Grüße Der Hoheit

Seid gegrüßt, im Namen ihrer Hoheit

An jenem besagten Tage, dem 20sten des Monates INGerimm also, begabt ihr euch in oder durch die Stadt und in Richtung der Burg, die, mächtig und trutzig auf einer Klippe über dem Großen Fluss erbaut, weit über die geschäftige Häuserflut aufragte und von deren oberen Zinnen man sicherlich in das Gewirr von Straßen und Leibern hinabsehen konnte, wie auf Ameisen. Dort wartete man auf euer Kommen. Nach dem Aufstieg zum Burgtor wurdet ihr erneut durch Gardisten befragt und schließlich von Donewald von Quakenbrück, dem Haushofmeister des Herzogs und Regimentsführer aller fleißigen Hände innerhalb dieser würdevollen Mauern, empfangen.

Der Mittvierziger mit dem strengen Blick und dem schütteren Haar notierte euer Ankommen in ein Büchlein, das er danach sorgsam zurück in einer Seitentasche seines grünen Gehrocks verwahrte. Auf dessen Brust prangte stolz der Nordmärker Barsch. Seine Wohlgeboren Quakenbrück wirkte nicht unbedingt steif, eher von einer Unrast getrieben, daher hielt er sich auch nicht lange mit großartigen Begrüßungsfloskeln auf, sondern kam gleich zum Punkt: „Seid gegrüßt im Namen Ihrer Hoheit, Grimberta vom Großen Fluss und vom Berg. Ihre Hoheit hat leider heute keine Zeit für euch, sie freut sich jedoch, euch morgen früh zur achten Stunde in ihren Gemächern zu einem gemeinsamen - privaten - Frühstück zu empfangen. Heute dagegen findet für euch ein kleines Abendessen statt. Es gilt lockeres Hofprotokoll,“ an dieser Stelle musterte euch der Beamte kurz und versuchte aus eurer Reaktion abzuleiten, ob das etwas sagen würde. Er erklärte es jedoch sogleich, so dass auch diejenigen unter euch, denen dieser Begriff fremd war, gleich etwas lernen konnten. „Das heißt zwangloses Mahl, Abendgarderobe ist nicht von Nöten, es reicht …saubere …Kleidung.“ Hier rümpfte er die Nase und ließ seinen strengen Blick noch einmal an euch auf und ab schweifen. Vor allem diejenigen unter euch, die just zuvor in der Herzogenstadt angekommen waren, wurden mit besonderer Missgunst bedacht. „Man wird euch nun zu eurem Gästequartier geleiten. Findet euch zum Abendessen im Speisesaal zur siebten Stunde ein, die Kammerdiener werden euch den Weg weisen. – Willkommen auf der Eilenwid.“

Danach verwies der Haushofmeister euch an einen auf ein Schnipsen herbeispringenden Diener, welcher euch danach in die Gemächer im Gästetrakt der Feste brachte. Dieser war im zweiten Stockwerk gelegen und so durftet ihr dazu die mächtige Freitreppe emporschreiten, auf der schon Könige und Kaiser wandelten; über Stufen schreiten, die schon Reichskongresse und die Entscheidungen über Krieg und Frieden erlebt hatten. Jeder von euch erhielt ein eigenes kleines Gästezimmer. Wie viele es von dieser Art im Gästetrakt der mächtigen Burg gab, konnte man nicht genau sagen, auch nicht, welche Herrschaft die Zimmer vor euch bewohnt hatte. Nur erahnen.

Spürbar hingegen war der allgemeine Trubel und emsige Strebsamkeit erfüllte das alte Gemäuer. Ein Festmahl galt es auszurichten, morgen, am 21. Ingerimm, dem Tag der Waffenschmiede, dem Tag der Steinspaltung durch die Kaiserin im fernen Gallys. Während die wackeren Streiter vor den Grenzen der Dunkelheit einen – für viele Recken letzten – Festakt feierten, wollte man dieses Sinnbild auch auf der Herzogenfeste festlich zelebrieren.

-- Main.CatrinGrunewald - 22 Feb 2019