Elgors Geständnis

Elgors Geständnis

Gleichzeitig im Gebüsch:

Die Dame schien sich halbwegs im Griff zu haben. Bleich zwar und hustend, hatte sie ein Erbrechen noch verhindern können. Sie kniete barfuß auf dem Waldboden. "IHR" entfuhr es Verema, als sie den Ritter sah. "Ich hatte mit Borax gerechnet...mit mir geht es schon, aber habt ein Auge auf den Kerl da drüben." Sie deutete auf den jungen Mann, dem es wohl nicht so gut ging. "Wir hatten ihn in Verdacht, etwas mit dem Attentat zu tun zu haben, schaut doch mal nach ihm, ich ertrage den Geruch nicht, tut mir Leid".(Verema)

Im Gebüsch reichte derweil Baldos der Almadanerin ein Taschentusch und machte sich auf die Suche nach dem besagten Jungen. Sich den Würgegeräuschen nähernd fragte er besorgt und freundlich: „Alles gut bei dir? Brauchst du ein Taschentuch oder Schluck Wasser?“

Derweil kniete er sich in einer sicheren Position neben dem Knaben nieder und klopfte ihm leicht auf den Rücken, während er ihn zugleich am Arm hielt um nicht vornüber zu kippen. (Baldos)

Allerdings schien die Anwesenheit des Ritters den Jungen eher noch blasser zu machen: „Es …. Es….. geh hhet schon schon wieder.“ Stotterte er und versuchte hektisch sich aus Baldos Griff zu winden.

Verema war zu den beiden gekommen, kniete sich auch neben den Jungen und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. Sie warf Baldos einen Blick zu, den er nicht so recht einordnen konnte. "Passt auf mich auf/ lasst ihn nicht entwischen oder bleibt bitte bei mir" Irgendwas in der Art meinte sie wohl. "Mir geht es auch schon besser, ich konnte den Geruch einfach nicht ertragen. Jetzt habe ich eben erst erfahren, dass ich schwanger bin, und schon scheint alles, was ich bisher verdrängt habe, auf einmal zu kommen." Beruhigend und nett plauderte sie, sah den jungen Mann auf Augenhöhe an. "Was ist mit Euch? Lag es am Essen oder ist Euch etwas anderes auf den Magen geschlagen?" (Verema)

„J..a… Ja gegenau.“ Stammelte der junge Mann. Trotz der fortgeschrittenen Dämmerung sah man, wie bleich und fahl seine Züge waren. „S-geht schschon. Ich Ich leg misch was hihihin. Dann geht’s sicher wiwieder.“

Wieso wusste er in diesem Moment selbst nicht und so kamen ihm seine Worte zu seiner eigenen Überraschung über die Lippen. „Wird wohl besser so sein. Mir war auch übel als ich das erste Mal Blut aus einer Wunde fließen sah, schlimmer war jedoch, dass es mich in den Träumen noch lange verfolgte.“ (Baldos)

Der junge Mann sah Baldos entsetzt an. Das letzte bisschen Farbe wich mit einem Schlag aus seinen Zügen. Er schlug seine Hände vor die Fahle Blässe und weinte leise Tränen, während seine Schultern im Takt der Verzweiflung zuckten. Scheinbar unfähig vor den eben noch bedrohlich wirkenden Fremden zu fliehen, sank er still in sich zusammen, umfing seinen Körper mit den eigenen Armen und wiegte sich schluchzend hin und her.

Nachdem Borax dem Geweihten das Feld zunächst bestellt und dann überlassen hatte, nutze er die Gelegenheit und sah nach Verema. Der Zwerg machte sich keine ernsthaften Sorgen, aber er war neugierig zu sehen, was vor sich ging.

Als er sie gefunden hatte, streckte der Vogt der Almadanerin die Hand entgegen. „Kann ich euch aufhelfen? Was ist mit euch geschehen?“ (Borindarax)

"Borax, gut, dass Ihr da seid." Verema war sichtlich erleichtert, den Zwerg zu sehen. Sie flüsterte ihm zu. "Was machen wir jetzt mit dem da?" Sie deutete auf den blassen Jüngling. "Und wie bekommen wir mehr aus ihm raus? Am besten lassen wir ihn nicht aus den Augen und holen mal die Kleine her, oder?" (Verema)

Der Zwerg wog scheinbar nachdenklich den Kopf hin und her bevor er mit gesenkter Stimme antwortete. „Ich würde vorschlagen wir beobachten zu welchem Zelt er geht, um sich zur Ruhe zu betten. Es ist mittlerweile soweit.

