Hochzeit zu Altenwein Junggesellenabschied

Wann: Hesinde 1043 BF

Wo: Junkergut Altenwein in der Baronie Schwertleihe

Was: Der Orgilsbund richtet zu Ehren von Mitglied Aureus von Altenwein, der zur Hochzeit geladen hat, einen Junggesellenabschied für selbigen aus. Gemeinsam feiert man im verschneiten Altenweiner Wald bei Lagerfeuer, Eisangeln, Gesang und Bier.

Die Personen

  • Aureus von Altenwein - der Bräutigam [Hendrik]
  • Alrik vom Schwarzen Quell [Arvid]
  • Brun von Kranickteich [Niklas]
  • Boronian von Schwertleihe [Catrin]
  • Ira von Plötzbogen [Tanja]
  • Firin von Landwacht [Christian]
  • Wunnemar von Galebfurten und Knappe Quendan von Hornisberg [Stefan]
  • Gereon von Rickenbach [Catrin]
  • Folcrad von Baldurstolz [Hendrik]
  • Bernhelm von Lanzentann [Marion]
  • Lechdan von Schwertleihe
  • Adamar von Firnholz-Rothammer [Vera]
  • Daria vom Berg [Reinhard]

Weitere Rollen:

  • Firunhard Dreyschwert, der Wildhüter von Altenwein
  • Zwei Dirnen aus Amleth
  • Lupius von Schellenberg, Gemahl von Ira

Zeitplan der Hochzeit

  • 10. HES: “Kränzen” und Junggesellenabschied
  • 11. HES
morgens: Brotbacken mit Vieskar
Abends: Traviabundfeier Aureus & Sina Artigas
  • 12. HES Morgens: Brunch (Ausnüchtern^^?)
  • 13. HES: Pausetag (Ausnüchtern^^), evtl Jagd
  • 14. HES Eröffnung des Konklaves


Kränzen

Am 10. Abends kommen die Dörfler zum Brauch des “Kränzens” an das Junkerhaus, bringen einen Kranz für die Tür mit und bekommen dafür anschließend im Haus Schnaps (“Kranz-Loben”). Es helfen beim Ausschenken: Wunnemar, Ira. Kümmern sich um das ‘Herrichten’ der Schweine: Gereon, Boronian. (Es fehlen: Brun - nicht angereist; Alrik und Firin - gerade unauffindbar)


Sauhatz

Anschließen packen wir Aureus und der Junggesellenabschied beginnt mit einer Sauhatz durch Altenwein - da haben die Dörfler was zu lachen und das soll Aureus Sympathie bringen. Die Altenweiner sind nämlich noch sehr skeptisch mit ihm, sein unrühmlicher Vater ist noch zu sehr im Gedächtnis. Nachdem Vieskar im Vorfeld etwas über den Inhalt der Feier erfahren und mit Nachdruck angeregt hat, dass der Orgilsbund doch bitte ein zweites Schwein vor Ort erwerbe, damit sich einerseits beide Ehegatten an der Saujagd beteiligen, denn sie sind ja zukünftig beide quasi „Vater“ und „Mutter“ der Altenweiner. Von einer Schlachtung rät er dringend ab, denn das mache ganz schlechtes Fleisch, wenn die Tiere so Stress haben, und es wäre darüberhinaus nichts Bleibendes! Und gerade Dinge von bleibendem Eindruck bräuchte Aureus ja, um hier als Junker Fuß zu fassen. Also schlägt der Hochgeweihte stattdessen vor, beide Schweine am Ende der ärmsten Familie im Ort zu schenken. Diesen Leuten in Zukunft durch Zuchtmöglichkeit die Fleischversorgung zu sichern sei nicht nur sehr traviagefällig, sondern auch ein eindrucksvolles Zeichen von Aureus an seine Leibeigenen. Gereon hat ein junges Schwein aus Tandosch mitgebracht. Angeregt durch Vieskars Einwand hat Boronian vor Ort in Altenwein ein zweites erworben. Adamar vom Firnholz gefällt der nachhaltige Gedanke, er gibt etwas Geld zum Kauf des zweiten Schweinchens dazu, aber nur symbolisch, denn er hat selbst nicht so viel. Der Rabenmärker findet den traviagefälligen Anstoß von Vieskar ebenfalls gut und legt ein paar Silbertaler zum Kauf des zweiten Schweines zu. Sina sollte wegen ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft jedoch nicht selbst jagen. Hier stellt sich Veremas Gemahl Rahjaman großzügig zur Verfügung, dies zu übernehmen. „Immerhin verbleibt diese Aufgabe so in der Familie“, meint er.

Im Folgenden rennen Aureus und Rahjaman den beiden Schweinen hinterher durchs Dorf. Der Orgilsbund beteiligt sich aktiv daran, dass die Schweine immer wieder den beiden Fängern zugetrieben werden. Wenn die Schweine eingefangen sind, werden sie feierlich der ärmsten Familie übergeben. Adamars Kommentar: „Das war ein witziges Unterfangen, besonders, weil die jungen Schweine echt schnell und wendig waren.“ Wunnemar lacht und klatscht den erfolgreichen Jägern Beifall, fühlt sich dabei aber auch an seine eigene Hatz durch Elenvina erinnert, bevor der Herzog ihn zum Ritter schlug.


Aufbruch

Plötzlich ist Alrik wieder im Dorf. Er und Firin waren mit dem Wildhüter Firunhard Dreyschwert schon mal zum Ort der Feier gereist und haben dort alles hergerichtet. Nun kommt Alrik, um uns alle abzuholen. Wunnemar hat in alter “Tradition” einen Kranz gebunden (statt aus Blumen eben aus Tannenreisig), den er Aureus aufsetzt, wie damals bei Ira. Als Zeichen dafür, dass nun der Teil des Abends beginnt, welchen die Orgilsbundler sich für ihren Bundbruder ausgedacht haben. Ira neckisch: „Meiner war schöner“

Die Anwärter haben sich derweil auf Bitten ihrer Mentoren ums Aufsatteln der Pferde gekümmert und bringen sie aus dem Stall. Wir schnappen uns unsere bereitgelegten Decken, dann geht‘s hinter Alrik her hoch zu Ross in den verschneiten Wald zu einem alten leerstehenden Bauernhof. Die Reise geht irgendwo in den Süden von Altenwein.


Der alte Bauernhof

Vor dem Haus erwartet uns Firin mit Wildhüter Firunhard bereits an einem großen Lagerfeuer, das hell und warm brennt, befeuert von alten Holzbalken des baufälligen Schuppens. Um das Lagerfeuer herum sind als Sitzgelegenheiten Möbel aus dem Bauernhof aufgestellt, über die teilweise Felle ausgelegt sind. Die von uns mitgebrachten Decken machen es zusätzlich gemütlich. Im alten Stall können die Pferde gut untergestellt werden. Auch das übernehmen wieder die Anwärter. Der Wildhüter klärt uns auf: „Die Bewohner des Hofes wurden vor einiger Zeit von der Gorsingen-Bande umgebracht. Seitdem steht der Hof leer.“


Vorstellung der Neuen

Nachdem alle sich ums Feuer versammelt haben, wollen natürlich alle wissen, wer die neuen Gesichter in unserer Mitte sind:

Der zurückhaltende, vierzehn Sommer zählende Lechdan strafft sich, reckt das Kinn und spricht zuerst: “Ich bin Lechdan von Schwertleihe, Sohn des Barons Traviadan von Schwertleihe und seiner Frau, ihrer hochgeborenen Exzellenz Iseweine von Weiseprein. Ich diene seiner Wohlgeboren Ugdalf von Pandlarilsforst und von Hauberach, Junker zu Tarlenheim, Junker zu Rotbach, Ritter zu Hallingen, Oberst des Bombarderegiments `Trollpforte`, Träger der Kaiser-Raul-Schwerter in Bronze, Träger des Greifensterns in Silber und Träger des Schwertes Retributio als Knappe.” Seine Worte sind klar und stolz gesprochen, mit erhobenem Haupte. (Lechdan) Ira: “Wir sagen aber trotzdem nur Lechdan zu dir, falls du einverstanden bist,“ erwidert Ira lachend. “Das, öh, gilt übrigens für jeden. Wir wollen Freunde sein. Ohne Titel und so.” (Bei sich denkt sie sich: Oberst… hoch dekoriert…interessant) Adamar schaut Lechdan an, und findet es nur folgerichtig, als Sohn von Traviadan auch dem Orgilsbund beitreten zu wollen. Lechdan war kein Page mehr, und seit Adamar den Kurzen gesehen hatte, waren Götterläufe vergangen! Er überlegt kurz, aber es kann gut sein, dass er den Knaben als Baby auf seinen Armen getragen hatte, da er bei Traviadan von Schwertleihe selbst in der Pagenschaft gewesen und später auch in Knappschaft gegangen war. Er war, wie alle Knappen in die Familie aufgenommen worden und Traviadans Kinder waren ihm bekannt gewesen, bis sie alt genug waren in die Ausbildung bei einem anderen Vorbild zu gehen. Interessant, den jungen Mann jetzt zu sehen.

