Erste Berichte Burg

Zusammentragen der Erkenntnisse

Als Borax das Essen und Alfons sah, erhob er sich mit einem feinen, rasselnden Geräusch von seinem Stuhl und öffnete seine Lederweste. Der junge Zwerg war nun scheinbar voll gerüstet, was vorhin noch anders ausgesehen hatte. Das Auffälligste dabei war die wattierte Kappe auf seinen Kopf, welche nur sein Gesicht und den Ansatz seines Halses frei ließ. Die dazugehörige Kettenhaube war in den Nacken gestreift. Beim Aufstehen drehte er sich zur Dame von Hamrath. „Dhana, würdest du mir bitte die Schließen meines Kettenkragens im Nacken lösen, erst dann kann ich ihn abnehmen?”

Dhana stand mit einer eleganten Bewegung auf „Natürlich helfe ich dir." und ging dem Angroscho nach. (Dhana)

Borax ging zu einer kleinen Anrichte am Fenster, öffnete es und nestelte dann selbst am Ansatz der Kettenhaube herum um sie zu lösen. Kurz darauf streifte er die Kopfbedeckung über den Kopf ab und legte sie ebenso wie zwei Kettenhandschuhe, welche er vorher hinter seiner Gürtelschließe geklemmt hatte, auf die Anrichte. Als Borax merke wie Dhana von hinten an ihn herantrat und er sich sicher war, dass die anderen am Tisch durch das Essen und Unterhaltungen genug Geräuschkulisse verursachten, flüsterte er ihr zu: “Was wolltet Ihr mir sagen, Dhana?”(Borax)

An der Anrichte angekommen beugte sie sich zu ihm, wobei dies ja nicht weit war, besah man sich ihre eigene Größe, und flüsterte so leise, dass auch er Mühe hatte, sie zu verstehen, selbst wenn sie direkt neben seinem Ohr sprach, als sie am Kettenkragen werkelte: „Sarias Haare - kurz und blauschwarz. Beherrschungsmagierin. Stecken oder Magierstab? Haben Dirnenkleidung gefunden und Magierrobe. Spionin oder Sündenbock?" Anschließend stellte sie sich wieder gerade hin und lächelte leicht "So, geht es jetzt? Die Schließe ist wirklich hartnäckig." (Dhana)

Dhana merkte unter ihren Fingern wie Borax Anspannung schlagartig wuchs. Die Fakten, die sie ihm zugeflüstert hatte, hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Seine Nackenmuskulatur spannte sich an und als die Schließen gelöst waren sah sie die Sehnen, welche vom Hals parallel herabliefen, heraustreten. Im Gegensatz dazu war seine Stimme ruhig und gelassen, was ihn einiges an Konzentration kosten musste. Doch noch war er den anderen abgewandt und sah weiter aus dem Fenster. „Danke Dhana, ich muss sie unbedingt austauschen lassen. Ich hätte ja auch einen einfachen Überwurf als Kragen genommen, aber mein Lehrmeister im Waffenhandwerk, ein alter Veteran der legendären Söldnereinheit der Korknaben, ihr würdet ihn sicher als Sturkopf betiteln, welcher quasi in seiner Kettenrüstung schläft, bestand darauf dass ich einen Verschließbaren wähle, damit er enger sitzt und über die Schließen auf die jeweilige Unterkleidung anpassbar ist.“ Erst als er den Kragen abgenommen und ebenfalls auf die Anrichte gelegt hatte, drehte er sich um und die beiden gingen wieder zu der Tafel zurück. Er hatte die Zeit genutzt, die die anderen sein Gesicht nicht sehen konnten, um sich zu fangen. Doch Dhana merkte, dass er müde aussah, als er ihren Stuhl etwas vom Tisch abzog und wartete bis sie sich gesetzt hatte, um dann auch selbst wieder Platz zu nehmen. Die enorme Anspannung ging auf Dauer nicht an ihm vorbei. (Borax)