Tassilo unternimmt gerade einen Versuch mehr aus unserer vermeintlichen Gastgeberin herauszubekommen. Ich möchte in diesem vielleicht bedeutsamen Moment für keinerlei Ablenkung sorgen.“ (Borindarax)

"Oh, das habe ich gar nicht mitbekommen .... wie wohl meistens...Danke." (Verema)

Wie er so da saß, tat der Bursche ihm fast leid. Doch es nützte nichts, sie mussten herausfinden was sich zugetragen hat. So ließ er sich neben diesem – abseits des Erbrochenen – nieder, streckte die Beine aus und lehnte sich entspannt nach hinten. Doch nur augenscheinlich war er entspannt, denn aufmerksam beobachtete er den verängstigten Jungen. Er musterte dessen dunkelgrauen Umhang und seine schwarze Hose, die beide nicht sonderlich zum lebensfrohen Wesen Tsas zu passen schienen, registrierte die zitternden Hände, die Verzweiflung und den allgemeinen Eindruck ein Häufchen Elends. „Atme langsam, tief und gleichmäßig. Das beruhigt. Wenn es dir etwas besser geht, lehn dich zurück. So kannst du freier Atem schöpfen. Ich bin Baldos und wie heißt du?“ Fragte er diesen möglichst einfühlsam. [Baldos]

„Elgor“ schniefte es kaum verständlich aus dem Gewühl aus ineinander geschlungenen Gliedern, während der Junge sich offensichtlich bemühte zu atmen. Mit geschlossenen Augen, als sei das ein Weg die Welt auszublenden.

Der Ritter ließ Elgor die Zeit die er bräuchte, locker ließ er jedoch nicht. "Es hilft darüber zu reden. Es vermag das Geschehene nicht zu verändern, aber es hilft die Dinge zu Ordnen. Behält man es für sich, verselbständigt es sich. Der Geist verändert die Erinnerung, verfälscht sie. Gelegentlich zum Guten, meist jedoch macht es das nur schlimmer." [Baldos ]

„Überall war Blut.“ Stammelte der Junge, während er wieder grün wurde, sich auf die Seite drehte und dünnflüssige, stechend riechende Galle ins Gehölz spuckte. Es dauerte einige Zeit, ehe er sich wieder gefangen hatte, sich einen Speichelfaden aus dem Mundwinkel wischte und sich schluchzend aufrichtete. „Warum, ist das nur passiert?“ fragte er mehr sich selbst als die beiden Fremden.

"Das wolltest Du nicht, Du hast das Bild zerstört aber mit dem Attentat nichts zu tun, oder?" Auch Verema tat der Kerl leid. Aus was für Absichten auch immer er gehandelt hatte, es ging ihm nun richtig schlecht. "Elgor, kanntest du den, der geschossen hat? Hast du ihn irgendwann, irgendwo schon einmal gesehen?" (Verema)

Gute Fragestellung befand Borax für sich. Nun wurde es langsam interessant. Das hieß, wenn der Junge sich nicht verschloss oder einfach unter dem Druck zusammenbrach, was der Vogt insgeheim befürchtete. Deswegen hatte er nicht den direkten Weg wählen wollen. Wenn der Junge hingegen stark genug war, so kam dem Kern der Sache vielleicht endlich ein Stück näher. (Borindarax)

Um die Frage Veremas nicht zu unterbrechen beließ Baldos es dabei und atmete weiterhin im ruhigen Takt vor sich hin, als Vorbild an dem sich der verwirrte Junge orientieren konnte um sich zu beruhigen. Seine Gedanken jedoch behielt er für sich. Blut, was war schon ein wenig Blut? Elgor konnte froh sein, dass es ein Bolzen und kein Schwert gewesen war der den Baron verletzt hatte. Wie hätte der Bursche erst reagiert, wenn die Eingeweide aus der Bauchdecke gequollen wären? Vermutlich hätte er sich noch vor Ort übergeben und nicht mehr in der Lage gewesen auch nur an Flucht zu denken.