Bernhelm von Lanzentann strafft die Schultern und schaut mit seinen klaren, blauen Augen jedem Ordensmitglied ins Gesicht während er sich vorstellt: “Mein Name ist Bernhelm von Lanzentann, ich wurde am 7. Praios des Jahres 1024 BF als Sohn von Xandros und Larona von Lanzentann ebenso wie Lechdan in dieser Baronie geboren. Godobald von Lanzentann ist mein Onkel und ich hatte die Ehre ihm seit meinem sechsten Sommer als Knappe zu dienen.”

Ira legt den Arm auf die Schulter der einzigen weiteren Ritterin, die mit ihnen vor dem Feuer sitzt: “Ich möchte euch Daria vom Berg vorstellen. Ihr Schwertvater fiel, wie so viele Tapfere, durch Schergen des Haffax während des Feldzugs. Vielleicht ist euch ihr Gesicht noch aus der Hesindeschule bekannt. - Es war ein schöner Zufall, wenngleich ein trauriger Anlass, der uns in Hlutharswacht vor einigen Monden zusammengeführt hat. Bitte sag etwas zu dir selbst,” lächelte Ira die etwas ältere an. Die wohl knapp über zwanzigjährige und kaum mehr als acht Spann große Ritterin erhebt sich daraufhin und lächelt zaghaft Ira an, ehe sie ihren Blick in die Runde der Versammelten wirft und mit einem leichten Schütteln des Kopfes eine vorlaute Haarsträhne aus dem Gesicht schleudert. Die grünen Augen geben der Ritterin einen Anflug albernischen Aussehens, aber ihr Dialekt verrät unzweifelhaft die nordmärkische Herkunft. „Ich bin Daria vom Berg, die Tochter der Bilhild vom Berg und des Leuenhard von Salmfang. Ich… trauere um meinen Schwertvater, Efferdan von Schrötertrutz, der… sein Leben für uns und das Reich Rauls gelassen hat. Meinen Schwertvater, der mich so vieles gelehrt hat, und der es würdig ist, dass die Überlebenden des Krieges Seiner gedenken. Auf dem Feldzug habe ich vieles erlebt und kennengelernt, was mich geprägt hat. Auch Dinge, die ich nicht gerne gesehen habe, die keiner gerne sieht. Jedoch Dinge, denen ein jeder Ritter sich stellen muss. Ihr habt hier alle ähnliches erlebt und müsst mit ähnlichen schlimmen Geschehnissen und Vorkommnissen zurecht kommen, die einen jeden hier geprägt haben. Daher ist es gut, dass es diesen Bund gibt, damit niemand allein mit den Erfahrungen des Krieges gelassen wird. Denn, bei aller Kameradschaft und der Erfahrung, dass es Menschen gibt, denen man Vertrauen kann und denen man sein eigenes Leben anvertrauen würde, so habe ich auch erfahren, vermutlich ebenso wie ihr, dass die schmerzvollen Erfahrungen im Krieg überwiegen. Ich wollte schon als kleines Mädchen Ritterin werden. Ich erinnere mich, dass meine Kusine mich als Kind gefragt hat, warum ich mich für den Krieg interessiere. Nun, ich glaube, ich kann erst jetzt die wahre Antwort darauf geben. Weil es passieren kann, dass der Krieg sich irgendwann für dich interessiert. Und dem kommt niemand aus.“ Daria hält anschließend inne. Sie blickt in die Gesichter, die ihrerseits sie anblicken, und fragt sich, ob sie vielleicht zu viel Pathos in ihre Worte gelegt hatte. Aber es war, was sie fühlte, seit sie von dem Feldzug zurückgekehrt war. Weil sie wusste, dass sie, trotz aller Furcht wieder in den Krieg ziehen würde, wenn das Land es bedurfte. Einen Augenblick zweifelt sie selbst an dem, was sie sagte. War es in Wahrheit vielleicht, weil sie, ohne in all den erlebten Grausamkeiten des Schlachtfeldes einen Sinn zu suchen, schlicht den Verstand verloren hätte? Daria schluckt. „Ich diene der Gräfin von Albenhus, ebenso mein Gemahl Eckbert von Baernfarn.“ Warum betonst du schon wieder, dass du verheiratet bist? War es die Erinnerung an die Heimat Eckberts, die Baernfarner Heide und die Stadt Gallys, durch die sie bei dem Feldzug gekommen waren? Aber Daria möchte sich nicht ablenken lassen, sie will ihre Gedanken beisammen halten. „Nun, es ist schön, bei Euch zu sein.“

Anschließend tauscht Boronian einen Blick mit jenem jungen Mann, der kaum älter war als die meisten der hier Anwesenden. Sein Wappenrock zierte das Wappen des Baronshauses von Firnholz aus dem tiefen Norden der Grafschaft Gratenfels. “Ich möchte euch Adamar von Firnholz als Anwärter unserer Gemeinschaft vorstellen. Auch sein Gesicht ist vielen von euch bestimmt noch vom Haffaxfeldzug bekannt. Er war damals der tapfere Knappe meines Vaters Traviadan gewesen, bis - Nun, ihr wisst ja, dass mein alter Herr bei der Erstürmung Mendenas fiel. Doch zurück ins Jetzt. Lieber Adamar, ich gebe das Wort an dich ab. Du hast sicher eigene Worte, mit denen du dich uns mitteilen möchtest.” Adamar erhebt sich von seinem Platz, und obwohl er das Wappen von Firnholz trägt, so sind seine Gesichtszüge denen des Vaters, Loncald Praiosmar von Rothammer sehr ähnlich. Er ist schlank, aber stark, muskulös, sehnig. Er hat vieles von seinem Vater geerbt, aber die Haarfarbe seiner Mutter, die braunen Haare, die er in Locken nun gern etwas länger trägt, seit er seinen Ritterschlag erhalten hat, und sie nicht mehr regelmäßig schneiden lassen muss. "Hab Dank, Boronian. Traviadan von Schwertleihe, der Name fiel schon des öfteren heute. Viele haben ihm sein Leben zu verdanken, ihre Ausbildung, ihre Abstammung” - wobei er zu Lechdan und wieder zu Boronian blickt - “ihre Erinnerungen an ihn und so vermisse auch ich meinen Schwertvater, den ich in einem Kampfesmoment in Mendena verlor, als ich nicht in der Lage war, ihm zu Hilfe zu eilen. Wir hatten in diesem schrecklichen Heerzug unsere Kämpfe auszufechten und der Kampf in unseren Herzen ist noch immer nicht abgeklungen. Ihr alle bildet nun diesen Bund, um im Geiste Orgils nicht nur die Erinnerungen an die Gefallenen, sondern mit diesen Erinnerungen im Geiste, auch die Zukunft der Nordmarken mitzugestalten. Denn was wir gelernt haben, die Erfahrungen, die wir gemacht haben, sie bestimmen zum Großen Teil wer wir sind, die Menschen, die uns prägten, und die Erlebnisse, die wir mit ihnen hatten! Aber diese Verbindung zur Vergangenheit ist wichtig, um in der Zukunft die richtigen Entscheidungen treffen zu können, und so lernen wir, auch aus den eigenen Fehlern! Ich bin Jungritter, denn nach dem Feldzug hatte ich das wunderbare Glück, bei Roklan von Leihenhof meine Knappschaft zu beenden."

Nun war es an dem Rabenmärker, das Wort zu ergreifen. Wunnemar von Galebfurten deutete im sitzen zu seiner Rechten, wo leicht versetzt hinter ihm ein großgewachsener Bursche stand, der vielleicht fünfzehn Sommer gesehen haben mochte. “Dies ist mein Knappe Quendan von Hornisberg”, sprach der Baron und man erkannte eine Spur stolz, ebenso aber Wärme in seiner Stimme. Der so vorgestellte, schlaksige junge Mann mit den langen Gliedmaßen lächelte und nickte den Versammelten höflich und ergeben zu. Quendan hatte dunkelblondes, kurzes Haar und rehbraune Augen. “Er diente dem ehemaligen Oberhaupt meines Hauses, Jolenta von Galebfurten, die auf dem Feldzug der Nordmärker in die Rabenmark einem Attentat zum Opfer fiel, als Page. Nun dient er mir in meiner neuen Heimat”, beendete der Baron von Tälerort die Vorstellung.

Als alle sich vorgestellt haben herrscht kurz Stille, bevor Wunnemar sich erhebt und seinen Arm mit dem Weinkelch in der Hand ausstreckt. Mit feierlicher Stimmer ergreift er erneut das Wort: “Für die Gefallenen. Für die, denen wir Treue schuldeten, und für diejenigen, die wir liebten. Aber auch für uns, die Zurückgebliebenen, die ihr Andenken ehren. Für Freundschaft und Kameradschaft. Für Waffenbrüder und -schwestern im selben Geiste. Für die Treue, die uns alle verbindet. Hebt eure Kelche, denn heute Abend sind wir alle Brüder und Schwestern im Geiste und ab Morgen werden wir sehen aus welchem Holz ihr geschnitzt seid.”


Auf die Toten und die Freundschaft

Nachdem sich alle bekannt sind, darf Aureus als nächste Handlung das Bierfass anschlagen, das Alrik dem Fest gestiftet hat! Laut gröhlten seine Freunde, als er es geschafft hat. Dann leeren alle erstmal einen Humpen und gemeinsam wird auf Travia und Rahja, sowie auf das Beisammensein im großen Kreis angestoßen. Laut hallt das Motto des Orgilsbunds durch den verschneiten nächtlichen Wald: „Für die Toten und die Freundschaft!“ Wir freuen uns alle sehr, dass auch die Anwärter mit dabei sind und es alle Bündler geschafft haben zu kommen. Naja, nicht alle, denn Brun fehlt ohne eine Nachricht. Von ihm weiß nicht mal Aureus was, denn abgesagt hat er nicht.

