Die Sage vom Lützeltaler Jost

Die Sage um den Lützelthaler Jost stammt aus dem Grafenland Albenhus und insbesondere aus dem Lützeltal.

Die Sage vom Lützeltaler Jost und der weißen Quelle

Zwischen Haderholz und dem Südufer des Großen Flusses lebte einst der Herr der Albauen. Eines Tages sagte er zu seinem ältesten Spross: „Jost, ziehe aus, um den Quell der Weisheit zu finden!“.

So sattelte Jost sein Pferd und ritt aus. Er ritt am großen Fluss entlang und durch den Kosch. Er ritt gen Firun bis zu den Ebenen aus Eis und gen Praios bis zum Meer aus Sand und sogar bis zu den dampfenden Wäldern. Er erreichte die Gestade des Walgottes gen Efferd und das Meer der Perlen gen Rahja. Er besuchte die Zwerge in ihren Stollen und die Alben in den Wäldern. Doch nirgends fand er eine Spur auf den Quell der Weisheit, niemand gab ihm einen Hinweis.

Nach vielen Götterläufen erreichte ihn die Nachricht, dass das Haus seines Vaters durch Ingerimms Zorn zerstört und die Ruinen seiner Heimstatt von den Fluten des Großen Flusses fortgespült wurden. So machte sich Jost auf den Heimweg, um sich nach seiner Familie zu sorgen, doch er fand nur Not und Elend. Voller Verzweiflung lief Jost in den Haderholz und irrte elf Wochen und elf Tage und Nächte durch das Gehölz, bis er in der Nacht des ersten Frühlings-Madamals am Ende eines kleinen Tales auf einen eigenartigen weißen Felsen stieß, auf dem sich in Madas Antlitz eine güldene Schlange ausruhte.  Jost sank nieder und lehnte seinen Kopf an den weissen Stein. All seine Trauer aus sich herauslassend fing er an zu beten: „Oh Herrin Hesinde, du weiseste unter allen Alveranern, so sag mir doch: Wie, nur wie kann ich die Queste, die mir mein Vater aufgebürdet hat, erfüllen um ihm doch wenigstens so meine letzte Ehrerbietung aufzuweisen?“

Da sprach die Natter zu ihm: „Die wahre Weisheit findet man nicht in der Ferne. Ist es nicht überaus weise, bei seinen Wurzeln zu bleiben und seine eigne Brut zu hegen?“ Und so wandelte sich Hesindes Botin in einen nie mehr versiegenden Quell, aus dem schneeweißes Wasser heraus sprudelte, das sich alsbald in einem kleinen Weiher sammelte und schließlich zu einem lützeligen Bach entrann.

Jost jedoch trank von dem Wasser des Quells und spürte neue Kraft in sich erstarken. Er ließ sich am Ufer des Lützelbachs nieder und gründete das Haus Weissenquell. Noch heute, so heißt es, färbe sich beim ersten Madamal des Frühjahrs das Wasser weiß, und wer sich in dem frischen Quell erlabe, der erlange Hesindes Weisheit und neue Kraft. Möge ein mutiger Recke es selbst einmal probieren und seine eigenen Schlüsse ziehen...