Weibel Schellenberg

Weibel von Schellenberg

Der blonde Wächter nickte dem Zwerg zu und machte, nachdem er einen kurzen Blick mit seinem Wächterkollegen ausgetauscht hatte, kehrt. Einige Momente später, das Warten wurde langsam unbehaglich, kehrte er mit einem Offizier, den Abzeichen nach im Rang eines Waibels, zurück. Dieser trug seinen Metallvollhelm unter dem Arm, dessen umfangreiche Oberarmmuskeln einen gut trainierten Krieger andeuteten. Der Waibel blickte euch aus rehbraunen Augen ernst entgegen, der Mund, umrahmt von einem dichten Vollbart, war zu einem schmalen Schlitz zusammengepresst. Der ungemütliche Wind zerzauste seinen Pagenschnitt, so dass die hellbraunen Haare in alle Richtungen abstanden.

„Der Herr von Kranikteich, seid gegrüßt und willkommen zurück in der Stadt.“ Der Waibel deutete ein Nicken an. „Werter Herr Angroscho, man sagte mir, Ihr wolltet den wachhabenden Offizier sprechen? Ich darf mich den Herrschaften vorstellen. Lupius von Schellenberg mein Name. Womit kann ich euch dienen? Und sprecht rasch, meine Zeit ist begrenzt.“

"Herr von Schellenberg danke, dass Sie Zeit für uns finden. Ich denke wir sollten unser Anliegen nicht hier auf dem Hof besprechen. Es ist ein heikles Thema und deswegen bitte ich euch darum, uns Einlass zu gewähren."(Arlan)

“Herr von Schellenberg, erstmal unseren Dank, dass ihr Euch überhaupt die Zeit nehmt uns anzuhören. Wie mein Vorredner bereits sagte, handelt es sich um eine vertrauliche Angelegenheit. Bitte lasst uns vier, und wenn dies nicht möglich seien sollte, ihn oder mich kurz unter vier Augen mit Euch sprechen. Ich versichere Euch, wir werden Eure Zeit nicht unnötig in Anspruch nehmen.” Borax nickte Ihm zu, als wolle er seine Worte noch einmal unterstreichen. (Borax)

Als Boromar den Weibel erblickte, kamen ihm die Gesichtszüge desselben seltsam vertraut vor. Dabei war Boromar sich sicher, dass er dem Offizier zum ersten Mal begegnete. ‚Woher kenne ich den Mann nur? Von Schellenberg…‘, grübelte Boromar und erwiderte das Nicken des Weibels. ‚Ob er in verwandschaftlicher Bande zu Imma von Schellenberg steht? Ich könnte Ihn einfach darauf ansprechen…Aber dies sind wohl kaum die richtigen Umstände dafür.‘ (Boromar)

Lupius von Schellenberg dachte einen Augenblick nach. Dabei ließ er kurz seinen Blick über die Damen von Hamrath blitzen. Ihm schien zu gefallen, was er sah, denn ein Lächeln schlich sich in sein Gesicht. Mit einem schelmischen Leuchten in den Augen nickte er, so als ob er sich selbst soeben eine Frage beantwortet hatte.

„Nun, wenn eure illustre Truppe von so einer erfrischend hübschen, edlen Frau wie euch, meine verehrte Dame von Hamrath, begleitet wird, muss das Anliegen ja dringend sein. Folgt mir bitte.“ Er deutete seinen Torwachen, die kleine Türe, die in den großen Burgtoren eingelassen war, zu öffnen. Ihm folgend, durchschritten die vier Ermittler einen dunklen, feuchten Tortunnel, der anschließend in einen kleinen Innenhof führte. Sie waren nun von allen Seiten von hohen Mauern umgeben, die ihrerseits auf drei Seiten vom Großen Fluss umspült wurden. Der einzige, trockene Weg zur Burg verschwand hinter ihnen, als das Tor geschlossen wurde. Waibel von Schellenberg bot Dhana seinen Arm „Habt Acht, der Boden ist rutschig, haltet euch besser an meinem Arm fest“.

