Haffax Feldzug Gallys Stunk Im Koscher Lager

Stunk im Koscher Lager

Inhalt:

Nachtschwärmer

Xadresch saß an einem grob zusammengezimmerten Holztisch im Lager der Koscher und labte sich am kühlen Ferdoker Bier. Der Angroschim war mit einem der Schützenbanner des Regimentes Ingerimms Hammer aus dem Isenhag ins Feldlager gekommen und genoss wie so viele seiner nordmärkischen Brüder und Schwestern die so viel gerühmte Gastfreundschaft der Zwerge des Kosch. Nah dem Feuer hatte der Erzzwerg seine große und schwere Armbrust, eine moderne Gandrasch auf der wurmstichigen Oberfläche des Tisches auf ein speckiges Ledertuch gebettet und war mit den Utensilien seines nun ebenfalls vor ihm liegenden, breiten Werkzeuggürtels dabei, die Waffe auseinanderzubauen und zu ölen. Praios Antlitz hatte gerade vollständig die Linie des Horizontes überschritten und die Nacht senkte sich langsam über das Feldlager. Dennoch war es ein überaus warmer Abend, weswegen der Sohn des Xolltresch lediglich eine zerschlissene Weste am Oberkörper trug, kein Kettenhemd oder gar einen Wappenrock. Sein Bauchansatz, der sich deutlich unter dem schwarzen Leder abzeichnete zeugte von Gemütlichkeit, doch seine Miene, die von enormer Konzentration sprach, verriet somit zumindest für diesen Moment etwas anderes.

Leichte Rauchschwaden erhoben sich aus der langen, kunstvoll geschnitzten Beinpfeife in Xadreschs Mundwinkel, als er begann, die Zielvorrichtung mit einem kleinen, kurzen Schraubendreher zu justieren. Hierzu hob er die Metallschiene hoch, auf der sie befestigt war, führte sie vor sein Gesicht und kniff ein Auge zu. Als er an der Befestigungsschraube der Vorrichtung ansetzte und in der Ferne einen Fixpunkt suchte, um sie entsprechend neu auszurichten, fiel sein Blick auf einen weiteren Besucher der Koscher Angroschim. (Stefan [Xadresch], 31.08.16)

Es war ein schöner Abend. Während Aedin vom Lager der Koscher herüber zu den Nordmärkern ging, beobachtete er im Vorübergehen das Treiben in den Lagern, an denen er vorbeikam. In vielen Lagern hatte man gerade zu Abend gegessen, in einigen wurde noch getafelt. Die Teilnehmer gingen sehr unterschiedlich mit der Situation um, in einigen Lagern herrschte freudiges Treiben und es wurde gelacht und gescherzt, während andere ernst und still waren. In einem Lager beobachtete er im Vorbeigehen eine kleine Andacht, die durch einen Borongeweihten gehalten wurde. Bei den Nordmärkern wurde hier und da noch das Lager vollends eingerichtet, Sonnenzelte errichtet oder Lagerplätze mit Tüchern abgespannt. Aedin orientierte sich an den verschiedenen Fahnen, außerdem kannte er den Weg ja noch von heute Nachmittag und gelangte so schnell und zügig zum Lagerplatz des Baronets. Kurz überblickte er die Situation und hielt nach dem Baronet und Ira Ausschau. [Aedin (Carsten) 15.10.2016]

Er fand den Baronet bei seinem Zelt, vor dem er unter dem Sonnensegel am Eingang in einem Stuhl saß, neben sich einen Recken ähnlichen Alters, Ritter, wie an seiner wappenbestickten Tunika erkennbar war. Beide tranken Wein aus Zinkkelchen und einer hohen Weinflasche mit schlankem Hals, wie man ihn abgefüllt im Lieblichen Feld bekam. Auf der Mitte des Tischchens brannten schon ein paar Kerzen, ein Teller mit Obst stand ebenfalls darauf. Das Koscher Bierfässchen hatte auch eine Funktion: es diente einem Schild als Stütze. Die Knappin des Baronets hingegen war nicht zu sehen. Die beiden Edelmännern indes hatten Aedins Ankunft bemerkt.

Aedin musterte er kurz die beiden Männer und erinnerte sich an seine Heraldikkenntisse, die er auf Betreiben seines Schwertvaters vor dem letzten Fürstengeburtstag erst aufpoliert hatte. Wie immer, wenn es um das reine Auswendiglernen ging, hatte ihm die Erweiterung seines Wissens die eine oder andere Extrarunde durch die Hilsschlucht eingebracht, aber sie hatte auch dazu geführt, dass er sich intensiv mit den benachbarten Adelsgeschlechtern aus den Nordmarken beschäftigt hatte. Zudem hatte er beide Recken in Angbar gesehen und wusste noch, dass der andere Ritter dem Baron der Edle Sigiswolf von Flusswacht aus der Baronie des Barons war. Soso, Wein also für die Herren. Und das Bierfässchen ist ja zumindest auch zu etwas nutze. Komm du mir nach Hause, kleine Ira, dachte er bei sich, ließ sich aber nichts anmerken. Er versuchte, von der Distanz aus zu erkennen, um welchen Wein es sich handelte, vielleicht würde ihm ein Blick auf das Etikett weiterhelfen, doch konnte er dieses von hier aus nicht genau erkennen. Es sah allerdings nicht so aus wie ein guter Tropfen aus dem Haus Vinarii oder aus dem Weingut Rifugio Lontano, dem Weingut der Schwiegereltern seines Schwertvaters. Durch Besuche bei den Eltern von Aldare, der Frau von Baduar, in der Coverna hatte er sich auf deren eigenem Weingut Wissen aneignen und seinen Gaumen schulen dürfen – zumindest genug, um von da an die Finger zu lassen von Weinen, deren Herkunft nördlicher als Albernia lag. Zu wenig Sonne – zu viel Säure.

Während er seine Umgebung im Blick behielt und feststellte, dass Ira bisher nicht zu sehen war, trat er schließlich an den Tisch der beiden, blieb jedoch in angemessenem Abstand stehen und wartete höflich, bis er die Aufmerksamkeit des Barons hatte und dieser ihm signalisierte, dass er sprechen könne. Erst dann trat er vor und grüßte höflich, wie es dem Stand seiner Gegenüber angemessen war.

„Den Zwölfen zum Gruße, Praios und Rondra voran, die edlen Herren“ grüßte er, nickte jedem von ihnen grüßend zu und führte die typische rondrianische Grußgeste, kombiniert mit einer kurzen Verbeugung, durch. Dann wandte er sich direkt an den Baron. „Verzeiht, Euer Hochgeboren, wenn ich Euch in Eurer Abendruhe störe. Eure Knappin und ich besprachen heute Nachmittag eine gemeinsame Begutachtung des Heerlagers am heutigen Abend. Ich bin hier, um Eure Knappin für unsere Unternehmung abzuholen“ sagte er mit der richtigen Mischung aus Höflichkeit und Selbstbewusstsein. [Aedin]

Jost sah von seinem Gespräch mit Sigiswolf auf, als sich der Besuch näherte.

„Du störst keineswegs. Ja, Ira hat mir von euren Plänen erzählt. Nun, wenn euch beiden die ‚Begutachtung des Heerlagers‘ bei Nacht ratsam erscheint?“ Der Baronet zuckte für den Moment mit den Schultern, grinste aber spitzbübisch, denn der Wein hatte bereits begonnen, sein Gemüt, welches von der aufreibenden Anreise und dem Aufbau des Lagers ordentlich verkrampft gewesen war, zu entspannen. „…dann sei es so. Im Übrigen denke ich ja, jeder von uns kann selbst entscheiden, was er mit seiner freien Zeit anstellt. Ist es nicht so?“ Dabei sah er zu dem Ritter neben sich, der daraufhin bestätigend nickte. Der Ritter von Flusswacht schien sowieso eher ein Freund weniger Worte zu sein. Aedin hatte ihn auch am Tsatagsfest zu Angbar nicht großartig Reden schwingen hören.

Anschließend richtete Jost den Blick wieder auf den Eichsteiner Knappen. „Aber bring mir meine Knappin nicht zu spät zurück! Ihr Dienst fängt früh an. Ich habe nicht vor, eine Ausnahme zu machen, nur, weil wir heute einen niederhöllischen Ritt hinter uns gebracht haben!“ [Jost]

Kaum hatte der Hlutharswachter Baronet ausgesprochen, da wurde die Zeltplane zurückgeschlagen und die Gestalt Iras kam heraus. Sie trug weder Wappenrock noch Wams, sondern eine knielange, kurzärmelige Tunika aus dunkelrotem Leinen, die an der Taille gegürtet war. Der Stoff umspielte Iras reizende Figur ebenso, wie es ihr langes Haar tat, das ihr offen über Rücken und Schultern fiel. Auf der Herzseite prangte das Allianzwappen der beiden Häuser Sturmfels-Maurenbrecher und Plötzbogen. Dazu trug sie hohe Stiefel über einer eng geschnittenen Stoffhose und ein erfreutes Lächeln. So herausgeputzt stellte sie sich den Blicken der Männer und trat beherzt an ihren Schwertvater heran. Sie hatte alles mit angehört. „Hochgeboren werden mit Sicherheit davon profitieren, wenn mir Aedin das Lager zeigt. Wie lange auch immer das dauern wird.“ spielte sie darauf an, dass der Baronet ihr vorhin erst noch gestattet hatte, den Zeitpunkt ihrer Rückkehr selbst bestimmen zu dürfen. [Ira]

„Dann hoffe ich nur, dass ihr beiden den Weg nicht wieder aus den Augen verliert.“ Jost sah sie eindringlich an, führte aber nebenbei schon wieder den Kelch an die Lippen.

Ira warf Aedin einen prüfenden Blick zu, dem aber Heiterkeit innewohnte. „Nein, das werden wir nicht,“ sprach sie mit einem Schmunzeln.

„Ich meinte auch eher, wenn ihr euch… verlustiert. Es wäre nicht ungewöhnlich, dass man im Eifer des Gefechts schon mal die Zeit vergisst. Und den Weg.“ stichelte der Baronet weiter. Es lag aber auch durchaus eine Aufforderung in seinen Bemerkungen. Er wusste ja von Iras Interesse an dem Albernier und dessen Blick verriet auch einiges. Jost hatte seinem Schützling erlaubt, so weit zu gehen, wie sie wollte – wenn sie darüber hinaus jedoch noch an ihre Aufgabe dachte!

„Keine Sorge, ich werde dem Bier nicht zu sehr zusprechen, Herr.“

„Ich meinte auch nicht unbedingt das Bier.“

‚Ja, das ist schon klar‘ Ira entrann ein Stöhnen, doch sie nickte artig, gab noch eine Beteuerung zum Besten und wünschte den beiden Herren dann ebenfalls einen schönen Abend, bevor sie sich an Aedins Seite gesellte und sich mit ihm gemeinsam auf den Weg machte.

