Achte Vorstellung

8. Stunde Vorstellung bei der Herzogenmutter

Es war in den frühen Morgenstunden, als die von der Herzogenmutter eingeladenen jungen Nordmärker aufstanden, um sich für die Audienz und das „private“ Frühstück bei Ihrer Hoheit, Grimberta Haugmin vom Großen Fluss und vom Berg vorzubereiten. Da wurden Kleider geglättet, Nägel geschnitten, Bärte rasiert, Haare frisiert und das eigene Erscheinen in den schönen Spiegeln, welche in jedem Gästezimmer bereitstanden, kritisch betrachtet. Dem einen oder anderen mochte ein wenig Aufregung und Nervosität im Gedärm für Grummeln sorgen, und das eifrige Dienstpersonal – Hofdamen und Pagen – hatten alle Hände zu tun. Aber auch in der gesamten Burg war schon seit den frühesten Sonnenstrahlen emsige Betriebsamkeit zu hören und zu sehen. Diener eilten schnellen Schrittes mit Besorgungen, Kleidern und Speisen in Richtung des großen Saals der Burg. Die laute, meist keifende Stimme des horasischen Hofkoches schallte durch die Gänge. „Oh nein, du erbärmlisches Cretin, hast du das Fleisch etwa schon in den heißen Ofen geschoben? Du Sohn einer alanfanischen Hure, es ist nun verdorben. Für alle Zeiten! Nie in meiner Zeit in Belhanka oder Kuslik musste isch solch unfähiges Personal ertragen, es ist ungeheuerlisch, eine Zumutung! So kann isch nischt arbeiten.“ gefolgt von einem lauten Klatschen und weiteren, leiser werdenden Flüchen. Türen wurden geschlagen, schwere Teppiche ausgeklopft und Fässer durch die Gänge geschoben.

Durch diesen Trubel begaben sich die geladenen Gäste in das 3. Stockwerk, welches der Familie und hochrangigen Würdenträgern vorbehalten war. Vor der doppelflügeligen Türe, hinter welcher wohl schon die Herzogenmutter wartete, stand einer der Diener, der die Gäste gestern Abend schon bedient hatte und mit dem Dhana in der Nacht eine kurze Unterhaltung hatte. Seine Nase besaß mittlerweile eine tiefblaue Farbe und lief beinahe ohne Unterlass, weswegen er sich ständig mit einem Tuch ins Gesicht fasste. Neben den Türen standen zwei voll gerüstete Flussgardisten mit ihren Hellebarden, welche sie den Wartenden präsentierten. Der Diener deutete an, noch kurz warten zu müssen, da die laute Stimme des Koches aus den Gemächern vor euch herausdrang. „Wann kommt ihr nun endlisch in die Küche, um das Menü festzulegen? Wie, später? Isch soll ein Festbankett herrichten und ihr habt keine Zeit für die Abfolge? Isch kann so nischt arbeiten, euere Hoheit! Aber bitte, bitte, wie Hoheit meinen…“ Schnelle Schritte waren zu hören, Augenblicke später wurden die Türen von einem breiten Hinterteil aufgestoßen und ein beleibter, schwitzender Mann in weißer, aber recht fleckiger Kochkleidung schob sich rückwärtsgehend aus dem Raum. Hierbei stieß er beinahe mit dem Diener zusammen, der sich mittlerweile ein Grinsen kaum verkneifen konnte und den Zusammenprall durch einen schnellen Schritt zur Seite verhinderte. „Maestro, Vorsicht, ihr erleidet noch ein Unglück, und das vor heute Abend“. Der so Angesprochene besann sich, drehte sich schnell um und schob sich mit der Anmut eines Wals durch die wartenden Gäste, die er geflissentlich ignorierte, während er sich mit einem Tuch den Schweiß von der Glatze wischte.

