Haffax Feldzug Tesralschlaufe Die Tesralschlaufe

Die gefürchtete Tesralschlaufe

Inhalt:

  • Erste Stabsbesprechung
    Der Herzog bespricht sich mit seinen Baronen, wie man die Sperre mit dem Engpass am besten brechen könnte. Letztlich sollen Streiter auf der Waldseite versuchen, die Sperre zu umgehen, andere sollen mit einem Frontalangriff die Stärken des Gegners ausloten. Gleichzeitig wird das Lazarett aufgebaut. Man stellt sich auf viele Verletzte, gar Tote, ein. Doch Herzog Hagrobald ist entschlossen, diese Sperre für die Kaiserin zu öffnen. Koste es, was es wolle.
  • Der erste Sturm
    Der erste Anlauf der Barone Nerek von Schnakensee und Hagunald von Fischwachttal scheitert. Im Heerlager hört man die Schreie der Sterbenden, die einfach nur zermalmt oder zerteilt werden. Vielleicht können die robusteren Zwerge etwas ausrichten?
  • Jäger in den Wäldern
    Währenddessen versuchen Wildnisläufer unter dem jungen Baronet Basin von Richtwald ihr Glück in den umgebenden Wäldern. Man hofft, so eine Möglichkeit zu finden, die Sperre zu umgehen. Doch alle Hoffnung stirbt, als das niederhöllisch pervertierte Gehölz die Reihen gnadenlos metzelt. Nur einer Handvoll gelingt die Flucht zurück ins Heerlager.
  • Zweiter Sturm
    Der Ansturm der Zwerge auf die Golems in der Sperre reibt sich ebenfalls blutig auf. Als der Oberst des geachteten Regiments 'Ingerimms Hammer', Fadram Sohn des Fargud fällt, übernimmt der Zwerg Dwarosch die führerlosen Angroschim und befehligt den sinnvollen Rückzug. Diesen decken die Truppen des Gratenfelser Landtvogts Melcher von Ibenburg.

  • Als jegliche Bemühungen die Sperre an der Tesralschlaufe zu brechen scheitern, entschließt sich Herzog Hagrobald für eine kühne letzte Möglichkeit: gemeinsam mit ein paar ausgesuchten Streitern will er per Boot ans andere Ufer, um so die Sperre zu übergehen, und um dieser wenig später wieder per Übersetzen auf die ursprüngliche Uferseite in den Rücken zu fallen. Hagrobald will die Sperre nun von beiden Seiten angehen, in der Hoffnung, dass sich irgendeine Schwachstelle auftut, in die seine tapferen Nordmärker stoßen können. Herold 'Nordmark' soll die Streiter aussuchen und geht sammeln fürs Sonderkommando [OT-Info:DieAusgesuchtenSindSpielercharaktere OT-Info: die Ausgesuchten sind Spielercharaktere].

  • Während der Herzog versucht, die Sperre zu umgehen, soll sich das Banner 'Schädelplatte' in einem Ablenkungsmanöver gegen die Streiter der Sperre stellen, damit die Finte des Herzogs nicht sogleich durchschaut wird. Jeder weiß, obwohl alle Streiter des Banners der jenseitigen Familie abgeschworen haben, dient diese Aktion doch mitunter dafür, das Banner legal aus dem Weg zuschaffen.


Drei Tage später, am 19. Rahja, wurde Lagern für alle befohlen, denn ein Hindernis befand sich vor dem Heer, das erst noch auskundschaftet und natürlich am Ende überwunden werden musste: Die Tesralschlaufe. Seit Tagen schon sorgte dieser Name für Unruhe und Sorge unter den Stabsmitgliedern und, etwas später, auch bei den Soldaten. Denn es war ein geographisches Nadelöhr! Hier staute sich die Tobimora zu voller Breite, um sich bei einer schleifenartigen Flussbiegung um eine Landzunge herum zu schlängeln, eingefasst von einem Steilhang zu ihrer Linken, der dem Wasser, wie auch den Durchreisenden an dieser Stelle keinen anderen Weg bot. Die Tobimorastraße, die den Fluss bis hierhin recht angenehm begleitet hatte, wurde nun eingeengt durch den Steilhang auf der einen und dem sich tief ins Flussbett gegrabenen schwarzen Gewässer auf der anderen Seite. Nur noch drei Karren hatten nebeneinander Platz auf dem Weg. Der Durchzug eines ganzen Heeres, mit all den Trosswägen und Reitern würde sich unendlich in die Länge ziehen, dies war gewiss. Und noch etwas war fast gewiss: jeder Stratege und jeder, der wusste, dass dieses Nadelöhr direkt zwischen Eslamsbrück und Mendena lag, musste davon ausgehen, dass, wenn der Fürstkomtur und Reichsverräter eine Falle legen wollte, sie genau hier sein würde. Hier, an dieser Stelle des Weges, die die Kaiserlichen gnadenlos zwang, die Luft anzuhalten und den Bauch einzuziehen.

Der Halt wurde zur neunten Stunde in einer Waldlichtung eingelegt, die 5 Meilen vor der Tesralschlaufelag. Nur wenige Späher waren zurückgekehrt und konnten Bericht erstatten, die albernischen Späher fehlten sämtlich noch.

Nach dem die Berichte der wenigen zurückgekehrten Späher ausgewertet waren, munkelte man bald von einem Sonderauftrag. Botenreiter des Herzogs Hagrobald befahlen jedoch kurz darauf den sofortigen Aufbruch der Nordmärkischen Truppen, um ein vorgeschobenes Lager, einige Meilen weiter in Richtung der Schlaufe, zu errichten. Der Tross sollte unverzüglich folgen. Die Nordmärker konnten ihren Herzog mit sorgengefurchter Stirn sehen, wie er in Begleitung seiner Marschälle und Grafen aus dem Kaiserlichen Stabszelt zu den eigenen Pferden stampfte. Die Elenviner Garde ritt sogleich in voller Rüstung die Tobimorastraße entlang, um als Voraustrupp etwaige Feinde auszuschalten und einen Lagerplatz zu definieren. Dieser wart bald gefunden, 2 Meilen vom Scheitel der Schlaufe entfernt. Eilig wurden die Zelte aufgeschlagen und Gefechtsbereitschaft angeordnet. Der breite Strom floss träge wenige Schritt entfernt vorbei. Auf der anderen Flussseite zeigte sich wilde Vegetation, unterbrochen von hohen Felskegeln, die wie Bauklötzchen aus den Schilfwäldern ragten.

Erste Stabsbesprechung

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Noch bevor das Herzogszelt stand, wurde zur zwölften Stunde eine Stabsbesprechung mit den Grafen und sämtlichen Baronen der Nordmarken einberufen. Auch die Marschälle und Herolde waren mit einbezogen. Herzog Hagrobald, deutlich dünner als noch in Gratenfels, so wie alle Mitglieder des Heerzuges an Pfunden verloren hatten, trat in voller Rüstung vor seine Nordmärker. Die Haare wehten im Wind, der vom Fluss her wehte, genauso wie sein Umhang wild flatterte. Knapp hinter ihm erhob sich die Standarte mit der Flagge des Herzogtums Nordmarken; Stolz wehte der gekrönte silberne Barsch über seinem Herzog: „Wie Ihr vor zwei Praiosläufen gesehen habt, haben uns einige Albernier verlassen. Sie sind jedoch nicht desertiert, auch wenn man ihnen das durchaus zutrauen könnte, es wäre ja nicht das erste Mal.“ Er musste kurz schmunzeln, wurde dann aber schnell wieder ernst. In seinen Augen leuchtete Eifer und Kampfeslust, seine Stimme wurde lauter und hallte über den Platz: „Wenige Meilen entfernt wurde eine Garnison des Feindes entdeckt.“ Er zeigte mit seiner behandschuhten Linken zur Steilwand“. Über diesen Hügeln zu unserer Linken gelegen liegt Flussbuckel. Es wurden Spähberichte ausgewertet, die besagen, dass der Reichsverräter und DämonenbündlerHaffax selbst dort das Kommando übernommen hat. Und bevor Ihr euch fragt, worüber, so wollen wir es Euch sagen. Vor uns, in weniger als zwei Meilen Entfernung, wird die Straße von Kräften des Feindes blockiert. Er weiß, dass wir hier vorbei müssen, um Mendena vor Beginn der Namenlosen Tage zu erreichen. Dies hier ist verdammt nochmal die einzige Straße, auf der ein solches Heer wie das unsere Meilen auf Meilen fressen kann.“ Er stampfte bei dabei mit einem Fuß auf den lehmigen Boden.“ Also will er uns bluten lassen. Denn dieser Bastard weiß, wir müssen hier durch!“ Der Herzog der Nordmarken ließ sich währenddessen einen Krug Bier reichen, aus dem er einige tiefe Züge nahm, bevor er fortfuhr:

„Das Piratenpack von der Küste darf das machen, was sie am besten können: Den Feind hinterrücks angreifen und aufreiben. Unsere Verbündeten und Nachbarn aus Albernien werden versuchen, Haffax zu erreichen und zu schlagen. Deshalb kriechen sie jetzt durch die Wälder und lassen sich von schwarzen Pfeilen spicken.“

Getuschel und Gemurmel war an dieser Stelle zu vernehmen, auch Erbgräfin Praiodara von Hardenfels und Graf Frankwart vom Großen Fluss tauschten kurz einige geflüsterten Worte. Es schien viele zu geben, die lieber selbst Haffax jagen wollten.

Die entstehende Unruhe erboste den Herzog, so dass er einen Schrei losließ: „WERDET IHR WOHL ZUHÖREN! IHR KÖNNT EUCH DIE OHREN ABKAUEN, WENN IHR WIEDER DAHEIM SEID, JETZT REDET HIER NUR EINER, UND DAS SIND WIR!“ Er schnaufte einige Male tief durch, fasste sich dann schnell wieder, als er zum mittäglichen Himmel blickte.

„So werden wir also, Meine geschätzten Grafen und Barone, die Sperre beseitigen, die zwischen uns und Mendena liegt. Viel habt Ihr bisher geleistet, noch mehr müssen Wir nun von Euch verlangen. Unsere Späher berichten von metallenen Ungetümen, mehr als zwei Schritt groß, mit Sicheln, Speeren und Äxten bewaffnet, die in mehreren Kampfreihen zu viert oder zu fünft nebeneinander auf der Straße stehen und diese so blockieren. Anschließend daran haben sich monströse, pferdeartige Wesen in die Straße eingegraben. Sicherlich 4 schritt hoch und ebenfalls aus Metall. Der Zweck ist noch nicht klar, Wir vermuten jedoch Artilleriegeschütze. Und als wäre das nicht genug, wuseln zwischen den Stahlmonstern auch noch mindestens ein Banner menschliche Kämpfer herum. Mehr wissen Wir in diesem Moment nicht, nur, dass Unsere Kaiserin den Durchbruch in Unsere Hände gelegt hat.“ Er ballte die rechte Hand zur Faust und reckte sie in Richtung der Sperre. „Und Wir wollen verdammt sein, wenn wir Ihren Befehl nicht erfüllen!“ Er ließ sich von einem Knappen Guldenbrandt, das Reichsrichtschwert reichen und reckte dieses, mit nur einer Hand, in die Höhe! „Mit Rondras Mut und Praios‘ Zorn auf Unserer Seite, werden wir die Blockade hinwegfegen.“ Er wies mit Guldenbrandt in die Richtung, in welcher der Feind warten musste. „Und wenn das Kaiserliche Heer über tausend Nordmärkische Leichen ziehen muss, wir machen den Durchgang frei!“ Der Herzog der Nordmarken stellte das große, unhandliche Richtschwert vor sich auf den Boden, die Hände ruhten auf der Parierstange. „Wir werden zuerst einen Pfeil- und Bolzenhagel auf sie herabregnen lassen um zu sehen, wie sie damit fertig werden. Hernach wird ein Trupp leichte Infanterie einen ersten Sturmangriff wagen, während ein Banner schwerer Infanterie, gebildet aus Flussgarde und einzelnen Rittern, als Entsatz bereitsteht. Solle alles nicht zum Ziel führen, beraten wir uns erneut. Meine Grafen, werte Barone, wer möchte die Ehre des ersten Sturmangriffs für sich erbitten?

Gespannt lauschte Sigiswolf von Flusswacht den Worten seines Herzogs. Mit erhobenem Haupt und in den Farben seiner Baronie stand hier um mögliche Befehle entgegen zu nehmen. Er war alleine erschienen, denn der jungen Baron Jost Verian von Hlûthars Wacht hatte das Lager mit einigen anderen vor drei Tagen verlassen und war immer noch nicht wieder zurückgekehrt. So langsam machte Sigiswolf sich Gedanken um den Verbleib des jungen Barons, doch das war fürs erste zweitrangig. Viel wichtiger war das, was der Herzog zu verkünden hatte.

Noch immer hatte Sigiswolf die Geschehnisse von Eslamsbrück vor seinen Augen. Doch die Worte des Herzogs gaben ihm Mut und erinnerten ihn an die Tugenden, die ihm sein Vater und noch viel mehr der alte Baron und Schwertvater immer wieder vorgelebt und gepredigt hatten.

‚Ritterlichkeit, Ehrenhaftigkeit, Mut – für wahr und hier ist großer Mut gefordert. Doch nicht nur Mut. In meiner Rüstung und mit Rondras Beistand mag es mir vergönnt sein im Kampf gegen diese Wesen zu bestehen. Doch meine Truppen, oder besser die von Jost sind nicht für einen solchen Angriff ausgebildet. Ich kann sie nicht zur Schlachtbank führen, denn eine Schlacht wird es werden. Auch wenn es nicht in Rondras Sinne ist, doch es hilft nichts. Unsere Truppen sind nicht für einen Sturm geeignet. Einzig die Bogenschützen könnten helfen den Feind zu dezimieren. Und dabei werde ich sie führen. Ich muss mich Geduld üben und unsere Leute gegen geeignete Ziele führen. Denn nur das kann im Sinn des Herzogs sein. Auch er will sicherlich keine unnötigen Verluste. Es wird Truppen geben die dieser Aufgabe besser gewachsen sind. Wir werden ihr tun decken und den Feind so gut es geht dezimieren. Denn das Heer muss weiterziehen können.‘ So schwieg Sigiswolf dann, auch wenn etwas in Ihm, dort hinten die Bresche schlagen wollte. [Heiko (Sigiswolf) 28.04.2016]

Der Edle von Buchenweiher trug einen schweren langen Kettenmantel samt passenden Kettenzeug und schweren Stundenglashandschuhen. Die komplette Rüstung war aus auffallend kleinen Ringen gefertigt, so war eine bessere, körperbetontere Passform zu Lasten der Bewegungsfreiheit des Trägers gewährleistet. Das dichte Kettengeflecht aus Abertausenden Ringen war nach alter zwergischer Rüstschmiedekunst im Muster "Angbarer Vogelkäfig" verarbeitet. Hierbei wurden mehrere Kettenstränge ineinander verwunden und es entstanden kleine Würfel oder für den phantasievollen Betrachter eben kleine Vogelkäfige. Das Geflecht wurde dadurch viel engmaschiger als gewöhnliche Rüstungen dieser Machart sind, und war so auch für Pfeilspitzen oder ein flink geführtes Florett kaum zu durchdringen. Der nachträglich mit Bronze überzogene Stahl aus den Minen der Ingrakuppen schimmerte und blinkte, so fein säuberlich war er geölt und poliert worden. Darüber trug der Diener des Landgrafen einen ärmellosen leichten Wappenrock dessen Oberststoff aus prächtigem weißen Baumwollsamt bestand und einen mit Karmin, Maraskanigo und Azurit bunt eingefärbten und bewehrten Adler des Hauswappens zeigte. Auf der Höhe seiner linken Brust schimmerte sichtbar ein Medaillon in Form eines löwenköpfigen Greifens, das auf den dünnen Stoff angesteckt worden war. Ein achtstrahliger Bruststern mit eindeutiger Symbolik verwies auf die Grafenmark. Unter dem Arm hielt er einen ebenfalls brünierten Spangenhelm mit langem ebenso buntem Federbusch. Seine Seitenwehr bestand aus dem Anderthalbhänder Greiftreu und aus einem seltsamen Jagdschwert mit eher kurzer Parier und viel Horn. Beide Waffen steckten in aufwendig mit Rankendekor veredelten schwarzen Schwertscheiden. Unter dem Gürtel daneben steckte ein kleines Messer.

Das klingt aber nicht nach den feinen Worten in einem kostbaren Buch, dachte Melcher nach der Ansprache des Herzogs bei sich. Er war keiner derer vor ihm, derer der von Geburt an gekrönten Häupter. Sein Blick ging kurz durch die Reihen. Vermutlich hatte die Hälfte der Kerle hier auf dem Schlachtfeld nie geglaubt einmal Soldaten zu sein, flüsterte ihm seine innere Stimme bekräftigend zu. Er sah die Angst in einigen der Gesichter. Er wusste, es bedarf mehr als Kommandos und harscher Worte um das Reich zu befreien und die Dämonenbuhler dorthin zu schicken, woher sie emporgestiegen waren. Es brauchte keine Angst, sondern Loyalität. Sein gesäumter schwarzer Mantel bauchte sich leicht im Wind als er sein Ross aus dem Gros der Streiter auf den Herzog und die anderen Adligen zu lenkte. Mit leichtem Zügelzug ergriff Melcher das Wort, "Ich habe die Ehre der bescheidene und gehorsame Diener Eurer Hoheit vom Großen Fluss und von den Nordmarken zu sein und ich durfte Eure Hoheit bereits schon einmal auf einer Reise nach der Feste Hohenstein in der Mark Rommilys begleiten. Um sicher zu sein die Aufmerksamkeit zu erhalten hielt Melcher nach dieser Floskel einen Moment inne. "Mit Verlaub, Eure Hoheit, sind wir die Maus oder sind wir die Katze? Ich bin der Meinung, dass die Taktik derer, die ihrer Seele verlustig geworden sind, viel undurchsichtiger ist als wir vermuten". Setzte er seine Überredungskunst an, die er ohne Schwert in der Hand und geballte Faust oft am Gratenfelser Hof verstand zu nutzen. Mit beiden Händen auf den Sattelknauf seines Hengstes Ionicatus gestützt, den Helm bereits nebenbei am Sattel befestigt, blickte er den Hochadligen wohlwollend an. (Mathias [Melcher] 19.04.]

Der Herzog der Nordmarken wandte sich nun Melcher zu: „Von Ibenburg, wir können uns wohl an euch erinnern. Was eure Frage angeht, wir sind weder Mäuse noch Katzen, wir sind NORDMÄRKER! Die taktische Raffinesse unseres Feindes steht hier nicht zur Debatte. Wir werden den Befehl Ihrer Kaiserlichen Majestät Folge leisten, die Umsetzung jedoch liegt in unserer Hand. Wenn Ihr kluge Ideen habt, wie wir die Erstürmung ergänzen können, nur her damit.“

Ulinai Timerlain hatte die Ausführungen des Herzogs sehr genau verfolgt. Scheinbar trug man dem Herzogtum noch immer Vergangenes nach oder aber der Herzog hatte schlicht und einfach den Kürzeren gezogen. In diese Befestigung zu stoßen war ein Alveranskommando, bedeutete viele Tote und Verwundete. Jeder Wehrheimer Kadett hatte bereits in den ersten Theoriestunden um die strategische Bedeutung solcher Engstellen gehört. So schätze sich die Baronin von Vairningen glücklich, dass sich ihre Truppen aus Schützen und Fußkämpfer zusammensetzten – nun und den von ihrer Tochter geforderten umfangreichen Tross. Wie viele der hauptsächlich anwesenden hochgeborenen Herrschaften hielt sich auch sie sich bedeckt und beobachtete wie sich die Heißsporne und Kampfestollen in den Vordergrund und somit ihre Gefolgsleute in den Tod drängten. [Arvid (Ulinai VIII. Timerlain von Vairningen) 19.04.2016]

Wer ihn schon länger kannte, wusste, dass es um Nerek von Schnakensee nicht sonderlich gut bestellt war. Schon vor längerem hatte ihn ein schweres Fieber ans Lager gefesselt, hatte an seinem Leib gezehrt und ihn Blut husten lassen – so sehr das er noch immer darunter litt. Fast schon machte es auf seine wenigen engen Vertrauten den Eindruck, dass er bei diesem Heerzug nach einem heroischen Ende strebte. Energisch drückte der 51 Tsatage zählende Baron sein altes Kreuz durch, dehnte anschließend seinen Kopf nach links und rechts, sodass es dabei knackte. Anschließend sprach er laut und klar: „ICH, Euer Hoheit!“ Es folgte eine kurze Pause, eh er noch einen Vorschlag anbrachte. „Ich und meine Mannen werde den ersten Sturmangriff angehen, Euer Hoheit. Außerdem möchte ich vorschlagen, dass ein Trupp erfahrener, wildniskundiger Schützen sich einen Weg durch die Wälder bahnt und uns somit die Möglichkeit auf Flankenschutz ermöglicht. Hierfür möchte ich direkt meinen ehemaligen Knappen und Gefolgsmann vorschlagen, ich habe ihn ausgebildet und weiß um seine Fähigkeiten auf diesem Gebiet.“ Der Baron von Schnakensee wandte den Kopf und suchte den Blick des jungen Richtwalder Ritters, dem er bedeutete vorzutreten.

An der Seite seines Barons kam sich Basin von Richtwald vor, als hätte ihn soeben ein Blitz getroffen, da hatte ihn der Alte aber eiskalt erwischt. Er hatte schon bemerkt, dass er nachgelassen hatte, doch derart das Ende zu suchen war dennoch ein klein wenig überraschend. Kneifen jedoch war keine Option. Weder konnte er seinen direkten Lehnsherren brüskieren – schon gar nicht da dieser zugleich sein Schwertvater gewesen war – noch konnte er dies mit seinem Verständnis von Ehre vereinbaren. [Arvid(Basin von Richtwald)20.04.2016]

Der junge Burian von Ibenburg, bis vor noch nicht langer Zeit Basins Knappenbruder an der Seite Nereks, blickte hinüber zum unweit stehenden Basin und schluckte ob der Worte des Barons von Schnakensee. Schluckte. Schluckte nochmals, es half nichts. Er hatte einen dicken Kloß im Hals als er die Worte des Barons von Schnakensee vernahm. Wen meinte der alte Schnakenseer nun genau? Vielleicht wäre Phex und Boron mit ihm und Nerek hatte ihn als einstigen Knappen bereits vergessen? (Mathias[Burian]22.04.]

„Entschuldigt meine kleine Concetto… ähm mein scharfzüngiger Einfall, Eure Hoheit. Natürlich sind wir Nordmärker. Ich meinte damit: warum tun wir genau das, was diese verfluchten Bastarde von uns erwarten. Sie bauten diese Blockade damit wir dagegen anrennen und genau das tun wir, Eure Hoheit. Es wäre besser, wenn wir sie ablenkten und mit einigen leichten Reitern ihren Rücken angreifen und sie dann Mann für Mann niedermachen. Damit rechnen sie nicht.“ Melcher ballte die Faust aber rechnete sich dessen ungeachtet kein großes Gehör seiner Worte aus. „Dann schickt wenigstens das Söldnerpack vor ihre…Türme...oder ach, was weiß ich was das sein soll. Die Kosten gutes Gold im Krieg und noch mehr im Frieden und sind unter den Ersten, die die Seite wechseln.“ (Mathias[Melcher]22.04.]

Seine Hoheit runzelte die Stirn über die Vorschläge des Ibenburgers. „Von Ibenburg, wir werden Verwendung für Seine Reiterei finden. Sollte der Angriff unserer Zwergischen Verbündeten scheitern, sollt ihr den Entsatz mit einer kleinen Lanze leichter Reiterei anführen. Und, wenn Wir Uns recht entsinnen, verfügen Wir über keine Söldnertruppen, oder habt Ihr heimlich noch eine angeheuert?“

Es waren die Träume. Die Träume von einem Fluss, von metallenem Sturm der über ihn kam, und von IHM. Dem Valkyr Mythrael, der über ein Meer aus Leichen schritt, um ihn zu sich zu holen. Er geleitete ihn hoch, hinauf, an IHRE Tafel, wo er mit seinen Ahnen und vielen berühmten Recken der Vergangenheit und der Zukunft tafeln durfte. Als Hagunald von Fischwachttal die Tobimora sah und den Bericht über die stählernen Monster Haffax hörte, da wusste er es, wusste, dass er bei diesem Angriff sein Schicksal erfüllen würde.

Eine weitere Stimme schallte daher über die versammelten Weisenden der herzoglichen Lande:

„Mein Herzog, lasst mich meinem Freund vom Schnakensee zur Seite stehen, ihm helfen, den Wall, der zwischen euch und Mendena liegt, zu durchbrechen. So wahr ich Hagunald von Fischwachttal bin, ich und meine Streiter werden eure Speerspitze sein.“

„Von Schnakensee, von Fischwachttal, Euer Mut ehrt Euch und die Nordmarken.“ Er deutete eine Verbeugung an“ So sei es, wir haben wenig Zeit. Marschall, wir wollen einen Pfeil- und Bolzenhagel vor dem ersten Angriff auf diese Ungetüme niedergehen sehen. Und lasst Katapulte einsatzbereit machen, zumindest zwei sollten wir auf diesem schmalen Stück Straße in die hinteren Reihen bringen können. Hochgeboren von Schnakensee, schickt eure Jäger in die Wälder auf dem Hang dort“ Herzog Hagrobald wies auf den Steilhang, der an der linken Straßenseite begann. „Und dann, nehmt mit euren Truppen Aufstellung.“

Derweil ließ der Marschall der Nordmarken, Turam, Sohn des Fanderasch, die Befehle ausgeben und sorgte dafür, dass das Feldlazarett aufgebaut wurde. Geweihte der Peraine bereiteten sich auf viele Verletzte vor. Sogar Hane von Ibenburg-Luring als Praiosgeweihter und seine Frau, Turi Eslebon samt der kleinen Schülerin Maire ni Varaldyn bezogen dort Stellung.

Die Langbogenschützen aus Hlûthars Wacht, die Armbruster des Bergköniglich Eisenwalder Garderegiment „Ingrimms Hammer“ sowie deren Geschützmannschaften eilten sich, die geforderten Fernkampfkapazitäten bereit zu stellen und nahmen Aufstellung im rückwärtigen Bereich vor dem Lager, um die Nahkämpfer der Barone von Schnakensee und von Fischwachttal nicht zu behindern. Diese wiederum kontrollierten ihre Kämpfer, legten Waffen und Rüstungen an und warteten auf die Geweihten der Rondra, um sich deren Segen für die bevorstehende Schlacht zu erbitten….