Sie warf allerdings noch einmal einen Blick zurück, als die beiden Ritter hinter ihnen zugleich anfingen zu lachen. Wahrscheinlich hatte ihr Schwertvater eine weitere anzügliche Bemerkung gemacht. Sie traute ihm das zu. Er hatte im Vorfeld schon einige davon fallen lassen und ein wenig ärgerte es sie, dass er ihr auf der einen Seite vielsagend zuzwinkerte, auf der anderen Seite sie jedoch anhielt, nicht über die Stränge zu schlagen, weil immer noch im Raum stand, welche Sympathie den Eichsteinern innewohnte. Aedin konnte also bemerken, dass sie bei dem Lachen der Männer die Stirn krauszog, doch dann das Ärgernis abstreifte, in dem sie den Knappen an ihrer Seite aufmunternd und freudig erregt ansah. „Also, Herr von Eschenquell, wohin gehen wir als erstes?“

Aedin lauschte den Worten des Barons und seiner Knappin interessiert und wartete höflich, bis sie beide tatsächlich aufbrechen konnten. Dabei lächelte er leicht und dachte sich seinen Teil zu den Anweisungen des Barons und des Wortgeplänkels zwischen ihm und Ira. Dieser bot er dann, als sie sich zum Gehen schickte, galant seinen Unterarm, damit sie sich einhaken könne und führte sie vom Lager des Hlûtharswachters fort. „Nun, Frau von Plötzbogen, wir beginnen unsere Lagerführung mit einem kurzen Rundgang, um einen Blick auf die einzelnen Provinzlager zu werfen. Dann schlage ich vor, dass ich Euch die wichtigsten Einrichtungen des Trosses zeige – hier gibt es allerhand zu erleben von den Badehäusern über die Garküchen, Naschwerkbäcker bis hin zum Versorgungskommando Stahltopf. Vielleicht haben wir auch Glück und Hammerklang erfreut uns mit ihrer Musik. Ist das nach deinem Geschmack? Oder darf es was ganz anderes sein?“ erwiderte er, während sie vom Lager der Nordmärker fortgingen, um eine Runde durch die Provinzlager machen.

Ira ergriff gern die Gelegenheit und hakte sich unter. Sie genoss es durchaus, so charmant hofiert zu werden. „Hm, das hört sich alles sehr gut an. Vor allem das mit dem Naschwerk.“ Sie schmunzelte und passte ihre Schritte an die seinen an.

Während sie seiner Führung folgte: „Wer ist denn eigentlich Hammerklang? Klingt nicht unbedingt nach höfischer Klimper-Klimper-Tanzmusik. Eher nach einem brachialen zwergischen Liedermacher, der ganz und gar nicht höfische Texte zum Besten gibt.“ Ihre Worte ließen eine gewisse Neigung durchaus erkennen.

„Hammerklang? Ich sage nur: der Name ist hier Programm. Ich kann mir vorstellen, dass dir das gefallen könnte. Lass dich überraschen“ erwidert er grinsend und führte sie an seinem Arm fort.

Rasch hatten sie die Grenze des nordmärker Lagers überwunden und marschierten auf das Lager der Garetier zu.

„Ich schlage vor, wir fangen mal mit den Lagerteilen an, die ich auch noch nicht so häufig betreten habe, dann können wir gemeinsam was Neues entdecken. Wie wäre es mit einem Ausflug zu den Garetiern? Faszinierendes Lager, ganz hervorragend… Nein, ich gebe es zu: ich nehme diesen Weg nur, da er von eurem Lager aus der kürzeste ist zum Trosslager. Natürlich nur, falls dir das genehm ist und du nicht unbedingt ganz viele verschiedene Zelte, Waffen, Banner und anderes Kriegszeug angucken möchtest“ Er hielt einen Augenblick inne und musterte sie kurz, bevor er fortfuhr: „Da gibt es sicher hübschere Dinge, die wir uns anschauen können...“ eröffnete Aedin und führte Ira in Richtung der „Reichsstraße IV“ – dem Trampelpfad, der von diesem Teil des Nordmärker Lagers durch einen Teil des garetischen Aufgebotes in Richtung des Trosslagers führte.

„Wenn du mit ‚hübschere Dinge‘ meinst, dass sie der Zerstreuung dienen, dann bin ich dabei! Also: – Her mit den Weibern!“ rief sie übermütig aus und grinste, als sich tatsächlich ein paar Köpfe drehten, als sie die Stimme verstellte, damit diese wie die eines Mannes klang. Dass ihr egal war, was man in diesem Moment über sie dachte, machte deutlich, als sie im selben Ton fortfuhr: „Und Musikanten! Wo sind die Musikanten? Und die Narren!“

Sie musste über das erschrockene Gesicht einer Dienstmagd lachen, die sich irgendwie angesprochen gefühlt haben musste, aber die, als die beiden Knappen sich näherten, schnell das Weite suchte.

„Scheiße, ich hab nen Tausend-Meilen-Ritt hinter mir, ich will meinen Arsch nicht auf harte Schemel pressen. Aedin, kann man hier irgendwo tanzen?“ kam ihr die Idee und sie machte mit ihren Füßen ein paar angedeutete Tanzschritte.

„Ich denke schon.“ War seine Antwort. Ihre Heiterkeit gefiel ihr. Diese Ira war längst nicht so verklemmt, wie andere.

Sie riss sich von ihm los und tänzelte im Folgenden auffordernd vor Aedins Nase herum. Dabei stimmte sie kurzerhand ein kleines Volksliedchen an, dessen Text eindeutig zweideutigen Hintergrund besaß:

„Mein Vater war ein reicher Herr,
Der fragt mich, was mir wichtig wär',
Wenn ich nen Mann mir nehmen wollt',
Darauf ich ihm berichten sollt',
Welch' Männlein ich nicht fände schlecht,
Ich dachte an ein lang' ...Gedicht,
Worauf man besser nicht verzicht.
Ach Vater, sprach ich, mit Bedacht,
Die Mannen, die ich nicht veracht',
Sind edle, stolze Recken,
Die voller Tugend stecken
Und nach den alten Sitten
Fest halten mir die ...Treue,
Damit ich nichts bereue. …“ (Quelle: Irrlichter)

Aedin lachte. Der Abend versprach spaßig zu werden.

Ein Mordfall stinkt

Beteiligte Personen und ihre Herkunft:

  • Nottel Grobhand von Koschtal, Roban Grobhand, Rondramin Grobhand / Kosch (Thomas)
  • Nale von Boltansroden / Kosch (Monika L.)
  • Baduar von Eichstein / Kosch (Carsten L.)
  • Graf Jallik von Wengenholm / Kosch (Stefano M.)
  • Basin von Richtwald / Nordmarken (Richtwald)
  • Xadresch / Nordmarken (Stefan S.)

Der Morgen des 13. Ingerimm weckte die lagernden Kämpfer Ihrer kaiserlichen Majestät unsanft aus dem tiefen Schlaf. Leise Schreie und Rufe der Knappen und das schmerzvolle Wiehern vieler Pferde drangen ins Lager der Albernier und Nordmärker. Doch auch im koscher Lager war ein Tumult zu hören – in der Sprache der Angroscho!

Von den Zelten der Bierbrauer waren aufgeregte Rufe und Schreie zu hören. Die Lagerwache war schnell vor Ort, und auch einige neugierige Adelige sammelten sich bald.

Über Nacht hatte jemand der Bierwache die Kehle durchgeschnitten. Der Zwerg lag tot in einer Blutlache. Größer noch als sein ausgelaufener Lebenssaft war die Bierlache, in der er beinahe schwamm. Alle Fässer mit gutem selbstgebrauten und auch die eisernen Vorräte an Angbarer und Ferdoker waren aufgeschlagen worden. Dem toten Angroscho hatte man einen Krug in die Hand gedrückt, in welchen das Wappen eines der koscher Ritter eingebrannt war. Auch eine Schriftrolle war im Bierkrug zu finden. Auf dieser stand, in verschnörkelten Lettern geschrieben:

An den Knappen Aedin: Herausforderung angenommen! Dann zeig mal, was dein 'Ankloper' so kann. Und freundliche Grüße an deinen Schwertvater Baduar von Eichstein, vielen Dank für seine Hilfe.

Schnell fand sich eine wütende Menge Koscher zusammen, die sich auf den Weg zum Zelt des Herrn von Eichstein machte. So mancher hatte schon ein zur Schlinge gebundenes Seil zur Hand. Die Rufe „Verräter, Mörder, Frevler“ machten die Runde, die Stimmung kochte, alles konnte passieren.

„Haltet an Euch, Kinder“, mahnte Nottel Grobhand von Koschtal seine beiden Töchter, die in der Menge standen. „Wut ist kein besonders guter Ratgeber!“

„Man hat einen der Unseren ermordet, Vater“, begehrte Rondramin, die ältere der beiden auf. Die helle Brandnarbe auf ihrer Wange bildete einen scharfen Kontrast zu dem zornesroten Gesicht. „Das können wir nicht hinnehmen!“

„Und das werden wir nicht hinnehmen“, versprach Nottel mit ruhiger Stimme. „Aber zunächst einmal muss sicher sein, wer für die Bluttat verantwortlich ist.“ Er wandte sich von Rondramin ab und erhob die Stimme.

„Koscher – lasst Euch nicht vom Zorn zu weiterem Blutvergießen verleiten! Bedenkt, dass jeder Zwist zwischen den Getreuen der Kaiserin nur dem Feind im Osten dient!“

Zahlreiche Blicke hatten sich auf den alten Mann gerichtet, einige wutentbrannt, andere nachdenklich, und einige nickten nach einem kurzen Durchatmen. (Thomas [Grobhand von Koschtal])

Xadresch fluchte lauthals und bahnte sich recht unsanft seinen Weg durch die umherstehenden Gaffer. Er hatte beim einem reichhaltigen Frühstück aus würzigem Käse und fettiger Ziegenmilch vernommen, dass einer der Koscher Brüder gemeuchelt worden war und wollte sichergehen, dass es keiner seiner Freunde war, der einen so grausigen Tod hatte erleiden müssen.

Der Sohn des Xolltresch war in seinem bisherigen Leben häufig in Angbar und Ferdok gewesen, oft auch aus eher zwielichtigem Grund und kannte daher viele der mitreisenden Koscher Angroschim. Der Kosch war sicher ein halbes Jahrzehnt seine Heimat gewesen, er schätzte die lebensfrohen Angroschim, vor allem die der Hügellande. Sie waren in vielem nicht so verbissen wie die restlichen Völker der Angroschim.

Als er des Ermordeten schließlich ansichtig wurde, verfinsterte sich der Ausdruck in seinem Gesicht noch weiter. Ja, leider kannte er den auf dem Boden in seinem eigenen Blut liegenden Zwerg mit dem grässlichen Schnitt am Hals. Es war Tubaschox, der Sohn des Tubax, daran bestand kein Zweifel. Er war der Sohn eines Brauers aus Ferdok und gehörte wohl zum großzügigen Tross des Fürstentums. Xadresch war nicht befreundet gewesen mit ihm, aber er hatte oft im Gasthof seines Vaters gegessen und hatte von dem freundlichen Jungen immer sein Bier vorgesetzt bekommen. Der arme war sicher noch keine vierzig Jahre alt und hatte wohl nur darauf aufpassen sollen, dass niemand sich des Nächtens an dem Gerstensaft vergriff. Doch nun hatte man ihm einfach die Kehle hinterrücks aufgeschlitzt und ihn liegen lassen.

Grollend gab Xadresch den beiden Wachen zu verstehen, dass er den Toten kannte und nannte ihnen seinen vollen Namen. Sollten die sich doch darum kümmern, ihn der Obrigkeit des Feldzuges mitzuteilen. Dann zog Xadresch seinen Wappenrock aus und warf ihn über den Toten. Mit leiser und belegter Stimme sprach er ein kurzes Gebet in der Muttersprache der Zwerge.