„Alfons, sind sie schon da? Dann führe Er Unsere Gäste herein und lasse Er sie nicht wie Bettler vor unserer Türe warten,“ konntet ihr von drinnen die kräftige Stimme einer Frau hören, die selbstsicher und befehlsgewohnt klang. Der so angesprochene Leibdiener deutete mit seinem rechten Arm in Richtung Zimmer, verbeugte sich dabei leicht und machte einen Schritt zur Seite. Dahinter konnten die Geladenen ein großes, langgezogenes Zimmer erblicken. Der Boden war mit edlen Teppichen ausgelegt, an den Wänden hingen Bilder einer langen und ehrwürdigen Ahnenreihe; durchmischt mit feinsten Zierwaffen und einer alten Prunkvollplattenrüstung auf einem Ständer. Am anderen Ende des Raumes, der sich an der Fensterfront nochmals verbreiterte, war die Tafel erkennbar, an welcher wohl das Frühstück stattfinden sollte. Auf dem Weg dorthin musste die Gruppe an einer kleinen Sitzgruppe sowie einem wuchtigen Schreibtisch vorbeigehen. Die Tafel, welche mit weißen, spitzenbesetzten Tischtüchern ausgelegt war, hatten eifrige Diener schon mit Frühstücksgeschirr und Besteck aus feinem Silber eingedeckt. An beiden langen Seiten standen bequeme Stühle, die förmlich einluden auf ihnen Platz zu nehmen. In der Mitte der dem Fenster zugewandten Seite jedoch war ein hochlehniger Stuhl, beinahe ein kleiner Thron zu sehen, in dessen Lehne auf Kopfhöhe der springende Barsch des Hauses vom Großen Fluss eingearbeitet war. Neben dem hohen Stuhl wiederum stand ihre Hoheit, die Herzogenmutter, und blickte den Eintreffenden mit gefasstem Gesichtsausdruck entgegen. Wobei, manch guter Menschenkenner konnte sehen, dass sie noch Anzeichen von Belustigung in sich trug, diese aber sehr gut verbergen konnte. Sie hatte die braunen Haare zu einem strengen Zopf gebunden und trug ein eingeflochtenes silbernes Diadem auf dem Haupt. Sie trug ein eng geschnittenes, bodenlanges Kleid, welches wieder die Farben der Nordmarken zeigte, blau und grün, mit silbern eingesticktem kleinen Wappen. Das Kleid mochte die Berufung Ihrer Hoheit, das Kriegertum, nicht verbergen. Die starken Arme und ausgebildeten Muskeln waren klar zu erkennen; genauso wie der flache Bauch und die schmale Hüfte. Um den Hals, der noch straff und faltenlos war, hing eine goldene Kette mit einem einzigen schlicht eingefassten Smaragd. Das fortschreitende Alter sah man der Grande Dame der Nordmarken dennoch an. Die Krähenfüße an den streng blickenden Augen und die ersten silbernen Strähnen in den Haaren, die sie mit Fassung zeigte und nicht verbarg, färbte oder gar herausriss, zeugten davon, genauso wie die Hände, die die frische Glattheit junger Maiden längst vermissten. Und ein jeder, der den Herzog kannte, konnte die Familienähnlichkeit in der Ausstrahlung und vor allem der Nase nicht verkennen.

Als alle bis an den Tisch herangeschritten waren, nickte sie kurz und grüßte: „Wir sind hocherfreut über Eure Anwesenheit. Habt Dank, dass Ihr Unserer Einladung gefolgt seid, auch wenn diese wohl überraschend gewesen sein mag. Nun kennen Wir Eure Namen zwar, wissen aber nicht zu welchem Gesicht welches Haus gehört. Wenn Ihr so freundlich seid und Uns Euch vorstellen würdet?“

Arlan hatte seine besten Kleider für den Anlass angezogen. Das grüne Hemd war mit einem feinen Muster bestickt. Es hatte genau die richtige Größe um seine fettleibige Figur nicht noch dicker wirken zu lassen, als sie ohnehin schon war. Die Haare hatte er frisch gewaschen, aber sie wurden schon wieder fettig. Um den Hals trug er eine silberne Kette und an der rechten Hand einen protzigen Ring, der das Wappen seiner Familie zeigte. Arlan verbeugte sich tief und stellte sich der Herzogenmutter vor:“ Es ist mir eine Freude, einen Platz an eurer Tafel einnehmen zu dürfen, Herrin. Mein Name ist Arlan von Kranickteich.“ Um die schiefen Zähne zu verbergen, öffnete er den Mund kaum beim Reden. Nach dem Nicken Grimbertas erhob er sich und machte Platz, damit der nächste Gast vorstellig werden konnte. (Arlan)