Borax räusperte sich und begann dann, als er die Aufmerksamkeit aller hatte mit ruhiger Stimme zu berichten. „Dhana, Boromar, Arlan und ich waren bei der Flussgarde und haben uns dort umgesehen. Wobei wir, die Dame von Hamrath und meine Person, uns den Tatort angesehen haben. Die Herren von Kranickteich und von Rodenbrück widmeten sich dem Verhör der wachhabenden Gardisten zur Zeit des Attentates. Deshalb werde ich nur vom Tatort und dem Toten sprechen. Eine Erläuterung des Verlaufs des Verhöres aus zweiter Hand wäre wenig sinnvoll. Darum bitte ich Boromar und Arlan im Anschluss an meine Ausführungen ihren Bericht abzugeben. Nun, zusammengefasst kann ich sagen, dass es keinerlei mechanische Einwirkungen auf Schlösser und Verriegelungen von Türen und Fenstern in der Kammer des Toten und im daran grenzenden Flur gibt. Das bedeutet, dass es keinen Einbruch gegeben hat. Dies wiederum wirft weitere Fragen auf, danach wie der Mörder in die Garnison und das Zimmer des Obersts kam. Da wir diese Frage nicht abschließend beantworten können müssen wir, so leid es mir tut, die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass es in der Flussgarde einen Verräter gibt, oder dass der Attentäter zumindest freien Zugang zur Garnison hat und sich dort auskennt. Schlüssel kann man nachmachen. Wir sollten daher im Anschluss an unseren Informationsaustausch auch Maßnahmen besprechen die notwendig sind die Herzogenmutter zu beschützen, falls die Flussgarde dies aus bereits genannten Gründen nicht kann.“ (Borax)

An dieser Stelle seiner Ausführungen atmete Imma laut ein und runzelte leicht ihre Stirn. Hatten die anderen ihr nicht vorhin erzählt, ihr Bruder sei heute Abend hier. Wenn sie wirklich glaubten, Lupius hätte etwas damit zu tun, wurde sie dann auch verdächtigt? (Imma)

„Also, kommen wir zu den wirklich interessanten Erkenntnissen. Wir fanden an der Wand über dem Bett des Toten eine Urkunde. Der Oberst besuchte die Kaiserlich Wehrheimer Akademie für Strategie und Taktik.” Er machte eine bedeutungsschwere, rhetorische Pause.

“Abgekürzt K.W.A.S.T. und genau diese Buchstaben fanden wir auf dem abgefangenem Schreiben des Attentäters an seinen Auftraggeber. Desweiteren gab es auf dem Brief gekreuzte Stecken, die wir nicht zuordnen konnten. Helme Haffax war nicht nur Graf von Wehrheim, er war auch Reichsmarschall und die Stäbe stellen vermutlich Marschallsstäbe dar, seine Insignien wenn ihr so wollt. Es gibt 4 weitere Offiziere, die in Wehrheim ihren Abschluss gemacht haben. Hauptfrau Gunelde von Blaublüten-Hohenbirk befindet sich mit der ersten Lanze des zweiten Banners in Gallys. Genauso Mika vom Berg, auch erste Lanze, aber im ersten Banner. Die anderen beiden sind tot, gestorben im Dienste des Herzogs.

Ich möchte darum bitten, dass wir veranlassen einen vertraulichen Brief dem Heer hinterherzuschicken, welcher die Umstände des Todes des Oberst hier beschreibt und dem Empfänger nahe legt die beiden Abgänger der Wehrheimer Akademie im Auge zu behalten bzw. zu befragen.

Kommen wir zum Toten. Dieser hatte einen Verband am linken Oberarm. Es wurde ihm Haut und Fleisch herausgeschnitten, ein Stück von zehn auf zwanzig Finger fehlte. Dhana und ich vermuten das dort eine Tätowierung zu finden war. Der Mörder scheint sich nicht mit dem Tod des Obersts zufrieden gegeben zu haben, nein, er scheint auch eine Spur beseitigt zu haben. Oder, was zumindest im Bereich des Möglichen ist, den Beweis dafür mitgenommen zu haben, dass er seinen Auftrag ausgeführt hat. Jedenfalls scheint die Tätowierung, die er am Arm trug, etwas Besonderes gewesen zu sein, etwas das ihn auszeichnete. Es soll eine Dirne bei ihm gewesen zu sein in der Nacht seines Todes. Nach der Aussage der Wachen jedoch war er noch am Leben, als sie wieder ging. Dennoch erachten wir es für sinnvoll diese zu suchen. Sie wird die Tätowierung möglicherweise beschreiben können. Vielleicht hatte das Hautbild ja etwas mit der Akademie zu tun. Eine Beschreibung der Frau werden Arlan und Boromar im Anschluss wiedergeben können.”