Danach machte er sich mit Wut im Bauch, aber auch Trauer daran, den Schauplatz des Mordes in Augenschein zu nehmen. Den Toten selbst konnte er sich ja leider schlecht unter den Augen der ganzen Leute ansehen. (Stefan [Xadresch] 04.08.16)

Im Lager der Eichsteiner war man gerade bei den üblichen morgendlichen Verrichtungen, als der Page als erstes die Menschentraube bemerkte, die sich näherte. Schnell lief er zu seinem Herrn in das größte der drei Zelte: „Herr, da nähert sich eine aufgebrachte Menschenmenge. Die wirken ganz schön wütend...“ meldete er aufgeregt und deutete dabei nach draußen. Baduar, der gerade dabei war, sich anzukleiden, legte einen Gang zu und schloss die Gürtelschließe des Schwertgurtes über den Gambeson, den er trug. „Dann will ich mir das mal ansehen. Hadomar, du und Reto bleibt im Zelt“

Dann wand er sich an Jeobdan: „Sag den anderen, dass sie vorsichtig sein sollen. Ich weiß noch nicht, was das zu bedeuten hat. Sag auch den drei Neuen, dass sie aufpassen sollen. Und dann hätte ich gerne Sirala und dich an meiner Seite.“ Mit diesen Worten trat er hinaus vor das Zelt um zu sehen, worum es hier ging. [Baduar (Carsten) 04.09.2016]

Da erkannte er auch schon seine Cousine Nale von Boltansroden, die auf ihn zugeeilt kam.

„Sieht so aus, als wollten die zu dir!“, entgegnete sie ihm und wirkte besorgt, „Ich würde ja zu gerne wissen, wem Du zu nahe getreten bist mit Deiner doch recht... ähm... höfischen Art, aber ich fürchte leider die Situation ist ernst...“

Die Junkerin nickte um ihrer Aussage mehr Gewicht zu verleihen, dann zog sie ihr schwarzes, schlichtes, bodenlanges Kleid mitsamt dem hochgeschlossenem Unterkleid an der Taille ein bisschen nach oben, sodass eine Falte über ihrem Gürtel entstand und es jetzt nur noch knapp bis über ihren Knöchel reichte: „Nur für den Fall, aber ich glaube nicht, das es notwendig werden wird“

Und wie im Widerspruch zu ihren Worten, schlug sie ihren kurzen grünen Umhang, auf dem das Wappen ihres Hauses prangte auf der Schwertseite zurück und klopfte ihrem Vetter aufmunternd auf die Schulter. Dann jedoch runzelte sie plötzlich die Stirn, sah ein wenig verstimmt an sich herab und murrte dabei: „Ich hätte doch die Stiefel anziehen sollen... Wie sieht das denn jetzt aus? Na ja, immerhin hab ich lange Strümpfe an, stelle Dir vor jemand sähe meine nackten Beine...“ [Nale (Monika) 05.09.2016]

Aufmerksam blickte Baduar sich um, um einen ersten Eindruck zu bekommen, bevor er seine Cousine Nale begrüßte: „Hallo Nale, das sieht ja ganz so aus“ Einen Augenblick hielt er inne, bevor er ihr antwortete: „Höfische Art, hm?“ Er schwieg erneut kurz, bevor er weitersprach: „Hesine hat vor zwei Abenden ein paar Leute beim Boltanspiel ausgenommen, aber sonst waren wir unter uns, du kannst also ganz beruhigt sein. Und Aedin hat ein wenig von gestern erzählt, aber sein kleiner Umweg durchs Lager rechtfertigt wohl kaum einen aufgebrachten Mob, würde ich sagen. Aber zumindest bist du für die bevorstehenden Ereignisse nicht unrühmlich gekleidet, das ist mir schon mal ein großer Trost“ sagte er dann, halb ernst und halb lachend. Insgeheim war er froh, dass seine Cousine hier war, den der Auflauf, der sich hier zusammenbraute, war schon ungewöhnlich. [Baduar (Carsten) – 06.09.2016]

„Siehst Du“, sagte Nale ein wenig spöttisch, „Wir verstehen uns!“ [Nale (Monika) 06.09.2016]

Etliche der aufgebrachten Koscher Kämpfer und Angehörige des Trossvolkes hatten auf die Mahnung Nottels gehört, doch bei weitem nicht alle. Sicher zehn wütende Männer und Frauen und auch drei Zwerge stapften weiter und tauchten nur wenig später vor dem Zelt des Eichsteiners auf. Kurz blieben sie stehen, riefen weiterhin: „Mörder, Zwergenhasser, Bierverschwender“ und andere Schmähwörter, bis die ersten drei sich trauten und auf Baduar zutraten, um ihn zu ergreifen. Diese wurden sogleich angefeuert von ihren Mitläufern: „Ja, packt ihn, hängt ihn, Haffaxschwein, seinen Knappen gleich mit!“

Als die drei auf Baduar und die Seinen zutraten, setzen tausendfach geübte Reflexe ein. Blitzschnell waren der Junker, auch seine Cousine, von den Waffenknechten Baduars umringt, die mit ihren Schilden die drei Aufgeregten vom Näherkommen abhielten. Baduar und seine Leute hatten Verteidigungshaltung eingenommen und behielten ihre Umgebung und die Leute sorgfältig im Blick, dabei nach allen Seiten sichernd. Ihre Waffen hatten sie noch nicht gezogen, jedoch war allen Beteiligten klar, dass dies jederzeit erfolgen konnte, sollte es notwendig werden.

Baduar verschaffte sich einen kurzen Überblick über die Meute. Natürlich, alles Gemeine – höhere Offiziere oder Leute von Stand waren nicht dabei. Viele im Lager, gerade die Gemeinen, waren nervös und reizbar, je länger das Lager dauerte. „Bei Praios, Rondra und ihren göttlichen Geschwistern“ rief er mit ernster, befehlsgewohnter Stimme. „Erklärt euch! Was soll dieser Aufruhr?“ [Baduar (Carsten) – 06.09.2016]

Da er keine offensichtlichen Spuren finden konnte, marschierte Xadresch der aufgebrachten Menge hinterher und schüttelte dabei den Kopf über sich selbst. Wie wollte er unter dieser riesigen Bierlache auch Hinweise finden? Noch übellauniger als vorher vernahm er die Rufe der sich gegenseitig aufpeitschenden Traube von Menschen und schlug eiligst die entsprechende Richtung ein. Entweder jemand beruhigte den Mob, oder es würde weiteres Blut fließen. In diesem Moment wusste er nicht was ihm lieber war. (Stefan [Xadresch] 06.09.16)

Eigentlich wollte Basin nach der letzten Nacht nur noch in sein Lager und schlafen. Die Seelenprüfung der Anführerin des Söldnertrupps Schädelplatte hatte ungleich länger angedauert als er es sich erträumt hätte, dennoch konnte er nicht abstreiten, dass sich diese Erfahrung gelohnt hatte.

Auf seinem Weg zu seiner ersehnten, wenn auch verspäteten Nachtruhe entging ihm allerdings nicht die aufkommende Unruhe im benachbarten Koscher Lager. Hinter vorgehaltener Hand herzhaft gähnend beobachtete er das sich ihm bietende Schauspiel. Interessiert musterte sein Blick die aufmarschierende Meute, bis ihm auffiel, dass ihm die andere Partei durchaus bekannt war. Erkannte er doch tatsächlich dort die beiden Koscher mit denen er sich auf der Angbarer Jubiläumsfeier unterhalten hatte. Plötzlich ein wenig wacher kam wieder Spannung in seinen Körper, während seine Linke von ganz allein zur Waffe ging. [Richtwald(Basin) 06.09.16]

Durch die offenkundige Wehrhaftigkeit und Entschlossenheit abgeschreckt, senkten die drei mutigen Männer ihre Arme und traten, mit immer noch wütenden und geifernden Gesichtern, zurück zu ihren Kameraden. Dort, im sicheren Hafen der Mitstreiter, fanden sie ihren Mut wieder und begannen, mit allem was sich in die Hände nehmen ließ, nach Baduar und dessen Knappen zu werfen. Äpfel, Essmesser, ein Scheisseimer von einem nahestehendem Zelt und sogar eine kleine Axt flogen, dekoriert mit weiteren wüsten Beschimpfungen, in Richtung des Ritters.

Durch den Tumult wurden noch mehr Gemeine und auch Kämpfer angelockt, die sich das Schauspiel nicht entgehen lassen wollten. Noch war niemand der Heeresführung aufgetaucht.

Baduar und seine Leute wehrten die verschiedenen Wurfgegenstände so gut es eben ging mit den Schilden ab. Momentan klappte das noch ganz gut, aber wenn sich noch weitere Krawallbrüder hier einfinden würden, dann war es nur noch eine Frage der Zeit. Baduar winkte Hardubrand Sauerfold, einen seiner Schützen, zu sich. „Hardubrand, sieh zu, das du seiner Hochwohlgeboren Graf von Wengenholm erreichst und ihm von diesem Zwischenfall berichtest. Los!“ Damit schickte er den Schützen, der auch leidlich mit einem Kurzschwert umzugehen wußte, fort zum Anführer der Koscher Ritter. Dann wandte er sich an Yeomar: „Schnapp dir Sirala und stellt euch hinter mich, wir gehen nach vorn. Sorgt dafür, das dieses Krawallvolk uns nicht trifft – und bleibt aufmerksam.“ Dann trat Baduar in Begleitung der beiden und unter der Deckung der Schilde ein paar Schritte auf die kleine Versammlung von Krawallbrüdern zu, während seine anderen Getreuen vor dem Zelt blieben, das Lager sicherten und die Situation aufmerksam beobachteten. Die beiden Pflögingerzwillinge hatten sich ganz vorsichtig ihre Armbrüste heran geholt und diese mittlerweile schussbereit gemacht, hielten sie aber noch auf den Boden gerichtet. Jeder Schritt der drei zeigte der versammelten Menge deutlich, das sie im Ernstfall nicht zögern und sich notfalls auch ihrer Waffen bedienen würden. „Bei Praios, was hat dieser Krawall zu bedeuten! Wir stehen im Heerzug gegen den Erzverräter Haffax und ihr stiftet hier so eine Unruhe! Wo soll das hinführen, wenn wir uns jetzt schon selbst an die Gurgel gehen! Erklärt euer Anliegen oder macht, das ihr zu euren Lagern zurückkommt!“ rief Baduar den Leuten mit lauter und fester Stimme zu. [Baduar (Carsten) – 08.09.2016]

Xadresch sah sich das Schauspiel ungerührt an. Lediglich ein müdes Kopfschütteln hatte er für dieses kindische Gezänk übrig. Gemächlich nahm etwas abseits der streitenden Parteien seine Armbrust vom Rücken, spannte sie mit dem Hebelfuß vor und begann dann, die Kurbel langsam und genüsslich zu drehen, so dass der Zahnkranz beim Einrasten in jeder Position ein vernehmbares Geräusch erzeugte. Er tat dies mehr für sich selbst, denn er liebte dieses ihn beruhigende Geräusch. Doch tatsächlich schauten diejenigen die seiner Position am nächsten waren irritiert in seine Richtung. Als er darauf zu sprechen ansetzte war seine Stimme überaus gereizt, denn er hatte im Augenwinkel gesehen das eine Axt geworfen worden war. Wie zu Untermalung seines grollenden Tones hob er die nun vollends gespannte Gandrasch und legte einen Bolzen mit nach vorne geöffneter Halbmondspitze ein.