Borax war nervös, nun war es also soweit, vor der Mutter des Herzogs sollte er sprechen, mit ihr gar an einer Tafel sitzen und speisen. Er hatte sich wie alle zu diesem Anlass herausgeputzt, hatte seinen feuerroten Bart von neuem zu acht Zöpfen geflochten, hatte die Metall-drähte und –kügelchen, die ihn verzierten, mit enormen Zeitaufwand- durch die beträchtliche innere Anspannung bei weitem nicht ohne Fluchen- hineingewoben und hatte sich in die extra für diesen Anlass erworbene Garderobe gekleidet. Er trug schwarze, polierte Lederstiefel, eine dunkle Wildlederhose bester Qualität, ein weißes Seidenhemd und darüber eine in dunklem Grün gehaltene Weste mit goldener, zwergischer Ornamentik. Er hatte noch nie zuvor ein solches Hemd getragen und fühlte sich irgendwie nackt- ohne das beruhigende Gewicht seines Kettenhemdes, ohne die Kühle an den Handgelenken, wo kein Unterzeug die Haut schützte und die Behaarung dadurch längst abgescheuert war. Schwer schluckte er, als die Augen der Herzogenmutter die seinen fanden und er ein wenig brauchte bis er die rechten Worte, welche er im Geiste unzählige Male durchgegangen war, wiederfand. So trat er einen Schritt vor und begann. “Euer Hoheit“, er verbeugte sich tief, “es ist auch mir eine große Ehre hier sein zu dürfen. Mein Name ist Borindrax, ich bin der Sohn des Barbaxosch, ich komme zu Euch aus Senalosch, der Hauptstadt des Bergkönigreiches Isnatosch in der schönen Vogtei Nilsitz. Als treuer Vasall des Herzogenhauses vernahm ich mit Freuden Eure Einladung.“ Mit leicht wackligen Knien trat er zurück in die Reihe der Gäste. Seiner Miene konnte man ansehen, dass er erleichtert war diese besondere Feuerprobe hinter sich gebracht zu haben. (Borax)

Im Kopf war die junge Eisensteinerin noch vor dem Frühstück wiederholt alle Regeln der Etikette durchgegangen, die ihr der Onkel auf der Reise nach Elenvina zugetragen hatte. Sie trug zudem heute ein geschmackvoll und modern gearbeitetes Kleid. Das helle, leinene Brustteil, welches durch feine rot glänzende Seidenbänder tailliert geschnürt war, hatte dieselbe Farbe wie das Unterkleid, das fast bis zum Boden reichte. Nur die Spitze ihrer sauberen, frisch geputzten Schuhe aus feinstem Leder schauten heraus. Ohne jeden Zweifel waren diese außerordentlich hochwertig gegerbt und verarbeitet, obgleich nicht neu, denn auch das Polieren konnte unmöglich die leichten Gebrauchsspuren an der Sohle gänzlich verschwinden lassen. Ein Überkleid aus feinster, rotschimmernder Seide war über das Untergewand gespannt, dessen Ärmel innen mit geschmeidigem rotem Samt gefüttert waren. Darüber trug sie den Mantel, den sie bereits am Vorabend angelegt hatte: Er war dunkel und mit einem feinen roten Band abgenäht, in welches in regelmäßigen Abständen kleine Miniaturen ihres Familienwappens eingestickt worden waren. Ihr Haupt schmückte wie schon zuvor ein ebensolches Band, um die Verschnürung ihres fein gewobenen Haarnetzes zu verbergen, in dem sie mit deutlich größerer Vehemenz als noch am Vorabend ihre hellbraunen Haare arrangiert hatte. Hatten sich am Abend noch die Spitzen ihrer Locken hier und da aus dem Geflecht gestohlen, saßen sie nun alle an ihrem Platz, was sich vermutlich aber in den nächsten Stunden ändern würde, wie sie wusste. In ihr Netz waren ferner heute feine, rote, seidene Bänder eingeflochten und kleine, fein geschliffene Bergkristalle zauberten aparte Farbreflexe in ihr hellbraunes Haar. Sie begrüßte die Herzogenmutter nach geradezu perfekter Etikette und sprach mit ruhiger, angenehmer Stimme, der man ihre Nervosität anhörte, als sie sich schließlich vorstellte: „Mein Name ist Imma von Schellenberg. Ich stamme vom Rittergut Rickenbach aus der Baronie Eisenstein. Mein Bruder kämpft für Rondra und die Nordmarken in Mendena und so ist es mir eine besondere Freude hier in der Heimat an eurer Seite ebenso einen, wenn auch vergleichsweise kleinen Beitrag leisten zu können. Habt Dank dafür.“ Mit diesen Worten beendete die junge Frau ihre Vorstellung und wirkte sogleich etwas weniger aufgeregt. . (Imma)