Doch er behielt dies für sich, denn andere Dinge waren jetzt wichtiger. Epen und Balladen zeichneten das strahlende Bild vom edlen Rittersmann, in Wahrheit jedoch handelte es sich um ein blutiges Handwerk das Tod und Verstümmlung unter dem Deckmantel der Rechtschaffenheit bedeutete. [Baldos]

Elgor schüttelte den Kopf. „Ja, ihr habt Recht. Ich … Ich wollte....“ Wieder schüttelte er den Kopf. Allmählich schien er sich zu beruhigen, denn er erhob sich und streckte seinen Körper in Länge, sein Atem war flacher und sein Blick nicht mehr so gehetzt und ängstlich. Er hatte lange Glieder, ein großer Junge an der Schwelle zum Mann sein. „Ich möchte mir gerne den Mund in der Quelle auswaschen.“ Er deutete in den Wald hinein, wandte sich u nd stampfte los.

Ein wenig unentschlossen wog der junge Ritter ab. Sollte er Elgor folgen oder auf seine Rückkehr warten und somit etwas Vertrauen schenken. Letztlich entschied er sich dafür ihm zu vertrauen. Befürchtete er doch, dass der Junge sich wieder verschloss wenn man ihm derart deutlich das Misstrauen aussprach. Stattdessen lauschte er angestrengt nach verdächtigen Geräuschen, nicht das der Bursche doch noch die Flucht ergriff. [Baldos]

Der Zwerg hingegen traute dem Frieden keinen Schritt weit, wollte ihm jedoch nicht auffällig nachgehen. So lieg Borindarax eiligen Fußes einen kleinen Bogen, um den Burschen im Auge behalten zu können. (Borindarax)

Der Junge tappte durch den Wald, immer in einigem Abstand zu dem Zwerg. Er schien sich gut auszukennen, wich instinktiv an den richtigen Stellen tiefhängenden Ästen und kleinen Büschen aus. Auch das leise Schuhu der nächtlichen Jäger, dass man aus den entfernten Tiefen des Waldes vernahm, und gelegentlich aufblitzende Augen störten ihn nicht. Irgendwann beugte er sich seufzend nach unten. Borax vernahm ein zaghaftes Plätschern. Auch dort wo der Angroscho stand war der Boden weicher als auf der Lichtung und über die Borke der umstehenden Bäume wanden sich saftige Moosflächen. So verharrte Borax, den Jungen immer im Blick, der sich ausgiebig von Erbrochenem reinigte und sich seiner Kleidung entledigte, um an dieser fortzufahren.

Als Elgor sich wieder angekleidet hatte, stand er einige Augenblicke reglos im Wald, mit geschlossenen Augen. Scheinbar versuchte er langsam zu atmen. Dann öffnete er die Augen, straffte die Schultern und schritt zurück auf die Lichtung zu.

Borax folgte in einigem Abstand und kam dadurch ebenfalls zu Baldos und Verema zurück. (Borax)

Als der junge Tsaanhänger wieder zu den anderen trat, sah er besser aus. Er stank nicht mehr nach Erbrochenem und auch sein Wille und seine Haltung schienen erstarkt zu sein. Dann sagte er: „Ich kannte den Schützen nicht. Oder vielmehr: Ich habe ihn nicht erkennen können. Er stand im Schatten. Und trug eine Kapuze. Aber ich glaube… es war ein Mann. Irgendwie hat er sich so bewegt- ich weiss auch nicht.“

Na das hatte sich ja gelohnt... Wahrscheinlich ein Mann. Doch anstatt Elgor zu entmutigen, lächelte Verema aufmunternd. "Das ist doch schon mal was. Ist er Euch vielleicht auf dem Weg zum Schloß, oder besser gesagt, seine Kutte, habt Ihr die schon mal gesehen?" (Verema)

Elgor schüttelte den Kopf. Doch er stockte ein wenig: „Nein, nein. Ich …“ dann blickte er Verema in die Augen. Seine eigenen leuchteten voll jugendlicher Neugier und ehrlicher, tief empfundener Lebensfreude, obwohl ein Hauch von Traurigkeit darin lag: „ich hatte das Gefühl ihn zu kennen. Aber … ohne ihn zu erkennen. Ich… vielleicht bin ich ihm Mal begegnet? Vielleicht nicht… es war nur so…. so ein Gefühl.“ Er seufzte.

