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Version vom 19. März 2021, 21:10 Uhr

Verhör der Wachen

Arlan und Boromir fanden sich mit den zwei Gardisten, die letzte Nacht Wache am Tor gehalten hatten, alleine in der Wachstube.

„Meine Herren, wir müssen wissen, ob es bei ihrer Wache am gestrigen Abend zu irgendwelchen Ungereimtheiten gekommen ist. War irgendetwas anders als sonst? Selbst kleinste Details könnten von Bedeutung sein. Bitte erläutern Sie uns auch in groben Zügen, wie eine Nachtwache hier normalerweise abläuft.“, Arlan nickte den Übermüdeten dabei aufmunternd zu. (Arlan)

„Nicht nur Ungereimtheiten. Ist Ihnen etwas aufgefallen, was anders war als sonst oder untypisch. Vielleicht ein Poltern, ein Geräusch, ein Schatten? Dinge, die man aufgrund seiner Müdigkeit oder im flackernden Schein der Fackeln mit einem Schulterzucken als Einbildung abtuen würde.“ (Boromar)

Als der Waibel den Raum verlassen hatte, gaben sie ihre Habachtstellung auf und standen bequem. Stutzinger, wohl der gesprächigere, oder auch einfach nur wachere von beiden, begann die Fragen von Arlan und Boromir zu beantworten: „Tja, nun, müsster wissen, war an sich eigentlich eine ruhije Nacht jewesen. Kalt und nass, jejht ja nich anders hier am Fluss, aber ruhig. Bis auf das Liebchen, ja, die kahm wohl so zur 4. Stunde hier an. Sachte, se iss zum Oberst bestellt, er hätte was janz besonderes mit ihr vor, wenn se wissen was ich meine.“ Er zwinkerte anzüglich, erinnerte sich dann aber wieder der Situation, in der er gerade steckte, und wurde, blass im Gesicht, wieder ernst. Auch gab er sich Mühe, seinen Dialekt wieder in den Griff zu bekommen. „Ja, entschuldigense bitte vielmals. Also da war da mitten in der Nacht die Hure, hatte ein kleines Stöckchen mit nem Bündel daran, und wollte rein. Sachte noch, se wäre ausm Enterhaken hergeschickt worden und ob wir später noch ihre Kajüte entern wollten. Darauf haben wir uns natürlich nicht eingelassen, waren ja im Dienst. Na ja, wir wollten ja den Oberst, Boron sei seiner Seele gnädig, nicht warten lassen und haben sie reingelassen. Se sachte noch, sej kenne den Wech. Aber wir haben ja unsere Befehle, darum hab ich se bis zur Tür vom Oberst begleitet und bin davor stehen geblieben. Se waren auch bald fertich, de Tür is wieder aufjegangen und der Herr von Zweibruckenburg hat ihr noch ne Münze in die Hand gedrückt. Da war er noch quietschlebendig! Das Mädel ist dann runter, und der Oberst, na ja, s‘ war ja ne kalte Nacht, da hat er mir noch einen Kurzen ausgegeben. Bin dann aber auch bald wieder runter ans Tor, wollt ja den Pedder nich zu lange allein Wache stehn lassen. Ich schwörs beim Herrn Praios, als ich beim Oberst raus bin, war noch alles in Ordnung. Da war och kein Schnitt oder Stich jewesen, woran er ja wohl gestorben sein soll. Nun ja,“ er zuckte mit den Schultern und wollte sich schon gegen den Schreibtisch lehnen, was er in letzter Sekunde noch verhinderte. Er musst einen kleinen Ausfallschritt machen, stammelte eine gegähnte Entschuldigung und fuhr dann, nicht mehr blass, sondern rot im Gesicht, fort: „So ist dann auch eine normale Nachtwache, nur ohne den Liebchenbesuch halt. Wir stehen zu zweit am Tor, lassen Patrouillen oder Kammeraden auf Ausgang wieder rein und halten die Stellung. Iss doch so, wa Pedder?“

„Jau“ war die ganze Antwort.

