Zu Gast bei Freunden

Zu Gast bei Freunden

Der Oberst in Brüllenbösen

Autoren: RekkiThorkarson, Tandosch, Jochen Z und Gerd R.

Ende Ingerimm 1040 B.F.

Es war ein klarer und angenehm warmer Tag im Vorgebirge der Ingrakuppen. Die kleine Reisegruppe von acht leicht gerüsteten Zwergen hatte die größeren, schroffen Erhebungen umgangen und folgte einem kleinen Trampelpfad gen Firun. Ihr Ziel war der Ort Steintrutz, besser gesagt die gleichnamige Burg, gelegen in der stark von der zwergischen Kultur beeinflussten Vogtei Brüllenbösen.
Nach seinem doch als eher schwierig zu bezeichnendem Besuch in der Baronie Eisenstein freute sich der Oberst darauf einen Vertreter seines Volkes zu treffen. Neben den gräflichen Vögten von Wedengraben und Nilsitz und dem Pfalzgrafen von Angroschsgau war Barox, der Sohn des Burgamon der vierte, zwergische Lehnsherr des Isenhag mit dem Dwarosch das Vergnügen haben würde.
Brüllenbösen war eine herzogliche Vogtei. Doch dieser kleine Unterschied machte ihm keine Sorgen. Das Haus vom Großen Fluss, allen voran der Herzog sah seine Bemühungen zur Sicherung der Grafschaft mit Wohlwollen.
Der Oberst kannte den Vogt bisher nur flüchtig. Dieser gehörte wie er selbst zur weitläufigen Familie des Mogmarog vom Eisenwald und war ein Krieger, dessen Tatkraft ihn zu Amt und Würden geführt hatte. Dies respektierte Dwarosch, dem der Erbadel der Menschen höchst suspekt war.

Es war nur etwas über zwei Stundengläser bis der Abend hereinbrechen sollte, als die kleine Schar Soldaten des Eisenwalder Garderegimentes Ingerimms Hammer eine Anhöhe erreichten, von der sie die wuchtige Burg, den Sitz des Vogtes sehen konnten. Kurz hielten die Zwerge inne und genossen den Anblick der urtümlichen Landschaft, dominiert von dichten Wäldern und dem Anblick der erhabenen Ingrakuppen.
Mächtig ragte Burg Steintrutz auf dem Hügel gegenüber der Reisegruppe aus dem Erdreich. Der Kontrast des dunklen Kosch- Basalt im Gegensatz zu der malerischen Stadt, welche am Fuße der Burg lag, schien fast mystisch. Das Bild rundete das Blau der Rodasch faszinierend ab. Man konnte im Ort Steintrutz das rege Treiben erkennen und die Banner und Fahnen der Feste wehten flatternd im Wind.
Der Oberst trieb seine Mannen ein letztes Mal an. „Sputet euch! In Steintrutz gibt es ganz gewiss eine heimelige Stube mit saftigen Braten und auch dem einen oder anderen Bier das auf uns wartet. Auf geht’s.“
Mit neu geschöpfter Elan durch die Aussicht auf einen geselligen Abend und eine notwendige Stärkung nach den langen Tagen der Wanderung durch die Wildnis ging es weiter in Richtung des Dorfes.
Mit den letzten Strahlen des Praiosmahles erreichten die Soldaten gut gelaunt das Dorf und sahen sich hungrig und durstig nach einem Gasthof um.
Als die Gruppe den Hafen erreichte sprang den Männern sofort ein Handelshaus des Albenhuser Bundes ins Auge. Reges Treiben war vor und im Haus zu erkennen.
Ihre Blicke vielen auf zwei Zwerge, augenscheinlich Zwillinge, welche das Wappen des Brüllenbösener Vogtes trugen, zwei silberne gekreuzte Hämmer über einer goldenen Scheibe auf schwarz. Die beiden sprachen lachend mit einer Dame, Edel und doch kämpferisch gewandet. Auch Sie trug ein Wappen auf dem Wams welches einen schwarzen Turm über goldenen gekreuzten Säbeln zeigte. Neben den beiden stand mit verschränkten Armen ein Hüne an Mann mit Glatze, Oberlippenbart und Muskeln wie ein Bär. Er war in die edlen Gewänder eines Ritters gekleidet und trug als Wappen einen goldenen Löwen auf schwarzem Grund neben einer roten Festung auf Gold.