Kaum das die Planung geendet hatte war Basin zu seinen Leuten zurückgekehrt. Schnellstmöglich wollte er aufbrechen, sie brauchten die Zeit, um unbemerkt und sicher eine geeignete Position zu finden. So ließ er seine kleine Schar geeignete Rüstungen anlegen und den Aufbruch vorbereiten. Weitere gute Schützen und Jäger aus dem Lager der Schnakenseer schlossen sich ihnen an, sodass der junge Ritter seinen Trupp teilte. Mehr oder minder voneinander getrennt würden die Schützen unter Zadrada und seiner Schwester von ihm und Erpho agieren. Kaum fertig, verschwanden die Schnakenseer auch schon im nahen Dickicht. [Arvid(Basin von Richtwald)20.04.2016]

Wie befohlen führte Sigiswolf von Flusswacht die Langbogenschützen von Hlûthars Wacht hinter den anrückenden Truppen gegen die Stellungen des Feindes auf Schussreichweite. Bedingt durch die Enge des Tals und die anderen Fernkampfspezialisten konnte er Platzgründen und um immer eine Schneise für nachrückende Truppen offen zu halten nur ein halbes Banner in den Kampf führen. Die Schützen nahmen Aufstellung und warteten auf das Zeichen zum Feuern. [Heiko (Sigiswolf) 28.04.2016]

Der erste Sturm

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(Baron von Schnakensee, Baron von Fischwachttal)

Es war ein Gemetzel, wie es nur wenige der Beobachter je gesehen hatte, wenn überhaupt. Das Lazarett konnte nur wenige Verletzte behandeln, denn es gab kaum welche. Als die Angriffe der Barone von Schnakensee und von Fischwachttal zurückgeschlagen waren, blieb die Erkenntnis: Der Gegner war übermächtig. Zuerst hatten Langbogen- und Armbrustschützen aus maximaler Entfernung die stählernen Kämpfer mit Pfeilen und Bolzen beschossen, jedoch waren fast alle Geschosse an der metallenen Haut einfach abgeprallt. Lediglich zwei einsame Pfeile steckten in einem der Ungetüme, wovon dieses jedoch keine Kenntnis zu nehmen schien. Die Katapulte waren noch nicht aufgebaut, als, angeführt von den Baronen, die Kämpfer ihren Sturm begangen. Rondrianische Gesänge auf den Lippen und mit dem Segen der Sturmherrin im Herzen rannten sie gegen die vier nebeneinanderstehenden, mit einem langen, speerartigen Dorn anstelle einer Hand und einer überdimensionierten Axt in der anderen Hand bewaffneten Konstrukte Haffax‘ an. Der alte Baron von Schnakensee wurde, noch bevor er einen einzigen Schlag landen konnte, von einer Dornenhand aufgespießt und wie ein Spanferkel durchbohrt. Das Monstrum schleuderte den Baron mit einer schwungvollen Bewegung seines Armes in die Reihen der hinter ihm wartenden Gegner. Umherfliegende Gedärme und Körperteile zeugten vom schnellen Ende des betagten Ritters

Währenddessen wurden unzählige Kämpfer wurden von kuhgroßen Steinbrocken zermalmt, die von den pferdeartigen Wesen in den hinteren Reihen gegen die Kämpfer des Reiches geworfen wurden.

Die Äxte der Feinde trennten Köpfe von Hälsen und Arme mit Schwertern von den Leibern der tapferen Nordmärker, während die Dornen teils mehrere Soldaten hintereinander durchbohrten. Die Lederrüstungen und leichten Ketten wurden so leicht durchdrungen und zerteilt, wie ein Kind Papier zerreißt.

Gegen Schwerthiebe und Axtreffer waren die stählernen Ungetüme zwar nicht immun, aber sie richteten erbärmlich wenig aus. Sie parierten füreinander, griffen koordiniert an und deckten sich gegenseitig die Seiten. Währenddessen erreichten die pferdeartigen, teilweise eingegrabenen Geschütze eine erschreckende Präzision, da mit einem Steinbrocken stets mehrere Soldaten zermatscht wurden.

Zwar schlug immer wieder ein besonders geschickter Nordmärker eine Kerbe in die Ungetüme, einmal wurde sogar eine der Dornenhände von einer schweren Axt durchtrennt; jedoch standen noch alle 4 Stahlmonster, als die Männer und Frauen aus Schnakensee allesamt niedergemetzelt waren.

Der Baron von Fischwachttal musste bereits über eine geschlossene, blutige Decke aus Leichen steigen, um in den Kampf einzugreifen. Mit einem lauten „FÜR RONDRA!“ versuchte er aus schnellem Lauf einem der Gegner sein Schwert in den Leib zu rammen. Überraschend gelang dies auch, und mit Hilfe zweier seiner Kämpfer schaffte es der Tommelsbeuger Baron, das stählerne Monstrum zu Fall zu bringen. Jedoch trat ohne Zögern der dahinterstehende Koloss einen Schritt nach vorne und nahm den Platz des Gefallenen ein. Über die unverzüglich geschlossene Reihe der Feinde war der Baron kurz erstaunt, und während er noch sein Schwert zur Abwehr hochreißen wollte, fuhr die Axt des neuen stählernen Ungetüms auf seinen helmbewehrten Kopf herab und spaltete den Baron bis zur Leibesmitte. Seine treuen Kämpfer wollten seinen Leichnam noch vom Schlachtfeld retten, wurden aber von den nun im exzellenten Gleichschritt vorrückenden Golems zerstampf, zerteilt und geköpft. Zusammen mit den Felsbrocken der Artillerie wurden die Fischwachttaler, wie zuvor ihre Nachbarn aus Schnakensee, zu Boron geschickt, einer nach dem anderen, bis die übrig gebliebenen 15-20 Kämpferinnen und Kämpfer umdrehten und in einem ungeordneten Rückzug den Angriff beendeten. Einige wenige schwer Verwundete krochen zurück zum Lager, ohne von den Golems behelligt zu werden. Diese kehrten ebenfalls um und nahmen ihre alte Position an der Engstelle ein, umgeben von unzähligen Leichen und knöcheltief im Blut stehend.

Krieg. Ja, sie wusste, dass es in eine schmutzige Schlacht ging, in einen großen Krieg und hatte bereits viele Geschichten und Epen von solchen gelesen und gehört. Doch die Anspannung, welche die Trossköchin in den letzten Tagen mitbekam, ließ auch sie nicht kalt. Sie nahm sich Zeit, ungewohnt sanft und einfühlsam mit den wenigen zu reden, die den Weg zum Versorgungszelt fanden. Die schwarzen Äcker und ketzerischen Menschen hatten den Leuten schier den Appetit verdorben. Sie sprach mit ihnen, verteilte süße, sündige Gebäckstücke und ersuchte die Krieger, in sich zu gehen und nicht zu verzagen. Die Götter waren mit ihnen. Und mit einer Innbrunst, die man ihr nicht zutraute, betete auch sie zu den Göttern, den Kämpfern in der Schlacht beizustehen, sie zu schützen und Licht im Dunkel zu zeigen, dass viele den Weg nach Hause fanden, auch wenn die grauen Pfade unbekannt und die Freunde im fernen Land rar waren.

Als die große Schlacht an der Schlaufe begann, war sie wieder nicht in der Küche. Wie hätte sie sich darauf konzentrieren können, Gerichte zu kochen, welche dann doch keiner aß? Viele der Männer und Frauen, die sich dem Schicksal ergeben dem Gegner entgegenwarfen kannte sie nun seit einigen Wochen, kannte Vorlieben und Abneigungen bei Speis und Trank. Die Gesellen hatten Suppen und Eintöpfe, stärkendes Brot und gute Wurst aufgetischt, waren tief im Lager. Sie selbst saß hinter den eigenen Linien aus Kämpfern, an sicherer Position, auf ihrem grauen Wallach. Die grünen Augen blickten voll Sorge in die Ferne zu den eigenen Leuten, es kribbelte sie unter der Haut, so stark schien die Präsenz der unheiligen Lande zu sein. Dunkle Reiterhosen, eine dunkle Bluse und eine leichte, lederne Rüstung trug sie, in der mitgebrachten Umhängetasche Verbände und anderes. Eine Meisterin der Heilung war sie wahrlich nicht, doch tatenlos herumstehen - das konnte sie nicht.

Als die ersten Kämpfer wiederkamen, verletzt und blutend, und weit weniger als gedacht, wurde das Gesicht der jungen Frau noch blasser als es in diesen düsteren Tagen anmutete. Als die Perainegeweihten und Feldscher sich daranmachten, wie eine emsige Schar Bienen ihnen die letzten Schritte entgegen zu eilen um sie sogleich in die eigene Obhut zu nehmen, war Berylla in Schockstarre. Der Magen zog sich zusammen, der Puls wurde schneller die Hände an den Zügeln verkrampften sich zusehends. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben, trotz des Anblickes der mit Blut und anderen, unangenehmeren Dingen besudelten Krieger und Ritter, Adeligen und Soldaten. Sie hinkten, krochen, zogen halbtote Kameraden hinter sich her - oder die Reste von ihnen. Alleine ihrer Selbstbeherrschung war es zu verdanken, dass sie sich nicht übergab, sondern nur stille Tränen die Wangen herunterliefen, während die junge Frau mit erstarrtem Gesicht den Zug der Überlebenden besah. [Mel (Berylla) 27.04.2016]

Als die Schlacht in vollem Gange war, man die Schreie von Schmerzen und Qualen vernahm, welche die anderen erlitten, war es fast vorbei mit der Geduld. Wo war der Schwertvater? Warum mussten sie tatenlos herumstehen, während andere ihr Leben opferten? Er war jung und stark. Er konnte andere schützen mit seinem Schild und seiner Größe. Mit seinem Körper. ... Wo war Ira wohl? Ging es seiner Base gut? War sie in den ersten Schlachtreihen? Und wo verdammt war der Baron?

Er trat wütend einen Eimer über den Menschenleeren Platz. Tsalind und die beiden Ritter waren bei Marbolieb, welche bereits in dem stillen Zelt Position bezogen hatte, und bewachten sie. Und er? Durfte mit dem Pagen und den Knechten die Pferde und das Lager hüten. Er scheuchte Sean oft über den provisorischen Übungsplatz, trainierte mit ihm, bis der Junge zu erschöpft war, um über den echten Kampf und die grauenhaften Schreie aus dem Lazarett nachzudenken. Vermutlich war das Lager zu dieser Zeit einer der ordentlichsten und saubersten Plätze des Heeres, denn da die anderen bei der Geweihten waren, oblag es Boronian, die Knechte zu unterweisen. Und um auch hier den Tratsch und die damit einhergehenden Gerüchte so gering wie möglich zu halten, wurde wirklich alles geputzt und geordnet, was die Leute irgendwie in die Finger bekommen konnten. [Mel (Boronian) 27.04.2016]

Im zwischenzeitlich aufgebauten Stabszelt nahm Herzog Hagrobald die Verlustmeldungen mit steinerner Miene entgegen. Die ihn Umgegebenen konnten sehen, wie seine Kiefern malmten und sich seine Hände am Kartentisch festkrallten, bis sie weiß wie Schnee waren. Wütend und unnachgiebig drangen seine nächsten Befehle zwischen aufeinandergepressten Kiefern hervor: „Lasst uns sehen, was sie gegen den Hammer Ingrimms ausrichten können. Marschall, schickt das schwere Fußvolk gegen den Feind!“

Turam, der Sohn des Fanderasch, nickte. Dann suchten die Augen des Marschalls die von ‚Malmar‘: „Dwarosch, gib die Befehle aus. GORTOSCHA MORTOMOSCH“

Der angesprochene straffte sich, sah zunächst ernst den Marschall, dann den Herzog an und räusperte sich. „Natürlich, ich werde sofort eilen und alles Nötige veranlassen. Doch, wenn es erlaubt ist, würde ich vorher gerne etwas anmerken, eure Hoheit.“ (Stefan [Dwarosch] 22.04.16)

Herzog Hagrobald nickte dem Zwergen zu und wartete angespannt auf dessen Anmerkung. Immer wieder blickte er zum Zelteingang, so als ob er weitere Neuigkeiten erwartete.

„Habt dank! Was ich sagen möchte ist das ich mir nicht vorstellen kann das dies tumbe Golems sind. Ich habe Kriegsgolems kämpfen sehen, das sah anders aus, Träger, schwerfällig, gerade was das Reagieren auf Veränderungen auf dem Schlachtfeld betrifft. Laut den Berichten die mich erreichten agieren sie wie einer, parieren gar füreinander. Kennt ihr viele menschliche Einheiten die so etwas vermögen?“

Er sah zu einer kleinen Gruppe von Gildenmagiern, welche der Stabsbesprechung beiwohnten und von denen er keinen mit Namen kannte. „Könnt ihr euch das erklären, wisst ihr ob in diesen Konstrukten ein Mensch steckt, ob sie durch einen Dämon beseelt sind, oder ob sie von außerhalb gelenkt werden? Wir sollten nach einem Beschwörungshügel oder ähnlichem hinter der feindlichen Linie Ausschau halten. Haben wir Späher da draußen, abseits der Albernier, oder können wir mit denen kommunizieren?“

Einer der angesprochenen Gildenmagier suchte in seinen Pergamentunterlagen ein bestimmtes heraus, las kurz einige Zeilen, um dann Dwarosch zu antworten: „Hier kann ich Euch eine Antwort geben: Zum einen können wir nicht nahe genug heran, um eine ausgiebige Analyse mit magischen Mitteln durchführen zu können. Und gegen eine gröbere Betrachtung wehren sich diese Ungetüme mit einer enormen antimagischen Aura.“

Er wollte weitersprechen, wurde dann jedoch von seiner Hoheit unterbrochen. „Genug davon, um einen Beschwörungshügel wird sich gekümmert. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen, haben wir uns verstanden?“ Seine Hoheit warf Dwarosch einen einschüchternden Blick zu, der kleine Kinder in Tränen hätte ausbrechen lassen.

Er drehte sich wieder zum Herzog und Turam. „Ich weiß natürlich dass dies alles nur Mutmaßungen sind, aber ich bin bereits einmal gegen Haffax ins Feld gezogen und ich weiß dass man alles bedenken sollte, er tut dies auch. Meiner Meinung nach sind dies wichtige Fragen, die man sich parallel zu einem weiteren Angriff stellen sollte.

Haben die Sappeure schwere Baumstämme dabei, oder können sie vorm nächsten Angriff welche stellen, welche wir ihnen nah beieinander entgegenrollen können? Das Gelände ist leider nicht abschüssig genug, um sie ihnen brennend mit Hylailer Feuer entgegenzuschicken, aber, was wäre wenn wir sie durch die Sappeure vor sie in Stellung bringen lassen, leicht versetzt, mit geringem Abstand und sie dort durch Keile befestigen, so dass sie über sie hinüber müssen, um unsere Schlachtenreihe zu erreichen. Dann brauchen wir weitere, dünne, lange Stäbe, am besten Kernholz um sie, wenn sie über dieses Hindernis starken, zwischen die Beine zu bringen. Eventuell lassen sie sich zu Fall bringen, wissen wir wie sicher sie stehen auf ihren zwei Beinen? Vielleicht könnte man auch mit dicken Tauen zwischen sie um ihnen die Beine zu binden, aber das wäre ein Alveranskomando. Was die anderen Vorschläge betrifft, ich würde leicht gerüstete vorschlagen, wendige Männer, welche schnell und wendig sind. Rüstung, egal ob Zwergenkette, Garether Platte oder Liebfelder Reiterharnisch hilft bei diesen Äxten eh nicht.

Wenn diese Kolosse ins Stolpern geraten könnte eine Welle schweres Fußvolk vielleicht größeren Erfolg haben. Ich würde sie gezielt mit Äxten, nicht Hämmern, die Gelenke dieser Ungetüme angehen lassen. Und wenn sie so klug sind und einfach stehen bleiben, so erhalten wir Zeit unsere Katapulte in Stellung zu bringen. Ich wette damit kriegen wir sie klein. Und wenn sie uns dann mit ihren Fernwaffen, was auch immer das für Dämonenwerk ist, beschießen, so können wir immer noch auf höhere Reichweite hoffen, oder den Sturmangriff anordnen, dann haben wir zumindest alles versucht.

Warum muss nur der Feind sich aus dem Engpass einen Vorteil verschaffen, versuchen wir den Spieß umzudrehen. Wenige Reihen Baumstämme, vielleicht drei, eng beieinander würden reichen den Durchgang für sie zu erschweren und uns vielleicht eine Gelegenheit zu verschaffen sie zu besiegen, mit möglichst wenig Blutzoll. (Stefan [Dwarosch] 22.04.16)

„Habt Dank für Eure Vorschläge. Die Baumstämme würden unsere eigenen Truppen nur behindern, und der Zangenangriff wird vorbereitet. Wir denken, Ihr habt nun Befehle auszuführen?“

Grimmig und entschlossen nickte der angesprochene Herold. “Sehr wohl eure Hoheit!” Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ die Stabsbesprechung im Eilschritt. Im Moment, da sich die Zeltplane hinter ihm schloss, gelten schon seine Befehle in Rogolan über den Platz, Kettenhemden klirrten und man hörte das Marschieren schwerer Stiefel. Die Offiziere hatten die Befehle entgegengenommen und würden sie zu ihren Einheiten weitertragen. Das schwere Fußvolk wurde ins Feld geführt. (Stefan [Dwarosch] 27.04.16)

Als dies zu seiner Zufriedenheit erledigt war, wandte sich der Herzog an den Befehlshaber der Flussgarde, Baron Traviadan von Schwertleihe: „Oberst, macht Boote und Flöße bereit. Sollten die Zwerge von Ingrimms Hammer entgegen Unserer bisherigen Erfahrungen keine Bresche schlagen können, gehen wir über den Fluss und greifen von der anderen Seite und von hinten an.“

Sein suchender Blick ging durchs Zelt, bis er seinen Herold ausgemacht hatte: „Nordmark, suche Er Uns Recken, die Uns und die Flussgarde über den Fluss begleiten – Er kennt sich da aus. Das wird Schwertarbeit! Wir wollen daher nur die Besten an unserer Seite!“

Jäger in den Wäldern

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(Basin von Richtwald & Truppe)

Herzog Hagrobald verließ anschließend an die Unterredung das Zelt und sein Blick schweifte suchend über die Wälder am nördlichen Steilhang. Seine Stirn runzelte sich, als Wut und Sorge in seinem Gesicht zu erkennen waren

„Und wo verdammt bleibt der Flankenschutz dieses Richtwalders? Wollte der nicht von oben Schützenunterstützung liefern?“ Rief er aus, ohne jemanden bestimmten zu meinen.

Mit etwas mehr als Bannerstärke drangen die Männer und Frauen aus Schnakensee in den Wald ein. Wie Schatten, still und ohne zu murren erklommen sie den Steilhang. Dies war ihr Element, die Umgebung in der sie sich auskannten und tagtäglich agierten. Schnell verschwand das Heer aus ihrem Blick, schwand hinter Baumstämmen und Blätterwerk. Zugleich verstummte der allgegenwärtige Trubel und Geruch der letzten, anstrengenden Praiosläufe, die so sehr an ihnen allen gezerrt hatten. Praiosläufe in denen sie Dinge sahen die ihre Vorstellungskraft überstiegen und sie mit Albträumen plagten.

Sie hatten bereits ein gutes Stück zurückgelegt, waren den Steilhang weit hinaufgekommen als das Unglück seinen Anfang nahm. Ohne dass es bemerkt wurde verschwanden Streiter aus den zwei aufgefächerten Gruppen. Erst Einer, dann Zwei, Vier, Acht … immer mehr bis erste Geräusche und Schreie die gestellte Falle offenbarten. Zur Eile getrieben suchten sie ihr Heil im schnelleren Aufstieg. Dabei sahen sie sich hektisch um und versuchten den Feind auszumachen. Da sahen sie es! Sich bewegende Bäume. Blitzschnell wechselten sie die Position und kaum standen sie still, konnten sie nicht mehr unterschieden werden. Peitschende Äste erschlugen die leicht Gerüsteten, brachen Knochen und trennten Gliedmaßen ab, während Wurzeln sie zugleich packten und würgten. Blut spritze, Schreie gellten- Verschwanden die Kämpfer zuvor noch einzeln, still und heimlich – entbrannte ein Blutbad, ließ Lebenssaft wie Fontänen spritzen, Arme, Beine, Hände und Füße in den Dickicht fliegen. Chaos. Panik. Tod.

Ihre Flucht brachte nichts, die Bäume waren schneller als sie und der Aufstieg erschöpfte sie zusehends. Es gab nur einen Weg, eine Rettung. Erschreckend ruhig und klar hallte ein Befehl durch den Wald. „RÜCKZUG!“ Mehr brauchte Basin von Richtwald nicht rufen. Schon wurde sein Kommando aufgenommen und weitergetragen. Einer Welle gleich drehten, nach links und rechts, die Schnakenseeer um und wurde durch den Steilhang zusätzlich beschleunigt. Sie alle rannten, rannten um ihr Leben, doch waren die Bäume schnell. Während sie die leicht Gerüsteten in Stücke rissen oder gar einige unglückliche gegen die normalen Bäume prallten, hatten die Mitglieder der Familie Richtwald mehr Glück. Ihre Rüstungen boten ihnen mehr Schutz, doch erging es ihnen deshalb nur leidlich besser. Entsetzt musste der junge Bernfried, von seiner Mutter Jahrelang zu einem Krieger gedrillt und ausgebildet, mit ansehen wie diese sich schützend vor ihn warf und aufgespießt auf einen Ast das Leben rettete. Die Hauptfrau des Guts Richtwald hatte sich für ihren Sohn geopfert.

Grad eben erst hatte der Herzog nach dem Verbleib ihres Trupps gefragt als die kümmerlichen Reste ihre Gruppe aus dem Wald platzen. Sich gegenseitig stützend erschienen Erpho und Zadrada. Ihnen folgte der sehr erschütterte und vollkomme unverletzte Bernfried. Einige Augenblicke später folgte Basin, seine jüngere Schwester Aurea stützend. Ihre Rüstung hatte ihnen das Leben gerettet. Ihre Wappenröcke hingen in Fetzen, blutige Striemen zierten die Stellen an denen die Haut frei lag. An Zadradas Hals und Handgelenken waren Würgemale der Wurzeln klar zu sehen. Erpho humpelte und hielt sich die linke Seite ob der vermutlich gebrochenen Rippen. Aurea hatte es am schlimmsten erwischt, das eine Bein konnte sie nicht belasten und ihr linker Arm wies einen unnatürlichen Winkel auf. Mit viel Besorgnis in der Stimme schickte er den kläglichen Rest seiner Leute zum Lazarettzelt. Mit schreckensweiten Augen folgte Bernfried stumpf den anderen, während Aurea von den beiden anderen so gut wie möglich gestützt wurde.

Blut überströmt, hauptsächlich nicht das seine, musste Basin bevor er selbst zu den Heilern ging noch seiner Pflicht nachkommen. Ein Kat über der rechten Augenbraue blutete und behinderte seine Sicht, während ein weiterte Kat am Kinn stetig tropfte. In dieser erbärmlichen Erscheinung ging er vor seinem Herzog auf ein Knie, mehr aus Erschöpfung als der Etikette geschuldet. „Hoheit wir haben versagt. Weder Mann noch Tier griffen und an, der Wald selbst war es der blutige ernte hielt.“ Hohl klang seine Stimme und in seinen Augen flackerte Panik. Es würde dauern bis er das gesehene Verdaut hatte, bis er einen Baum ansehen könnte ohne einen Angriff zu erwarten. [Arvid(Basin von Richtwald)25.04.2016]

Die Hände des Herzogs der Nordmarken schlossen und öffneten sich zu Fäusten, als Basin von Richtwald seine Meldung machte. Leise, fast kaum hörbar, drang ein „Danke“ an Basins Ohr, als Hagrobald schon nach einem Adjutanten suchte. „Bäume, wie? He, Ihr da, lasst unsere Magier entlang der Straße, zwischen dem Lager und dem Wald Position einnehmen. Sie sollen alles, das nach Baum aussieht und sich unnatürlich bewegt, wegbrennen.

An Basin gewandt: „Kommt mit in Unser Stabszelt, dort kann sich jemand um eure Wunden kümmern. Die Magier brauchen sicher noch weitere Informationen von euch.“

So traten seine Hoheit und Basin von Richtwald erneut in das Stabszelt, um den Angriff von Ingerimms Hammer zu verfolgen.

Beide Hände auf das Knie gestützt drücke er sich hoch und folgte dem Herzog ins Innere des Zelts. Während anschließend seine körperlichen Wunden versorgt wurden, berichtete Basin, auch wenn es ihm sichtlich schwer fiel, möglichst genau was geschehen war. Waren es doch eben jene Details die eventuell die nötige Klarheit verschaffen würden. Viel mehr als körperliche Erschöpfung und Schäden, setzten ihm vorerst die erlittenen seelischen Wunden zu. Er hatte Leute verloren, Leute die ihn teils seit Götterläufen kannten und viel schlimmer noch, vertraut hatten. Hilflos gegenüber derlei unnatürlichen Erscheinungen, hatte er hoffnungslos versagt und nichts weiter blieb ihm übrig als die Hoffnung künftig auf Feinde zu stoßen denen mit Bögen und Klingen beizukommen war. [Arvid(Basin von Richtwald)27.04.2016

Zweiter Sturm

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(Zwerge + Entsatz durch Melcher von Ibenburg)

In geschlossener Formation, mit mehreren Schildreihen vorweg marschierte das ausgewählte Bannder des Regiment zur Frontlinie. Für mehr war in dem Engpass kein Platz und wäre eine taktische Fehleinschätzung gewesen und hätte sicher zu einem Disaster geführt. Hinter dem Wall aus Schilden kamen die Eisenwalder Armbrustschützen, welche immer wieder auf Befehl ihrer Obleute genau in dem Moment schossen, wenn die Schildträger in die Knie gingen und genau das bisschen Platz zwischen gesenkten und schräg aufgestellten Großschilden boten, welches sie brauchten, um die Bolzen ihr Ziel finden zu lassen. Sie schossen auf die Linien der Verteidiger hinter den Kriegsgolems, vor und zwischen den feindlichen Geschützen, welche darauf zielten, die Aufbauarbeiten der Geschütze der Angreifer im Rücken Ingerimms Hammer zu vereiteln, zunichte zu machen. Die Geschütze der Angroschim wiederum feuerten nach belieben und deckten somit den Formarsch.

Als sie nur noch zwanzig Schritt von den Golems trennte, öffneten sich Wege innerhalb des Banners und die Armbruster ließen sich in einer geschlossenen Linie in die hintersten Reihen zurückfallen. Es war ein perfekt einstudiertes Manöver und die Präzision in der die Angroschim agierte hätte jeden Strategen in Verzückung versetzt.

In dem Moment, bei etwa zehn Schritt Distanz zu den furchteinflößenden, Axt- tragenden Kriegsmaschinen, da diese in Bewegung kamen, änderte sich die Frontlinie der Angreifer. Die Schildträger blieben stehen und die vorstürmenden Hammer- und teilweise auch vereinzelte Doppelaxt-Träger bildeten eine tiefstehende V-Formation, um die Golems in die Zange zu nehmen. Leicht Gerüstete mit langen Holzpfählen drängten sich durch die Linien in die Flanken dieser Zange, um die Stäbe in die Beine der Kriegsmaschinen zu bringen.

Dann erfolgte der Aufprall der Frontlinien und die Pläne der Angreifer wurde mit der schrecklichen Realität konfrontiert. Die Äxte der Golems schwangen hernieder, Schilde hielten oder brachen, aus Angreifern wurden Verteidiger die Stand hielten oder starben, Körper wichen aus, oder wurden in Teile zertrennt.

Es war furchtbar mit anzusehen und keiner der Beobachter dachte daran das die Strategie der Angroschim unter einer solche brachialen Gewalt bestand haben konnte, doch sie tat es. Unter hohen Verlusten brachten sie zwei der vier Kriegsmaschinen der ersten Kampflinie mit den Pfählen zu Fall, ließen infolge die Doppeläxte in die Gelenke der Ungetüme fahren und hackten sie so auseinander.

All dies wurde begleitet und ermöglicht durch das ständige Feuern der Eisenwalder Geschütze. Die Projektile trafen in unvorhersehbarer Folge die Linien der Verteidiger, fällten selbst weitere zwei der Golems und hielten die regulären, menschlichen Truppen davon ab die Zwerge zu arg zu fordern.

Dann aber hatte sich der Feind eingeschossen und die riesigen Felsbrocken trafen die Geschütze der Angreifer. Abrupt wendete sich das Blatt, denn deren Fußtruppen preschten nun vor, brauchten sie sich nicht länger hinter den eisernen Maschinen Deckung suchen.

Das was folgte war unausweichlich. Die Formation der Angreifer wurde gezielt demontiert, indem die Flanken angegriffen und dezimiert wurden. Die Frontlinie brach ein und der sich in der zweiten Reihe befindliche Obers des Regimentes Ingerimms Hammer, Fadram, Sohn des Fargud, wurde durch die Axt eines Golems gefällt. Er musste sofort tot gewesen sein, denn sein Torso war bis zur Hälfte gespalten. Verzweifelt und leicht demoralisiert versuchten die Angroschim sich neu zu formieren, ließen sich instinktiv einige Meter zurückfallen und bildeten eine neue Linie. Doch auch dies half nichts, zu massiv war der Angriff der vereinten Kräfte des Feindes. Wenige Angroschim standen noch, zu wenige um stand zu halten. Und so drohe die völlige Aufreibung des Banners.

