Belhanka41 Auf Rahjas Pfaden

Belhanka 1041: Auf Rahjas Pfaden (Ira und Travingo)

Achtung: erotische Inhalte!

Da waren sie also wieder. In der Belissima, wie Jost die Stadt Rahjas auf Dere liebevoll nannte. Sinnlicher Schmelztiegel der Leiber und Leidenschaften sagten die einen. Zentrum der Schönheit und der Lust sagten die anderen. Und wiederum dritten gefiel es einfach nur gut, in Belhankas bunte Vielfalt abzutauchen, ohne einen Gedanken an das Morgen zu verschwenden, oder das Gestern. Es war das zweite Mal, dass Ira hier war, aber das erste Mal, dass sie beim „Turnier der Ketten“ antrat – hatte doch im Vorjahr ihre vorangeschrittene Schwangerschaft die Teilnahme verhindert. Und anders als das Jahr zuvor, empfand Ira es nicht mehr länger als Strafe der Götter, dass alles in dieser Stadt eine durchdringende Heiterkeit verströmte, der man sich absolut nirgends entziehen konnte. So vieles hatte sich im vergangenen Jahr verändert. Sie hatte den kleinen Leuhart geboren während man seinen Vater offiziell für tot erklärte und seinen Onkel mit Rickenbach belehnte. Sie hatte letzterem ihr Wort zu einer Ehe gegeben, vor der sie sich innerlich fürchtete, und ersterem ein Andenken geschaffen, in dem sie das Kind nach der Sturmleuin benannte. Sie war auf dem großen Kaiserturnier zu Gareth unter den Augen der Kaiserin das erstes Mal als junge Ritterin in die Schranken geritten und als jüngste mittelreichische Abgesandte bei den Vertragsverhandlungen in Mantrash’mor mit dabei gewesen. Außerdem war sie Travingo begegnet – und ihn hier in der Stadt Rahjas auf Dere wiederzusehen, ein weiteres Abenteuer mit ihm zu erleben, schürte in Ira prickelnde Freude. Ganz anders war es im letzten Jahr gewesen. Mit dem turtelnden Jost und der baldigen Niederkunft vor Augen war die Wunde, die Hagrians Tod in ihr Herz gerissen hatte, weit aufgeklafft und der Zauber, der diese Stadt umgab, einfach an ihr abgeprallt. Mehr noch, sie hatte ihren Aufenthalt kasteiend ertragen und sich mehr als einmal gefragt, wie sie das zuneigungsvolle Liebesgesäusel, die romantische Leidenschaft und das schamlose Gevögele eigentlich ertragen sollte. In diesem Jahr wollte Ira hingegen schamlos vögeln und sich in wild-romantischen Leidenschaften verlieren. Sie wollte sich gehen und treiben und im Tempel der Liebreizenden von ihren Sorgen an die anstehende Hochzeit mit Lupius kurieren lassen. Und von ihrer Entstellung. Klar, das Turnier wollte sie auch reiten. Aber genau genommen war es reine Nebensache.

Gise schnaubte zufrieden, als sie mit ihrer Eisensteiner Schnauze in dem Korb mit dem Getreide hing und sich von ihrer jungen Ritterin die Kruppe striegeln ließ, bis Ira liebevoll auf das muskulöse Pferdegesäß klopfte. „So, mein Mädchen, das reicht. Wenn du mehr willst, frag Hesindigo, der knabbert bestimmt gern an dir.“ Der Hengst ihres Freundes Wunnemar sah bei der Nennung seines Namens tatsächlich auf. Lächelnd legte die Plötzbogen das Putzzeug beiseite und machte sich dann daran, sich selbst ein wenig herauszuputzen. Den rot-weißen Wappenrock mit dem Maurenbrecher-Drachen auf der Brust tauschte sie sehr gerne gegen eine Bluse mit Rock, die Stiefel gegen Sandalen und ihr Schwertgehänge gegen ein kleines Täschchen, in dem sie ein bisschen Geld und etwas sehr persönliches verwahrte. Ihre Laune war gut, sie summte gar eine kleine Melodie und irgendwie kribbelte die Vorfreude in ihrem Bauch, denn sie würde mit Travingo in die Stadt gehen, sie sich von dem Horasier zeigen lassen, immerhin war der mehr als einmal schon hier gewesen. War Ira Belhanka das letzte Mal verhasst gewesen – dieses Mal wollte sie die Stadt mit allen Sinnen genießen! Verabredet dazu hatten sie sich schon, denn wie der Zufall es wollte, war der Rizzi ihnen bei ihrer Ankunft im Lager der Turnierteilnehmer über den Weg gelaufen. Artig meldete Ira sich nun für den Rest des Nachmittags ab. Dann ging sie leichtfüßig ihrer Freizeit entgegen. Und ihrem Vergnügen.

Travingo stand in seinem Zelt und zupfte sich sein Hemd zurecht. Es war von schwarzem, edlen Stoff und tief ausgeschnitten - wie immer, wäre man geneigt zu sagen, und doch war es ganz anders als gewohnt. Der schwarze Stoff war nämlich mit silbernen Gänsen bestickt. Ein Hohn, wenn man bedachte, wo sich der Cavalliere gerade befand und was der Grund für seinen Besuch in Belhanka war. Er redete sich zwar wiederholt darauf aus, dass er geschäftlich hier sei, oder das Turnier reiten wolle, denn ein Rizzi zog nicht einer Frau wegen durch das halbe Reich, aber es war in diesem Fall sinnlos sich etwas vorzumachen. Die sich in ihm regende Freude auf das bevorstehende Treffen war genauso ein Indikator dafür, wie die Tatsache, dass er sich bisher weder bei Yaretta blicken lassen, noch bei den Mädels im Lyceum Marmaron vorbei geschaut hatte. Ein letztes Mal ließ Travingo seinen Blick durch sein beschauliches Zelt schweifen. Wie bei jedem der wenigen Turniere, welchen er bisher die Ehre gab, zog er es vor nicht am Turnierplatz, sondern in einem Hotel zu nächtigen. War es in Gareth vor einigen Monden noch das Seelander, welches gemeinhin als bestes Haus des Kontinents galt, musste er sich dieses Mal mit dem Imperial zufrieden geben. Sein Blick fiel auf den Wappenschild, der repräsentativ am mittleren Pfosten aufgehängt war: der Blason zeigte Travias heiligen Kessel auf Silber, umgeben von einem orange-golden gestückten Schildrand. Der Cavalliere schüttelte leicht den Kopf. Wie immer wenn er das Wappen näher betrachtete, fragte er sich in welche Familie er hineingeboren worden war. Wie konnte der erstgeborene Sohn eines Travia-Hochgeweihten und einer biederen Geschäftsfrau aus einer der reichsten Familien des nördlichen Horasreiches, seinen Eltern nur so unähnlich sein - vor allem, wenn man seine beiden "gut- und wohlgeratenen" Schwestern betrachtete. Er hob lächelnd die Schultern. Der Rizzi schritt aus seinem Zelt heraus, vorbei an seinen beiden Leibwachen hin zu Abbas, der sich, für seine Verhältnisse ruhig, einen Huf von seinem Rossknecht ausputzen ließ. "Brav sein, Stinker...", bemerkte Travingo und tätschelte seinem feurigen Shadifhengst den Hals. Das launische Pferd legte daraufhin seine Ohren an und schnaubte. "Ja, du mich auch.", setzte der Cavalliere daraufhin grinsend nach. Das Grinsen steigerte sich zu einem Lächeln, als er sich von seinen drei Begleitern entfernte. Im Endeffekt musste er ja froh sein, dass dieser Dämon von einem Gaul sich von seinem neuen Knecht überhaupt berühren ließ. Dem letzten hatte er vor nicht allzu langer Zeit den Fuß gebrochen. Es waren Gedanken, die so schnell gingen wie sie gekommen waren. Er war mit Ira verabredet und musste sich eilen. Er wollte die Nordmärkerin nicht warten lassen. Ach, was sich der Cavalliere nicht schon alles für schöne Orte zurechtgelegt hatte, die er ihr zeigen mochte. Obwohl es ihn natürlich nicht stören würde, wenn sie beide sich gleich in ein Zelt verziehen würden, um ihr Wiedersehen zu feiern.

Es sollte nicht lange dauern bis eine vor ihm schlendernde junge Frau seine Aufmerksamkeit erregte. Die kupferbraunen Haare, ihre Bewegungen, dieser Hintern...Ira! Sofort fühlte er Freude in sich hochsteigen. Auf leisen Sohlen näherte er sich der Ritterin, nur um dann von hinten seine Arme um ihre Taille zu legen und sie so an sich heranzuziehen. "Hallo meine Schöne...", säuselte er in ihr Ohr. Dann drehte er sie in einer kraftvollen Bewegung zu sich um und drückte ihr einen leidenschaftlichen Kuss auf ihren Mund. "...ach wie sehr ich diese Lippen vermisst habe."

„Ach, hör auf, das sagst du doch jeder,“ konterte die Nordmärkerin den kleinen Überfall gespielt gleichgültig. Die eigene Freude an seiner Leidenschaft konnte Ira jedoch nicht verbergen. Ihre roten Wangen und die funkelnden Augen, hinter denen, wie er wusste, ein temperamentvolles Feuer brannte, verrieten sie. Dazu kamen ihre Hände, die ungefragt unter den schwarzen Stoff des Hemds fuhren, um dort Travingos Brust zu berühren, während er sie noch in der Umarmung gefangen hielt.

Und obwohl sein Gesicht wie so oft vorrangig von einem frechen Grinsen gezeichnet war, konnte sie dem schnellen, kraftvollen Herzschlag, den sie auf Travingos Brust ganz deutlich vernehmen konnte, entnehmen, dass ihr Wiedersehen ihn wohl doch etwas mehr aufwühlte als es äußerlich den Anschein hatte.

"Praios Bannstrahl möge mich treffen, wenn dem so wäre", antwortete er spitz und begleitet von einem unauffälligen Schielen gen Alveran. Wenn er den Götterfürsten schon herausforderte, dann wollte er wenigstens dazu in der Lage sein, Ira schützend von sich zu stoßen, sollte Praios Zorn ihn treffen. Der Bannstrahl blieb entspannender Weise aus. "Ich freue mich sehr dich zu sehen, vor allem, weil das mit Mantrash'Mor nicht so funktioniert hatte, wie wir uns das gewünscht haben." Immer noch hielt der Cavalliere Ira fest in seinen Armen.

„Hm, ja, das war echt dämlich.“ Grummelte Ira daraufhin und stöhnte. „Du glaubst nicht, was da alles los war.“ Erinnerungen an vielen Wochen eingesperrt sein hinter Klostermauern, das Balzgehabe adliger Herrlichkeiten, ihre Angst um Jost, der Bammel vor ihrem eigenen Auftrag und der Schrecken der namenlosen Umtriebe kamen ihr wieder in den Sinn. Einzig zwei Dinge hoben sich davon ab: zum einen empfand sie es als Ehre, ihren Namen unter diesem bedeutenden Vertragswerk zu wissen, zum anderen hatte die Limbusreise die Heimreise um so vieles verkürzt. Und der Passus Hesindis regelte nun ganz angenehm ihre Verehrung des alten Bosparaniers. Ja, demnach waren es drei gute Dinge. Das weniger gute hatte er angesprochen: da war sie schon mal so unmittelbar vor Travingos Haustür gewesen und doch hatte das Schicksal nicht gewollt, dass sie sich sahen.