Der Oberst lenkt seine Männer kurzerhand in die Richtung der besagten Personen und grüßt diese mit einem tieftönendem „Angrosch zum Gruße“, als diese der Gruppe Soldaten gewahr wurden und ihr Gespräch kurzerhand unterbrachen.
Dann, als sie sich ihm und seinen Männern zuwandten fiel bei Dwarosch der Kupferling und er tat einige forsche Schritte auf die Frau unter ihnen zu. Das Tandoscher Wappen hatte ihn schon aufmerken lassen, doch nun erkannte er um wen es sich bei der Gerüsteten handelte. Es war Fiona von Tandosch, eben jene Adlige mit der er auf dem Feldzug in Gallys Kor geopfert und Freundschaft geschlossen hatte.
„Was für eine angenehme Überraschung euch zu sehen Wohlgeboren!“
„Jungs, entschuldigt mich.“ Fiona klopfte dabei den Zwillingen auf die Schultern und wendete sich den Neuankömmlingen zu. Auf Dwaroschs Gefährten mochte es erstaunlich wirken dass ein Mensch Rogolan mit xorloscher Akzent sprach. „Schön euch hier zu sehen, alter Kampfgefährte. Was treibt dich und deine Mannen in diese Ecke des Isenhag?“
Der Oberst ging der Kriegerin entgegen und beide begrüßten sich mit einem kräftigen Griff um ihre Unterarme.
„Ich befinde mich auf einer kleinen Rundreise, wenn man es so sagen will. Tandosch ist mein nächstes Ziel. Doch zunächst muss ich mit dem Sohn des Burgamon meine Aufwartung machen.“ Dwarosch grinste. „Ich hoffe auf ein starkes Bier, würziges Kraut und eine angenehme Unterhaltung. Mein Besuch in Obena war zwar erfolgreich, aber dennoch ist der der Baron von Eisenstein niemand den ich zu meinen bevorzugten Gesprächspartnern zählen würde.
Ich bin dabei eine neue, militärische Karte des Isenhag anfertigen zu lassen. Die Erlaubnis für die dazugehörigen Marschübungen meiner Männer und natürlich die Vermessungsarbeiten hole ich vorher von jedem Lehensherrn persönlich ein.
Sagt, was führt euch nach Steintrutz?“
„Klingt interessant. Aber eigentlich ist der Isenhag recht beschaulich, erwartet ihr demnächst denn hier Bedarf von militärischen Karten?“
Der Oberst nickte lächelnd. “Da habt ihr natürlich recht. Unsere Heimat ist ein Hort des Friedens in diesen dunklen Zeiten. Nicht umsonst sind so viele tobrische Flüchtlinge zu uns bekommen, wenn sie auch zumeist in der Landgrafschaft geblieben sind.
Nichts desto trotz dürfen wir uns meiner Meinung nach nicht zu sehr in Sicherheit wiegen. Deshalb werde werde ich erstens diese Karte auch auf die anderen Grafschaften des Herzogtums ausweiten lassen und zweitens hilft es mir und meinen Männern natürlich auch schnell an unseren Außengrenzen zu sein, wenn es diese zu verteidigen gibt. Das diesbezüglich die Notwendigkeit besteht haben uns unsere Nachbarn ja leidvoll beibringen müssen.
Unser Hochkönig pflegt zu sagen ‘Rüste dich im Frieden, dann Blutest du weniger im Krieg.’
„Recht hat er, solange Blut oder Leben von Bedeutung sind.“ Fiona zwang sich zu einem Lächeln. „Da wir auf derselben Seite stehen freue ich mich darauf, euch und eure Männer in Tandosch willkommen zu heißen. Das Bier steht kalt, der Kessel mit Fleisch ist heiß und unsere Berghalle ist behaglich geheizt.“ Sie löste den Tabakbeutel von ihrem Gürtel, entnahm ihm ein gerolltes Stäbchen, dann warf sie den Beutel Dwarosch zu.
