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Version vom 19. März 2021, 21:10 Uhr

Willkommen

Der Rahjageweihte und seine almadische Gefährtin durchbrachen einige Reihen des Unterholzes, welches voll wilder Begierde zu Füßen der alten Baumreihen gen Himmel strebte. Erst warfen die hölzernen Riesen noch dunkle Schatten, doch schon nach wenigen Schritten durchbrach bereits ein diffuser Lichtnebel die düsterne Idylle. Immer näher gelangten die beiden Gäste ins Herz des Waldes. Immer lichter standen hier die alten Giganten und immer stärker wurde ein Gefühl, das gerade Tassilo bereits zu erahnen begonnen hatte, als er den beiden Kindern hinterhergeeilt war: Nichts Böses, nichts Dunkles umgab dieses Herz. Vielmehr spürten beide eine immer stärker werdende seltsame Ruhe und Ausgeglichenheit. Und der Widerstreit zwischen ihrem Respekt vor dem harzduftenden Tann und dieser Ruhe gebar eine tiefe Harmonie in ihnen. Tiefer vielleicht als sie sie je zuvor gespürt hatten.

Eine hellgrüne Knospe brach sich aus dem dunklen Boden vor ihnen und direkt dahinter öffnete sich der Wald in hellstem Licht des Sommers und sie standen auf einer kreisrunden Lichtung, für deren Überquerung man im mindesten hundert Schritt bräuchte. Ein junger Fuchs rollte seinen roten Pelz über das grüne Gras, während winzige Fellknäuel in den verschiedensten Brauntönen neben ihm in den Halmen tobten und ihre flauschigen Löffel dabei lustig auf und ab schwangen. Hinter den Tieren erhob sich in grauem Stein eine kleine Ruine. Das Eingangstor des alten Tempels war zur Gänze erhalten, doch das Dach war stark beschädigt und die Wände mit dunkelgrünem, feucht glänzendem Moos überzogen. Jemand hatte ein Sonnensegel aus hellbeigem Leinenstoff über einen der besser erhaltenen Räume gespannt. Neben der Ruine standen mindestens vier kleinere Zelte, es mochten auch mehr sein, vor ihren Blicken hinter den Wänden verborgen.

Dieser Ort war in jedem Fall eines nicht: Gefährlich. Darin waren sich die beiden Neuankömmlinge einig. Ohne es aussprechen zu müssen. Denn niemand war in der Lage an diesem Ort etwas anderes zu fühlen, dessen waren sie sich sicher.

Ein sanftes Knirschen über ihnen ließ sie ihre Köpfe gen Himmel strecken und einige aus wenigen Holzbrettern gezimmerte Baumhäuser entdecken. Dort rührte sich Leben. Harmlos und friedvoll – ohne jeden Zweifel. Ein Seil, festgebunden an einem der schweren, festen Äste, vibrierte sachte als sich eine kleine Schar blankfüßiger junger Menschen hinunterließ. Auch aus den Zelten lugten vorsichtige Augen zu ihnen hinüber, während der blonde Haarschopf Basilissas gerade unter einem großen, offenen, kupferroten Zeltdach am Ende der Lichtung verschwand.

Tassilo spürte die Heiligkeit des Ortes, ohne Zweifel war dieser verfallene Tempel dort einst einem der Zwölfgötter geweiht gewesen. Doch die karmalen Kräfte, die diesem ganzen Platz innewohnten, waren machtvoller als er je in einem fremden Tempel gespürt hatte. Womöglich war an diesem Ort mehr als nur ein Tempel geweiht worden? Oder mehr als einmal? Jahr für Jahr? Jahrzehnt um Jahrzehnt? Womöglich war dieser Ort aber auch vom Anbeginn aller Zeiten hier gewesen? Oder aber er war gänzlich neu, denn hätte man ihn nicht längst entdecken müssen? [Tassilo}

Angetan von der hier herrschenden Harmonie hatte Tassilo überhaupt nicht bemerkt, dass sein Begleiter nicht vermocht hatte den Weg mit ihm zu beschreiten. Die Präsenz der alveranischen Zwölf erfüllte seinen Geist, durchflutete seinen Körper und brachte ihm einen inneren Frieden wie er ihn sonst nur verspürte, wenn er sich voll und ganz seine Göttin hingab. Wenn sein Pinsel oder sein Kohlestift über Leinwand und Papier flogen und für die Welt sichtbar machte, was sonst nur in seinem Geist Form annahm. [Tassilo]