"Aber nun bist du...sind wir ja hier - am wohl schönsten Ort des Derenrunds. Auch wenn ich nur Augen für dich haben werde." Er lächelte. "Hast du einen Wunsch für heute? Ich würde dir jeden erfüllen. Oder soll ich dir einfach mal die Stadt zeigen?"

„Deine Heimat, deine Stadt. Führ mich wohin du willst und zeig mir, was auch immer du für sehenswert hältst.“ Die junge Frau zwinkerte bei dieser Anspielung und strich neckisch mit den Fingerspitzen über Travingos Haut, bevor sie von ihm abließ und den Saum des weit fallenden Kragens bedächtig in Ordnung brachte. „Wenn du mal nach Elenvina oder Albenhus kommst, übernehme ich dann die Stadtführung.“

"Sehr gerne die Dame", der Cavalliere deutete eine Verbeugung an. "Ich würde dir sehr gerne einen meiner Lieblingsplätze zeigen." Travingo bot ihr galant seinen Arm an, wartete, bis sie sich bei ihm eingehängt hatte, und schlug dann ein gemütliches Tempo an. "Wie wäre es denn für den Anfang mit einem Glas Wein an der Schwelle des Paradieses?", fragte er, nachdem sie vom Zeltplatz auf die Straße bogen. "Und während wir hin spazieren kannst du mir ja von Mantrash'Mor erzählen."

„Ojemine.“ Erneut stöhnte Ira auf, nickte jedoch dann. „Aber gut, ich schätze, du hast ein Recht darauf zu hören, was mich abgehalten hat, dich zu besuchen.“ Ein Schmunzeln auf den Lippen.

Es war ein recht langer Weg, den die beiden auf sich nehmen mussten, welcher jedoch weder Ira noch Travingo wirklich lang erschien, denn sie hatten sich viel zu erzählen.

Stets umgeben ausgelassen feiernden Menschen, von Künstlern, Kurtisanen und Winzern, die ihre Dienste und Waren feilboten, merkte die Nordmärkerin schon recht bald, dass sich in diesem Umfeld auch das Wesen ihres Begleiters veränderte. Wirkte sein Verhalten sonst manchmal aufgesetzt und etwas überzogen – hier in dieser Stadt war dem nicht so. Sein ständiges Lächeln war ehrlich, er schäkerte, neckte und turtelte mit seiner hübschen jungen Begleiterin und jeder der vielen Menschen, denen sie begegneten, nahm ihm die gezeigte Leichtigkeit des Seins ab. Ja, es war nicht schwer zu erkennen, dass der Horasier sich hier besonders wohl fühlte.

Die beiden nahmen die Fähre hinüber nach Belenora, dem zentralen Stadtteil Belhankas.

Dort zeigte Travingo ihr nicht nur den Südaventurien-Rat, in welchem Entscheidungen betreffend die südlichen Besitzungen und Kolonien des Reiches getroffen wurden, sondern er ließ es sich auch nicht nehmen seiner Begleiterin an der Blütenbörse allerhand Geschenke aufzuschwatzen.

Ira zeigte sich dafür jedoch nur begrenzt empfänglich. Es war ihr nämlich peinlich, dass Travingo so viel Geld für sie ausgab. Sie mochte es, verwöhnt zu werden und sie mochte auch all die schönen Dinge – sie wollte nur nicht ausgehalten werden. Da stand sie sich mit ihrem Stolz ein kleines bisschen selbst im Weg. Außerdem besaß sie keine Idee, was sie mit all diesen Dingen anfangen sollte.

Besonders um den wunderschönen Seidenschleier eines tulamidischen Händlers war es dem Rizzi leid - da half es auch nichts, Ira wiederholt zu sagen wie umwerfend dieser an ihrem Leib wohl aussehen würde.

Als er um die Ecke bei einem Straßenhändler eine Tüte geschnittener Früchte erwarb, sprang Ira schnell zurück zu dem Tulamiden und kaufte den Schleier doch. Sie hatte nämlich doch eine Idee bekommen, zu was sie ihn ‚gebrauchen‘ konnte.

Er lachte, als er sie mit dem Schal zurückkam. Sie war genauso impulsiv wie hinreißend. Ach, wie er das an ihr mochte.

Einige Zeit später beschritt das Paar die Brücke hinüber nach Penumbre, den nördlichsten Teil der Stadt.

Travingo führte aus, dass von hier die Fähren hinüber zur Tempelinsel Paradisela fahren und dass dieser Stadtteil nicht nur ausgezeichnete Restaurants, Winzer und sonstige Vergnügungsetablissements, sondern auch die legendären fünf Höfe der Abendröte beherbergt.

"Wir sind gleich da...", bemerkte er, als sie in eine der ersten Quergassen einbogen.

Es wurde der Ritterin schon bald darauf klar, welches Gebäude der Rizzi ansteuerte. Es war eine kleine Taverne, direkt am Wasser des Sikram-Deltas und es sollte nicht lange dauern, bis ihre – besser gesagt seine! – Anwesenheit registriert wurde.

"Signor Rizzi...was für eine Freude...", grüßte sie ein kleiner rundlicher Mann mit kurzen schwarzen Haaren.

„Horatio, wie schön dich zu sehen", entgegnete ihm Travingo und die beiden Männer umarmten sich kurz. "...ich darf dir Ira von Plötzbogen vorstellen...meine wunderschöne Begleitung."

Der Mann neigte grüßend sein Haupt. „Willkommen Signora. Signor Rizzi hat nicht zu viel versprochen wie ich sehe...bellissima."

Ein überraschter Blick Iras zu Travingo: „So? Hat er das? Ahaa.“

"Ja, das ist sie", bestätigte der Cavalliere, während er Ira zulächelte. Dann wandte er sich wieder zum Winzer um. "Du hast meine Nachricht bekommen?", wollte er von ihm wissen.

"Ja, Signor Rizzi", bestätigte Horatio.

"Sehr gut, dann ist alles vorbereitet?"

Als Antwort kam ein Nicken. "Wenn mir die Signori folgen würden."

„Vorbereitet?“ Zitierte Ira den Horasier fragend, während sie Travingo nach wie vor skeptisch, aber auch amüsiert musterte. Natürlich rechnete sie nicht damit, dass sie Antwort bekam. Gespannt ging sie daher der ‚Überraschung‘ entgegen.

Horatio führte die beiden in den Hof seiner Taverne hin zu einem kleinen, mit schönen roten Rosen überwachsenen Pavillon, der nur einige Schritt weit vom Wasser des Deltas entfernt stand. In diesem Pavillon stehend befand sich ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen.

"Es musste dieser Platz sein", erklärte Travingo an Ira gewandt und wies mit einem Kopfnicken auf die Statue der Rahja, die sich im Schatten des Pavillons erhob. "Du kannst dich noch erinnern?"

Oh Mann, war ihr erster Gedanke beim Anblick des Pavillons, obwohl sie den Bewuchs aus duftenden Rosen selbst für Travingos Begriffe etwas zu dick aufgetragen fand. Nichtsdestotrotz versöhnte die Anwesenheit der steinernen Schönheit für den blumigen Kitsch. Schmunzeln ließ sie die Hand aus seiner gleiten und trat näher an IHR Abbild heran, sah es sich an, fühlte es. Oh, sie erinnerte sich sehr gut an den kleinen Park hinter dem Seelander. Bis zu einem gewissen Punkt vielleicht nicht an alle Details, aber wie er und sie vor der Rahja in Gareth im Gras gelegen und neben Worten auch ihre ersten Küsse getauscht hatten war ihr noch gut im Gedächtnis. „Wie könnte ich diesen Abend vergessen. Er war sehr schön.“ Ja. Schön. Tief gehend. Und aufwühlend auch. Er hatte ihr immerhin Seiten an sich gezeigt, die sie nicht erwartet hätte und sie hatte ebenfalls ein paar ihrer Masken fallen lassen. Keine Frage, diesen Platz mochte Travingo nicht ohne Grund ausgesucht haben, denn er war all dies: halb öffentlich, halb in privatim, zart-romantisch und lauschig, und geheimnisvoll ebenfalls.

Ira hätte fast die Hand dafür ins Feuer gelegt, dass er hinter ihr stehen und sie erneut mit einem Kuss überraschen würde, wenn sie von der Statue wieder aufsah. Dass sie ihn im Pavillon stehen sah hieß entweder, dass er hungrig war, oder dass er sich diese Art von Dinge für später aufhob. Ein erwartungsvolles Schmunzeln überzog Iras Gesicht, als sie sich zu ihn an den Tisch gesellte und den Stuhl an der Lehne vorzog. „Eigentlich müssten wir uns ja ins Gras setzen. So rein der…Tradition…wegen, meine ich.“

Travingo lächelte breit und nickte leicht. Dann wandte er sich Horatio zu. "Du hast die Dame gehört, mein Freund. Wir werden es auf die Wiese verlegen." Den verstörten Gesichtsausdruck des Winzers kommentierte er mit einem Lächeln.

"Lasst mir Euch wenigstens eine Decke oder Sitzkissen bringen...", stammelte der Hausherr, "...die schönen Kleider."

"Lass gut sein", winkte Travingo ab. "Wir sind daran gewöhnt und wegen der Kleider...die werden es aushalten. Aber was du uns bringen könntest ist eine Flasche deines besten Weins." Er lächelte Ira zu, griff nach ihrer Hand und zog sie sanft zu ihm hinüber, sodass sie nun wieder in seinen Armen lag. "Der Tag gehört dir, Ira...", flüsterte er ihr ins Ohr und begleitet dies mit einem flüchtigen Kuss.

Travingo führte die Ritterin auf die Wiese unterhalb der Statue, setzte sich ins Gras und zog sie spielerisch zu ihm hinunter, sodass Ira halblinks auf ihm zu liegen kam. "Fast so schön wie damals, meinst du nicht auch?" Er strich ihr zärtlich eine in ihr Gesicht gefallene Haarlocke zurück.

Ira lächelte daraufhin verlegen und blinzelte. „Damals. Ja…“ Sie seufzte tief. Dieses ‚Damals‘ war eigentlich noch gar nicht so lange her und doch war zwischenzeitlich so viel Zeit vergangen. Kurz fragte sie sich zum wiederholten Male, ob er nach Gareth andere Frauen so hofiert und ausgeführt hatte, wie er es heute wieder mit ihr tat. Und kurz war sie versucht, ihm diese Frage zu stellen. So ganz traute sie sich aber nicht. „Dieses ‚damals‘ ist eigentlich noch gar nicht lange her, wenn man’s genau nimmt,“ sagte sie und setzte sich etwas mehr auf. „Jetzt habe ich dir so viel von mir erzählt. Von Mantrash’mor, der Limbusreise, von Leuhart, von meiner beschissenen Verlobungsfeier, und sogar von meinem Treffen mit meinen Jungs, meinen Knappenbrüdern…. Aber ich weiß noch gar nicht wirklich, was Du eigentlich alles in dieser Zeit gemacht hast.“ Sie löste sich jetzt ganz und kam ihm gegenüber zum Sitzen, sah ihn neugierig neckend an. „Hat eigentlich Travietta noch mal irgendetwas zu dir gesagt? Wegen uns meine ich.“

Travingos Mundwinkel wanderten noch weiter nach oben und er rollte gespielt mit seinen Augen. "Nicht nur irgendwas...den halben Rückweg aus Gareth hat sie von dir gesprochen...sagte mir, dass sie deutlich eine Verbindung zwischen uns spüren konnte und ob du nicht die Richtige für mich wärst."