Gekonnt fing de Oberst das Päckchen mit der linken, fleischigen Hand und holte sogleich seine Pfeife aus einem Täschchen an seinem breiten Gürtel hervor. Während er sie stopfte fuhr er fort.
“Ich komme aber auch nach Tandosch, um den Hort des Herrn der Schlachten zu besuchen. Vielleicht wollt ihr mich dann begleiten. Auch wenn ich IHM auf Burg Nilsitz, welches nun sowas wie mein Amtssitz ist, einen Schrein errichten ließ, so spüre ich das Bedürfnis seinen Tempel aufzusuchen und ihm zu opfern. Ich habe ein kleines Andenken an Mendena in meinem Gepäck was des Mantikors ist.”
Genüsslich zog der Oberst an der Pfeife, als er sie anzündete. Mit einem Lächeln entließ er den ersten Schwall Rauch aus seinem Mund.
Dann kam die Kriegerin auf die beiden Zwerge zu sprechen, mit denen sie sich zuvor unterhalten hatte.
„Was den Sohn des Burgamon betrifft, er nennt zwar keine Berghalle sein Eigen dennoch versteht er es vortrefflich, seine Gäste zu bewirten.“ Fiona deutete auf die Zwillinge. „Die Söhne des Barox sind die besten Freunde die man sich wünschen kann. Tandosch ist nicht weit, da schau ich manchmal vorbei. Hab ja nicht viel zu tun, wenn nicht grad ein Heerzug ansteht oder meine kleine Schwester ein schützendes Schwert braucht.“
Dwarosch lachte kurz bei der sarkastischen Bemerkung Fionas, dann nickte er den beiden Zwillingen zu.
“Ich grüße euch Söhne des Barox. Ich bin der Oberst des Eisenwalder Garderegimentes Ingerimms Hammer. Mein Name ist Dwarosch, ich bin der Sohn des Dwalin und stamme wie ihr und euer Vater aus der Faxarasch Sippe unseres Mogmarog in Isnatosch.
Ihr werdet mich höchstwahrscheinlich nicht kennen, weil ich sehr lange Zeit, genauer gesagt mehr als ein Jahrhundert quasi ausgestoßen war und die Hallen unserer Sippe weitestgehend gemieden haben. Meine Laufbahn als Söldner und glühender Anhänger Albraxs gefiel meinem Vater gelinde gesagt nicht sonderlich”, gestand Dwarosch offen.
Dann wies er kurz hinter sich und stellte seine ihn begleitenden Soldaten vor.
Da waren einmal Rogatom und Baschtox, zwei Angroschim aus amboßzwergischen Klans, welche jedoch schon seit vielen Generationen in den Nordmarken heimisch waren. Brinarim hingegen war ein feingliedriger Brilliantzwerg aus dem untergegangenem Lorgolosch in den Beilunker Bergen. Dann waren da Xagur und Andorgam. Sie gehörten zu Klans welche vorwiegend in dem Koschbergen zu finden waren. Und mit der Angroschna Zogoltrina und Boringarth, Dwaroschs Adjutanten, waren auch Vertreter der Bergkönigreiche Xorlosch und Isnatosch dabei.
Nachdem er geendet hatte wendete er sich wieder an die Zwillinge und griff den Gesprächsfaden, den Grund seines Besuchs wieder auf.
“Ich kam nach Steintrutz um mit eurem Vater zu sprechen. Sagt verweilt er zurzeit auf der Burg?”
Xarox sah seinen Zwillingsbruder Holdar kurz an, schließlich war es nicht gang und gebe dass die Sippschaft aus dem Eisenwald vorbei kam. Ihr Vater Barox war schließlich der Vetter des Bergkönigs Fagol Sohn des Fanderam von Eisenwald. Er wandte sich Dwarosch zu. „Es ist schön Verwandschaft zu treffen an diesem Tage! Ja unser Vater weilt auf der Feste Steintrutz. Gerne führen wir Euch zu Ihm!“ Dann wandte er sich zu dem Hühnen. „Dies ist der Edle Ritter Bryon von Fendor, meines Vaters rechte Hand und enger Freund!“ Bryon nickte und grüßte die Zwerge auf Rogolan.