„Wer von euch elendigen Hornochsen den Feldlagerfrieden bricht, wird eine harte Bestrafung erhalten, aber erst wenn ein rechtmäßiger bestellter Richter ein Urteil gefällt hat. Und das gilt auch für die von euch hier beschuldigten. Wir sind keine Wilden, bei denen es Selbstjustiz gibt. Oder täusche ich mich da so in euch Menschen? ZIEHT AB, ABER ZACKIG!“ (Stefan [Xadresch] 09.09.16)

Unschlüssig, ob man dem energischen Ton und der unverhohlenen Drohung folge leisten sollte, verharrten sowohl die Menge, wie auch die Beschuldigten. Xadresch versuchte, beide Seiten so gut es ging im Blick zu behalten. Als dann hinter ihm ein halblautes „Tschuljung“ erklang, wäre er beinahe zusammen gezuckt. Ohne ihn zu beachten, schlurfte ein Mann in einfacher Kleidung vorbei, kaute an einem Brotkanten und stapfte ungerührt zwischen die streitenden Parteien. Erst als er fast genau vor Baduar zum Stehen kam, schien er zu bemerken, wo er sich gerade befand.

„Was is´n hier los?“ nuschelte er kauend. „Ich dachte, die Schlacht kommt erst noch. Fängt die Schädelspalterei jetzt schon an?“

Irgendwo in den Reihen der Koscher schlug Nottel Grobhand von Koschtal die Hand vor das Gesicht. „Um der Götter willen, Roban!“ flüsterte er atemlos. Da stand dieser Trampel mitten zwischen den streitenden Parteien, kaute ungerührt wie eine Kuh auf der Weide und schien weder die gezückten Waffen noch die gespannten Armbrüste zu bemerken. Schon wurden erste Rufe laut, die sein Fortgehen forderten, andere warfen dem Eichsteiner unumwunden die Schuld an der Bluttat vor, während die Gegenseite jegliche Beteiligung bestritt.

„Wer bist du eigentlich?“ brüllte einer der Koscher schließlich Roban an. „Als gedungener Waffenknecht hast du hier nichts zu vermelden!“

„Ritter Roban Grobhand von Koschtal“ gab Roban, jetzt mit erheblich mehr Lautstärke zurück. „Und der nächste, der mich als gedungenen Knecht tituliert, schluckt seine eigenen Zähne. Ist das jetzt die Koscher Art, zu so früher Stunde herumzukrähen wie die Marktschreier und dem nächstbesten Verdächtigen auf den Pelz zu rücken? Und wenn mich so ein Krakeel schon von meinem Strohsackhorchdienst wegholt, will ich wenigstens wissen, was los ist. Also – hat sich schon jemand die Leiche angesehen, die Lageroberen verständigt, wurde ein Richter eingesetzt, Zeugen befragt, hat schon irgendjemand etwas Sinnvolles gemacht? Oder wurde bislang nur mit Scheisse geworfen?“

Mit einem beiläufigen Tritt beförderte Roban den liegen gebliebenen Eimer davon, der den Rest seines stinkenden Inhalts über die ohnehin zertrampelte Wiese verteilte. (Thomas [Grobhand von Koschtal])

In Xadreschs Miene zeigte sich ein breites Grinsen. Ja, der gefiel ihm! Bestimmt konnte man mit dem auch gut Karten kloppen und kräftig einen heben. Er nahm sich fest vor ihn einmal danach zu fragen, vielleicht gar eine entsprechende Einladung auszusprechen.

Mit einem leicht belustigen Unterton antwortete er laut vernehmlich auf die Frage des Ritters. “Am Tatort war oberflächlich nichts zu sehen. Ich konnte mir aber auch keine Zeit lassen gründlich zu suchen, sonst wäre hier ja ein Massaker geschehen. Die Anwesenden Scheiße- Werfer sind ja alle nicht die hellsten Kerzen auf der Torte.

Die Leiche habe ich mir unter den Augen der Gaffer ebenfalls nicht detailliert angesehen. Ich habe meinen Bruder lieber zugedeckt, um seine Würde zu bewahren. Darauf sind die Hornochsen ja selbst nicht gekommen. Ich kannte den Jungen im übrigen im Gegensatz zu wahrscheinlich vielen der hier versammelten Damen und Herren.” Die letzten Worte betonte er über die Maßen, zog sie zusätzlich in die Länge und somit sicher bewusst auch etwas ins Lächerliche.

“Ach und ich habe den wachhabenden Offizieren zumindest seinen vollen Namen sagen können. Er ist der Sohn eines Ferdoker Brauers, bei dem ich einst Stammgast war. Also wenn hier einer Grund zum sauer seien hat dann ich, bei Angroschs gigantisches Klöten!” (Stefan [Xadresch] 09.09.16)

Nale stand direkt neben ihrem Vetter und blickte den Grobhänder an.

„Nun, werter Ritter Roban Grobhand vom Koschtal“, hob sie an und in ihrer Stimme schwang ein merkwürdiger Unterton mit, „Wenn Ihr doch über alles Bescheid wisst und ohnehin sehr genau wisst, was zu tun sei, dann könnt Ihr doch gewiss erklären, was meinem geschätzten Vetter, Baduar Ibram von Eichstein, eigentlich genau vorgeworfen wird?“

Sie holt kurz Atem, viel zu kurz, als dass jemand hätte antworten können und rief über die Ansammlung hinweg: „Bisher habe ich nichts anderes als üble und vollkommen haltlose Verleumdungen gehört!“ [Nale (Monika) 10.09.2016]

“Woher zum Gehörnten soll ich das denn wissen, Frau kenn-ich-nicht von weiß-ich-auch-nicht?” schnarrte Roban unwillig. “Ich habe bis gerade eben geschlafen. Hatte gestern Abend eine recht angenehme Würfelpartie und ein, zwei Schnäpschen mit ein paar Angroschim. Leider scheinen die gerade dabei zu sein, in meinem Schädel nach Gold zu schürfen. Und warum man Eurem Herrn Vetter derlei vorwirft, gute Frau, kann ich auch nicht wissen. Auch nicht, warum hier Eimer und ähnliches Zeug durch die Luft fliegen wie auf einem thorwalschen Familienfest, warum man rumbrüllt wie die Orks bei Vollmond oder warum wir dem zwölfmal verfluchten Hurensohn Haffax die Arbeit, uns abzuschlachten, direkt hier abnehmen wollen!”

Er war mit jedem Wort etwas lauter geworden, gleichzeitig mit Nale und dem aufgebrachten Mob schimpfend. Der Werwolf, der ihn nach der Sauferei vom letzten Abend plagte, war ihm deutlich anzusehen. Trotzdem rang Nale sich ein wenig Respekt ab – entweder war der Kerl völlig verrückt, immer noch sturzbetrunken, oder von einer tapferen Genialität. Solange er als Unbeteiligter in der Mitte stand, schien keine der beiden Seiten zu wagen, aufeinander loszugehen. Und selbst wenn dieser Roban wirklich nur dastand, weil man ihn geweckt hatte, er schindete vielleicht genug Zeit, bis ein Hochadliger erschien, um die Angelegenheit in geregelte Bahnen zu lenken. (Thomas [Grobhand von Koschtal])

Xadresch seufzte ein wenig theatralisch, machte dabei aber einen durchaus amüsierten Gesichtsausdruck.

“So lasst mich euch diese beschissene Situation erklären. Die koscher Bierwache wurde heute Nacht mit einem Schnitt durch die Kehle gemeuchelt und alle Fässer angestochen, eine riesen Sauerei kann ich euch sagen. Der Tote ist ein Angehöriger meines Volkes. Er war ein feiner, fleißiger Bursche.

Was die hier versammelten Hohlköppe aber so in Rage versetzt hat, ist der Umstand das bei dem Toten ein Krug mit einem bestimmten Wappen und eine Nachricht gefunden wurde, in der einem gewissen Knappen Aedin und dessen Schwertvater Baduar von Eichstein für ihre Hilfe gedankt wird.

Als wenn nicht jeder hirnamputierter Schwarzpelz erkennen könnte das man damit schlicht Unfrieden sähen will. Aber vielleicht ist ‚Ork‘ auch schon ein Kompliment für die Scheisseschmeisser hier drüben.” (Stefan [Xadresch] 11.09.16)

Die Situation schien sich gerade ein wenig zu beruhigen – immerhin flogen keine weiteren Gegenstände mehr in Richtung des Junkers Baduar. Da bemerkte Xadresch jedoch, dass ein Gegenstand aus Richtung des Zeltes des Herrn von Eichstein auf die Menge hinzugeflogen kam. Auf Grund der Morgendämmerung war das Lager noch grau in grau gekleidet, nur die guten Augen des Zwergen hatten eine Chance, den großen Tonkrug zu erkennen. Doch da landete er schon mit einem lauten Klirren in mitten der aufgebrachten Rittersleut und Trossvolk, und zerbarst. Beinahe sofort verbreitete sich eine eklig-grünliche Wolke, wohl noch angetrieben durch eine kleine Explosion, und hüllte alle Anwesenden ein. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die Information von Nase und Mund zu den Gehirnen der Menschen gelangte: ES STANK WIE EITRIGE MADENSUPPE AUS DUGLUMS KÜCHE und klebte so widerlich penetrant an den Kleidern, Zeltplanen und in den Haaren wie Spinnenweben in einem Moor.

Auch der eben erschienene Graf Jallik von Wengenholm, der gekommen war, um nach dem Rechten zu sehen, bekam eine Ladung der in zwischen grün-schillernden Substanz ab.

Es sollte das wohl größte Gekotze geben, dass die biererfahrenen Koscher für lange Zeit erleben sollten. Ein jeder erbrach sich, wo er gerade stand, unkontrolliert und körperdurchschüttelnd. Und da der Gestank sich auch in den Kleidern festgesetzt hatte, half auch kein fortrennen, da diejenigen, die die Hasenfußtaktik anwendeten, die Mishkara-Wolke in Mitten des koscher Lager trugen.

Angestrengt versuchte Xadresch an dem Ort eine Person auszumachen, von dem aus das Tongefäß geworfen worden war. Instinktiv ging der Angroschim dabei einige Schritte zurück, weg von den Streithähnen, als das Unheil noch in der Luft war. Doch es sollte nichts helfen.

Sein Warnruf ‘Achtung Brandbombe’, denn für so etwas hielt er den für ihn nur als flüchtigen Schemen auszumachenden Gegenstand im schlimmsten Falle, war nur mit Unverständnis entgegnet worden. Ja, er erntete tatsächlich nur vereinzelt dämliche Blicke, die meisten ignorierten ihn gänzlich, bis im nächsten Moment das berstende Geräusch zu vernehmen war und sich der niederhöllische Gestank schnell und umfassend ausbreitete.