Dwarosch hatte alles mit angesehen. Er saß auf seinem Rappen im Rücken des Banners, zwischen Geschützen und Frontlinie. Mühsam beherrschte er sich. Er wollte kämpfen, er wollte seinen Brüdern beistehen, doch er durfte es nicht. Sein Platz war hier, irgendwer musste Befehle weitergeben wenn sie kamen, …doch sie blieben aus. Ein Gefühl von Nutzlosigkeit wurde zu blanker Ohnmacht, als er sah wie Fadram starb, ein Mann, den er verehrt hatte und er sah mit entsetzen was geschah. Nein, er konnte dies nicht mit ansehen und er wollte es auch nicht. Sollten sie ihn dafür richten, das war ihm egal. So es Angroschs Wille war würde er vor seinem Tod zumindest noch einige seiner Kinder vor dem Untergang retten.

Mit einem tiefen Grollen, welches sich aus seinen Gedärmen emporkämpfte und einem Fluch auf den Lippen gab er dem Pferd die Sporen und überwand die Distanz zu den Seinen. Im wilden Galopp ritt er die hinterste Linie ab, hob den Spieß über den Kopf und brüllte aus ganzer Kehle: “Rüüüüüückzuuug”. (Stefan [Dwarosch] 27.04.16)

Als der Angriff der tapferen Zwerge sich festzufressen drohte, erklang der Rückzugsbefehl in die Reihen der Angroscho.

Melcher Sigismund wusste, dies war sein Signal, um den Rückzug zu decken. Er musste bei seinem Angriff Vorsicht walten lassen, da die Straße nicht sonderlich breit war und er auch keine der eigenen Verbündeten überreiten wollte.

Melcher Sigismund gab seinem Pferd die Sporen, um ganz vorne in der ersten Schlachtreihe auf die Feinde zu treffen. Der Hengst spitzte die Ohren und versuchte noch schneller zu laufen, ein weißer Schweißfilm zeigte sich bereits auf seiner Kruppe. Der Boden wurde steiniger. Er schlug seinen Mantel zurück und suchte mit der rechten Hand kurz den Griff seines Jagdschwertes. Sollen sie nur in die Reichweite seiner Waffe kommen, dachte er entschlossen bei sich. In vollem Galopp riss er Gortann aus dem Gehänge und holte direkt zu einem Überkopfschlag aus, den er vor vielen Götterläufen auf einem hölzernen Übungspferd auf der sonnigen Terrasse der Akademie zu Eslamsgrund gelernt hatte. Er vernahm nur noch das Trommeln der ungezählten Hufe und die wütenden Schreie um sich. Unmittelbar bevor die eigene Reihe die ersten Gegner erreichten flog etwas an Melchers Kopf vorbei, grub sich mit einem dumpfen Klatschen in die Brust des Reiters, der ihm am nächsten war, und schleuderte den Kämpfer, fürchterlich schreiend, rücklings vom Ross. Einen Moment später flog ein Speer aus den gegnerischen Reihen in des Vogtes Kurs und zwang den Reiter neben ihm, sich bei dem Versuch, dem Wurfgeschoss zu entgehen, im Sattel zu winden und sein Pferd ich Richtung von Melcher herumzuziehen. Beide Pferde berührten sich an den Flanken und kamen ins strauchelten auf dem schlechten Boden. Der Ibenburger versucht gedankenschnell das schnaubende Tier mit einem heftigen Ruck zu zügeln. Er konnte den Sturz des Hengstes abwenden, schließlich aber nicht das er selbst aus dem Sattel gehoben wurde und mehr als unsanft auf dem harten Boden, wo er sich wie eine Strohpuppe mehrmals überschlug, landete. Kurz fühlte er sich federleicht emporgehoben, ein dumpfer schlag, dann wurde es dunkel…

Sein Sturz endete schließlich in eine kleinen Erdkuhle in der er, bäuchlings bewusstlos, liegen blieb. Schreckliche Bilder machten sich in seinem in seinem Kopf breit. Eine dichte, schweflige Rauchwolke schob sich gen Himmel. Schreie ertönten - aber es waren nicht nur Schmerzensschreie. Wie ein Schwarm Fliegen auf totes Fleisch stürmten die Verfluchten auf sie ein.

„Scheiße!“ entfuhr es ihm. Er musste sie stoppen. Eine dunkle Stimme in seinem Kopf sprach zu ihm, „Auch du wirst deine Lektion noch lernen, Ibenburg.“ (Mathias[Melcher]23.04.]

*

Der Ibenburger stapfte dreckig und blutverschmiert in das Stabszelt der provinzalischen Heeresführung. Blut rann ihm vom dichten dunklen Haaransatz über das Gesicht. Seine schöne Gewandung war an vielen Stellen zerfetzt und der Helm hatte eine Delle. Die beiden Wachen vor dem Zelt konnten ihn nicht stoppen. „Ich war auf dem Schlachtfeld, ja. Außer Dreck, Sand und Blut hat mich aber nichts getroffen. Gut, ein kleiner Felsbrocken auch noch.“ Melcher schnaubte vor Wut und zeigte auf seinen Helm. „Nur gut, dass mich dieser junge Rekrut im Graben liegend gefunden hat und mich mit sich schleppte“. Er war außer sich vor Wut. (Mathias[Melcher]23.04.]

Herzog Hagrobald nickte Melcher dankend zu. „Ihr habt viele unserer zwergischen Freunde mit eurem Einsatz gerettet. Wir danken euch dafür, es soll nicht vergessen werden.“

Als der Herold Malmar das Zelt des Stabes betrat war seine Miene ernst, von Stolz erfüllt, aber auch einem gewissen Trotz. Er wusste, dass er auf den Befehl zu Rückzug hätte warten müssen und dass sein eigenmächtiges Eingreifen eine Pflichtverletzung war. Nicht einmal rechtmäßiger Befehlshaber war er gewesen, selbst nach dem Tod des Oberst. Dennoch waren sie ihm gefolgt. Diese Missachtung der Autorität des Feldherren würde eine Bestrafung nach sich ziehen. Aber er hatte das richtige getan, sie hatten nicht die Zeit gehabt auf Befehle der Heeresführung zu warten. Bis die sie erreicht hätten wäre das gesamte Banner aufgerieben und alle ihm angehörenden Angroschim Tod gewesen. Viele seiner Brüder wären sinnlos gestorben, sinnlos. Wenn er einen einzigen mit seiner Verfehlung gerettet hatte hatte er nicht versagt, nicht nach seiner Vorstellung von Ehre und Moral.

Sein Wappenrock war voller Blut, doch es war nicht seins, auch wenn er sich dies fast wünschte. Warum war er nicht bei ihnen gewesen, warum hatte er nicht an ihrer Seite gekämpft? So war es seine traurige Pflicht gewesen sie vom Feld zu führen, Verwundete, Versehrte, dem Tode geweihte. Bei zweien von ihnen hatte er verharrt bis ihr inneres Feuer auf ewig erloschen war. Hatte ihnen letzte Wünsche versprechen müssen, die Übermittlung letzte Worte an ihre Hinterbliebenen. All dies führte dazu, dass es gedauert hatte bis er vor den Herzog trat.

Kurz wendete er sich dem Ibenburger zu. “Habt Dank für den Entsatz, das werden die Angroschim nicht vergessen.” Dann nahm er den Helm ab und beugte das Knie vor dem Herzog. (Stefan [Dwarosch] 28.04.16)

Dieser klopfte dem Zwergen kurz auf die Schulter, bevor er sich der nächsten Ausgabe widmete. Über die Schulter rief er ihm noch zu: „Geht ins Lazarett, wir klären das später. Jetzt müssen Wir eine Schlacht gewinnen gehen.“

Sammeln fürs Sonderkommando

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(Während des Angriffs des Richtwalders und der Zwerge)

Während sich die Truppen des Hauses Richtwald und die der Angroschim gegen Feinde versuchten zu wehren, die ungnädig, unbesiegbar und unmenschlich waren, glühte Nordmarks Schädel. Ein Kommando für die Flussüberquerung sollte er zusammenstellen. Die Besten wollte der Herzog haben. Aber wer waren die Besten? Es gab schließlich so viele gute Leute hier, Rondrian von Berg-Berg zum Berg mochte nicht wirklich Namen nennen, dennoch musste er es. Also ging er taktisch vor und überlegte, welche Fähigkeiten bei diesem Einsatz gefragt waren. Zum einen gab es die große Unsicherheit der anderen Flussseite: diese gehörte momentan noch dem Feind, sie musste erst gesichert werden und wer konnte schon wissen, was dort drüben auf die Nordmärker erwartete. Erst wenn am anderen Ufer ein halbwegs stabiler Stützpunkt Bestand hatte, konnte an dem Plan, noch einmal überzusetzen, nur diesmal in den Rücken des Feindes, festgehalten beziehungsweise überhaupt erst daran gedacht werden. Jede Taktik baute aber auch darauf auf, welche Ressourcen man zur Verfügung hatte. Und so ward jeder Plan auch nur so gut wie diejenigen, die ihn ausführen konnten. Rondrian wusste um diese Crux. So lastete gehörig Druck auf dem Herold der Nordmarken, was die Auswahl geeigneter Streiter anging. Nicht alle durften Koryphäen mit dem Stahl sein – es benötigte zwar Kämpfer, oh ja, eine starke Menge davon sehr wohl – sondern es galt auch mit Magie und Götterwirken vorzugehen, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Ein wenig Sorgen machte Rondrian auch die Querung der Tobimora an sich. Dunkle Wasser waren nie gut. Und die Tobimora war ein flüssiges Band Schwärze. Hieß sie nicht seit der Invasion der Verdammten auch 'Blutige Tobimora'? Wer wusste, welches Grauen sich schon in diesen Wassern… Nein! Rondrian besann sich auf seine Aufgabe, und die hieß ganz klar und unmissverständlich, einen Trupp fähigster Recken zusammen zu ziehen. Die Besten, wenn es nach dem Herzog ging. Rondrian seufzte. Die Besten… Musste es nicht eigentlich lauten: die Geeignetsten? Denn die Geeignetsten waren in diesem Falle ja auch die Besten.

Auf seiner gedanklichen Liste fanden sich bald schon Namen – bedingt durch bestimmte Auswahlkriterien – zu einem taktischen Konstrukt zusammen, was nicht nur nach einer Kampfaufstellung für die nächste Schlacht aussah, sondern auch eine war. Einige dieser Namen musste der Herold allerdings schnell wieder streichen, da sie unauffindbar waren. Sein momentan bestes Pferd im Stall, 'Isnalosch', die Junkerin von Reussenstein. Und auch ein paar andere, von denen er sich erhofft hatte, dass deren Ruf, Können, Motivation und sein Gefühl für diese Personen sowie Eindrücke der letzten und Erinnerungen aus zurückliegender Zeit selbige für dieses Sonderkommando prädestinierten.

Einige schieden schon alleine deshalb aus, weil sie dem Herold entweder zu jung oder zu alt schienen. Als er sich dem Lager des alten Rabensteiners näherte, den er ursprünglich bei ersten Überlegungen wegen dessen großen Erfahrungsschatzes ins Auge gefasst hatte, entschied er sich um. Den alten penetranten Sonderling mit seiner abstrusen Affinität zu Schwarz und dem hinkenden Bein, würde er für den Vorstoß seines Neffen Hagrobald nicht empfehlen. Kurz war er versucht, das Lager doch zu betreten, um den jungen von Schwertleihe für diese Unternehmung freizustellen, da dieser schon einmal dem Tod ins Auge gesehen und dies für einen so jungen Mann erstaunlich gut verkraftet hatte, was nur für ein außerordentlich zähes, stabiles Wesen sprach und ein solches konnte ja immer von Nutzen sein. Aber dann machte der Herold doch kehrt.

Es würden sich andere Streiter finden. Er hatte da ja schon einige im Auge.

Erfahrenere. Gefestigte. Gestandene. Ja, in gewisser Hinsicht auch etwas verrückte. Spezialisten auf ihren Fachgebieten. Unverzichtbare Perlen. Entfesselbares Potenzial, wenn aus der großen Masse herausgenommen und auf ein Floß gepfercht.…

Sein Weg führte Nordmark zum Lager der Hlutharswachter, denn der junge Baronet – dessen Vater Nordmark noch gut im Gedächtnis stand, weil er zeitlebens ein Mann alter Werte gewesen war – sollte neben seinem taktischen Geschick, von dem Nordmark gehört hatte, seine Einheit Langbogenschützen mit in die Sache einbringen. Da der Baronet sich auf Mission befand, wandte sich Nordmark an den ersten Ritter des Baronets. Obwohl Nordmark über den Aufenthaltsort des Baronets Bescheid wusste, musste er trotzdem den Unwissenden mimen.

"Euer Wohlgeboren von Flusswacht, es ist unabdingbar, dass diese Unternehmung von einer starken Einheit eurer Langbogenkämpfer Unterstützung erfährt. Sinn und Zweck ist es, mit ans andere Ufer überzusetzen, um von dort aus den Vorstoß des Herzogs in den Rücken der Feinde zu decken. Obliegt es in eurer Verantwortung, in Abwesenheit eures Herrn eine Zuteilung zu machen, wenn ihr mir schon nicht sagen könnt, wo sich seine Hochgeboren aufhält?"

Sigiswolf blickte Rondrian von Berg-Berg zum Berg offen an. „Exzellenz,…“ Sigiswolf verneigte sich und fuhr dann fort „... ich bin befugt. Und die Langbogenschützen von Hlûtharswacht stehen dem Herzog zur Verfügung. Ich werde das halbe Banner über den Fluss führen und das zweite Halbbanner steht als Nachschub bereit, um nachzurücken.“

"Sehr gut. So tut das Nötige." Der Herold bedankte sich mit einem Nicken und ging.

Ein wenig niedergeschlagen blickte Sigiswolf von Flusswacht seiner Exzellenz hinterher als dieser weiterzog. ‚Jost, es wäre gut, diese Schlacht an deiner Seite zu schlagen. Ich werde gut auf Ira aufpassen.‘

Dann straffte sich Sigiswolf und wandte sich den Seinen zu. „Weibel Braig!“

Selbiger stand einen kurzen Moment später vor Sigiswolf. „Wohlgeboren?“

„Albin, lass er die Langbogenschützen antreten. Auf, auf!“

Kurze Zeit später war das Banner Langbogenschützen angetreten. Sigiswolf schritt die Reihen seiner Mannen ab und stellte sich dabei so auf, dass jeder ihn gut verstehen konnte. "Hlûtharswachter Männer und Frauen. Der Herzog braucht uns und wir werden für ihn einstehen.“ Er blickte in die Runde. „Wir müssen über den Fluss. Die Stellungen des Feindes hier sind zu stark und so ist es notwendig ihn zu umgehen. Ich zähle auf euch, genau wie der Baron es tun würde. Weibel Braig, er und das erste Halbbanner begleiten Wohlgeboren von Plötzbogen und mich in der ersten Welle. Weibel Fatzmann, er hält sich mit dem zweiten Halbbanner in Bereitschaft und setzt bei Bedarf ebenfalls über. Packt Eure Waffen und genügend Pfeile. Aber packt nicht zu viel ein. Es geht über den Fluss. In einem viertel Stundenglas sind alle bereit. - Noch irgendwelche Fragen?“

Doch keiner rührte sich. „Dann weggetreten.“ Und die Männer und Frauen begannen sich bereit zu machen. [Sigiswolf (Heiko) 2.5.]

*

Zum Lager des Barons von Schnattermoor führte Nordmarks Weg, weil der auf die Kampfkraft des Mersingers hoffte. Für einen Ritter aus dem erlauchten Hause Mersingen war der Kampfstil des nicht mehr gar so jungen Merovahns zwar äußerst rüde und brachial, neigte er ja, wie bekannt war, dazu, seiner Gegner mittels seines geschwärzten Morgensterns niederzuprügeln, doch genau das war es auch, warum der Herold an den Ritter zu Weidleth herantrat: das Kommando brauchte Männer, die sich nicht zu schade waren, auch mal Dinge nach Straßenkämpferart niederzuknüppeln. Denn Rondrian wusste längst, dass Ehre nur galt, wenn auch der Gegner ein gewisses Maß an Ehrempfinden hatte. Dies ließ die bisherigen Reaktionen des Feinds jedoch vermissen. Also musste dieser Nachteil zum Vorteil verändert werden, dazu benötigte es Streiter, die dies beherrschten.

"Hochgeboren, euer Morgenstern wird im Rücken der Feinde sicherlich sehr gut aussehen, so denn ihr ihn also begleiten möchtet, wäre mir sehr daran gelegen, euch Seiner Hoheit als Begleiter auf der Fahrt über die Tobimora anempfehlen zu können."

*

Im Feldlager der Isenhager lachte Rondrians Ritterherz bitter auf, als er dazu kam, wie zwei der Isenhager Knappen einen Übungskampf miteinander fochten und deren Schwerteltern – zum einen die Baroness von Tandosch und zum anderen der Brüllenbösener Ritter Halmar von Schellenberg – in aller Seelenruhe daneben standen, ganz so, als wäre man noch im beschaulichen Gallys und würde sich im Aushalten der Langeweile üben. Dem Herold stieß diese Gelassenheit sauer auf, denn es galt einen Durchbruch vorzubereiten und einen verdammten Weg zu ebnen. Dennoch trat er erst einmal wortlos dazu und sah für einen kurzen Augenblick sogar den beiden Knaben zu, bevor ihn die Eile und er eine Gelegenheit am Schopf packte und das Wort an die Baroness und den Edlen richtete. Mit seinem höflichen, aber sehr direkten Tonfall machte er keinen Hehl daraus, dass er einige andere Dinge als wichtiger empfand, aber er keiner sein wollte, der die beiden Edelleute dafür zur Rechenschaft zog. Ihn hatten andere Gründe hergeführt.

"Wie ihr wisst, wünscht der Herzog die Anwesenheit seiner besten Kämpfer bei einem Vorstoß hinter die feindlichen Linien von der Flussseite aus! - Baroness, Seine Hoheit zählt auf eure Erfahrungen im Kampf mit den tobrischen Landen, von denen selbige auf der anderen Seite dieses Unflusses unbekannt sind und ein nicht einschätzbares Risiko darstellen. Und dass ihr, Schellenberg, ein ausgezeichneter Taktiker mit Ruf bis an meine Ohren seid, kann ebenfalls von großem Nutzen sein. Ob ihr diese beiden…Burschen," Nordmark ließ noch einmal den Blick über Firin von Landwacht und Gereon von Rickenbach gleiten, "mit hinüber nehmt, damit sie von den Besten lernen können, überlasse ich Euch."

*

Rondrian von Berg-Berg zum Berg wandte sich just seinen weiteren Zielen zu, als ihm ein Bekannter aus früheren Zeiten über den Weg lief. "Ferdilas!" grüßte Nordmark erfreut den Rodaschqueller Ritter. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, niemanden anzusprechen, der ein gewisses Alter überschritten hatte, doch war ihm der Ritter von Wernhag als aufrechter, reichstreuer Kämpe in Erinnerung, der, wie er wusste, darüber hinaus Rondrians Sorge eines Zweitschlags Haffax' teilte, daher sprach er ihn an.

"Unser Herzog will die besten Männer der Nordmarken an seiner Seite wissen, wenn er mit Booten und Flößen zur anderen Flussseite übersetzt, um den Schändern in den A..llerwertesten zu treten. Es muss schnell gehen, wir wissen ja nicht, was der Verräter noch für uns bereithält." deutete er vorsichtig auf die Gemeinsamkeit hin, über die sie sich aber auch schon einmal recht offen unterhalten hatten. Bei einem Roten Geron. Nur wann genau das war, war Nordmark doch glatt entfallen.

*

"Hetzenberg! Gut dass ihr nun da sein. Hört Seiner Exzellenz zu, es ist wichtig. Und ich habe euch für diese ehrvolle Aufgabe empfohlen, enttäuscht mich nicht!" Kaum hatte der Ritter Ronan von Hetzenberg das Zelt seines Barons betreten und den Gast neben diesem ausgemacht, trat auch schon der Herold der Nordmarken selbst vor und dem jungen Rittersmann entgegen. Ohne Umschweife kam er gleich auf den Punkt, denn so langsam drängte die Zeit.

"Seine Hoheit sammelt eine Handvoll der besten Schwerter für eine besondere Unternehmung mit hohem Risiko, da nichts daran sicher ist, außer, dass diese Aufgabe besondere Talente erfordert. Ihr seid mir von Seiner Hochgeboren Larael von Fadersberg-Ambelmund ausdrücklich empfohlen worden. Wenn ihr gewillt seid, in einer kleinen Einheit hinter die feindliche Linie geschifft zu werden, um die Sperre von dort aus aufzubrechen, so findet euch in einer halben Stunde bei den Flößen ein."

Mit frischer Kleidung und makellos trat Ronan in das Zelt seines Barons, und als er den Herold erkannt nahm er Haltung ein. Und als der Herold anfing zu sprechen hörte Ronan Ihm aufmerksam und mit wachsender Erregung zu. Endlich würden seine Fähigkeiten erkannt und er konnte sich beweisen und Ruhm und Ehre dem Hause zuzuführen. Und mit dem würde sich auch sicherlich eine gute Partie machen lassen, wenn er dann sich nach eine neuen Gemahlin umsah. Bisher war ja der Feldzug nicht besonders gut für Ihn gelaufen. Ein Büttel den er mitgebracht hatte lag auf dem Boronsanger und der andere Lag so verletzt im Lazerett das er wohl für immer ausfiel. Nur sein Bursche war ihm geblieben und die gute Ausrüstung welches er sich extra dafür hat anfertigen lassen. Mit freudiger und erregter Stimme Antwortete Ronan “ Wie Seine Hoheit es befiehlt, wir werden die Sperre beseitigen bei den Göttern. Falls es nichts weiteres mehr gibt würde ich mich empfehlen“ Mit einer Verbeugung verabschiedete Sich Ronan von seinem Baron und dem Herold und eilte mit schnellen Schritten zu seinem Lager. (Thorsten / Ronan / 03.05.16)

*

Bei Baron Roklan von Leihenhof zum Galebquell machte Nordmark die Wichtigkeit deutlich, dass es unabdingbar sein, dass eine Handvoll kampferfahrene Magiewirker das Kommando des Herzogs begleiteten, und, weil Ihre Hochwürden Ivetta im Lazarett alle Hände voll zu tun hatte, daher die Galebqueller Leibmagierin entsendet werden sollte: die Humuselementaristin Heidruna von Galebquell, ihres Zeichens der Heil- und Antimagie zugetan. Auch forderte Nordmark einige der besten Bogenschützen Galebquells als Begleitung an.

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Im Lager der Nablafurter war es die Baroness Reglindis Neidenstein von der Graufurt selbst, die Nordmark beim Vorstoß in den Feindesrücken dabeihaben wollte. Und um sie zu überzeugen, wandte er die Taktik eines Diplomaten an:

"Ich weiß um das nach wie vor schwierige Verhältnis zwischen eurem Haus und dem Landtgrafen und dass ihr an Ansehen einbüßt, so ihr denn an Zwistigkeiten festhaltet, doch glaubt mir, gebt euer Schwert auf dieser Mission eine Aufgabe und straft etwaige Lästermäuler Lügen. Es gibt sicherlich Ritter und selbst Barone, die sich darum reißen würden, zu den Besten zählen zu dürfen, denn keine anderen verlangt unser Herzog an seiner Seite! …Warum ich Euch dabeihaben möchten? … Nun, wollt ihr denn nicht? ICH sehe darin eine Chance. Und ihr?" Als er aus dem Zelt der Baroness trat, war er guter Dinge, dass er sie gewonnen hatte.

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Eigentlich gehörte auch die Baronin von Vairningen, Ulinai Timerlain, nicht zu denen, die sich durch junge Knochen auszeichneten, allerdings bestach die Tochter des alten Udilbras mit einer anderen Sache, weswegen Rondrian von Berg-Berg zum Berg das direkte Wort suchte und nicht lange um den heißen Brei herum redete:

"Ich will euch an der Seite meines Neffen wissen, Hochgeboren. Er ist ein Heißsporn, wie viele von uns," an dieser Stelle schmunzelte Nordmark ein wenig und irgendetwas ließ seine Augen stolz funkeln – wobei er offenließ, ob er mit 'uns' die herzoglichen Anverwandten meinte, zu denen er ja selbst gehörte – bevor die Ernsthaftigkeit wieder Furchen in sein längst nicht mehr junges, angestrengt dreinblickendes Gesicht grub. "Und in manchen Momenten schätze ich die Besonnenheit der Reife, wie sie unsereins hat, der wir schon viele Götterläufe Erfahrungen sammeln durften. Vordergründig, Ulinai, zeichnet euch aus, dass ihr als ehemalige 'Wehrheimerin' über so manches strategisches Feingefühl verfügt, wie sie einem ‚einfach‘ Ritter im entscheidenden Moment vielleicht fehlen kann." Was dies bedeuten konnte ließ er ebenfalls offen. „Darüberhinaus…" Der Herold ließ eine kurze Pause und trat noch einen Schritt an die Baronin heran, nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie allein im Zelt waren und sich niemand in Hörweite befand "schätze ich wie kein anderer, dass du ein unerschütterlicher Fels sein kannst. Und Hagrobald, naja, du kennst ihn, er braucht jemanden wie dich an seiner Seite, Ulinai. – Ach, Ulinai." Er griff vorsichtig nach ihrer Hand.

Geduldig erwartete Ulinai das Ende dieses Schmeichelversuchs, der Umgang mit Menschen war einfach nicht ihres. Bei Rondrian hingegen fühlte sie sich nicht nur geschmeichelt, sein Besuch machte ihr auch nichts aus. Im Gegenteil. Es grämte sie, dass er und sie bislang noch nicht viel Zeit für persönliche Worte gehabt hatten. Fast meinte sie, dass ihn seine Arbeit für die Krone auffraß. Früher hatten sie mehr geteilt, als andere wussten, hier auf dem Feldzug begegnete man sich überwiegend förmlich. Nur, dass sie beide in diesem Moment allein in ihrem Zelt waren, hatte ihn dazu bewegt, seine Förmlichkeit abzulegen und auch ihre Hand zu nehmen. Die zaghafte Zärtlichkeit genoss sie. „Ich möchte in deine Vorstellungen nicht hineinreden, also will ich versuchen, der Fels zu sein, den du dir ersehnst.“ Die Anfrage Nordmarks kam ihr sehr gelegen, auf eine Weise konnte sie ihrer Pflicht – den Grund ihrer Anwesenheit auf dem Heerzug – nachkommen, ohne dabei ihre Vasallen in den Kampf schicken zu müssen.

Mit deutlicher Sorge in der Stimme konnte sie eine Nachfrage jedoch nicht unterdrücken: „Doch sagt mir, Rondrian, wie steht es um die Schnakenseeer, die für den Flankenschutz ausgezogen sind? Du weißt ja, Veas Gemahl ist unter denen, die auszogen.“ Die Vorstellung, dass ihre Tochter – die auch die seine war! – nach nur wenigen Monden und kurz vor ihrem Tsatag bereits Witwe werden könnte, ließ ihr die Brust eng werden. [Arvid (Ulinai VIII. Timerlain von Vairningen) 29.04.16]

Der Herold hatte gleich gemerkt, auf was sie hinauswollte, und er überlegte noch, wie viel er der Baronin von Vairningen zumuten konnte. Er entschied sich, sie nicht zu schonen, dies hier war schließlich kein Ball bei Hofe sondern Krieg. Auf der anderen Seite würde sie ihn nicht fragen, wollte sie keine ehrliche Antwort. Sie wusste genau, an was sie bei ihm war. Und er wusste, wie er sie einschätzen musste. "Um ehrlich zu sein, mein Herz, wurde die Truppe um deinen Schwiegersohn fast gänzlich aufgerieben. Der Flankenschutz zerbrach trotz tapferstem Einsatz am Widerstand dämonischer Baum...wesen und seine Wohlgeboren von Richtwald – es ist bedauerlich – verlor nahezu alle Männer und Frauen. Er und auch ein paar andere Mitglieder der Familie Richtwald konnten sich allerdings zurück ins Lager retten und werden dort versorgt. Dein Schwiegersohn,“ Er vermied es zu sagen ‚Unser Schwiegersohn‘. „ist am Leben, Ulinai."