„Was, echt?“ sagte Ira auf die Bemerkung hin, dass Travingos Schwester angetan von ihr sei und ihm damit auf die Nerven gehe. Ihren Ausspruch begleitete ein Lächeln. Die Worte des Cavallieres machten die Ritterin aber auch nachdenklich. Scheiße, diese Verbindung spürte sie selbst nämlich auch.

Er seufzte. "Sie mag dich sehr, meinte, ich solle um dich kämpfe, und als ich ihr erzählte, dass du deine Verlobung nicht lösen würdest, war sie sehr enttäuscht. Einerseits von mir, weil ich etwas ohne langfristige Perspektive hinsichtlich eines Traviabundes mit einer Frau begonnen hatte und andererseits auch davon, dass sie dich zukünftig nicht stets um sich haben wird." Der Cavalliere lächelte frech. "Sie hat sich wohl schon ausgemalt, dass du bei uns im Palazzo einziehst. Du musst sie, was das angeht, entschuldigen...in diesen Momenten kommt in ihr manchmal das kleine Mädchen und die Romantikerin durch."

„Hm…“ machte Ira, starrte auf die Wiese und zupfte nebenher an ein paar Grashalmen, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Es machte ihn einerseits zu einem großartigen Mann, dass er ihren Bund mit Lupius respektierte – obwohl er ganz offensichtlich mehr für sie empfand, als Freundschaft zuließ, und er dies gerade zugab. Andererseits hatte Travingo eben auf krude Weise Iras eigene Gefühle gespiegelt, und die Tragödie ihrer Beziehung war nun mal, dass diese beiderseitigen Gefühle wegen Iras Hochzeit in genau zwei Monden keine Zukunft hatten. Nie gehabt hatten. Auch schon in Gareth nicht. Bewegung vom Rande des Gartens riss sie aus den Gedanken. „Sag mal, weiß Travietta denn, dass wir uns hier verabredet haben?“

Auch Travingo richtete sich nun gänzlich auf, nachdem er registrierte, dass der georderte Wein auf dem Weg war. "Travietta weiß, dass wir uns treffen und wäre gerne mitgekommen, nur mag sie Belhanka nicht. Darüber hinaus hat Großmutter sie zur Zeit ziemlich eingespannt. Wie auch mich die letzte Zeit...", er hielt inne und wartete ab bis ein Bediensteter den Wein, sowie einen Teller mit Käse und frischen Trauben aufgetragen hatte. "...Großmutter ist der Meinung, dass wir mehr und mehr die Geschäfte der Familie übernehmen sollen. Ich war seit Gareth sehr an Unterfels gebunden." Der Rizzi reichte Ira einen Weinkelch, griff dann nach dem zweiten und prostete ihr zu. "Aber lassen wir Themen wie deine Verlobung, oder meine Geschäfte. Genießen wir den Moment und...uns."

„Gute Idee.“ Sie hob den Kelch in seine Richtung, erfreut um den Themenwechsel. Dann hielt sie jedoch inne und legte den Kopf neugierig schief. „Habt ihr Horasier oder die Belhankaner eigentlich einen Trinkspruch oder so was?“ Ira hatte sich entschieden, sich von Gefühlen, die ins Nichts führten, erst einmal nicht mehr irritieren zu lassen. Und Wein würde dabei helfen.

Als Antwort kam ein Lächeln. "Naja es gäbe da schon ein Ritual...", er stellte seinen Weinkelch zur Seite, "...ich zeige es dir." Travingo rutschte nah an Ira heran, sodass nur noch wenige Spann Platz zwischen ihnen beiden lagen. "Nimm deinen Weinkelch in die rechte Hand und schließe die Augen." Der Cavalliere vergewisserte sich, dass Ira seinen Anweisungen nachkam, dann überraschte er sie mit einem leidenschaftlichen Kuss. Anfangs hoffe er dabei, dass sie soweit beherrscht war, den Wein nicht zu verschütten - wohlmöglich gar über ihn. Das in ihm hochkochende Verlangen, sollte diese Sorge jedoch schon sehr bald in den Hintergrund verdrängen.

Travingo spürte den kurzen Moment ihrer Überraschung, aber auch wie sich Iras Mund sogleich unter seinem zu einem freudigen Lächeln verzog. Mit einem feinen Geräusch fiel ihr Weinkelch ins Gras. Nur einen Augenblick später griff sie mit beiden Händen nach seinem Hemdkragen, zog ihn näher. Ihr Mund schmeckte nach mehr. Verlangte nach mehr. Dennoch war sie es, die den Kuss fürs erste beendete, in dem sie sich sanft seiner Lippen entzog. Er konnte sehen, dass sie die Augen beim Küssen die ganze Zeit geschlossen gehabt hatte, denn jetzt blinzelte sie und grinste dabei spitzbübisch: „Schönes Ritual… gefällt mir…. Aber gib es zu, das hast du dir doch gerade ausgedacht.“

"Bin ich etwa so leicht zu durchschauen?", kam es als Antwort, während der Cavalliere sanft mit dem Handrücken über ihre Wange strich. "Du machst es mir einfach zu schwer, meine Hände von dir zu lassen." Travingos Blick fiel auf den leeren Kelch in der Wiese. "Der gute Wein...", bemerkte er und zuckte lächelnd mit den Schultern. Es verblüffte ihn immer noch welche Wirkung die junge Frau auf ihn hatte. Auf ihn, einen Mann, der schon mit verschiedensten Frauen zu tun hatte, einen Mann, für den es normal keine Schwierigkeit darstellte mit einer Liebschaft abzuschließen. Nie hätte er es sich träumen lassen, dass er einer Frau wegen durch das halbe Reich reiste – alleine, und ohne auf seiner Reise auch nur bei einer anderen Frau zu liegen. Es war eine für ihn besondere Beziehung, die sich schon in Gareth recht schnell ankündigte. Es war ihm von Anfang an klar: mit Ira war es anders...etwas besonderes. So saß der Cavalliere noch einige Herzschläge lang einfach nur da und betrachtete sie, ganz so als wäre sie das wertvollste und seltenste Kunstwerk auf dem Dererund.

„Bitte entschuldige, wo bleiben meine Manieren." Travingo griff nach seinem Kelch und reichte ihn weiter an Ira. Er selbst nahm sich den ihren, in der Wiese liegenden und schenkte sich selbst nach. "Und jetzt lass uns diesen vorzüglichen Wein genießen. Horatio kippt mir sonst noch um, wenn wir seinen besten Tropfen lediglich auf der Wiese verteilen."

Sie sah ihn musternd an, während ihre Finger verträumt den Rand des Kelches abfuhren. Eine Frage brannte in ihr beim Thema Horatio auf. Eine, die sie vorhin schon hatte stellen wollen. Aber sie traute sich nicht ganz. Sollte sie…? Und wenn er dann… weil…? Hm, schwierig. Erst einmal tunkte sie frech einen Finger in das Getränk und schleckte den samtig-süßen Tropfen von ihrer Fingerspitze. „Horatio… Du scheinst ihn ja gut zu kennen. Ein öhm Freund der Familie… oder nur deiner?“

Travingo runzelte für ein paar Momente seine Stirn. Er nahm nicht an, dass Ira wirklich an seiner Bekanntschaft mit Horatio interessiert war. Vielmehr vermutete er, dass sie sich insgeheim fragte, wie oft er schon mit anderen Frauen hier gewesen war. Es wäre eine Frage, die er schon bei mehreren Gelegenheiten gehört hatte. Eine Frau mochte nicht eine unter vielen sein - das leuchtete ihm ein. Der Horasier antwortete ehrlich. "Er ist ein lieber Freund von mir, den ich über Yaretta Bellini kennen lernen durfte. Sie ist wiederum eine Freundin von mir, seit Travietta sich von ihr, vor ein paar Jahren ein paar Kleider entwerfen hat lassen." Er lächelte. "Unter anderem jenes, das sie in Gareth trug." Travingo nahm einen Schluck und musterte Iras Antlitz. Es wunderte ihn nicht, dass diese Antwort ihren Wissensdurst allem Anschein nach nicht gänzlich stillte. "Warum fragst du mich denn nicht einfach was du wirklich wissen willst." Er zwinkerte frech und nippte abermals an seinem Kelch.

Ja, ganz sicher hatte er mit dieser Yaretta Bellini die Schöne Herrin nicht nur wegen der hübschen Gewänder gelobt. Kurz versuchte sie sich das Kleid, das seine Schwester beim Hofball der Kaiserin getragen hatte, ins Gedächtnis zu rufen. Es war unanständig weit ausgeschnitten gewesen. Und ja, in Iras Vorstellung hatte eine Frau, die solche Kleider nähte, auch etwas mit Kerlen wie dem Rizzi. Diese Erkenntnis amüsierte sie und so lachte sie. „Yaretta Bellini? Verstehe. Nein, nein, schon gut. Ich habe schon erfahren, was ich wissen wollte.“ Dass sie log und man ihr das in dem Moment ansah, war ihr egal. Heiter trank sie ihren Kelch aus. Mit einer Hand griff sie sich dann ins Haar, löste die Schlaufe, die ihre bronzefarbene Haarpracht tief im Nacken band, lockerte ihren Schopf auf, strich sich das Haar zurecht und sah den Cavalliere danach auffordernd an, während ihre Zungenspitze sich den letzten Tropfen von den Lippen leckte. „Ich mag es, dass du solche Freunde hast.“ Es war ihr, stellte sie da fest, tatsächlich egal, mit welchen Weiber er welche Interessen und Betten teilte, so lange sie ihn so genießen konnte, wie er war, wenn er bei ihr war. Ira wusste ja nur zu gut, dass sie kein Recht besaß, Travingos Lebensart zu verurteilen. Vor allem nicht sie, die um seine Zuneigung und Gunst geradezu bettelte, weil die Aussicht auf die Zukunft wenig erbaulich war, was die Kunst zu lieben, zu genießen und solche Ausflüge wie diesen hier in die Stadt der Schönen anging.