Während sie ihre Vorbereitungen für diesen Morgen traf, hatte Lioba durchaus eine gewisse Nervosität gespürt– immerhin würde sie heute der Herzogenmutter gegenübertreten und auch noch mit ihr speisen! Sie hatte zwar vermutet, dass sie dabei in Gesellschaft der Damen und Herren sein würden, mit denen sie das gestrige Abendessen eingenommen hatte, doch in ihrem Magen war dennoch mindestens ein kleiner Schmetterling geflattert, als sie mit leicht zitternden Händen ihr Haar aufgesteckt hatte. (Lioba)

Vor der doppelflügeligen Türe hatte Lioba dann tatsächlich bekannte Gesichter getroffen und sich gleich etwas ruhiger gefühlt. Die fast komische Situation mit dem Chefkoch hatte dann ihr übriges getan und Lioba sogar ein wenig schmunzeln lassen. Doch dann wurde es ernst: Es war hinein zur Herzogen-mutter gegangenund Lioba hatte fast automatisch ihre Haltung korrigiert, als sie sich bereitgemacht hatte mit den anderen einzutreten. Während sie sich dann der Tafel genähert hatten, hatte Lioba die Erscheinung Grimbertas auf sich wirken lassen. ‚Eine wirklich beeindruckende Gestalt.‘ Auch der Hauch von Belustigung in ihren Augen war der jungen Frau nicht entgangen und sie merkte, dass sie wirklich gespannt darauf war, die Herzogenmutter ein wenig kennenzulernen. Als es an ihr war, sich vorzustellen, knickste Lioba mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen angemessen tief und sagte dann: „Lioba von Schleiffenröchte, Euer Hoheit. Seine Hochge-boren Sieggold vom Berg, Vogt von Arraned, sendet mich mit seinen Grüßen.“ (Lioba)

Wahrlich viel Schlaf hatte Hechgard in jener Nacht nicht gefunden und somit schon früh damit angefangen, sich angemessen frisch zu machen und seine guten Kleider passend herzurichten. Aber wie es leider oft mit guten Stücken ist, neigen sie doch oft dazu ein wenig einzugehen, so dass sein Wams ein wenig enger den Bauch einschnürte als er es erwartet hatte. Aber nach einiger Zeit war er mit dem Ergebnis soweit zufrieden gewesen, dass er sich traute der Herzogenmutter unter die Augen zu treten. Ein aus feinem braunem Ziegenleder gefertigtes Barett schmückte sein Haupt, welches nicht mehr so voller Haarpracht war. Die vorhandenen, langen Haare waren aber fein zu einem Zopf gebunden. Sein weißes Hemd, über dem eine braune Weste mit Silberborten versuchte, ein wenig der Figur eine schmeichelnde Statur zu geben, und eine schwarze Hose mit Ziernaht und halbhohe Stiefel rundeten das Bild ab. An Schmuck konnte man einen Silberarmreif sowie einen Silberring mit Siegel erkennen. Während er in den Raum betreten hatte, hatte er versucht sich an die neue Umgebung anzupassen und mit niemandem versehentlich zusammenzustoßen. Dennoch oder gerade deshalb wirkte er auf die Anwesenden wohl ein wenig schüchtern oder gar tappelig. Nach der Aufforderung Grimbertas und als die Reihe an ihm war, ging er schnellen, sicheren Schrittes zur Herzogenmutter und zollte ihr den Respekt, der ihr laut Etikette zustand. „Euer Durchlaucht, gestatten Hechgard von Hetzenberg aus dem Oberrodasch. Es ist mir und meiner Familie eine besondere Ehre von Euch zu jenem Ereignis geladen worden zu sein.“ Nach dieser Vorstellung begab er sich weniger angespannt zu den anderen Anwesenden und grüßte auch sie mit einem freundlichen Nicken. (Hechard)