Borax schloss seinen Monolog mit einem Blick zu seiner Begleiterin. “Sagt Dhana, möchtet ihr noch etwas zum Toten und der Art seines Ablebens sagen? Auch möchte ich euch bitten meine Ausführungen zu ergänzen, sollte ich etwas vergessen oder ausgelassen haben, was euch als wichtig erscheint.” (Borax)

' Sollen die anderen doch reden', dachte Arlan sich und griff hungrig nach Brot und Braten. Schließlich hatte er Hunger und, ‚das Essen war hier einfach vortrefflich.'

Der Kranickteicher tat sich am Essen gütlich, blickte auf den Tisch und lauschte dem was die anderen berichten würden. (Arlan)

Lioba hörte sich Borax‘ Ausführungen aufmerksam und ernst an. Sie nickte an einigen Stellen, da sie sich teilweise mit ihren Erkenntnissen deckten. Deshalb beschloss sie auch, diesen Teil ihrer Erkenntnisse teilen zu können, und fügte an passender Stelle an: „Marschallstäbe sind es in der Tat. Und der Winkel darüber ist ein Verbindendes Element. Gemeinsam bedeutet dies in etwa ‚ganz nach Befehl des Marschalls‘. Wichtig ist auch zu wissen, dass diese Elemente nie Teil eines offiziellen Siegels oder ähnlichem der genannten Akademie war – für die K.W.A.S.T. auch nach unseren Nachforschungen steht.“ (Lioba)

Dhana musste lächeln, als sie die Worte des Angroscho gehört hatte. Guter Borax. Er hatte genau die richtigen Dinge gesagt und ausgelassen. Vielleicht unabsichtlich, doch sie rechnete ihm dies hoch an. "Nein, ich glaube, du hast alles mitgeteilt, was für diese Sache wichtig ist. Ich kann mir auch nicht erklären, wie jemand in das Zimmer gelangen konnte, wenn er sich nicht auskannte. Die beiden Wachen schienen mir eine gute Arbeit zu verrichten und die Dirne konnten wir nicht finden." sie zuckte mit den Schultern und sah dabei alle an, wobei sie auch Saria nicht länger ansah als den Rest. (Dhana)

Saria erwiderte die Blicke wie üblich kühl und distanziert. Als Borax mit seinem Vortrag geendet hatte, faltete sie die Mappe, die auf dem Tisch vor ihr lag, auseinander, wobei einige Dokumente zum Vorschein kamen. „Ad Primo konnte ich verifizieren, dass besagtes Kürzel KWAST tatsächlich einer Art Geheimloge zuzuordnen ist. Die Mitglieder glauben, für ein altertümliches Ideal des Kaiserreiches einzustehen, ein Kaiserreich, welches in der Zeit vor Seiner Allerzwölfgöttlichsten Magnifizenz, Kaiser Hal, bestanden hatte. In der Akademie bin ich auf einen Befragungsbericht gestoßen. Ein Mitglied dieser Loge wurde vor Jahren gefasst, als es versuchte, während der Adelsversammlung hier in Elenvina 1028 die Wirren nach der Schlacht in den Wolken zu nutzen, um einen Umsturz herbeizuführen. Leider konnten keine Hintermänner oder übergeordnete Ebenen ermittelt werden. Das Logenmitglied wurde durch das Schwert gerichtet.“ Ein leises Bedauern ging mit den letzten Worten einher, welches sie aber sogleich mit einem Schulterzucken abtat. „Ad Secundo habe ich mich im Garten der Akademie umgesehen.“ Ihre bisher kühle, vortragende Weise zu sprechen wechselte zu einem schnelleren Takt, fast aufgeregt berichtete sie weiter: „Ich konnte, glaube ich, den Ort ausfindig machen, von dem aus die Tauben starten. Als ich meine Nachforschungen in den Archiven abgeschlossen habe, wollte ich mich im Park der Akademie umsehen. Vielleicht, so dachte ich mir, finde ich etwas über die Tauben heraus. Ich bin dann einem seltsamen Mann, den ich an der Akademie noch nie gesehen habe, hinterhergelaufen. Er verschwand dann plötzlich zwischen kleinen Büschen, die waren zu klein, um sich darin zu verbergen. Ich habe also selber hinter einem Baum abgewartet, was passiert. Und dann, nach einer kleinen Weile, tauchte er genauso plötzlich wieder auf, wie vom Erdboden ausgespuckt. Er lief zum Glück weg von mir, tiefer in den Park hinein. Ich lief dann schnell in meine Kammer, um die Aufzeichnungen zu holen und eilte dann hierher.“ Sie schloss ihrem Bericht, etwas atemlos und mit sanft rötlichen Flecken auf den Wangen. (Saria)

