zu Alfons, um seine Urkunde entgegenzunehmen. „Ich nehme mir besser Tinte, Federkiel und Pergament mit.“, dachte Boromar laut nach und trat an den Sekretär der Herzoginmutter, um die entsprechenden Dinge einzupacken. ( Boromar)

Imma runzelte die Stirn. Sie würden letztlich womöglich auch ihren Bruder befragen. Auch wenn sie alle Stillschweigen bewahrten, wusste er sicher, welche Gruppe da durch Elenvina flanierte um potentielle Meuchler zu jagen. Und dann würde er wütend werden, und zwar auf sie, weil sie sich dem nicht entzogen hatte. Sie hatte keinen Zweifel, dass er seine Wut auf sie zunächst zurückhalten würde, doch das würden die anderen womöglich fehldeuten. Doch sie hatten tatsächlich keine Zeit, sich um die Befindlichkeiten ihres Bruders zu scheren. Sie wandte sich kurz Boromar zu, als die beiden aufbrachen und suchte die braunen Augen des trainierten jungen Mannes: „Da wir uns auch bereits mit dem Papier beschäftigen, sollten wir uns vielleicht austauschen, bevor ihr auch Informationen sucht, die wir bereits gefunden haben. Ich würde also vorschlagen, wir treffen uns nach eurem Gang in der Hesindebibliothek, wir holen euch nachdem wir hier fertig sind an der Garnison ab oder wir treffen uns alle wieder hier, je nachdem wer zuerst mit seinem Tun fertig ist?“ . (Imma)

Borax fand sich nach kurzer Zeit wieder in dem Konferenzzimmer ein und Boromar eröffnete ihm, dass er ihn zur Garnison begleiten werde. Dieser nickte ihm nur kurz zu und die beiden gingen, ohne ein weiteres Wort. Der Angroscho trug eine Umhängetasche aus grobem, gewachsten Leder, welche ein wenig metallisch klimperte während er ging. Scheinbar war dies eine Werkzeugtasche. Bevor er den Gefährten den Rücken kehrte schenkte er ihnen ein aufmunterndes Lächeln, wobei sein Blick ein wenig zu lange auf einer ganz bestimmten Dame verweilte. (Borax)

Saria hatte lange abgewartet und sich ihre eigenen Gedanken gemacht. ‚Ein KGIA Agent, Morde, Haffax. Hesinde hilf, alles war noch so undurchsichtig. Und wieso geht der Ingerimmgeweihte? Dies ist sicherlich kein gutes Vorzeichen für diese Aufgabe. Aber schon lustig, mit welchem Eifer die beiden jungen Frauen sich auf den Brief stürzen.‘ Die junge Magierin stand immer noch, genauso wie sie der Herzogenmutter bei deren Verabschiedung ihre Referenz erwiesen hatte. Nun ging sie zu Imma und Lioba hinüber, um den jungen Frauen bei deren Mutmaßungen über die Schultern zu blicken. „Frau von Schleiffenröchte, ihr wolltet wissen, was mit Magie zu bewerkstelligen ist? Kann sie Türen und Fenster spurlos öffnen? Ja. Kann sie. Wachen täuschen, manipulieren oder gar töten? Ja.“ Frust war in Sarias Stimme zu hören, tiefsitzender, wohl genährter Frust. „Was meinen Sie, wieso selbst wir Gildenmagier hier in Elenvina so schlecht angesehen sind? Wir dürfen nicht einmal in den Gassen der Stadt zaubern, sollte uns ein besoffener Hafenarbeiter zu nahekommen wollen.“ (Saria)

‚So wie jede andere Frau in Elenvina sich auch magielos dieser nach Fisch stinkenden Kraftpakete erwehren muss.‘ schoß es Imma durch den Kopf. . (Imma)

Lioba legte das Papier wieder ab, als Saria sie ansprach und räusperte sich leise, nachdem diese ihren kleinen Vortrag beendet hatte. Ein wenig spitz bemerkte sie: „Ich wollte Euch gewiss nicht zu nahetreten, Gelehrte Dame. Das ist nur ein Aspekt, den wir auch berücksichtigen sollten. Und da Ihr darin offenkundig über die größte Expertise von uns allen verfügt… Dass Ihr Euch eingeschränkt fühlt, kann ich nachvollziehen.“ ‚Schließlich sind die Gesetze genau dazu da, Magier einzuschränken, um andere vor ihnen zu schützen‘, dachte sie bei sich, fuhr aber dennoch in freundlicherem Ton fort: „Aber ich fürchte, dass wir alle lernen müssen, uns auf… nun, profanem Wege zu schützen.“ (Lioba)