„Garoschem, willkommen in Brüllenbösen. Väterchen Barox erwartet Euch schon mit einem kalten Humpen auf Steintrutz.“ Bryon nickte den Zwergen lächelnd zu.
„Heda, Bursche, kümmer dich um das Gepäck unserer Gäste!“
„Garoschem.“ Begrüße der Oberst nun auch den Ritter. „Freut mich eure Bekanntschaft zu machen.“ Dwarosch machte zwei beherzte Schritte auf ihn zu und reichte ihm die fleischige Hand.
„Viel Gepäck haben wir nicht, lasst nur. Wir kommen aus den Bergen und haben nur entsprechende Ausrüstung, sowie leichte Bewaffnung und Rüstungen dabei. Dennoch Dank für das Angebot.“
Er warf einen kurzen Blick zu seinen Männern bevor er weitersprach. „Meint ihr es ist auch für meine Soldaten Platz auf der Burg?“
„Nun, wie Ihr wünscht, edler Dwarosch. Freut mich ebenso Eure Bekanntschaft zu machen.
Natürlich ist genügend Platz auf Steintrutz, ich werde mich darum kümmern, dass es Euren Leuten an nichts mangelt.“ Bryon gab zwei Dienern Anweisung sich auf zur Burg zu machen um Quartiere für die Zwerge vorzubereiten und Barox zu unterrichten wer die Reisenden waren.
Der Oberst stellte eine zufriedene Miene zur Schau und gab den Seinen ein Zeichen zum Aufbruch. „Sehr schön! Dann macht mir die Freude uns auf die Burg zu begleiten und erzählt mir derweil wie ihr in den Dienst seiner Wohlgeboren gekommen seid.”
Während die kleine Gruppe sich auf den Weg zur Burg machte, erzählte Bryon Dwarosch wie er seinerzeit auf den Schlachtfeldern von Crumolds Aue dem Vogt das Leben gerettet hatte, woraufhin er von Herzog Jast Gorsam vom Großen Fluss zum Ritter geschlagen und in die Dienste Barox als Hausritter gestellt wurde.
Die Festung Steintrutz war noch ein Überbleibsel aus vergangenen Tagen. Sie war durch zwergische Handwerker der Bergfreiheit Xorgolosch wieder in Stand gesetzt worden und diente nun dem Vogt als Wohnsitz. Am Fuße des Hügels auf dem die Festung stand, erhob sich die kleinere Stadt Steinfriedsweiler. Sie war mit ihren 900 Einwohnern die größte Siedlung in der Vogtei. Durch ihre Lage in unmittelbarer Nähe zur Rodasch, herrschte in dem beschaulichen Städtchen ein reger Handel.
In Steinfriedsweiler stand derweil der einzige Ingerimm Tempel der Vogtei, welcher von seiner Hochwürden Durgol, Sohn des Comar geleitet wurde. Auch ein kleines Haus der Tsa und ihrer Schwester Peraine waren in der Stadt zu finden.
Auf der Feste war die Flagge der Vogtei, zwei silberne Hämmer über einer goldenen Scheibe auf Schwarz zu sehen und signalisierte dem Wissenden, dass der Vogt auf seiner Burg weilte.
Auf den Zinnen waren zwergische Armbruster und anderes Wachpersonal zu erkennen.

Einige Zeit später waren die Soldaten und ihr Oberst einquartiert. Byron ließ Dwarosch ein Stundenglas Zeit sich auszuruhen, frisch zu machen und umzukleiden, bevor er ihn gemeinsam mit den Zwilligen und Fiona abholte und sie alle den Vogt aufsuchten. Dieser erwartete Sie schon im Kaminzimmer der Feste. Ein gemütliches Feuer brannte im Kamin und bequeme Sessel waren bereits in einem Halbkreis platziert. Auf einem Tisch in der Mitte stand ein Fass und Becher standen neben Ihm. Es schien Bier zu sein. Mit Brandzeichen war das Wort Bartmurmler und das Wappen des Vogtes eingebrannt.