„Habt ihr an der Stelle nachgesehen, ob dort etwas Ungewöhnliches zu finden war?“ fragte Imma die Magierin neugierig. (Imma)

“Diese Frage würde ich auch stellen wollen. Gibt es dort vielleicht eine Grube, bedeckt mit einer Holzpatte auf der Grassoden liegen, oder gibt es gar eine verborgene Tür in einer Mauer, welche möglicherweise an diese Büsche grenzt. Wenn es dort das Versteck eines Informanten gibt, dann müssen wir dies ausfindig machen, bei Angroschs stählernem Bart.” Wie zu Untermauerung des gesagten hämmerte er mit der Faust auf den Tisch, so dass kurz das Porzellan tanzte. Dadurch ein wenig überrascht fuhr er ruhiger und leicht verlegen fort.

“Wir waren auch der Meinung das es eine Unterfraktion der Wehrheimer Akademie sein müsste, welche in die Sache verwickelt ist. Denn wenn es die einfache Tätowierung eines Wappens oder Symbols dieser gewesen wäre, welche er auf dem Arm trug, so hätte der Mörder diese nicht auf so barbarische Weise herausschneiden müssen, nur um dann die Urkunde an der Wand hängen zu lassen. Das ergäbe keinen Sinn. Außerdem gab es auf eben dieser Urkunde keinerlei Symbolik. Sie ist nüchtern und schmucklos gehalten, wie es zum Geiste Wehrheims passt.

Im Lichte der Erkenntnis, dass es sich tatsächlich um eine Geheimorganisation mit finsteren Zielen und Motiven handelt, möchte ich meinen Vorschlag noch einmal hervorheben, dem Feldzug eine Warnung hinterherzuschicken. Ich denke, dass das Reich dafür Mittel und Wege kennt.” Borax warf Alfons einen auffordernden Blick zu und machte eine rhetorische Pause.

„Wer möchte sonst noch seine Erkenntnisse mit uns teilen?“ (Borax)

Hechgard schien aufzuschrecken und goss sich erstmal einen Becher Wasser ein, welchen er mit tiefen Zügen austrank. Dann schaute er in die Runde. „Nun werte Damen und Herren, der Herr von Grundelsee und meine Wenigkeit haben uns ja ebenfalls umgehört, und….“ er unterbrach sich und sah die Magierin an, „jene Stelle wo jener Mann verschwand, habt ihr diese nach einer Geheimtür untersucht? Ach ich schweife ab“ er wirkte leicht fahrig als er fortfuhr: „Nun, ähm, wo war ich gerade, ja genau, wir haben uns umgehört und wie ihr sicher bemerkt habt, ist der Herr von Grundelsee nicht anwesend, ich musste ihn zurücklassen.“ Müde schenkte sich Hechgard noch ein Glas Wasser ein und trank dieses mit großen Schlucken. Mit müder Stimmer sprach er weiter: „Nun welche Erkenntnisse haben wir erlangt? Als erstes nun Eisvogel ist in gewissen Kreisen kein Unbekannter, dieser geht auch sehr vorsichtig vor über Mittelsmänner. Und er verfügt auch über größere Geldmittel. Und ja der Hauptmann wurde vergiftet, mit Kukris, und er hat noch genug für den Angriff auf die Herzogenmutter. Dieses Gift, so wurde uns berichtet, wirkt sehr schnell und stark, es tötet wohl innerhalb einem sechzigstel Stundenglas. Nun,“ er räusperte sich ein wenig,“ nun, es gibt Mittelchen dagegen, ein Prophylaktium welches wohl um die 3 Stunden oder so wirkt und ein Antidot.“ Müde nickt Hechgard vor sich hin und wirkt ein wenig abwesend:“ Jaja, diese zwei Mittelchen gibt es.“ (Hechgard)