Ira wusste gar nicht, wann sie sich das letzte Mal so „frei“ gefühlt hat. Merklich fiel Last von ihren Schultern ab.

Adamar freute sich, endlich Mal den Rest der Truppe besser kennenzulernen. Am Feuer war es schön warm und wenn die Pferde versorgt sind, schmeckt auch das Bier.

Palinor war leider auch nicht da. Folcrad berichtete, dass Palinor erst vor wenigen Tagen in Schweinsfold geheiratet hat, und er als Trauzeuge dabei war. Palinor würde bald Vater werden und wohl erst einmal vieles andere im Kopf haben, als den Bund. Ira erzählt, dass Palinor ihr einen Brief geschrieben hat, in dem er ihr sogar schrieb, dass er eine Diener Rahjas werden wolle. Sie akzeptiere seine Entscheidung. Man sieht ihr aber an, dass sie schon etwas verärgert oder enttäuscht ist. Sie selbst war auch eingeladen, aber hatte leider keine Zeit für die Reise nach Schweinsfold.


Firun zur Ehr - kein Magenknurren mehr

Wildhüter Firunhard trat nach der kleinen ‘Totenfeier’ hinzu. “Wohlgeboren, hohe Damen, hohe Herren,,“ sprach er in Richtung des Junkers und seiner Freunde, es ist seit Alters her Brauch in des Waidmannes Fluren, dass diejenigen, die dem Herrn des Eises trotzen, sich auch in firnungefälliger Jagd vor dem Grimmigen beweisen sollen. Da mir jedoch zugetragen wurde, dass es sich um eine Jagd handeln soll, die äh.. im Gedächtnis bleiben soll… werden ich die hohen Herrschaften nun zu den Fischen bringen.” Erklärte der Jägersmann, wobei er den Eindruck machte, sich nicht sicher zu sein, ob das, was er vorgeschlagen hatte, auch allen Anforderungen genügte, die diese Adligen an ihn im Gespräch gestellt hatten. Es war nicht üblich, dass sich der Adel mit der Angel des gemeinen Mannes auskannte. Oder mit dem Jagdspeer im Wasser. Sicherlich konnten diese Ritterinnen und Ritter besser mit dem Bogen umgehen oder der Saufeder, aber immerhin waren ihre Arme stark genug, um die Eisschicht zu durchstoßen. Was hatten die jungen Männer zu ihm gesagt: Spaß sollte es machen, für Unterhaltung und nebenbei noch für Essen sorgen. Nun denn. „Es gibt eine Senke, nicht weit von hier, in der Äschen und Grundeln stehen. Ich habe dorthin schon Äxte und Fangleinen gebracht.“

Die Senke war bald erreicht. Ein Loch, das bereits wieder am zufrieren war, zeigte an, wo der Wildhüter Eis und Fang geprüft hatte. Am Ufer lagen ein paar Äxte und Schnüre. Alrik war generell eher rondra- und travia-, aber dann doch götterfürchtig genug, um die Aufgabe vor Firun entsprechend ernst zu nehmen. Beherzt nahm er nach ihrer Ankunft eine der bereitliegenden Äxte und machte sich daran, ein eigenes Loch ins Eis zu hacken. [Aureus, gern weitere ausformulierte Reaktionen]

Sie hatten Glück, die milde Ifirn schien es gut mit den jungen Leuten zu meinen und legen ihnen die Mahlzeit genau unter die Eislöcher. Irgendwer kam dann auf die Idee, dass Eistauchen auch ein archaisches Mannbarkeitsritual wäre. Und außerdem dem Herrn Firun zum Gefallen. Da war Daria doch gern mit von der Partie und entkleidete sich rasch. “MANNbarkeitstritual” sagt Gereon zu Daria, grinst und reißt sich die Kleidung vom Leib, worauf Daria ebenso unbekleidet ins kalte Wasser hüpfte und versuchte, es länger auszuhalten als Gereon. Adamar taucht ebenfalls kurz unter, das härtete schließlich ab, aber einen Wettstreit fand er albern. Was sollte das beweisen, wie schnell man sich den Tod holte? Auch Wunnemar schüttelt über eine solche Idee nur lächelnd den Kopf. „Plötzbogen was ist mit dir, bist du eingefroren oder hat dein Gatte etwas dagegen, dass du dich anderen Männern zeigst?“ neckte der Landwachter seine Rommilyser Schwertsegnungsschwester und ließ ebenfalls die Hose fallen, um kurz darauf keuchend und um Atem ringend ins kalte Wasser zu steigen. “Weder noch.” Ira schaute sich das Spektakel lieber vom Ufer aus an. „Aber wenn ich krank werde, krieg ich Ärger mit meinem Baron, nicht du.“ rief sie ihm zu. “Außerdem muss euch Verrückte ja jemand raushacken, wenn ihr uns einfriert. Auch an Aureus erging die Aufforderung, sich doch ins Wasser zu gesellen.


Feuchtfröhliches Fest vor Feuerfunkenflug

Als die mehr oder weniger durchgefrorene Schar vom Angeln kam, drang ihnen Musik entgegen, die aus dem Lager zu kommen schien. „Ah gut für die kalten Knochen, so ein Tänzchen,“ hörte Aureus Boronian murmeln. Am Feuer saßen eine kleine Gruppe junger Dörfler und spielten auf mit Fiedel, Trommel und Flöte. Mittendrin ein Brun mit zwei lieblichen Damen, die den jungen Ritter recht eindeutig umgarnten und deren bunte Bänder am Gewandt beide eindeutig als käufliche Liebesdienerinnen auszeichneten. Als der Kranickteicher seine Bundgeschwister sah, sprang er auf, woraufhin die Musik verstummte - um Aureus mit offenen Armen entgegen zu eilen und kurz an sich zu drücken. „Herr Junker! Was für ein schönes Plätzchen ist dein Altenwein. Leider etwas kalt. Aber ich habe da zwei reizende Damen mitgebracht, die wissen, wie man bei diesen ekelhaften Temperaturen für herzerwärmende Stimmung sorgt. Obwohl du schon unter Beweis gestellt hast, dass du keine Lehrstunden mehr brauchst.“ Er zwinkerte, wohl als Anspielung auf das Kind, das bald zur Welt kommen würde. „Entschuldige, dass ich erst jetzt komme, aber der Weg hierher war gewissermaßen …schwierig.“ Er erwähnte nicht, dass er mit den beiden frierenden Damen mehrmals eingekehrt war. Jedenfalls behielt er das vergnügliche Aufwärmen im Stroh für sich. „Im Dorf waren diese Spielleute gern bereit, uns mit hier raus zu nehmen.“ Hinter ihm winkten die beiden Choros-Schwestern, der Kürschnergeselle Trek mit einer Flöte in der Hand und ein weiterer junger Handwerker, dessen Namen Aureus nicht auf Anhieb einfiel, der aber eine Handtrommel vor sich auf dem Schoß hatte, der Schar zu. [Aureus]

Die beiden Dirnen machen sich auch sogleich an ihr Werk und gingen direkt auf Tuchfühlung. Vor allem die durchgefrorenen schlotternden Ritter, die eben noch im Wasser schwammen, durften sich nicht nur über warme Gedanken freuen, sondern auch über die eine oder andere Hand, welche sich auf die unterkühlten Glieder legte. Wunnemar war über die Anwesenheit der beiden Käuflichen entsprechend entrüstet, und lehnte deren Zuneigungsbekundungen höflich aber sehr konsequent ab. Auch Alrik fand Bruns ‘Mitbringsel’ ebenfalls höchst unpassend. Man musste sich nur vorstellen, wie das auf die Anwärter wirkte. Er nahm sich vor, Brun deswegen am nächsten Tag beiseite zu nehmen. Ira hingegen muss lachen, als sie den Kranickteich as ist eben Brun, wie alle ihn kennen. Daria war da eher peinlich berührt, als eine der Dirnen ihr von Frau zu Frau Komplimente machte… Adamar fand, dass Rahjadienst zwar eine schöne Sache war, und die Damen waren hübsch und alles, aber niemals würde er bei solcher abschätzigen Behandlung von Frauen mitmachen. Er lehnte die Annäherungsversuche der Damen höflich ab! Gereon hingegen, dessen Begegnung mit einer aufdringlichen Hure auf dem Haffaxfeldzug ihn damals noch peinlich berührte, schüttelte nur den Kopf über diese Kostverächter. “Wo se schonema doo sin.” und entschuldigt für die Unhöflichkeit der anderen. Firin war recht angetan davon, sich mit einer hübschen Dame zu verlustieren. Er fror nach dem Bad im Eiswasser und setzte sich recht nahe ans Feuer. Zu etwaigen Zärtlichkeiten würde er nicht nein sagen, lag seine letzte rahjagefällige Begegnung schon etwas zurück. Aber noch war ihm einfach nur kalt.