"Soso, tust du das...", dieses Bekenntnis schien ihn zu amüsieren, "...das freut mich natürlich sehr." Travingo ahnte, dass da mehr im Busch war, jedoch ließ er die ihm auf der Zunge brennende Frage unausgesprochen. Jetzt war nicht die Zeit hier irgendwelche unliebsamen Diskussionen zu führen. Der Horasier war froh, dass Ira es dabei beließ und nicht unnötig nachbohrte. Sein Verhältnis zu Yaretta, die beinahe 20 Winter älter war als er und sich bevorzugt mit jungen Männern wie ihn umgab - er war also nur einer von vielen - war schwer genug zu erklären. Noch dazu war sie nicht wirklich eine Konkurrenz für die Nordmärkerin, wiewohl ihr Name im modeverliebten Belhanka einen guten Klang hatte, der einem vielen Türen und Tore zu öffnen vermochte. Genau deshalb war er vor einigen Jahren auch ein gefundenes Fressen für die Bellini gewesen: er ein junger, naiver Bursche und sie eine reife, aufregende Frau, die ihm all die schönen Seiten Belhankas zeigen konnte. Im Zuge dessen lernte er dann unter anderem auch Horatio kennen.

Iras einladende Gesten kamen ihm wie gerufen, um sämtliche Gedanken an Yaretta oder Horatio zu vertreiben. Auch das drumherum verblasste bei ihrem Anblick immer mehr und verkam zu einer uninteressanten, grauen Masse. Der wenige Platz zwischen Ihnen erschien ihm plötzlich endlos weit. Er wollte sie spüren, ihre Nähe, die weiche Haut, den warmen Atem. Travingo beugte sich zu ihr, strich zärtlich ihre Haare hinter die Schulter und begann dann sanft ihren Hals zu küssen, während seine Hand an ihrem Oberschenkel hochwanderte. "Ich konnte die letzte Zeit an nichts anderes als an dich denken...möge dieser Moment niemals aufhören", flüsterte er ihr zu.

„Echt? Ich kenne welche, die noch schöner sind,“ Entgegnete sie feixend, während sie sich seinen Zärtlichkeiten hingab. Die kitzelnden Küsse und das sanfte Streicheln seiner Hand sandten kleine Flammen der Verzückung in die verschiedenen Glieder ihres Körpers und so entrann Ira ein wohliges Seufzen, während sich in ihr der Wunsch festigte, dass sie eigentlich gar nicht mehr lange hier sitzen und Wein trinken wollte.

Es war ein Gefühl, das nun auch Travingo zunehmend verspürte. "Warst du schon einmal in Rahjas Palast auf Deren?" Er wies vage in jene Richtung, in welcher sich ein prächtiger Kuppelbau aus rosa Marmor erhob. "Dort könnte ich dir zeigen welche auf dich bezogene Gedanken ich nicht aus meinem Kopf bekomme." Er lächelte frech und küsste sie noch einmal auf ihre Lippen. Dann erhob sich der Cavalliere und bat Ira seine Hand dar, um ihr aufzuhelfen. Dass sich im Schritt, unter seiner engen ledernen Hose eine ganz deutliche Beule abzeichnete, ließ ihn dabei grinsen.

Allein das Wort jagte Ira einen prickelnden Schauer freudiger Erregung über die Haut. Der Tempel der Schönen Göttin…. Berührende Sinnlichkeit, ekstatische Freuden, berauschende Leidenschaften, Lust, Nähe, Götterwirken,…! Der Gedanke, dieses – DAS – Haus Rahjas auf Deren mit Travingo zu besuchen, ließ ihr Herz hüpfen. Ira hätte von sich aus wahrscheinlich den Rizzi nie gefragt, obwohl sie sich nach seiner Aufmerksamkeit die ganzen letzten Monate über sehnte und sein Gesicht mehr als einmal in ihren Tagträumen vorkam, wenn sie Rahja mit sich selbst lobte, denn sie hatte ihn nämlich auch nicht aus ihrem Kopf bekommen. Travingo Rizzi – dieser Name war für sie seit Gareth untrennbar mit einigen der sinnlichsten Momente verbunden, die sie kannte. Abgesehen von der Nacht mit Hagrian im Lager an der Tesralschlaufe, denn die war einzigartig gewesen, in so vielerlei Hinsicht. Aber sie war gleichermaßen auch Vergangenheit, Hagrian war Vergangenheit, ebenfalls in vielerlei Hinsicht, und die Zukunft begann allein mit ihrer Rückkehr in die Nordmarken. Was also hier in Belhanka sein würde lag ganz allein in den Händen der Herrin der Lust.

„Zeigst du ihn mir?“ antwortete sie auf seine Frage, ob sie den Tempel schon kenne. Ihre Hand fasste die seine, mit der er ihr beim Aufstehen geholfen hatte, fester. Ihr leicht schamhaftes Schmunzeln wuchs ebenfalls zu einem Grinsen aus: „Was machen wir mit Horatio? Wird er uns nicht vermissen, wenn wir jetzt einfach so gehen?“ Ihre Frage war nicht ernst gemeint, denn der Weinhändler war ihr eigentlich so gleichgültig wie die mahnenden Worte ihres Freundes Wunnemars, sie solle es mit dem Horasier nicht zu bunt treiben. Bitte, wozu war sie denn hier?...

Travingos Lächeln wurde bei Iras Reaktion nur noch breiter. Er freute sich sehr darüber, dass er ihr mit seinem Vorschlag eine Freude machen konnte. "Sehr gerne zeige ich ihn dir. Jeder Mensch, der Belhanka besucht sollte ihn gesehen haben." Sein Blick ging einige Momente suchend im kleinen Gastgarten umher. Dann zuckte der Rizzi mit den Schultern. "Horatio wird es sich denken können wo wir bleiben. Er ist ein guter Mensch und lieber Freund. Ich werde die nächsten Tage noch einmal vorbei schauen und die Rechnung begleichen."

„Ich öhm… nehme an, ich bin wie immer eingeladen?“ fragte Ira abschließend neckisch und bückte sich nach der Flasche Wein, die noch im Gras lag. „Aber die nehmen wir mit!“

Travingo und Ira verließen das kleine Etablissement in Richtung Rahja. Bei ihrem Weg durch das Viertel Penumbre zeigte der Horasier seiner Nordmärkerin mit den 5 legendären Höfen der Abendröte die bekannten Kurtisanenschulen der Stadt. Rahjas Palast war wiederum auf einer anderen Insel zu finden. Im Viertel Paradisela, das die beiden über eine Fähre erreichten, erhob sich inmitten einer wunderschönen Parkanlage, die wohl jeden Palastgarten eines derischen Herrschers beschämte, der prunkvolle Haupttempel des Kultes der schönen Göttin.

Jedes Mal, wenn Travingo den riesigen Kuppelbau betrachtete, der Rahjas Zelt symbolisierte, fragte er sich, ob es überhaupt möglich war, dass dies nur aus Menschenhand entstehen konnte, oder ob hierbei nicht auch Magie am Werk gewesen sei.

Der Cavalliere nahm Iras Hand und legte dabei ihre Finger zwischen die seinen, als das Paar sich durch den wunderschönen Garten hin zum Tempelportal bewegte.

Er konnte ihre Aufregung spüren. Ihre Hände schwitzten leicht und je näher sie dem Tempel gekommen waren, umso fester hielt sie seine Hand gedrückt.

Bereits im Eingangsbereich wurde man, wie bei vielen anderen Tempeln der Rahja auch, dazu angehalten sich zu entkleiden und die rituelle Waschung durch ein Bad in einem riesigen, eigens dafür vorgesehenen Becken zu vollziehen. Das Wasser war warm und duftete nach Rosenblüten.

Bevor sie sich entkleidete und damit auch weitestgehend sämtliche Zweifel, Sorgen und Ängste mit ablegte, spendete sie die Flasche Wein als Gabe an die Göttliche Herrin. Weder sie noch Travingo hatten mehr Verwendung dafür. Außerdem verkam das edle Tröpfchen angesichts der Fülle an Genüssen, die auf sie hier auf Paradisela einschlugen, zu einem faden Wässerchen. Hach, von diesen sündhaft leckeren, mit Staubzucker überzogenen Geleewürfelchen oder den kandierten Blüten konnte man einfach nicht genug bekommen...

Obwohl sie beide im Eingangsbereich von einer Unmenge nackter Leiber umgeben waren, hatte Travingo nur Augen für seine junge nordmärkische Begleiterin. Es war das erste Mal, dass er ihren Leib in seiner ganzen Pracht bei Tageslicht sah und ihr Anblick erweckte in ihm abermals rahjagefällige Gedanken an ihre gemeinsame Nacht in Gareth.

Sie besaß den Körper einer jungen Kriegerin. Mit sehnigen Gliedern, einem starken Rücken, muskulösem flachen Bauch und Schultern, die es gewohnt waren Rüstung zu tragen. Dabei umspielten weiche, weibliche Rundungen ihre Silhouette. Ihre schlanke Taille lud zum Umfassen ein, je eine Handvoll Busen vorn und ein nicht unbedingt üppiges, aber trotzdem hübsches Gesäß hinten zum Berühren. Ein gar zu fleischiges Hinterteil hätte auch gar nicht zu ihr gepasst. Die Zeichen der Mutterschaft standen ihr hingegen gut – das Wachsen ihres kindsgefüllter Bauches hatte feinen senkrechten Linien an Hüfte und Unterbauch gemalt, aber die machten die Plötzbogen nur noch attraktiver. Andere – größere – Narben suchte man bisweilen an ihr vergebens, obwohl sie doch im letzten Feldzug des Mittelreichs an vorderster Front mitgekämpft hatte. Einzig ihre versengte Wange brach das Bild der makellosen Schönheit auf.

Ein jeder bekam ein seidenes rotes Tuch. Und Ira überlegte kurz, ob sie es sich vielleicht doch locker um die Hüfte schlingen sollte. Sie entschied sich aber dann diesen Hauch von nichts als Haarband zu benutzen. Das sah auch ganz hübsch aus. Fast ein wenig wie ein Schleier.

Der Tempel war in seinem Inneren noch imposanter als von außen. Rund um die Säulenhalle befanden sich zwölf Kapellen, in welchen das Fest Rahjas ununterbrochen gefeiert wurde. Die Göttin selbst wurde im Zentrum des Göttinnenhauses in Form einer großen, auf einer seidenen Schaukel sitzenden Marmorstatue dargestellt.

Für ihre Nacktheit und Lust hatte Ira sich bisher wenig geschämt, nun errötete sie beim Anblick manches feiernden Pärchens dann doch.

"Na was sagst du? Es ist wunderschön hier, findest du nicht?", fragte Travingo, während er von hinten seine Arme um Ira schlang.

Die rundete sogleich den Rücken, um sich lächelnd an ihn anzuschmiegen. Ja, seine Umarmungen mochte sie. Nein, sie mochte den ganzen Kerl! Auch, wenn während ihres Hinwegs und auch noch während des Bades in ihr immer wieder die Frage aufkam, das wievielte Mal es wohl sei, dass er hier mit einem neuen Gesicht aufschlug, so tat das Eintauchen in die Göttlichkeit der großen Halle ihr Übrigens. Staunend betrachtete Ira ihre Umgebung und ließ Raum, Kunst, Gerüche und Geschmäcker auf sich wirken. Nicht nur das leidenschaftliche Treiben in den Seitenkapellen sondern auch die einzigartige Architektur des rosanen Marmorbaus, die kunstvollen Verzierungen all überall und nicht zuletzt die Geweihten hier waren ausnahmslos ein Augenschmaus, der sie schnell vergessen ließ, dass sie nur eine unter vielen war, der Travingo seine Gunst schenkte. Wie ein Zauber wirkte die göttliche Herrlichkeit und sie entspannte sich mehr und mehr. Gedanken an das Vergangene und auch das Zukünftige waren wie fortgewischt, und verirrte sich dennoch ein aberwitzig resistenter Gedanke an ihren baldigen Traviabund mit Lupius und das, was sie damit aufgab, nämlich solche Abenteuer wie dieses hier, so machte er Ira nichts aus. Sie ließ ihn kommen und auch wieder gehen. Denn nur das Jetzt zählte. Und in diesem Jetzt gab es nur sie und den Rizzi. Alles andere, selbst das anstehende Turnier, welches sie reiten wollten, war weit weggerückt.