Barox der in einem Sessel gesessen hatte erhob sich, nahm seine Meerschaumpfeife aus dem Mund und breitete die Arme aus.
„Willkommen auf Steintrutz meine Freunde! Setzt Euch und fühlt Euch wie Zuhause!“
Der Oberst wartete bis sich die anderen den Sohn des Burgamon begrüßt hatten, dann reichte auch er dem Vogt die Hand. „Habt Dank für die Gastfreundschaft euer Hochgeboren. Es ist lange her, dass wir uns begegneten. Es muss in unserer Kindheit am Hofe des Mogmarog gewesen sein. Viele Jahre trennen uns ja nicht.“
Als sie alle Platz genommen hatten blickte Dwarosch amüsiert auf das Fass. „Ihr müsst mir erklären wie dieser Name zustande gekommen ist. Ohne das zu wissen werde ich heute Nacht nicht schlafen können.“ Er lachte herzhaft.
„Willkommen Willkommen, setzt Euch und genießt ein Bier und eine Pfeife.“ Barox wies seinen Diener an einzuschenken und deutete auf den Tabak der auf dem Tisch stand.
„Ich habe mich schon immer für Bier interessiert und habe schon früh eine Brauerei auf der Burg eingerichtet. Der Name ergab sich als Verkaufskonzept, denn wer vermag besseres Bier zu brauen als ein Zwerg selbst!“ Barox lachte schallend.
„Dann ist das ‚Bartmurmler‘ am Ende sowas wie Selbstironie?“ Dwarosch nickte und grinste breit, was verdeutlicht das ihm die Sache gefiel.
Dann nahm er sich vom Tabak und stopfte hingebungsvoll seine Pfeife. Dabei nahm er dankend ein Bier entgegen und tat einen großen Schluck. Prüfend schmatzte er noch einmal, um seinen Geschmack besser einordnen zu können.
Es war ein hopfiger vollmundiger Geschmack der sich in Dwaroschs Mund ausbreitete. Das Bier war golden und roch nach guten Zutaten. Sofort konnte man erkennen, dass der Brauer ein Meister seines Faches war.
Dwarosch nickte zufrieden. „Ich sollte öfter zu Besuch kommen wie mir scheint. So gutes Bier ist immer eine Reise wert!“ Als er sich im Folgenden nach zurück lehnte sah er äußerst zufrieden aus.
Es wurde getrunken und geplauscht, Geschichten ausgetauscht, Neuigkeiten aus Xorlosch, Isnatosch, von den Höfen der Bergkönige und dem zu Elenvina.
„Sagt eure Hochgeboren“, nahm Dwarosch nach einer Weile und zwischen zwei tiefen Zügen an der Pfeife den Gesprächsfaden wieder auf, um den Grund seines Besuchs anzusprechen. „Ist euch schon zu Ohren gedrungen, warum ich allen Lehnsherren der Grafschaft einen Besuch abstatte?“
„Nein, in der Tat noch nicht! Aber ich denke Ihr könnt m einer Wissenslücke sicher Abhilfe schaffen.“ Barox nickte und zog an der Pfeife.
„Selbstverständlich.“ Der Oberst setzte sich wieder etwas aufrechter in seinen Sessel, stellte das Bier vor sich ab und zog seinerseits noch einmal an der Pfeife, bevor er zu sprechen begann.
„Lasst mich etwas weiter ausholen, um euch meine Motivation zu verdeutlichen.
Ich gehöre zu den glühenden Anhängern unseres Hochkönigs und habe mehrere Jahrzehnte unter im gedient. Diese Nähe zu seinem politischen Lager hat mir in Isnatosch und speziell meiner Sippe nicht nur Freunde beschert, wie ihr euch sicher vorstellen könnt.“
Kurz musste der Oberst schmunzeln.