Während sich Wildhüter Firunhard um das Aufspießen der ausgenommenen Äschen und Gründlinge kümmerte, damit diese am Stock vor dem Feuer garen konnten, stimmten die Dörfler ein paar schnelle Gavotten an, damit diejenigen, die lieber die kalten Glieder mit Tanzen aufwärmen wollten, auch dies tun konnten. Dabei kreisten verschiedene Brände, denn wie es Absprache war, hatte jeder etwas dabei: Von ihrer Knappin hatte Daria beispielsweise eine Spezialität aus der Schwarzen Sichel bekommen - Gallyser Ogermeth und Bärenfang. Beides stiftete sie gerne. Adamar hatte ebenfalls Met dabei, Firnholzer, selbstverständlich. Ira und Boronian waren vom Eisensteiner Rahjatempel mit einem großen Schlauch Tharf ausgestattet worden, den Ira stolz präsentierte, als sie ihn hervorholte: “Um eine weitere Tradition zu ehren: hier, edler Tharf von Hochwürden Rahjan Bader! Auf dass die Herrin Rahja zufrieden und heiter auf unser kleines Fest herabsehe. Aureus, ich trinke auf dich und deine Süße. - Auf die Liebe, ihr lieben!” rief sie aus, bevor sie sich den Schlauch an die Lippen setzte und geradezu gierig einen großen Schluck des Götterbräus die Kehle hinabrinnen ließ, bevor sie ihn mit einem freudigen Lächeln an Aureus weiterreichte. “Wie sich die Zeiten doch ändern, was? Tanzt du mit mir?”

Auch andere zog der anregende Rhythmus auf die Beine. Der Alkohol und das lodernde Feuer brachte Wärme zurück in die verfrorenen Körper und die Tatsache, dass alle schon eine Weile nichts mehr gegessen hatten, bereitete so manchem Rausch eine gute Grundlage.

Gereon rang seinem Haar zwei Zöpfchen ab und malte sich die Lippen mit Farbe, die er sich aus dem Schminkkästchen einer der Dirnen geliehen hatte, knallrot an. So aufgetakelt stolzierte er alsdann mit übertrieben-kokeckter Halter herum und wedelte mit einem Holzscheit, als sei es ein Fächer. Daria machte das Spiel mit, in dem sie die ‘Dame’ galant wie ein ‘Edelmann’ zum Tanz forderte. Solchen Kindereien konnte Adamar leider nichts abgewinnen. Er war nunmal anders erzogen worden! Brun wirbelte eine der Damen herum. Er schien von ihr mehr angetan zu sein, als es vielleicht für ihn gut war.

Zwischendurch ließen alle sich ihren Fang schmecken. Es war genug für alle zusammengekommen.

Zu Aureus’ Verwunderung fiel die Rede auf ein Thema, das noch weit in der Zukunft lag und welches doch präsenter war. Wie ihnen bewusst wurde, als Ira es ansprach: “Aureus, sollte sich dein Sohn oder deine Tochter…denn, irgendwas davon wird’s ja wohl werden…für eine ritterliche Laufbahn entscheiden, dann weißt du ja, dass sich der Orgilsbund da gern drum kümmert. „Es wird sicher ein Junge. Ein Ludalf oder Lanzelin,“ meinte Alrik. „Nää, isch binn für Aerin oder Aedin.“ erwiderte Gereon ganz so, als stünde das für ihn schon jetzt fest. „Quatsch,“ brummte Brun, „du nennst deinen Erben natürlich Brun!“ “Und wenn es ein Mädchen wird?”, gab Lechdan vorsichtig zu bedenken, woraufhin Brun entgegnete: “Dann natürlich Bruna. Ist ein guter Gratenfelser Name!”

Vor Ideen, die für Unterhaltung sorgen sollten, mangelte es nicht.

Irgendwer kam auf die Idee, ein “wer bin ich?”-Trinkspiel zu spielen, bei dem jeder einen anderen nachmachen sollte und wenn erraten wurde, wen man darstellte, mussten alle trinken. Brun: „Scheiße, scheiße, verdammte Scheiße, Drecksscheiße, Ogerscheiße, Orkenscheiße, Dämonenscheiße. - Na, wer bin ich?“ Firin parodierte beispielsweise Brun, indem er einen auf großmäulig machte. Alrik hielt sich beim Parodieren lieber raus und trank stattdessen auch ohne Gewinn. Er wirkte stiller als sonst.

Anderen hingegen tauten auf, so auch der sonst eher borongefällig stillere Schwertleiher: „Wir waren doch kürzlich bei der Einweihung des Rahjatempels in Eisenstein dabei, Ira und ich,“ erzählte Boronian - woraufhin seine Cousine kurz zuckte und dann errötete, was freilich aber nur denen auffiel, die sich nicht davon täuschen ließen, dass sie den Augenblick ihres Entsetzens mit Heiterkeit überspielte. Insgeheim hoffte sie, er würde nicht erzählen, wie dämlich sie sich da benommen hatte. „Da haben die so ein Spiel gespielt. Pellenara oder so ähnlich.“ „Pelura!“ „Eben dieses, danke Füchslein, und das sah ganz lustig aus. Die Regeln sind einfach. Drei Kugeln….“ und er stand auf, griff in den Schnee und formte ihn mit seinen großen Pranken zu einem Schneeball, während er das Spiel erklärte. Das artete aber dann in einer riesigen Schneeballschlacht aus, bei der die neue Genereation Schwerter für das Herzogtum im Schnee herumtollten wie junge Wolfswelpen, während sich anderswo Brun heimlich mit ‘seiner’ Dirne ins Haus verzog.

Und auch sonst machten die jungen Leute vieles, was in mancher Augen weit ab den Sitten erwachsener Adliger lag. Doch die Stimmung war heiter und ausgelassen, rauschgeschwängert und gesellig. Beim Weitpinkeln hatte Bernhelm eindeutig die Nase vorn. Beim Armdrücken lieferten sich nicht nur Wunnemar und Boronian einen harten Kampf. Und bei vorgerücktem Alkoholgenuss fielen den Feiernden noch viele weitere lustige Geschicklichkeitsspiele ein, wie z.B. Balancieren auf Balken (inklusive Runterfallen) oder Krüge auf dem Kopf transportieren… Mit den komischen Spielchen, die diese Leute amüsant fanden, konnte sich Adamar lange nicht richtig anfreunden. Er hatte zuviel Scheiße gesehen, um derart kindische Albereien (und auch noch anzügliche) irgendwie lustig zu finden. Er hatte Respekt vor Frauen und wollte sie mit Anstand behandelt sehen. Der Umgang mit den beiden leichten Mädchen war nicht seins. Er saß eher am Feuer und trank sich eins. Die Geschicklichkeitsspiele oder Möglichkeiten jedoch, sich körperlich untereinander zu messen, waren eher Männlichkeitsritualen, an denen er Freude hatte und daher willig mitspielte. Im Laufe des Festes gab Ira sich die Kante. Aber so richtig! Die Erleichterung, mal ohne Pflichten zu sein, der Tharf, der das angenehme Feuer der Begierde in ihr schürte, Anwesenheit ihrer - scheißverdammt gutaussehenden - Freunde, bei denen sie so sein konnte, wie sie war und der Hunger nach einem ehrlichen Miteinander ohne Vorwürfe und Intrigenspiel streifen ihre Ängste und Sorgen für einige Stunden von ihr ab und ließen sie einerseits redselig, andererseits gefährlich schmusig werden… Gereon ging es ähnlich wie Ira, er genoss die Anwesenheit seiner Freunde, der Huren und des Alkohols. Aus ähnlichen Motiven wie Adamar. Nur eben anders. Er hatte ebenfalls zuviel Scheiße gesehen, um, anders als Adamar, aber ab und an Freunde an den kindischen Albereien zu haben. Er hatte in den letzten Jahren bei seiner Schwertmutter gesehen, was Kriege und zu viel Blutvergießen mit dem Gemüt machen konnten, wenn man sich nicht ab und zu eine Auszeit von zu viel Ernsthaftigkeit nahm. An sich musste Daria ja aufpassen mit zu viel Alkohol… es konnte sonst sein, dass die alten Erinnerungen an die Erlebnisse vom Feldzug sie einholten, und sie dann schwermütig wurde. Sie wollte aber nicht schwermütig werden, denn die Gesellschaft gefiel ihr gut und sie freute sich, dauerhaft ein Teil dieser Runde zu werden. Alrik wirkte trotz guter Gesamtstimmung hin und wieder nachdenklich und abwesend, weil ihn der Zwiespalt zwischen Familie, Heimat und einer neuen Aufgabe, die sich ihm während seiner Zeit in der Rabenmark offenbart hat, beschäftigte. Was aber keiner wusste, weil er es für sich behielt und Feierlaune demonstrierte, auch, wenn er in manchen Momenten ins Feuer starrte. Wenn man ihn auf seine Nachdenklichkeit ansprach, ging er der Frage geschickt aus dem Weg und forderte stattdessen wortgewandt auf, dass noch mehr getrunken wurde. Ein Trinkspruch fiel ihm immer ein. Dass er dabei selbst nicht viel trank, konnte er dabei ausgezeichnet verbergen. Firin hatte irgendwann eines der Mädchen aus dem Dorf neben sich sitzen und erzählte ihr im Rausch leidenschaftlich von seiner Heimat. Am Ende des Fest lag Brun völlig betrunken an der Brust ‚seines‘ Freundemädchens, welches ihm beständig in den Haaren kraulte. „Ich ´laube, ich hammich innich verliebt…“ murmelte er immer wieder.