„Ja. Wunderschön. Gut, dass die Herrin Rahja ihr Haus hier hingestellt hat. So ein Tempel wäre bei uns in den Nordmarken nicht denkbar…“ murmelte Ira beeindruckt, bevor sie aber auch diesen Gedanken ziehen ließ und sich lieber zu Travingo umdrehte. Ihre Wangen begannen noch etwas mehr zu glühen, als sie seine Lust so deutlich an sich spürte. Wie um ihn zu ärgern ließ sie die Fingerkuppen über seine Brust nach unten gleiten, führte die Bewegung jedoch nicht weiter, sondern fuhr die Furchen seiner Bauchmuskulatur nach hinten ab und umfasste seinen Oberkörper ihrerseits sanft mit den Armen, zog sich noch etwas dichter an ihn heran, was die Nähe zwischen ihnen zur Unkenntlichkeit schmelzen ließ. Dabei sah sie ihm neckisch entgegen. „Sag mal, Rizzi… was wollen wir jetzt tun, hm?“ stellte sie sich dumm, als stünde die Antwort nicht wahrhaftig bereits sichtbar zwischen ihnen.

Travingo lächelte. Seine Erregung malte dem sonst so abgebrühten und frechen Mann rote Flecken auf die Wangen. Sanft streichelte er Iras eng an ihn geschmiegten, schönen Leib; über ihre Schultern und Rücken hinab zu ihren Hüften und dem wohlgeformten Hinterteil. Gerade bei letzterem fasste er dann etwas fester zu. Seit ihrer Nacht in Gareth sehnte der Rizzi sich in Gedanken immer wieder nach ihrer Nähe, nach der lodernden Flamme der Leidenschaft, die damals zwischen ihnen brannte. Er begehrte sie, wollte sie mit Haut und Haaren und, obwohl er sich es, wohl aus Selbstschutz, nie eingestehen würde, war es eben nicht nur ihr Körper, nachdem er sich dabei so sehr verzehrte, sondern auch die Frau dahinter. Gerade dieses Gefühl, das ihm sonst so fremd war, gepaart mit den Sinne-berauschenden Düften im Tempel raubte ihm beinahe den Verstand. Sein Atem war heiß und wurde flacher, seine Brust bebte und nur schwer konnte er den Impuls unterdrücken sie an diesem Fleck, hier und jetzt hochzuheben und zu lieben.

"Wir werden uns der Göttin hingeben...", säuselte er lächelnd, bevor er sie küsste, "...wir werden uns einen Platz suchen und vorher noch kurz bei einer Geweihten vorbei sehen...", Travingo lächelte Ira an. Seine Pupillen waren geweitet und sein Mund begierig geöffnet. Es war sein Wunsch, dass ihr Liebesspiel gesegnet werden würde - er wollte, dass alles perfekt war. Nicht seinetwegen, sondern ihretwegen - sie sollten ihre Vereinigung noch intensiver erleben als das letzte Mal. Abermals küsste er sie leidenschaftlich. Dann nahm er sie bei der Hand und führte sie zielstrebig ihrem Ziel entgehen.

Es war nicht Iras erster Besuch in einem Tempel der Schönen. An der Seite ihres draufgänger- und genießerischen Schwertvaters hatte sie den Tempel in Albenhus des öfteren besucht und, weil dieser quasi vor der Tür lag. Dort hatte sie schon den einen oder anderen Moment erlebt, welcher der Herrin sehr zum Gefallen gewesen war. Aber Belhanka war anders. Bisher war kein Haus Rahjas herrlicher, keine Geweihten entrückter und ihre Begleitung nicht aufregender. Gern ließ Ira sich daher von einer hübschen Priesterin der Stute in den Welt purer Sinnlichkeit entführen. Natürlich hatte Travingo die ansehnliche Geweihte mit der langen Lockenpracht ausgesucht, sie mochte wohl einem Bild von Frau entsprechen, das er bevorzugte. Allerdings fiel es schwer, hier unter den schönsten Gesichtern und herrlichst geschaffenen Körpern jemanden zu finden, der nicht geradezu anbetungswürdig attraktiv aussah. Ira küsste die Lippen der Rahjagleichen ohne Zögern, genoss die Berührungen der Priesterin, sonnte sich in Travingos verzehrenden Blicken, mit denen er ihr Spiel zum Lob an die Schöne Herrin betrachtete, bevor auch er die Zuneigung der Priesterin erfuhr, ehe diese die Nordmärkerin und den Unterfelser unter dem Segen der Allerschönsten allein ließ.

Gänzlich frei jeglichen Zweifels, fern aller Ängste, köstlichen Tharf an den Lippen und zärtlich umschlungen von der göttlichen Umarmung, vergaß Ira alles um sich herum. Ihr war, als bestünde sie nur noch aus Gefühlen. Als habe sie sich gar aufgelöst, um mit den vielen Einzelteilen, in die sich ihr Gespiele aufgelöst hatte, zu einem neuen Körper, einem neuen Wesen, einem neuen Geist zusammen zu finden. Ihr bisheriges Leben glich einer Frage und das Liebesspiel, welches sie hier am Ort Rahjas auf Dere erlebte, war wie ein Antwort: ja, die Schöne mochte sie. SIE schien an ihr Gefallen zu finden. Nicht umsonst hatte SIE ihr junges Knappinnen-Herz für einen doppelt so alten rondrianischen Sturbock entflammt, sie und Hagrian mit dem, was sie füreinander empfanden, überrumpelt, um aufzuzeigen, dass SIE allein sich über Alter, Stände und Gepflogenheiten hinwegsetzen konnte, und dass SIE unter all den Herrinnen und Herren die vielleicht stärkste Kraft zu geben vermochte. Ja, Liebe war mächtig. Und in diesen Momenten engster Vereinigung mit Travingo liebte sie diesen Kerl – nicht nur körperlich. Auch mit ihrem Herzen.

Travingo Rizzi liebte die Frauen. Er liebte ihre Körper, er liebte es in ihrer Lust zu schwelgen und sie in Ekstase zu versetzen. Was er zwar schätzte, jedoch nicht liebte waren die Menschen hinter den oberflächlich schönen und oft aufregenden Fassaden. Er wusste nicht, ob es der Segen war, oder die Tatsache, dass er diese Begegnung schon Wochen lang herbeigesehnt hatte, denn dieses Mal sollte alles anders gewesen sein. Anders als in seinen vielen bisherigen rahjagefälligen Begegnungen mit Frauen aller Art, war es eben nicht nur Leidenschaft und Verlangen, das die letzten Stundengläser in ihm brannte, sondern eben auch sein Herz. Jenes Herz, das der Rizzi stets für unantastbar hielt. War es mit Ira gerade wirklich ein Ausdruck ehrlicher, tiefer Zuneigung gewesen? Oder vielleicht doch nur der Segen und das aufregende Umfeld, die Nähe der Göttin, im Tempel? Wollte ihm Rahja gar einen Streich spielen und sein Herz erstmals einer Frau gegenüber öffnen, die einem anderen versprochen war? Er wusste es nicht.

Travingos Herz hämmerte immer noch in seiner Brust, sein Blut rauschte in den Ohren und Sterne tanzten vor seinen Augen. Seine Beine zitterten und er fühlte den süßen Schmerz, der von den durch Iras Fingernägel auf seinen Oberarmen und Rücken hervorgerufenen roten Malen kam. Der Cavalliere würde etwaige Narben mit Stolz tragen. Ihr gemeinsames Liebesspiel war es wert, auf seinem Körper verewigt zu werden, denn noch nie zuvor hatten ihn so intensive Gefühle überkommen. Es war ihm fast so, als stieg die leibhafte Rahja aus der Götterfeste herab und fuhr in Iras wunderschönen Körper. Mal wild und roh, mal zärtlich und liebevoll, ihr leidenschaftliches Ringen hatte ihn völlig verausgabt und dennoch fühlte er nichts als tiefe Zufriedenheit und Glück, während er rücklings auf dem schweißgetränkten, seidenen Laken lag, auf welchem er und die junge Nordmärkerin sich so innig geliebt hatten. Ira schmiegte sich dabei eng an ihn und bettete ihr Haupt auf seiner Brust. Zärtlich streichelte der Rizzi über ihr feuchtes Haar und den verschwitzten Körper. Travingo wusste nicht was er sagen sollte - ob er überhaupt etwas sagen sollte, schließlich wollte er die Vollkommenheit zwischen ihnen nicht zerstören. "Es war wunderschön...", flüsterte er dann doch, "...was würde ich dafür geben, zu wissen, was jetzt durch deinen schönen Kopf geht."

„Sch-sch!“ Zischte Ira schlaftrunken und legte eine Hand auf Travingos Mund. „Sag nichts!“ Sie wollte nicht, dass irgendetwas den glitzernden Schleier verwehte, der sie beide umhüllte, und womöglich auch das Gefühl tiefster Zufriedenheit fortriss, in das sie sich eingekuschelt hatte wie in Travingos Arm. Ira wollte jetzt auch noch nicht aufwachen aus diesem wunderschönen Traum und zurückgestoßen werden in die brutale Realität, in der er ein Schwerenöter bleiben und sie eine verheiratete Braut sein würde. Sie wollte auch nicht die Augen öffnen. Sie wollte einfach nur hier liegen, gebettet in seiner Umarmung, umspült von Wonne, gefüllt mit Liebe, den Duft von Rauchwerk und Rosen in der Nase und die Geräusche von leidenschaftlichen Zärtlichkeiten im Ohr. Mehr nicht. Manche Dinge waren manchmal sehr einfach - bevor sie sich verkomplizierten.

"Mmmmh...", raunte er Ira daraufhin zu. Im Grunde genommen hatte sie recht. Es war nicht auszudenken, was Worte in diesem Moment anzurichten vermochten. Sein Blick ging zu einer Statuette der reitenden Rahja, die unweit ihres Lagers stand. Wo hatte SIE ihn da nur hinein manövriert? Mit Mühe unterdrückte Travingo ein Seufzen, dann küsste er Iras Schopf und ließ seinen Kopf wieder auf dem Seidenlaken nieder. Er genoss ihre Berührungen und die Wärme ihrer Haut und es sollte nicht lange dauern, bis sein gleichmäßiger Atem seiner Geliebten signalisierte, dass der Cavalliere von Rahjas in Borons Arme übergeglitten war.