Nun, während alle, ihm eingeschlossen fleißig und mit Inbrunst am kotzen waren, konnte der Täter vermutlich unbehelligt abziehen und sich dabei noch sicher sein das er den Streit geschürt hatte. (Stefan [Xadresch] 12.09.12)

„Verdammte Axt, wenn das so weitergeht, dann brauchen wir gar nicht erst bis nach Mendena ziehen, sondern Haffax wird schon vorher siegen wenn er es schafft, das wir uns alle gegenseitig an die Gurgel gehen“ fluchte Baduar, der den zunehmenden Auflauf mit Sorge, aber auch mit Wut betrachtet hatte. Gerade wollte er mit dem Grobhänder und Xadresch sprechen, als auf einmal diese widerliche Stinkbombe in die Menge geworfen wurde – und das auch noch aus Richtung des eigenen Lagers! Eigentlich wollte er sich gerade nach seinen Leuten umsehen, da wurde auch er ein Opfer des heimtückischen Anschlages – schade um das gute Frühstück. Und auch seinen Leuten ging es nicht besser – das Zeug hatte eine umwerfende Wirkung. An eine Suche nach dem Werfer oder gar einer Verfolgung war absolut nicht zu denken. [Baduar (Carsten) 12.09.2106]

‚Wenn der Tag schon so anfängt‘, ging es Roban durch den Kopf – und nicht nur das. Glücklicherweise hatte er noch keine Zeit zum Frühstücken gehabt, flau im Magen war ihm vorher schon gewesen.

„Hol´s der Hanghas!“ hustete er, wischte sich Mund und Bart ab und torkelte in die Richtung, aus welcher der Topf geflogen war. Dabei stieß er mit dem ebenfalls taumelnden Eichsteiner zusammen, murmelte eine Entschuldigung und versuchte, ihn zur Seite zu schieben. Der schien die Situation aber völlig zu verkennen und krallte sich statt dessen in Robans Arme, als sei er der Gegner in einem spontanen Ringkampf.

„Mensch, lasst los, sonst entkommt uns der Stinker“, fauchte Roban und bemühte sich, den Griff zu lösen. Auch Baduar erkannte jetzt, dass er den Falschen am Wickel hatte, und ließ von Roban ab. Der machte noch ein paar Schritte, ehe er wieder stehen blieb. Die paar Sekunden der Kotzerei und dem unfreiwilligen Bärentanzes mit dem Eichsteiner hatten ohnehin schon genügt, um dem feigen Werfer die Flucht zu ermöglichen. Roban hätte kotzen können, wenn er das nicht schon hinter sich gehabt hätte.

„Scheiße!“ knurrte er. „Scheiße, Scheiße und noch mal Scheiße! Mann, wenn der Feldzug so grandios weitergeht, kann ich mich direkt hier vor Ort eingraben lassen!“ (Thomas [Grobhand von Koschtal]).

Nachdem Nale sich ihres kompletten Abendessens entledigt hatte, zumindest glaubte sie das, fühlte sie sich schon ein bisschen besser. Nichts im Vergleich zu den Zorganpocken, dachte sie, aber immerhin habe ich heute noch nichts gegessen... Sie musste fast schon ein bisschen Lächeln, wäre da nicht der erbärmliche Gestank um sie herum gewesen, ganz abgesehen von den anderen und dem ganzen durcheinander.

„Ich hätte einfach meine Stiefel anziehen sollen!“, murrte sie erstaunlich gefasst, wagte aber weder auf ihre Schuhe noch an sich herabzublicken oder auch nur irgendwo anders allzu genau hinzuschauen. Sie machte sich gerade und versuchte einen Überblicke zu bekommen. Wo steckte Baduar eigentlich? War der nicht gerade noch an ihrer Seite gewesen? Oder sie an seiner? [Nale (Monika) 12.09.2016]

Baduar versuchte, sich aufzurichten und halbwegs gerade zu stehen – gar nicht so einfach, denn noch immer drehte sich alles um ihn herum. „Wohl war – wenn das so weitergeht, können wir uns auch gleich alle an Ort und Stelle gegenseitig umbringen. Verdammtnocheins“ fluchte er dann und stimmte dem Grobhänder zu. „Schnappen wir uns den feigen Kerl“ sagte er und blickte sich um, um gerade noch einen ungenauen Blick auf ein Stück eines Gewandes zu erhaschen, das mitsamt seinem Träger zwischen den Zelten verschwand. „Dahinten“ rief er zum Grobhänder“, zeigte auf einen verschwindenden Schemen zwischen den Zelten und begann, mit seinen Getreuen die Verfolgung aufzunehmen. Kein ganz einfaches Unterfangen, denn immer noch wollte sein Magen nicht so recht mitspielen und das dumpfe Gefühl in seinem Kopf wurde auch nicht besser. Auf dem Weg ins Lager sah er seine Cousine mit Aedin, den Zwillingen und Yeobdan vor dem Zelt, auch sie hatte es wohl übel erwischt. Gut, das man auf schwarz die Flecken nicht so sah, das würde sie wohl ärgern – aber aktuell schien sie noch Anderes im Kopf zu haben als ihr Erscheinungsbild. Hoffte Baduar wenigstens, als er sich seinem Lager näherte. Bei Nale angekommen hielt er kurz inne, er mußte sich einen Augenblick an dem Tisch festhalten, der vor dem Zelt stand, den noch immer machte ihm das Zeug zu schaffen. „Dahinten… ein Schemen zwischen den Zelten… vielleicht eine Spur...“ Wenn das so weiterging, war an eine ernsthafte Verfolgung nicht zu denken. [Baduar (Carsten) 12.09.2016]

Graf Jallik kniete von Krämpfen geschüttelt im Gras. An Aufstehen war nicht zu denken, doch zwischen Hustenanfällen blickte er gehetzt umher und schien endlich zu erfassen, was da in seinem Lager vor sich ging. „Bringt mir den Schurken!“, rief er zu niemand Besonderem. „Und die Rohalswächter und die Perainegew...“ Ein neuerlicher Schwall aus seinem Rachen unterbrach ihn. [Jallik (Stefano) 14.09.2016]

Xadresch hob den Kopf und wischte sich fluchend mit der Rückhand seines Lederhandschuhs über den besudelten Mund. Zum Glück hatte sein Bart nichts abbekommen, wenigstens etwas. Dennoch, es würde sehr viel Bier und sicher auch der ein oder andere Schnapps von Nöten sein diesen widerwärtigen Geschmack im Mund los zu werden.

Der Angroschim war zwischenzeitlich in die Knie gegangen, zu stark waren die Krämpfe in den Innereien gewesen. So musste er sich erst wieder mit den Armen auf einem Knie abstützend mühsam und schwerfällig hochstemmten. Sein Schädel dröhnte schlimmer als nach dem übermäßigen Genuss von billigem, nein, sehr billigem Fusel und wusste Angrosch, auch damit kannte er sich viel zu gut aus.

Wie im Schneckentempo nahm er die Armbrust hoch, musste dabei fast wieder in die Knie, so stark brach der Schwindel über ihn ein, als er sich danach wiederaufrichtete und trottete dann gemächlich zu den anderen hinüber, die sich inzwischen auch zusammenrotteten. (Stefan [Xadresch] 13.09.12)

Er war froh so weit entfernt vom eigentlichen Spektakel ausgeharrt zu haben. So hatte Basin nicht von dieser niederhöllisch stinkenden Brühe abbekommen, nichts desto trotz musste auch er unwillkürlich würgen. Doch so sehr es ihm auch innerliche schüttelte, gab es nichts das er erbrechen konnte.

Mit flauen Magen und etwas wacklig auf den Beinen eilte er den anderen hinterher. Er war schneller als sie und konnte somit zu ihnen aufschließen, überlegte jedoch zugleich ob es eine so gute Idee wäre. Immerhin musste er, je näher er ihnen kam, zunehmend diesen Gestank ertragen. [Richtwald(Basin) 13.09.16]

Basin von Richtwald sah zwischen den Zelten eine Gestalt vom Ort des Geschehens weghuschen die ihm komisch vorkam. Er trug einen breiten, dunklen Krämpenhut und führte einen Hund an der Leine mit sich. Nachdem er den Ablauf mit dem Stinktopf in seinem Kopf rekapitulierte, meinte er sicher zu sein, dass dieser beim Zelt des Eichsteiners stand, als der Tumult begann. An ein Wappen oder ähnliches Abzeichen konnte sich Basin nicht erinnern, nur an eine ziemlich große Umhängetasche.

‚Ich hätte einfach schlafen gehen soll.‘ Dachte sich Basin als er die verdächtige Gestalt entdeckte. Mit einem durchdringenden Pfiff und in die entsprechende Richtung deutend machte er die anderen auf seine Entdeckung aufmerksam und nahm selbst die Verfolgung wieder auf. Schlängelte sich zwischen Zelten hindurch, über Spannleinen hinüber immer dem Schlapphut hinterher. Dabei umschloss seine Hand bereits fest den Griff seines Schwertes. Zum einen schlackerte es so nicht herum, machte Lärm und behinderte ihn nicht, und zum anderen würde er so schneller ziehen können. [Richtwald(Basin) 14.09.16]

Auch der Angroschim stieß nun immer wieder ausspuckend und sich schüttelnd zu der Gruppe, die scheinbar irgendjemanden verfolgte, den sie in der Ferne erspäht hatten. Seine Armbrust lag nur mit einer, der linken Hand gehalten über der Schulter, während die andere ein kleines, metallisches Fläschchen aus einer Innentasche seiner speckigen Lederweste fischte und sie mit den Zähnen entkorkte, um einen tiefen Schluck zu nehmen. (Stefan [Xadresch] 14.09.12)

Nale hörte den Pfiff, blickte auf und sah jemanden in eine Richtung deuten. Eilig packte sie Baduar, immerhin ging es hier ja schließlich vor allem um ihn, und zog ihn die ersten paar wenigen Schritte mit sich, bis er zusammen mit ihr schließlich Basin hinterhereilte, vollkommen unwissend, was dieser eigentlich gesehen zu haben glaubte. Ob sie den Geruch je wieder los wurde? Immerhin war sie doch zu einem Abendessen eingeladen und wollte schließlich nicht, dass ihr Gastgeber sie roch, bevor er sie überhaupt sehen konnte... [Nale (Monika) 15.09.2016]

Mehr und mehr Leute eilten an Roban vorbei, der abwechselnd mit seinem Magen und seinem brummenden Schädel kämpfte, taumelnd und würgend zwar, aber eindeutig schneller als er im Moment. Der schlaueste von allen schien noch immer der Zwerg zu sein – immerhin spülte er sich den Mund mit einem recht anständigen Schluck aus einer Flasche, bei dessen Anblick ein schmerzhafter Stich durch seinen Kopf fuhr.

“Geht es dir gut?”

Mit halb zusammen gekniffenen Augen wandte er sich um. Seine schon lange vor ihm eingetroffene Verwandtschaft hatte zu ihm aufgeschlossen. Seine Base Anglinde begutachtete ihn mit sorgenvoller Miene.

“Geht schon, Angroschna”, krächzte er und winkte ab.

“Hast wieder gesoffen, du alter Waldschrat!” stellte jetzt Rondramin, die Ältere der beiden, fest.

“Und dich in Lebensgefahr gebracht!” fügte Onkel Nottel hinzu. “Was hast du dir dabei gedacht, Junge?”

“Irgend wie so was wie: wer hat seinen Streitkolben an meiner Birne ausprobiert”, murmelte Roban. “Wollt ihr jetzt auch hinter dem Stinkbomben-Schmeisser her?”