Das Fest war leider viel zu früh zu Ende. Schuld war Vater Vieskar, der zur Bedingung gemacht hatte, dass der Bräutigam pünktlich zur 5. Morgenstunde in der Backstube stand, um unter Anleitung des Geweihten mit seiner Bald-Gemahlin Sina Artigas das Hochzeitsbrot für das ganze Dorf zu backen. Wunnemar sah allerdings keine Bringschuld im Bund, denn auch er mochte der glücklichen Gesellschaft seiner Freunde, die er in der Rabemark bitter vermisste, nicht schon beraubt werden. „Wenn Vater Vieskar das so will, dann muss Vater Vieskar den Bräutigam aber auch persönlich abholen und entsprechend ausnüchtern“, sprach er mit leicht lallender Stimme. Denn auch er hatte sich den ein oder anderen Humpen oder mal dieses, mal jenes Schnäpschen gegönnt. Die anderen konnten ihn aber davon überzeugen, dass es besser wäre, zu tun, was der Geweihte sagt. Es wolle ja niemand Ärger mit der Traviakirche. Das wollte der Rabenmärker hingegen natürlich auch nicht und speziell nicht mit Bruder Vieskar, den er sehr schätzte. Gemeinsam löschte man zum Ende des Festes das Feuer und holte die Pferde aus dem Stall. Es war bereits nach Mitternacht, als die bunte Schar das Dorf Altenwein erreichten.


Nachtwache

Natürlich brachte der Orgilsbund den Bräutigam nicht nur bis zur Tür seines Heims. Mit lautem Klopfen wurde erst die Dienerschaft geweckt, bevor die Schar Ritter kurzerhand das Junkerhaus betrat, um den Hausherrn persönlich zu Bett zu bringen. Was freilich aufgrund des Alkoholpegels, den die allermeisten von ihnen hatten, mit Lärm und Gelächter von statten ging. Und auch nicht geruchlos.

Wahrscheinlich zu ihrem Glück - so musste man sagen - bekam Aureus’ baldige Ehefrau Sina das Spektakeln nicht mit, da sie bis zur Hochzeit ausquartiert war. Sie hätte sich wohl sonst vor der Horde, die in das Haus einfiel wie eine Räuberbande, und auch Lärm machte wie eine solche, gefürchtet, dräute ihr doch sowieso schon, dass sie nicht nur Aureus zum Mann, sondern auch die anderen Orgilsbundler ehelichen würde. [Reaktion Dienerschaft, Reaktion Mutter von Aureus falls sie im Haus ist]

Kaum war Aureus entkleidet und wie ein Sack Steine ins Bett gesunken, wurde von den Rittern ein feierliches „Nachtwache auf Posten!“ ausgerufen und es postierten sich jedes Stundenglas zwei neue Bündler vor der Kammer, um über den Schlaf ihres Bruders zu wachen, so wie es im Orgilsbund angeblich Tradition war.

Die Anwärter durften noch nicht bei der Wache mitmachen. Ihnen ging die Pflicht zu, sich wieder um das Absatteln deren Pferde zu kümmern, die sogleich Wache bezogen.

Adamar versorgte neben seinem eigenen Ross noch eines der fremden Reittiere und schlief dann im Schlafsaal des Orgilsbunds ziemlich schnell ein, der Alkohol und die Kälte hatten doch ihre Wirkung. Außerdem hatte er einen gesunden Schlaf, er macht die Augen zu und bekam nichts mehr mit. Nicht mal das irrsinnig laute Schnarchen Boronians störte ihn. Immerhin freute es ihn, dass er nicht Wache schieben musste. (...und fragt sich sowieso, wozu das gut sein sollte….) Alrik nahm die Aufgabe der Nachtwache durchaus ernst. Er sah sich während seines Dienstes einige Male im Haus um, damit nichts den Schlaf der werdenden Eheleute störte. Kein klapperndes Fenster, kein sich herein schleichender Meuchler…


Rahjas Werk und Travias Beitrag (Herr und Frau Rickenbach)