Borax sah Hechgard entgeistert an. „Woher habt ihr diese Erkenntnis, dass es Kurkis war, das den Oberst tötete und woher wisst ihr, dass er noch mehr von dieser tödlichen Essenz besitzt, habt ihr seinen Giftmischer ausfindig gemacht und festgesetzt? Und was heißt, ihr musstet den Herren von Grundelsee zurücklassen, ich hoffe ihm ist nichts zugestoßen?

Dhana und ich waren ebenfalls der Meinung, dass die Planung eines Giftangriffes auf die Herzogenmutter im Bereich des Möglichen liegt, deswegen wollten wir versuchen ein Antidot zu bekommen, bei einem Alchemisten. Es waren jedoch alles Spekulationen bisher, deswegen habe ich dies nicht weiter erwähnt. Der Erwerb eines Antidots erfordert entsprechende Mittel. Verfügen wir über diese?“ Borax sah fragend zum Spion und dann wieder zu Hechgard. Er erwartete Antworten, seine Anspannung wuchs sichtlich. (Borax)

Dhana hatte sich wieder auf ihren Platz gesetzt, aber noch nichts gegessen. Vielmehr holte sie die eigene kleine Pfeife aus einer Tasche der Kleidung und stopfte diese sorgfältig. Auf der Stirn hatten sich Denkfältchen gebildet, während sie sich zurücklehnte und an die Decke blickte: „Wenn der Oberst auch in Wehrheim studierte und ihm etwas vom Oberarm geschnitten wurde – nun, vielleicht war er ein Überläufer? Es mag eine gewagte These sein, doch was, wenn er einst diesem Geheimbund angehörte, aber sich losgesagt hatte?“ Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: „Saria, wenn Ihr bei den Büschen nichts gesehen habt, denkt Ihr, dass es sinnvoll ist, diesen Platz noch einmal zu besuchen und genauer nachzusehen?“ (Dhana)

„Nein, ich habe nicht nachgesehen, sondern mich an eure Warnungen erinnert, nicht alleine zu sein. Solange ich in der Akademie war, hatte ich keine Furcht, aber dann im Park schien es mir unklug, alleine zwischen den Büschen herumzuschleichen. Stattdessen beschloss ich, euch zu informieren. Vielleicht sollten wir dort nachsehen, mit Boromar eventuell, einem Kämpfer der uns beschützen kann?“ (Saria)

Dhana nickte und zu den anderen sprach sie noch weitere Gedankengänge aus: "Bevor wir weiteres planen, lasst uns noch über anderes sprechen: Kukris. Wie muss dieses Gift eingenommen werden? Über das Blut? Oder schluckt man es? Reicht schon eine Berührung? Schmeckt man es heraus? Gibt es einen Vorkoster? Wer überwacht die Zubereitung der Speisen? Der Koch war doch recht neu, wenn ich mich richtig erinnere?" (Dhana)

Die junge Schreiberin hatte schon während Hechgard sprach in ihren Pergamenten gekramt und schließlich einen Zettel zutage gefördert. Als Dhana nun auf das Gift zu sprechen kam, räusperte sie sich und erklärte mit Blick auf ihren Zettel: „Kukris ist ein verbotenes Waffengift, das sehr beliebt bei Meuchlern ist. Hergestellt wird es aus Orazal, Vitriol und der Mirhamer Seidenliane. Es wirkt sehr schnell, nach einem kurzen Augenblick beginnt die Wirkung mit einem Jucken, darauf folgen Krämpfe und danach tritt der Tod ein, das ganze dauert nur wenige Augenblicke.“ (Imma)

Borax folgte den Gedanken Dhanas und nickte bei ihren Mutmaßungen und Fragen. Er riss sich nun aber zusammen und schwieg, was ihm nicht leicht viel. Immer wenn er angespannt und nervös war, redete er zu viel. Aber er wusste mittlerweile, dass es eine Schwäche war, die es zu beherrschen galt. Nun war es an Hechgard und Saria zu reden, Licht ins Dunkel zu bringen, oder sich in dieser zu verlieren. (Borax)