“Was denkst denn du?” Anglinde rauschte an ihm vorbei, der Menge her, die sich mehr und mehr zwischen den Zelten verlor.

“Hast du etwas gesehen?” wollte Nottel wissen, der keinerlei Anstalten machte, seiner Tochter zu folgen. Auch Rondramin rührte sich nicht von der Stelle.

“Nur gerochen!” Roban schüttelte den Kopf. “Davon aber reichlich. Der Drecksack muss links hinter mir gestanden haben, zumindest kam der Topf von dort geflogen.”

“Also nicht aus dem Zelt des Eichsteiners?”

Roban dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf.

“Ich glaube nicht. Von der äußeren Zeltseite vielleicht, aber nicht aus dem Inneren.” (Thomas [Grobhand von Koschtal])

Baduar folgte seiner Cousine und signalisierte Yeomar und Sirala, ihn zu begleiten. Er war sich nicht sicher, ob und wen sie da erwischen würden – und ob sie es überhaupt schaffen würden, den noch immer war ihm unwohl und er merkte, das er längst nicht so belastbar war als das unter normalen Umständen der Fall wäre. Aus den Augenwinkeln sah er noch, das sich die Grobhandsippe anscheinend langsam hier versammelte und er hoffte, das sich die Grobhänder anschließen würden. Bei solch heimtückischen Anschlägen konnte man jeden Unterstützer brauchen.

Die Verfolgung durch das Zeltlager war im aktuellen Zustand alles andere als einfach – überall gab es Leinen, Lagergegenstände und andere Hindernisse, die man übersteigen, überklettern oder umrunden musste, wollte man sich nicht im nächsten Augenblick der Länge nach auf dem Boden wiederfinden. Doch die Entschlossenheit trieb sie alle vorwärts, allen Übelkeitsgefühlen und Hindernissen zum Trotz. [Baduar (Carsten) – 16.09.2016]

Der einzelne Mann, der einen weiten, dunklen Kutschermantel zu seinem Schlapphut trug, war flink! Er bewegte sich durch das Lager, als kenne er es in und auswendig. Ansammlungen von Menschen umging er, er zog keine Aufmerksamkeit auf sich da er nicht rannte, und wo Platz zu machen war, reichte ein lautes bellen seines Windhundes, um schnell voran zu kommen. Langsam kroch die Sonne über den Morgenhimmel, leichter Dunst lag noch über dem Lager und die Strahlen des Praiosmahls, die den Verfolgern in die Augen strahlten, machten es ihnen nicht leichter dem Verdächtigen zu folgen. Es schien, als führe sie ihr Weg in Richtung des nordmärkischen Lagers.

So viel ihnen auch nicht auf, dass er einen kleinen Ring hatte fallen lassen, als er überzeugt war, dass er verfolgt wird. Dieser verschwand in einem kaputten Schuh, den jemand zwischen einigen Zelten hatte liegen lassen. In wenigen Momenten mussten Baduar und seine Begleiter daran vorbeikommen.

Xadresch rülpste und schüttelte sich mit angewidertem Gesichtsausdruck. Danach sah er in die Runde mit der er Schritt zu halten versuchte. „Habt ihr den verfluchten Drecksack ausgemacht der dieses Ding geworfen hat? Lasst es mich wissen, meine Bolzen sind schneller als jeder einzelne von euch laufen könnt.“ (Stefan [Xadresch] 16.09.12)

„Er da!“, keuchte Nale und versuchte auf den Verdächtigen zu zeigen, „Streckt Ihn nieder! Schießt ihm ins Bein! Macht ihn bewegungsunf...“

Weiter kam sie jedoch nicht, denn genau in jenem Augenblick stolperte sie über etwas am Boden liegendes und stürzte. Desorientiert blieb sie einen Moment liegen. Meine Güte, dachte sie bei sich, der Boden des Nordmärker Lagers ist aber ganz schön hart. Dann setzte sie sich langsam auf, wobei sich alles plötzlich um sie herum zu drehen begann, es war also doch nicht so spurlos an ihr vorbeigegangen, wie sie gedacht hatte. Als die Welt sich um sie herum etwas beruhigt hatte, sah sie sich nach dem Grund ihres Sturzes um und entdeckte dabei einen einzelnen, stinkenden, zerlumpten Schuh. Und als sie vor Wut gegen diesen blöden Schuh trat und dieser durch die Luft flog, sich dabei drehte, glaubte sie tatsächlich etwas Glitzerndes auf den Boden fallen zu sehen. Nale suchte nach dem Objekt, hob es auf und machte sich merkwürdig gefasst daran, zu den anderen aufzuschließen. Diese zu verfolgen war ja nicht sonderlich schwer, man musste einfach nur dem Gestank folgen.

Heute ist auch wirklich alles möglich, glaubte Nale und wusste nicht so recht, was dies für den Abend bedeuten mochte. [Nale (Monika) 17.09.2016]

Nale erreichte die Anderen, als ihr etwas auffiel. Das kleine Objekt war ein goldener Ring mit roten, kleinen Edelsteinen. Und er wurde plötzlich heiß, glühte in ihrer Hand, schmolz sich in den Handschuh und verbrannte die Haut darunter. Auch fing er an, an- und abschwellend zu summen, wurde dabei immer lauter und, was das perfideste daran war, bannte ihren Blick. Auch wenn Tränen in Nales Augen schossen und sie den Geruch ihrer eigenen, verbrennenden Haut nicht ertragen konnte, so konnte sie den Ring doch nicht loslassen. Die ersten Mitverfolger blickten zu ihr und dem Ring in ihrer Hand, Angst machte sich breit.

Natürlich versuchte sie trotzdem den Ring in ihrer Hand loszuwerden, versuchte durch Schütteln und mehr oder weniger elegantes Herumwirbeln sich des Stückes zu entledigen. Das muss etwas Magisches sein, schloss sie panisch und fühlte sich nur mal wieder in ihrer Ansicht, dass man sich von solchen Dingen fernhalten sollte bestätigt.

Doch weil sie das elende Stückchen Magie nicht los wurde und es sich immer mehr und mehr in ihre Hand hineinfraß und sie überhaupt nicht mehr wusste, was sie jetzt eigentlich tun sollte, rief sie mit ein bisschen zu viel Nachdruck und Entsetzten ihren Vetter zu Hilfe: „Baduar, jetzt tu doch endlich mal was sinnvolles!“ [Nale (Monika) 23.09.2016]

Rondramin hatte einen anderen Kurs eingeschlagen als der größte Teil der stinkenden Meute. Das nicht nur mit Rücksicht auf ihre Nase, sondern mit der Überlegung, abseits der Gruppe schneller voranzukommen als inmitten von drängelnden und sich gegenseitig behindernden Menschen. Es war zwar nicht einfach, ein Dutzend Schritt seitlich Fühlung mit dem Rest zu halten, und noch schwieriger, den Verfolgten im Blick zu behalten, aber dessen vierbeiniger Begleiter war auffällig genug, um ihn immer wieder zwischen Zelten und Bannern auszumachen.

‚Wenn er jetzt nur in keinem Zelt verschwindet‘, schoss es ihr durch den Kopf, aber für derlei Überlegungen hatte sie noch Zeit, wenn man ihn hatte.

Und ihre Rechnung schien aufzugehen. Die Streiter, die abseits der Verfolgungsjagd ihre Behausungen errichtet hatten, hatten diese zu einem guten Teil verlassen und strebten dem Lärm zu, so dass ihr Weg, abgesehen von den üblichen Hindernissen, nahezu frei war. Das Kläffen des Windhundes bot ihr eine zusätzliche Orientierung – und dann tauchte der Mann keine fünf Schritte vor ihr auf! Fast hätte Rondramin das Laufen vergessen, doch dann stürmte sie noch schneller voran und rannte den Kerl von der Seite über den Haufen, versuchte, sich an seiner Kleidung festzukrallen. Sie spürte einen kurzen Stich, schob ihn aber auf den Zusammenprall mit dem Fremden. Aber ihr Schwung war zu groß, sie stolperte gegen eine Zeltwand, die unter dem Ansturm nachgab, und in einem rot-weißen Knäuel ging sie zu Boden. Der Verfolgte konnte sich von ihr lösen, noch ehe sie sich vom Zeltstoff befreit hatte, aber die Aktion hatte ihn einen guten Teil seines Vorsprungs gekostet. Doch sein triumphierendes Grinsen aus seinem mit roten Quaddeln übersätem Gesicht lies sie schaudern.

„Hierher“, schrie sie und wollte sich aus ihrer misslichen Lage herausarbeiten, als sie ein stechender Schmerz in ihrer Seite die Bemühungen zunichtemachte. Sie tastete mit ihrer Hand nach der Stelle und zuckte vor Pein zurück, ihre Hand nass von rotem Blut ihrem schwarzen Handschuh. Hoffentlich würde der Besitzer des Zeltes nicht allzu gram sein, weil sie seine Behausung nahezu eingerissen hatte. Aber Zelte ließen sich ja den Göttern sei Dank wieder aufbauen. Doch dies sollte nicht ihre größte Sorge sein… (Thomas [Grobhand])

Der Angroschim suchte hektisch in der Ferne nach dem gezeigten Ziel. Doch die Dame war leider nicht dazu gekommen ihre Handbewegung zu vollenden. Nur aus der Richtung in der sie vor ihrem weniger eleganten Sturz geblickt hatte, konnte er schließen wen sie gemeint heben konnte.

Erst aber, als ein anderer in der Ferne rief und somit ein deutliches Zeichen auf den Halunken gab, lud er blitzschnell einen Bolzen in die gespannte Armbrust und legte auf den Kerl an, der einen Hund mit sich führte. (Stefan [Xadresch] 17.09.12)

Baduar und zwei seiner Waffenknechte hatten sich ebenso wie die anderen daran gemacht, den Fremden zu verfolgen. Dann bekam er auf einmal mit, wie seine Cousine anscheinend Probleme hatte und ihre Hand anfing zu qualmen. Augen verdrehend schaute er zu ihr rüber, dann schüttelte er den Kopf. „Du bringst dich auch immer in Situationen, Cousine…“ rief er, während er seine Richtung änderte und zu ihr lief. Er warf einen Blick auf ihre Hand und auf das Kleinod, das darin lag. „Geh damit am besten zu Alma und hoffe, das die helfen kann!“ sagte er, bevor er die Verfolgung wieder aufnahm. [Baduar (Carsten) – 23.09.2016]

„Und wir sollen verwandt sein?“, brüllte sie ihm nur zornig hinterher, weil er sie einfach so hatte stehen lassen. Mit Mühe und Not begann sie dann ihren Handschuh auszuziehen, indem sie ihn mit sehr viel Gewalt an ihrem Handgelenk packte und ihn auf links von ihren Hand zog. Irgendwie schaffte sie es dabei sich nicht nur ihres Handschuhs sondern sich auch des Ringes zu entledigen und beides vor Ekel so weit von sich fort zu werfen wie ihr nur irgend möglich war.