Weil Ira in ihrem Rausch begonnen hatte, der Herrin Rahja zum Gefallen, aber der Herrin Travia zum Missfallen mit einigen der anwesenden Herren ‚schmusig‘ zu werden, fand Wunnemar es besser, sie von der Wache zu entbinden und sie stattdessen zu ihrem Gemahl in dessen Unterkunft zu bringen, damit sie sich rahja- aber vor allem traviagefällig mit ihm austobe. Er traute ihr nämlich nicht mehr über den Weg, würde er sie im Schlafsaal zur Ruhe betten. Er fand es notwendig aufzupassen. Auf seine Bundschwester und deren jungen Traviabund. Daher klopfte es mitten in der Nacht an der Tür der Gästekammer, die der Schellenberg zusammen mit seinem Sohn und dessen Amme bewohnte. Als der Flussgardist öffnete, erkannte Ira, wohin Wunnemar sie gebracht hatte und ihre kindliche Aufregung, weil er ihr nicht hatte sagen wollen, wohin er sie brachte, verflog mit einem Male. (Gesagt hatte Wunnemar ihr schon, dass er sie zu Lupius bringen würde, aber wahrscheinlich hatte Ira den Inhalt seiner Worte einfach aus Mangel an Interesse überhört). “Dassis jez nich dein Ernst, Wunnerbar…Nich dein Ernst…Ech’ jez? … Oah, du bisso…scheiß… traviagefällig, du…” “Ich weiß”, seufzte der Rabenmärker leicht genervt. Das ewig besoffene Genöle seiner Bundesschwester war auf Dauer nur schwer zu ertragen. “Du brauchst mir nicht zu danken - nicht jetzt. Ich weiß, dass du es irgendwann tun wirst”, sprach Wunnemar leise zu Ira, während er sie an ihrem irritierten Ehemann vorbei zu dessen Schlafstatt führte, wo er sie mehr oder minder unsanft absetzte. Dann wandte sich der Baron an Lupius. “Jetzt...”, sagte er nicht ohne belustigten Unterton, “...ist Iradora dein Problem.” „Jetzt?“ fragte Lupius sarkastisch, noch leicht schlaftrunken, aber im zischenden Flüsterton, weil er Angst hatte das Kind zu wecken. Darauf konnte er gerade jetzt gut verzichten. Hinter ihnen begann Ira sich mit lautem Stöhnen zu entkleiden. “Also guuut… wennas uuunbedingt so sein soll...” Dann würde sie das Feuer Rahjens in ihrem Schoße eben mit Lupius löschen. Er war zwar ein riesiger dämlicher Esel, aber immerhin einer, von dem sie wusste, dass er wusste, was er tun musste, um sich und sie in Rahjas Arme zu vögeln. Und letztlich war das ja genau das, wonach sie im Moment lechzte. “Gute Nacht.” sagte der Flussgardist leise zu dem Rabenmärker: “Sie wird sich morgen sicher entschuldigen.” Wunnemar lachte schon im Begriff sich abzuwenden. “Das bezweifle ich.” Damit verabschiedeten sich Hühne und junger Baron voneinander und Lupius wandte sich zu seiner Frau um. “Sei bitte leise. Oder willst du das Kind wecken.” Hinter einer mit einer groben Gardine zugezogenen Ecke lag die Amme, von deren alveranischem Schlaf der Schellenberger wusste, und Leuhart, den er auf keinen Fall wecken wollte. Er trollte sich von der Tür wieder zum Bett, setzte sich auf die Bettkante -mit Blick auf die Wand-, seufzte und wollte sich wieder hinlegen. Bequem in die Felle und Decken gewickelt. Iras Brüste vergessen, von denen er wusste wie wunderbar sie sich anfühlten, rochen und schmeckten. “Orkendreck.” murmelte er, bevor er die Beine ins Bett zurück schwang. Sie brauchte eine ganze Weile, schließlich hatte sie Beinkleider und Oberteile von sich gestrampelt und hob die Bettdecke an, um leise kichernd in ihrer verlockenden Nacktheit darunter zu kriechen. “Luuupiuuus,” hauchte sie nur einen Augenblick später verheißungsvoll in sein Ohr. Sogleich spürte er die Spitzen ihrer Finger, die sich ihm unter der Decke entgegen tasteten. Ihr Atem zeugte von Genuss süßen Mets und etlichen Schnäpsen und ihr Haar roch nach Feuerrauch. Und dann war da noch ein Hauch von...war das Tharf? “Du solltest schlafen.” flüsterte er zurück, während er versuchte seine langen Glieder wieder mit wärmenden Stoffen zu überdecken. Ungeachtet seines Kommentars fing Ira an, ihn zu küssen. Sein Ohr, seine Wange, seine Schulter. Dabei fuhren ihre Finger zärtlich die Ränder seiner Brustmuskeln nach. Er stöhnte auf. “Wenn … du … nicht….. aufhörst…. werde ich…. mich nicht beherrschen können. Und wir werden es bei….. ohhhh, Ira,..... beide bereuen.” seine Finger gruben sich in die Strohmatratze unter sich. “Vielleicht willich gar nich dassu dich beherrschst....” entgegnete sie ihm säuselnd bevor sie ihm neckisch in den Muskelstrang am Schultergelenk biss und dabei die Finger wie Krallen über seinen Brustkorb zog. Ein leises Knurren kam aus seiner Kehle, dann rollte er sich auf sie. Sie spürte seinen Körper, seine Erregung, sein Gewicht. “Wag es nicht, mir morgen Vorhaltungen deswegen zu machen.” brummte er hitzig, bevor er ihre Lippen mit seinen verschloss, was ihrer Kehle sogleich ein erfreutes Seufzen entlockte. Während ihre Schenkel willig Platz machten, schlangen sich ihre Arme um seinen Oberkörper, zogen ihn enger an sich und in einen leidenschaftlichen Kuss hinein, welcher tatsächlich nach der Gabe der Göttin schmeckte. “So geht das nicht. Mach die Augen zu. Und lass sie zu, wenn du nicht willst, dass ich aufhöre. Nur einen Moment, Liebste.” gurrte er in ihr Ohr. Sie antwortete mit einem Seufzen und tat, was er verlangte, hielt die Lider geschlossen, ungeduldig wartend, was passieren würde. Sie spürte, wie seine Finger ihre rechte Brust umfingen, die Gänsehaut berührten und sein Daumen einen zärtlichen Tanz mit ihrer Brustwarze über die feine Gänsehaut hinweg begann, welche sich über ihre nackte Haut zog. Sein Unterkörper wollte sich von ihrem lösen, doch in ihrem sinnlichen Genuss verstärkte seine Frau den Druck ihrer Schenkel nur noch. “Nur einen Moment, Ira, Schatz.” flüsterte er deshalb… “Meine Hose” Seine rechte Hand liebkoste weiter ihre Brust, während er es nicht schnell genug für die Hungrige unter ihm, aber doch behände und geschwind schaffte, sich seiner langen Unterkleidung zu entledigen. Dann spürte sie wie seine Lippen seinen Daumen ablösten, seine Hände unter ihre Schulterblätter glitten, sein Mund nach oben wanderte und unterhalb ihres Ohres sanft saugte. Gleichzeitig drückte sich sein entkleideter Unterleib zwischen ihre Schenkel. “Meine Höllenkatze.” raunte er heiser in ihr Ohr. Als Lupius‘ Körper den ihren in Besitz nahm und das ersehnte Gefühl von größter Nähe aus ihrem Innersten in ihren berauschten Geist drang, klang ein Laut der Befreiung aus Iras weit aufgerissenem Mund und alles wurde in dem Moment unwichtig. Tag, Uhrzeit, Umstände. Die Herrin rief nach ihr. Nach ihnen. Was konnte es da noch anderes geben? Gierig bog sich ihr Körper daher dem seinen entgegen, schlugen sich die Krallen der Höllenkatze lustvoll in den Rücken des Flussgardisten, während der Alkohol und der Tharf durch ihre Venen schossen. “Oh Rahja…” fiepste die sonst so resolute Ritterin regelrecht verletzlich, als ihr Mann begann, sie sanft schaukelnd zu lieben. Nicht ein Gedanke an ihre Meinungsverschiedenheiten, keine Erinnerung an die gefallenen verletzenden Worte, die seither beide im Alltag erfolgreich verdrängten. Keine Sorgen um Leuhart, um Rickenbach, die Nordmarken oder um die göttliche Ordnung. Längst vergessen der Vorhang, hinter dem Alrike und Leuhart schliefen. Auch der zuvor empfundene Ärger über ihren Bruder Wunnemar, welcher sie trotz ihres Protests hergeschleppt hatte. Alles weggewischt durch das wundervolle Wirken der Göttin der Liebe und Leidenschaft. Nichts davon schaffte es, sich durch die mächtigen Empfindungen zu graben, die sie in dem Moment mit dem Mann über ihr verband. Immer wieder bemühte er sich ihre Lustschreie in seinen Küssen aufzufangen, doch auch ihn riss immer mehr die Lust mit. Er liebte ihren Körper. Ihre Brüste, ihre Hüften. Und… in ihr zu sein. Was leider selten - und das war schon hoch gegriffen - geschah. “Ich will dich jetzt, mein Schatz.” stöhnte er irgendwann und griff nach ihren Hinterbacken. Zog sie so nah an sich wie es ging, genoss die feuchte Wärme um den harten Gebieter seiner rahjagefälligen Lust, und glitt noch ein Stück tiefer, zog sich zurück, nur um nur Wimpernschläge später zurückzukehren. Bei jedem neuerlichen Vorpreschen, schob er sie weiter dem Reich der Schönen zu, bis die Welle aus Gier und Begierde, Lust und Liebeshunger, die sich den gesamten Abend langsam aber stetig aufgebaut hatte, über, ja, förmlich in ihr zusammenbrach. Rahjens schönste Gabe, ausgeschüttet zur süßen Qual des einen, aber dennoch vergänglichen Moments. Bei Rahja, was würde sie gleich gut schlafen können... Doch Lupius schien noch nicht bereit zu sein, sie aus den gierigen Fängen der Schönen zu befreien. Und fast, fast glaubte Ira sich unter ihm hinwegdrücken zu wollen. Doch das nun wieder sanft einsetzende Reiben seines noch immer für ein eigenes Finale angespannten Körpers, ließ eine zweite Welle der Lust in ihr aufwallen, der sie sich nicht entziehen konnte - wie es auch schon die anderen Male gewesen war, wenn die Göttin sie und Lupius berührte. Der verharrte kurz an ihrem Hals, knabberte an der zarten Haut unter ihrem Ohr, während sie seinen rasenden Herzschlag spürte und seinen heißen, schnellen Atem. “Ich will nicht, dass es schon vorbei ist.” informierte er sie und begann sich nun wieder langsamer zu bewegen, ließ seine Hand zwischen ihre Körper gleiten bis er die kleine Perle in ihrem Schoß gefunden hatte. Mit sanften Kreisen liebkoste er die kleine Erhebung, was in Ira ganz neue Empfindungen auslöste, die ihre Lider und ihr Herz erneut flattern ließen. Nun ergab sie sich endgültig seiner Macht. Ihre Arme sanken auf das Bett nieder, ihr gehauchtes williges „Jaaaaa…“ war mehr als eine Zustimmung. Seine Lippen suchten die ihren, während seine Hand weiter tanzte und vollführte, was Rahja huldigte. Ira spürte ihn noch etwas mehr, auch wenn er sich nicht sehr stark bewegte. Er war auf sie konzentriert und ergötzte sich an ihrer Lust. Sie erregte ihn mehr als seine eigene. In süßer Pein wandte sie sich unter ihm, seinem Körper und seinen Zärtlichkeiten willentlich ausgeliefert, denn sie selbst hatte die Zügel bei diesem Ritt über die Gefilde Rahjens längst aus der Hand gegeben. Als sie durch das Spiel seiner tanzenden Finger noch einmal in lustvolle Höhen glitt, zuckte ihr Leib ein zweites Mal süß und selig um den seinen. Atemlos, doch bebenden Herzens herausgeschrien ein hemmungsloser Ruf ihrer Befriedigung. Gerade als Ira glaubte, keine Kraft mehr zu haben und ihre Beine bereits zu zittern fühlen glaubte, spürte sie, dass auch ihr Mann das Ende seiner Leidenschaft erreicht hatte. Mit einem Knurren eroberte er zuvor ein letztes Mal ihren Mund und atmete seinen Höhepunkt dort hinaus. Einen Augenblick verharrten sie so in ihrer wundervollen Vereinigung, ehe er sie freigab und sich neben ihr ausstreckte Seine ‘Höllenkatze’ fiel ihm sogleich friedfertig schnurrend entgegen. Sie stritten über so vieles, waren oft gegensätzlicher Ansichten, aber vor Rahja und in diesem Moment bedingungsloser Zweisamkeit war einfach nur göttliche Harmonie zwischen ihnen. “Lupius… Ich mag das...das mit uns… Rahjadiens’ un’ so… Du bisso gut da drin….” murmelte Ira vor schlaftrunkener Ehrlichkeit gegen seine muskulöse Brust, und seufzte wohlig. “Un’ du riechs’ immer so gut…” Genüsslich sog sie dabei seinen Geruch mit dem Hauch von frischer Pfefferminze ein, der sich auf seiner Haut mit dem von feinem männlichen Schweiß vermischte. Ein wunderbarer Geruch, wie sie fand. Er drückte ihren Kopf sanft gegen seine Brust. “Und ich liebe es, deinen Kopf hier zu spüren.” er küsste ihren Scheitel: “Wirklich. Ich liebe… das.” zärtlich strich er ihr den Hals hinab. “Aber nun schlaf, meine liebste Höllenkatze.” säuselte er noch, bevor auch er die Augen schloss und sich im letzten Moment seines wachen Bewusstseins wünschte, er würde seltener ihre Krallen und häufiger ihr Schnurren erleben.