Welche Gefühle und Gedanken auch immer die Baronin in diesem Moment hatte, konnte Nordmark nicht sagen. Keinerlei Regung gab Aufschluss über ihr Innerstes, auch wenn sie dort zutiefst erleichtert war. Knapp bedankte sie sich mit einem Nicken für die offenen Worte des Herolds. Einen Momentlang herrschte für Ulinai Stille, mehr Ruhe als in der aktuellen Situation möglich war. Erst beendet durch ihre eigenen Worte an seine Exzellenz, als jemand ins Zelt trat und er rasch ihre Hand losließ.

„Nur noch eines bevor ihr weitermüsst, Exzellenz: wann legen wir ab?“ [Arvid (Ulinai VIII. Timerlain von Vairningen) 03.05.2016]

"Im Prinzip sofort. Wenn die Boote voll sind. Spätestens in nicht mal einem halben Stundenglas. Eilt euch also!" verabschiedet sich der Herold und neigte das Haupt zum Gruß. Er wusste nicht genau, ob die Baronin ihrem Schwiegersohn noch einen Besuch abstatten wollte, daher hatte er diese Worte gewählt. Ob sie es denn tat, lag wahrlich nicht in seiner Hand. Und er eilte weiter. Er hatte ja selbst noch einiges zu tun und wie er es gerade gesagt hatte: die Zeit war begrenzt.

*

"Ah, Wohlgeboren!" Als Nordmark sich aus dem Zelt der Vairningerin wandte, fand er sich um einen weiteren Umweg erleichtert, da ihm der Befehlshaber der Kranicker Truppen, der Ritter Fulco von Kranickteich, genau in die Arme lief.

"Ihr seid der Beste in Kranick. Nicht umsonst habt ihr das Kommando über die Kranicker Truppen übertragen bekommen. Das ehrt euch und zeichnet euch aus. Hört: der Herzog befielt seine besten Leute an seine Seite, um über den Fluss überzusetzen und von dort dem Feind in den Rücken zu fallen. Ihr seid so ein Bester! Ohne Zweifel! Daher wollte ich euch aufsuchen, nur gut, dass wir uns hier schon treffen. Findet euch also baldmöglichst bei den Flößen ein. Es gibt Schwertarbeit zu tun!"

*

Nachdem er seine Liste um diejenigen, die Schwerter und Bögen führten, abgearbeitet hatte, blieb Rondrian von Berg-Berg zum Berg nur noch abzuwarten, ob seine Persevantin 'Elenvin' nach seinen Anweisungen gehandelt und in den Reihen der Geweihten-, wie auch der Magierschaft noch weitere Schlachtgefährten ausgehoben hatte.

Um einen wollte sich der Herold allerdings noch selbst kümmern, hielt der den nicht mehr ganz so jungen, aber dafür ohne Zweifel charismatischen Mann doch als Person von zukünftigem Interesse – nicht nur in kirchlichem Sinne. Allgemein schien das Geschlecht derer von Schellenberg aufstrebend und vielversprechend, dachte er nur einmal an das Vögelchen, das ihm von einem ambitionierten jungen Schellenberg innerhalb der Flussgarde gezwitschert hatte. Es war wie es immer war: junge, zumeist niederadlige Familien mit der notwendigen inneren wie auch äußerlichen Motivation drängten nach einem Sturm wie junge Bäume ans Licht, um sich einen Platz zwischen der großen, knorrigen, meist altadligen Nachbarn zu erstreiten, deren Blätterdach anderswo sonst so dicht war, dass der Lichtmangel ein Bestehen unterdrückte. Nun aber, da eine Lichtung entstanden war und Praios Sonnenglut wieder auf den Waldboden fiel, rankten sich die Schößlinge im Wetteifer gen Himmel, beseelt vom Willen, die Lücke zu füllen, das Rund zu beherrschen, ihre Plätze im Gefüge einzunehmen. Nordmark hatte Hagrian von Schellenberg in guter Erinnerung, der Rondrageweihte war ihm einige Male bereits aufgefallen, zuletzt in Gallys. Ein Streiter der Donnernden vermochte die Moral zu stärken und, ganz klar, auch zu motivieren.

"...so lässt sich schwerlich nachvollziehen, wer in den Augen der Götter als 'besser' oder 'der Beste' gelten kann. Es ist auch nicht die Aufgabe von uns Menschen, jenes zu beurteilen, nicht wahr, Euer Gnaden. Es ist aber meine Aufgabe, an euch heranzutreten und eure, Seine Hoheit zu begleiten und Schutz zu wachen über das Seelenheil Unseres Herzogs und seiner mutigen Streiter auf diesem Vorstoß, der an Bedeutung nicht zu unterschätzen ist."

„Ein VORSTOSS? Ihr hättet meine volle Unterstützung.“ Sein harter Blick schien Nordmark zu durchbohren, „doch hörte ich, dieser 'Vorstoß' habe mehr mit den Pfoten des Phex zu tun als mit einem rondragefälligen Kampf?“

Man hatte Nordmark gesagt, kaum ein Rondrageweihter wüsste so viel von Strategie wie Hagrian von Schellenberg. Jetzt verstand er, warum sie dabei bedauernd gegrinst hatten. Was nutzten Hesindes Gaben in einem rondragestählten Körper, wenn sich ein traditionalistischer Geist einer Synergie entgegenstellte? Und fast ärgerte sich der Herold, dass der Jüngere so wenig Weitsicht bewies. Hatte er sich denn in ihm so getäuscht?

"Euer Ehrwürden, jeder Phexensstreich wandelt sich zur Begegnung, die der Donnernden genehm ist, dreht sich der Gegner erst einmal um." Was vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt als Scherz gedacht zu verstehen gewesen wäre, verlor an Witz durch den Ernst, mit dem die Worte ausgesprochen waren. "Rondragefällige Kämpfe, ich fürchte, die werdet ihr haben. Es sind Wesenheiten der Niederhöllen, aber auch menschliche Verheerer derischer Seelen, über die es ein göttliches Donnerwetter braucht. Ich versichere euch: es wird genug Herausforderungen geben, um euch in den Augen der Göttlichen Leuin beweisen zu können. Und sei es, um das Heil eines jeden, der sich mit dem Herzog aufmacht, zu beschützen und zu erhalten.

„Unsere Perspektiven unterscheiden sich." Sein Bass dröhnte, doch war keine Missbilligung aus seiner Stimme zu hören. Er war Rondrageweihter, um Rondra zu ehren. Aber er war auch Rondrageweihter, weil er schützen wollte. Dies war ein Dilemma, seit er gegen Dämonenbrut marschierte. Dem Herold erschien der Moment wie eine Ewigkeit, in dem der Geweihte mit seiner Göttin Zwiesprache zu halten schien. Doch dann blickte Hagrian ihm direkt in die Augen. In seiner Miene konnte der Herold keinerlei Gefühlsregung ausmachen, doch in den blauen Augen des Erzpriesters tanzten Blitze und mit donnernder Stimme stimmte er schließlich zu: "Ich werde euch begleiten und die Leuin entscheiden lassen, ob dies in ihrem Sinne war."

Auch wenn es für den Herold nicht offensichtlich war, so war dies ein gewaltiger Schritt für den Erzpriester. [Hagrian (Catrin) 2.5.]

*

Wenig später trat Seine Hoheit vor die Freiwilligen, die ihn über den Fluss begleiten wollten, zusammen mit einer weiteren Einheit Bogenschützen. Er grüßte die Angetretenen, die von ‚Nordmark‘ für diese Mission rekrutiert worden waren und deutete auf die bereitstehenden Boote am Ufer der Tobimora. „Dann los, lasst uns die Schützen auf die andere Seite bringen und dann sehen, was diese Dinger gegen einen Angriff in ihrem Rücken einwenden können.“ Gemeinsam mit drei Lanzen seiner Flussgarde, etlichen Adligen und deren Geleit machte er sich zum Fluss auf. Sie würden den Umweg gehen, um ans Ziel zu gelangen.

Ablenkungsmanöver des Banners Schädelplatte

Da war er also, der Befehl, den Widharia sowohl herbeigesehnt als auch gefürchtet hatte. Vom Herzog persönlich kam er, wenigstens trug das Schriftstück Siegel und Unterschrift des Herzogs. Widharia ahnte, dass es ein Ablenkungsangriff sein würde, das was gemeinhin ein Alveranskommando geheißen wurde. Immerhin was es ein Alveranskommando und kein Niederhöllenkommando, was eine vergleichbare Unternehmung mit Gewissheit geworden wäre, hätte das Banner Schädelplatte sich nicht gegen Lucardus von Kehment und den Nekromantenrat gestellt. Sie würde dem Banner etwas sagen müssen, nur was? Es würden nicht viele die Gelegenheit haben, sich im Leben von ihrer Vergangenheit zu lösen und reinzuwaschen, sondern nur durch ihren Tod beweisen können, dass der Seitenwechsel kein Lippenbekenntnis gewesen wäre. Sie kannte ihre Leute und ihre Leute kannten sie zu gut, um ihnen allzu viel vormachen zu können.

Sie trat vor ihr Banner, welches bereits angetreten war, und erhob ihre Stimme: "Heute werden wir, wird jeder einzelne, die Gelegenheit haben, denen, die uns misstrauen, zu zeigen, dass wir gegen den Verräter, den Dämonenknecht Haffax kämpfen. Ihr alle habt die Schrecken gesehen, gegen die ihr heute kämpfen werden. Aber ihr alle kennt auch den Argwohn, das Misstrauen, das euch entgegengebracht wird. Jeder kennt die Blicke, mit denen ihr bedacht worden seid, zum Teil heute Morgen noch. Jeder hat von der Prüfung meiner Seele gehört und gesehen, wie groß der Argwohn ist. Kämpft dafür, dass diese Blicke aufhören! Kämpft dafür, dass das Gerede hinter eurem Rücken aufhört! Kämpft dafür, dass niemand mit dem Finger auf euch zeigt! Kämpft dafür, dass es keine weiteren Seelenprüfungen für euch geben wird! Kämpft dafür, dass eure Seelen in Borons Hallen einkehren werden! Befüllt die andere Schale Rethons mit euren Taten! Heute! Jetzt!"

Widhara zog ihre Waffe und hielt sie hoch. Nach kurzen Zögern taten ihre Leute es ihr gleich. Die Betonung auf den Argwohn schien den Kampfesmut ihrer Leute geweckt zu haben.

Außerhalb der Reichweite der Geschütze hatte das Banner seine Angriffsstellung eingenommen, als Widharia die Stellung der Stahlgolems in der Engstelle, die es zu erstürmen und zu überwinden galt, durch ein Fernrohr in Augenschein. Sie gab ihren Leutnants letzte Anweisungen für den Angriff und wies noch einmal nachdrücklich auf die Notwendigkeit eines raschen Vorstoßes hin, um die Verluste durch den Beschuss gering zu halten, der beim vorhergehenden Angriff auf diese Stellung einen so hohen Blutzoll eingefordert hatte.

Widharia gab das Zeichen zum Angriff, und das Banner folgte ihrer Anführerin in den Kampf. Schon schlugen die ersten Geschosse ein und verrichteten ihr blutiges Werk. Die Schmerzensschreie derjenigen, die mit zertrümmerten Unterleib unter den Geschossen begruben wurden und das Pech hatten, nicht sofort in Borons Reich einzugehen, übertönten die Mut machenden Kriegsschreie der Angreifer. Behände und mutig erreichte die Mehrzahl der Söldner die unüberwindlich scheinende Wand der Stahlgolems. Stahl schlug auf Stahl, doch die Hiebe und Stiche der Söldner des Schädelbanners blieben nahezu wirkungslos gegen die Phalanx der Stahlgolems, während jene ihrerseits mit gleichzeitig stattfindenden Gegenstößen einen Angreifer nach dem anderen töteten, trafen oder zumindest in Schwierigkeiten brachten.

War das die Strafe der Zwölfe? Die Stafe für den Hochmut, die Gier? Für ihren Hochmut, ihre Gier, ihren Ehrgeiz! Auf der Seite der Sieger kämpfte es sich leicht. Aus schwachen, verängstigten Unterlegenen hatte sich reiche Beute pressen lassen. Und jetzt? Eine schmachvolle Niederlage drohte. Eine Niederlage, bei der es nur auf einer Seite Gefallene gab. Man würde spucken, wenn der Name des Banners genannt wird.

'Na los, bitte mich um Hilfe!' hallte es in Widharias Kopf. 'Winsele!' rief die Stimme. 'Und rote Flammen sollen aus euren Klingen schlagen. Und ihr sollt die Stahlmänner in Stücke hauen', verhieß die Stimme. Widharia nahm das Kampfgeschehen kaum noch wahr, konnte nur ganz knapp einem Hieb ausweichen, der sie in zwei Hälften gespalten hätte. Sie schüttelte den Kopf, weniger um abzulehnen, sondern um wieder klar denken zu können, löste sich von ihrem Gegner und gewann so einen Überblick über das Geschehen. Sie kannte ihre Leute, wusste, dass einige die Versuchung spüren würden.

'Willst du, dass dein Banner so endet?' frug sie Stimme. 'Siege!' forderte die Stimme sie auf. 'Ein Wort von dir genügt', lautete die nächste Einladung.

'Kor, stärke meine Stirn!' betete Widharia stumm. 'Weiche von uns, Archodaimon!' "Nein!" schrie sie dann heraus. Ihre Kehle war nach diesem einen Wort spürbar trocken. Dennoch schrie sie weiter: "Wenn einer von euch auf die dämliche Idee kommt, den Namenlosen mit dem Rattenkinde austreiben zu wollen und die Dämonen ruft, dem schlage ich den Kopf ab und scheiße ihm in den Hals." 'Und wenn es das letzte ist, was ich tue', hatte sie noch hinzufügen wollen, konnte jedoch nichts Anderes tun, als Blut zu husten.

Widharia blickte sich um, als der Anfall vorbei war. Einen dieser Stahlgolems hatte das Banner trotz der undurchdringlich erscheinenden Deckung tatsächlich zu Fall gebracht, doch sofort hatte ein anderer aus der zweiten Reihe dessen Platz eingenommen und die Lücke wieder geschlossen. Mehr noch: Der (im wahrsten Sinne des Wortes) gefallene Golem hatte seine Gegner unter sich begraben und behinderte die Angreifer somit mehr als die anderen Verteidiger. Sollte es tatsächlich noch Hoffnung auf einen Sieg geben? Einen Sieg ohne Hilfe aus den Niederhöllen. Gerade nämlich hatte Aal-Alrik, der im Knabenalter als Seesöldner begonnen hatte, nun die Glefe mit einer Hand zu führen vermochte und so seinem Rufnamen auf eine zweite Art alle Ehre machte, nicht nur eine Lücke in der Deckung, sondern auch eine Schwachstelle am Torso der Golems entdeckt und gnadenlos zugestoßen. Krachend fiel ein zweiter Golem, Kor sei Dank so, dass er Aal-Alrik nicht unter sich begrub. Geistesgegenwärtig nutzte dieser die Gunst des Augenblickes und brüllte das Wissen um diese Schwachstelle über den Kampfplatz.

Es hatten sich hatte binnen weniger Augenblicke Lücken in der Phalanx der Golems aufgetan, ohne dass dafür ein Grund erkennbar gewesen wäre. Dies hatte zur Folge, dass kurz nacheinander sechs der Ungetüme fielen, die dennoch sehr rasch durch Nachrücker aus der zweiten Reihe ersetzt wurden. Erst jetzt wurde Widharia offenbar, mit wie vielen Gegnern das Banner es zu tun hatte. Da die Gefahr bestand, dass die Golems jederzeit zu ihrer undurchdringlichen Phalanx zurückfänden, befahl sie den Abbruch des Angriffs und die Rückkehr in die Ausgangsstellung. [Widharia (Klaus) 7.5.16]

Kaum hatten sich die Angreifer von den Golems gelöst und waren ein paar Schritte zurückgewichen, setzte der Beschuss wieder ein, so dass das Banner auch auf den letzten Schritten noch Verluste hinzunehmen hatte. Der letzte Felsbrocken, der auf die Zurückweichenden niederfiel, begrub Riftah unter sich, welche Widharia durch eine spontane, halblaut gesprochene Bemerkung überhaupt erst dazu gebracht hatte, über den 'Auftraggeber', also Lucardus oder den Nekromantenrat, nachzudenken. 'Na klar siegen wir. Wenn wir verrecken, rennen wir nach unserem Tod nochmal gegen die, und dann machen wir aus denen unsere Plänkler für den nächsten Kampf. Prost!' Widharia hatte sich nach diesem Spruch, genau zwei Jahre war das jetzt her, den gesamten Fusel, den sie die zwei Stunden davor in sich reingeschüttet hatte, noch einmal durch den Kopf gehen lassen müssen. Den Göttern sei Dank hatte sie es noch an einen Ort geschafft, an dem sie niemand dabei beobachtet hatte. 'Wer's nicht verträgt, soll's aus'm Kopp lassen', hieß es beim Banner Schädelplatte und wer es 'aus'm Kopp' ließ oder nicht vertrug, konnte das Banner nicht befehligen.

In den folgenden Tagen und Wochen hatte sie erfolgreich das Banner von Lucardus lösen können. Sie hatte erhöhte Prämien verlangt und so Verlängerungen der Verträge vereitelt, Marschbefehle gefälscht, um das Banner an einen Ort zu bringen, von dem man sich leicht in die Zwölfgöttlichen Lande hatte absetzen können. Dabei hatte sie einiges an Überredungskunst aufbringen müssen, einmal hatte sie sogar Überzeugungsarbeit in einem Duell leisten müssen, denn einer der Weibel hatte der Dunklen Mutter doch allzu nah gestanden. Letztendlich waren ihr--mit Ausnahme jenes Weibels--alle gefolgt, und keiner hatte es bereut. Bezeichnenderweise war Riftah eine von wenigen, die nur widerwillig gefolgt waren.

Da lag sie also, Riftah, die ihr ungewollt die Augen geöffnet hatte, die selbst kein Kind von Traurigkeit war, die in ihrer Heimat Tochter der Gandenlosigkeit geheißen würde, die ihrer aller Seelen vor den Niederhöllen bewahrt hatte oder ihnen zumindest die Möglichkeit einer Einkehr in Borons Hallen eröffnet hatte. Nur ihr Kopf war zu sehen und die Spitze ihres Korspießes, den sie Xarfaispieß genannt hatte. Von diesem Namen hatte sie sich ebenso wenig gelöst wie Widharia von dem ihren. Der Torso war unter dem steinernen Geschoß begraben und völlig zerquetscht. Wenigstens hatte sie nicht leiden müssen wie zahlreiche andere des Banners. Widharia wollte aus der Deckung, in der sich das Banner mittlerweile befand hervorspringen, um von Riftah--wenigstens symbolisch--Abschied zu nehmen, doch Aal-Alrik hielt sie zurück. "Bist du des Wahnsinns fette Beute?" herrschte er sie an, als sie von einem Pfeil getroffen wurde. "Da, siehst du's? Los, weg hier." Zu den anderen brüllte er: "Weg hier. Wir verpissen uns."

*

[Szenenwechsel: Im Lager]

Als der Befehl an das Banner Schädelplatte, die von den Golems gehaltene Engstelle anzugreifen, hinausgegangen war, kamen die Nablafurter Kundschafter von einem Erkundungsritt im Rückraum zurück. "Da ist niemand", teilte Jahman dem Adjutanten des Marschalls mit. "Wer immer da feindliche Bewegungen gesehen haben will oder solche befürchtet, der irrt. Was nun?"

"Der Angriff auf diese Engstelle erfolgt in Kürze, unter anderem durch das fremdländische Banner." Der Adjutant zeigte die Stelle auf einer Karte, verschwieg jedoch, daß es bereits der zweite Angriff war, nachdem der erste hohen Blutzoll gefordert hatte. "Sucht eine Möglichkeit, die Engstelle zu umgehen!" befahl er. Am liebsten hätte er diesen ungläubigen Fremden zum Banner Schädelplatte abkommandiert, aber einen Nablafurter aus dem Verband rauszulösen und ihn einer anderen Einheit zuzuteilen, dem standen dann doch zu hohe bureaukratische Hürden im Wege. "Dort im Wald sollen sich Ungetüme, Kolosse, Riesen oder sonst was dämonischer, schwarzmagischer oder widernatürlicher Art aus Holz tummeln", fügte er hinzu, damit ihm niemand vorhalten konnte, er habe den Ungläubigen nicht gewarnt. "Ach so, ich brauche die anderen als Meldereiter, Ihr seid also allein."

"Diese dämonischen Ungetüme wurden hier gesichtet, nehme ich an." Jahman zeigte auf eine Stelle direkt neben der Engstelle. "Als Schutz vor Umgehung", fügte er hinzu. Der Adjutant nickte und hatte Mühe, seine Verärgerung über Jahmans Gedanken, die er für Belehrungen hielt, zu unterdrücken. "Hm, die Bedeckung wird mit größer werdender Entfernung abnehmen", mutmaßte Jahman.

"Dann wird es ein weiter Weg sein, die Engstelle zu umgehen."

"Umso wichtiger ist es, dass Ihr Euch schleunigst auf den Weg macht."

"Wenn sie halbwegs klug sind, dauert es mindestens zwei Tage, die Stellung zu umgehen. Wenn es einen Weg gibt, finde ich ihn." Jahman schob dem Adjutanten die Karte wieder hin und verließ das Zelt. "Der Stab braucht euch als Meldereiter", sagte er zu den Nablafurter Kundschaftern, die vor dem Zelt des Adjutanten gewartet hatten.

"Und du?" frug Goswin, der als einer der ersten die Nordgrenze der Baronie Nablafurt genauer kennengelernt hatte, als er sich das jemals erträumt hatte. Jahman sah Goswin an. "Alveranskommando?" frug dieser so laut, dass zumindest der Adjutant im Zelt es noch hören konnte. Jahman deutete mit einer wippenden Handbewegung ein 'sowas ähnliches' an und fügte dann brummend hinzu "_Da_ kriegen mich keine dreimal drei von diesen Ungetümen hin". Er verabschiedete sich mit Handzeichen von seinen Leuten.

Er wollte gerade das Lager verlassen, als er die Feldküche passierte und ihm die Worte des Adjutanten in den Sinn kamen. Er stieg ab ging forsch auf den nächstbesten Burschen zu, der gerade seine Arbeit verrichtete. "Gib mit was von dem Zeug, das die immer in sich reinschütten, aber von dem, das brennt."

Der Schankbursche sah Jahman erschrocken an: "Aber das brennt alles, wenn man zu viel davon trinkt." "Du Sohn der Torheit. Das Zeug, das man nur fernab jeder Flamme trinken kann." "Premer Feuer? Das kostet aber." "Heute nicht. Das Zeug ist beschlagnahmt." Jahman riss dem Burschen den Krug aus der Hand, den er an sich genommen hatte. "Der ist zerbrechlich", warnte der Bursche. "Gott sei Dank ist er das. Das erspart das Umfüllen. Ab jetzt wird kein Tropfen von diesem Zeug mehr ausgegeben, verstanden? Das ist ein Befehl. Und von anderem Zeug, das brennt, gibt's auch nichts mehr zu saufen, klar?"

Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ Jahman nun das Lager und ritt an die Engstelle heran. Zunächst einmal beobachtete er sie durch sein Fernrohr aus größerer Entfernung. Das Banner Schädelplatte war noch nicht vor Ort, aber Jahman konnte die Reste derjenigen erkennen, den ersten Angriff nicht überlebt hatten. Dann nahm der den Wald in Augenschein. Auch wenn diese Ungetüme auf den ersten Blick wie Bäume aussahen, so waren doch einige von ihnen zu erkennen. Jahman musste unwillkürlich an den Scharfrichter von Thalusa denken, dem man nachsagte, er wäre auch im Besitz eines derartigen Ungetüms. Vor Jahrneunten hatte man diese Wesenheiten 'Ulmenknecht' genannt. Vorsichtig näherte sich Jahman dem Waldrand weiter. Er fertigte aus einem Versteck eine grobe Skizze an, auf der er jede Position, an der er einen Ulmenknecht vermutete, markierte. Ein Kampf im Wald, Mann gegen Ulmenknecht, würde ein hartes Gefecht werden, überlegte er sich. Je genauer er hinsah, desto mehr Ulmenkechte konnte er erkennen.

Er begab sich weiter von der Engstelle weg, um dort die Zahl der Ulmenknechte abschätzen zu können. Er hoffte, ein Zahlenmystiker oder Arithmetiker würde in der Lage sein, die Zahl der Ulmenknechte an den Stellungen, die er nicht beobachtet hatte, einigermaßen genau abzuschätzen. Er war erleichtert und erschrocken zugleich, denn in einigen Meilen Entfernung von der Engstelle hatte die Zahl der Ulmenknechte, soweit es das beobachten konnte, zwar immerhin abgenommen, aber nicht so stark, wie er es erwartet hatte.

Jahman entfernte sich noch einmal mehrere Meilen weiter von der Engstelle und versuchte dort, die Zahl der Ulmenknechte abzuschätzen. Jetzt kam er auf eine Zahl, auf die er bei der zweiten Beobachtungsstelle gehofft hatte.

Er beschloss, dem Stab vorzuschlagen, den gesamten Wald in Brand zu setzen, damit wenigstens diese Ulmenknechte auf der Seite des Gegners ohne eigene Verluste vernichtet würden. Premer Feuer als Brandbeschleuniger war ja vorhanden und zahlreiche leere Strohlager würde es nach den bisherigen Gefechten auch geben.

Jahman machte sich auf den Rückweg und hielt sich dabei in Hörweite der Kämpfe in der Engstelle, blieb jedoch außer Sichtweite.

Auf dem Fluss

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Träge und gemächlich floss sie dahin. Das Wasser tiefdunkel, manche mochten es schwarz nennen, so dass kein Blick in die Tiefen vergönnt war. Viele munkelten, es wäre auch besser so, nicht zu wissen, was dieser Fluss an finsteren Geheimnissen barg. Seit Eslamsbrück kursierten die Geschichten über den Fluss und die Schlachten, die vor vielen Jahren an ihren Ufern geschlagen wurden. „Die Blutige Tobimora“ wurde sie genannt, seitdem das kaiserlich-tobrische Heer hier den Kampf gegen den Bethanier und seine Schergen verlor. Prinz Dietrad von Ehrenstein, der Bruder des Tobrischen Herzogs, ließ an ihren Ufern sein Leben, und viele mit ihm. Manche flüsterten hinter vorgehaltener Hand, dieser Fluss habe mehr Blut getrunken als jedes andere Gewässer, und SIE würde sich daran erfreuen. Lange Jahre galten die Ufer als verflucht, das Wasser von jenseitigen Mächten korrumpiert und ein Bad darin als Selbstmord. Aber das, so versicherten sich die Soldaten gegenseitig, als sie an den Lagerfeuern wenige Schritt vom Ufer entfernt saßen, ist schon lange vorbei. Ganz sicher. Bestimmt.