„Wisst ihr mehr über den Damenbesuch des Hauptmannes? Kanntet ihr die Dirne? Kam sie öfter her?“ Wollte Arlan von den Wachen wissen. (Arlan)

„Tja, wissense, s‘ kimmt scho ab und dann mal eine von denen her, aber nich oft. Die von jestern Nacht hab ich noch nie jesehen, das Ding war ja auch recht jung, möchte ich meinen. Und unser Oberst, nun ja, er war ja nich mehr der Jüngste misster wissen. Da war das schon selten, dass er sich was gönnte.“

‚Typischer Wachdienst.‘ Boromar nickte. „Hat sie sich vorgestellt? Wie sah sie denn aus? Und habt ihr sie wieder runter bis zum Tor geleitet?“, wandte Boromar sich an den Gemeinen Stutzinger. „Oder ist sie etwa allein bis zu Euch gegangen?“ Boromars Blick bohrte sich in den von Kimmel. „Aber die Garnison hat sie mit Sicherheit verlassen? Das habt ihr mit eigenen Augen gesehen?“ (Boromar)

„Nej, den Namen hot se nich gejsagt, nur dass se vom Oberst jerufen worden sei. Jesehen hab ich se vorher auch noch nüscht, aber et jibt ja welche, die für meinereiner nich erschwinglich sind. De janz eidlen Damen, nich? Und naja, se hat ein Tuch übern Kopf jetragen, da konnt man in der Finsternis nun nich so viel erkennen. Ein recht normales Jesicht, vielleicht der Blick a bissle scharf, nich so weich wie eine guckt, die gleich mit wem inne Kiste steigt. Normal groß, so wie ich in etwa. Janz hübschet Figürchen, se hatte nen recht kurzen Rock und ein weit jeschnittenet Blüschen an, da konnte man oben rum schon so manches im Fackellicht erahnen, mei. Ond wie jesacht, ich war, nachdem se fertich worn, noch owen beim Oberst auf nen Kurzen jeblieben, ower se is, so hat Pedder jesacht, kurz später wieder unne rausjekomme und iber den Mole wegjelaufe, nich wahr, Pedder?“

Dieser antwortete wieder mit einem kurzen „Jau“.

Boromar holte seine Schreibutensilien auf und machte sich ein paar Notizen zur Beschreibung der Dirne. Viel war es nicht, was die beiden Gardisten bislang mitgeteilt hatten. Aber er wollte sichergehen, dass er nichts vergaß oder falsch in Erinnerung behielt. „Hmm.“, brummte Boromar und dachte einen Moment nach. „Besteht die Möglichkeit, da die Dirne ja auf dem Rückweg unbeaufsichtigt war, dass sie einer weiteren Person Zugang zur Garnison verschaffen konnte? Ein Seil an der Mauer? Öffnen einer Seitentür? Und ist euch sonst noch was an ihr aufgefallen? Irgendetwas Charakteristisches, etwas mit Wiedererkennungswert oder etwas was euch merkwürdig vorkam? Kommt sie wohl aus der Gegend? Wie alt schätzt Ihr sie?“ Boromar musste innehalten, um Luft zu holen. Dabei versuchte er seine Gedanken zu sortieren, aber es schossen ihm immer mehr Fragen durch den Kopf. ‚Welche Farbe hatte die Kleidung? Ob es wohl Komplizen gab? Und, und, und…‘ Aber er hatte nicht das Gefühl, dass irgendetwas davon sie entscheidend voranbringen würde. Andererseits könnte jedes noch so kleine Detail von Bedeutung sein. „Meine Herren, denken Sie nochmals scharf nach, schließlich geht es hier um die kaltblütige Ermordung des Obersts von Zweibruckeburg, Ihres Obersts. Alles, was Ihnen einfällt, und mag es Ihnen auch noch so unwichtig vorkommen, kann von Bedeutung sein.“ (Boromar)

"Sagt meine Herren, sprach die Dirne mit einem Akzent? Ihr hattet sie zuvor nicht gesehen, hattet ihr den Eindruck, dass sie von hier stammte? Hat Sie vielleicht auffällig gerochen? Ihr lacht, aber auch der Geruch könnte helfen sie aufzustöbern." Eindringlich blickte der Widerling den Beiden in die Augen. ( Arlan)