Die Magierin zeigte auf den Brief, das Gildensiegel auf dem rechten Handrücken war dabei klar und deutlich zu erkennen. „Wenn ihr gestattet, möchte ich das Wasserzeichen skizzieren. So kann ich in der Bibliothek der Akademie leichter danach recherchieren. Was die Buchstaben K W A S T wohl zu bedeuten haben? Und diese Stäbe kommen mir bekannt vor. Ich präsumiere eine militärische Semantik.“ Auch Saria nahm sich ein Blatt Pergament aus dem Vorrat der Herzogenmutter und zeichnete das Symbol ab. Daraufhin wartete sie kurz, ob von den edlen Damen, oder auch von den Herren der Runde noch eine Anmerkung oder Frage kommen würde. (Saria)

Imma schob ihr daraufhin das Pergament zu, damit sie sehen konnte, was bisher darauf ergänzt wurde. „Solltet nicht auch ihr, einen Begleiter mitnehmen? Jemand könnte das Zeichen erkennen und ihr sagtet selber, wie schutzlos ein Magier ohne seine Magie sein kann.“ Eine gewisse Missbilligung, wie man es von einem magieskeptischen Eisensteiner erwarten konnte, lag in ihrer Stimme. . (Imma)

Saria blickte mit einem kurzen, verächtlichen Lachen begleitet auf Imma herab. Dies war einerseits nicht schwer, da die Magierin noch stand, andererseits deutete auch genau dies ihr Gesichtsausdruck aus. „Wisst ihr, da ich mich in den Räumen meiner Akademie aufhalte, werde ich meine Kräfte einsetzen können, sollte jemand es versuchen, meiner Habhaft zu werden. Und anders als der Oberst werde ich nicht schlafen.“ (Saria)

„Ich hätte auch an Euch werte Magistra ein paar Fragen, die mir durch die Informationen und Hinweise durch den Kopf gegangen sind. Vor allem, weil ja die Taube aus dem Bereich der Magierschule gekommen sein mag. Nun meine liebe Großmutter ist reich an Geschichten und hat uns immer viele Sagen, Märchen Mythen und Legenden aus allen Regionen erzählt und, ja, bei vielen kamen Magie, Drachen und solche Dinge vor. Daher verzeiht, wenn ich vielleicht in euren Augen dumme, abergläubische und unwissende Fragen stelle. Ich weiß, dass man durch Handauflegen und Magie ja fast Todgeweihte wieder zum Leben und Gesundung bringen kann und ich denke, so was ist auch zum Gegenteile möglich? Nun, mein Gedanke war, was ist, wenn es kein Gift war, sondern durch den Dolch ein Zauber weitergegen wurde? Ist denn so was möglich? Und wenn ja, könntet ihr am Verstorbenen so etwas erkennen?“ mit großen fragenden Augen, die den Ratschlag der Magistras suchten, schaute Hechgard Saria an. (Hechard)

„Ihr sprecht von Thaumaturgie, von konstruktiver kryonischer Lokation einer Wirkungsmatrix in einem der Destination affinen Objectum? Ja, grundsätzlich sollte dies möglich sein. Und ja zu eurer weiteren Frage. Sollte die Präservanz nicht zu lange vorüber sein, ist es mittels einer arcanen Visitation möglich festzustellen, welche Canti den Tod auslösten. Sollte Magie im Spiel gewesen sein. Und nun, wenn ihr keine weiteren Fragen hättet, unsere Zeit ist knapp.“ Ihren Magierstab ließ sie auf den Boden tocken, während sie den Salon verließ. „Ich kehre mit aller möglichen Eile an den Ort unserer Zusammenkunft zurück. Ich wünsche viel Erfolg bis dahin.“ (Saria)