Als Travingo aus seinem Schlummer erwachte, war er wider Erwarten allein und der Platz seiner Geliebten kalt. Ira war fort. Doch bevor ihn unschöne Gedanken plagen konnten, ob es tatsächlich wahr sei, dass sie ihn jetzt und hier alleingelassen haben sollte, hatte er sie ausgemacht:

sie saß auf einer der Treppenstufen, die ein Bildnis der Schönen anhoben, an ihrer Seite ein Geweihter mit arschlangem braunem Haar, der einen Anhänger mit dem Symbol der Rahja, einen ärmellosen kostbar verzierten Seidenmantel und ein großflächiges Rosentatoo trug und zärtlich ihre vernarbte Wange mit den Fingerspitzen liebkoste. Die beiden waren im Gespräch. Ira schien fast ein wenig aufgebracht. Und von den Avancen des Götterdieners angetan. Das sah der Rizzi anhand ihrer Gestik und wie sie immer wieder den Körperkontakt des Geweihten erwiderte. Sie sprachen wohl über diese unschöne Sache mit ihrem hübschen Gesicht, weil der Götterdiener sich irgendwann zu ihr vorbeugte, ihr Gesicht in seine Hände nahm und eben jene entstellte Wange mit vielen kleinen Küssen überzog.

"Hmh...", Travingo setzte sich auf um einen besseren Blick auf die sich vor ihm bietende Szenerie zu haben. Wäre es nicht Ira gewesen, dann hätte er aus Trotz nach der hübschen Geweihten gesucht, die ihnen vorher den Segen spendete, oder wäre zu den beiden gegangen und hätte gefragt, ob er ihr und dem Geweihten behilflich sein konnte. Doch die gemeinsamen Stunden mit der Nordmärkerin hatten etwas in ihm verändert. Travingo griff nach einem nahe beistehenden Weinkelch, nippte daran und beobachtete weiter, während er versuchte das wehmütige Gefühl in ihm zu unterdrücken.

Lange brauchte er nicht warten, da kam sie zurück geschlendert zu ihm, verfolgt von den eindeutig Interessierten Blicken des langhaarigen Rahjani. Ein Feuer in den Augen und von einer freudigen Unruhe beseelt setzte sich Ira ohne ein Wort, aber mit einem breiten, ihr ganzes Wesen zum Leuchten bringendes Lächeln rittlings auf seinen Schoß, umfasste das Gesicht des Cavallieres mit den Händen und küsste Travingo leidenschaftlich.

Genau genommen zitterte die Plötzbogen vor Aufregung. Ira wollte die angenehme Neuigkeit sogleich loswerden, sie mit Travingo teilen, aber dann hatte sie ihn so einladend sitzen sehen – wie lange war er wohl schon wach und beobachtete sie? – und die Erinnerung an ihre vergangene Vereinigung vor der Göttin brachte ihren Leib erneut zum glühen.

Als Travingo ihre Nähe spürte waren all jene Gedanken, die eben noch versuchten ihn zu quälen, wieder verschwunden. Bereitwillig gab er sich ihrem Kuss hin, erwiderte ihn und zog Ira näher an sich heran. Er konnte ihre Aufregung deutlich fühlen. Eng umschlungen drehte er sich mit ihr um, sodass nun der Rizzi über ihr lag. Die Augen des Cavallieres leuchteten, als er sanft über die Züge ihres Antlitzes strich - die kindlichen roten Flecken, die ihr die Aufregung ins Gesicht gezeichnet hatte, ließen Ira in diesem Moment noch begehrenswerter erscheinen. "Mir scheint...", flüsterte er nach einem kurzen Kuss, "...als würdest du mir etwas aufregendes sagen wollen." Travingo lächelte und ohne eine Antwort abzuwarten begann er Ira am ganzen Körper mit Küssen, sanften Streicheleinheiten und zärtlichen Liebesbissen einzudecken. Erst ihren Hals, dann ihre festen Brüste, die so gut in seinen Händen lagen, dann ihr Bauch bis hin zu ihrem Schoß. Dort hielt er inne, liebkoste ihren Rahjahügel und die duftende, feuchte Weiblichkeit, die auch noch ein bisschen nach ihm selbst schmeckte - was er in diesem Moment jedoch in Kauf nahm. Der Ritterin schien es dabei, dass seine Berührungen liebevoll und zärtlich wie noch nie waren.

Eigentlich wollte sie ihm tatsächlich etwas erzählen, etwas wirklich Tolles, aber das schob sie bei seinen erregenden Zärtlichkeiten schnell beiseite. Ihrem lustvoll seufzenden Mund entrann daher nur ein beiläufiges „Später…“, während sie die Augen schloss und seine hingebungsvollen Geschenke an ihre Weiblichkeit mit allen Sinnen genoss.

Der Rizzi genoss es ebenso wie seine Partnerin. Er mochte ihren Geschmack, liebte den Anblick ihres sich vor Lust windenden Körpers, genauso wie das Gefühl mit den Händen über ihren gestählten, aber dennoch weichen Leib zu streicheln. Auch ihre lusterfüllten Laute wussten ihn zu verzücken. Ja, sie glücklich zu machen, machte auch ihn glücklich und so lächelte er sie verträumt an, nachdem Ira den Höhepunkt ihrer Lust erreicht hatte und er Lippen und Zunge von ihrem Schoß löste. Der Cavalliere orientierte sich daraufhin wieder nach oben und ließ nur Momente später einen langen, innigen Zungenkuss folgen.

"Bitte entschuldige...", bat Travingo dann lächelnd, als er sich seitlich an sie legte. Iras Wangen glühten und ihr Atem ging immer noch schnell, "...aber ich bin wohl verrückt nach dir." Er stützte seinen Kopf frech auf seinen Arm und sah sie aus seltsam funkelnden Augen an. "Du wolltest mir etwas erzählen?"

„Entschuldigung... angenommen,“ hechelte Ira. Ihr Brustkorbes hob und senkte sich noch angestrengt, während das erhabene Gefühl höchster Lust in ihr nachklang, aber zu ihrem Bedauern mehr und mehr verebbte. Dabei sah sie ihn mit verklärtem Blick an und streckte eine Hand nach jener aus, die eine Haarsträhne ihres kupferfarbenen Schopfes zwirbelte, verflocht die Finger in denen des Cavallieres und lächelte wissend. „Ja, ich wollte erzählen, dass…“ Sie hielt inne, lächelte noch etwas breiter, ein schelmischer Ausdruck trat in ihre Augen. „…dass deine Plötzbogen morgen den ganzen Tag in Stutenmilch baden wird.“ Erzählte sie stolz. Ein ganzer Tag war zwar etwas übertrieben, aber der Geweihte hatte angedeutet, dass es mit der Dauer eines herkömmlichen Bades nicht getan wäre und dass sie sich besser nichts mehr an diesem Tag vornehmen solle. Das hieß aber auch, dass Ira zum einen ihre Anmeldung zum Turnier am morgigen Tag recht früh machen musste und nicht mit den anderen Hlutharswachtern gemütlich wie geplant im Lauf des Nachmittags machen konnte, und zum anderen, dass Jost ihr noch einen weiteren Tag Freigang gewähren musste. Sie war jedoch so euphorisch und freute sich so auf das Kommende, dass es momentan für Ira undenkbar war, dass ihr Dienstherr sein Einverständnis für ihr Vorhaben entzog.

Travingo lächelte, konnte aber nur schwer verhehlen, dass er etwas irritiert war. "Du meinst hier im Tempel? Was für eine Gnade...", freute er sich, "...warum...wieso? Das ist toll..."

Er stockte kurz und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. "Möchtest du, dass ich dich morgen hier her begleite?"

Sein verstörter Gesichtsausdruck entlockte ihr zuerst ein Lachen. „Das hättest du wohl gern, Rizzi, was?“ fragte sie neckisch, bevor ihre Augen Bedauern widerspiegelten. „Es wäre schön, dich dabei zu haben. Ich weiß leider nur nicht, ob du auch dabei sein kannst. Das ist immerhin eine, hm,... wie hat Seine Ehrwürden gesagt?...große Liturgie, und, ach keine Ahnung, wie das dann ist. Ich weiß nur, dass er für mich noch einmal den Segen der Göttin erbittet, ich Zeit mitbringen soll und dass ich nach diesem Tag dann dieses hässliche Ding hier los haben werde.“ Ira löste die Hand aus der Verknotung mit der seinen, um sie an ihre von Säurenarben gezeichnete Wange zu legen. Mit hoffnungsvollem Blick sah die Nordmärkerin den Horasier an. „Ich freue mich, wieder normal auszusehen.“

Dass sie dem langhaarigen Götterdiener vorhin recht aufgeregt alles über diese Narbe erzählt hatte, was er darüber zu erzählen gab und warum es ihr ein Herzenswunsch war, gerade diese Erinnerung zu tilgen, wollte sie Travingo nicht erzählen. Zwar waren er und sie sich vorhin unter dem Segen der Herrin so nahe wie nur möglich gewesen, doch wie diese Narbe mit der Erinnerung an Leuharts Vater, die Schuld, die sie empfand, und ihrem Vorhaben, hinsichtlich ihrer Hochzeit mit dem anderen Schellenberg das Vergangene zum Wohle des Kommenden hinter sich zu lassen, zu tun hatte, das alles würde der Cavalliere nicht verstehen. Andererseits mochte sie Travingo auch tatsächlich zu gerne, um ihn mit Gedanken an andere Männer zu belasten.

Travingo winkte lachend ab. "Mir war schon klar, dass ich bei deinem Bad wohl nicht anwesend sein kann, so gern ich es wäre. Dennoch würde ich dich gerne hier her begleiten." Er strich mit seinem Handrücken sanft über die Narbe an ihrer Wange. "Sofern du das möchtest natürlich. Ich würde dann auch ganz artig auf dich warten." Nun stahl sich ein spitzbübisches Lächeln auf seine Züge. Kurz nur, dann wirkte er wieder etwas ernster.

"Du bist wunderschön, Ira, mit all deinen Makeln. Ich hoffe, das weißt du, und jeder, der dem nicht zustimmt, ist ein blinder Narr. Aber noch wichtiger ist es mir, dass du glücklich und zufrieden bist." Er nahm sie wieder bei der Hand. "Ich maße es mir nicht an, dich zu kennen, auch wenn der Wunsch in mir stetig wächst dich kennen zu lernen...also...wenn ich etwas für dich tun kann und dir zur Seite stehen soll, dann mache ich das gerne." Travingo küsste den Rücken von Iras Hand, die in der seinen lag.