„Ja wiissense, de Dame hat, jetzt wo se mich so jenau danach frajen, niicht so jerochen wie die sonst so riechen. Sonst ist das ja eher so ein aufdringlich duftender Duft, so, so,“ Der Flussgardist suchte nach Worten, musste zwischendrin wieder gähnen, wobei er, von seinem Kollegen mittels Ellbogen daran erinnert, hastig die Hand vor den Mund hielt. „blumig, ja das isses, blumig und manchmal riechense nach saurem Fisch. Naja, und die von letzter Nacht, die hat so, ja, fast so jerochen wie die feinen Damen aus der Stadt, dezent nennen die das glaub ich. Aber jejsprochen hat sie, naja, so wie die vonner Straße reden. Barsch und direkt. Aber, die Klamotten waren sauber, ja, naja, zumindest nicht so versifft wie die von so einer, die es für ein paar Kupfer macht, wissense? Ower se hejt von hiier kumme könne, so fremd klang se jetzt nich. Nunja, ihren kleinen Stecken hab ich ja schon erwähnt, da hatte se ihr kleines Bündelchen dran. Sachte, da wären Frauensachen drin, da hab ich nich nachgefragt. Als se rausjekommen war, das hat der Pedder jesacht, da isse stracks de Mole zur Stadt jejangen. Ob se da anjekommen is, kunner nich sajen, et war ja dunkel und nachts sieht man nich die halbe Molenlänge lang. War doch so, Pedder?“

Dieser, mittlerweile hatte er die Augen geschlossen und stand gegen einen Schrank gelehnt, antwortete wieder mit einem leisen, fast verträumten „Jau“.

'Ein Stecken', dachte Arlan bei sich ehe er die Befragung fortführte,' waren das auf dem Brief auch Stecken? Wenn es wirklich nur einer war, deutete das auf 2 Täter mit je einem Stecken hin?' Trug Sie nur einen Stecken? Oder war es ein Bündel Stecken ähnlich wie Bündel mit Reisig zum Feuer machen? (Arlan)

Boromar kniff die Augen zusammen, während er im Geiste nochmals schnell das bisherige Gespräch durchging. ‚Sonderlich viel konnten oder haben uns die beiden Gardisten bislang nicht verraten. Hoffentlich haben Dhana und Borax etwas Hilfreiches gefunden. Ansonsten kehren wir wohl alsbald ohne viele nützliche Informationen zurück. Außer es gelingt uns diese Dirne ausfindig zu machen.‘ „Was war der Oberst denn für ein Mensch? Hatte er Feinde? Leute, die ihm schaden wollten? Fällt euch irgendjemand ein, der einen Grund hätte ihn umzubringen oder von seinem Tod profitieren würde?“ (Boromar)

Stutzinger blickte zwischen Arlan und Boromar hin und her, wusste wohl nicht, wessen Frage er zuerst beantworten sollte. Nach kurzem Zögern entschloss er sich, einfach mit der Luft zwischen den beiden zu sprechen: „Ja nuh, der Herr Oberst, wissense, das war so ein Mensch fir sich. Noch einer von der janz alten Schule, hat uns das Strammstehen und Befehle Befolgen noch mit dem Stock beigebracht. Der war ja vonner Wehrheimer Schule. Wenn der Herr Oberst in redseliger Laune war, hat er auch mal von den guten alten Zeiten geschwärmt, wie es war, mit den janz alten Großen des Reiches zu lernen und zu arbeiten. Aber, auch wenn der Herr Oberst mich oft zusammenstauchen musste, er is immer für die Leitchen unter ihm einjestanden.“ Über das zerfurchte Gesicht mit dem ausladenden Schnautzbart liefen einige Tränen, als der Gardist in Erinnerungen versank. „S‘ jab nie nen Anschiss, den ich nich auch verdient hätt. Aber er hat auch mal ein Auge zujedrickt, wenn man zum Liebchen wollt, oder der Sold mal knapp war, und stand in jedem schlimmen Kampf an unserer Seite, egal wie tief der Dreck auch war, in den er uns geschickt hat.“ Er schniefte ein paarmal vernehmlich bevor er sich straffte. „Wir halten zusammen, egal was auch kommt, deshalb, bitte vielmals um Verzeihung. Sicher gibt es Kameraden, die jetzt, auch durch den Krieg, aufsteigen. Ja, auch durch den Mord am juten Herrn Oberst. Ower, die werd ich hier nich anschwärzen, würden meine Kameraden och nich tun. Das mit dem armen Herr Oberst, das kann nur einer von aussen jewesen sein, einer von uns würde das nich machen. Isses nich so, Pedder?“

Das ‚Jau‘ von Pedder klang diesmal verschnupft, und bei einem Blick zu diesem, sah man, dass auch er einige Tränchen in den Augen hatte.

