Baecherles Allerlei

Bächerles Allerlei

Auf dem Weg zu „Baecherles Allerlei“ gingen Radulf verschiedene Gedanken durch den Kopf. ‚Kann man der Dame trauen? – reicht es ihr die Legitimation vorzulegen oder ist es besser auf ihren Stolz als fähige Handwerkerin zu appellieren um uns mögliche Mixturen zu benennen? – Muss man ein bestimmtes Gegenmittel haben, oder gibt es ein allgemeines Gegengift? - Ich bin mir einfach nicht sicher, was der richtige Weg ist. – ich fürchte wir sollte uns da abstimmen‘ Einen etwas ruhigeren Moment auf der Straße abpassend, wendete sich Radulf an Hechgard. Er hatte bei diesem Thema immer einen Blick für die Umgebung und schaute sich unruhig um. „Herr von Hetzenberg, mir gehen da ein paar Fragen durch den Kopf, die doch einigen Einfluss auf unserer Unterhaltung mit der Handwerkerin haben könnten. Meint ihr es ist gut, wenn wir direkt mit der Tür ins Haus fallen? Ich bin mir nicht sicher, ob wir auf die Ehre der Frau zählen können. Und ich frage mich, ob ein Gegenmittel genau abgestimmt sein muss, oder ob ein allgemeines Gegenmittel ausreichend ist. Wie seht ihr das?“ (Radulf)

Mit einem Nicken bestätigte Hechgard Radulf Worte: „Nun werter Herr von Grundelsee, Ich fragte mich das auch und ich würde mich gerne erstmal umsehen und vorsichtig zum Thema kommen. Ich denke vor Ort können wir auch besser jene Person einschätzen. Aber gleich mit der Türe ins Haus fallen, halte ich für ungut, ich denke eher Phex sollte hier unser Wegweiser sein. Denn offen wird sie diese Dinge nie anbieten, da dies Praios Auge wohl gar nicht gerne sieht.“ (Hechgard)

Radulf nickte noch zur Bestätigung. Auch wenn man seinem Gesicht ansah, dass er noch immer über den zu erwartenden Gesprächsverlauf nachdachte. (Radulf)

Vor dem Eintreten trat sich Hechgard noch kurz die Füße ab, hatte doch jener Alfons was von reinlich und sauberen Schuhe erwähnt. Als sie eintraten kniff er die Augen zusammen um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen und sich über die Örtlichkeit ein Bild zu machen. 'Hm' dachte sich Hechgard kurz 'Warum war das mit den Schuhen so wichtig, wo doch der Boden aus Erde besteht?' (Hechgard)

Vor der Tür des Hauses blickte Radulf noch mal zu Hechgard und deutete zur Tür. „Nach Euch.“ Und nachdem Hechgard eingetreten war, trat auch Radulf sich seine Füße ab und betrat das Geschäft. Nachdem sich seine Augen langsam an den dunklen Raum gewöhnt hatten ging er etwas weiter in den Raum und schaute sich anerkennend nickend um. ‚Na hier gibt es ja einiges. Ich bin mal auf die Dinge unter der Theke gespannt.‘ (Radulf)

Die beiden Jungadligen machten sich also auf den Weg zu Frau Bächerles Laden im Osten der Stadt. Das Viertel, außerhalb der Stadtmauer zwischen Praiostempel und Großem Fluss gelegen, wurde wohl nicht umsonst „Güldenschatten“ genannt. Das ärmste Gebiet der Stadt beherbergte schmierige Kneipen, Tagelöhner und an beinahe jeder Ecke Vorbeikommenden neugierig hinterher blickende, dreckige Gassenkinder. Auf eurem Weg folgten sie euch, stellten neugierige Fragen und bettelten penetrant um „ein paar Groschen, sonscht hammer doch nichts zu moschen“. Am Stadtrand konntet ihr auf der rechten Seite endlich ein von Bäumen und Büschen umgebenes, zweistöckiges Fachwerkhaus erspähen. Dieses sah weniger heruntergekommen aus und immerhin wies ein Holzschild auf euer Ziel hin. „Bächerles Allerlei“ war dort zu lesen, darunter war ein Mörser samt Stößel abgebildet. Das Haus hatte keine Auslage, nur eine stabile Holztür mit massiven Eisenschloss war zu sehen. Fenster gab es, zumindest auf der Frontseite, keine.

Nach dem Radulf und Hechgard durch die Türe getreten waren, befanden sie sich in einem dunklen, großen Raum. Der Boden bestand aus gestampfter Erde. Eine massive Theke halbierte diesen frontal zur Türe, dahinter konnte man einen Vorhang erkennen, der wohl den Durchgang zu weiteren rückwärtig gelegene Räumen abtrennte. Auf der Theke lagen keine Waren aus; lediglich in den Regalen an den drei Wänden des Raumes konntet ihr allerlei seltsame Ingredienzien erkennen. Pflanzen, frisch und getrocknet, verschiedene Steine und Gesteinsarten und vielfarbige Minerale oder Metalle lagen in Körben und Schütten. Verschiedene Tonkrüge- und krügchen, Tiegel und sogar die eine und andere, säuberlich beschriftete gläserne Phiole waren zu entdecken.

Das Eintreten in den Verkausraum hatte eine kleine Glocke zum Klingen gebracht, denn nur Augenblicke später konnten die beiden schnelle Schritte hören, bevor der Vorhang auch schon zur Seite geschoben wurde und eine hochgewachsene, schlanke Frau den Raum betrat. Sie trug eine Lederschürze, welche schon so manche Zutat aushalten musste, so speckig und fleckig sah sie aus. Zudem trug sie auf dem Kopf eine, ebenfalls aus Leder gefertigte, Haube mit Nackenschutz. Die vielleicht 40 Jahre alte Frau blickte euch aus dunkelbraunen, von unzähligen kleinen Fältchen umgebenen und zusammengekniffenen Augen, entgegen. Mit ihr schob sich eine Duftkomposition in den Raum, die ihr nicht zuordnen konntet. Vielartige Gerüche mischten sich mit dem Duft, der bereits den Verkaufsraum dominierte und euch wurde kurz schwummrig im Kopf.

„Hesinde und Simia zum Gruße, meine Herren. Womit kann ich euch zu Diensten sein? Ein Liebestrünklein für die Angebetete? Ein Mittelchen für rhajagefälliges Stehvermögen? Oder doch ein Elixier für eure Geistesschärfe?“ Sie hatte eine kratzige, fast rauchige Stimme und geschäftstüchtiger Schalk ließ sie beim Sprechen lächeln.

-- Main.CatrinGrunewald - 01 Mar 2019