Er sah ihr an, dass sie überlegte. Am Ende richtete sie sich ebenfalls auf. „Naja, ich glaube, du kennst mich schon ganz gut.“ Ihre Wangen erröteten. „Jedenfalls besser als manch anderer.“ Sie lächelte ihn mädchenhaft, ja, fast schüchtern dabei an und gab ihm einen zärtlichen Kuss, in dem weniger Verlangen, sonder eher ehrliche Zuneigung lag. Anschließend streichelte sie sein schulterlanges dunkles Haar ab der Stirn und fuhr mit sanften Fingerspitzen über sein Schlüsselbein bis zu den Schultern und von dort über seine Brust, als bewundere sie ein Kunstwerk. Ihre Augen folgten ihren Fingern. Ira seufzte schwer. „Ich war immer ehrlich zu dir. Obwohl ich mir jetzt im Nachhinein wünsche, dass ich es manchmal doch nicht gewesen wäre. Es würde nun nämlich manches einfacher sein.“ Ihr Lächeln verebbte und wie sie sich das Haar über den Kopf strich erfasste sie Schwermut. Ja, Ira fühlte sich erneut in ihrem Leben vom Schicksal in den Arsch gefickt. Daher stieg Wut in ihr auf. Wut darüber, dass sie sich zu dem Rizzi hingezogen fühlte und das gleiche wohl auch für ihn galt, aber es wieder einmal nicht sein durfte, dass sie ihr Glück behielt. Das Ärgerlichste dabei war, dass nicht irgendwas oder irgendwer ihr die Männer, denen sie ihr Herz schenkte, wegnahm, sondern sie war es selbst, die das tat. Diese Tatsache warf einen dunklen Schatten über ihr Gesicht. (Ira hoffte, er würde Travingo nicht auffallen). Sie streifte ihn ab, in dem sie ihn wieder ansah und bei seinem Antlitz wieder zu lächeln begann. „Aber lassen wir das. Wir sind doch im Haus der Schönen, um uns schönen Dingen zu widmen, und nichts anderes habe ich vor zu tun.“ Ihre Hände strichen noch einmal über seine Brust, diesmal aufwärts. An den Schultern angekommen, packte sie zu, warf sie sich mit ihrem Körpergewicht gegen ihn und als er lag sogleich ein Bein über ihn, um erneut auf ihm zum Sitzen zu kommen. „Meinst du… es würde dir gefallen … wenn ich mich für dein Geschenk eben revanchiere, hm?“ Irgendwie hoffte Ira, dass das Lager mit ihm nochmal zu teilen dabei helfen konnte, dass sie beide die letzten Augenblicke ihres Gesprächs vergaßen.

Travingo konnte den innerlichen Kampf, den Ira mit sich selbst ausfocht, deutlich spüren. Ja, viele Menschen würden ihn als oberflächlichen Weiberhelden beschreiben, der jedem hübschen Hintern oder wohl geformten Busen hinterher stieg, und sie hatten damit wohl nicht ganz unrecht. Doch konnte der Rizzi auch anders sein - tiefsinnig, emphatisch, sensibel. Seine Schwestern wussten das, genauso wie seine Kindheitsfreundin Maya. Er fühlte Iras Stimmungswandel und konnte sich auch denken woran es lag. Dennoch sagte er nichts, vielmehr bemühte sich der Cavalliere darum ein aufmunterndes Lächeln an den Tag zu legen.

Nein, es war jetzt nicht die Zeit um über ihre Gefühle zueinander zu reden - ihr Kuss sagte ihm alles, was er wissen musste, und auch Ira dürfte inzwischen ganz deutlich gespürt haben, dass er ihr ehrlich zugeneigt war. Wie gerne hätte er ihr jetzt ehrliche Worte direkt aus seinem Herzen zugeflüstert? Dass er sie von Herzen begehrte, eigentlich mehr als das, dass sie der Grund war, warum er überhaupt hier war, dass er sich für sie einige Wochen lang aufgehoben hatte, dass ihm der Gedanke an ihre anstehende Hochzeit und daran sie zu verlieren, weh tat, dass er sie nicht mehr gehen lassen wollte... Es waren alberne Gedanken...die Gedanken eines kleines Buben, der das erste Mal tiefere Gefühle für eine Frau hatte. Aber war dem nicht auch so?

"War das jetzt ein ja oder nein..?", wollte der Rizzi dann frech wissen und versuchte Iras Gedanken wieder aus ihrem dunklen Loch zu holen. "Ob ich dich morgen begleiten soll, meine ich." Travingo fasste fest an ihren Hintern. Gerade weil ihm bis zu ihrer Hochzeit nicht mehr so viele Gelegenheiten boten mit ihr alleine zu sein, wollte er jeden Augenblick nutzen ihr nahe zu sein.

„Hm..“ machte Ira da nur nachdenklich.

Er blickte zu ihr hoch - ihr Anblick und die Verheißung einer bevorstehenden Vereinigung erfreute ihn sichtlich. Ihr trainierter Körper, die lange Mähne, ihre hübschen Kurven...gierig fasste der Rizzi zu und streichelte über ihren auf ihm sitzenden Leib. "Dich revanchieren? Wie könnte ich da nein sagen?"

„Dachte ich mir,“ murmelte die Plötzbogen und beugte sich zu ihm hinab, um ihm zuerst zärtlich den Hals mit Küssen zu bedecken, bevor sie seinen Mund erst sanft, fast zaghaft, dann immer gieriger plünderte, bis ihr vor Erregung tanzender Leib und das Gurren aus ihrer Kehle keine Frage offenließ, was folgen würde.

Nur wenig später hatten sie sich im anderen verloren – und auch in dem Gefühl, dem anderen mehr gegeben zu haben als die bloße Erfüllung. Als Ira wieder neben dem Horasier in dessen Arme lag, fiel ihr ein, dass sie ihm ja noch antworten musste. „Rizzi?“ Warm und weich klang sein Name aus Iras Mund. „Hm, also… Wenn du mich immer noch begleiten willst… morgen, meine ich,… dann würde ich mich darüber freuen… Sehr sogar.“

"Sehr gerne Ira...", antwortete er ihr, während er sie noch etwas fester an sich heran zog. Travingo genoss ihre Nähe und erst ein leises Magenknurren schien seine Aufmerksamkeit wieder ins Hier und Jetzt zu lenken. Er lächelte verlegen. "Ach ja, ich hätte für heute Abend ein Essen in mein Hotelzimmer geordert...", brach er dann die Stille zwischen ihnen, "...ich würde mich sehr freuen wenn du mir Gesellschaft leisten würdest...vorausgesetzt du erträgst mich überhaupt noch länger." Es war natürlich so geplant gewesen, dass er Ira nach einem Bummel durch die Stadt heute Abend auch noch zum Essen eingeladen hätte. Der Tag war zwar anders verlaufen als er sich das ursprünglich vorgenommen hatte - Rahja sei Dank war es um einiges sinnlicher und intensiver, als er es sich jemals erträumt hatte - dennoch wollte er auf das gemeinsame Essen nur ungern verzichten. Ja, vielleicht blieb sie sogar die Nacht über bei ihm.

„Oh, du meinst, falls ich es aushalte, weiterhin so einen furchtbaren Kerl wie dich um mich zu haben? Hm, das ist natürlich echt eine Herausforderung,“ antwortete sie scherzhaft, während sie zu ihm aufsah und sich anschließend räkelte. Sein Magengrummeln war ihr nicht entgangen und so angelte sie nach einer Schale mit gezuckerten Dingen, die allerdings nicht wirklich satt machten, auch, wenn sie göttlich schmeckten. Ira fütterte Travingo allerdings gerne damit. „Sag mal… Du könntest doch auch mit zu uns ins Lager kommen. Ich weiß nämlich nicht, was Jost dazu sagt, wenn ich heute schon den Nachmittag über fort war und morgen dann auch den ganzen Tag fehle. Er wollte heute für Wein und Essen sorgen und wir wollten nicht als Baron mit Untergebenen, sondern als Ritter und Freunde zusammensitzen und schmausen.“ Sie küsste den Zucker von seinem Mund, leckte sich ihrerseits die Süße mit der Zungenspitze von ihren Lippen. „Ich denke, Jost hat bestimmt nichts dagegen, wenn uns ein Cavalliere dabei Gesellschaft leistet. Ritter bist du ja. Und ein Freund auch.“ Sie schmunzelte bei einem bestimmten Gedanken: „Du musst dich dann eben nur vor Wunnemar in Acht nehmen. Er ist ein Traviafrömmler durch und durch, und weil er mein Bundbruder ist, fühlt er sich…hm,“ sie seufzte leise, schien es demjenigen aber nicht übel zu nehmen, „..ein bisschen verantwortlich für mich. Er ist aber ein herzguter Kerl. Ich mag ihn sehr.“ Ira sah den Unterfelser aufmunternd an. „Was meinst du, kommst du?“

Der Rizzi dachte einen Moment lang nach. "Ein Essen mit deinen Freunden? Hmm...", vor seinem inneren Auge lief jener Ablauf ab, den er sich für heute ausgedacht hatte. Ein gutes Essen auf der Terrasse seines Zimmers, unter dem Sternenzelt, über den vielen Lichtern Belhankas bei Nacht, Kerzenlicht vor ihnen...nur er und Ira. Als Nachtisch hätte er sie dann auf den Tisch gelegt und in der kühlen Abendluft hemmungslos geliebt...er seufzte leicht auf, aber ihre Freunde waren nun einmal ein Teil von ihr und Menschen, die sie mochte, konnten nicht schlecht sein - auch wenn sein Start mit ihnen in Gareth nicht unbedingt gut war. "Gerne komme ich mit dir mit, auch wenn ich selbst nur ein Titulatur-Ritter bin...", Travingo lächelte, "...der Ritterstand bei uns unterscheidet sich doch etwas von eurem Ideal. Viele Cavallieri sind nicht einmal an den Waffen geübt und müssen Stellvertreter bestellen." Er hob kurz seine Schultern. "Wie soll ich mich denn vorstellen? Bin ich ein guter Bekannter, oder Freund?" Es folgte ein freches Lächeln und ein kurzer Kuss.

„Deine Vorstellung überlass mir. Zugegeben, dein Name ist unter uns bekannt, immerhin, öh…“ Sie suchte nach Worten. „…naja, du bist gegen mich geritten… dann die Sache mit dem Knappen des Barons…. Also um ehrlich zu sein, die wissen schon, wer du bist.“ fügte sie noch hinzu, in der Hoffnung, sie würde ihn vorwarnen, aber doch nicht in Panik versetzen.

"Was diesen Wunnemar angeht: ich bin in einer sehr traviafrommen Familie aufgewachsen, ich kenne ihre Lehren sehr gut, bin ja quasi im Tempel aufgewachsen. Mein Wappen ziert ihr heiliger Kessel, darüber hinaus ist mein Vater einer ihrer Hochgeweihten und einer der höchsten Würdenträger der Gütigen im Alten Reich. Wir werden wahrscheinlich beste Freunde."