Dann fiel Stutzinger noch die Frage von Arlan ein, und so fügte er schnell hinzu: „Und die Hure, die hat tatsächlich nur einen kleinen Stecken, also einen einzelnen, getragen.“

Arlan räusperte sich kurz. " Ich denke, wir sind vorerst fertig, oder habt Ihr noch Fragen Boromar?" Arlan sinnierte einen Moment," Doch, eine Frage habe ich noch. Haben die Herren während des Bankettes Dienst?" (Arlan)

„Nej mein Herr, wir stehen heute Nacht wieder am Tor, dafür sind wir die janze Woche einjeteilt.“

Als Stutzinger von der Wehrheimer Akademie und dem Oberst als Soldat der alten Schule sprach, nickte Boromar zustimmend. „Die Kaiserlich Wehrheimer Akademie für Strategie und Taktik. Die wohl beste Ausbildungsstätte dieser Art auf ganz Dere, ganz besonders im Wehrheimer Strammstehen.“ Dann zuckte ein Ausdruck der Erkenntnis über Boromars Gesicht und um ein Haar hätte er sich mit der flachen Hand vor die Stirn geschlagen. ‚Die Kaiserlich Wehrheimer Akademie für Strategie und Taktik. KWAST. Genau die Buchstaben fanden sich auf dem Brief. Warum ist mir das nicht eher aufgefallen, bei der Weisheit der Allwissenden. Arlans Nachfrage verneinte er mit einem Kopfschütteln (Boromar)

„Nej mein Herr, wir stehen heute Nacht wieder am Tor, dafür sind wir die janze Woche einjeteilt.“ Die Türe zur Wachstube ging auf. Zuerst trat Waibel von Schellenberg ein. Er zeigte eine missmutige Miene, nickte wortlos und setzte sich an seinen Schreibtisch. „Sind die Herren fertig mit der Befragung?“ Seine Stimme klang müde und auch ein wenig resigniert. Kurze Zeit später traten dann Dhana, Borax und eine Frau ein, die für Arlan und Boromar fremd war. Der Edle von Schellenberg erhob sich von seinem Stuhl, trat einen Schritt vom Tisch zurück und stellte seine Hauptfrau, die edle Dame von Bilgraten zur Graufurt vor. Diese beantwortete im Hereinkommen noch eine Frage von Dhana: „Ja, ich werde meinen besten Mann als persönliche Leibgarde einteilen und natürlich stellen wir, wie jeden Tag auch, die Schlosswachen. Nur heute, auf Grund der aktuellen Situation, verschärft.“

Dhana, die beiden Gemeinen sowie die, mit welchen sie hierhergekommen war, mit einem klaren und scharfen Blick prüfend, trat in den Raum und nickte dem Herrn von Schellenberg freundlich und aufmunternd zu. Dann blickte sie zu der stattlichen Hauptfrau und dachte den Bruchteil eines Augenblickes nach: "Euer bester Mann? Verzeiht, wenn ich nachfragen muss, um wen es sich handeln mag. Zu lange war ich fern von Elenvina, um dies einschätzen zu können." Während sie auf eine Antwort wartete, glitten die Gedanken ab und sie überlegte, ob sie einen Gardisten oder eine Gardistin sah, welche kurzes, blauschwarzes Haar zu haben schien. Da es dunkel war, als sie durch das lange und nicht gerade breite Tor geschritten waren, würde sie vermutlich nicht viel gesehen haben. Zudem hatte sie sich am Arm des Waibel festgehalten und durch diesen keinen Blick auf alle erhaschen können. (Dhana)

Die Edle von Bilgraten zur Graufurt deutete, nicht ohne erkennbaren Stolz in den Augen, auf den Waibel von Schellenberg. „Er wird heute Abend der Schatten Ihrer Hoheit sein.“

Als Borax nach Dhana die Wachstube betrat konnten die Anwesenden erkennen, dass der Angroscho betrübt war. Seine sonst meist freudige Miene war ausdruckslos und seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst. Ebenfalls hielt er sich auffällig im Hintergrund, was nach seinem bisherigen Auftreten eher ungewöhnlich war. Lediglich ein leichtes Nicken schenkte er seinen Kameraden, als er ihrer ansichtig wurde. (Borax)

„Ich denke wir sollten unserer Ergebnisse an einem anderen Ort zusammentragen und die Wache nicht weiter von ihrem Dienst abhalten, oder?“ (Arlan)

Borax nickte nur knapp, nachdem er Arlans Worte vernommen hatte. Man sah ihm an, dass er mit sich rang, sich aber zu keiner weiterer Äußerung durchringen konnte. Er wirkte schlicht eingeschüchtert, verunsichert. (Borax)

-- Main.CatrinGrunewald - 03 Mar 2019