Dhana war früh aufgestanden, dies war sie in den letzten Jahren gewohnt. Auch wenn man es ihr nicht ansah, die Dame von Hamrath mochte langes Schlafen nicht. Ein wenig nervös war sie zum bereitgestellten Bad gegangen, und hatte sich anschließend bei Frisur und Kleid helfen lassen und noch ein wenig tief durchgeatmet. Das bereitgestellte Kleid war von der Mutter ausgesucht worden, die Grundfarbe dunkelblau, die Borten in Silber gehalten. Es war ein Unterkleid aus feinem Leinen, in Weiß, bodenlang. Das Überkleid hatte die Farbe der aufgehenden Sonne, war ebenfalls aus Feinleinen und mit einem ordentlich züchtigen Ausschnitt, welcher nicht zuviel zeigte. Zudem war es nach halbwegs aktueller Mode der Nordmarken gehalten, was ein deutlicher Kontrast zum letzten Abend war: figurbetont, mit Schnürungen an den Seiten, aber höfisch diskret. Die Schuhe dezent aber passend, ohne Absatz. Der angelegte Schmuck bestand aus kleinen Perlen in den Ohrlöchern, dem Siegelring am Finger und einer silbernen Kette mit einer einzelnen, kleinen Perle. Adelig sah sie aus, nordmärkisch adelig. Nur die eine Haarlocke, welche auch am letzten Abend schon widerspenstig gewesen war, ließ sich auch heute nicht davon abhalten zu tun, was sie wollte. (Dhana)

So war sie erschienen, hatte wie die anderen gewartet bis sie hereingebeten worden waren und atmete nun nochmals tief durch. Sie sah zu der Herzogenmutter und knickste artig, wie man es ihr beigebracht hatte: "Euer Hoheit, es ist mir eine Ehre, zu diesem Mahl geladen zu sein. Mein Name ist Veralindhana Rondrike von Hamrath, aus dem Lehen Kronau. Mein Bruder Praiowin reitet mit meinem Vater Cordovan mit dem Sohn Ihrer Hoheit, dem Herzog der Nordmarken, in die Schlacht." (Dhana)

Saria hatte lange überlegen müssen. Das blaue Konventsgewand mit den Widderhörnern oder nur die übliche weiße Robe? Nein, sie wollte nicht derartig auffallen, das große Gewand gehörte in Zusammenkünfte von ihresgleichen. Nichtmagier hatten für solcherlei kein Verständnis und kein Auge. Daher war Saria im gleichen weißen Gewand wie schon gestern Abend die große Freitreppe hinaufgelaufen und hatte das Gefühl genossen hier, in einem der Zentren der Macht, einherzuschreiten. Genau so war auch ihr Auftreten. Genussvoll und um eine würdige Haltung bemüht, das Kinn erhoben, die Brust durchgedrückt und mit einem fast gelangweilten Blick. Sie wollte nicht, dass jemand merkte, wie aufregend sie dies alles fand. Den Stab hatte sie wie gestern Abend schon im langsamen Rhythmus ihrer Schritte auf den Marmor treffen lassen. Die Episode mit dem Koch empfand sie nur als peinlich und versuchte, den schwitzenden, fetten Mann nicht anzusehen oder gar zu berühren. In Grimbertas Salon wartete sie, bis sie an der Reihe war, trat einen Schritt vor, um mit einem Knicks, bei dem der Stab parallel zum Boden mit der Spitze auf Ihre Hoheit zeigte, ihre Ehrerbietung zu zeigen. „Euer Hoheit, es ist mir eine große Ehre und Privileg, Eurer Einladung folgen zu dürfen. Ich bin Adepta Minor Saria Hartsteig, Absolventin der hiesigen ehrwürdigen Akademie und jüngste Tochter des Edlen Torben Gwynd von Hartstein. Er ist, wir Ihr sicher wisst, bereits in Gallys, um im Stab des Kaiserinnengemahls zu dienen. Mein Bruder marschiert im Gratenfelser Garderegiment.“ (Saria)