Nachdem die Magierin den Raum verlassen hatte, wandte sich die Schriftkundige dem Spion zu und musterte ihn einmal eindringlich (als er nicht hinzusehen schien), denn es kam ihr merkwürdig vor, noch nicht einmal seine Augenfarbe zu kennen, während er sich all diese Dreistigkeiten mit ihnen erlaubte. Dann räusperte sie sich: „Werter Alfons, vom Sprach- und Schriftbild muss ich konstatieren, dass es sich beim Verfasser des Briefes um einen sehr gebildeten, schreibgeübten Nordmärker handelt. Ihr seid sicher bekannt mit allerlei Geheimschriften und Kodierungen. Mit diesen, nun ich nenne sie mal freundlich graue Bereiche der Sprachkunst, kenne ich mich nicht ausreichend aus. Habt ihr etwas in diesem Brief entdeckt, dass auf etwas derart Verstecktes hindeutet?“ Sie hoffte, er ließe sich wieder etwas von ihren Brüsten aus der Fassung bringen, schließlich waren diese noch genau dort, genauso ansehnlich wie zuvor und hoben sich bei jedem Atemzug in ihrem Dekolleté. Sie hatte erwogen, sich mit ihrem Mantel zu bedecken. Jedoch – es gefiel ihr, ein wenig mit ihren Reizen zu spielen und wer wusste schon, ob es sich nicht zur Informationsgewinnung nutzen ließ, einen Lüstling aus der Fassung zu bringen. (Imma)

„Nein, ich konnte keinen Code ausfindig machen. Mir sind die Namen schleierhaft. Ich denke, Eisvogel ist klar und deutlich ein Tarnname. Cordovan, nun, ich muss darüber nachdenken. Ich habe da einen Verdacht, den ich aber erst verifizieren muss, bevor ich darüber sprechen kann. Seine braunen Augen wirkten abwesend als er in seinem Geist eigenen Spuren nachging.

Hechgard schlug sich mit der offenen Hand an die Stirn: "Das Papier, das Papier, nun werte Mitstreiter und Mitstreiterinnen, so ein Papier findet man ja nicht im Laden! Das hat ein Papiermacher extra herstellt für die gewisse Person oder Organisation. Nun, wovon wir ja vermutlich alle ausgehen, ist, dass die Person schon länger hier und somit vermutlich auch auf Papier dieser Art angewiesen ist. Gibt es hier in der Stadt Papiermacher, die diese Kunst beherrschen und wenn ja, werden es ja wohl nicht viele sein. Was meint ihr dazu? Ich würde, da ich mich weder mit der Metallkunde oder Anatomie auskenne, aber dafür mit dem Kaufmännischen, vielleicht eher diese Spur verfolgen?" Fragend blickt er in die Runde. (Hechard)

„Nun“, antwortete Lioba Hechgard trocken. Schließlich wollte sie gerade dazu kommen. „In der Tat. Ich hatte gehofft, die Suche schon ein wenig eingrenzen zu können. Aber leider ist das nur schwer möglich. Die meisten stellen die unterschiedlichsten Papiere für unterschiedliche Zwecke und Kunden her. Vielleicht kann uns aber auch hier im Hesindetempel geholfen werden.“ Nun muss sie doch etwas schmunzeln. „Dies dürfte einer der größten Abnehmer für Papier sein.“ (Lioba)

„Da habt ihr sicher recht, werte Dame. Mir ist nur der Gedanke gekommen, dass wie ein Steinmetz ,Tischler oder auch Töpfer seine Arbeit markiert und auch oft anhand der Arbeit erkennen kann, wer es gefertigt hat, ob dies nicht auch vielleicht der Meister der Papiermacher in dieser Stadt kann. Aber gerne helfe ich mit im Hesindetempel nützliche Informationen zu sammeln.“ Mit zusammengekniffenen Augen mustert Hechgard Lioba. (Hechard)

Diese nickte ihm zu. „Wohl wahr. Nun, ich wollte Euch auch gewiss zu nichts nötigen. Sucht einen Papiermacher auf oder schließt Euch uns an, ganz wie es Euch am sinnvollsten dünkt.“ Kurz ist Lioba über die zusammengekniffenen Augen irritiert, erinnert sich dann jedoch daran, dass der Mann zum Lesen eine Sehhilfe benutzte, und vermutete die Ursache für seinen Gesichtsausdruck in seinen scheinbar schlechten Augen. ‚Wie gut, dass ich darunter nicht leide – ich könnte meine Kunst gar nicht ausüben…‘. (Lioba)