Zu recht, denn als der Handschuh mit dem Ring den Boden berührte, löste sich eine gewaltige Detonation, dessen Druckwelle Nale zu Boden schleuderte. Der begleitende Lärm sorgte für ein lautes Pfeifen auf ihren Ohren, das alle anderen Geräusche übertönte. Ächzend blieb sie auf dem Boden liegen. [Nale (Monika) 24.09.2016]

Auch Basin, welcher der Verfolgergruppe vorausgeeilt war, wurde von der plötzlichen Druckverschiebung erfasst. Anders als Nale wurde er aber davon nicht direkt zu Boden gerissen, sondern strauchelte nur ein wenig. Das allerdings hielt ihn davon ab, dem nächsten Hindernis, einer großen hölzernen Kiste, auszuweichen. Sie traf ihn hart über dem Knie und ließ ihn abheben. Unsanft landete er einige Meter weiter in einer dreckigen Pfütze. [Richtwald(Basin) 29.09.16]

Fast hatte Xadresch den Kerl anvisiert und wollte abdrücken, da wurde er von einer weiteren Explosion abgelenkt. Sie stammte von der Stelle, an der er zuletzt den Haupthaufen der Verfolger um Nale und Baduar wusste. Das Herz des Zwerg wurde schwer.

Der Angroschim sah gehetzt vom Platz der Detonation zu dem von ihm anvisierten Ziel hin und her. Der laute Knall und der Luftstoß der kurz darauf gefolgt war, hatten ihn soweit aus der Konzentration gebracht das er ganz neu würde ansetzen müssen. Er scholt sich selbst, sowas durfte ihm nicht mehr passieren nach all den Jahren. Er war doch wusste Angrosch kein Anfänger mehr.

Xadresch machte sich keine Illusionen. Bis er erneut ausreichend gezielt hätte und das war auf diese Distanz zwingend notwendig, wäre der Kerl längst ganz verschwunden. Es war nicht so das er zu weit weg war für die Gandrasch, oh nein. Aber die Zelte standen so eng beieinander, dass sie in einer gewissen Entfernung eine durchgehende Deckung boten. Und außerdem wollte er auch niemand unbeteiligtes verletzten, immerhin musste er durch eine Schlucht von Zelten schießen. (Stefan [Xadresch] 17.09.12)

Rondramins Wunde schien schwerer, als sie zunächst gedacht hatte. Der Stich in der Seite brannte nicht nur wie Feuer, auch jeder Atemzug sandte schmerzhafte Wellen durch ihren Körper. Aus dem schnellen Lauf war ein unkoordiniertes Torkeln geworden, und schließlich, als der Vorsprung des Schuftes bereits uneinholbar wurde, brach sie in die Knie. Die Welt drehte sich vor ihren Augen, und sie hörte irgendjemand nach einem Medicus rufen. Blut tropfte auf das zertrampelte Gras.

‘Ihr Götter, jetzt falle ich noch vor der Schlacht’, schoss es ihr durch den Kopf. Schemenhaft nahm sie wahr, wie sich Leute um sie versammelten und der Angreifer damit noch weiter flüchten konnte. Sie wollte die helfenden Hände fortstossen, sie sollten den Kerl fangen statt sie zu retten, aber die konnte kaum noch den Kopf heben geschweige denn sprechen. Kurz glaubte sie Robans Stimme zu hören, der einige Anweisungen bellte, jetzt wieder ganz der alte Haudrauf, dann Anglindes Worte, die Hände ihrer Schwester auf ihrer Schulter. Ihr Bewusstsein schwand dahin...

Roban hatte Rondramins Verletzung registriert. Eine Fleischwunde nur, aber stark blutend. Wenn die rasch versorgt wurde, würde sie es überstehen, und es waren schon mehr als genug Helfer vor Ort. Jetzt galt es, diesen widerlichen Dreckskerl zur Strecke zu bringen. Immerhin, mit dem Köter, der ständig kläffte, war die Verfolgung relativ einfach – genauso gut hätte er ein drei Schritt hohes Banner mit sich herumschleppen können. Und jetzt zahlten sich auch die ständigen Übungsläufe im Moorbrücker Sumpf aus. Er holte auf, achtete darauf, nicht dem Angroscho im Weg zu stehen, der ein Stück rechts von ihm mit seiner Armbrust dahin stürmte. Falls der Zwerg Gelegenheit zum Schuss bekam, wollte er nicht in der Schusslinie herumlaufen. Aber Roban selbst holte schneller auf als der Angroscho, und im Vorbei laufen griff er nach dem ersten Wurfgeschoss, dass sich anbot. Als er auf fünf Schritte heran war, wirbelte er den Eimer voll Scheisse einmal um die eigene Achse und liess ihn fliegen... (Thomas (Grobhand von Koschtal)

Leider traf der Topf nicht den Flüchtenden, sondern eine junge Dienerin, die just in diesem Moment aus dem Zelt traf, einen Korb voll Wäsche schwer im Arm tragend. Der Inhalt des Eimers ergoss sich über die feinen Kleider ihres Herrn und über das ebenso liebliche Mädel, das sich vor Schreck auf den Hosenboden setzte. Unflätige Verwünschungen und Rufe schallten der Meute Verfolger noch einige Zelte weit hinterher.

Xadresch kam zu dem Ort der Explosion gerannt. Da er den Schurken nicht mehr erwischen konnte, wollte er zumindest sehen ob jemand verletzt worden war und ob er eventuell gar helfen konnte.

Als er dann die Frau mit dem Gesicht im Dreck am Boden liegen sah beschleunigter er noch einmal seine Schritte und warf sich neben sie auf die Knie. Behutsam griff er nach ihren Schultern und drehte sie vorsichtig auf den Rücken, während er laut auf sie einredete. Er wusste zunächst nicht ob sie bei Bewusstsein war, oder ob sie ihn wegen eines vorübergehenden Verlustes ihres Gehörs aufgrund des lauten Knalls verstehen konnte, aber für den Fall war es besser beruhigend auf ein unter Schock stehendes Opfer einzuwirken.

„Es ist noch alles dran. Keine Sorge, sie werden Euch schon wieder zusammenflicken.“ (Stefan [Xadresch] 24.09.16)

Als Nale aufblickte erkannte sie eine Zwerg über sich und einen Moment war ihr schleierhaft wie er da hin gekommen war. Der Bart des Zwerges erbebte als wollte er zu ihr sprechen, aber sie konnte seine Worte nicht hören und dann erinnerte sie sich wieder. Mit gerunzelter Stirn blickte sie zu ihm auf. Wie oft blickte man wohl zu einem Zwerg schon auf, schoss es ihr durch den Kopf.

Schwerfällig und mit schmerzenden Gliedern setzte sie sich mühsam auf, wischte sich mit ihrem rechten Ärmel über ihr Gesicht, verteilte den Schmutz aber nur noch mehr und blickte in jene Richtung, in die sie Handschuh und Ring geworfen hatte, dann blickte sie wieder entsetzt den Zwerg an, erneut zurück, wieder zum Zwerg, noch einmal zurück, zum Zwerg, versuchte dann aufzustehen, schaffte das aber nicht sofort und als sie dann stand, da drehte sich die Welt um sie herum.

Sie murmelte, zumindest glaubte sie das, denn hören konnte sie ihre eigene Stimme nicht: „Ich bin in... in Ordnung, glaub ich“

Doch nach dem sie zwei Schritte getan hatte, sank sie keuchend zu Boden und hätte sich bestimmt übergeben, aber das hatte sie ja zuvor schon erledigt. Die Welt drehte sich so sehr um sie, dass sie fürchten musste herunter zu fallen. [Nale (Monika) 26.09.2016]

Xadresch redete weiter auf die Frau ein, die aber scheinbar völlig beratungsresistent zu seien schien, oder ihn wahrscheinlich wirklich nicht hören konnte. „So bleibt doch auf eurem Arsch… ich meine natürlich Allerwertesten sitzen und wartet bis Hilfe hier ist bei Angroschs nimmer leerem Bierkrug. Den Knall hat man bis nach Angralosch gehört, das wird nicht lange dauern.“

Ohne auf seine Worte zu reagieren stand sie auf und tappste unbeholfen vorwärts, nur um dann wieder auf die Nase zu fallen. Xadresch resignierte und schüttelte schmollend den Kopf. “Ja klar, ganz sicher seid ihr in Ordnung…“ ‚‘bis auf nen gehörigen Dachschaden versteht sich.‘ (Stefan [Xadresch] 27.09.16)

Jetzt war der Zwerg schon wieder neben ihr! Was war eigentlich hier los? Waren eigentlich alle um sie herum... äh... verrückt geworden? Es schien so, denn auch wenn der Zwerg sehr wohl verstanden haben musste, das sie ihn nicht hören konnte, versuchte er noch immer mit ihr zu reden. Nale konnte einfach nur ihren Kopf schütteln.

„Spart Euch Eure Worte!“, entgegnete sie ihm, zumindest glaubte sie das, „Tut was sinnvolles und kümmert Euch um die, die es schlimmer erwischt hat oder jagt den Verursacher; es gibt keinen Grund warum Ihr hier neben mir stehen und große Reden schwingen solltet, höre kann ich Euch ohnehin nicht!“

Damit rappelte sie sich wieder auf, blieb aber stehen und wollte warten, bis zumindest der Schwindel endlich aufhörte. [Nale (Monika) 27.09.2016]

Mit einer wegwerfenden Handbewegung und unflätigen Bemerkungen in seiner Muttersprache entfernte sich der Zwerg. Er ging zu dem Platz zurück, an dem er die wirr redende Frau kurz zuvor am Boden liegend vorgefunden hatte und an dem sich deswegen auch seine Armbrust befand. Nachdem er seine Waffe wieder an sich genommen hatte schulterte er diese und spähte missmutig in die Richtung, in der die restlichen Verfolger verschwunden waren. (Stefan [Xadresch] 28.09.16)

Baduar und seine beiden Begleiter hatten durch den kurzen Halt bei Nale etwas an Boden verloren, nun schlossen sie wieder auf. Vor sich hörten sie das Kläffen des Köters, den der Halunke mit sich führte – der würde ihm auch nicht helfen können, wenn sie ihn den kriegen würden. Zum Vorteil des Schurken war so ein Feldlager nicht unbedingt eine Rennstrecke – in dem von den Quartier- und Feldmeistern sorgsam geplantem Lager gab es doch einiges an Hindernissen. So war hier eine Abspannung im Weg, dort lag irgendwelches Zeug auf dem Boden und stellte ein Hindernis dar. Und trotzdem – irgendwann würden sie den Kerl packen. Als er um ein weiteres Zelt herumlief, sah er vor sich den Halunken – und kurz hinter ihm Roban Grobhänder, der erneut seine Lieblingswaffe – Gefäße mit menschlichen Ausscheidungen – einsetzte. Wäre die Situation nicht so ernst, hätte Baduar vermutlich laut zu lachen angefangen. So aber sah er zu, dass er zügig aufschloss, damit er und seine beiden Begleiter den Schurken gemeinsam mit Roban überwältigen konnten. [Baduar (Carsten) – 27.09.2016]

Xadresch erspähte die Gruppe die den vermeintlichen Täter auf den Fersen war und trabte seinerseits los. Er glaubte nicht, dass er sie einholen würde bis sie den Verfolgten erreichten, aber wer wusste schon was noch alles passieren würde bei einem Mistkerl, der auf fiese Tricks und Zauberwerk zurückgreifen konnte. Auf jeden Fall wollte Xadresch ihn, der wahrscheinlich der Mörder eines seiner Brüder war, in seinem Blut liegen und verrecken sehen. (Stefan [Xadresch] 29.09.16)

Nach dem der Feuerball in schwarzen Rauch vergangen war, fanden sich schnell helfende Hände, die sich um Nale von Boltansroden bemühten. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass ihr Blut aus Nase und Ohren lief, bis ihr jemand mit einem feuchten Tuch das Gesicht abtupfte. Auch hörte sie erstmal nichts bis auf ein lautes, wütendes Summen, gleich als ob ein aufgeregter Bienenschwarm in ihren Ohren wohnen würde.