Rasch waren die 4 Flussschiffe und 4 Boote mit den Kämpfern um Herzog Hagrobald beladen, welche das jenseitige Ufer sichern – und dann zum Angriff in den Rücken der Golems übersetzen sollten. Die Barone, Ritter mit ihren Knappen, die 30 Flussgardisten, Geweihte, Magier und die Schützen. Still ließ der Fluss, welcher an dieser Stelle gute 40 Schritt breit war, das Ablegemanöver der kleinen Flotte über sich ergehen. Die Ruderer legten sich in die Riemen, und da die Boote dem Flusslauf folgen konnten, war bald die Mitte des Stromes erreicht. Schon machte sich Hoffnung breit, die andere Flussseite unbeschadet von Tücken des Feindes zu erreichen, da explodierte der Fluss rings um die Boote in Gischt und plötzlichem Wellengang. Wesen durchbrachen die Wasseroberfläche, krabbenartig, doch Heuwagengroß. Bräunlich schmierige Haut umgab die Kreaturen, die in ihren Scheren je einen Dreizack hielten. Von den drei Spitzen der langen Stangenwaffen troff zischender, grellgrüner Schleim und das Wasser der Tobimora färbte sich ebenso grünlich. Die Wesen griffen auf allen Seiten die Schiffe und Boote an, zogen Soldaten ins Wasser, worauf diese grässliche Schmerzensschreie ausstießen, als ihnen die Haut vom Fleisch geätzt wurde. Doch die Hilferufe erstarben schnell. Weitere Wesen zogen sich mit ihren 4 Gliedmaßen auf die Schiffe, während sie mit den Scheren Kämpfer ergriffen und zerfetzten oder mit den Dreizacken Soldaten durchbohrten. Kommandos gellten über den Fluss, und doch musste jedes Boot samt Mannschaft alleine seinen Weg ans rettende Ufer finden.

Wieder hatte die Tobimora ihrem Beinamen zur Ehre gereicht und trank das Blut sterbender Männer und Frauen.

*

Ruderboot 1: Hagrian von Schellenberg/einige Kämpfer aus der Baronie Eisenstein:

Hagrians Haut prickelte als er in eines der kleineren Ruderboote stieg. Er spürte, dass ein Kampf sich näherte. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Seine Augen streiften ohne Unterlass die Wasseroberfläche und das gegenüberliegende Ufer, auf das sie zuhielten. Als dann plötzlich die Gicht brach und die unheiligen Wesen die Wasseroberfläche durchbrachen, sprang er auf- den Rondrakamm griffbereit.

Den Scheren des ersten sich ihm nähernden Monsters wich er geschickt aus. Dem ältesten Sohn des Ritters von Hax, der vor ihm gesessen hatte, war Phex allerdings nicht so hold gewesen. Ein Dreizack durchbohrte dessen Auge und den hinteren Teil des Schädels. Gleichzeitig gruben sich riesige Scheren in den jungen Körper und zogen den Kämpfer unter Wasser. Der Knappe des Toten starrte dem dämonischen Wesen mit dem Körper seines Schwertvaters ungläubig hinterher, während sich an eben der Stelle, wo vor Augenblicken noch der Isenhager Ritterspross gesessen hatte, ein weiteres der abartigen Schalentiere aus der Gicht drängte und versuchte, den Rand des Bootes zu erklimmen. Die schiere Masse des Ungetüms brachte das Boot dabei heftig ins Wanken und der Rondrageweihte stieß den apathischen Jungen unsanft auf die gegenüberliegende Seite des Bootes und zerteilte das Wesen horizontal in zwei Hälften. Erneut wackelte das kleine Boot beängstigend hin und her, als der große Leib auf die Wasseroberfläche traf. Tropfen der aufspritzenden Gicht benetzten Hagrians Haut und zischend verdampften die Wassertropfen auf seiner Rüstung.

Aus den Augenwinkeln sah Hagrian sich nach seinen Kameraden um. Einige zu entsetzt sich zu bewegen. Einige kämpfend. Er sah von Scheren abgetrennte Gliedmaßen und etliche Lücken am Rand des Bootes, wo bis eben noch Lebende gesessen hatten. So erhob der Rondrapriester seinen donnernden Bass über die Köpfe der Bootsmannschaft und schickte ein Stoßgebet an die Leuin:

„Sturmesbrausen, Donnerhall! Erfüllt uns Herz und Ohr!

Auf das wir nicht zweifeln, sondern streiten!“

Und nach einem kurzen Atemzug setzte er hinzu:

„Schützt die Ruder!“

Und wie als unmittelbare Antwort aus Alveran, hörten sie alle den grollenden Donner eines sich nähernden Gewitters.

Neue Kräfte schienen plötzlich in den Streitern wach zu werden und nicht wenige, die unbeweglich auf die Wellen gestarrt hatten, griffen nun zu ihren Waffen.

Diese entfesselten Kräfte nutzten sie nun, um das Boot schnellstmöglich ans Ufer zu leiten. Doch bevor Hagrian wieder sicheren Boden spürte, griffen ihn zwei der dämonischen Wesen gleichzeitig an: Eines hieb er mit einem einzigen Schlag seiner Waffe zurück in die Tobimora. Die Schere des anderen grub sich tief in das Fleisch über seinem linken Knie, während der Dreizack des Wesens seinen Schwertarm durchdrang. Um sich aus dieser Umklammerung lösen zu können, griff er mit seiner linken Hand nach dem Dreizack und riss ihn mit einem Ruck aus seinem Muskel. Der Geruch seines verbrannten Fleisches ignorierte er und mit einem weiteren Hieb durchbohrte er das Dämonengezücht in der Mitte und schleuderte es gegen ein weiteres, das sich gerade auf das Boot gezogen hatte.

Dann gab es einen gewaltigen Rumms und sie waren endlich- als erstes der Boote- am anderen Ufer angelangt. Die Kämpfer am vorderen Ende waren bereits dabei, an Land zu klettern und zogen des Boot schneller als üblich auf Grund. Hagrian schob sich zwischen die letzten Kämpfer an Bord und die unwirklichen Wesen und drängte so die einen an Land und die anderen zurück ins Wasser.

Schnell hatten sich die Bogenschützen und Nahkämpfer am Ufer aufgeteilt. Die einen hieben auf die wenigen an Land drängenden Untiere ein, die anderen versuchten ihre Kameraden in den anderen Booten mit Pfeilen und Bolzen zu unterstützen.

Hagrian selbst zog mit seinem Schwert große Kreise in der Nähe der Landungsstellen der Boote und rief dabei jedesmal: „Im Namen meiner Herrin Rondra, und ihrer göttlichen Geschwister, unheiliges Gezücht weiche zurück! Dieser Weg sei dir verwehrt!“ (Catrin [Hagrian])

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Ruderboot mit den Hlutharswachter Schützen und Kämpfern aus der Grafschaft Albenhus:

Den Schild am Arm und die Waffe in Reichweite stand Sigiswolf breitbeinig im vorderen Drittel des Ruderbootes und sein Körper glich die gleichmäßigen Züge der Ruderer aus. Ira stand wie besprochen halb rechts hinter ihm. Mit jedem Meter, den die Boote auf dem trügerisch stillen Wasser zurücklegten stieg die Anspannung in Sigiswolf. Mit einer schnellen Bewegung hatte Sigiswolf sein Schwert gezogen als die Wesen durch die Wasseroberfläche brachen. „Ira, zur Rechten.“ Immer wieder schlug er nach den Speeren der Kreaturen, wich einen Schritt zur Seite oder lies einen Stoß am Schild abgleiten. Aber immer darauf bedacht seine Position zu halten. [Heiko (Sigiswolf) 24.05.2016]

Sie schlug um sich. Bedacht, die Deckung geschlossen zu halten, dass keiner der Dreizacke auf sie niederfahren konnte, und ebenso bedacht, nicht von der rechten Seite Sigiswolfs zu weichen. Was allerdings gar nicht so einfach war, als das Flussgefährt, auf dem sie fuhren, auf einer Seite durch zwei der Wesenheiten bedrohlich Schräglage bekam und einige Soldaten, die am falschen Ende gestanden hatte, einfach in die giftig grünen Wassern rutschten, wo sie unter Schmerzensschreien vergingen. Ira hatte das Glück besessen, sich an der Querseite an einer Reling festhalten zu können. Daher war sie, als die Wesen das Boot enterten, nur hingefallen, aber schon bald wieder auf den Beinen. Allerdings: die Balance auf einem stetig hin und her kippenden Untergrund zu halten, war eine Herausforderung. Den Dreizacken auszuweichen eine andere.

„Ira, mit mir in die Mitte vom Boot!“ Und Sigiswolf kämpfte sich gemeinsam mit Ira dort hin.

„Albin! Hier, 2 Mann je Seite! Ihr müsst rudern! Zum Ufer! Wir müssen weiter!“ In den Wirren der Angriffe befahl Albin 3 Mann zu sich. Sigiswolf konnte sich auf Ira verlassen und doch hatte sie alle Hände voll damit zu tun, ihre Leben und das der 4 Ruderer zu schützen.

[Heiko (Sigiswolf) 24.05.2016]

Mit unerwarteter Präzision stießen die Dämonentiere mit ihren Waffen zu, in Leiber, Gesichter, Beine. Irgendwer musste ihnen beigebracht haben, Schildkämpfern gegen die Beine zu gehen, ihnen selbige fort zu schlagen, oder deren Deckung aufzubrechen, in dem sie diese zu zweit und mit gleich 4 dieser Stangenwaffen angriffen. Nur haarscharf stach mal einer der Dreizacke an Iras Gesicht vorbei, weil sie den Fehler gemacht hatte, sich umzusehen, ob das grauenvolle Gurgeln hinter sich vom Flusswachter Ritter stammte, den sie absichern wollte, während er die Bogenschützen anhielt, unter eben jene Distanz zu gehen, die ein solcher Bogen notwendigerweise brauchte, um effektiv zu funktionieren. Bei den Zwölfen, die Viecher waren aber auch wirklich nicht leicht tot zu kriegen. Weder mit Pfeil- und Armbrustsalven aus nächster Nähe, noch mit dem Schwert - zumindest dem Schwert eines Einzelnen. Ihre Panzerung hielt normalen Schlägen erstaunlich gut stand. Nur gemeinsam und indem man ihnen genau zwischen die Platten schlug, die ihren Körperpanzer formten, schienen die übergroßen Hummer zu überwältigen. Selbst das Bein einer Kreatur, das Ira beharrlich beharkte, während sich andere Kämpfer den bewaffneten Scherenarmen stellten, konnte das Schwert der Knappin erst durch Zuhilfenahme einer Axt, die in Iras Richtung geschlittert kam, vom faulen Rumpf trennen.

Mühselig auch zu sagen, dass es fast unmöglich war, des grünen Breis zu entfliehen, der in alle Richtungen spritzte, wenn die Dreizacke durch die Luft wirbelten oder in die Parade auf Schilde und Klingen auftrafen. Er brannte niederhöllisch, wenn er, selbst als kleinster Spritzer, die Haut berührte. Und er fraß sich durch alles: durch Stoff und in Haut sofort, durch Leder je nach Dicke mal schneller oder langsamer, selbst die Platte bot den Rittern keinen Schutz, da der Schleim irgendwann doch zischend durchsickerte. Nur unter einem Schild war man halbwegs geschützt. Doch eben auch nur so lange, wie man wieder dahinter hervorkriechen musste, um erneut mit der Klinge zuzuschlagen. Ira spritzte einmal die grüne Brühe seitlich ins Gesicht und sie schrie unter erbärmlicher Qual auf, denn es brannte, als würde ihre Wange in Schmiedefeuer gedrückt! Vor Schmerz betäubt, verlor sie kurzeitig die Orientierung, was ihr beinahe zum Verhängnis geworden wäre, da sie für den Moment ihre Kampfhaltung aufgab, um sich mit dem Arm das niederhöllische Zeug aus dem Gesicht zu wischen. Doch konnte Sigiswolf – der bei allem, was er tat, immer ein Auge auf seinen Schützling versuchte zu haben – sie gerade noch packen und kontrolliert zu Boden werfen, bevor Ira der Körper eines durchbohrten Kampfgefährten von Bord gestoßen hätte, weil dieser röchelnd auf dem Dreizack hängend von der Kreatur wie Mist auf einer Mistgabel über Bord geschleudert wurde. [Ira (Tanja) 3.5.]

Mit wilden Hieben drängte Sigiswolf die Kreatur zur Seite und verschaffte Ira so den Raum um sich wieder zu erheben und ohne in dem Moment nach ihr zu schauen rief er ihr zu: „Auf die Beine! Los!“ Dann sah er eine Lücke und stach mit seinem Schert tief zwischen zwei der Platten am Körper der Kreatur. Und stieß diese zurück in die Tobimora. Dann erst spähte er über seine Schulter und nickte Ira zu, als sie wieder auf den Beinen war. [Heiko (Sigiswolf) 24.05.2016]

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Gemeinsam mit ihrer rechten Hand Marcorion Thomundson und ihrem Knappen Brun von Kranickteich bestieg die vairninger Baronin eines der Flussschiffe. Während sie selbst scheinbar gelassen an Deck ausharrte und die Umgebung beobachtete, waren ihre Begleiter sichtlich nervös und bereit jederzeit zu reagieren. Kaum durchbrachen die Kreaturen die Wasseroberfläche zog Ulinai selbstbewusst langsam ihr Langschwert.

Die vollkommende Ruhe dirigierte sie, ganz selbstverständlich, die Leute in ihrer Umgebung, teilte harte, schnelle Schläge aus. Doch auch wenn ihre Begleiter sie mit ihren Schilden deckten und die Dreizackstöße blockten, brannte ihnen allen der beißend, grüne Schleim Löscher in die Wappenröcke. [Arvid(Ulinai VIII. Timerlain von Vairningen)03.05.2016]

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Auf dem Flusssegler des Herzogs

Wie sehr sie diesen Fluss hasste. An dessen Ufer hatte ihr Lehrmeister damals die erste große Schlacht gegen den Knechter der Spähren verloren. Damals, als Eslamsbrück fiel. Wenig später nur ging auch ihre Heimatstatt, Ysilia, in Flammen auf und sie verlor ihr Zuhause, ihre Familie, ihr bisheriges Leben. Jetzt wieder hier zu kämpfen erfüllte sie mir einer unglaublichen Genugtuung. Sie wussten es beide, dass sie erneut hier her zurückkehren mussten, nach Tobrien, um ihren Seelen endlich Frieden schenken zu können. Zuviel Leid hatten Ihr Mann Hane und sie hier erlebt, zu viel Blut verloren, als dass sie je ihre Leben wieder normal leben könnten, solange dieser schwarze Fleck auf der Landkarte bestünde. So stand sie nun also auf einem Segelboot und hielt sich am Mast fest, die dunklen Wasser der Tobimora argwöhnisch betrachtend. Kurz musterte sie die zwei Adepten aus der Halle der Herrschaft, jener Akademie, deren Daseinszweck sie noch nicht verstanden hatte. Wie sollten die Abgänger sich je an den Codex halten können, bei den Zaubern, die man ihnen beibrachte? Beherrschungsmagie war strengstens verboten! Sie wusste keinen Fall, in dem eine Befragung mittels IMPERAVI oder sonstigen finsteren Zaubern von den Gesetzen der Gilden je erlaubt gewesen war. Eigentlich konnten die ihre Lehrstunden doch gleich wieder vergessen. Aber nein, da erzog man sie noch praiosgläubig und wahrheitsliebend. Diese Wiedersprüche fand sie irgendwie faszinierend und andererseits einfach nur sehr unglücklich. Sie hatte gesehen, wozu die Zwei, die sich gerade voller Stolz an der Reling des Schiffes präsentierten, fähig waren. Oder besser gesagt, wozu sie nicht fähig waren. Arme Trottel. ‚Versucht doch mal, einen Dämon zu beherrschen, ich werde unter meinem GARDIANUM stehen und euch zusehen.‘ Sie fand es sowieso unverantwortlich, dass auf dem dortigen Lehrplan dieser so wichtige Zauber erst im letzten Abschnitt, und auch nur rudimentär gelehrt wurde. Ärgerlich dachte sie an die Gespräche mit der Akademieleitung zurück, während der sie die Möglichkeiten für Maire, Zugriff auf die Bücher der Schule zu erhalten, verhandelt hatte. Maire sollte froh sein, nicht als reguläre Studiosa bei diesen ‚Sichselbstbelügnern‘, wie sie sie insgeheim nannte, zu lernen. Sie müsste….

…und mit einem gewaltigen Aufspritzen von schwarzem Wasser schossen die Baumdinger aus den Fluten der Tobimora und griffen sogleich an. Turi fühlte sich kurz an ihre, Phexseidank, wenigen Begegnungen mit Dämonenarchen erinnert. Nur dass diese hier viel kleiner, aber dafür unglaublich zahlreich waren. Sie sah, wie die Flussgardisten mit ihren langen Stangenwaffen in exzellenter Formation und jahrelangem Drill die Reling und damit ihren Herzog schützen. Wobei dieser auch gewaltig austeilen konnte. Da sie in der Mitte des Schiffes stand, konnte sie erst einmal nicht viel tun und beobachtete die Lage. Ihre zwei Kollegen von der Elenviner Akademie zeigten mit konzentrierten Gesten auf diverse Baumflusskrebsmonster und versuchten tatsächlich, den Geist dieser Kreaturen zu brechen. Turi schüttelte den Kopf und schrie in den Wirbelsturm aus Schmerzensschreien, Wellenschlag und Kommandos: „Verbrennt sie, ihr Idioten, die sind aus Holz!“ Worauf immerhin einer der Beiden einen Ignifaxiusstrahl gen Wasser herabfahren ließ. Er drehte sich zu ihr um, um ihr triumphierend zu danken, da wurde er von einer emporschnappenden Schere gepackt und noch in der Luft in zwei Teile zerrissen. Der andere auf der linken Seite des Schiffes hatte offensichtlich dazu gelernt und feuerte zwei Flammenlanzen nacheinander, bevor er, wohl völlig verausgabt und bar seiner astralen Kräfte, zurückwich. Währenddessen machten die Flussgardisten ihren Namen alle Ehre, doch waren es einfach zu viele der kleinen Archen, und mehr und mehr drängten an Bord. Auch seine Hoheit, der Herzog, erlitt mehrere Verletzungen und begann, vom Rand zurückzuweichen. Da wusste Turi, dass sie handeln musste. Sie huschte also schnell zwischen den blutenden, kämpfenden und sterbenden Soldaten hindurch und begab sich auf weniger als einen Schritt in den Rücken des Herzogs. Schnell und tausendfach geübt entnahm sie ihrem Stab den stärksten GARDIANUM, den sie in den letzten Jahren zustande gebracht hatte. Lange hatte sie an sich gefeilt, die Technik verbessert und die Schildstärke maximiert, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden war. Kurz musste sie an ihren Lehrmeister denken, der ihr damals nach dem Fall ihrer Heimatakademie in Ysilia, als erstes genau diesen Zauber beibrachte. ‚Siehst du, Reo, jetzt kann ich ihn so wie du es immer wolltest‘. Sie riss ihren Stab empor und rief Herzog Hagrobald zu: „Eure Hoheit, bleibt in der Kugel, sie hält die Wesen fern!“ [Chris(Turi)10.05.2016]

Bald schlugen von allen Seiten die kleinen Dämonenarchen mit ihren Speeren nach ihnen, doch Hagrobald schlug ihnen sein Schwert um die Klauen, zerhackte Speer und Schere, Panzer und Beine, doch konnte er sie nicht ewig fern halten. Nähern konnten sich die Unwesen nicht, denn Turis Schildzauber hielt sie fern.

Doch bald schon ging der Herzog, durch einen Speer getroffen, den er nicht sehen konnte, auf ein Knie, da trat ein junger, großgewachsener Krieger breitbeinig über den Herzog. Seine weichen Züge waren zu einer finsteren Miene verzogen, welche seltsam anmutete bei ihm. Roderik von Trollpforz war von drahtigem Körperbau und zählte gerade einmal zwei Dutzend Sommer, strahlte aber Selbstsicherheit aus und in diesem Moment gar eine grimmige Entschlossenheit. Er trug einen langen Kettenmantel, welcher bereits bessere Tage gesehen haben mochte. Darüber lag ein einfacher, blauer Wappenrock, der nur durch einen weißen Troll samt Keule auf der linken Brust verziert war und Roderiks Herkunft verriet.

Mit hoch erhobenem Anderthalbhänder ließ er im arivorer Stil die blitzende, schlanke Klinge von oben zur Parade herabfahren und suchte so dem Fürsten zu ermöglichen sich in Sicherheit zu bringen. Allein das war von Bedeutung. Auf dem Boden war er leichte Beute. So suchte er nicht nach der Lücke in der Verteidigung des Gegners, um seinerseits auszuteilen, nein, er brachte die beidhändig geführte Waffe immer wieder über den Kopf, um sie von dort aus herab fahren zu lassen und lenkte die Speere der Ungetüme ab. (Stefan [Roderik] 11.05.16)

Unter dem zunehmenden Druck der Angreifer und zugleich schwächer werdender Verteidiger mussten sich auch die Kämpfer von der anderen Seite des Seglers zurückziehen. Überall auf ihrer Ausrüstung zeigten sich kleine Sprenkel der ätzenden Flüssigkeit, doch zum Glück war bisher das Gros an den nun löchrigen Schilden hängen geblieben. Nur weil sie kontrollierte, in welche Richtung ihre Rückwärtsbewegung führte, konnte Ulinai ansehen, wie der Herzog durch einen jungen Kämpfer geschützt wurde. Kurz entschlossen zog sie ihre zweite Klinge und machte sich daran, den beiden Männern zur Unterstützung zu eilen. Mit schnellen, harten und zugleich minimalistisch anmutenden Hieben nahm sie die Angreifer in Roderiks Flanke ins Visier. Schnell lagen zwei Feinde danieder und verschafften dem Unbekannten zusätzlichen Aktionsspielraum.

An ihrer statt organisierte Marcorion Thomundson der Verteidigung der anderen Schiffsseite weiter, nun da er jedoch nicht mehr auf seine Herrin achtgeben musste teilte er mit kräftigen Hieben aus. [Arvid(Ulinai VIII. Timerlain von Vairningen)11.05.2016]

Nur noch wenige Momente, bis endlich das hoffentlich rettende Ufer erreicht sein müsste. Die Wesen verdoppelten ihre Anstrengungen, die kleine Gruppe um den Herzog der Nordmarken zu zerfetzen, bevor ihnen die sichere Beute ans Ufer entkommen konnte. Seine Hoheit kniete noch immer in seinem Blut und versuchte, das Chaos um ihn herum durch gebrüllte Warnungen und Kommandos zu lenken: „Ulinai, Obacht, von links! Verdammte Scheiße, Trollpforzer, tief parieren! Gardist, hinter dir, nein! Praiosverflucht sollst du sein, Kreatur! Du, nimm seinen Platz ein. Ja du, Blitzdonnerorkenscheiße, FORMATION halten!“

Auch Turi mühte sich, mit gezielten Flammenlanzen, die Kreaturen auf Abstand zu halten. Sie setzte nie ihre volles Potential ein, versengte die Wasserwesen nur, um länger auf ihre astralen Kräfte zugreifen zu können. Mit Sorge beobachtete sie den Herzog, ob er Anzeichen von akutem Blutverlust zeigen würde. Der Dreizack, der seine rechte Wade durchbohrt hatte, steckte noch darin. Elendige Widerhaken! Noch schrie und brüllte er aus der Mitte der Verteidiger. Noch war seine Haut vor Kampfeswut gerötet, der Blick aus seinen braunen Augen klar und sein Lebensfunke stark. [Chris(Turi)10.05.2016]

Als der ihr gegoltene Ruf des Herzogs erklang, streckte Ulinai grade einen weiteren Gegner nieder. Wobei ihre flach geführte Klinge in einem waagerechten Stich mittig durch den Rachen ihres Angreifers drang. Während sie also mit einem Ruck ihre Klinge aus ihrem Gegner riss, konnte sie in letzter Sekunde den herannahenden Efferdbart umlenken. Anstelle sich in ihren Schenkel zu bohren, bohrten sich die Zacken direkt vor ihren linken Fuß in die Planken. Kurz darauf ein Hieb mit der Klinge auf die nun ungeschützte Schere des Angreifers.

Mit einem Tonfall, der nicht verriet, dass sie um ihr Leben kämpfte, richtete sie das Wort an Hagrobald: „Hoheit, an meinem Gürtel ist ein Heiltrank - nehmt ihm!“ Tatsächlich fand sich auf ihrem Rücken, mittig am Gürtel ein einzelnes Gefäß – sicher verstaut und dennoch leicht sowohl von links, als auch von rechts zu greifen. [Arvid(Ulinai VIII. Timerlain von Vairningen)12.05.2016]

Roderik versuchte die Befehle des Herzogs so gut es ging umzusetzen. Am wichtigsten war es ihn zu schützen und das konnte er nicht allein, ihre Verteidigungslinie musste standhalten. Er trat einen Schritt auf Seite, an die Linke der Ritterin, welche ihm die Flanke so vortrefflich freigeräumt hatte, ihn deckte und schloss somit die Formation. Was für ein Weibsbild, dachte er bei sich. Sie mussten den Ansturm der Gegner nur noch wenige Momente abhalten, der Strand war fast in Reichweite.

Als es nur noch wenige Meter waren, welche der Flusssegler des Herzogs vor dem vermeidlich rettenden Ufer trennte, wechselte er seine Taktik. Die bisher rein defensiv ausgerichtete Führung seiner Klinge variierte nun. Wenngleich er seine Paraden weiterhin beidhändig führte und die hoch erhobene Klinge Teil seines bis dato fließenden Stiles war, ließ seine linke Hand dann und wann in der schwingenden Bewegung des arivoer Stahles den Griff der Waffe fahren. Daraufhin gewann der rechte Arm samt Klinge einen erhöhten Aktionsradius und er machte einen Ausfallschritt vorwärts. Der Anderthalhänder zuckte in schnellen, hart und abgehackt anmutenden Angriffen vor und traf den Gegner an empfindlichen Stellen. Ein Beobachter hätte sich vielleicht an eine Khomviper erinnert gefühlt, welche ebenfalls unberechenbar, hart und schnell vorstieß, um ihren Gegner zu töten. (Stefan [Roderik] 12.05.16)

Mit einem starken Ruck traf der Flusssegler endlich an die Uferböschung. Die Flussgardisten waren mit dem Kampf auf Schiffen vertraut und somit kaum aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ebenso standen die Hummerwesen fest; schwankender Untergrund schien den jenseitigen Wesen nichts auszumachen. Doch drohte der Segler sogleich wieder in den Fluss zu treiben, wenn ihn niemand festband. Herzog Hagrobald sah sich um und erkannte, dass um ihn herum alle Kämpfer gebunden waren. Fluchend stemmte er sich, sein Schwert zu Hilfe nehmend, auf die wackeligen Beine. Den angebotenen Heiltrank ignorierte er, sollte dieser doch besser jemanden das Leben retten, den er erst in diese beschissene Situation geführt hatte. Und noch konnte er stehen, wie er sich trotzig selbst versicherte. Auch wenn er dies mit einem neuerlichen Blutschwall aus seinem rechten Bein bezahlen musste. Er merkte, dass sein Blick verschwamm und konnte ein unterdrücktes, schmerzerfülltes Zischen nicht zurückhalten. Hastig packte er das Seil, das im Bug des Schiffes auf seinen Einsatz wartete, und suchte am Ufer nach Streitern, die schon angelandet waren und ihnen helfen konnte.

Gestützt von der Magierin, die mit dem Schutzzauber nicht von der Seite des Herzogs wich, warf er das Seil ans Ufer.

Mittlerweile fochten die Hummerarchen und die verbliebenden Streiter ein erbittertes, letztes Gefecht. Langsam erlangten die Flussgardisten die Initiative zurück und fingen an, die letzten der Wesen niederzumähen. Da konnten aufmerksame Kämpfer sehen, wie ein besonders großes und muskulöses Hummerwesen nahe des Masts seinen Dreizack anhob und den ungeschützten Rücken des Herzogs anvisierte. Schnell und mit Macht geworfen flog der Speer aus der Klaue und würde in wenigen Wimpernschlägen den Herzog durchbohren.

Schon über den gesamten Angriff der Wesenheiten befand sich der Flusssegler in einer stetigen, gleichmäßig schwankenden Bewegung. Ulinai hatte sich daran angepasst und den Tanz ihrer Klingen mit dem Rhythmus in Einklang gebracht. Der plötzliche Ruck und das damit verbundene Schwangen als das Schiff auf die andere Seite der Tobimora traf brachte sie jedoch gefährlich aus dem Takt. Für einen Augenblick geriet ihr Gewitter aus Schwerthieben und –Stichen ins Stocken, setzte aus und bot den Angreifern ihrerseits die Möglichkeit für einen Angriff. Letztlich war es der rutschige Untergrund, der sie vor einem schweren Treffer bewahrte, als ihr Fuß bar am notwendigen Halt wegrutschte und somit ihren Oberkörper aus dem tödlichen Stoß herausdrehte.