„Nun, Albrax initiierte die Hochkönigliche Wacht im Kosch, um das Land unserer friedliebenden, an der Oberfläche lebenden Brüder und Schwestern und natürlich sie selbst zu beschützen. Es ist eine in meinen Augen notwendige Einrichtung. Die Zeiten werden auch für uns Kinder Angroschs immer bedrohlicher.“
Er machte eine kleine rhetorische Pause und ließ seinen Blick durch die Runde gleiten.
„Irgendwann kam mir der Gedanke, dass ich etwas Ähnliches gerne für den Isenhag, meiner Heimat und dem Kernland aller Angroschim, denn hier liegt unsere Wiege, etabliert sehen würde. Heute, einige Jahre später und nach meiner ordentlichen Benennung zum Obristen des Eisenwalder Garderegimentes habe ich dies Thema wieder für mich entdeckt und versuche es zu forcieren.
Ich habe die Zustimmung Graf Ghambirs, unseres Mogmarog und des Herzogs für meine Pläne und bereise derzeit den Isenhag, um mir die Erlaubnis bei jedem Lehnsherrn einzuholen auf ihren Ländereien Marschübungen und Vermessungsarbeiten durchzuführen.“
Dwarosch nahm sein Bierkrug und nahm einen tiefen Schluck.
„Das zweite Schützenbanner der Isnadorum wird als Gebirgsjäger ausgebildet. Sie sind leicht gerüstet, besonders ausdauernd, spezialisiert auf schnelle Bewegungen unter Tage und im Hochgebirge. Ihnen wird die neu entstehende Karte vornehmlich dienen. Sie wird spezielle Angaben über Topologien, Tunnelverläufe, Höhlenanlagen und gangbare Gebirgspässe samt Distanzen und Wegzeiten enthalten.
Dies zusammen, soll die Gebirgsjäger in die Lage versetzen in möglichst kürzester Zeit an jedem Punkt der Grafschaft zu gelangen, um den regulären Truppen, welche schwer gerüstet sind und zum Teil Kriegsgerät mit ins Felde führen, die Zeit zu erkaufen, um den Krisenherd auf normalen Marschrouten über Straßen zu erreichen.“
Ein weiterer, tiefer Schluck folgte.
„Darum Hochgeboren bin ich hier. Ich möchte meine Soldaten auch in Brüllenbösen marschieren und entsprechende Spezialisten die Vermessungen durchführen lassen. Hierfür möchte euch hiermit um Erlaubnis bitten.“
„Interessant!“ der Vogt nickte. „Allerdings kann ich Euch die Erlaubnis nicht geben!“ Barox machte eine kurze Pause und setzte eine ernste Miene auf. Als er sah wie Dwarosch ob seiner Worte zusammenzuckte, lachte er laut auf und fuhr fort. „Denn Ihr habt Sie bereits! Dies ist das Land unseres Herzogs und ich bin sein Vogt. Er entscheidet und als er Euch die Erlaubnis erteilte diese zu tun, schloss er seine Ländereien mit ein. Es wäre mir nur recht, wenn einer meiner Söhne und seine Wohlgeboren Bryon bei Eurer Maßnahme dabei sein können. Sie kennen Land und Leute!“
Dwarosch schmunzelte. „Da habt ihr mich tatsächlich ertappt. Ich war kurz im Glauben ihr wollt mir eine Absage erteilen.“ Er lachte und hob die Hände. „Natürlich weiß ich das das Wort des Herzogs reichen würde, aber ich war auch bei jedem gräflichen Vogt, obwohl Ghambir mir seine Erlaubnis gegeben hat. Für mich ist dies eine Frage des Respektes.“ Der letzte Satz kam mit Nachdruck und herausstellender Betonung.
„Ihr seid es schließlich der sich um dieses Land kümmert und es bestellt. Ihr solltet, nein müsst wissen was vor sich geht und darüber hinaus benötigen wir eure Hilfe, die ihr mir ja nun schon voreilend, so bereitwillig angeboten habt. Meinen Dank."