Korrespondenz Grimo-Gelon

Briefwechsel Grimo Steinklaue mit Gelon Adlerkralle

(aus: Die Geschichte der Kinder Mirils)

Autoren: Dario und Innozenz m.c.

Der Briefwechsel beginnt nach einer Begegnung von Grimo Steinklaue mit Gelons Knappen Mihoal beim Arbeitseinsatz des Orgilsbundes am Orgilsgrab im Ingerimm 1045 BF.

Grimos erster Brief RAH 1045 BF

Grimo OG Wappen.png

An
Ehrwürden Gelon Adlerkralle von Adlerstein

Eschenbach, Baronie Eisenstein

gegeben zu Orgils Grab, Rah 1045 BF

Rondra zum Gruß, Ehrwürden von Adlerstein!

Als Schwertbruder des Tempels der Grablege des Heiligen Orgil, Patron der Knappen, danke ich Euch, daß Ihr Euren Knappen Mihoal Adlerkralle von Rechklamm habt zum Arbeitseinsatz des Orgilsbundes hierher kommen lassen. Es war mir eine Freude, ihn kennenzulernen!

Während der Tage, die der Orgilsbund und Euer Knappe hier weilten, ergab sich mehrfach die Gelegenheit zu eingehendem Gespräch. Es scheint, daß Euer Knappe derzeit an einer Gabelung seines Lebensweges steht und nicht recht weiß, wohin er sich wenden soll: zur profanen Ritterschaft, am ehesten als Löwenritter im Orden der Heiligen Ardare, oder ob er den Weg eines Pagen unserer Herrin Rondra einschlagen soll.

Wie wohl die meisten jungen Gefolgsleute unserer stürmischen Herrin sehnt er sich nach Taten, danach, sich zu beweisen und seinen Teil beizutragen gegen die Feinde der alveranischen Leuin und ihrer Geschwister besonders im Osten. Ich sagte ihm, daß auch schiere Wachsamkeit und Geduld Tugenden eines Kämpfers sind, stehe er nun direkt im Dienst der Herrin oder nicht. Aber sein Drang und seine Unruhe sind groß.

Ich forderte ihn auf, seine innersten Wünsche zu ergründen, sowie mit Euch darüber zu reden. Ich selbst kann nach der kurzen Zeit, die ich mit ihm sprach, auch seinen tatkräftigen Einsatz und seine Ergebenheit gegenüber der Herrin beobachten konnte, nicht einschätzen, ob er wirklich den Ruf der Herrin in sich spürt, oder ob er sich vielmehr Euch oder wem auch immer als würdig zu erweisen strebt. Was, versteht mich nicht falsch, kein niederes Verlangen wäre! Nur wäre dann der Weg eines Pagen und Knappen der Herrin nicht notwendig; im Gegenteil könnte er auch als profaner Ritter der Leuin dienen und vielleicht weit eher wichtige Aufgaben in der Welt übernehmen.

Ich bitte Euch nun zu überlegen, ob der geduldige Dienst beim Rahjatempel in Eisenstein sein stürmisches Drängen nach Taten dämpfen und ihm klarere Sicht auf seinen Weg bieten wird, oder ob ihm derzeit nicht ein aktiverer Einsatz helfen würde. Vielleicht findet Ihr eine Möglichkeit, Mihoal wenigstens eine Weile lang im Darpatischen, Weidenschen oder gar Tobrischen ein zusetzen, etwa in Begleitung eines Transportes von Nachschub- und Hilfsgütern oder dergleichen?

Mißversteht meine Bitte nicht als anmaßende Einmischung oder Mihoals Gespräche mit mir als mangelndes Vertrauen Euch gegenüber! Das ist ganz und gar nicht der Fall. Aber an wen, außer Schwertvater oder -mutter, sollte sich ein Knappe eher wenden als an den Schwertbruder Rondras, der dem Tempel des Knappen-Heiligen Orgil vorsteht? Umgekehrt wäre ich ein schlechter Hüter von Sankt Orgils Erbe, würde ich mich eines solchen Anliegens nicht annehmen.

In diesem Sinne verbleibe ich,

Rondra zur Ehr!

Grimo Steinklaue von Orgils Grab

Gelons Antwort an Grimo PRA 1046 BF

Wappen Adlerkralle Adlerstein.png

An
Hochwürden Grimo Steinklaue
Vorsteher des Tempels zu Orgils Grab
Baronie Orgils Heim

gegeben zu Eschenbach
Baronie Eisenstein
Praios des Jahres 1046
nach dem Falle Bosparans

Hochwürden Grimo,

Bruder im Dienste der Leuin,

ich grüße Euch, Rondra sei mit Euch!