Marcorion Thomundson hatte sich an seiner Schiffsseite lösen können. Die restlichen Verteidiger waren nun endlich in der Position der Lage Herr zu werden, sodass er sich wieder – gefolgt von seinem Knappen – dem Schutz seiner Lehensherrin widmen wollte. Diese Schützte scheinbar just in diesem Moment. Der Efferdbart ihres widernatürlichen Angreifers kratzte über ihre Rüstung, während sie sich mit dem sicher stehenden Fuß leicht drehte, mit dem Schwert den Sturz abbremste und sich schwungvoll abdrückend zum Gegenangriff wandte. Ein sehr beachtlicher Anblick, zumal Ulinai mit fünfzig Götterläufen auch nicht mehr die jüngste war. Doch da wurde seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gerichtet, wie in Zeitlupe sah er den Speer des Hummerwesens direkt auf den Rücken des Herzogs zufliegen. Marcorion verschwendete keine Zeit auf langes Nachsinnen. Er war zu weit entfernt um den bereits verletzten Herzog aus der Wurfbahn zu werfen, also drückte er seinen alten Leib kraftvoll vom Deck ab und streckte Schild und Schildarm in die Flugbahn des Geschosses. Phex war ihm hold und grad noch so gelang es ihm, doch anders als erwartet. Sein Schild hatte nicht wie gedacht den Speer aus seiner Flugbahn gedrückt und somit den Herzog gerettet. Nein. Geschwächt von den unzähligen Schlänge und vor allem dem ätzenden Flüssigkeiten hatte es nachgegeben und die Speerspitze durchdrang seinen Arm. Schwer landete der massige Körper des alten Ritters auf dem Boden. Noch war der Schmerz nicht da, doch bereits jetzt sah Marcorion voll Unglaube seinen durchbohrten Arm an. [Arvid (Ulinai VIII. Timerlain von Vairningen) 17.05.2016]

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Mit Bedauern erkannte Ronan, dass er nicht auf dem selben Boot war wie der Herzog, und Flüsse und Boote mochte er auch nicht besonders, war doch seine Mutter und erste Frau in den Fluten eines kleinen Flusses umgekommen. Lieber war es ihm auf dem Rücken eines guten Pferdes zu streiten.

Während er auf den Einstieg des Bootes wartete, prüfte er den Sitz seiner Rüstung, des Schildes und Waffen. „Igen“ herrschte er seinen Burschen an „Prüfe, ob die Riemen richtig sitzen!“ Während dies der Bursche tat, betrachte er jene im Verhältnis zum Hauptheer kleine Truppe. Er erkannte in der Ferne jenen großen Rondrageweihten, mit dem er schon das Vergnügen hatte, und bei den Göttern ja, das Wohlwollen der Leuin und der andern war ihnen bestimmt sicher. Als sie zum Einsteigen an der Reihe waren, bestieg Ronan das Boot rasch und machte mit einer Geste deutlich, dass sich sein Bursche auch beeilen sollte. Dann suchte er sich einen Platz, wo er sich auch noch einigermaßen bewegen konnte.

Als diese Wesenheiten das Wasser durchbrachen, brauchte Ronan einen Augenblick, um das Gesehene deuten zu können, mit einer fließenden, in den ganzen Jahren geübten Bewegung zog er sein Schwert und stellte sich mit dem Kampf. Nach paar kurzen Hieben stellte er fest, dass dies, wie auch schon bei einigen vorigen Gefechten, keine Wesen waren, die einfach nur so mit Schild und Schwert zu bekämpfen waren. Während sich einige dem Kampf zuwandten, sei es aus dem antrainierten Reflex heraus, war bei anderen eine Starre vorhanden, die aus der Angst und dem Schrecken resultierte. Und so konnten jene Monster ihren Blutzoll einholen, bevor es zu einer richtigen Gegenwehr kam.

„Zu den Waffen“ brüllte Ronan und mit einem barschen Ton scheuchte er seinen Burschen, sich endlich zum Kampfe bereit zu machen. Mit jenen, die nicht gleich von der ersten Welle verletzt und verstümmelt würden oder gar gleich in den schwarzen Fluten versanken, bildete er eine Reihe, um die Angriffe abzuwehren und obwohl jeder Schlag saß wurden die Monster nicht weniger. Im Gegenteil. Plötzlich war ein tiefes Donnergrollen zu hören und neuer Mut erfasste Ronan. Er brüllte: „Wir müssen ans Ufer, Knappen, Burschen und Leichtverletzte an die Ruder, bringt das Schiff an Land, der Rest kämpft weiter!“. Wild schlug er weiter um sich. Und Seine Kleider wurden immer löchriger von dem ätzenden Schleim und seine Rüstung bekam immer mehr Ätzflecken. Mit einem Rumpeln kam das Schiff im seichten Wasser zum stehen. Mit einem kurzen Blick überblickte er die Schlacht, zwei andere Schiffe waren schon angelandet und wurden weiter an Ufer gebracht. Er brüllte: „Bringen wir das Schiff weiter aufs Land, Männer mit mir, zum Sichern!“ Mit einem Satz sprang er über die Reling und ins knietiefe Wasser. Mit den anderen Rittern bildete er eine Reihe, um den Rest so gut es ging das Anlanden zu erleichtern aber der Blutzoll war furchtbar. Mit Mühe und Not kämpfte er sich mit den anderen wieder an Land. Von seinem ehemaligen guten Waffenrock und dem Schild mit dem Familienwappen war nicht mehr viel zu erkennen, so hatten jener Schleim das Tuch wie das Schild beschädigt. (Thorsten / Ronan/ 03.05.16)

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Nach Eslamsbrück - Und dort hatte er gar nicht an richtigen Kampfhandlungen teilnehmen dürfen- war dies erst die zweite Schlacht des tandoscher Knappen. Daher war Gereon auch sehr aufgeregt. Ausgeruht und satt war er in das Boot gestiegen, dass sie nun über die stinkende Tobimora setzen würde. Er hatte den ausdrücklichen Befehl bekommen stets nah bei seiner Herrin zu bleiben und wenn nötig ihren Rücken zu decken. Fiona hatte ihm außerdem eingebläut, sich auf keinen Fall in unnötige Gefahren zu bringen. Und da er nicht vorhatte, sich bereits in seinem ersten richtigen Kampf metzeln zu lassen, kam ihm nicht in den Sinn diesen Befehl zu missachten. Als nun jedoch riesige Seewesen den Wasserspiegel durchbrachen blieb ihm der Mund offenstehen. Er starrte das Wesen an ohne sich auch nur einen Fingerbreit zu bewegen als dieses seinen schleimbenetzten Dreizack auf seine Brust niedersausen ließ. (Gereon [Catrin] 30.05)

„NEIN!“ Der Schrei gellte nur in Fionas Kopf. Wieso fanden die Monstrositäten immer diejenigen, die bereits durch ihren Anblick gelähmt waren? Bis jetzt waren die Tandoscher unbehelligt geblieben und mussten den Kampf der anderen Schiffe tatenlos beobachten. Und der erste Angriff der Schleimbolzen galt direkt ihrem Knappen, obwohl oder gerade weil dieser noch nie eine richtige Schlacht geschlagen hatte. Mit aller Kraft, die ihr Rondra geschenkt hatte, attackierte Fiona den Schaft des Dreizacks direkt hinter dem Kopf. So hoffte sie die Stoßrichtung abzulenken. Dann kippte sie die Klinge und ließ sie den Schaft hinauf schnellen in der Hoffnung die Klauen des Monsters zu treffen, ehe es den Dreizack zurückziehen konnte. (Fiona [Max] 05.06.)

Und ihr Plan ging tatsächlich auf. Bis auf einige giftige Spritzer, die zischend auf seiner Rüstung verdampften, blieb ihr Knappe unangetastet, dafür befand sie sich selbst nun in einem unausgeglichenen Zweikampf mit dem wütenden Dämoniden, dem sie das leichte und wehrlose Opfer entzogen hatte. Gleichzeitig erwachte Gereon durch das Zischen auf seiner Brust und dem Klang von Metall auf Metall aus seiner Starre und sprang auf die Füße. Und nach einem kurzen Augenblick der Orientierung war er bereit seine Herrin gegen dieses -- Wassergetier- zu unterstützen, so sie anwies und ihm den Raum geben würde. Denn noch nie war er so einem Wesen begegnet oder wusste, wo seine Schwachstellen oder Verwundbarkeiten lagen. (Gereon [Catrin] 06.06) Fiona gab ihrem Knappen kurze Befehle, eingeübt in endlosen Stunden des Waffentrainings. Er deckte ihre Flanke und befolgte jede Order mit der höchsten Präzision, die er aufbringen konnte. So gelang es der Baroness ihn und die anderen Tandoscher ohne große Verluste ans andere Ufer zu bringen. (Gereon [Catrin] 30.06)

Auf der Landzunge

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Die erschöpften Streiter um den verletzten Herzog Hagrobald gingen genau gegenüber der Golemsperre am jenseitigen Ufer an Land. Das Gras wuchs hoch und nach wenigen Schritten machte sich dichtes Unterholz breit. Hohe Felsnadeln thronten in der Mitte der Landzunge, von deren Spitze man sicherlich einen hervorragenden Blick haben musste. Heidruna von Galebfurten, eine Humuselementaristin, hatte den Herzog noch auf dem Fluss magisch heilen müssen und stützte diesen, als sie das Ufer betraten. Vorauseilende Späher berichteten bald, dass ein gutes Banner feindlicher Soldaten tot im hohen Gras lag. Diese seien von Klauen zerfetzt worden und hatten auch Bisswunden wie von großen Wildtieren. Ansonsten jedoch war niemand zu sehen. Erschöpft vom Kampf auf dem Fluss ließen sich die Verwundeten behandeln oder verbanden sich selbst notdürftig die klaffenden und brennenden Wunden. Es hatte viele Leben gekostet, die kleinen Archen zu bezwingen, und doch war nur kurz Zeit um zu Atem zu kommen.

Auf der anderen Seite zog sich das Banner der „Schädelplatte“ gerade von ihrem Ablenkungsangriff zurück und die Katapulte begannen erneut ihre Artillerieschlacht mit den pferdeartigen Belagerungswaffen Haffax‘. Seine Hoheit Herzog Hagrobald hatte sich nicht geschont und stets an der Reling gegen die Wasserwesen gekämpft. Blutige Schnitte und Wunden hatte er davontragen müssen, denn die Krabben waren zwar nur leicht gepanzert, dafür zahlreich gewesen und im Wasser klar überlegen. Einen Vorteil für die Nordmärker stellten hingegen die Flammenlanzen von Turi Ibenburg-Luring und der anderen Magier dar. Deutlich zeigte sich jedoch, dass Zauberer, die nicht von der nordmärkischen Akademie der Herrschaft in Elenvina stammten, erheblich stärkere Ignifaxien zaubern konnten und mit den ihren wesentlich mehr der kleinen Archen zerstörten. Schon hörte man den Herzog grummeln und fluchen, wieso ‚Seine‘ Zauberer so was nicht auch konnten.

Nachdem das letzte Boot angelandet war, alle Ritter, Knappen, Zauberkundigen, Geweihten und auch der Herzog auf sicherem Boden standen, die dämonischen Wesen geschlagen oder zurückgedrängt waren und die zurückkehrenden Kundschafter keine weiteren Gefahren meldeten, spürte man deutlich das Nachlassen der Anspannung. Mit dem Rückgang des Drucks wurde sich die Kämpferschar zunehmend der Schmerzen ihrer Wunden gewahr und leises Wimmern steigerte sich zunehmend zu Schmerzenslaute.

Hagrian trug in zwei ledernen Beuteln Gaze mit sich, denn neben festem, trockenem Stoff, führte er stets auch sauberes Leinen mit sich, das er zuvor in heilende Salbe eingelegt hatte. Nachdem er die drei-Finger-breite Wunde, welche die Muskeln seines linken Armes komplett durchdrang, mit dem dünnen feuchten Gewebe gefüllt hatte, verband er die stinkende Wunde mit einem festen Verband. Die Wunde über seinem Knie war nicht so tief wie er befürchtet hatte und so reinigte er sie lediglich mit einem Stück des nassen Stoff und nutzte die Reste, um auch andere Kämpfer zu versorgen und dabei ermutigende Worte zu sprechen. (Catrin [Hagrian] 9/5/16)

*

Fast war es eine Wohltat, das Ufer unter den Stiefeln zu spüren, nicht nur, weil die dunklen Wesenheiten dorthin nicht folgen konnten. Oder wollten. Oder sollten?… Ach, wer wusste das schon so genau. Zumindest kam keines mit an Land und das war im ersten Augenblick sehr dienlich, denn nach dieser heftigen Attacke hatte sich jeder, der an Bord gewesen und gekämpft hatte, ein kurzes Verschnaufen nötig. Ira war froh, nicht zu den armen Schweinen zu gehören, die auf dieser Seite des Flusses die Umgebung sichern mussten. Doch wie sich schnell in der Truppe herumsprach, war außer seltsam verstümmelten Leichen etwaiger Haffaxschergen nichts zu finden gewesen. Ira erlaubte sich den Gedanken an eine Falle, konnte sich aber trotzdem keinen Reim darauf machen, warum man dann die Männer und Frauen von wilden Tieren hatte zerfleischen lassen. Vor allem ein ganzes Banner? Was machte das für einen Sinn? Welcher Stratege würde ein ganzes Banner, immerhin wertvolle Ressourcen, opfern, um eine solche Falle zu legen, wenn es sich doch hier drüben, auf der anderen Flussseite, so herrlich einfacher eine List legen ließ, beispielsweise durch Lauerstellung dort im Unterholz? Stellte sich der Herzog diese Frage etwa nicht?

Sie blickte zu Sigiswolf hinüber, der sich um ein paar Bogenschützen kümmerte, die mit den Nerven völlig am Ende waren. Zum einen würde sie ihn das nicht fragen können, er war auf diesem Gebiet einfach nicht Jost. Zum anderen hatte sie keine Lust, von ihm fürs Gutzureden anderer eingespannt zu werden, wo sie doch selbst ein wenig Zuwendung gebrauchen konnte. Immerhin nagte neben der Sache mit der Falle auch die verstörende Sorge an ihr, dass durch den Säureschleim ihr Gesicht auf einer Seite für immer entstellt sein könnte. Die Partie, auf der sie von einer Ladung dieser niederhöllischen Flüssigkeit getroffen worden war, brannte immer zuuuuûnoch wie Feuer und Ira konnte gar nicht hin fassen, so weh taten ihr die betreffenden Stellen. Die Knappin vermochte darüber hinaus den mitleidigen Blick Weibel Braigs sehr wohl zu deuten. Sie wusste, dass er eine Tochter in ähnlichem Alter wie das ihre besaß, und sie kannte die Furchen im Gesicht von Vätern, wenn sie sich sorgten. Eins und eins zusammengezählt: Iras Gesicht musste also furchtbar aussehen, wenn sie es mit Waibel Braigs Reaktion maß. [Ira (Tanja) 13.5.]

Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, fiel ein Schatten auf sie. Sie musste zweimal hinsehen, um einen großen Rondrageweihten zu erkennen, der vor sie getreten war. Er trug einen frischen Verband unter seinem schwer beschädigten Armschutz und sein Knie blutete ebenfalls, obgleich die Wunde gereinigt aussah. Er sah ihr in die Augen, ohne dass sich auch nur der kleinste Schatten von Mitleid über seine Züge legte. „Kann ich Euch helfen?“ Da sie zunächst nicht reagierte, fasste er sie behutsam am Arm und zwang sie mit sanftem Druck sich zu setzen. „Das tut weh, nicht wahr?“ Die Hand, die sie zu Boden gedrückt hatte, lag nun auf ihrer Schulter und sie spürte ihre Wärme bis tief unter ihrer Haut.

Sie war überrascht, dass sie ihm in dem Gewusel Stöhnender überhaupt aufgefallen war, hatte sie doch weder eine Wunde, noch eins ihrer Glieder verloren, wie andere, die es jetzt eher zu versorgen galt. Bis auf die Verätzung in ihrem Gesicht hatte die Plötzbogenerin nämlich erstaunlich wenig abbekommen. Sigiswolfs helfenden Hiebe sei dank, und ebenfalls Josts harte Nahkampfausbildung, die auf dem Zusammenspiel mit Gefährten basierte, wie bei einem Tanz. Dennoch war der Diener der Sturmherrin ihr willkommen. Er strahlte etwas Festes, Ruhiges in all diesem Leid aus, und so nickte sie stumm auf seine Fragen, genoss für den Moment die Wärme, die von seiner Hand aus in sie strömte.

Die Hand, die gerade noch ihre Schulter gewärmt hatte, ließ Hagrian nun an ihr Kinn gleiten und drehte ihr Gesicht, kippte es leicht schräg zur Seite. „Nun versucht Euch nicht zu bewegen!“ Kurz griff er in die Beutel an seiner Hüfte und dann spürte sie, wie er etwas zwischen ihre Zähne schob und sich ein hölzerner Geschmack in ihrer Mundhöhle ausbreitete. „Beißt darauf, es wird gleich einen Moment schärfer brennen als es das jetzt schon tut!“ Seine Stimme hatte dabei diesen unnachgiebigen Ton angenommen, der keinen Widerspruch duldete und bereits einen Augenblick später spürte sie, wie Stoff auf ihre Wunde aufgesetzt wurde und schmerzhafter Druck in ihr Fleisch fuhr.

Nach einer Weile nestelte der Geweihte erneut an den Beuteln an seiner Hüfte: „Nun, empfehle ich euch, fest zuzubeißen!“ Kaum hatte er ausgesprochen spürte sie die Berührung feuchter Gaze an ihrer Wunde. Den Bruchteil eines Augenblicks war sie dankbar ob der kühlenden Nässe, doch dann explodierte Schmerz an ihrer Wange.

Im ersten Moment dachte sie, sie würde zerreißen. Ihre Hände schnellten vor und verkrallten sich in dem Arm, dessen Hand ihr das fürchterliche Zeug gnadenlos ins Gesicht drückte. Sie wollte, dass er aufhörte, wollte ihn wegstoßen. Mit Armen, Beinen, ganz egal was.

Der Geweihte der Rondra hielt jedoch mit Leichtigkeit dagegen, legte sogar die andere Pranke in Iras Nacken, um seinen Griff, mit dem er ihr im Grunde ja nur helfen wollte, zu festigen. Er hatte sich schon gedacht, dass die Knappin sich wehren würde.

Seine tröstenden Worte erreichten Iras Geist nur mäßig, weil sie wie von Sinnen in das Holzstück biss, und nichts anderes konnte, als den Schmerz auszuhalten, der ihr durch Mark und Bein fuhr.

Er zwang sie regelrecht dazu. Hielt sie fest, sprach ihr gut zu. Während das heilende Feuer die Wunde ausbrannte.

Nach einigen Augenblicken, die ihr freilich länger vorkommen mussten, wie Hagrian wusste, wurde ihre Gegenwehr schwächer und in gleicher Weise reduzierte er den Druck in ihrem Nacken. Seine Hand strich nun sanft über ihren Hinterkopf bis der anfängliche Schmerz sich gänzlich gelegt hatte. Einzig ein unangenehmes dumpfes Pochen war noch in ihrer Wange zu spüren, welches aber beträchtlich erträglicher war als die Wunde zuvor.

„Nun ist es besser, oder? Den Göttern sei Dank, hat dieser niederhöllische Schleim weder euer Auge noch euer Ohr benetzt.“ Er lächelte sie an und strich weiter behutsam und unerwartet sanft ihren Nacken.

Die junge Plötzbogen war so froh, den Schmerz los zu sein, dass sie nicht wahrnahm, wie sie einen kurzen Wohlfühllaut von sich gab.

Obgleich er sie ernst anblickte, hatte sie einen Moment den Eindruck seine Augen hätten aufgeblitzt, als er ihre Reaktion auf seine Hand an ihrem Nacken bemerkte und sie sogar ein wenig rot wurde: „Ich denke, es geht euch nun für den Moment gut genug. Lasst es aber noch eine Weile auf eurer Haut. Wir werden das Tuch entfernen, bevor wir wieder in die Boote steigen. Mein Name ist übrigens Hagrian von Schellenberg - vom Rondratempel in Twergenhausen.“

"Äh, ich weiß." antwortete sie leicht verwirrt und wurde sich ihrer Unhöflichkeit bewusst. Verdammt. Sie hatte doch gelernt, Geweihte anders anzusprechen! Vor allem nicht mit 'äh'! Damit begann man überhaupt keine Sätze. Jost predigte das nicht zum ersten Mal. "Ähm, entschuldigt, ich meinte, ich weiß, wer ihr seid, Ehrwürden!" fügte sie schnell hinzu, bevor es noch peinlicher wurde, was allerdings ein erfolgloses Unterfangen war, da sie dabei ganz vergaß, die Vorstellung zu erwidern. Und als sie wieder daran dachte, war ihr das vor dem Diener der Göttin recht unangenehm, weil der Moment schon einige Augenblicke zurücklag. "Mein Name ist Ira – Ira von Plötzbogen, Ehrwürden. Und ich danke euch für eure Hilfe."

Erneut dachte sie ein kurzes Blitzen in seinen blauen Augen zu erkennen. Doch dann sah er sich interessiert um, ob er andernorts noch Hilfe anbieten könnte. „Ginge es euch ausreichend gut, liebe Ira, um mir etwas zur Hand zu gehen?“

Iras Hand hielt das feuchte Stück Leinen weiter an die Wange, wie er es ihr geraten hatte. Auf seine Frage hin nickte sie jedoch und warf ihrerseits einen Blick auf die Gefährten rings herum. Sigiswolf war beschäftigt, er würde sie nicht brauchen und außerdem nahm sie an, dass er auch nur zustimmen würde, wenn sie ihn fragte, daher unterließ sie das Einholen einer Erlaubnis und wollte sich stattdessen unverzüglich nützlich machen. So viele Verletzte. Ihr ging es ja eigentlich ganz gut, da hatte der Geweihte schon recht. Sigiswolf würde das verstehen, es war besser, als hier herum zu sitzen. Schließlich hatten sie alle noch etwas vor sich!

(Tanja [Ira] Catrin [Hagrian] 17.05.16)

*

Mit einiger Mühe und viel Hilfe seiner Baronin war es Marcorion gelungen den Flusssegler zu verlassen. Nur einige der Schaulustigen boten ihre Hilfe an und wollten lieber weiter beobachten wie der säbelbeinige Ritter mit einem Speer durch Schild und Arm dieses Kunststück bewerkstelligen würde, sodass Ulinai kurzen Prozess machte und deren Hilfe schlichtweg befahl. Trotz einiger schmerzhafter Bewegungen des Speerschafts blieb Marcorion hart. Die Zähne zusammenbeißend kam, abgesehen vom scharfen Atmen, kein Laut des Schmerzes oder Wehklagens über seine Lippen.

Sein Knappe Alrik vom Schwarzen Quell folgte, er war immernoch schockiert darüber, zum einen überlebt, zum anderen mit angesehen haben zu müssen, wie seinem Schwertvater das Unglück passierte, ohne dass Alrik etwas hätte verhindern können.

Endlich wieder auf festem Untergrund, ging Marcorion noch einige Schritte aus dem ärgsten Trubel heraus und ließ sich schwer zu Boden. Penibel darauf achtend den Speer möglichst nicht weiter zu bewegen und zugleich seinen Arm entlastend bis sich jemand der Verletzung annahm. Während die Baronin von Vairningen sich direkt daran machte einen Heiler zu suchen, befahl sie seinem Knappen und auch dem ihren über den verletzten Ritter zu wachen. Die beiden jungen Männer brauchten nun eine Aufgabe, die sie jetzt nicht überforderte. [Arvid(Ulinai Timerlain)17.05.2016]

Roderik hatte in der Zeit, die sie gemeinsam benötigt hatten den Flusssegler zu verlassen die Flanke der Ritterin gedeckt und sich somit für ihre Hilfe bei der Verteidigung des gestürzten Herzogs revanchiert. So war sie in der Lage gewesen ohne Bedenken ihren Untergebenen zu stützen und sicher an Land zu geleiten. Der Trollpforzer sah derweil nur kurz zu dem schwer Verletzten hinüber. Es brachte nichts sich zu eingehend damit zu beschäftigen, am Ende erwartete sie alle wahrscheinlich ein ähnliches Schicksal. Ohne ein Wort zu verlieren reihte er sich in die Reihe der Kämpfer der Baronin ein und ordnete sich somit für sie erkennbar ihrem Kommando unter. Dies war sein erster Feldzug und er war schließlich nur ein Krieger. (Stefan [Roderik] 18.05.16)

Vom Ufer aus hatte Hagrian sehen können, wie schwer der Flusssegler von den niederhöllischen Wesen bedrängt worden war. „Rondra war mit euch, euer Hochgeboren“ grüßte er daher die Baronin während diese sich schon länger vergebens nach einem Heilkundigen umsah: „Hagrian von Schellenberg, Ritter der Göttin vom Tempel aus Twergenhausen. Ich fürchte, die Heiler sind alle beschäftigt und im Moment müsst ihr mit mir Vorlieb nehmen, wenn ihr ein wenig Beistand für euren Gefährten sucht.“

Nach zwei Dekaden als Baronin war es Ulinai gewohnt das ihre Befehle ausgeführt wurden, allerdings hatte sie in diesen Götterläufen selten die Grenzen ihrer Baronie verlassen. Zudem ging es Marcorion, einmal abgesehen von der Verletzung selbst vorerst gut, verhinderte der Speer selbst dass ihr treuer Begleiter wie ein Schwein ausblutete, während andere um ihr Leben rangen.

Als Hagrian sie ansprach überlegte sie kurz wieso ihr der Name so bekannt erschien, bis ihr wieder einfiel das es sich bei ihm wohl um einen, wie auch immer gearteten, Verwandten der Rondra-Geweihten in ihrem eigenen Tross handeln musste. „Kann es sein dass ihr ein Vetter von Ehrwürden vom Schwarzen Quell seit? Ich meine, dass sie und ihr Gatte etwas derartiges berichteten. Aber Ihr habt Recht Ehrwürden, zumal meine eigenen Kenntnisse in der Wundversorgung eher schlecht sind.“ Mit diesen Worten schlug sie den kurzen Weg zu ihrem Kampfgefährten ein.

Hagrian nickte als er die Baronin zu ihrem Kämpfer begleitete: „Ihr habt euch recht erinnert, meine Großmutter ist ihre Tante und ebenfalls aus dem Hause vom schwarzen Quell gewesen.“ In seiner Antwort klang weniger stolz als viel eher eine Selbstverständlichkeit mit, die den alten Nordmärker Rittergeschlechtern zu eigen war. Denn bei ihnen floss das Blut mehr als einer alten Familie durch die Adern. „Ich bin durchaus erfahren im Umgang mit Wunden. Ich werde sehen, was ich für ihn tun kann.“ (Hagrian (Catrin) 21.5.16)

Nachdem er sich dem am Boden sitzenden Marcorion zugewandt und sich diesem ebenfalls kurz und knapp vorgestellt hatte, begutachtete er neben ihm kniend die Wunde und seufzte. Der Speer hatte sich tief durch das Fleisch des Ritters gebohrt und –anders als bei seiner eigenen Verletzung- den Muskel komplett zerteilt. Außerdem befürchtete Hagrian, dass sobald der Speer herausgezogen würde, die einsetzende Blutung den älteren Ritter zusätzlich gefährlich schwächen würde. – Doch so konnte er nicht kämpfen. Das war ihm klar.

Auch wenn die Wunde offenkundig übel aussah, verzog Marcorion keine Miene. Als würde er auf einer Weide rasten saß er am Boden und beschaute sich die Vorgänge in seiner Umgebung. Die Bewachung durch die beiden Halbstarken ließ er geschehen, denn er fand sie überflüssig, er wollte allerdings den Befehl seiner Baronin nicht aufheben. Fast schon beiläufig hatte dabei er den Geweihten begrüßt.