Dhana, welche sich bis zu diesem Moment, da der durchaus gutaussehende Waibel sie angesprochen hatte, eher im Hintergrund gehalten hatte, lächelte den jungen Mann höflich an und knickste artig "Auch ich danke Euch, dass Ihr Eure kostbare Zeit mit uns teilt, Herr von Schellenberg. Seid gewiss, dass unser Anliegen wichtig ist und Ihr es nicht bereuen werden, uns eingelassen zu haben." Sie blickte ihm einen kleinen Moment länger in seinen rehbraunen Augen, als es für die Begrüßung unbedingt nötig gewesen wäre. Wenn der Waibel wollte, konnte er das darauffolgende Lächeln durchaus als kokett interpretieren.Als er sie durch den dunklen Tunnel in den Innenhof der Garnison lotste, nahm sie sein Angebot gerne an und hakte sich bei ihm unter, um nicht auszurutschen. Auch nutzte sie den Weg, um sich genauer umzusehen, wie alles aufgebaut war. Ja, die Anspannung der Männer und Frauen verstand sie sehr gut, diese Zeit war für niemanden leicht. Doch sie suchte in den Gesichtern auch anderes. War jemand angespannter, entspannter oder machte gar den Anschein, nervöser zu sein als er oder sie sein sollte? (Dhana)

Er führte die kleine Gruppe darauf hin ins Innere der Burg. Gegenüber des einzigen Tores ragte ein mehrstöckiger Bergfried in die Höhe, dessen stahlverstärkte Türe er erst mit einem Schlüssel aufschloss. Generell boten die Flussgardisten, die man auf den Mauern und im Hof sehen konnte, einen überaus wehrhaften und auch angespannten Eindruck. Etwas schien in der Luft zu liegen, schwer zu fassen, aber spürbar.

Im Turm betrat er eine Stube, direkt im Erdgeschoss gelegen. Einen anwesenden Gardisten scheuchte er mit einem Blick hinaus, bevor er die Türe hinter sich und seinen vier Gästen schloss.

Der Raum, offensichtlich eine Schreibstube, wies einen großen, massiven Schreibtisch auf, hinter den sich Lupius von Schellenberg sogleich setzte. Er war ordentlich aufgeräumt und hatte auf der Vorderseite immerhin zwei Stühle für Besprechungen. Auf diese deutete er, nachdem er seinen Helm auf dem Tisch abgelegt und einen kurzen Blick über einige Papiere vor ihm geworfen hatte.

„Nun, sprecht.“

Dhana konnte, so sehr sie sich auch bemühte, in den angespannten und teilweise übermüdeten Gesichtern der Gardisten zu lesen, niemanden entdecken dessen Verhalten aus dem Rahmen gefallen wäre.

In der Wachstube ließ Dhana den starken Arm des Mannes los und lächelte ihn offen und freundlich an, während sie sich auf einen der beiden Stühle setzte: "Habt vielen Dank für die Hilfe, ohne Euch wäre ich sicherlich auf diesem ach so rutschigen Boden weggeglitten. Wie schafft Ihr es, so elegant über den feuchten Stein zu schreiten?"

Bei der Frage nach dem Anliegen sah sie wieder zu Boromar und Borax, da diese beiden wohl am besten imstande waren, es für den Waibel verständlich zu erklären und nicht zu viele Worte zu nutzen. (Dhana)

Borax sah ihrem Gegenüber in die Augen, straffte sich und begann mit deutlicher und für alle vernehmbarer Stimme. “Nun, um gleich zum Grund unseres Anliegens zu kommen, die Herzogenmutter möchte, dass wir uns den Tatort ansehen. Hier ist ein Verbrechen, ein Mord geschehen und den gilt es aufzuklären, damit der Täter kein weiteres Attentat verüben kann. Dies ist unser wichtigster Antrieb. Aber ebenso soll der Familie des treuen Obersts, der durch feige Hände den Tod fand, Gerechtigkeit wiederfahren. Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, damit die Tat dieses Mörders durch Praios Gesetze gestraft wird.” Etwas leiser und bedächtiger fuhr er fort. “Bitte gebt uns Zugang zu den entsprechenden Örtlichkeiten und den Personen, die möglicherweise etwas gehört oder gesehen haben, besonders desjenigen, der das Opfer fand. Ich verstehe etwas von Metallen, sowie Mechaniken, ich möchte mir Türschlösser und Fensterverriegelungen ansehen. Wir müssen herausfinden, wie es geschehen ist, um das Verbrechen aufklären zu können.” Er ließ etwas Zeit verrinnen, eher er noch kurz ergänzte. “Bitte, wir könnten unmöglich von dem Mord wissen, wenn wir nicht von höchster Stelle instruiert worden wären. Es gibt keine Zeit zu verschenken, wir müssen schnell handeln." Damit schloss Borax und sah zu seinen Gefährten. Sein Gesichtsausdruck war schwer zu deuten. Er hoffte einfach diplomatisch genug gewesen zu sein und erhoffte in den Gesichtern der anderen zu erkennen was sie dachten. (Borax)

