Namen Heraldik

Heraldische Zusammenhänge

Kaum hatte sie zu Ende gesprochen, drehte sie sich zu dem älteren Hesindegeweihten um: „Sagt Hoher Lehrmeister, würdet ihr mir sagen, ob ihr vielleicht Aufzeichnungen habt, welche Nordmärker, speziell in Elenvina, akademische und andere Ausbildungen genossen haben? (Sie machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu) Und den Index Wehrheimium konnte ich nicht finden, würdet ihr mir den Gefallen tun und mir das Werk heraussuchen.“ Natürlich hatte sie seine neue Systematik relativ schnell durchschaut, folgte sie doch streng logischen Kriterien, und eine ziemlich genaue Ahnung wo das Werk sein musste. Allerdings hoffte sie, einige Worte allein mit Lioba wechseln zu können. Elador würde das sicher durchschauen, aber sie glaubte, er würde ihr dennoch ihren Wunsch erfüllen. (Imma)

„Wie? Den Index Wehrheimium? Ja, wenn ihr wollt, suche ich ihn euch heraus. Für eure Frage, welche Nordmärker akademische Ausbildungen genossen haben, brauche ich allerdings Zeit. Dies kann viele Stunden in Anspruch nehmen.“ Unter seinen buschigen Augenbrauen blitzte es kurz auf, als er eine abgelegene Ecke des Tempels lief. Kaum hatte Elador sie alleine gelassen, beugte sich Imma zu Lioba herunter und sprach mit leiser Stimme zu ihr: „Haltet ihr es für besser, sogleich wenn wir uns der Informationen zu dem Siegel sicher sind zurück zur Eilenwid zu gehen, oder sollten wir noch andere Informationen einholen, zu den Tarnnamen beispielsweise? Dann würden wir allerdings noch mehr Informationen preisgeben müssen.“ (Imma)

Lioba überlegte kurz. „Ich denke, dass es uns mehr Zeit kosten würde, wenn wir nochmals hier her zurückkehren müssten, als wenn wir jetzt noch etwas weiterforschen. Vielleicht könnten wir zumindest nach dem Eisvogel suchen? Und versuchen, dabei so diskret wie eben möglich zu bleiben…“(Lioba)

Imma und Lioba recherchierten noch weitere Schriftstücke und konnten die Bedeutung der Buchstaben aus dem Signet bestätigen. Was die Damen ebenfalls herausfinden konnten, war, dass die alte Akademie in Wehrheim mitnichten das Zeichen aus dem Brief des Attentäters als Wappen oder offizielles Signet verwendet hatte, sondern ausschließlich den Namen der Akademie für Briefüber- und Unterschriften oder Briefköpfe verwendet hatte. Das Papier des besagten Briefes war mit ziemlicher Sicherheit jünger als zehn Götterläufe, wahrscheinlich auch jünger als deren fünf. Je mehr Informationen sie über das Siegel fanden, desto fahriger wurde Imma und schließlich ließ sie sich recht unelegant auf einen der Hocker plumpsen. „Werte Lioba, ich glaube mir ist nicht wohl, nein mir ist ganz und gar nicht wohl.“ Sie war blasser geworden, ihre Pupillen hatten sich geweitet und sie strich sich immer wieder durchs Gesicht. Man sah ihr an, wie erschreckt sie von den Hinweisen war. „Wie fürchterlich! Wie fürchterlich!“ (Imma)

Lioba wagte es, kurz die Hand ihrer Begleiterin zu tätscheln. „Wir müssen Nerven wahren, liebe Imma“, versuchte sie ihr Mut zuzusprechen, musste dann aber zögerlich zugeben: „Ich für meinen Teil durchschaue auch noch nicht, was hier gespielt wird. Der Zusammenhang mit…“ – sie blickte sich um, ob der Geweihte oder sonst jemand sie hören konnte, und warf Imma dann sicherheitshalber nur einen bedeutungsvollen Blick zu. Sie wusste ja wohl, dass sie von Haffax sprach – „scheint sich durch den Bezug auf diese Akademie zu erhärten. Wir wissen aber noch immer nicht, was diese… verbundenen, gekreuzten Stäbe – Säulen sind es ja offenbar nicht – bedeuten sollen. Aber vielleicht hatte auch unsere Gelehrte Dame dabei bereits Erfolg…“ Ihr fiel ein, dass Imma vorhin ein Buch in ihre Richtung gehalten, es dann aber während den Spekulationen über die Buchstaben doch nicht herübergereicht hatte. „Wolltet Ihr mir nicht etwas in einem der Bücher zeigen?“, erkundigte sie sich deshalb – auch, um Imma von ihren offenkundig so bedrückenden Gedanken abzulenken. (Lioba)

„Habt Dank für eure Aufmunterung,“ sie drückte die Hand der anderen, dankbar aus ihren trüben Gedanken gerissen zu werden. Sie beschloss nicht näher auf ihre erschreckenden Vermutungen einzugehen, sie würde später nochmal darauf zu sprechen kommen, falls es ein später geben würde: „Nur noch ein Wort, falls wir in Gefahr geraten, dann rennt so schnell ihr könnt und holt die Flußgarde. Und dann erzählt Alfons alles, was wir besprochen haben werden.“ (Imma)

Lioba runzelte bei diesen Worten leicht die Stirn. Imma einfach im Angesicht einer Bedrohung im Stich lassen… Aber sie verstand durchaus, dass Imma sichergehen wollte, dass die von Ihnen gesammelten Informationen weitergetragen wurden. Nach kurzem Zögern nickte sie also und hoffte, dass sie nicht in eine solche Lage geraten würden. (Lioba)

Dann schob Imma Lioba das Buch mit dem Eisvogelbild zu und bat sie diesen für die anderen abzuzeichnen. „Könntet ihr außerdem auch die diversen Taubenarten abzeichnen oder euch einprägen?“ Außerdem breitete sie einige Pergamente mit Heraldiktabellen vor sich aus und begann diese systematisch nach Vögeln im Wappen abzusuchen und auf einem Pergament die Namen der Familien aufzulisten, die Vögel in Wappen führen, sowie einige Ergänzungen, die sie notierte: Als sie das Papier dann zu Lioba schob, erklärte sie dazu: „Vielleicht geht es auch nicht um den Eisvogel, sondern um Eis und Vogel? Oder es ist eine Lautmalerische Beschreibung: der Vogel macht Tiit-tiiit. Sein Name in Bosparano lautet übrigens Alcedo Athis und ansonsten wird er auch Eisspecht und Königsfischer genannt. Oder es geht um sein Vorkommen, er lebt in der Nähe von Gewässern, reichen Flüssen oder Auen. Ich fürchte wir werden so nicht weiterkommen. Habt ihr eine Idee? Sollen wir Elador nochmals etwas fragen?“ (Imma)

-- Main.CatrinGrunewald - 06 Mar 2019