Seinen Arm hatte er auf dem Oberschenken abgestützt, während der Speerschaft auf dem Boden ruhte – somit den Arm entlastete und weitere Schmerzen vorerst verhinderte.

Hagrian sah sich noch einmal um, ob mittlerweile jemand mit mehr Erfahrung und Kompetenz bereit stünde.

Dann wandte er sich an Ira, die mit ihm gemeinsam zu den Vairningern hinüber gegangen war: „Ira, könntet ihr die Geweihten der Leuin dort drüben bitten zu uns zu kommen. Besser noch ihr fändet einen Heilkundigen, aber ich fürchte, ihr werdet damit immer noch kein Glück haben. Daher ist mir an dieser Stelle jeder Geweihte der Zwölfe oder auch Akoluth recht.“ Er deutete in die Richtung, aus der er vorhin auf sie zugekommen war.

Die Knappin nickte, während sie der Richtung mit ihren Augen folgte und sich dann rasch auf den Weg machte. [Ira (Tanja) 26.05.]

Dann wandte er sich erneut an Marcorion und legte seine Hand auf dessen Schulter. „Bevor ich mich um eure Wunde kümmern kann, müssen wir diesen Speer herausziehen. Es klebt sicher noch dieser niederhöllische Schleim daran. Daher wird es vermutlich sehr schmerzhaft.“ Und genau wie Ira hielt er Marcorion ein kleines Stückchen Holz hin, damit er darauf beißen und so das Brechen seiner Zähne verhindern könnte

Interessiert sein Hauptaugenmerk nun auf seine direkte Umgebung und die Versorgung seines Armes richtend sah er Hagrian direkt in die Augen. Für seine fast sechzig Götterläufe war er noch immer Stämmig, sein ehemals flammend rotes Haar grau, dünn und von tiefen Geheimratsecken gezeichnet, dennoch strahlten seine grünen Augen eine unglaubliche innere Stärke aus. „Ehrwürden, ich denke, wenn noch etwas von diesem ätzenden Zeug am Speer wäre, würde ich es merken.“ Anschließend holte er mit der unverletzten Hand ein dickes Stück Leder aus seiner Gürteltasche. Es war nicht mehr das Neuste, seine Ränder teils Speckig und übersäht von Bisspuren war so aber auch klar, für welche Aufgabe er es bei sich trug. Mit den knappen Worten „Ich mag den Geschmack von Holz einfach nicht.“ Legte er es sich zwischen die Zähne und biss fest darauf. [Arvid(Ulinai Timerlain)20.05.2016]

Der Geweihte nickte und packte das Holzstück weg. Dann gab er den Knappen und weiteren Umstehenden kurze Anweisungen, wer im nächsten Moment was zu tun hatte, bis Ira wieder zurück war.

*

Währenddessen hatte es Ira im Getümmel stöhnender Leiber schwer, einen Heilkundigen ausfindig gemacht. Nun, da sie einen Magister wie es aussah gefunden hatte, trat sie beherzt an dessen Seite. Der Mann bemühte sich gerade nach Kräften, seltsam anmutende, feucht schimmernde seilartige Innereien in den Bauchraum einer bewusstlosen Flusssoldatin zurück zu schieben. Er wirkte müde und kraftlos. Schon mal kein gutes Zeichen. Passte aber wunderbar ins allgemeine Bild.

Die Hlutharswachter Knappin hatte noch nie menschliches Gedärm gesehen, nur das von Schweinen, wenn geschlachtet wurde, dennoch wusste sie sofort, was der Heiler in den Händen hielt und, wie es den Anschein hatte, erst einmal ordnete. Blut und Wasser quoll aus der Bauchdecke, während der Magus die freiliegenden Darmschlingen eine nach der anderen wieder sorgsam in den Körper drückte, begleitet von den bangen Blicken zweier Kämpfer, die, selbst etliche Blessuren am Leib und triefend vor Blut, der verletzten Kameradin beistanden. Ira hatte Jost im Kopf: ‚Wenn etwas in dir seinen Platz verliert, verlierst du dein Leben. Keine Wunde wiegt schwerer als eine an Brustkorb und Bauch.‘ Daher gab Ira der Soldatin keinen weiteren Abend, und kämpfte stattdessen die Übelkeit nieder, die in ihr hochstieg, als sie all das Blut und die zartrosanen Schlingen sah, die ganz offensichtlich im Leib der Soldatin ihren Platz verloren hatten. Selbst wenn der Heilkundige alles wieder in sie hineinschieben konnte, blieb die Frage, ob die Frau es schaffte. Sie würde eine von vielen sein, die der Herzog später hier am anderen Ufer zurücklassen würde, wenn der Befehl erging, erneut überzusetzen, um dem Feind wie geplant in den Rücken zu fallen.

„Mädchen was willst du? Verschwinde!“ wollte sie einer der Soldaten misslaunig verscheuchen, als ihm wohl klar wurde, warum die Rothaarige neben ihnen stand.

„Dort hinten hat ein Ritter einen Speer durch den Arm. Er braucht unbedingt Hilfe.“ antworte Ira wahrheitsgemäß und eher an den Magister gerichtet und nicht an den Flusssoldaten, der sich jedoch angesprochen fühlte und bei ihren Worten so zügig es seine Verletzungen eben zuließen aufstand. Er drückte sich selbst einen blutgetränkten Stofffetzen auf den Unterarm, über sein Gesicht war wie über ihres grüner Säureschleim geschwappt, seine Garderüstung war an einer Stelle bedrohlich eingedellt, so dass Ira innere Blutungen vermutete, und auch von seinem Kopf rann Blut. Als ginge es hier um einen Schatz, trat er zwischen Ira und den tief in seine Arbeit versunkenen Magier, der anscheinend von dem Gespräch keine Notiz nahm und stattdessen irgendetwas Unverständliches bei seiner 'Arbeit' murmelte.

„Das braucht sie auch! Siehst du nicht, dass der Magister alles versucht, um sie zu retten??“

„Ich …weiß!“ gab Ira dem Mann mit dem selben Zähneknirschen zurück wie er ihr, und stellte sich unbeeindruckt vor den Kerl, weil sie sich nicht so einfach verscheuchen lassen wollte. Sie wollte den Magister mitnehmen. Ihn und seine heilsamen Zauberkräfte zu dem armen Tropf mit dem Speer im Arm bringen, so wie Seine Gnaden von Schellenberg es ihr aufgetragen hatte. Außerdem schien ihr der Ritter der Baronin von Vairningen außer, dass ihm da eine Speerspitze im Arm steckte, wesentlich gesünder und eine sinnvollerer Empfänger magischer Heilkraft zu sein. Denn das hier machte in Iras Augen einfach keinen Sinn mehr. Sie wünschte sich Jost an ihre Seite, doch da dies ein Wunsch war, der ebenso unsinnig war wie die Bemühungen des Heilers, musste sie stöhnend selbst für Überzeugung sorgen. Zuerst im Guten - was ihr aber angesichts der Vergeudung von Ressourcen schwer viel. „...Aber hört, eure Kameradin ist nicht die einzige, die die Hilfe des Magisters benötigt. Ihr Leben ist verwirkt, schaut sie euch doch an. Das des Ritters der Baronin von Vairningen kann hingegen noch gerettet werden. Es ist nicht effektiv, die letzte Kraft des Magisters an eine Todgeweihte zu verschwenden!“

Der Soldat machte einen Schritt auf Ira zu und sie meinte, dass er nach ihr gegriffen hätte, würde er seinen lädierten Arm halten. Die Plötzbogenerin hatte aber nicht vor, sich von dem Soldaten, der noch dazu aussah, als würde es sich bei ihm um einen Gemeinen handeln, abdrängen zu lassen. Kurzerhand umrundete sie den Kämpfer und auch den Magister, wobei nun auch der zweite Gardist aufstand, und sich ihr mit deutlicher Drohgebärde in den Weg stellte. Da reagierte der Mann in der blutbesudelten nun doch und sah einen Moment lang müde, ja, fast selbst schon irgendwie krank auf. „Bei Hesinde, was wollt ihr, Kind?“ Ihm standen Schweißperlen auf der Stirn und in einer seiner bereits zitternden Hände hielt er immer noch eine Darmschlinge.

„Ihr vergeudet Zeit an dieser Frau, Hochgelehrter Herr,“ versuchte Ira wenigstens zu dem Mann in der grünen Robe durchzudringen. „Ein Ritter… er hat einen Speer im Arm. Der ist durchgedrungen und steckt jetzt fest.“

„Ich verstehe. Aber versteht auch mich, ich kann meine Kraft nur noch für eine Person verwenden….“

„Dann kommt mit und heilt den Herrn! Er wird dann weiter kämpfen können, sie nicht.“

„Nein! Er wird die Bauchwunde unserer Kameradin heilen. Jetzt verzieh dich oder ich wird dir Beine machen!“ Mischte sich jetzt der erste Soldat wieder ein und versuchte Ira erneut den Weg zu verstellen.

Da Ira allerdings keinen Streit wollte, hob sie einlenkend beide Hände auf Brusthöhe und machte dann einen Schritt zurück. Dieser Esel! Sah er denn nicht, dass an Kampfkraft nichts gewonnen sein würde, wenn der Mann das Leben dieser Frau rettete, dafür aber einem anderen die Chance verwehrt wurde, eine Handvoll Feinde niederzustrecken?

"Kein Grund pampig zu werden." Ganz kampflos wollte sie jedoch die Sache auch nicht vorüberziehen lassen und sprach den Magier ein letztes Mal an: „Magister, wie sollen wir den Speer entfernen? Er ist durch den Arm gedrungen. Was könnt ihr mir sagen, wie sollen wir vorgehen? Magister! He! Magister! Sprecht mit mir! Wir waren alle auf diesen Kack-Booten!“ Fast vergaß sie im Ärger ihre guten Manieren.

Der Mann, der die Augen bereits wieder auf die Bauchdecke geheftet und ein erneutes Murmeln angestimmt hatte, hob sie noch einmal müde an, um zu Ira zu blicken, die gleich platzen würde, wenn nicht augenblicklich ein vernünftiges Wort aus dem Munde dieses Mannes käme. Sein Ratschlag war allerdings ernüchternd und geradezu lächerlich, aber in Ermangelung an anderen Alternativen das einzige, was sie auf die Schnelle herbeischaffen konnte. Ira wusste, dass sie gegen die beiden Flusssoldaten nicht ankommen würde. So blieb ihr nichts anderes übrig, als weiter zu ziehen.

Dass Ira schließlich bei einer jungen Frau fündig wurde, die nur wenig älter war als sie selbst, machte sie froh. Denn die Blonde trug einen, wenn auch aufgeschlitzten Wappenrock mit dem Abbild der Leuin darauf und wirkte bis auf ein frisch erworbenes Humpeln zerkratzt und zerbeult, aber nicht zermalmt. [Ira (Tanja) 26.5.]

Maura Morperrum war in Begleitung eines weiteren breitgebauten Rondrianers und sie folgten Ira ohne zu Zögern zu dem verletzten Vairninger Ritter..

Hagrian von Schellenberg war sehr froh, als er die rothaarige Knappin endlich wieder erblickte - seinen Schwurbruder Rondhard und eine junge Dienerin seiner Göttin an ihrer Seite. Die junge Maura diente mit beiden dem Twergenhausener Tempel und wie viele – zuviele in diesen Zeiten – war sie erst kurz vor dem Feldzug geweiht worden. Sie hielt sich meist in Rondhards Nähe auf, den sie auf diesem Feldzug zu ihrem Mentor gekürt hatte.

Wenige Worte wechselten sie, dann legte Rondhard seine kleine, aber erstaunlich gut sortierte Ausrüstung zur Wundversorgung bereit. Aufmunternd nickte Hagrian Marcorion zu: „Er ist sehr versiert bei der Heilung derartiger Verletzungen, ihr habt Glück!“ (Hagrian [Catrin] 31.5.)

Der alte Ritter unterließ eine Erwiderung auf diese Aussage. Schon zu lang übte er das Waffenhandwerk aus, um zu wissen, dass das Glück hauptsächlich darin bestand überhaupt jemanden zu finden der Wunde versorgte und sei es nur durch die unschöne Variante der Amputation.

Alrik hoffte sehr, dass sie seinen Herrn bald erlöst hatten – denn dann konnte auch er seine Wunden versorgen. Dank Marcorions Einsatz waren sie nicht so schwer ausgefallen. Durch die Anspannung spürte er sie jedoch fast gar nicht. Seinem Knappenfreund Brun mochte es ähnlich gehen, auch an ihm rann Blut zur Erde, wie jeder sehen konnte. Aber die helle Aufregung ermöglichte es auch den Kranickteicher, noch immer standhaft zu bleiben. Tapfer blinzelte er das Blut fort, das ihm von einer Stirnverletzung unentwegt ins Auge rann.

Als das Ufer gesichert war und bereits Verwundete versorgt wurden, fiel die erste Anspannung von Roderik ab. Bleich war er, gänzlich alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen und ihm war speiübel. Zum Glück hatte er den ganzen Tag nichts essen können vor Aufregung. So füllte sich sein Mund nur mit saurer Flüssigkeit aus seinem Magen, als die Eindrücke seiner ersten Schlacht mit Gewalt auf ihn eindrangen. Nur kurz beugte er sich vorn über und erbrach das wenige was hinaus wollte. Die enorme Anspannung und eine den Menschen eigene Fähigkeit Grausamkeiten für den Moment der Erregung zu verdrängen, hatte ihn das Durchlebte bisher verdrängen lassen.

Als er sich anschließend umsah, viel sein Blick auf einige um Hilfe Suchende, welche zwischen den am Boden liegenden Kämpfern umhereilten und ihr Möglichstes taten Leben zu retten. So kniete er sich kurzerhand neben den zunächst liegenden Verwundeten hin zog die Kettenhandschuhe aus und blickte dem älteren Rondrianer in die Augen. “Wie kann ich euch zur Hand gehen, Ehrwürden?” (Stefan [Roderik] 20.05.16)

Hagrian antwortete auf die Frage, blickte dabei allerdings zu Marcorion herüber: „Wir werden nun diesen Speer aus Eurem Arm ziehen. Das ganze wird in mehreren Schritten ablaufen.

Zunächst brechen wir die Spitze ab. Dazu werdet ihr“ und er nickte Roderik zu „den Speer festhalten, während ich versuche die Spitze zu entfernen. Womöglich muss ich sie mit Gewalt brechen, falls sie zu fest sitzt. Eure Aufgabe ist es den Speer nicht zu bewegen. Jede Bewegung, und sei es noch die kleinste Erschütterung, kann die Wunde weiter aufreißen und das gilt es zu verhindern. Verstanden?“

Ein leichtes Nicken war alles was Roderik als Antwort gab. Seine Miene war bleich, aber auch fest Entschlossen das von ihm verlangte zu tun. (Stefan [Roderik] 01.06.16)

„Wer von euch ist der Knappe des Verletzten?“

Alrik hob die Hand, als der Geweihte zwischen ihm und Brun hin und her sah.

„Dann ist es eure Aufgabe dafür zu sorgen, dass das Werk von ihm,“ wieder nickte er Rodrik zu, „gelingt. Kniet euch hinter euren Herrn, lehnt euch fest dagegen, gebt ihm Halt und wenn er sich fortbewegt, so stemmt euch dagegen. Wie gesagt, die Wunde darf nicht reißen! Habt ihr das verinnerlicht?“

Alrik nickte. Er würde tun, was nötig wäre.

„Nun. So dann werden wir möglichst schnell den Speer herausziehen und Rondhard die Wunde versorgen. - Ira, würdet ihr euch zu diesem Knappen dort setzen.“ Er wartete bis Ira sich an die Stelle gekniet hatte, die er ihr bedeutet hatte. „Sobald der Speer herausgezogen wird, ist es eure beider Aufgabe genau auf dieser Stelle zu drücken.“ – und der Geweihte führte Iras Hand an eine Stelle unter der Arm-Rüstung des Kämpfers. „So fest es euch gelingt. Verstanden?“

Die Knappin nickte. „Um das Blut abzuklemmen? Ja, verstehe.“ Sie würde drücken was das Zeug hielt und sammelte jetzt schon Kraft. [Ira (Tanja)]

Brun schwieg, denn er starrte fast unentwegt, seit sie hergekommen war, auf Iras Gesicht. Es sah grausam aus. Dabei war sie so hübsch gewesen.

Die Angestarrte versuchte den Blick des anderen zu ignorieren.

Nachdem letzte Erklärungen an die Helfer ergangen waren, sich alle positioniert hatten, nickte er nochmals Marcorion zu: „Es ist vermutlich nicht nötig, aber eure Kameraden werden euch festhalten und zu Boden drücken, falls ihr euch bewegen solltet. Macht euch bereit.“

Angesicht seiner Lage war Marcorion erstaunlich ruhig, eigentlich war er sogar die Ruhe selbst. Die letzten Jahrzehnte hatten sein Körper unzählige Wunder geschlagen und Narben hinterlassen. Zugegeben war ein Speer durch den Arm auch für ihn eine neue Erfahrung. [Arvid(Marcorion Thomundson)01.06.2016]

Dann wies er Roderik an sich breitbeinig über das Bein des Verletzten zu stellen und den Speer an beiden Seiten zu stützen. (Hagrian [Catrin] 31.5.)

Roderik tat wie ihm geheißen und man sah die fast verkrampfte Körperspannung, welcher sich seiner bemächtigte. Unfähig den Blick auf der Verwundung ruhen zu lassen suchten seine Augen einen Punkt in der Ferne. (Stefan [Roderik] 01.06.16)

Die Speerspitze ließ sich nicht so einfach lösen, wie Hagrian gehofft hatte. Und auch mit seinem Dolche konnte er die Spitze nicht in Gänze vom Holz trennen- er musste es wohl doch durchbrechen. Der Geweihte sah zu Roderik herüber: „Gleich wird es einen Ruck geben. Haltet den Stab gerade, und Knappe, drück ihm ins Kreuz, damit er nicht zu sehr wankt. Alle bereit?“ Als Roderik nickte, der Knappe auch, dann brach Hagrian die Spitze ab.

Roderik gelang es mit immenser Kraft und Konzentration zu verhindern, dass sich das Holz in der Wunde bewegte.

Nun war es an der Zeit den Schaft der Waffe endgültig herauszuziehen: „Für die bestmögliche Wundversorgung, zieht den Stab möglichst schnell heraus - aber so vorsichtig wie es geht!“ Wies Rondhard Roderik an. Er signalisierte auch Ira und Vrun, dass sie mit dem Abdrücken beginnen konnten.

Roderiks Augen weiteten sich. Er atmete langsam einmal tief ein und noch langsamer aus, zwang sich zur Einhaltung dieses zumindest seinen Körper beruhigenden Rhythmus. Erst nachdem er sich dafür bereit fühlte, sah er zu der Stelle herab, wo der Speer das Fleisch des Kriegers durchdrang. Er vermied es jedoch dabei dem Menschen, der diese Wunde davongetragen hatte ins Gesicht zu schauen. Vielleicht wäre es so einfacher, zumindest war dies seine Hoffnung. Schweiß bedeckte war seine Stirn, als er zögerlich und wenig überzeugt, zustimmend nickte und dann mit abgehaltener Luft den Schaft des Speeres, in dem Winkel aus dem Arm zog, in der er eingedrungen war. (Stefan [Roderik] 02.06.16)

Kaum hatte Roderik den Stab herausgezogen, drückten Hagrians Pranken Marcorions Arm fest zusammen, und folgte stoisch den Anweisungen Rondhards, wann er wo, welches Fleisch freizugeben hatte.

Wo anderen schon vom bloßen Anblick in Ohnmacht vielen, betrachtete Marcorion die Behandlung seines Arms mit einer verstörenden Abgebrühtheit. Einzig sein angespannt auf den Lederriemen pressender Kiefer und ein gelegentliches scharfes Atmen zeigten auf das auch er seine Grenzen hatte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit ließen schließlich alle von dem alten Ritter ab und halfen ihm sich aufzusetzen. Ein noch sauberer Verband war um seinen Arm gebunden und außer einem entfernten Pochen, hatte sich der Schmerz gelegt.

Mit einem zufriedenen Lächelnd packte der Rondradiener seine Utensilien zusammen. „Für den Moment ist eure Wunde versorgt. Den Arm und die Hand müsstet ihr so ohne Probleme benutzen können?“

Einen Moment lang betrachtet er seinen Arm mit skeptischem Blick, öffnete und schloss anschließend vorsichtig die Hand und begann anschließend den Bewegungsspielraum seines Arms auszuloten. „Ich werde nicht so fest zupacken können und es wird sicherlich nicht schön,, doch habt dank für Eure gekonnte Behandlung.“

„Wir wollen nun gemeinsam Peraine bitten, euch ein wenig von Sumus Kraft zu schenken, ich denke ihr könnt sie gut gebrauchen, wenn wir gegen diese Golems anrennen.“ Hagrian von Schellenberg nickte Marcorion zu und begann mit seinem Gebet, während die beiden anderen Rondrianer ihm murmelnd seine Worte nachsprachen: „Meine Herrin Rondra, Herrin Peraine und all ihr anderen Herrscher Alverans, schenkt diesem Sterblichen von der Lebenskraft Sumus. Er schützte mit seiner Gesundheit das Leben anderer, um euch wohlgefällig zu sein. Möge er auch in der folgenden Schlacht seine Kraft in eurem Namen einsetzen.“ (Hagrian [Catrin] 1.6.)

Nicht viel auf diese hitzköpfigen Hexenweiber und die starrköpfigen Druiden gebend, richtete Marcorion anschließend mit kräftiger Stimme seine eigenen Worte an die Herren Alverans. „Gütige Herrin Peraine, ich danke dir für die Gesundheit die du mir mein Leben lang gewährt hast. So will ich es dir und deinen Geschwistern danken, indem ich auch weiterhin im Namen deiner göttlichen Schwester, der Sturmherrin, streite und die praiosbestimmte Ordnung verteidige.“ [Arvid(Marcorion Thomundson)02.06.2016]

*

Brun starrte die Knappin des Hlutharswachters immer noch an. Verdammt, dieses Gesicht konnte sie ja wohl jetzt vergessen. Er dachte nicht im Traum daran, dass er mit der Schnittwunde auf der Stirn und dem verwischten Blut im Gesicht auch nicht gerade hübsch aussah. Mitleid hatte er nicht. Eher bedauern, dass er der Plötzbogen wohl nicht mehr nachstellen konnte, selbst wenn er es gewollt hätte. Sie war in seinen Augen hässlich geworden. Und hässliche Frauenzimmer brachten seine Lenden nicht zum Beben..

„Hör auf so zu glotzen!“ wies Ira ihn irgendwann doch zischend zurecht.

„Dein Gesicht…“

„Scheiße, ich WEISS was mit meinem Gesicht ist.“

„Das sieht echt übel aus. Du tust mir leid.“

„Brun, halt die Klappe! Halt einfach die scheiß Klappe!“ zischte sie ihm wütend zu, dann suchte sie das Weite, bevor er ihre Tränen sah. Verdammt, sie wusste selbst, dass ihr Aussehen furchtbar sein musste. Jeder Blick aus anderen Augen sagte ihr das. Da brauchte es niemanden, der es auch noch aussprach. Und Mitleid brauchte sie nicht. Nichts würde den Schmerz lindern, den sie empfand, jetzt da sie wusste, dass sie für alle Zeiten entstellt sein würde..

*

Schwer schleppte sich der Herzog an Land, wobei er tatkräftige Hilfe durch Turi, der Magierin sowie einigen Flussgardisten benötigte. Zwar wollte er zuerst alleine von Bord gehen, musste sich aber eingestehen, dass sich dies mit einem Speer im Fuß nicht so einfach bewerkstelligen lies. Sein markantes Gesicht war mittlerweile totenbleich und schweißgetränkt. Bei jedem Schritt schwappte Blut aus seinem Stiefel, und die Anspannung, nicht vor Schmerz zu schreien, ließ ihn krampfhaft die Hände seiner Helfer packen, so dass diese fürchten mussten, bald die eigenen Knochen brechen zu spüren.

Am Ufer setzte er sich eher unfreiwillig auf den Boden, da ihm sein Bein einfach den Dienst versagte. Besorgt blickte Turi den Herzog an und suchte unter den Kämpfern nach einem Heiler. Der einzige Anconit, den sie erblicken konnte, war jedoch mit einem mit dem Tod ringenden Soldaten beschäftigt, so dass sie den überlebenden Magier aus Elenvina herbeiwinkte. „Kollege, verfügt ihr noch über astrale Kräfte für einen Balsam?“ Dieser schüttelte jedoch nur bedauernd den Kopf. Auch er war bleich und stand kraftlos, auf seinen Stab gestützt, herum. „Ihr, wohlgeboren Ulinai, habt ihr noch den Heiltrank, den ihr dem Herzog vorhin angeboten habt? Ich möchte den Speer aus seinem Fuß herausziehen, könntet ihr dann seiner Hoheit den Trank einflößen? Ich versuche, das Fleisch an seinem Bein zu heilen, sonst geht er heute nirgendwo mehr hin.

Wenig konnte Ulinai für ihren Gefährten tun, Blut verlor er kaum und auch sonst erschien er ihr noch frisch. So wäre der Heiltrank ein wenig verschwendet an seiner Verletzung, zumal er niemals zulassen würde, dass sie diesen an ihn verschwendete. Von der Magierin angesprochen verfinsterte sich für wenige Herzschläge lang ihr Blick, war Turis Anrede doch in doppelter Weise ein Bruch der Etikette. Seit fast zwanzig Götterläufen hatte sie niemand mehr mit Wohlgeboren angeredet, ganz abgesehen davon dass sie sich von den Wenigsten bei ihrem Vornamen ansprechen ließ. Es waren die allgemeinen Umstände – die Nachwehen des unerwarteten Gefechts auf dem Fluss, das Chaos im improvisierten Lazarett und der schlechte Zustand seiner Hoheit – die sie davon abhielten der Magistra beizubringen, was selbst Pagen in den ersten Praiosläufen ihrer Ausbildung lernten.

Mit der Linken griff sie hinter ihren Rücken, löste geschickt den Trank aus seiner Befestigung und trat an die Seite des Herzogs. „Und diesmal keine Widerrede, Euer Hoheit.“ Sagte sie noch mit ernstem Blick an Hagrobald gewandt, eh sie Turi mit einem Nicken zu verstehen gab loszulegen. [Arvid(Ulinai Timerlain)25.05.2016]

*

Als der Befehl zum erneuten Besteigen der Boote kam, verstummte auch das letzte Wimmern und Verzweiflung zog in die Reihen der Streiter. Erneut über den niederhöllisch besiedelten Fluss, um dann geschwächt und übersät mit stinkenden und brennenden Wunden den eigentlichen Gegnern entgegenzutreten? Einer der Soldaten, der durch eine der dämonischen Scheren eines seiner Beine eingebüßt hatte und dessen halber Körper sich zunehmend durch die ätzenden Wunden zersetzte, entleibte sich mit seinem eigenen Schwert und katalysierte das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, das sich wie ein Flächenbrand durch die Gefolgschaft des Herzogs fraß. Und als Ritter und Weibel verunsicherte Blicke tauschten als sich auch die ersten Ruderer weigerten ihre Positionen einzunehmen, trat Hagrian vor und der Rondrageweihte erhob vor der unheiligen Tobimora laut seinen dröhnenden Bass:

„Lasst uns Mut fassen Kameraden,

Es gibt nicht nur immer eine Klippe, die noch niemand erstiegen,

es gibt auch immer einen Strom, den noch niemand gebändigt,

und es gibt immer einen Feind, den noch niemand bezwungen!

Doch ob Klippe, ob Strom, ob machtvoller Feind,

WIR sind die Klinge, die Rondra selbst führt!

WIR sind der Stahl, den sie einst in heißer Lohe schlug,

WIR sind die Schneide, die SIE SELBST funkensprühend schärfte.