War es tatsächlich möglich, dass dieser Ort gleich mehreren Gottheiten geweiht war oder gar regelmäßig eine erneute Weihe erfahren hatte? Er wusste es nicht und ehrlich gesagt war es ihm angesichts dieses Gefühls wohlbehütet zu sein auch fast schon gleichgültig. Tatsächlich war er einfach nur froh dieses Tal, auf dem anscheinend schon seit langer Zeit der göttliche Segen lag, entdeckt zu haben. [Tassilo]

Nur schwerlich konnte er sich ausreichend sammeln und auf den eigentlichen Grund für ihre Anwesenheit konzentrieren als er sich an die Kinder wandte: „Rahja zum Gruße, könntet ihr so freundlich sein und uns verraten was das …“ Mit einer allumfassenden Geste verwies er auf das Tal. „… für ein Ort ist und wie es kommt, dass ihr hier lebt?“ Dabei war er sich längst nicht mehr sicher wer oder was sie hierher geführt hatte. Einen gedrungener Meuchler konnte er sich hier nicht vorstellen, aber wer sonst könnte wollen das sie in dieses Tal kamen? Konnten es die Götter selbst sein oder war eine derartige Annahme zu vermessen? [Tassilo]

Entgegen ihrem eigentlichen Wesen war Verema sprachlos, sie war nie eine sehr gläubige Person gewesen und verspürte Gefühle, die sie nicht beschreiben konnte. Sie fasste nach Tassilos Hand, Nähe gab ihr Sicherheit. Und wenn es um Götter und Göttliches ging, kannte er sich sicher besser aus. Sie wollte etwas sagen, ihre Worte kamen ihr aber töricht vor und dann begann Tassilo schon, zu sprechen. Das erste Mal seit langer Zeit, war sie froh, dass ER nicht an ihrer Seite war. Als ihr Begleiter gesprochen hatte, flüsterte sie ihm schnell zu "Was machen wir hier?"(Verema)

Das Verhalten Veremas erstaunte ihn etwas, dennoch ließ er sie gewähren als sie seine Hand ergriff. Als Diener der Schönen Göttin konnte man ihn wahrlich nicht als scheu bezeichnen. Auf ihre Frage jedoch wusste auch er keine Antwort, bevor er jedoch auch antworten konnte meldeten sich bereits die Bewohner des Tals zu Wort. [Tassilo]

“Dsisdltmplhlgrt” sagte einer der halben Portionen, die von den Bäumen hinunter geglitten waren. Ein anderer kicherte und antwortete im selben Kauderwelsch. Worauf der erste wiederum keckernd lachte. Der größte und älteste der Heranwachsenden – und auch der einzige, der mehr trug als eine Hose, nämlich darüber hinaus eine kurze weiße Tunika, die mit bunt gebatikten Borten abgesetzt war, antwortete den beiden Fremden: “Wir nennen diesen Ort: Den alten Tempel. Es ist ein heiliger Platz unserer Göttin. Mein Name ist Favel. Wer seid ihr zwei?” eine bronzene Brosche in Form einer Eidechse schillerte an seinem Kragen, während die Jüngeren mittlerweile kichernd am Boden lagen und sich gegenseitig kitzelten. Einige schienen sich in einer fremdländischen Sprache zu unterhalten, die einen so schnellen Zungenschlag bedurfte, dass sich Tassillo und Verema beim Zuhören schon die Ohren verknoteten.

Hinter ihnen im Unterholz knirschten Schuhe und knackten Zweige. Lares trat auf die Lichtung, immer noch erstaunt über die Veränderung, die sich seinem Geist und seiner Seele bemächtigte: Friedvoll war etwas in sein Innerstes gedrungen. Friedvoll wie der Ort, an den er nun gelangt war. Er verstand sofort, warum sich dieser Platz schützte. Vor Waffen und denen, die Wut und Aggression in sich trugen.