Für Euren Brief danke ich Euch sehr. Auch dafür sei Euch mein Dank gewiss, dass Ihr Euch meines Knappens in jenen Tagen bei dem Arbeitseinsatze am Grabe des Heiligen Orgils angenommen und ihm zugehört habt.

Ihr habt mit Eurem Brief ein Thema benannt, mit dem ich mich, als auch unser Komtur, schon seit Jahren tragen. Im Orden der Heiligen Ardare zu Arivor beobachten wir unsere Zöglinge stets genau, denn wir sind sehr daran interessiert, zu erkennen wohin die Leuin ruft. Schließlich besteht unser Orden gleichsam aus Geweihten, wie auch aus Laienschwestern und -brüdern.

Bei Mihoal ist es so, dass viel dafür spricht, dass er die Weihe empfangen sollte. Es wurde mir berichtet, wie er als Dreizehnjähriger den Troß unserer Truppe auf dem Haffaxfeldzug begleitend, sich mutig vor ein paar Waisenkinder gestellt hat, die durch zwei Schergen aus Schwarztobrien bedroht wurde. Er sprach laut ein Gebet zur Leuin und hielt dabei sein Knappenschwert in der beiden Händen. Die Schergen seien so irritiert gewesen, dass sie von dannen zogen. Vielleicht war es auch das Gebet, das wirkte. Diese Begebenheit und viele weitere kleine Beobachtungen veranlassen uns dazu, zu erwägen, dass Mihoal geweiht werden sollte.

Darum hat er mich stets bei allen Ritualen und Gottesdiensten begleitet und assistiert. Seine Ausbildung ist bereits jetzt die eines Novizen, eines Pagen der Göttin. In wenigen Tagen wird Mihoal zwanzig Götterläufe alt. Wir werden in diesem Götterlauf also Klarheit finden, was mit ihm geschehen soll.

Auch weiß ich um seine Unruhe, das innere Drängen, von dem er oft spricht. Auch nehme ich seine Ungeduld und Unzufriedenheit wahr, hier in den Nordmarken zu weilen. Doch hier muss ich zugeben, dass mein Urteil vielleicht etwas getrübt ist. Ihr wisst vielleicht, dass Mihoal mein Neffe ist. Als wir auf der Festung bei Vallusa lebten, hat er mich oft begleitet, wenn ich in meiner Aufgabe als Tressler Nachschub besorgte. Bei unseren Zügen sind wir manches Mal überfallen worden. Auch noch übleren Gefahren aus den Gebieten Transysiliens sind uns begegnet. So kam es, dass Mihoal einmal schwer verletzt wurde und es viele Wochen brauchte, bis er wieder genesen war. Einige Tage stand es wohl sehr ernst um ihn. Wie hätte ich es meinem Bruder und meiner Schwägerin sagen sollen, wenn ihr ältester Sohn in meiner Obhut um sein junges Leben kam? Unter anderem hat mich dies bewogen, um einen Einsatz im Westen des Reiches zu bitten.

Aber ich nehme Euren Vorschlag, Hochwürden Grimo, wohl wahr und ernst. Vielleicht sollte es in diesem Jahr, auch als eine Art persönliche Prüfung, einen Auftrag geben, wo Mihoal sich beweisen kann. Eine Zeit in der er seinen inneren Gefühlen und seinem Drängen nachgehen kann, wird ihm gut tun. So kann er auch für sich Klarheit gewinnen. Ihr habt von der Begleitung von Hilfsgütern in das Darpatische, Weidensche oder Tobrische geschrieben. Schwebt Euch da ein besonderer Einsatz vor? Habt Ihr da etwas konkretes im Blick? Sicher würde ich auch innerhalb meines Ordens etwas finden, doch ist es vielleicht nicht schlecht, wenn er einmal außerhalb Erfahrungen macht. Darum wäre ich Euch sehr dankbar, wenn Ihr einen Vorschlag habt.

Noch einmal danke ich Euch für Euren Brief und für Euer bemühen um die Anliegen meines Knappen, der mir sehr am Herzen liegt.

Ich empfehle Euch der Leuin an.

Endens unterzeichnender erstirbt in vollendeter Ehrfurcht

Gelon Adlerkralle von Adlerstein