Schade, dass der hässliche Magus jetzt nicht hier war, dem wäre vielleicht was eingefallen. "Oder es haust noch mehr in dem Wald, als wir glauben und "die Kutte" wusste mehr und hat sich den Trubel um den Jungen zunutze gemacht." Verema flüsterte auf Rogolan zu Borax. "Kann das Magie sein? Ich weiß da zu wenig. Kennt Ihr den arroganten Magus besser? Auf mich wird der nicht hören, mich halten viele für etwas..., wie sagt man... naiv. Aber Euch wird er zuhören." Es mochte stimmen, dass sie etwas zu gutgläubig war, sonst trüge sie nun nicht dieses Kind und wäre voller Liebe. (Verema)

Borax verzog das Gesicht und blinzelte. Sein Rogolan war rauer, härter als die Sprache für das menschliche Ohr ohnehin war und die Rittmeisterin hatte das Gefühl Ablehnung mitschwingen zu hören, auch wenn ihr die Nuancen und Abstufungen der Sprache fremd waren. “Mir wäre deutlich lieber, wenn ihr es dennoch selbst versuchen würdet.” (Borindarax)

An den Jungen Gewandt fragte er dann: „Wer hat diese Aktion im Bunten Schloss organisiert, du hast doch sicher nicht aus eigenem Antrieb gehandelt? Der Schütze gehörte doch sicher dazu, wie sonst sollte er ebenfalls dorthin gelangt sein, wenn nicht auf dem Weg den du gegangen bist?“ (Borindarax)

Der Zwerg hatte mit seiner Vermutung vermutlich Recht. Es war schlicht unwahrscheinlich, dass der Schütze durch reinen Zufall zur Stelle gewesen war. Viel wahrscheinlicher war es da, dass dieser in die Pläne eingeweiht war oder zumindest von diesen Wind bekommen hatte. Dennoch fragte sich der Ritter ob hier ein Bilderstürmer über das Ziel hinausschoss oder jemand anderes Unruhe stiften will? [Baldos]

Etwas pikiert blickte Elgor den Zwerg an: „Yolde. Yolde organisiert immer alles. Aber ganz sicher gehört der Schütze nicht zu uns. Das weiß ich ganz sicher, da niemand von uns eine Waffe besitzt. Wisst ihr, man … kann damit jemanden verletzen. Oder ein Leben beenden. Das wäre fürchterlich.“ Seine Worte schienen die Erinnerung an den Vorfall wieder hervorzubringen, denn sein Gesicht bekam wieder einen grünlichen Stich.

Borax nickte nur stumm. Damit hatte er gehört, was er zumindest als Antwort vermutet hatte, auch wenn er es im Falle des Schützen nicht glauben konnte. Eine zweite, komplett unabhängige Fraktion kam ihm sehr unwahrscheinlich vor. (Borindarax)

Verema seufzte. "Wenn Ihr meint...dann suche ich ihn mal. Man kann ja eine Waffe auch außerhalb dieser Dings hier verstecken..." Sie dachte noch laut vor sich hin und machte sich dann deutlich mieser gelaunt auf, ihre anderen Begleiter zu suchen. (Verema)

Nachdem die Almadanerin sich von der Gruppe im Wald gelöst hatte, zog der Junge unwillkürlich fröstelnd die Schultern nach oben. „Sollen wir … ans Feuer gehen. Es… es ist ein wenig kalt hier.“ Alleine mit den beiden Männern zu sein, schien dem jungen Tsaanhänger nicht sonderlich zu behagen, daher schritt er nach kurzem Zögern hinter Verema her, dicht gefolgt von den beiden Gästen.

-- Main.CatrinGrunewald - 21 Jul 2020