Arlan nickte Borax anerkennend und kaum merklich zu. ‚Sehr gut Herr Angroscho. Deine Worte und Dhanas Anlitz werden uns hier Türen öffnen', dachte Arlan bei sich. (Arlan)

Sie konnten sehen, wie dem Herrn von Schellenberg die Gesichtszüge entglitten. Der Mund klappte auf wie bei einem Fisch, der auf dem Trockenem gestrandet war. Seine Hände packten die Kante des Schreibtisches, so dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Aus zusammengepressten Lippen stieß er hervor: „Von.. von der Herzogenmutter, wie, was? Ist… seid ihr mit Imma von Schellenberg bekannt? Braune Haare, grüne Augen und eine Narbe an der rechten Hand? Hat sie mit dieser Angelegenheit zu tun?“ Er stand auf und lief hinter seinem Tisch auf und ab, mühte sich, sich wieder zu beruhigen. Einige Male atmete er tief durch, dann griff er mit seinen Händen in den Gürtel, der um sein Kettenhemd gelegt war und hielt sich daran fest. „Ihr mögt von dem Mord an meinem Oberst wissen, dies allein ist jedoch keine Legitimation für Untersuchungen und Zutritt zu den Gemächern der Flussgarde. Wir unterstehen dem Herzog, verzeiht, dass ich nicht jedem, der vielleicht etwas in den Straßen gehört hat, Einlass gewähren kann. Wärt ihr nicht von Stand, ich hätte euch längst rauswerfen lassen.“

Borax sah den auf und ab schreitenden Waibel der Flussgarde verständnislos an. Dann riss er die Augen auf und öffnete den Mund, sagte aber nichts, war zu verdutzt von dem Offensichtlichem. Er war zu angespannt gewesen, hatte nicht nachgedacht und den richtigen Schluss nun zu spät gezogen. Borax schloss die Augen, sammelte und fasste sich, bevor er in einem ruhigen und gemäßigten Ton begann. “Werter Herr von Schellenberg, verzeiht meinen polternden Ton. Ich begriff zu spät, dass es bestehende Familienbande zwischen Euch und der Dame von Schellenberg gibt. Sie ist ebenso in diese Sache hineingezogen worden wie wir. Bitte, uns ist daran gelegen, dass dies ohne Aufsehen abläuft und wir sind auf Eure Hilfe angewiesen. Ich verspreche Euch, dass wir ein Auge auf sie haben werden.” Es entstand eine kurze Pause, Borax wollte dem Herrn von Schellenberg Zeit gewähren zu fassen. Als er erneut ansetzte war deutlich, dass er den Waibel verstand, seine Stimme zeigte Mitgefühl. „Für uns ist diese Angelegenheit ebenso beunruhigend und unangenehm wie für euch. Bitte lest dies, es wird alles erklären und uns legitimieren. Versteht, dass wir möglichst wenig Aufsehen veranstalten wollten. Wir mussten versuchen ohne das Papier durchgelassen zu werden, welches ich euch nun zeigen werde.” Ohne ein weiteres Wort holte Borax die Urkunde des Agenten hervor und legte sie auf den Tisch vor sich. (Borax)

Als Lupius von Schellenberg offenbarte, dass Imma von Schellenberg seine Schwester sei, blickte Boromar den Weibel wissend an. ‚Habe ich es mir doch gedacht.‘ Bekräftigend nickte er bei Borax Worten, auf Imma Acht zu geben. „Seid versichert, dass wir nicht nur ein Auge auf Eure Schwester haben werden. Ich werde mit meinem Leben für Ihre Sicherheit einstehen, sollte – mögen die Götter es verhüten – dies erforderlich sein.“ (Boromar)

Lupius von Schellenberg straffte sich, nahm die Hände vom Gürtel und legte sie hinter seinen jetzt kerzengraden Rücken. Er beugte sich vor um das Dokument, das Borax auf den Tisch gelegt hat, zu lesen. Seine Miene blieb gefasst und kühl, als seine Augen über die Buchstaben huschten. Dann richtete er sich auf und schritt zügig, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, zur Türe, welche er sogleich aufstieß. „Adjutant, hol mir die Gemeinen Strutzinger und Kimmel, sofort!“ Darauf schloss er die Türe wieder und wendete sich euch zu. „So. Ich habe euch die wachhabenden Gardisten von letzter Nacht holen lassen. Befragt sie nach eurem Gutdünken. Danach zeige ich euch das Zimmer des Obersts sowie den Leichnam. Die Geweihten des Boron wissen noch nichts von dieser Leiche, ich kann es aber nicht mehr sehr lange hinauszögern, sie zu informieren. Tut, was ihr tun müsst. Er stellte sich nun direkt vor Borax, die Hände wieder am Gürtel, und blickte den Zwerg mit beinahe glühenden Augen direkt in die Augen. Seine Stimme vibrierte vor mühsam unterdrückter Sorge und Zorn. „Herr Borindrax, Sohn des Barbaxosch, eins noch. Sollte meiner Schwester ein Leid geschehen, schwöre ich euch, euch bei eurem Wort zu nehmen und euch daran zu erinnern, dass ihr auf sie Acht geben wolltet! Wir verstehen uns? “ Danach langte er nach dem Pergament auf dem Tisch und gab es dem Zwerg zurück.