Noch immer war der Schwindel nicht vorüber. Sie versuchte sich zu orientieren, ob sie es allein bis in ihr Lager schaffen würde? Nale konnte sich doch gerade einmal so mit Mühe auf ihren Beinen halten. Trotzdem versicherte sie immer wieder den Helfern um sich herum, dass sie keinerlei Hilfe benötigte, abgesehen davon das sie auch kein wünschte, aber es schien niemanden zu interessieren. Dann mischte sich plötzlich ein bekanntes Gesicht unter die Helfer, sie machten sogar ein bisschen Platz für ihn, sodass er ohne Probleme zu ihr kam.

„Tradan“, sagte sie ganz leise und schaute ihren Bruder an, „Hilf mir!“

Mit ihrer verletzte Hand wollte sie ihn bei der Schulter packen, doch noch in der Bewegung sank sie bewusstlos zu Boden. Er fing sie auf und trug sie schlussendlich fort, was für Außenstehende ziemlich seltsam ausgesehen haben musste, denn wie oft und unter welchen Umständen trägt eine Boroni schon eine Verletzte fort? [Nale (Monika) 03.10.2016]

Die anderen Verfolger näherten sich dem Mann, der in diesem Augenblick in einem Zelt verschwand. Dieses lag am Rand des Koscher Lagers und niemand mochte zu sagen, wessen es war. Kein Wappen zeigte das Haus, es lagen keine Gerätschaften davor, auch eine Kochstelle fehlte. Und doch war es nicht klein, ein Mann konnte sicher aufrecht darin stehen und sich sogar die Füße vertreten, ohne sofort mit dem Kopf an das Zeltdach zu stoßen.

Das Gebell des Hundes hatte aufgehört. Kein Laut war aus dem Zelt zu vernehmen.

Roban sah den Zelteingang zufallen, dachte aber nicht daran, auf Geratewohl in das Innere zu stürzen, wo man ihn vielleicht bereits mit gezückter Waffe erwartete. Stattdessen riss er das Schwert heraus, schwang es in weitem Bogen und zerschnitt die beiden Seile, die links und rechts des Eingangs den Stoff spannten. In diesem Moment schoss ein großer Armbrustbolzen aus dem Zelt hervor, verfehlte Roban jedoch schlug nach kurzem Flug in einem Bierfass ein, dass dieser glatt durchschlug und erst zittern in einem Schild, welches jemand an sein Zelt gelehnt hatte, stecken blieb. Die Wucht war zu groß für eine handgetragene Armbrust und hätte Roban durchbohrt, wenn der Bolzen getroffen hätte. Und weiter ging es im Laufschritt, die Klinge wischte noch mehrfach nach unten, bis sämtliche Seile durchtrennt waren und das Zelt sichtlich an Stablität eingebüßt hatte. Nur die Zeltstangen hielten es noch aufrecht, aber auch dafür wusste Roban Abhilfe.

Mit einem Fluch auf den Lippen warf er sich einfach auf den Zeltstoff, riss die Stangen, den Kerl und vermutlich auch seine vermaledeite Töle um, und begann auf gut Glück mit der Faust auf alles einzuschlagen, was sich unter dem zerknüllten Stoff noch bewegte.

Robans Fäuste trafen auf Kisten, einen Tisch und einige Gläserne Gegenstände, die unter seinen Hieben zerbrachen. Schnell stiegen seltsame Dämpfe durch die Zeltplane auf, es zischte bedrohlich und etwas begann, Stoff und Holz zu zersetzten. Doch er traf nichts lebendiges, keinen Hund und keinen Mann. Hitze stieg auf, und unter der Zeltplane züngelten Flammen. Das Zelt glich einem alchimistischen Tohuwabohu das infernalische Ausmaße anzunehmen schien. Und Roban stand noch mittendrinn.

Xadresch japste fürchterlich und sein Atem ging viel zu unruhig und stoßweise. Ausdauer war nicht seine Stärke, kurze Sprits ja, aber um Angroschs Willen keine solch langen Strecken. Er sollte vielleicht wirklich etwas abnehmen, wie sein Hauptmann ihm geraten hatte. Doch diesen Gedanken verwarf er ebenso schnell, wie er ihm gekommen war.

Dann sah er in der Ferne zwischen den vielen anderen Zelten, wie sich einer der Verfolger mit dem Schwert den Weg in eine der behelfsmäßigen Behausungen freischnitt. Leider war er noch viel zu weit entfernt, um mehr wahrnehmen zu können. Außerdem konnte er nur kurz einen Blick auf die Szenerie erhaschen, dann wurde ihm die Sicht wieder von anderen Zelten versperrt, die er noch würde passieren müssen um dorthin zu gelangen. Allein das er es überhaupt erkannte lag an seinen außerordentlich guten Augen.

Der vermeintliche Mörder musste auf der Flucht in eben dieses Zelt gerannt sein, oder mochte es gar sein Unterschlupf sein? (Stefan [Xadresch] 01.10.16)

Roban bemerkte zu spät, was sich buchstäblich unter seinen Füssen zusammen braute. Der Stoff schlug an einer Stelle Blasen, zersetzte sich woanders zu einer schwarzbraunen, stinkenden Masse, während links von ihm bläuliche Flammen empor züngelten.

"Ach du Scheisse", konnte er noch sagen, als direkt unter ihm weitere Flammen aufloderten. Mit einem regelrechten Veitstanz und einer Mischung aus Schreien und Fluchen sprang Roban von der Hexenküche in Zeltgestalt herunter, schlug dabei abwechselnd links und rechts auf seine Stiefel, um die Flammen, die tatsächlich auch das Leder befallen hatten, zu ersticken, aber es half alles nichts. In aller Eile musste er das Schuhwerk abstreifen und mit aller Kraft im Gras wälzen, ehe das Feuer erlosch – natürlich nicht, ohne einige hässliche Brandlöcher in den Stiefeln zu hinterlassen.

"Das setzte ich dir auf die Rechnung, du Bastard!" schwor Roban. "Und wenn ich dir das Leder für die Stiefel persönlich vom Balg ziehen muss!"

Barfuss wandte er sich wieder den Überresten des Zeltes zu, fest entschlossen, zu beenden, was er begonnen hatte. [Grobhänder (Thomas) – 01.10.2016]

Baduar beobachtete die Verrichtungen des Grobhänders, der vor ihm bei dem Zelt angelangte und dieses flachlegte. Als die ersten Flammen aufloderten, wollte er Roban schon vom Zelt reißen, musste dann aber beobachten, wie sich dieser unter seltsamen Verrenkungen selbst half. Sich auf sein ursprüngliches Anliegen besinnend schaute sich Baduar suchend um – irgendwo musste dieser Halunke doch sein? Im Zelt schien er nicht gewesen zu sein, denn der Grobhänder hätte ihn oder seine Töle bei den wilden Schlägen, die er wahllos austeilte, treffen müssen. Die Alternative wäre höchstens noch Magie. [Baduar (Carsten) – 01.10.2016]

Das Spektakel, was dieses riesen Rindvieh veranstaltete konnte Xadresch gar nicht entgehen und da es ihm eben deswegen offenkundig nicht gelungen war den Täter zu fassen, verlangsamte er seine Schritte. In einem eher als Stechschritt zu bezeichnendem Gang näherte er sich dem niedergemachten Zelt und dem Rindvieh samt seiner Begleiter. Dabei musste er mehrfach rasselnd husten und ausspucken. Ihm stand der Schweiß auf der Stirn und sein Gesicht war hochrot von der Anstrengung des Laufens. Wenn er doch nur mehr Luft hätte, er würde Fluchen das sich selbst die billigste Hafenhure in Havena sich schämen würde. (Stefan [Xadresch] 02.10.16)

Doch so sehr sie auch suchten, in den traurigen, qualmenden und schwelenden Überresten des Zeltes konnten sie keine Spur von dem Mann mit seinem Hund finden. Nur zerstörte Holztruhen mit angebrannten Stoffresten, Glassplitter und feinmechanische Teile, deren Zweck nicht mehr zu definieren war. Vom Attentäter fehlte jede Spur, sie hatten ihn verloren.

Als Xadresch beim Zelt ankam war der Spuk schon fast vorbei. Kopfschütteln stand er aus dem letzten Loch pfeifend vorn über gebeugt vor den dampfenden Überresten des Zeltes, welches nun ganz offenkundig der Unterschlupf des Mörders, Unruhestifter und vermeintlichen Saboteurs gewesen sein musste. Warum sonst sollte darin alchemistisches Zeugs aufbewahrt worden sein und ach so ganz plötzlich abbrennen? Naja, vielleicht war an dem Feuer ja auch das riesen Rindvieh und sein Getrampel schuld, aber irgendwie wollte er daran nicht glauben. Die Wahrscheinlichkeit sprach eher für erstere Überlegung. Solch Unheil verheißendes Zauberwerk würde wohl sonst auch nur unter Verschluss und gut Bewacht aufbewahrt werden und nicht in einem beliebigen Zelt. Jedenfalls hoffte er das inständig.

Aufmerksam musterte er die Überreste der mechanischen Apparaturen und Teile ob ihm daran irgendetwas bekannt vorkam, er sie zuordnen konnte, natürlich aber auch, ob er vielleicht noch etwas davon gebrauchen konnte. Man wusste ja nie.

Als er mit hoch rotem Kopf hoch kam und seinen Hustenanfall beendet hatte schaute er die anderen, umherstehenden, einstigen Verfolger an und konnte sich eine spöttische Bemerkung nicht verkneifen. “Warum eigentlich haben eure Götter euch mit so langen Beinen gesegnet, wenn ihr doch immer zu spät kommt?” (Stefan [Xadresch] 02.10.16)

*

Im Lager seiner Schwester angekommen übergab der Boroni die Verletzte an die ihrigen. Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte und man sicher war, dass ihre Verletzungen nicht all zu schwer waren, wandte sich Alvide, die Bannenträgerin und treueste unter Nales Waffenmägden, an Fernando: „Lauf ins Lager der Windhager und richte Aeladir von Waldbachtal aus, dass es keinen Grund zur Sorge gibt!“

Und Fernando lief los, froh darüber auch etwas für seine Herrin tun zu können.

„Dann ist es also wahr, was man so hört?“, fragte der Geweihte nachdem der Page das Lager verlassen hatte, „Und wer ist dann der andere?“

„Mit Verlaub“, erwiderte Alvide, „Eure Schwester sieht das anders, Euer Gnaden. Der Windhager und sie sind lediglich befreundet...“

Einen Augenblick schmunzelte der Geweihte, dann schaute er die Bannerträgerin an und erklärte: „Das haben unsere Eltern auch immer gesagt und dann musste plötzlich alles ganz schnell gehen...“ [Nale (Monika) 03.10.2016]