Am Morgen wurde der Flussgardist wach und vernahm leise Worte. Sie stammten von Alrike, die Leuhart liebevoll-streng erklärte, er solle leise sein, denn seine Eltern hätten heute Nacht die Herrin Rahja gelobt, was anstrengend sei, und daher müsse er sie noch schlafen lassen. Aus dem Grund könne er jetzt auch nicht einfach zu seinem Dada ins Bett hüpfen! Darüber hinaus tue man das als zukünftiger Edler nicht. Leuharts schmeckte der vorgeschobene Riegel keineswegs und er tat seinen Unmut darüber mit Meckern kund. Alrike aber bewies mal wieder, welch Geschick sie im Umgang mit dem kleinen “Löwen” besaß und schaffte es, ihn anzuziehen ohne großes Geschrei. Schließlich lagen dem Schellenberglein Pferde am Herzen und sich um diese kümmern zu dürfen, stimmte den Knirps gehorsam. Es dauerte nicht lange, da schob sich der Vorhang beiseite - ein rascher Blick der Kinderfrau auf das adlige Paar ließ sie hochrot anlaufen - und nur einen Augenblick später fiel die Tür der Kammer eilig hinter den beiden ins Schloss. Das Geräusch ließ Ira ein leises Brummen von sich geben. Aber noch hielt Boron sie so sanft umarmt wie ihr Gatte. Sie spürte immer noch seine Finger, die sanft ihr Haar berührten und zärtlich über ihre Wange strichen. Roch seine Haut und sein Haar. Die Wärme seines großen Körpers umfing sie. Und allmählich im beginnenden Wachwerden bemerkte sie, dass es keine Erinnerungen waren, sondern seine Finger wirklich zart über ihr Haar strichen. „Ist die Hochzeit…schon…vorbei?“ murmelte sie schläfrig. Noch hielt sie ihre Augen geschlossen. Sie wollte eigentlich noch nicht wach werden. “Nein. Es ist noch früh. Der Kleine ist wach und Alrike mit ihm hinaus.” seine Finger glitten weiter über ihre empfindsame Haut an ihrer Halsbeuge: “Keine Sorge, du kannst also noch liegen bleiben und ein wenig schlafen. Wenn…. du möchtest. Soll ich … dir…. etwas Wasser holen?” fragte er fürsorglich. Seine Berührungen kitzelten fast unangenehm. Um ihnen zu entfliehen und weil etwas, was er gesagt hatte, in ihr den Drang auslöste, sich von diesem Bett zu erheben, stemmte sie sich schließlich stöhnend auf in den Sitz. Seine Hand rutschte dabei von ihr ab. „Der Kleine… genau! …Wir müssen reden, Lupius…über den Kleinen.“ murmelte sie noch immer schläfrig und rieb sich stöhnen mit den Händen das Gesicht. Die Sauferei am gestrigen Abend bescherte ihr am heutigen Morgen Kopfschmerzen. „Aha.“ Stöhnend kniff sie die Lider zusammen. „Gilt…dein Angebot noch?… das mit dem Wasser, mein ich….“ Lupius erhob sich, ging zu dem Wasserkrug, der auf einem Beistelltisch bereitstand und füllte einen Becher. Dann trat er an Iras Bettseite. „Hier.“ Sie nahm den Becher. “Danke.” Dann murmelte sie mit einem schmalen Lächeln, das auf ihre Kopfschmerzen zurückzuführen war: “Komm, setz dich … bitte…” wobei sie das Bitte sehr nett aussprach, und neben sich deutete. Noch immer war ein großer Rest Harmonie in ihr, welcher sie milde stimmte. Als er sich gesetzt und sie getrunken hatte, griff sie sogleich nach seiner Hand und sah ihn gequält an. „Lupius… keine Sorge,…. Da gestern abend in dem Schlauch von Hochwürden Rahjan… da war Tharf drin…“ Und damit auch Rahjalieb. Das wollte sie ihm unbedingt vor all dem anderen sagen, nicht, dass er glaube, er müssen jetzt fürchten, so bald erneut Vater zu werden - auch, wenn es ein Kind echter Leidenschaft geworden wäre. Aber Ira ging es nicht um das, was vielleicht irgendwann einmal sein würde, sondern um das Problem, welches einfach nicht kleiner wurde, auch wenn man es sich versuchte klein zu saufen. „Wir müssen reden, Lupius!“ sagte sie mit ihrem gequälten Gesichtsausdruck und der dazugehörigen kratzigen Stimme. „Und bitte… geh nicht wieder fort!“ Dabei drückte sie seine Hand etwas fester, wie um ihn tatsächlich festzuhalten. Er wusste, was sie meinte, schließlich war er das letzte Mal, als sie miteinander über Leuharts Sicherheit gestritten hatten, nach seinen Schlussworten einfach aufgestanden und ohne ein weiteres Wort fort gegangen. Das war gewesen, bevor sie selbst ebenfalls gegangen war - ins Horasiat, mit Jost und Sigiswolf. „Lass uns…in Ruhe… mal sprechen und… nicht uns anschreien….Das, das fände ich schön.“ Er nahm an der Bettseite Platz: “Meine Meinung zu diesem… letzten Streit ist keine andere als damals, Ira.” sagte er vorsichtig. “Ich fände es schön, nicht streiten zu müssen, aber manchmal…. ist das nicht so leicht.” ergänzte er seufzend. Nickend gab Ira ihrem Gemahl Recht und einen Moment saßen sie daraufhin schweigend nebeneinander, nur verbunden über die Berührung ihrer Hände. Bis Ira seine Hand losließ, um sich abermals mit den Fingern durchs Gesicht zu fahren. „Wunnemar,“ fing sie alsdann vorsichtig an, die Richtung vorzugeben, in die sie das Gespräch lenken wollte. „Er ist manchmal ein arger Depp. Furchtbar, öhm, nervig und manchmal kleingeistig und, naja, er …er übertreibt es hin und wieder mit Travia…“ Ira stöhnte Augenrollen auf. „Aber er ist mein Bruder. Ich liebe ihn wie er ist. Und ich schätze seinen Rat.…Was uns und unser…Problem…angeht.“ Kurz überlegte sie, doch es erschien ihr der richtige Augenblick zu sein, weil sie sich Lupius gerade so verbunden fühlte. Trotzdem zögerte sie ihre Worte hinaus. Es war ja kein einfaches Thema und sie hatte Angst davor, was zwischen ihnen passieren würde. „Also, ähm, was…würdest du…hm…sagen…wenn…. Wunnemar…also vielleicht nicht er allein, sondern mit Alrike und Darek… also…wenn er Leuhart …naja, mit nach Tälerort nimmt? Unter anderem Namen natürlich!…. Alrike und Darek geben sich als seine Eltern aus… es würde keiner wissen, außer die drei - Ich weiß,“ sie legte jetzt auch ihre zweite Hand auf seine und ihre Stimme klang hoffend, aber auch mit einem Ton von Verzweiflung: „du willst, dass er bei der Familie bleibt, …aber da wäre er bei meinem Bundbruder und dessen Familie …und trotzdem…versteckt! - Bitte, Lupius, bitte …lass uns gemeinsam…nachdenken!… Ich will nicht streiten. Ich …schaffe das heut nicht, weil mir, Götter,…gleich der Schädel platzt.“ Mit schmerzverzerrtem Gesicht löste sie erst eine Hand aus, um ihren Schädel stöhnend in die Handflächen dieser zu betten und wollte auch die andere von ihm lösen, aber er hielt sie fest. “Meine Meinung hat sich nicht geändert Ira.” sagte Lupius erneut. “Wenn es so ist, wie du sagst, und du lässt unseren Sohn ohne uns dorthin gehen…. wird er verzweifelt sein. Traurig. Er wird es nicht verstehen. Er wird glauben, wir hätten ihn verlassen. Beide. Und wenn es so ist, wie du sagst, wird er dadurch den Schutz verlieren, den Travia über ihn hält. Seine Seele wird ein Einfallstor sein für diesen Paktierer. Dann….. geben wir ihn verloren, weil wir ihn angreifbar machen.” „Aber zuhause ist er doch auch —…“ angreifbar, wollte sie sagen, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken, weil ihr plötzlich Tränen aus den Augen schossen. So wie Lupius das sagten, mit diesem Tonfall - das alles kam ihr von einem Moment auf den andern so traurig vor. So sinnlos, so furchtbar. Das Gefühl keine gute Mutter zu sein, wenn sie ihren Sohn fortbrachte, und ebenso keine gute Mutter zu sein, wenn sie ihn nicht irgendwo vor der Gefahr versteckte, überwältigte sie. Und dieses Mutter-sein war auch nicht leicht, denn Leuhart hatte Lupius gerade lieber als sie. Dazu kam, dass sie und Lupius das erste Mal in Ruhe über dieses Thema sprachen. Nicht stritten - sprachen! Gesittet und vernünftig. Ein Gefühl, das ihr ebenso gefiel, wie die Nähe, die zwischen ihnen gerade herrschte. Mit all diesem Ballast sank sie seinem Schoß entgegen, wo sie den Kopf mit dem offenen kupfernen Haar, das vom Schlafen und vom Dienst an der Schönen zerzaust war, auf seinen Schenkel niederlegte und die Beine anzog wie ein kleines Kind, um dort in Tränen auszubrechen. „Scheiße…es ist alles scheiße…“ wimmerte sie dabei immer wieder leise und griff seine Hand jetzt wieder fester, wie, um sich an ihr festzukrallen. Ihr Mann strich ihr sanft über die Haare. „Ja.