Was Tassilo hier sah, was er von Favel hörte und wie sich die anderen Kinder gaben ließ in ihm die Vermutung aufkeimen, dass sich die junge Göttin dieses Tal zu eigen gemacht hatte. Üppige vielfältige Vegetation. Nur Kinder aber außer ihnen waren keine Erwachsenen zu sehen. Schließlich noch Favels Kleidung, nur Tsas Segen ließ einen Menschen dergleichen anziehen. Bevor er jedoch auf dessen Frage einging wiederholte er mehr für sich selbst, als für die Umstehenden den soeben gehörten Namen erst in Bosparano, dann Rogolan und letztlich in Tulamidya. Auch er vermochte augenscheinlichen Unsinn reden, hatte eigentlich jedoch schlicht hören wollen wie der Name in den anderen Sprachen klang. [Tassilo]

„Es freut mich dich kennen zu lernen Favel, mein Name ist Tassilo und meine Begleitung hier …“ dabei deutete er mit der freien Hand auf die Almadanerin. „… heißt Verema.“ Derweil blieb sein Blick auf die Brosche gerichtet. [Tassilo]

"Danke" flüsterte Verema Tassilo zu, "mir war gerade so seltsam, jetzt geht`s wieder." Sie errötete und ließ den Arm des Geweihten los. Dann wandte sie sich an Favel. "Ja, ich bin Verema. Wir suchen Basilissa, ihre Schwester Prianna sorgt sich sehr um sie. Dürfen wir mit ihr reden ?" (Verema)

Der Angesprochene sah irritiert von einer zum anderen. „Basilissa?“ „DsklnMdcedsDDmtbrhtSsmelvI.“ kicherte es hinter dem Jungen. Favel drehte den Kopf zu den drei am Boden Liegenden und einer deutete in Richtung des roten Pavillons. „Oh. Sie scheint ein Gast von Ise zu sein. Ich bringe euch gerne hin.“ Er sah auf die Füße Tasillos hinab: „Wie ist es Schuhe zu tragen? Ist es angenehm? Willst du vielleicht für einen Moment tauschen?“ Und er wackelte mit seinen Zehen verheißungsvoll in den saftigen Grashalmen unter seinen verhornten Füßen.

Bereits jetzt kitzelte das satt grüne Gras an seinen Füßen und mochten seine Sandalen ihm in den finsteren Gängen unter der Burg gute Dienste geleistet haben, so fand er sie hier – inmitten all dieser Harmonie und Friedfertigkeit – irgendwie deplatziert. „Wieso eigentlich nicht.“ Meinte er noch bevor er die haltende Lederverschnürung am Bein löste und aus seinem luftigen Schuhwerk schlüpfte. Favel die Sandalen hinhaltend fragte er ihn: „Brauchst du Hilfe beim Anziehen?“ [Tassilo]

Doch der Junge schien bereits abgetaucht und mit allen Sinnen darauf konzentriert die Schuhe zu schnüren. Leidlich gelang es ihm, und am Ende hatten sich die Lederriemen so oft um sich selber gewunden und waren so eng um seine Fesseln gezogen worden, dass seine Füße zu gribbeln begannen.

Obwohl Favel sie nicht direkt angesprochen hatte, tat die junge Frau es dem Geweihten gleich und zog ihre Schuhe aus. Viel zu lange her war es, dass sie barfuß im Gras gelaufen war. (Verema)

„Die Schuhe kitzeln.“ Kicherte der Heranwachsende. Dann lief er einige Schritte auf und ab. „Ich bin mir nicht sicher, ob mir das gefällt.“ Dann hüpfte er einige Schritt im Kreis um die Gäste herum, drehte sich dann um die eigene Achse. Er schien gänzlich vergessen zu haben, dass er Tassilo und Verema zu Ise bringen wollte.

Da sämtliche Aufmerksamkeit des Jungen nun scheinbar auf das Gehen in seinen Sandalen gerichtet war, rechnete Tassilo nicht damit, dass sich dessen Augenmerk so schnell wieder auf sie richten würde. Zur Ruine hinüber spähend, wo der Schopf der Baroness entschwunden war, wandte er das Wort an Verema: „Ich denke wir sollten einmal dort vorn nach dem Mädchen suchen.“ Stellte er mehr fest, als dass er fragte und machte sich auf den Weg. Sanft kitzelte das saftige Gras zwischen seinen Zehen, ein tatsächlich etwas merkwürdiges Gefühl, das er aus dem städtisch geprägten Tempel seiner Göttin nicht unbedingt gewohnt war. Durchdrungen von der friedfertigen und harmonischen Stimmung dieses Ortes schritt er unbeirrt aus, gemütlich schlendernd näherte er sich so den Überresten eines Gebäudes und dem Sonnensegel. [Tassilo]