Radulf beobachtete alle Anwesenden und ihre Vorschläge und Einwände. Immer wieder blickte er auf die Zettel, die Imma vor sich ausgebreitet hatte und hier und da mit Ergänzungen versah. Man konnte ihm ansehen, dass er nervös war und sein Blick immer wieder zwischen den Zetteln und den Anwesenden hin und her sprang. Dann deutete er auf einen der Bögen. „Ich fürchte hier gehören ein paar Dinge ergänzt. Zur Tat ist zu sagen, dass die Waffe von Alfons als einfacher Dolch identifiziert wurde. Somit können wir diesen Punkt vermutlich als erledigt betrachten. Bei der Tat sollte auch der Einwand der Dame von Hamrath berücksichtigen und auch das Fenster des als Weg des Täters berücksichtigt werden. Ich kann nicht beurteilen in wie weit man überprüfen kann, ob die Tür oder das Fenster, wie die Maga bestätigt hat, mit Magie geöffnet wurde. (Radulf)

Der Punkt, dass es eine einfache Dolchwunde war, bringt mich dann zur nächsten Frage: Wo war die Wunde? Stammt sie von einem Kampf oder wurde sie ihm im Schlaf beigebracht? Wenn letzteres der Fall ist, muss es sich bei dem Täter nicht einmal um einen versierten Kämpfer, sondern nur um einen sehr dreisten Täter handeln, was zu dem Brief passen würde. Und damit kommen wir zum nächsten offenen Punkt. Alfons bestätigte, dass ein solches Gift nicht schnell hergestellt werden kann. Aber wir alle fürchten, dass der Täter schon länger vor Ort ist und somit ist die Frage nach der Zeit nicht das Problem ist. Somit ist es immer noch relevant, um welches Gift es sich handeln kann. Wer es möglicherweise herstellen kann und viel wichtiger, wie schnell man ein Gegengift herstellen kann. Wenn ich der Täter wäre, Praios bewahre, dann würde ich keine zwei verschiedenen Gifte einsetzen. Somit fürchte ich, dass dieses Gift noch ein zweites Mal zum Einsatz kommen könnte und für den Fall, dass wir den Täter nicht rechtzeitig enttarnen, so sollten wir ein Gegenmittel parat haben.“ Radulf wendete sich Alfons zu. „Welche Alchimisten würdet ihr zu Rate ziehen, ihr verfügt doch sicher über entsprechende Kenntnisse oder wisst, wen ihr dazu befragen könnt?“ (Radulf)

„Wenn ihr einen fähigen Alchimisten sucht, müsst ihr vor die Osttore der Stadt. Dort hat Irina Bächerle ihr kleines Geschäft, gleich am Fluss, beim Bordell. Ihre Auslage unter der Theke ist durchaus sehenswert. Ach ja, putzt euch die Schuhe bevor Ihr ihr Haus betretet, sie ist, nun ja, sehr reinlich.“

Imma notierte Radulfs Bemerkungen und die Antworten des Spions auf den Papieren: „Ich werde unsere Aufzeichnungen einstecken und mit mir führen, nicht dass sie in falsche Hände fallen, wenn wir sie hier ließen.“ Sie nahm die Papiere an sich und würde sie zusammen mit einigen weiteren Bögen und ein paar Federn mit in die Bibliothek nehmen. „Ich werde mich ebenfalls kurz umkleiden und dann wieder herunterkommen, ihr braucht vielleicht noch ein wenig und ich würde mir gerne eine andere Gewandung anlegen, denn wie mir scheint, ist es durchaus angebracht nicht mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen als unbedingt notwendig.“ Sie nickte Lioba zu und schritt langsamer als es die Situation erlauben sollte zur Tür des Raumes. (Imma)

„Beides sind sehr gute Gedanken, werte Imma“, entgegnete Lioba. „Ich werde mich beeilen und mich auch noch schnell umkleiden. Ich hoffe, Ihr müsst nicht zu lange auf mich warten.“

Als Lioba jedoch sah, in welch langsamem Tempo Imma den Raum verließ, schwächte sich ihre Sorge darüber ein ganzes Stück ab. Dennoch bemühte sie sich darum, sich ebenfalls zügig vom Tisch zu verabschieden – nicht ohne sich von Alfons ihr Legitimationsschreiben aushändigen zu lassen – und ein weniger gutes Kleid sowie ihren Dolch anzulegen. (Lioba)