Zwar hatte Boromar nicht gerade eine von Boron gesegnete Nacht verbracht, aber er fühlte sich nicht allzu gerädert. Ein Blick in den prächtigen Spiegel hatte ihn allerdings eines Besseren belehrt. Nachdem er sich gewissenhaft rasiert und gewaschen hatte, hatte er sich in eine Hose aus dunklem Leder von guter Qualität und ein leinenes Hemd gekleidet. Seine ordentlich polierten Reiterstiefel und der gestrige, nun leicht faltige Wappenrock komplettierten seine Gewandung. Die Haare wurden mit einem dunkelblauen schmalen Band zurückgehalten. Nach einem letzten prüfenden Blick auf sein Spiegelbild, hatte Boromar sich dann bereit gefühlt der Herzogenmutter gegenüber zutreten. (Boromar)

Während die anderen sich vorstellten, ließ Boromar seinen Blick über die Zierwaffen streichen und betrachtete einen Moment die Prunkrüstung. Dann musterte er kurz und möglichst unauffällig die kriegerische Statur Ihrer Hoheit. ‚Eine Erscheinung wie sie der Leuin gefällt.‘ Als die Reihe an ihm war, trat er einen kleinen Schritt auf Grimberta zu und verbeugte sich angemessen tief. „Eure Hoheit, es ist mir eine Freude und Ehre Eurer Einladung nachzukommen. Ich bin Boromar von Rodenbrück, Ritter im Orden des Donners“, hielt sich Boromar militärisch knapp. (Boromar)

Ein wenig nervös bei dem Gedanken daran, sich unter den Augen der Herzogenmutter zu bewegen und mit ihr zu tafeln, hatte die Vorbereitung und das Ankleiden ein wenig länger gedauert. Auch heute war Radulfs Wahl auf einen Gehrock gefallen. Dieser war im Ton etwas dunkler als der von gestern, fast tannengrün, und mit gelben Applikationen. Dazu trug er eine helle Hose aus feinem Leinen, die, wie auch schon der Gehrock, seinem Erscheinungsbild schmeichelte, und blank polierte, braune, leichte Reitstiefel. Nachdem er dann endlich mit seinem Erscheinungsbild zufrieden gewesen war, hatte er sich auf den Weg zur Tafel gemacht. Vor der Tür hatte er sich nochmals gestrafft, die eine oder andere Locke hinter das Ohr gezupft und den Saal betreten – ordentlich eingereiht, mit erhobenem Haupt lächelte er bis es an ihm war, sich ihrer Hoheit vorzustellen. "Eure Hoheit,…" Und nach einer der Etikette entsprechenden Verbeugung führte er mit seiner sehr angenehmen Stimme fort: „… es ist mir eine Ehre einen Platz an Eurer Tafel einnehmen zu dürfen. Mein Name ist Radulf von Grundelsee. Meine Familie stammt aus der Baronie Hlutharswacht. Mein Vater ist dem Aufruf eures Sohnes gefolgt und reitet mit ihm gen Osten. Meine Wenigkeit folgte dem Euren, um so dem Herzogenhaus einen treuen Dienst zu erweisen. Natürlich bin ich gespannt ob der Aufgaben, die ich für Eure Hoheit erfüllen darf und freue mich auf die uns bevorstehende Reise durch unsere Herzogtum." (Radulf)

-- Main.CatrinGrunewald - 27 Feb 2019