“ er hielt sie einfach fest. Ohne etwas zu sagen. „Ich bin eine furchtbare Mutter…eine ganz schlechte, miserable …. Der Leuhart hat dich mehr lieb als mich…und ich ..ich kann‘s ihm nicht mal verdenken…weil ich ihn fortbringen will von allem, was er lieb hat… Aber ich hab doch nur Angst um ihn!…eine scheiß Angst…“ brachte sie leise nur hervor. “Seine Liebe ist kein Wettkampf. Er …. liebt dich sehr.” versuchte es Lupius sanft: “Ich habe es gemerkt, jedesmal, wenn du fortgingst, weißt du. Kannst du dir vorstellen, dass er sich nur so an mich klammert, weil er sich fürchtet, dich wieder zu verlieren?” “Und ich will IHN nicht verlieren…” murmelte sie fast tonlos, als sie zu ihrem Mann aufblickte und in mit verheulten Augen ansah wie ein Häufchen Elend. Er zog Ira näher an sich heran. Sie kroch schluchzend in seine liebevoll ausgestreckten Arme und in seine sanfte Umarmung, wo es so herrlich nach Pfefferminz roch, und er hielt seine Höllenkatze, die gerade alles andere als höllisch war, fest im Arm und sprach: “Manchmal, gibt es keine gute Entscheidung, Liebling. Manchmal hat man keine wirkliche Wahl. Dann ist jede Entscheidung falsch. Und man muss dennoch eine treffen. Und ich… ich habe auch Angst um ihn. Aber … ich glaube, ich muss stark sein. Und meine Angst ertragen. Weil ich wirklich - wirklich! - glaube, dass es ihm mehr schaden würde, wenn wir ihn fortließen. Er ist ein starker, kleiner Kerl. Der soviel Liebe und Schutz erfährt. Er ist auch durch den Segen, den man über ihn sprach, in Sicherheit.” sachte wog er Ira in ihrer inneren Pein hin und her. “Und weglaufen, ist nichts, was ich in sein Verhalten hineinerziehen möchte.” er strich ihr zärtlich die Tränen von der Wange. “Aber, wenn es schlimmer wird, wenn dieser Pruch mächtiger wird und dann ernstlich gezielt nach ihm sucht, dann verspreche ich dir, dass ich ihn selbst nach Tälerort bringe.” Mit seinen Worten zauberte er ihr ein dankbares Lächeln auf den Mund, welches es jedoch nicht schaffte, in ihrem hübschen Gesicht zu erblühen. “Woher… Lupius… woher willst du wissen, …ob er das nicht schon tut?” Ihre Augen sahen die seinen sorgenvoll an, während ihr Gesichtsausdruck gleichsam Zeugnis ihrer Angst und ihrer Kopfschmerzen war, als sie sich in seinem Schoß etwas aufrechter setzte und es wild in ihrem Schädel pochte. “Nachdem, was in Schweinsfold passiert ist… bei der Hochzeit!…und was in Hlutharswacht vor geht … und dann das, was man von allerorten hört… Knappen, Freunde, Eheleute, die Bünde brechen …Lupius, du warst in Elenvina, als sie diese…diese Paktierschlampe hingerichtet haben… und denk mal dran, was sie Imma -- …” Sie verstummte auf einmal und fiel im nächsten Moment wieder gegen seine Brust. “Ja, es wirkt alles, als sei der Bastard dabei einen Rundumschlag zu erteilen. Das ist es, was ich meine. Warum sollte sich jemand, der Zwietracht sähen will, ausgerechnet Leuhart vornehmen? Ein Kind, das geliebt wird und im Schutz seiner Familie blüht? Jemand, der rastlos umherirrt, weil er sich nicht allzu lange an einem Ort aufhalten kann, wie soll der die Geduld und Beharrlichkeit aufbringen, gerade unserem Kind etwas anzutun? Das könnte er doch erst, wenn Leuhart ihm ein Einfalltor anbieten würde.” Lupius küsste zart das kupferne Haar, das sich gegen seine Brust drückte: “Und das ist unsere stärkste Waffe: Leuhart selbst!” Er zog seine Gattin noch etwas näher an sich heran. “Es werden immer Feinde lauern. So ist die Welt eben. Und wir werden unserem Sohn beibringen, dass wegrennen keine Lösung ist. Und ihn zu einem starken Mann erziehen, der sich der Liebe und Unterstützung seiner Familie sicher ist. Und keinem Dämonenbündler je ein Einfallstor sein wird.” Es schien, als müsse sie erst über seine Worte nachdenken. Tatsächlich tat sie das, nur dachte sie nicht ausschließlich über Dämonenbündler nach, sondern im Zusammenhang mit Leuhart stets auch an den Weg der Legionen, den ihr Sohn unweigerlich einschlagen würde, wenn er erst einmal bei Jost in Ausbildung wäre. Dachte sie manchmal mit Stolz daran, behagte ihr das gerade irgendwie nicht, nur musste sie das für sich behalten - was sie in diesem Augenblick grämte. Dass Iras Gedanken weite Kreise zogen, merkte Lupius, als sie sich wieder regte und etwas ansprach, worüber sie bisher noch nie zusammen gesprochen haben. Über Leuharts Zukunft. “Fändest du es….gut….wenn er zur Leuin findet? Also wie deine Eltern und... dein Bruder?” fragte sie vorsichtig. Lupius zuckte mit den Achseln: “Ich glaube nicht, dass ich da viel mitreden darf. Wenn er den Funken trägt, wird dieser wachsen und dann wird er ihm womöglich diesen Weg vorgeben. Aber, wenn ich wählen dürfte, wünschte ich ihm ein langes Leben. Und das…. “ er brach ab und seufzte. Den ketzerischen Gedanken in seinem Herzen wollte er nicht laut aussprechen. Ira hob interessiert den Kopf. „Dass was?“ “Das verträgt sich nicht damit der Leuin zu dienen.” sagte ihr Gatte leise. “Unsinn! Wer sagt denn sowas?” brummte sie, plötzlich von Empörung erfasst. “Wie viele Rondradiener hohen Alters kennst du denn?” “Ja ein paar sinds schon!” entgegnete sie trotzig und durch irgendwas erregt. “Zum Beispiel Hochwürden Morand von Firnsaat im Haus der Leuin in Albenhus. Kennst du vielleicht nicht...egal… Den Kaplan der Donnerer in Elenvina, diesen Wolfsstein, den könntest du wiederum kennen. Er ist ja auch nicht mehr der Jüngste! Und ebensowenig waren es die Geweihten im Tempel in Rommilys, als wir dort waren, um unsere Schwerter segnen zu lassen. Und Koarmins Onkel lebt angeblich ja auch noch, und wie alt ist Meister Galahan, hm, 50 oder so?” Mit Unverständnis für diese Sache sah sie ihren Mann an. “Mann, echt!! Ihr zu dienen heißt doch nicht zwangsweise früh zu sterben… nur weil das in deiner, tschuldigung, rondrabesessenen Familie der Fall war!” Mit einer Wut, die plötzlich von - weiß nur die Donnernde - woher kam, sah sie ihren Gemahl an und wandte sich mit einem Kopfschütteln, dem sogleich schmerzverzerrten Gesicht und eine Hand gegen die Schläfe gepresst, aus seiner Umarmung. Sie war wie ausgewechselt. Kein anschmiegsames Schmusekätzchen mehr, sondern eine Katze mit Krallen - und Lupius wusste nicht einmal warum. “Ein Rondradiener ist nichts anderes als jemand, der Rondra bis in die Spitzen seiner Zehen und Finger fühlt! Wenn du so willst…. ist jeder von ihnen besessen!” antwortete Lupius aufgebracht. Schüttelte dann aber den Kopf: “Trink noch etwas. Und … kühl eine Weile deinen Kopf. Das tut dir in mehr als einer Hinsicht sicher gut. Ich kümmere mich derweil um unser Kind. Und…. ich hole dich rechtzeitig zur Hochzeit, falls du noch etwas schlafen willst.” Damit erhob er sich und griff nach seiner Kleidung. Fort war das vertraute Miteinander. Ira starrte Lupius für den Moment mit offenem Mund an, weil sie sein ‚in mehr als einer Hinsicht‘ absolut unpassend und darüber hinaus ziemlich frech fand. “Ja, geh doch. Und kümmern dich und die Nervensäge.“ entgegnete sie ihm barsch, „Ich kann‘s ja euch beiden nicht recht machen! Also macht euren Scheiß doch allein!“ Mit diesen Worten warf sie sich wütend nach hinten aufs Bett und bereute es sogleich, als grelle Blitze vor ihrem inneren Auge zuckte. „Argh! Verdammte…Sch…!“ Ihr brach die Stimme. Zum einen, weil sie nicht den geselligen Abend, aber den Kater verfluchte und deswegen auch das Saufen - andererseits weil ihr bewusst wurde, was wieder einmal geschehen war. Und sie hasste es. Seine Besserwisserei, seine Bevormundung. Und dass sie nicht einmal..EINMAL…vernünftig miteinander sprechen konnten, ohne, dass er gleich ausfallend und gemein werden musste. Mann, warum war er auch nur so …empfindlich…? Sie hörte wie es raschelte, als er seine Kleider überstreifte. Und dann das Knarzen der Dielen an der Tür und das Quietschen der Angeln. Ein Seufzen. Sie spürte seinen Blick: “Ja! Verdammte Scheiße!” murrte er leise. Dann hörte sie seinen Schritt und wie die Tür rücksichtsvoll, nämlich leise, ins Schloss gedrückt wurde.