"Gute Idee, ich wollte ihn gerade mit einem Spiel ablenken, aber so ist es wohl besser" flüsterte Verema Tassilo zu und schlenderte ebenso langsam neben ihm her. Ihre Stiefel ließ sie ins Gras fallen, vielleicht konnte man ein weiteres Kind damit beschäftigen. (Verema)

Die drei Kinder mit dem merkwürdigen Zungenschlag erhoben sich derweil tuschelnd und giggelnd vom Boden. Dann bog sich der Größte von ihnen urplötzlich nach hinten, schleuderte dann seinen Körper nach vorne und bewegte sich dann rasante Räder schlagend auf Lares zu. Die Kleineren folgten ihm. Ihre Purzelbäume säumten den Weg der Räder und endeten genau vor Borax, der eben hinter dem Knappen aus dem Wald getreten war. Aufgeregt sprangen die kleinen Kugeln vom Boden. Einen Zwerg hatten sie offensichtlich noch nie gesehen. Und der Zwerg konnte kaum ein Wort sagen, da hatten die beiden ihn bereits umarmt. Einer von vorne. Einer von hinten. Sein Kettenhemd kitzelte sie, und da gerade das ihnen zu Gefallen schien, rieben sie sich an den vielgliedrigen Metallringen, während sie dem Angroscho heisern in Nacken und Gesicht prusteten.

Dieser riss erschrocken aufgrund dieser Bedrängnis die Arme in die Höhe und blickte die anderen zunächst hilflos und mehr noch hilfesuchend an. Dann jedoch ging eine bemerkenswerte Wandlung durch den Zwergen. Als er erkannte, dass ihm keine Gefahr drohte, ganz im Gegenteil, dass die… Wichtel, oder was auch immer diese seltsamen Wesen waren, ihn einfach nur auf eine sehr kindliche, verspielte Art und Weise herzlich begrüßen wollten, begann er sich zu entspannten und senkte die Arme. Alsbald erwiderte er sogar die Umarmung und lachte mit seinem wohlklingenden, tiefen Bass. (Borax)

Den Wesen schien es ausgesprochen gut zu gefallen. Sie drückten dem Zwerg ihre Lippen auf jede freie Hautpartie, die sie finden konnten.

Es fiel Borax sichtlich schwer dies über sich ergehen zu lassen. Ja, er musste unweigerlich Lachen aufgrund des kitzelnden Gefühls auf der Haut, aber nein, derartige Nähe gestattete ein Angroschim normalerweise nur einer Angroschna.

Dennoch, er ließ es sich gefallen, wusste er doch um die Arglosigkeit der Geschöpfe, welche sich nichts dabei dachten, sondern die Fremden lediglich mit allen Sinnen erforschen wollten. [Borax)

Es dauerte einige lange, kitzelige Augenblicke bis die Kleinen von dem Zwergenmann abließen. Jemand hatte ihnen etwas zugerufen und somit hatten sie etwas scheinbar Interessanteres entdeckt und tuschelten kichernd in ihrer fremdzüngigen Sprache und sprangen federnd auf das weiche Gras.

Irritiert hatte Baldos die Szenerie beobachtet. Er war wenige Schritt hinter dem Zwerg auf die Lichtung getreten. Doch die Kinder waren so fasziniert und abgelenkt gewesen, dass sie den großen Mann zunächst ignorierten.

Trotz all der Harmonie ließen Pflichtbewusstsein und Sorge um seinen Schützling Ritter Baldos nicht gänzlich in Wohlbehagen dahinschweben. Sehr verwundert sah er, was die Kinder mit dem Zwerg machten oder vielmehr, was der Zwerg mit sich machen ließ. Die wenigen Zwerge, die er aus Ostendorf kannte, hätten derlei nie und nimmer hingenommen. Als er sah wie Tassilo gemeinsam mit der Almadanerin loslief, setzte auch er sich in Bewegung, allerdings nicht so schlendernd wie der Geweihte zu dem er aufzuschließen gedachte. [Baldos]

Der Knappe des Allwasservogts hatte zeitgleich kaum Gelegenheit gehabt auf das zu reagieren, was dem Zwerg widerfuhr, denn auch er fand sich –ebenso rasend schnell wie die Räder, die dieser geschlagen hatte- in der Umarmung des dritten Kindes wieder, der Lares seine Nase unter die Achseln steckte und vernehmbar schnupperte.