Wenn euer Herz bebt im Angesicht des Feindes, LASST ES BEBEN,

wenn die Furcht euch wie Fieber befällt, LASST SIE BRENNEN,

HEISST DAS BEBEN WILLKOMMEN, ENTFACHT DIE FIEBERHITZE ZUR GLUT,

DENN ES SIND DIESSELBEN KRÄFTE, MIT DENEN RONDRA SELBST UNS FORMTE!“

Immer mehr Kämpfer und Geweihte stimmten ein, so dass es im Laufe des Gebets immer donnernder erscholl und zum Ende die Landzunge gewittergleich unter den Worten erbebte. Schultern wurden gestrafft und Waffen in die Luft gereckt. Die ersten Nordmärker betraten nun die Schiffe und Boote und auch die letzten Ängstlichen wurden von ihren Kameraden mitgerissen bis alle Barken wieder gefüllt waren und die Mienen der Streiter nicht mehr nur Furcht, sondern grimmige Entschlossenheit zeigten, als sich die Boote erneut über den Fluss bewegten. (Catrin [Hagrian] 9/5/16)

Hatte Ira sich zuvor noch gefragt, ob sie und die anderen es jemals schaffen würden, diese Sperre zu brechen, wenn schon der Fluss ihre Anzahl erheblich geschwächt hatte und das erneute Übersetzen ja erst noch bevorstand, hatten sich die Worte des Rondrageweihten erschreckend gut angehört und mit dem Gefühl aufmunternder Hoffnung überzeugt. Von der Euphorie mitgerissen, reckte also nun auch Ira die Brust, zog Arm- und Beinschienen und ihren Schwertgürtel zurecht und nahm erneut neben Sigiswolf Aufstellung. Der Griff ihrer Waffe war nicht länger kalt. Ihr war, als hätten all die Sätze des Geweihten bewirkt, dass sich das Metall warm und leicht anfühlte und sich der Griff geradezu in ihre handschuhbewehrten Rechte schmiegte. Auch hatte sie das Gefühl, dass ihre Rüstung besser saß und ihr Geist frei und klar und bereit war, die kommenden Attacken mit Leichtigkeit zu parieren. Ihr wärmte wohl ebenso die Aufregung den verschwitzten Gambeson. Darüber vergaß sie das heiße Pochen auf der verätzten Seite ihres Gesichts und den Schmerz in sich fast völlig.

Zumindest wussten sie alle jetzt, was sie auf dem Wasser erwartete und so konnte jeder sich auf das bevorstehende Scharmützel einstellen. Ein großer Vorteil. Die Einheit war geschult, jeder Einzelne ein Teil des neuerworbenen Verstehens und bereit zum Angriff. [Ira (Tanja) 26.5.]

Zum Angriff!

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Nachdem die nötigsten Verletzungen geheilt und verbunden waren, stieß die kleine Flotte erneut vom Ufer ab. Die Schützen machten sich derweil an ihre Arbeit. Bei der Golemsperre war nun hektische Bewegung zu erkennen, als die Boote der Nordmärker im Rücken der Feinde anlanden wollten. Zwei der Katapulte des Fürstkomturs drehten sich, nachdem sie sich aus dem Erdboden erhoben hatten, und schossen ihre Felsbrocken dem Herzog entgegen. Jedoch war ihre Treffsicherheit durch irgendetwas verringert, und keiner der Brocken traf auch nur ein Boot. Davon ermutigt, beschleunigten die Ruderer noch und kurz darauf setzten die Schiffe am Ufer, knapp hinter der Golemsperre, auf Grund

Ein Banner Soldaten der Roten Legion – schwer gerüstete Nahkämpfer mit Schild und Schwert – formierte sich um die pferdeartigen Katapulte und harrten dem Angriff des Herzogs und seiner treuesten Kämpfer. Brutal teilten die haushohen Wesen mit ihren säulenartigen Beinen aus. Noch viel grausamer wüteten die schwer bewaffneten Panzergolems mit ihren Zweihandäxten und dem gefürchteten Dorn, als sie sich Hagrobald und seinen Streitern zuwendeten, die in deren Rücken einfielen.

Doch auch von der anderen Seite, wo sich die Schädelplatte gerade ins nordmärkischen Lager zurückgezogen hatte, stürmten nun Männer und Frauen aus dem Land am Großen Fluss auf das Schlachtfeld, um hier und jetzt dem Gemetzel ein Ende zu bereiten.

Nur leise hörten sie noch die Rufe aus dem Lazarett.

Der Anblick der mächtigen, schier unüberwindbaren Golems und der in voller Kampfeskraft wartenden roten Legionäre ließ den Mut der anufernden Nordmärker erneut sinken. Doch einige Rondrageweihte preschten – kaum hatten sich die Kämpfer formiert – aus dem Heerkörper heraus, ließen sich mit den ersten Wogen der Schlacht fortreißen, und näherten sich unaufhaltsam den riesigen Panzergolems.

Ein wenig der ihm geschenkten göttlichen Kraft ließ auch Hagrian bei seinem Ausfall und seinem blutigen Weg aus sich heraus strömen. Jeder Schritt, den er zurücklegte, um den Panzergolem zu erreichen, erklang in den Ohren seiner Kampfgefährten wie das Brüllen eines Raubtieres. Und denjenigen, die einen Blick auf seine Rüstung erhaschen konnten, war es als spiegele sich eine Löwin in der glänzenden Oberfläche – Zähne fletschend und bereit jeden zu zerfleischen, der sich ihr nähern würde.

Die Zuversicht, die jeder blutige Rondrakamm und jeder fallende Soldat der roten Legion hervorrief, befeuerten die Geweihten so mit dem Gefühl, die Leuin selbst führe sie alle durch diese Schlacht. (Hagrian [Catrin] 25.05.2016)

*

"Ich hoffe, Jost hat einen wirklich guten Grund, warum er sich diesen Spaß entgehen lässt." lachte Ira zynisch auf, als sie in Aufstellung gingen, kaum, dass sie von den Booten stiegen, und sie ihren Platz neben dem besten Freund ihres Schwertvaters einnahm. Mochte Sigiswolf ihr die saloppe Anrede verzeihen. Doch dieser Boden war nun wirklich zu blutig, um auf Förmlichkeiten zu bestehen. Denn es war kein Spaß. Und nach den ersten Hieben gegen den Feind merkte selbst Ira, die die Überfahrt in göttlicher Verzückung hinter sich gebracht hatte, dass es mehr brauchte, um diesem Hindernis Herr zu werden: mehr Geschick, mehr Kraft, mehr Ausdauer, mehr Glück, mehr… von allem, was half, zum einen den Beinen der Katapultwesen auszuweichen, zum anderen dem Steinregen der Geschosse oder dem niederfahrenden Dorn eines Panzergolems und nicht zu vergessen, der Unerbittlichkeit der Soldaten der Roten Legion.

Einen davon hatte Ira binden können, so dass der Ritter an ihrer Seite nur mehr gegen einen Roten Legionär mit Barbarenaxt kämpfte und nicht zusätzlich noch einmal gegen einen, der ihm ständig gegen die Blöße, seine Beine, zielte, um ihn davon abzulenken, das mittlerweile halbierte Schild als Abwehr zu benutzten. Mit ihrem Gegner focht die junge Plötzbogen sich dann mehr und mehr von Sigiswolf fort, so dass sie sich anders als geplant im unausweichlichen Zweikampf befand, in dem ihr keiner den Rücken deckte. Ira wusste um das Versäumnis, Nähe zu halten, aber das ließ sich jetzt nicht mehr ändern. Sie hatte nicht einmal Zeit dazu, die Distanz zu Sigiswolf abzuschätzen, da ihre Gegnerin, eine breitschultrige bullige Soldatin, Ira zu sehr beschäftigte. Verbissen hielt die 17-jährige dagegen.

Ein glücklicher Schlag Iras gegen die Führhand fegte der Frau schließlich das Schwert aus der Hand und mit einem Sinnspruch Josts in Gedanken, ging die Knappin in den ersehnten Angriff auf die Wehrlose über, doch sie hielt irritiert inne, als die Gegnerin in Rondras Namen um ihre zweite Waffe bat.

Bei Rondra? Ira war verwirrt.

Ob List oder wahre Bekenntnis, der Ausspruch nahm Ira die entscheidenden Augenblicke gefangen, die die Frau brauchte, um routiniert nach dem Kampfhammer zu greifen, den sie auf dem Rücken trug.

Iras Stich gegen den Hals der Legionärin glitt am Stil der Schlagwaffe ab, als selbige ins Geschehen mit einbezogen wurde. Ein Hieb der Waffe schlug dann im folgenden recht schnell Iras Schild zu Bruch.

Ab da wich die Plötzbogenerin eigentlich nur noch aus, denn gegen den Hammer kam sie mit ihrem Schwert einfach nicht an.

Immer gefährlicher sauste die bedrohliche Spitze auf Ira nieder, immer schneller wurden die Hiebe, trieb die Legionärin Ira weiter rückwärts und ließ ihr wenig Möglichkeiten, sich umzusehen.

Ira wusste, dass das fatal war. Sie wusste auch noch ganz genau, dass Jost ihr schon in den ersten Monaten ihrer Knappenausbildung versucht hatte beizubringen, dass es unabdingbar war, mit den Sinnen stets immer auch die Umgebung im Auge zu behalten. Sie erinnerte sich gut, dass er immer wieder auch gesagt hatte, dass dies im Kampf zu Felde sicher schwierig sein würde. Gerade noch rief sie in stetig wachsender Panik nach ihrem Freund, dem Flusswachter, da passierte das Unglück auch schon: sie stieß beim Ausweichen gegen etwas langes Großes, das hinter ihr lag, verlor das Gleichgewicht, fiel über das Hindernis und krachte wie ein gefällter Baum zu Boden, wo sie hart mit Rücken und Hinterkopf aufschlug und im ersten Moment nach Atem rang.

Ihre Gegnerin war rasch über ihr und holte mit dem Hammer aus.

Ira rollte sich beiseite.

Der spitze Dorn der Waffe bohrte sich nur wenige Fingerbreit neben ihrem Kopf in den Boden.

In ihrer Verzweiflung rief sie erneut nach Sigiswolf.

Ihre Gegnerin lachte laut auf, als selbige sah, wie Ira nun panisch nach ihrem Schwert suchte, welches ihr beim Sturz aus der Hand geglitten war. Es lag unter den Beinen der Legionärin.

Verdammt! Wie konnte sie nur fallen, wie nur ihr Schwert verlieren??? 'Scheiß Anfängerfehler, Ira, du verreckst jetzt wegen scheiß Anfängerfehlern! Nein…nein…bitte nicht! Nicht heu--!'

WUMMS. Ein Hammerschlag, dem sie erneut durch flinkes Wegrollen auswich. Mittlerweile war es Ira egal, wohin, so lange sie der Widersacherin nur entfliehen konnte. Sie pfiff auf Standhaftigkeit im Kampf, auf Mut und Gegenwehr und krabbelte in einem ganz und gar ungeordneten Rückzug um ihr junges Leben.

Die Legionärin fand Iras Versuch, Reißaus zu nehmen, wohl sehr amüsant, denn ihr Blick musterte die ungelenk davonstolpernde junge Nordmärkerin mit Genugtuung und Amüsement, während sie ihr nachsetzte und mit einem Tritt die Füße wegzog, um Ira aufzuhalten. Den Hammer hielt die Soldatin der Roten Legion schon für den kommenden Schlag bereit. "Fühlt sich bitter an, so ehrlos angegriffen zu werden, was?" lachte die Frau heiser. "Und nun stirb, kleine Schlampe!" Nur einen Moment später würde der Hammer auf Ira niederfahren… [Ira (Tanja) 26.5.]

Mit Entsetzen erkannte Sigiswolf wie Ira geschah. Bemüht wieder an ihre Seite zu kommen bedrängte er seinen Gegner. Geschickt täuschte einen Hieb mit dem Schwert an, um dann die offene Deckung des Feindes zu nutzen und diesen niederzustrecken. Schritt um Schritt, Feind um Feind näherte sich Sigiswolf Ira und hatte sie fast erreicht, als sie zu Boden ging. Er vernahm die Worte der Legionärin und erreichte sie im letzten Moment. Gerade als die Legionärin grinsend und genüsslich zuschlagen wollte, blickte sie erschrocken an sich herab. Eine Schwertspitze ragte aus ihrem Bauch. Dann mit einem Ruck war das Schwert wieder verschwunden, die Klinge wieder aus ihr herausgezogen. Wie ein Sack Mehl sank die Frau zusammen und hinter ihr stand Sigiswolf. Am seinem Schwert lief das Blut der Legionärin hinab. Dann blickte er sich kurz um. Zufrieden, einen kurzen Augeblick zu haben, reichte er Ira die Schildhand und half ihr auf. Erleichterung war in seinem Gesicht zu erkennen. Doch die Worte waren mahnend: "Das ist nicht meine rechte Seite!" [Sigiswolf (Heiko) 26.5.]

Ira konnte gar nicht sagen, wie froh sie war, das Gesicht des Flusswachters auftauchen zu sehen. Schnell griff sie die Hand, die ihr aufhalf und nahm ihre Waffe wieder an sich. Ihre Beine zitterten und so taten es auch ihre Hände. Ira fasste das Schwert fester, atmete die Todesangst fort. Ein stummer Blick währenddessen und ein ermunterndes Nicken. Sie würde ihm später danken. Jetzt mussten sie weiterkämpfen, denn um sie herum würde die Schlacht nicht ihretwegen verharren. [Ira (Tanja) 26.5.]

*

Hagrian hatte sich in der Zwischenzeit mit zwei anderen Rondrageweihten einem der Panzergolems genähert – Unbezwingbar schien ihm das Eisenwesen zunächst. Doch bereits nach wenigen Momenten hatte er die Schwächen des Wesens begriffen, was ihn zwar vor schweren Treffern dessen fürchterlicher Axt bewahrte, ihn aber dennoch keinen Schritt näher an den Sieg brachte. Die Erkenntnis, dass die Kraft eines einzelnen Lebens allein nicht reichen würde, dieses Wesen zu entseelen, traf ihn unvermittelt. Es gäbe eine Chance, wenn sie…..

Dann begann der Geweihte gezielte Hiebe mit seiner Seitenwaffe, einem schweren Kriegshammer, gegen das höllische Wesen zu setzen – immer wieder auf dieselbe Stelle, immer wieder mit voller Kraft, während die beiden andere Rondrianer seines Tempels ihn geschickt vor dem Dorn des Wesens bewahrten, der ungelenk auf ihn niederzugehen versuchte. Ihm blieben nur noch wenige Schläge, dann wäre seine Kraft aufgezehrt. Er bündelte noch einmal seinen Zorn und das Knirschen von Metall ließ ihn hoffnungsvoll den letzten kraftvollen Schlag abgeben, den seine brennenden Muskeln auszuführen bereit waren.

Und tatsächlich- das Beingelenk, auf das der Rondrageweihte so beständig eingeschlagen hatte, gab nach. Der letzte Schlag des Golems rauschte an Hagrians Ohr vorbei und trennte die Dornenhand des neben ihm stehenden Metallungeheuers vom Rumpf, während es selbst scheppernd aber unaufhaltsam nach hinten fiel und dabei auch zwei weitere hinter sich stehende dämonisch beseelte Eisenmänner umriss. (Hagrian [Catrin] 26.05.2016)

Rondhard hatte in der Zwischenzeit eine Handvoll der roten Legionäre abgewehrt mit seinem Rondrakamm. Nun erkannte er jedoch, dass die Kräfte seines Freundes nicht ausreichen würden, den erzwungenen Fall des Wesens angemessen auszunutzen. Kurz entschlossen schob er seine Waffe in die Scheide, nahm ebenfalls seine Zweitwaffe zur Hand und nach einem warnenden Zuruf drängte er sich zwischen Hagrian und den fallenden Golem. Es gelang ihm das Überraschungsmoment zu nutzen und seinem Gegner noch im Fall mehr Schaden zuzufügen als es alle Schläge zuvor getan hatten. Unerreichbar für den unwendigen Golem war er auf seinem eigenen tödlichen Dorn gelandet und sein neuer Gegner drückte ihn mit seinen niedergehenden Schlägen immer wieder so zu Boden, dass er ihn nicht unter seinem schweren Leib hervorziehen konnte.

Hagrian hatte bereits im Augenblick, da er der Hilfe Rondhards gewahr wurde, den Entschluss gefasst Rondhards Rücken zu decken, solange der auf das Wesen einschlug. Also fing er die fast hilflos anmutenden blinden Befreiungsschläge des am Boden liegenden Golems ab und verschaffte seinem Freund den Freiraum, den der brauchte. Während die junge Rondrageweihte, die bei ihnen war, wiederum seinen Rücken gegen die roten Legionäre verteidigte.

So gelang es Rondhard schließlich etliche Schäden an dem metallischen Ungeheuer zu verursachen. Seine geweihte Waffe schien das Monstrum zusätzlich zu schwächen bis es schließlich entseelt unter ihm zusammenbrach. Doch Zeit zum Luftschöpfen blieb den drei Geweihten nicht. War doch gerade ein ganzer Schwung neuer Gegner vor ihnen aufgetaucht.

Einige rote Legionäre näherten sich ihnen mit diabolischem Grinsen auf ihren Gesichtern. Als wäre die Möglichkeit gleich drei Rondrageweihte mit einem Mal zu metzeln das schönste, was ihnen dieser Tag bereitet hatte. Hagrian machte keine Anstalten sie anzugreifen, und so hob einer der Fußsoldaten siegesgewiss seine Axt und trat auf den bewegungslosen blonden Mann zu, um seinen Schädel zu spalten. Doch fast im selben Moment weiteten sich seine Augen, seine Waffe entglitt ihm und entsetzt blickte er auf das Heft des Rondrakamms, das unterhalb seiner Schulterbeuge herausragte. Hagrian hatte es ihm im Moment, da er die Arme über den Kopf hob, ins Innerste getrieben - Genau durch die einzige Stelle, die keine Rüstung je zu schützen vermochte. Mit einem Ruck und einer ungerührten Drehung zog er seine Waffe nun zurück und sein Gegenüber versuchte einige Male nach Luft zu schnappen, spuckte jedoch bei jedem Atemzug nur einen neuen Schwall blutigen Schaums aus und brach nur Augenblicke später tot zusammen. Ein ähnlich schneller Tod ereilte seine angreifenden Kameraden, und das Grinsen in den Fratzen der übrigen verflüchtigte sich binnen dieser kurzen Momente und wandelnde sich in die Erkenntnis, dass ihnen die Hybris wohl ein schnelleres Ende bringen würde als gedacht. [Hagrian (Catrin) 27.5.]

Die drei Geweihten hatten einen weiteren Golem niedergerungen und etliche der roten Legionäre entleibt, als Rondhard auf den Überresten eines der metallischen Wesen stehend innehielt. Sein Blick schweifte über das Meer toter Körper, das sich unter ihm auftürmte und er fühlte die Verzweiflung der Lebenden. Ihre Furcht wuchs mit jeder weiteren Minute - Die Furcht, dass ihre Opfer und all ihr Leid letztlich doch umsonst sein würden. Und so hob der breit gebaute Mann mit dem allmählich grau werdenden Haupthaar seine Stimme. Die klaren Töne seines Chorals hallten an jedes Ohr des Heeres und berührten die Herzen der geschwächten Nordmärker. Ihre Schwerter griffen sie nun wieder fester und göttlicher Zorn ließ ihre Schläge stärker und ihre Abwehr standhafter werden. Einige stimmten ein als die letzten Zeilen des Gesangs anklangen: „Heil dir, Hluthar! Rondra mit dir! Im Glanz deiner Kühnheit sind wir vereint!“

Als Rondhard geendet hatte, trat er an Hagrian heran, der ihn während des liturgischen Chorals gegen einige Angreifer verteidigt hatte, legte ihm die Hand auf die Schulter und blickte ihm in die Augen. Der Blutschwur verband sie seit vielen Jahren. Und beide spürten den Abschied - heute würde der Tag sein, an dem sich ihre Wege trennten. Der jungen Dienerin der Leuin, Maura, nickte Rondhard noch einmal lächelnd zu, als er sich zu dem nahenden Golem umdrehte und mit loderndem Zorn im Blick seinen Kriegshammer auf dessen Dorn niederfahren ließ. (Catrin 28.5)

*

Die Euphorie eines leicht errungenen Sieges war verflogen, auch die Letzten hatten nun erkannt, dass die Planungen vom alten Haffax weit mehr beinhalteten als Verteidigung seiner Städte. Jede mögliche und unmögliche sich bietende Gelegenheit würde er ausschöpfen, um sie weiterhin zu schwächen und zermürben. An dieser derographisch tückischen Stelle jedoch ging es um nicht mehr als ihre Dezimierung und Demoralisierung, versagten sie hier würde ihr Truppenteil auf eine andere Route ausweichen müssen, eine Route, die sie zusätzliche Zeit und Leben kosten würde.

Zurück auf dem Fluss passierte nichts, womit nicht ein jeder gerecht hatte. Nur am Rande beteiligte sich die Baronin an diesem Kampf, vielmehr achtete sie auf die Ordnung der Kampfreihe und das sich Marcorion diesen Augenblick noch schonte.

Kaum angelandet richtete sie ihre Bemühungen auf die weichen Ziele, auch diese waren hart im Nehmen, teilten ordentlich aus und kämpften bis zum Letzten. Mit erschreckender Wirkung ließ Ulinai ihre Klingen tanzen und führte koordiniert die um sie versammelten Nordmärker, einzig mit dem Ziel die Kämpfer an den metallischen Wesenheiten zu entlasten.

Längst waren sich die Nordmärker auf dem Feld begegnet, hatten Hauptstreitmacht und der Trupp des Herzogs an die Seite des jeweils anderen gefunden. Doch setzten ihnen allen die zunehmende Ermüdung und das sich ausweitende Chaos auf dem Schlachtfeld zu. Immer wieder wendete sich scheinbar aus dem Nichts die gesamte Situation. Eben noch in einer guten Angriffsposition, fand man sich Augenblicke später umzingelt und in höchster Not wieder. Ein Phänomen, das gleichermaßen beide Seiten übertölpeln konnte, jedoch den Truppen des Herzogs mehr Schaden zufügten. Was waren schon die Verluste dieser metallischen Wesenheiten, gegen den Verlust lebender, fühlender Wesen?

Genau ein solcher Wechsel war es aber auch, der Ulinai nun entlastete, als ihre Gegner sich unvermittelt in die Zange genommen wiederfanden. Sogleich nutzte die Baronin die Gelegenheit, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen, geübt erfassten ihre Augen die Szenerie – nur um zu erkennen, dass ihre Entlastung Nordmark zugleich in größte Bedrängnis gebracht hatte. Hatte er sie bei der Anwerbung für den Ausfall noch wegen ihrer erfahrenen, berechnende Art an die Seite des Herzogs gebeten, waren es nun eben jene Eigenschaften, die ihm womöglich das Leben retten sollten. Mit Müh und Not erwehrte er sich einer dieser Panzergolems, als unvermittelt hinter ihm ein weiterer ins Geschehen einzugreifen drohte. Ohne, dass ihre Begleiter eingreifen konnten, fällte die Baronin von Vairningen ihre Entscheidung. Schnellen Schrittes überwand sie das Stück Weg, strecke derweil noch zwei Feinde nieder, um den Herold der Nordmarken – ihren Geliebten aus so vielen Stunden zu zweit und den Vater ihrer Kinder – mit einem kräftigen Schulterstoß aus der Reichweite des Golemhiebs zu befördern. Anstelle seiner, traf es sie. Willentlich hatte sie sich in diese Lage gebracht, wohl wissend, dass ihr Verlust weniger Auswirkungen auf die Moral des Heers haben würde, als der Tod der ‚Stimme der Nordmarken‘. Brachial sausten Axt und Dorn auf sie nieder, beendeten Ulinais derische Existenz und ließen die Teile ihrer sterblichen Hülle – noch immer ihre zwei Langschwerter haltend – Tod zu Boden gehen, noch ehe ihr Name aus der heiseren Kehle des bestürzten Ritters von Berg verklungen war.

Brun nahm mit Entsetzen den Opfertod seiner Schwertmutter hin. Sie hatte ihm nichts gesagt, nur ein „Bleib zurück,“ befohlen, um sich dann allein ins Unglück und in den Tod zu stürzen, der dem Herold gegolten hätte.

Bis zum Ende der Schlacht verteidigte Marcorion mit den beiden Knappen an seiner Seite anschließend den Ort, an dem Ulinai Timerlain, die Baroin Vairningens, gefallen war. Er war nicht in der Lage gewesen, seine Lehensherrin zu schützen, so wollte er zumindest dafür Sorge tragen, dass ihre Überreste in Ehre Ruhe fänden, aber auch, dass ihre Klingen künftigen Baronen von Vairningen dienen konnten. [Arvid(Ulinai Timerlain)30.05.2016]

*

Einem ihrer letzten Gegner hatte Gereon mit einem einzigen glücklichen Hieb die Kehle aufgeschnitten. Der Legionär hatte ihm in die Augen geblickt als das Licht Tsas darin verlosch. VON EINEM KIND GETÖTET.

Seine Schwertmutter klopfte ihm auf die Schulter und sah sich nach den übrigen Tandoschern um. Die Schlacht war fast geschlagen. Wenige Kämpfer der roten Legion waren noch am Leben. Und allen war klar, dass auch dieser Umstand nur noch eine Frage der Zeit war.

Außer einem letzten waren auch alle Katapult-Golems gefallen. Wie - das wusste er nicht. Was er wusste war, dass der letzte auch nicht mehr lange stehen würde. Knarzend und knarrend kündigte sich sein baldiger Fall an. Gereons Blick schweifte über das Schlachtfeld. All die Toten. All das Blut. Diesmal waren es nicht nur Pferde. Es waren Menschen. Richtige Menschen. Ein Seufzen entwich seiner Kehle. Dann sah er die Hand.

Mit letzter Kraft erhobene Finger. Er lief los, ohne nachzudenken. Seine Schwertmutter hatte ihn gut durch diese Schlacht geführt- Wenige Blessuren, einige Blutergüsse, kaum verlorenes Blut, heile Knochen- er war schnell bei dem Krieger angekommen. Er kannte den Mann nicht, Und sein blutdurchtränkter Wappenrock ließ Gereon nicht erkennen, woher er stammte. Baron, Junker, Ritter oder einfacher Soldat, das zählte für ihn ohnehin nicht- der Mann war Nordmärker. Er packte den erhobenen Arm und hievte sich den Verwundeten über die Schulter.

Das Knarzen des Golems wurde lauter. Nur noch Augenblicke bis zu seinem Fall. Sein Herz schlug schnell. Es pumpte alle Energie, die es aufbringen konnte. In seine Beine. Dann endete das Knirschen. Der Golem fiel.

Mit letzter Kraft stieß er den Mann über seine Schulter von sich weg und sprang zur Seite. Der gewaltige Aufprall des Ungetüms und ein blutversetzter Windhauch ließen ihn zu Boden gehen. Irgendetwas hatte ihn touchiert, denn ein Schmerz stach ihm die Brust. Er wollte gerade danach tasten, als jemand ihn auf die Füße zog und - eine Kopfnuss verpasste. „Lebensmüde? Oder, was?“ Benommen sah Gereon, dass zwei Kämpfer sich über den Verletzten beugten und leise mit ihm sprachen. Dann schaute der Knappe in zwei graue Augen, die ihn dankbarer musterten als die Worte hatten erwarten lassen. „Wir nehmen dich am besten mit zum Lazarett, junger Dummkopf.“ (Gereon [Catrin] 30.6.)

*

Ein Stundenglas nach dem Beginn des Angriffs war alles vorbei. Unzählige Nordmärker lagen tot auf der Straße, zwischen den zerhackten und zertrümmerten Golems und dem niedergemähten Banner der Roten Legion. Ein zerschundener Herzog stützte sich auf sein Schwert und blickte voll Grimm in Richtung des Kaiserlichen Heeres. Viele gute Männer und Frauen hatte er heute sterben sehen, für Kaiser, Recht und Reich. Ein bitterer Nachgeschmack, der sich auch die nächsten Tage und Wochen nicht mehr vertreiben ließ. ---

Kategorie: Briefspielgeschichte