Kurze Zeit später klopfte es an der Türe und, ohne abzuwarten, traten zwei Gardisten in den Raum. Beide hatten tiefe Augenringe und ihr Minenspiel verriet, dass sie soeben aus Borons Armen gerissen wurden. Sie nahmen vor ihrem Waibel Aufstellung, salutierten mit der ausgestreckten, zur Faust geballten Rechten und meldeten sich. Der Rechte von beiden, ein kahlköpfiger Mann mit mächtigem bornländischen Schnauzer und einem wahren Stiernacken sprach für beide: „Die Gemeinen Strutzinger und Kimmel melden sich wie befohlen, Herr von Schellenberg.“ Dieser deutete auf die Gruppe Jungadliger, übersah dabei gnädig das nur hinlänglich unterdrückte Gähnen des linken Gardisten. „Ihr werdet diesen Herrschaften ihre Fragen wahrheitsgetreu beantworten.“

Lupius wendete sich besagten Jungadligen zu. „Sie gehören euch.“ Die Worte des Mannes waren so stark wie er selbst schien, doch sie zeigten auch, wie sehr er sich sorgte. Seine Schwester bedeutete ihm wohl sehr viel und das konnte Dhana mehr als gut nachvollziehen. Sie wartete einen Moment, bis sich alle wieder etwas gefangen hatten, und musterte in der Zeit die beiden Wachen: "Werter Herr von Schellenberg, ich danke Euch vielmals für die Hilfe. Bitte, könntet Ihr mich sogleich zu dem Zimmer des Oberst führen? Ich denke, dort hilfreicher zu sein." Sogleich stand sie auf und sah den Mann freundlich an, wartend, ob er der Bitte nachkommen würde. (Dhana)

Borax fühlte sich plötzlich elendig. Er sah betreten zu Boden, als die beiden Gardisten den Raum betraten. Der Versuch etwas auf seine im Zorn gesagten Worte zu erwidern, war ihm im Halse stecken geblieben. Es war nicht so, dass er dem Mann böse war, nein, er verstand ihn. Er hatte eine Schwester, die er liebte, auch wenn diese es ihm nicht immer leicht machte. Aber was half das jetzt noch? Er hatte die Sache scheinbar falsch angefasst und hatte die Quittung hierfür erhalten, hatte sich die Finger wie ein Anfänger am glühenden Werkstück verbrannt, bevor es geformt werden konnte. Was war er für ein Narr gewesen zu glauben, er könne diese so wichtige Angelegenheit hier regeln, hier, auf für ihn so fremden Terrain. (Borax)

„Borax, vielleicht wohl Ihr Dhana begleiten, um euch einen Eindruck von den Schlössern in den entsprechenden Räumlichkeiten zu verschaffen“, schlug Boromar dem Angroscho vor. „Dann verweile ich hier und unterstütze Arlan bei der Befragung.“ ‚So ich denn eine Hilfe sein kann. Bislang scheint mir unser Beamter, ein windiger Hund zu sein.‘ (Boromar)

Borax Stimme war belegt und abwesend als er kurz auf den Einwand seines Begleiters reagierte. “Selbstverständlich Boromar, dies werde ich tun.” (Borax)

Lupius nickte Dhana und Borax zu. „Dann kommt, gehen wir nach oben. Stutzinger!“ Der Waibel wendete sich im Hinausgehen über die Schulter an den glatzköpfigen Gemeinen mit seinem markanten Schnauzer. „Ihr bleibt bei den Herren von Kranikteich und von Rodenbrück, sobald die Befragung beendet ist. Ich werde sie persönlich wieder abholen. Und nur ich, verstanden?“ Der stiernackige Gemeine salutierte und nickte seinem Waibel zu. „Jawohl, wie Wohlgeboren befehlen“.

-- Main.CatrinGrunewald - 03 Mar 2019