„Ja, ich habe mich heute noch nicht waschen können.“, kicherte Lares etwas irritiert, doch vorwiegend über das Verhalten der Kinder belustigt. Dieser innere Frieden dieses Ortes hatte nachhaltige Wirkung auf ihn. „Sag mal, wie bist du so geschickt geworden? So viele Räder zu schlagen ist doch ganz sicher anstrengend und schwierig, oder? Kennst du diese Ise auch?“

Die Antwort war eine so schnelle Abfolge von Lauten, bei denen Lares noch nicht einmal sicher war, ob es sich dabei um eine Sprache handelte. Hände, größer und grober als erwartet strichen über sein Gesicht, über sein Haar, über Nase und Ohren. Die Ohrmuschel schien es dem Kind besonders angetan zu haben. Während es Lares so eingehend inspizierte, konnte auch der Knappe erkennen, dass es sich bei dem Kind um einen Jungen handelte. Der Kehlkopf des Kindes schien im Begriff sich nach vorne zu drücken und ein sanfter Flaum zeichnete einen schwachen Schatten über seiner Lippe. Ebenso wie es bei Lares vor wenigen Götterläufen gewesen war. Auch wirkte es aus der Nähe betrachtet viel menschlicher als noch vor wenigen Augenblicken.

„Du sag mal, magst du mich zu dieser Ise mitnehmen? Du bist flink und kennst dich gut aus, da zeigst du mir ganz sicher den richtigen Weg, oder?“ Woher kamen diese Kinder? Wie konnten sie diese – Geschwindigkeit? - erreichen? Was sprachen sie? In Wehrheim, in der Rechtsschule, da hatte er ein Seminar über – bei Herrn PRAios, es fiel ihm nicht mehr ein. Der Dozent war einfach unerträglich und diese Absonderlichkeiten mit magischen Kräften, das sagte ihm sowieso nicht zu. Er musste sich auf diesen Jungen verlassen. Er packte das Kind an der Hand und hoffte, es würde vorangehen. Oder rennen? (Lares)

Das Kind schnatterte einige unverständliche Worte, packte Lares Hand und riss ihn mit sich. Der Knappe spürte auch schmächtige Finger, die sich um seine andere Hand woben und innerhalb von wenigen Wimperschlägen fand er sich in einem schnellen Reigen mit den drei Kleinen, die sich rasch und jauchzend mit ihm im Kreis drehten. Immer schneller hielten sie auf die gegenüberliegende Seite zu, überholten dabei sowohl den Ritter als auch den Zwerg, der diesem nachgesetzt war und sausten dann im wilden Drehen auch an Tassilo und Verema vorbei.

Die beiden hatten schlendernd die Wiese überquert und standen nun vor dem Eingang des verfallenen Tempels. Er roch nach alten Steinen, feuchtem Moos und dem milden Potpourri von Düften verschiedener Kräuter und Sommerblumen, die sich um die Außenmauern ausgebreitet hatten. Hinter dem Gotteshaus -bisher ihren Blicken versperrt- erkannten sie nun noch etliche weitere Zelte und einige verfallene hölzerne Hütten. Die meisten der Planen waren aus einfachen, hellbeigen Stoffen gefertigt, einige wenige aber auch von ihren Besitzern in bunten Farben gefärbt worden. Jede der schlichten Behausungen war mit Fäden, an denen bunte Stofffetzen und Blumen im seichten Wind flatterten, mit anderen verbunden worden, so dass ein kleiner Weg entstanden war, auf dem man durch die winzige Zeltstadt flanieren konnte. Vor einem der Zelte spielte ein älterer Mann in einfacher Kleidung mit drei Kleinkindern ein Fingerspiel, während ein anderer mit zwei jungen Frauen um ein Feuer stand. Dort blubberte es aus einem mehrfach geflickten, kupfernen Kessel, der darüber hing.

-- Main.CatrinGrunewald - 21 Jul 2020