Dhana sah zu Imma, doch konnte man aus diesem Blick keine Gedanken erahnen, welche sie zu haben schien: „Das man es auf einer Waffe verwenden kann, dies haben wir eindrucksvoll am Oberst gesehen. Doch wie sieht es aus, wenn man es schluckt? Hat es dann auch diese Auswirkungen oder muss es direkt mit einer frischen Wunde in Verbindung gebracht werden? Ich meine einmal gelesen zu haben, dass nicht jedes Gift tödlich ist, wenn man es direkt einnimmt.“ (Dhana)

Imma sah Dhana verwundert an: „Ich war davon ausgegangen, dass es ein Waffengift ist. Er - und sie deutete mit ihrem Kinn auf Alfons- hatte heute früh von einem nicht allzu tiefen Dolchschnitt gesprochen, daher…. Aber wie auch immer, Ja - man kann das Gift auch einnehmen. Es handelt sich dabei um eine klare Flüssigkeit ohne jeden Geschmack oder Geruch. Leicht jemanden damit zu vergiften. – Befand sich denn irgendetwas wie ein Becher in der Nähe des Toten, Zeit einen Becher wegzuräumen hätte er sicher nicht gehabt?“ (Imma)

Borax wog den Kopf sachte hin und her, er überlegte. Nein, ich erinnere mich an keinen Becher oder ein ähnliches Gefäß. Aber er hatte eine kleine Einstichwunde am Hals. Dhana und ich waren davon ausgegangen, dass dies sein Todesurteil war. Er soll aber mit einem der wachhabenden Gardisten noch einen Absacker getrunken haben, nachdem die Dirne wieder gegangen war.“ (Borax)

„Nun, wenn es stimmt, dann wurde der Oberst erst vergiftet, als die Dirne lange weg war. Dann wäre dieser Gardist der letzte, der ihn gesehen hat. Merkwürdig, dass er mit ihm trinkt und kein Becher im Raum ist.“ Sie seufzte: „Dies alles spricht eher dafür, dass jemand von der Flussgarde involviert war.“ (Imma)

"Vielleicht sollten wir herausfinden, wo der Umtrunk herkam. Hmm.. Wenn kein Becher im Raum war, sollten wir erfragen, wer den Raum alles betreten hat. Vielleicht sollten wir auch das Küchenpersonal überprüfen?" (Arlan)

Lioba schwirrten all die Erkenntnisse der anderen im Kopf herum – sie versuchte, sie in Einklang miteinander und vor allem mit dem zu bringen, was Imma und sie selbst heraus-gefunden hatten. So brauchte sie einen Moment, bis sie selbst wieder weitersprechen konnte. Sie wusste zwar noch immer nicht hundertprozentig, was sie nun vor allen preisgeben sollte und was nicht, räusperte sich aber schließlich und begann zu sprechen: „Wir hatten auf unserem Weg hier her noch ein bemerkenswertes Erlebnis.“ Hier blickte sie kurz zu Imma. ‚Falls die Person sich wirklich im Raum befinden sollte, wird sie längst gemerkt haben, dass sie das Gift verloren hat‘, sagte sie sich selbst, bevor sie fortfuhr: „Ein Junge hat sich selbst versehentlich vergiftet. Er starb sehr schnell, nachdem er eine Flüssigkeit aus einer Phiole getrunken hatte. Da wir es für möglich hielten, dass es einen Zusammenhang gibt, haben wir die Phiole an uns genommen.“ An dieser Stelle wickelte sie das mitgebrachte Objekt vorsichtig aus ihrem Taschentuch und stellte es ebenso vorsichtig auf den Tisch. Es handelte sich um eine Glasphiole, auf deren Boden sich noch etwas Flüssigkeit befand. (Lioba)

Die Geschichte des gestorbenen Jungen ließ Borax traurig und mitleidsvoll den Kopf schütteln. Er bedauerte zutiefst, dass diese Krise, denn das war sie, einem unschuldigen Kind das Leben gekostet hatte. (Borax)

-- Main.CatrinGrunewald - 10 Mar 2019