„Das mit deiner Familie weiß ich doch,“ erklärte Ira, während ihre Hand ihn tröstend berührte. „Ich meinte eher, dass er eventuell skeptisch dir gegenüber wirken könnte, weil er es nicht gutheißt, dass wir uns treffen.“ Sie rollte mit den Augen und lachte. „Hat er schon in Gareth nicht – und da war ich noch nicht mal verlobt! Ich schätze Wunnemar wirklich sehr, weil ich die äußerst tragische Geschichte hinter seiner tiefen Frömmigkeit kenne, und weil wir uns sehr nahestehen – aber manchmal finde ich persönlich auch, dass er etwas übertreibt. Nimm ihm das nicht übel, hörst du? Er… ähm… Er meint es doch im Grunde nur gut und ist dabei noch ein sehr götterfürchtiger Mensch. Nun ja, zumindest was die Herrin Travia angeht.“ Travingo hörte ehrliche Zuneigung und Respekt für den Ritterkameraden aus den Worten der Plötzbogen. Ihr füchsisches Grinsen kam ihren Worten zuvor: „Ich halte es, wie du weißt, ja eher mit der Herrin Rahja.“ Ergänzte sie salopp und lachte erneut. „Wunnemar kennt mich gut, ich würde ihn trotzdem ungern mit einem Bericht damit schockieren, was wir hier im Tempel alles getrieben haben.“

Iras letzter Satz ließ den Rizzi grinsen. "Ja, das dachte ich mir schon. Ich werde auch versuchen meine Hände von dir zu lassen, so schwer es mir Rahja auch macht, diesen Drang in mir zu unterdrücken...", Travingo hob seine Hände hoch, betrachtete sie ein-zwei Herzschläge lang und kitzelte die Plötzbogen dann damit an ihrer Seite, sodass sie sich kichernd wand und er auf ihr zu liegen kam. Wenn sie der Meinung war, dass es eine gute Idee war ihn mitzunehmen, dann würde er sie begleiten. Auch wenn er sich darauf gefasst machte, dass ihm einiges an Missgunst und Ablehnung entgegen schlagen könnte. Er würde es Ira zuliebe machen, im wahrsten Sinne des Wortes. "Ich habe dir einfach die...schönen Seiten...Belhankas gezeigt, dabei können wir es offiziell ja belassen."

„Stimmt,“ jeder würde so oder so Bescheid wissen, also warum nicht eine Umschreibung wählen, die zur Wahrheit passte, aber trotzdem keinen vor den Kopf stieß. „Die allerschönsten.“

Travingo lächelte vielsagend, dann küsste er sie sanft. "Wieviel Zeit wir wohl noch haben?"

Zeit? War nicht schon die Frage nach selbiger ein Frevel an der Schönheit des Moments? Zeit schien hier im Tempel der Sinnlichen Herrin der Unvernunft keine große Rolle zu spielen, außerdem fiel es schwer, noch klare Gedanken zu fassen, wenn sie das Gewicht seines erregenden Körpers auf dem ihren spürte. Rahja, die Leidenschaftliche, die Lust Bringende, wollte sie und den Cavalliere wohl noch nicht trennen. Den Eindruck bekam zumindest Ira, deren Beine sich wie von selbst um Travingos Hüfte schlangen und sich ihr Becken mit ihrer lockenden Weiblichkeit voraus seinem bettelnd entgegenstreckte. Erneut flutete Hitze ihren noch feuchten Schoß und die wiederkehrende Lust, die Ira packte, vertrieb beinahe alle ihre Gedanken: „Scheiße, Rizzi, wenn du mich nicht augenblicklich zurück ins Lager schleppst, dann komme ich hier nie mehr weg. Das ist echt gefährlich, verdammt.“ Beginnend bei ihrem lechzenden Schoß wand sich die junge Ritterin in freudiger Verzückung, schlang die Arme um ihn. Nicht zum ersten Mal und nicht, um ihn einfach nur festzuhalten, sondern um sich in seine Schulter zu krallen, als sie sein Begehren fühlte. „Was machst du nur mit mir, Rizzi…“ Seufzend schloss Ira die Augen und gab sich der Flut an Gefühlen in sich geschlagen.

Travingo sagte nichts. Er ließ in diesem Moment seine Taten sprechen. Gierig küsste er ihre Lippen, den Hals und die Knospen ihrer Brüste. Iras Haut schmeckte salzig nach dem getrockneten Schweiß der Anstrengung ihrer vorangegangenen Vereinigungen. Wann immer der Cavalliere ihre begierigen Lippen und die vor Verlangen glühende Haut fühlte, wann immer er in ihren feuchten, warmen Schoß eindrang, verlor er, durch die Vielzahl der auf ihn einprasselnden Gefühle beinahe den Verstand. Es waren intensive Empfindungen wie seine kochende Leidenschaft oder sein schier unstillbares Verlangen, die ihm zwar nicht wirklich neu waren, doch die sich beim Liebesspiel mit der Nordmärkerin stets mit dem Gefühl tiefer Zuneigung und Verbundenheit zu einer Mischung vermengte, die alles beinahe wie im Drogenrausch erschienen ließ. So auch jetzt, doch dennoch sollte sich dieses Liebesspiel von ihren letzten beiden Vereinigungen hier im Hause Rahjas unterscheiden. Wechselte der Rizzi sonst immer wieder zwischen der Rolle des zärtlichen, leidenschaftlichen Liebhabers und jener als einem vor Lust getriebenen wilden Tiers, so schien es Ira dieses Mal ein reiner Akt der Liebe zu sein. Er küsste beständig ihren Mund, ließ seine Zunge in ihrem Mund kreisen, verlor sich in ihren wunderschönen blau-grünen Augen, als ihre verschwitzten Leiber unter süßen Lauten der Lust wieder und wieder zusammen stießen. Travingo fühlte die Göttin in sich wie noch nie zuvor - nicht einmal, als er vor einigen Stunden den Segen Rahjas empfing, hatte er dieses enorme Maß an Verbundenheit und Erfüllung gefühlt. Wie gerne hätte der Cavalliere ihr jetzt eine Liebeserklärung ins Ohr geflüstert, doch wusste er, dass diese Worte wohl alles zwischen ihnen zerstören würden. Der Rizzi wusste, dass er Ira während ihres gegenwärtigen Liebesspieles schon einige Male in Rahjas Arme stieß und als sie sich ein weiteres Mal lustvoll unter ihm wandte, sollte auch er zwischen ihren zuckenden Schenkeln Erlösung finden.

Travingos Herz klopfte wie wild in seiner bebenden Brust, dennoch wollte er sich noch nicht von ihr lösen. Einige Herzschläge lang blickte er in ihre Augen, dann küsste er sie noch einmal liebevoll. "Auch wenn es mir schwer fällt und ich ein Äon hier an diesem Ort mit dir in meinen Armen verbringen könnte, sollten wir dennoch bald aufbrechen." Er schürzte seine Lippen. "Nicht, dass wir vor deinen Freunden doch noch in Erklärungsnotstand geraten."

Ira richtete sich an seiner Seite auf und legte noch einmal beide Arme um Travingos Hals, verschränkte die Hände in seinem Nacken, um ihn dann mit gespielter Skepsis anzusehen. „Ein Äon? Wirklich? Ach, das sagst du doch jeder. Gib’s zu!“ Sie glaubte es besser zu wissen, glaubte zu spüren, was er empfand, aber ihr zuliebe nicht aussprach und das imponierte ihr mehr als alles, mit dem er jemals um sie geworben hatte. Und wie sie sich so anblickten, tief in die Augen des anderen und das Herz vor dem anderen ausgebreitet, da entstand ein Moment, in dem auch Ira gerne etwas über die Gefühle in ihr erzählt hätte. Sie zwang sich aber, mit Komik darüber hinweg zu gehen, denn alles andere hatte keinen Sinn. So viel Ratio gebot sie sich mit jenem Teil ihres Selbst, der ihre Vernunft war. Die Unvernunft und der Leichtsinn freilich, die beide großen Gefallen an dieser Beziehung fanden und die, gemäß ihrer Natur, Ira stets zu allerlei Unmöglichkeiten verführen wollten, durften nicht die Oberhand gewinnen. Das hieß, dass auch jene trügerischen Gedankenspiele – die Ira durchaus hatte – keinen Acker vorfinden durften, auf dem sie wachsen konnten. Allein schon der Wunsch, Travingo in ihrem Leben mehr Raum zu geben kollidierte mit dem Versprechen an Lupius und dem, was alles mit Rickenbach zusammenhing. Das schmerzte. Den Schmerz aber musste sie ignorieren oder aushalten. Wie? Am besten ging das durch Komik, und so nahm sie ihn ganz bewusst, aber liebevoll auf die Schippe. „Ich glaube, ich muss die Nächste, die du hier her entführst, vorwarnen: Sie soll sich hinterher nichts mehr vornehmen, die Gute.“ Dabei lachte die Plötzbogen heiter, ehe sie den Rizzi hingebungsvoll küsste. Scheiße verdammt, sie liebte es, ihn zu küssen, sich küssen zu lassen und sie liebte die Dinge, die er mit ihr anstellte. Sie liebte dieses wohlige Gefühl verstanden und akzeptiert zu sein und verehrt noch dazu. Was sie hingegen hasste waren Abschiede. Und sich selbst.

Abermals schien es dem Rizzi als berührten sich bei ihren Küssen nicht nur Lippen und Zungen, sondern auch ihre Seelen. Es war ein wahnsinnig schönes Gefühl, etwas, das er wohl nicht mehr so schnell fühlen würde, wenn überhaupt noch einmal, sobald Ira einmal verheiratet war. 'Nein meine Liebe, nicht jeder würde ich es sagen. Du bist die erste und vielleicht auch die letzte, der ich mich derart öffne, auch wenn ich es nur mit Taten und nicht mit Worten ausdrücken darf. Wie gerne würde ich dich mit mir nehmen und weit fort gehen - nach Thorwal, Al'Anfa oder Festum. Ich würde uns eine kleine Villa kaufen. Dir, mir und deinem Sohn. Ich würde für euch da sein, euch lieben und es würde dir an nichts fehlen. Solange ich dich in meinen Armen halten kann, ist mein Leben vollkommen.' Das wären jene Gedanken gewesen, die Travingo gerne gesagt hätte, doch unausgesprochen ließ. Stattdessen antwortete er ebenso frech: "Also wenn die nächste auch so einen schönen Hintern und so tolle Brüste hat wie du, dann ist die Gefahr tatsächlich groß." Er lachte kurz auf, doch wandelte sich sein Lachen schnell in einen tiefen Seufzer. "Du bist ein wundervoller Mensch Ira...", säuselte er dann wieder zärtlich, "...egal, was auch passieren wird, bitte ändere dich nie." Abermals folgte ein sanfter Kuss und obwohl sich Travingos Verlangen wieder sichtlich regte, erhob er sich schweren Herzens vom Lager und bot seiner Geliebten eine helfende Hand zum Aufstehen.

Die beiden verließen den Tempel durch das Rosenwasserbad, in dem sie sich gegenseitig wuschen, kämmten und abtrockneten. Immer wieder unterbrochen durch Blicke, sanfte Küsse und zärtliche Streicheleinheiten.

Es war tatsächlich schon dunkel geworden und anstatt den beschwerlichen Weg zurück durch die Stadt zu nehmen, bezahlte Travingo einen der vielen Gondoliere, die in Belhanka zwischen den Inseln herumfuhren, sie bis zum Turniergelände mitzunehmen. Gleich einem Liebespaar saßen sie in der Gondola - Ira seitlinks auf dem Schoß des Rizzi, der seine Arme um sie legte und fest hielt - und bewunderten die vielen Lichter und Farben Belhankas bei Nacht. Ja, die Serenissima war nicht nur bei Tag aufregend und schön gewesen. Überall sahen sie bunte Lampions, oder Darstellungen von Illusionisten. Es war ein vollendet schöner Abend und Travingos Wehmut war groß, als sie die Gondola nahe dem Turniergelände wieder entstiegen.

Nun durfte Ira nicht mehr Geliebte sein, sondern nur mehr Freundin.

Mit einem letzten Kuss gab er sie für heute frei.