Radulf nickte, als Alfons beschrieb, wo man einen versierten Alchimisten finden könnte. ‚Also vor das Osttor der Stadt. Na dann wollen wir doch mal sehen, was die Dame unter der Auslage zu bieten hat und ob sie uns weiter helfen kann.‘ Nach einem Blick in die Runde wendete Radulf sich an Hechgard. „Werter Herr von Hetzenberg, was haltet Ihr davon wenn wir uns um die Alchimistin kümmern. Es wurde uns ja geraten nicht alleine Nachforschungen anzustellen. …“ Und mit einem Schmunzeln fuhr Radulf fort. „…Auch wenn ich verstehen kann, dass die Gesellschaft der Damen angenehmer ist als die meine. Doch ich fürchte wir können in Anbetracht der Situation, in der wir gerade stecken keine Rücksicht darauf nehmen. Der Ansatz mit dem Papier ist sicher ein guter und vielleicht bekämen wir heraus, welcher Papiermacher das Papier produziert hat. Ich fürchte jedoch, dass es notwendig ist diesen Papiermachern dafür dann das Papier zu zeigen. Somit bekämen sie den Inhalt des Schreibens zu sehen. Ich zweifele daran, dass uns selbiges gestattet wäre. Außerdem stelle ich mir die Frage, ob der Schreiber tatsächlich ein Papier verwenden würde, das man direkt zu ihm zurückverfolgen kann. Was haltet ihr von meinem Vorschlag?“ (Radulf)

Hechgard nickte bei Radulfs Worten: „Nun werter Herr, an das habe ich auch gedacht. Nun ich meinte auch nur ein Stück vom Papier von der Ecke mit zu nehmen, wo auch ein wenig des Wasserzeichen zu sehen ist. Ich hoffe, dass dies für einen Meister hoffentlich ausreichend ist, die Art der Herstellung festzustellen. Und auch, wer es vielleicht hergestellt hat. Und wie heißt es ja so gut, nur dem der wagt, ist Phex hold. Gern bin ich aber zuvor mit euch unterwegs, auch jene Alchimistin zu befragen. Nun“ verlegen kratzte er sich hinter dem Ohr: „Das nicht alleine unterwegs sein, kam ja von mir und wie stände ich da, meinen hoffentlich guten Ratschlag selbst nicht zu beherzigen. Ich weiß nicht, ob ihr noch etwas in euren Gemächern holen müsst oder euch umkleiden wollt. Falls dies der Fall sein sollte, würde ich daher vorschlagen, dass wir uns vielleicht dann im Viertel einer Stunde unten am Hof treffen, um dann in die Stadt zu gehen?“ Er wendet sich Alfons zu: „Werter Herr Alfons was denkt ihr, würdet ihr denn zulassen, dass wir ein Stück jenes Schreiben abschneiden?“(Hechgard)

Alfons sah von seinen Papieren, welche er angefangen hatte zu studieren, auf. „Abschneiden? Nein. Das Papier muss unversehrt bleiben. Wer weiß, welche Spuren wir auf genau dem Stück finden könnten, welches ihr wohlmöglich abgeschnitten hättet?“

Enttäuscht nickte Hechgard, aber das jenes Beweismittel unversehrt sein musste, schien seine Gründe zu haben. Dann ging er nochmals zu Alfons, um die Legitimation abzuholen und sah ihm dabei in die Augen: „Bei den Göttern, ich hoffe sehr, dass wir jenen Schurken finden, meine vollste Anstrengung sei euch gewiss.“ Dann sah er noch kurz zu Radulf herüber: „In einer Viertelgötterstund im Hof“. Schnell schritt er dann aus dem Raum zu seinen Gemächern, dort kleidet er sich geschwind ein wenig legerer um, und mit einem kurzen Nachdenken schnallte er sich doch noch den kleinen Dolch um. Mit einer wenig gefüllten Geldkatze und mit dem Dolch zumindest leicht gerüstet, begab er sich raschen Schrittes zum Hof, um auf Radulf zu treffen und mit ihm ihrer Fähre nachzugehen. (Hechgard)

-- Main.CatrinGrunewald - 27 Feb 2019